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Copywrite Grüne Hölle

MRG

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12.03.2020
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Grüne Hölle

Auf dem Bett saß eine Frau, die eine Schlafanzughose und einen grauen Kapuzenpullover mit einem aufgedruckten, fliegenden Dinosaurier trug. Der Pteosauria war schon immer der Lieblingsdino ihres Johannes gewesen.
Die Frau hatte ihre Knie an den Brustkorb gezogen, die Beine umschlungen und den Kopf gesenkt. Dünne schwarze Haare hingen aus ihrem Zopf heraus, bewegten sich auf und ab zu den Schluchzern, die ihren abgemagerten Körper erschütterten. „Warum ich? Was willst du? Lass mich in Ruh‘“, flehte sie. Doch es war sonst niemand im Raum.

Nach fünfzehn Minuten ging sie zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. Aus der Schublade holte sie eine Plastikbox und ein schwarzes Notizbuch mit einem Kugelschreiber hervor. Die betreuende Psychiaterin hatte sie gewarnt, dass die therapeutischen Gespräche zu einer kurzzeitigen Verschlimmerung führen könnten. Sie hatte recht behalten. Die Angst vor dem nächsten Gespräch saß der Frau im Nacken. Aus der Box entnahm sie die Tablette, die sie mit Wasser herunterschluckte.
Sie streichelte sanft mit ihrer Hand über das Notizbuch. Die vollbeschriebenen Seiten drückten den Einband nach oben. Routiniert schlug sie die letzte Seite auf. Große, bauschige Formen wechselten sich ab mit millimeterfein geschriebenen Buchstaben mit dem immer gleichen Inhalt: „iO.“ - dazwischen kaum Lücken. „In Ordnung. Alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung“, murmelte die Frau vor sich hin wie bei einer Beschwörung. Mit aller Kraft setzte sie den Stift an. Dabei riss das Papier ein und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob.

Der Geruch von Kräutern lag in der Luft. Sie hörte leises Vogelgezwitscher und das Rascheln des Laubs, wenn sie darüber ging. Die Fichten ragten hoch hinaus, versperrten ihr die Sicht. Doch dann formten ihre Augen einen Weg, der sie zwischen den Baumstämmen und sumpfigen Gräben vorbeiführte. Schattenfarben umwehten sie, bildeten sich zu schwarzblauen Fäden und erschwerten ihr das Atmen. Sie hatte den Eindruck, als müsste sie dagegen ankämpfen, als wäre ein Gewicht auf ihrer Brust platziert. Plötzlich drang ein Schrei zu ihr durch. Wieder die tiefe Männerstimme, die ihr Befehle gab. Die Frau ging in die Hocke, hielt sich die Ohren zu, doch die Stimme verblieb in der gleichen Lautstärke. „Wenn du das nicht machst, ist dein Junge dran. Ich hol ihn mir, verbrenne ihm die Hand und lass dich ihm die Kehle durchschneiden!“
„Nein! Johannes! Wir müssen uns schützen!“
Und mit diesen Worten rannte sie los umgeben von blau-schwarzen Schatten, die wie Strahlen ihren Körper trafen. Ihre Sicht verschwamm, wurde immer dunkler bis ihr schwarz vor Augen wurde.
Als sie wieder aufwachte, war es später Nachmittag. Ein Pfleger stand neben ihrem Bett, schaute sie gütig an. „Wieder der Wald?“, fragte er. Sie nickte stumm. „Ruhen Sie sich noch etwas aus. Die Sitzung beginnt in einer Stunde.“

