Was ist neu

Serie Grün wie Jade

Wortkrieger-Team
Monster-WG
Seniors
Beitritt
19.05.2015
Beiträge
2.573
Zuletzt bearbeitet:

Grün wie Jade

Chiang Mai im Norden von Thailand
13.April 2020: 13:22 GMT (20:22 Uhr Ortszeit)

Opa Kurt riecht nach verrottetem Fisch. Sein Schweiß setzt sich so tief im Bettlaken fest, dass ich es heiß waschen muss.
Als er zum ersten Mal bei mir war, gefiel er mir. Er war gut gekleidet, Chino-Hosen, Hemd. Nicht wie die Kerle, die Jogginghose tragen, Baseball-Caps und darunter die welke Haut, Altersflecken und Glatze verbergen. Opa Kurt trug Feinripp, aber sauber, frisch gewechselt, bevor er zu mir kam. Ein Herr, ein Gentleman. Wenn er mich berührte, waren seine Hände Schmetterlinge, seine Küsse Rosenblätter.

Zu viel ändert sich. Die gute Zeit geht vorüber. Opa Kurt hat kein Geld mehr. Wer weiß, wie lange er noch hierbleibt. Die anderen sind längst verschwunden. Eigentlich wär’s mir egal. Ich genieße die freie Zeit und habe ein wenig gespart. Aber ewig reicht’s nicht. Und meine Familie muss ich auch unterstützen. Vielleicht fahre ich nach Bangkok, um zu tanzen. Vielleicht wär’s auch besser, ich gehe wieder zur Schule, um zu lernen. Wann, wenn nicht jetzt! Schließlich bin ich jung, fünfzehn Jahre alt, habe das Leben vor mir.

„Ich war Bäcker, bevor ich in Rente gegangen bin.“
„Okay.“
„Ich könnte Brot backen, richtig knusprig, und auf dem Markt verkaufen.“
„Brot ist kein Reis.“
„Meine Rente habe ich auch noch, Suna.“
„Du kannst nicht mehr herkommen, wenn du nichts bezahlst, das musst du kapieren.“
„Weißt du, wie gutes Brot schmeckt?“
„Brot ist kein Reis, Kurt.“

Ich schicke ihn weg. Er schlurft über den Boden und dreht sich nicht um.

Nahm drängt sich an ihm vorbei. Sie stammt aus meinem Dorf. Die Straße endet dort, wo ich herkomme. Dahinter beginnt der Wald und die Schlucht mit den Abgründen und den wilden Tieren. Wenn ich an die Heimat denke, rieche ich Blätter, Moos und schwarze Erde.
Ich spiele mit der App. Im Zimmer blinken Lampen, führen ein Lichtspiel aus rot und gelb und grün im Takt zur Popmusik in der Geburtssprache, die mir das Herz wärmt, weil die Texte von Liebe und Sehnsucht, von Trauer und Hoffnung erzählen, die Beats aber nach Europa, Amerika und der ganzen Welt klingen. Nahm setzt sich ganz nahe neben mich. Ich zünde Räucherstäbchen an. Die Statue des Smaragdbuddhas habe ich in einer Bude neben dem Tempel gekauft. Das Grün strahlt so lebendig, wenn Licht auf die Jadefigur fällt. Meine Eltern und die Geschwister lachen in die Kamera. Jeder in unserer Familie, einfach jeder hat diese unscheinbare Furche am Kinn. Außer mir, vielleicht sollte ich deswegen weggehen. Das Foto steht neben dem Buddha, in der Mitte der Behälter mit den Räucherkerzen. Vielleicht wär’s klug, den Schrein anders aufzustellen, das Bild in den Hintergrund, den Duftbehälter ganz woanders hin.

Ich schaue Nahm an. Sie ist mir so vertraut. Ich mag es, sie zu berühren. Wir kämmen uns gegenseitig, flechten uns ineinander, summen Melodien. Ihr Seidenhaar fließt den Körper herab.

„Wird sich was ändern, Nahm.“
„Schlimme Zeiten, ich weiß“
„Das meine ich nicht. Da wächst was in mir.“
„Bist du sicher?“
„Seit drei Monaten warte ich.“
„Unregelmäßigkeiten, die soll’s ja geben.“
„Bei mir nicht.“
„Du kannst es wegmachen lassen. Kennst du den Vater?“
„Kurt, wer sonst.“
„Bist du sicher?“
„Er hat eine Gummiallergie und bezahlt mehr. Schon immer.“
„Der ist mir doch gerade entgegengekommen.“
„Na und.“
„Hast du’s ihm gesagt?“
„Nein!“
„Warum nicht?“
„Er muss es nicht wissen. Außerdem hustet er und hat Fieber.“
„Wirklich?"

Danach schweigen wir eine Weile, bis ich anfange, Nahm über die Wange zu streicheln. Wir schauen uns an - anders als wir Kunden, Fremde, selbst unsere Verwandten anschauen. Wir halten den Blick. Ich ziehe den Stecker. Die Lichterketten an den Wänden erlöschen. Nur die Glaskugel über uns bleibt hell. Die Konturen von Nahms Körper wirken so schmal.

„Wir gehen weg von hier, ja?“
„Wohin?“
„Wo wir leben können, wo wir glücklich sind.“
„Und das Baby?“
„Nehmen wir mit.“

Als ich gerade die Augen geschlossen habe, dem Traumgespinsten ganz nah komme, höre ich Männerstimmen im Flur. Fäuste donnern an die Tür. Nahm zittert und mir stellen sich die Haare auf. Ich schnappe mir die Buddhafigur. Das Familienfoto fällt um. Dann schultere ich den Rucksack, in dem ich alles verstaut habe, atme tief durch und öffne die Tür.

 

Hallo @Isegrims,

zuerst zwei Flusen:

Hast du’s ihm gesagt.
Fragezeichen
Im Zimmer blinken Lampen, führen ein Lichtspiel aus rot und gelb und grün im Takt zum Popmusik
zur Popmusik

Ich finde dein Thema sehr interessant. Und es ist auch mutig, darüber als "Westler/in" zu schreiben - es sei denn, du kennst dich dort aus.
Ein Problem habe ich aber: Die Ich-Erzählerin schreibt:

Wenn er mich berührte, waren seine Hände Schmetterlinge, seine Küsse Rosenblätter.
Das bedeutet, dass sie am Anfang (mit 14?!), als sie begann sich zu prostituieren, die Berührungen und Küsse des alten Mannes genossen hat. Das kann ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen. Und so wirkt auch der Rest der Geschichte etwas unentschlossen. Sie scheint ja nicht verkauft worden zu sein, wurde aber weggeschickt. Und da ist Prostitution bestimmt nicht ihr Herzenswunsch. Aber außer der Beschreibung der anderen fiesen Männer wird nichts über ihr Leid, ihre Seele gesagt.
Zu viel ändert sich. Die gute Zeit geht vorüber.
Zu Beginn ihrer Prostitiuton war es also gut?
Und am Ende hat man den Eindruck, dass jetzt alles gut wird. Sie geht mit Nahm weg, bekommt das Kind und alle drei leben glücklich und zufrieden weiter.
Ich glaube nicht, dass es so ist.