Das Gespräch mit der betreuenden Psychiaterin war kräftezehrend. Doch sie hatte keine Wahl, musste sich ihren Stimmen stellen, wenn sie Johannes wiedersehen wollte.
Die Psychiaterin trug einen weißen Kittel, hatte ihre ergrauten Haare zu einem ordentlichen Dutt gebunden und sprach mit sanftem Tonfall: „Was ist seit der letzten Sitzung passiert?“
„Wie geht es Johannes?“, antwortete die Frau stattdessen.
„Er ist in der Ganztagsbetreuung.“ Als die Psychiaterin das sorgenvolle Gesicht sah, fügte sie hinzu: „Ihm geht‘s gut.“
Die Frau nickte, dann begann sie abrupt an zu schluchzen. „Ich will nach Hause, aber er strahlt wieder.“
„Er strahlt wieder?“
„Ja, genau. Macht alles schlimmer. Und er schreit so laut.“
„Wieder der Mann?“
„Ja, dieser tiefe, dunkle Klang. Ich will nicht auf ihn hören.“
„Die Befehle?“
Die Frau nickte. „Ich hab Angst, dass ich auf ihn höre. Er ist grausam.“
Es folgte eine Pause.
Dann setzte die Psychiaterin neu an: „Wenn Sie ihre Situation auf einer Skala von 1 bis 10 beurteilten müssten, wenn 1 der schlimmste Zustand ist und 10 der bestmögliche, wo sehen Sie sich selbst?“
„Zwei.“
„Sie hätten jetzt auch eins sagen können, wie sind Sie auf die Zwei gekommen?“
„Johannes. Ich denke ununterbrochen an ihn, er gibt mir Kraft.“
„Damit können wir arbeiten.“

Die erste Zeit zu Hause nach dem Klinikaufenthalt war schwierig aufgrund der ständigen Müdigkeit durch die Medikamente. Es gab Tage, an denen sie nur schlafen wollte. Doch sie gab sich diesem Wunsch nicht hin, hielt sich strikt an ihre Routine und wenn Johannes aus der Schule kam, stand das Mittagessen auf dem Tisch. Seine Wäsche war gewaschen und die Wohnung aufgeräumt. Jeden Tag trug sie „iO“ in ihren gemeinsamen Familienplaner ein. Dieser bestand aus insgesamt fünf Spalten, aber sie nutzten nur zwei davon: Johannes trug alles unter der Zwiebel ein, ganz links, sie nutzte den Kürbis, in der Mitte links. So zogen die Tage dahin.

Eines Morgens stand sie auf und eine Stimme flüsterte ihr zu, dass es ihr wieder gut ginge und sie die Tabletten nicht mehr brauche.
„Es hat gewirkt. Die Therapie hat gewirkt! Lust auf McDonalds?“
„Gerne, Mama“, antwortete Johannes vorsichtig. Zu oft schon hatte er gesehen, wie ihre Stimmung wieder umschlug. Er wusste, wie sensibel und verletzlich sie war. Drei Wochen später, Anfang September, begann sie Selbstgespräche zu führen, sprach von Strahlen, beschrieb eine austrocknende Vogeltränke und diskutierte ängstlich mit sich selbst. „Du irrst dich. Lass mich in Ruhe! Hör auf mit den Strahlen. Du machst mich ganz kirre. Böser Wald.“ In dieser Zeit schrieb Johannes jeden Tag „iO“ in den Familienplaner. Denn sie hatte ihre Routine schon lange vergessen, ihre Routine, die ihre Brücke zur Realität war.

 

Die Vorlage ist Waldrand von @kiroly. Der ursprüngliche Text hat es mir angetan und ist mir unter die Haut gegangen.

 

Hallo @MRG, ich lasse erstmal ein vielen, vielen Dank da! Ich kommentiere noch ausführlich, ich freue mich sehr, den Text zu lesen ... mache ich erst, wenn ich zu Hause bin :-)

 

Hallo @MRG ich finde eine psychiatrische Krankheit schlimm und habe auch innerhalb der Verwandtschaft damit (leider) Erfahrungen sammeln müssen. Du hast dir ein schwieriges Thema ausgesucht und ich finde deine Story nicht gelungen, weil sie in oberflächlichen Klischees hängen bleibt.

„Warum ich? Was willst du?
Würde mich als Leser Interessieren.
Wir müssen uns schützen!“
Vor wem? Dass es um ein Mann geht, habe ich gelesen. Ehemann? Vergewaltiger? Oder?
„Sie hätten jetzt auch eins sagen können, wie sind Sie auf die Zwei gekommen?“

Äußerst schwache Beschreibung von Gefühlen. Das geht durch deinen ganzen Text so weiter. Selbst die Chance in dem Therapeuten Gespräch in die Tiefe der Psyche des Protagonisten einzutauchen hast du verpasst. Die Idee deiner Geschichte ist gut. Nur als Schriftsteller solltest du mehr Spannung erzeugen. Nimm eine grobe Feile und rasple daran.
Trotz allem. Danke für den Text. Ich kann lernen.

 

Guten Abend @Billi,

vielen Dank für deinen Kommentar und Rückmeldung. Schade, dass es für dich nicht funktioniert hat. So richtig viel kann ich mit deinem Kommentar leider nicht anfangen. Was ich mir gewünscht hätte wären noch mehr Beispiele, wo dir die Klischees aufgefallen sind, damit ich die Chance habe, das für mich selbst zu verstehen. Darf ich fragen, ob du das Original gelesen hast?

Ich gehe im Folgenden auf deine Punkte ein:

Du hast dir ein schwieriges Thema ausgesucht und ich finde deine Story nicht gelungen, weil sie in oberflächlichen Klischees hängen bleibt.
Ja, ist ein sehr schwieriges Thema und natürlich gehe ich ein Risiko ein, weil ich eben nicht weiß, wie furchtbar es sein muss, diese Krankheit zu haben. Das war für mich auch der entscheidende Punkt, weshalb ich mich nicht für eine Geschichte aus der ersten Person entschieden habe. In der ersten Version habe ich die Gedanken der Protagonistin geschildert und direkt aus ihrer Sicht geschrieben. Das hat absolut nicht funktioniert, hat sich gekünstelt und klischeehaft angehört. Daher die Entscheidung, dass ich mehr mit kleinen Details arbeite, die zeigen, wie schwierig die Krankheit für sie ist. Schade, dass es für dich nicht funktioniert hat. Nichtsdestotrotz hätte ich mir gewünscht, dass du dir die Mühe gemacht hättest, mir konkrete Beispiele für die klischeebeladenen Stellen rauszusuchen. So hilft mir diese Aussage leider nicht weiter, was ich schade finde.

Würde mich als Leser Interessieren.
Sie ist schizophren und hört eine Stimme, aber es ist niemand im Raum. Ziel war es hier, zu zeigen, wie unvorstellbar so etwas sein kann. Ich muss ehrlich sagen, dass ich davor zurückschrecke, die Innenwelt einer schizophrenen Person zu schildern. Das ist etwas, dass ich mir nicht zutraue und auch hier sehe ich vor allem die Gefahr, in eine klischeehafte Beschreibung zu verfallen (ich kann ja nur das schreiben, was ich mir von so einer Krankheit vorstelle, aber mir ist es unmöglich, wirklich in dieses tiefe Leid einzutauchen. Ich kann es lediglich ahnen und genau das habe ich in meiner Geschichte versucht).

Vor wem? Dass es um ein Mann geht, habe ich gelesen. Ehemann? Vergewaltiger? Oder?
Sie ist schizophren und hört eine Stimme in ihrem Kopf. Mich wundert deine Frage, weil ich später im Text ja erwähne, dass sie schizophren ist. Ich frage mich gerade, ob du es überlesen hast oder ob ich das noch deutlicher hätte herausarbeiten müssen? Wäre hier auf deine Rückmeldung gespannt.

Äußerst schwache Beschreibung von Gefühlen. Das geht durch deinen ganzen Text so weiter. Selbst die Chance in dem Therapeuten Gespräch in die Tiefe der Psyche des Protagonisten einzutauchen hast du verpasst.
Meinst du wirklich, dass es weniger klischeebeladen gewesen wäre, wenn ich ihre Innensicht geschildert hätte? Ich sehe hier nämlich eher ein Problem, dass jegliche Schilderung ihrer Gedanken abgenutzt und künstlich klingt. Aber ja, ich denke mir ist klar, was dir gefehlt hat. Wenn ich dich richtig verstehe, dann hättest du gerne wirklich ihr Innenleben gesehen, um dich stärker mit ihr zu verbinden.
Um kurz auf das Gespräch mit der Therapeutin einzugehen: Ich orientierte mich hier an dem lösungsorientierten Ansatz, der von dem Therapeuten Steve de Shazer entwickelt worden ist.