Viele Grüße
Daeron

 

Hallo @Daeron

vielen Dank für deinen Kommentar: sehr willkommen, gerade bei den Texten der Serie, die ich hier gestartet habe.
Die Geschichten innerhalb der Serie zeigen durchgehend Momentaufnahmen (ein Datum, eine Uhrzeit, an verschiedenen Orte der Welt), sind kompakt und deuten vieles an, über das man deutlich mehr schreiben könnte. Das gilt auch für diese Geschichte.

Ich finde dein Thema sehr interessant. Und es ist auch mutig, darüber als "Westler/in" zu schreiben - es sei denn, du kennst dich dort aus.
manches habe ich selbst gesehen, anderes recherchiert. Die asiatische Denkweise unterscheidet sich allerdings schon fundamental von der westlichen, was auch einen Teil deines Befremdens sicher widerspiegelt.

Das bedeutet, dass sie am Anfang (mit 14?!), als sie begann sich zu prostituieren, die Berührungen und Küsse des alten Mannes genossen hat. Das kann ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen. Und so wirkt auch der Rest der Geschichte etwas unentschlossen. Sie scheint ja nicht verkauft worden zu sein, wurde aber weggeschickt.
verstehe ich gut, was du schreibst, ist ein heikles Thema, das nicht gut an uns rangeht. Aber denk*s dir so: anfangs herrscht keine Abstumpfung, vieles hat einen Hauch von Freiheit. Es ist zu einfach, die Moralkeule zu schwingen. Vergiss nicht, dass es sich um eine Ich-Erzählerin handelt, die nicht ganz objektiv mit ihren Erinnerungen umgeht, sich manches auch schönredet, in einer Fantasie-Welt lebt, was auch auf das Ende hindeutet.

Und da ist Prostitution bestimmt nicht ihr Herzenswunsch.
aber der Wunsch der Familie zu helfen, zudem werden oft falsche Versprechen gemacht.

Aber außer der Beschreibung der anderen fiesen Männer wird nichts über ihr Leid, ihre Seele gesagt.
ich finde schon, dass manches angedeutet wird: ihr Wunsch das hier zu beenden, zur Schule zu gehen zum Beispiel

Zu Beginn ihrer Prostitiuton war es also gut?
die Kunden bleiben weg, sie kann so nicht mehr existieren, muss etwas ändern.

Und am Ende hat man den Eindruck, dass jetzt alles gut wird. Sie geht mit Nahm weg, bekommt das Kind und alle drei leben glücklich und zufrieden weiter.
Suna glaubt das, ja.

viele Grüße und einen guten Start ins Wochenende (werde mir gleich mal deine neue Kurzgeschichte anschauen, bin gespannt)
Isegrims

 

Hallo @Isegrims ,

ich bin gespannt, wie es weitergeht. Dein Stil gefällt mir, so etwas lese ich ziemlich gerne. Vorab eine kurze Frage: Ist Nahm ein Jugenname oder ein Mädchenname?

So, kommen wir zum Text:

Opa Kurt riecht nach verrottetem Fisch.
Ich liebe es, wenn Texte Gerüche erwecken. Einstieg war top meiner Meinung nach.

Die gute Zeit geht vorüber. Opa Kurt hat kein Geld mehr.
Das sind zwei kurze Sätze, die so viel ausdrücken. Gleichzeitig ist es nicht zu offensichtlich, sodass ich mir als Leser selbst Gedanken machen kann. Hat für mich gut funktioniert.

Wenn er mich berührte, waren seine Hände Schmetterlinge, seine Küsse Rosenblätter.
Vielleicht fahre ich nach Bangkok, um zu tanzen.
Das Bild wird deutlicher, ich frage mich als Leser, ob es wirklich um das geht, was ich erwarte. Stark geschrieben.

Du kannst nicht mehr herkommen, wenn du nichts bezahlst, das musst du kapieren.“
In diesem Satz lese ich, dass es sich bei der Protagonistin um eine starke Persönlichkeit handelt, die ganz klar sagt, was Sache ist. Sie scheint sich zudem in gewisser Weise mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben.

Wenn ich an die Heimat denke, rieche ich Blätter, Moos und schwarze Erde.
Das lese ich gerne, außerdem steckt darin die Sehnsucht an eine andere Zeit. Ich fühle mit der Protagonistin mit und ich finde, dass dein Thema erschüttert.

Sie ist mit Gold überzogen und erstrahlt, sobald Licht auf sie fällt.
Das Detail gibt deiner Geschichte Glaubwürdigkeit und das ist einfach gut geschrieben.

Danach schweigen wir eine Weile, bis ich anfange, Nahm über die Wange zu streicheln.
Die Protagonistin hadert nicht mit ihrer Schwangerschaft, übernimmt sogar noch Initiative und ich lese darin einen gewissen Optimismus, egal was das Leben auch an Hindernissen in den Weg räumt.

Insgesamt habe ich deinen Text sehr gerne gelesen und bin gespannt, was da noch kommt. Ich mag deinen Schreibstil.


Beste Grüße,
MRG

 
Zuletzt bearbeitet:

»...
hlaif unsarana thana sinteinan gif uns himma daga.
...« aus dem gotischen Vaterunser, 4. Jh.​

Was war am 13. April 2020 hier im Pott zur gleichen Zeit wie in Chang Mai (örtl Zeit: 20:22), Woodstock (örtl. Zeit: 10:22 Uhr) wie in Heinsberg und Kronberg, aber auch Paris um 15:22 Uhr. Ich weiß es nicht mehr, als in Woodstock noch gefrühstückt werden kann und in Chang Mai schon Zeit fürs Abendbrot (vllt. sogar schon vorbei) ist und in Heinsberg wie Kronberg Kaffeetrinkens-Zeit. Auf jeden Fall ist der Ostermontag für die Risikogruppe (werd ich über Karl Marx aufs T-shirt drucken lassen) ohne Kind und Enkel. Noch dauert‘s drei Stunden, bis die Weltgesundheitsorganisation bekannt gibt, dass Sar-CoV-2 zehnmal tödlicher sei als die Schweinegrippe, die nach dem Ort ihres ersten Ausbruchs als „Spanische“ Grippe 1918 Geschichte schrieb und mehr Menschen dahinraffte als der Weltkrieg und um 18:30 Uhr gönn ich mir beim Abendmahl ein, zwei Eier und das erste Bier.

Und über Chang Mai erfahren wir hierorts nun übern Broterwerb und der geschäftsschädigenden Wirkung des Virus.

Opa Kurt hat kein Geld mehr. ... Ich genieße die freie Zeit und habe ein wenig gespart. Aber ewig reicht’s nicht. Und meine Familie muss ich auch unterstützen.

Sprich das got. „hlaif“ und Du hörst in heutigen Ohren „life“ und die Einheit war auch im Deutschen, die Einheit von Brot und Leben, Leib und Leben. Erst im 17. Jh. wurde das Brot vom Leib und Leben von der älteren Schreibweise „Laib“ getrennt (grimmsch. Wörterbuch, Wörterbuchnetz - Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm [13 Seiten starker Artikel!])

Zu viel ändert sich. Die gute Zeit geht vorüber.
Geändert hat sich immer schon was, manches fort- und anderes rückschrittlich.

Opa Kurt riecht nach verrottetem Fisch.
Immerhin ein natürlicher Geruch wie auch nasser Hund oder Arbeit, Anstrengung. Und Schlachthöfe stinken und schon werden die gerade beschlossenen Größe 50 Infizierter Makulatur ...

N'abend Isa,

Opa Kurt bedeutet auch Mehraufwand

Sein Schweiß setzt sich so tief im Bettlaken fest, dass ich es heiß waschen muss.

Opa Kurt trug Feinripp, aber sauber, frisch gewechselt, bevor er zu mir kam. Ein Herr, ein Gentleman. Wenn er mich berührte, waren seine Hände Schmetterlinge, seine Küsse Rosenblätter.
Ja, auch Blumiges welkt ...

„Ich könnte Brot backen, richtig knusprigKOMMA und auf dem Markt verkaufen.“
(die Konjunktion verbindet nicht die Apposition zum Brot, sondern zwei gleichrangige Satzteile des Hauptsatzes

„Weißt duKOMMA wie gutes Brot schmeckt?“

Die Eltern, und meine Geschwister lachen in die Kamera.
Warum das Komma? Weg mit ihm!

Vielleicht wär’s klugKOMMA den Schrein anders aufzustellen, das Bild in den Hintergrund, den Duftbehälter ganz woanders hin.
das Ende des Relativsatzes ist ja schon gesetzt ...

„Der ist mir doch gerade entgegen gekommen.“
entgegenkommen auch als Partizip ein Wort

Wie dem auch sei - wie immer, gern gelesen vom

Friedel,

der eine gute Nacht und ein schönes Wochenende wünscht. Nächste Woche regieren die Eisheiligen!

 

Hallo @Isegrims ,

Ein ganz schön heißes Eisen, an das du dich da wagst. Gefällt mir.
Ich kann stilistisch nicht viel sagen, außer das es stimmig ist.

Die Geschichte erzeugt bei mir unterschiedliche Stimmungen. Das hast du wirklich super hinbekommen. Man ist hin und her gerissen zwischen unschönen und schönen Eindrücken. Am Anfang die Abscheu, dann die gemütliche Atmosphäre in dafür eigentlich nicht passender Umgebung und am Ende noch ein wenig Erotik. Und alles immer nur in kleinen Häppchen serviert und gut aufeinander abgestimmt. Es passt einfach.

So wie ich es heraus gelesen hatte, war das ja nicht der erste Teil der Serie. Ich werde mir den Rest auch mal zu Gemüte führen.

Viele Grüße
Murph

 

Hola @Isegrims,

Chiang Mai macht mich neugierig; ich lese mich mal rein.

Wenn Du schriebst ‚Chiang Mai im Frühling`oder einer anderen Jahreszeit, fände ich das besser als die präzise Zeitangabe wie auf einem Flugplan:

Chiang Mai im Norden von Thailand; 20:22 Uhr; 13.April
Da das Jahr fehlt, ist die ganze Angabe nichts wert. Außerdem ist 20:22 Uhr genauso belanglos wie 20:49 – es handelt sich ja um einen größeren Zeitraum. Auch sonst brauchen die beschriebenen Szenen (Kurzgeschichte?) das nicht – eher denke ich an einen rasenden Reporter, der unnütz Staub aufwirbelt, um sich wichtig zu machen.

Opa Kurt riecht nach verrottetem Fisch.
Ja, toll! Also ist er schon länger tot? Weißte was, Isegrims? Wir haben schon oft über die Wichtigkeit des / der ersten Satzes / Sätze geredet, dass ich so einen BILD-mäßigen Aufhänger nicht im Forum erwarte. Punktabzug!

Sein Schweiß setzt sich so tief im Bettlaken fest, ...
Tief? Wie tief ist das denn? (Für ein Kissen würde Deine Formulierung passen).
... dass ich es heiß waschen muss.
Ach? Und sonst wäscht sie die Bettwäsche kalt? Am Fluss vielleicht - wg. Lokalkolorit.

Wir sind erst beim zweiten Satz Deines Textes, und ich werde nachdenklich. Dann lese ich von welker Haut und Altersflecken der anderen, die Kurt offensichtlich nicht hat, der Glückliche.
Und dann kommt ein echter Isegrims-Satz:

Wenn er mich berührte, waren seine Hände Schmetterlinge, seine Küsse Rosenblätter.
Jaja, besonders die Rosenblätter :D . Der Europapa betatscht sie, und sie ... och nee. Greisenhände wie Schmetterlinge!
Und Küsse!? Ja, spinn ich jetzt? Doch nicht in diesem Gewerbe!

Sie stammt
aus meinem Dorf. Die Straße endet dort, wo ich herstamme.
Wenn ich an ‚Alaska’ denke! Da haste Deinen Lesern gezeigt, was eine Harke ist. Es geht nicht um zweimal ‚stamme’ – beide Sätze sind lau. Ich als Leser bekomme Liebloses – und das schmeckt mir nicht.

Wenn ich an die Heimat denke, rieche ich Blätter, Moos und schwarze Erde.
Oh, mon Dieu! Profan, profaner ... wusste gar nicht, dass man neben Autos auch Texte tieferlegen kann.

... jeder hat diese unscheinbare Furche am Kinn. Außer mir, vielleicht sollte ich deswegen weggehen.
Was? Aber das sind Protas Gedanken – okay. Trotzdem ist es Stuss, und was soll der Leser damit anfangen?
Oder damit:
Das Foto steht neben dem Buddha, in der Mitte der Behälter mit den Räucherkerzen. Vielleicht wär’s klug den Schrein anders aufzustellen, das Bild in den Hintergrund, den Duftbehälter ganz woanders hin.
Ich sehe keinen Zusammenhang mit dem Titel – das ist belangloses Zeug.

„Wird sich was ändern, Nahm.“
Unrund – oder mit Fragezeichen. Warum nicht:’Es wird ...’?
„Er hat eine Gummiallergie ...
:lol::lol::lol:
Entschuldigung - Du nimmst das ja tatsächlich als Erklärung für ihre Schwangerschaft. Sapperlot!
Und dann ist die Geschichte aus. Zigfach Brot? Keine Ahnung, obwohl:

„Brot ist kein Reis.“
Aber das wusste ich schon.