Insgesamt kann ich leider nicht so viel mit deinem Kommentar anfangen, weil mir die Details fehlen. Nichtsdestotrotz bedanke ich mich für deinen Leseeindruck und wünsche dir noch einen schönen Sonntagabend.

Beste Grüße
MRG

 

@MRG Ist in Ordnung, wenn du es versuchst. Nur wie willst du über etwas schreiben, das so furchtbar ist, das du es nicht verstehst.

aber mir ist es unmöglich, wirklich in dieses tiefe Leid einzutauchen.

Deine Leser müssten auch krank sein um sich in diese Situation hineindenken zu können. Können sie aber nicht. Also musst du Symptome schildern, die ein gesunder Mensch gleichfalls hat und versteht. Liebe zum Beispiel. Oder Hass kann man durch Handlungen gut darstellen, das kann jeder nachvollziehen, aber Schizophrenie? Du musst Worte, Metapher und Handlungen finden die zum Seelenleben deines Helden passen, sonst verpufft die Energie deiner Geschichte. Wie eben hier ins Belanglose.
diskutierte ängstlich mit sich selbst.
z.B. Eine schizophrene Person stellt sich mehrere eigenständig Existenzen nicht nur vor, sondern diese existieren für sie Real. Also, diskutiert sie nicht mit sich selber, sondern mit einem tatsächlich existierenden Menschen. Für uns natürlich ein Phantom. Und weil du nicht beschreiben kannst was du eigentlich wirklich willst, ist deine Story unglaubwürdig. So etwas um zusetzte, ist äußerst schwierig. Danke für deine Aufmerksamkeit.

 

Du machst mich ganz kirre. Böser Wald“

»Wachs und werde zum Wald!«, , forderte in seinem Turm der auf sich zurückgezogene Hölderlin, aber bedingt durch Deine Wahl des Titels,

lieber MRG,

ließ die „grüne Hölle“ mich erst an den Vietnamkrieg denken, um dann in einem engen Raum zu stranden – gerade Platz für Bett, Schreibtisch und Stuhl, dass die enge Verwandtschaft der Angst mit der Enge augenscheinlich wird.

Das althochdeutsche, zunächst auf den Raum begrenzte engi wird gar bald schon im mhd. zum Adjetiv eng abgeschliffen und nur noch in seinem Superlativ fällt die alte Verwandtschaft in der akustischen Nähe zum Plural der Angst und „Ängste“, wenn einer sich beengt fühlt (ausführlich im DWDS und Deutschen Wörterbuch) und die Haltung der Frau

... hatte die Frau ihre Knie an den Brustkorb gezogen, die Beine umschlungen und den Kopf gesenkt.
verdeutlicht es.

Allein hier

Die Angst vor dem nächsten Gespräch lauerte der Frau im Nacken.
hätt ich eine kleine Änderung vorzuschlagen, denn die Angst „(fr)isst“ nicht nur die Seele auf, vor allem aber verbirgt sie sich nicht, lauert nicht, sondern sitzt spürbar im Nacken – und dann das

In dieser Zeit schrieb Johannes jeden Tag „iO“ in den Familienplaner.
erinnert ein bissken an Shining, wenn als Serie “All work and no play makes Jack a dull boy“ geschrieben wird. Alternativ bietet sich Hölderlin in seinem Turm an,
»Wenn sich mählich der Wald dehnet, der Strom sich regt, / Schon die mildere Luft leise von Mittag weht / Zur erlesenen Stunde, / So ein Zeichen der schönern Zeit, ...«

Solche Themen mit dem üblichen Gruß zu schließen, verbietet sich einfach, dass es nun heißt

nicht ungern gelesen vom

Friedel

 