Kann mir vorstellen, dass Du beim serienbedingten Bereisen der ganzen Welt (es fehlen noch eine ganze Menge Destinationen:shy:) einen Riesenspaß hast, aber als Leser teile ich den wohl eher nicht. Mir scheint dieser Text mit der heißen Nadel gestrickt, nach Quiz-Manier: Was fällt Dir ein zu Kuba/Sansibar/Nordkorea etc? So ein Streifschuss, eine Momentaufnahme ist zu oberflächlich. Keine Zeit, kein Raum für Atmosphäre, für notwendige Details, für Sorgfalt und Liebe zum Schreiben.
Ich finde überhaupt keine Stelle im Text, die ich gerne zweimal lesen würde - und ich verabscheue Fastfood.

Lieber Isegrims, gerne hätte ich gelobt und gelobt, aber Du haust diese Serienteilstücke wie mit der Maschinenpistole raus und dann komm ich und rede von Quantität und Qualität. Das hat gerade noch gefehlt!

Bitte um Nachsicht.
José

 

Lieber @Isegrims ,

ein weiterer Text von dir, der mich in (für mich) exotische Räume versetzt. Wieder muss ich dir voll vertrauen, dass du das Milieu gut kennst. Kinderprostitution ist allerdings weltweit verbreitet, das Corona-Virus inzwischen auch.
Also, was ist das Besondere an dieser Brotgeschichte?

Wenn er mich berührte, waren seine Hände Schmetterlinge, seine Küsse Rosenblätter.

Scheint ein höflicher und zärtlicher Freier zu sein, der Opa Kurt. Wohl einer aus Europa (Deutschland) kommend, der sein Alter in Asien zubringen will, weil die Frauen hier handsamer sind und die Renten einen ganz ordentlichen Lebensabend versprechen.

Zu viel ändert sich. Die gute Zeit geht vorüber. Opa Kurt hat kein Geld mehr. Wer weiß, wie lange er noch hierbleibt. Die anderen sind längst verschwunden. Eigentlich wär’s mir egal. Ich genieße die freie Zeit und habe ein wenig gespart. Aber ewig reicht’s nicht. Und meine Familie muss ich auch unterstützen.

Ja, corona ist allüberall. Du kommst nicht an dieser Situation vorbei.

„Weißt du wie gutes Brot schmeckt?“
„Brot ist kein Reis, Kurt.“

Ach, da stoßen sich zwei Welten hart im Raum. (In China werden manche Ausländer inzwischen stigmatisiert.)
Im Zusammenhang mit deinem Serienthema ist mir die Passage zu knapp. Kurt lässt ja sein Heimweh durchschimmern, die Prota reagiert eher mit Unverständnis. vielleicht ließe sich hier noch etwas ausholen.

Wir gehen weg von hier, ja?“
„Wohin?“
„Wo wir leben können, wo wir glücklich sind.“
„Und das Baby?“
„Nehmen wir mit.“

Ob das gelingen wird?

Lieber Isegrims, die Story gefällt mir ganz gut. Was mir fehlt, ist die Rolle des Brotbrechens und deren Bedeutung im asiatischen Raum.

gern gelesen
wieselmaus

 

„Ich könnte Brot backen, richtig knusprig, und auf dem Markt verkaufen.“
„Brot ist kein Reis.“

An sich korrekt (Weizen ist genau so wenig Brot, wie Mais, Dinkel, Buchweizen, Weizen, Hafer und vor allem Gerste kein Bier ist) und doch lebt das unter "gluteninduzerter Enteropathie" leidende Schisserle mit Mais- und Reisbrot, das - natürlich - auseinanderfällt, ohne Gluten/KLebereiweiß auseinanderfallen muss, wenn es streng angeschaut wird. Ein weites Feld für die Brotbäcker, dem "Gesunden" das Etikett "glutenfrei" mit "laktosefrei" anzudrehn. Und manche halten das für gesund!

Tschüss & schönen Restsonntag

Friedel

 

Hallo @MRG

freut mich sehr, dass du den Text kommentierst und deine Gedanken dalasst. Vielen Dank dafür und für die Zeit.

Dein Stil gefällt mir, so etwas lese ich ziemlich gerne.
:Pfeif:

Vorab eine kurze Frage: Ist Nahm ein Jugenname oder ein Mädchenname?
Nahm ist ein Frauenname

Ich liebe es, wenn Texte Gerüche erwecken. Einstieg war top meiner Meinung nach.
So eine Verrottung mithilfe eines Geruchs funktioniert ganz gut. In diesem Fall wollte ich zusätzlich eine weitere Bedeutungsebene öffnen.

Die gute Zeit geht vor
über. Opa Kurt hat kein Geld mehr.

Das sind zwei kurze Sätze, die so viel ausdrücken. Gleichzeitig ist es nicht zu offensichtlich, sodass ich mir als Leser selbst Gedanken machen kann. Hat für mich gut funktioniert.
zum Glück, weil ich gern mal längere Sätzen schreibe

Du kannst nicht mehr herkommen, wenn du nichts bezahlst, das musst du kapieren.“

In diesem Satz lese ich, dass es sich bei der Protagonistin um eine starke Persönlichkeit handelt,
Ich glaube, sie ist eine starke Person, sonst würde sie keinen Ausweg suchen, Drogen, Alkohol, Hoffnungslosigkeit wählen

Insgesamt habe ich deinen Text sehr gerne gelesen und bin gespannt, was da noch kommt. Ich mag deinen Schreibstil.
:Pfeif:

Lieber @Friedrichard

Was war am 13. April 2020 hier im Pott zur gleichen Zeit wie in Chang Mai (örtl Zeit: 20:22), Woodstock (örtl. Zeit: 10:22 Uhr) wie in Heinsberg und Kronberg, aber auch Paris um 15:22 Uhr. Ich weiß es nicht mehr, als in Woodstock noch gefrühstückt werden kann und in Chang Mai schon Zeit fürs Abendbrot (vllt. sogar schon vorbei) ist und in Heinsberg wie Kronberg Kaffeetrinkens-Zeit.
genau davon lebt das Konzept, hoffe ich

Auf jeden Fall ist der Ostermontag für die Risikogruppe (werd ich über Karl Marx aufs T-shirt drucken lassen) ohne Kind und Enkel.
Mm, willst das wirklich? IN der Kombi kiest sich das dann als Risikogruppe Karl Marx. :D

Erst im 17. Jh. wurde das Brot vom Leib und Leben von der älteren Schreibweise „Laib“ getrennt (grimmsch. Wörterbuch, Wörterbuchnetz - Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm [13 Seiten starker Artikel!])
sehr interessant, zeigt die Verbindung

viele Grüße und einen guten Start in die Eisheiligenwoche
Isegrims

 

Weiter geht's, danke für eure Anmerkungen, die Zeit und die vergnügliche Beschäftigung mit dem Text, bringt mich und die Geschichte(n) weiter!

Hi @murphy_does_his_best

schön, dass du mit deine Eindrücke schilderst, dein Leseeindruck hilft, weil der Text ja ziemlich kompakt ist.

Ein ganz schön heißes Eisen, an das du dich da wagst. Gefällt mir.
wann, wenn nicht jetzt, lässt sich über Themen, wie dieses schreiben

Die Geschichte erzeugt bei mir unterschiedliche Stimmungen. Das hast du wirklich super hinbekommen. Man ist hin und her gerissen zwischen unschönen und schönen Eindrücken.
ich fand es wichtig, beides zu zeigen, gerade in diesem Umfeld muss es Hoffnung geben

Am Anfang die Abscheu, dann die gemütliche Atmosphäre in dafür eigentlich nicht passender Umgebung und am Ende noch ein wenig Erotik. Und alles immer nur in kleinen Häppchen serviert und gut aufeinander abgestimmt. Es passt einfach.
:Pfeif:

So wie ich es heraus gelesen hatte, war das ja nicht der erste Teil der Serie. Ich werde mir den Rest auch mal zu Gemüte führen.
freut mich, dich zum weiterlesen zu motivieren

So, jetzt muss ich mich um das Leseerlebnis des lieben @josefelipe kümmern:D
Ich verstehe die Punkte, die du ansprichst. Da ich dich und deine Impulsivität aus früheren Kommentaren (zu meinen, zu anderen Texten) bereits kenne, war ich sehr amüsiert zu lesen, was du geschrieben hast, stelle mir vor, wieviel rhetorisches Vergnügen du beim Schreiben hatte. Einzelne Punkte nehme ich sehr ernst, andere halte ich für tendenziös bzw. dem Augenblick geschuldet.

Wenn Du schriebst ‚Chiang Mai im Frühling`oder einer anderen Jahreszeit, fände ich das besser als die präzise Zeitangabe wie auf einem Flugplan:
mag sein, wenn du die Geschichte nicht im Zusammenhang mit den anderen Texte der Serie betrachtest. Ein wenig verändert habe ich die Zeitangabe dennoch.
Da das Jahr fehlt, ist die ganze Angabe nichts wert. Außerdem ist 20:22 Uhr genauso belanglos wie 20:49 – es handelt sich ja um einen größeren Zeitraum.
das Jahr habe ich ergänzt, das leuchtet mir ein. Die Angabe des Zeitpunkts soll ja nur auf zeitgleiche Geschehnisse aus den anderen Serienteilen hinweisen.

Ja, toll! Also ist er schon länger tot? Weißte was, Isegrims? Wir haben schon oft über die Wichtigkeit des / der ersten Satzes / Sätze geredet, dass ich so einen BILD-mäßigen Aufhänger nicht im Forum erwarte. Punktabzug!
nö, Jose, mag sein, dass du den Geruch verrotteten Fisches im Zusammenhang mit einem deutschen Rentner nicht besonders spaßig findest, der Geruch selbst aber ist vorstellbar und weist auch auf die verroteten Vorstellungen hin, die der eine oder andere hat. Hast du schon mal ältere Männer mit jungen, sehr jungen Mädchen zusammen gesehen? Sagen wir an einem thailändischen oder (sehr beliebt afrikanischen Land, besoelweise weil du das Land angesprochen hast, in Sansibar) gesehen? Der Anblick ist befremdlich, nein: widerlich, anders kann ich das nicht sagen.

Ach? Und sonst wäscht sie die Bettwäsche kalt? Am Fluss vielleicht - wg. Lokalkolorit.
bisschen blöd, wenn ich sage, sie wäscht mit 90 Grad, oder?

Jaja, besonders die Rosenblätter :D . Der Europapa betatscht sie, und sie ... och nee. Greisenhände wie Schmetterlinge!
Und Küsse!? Ja, spinn ich jetzt? Doch nicht in diesem Gewerbe!
wenn du die Augen schließt und dich nach einem Ausweg aus dem Elend sehnst, wenn du froh bist, einmal nicht grob angefasst zu werden, kannst du so empfinden, oder?

Wenn ich an ‚Alaska’ denke! Da haste Deinen Lesern gezeigt, was eine Harke ist. Es geht nicht um zweimal ‚stamme’ – beide Sätze sind lau.
in diesem Text und bisher in den meisten Teilen der Serie brauche ich keine pralle Sprache, hielte ich auch nicht für angemessen. Man muss nicht alles machen, nur weil man's kann. Ich schreibe aus personaler Perspektive einer 15-Jährigen, mm?

Oh, mon Dieu! Profan, profaner ... wusste gar nicht, dass man neben Autos auch Texte tieferlegen kann.
den Witz solltest du dir aufheben - für bessere Gelegenheiten - sonst verbraucht er sich :D

Kann mir vorstellen, dass Du beim serienbedingten Bereisen der ganzen Welt (es fehlen noch eine ganze Menge Destinationen:shy:) einen Riesenspaß hast, aber als Leser teile ich den wohl eher nicht.
ehrlich gesagt, habe ich einerseits immer (meistens) Spaß beim Schreiben, aber darum geht es bei diesen Texte überhaupt nicht

Was fällt Dir ein zu Kuba/Sansibar/Nordkorea etc?
die nächsten Text spielen in Havanna, in Neuseeland, in Südafrika, an der deutschen Grenze zum Elsaß (müssen aber noch überarbeitet werden)

So ein Streifschuss, eine Momentaufnahme ist zu oberflächlich. Keine Zeit, kein Raum für Atmosphäre, für notwendige Details, für Sorgfalt und Liebe zum Schreiben.
kann ich wenig entgegnen: mehr geht immer, weitet den Text halt aus. Sorgfältig und liebevoll komponiert habe ich ihn, was du wahrscheinlich angesichts deines ersten Impulses nicht wahrnehmen konntest. Schade!

Lieber Isegrims, gerne hätte ich gelobt und gelobt, aber Du haust diese Serienteilstücke wie mit der Maschinenpistole raus und dann komm ich und rede von Quantität und Qualität.
Ich habe Zeit, mich mit den Texten auseinanderzusetzen und da du derzeit der einzige bist der das so überaus kritisch sieht, kann ich mit deiner Einschätzung gut leben.

Da war noch was: ach ja, die Stelle am Anfang mit der Dopplung. Die habe ich ausgebessert, Passiert mir leider immer wieder, dass gerade beim Überarbeiten Dopplungen entstehen, die's in der ersten Version nicht gab.

viele Grüße aus der Eisheiligennacht
Isegrims

 

Lieber Isegrims,

Dann schaue ich hier auch noch einmal vorbei, denn mit diesem Text habe ich echt Bauchschmerzen. Für eine große Zahl Kinder in Thailand bedeutet Prostitution Zwang, Gewalt, Schmerzen, Ausbeutung. Deine Suna scheint eine Alleinunternehmerin zu sein:

Eigentlich wär’s mir egal. Ich genieße die freie Zeit und habe ein wenig gespart. Aber ewig reicht’s nicht. Und meine Familie muss ich auch unterstützen. Vielleicht fahre ich nach Bangkok, um zu tanzen. Vielleicht wär’s auch besser, ich gehe wieder zur Schule, um zu lernen. Wann, wenn nicht jetzt! Schließlich bin ich jung, fünfzehn Jahre alt, habe das Leben vor mir.
Es wirkt so, als verdient sie sich halt freiwillig durch Prostitution ein bisschen Geld und kann selbst entscheiden, was sie damit macht.
Wenn du sie als unzuverlässige Erzählerin siehst, die sich selbst belügt, dann verstehe ich nicht, woher sie in ihrer Situation diese Naivität nehmen soll. Und es geht aus dem Text nicht hervor, dass Suna sich was vormacht. Sie wirkt tough, sie schickt Opa Kurt weg. Sie hat eine Wahl.