Hallo MRG,

es lief mir eiskalt den Rücken hinunter, als ich das Schicksal von Mutter und Sohn erfasste. Im Anschluss las ich die Originalgeschichte, die vor der Einweisung in die Psychiatrie spielt und entdeckte Details wie iO und den Wald wieder. In kirolys Text schwingt mehr Paranormales mit. Die Verschlimmerung hast du gut aufgezeigt, besonders den körperlichen Verfall. Dein Fokus liegt auf der Zeit, als man sie und ihren Sohn bereits getrennt hatte. Es muss furchtbar für sie sein, den einzigen Vertrauten zu verlieren. Trotz Medikamente und Therapie, oder wie du ansprichst sogar durch die aufwühlenden Therapiesitzungen ausgelöst, flüchtet sie sich in die Fantasiewelt des Waldes. Die Entlassung kam etwas unerwartet. Ich empfand ihre Prognose als nicht besonders vielversprechend. Und die Abwärtsspirale in alte Muster bestätigte meine Vermutung.
Ich hätte mir auch eine Rückblende auf Johannes Kleinkindzeit vorstellen können, als es vielleicht noch einen Vater gab. Die Geschichte aus der Perspektive des Nachbarn wäre auch interessant und ließe Raum für normalo/ fachlich nicht100%ige Beobachtungen. Ah, so viele Möglichkeiten. :)

Ein paar Gedanken zu einzelnen Textstellen:

Das erste Sonnenlicht fiel nach der langen Nacht durch das Fenster des Klinikzimmers. Darin standen ein kleines Bett, ein Regal und ein Schreibtisch mit Stuhl. Auf dem Bett saß eine Frau, die eine Schlafanzughose und einen grauen Kapuzenpullover mit einem aufgedruckten, fliegenden Dinosaurier trug.
Du packst für mein Empfinden zu viel in die ersten Sätze. Im Text gibt es noch weitere reichhaltige Sätze. Aber besonders am Anfang haust du dem Leser zu viele Infos vor den Kopf. Vielleicht kannst du das entschlacken oder bremsende Beobachtungen :schiel: einbauen.
Das erste Sonnenlicht + nach langer Nacht wirkt doppelt gemoppelt.
Ohne auf die Sonnenstrahlen zu achten, hatte die Frau ihre Knie an den Brustkorb gezogen,
Ist für mich nicht erwähnenswert. Wer achtet beim Aufwachen bewusst darauf? Macht du das jeden Morgen? ;)
Doch es war sonst niemand im Raum.
„Doch niemand sonst war im Raum.“?
Dann streichelte sie sanft mit ihrer Hand über das Notizbuch.
„Dann“, sieben Mal im Text.:Pfeif:
mit dem immer gleichen Inhalt: „iO.“ Zwischen den Abkürzungen waren kaum Lücken gelassen worden.
„gelassen worden“ könnte weg.
Mit aller Kraft setzte sie den Stift an. Dabei riss das Papier ein und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob.
Show don’t tell. Vielleicht findest du eine körperliche Beschreibung für ihr Gefühl, um die Brücke zum Wald zu bauen.
„Wenn du das nicht machst, dann ist dein Junge dran. Dann hole ich ihn, verbrenne ihm die Hand und lass dich ihm die Kehle durchschneiden!“ „Nein!
Zeilenumbrüche bei Sprecherwechsel erleichtern das Lesen. Unten hast du es besser gemacht.

Danke für deine Geschichte. :)
Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @MRG

Ein schwieriges Thema, das du dir da für dein Copywrite ausgesucht hast. Ich fand es interessant zu lesen, wie du mit der Schizophrenie dieser Frau umgegangen bist.
Gut fand ich das du nur über die Frau geschrieben hast und nicht wie in der Vorlage von kiroly auch über den Sohn.

Darin standen ein kleines Bett
Warum kleines Bett? Die Betten dort sind normal groß.
Darin standen ein kleines Bett, ein Regal und ein Schreibtisch mit Stuhl. Auf dem Bett saß eine Frau, die eine Schlafanzughose und einen grauen Kapuzenpullover mit einem aufgedruckten, fliegenden Dinosaurier trug.
Für meinen Geschmack ein bisschen viel „ein“
Ohne auf die Sonnenstrahlen zu achten, hatte die Frau ihre Knie an den Brustko
Ich glaube wenn man Psychopharmaka bekommt achtet man auf keine Sonnenstrahlen und ich mach das auch nicht immer.
Dünne schwarze Haare (hingen herab,)bewegten
Wo :) sollen sie sonst hin hängen.
Doch es war sonst niemand im Raum.
Den Satz bräuchte es für mich nicht.
Nach einer Weile stand sie auf, ging zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl.
Nach einer Weile ging sie zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. So könntest du ein „auf “sparen. (Dass sie aufsteht ist schon klar)
Aus der Schublade holte sie eine Plastikbox und ein schwarzes Notizbuch mit einem Kugelschreiber hervor.
Du hast eine Vorliebe.
(Sie hatte recht behalten.) Die Angst vor dem nächsten Gespräch lauerte der Frau im Nacken.
Ersten Satz würde ich weglassen. Sie hatte Angst vor dem nächsten Gespräch. Würde mir besser gefallen.
Aus der Box entnahm sie eine Tablette, die sie mit einem Glas Wasser herunterschluckte
Vorschlag : Die Tablette aus der Box schluckt sie mit einem Glas Wasser hinunter oder mit Wasser schluckte Sie die Tablette aus der Box hinunter oder …
Mit aller Kraft setzte sie den Stift an. Dabei riss das Papier ein und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob.
Hier war mir nicht klar dass sie einschläft, wenn sie doch am Schreibtisch sitzt.
Als sie wieder aufwachte, war es später Nachmittag. Ein Pfleger stand neben ihrem Bett, schaute sie gütig an. „Wieder der Wald?“, fragte er. Sie nickte stumm. „Ruhen Sie sich noch etwas aus. Die Sitzung beginnt in einer Stunde.“
Hier wacht sie dann auf einmal im Bett wieder auf?
Doch sie hatte keine Wahl, musste sich ihren Dämonen stellen, wenn sie Johannes
Ich habe noch nie gehört das schizophrene Menschen von Dämonen sprechen. Sie berichten entweder von Stimmen, von Jesus, vom Teufel, von Gott, von einer Frau von einem Mann, nur Außenstehende sprechen von Dämonen.
Die Frau nickte. „Ich hab Angst, dass ich auf ihn höre. Er ist grausam.“
Warum hat sie Angst, warum ist der grausam? Du hast das nur im Traum geschildert. Oder hab ich was falsch verstanden?
Es gab Tage, an denen sie nur schlafen wollte. Doch sie gab sich diesem Wunsch nicht hin, hielt sich strikt an ihre Routine und wenn Johannes aus der Schule kam, stand das Mittagessen auf dem Tisch. Seine Wäsche war gewaschen und die Wohnung aufgeräumt. Jeden Tag trug sie „iO“ in ihren gemeinsamen Familienplaner ein. Dieser bestand aus insgesamt fünf Spalten, aber sie nutzten nur zwei davon: Johannes trug alles unter der Zwiebel ein, ganz links, sie nutzte den Kürbis, in der Mitte links. So zogen die Tage dahin.
Hat sie ja ganz toll gemacht.
Drei Wochen später, Anfang September, begann sie Selbstgespräche zu führen, sprach von Strahlen, beschrieb eine austrocknende Vogeltränke und diskutierte ängstlich mit sich selbst. „Du irrst dich. Lass mich in Ruhe! Hör auf mit den Strahlen. Du machst mich ganz kirre. Böser Wald.“ In dieser Zeit schrieb Johannes jeden Tag „iO“ in den Familienplaner. Denn sie hatte ihre Routine schon lange vergessen, ihre Routine, die ihre Brücke zur Realität war.
Das ging mir zu schnell. Wenn schizophrene Menschen aus der Klinik entlassen werden, sind sie gut mit Tabletten eingestellt, sodass sie ihr Leben ohne fremde Hilfe wieder im Griff haben.
Wenn sie dann wieder in Schizophrene Phasen fallen, dann haben sie entweder ihre Tabletten nicht genommen oder es ist irgendetwas passiert.