Als er zum ersten Mal bei mir war, gefiel er mir. Er war gut gekleidet, Chino-Hosen, Hemd. Nicht wie die Kerle, die Jogginghose tragen, Baseball-Caps und darunter die welke Haut, Altersflecken und Glatze verbergen. Opa Kurt trug Feinripp, aber sauber, frisch gewechselt, bevor er zu mir kam. Ein Herr, ein Gentleman. Wenn er mich berührte, waren seine Hände Schmetterlinge, seine Küsse Rosenblätter.
Du antwortest @josefelipe :

wenn du die Augen schließt und dich nach einem Ausweg aus dem Elend sehnst, wenn du froh bist, einmal nicht grob angefasst zu werden, kannst du so empfinden, oder?

Ich finde das nicht glaubhaft, denn ich gehe davon aus, dass ein Mädchen, welches sich so früh prostitutieren muss, das psychisch nur überleben kann, indem es große Teile ihres Empfindens abspaltet, sich ausknipst und dabei massiven psychischen Schaden nimmt. Dass sie die Berührungen eines so alten Freiers, als zärtlich und liebevoll genießt, würde für mich zu dem passen, was Opa Kurt sich erhofft und was sie ihm vorspielen muss. Dass sie froh ist, dass er sauber ist und sie "gut" behandelt, kann sein. Dass ihr dabei aber so zärtliche Empfindungen und Gedanken kommen, glaube ich einfach nicht.

Ich schaue Nahm an. Sie ist mir so vertraut. Ich mag es, sie zu berühren. Wir kämmen uns gegenseitig, flechten uns ineinander, summen Melodien. Ihr Seidenhaar fließt den Körper herab.
Das ist mir alles zu schön, zu glatt, den Mädchen geht es gut, die leichte Erotik. Für mich ist das Kitsch.

Nee, Isegrims, bei dem Text bin ich echt misstrauisch, inwieweit du da einem Mädchen eine Innensicht, ein Lebensgefühl überstülpst, das nicht realistisch ist. Aber ich würde so etwas auch tatsächlich lieber aus erster Hand von einer thailändischen Autorin lesen.

Liebe Grüße von Chutney


P.S.:

Die hölzerne Statue des Smaragdbuddhas habe ich in einer Bude neben dem Tempel gekauft. Das Grün strahlt so lebendig, wenn Licht auf die Jadefigur fällt.
Ist die Figur aus Holz oder aus Jade?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Isegrims

Isegrims schrieb:
So, jetzt muss ich mich um das Leseerlebnis des lieben @josefelipe kümmern :D
Für solche Fälle wäre ein Smiley mit doppelt so langen Zähnen vonnöten:D:D.
Aber Du hast souverän gekontert und Deinen Text mannhaft verteidigt.
Ich will jetzt nicht endlos mit Dir Ping-Pong spielen, aber ein paar Unklarheiten möchte ich doch erwähnen:
Opa Kurt riecht nach verrottetem Fisch.
Jose, mag sein, dass du den Geruch verrotteten Fisches im Zusammenhang mit einem deutschen Rentner nicht besonders spaßig findest, ...

Ach, so etepetete bin ich nicht – mir gefällt das Reißerische an diesem Spruch nicht. Wenn einer nach Fisch riecht oder stinkt, dann muss das genügen.

Isegrims schrieb:
... der Geruch selbst aber ist vorstellbar
Ist er, und zwar – bei verrottetem Fisch – so bestialisch, wie nie ein lebendiger Mensch riechen kann. Ich höre den Schöngeist, der in dieser Äußerung den Respekt vor der Kreatur vermisst. Ich denke schon, dass Du hier übers Ziel hinausgeschossen bist.

Und die Ablenkung funktioniert überhaupt nicht:

Isegrims schrieb:
und weist auch auf die verroteten Vorstellungen hin, die der eine oder andere hat.
Das ist wirklich lala. Verrottete Vorstellungen wovon?

Hast du schon mal ältere Männer mit jungen, sehr jungen Mädchen zusammen gesehen? Der Anblick ist ... widerlich
Stimmt. Deswegen:
Wenn er mich berührte, waren seine Hände Schmetterlinge, seine Küsse Rosenblätter.
Brrrr ...
Isegrims schrieb:
bisschen blöd, wenn ich sage, sie wäscht mit 90 Grad, oder?
Nein, nicht blöd – aber geschwätzig:
... dass ich es heiß waschen muss.
Das legt ja die Vermutung nahe, das sie es sonst und normalerweise nicht so handhabt. Aber wie dann?

... wenn du die Augen schließt und dich nach einem Ausweg aus dem Elend sehnst, wenn du froh bist, einmal nicht grob angefasst zu werden, kannst du so empfinden, oder?

Nein, nein und abermals nein! Da müsste sie erst einmal etwas rauchen, aber kräftig.
Die Robustesten im Gewerbe versuchen abzuschalten; bei Schmetterlingen und Rosenblättern müssten sie sich übergeben (und bei der Gummi-Allergie:sconf:, mit Oral-Service, all included).
Von wegen Rosenblätter!

Isegrims schrieb:
... in diesem Text und bisher in den meisten Teilen der Serie brauche ich keine pralle Sprache, hielte ich auch nicht für angemessen.
Prall muss die Sprache nicht sein, nur schien sie mir in diesem Text zu flach. Ich bilde mir ein, eingebrachte Sorgfalt des Autors beim Lesen zu spüren – und das ist der Hauptgrund meiner Kritik. Selbst wenn Du sagst:
Ich schreibe aus personaler Perspektive einer 15-Jährigen, mm?
... fehlen mir doch ein paar Gedanken und Emotionen, denn Deine 15-Jährige ist im wahren Leben eine 20-Jährige – das bringen Umgang und ‚Beruf’ so mit sich.

Isegrims schrieb:
Sorgfältig und liebevoll komponiert habe ich ihn, was du wahrscheinlich angesichts deines ersten Impulses nicht wahrnehmen konntest. Schade!
Gemach. Vor dem Kommentieren lese ich jeden Text mehrfach, auch meinen Kommentar.
Das Impulsive früherer Jahre ist mir so langsam abhanden gekommen:(. Ist beim Kommentieren gut so, doch andrerseits fehlt mir das jetzt beim Schreiben.