Das sind meine Gedanken und Erfahrungen zu deinem Text vielleicht kannst du ja irgendetwas davon brauchen.

Liebe Grüße aus dem Schwabenländle
CoK

 

Hallo @MGR ,

du hast dich an eine schwierige Aufgabe gewagt. Gut, dass du durch die Erzählperspektive Distanz zur Prota geschaffen hast. Denn ich wollte nicht gern gezwungen werden zu glauben, ich könne wirklich erleben, was im Kopf eines schizophrenen Menschen vor sich geht. Aber ich kann Empathie mit der Prota und ihrem Sohn empfinden, und das ist dir gut gelungen.

Dann streichelte sie sanft mit ihrer Hand über das Notizbuch. Die vollbeschriebenen Seiten drückten den Einband nach oben. Routiniert schlug sie die letzte Seite auf.
Hier weiß ich nicht, was du mit routiniert meinst. Eine Seite aufschlagen braucht keine Routine, allerdings könnte die Routine darin bestehen, dass sie sich überhaupt an das Tagebuch wagt. Dass dies schon ein Erfolgserlebnis sein kann.
. Dabei riss das Papier ein und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob.
Sehr schönes Bild dafür, wie durch den Riss die Realität um sie verschwindet. In manchen Märchenerzählungen geht es auch auf diesem Weg in die Phantasiewelt, der Blick in einen Spiegel, das Bild an der Wand als Durchgang. Wenn ich nicht wüsste, welche Textvorlage du ausgewählt hast, könnte die Geschichte auch einen anderen Verlauf nehmen.
Dann setzte die Psychiaterin neu an: „Wenn Sie ihre Situation auf einer Skala von 1 bis 10 beurteilten müssten, wenn 1 der schlimmste Zustand ist und 10 der bestmögliche, wo sehen Sie sich selbst?“
„Zwei.“
„Sie hätten jetzt auch eins sagen können, wie sind Sie auf die Zwei gekommen?“
„Johannes. Ich denke ununterbrochen an ihn, er gibt mir Kraft.“
„Damit können wir arbeiten.“
Hier hast du das Quäntchen Hoffnung eingebaut als Element der Spannung. Ich hatte tatsächlich gehofft, die Prota habe durch die Therapie einen Weg in die Normalität gefunden.
Johannes sollte auch dieses Mal recht haben.
Diesen Satz würde ich streichen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, leider auch hier.
In dieser Zeit schrieb Johannes jeden Tag „iO“ in den Familienplaner. Denn sie hatte ihre Routine schon lange vergessen, ihre Routine, die ihre Brücke zur Realität war.
Der arme Johannes, welche Last auf den Schultern eines Kindes! Und nicht ganz nachvollziehbar, dass die Patientin ohne professionelle Kontrolle mit dem Kind allein gelassen wird.

Hat mich sehr beeindruckt.

viele Grüße wieselmaus

 

Hallo @Billi,

schön, dass du dich noch einmal gemeldet hast, um deine Punkte zu verdeutlichen.

Also musst du Symptome schildern, die ein gesunder Mensch gleichfalls hat und versteht.
Das habe ich meiner Einschätzung nach gemacht: die Liebe zu ihrem Sohn, der Versuch mit dem Tagebuch und dem iO. Daher kann ich diese Aussage von dir nicht nachvollziehen.

Du musst Worte, Metapher und Handlungen finden die zum Seelenleben deines Helden passen, sonst verpufft die Energie deiner Geschichte. Wie eben hier ins Belanglose.
Auch hier muss ich dir widersprechen. Ich glaube, dass jeder Autor oder Autorin einen Weg für sich selbst finden muss und es keine Regeln gibt, die man befolgen "muss". Zudem finde ich diese Geschichte auch nicht belanglos, stellt sie doch den Versuch da, das Schicksal einer schizophrenen Frau zu schildern und ich für meinen Teil hatte während des Schreibens Empathie mit meiner Protagonistin bzw. der von kiroly. Was ich jedoch verstehen kann, ist, wenn es für dich belanglos ist. Allerdings möchte ich dich an dieser Stelle bitten etwas vorsichtiger mit Generalisierungen zu sein.

z.B. Eine schizophrene Person stellt sich mehrere eigenständig Existenzen nicht nur vor, sondern diese existieren für sie Real. Also, diskutiert sie nicht mit sich selber, sondern mit einem tatsächlich existierenden Menschen.
Von innen betrachtet hast du auf jeden Fall recht, allerdings wähle ich ja bewusst eine gewisse Distanz zu meiner Protagonistin, weil ich eben genau das nicht leisten kann. Denke, dass deine Erwartungen an eine solche Geschichte sich nicht mit der von mir geschriebenen Geschichte decken, was ich total in Ordnung finde.

Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit.

Beste Grüße
MRG


Hallo @Friedrichard,

habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut, vielen Dank dafür.

ließ die „grüne Hölle“ mich erst an den Vietnamkrieg denken, um dann in einem engen Raum zu stranden – gerade Platz für Bett, Schreibtisch und Stuhl, dass die enge Verwandtschaft der Angst mit der Enge augenscheinlich wird.
Ich habe mich lange mit dem Titel schwergetan und finde deine Gedanken dazu interessant. Ich habe in den Synonymen für Wald nachgeschaut und da bin ich auf "grüne Hölle" gestoßen und interessanterweise gibt es auch ein Waldgebiet in der Eifel, das so heißt. Ich mag, dass die enge Verwandtschaft aus Angst und Enge bei dir angekommen ist, weil ich den Eindruck habe, dass der Titel funktioniert.

Das althochdeutsche, zunächst auf den Raum begrenzte engi wird gar bald schon im mhd. zum Adjetiv eng abgeschliffen und nur noch in seinem Superlativ fällt die alte Verwandtschaft in der akustischen Nähe zum Plural der Angst und „Ängste“, wenn einer sich beengt fühlt
Das wusste ich gar nicht, finde ich eine spannende Erläuterung. Ich finde es bewundernswert, wie gut du dich mit der deutschen Sprache auskennst.

ätt ich eine kleine Änderung vorzuschlagen, denn die Angst „(fr)isst“ nicht nur die Seele auf, vor allem aber verbirgt sie sich nicht, lauert nicht, sondern sitzt spürbar im Nacken
Ja, das habe ich direkt angepasst. Vielen Dank!

Bin froh, dass du mir einen Kommentar geschrieben hast und du die Geschichte nicht ungern gelesen hast.

Beste Grüße
MRG


Hallo @wegen,

vielen Dank für diesen ausführlichen und sehr hilfreichen Kommentar. Habe mich ganz besonders darüber gefreut, dass du die Parallelen zu kirolys Geschichte hervorgehoben hast. Da habe ich nämlich einiges an Zeit und Mühe investiert, bis ich damit zufrieden war (wobei es natürlich auch hier noch Verbesserungspotential gibt). Ich gehe detailliert auf deine Punkte ein:

es lief mir eiskalt den Rücken hinunter, als ich das Schicksal von Mutter und Sohn erfasste. Im Anschluss las ich die Originalgeschichte, die vor der Einweisung in die Psychiatrie spielt und entdeckte Details wie iO und den Wald wieder. In kirolys Text schwingt mehr Paranormales mit.
Mir lief es auch eiskalt über den Rücken, als ich das Original gelesen habe. Ich schätze es sehr, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Parallelen hervorzuheben. Das mit dem Paranormalen finde ich einen spannenden Punkt, ja, du hast da vollkommen recht. Spannender Punkt.

Die Verschlimmerung hast du gut aufgezeigt, besonders den körperlichen Verfall. Dein Fokus liegt auf der Zeit, als man sie und ihren Sohn bereits getrennt hatte. Es muss furchtbar für sie sein, den einzigen Vertrauten zu verlieren.
Vielen Dank für deine