Ich hoffe, Deine Nerven nicht über Gebühr strapaziert zu haben, doch einiges wollte ich doch zurechtrücken (aus meiner Sicht:cool:). Und auch meinen Standpunkt verdeutlichen, dass eine solche Serie nicht aus der Hüfte geschossen werden sollte.

José
PS:
Die Straße endet dort, wo ich herskomme.

 

Den Schluss habe ich verändert, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob mir der Twist gefällt. Deshalb antworte ich @Chutney und @josefelipe etwas später.

Vielen Dank, liebe @wieselmaus für deine Anmerkungen, schön, dass du dabei bleibst und die Serie begleitest.

Wieder muss ich dir voll vertrauen, dass du das Milieu gut kennst. Kinderprostitution ist allerdings weltweit verbreitet, das Corona-Virus inzwischen auch.
Na ja, ich habe recherchiert und mir angehört, was Leute erzählt haben.
Ein Freund von mir kennt Nordthailand sehr viel besser als ich, begleitet auch mal Individualtouristen. Er hat mir von einem recht wohlhabenden älteren Herren erzählt, der zeitweise auf den Rollstuhl angewiesen ist und nach Thailand fliegen wollte, um verschiedene Bordelle zu besuchen. von einem zum anderen zu reisen. Ungeheuerlich!
Außerdem habe ich eine Freundin, die viele Jahre als Prosituierte gearbeitet, recht früh damit begonnen hat, über den Straßenstrich ins Edelbordell zur Selbständigkeit "aufgestiegen" ist. (Mittlerweile führt sie ein Restaurant, okay, führte...)

Wohl einer aus Europa (Deutschland) kommend, der sein Alter in Asien zubringen will, weil die Frauen hier handsamer sind und die Renten einen ganz ordentlichen Lebensabend versprechen.
gibt manche, die so denken, einige auch ohne jegliche sexuelle Vorstellungen, einfach, weil die Menschen oft handsamer im Sinne von freundlicher sind. (nicht alle, klar)

Im Zusammenhang mit deinem Serienthema ist mir die Passage zu knapp. Kurt lässt ja sein Heimweh durchschimmern, die Prota reagiert eher mit Unverständnis. vielleicht ließe sich hier noch etwas ausholen.
darüber denke ich nach. Guter Hinweis!

Lieber Isegrims, die Story gefällt mir ganz gut. Was mir fehlt, ist die Rolle des Brotbrechens und deren Bedeutung im asiatischen Raum.
Mir war's in diesem Teil der Serie wichtig, herauszustellen, dass nicht jeder/jede bereit ist, das Brot zu brechen. Brot ist nämlich kein Reis, ganz im Sinne von Friedrichards Hinweis:

An sich korrekt (Weizen ist genau so wenig Brot, wie Mais, Dinkel, Buchweizen, Weizen, Hafer und vor allem Gerste kein Bier ist) und doch lebt das unter "gluteninduzerter Enteropathie" leidende Schisserle mit Mais- und Reisbrot, das - natürlich - auseinanderfällt, ohne Gluten/KLebereiweiß auseinanderfallen muss, wenn es streng angeschaut wird.
aber auch ganz prinzipielle

So, jetzt muss ich langsam packen, darf die Taunuseinöde langsam verlassen
viele Grüße
Isegrims

 

Mir ist klar, dass ich mit einigen Themen, über die ich schreibe, Risiken eingehe und dadurch Kritik hervorrufe. Leichfertig gehe ich das nicht an, recherchiere sorgfältig und versuche die passende Erzählstruktur zu wählen.
Ich kenne das Phänomen von früheren Texten, dass ich einerseits Zuspruch ernte, andererseits harte Kritik. (Ich erinnere mich an Flüchtlingsgeschichten, an einen Text über einen Terroristen und ein paar andere, die zu Diskussionen über Authentizität und dergleichen geführt haben)
Das ändert nichts daran, dass mMn solche Texte geschrieben werden, Themen angesprochen werden müssen, die abseits vom Gängigen angesiedelt sind.
Wie gut mir das Vorhaben gelingt, ob es gelingt, einen glaubhaften Text zu gestalten, hängt auch von den Erwartungshaltungen des Lesers ab.
Dieser Serie nimmt Themen auf, die ich während der Seuchenzeit gesammelt habe.

Der Text hier ollte einer von Hoffnung erzählen. Sextourismus gehört zu den übelsten Auswüchsen der großen Reisefreiheit. Die Krise beendet das Geschäft. Was danach passiert bleibt offen. Der Text beschreibt, was wünschenswert wäre.

Liebe @Chutney

ich nehme deine Kritik sehr ernst, verstehe auch, was du ansprichst, bleibe aber dabei, den Text zu verteidigen, wie er ist, werde aber sicher weiter darüber nachdenken. Vielleicht werde ich noch an der einen oder anderen Stelle etwas ändern.
Ich freue mich dennoch, dass du dich mit dem Text und der Serie beschäftigst, bedeutet mir was!

Dann schaue ich hier auch noch einmal vorbei, denn mit diesem Text habe ich echt Bauchschmerzen. Für eine große Zahl Kinder in Thailand bedeutet Prostitution Zwang, Gewalt, Schmerzen, Ausbeutung.
Natürlich, das steht doch außer Frage. Auch deshalb habe ich den Schluss des Textes erweitert:
Als ich gerade die Augen geschlossen habe, dem Traumgespinsten ganz nah komme, höre ich Männerstimmen im Flur. Fäuste donnern an die Tür. Nahm zittert und mir stellen sich die Haare auf. Ich schnappe mir die Buddhafigur. Das Familienfoto fällt um. Dann schultere ich den Rucksack, in dem ich alles verstaut habe, atme tief durch und öffne die Tür.

Es wirkt so, als verdient sie sich halt freiwillig durch Prostitution ein bisschen Geld und kann selbst entscheiden, was sie damit macht.
versuch dich einzufühlen: deine Familie schickt dich zum Geldverdienen irgendwohin, das ist doch halb gezwungen, halb freiwillig

Und es geht aus dem Text nicht hervor, dass Suna sich was vormacht. Sie wirkt tough, sie schickt Opa Kurt weg. Sie hat eine Wahl.
sie kann nur überleben, wenn sie nach außen stark bleibt. Sie hat sich eine Wahl erworben. Zudem bleiben die Freier eben aus. Sie kann ohnehin nicht mehr so weitermachen wie bisher.

Dass sie froh ist, dass er sauber ist und sie "gut" behandelt, kann sein. Dass ihr dabei aber so zärtliche Empfindungen und Gedanken kommen, glaube ich einfach nicht.
diesen Effekt habe ich oben beschrieben, psychologisch ist das ganz gut belegt (Stockholm-Syndrom)

Das ist mir alles zu schön, zu glatt, den Mädchen geht es gut, die leichte Erotik. Für mich ist das Kitsch.
sie klammern sich aneinander, warum denn nicht?

Aber ich würde so etwas auch tatsächlich lieber aus erster Hand von einer thailändischen Autorin lesen.
na ja, das ist zu einfach, dann musst du Fokus anschauen
Überhaupt: die Vorstellung, dass Menschen, die sich in Zwangslagen befinden, den ganzen Tag heulen müssen?

Lieber @josefelipe

deine Kritik kann ich ganz gut einschätzen, spornt mich sicher an, noch sorgfältiger zu arbeiten, aber derzeit fließen die Themen und ich werde mit Energie und einer gewissen Schlagzahl weiterarbeiten. Vielen Dank (das meine ich wirklich so)!

Aber Du hast souverän gekontert und Deinen Text mannhaft verteidigt.
:thumbsup:

Ach, so etepetete bin ich nicht – mir gefällt das Reißerische an diesem Spruch nicht. Wenn einer nach Fisch riecht oder stinkt, dann muss das genügen.
ich verstehe schon, was dich stört, die Doppeldeutigkeit des Begriffs verrottet ist dennoch relevant
Ist er, und zwar – bei verrottetem Fisch – so bestialisch, wie nie ein lebendiger Mensch riechen kann. Ich höre den Schöngeist, der in dieser Äußerung den Respekt vor der Kreatur vermisst. Ich denke schon, dass Du hier übers Ziel hinausgeschossen bist.
Das ist wirklich lala. Verrottete Vorstellungen wovon?
na ja, muss ich dazu Stellung nehmen? Die verrottete Vorstellung, dass ein Rentner nach Thailand fährt, um sich mit blutjungen Mädchen zu vergnügen.

Nein, nein und abermals nein! Da müsste sie erst einmal etwas rauchen, aber kräftig.
Die Robustesten im Gewerbe versuchen abzuschalten; bei Schmetterlingen und Rosenblättern müssten sie sich übergeben (und bei der Gummi-Allergie:sconf:, mit Oral-Service, all included).
vielleicht hat sie ja was geraucht..., vielleicht Alkohol, vielleicht war sie einfach naiv

.. fehlen mir doch ein paar Gedanken und Emotionen, denn Deine 15-Jährige ist im wahren Leben eine 20-Jährige – das bringen Umgang und ‚Beruf’ so mit sich.
sie handelt doch wie eine 20-Jährige, schickt ihn weg, spricht selbstbewusst mit ihm. Gedanken und Emotionen ließen sich natürlich erweitern, eine Mange steckt aber zwischen den Zeilen.

Ich hoffe, Deine Nerven nicht über Gebühr strapaziert zu haben, doch einiges wollte ich doch zurechtrücken (aus meiner Sicht:cool:). Und auch meinen Standpunkt verdeutlichen, dass eine solche Serie nicht aus der Hüfte geschossen werden sollte.
Vielleicht hast du Zeit und Lust, die anderen Teile der Serie zu lesen und mir gern auch per PM deine Meinung mitzuteilen. Interessieren würde mich auch, ob das neugestaltete Ende deine Einschätzung dieses Textes verändert.

So, jetzt was essen und den Wein entkorken.
viele Grüße
Isegrims

 

Hola @Isegrims,

bin ein bisschen in der Zwickmühle: Einerseits kann ich das nicht ignorieren:

Isegrims schrieb:
Interessieren würde mich auch, ob das neugestaltete Ende deine Einschätzung dieses Textes verändert.

... andrerseits möchte ich in meiner Antwort nicht unhöflich sein. Meine Kritik betrifft ja nicht das Ende, sondern den gesamten Text. Die neu hinzugekommenen Männerfäuste an der Tür ändern, mit Verlaub, für mich nicht den Gesamteindruck. Macht aber nichts, wir beenden die Debatte und blicken aufs nachstehende Beispiel, an dem man sehr schön sehen kann, wie wir aneinander vorbeireden:

... fehlen mir doch ein paar Gedanken und Emotionen, denn Deine
15-Jährige ist im wahren Leben eine 20-Jährige – das bringen Umgang und ‚Beruf’ so mit sich.

Isegrims schrieb:
sie handelt doch wie eine 20-Jährige, schickt ihn weg, spricht selbstbewusst mit ihm.

aber vorher schreibst Du:
Isegrims schrieb:
Ich schreibe aus personaler Perspektive einer 15-Jährigen, mm?

Isegrims schrieb:
So, jetzt was essen und den Wein entkorken.
Es möge munden! Und sehr zum Wohle, mein lieber Herr Isegrims.


José – unsere nächsten Texte werden Sahneschnitten!

 

ach, @josefelipe
wir reden wirklich aneinander vorbei. Ich habe verstanden, dass dir das Thema nicht passt, die Erzählperspektive, dass du findest, der Charakter des Mädchens sei nicht so herausgearbeitet, wie es deiner Vorstellung entspricht, überhaupt, dass das Mädchen mehr denken muss, ja viel nachdenken über alles mögliche, wahrscheinlich auch mehr heulen, ja viel mehr heulen, habe ich gut kapiert.
Das Mädchen, das der Text beschreibt, will nun mal die Gelegenheit nutzen, das Elend hinter sich zu lassen. Warum denn nicht, in Zeiten, in denen die Kunden ausbleiben, in denen man mutig sein, neues wagen kann. Ich mag diese Idee. Und ich finde es auch wichtig, über Themen, wie dieses zu schreiben.
Klar, wir könnten uns jetzt auch darüber unterhalten, ob ein Chateau Yquem zu Erdbeeren oder Creme Brulee gereicht werden kann, wohin man den reizvollsten Segelausflug macht oder ob Heidi Klum relevanter als Markus Söder ist, auch Themen, über die man schreiben kann.
Wie unzulänglich ich das Thema auch immer deiner Meinung nach behandelt habe - was auch ein ästhetische Frage ist - es erscheint mir doch . mit Verlaub - richtig über solche Themen zu schreiben.

... andrerseits möchte ich in meiner Antwort nicht unhöflich sein. Meine Kritik betrifft ja nicht das Ende, sondern den gesamten Text. Die neu hinzugekommenen Männerfäuste an der Tür ändern, mit Verlaub, für mich nicht den Gesamteindruck.
die habe ich auch nicht für die Revision deines feedbacks geschrieben, eher weil ich den Schluss offener gestalten wollte.

Es möge munden! Und sehr zum Wohle, mein lieber Herr Isegrims.
ich trinke heute Abend Rum, aber erst wenn's dunkel wird, guten kubanischen Rum
Möge dir munden, was auch immer du zu dir nimmst

José – unsere nächsten Texte werden Sahneschnitten!
o nein; weil über Sahneschnitten werde ich kaum schreiben, wenngleich sie gut zu den oben angesprochenen Erdbeeren passen.
Stattdessen darfst du dich darauf freuen, dass ich weder Lust noch Energie verloren habe, die Serie weiterzuführen.
viele Grüße aus der Abendsonne
Isegrims

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom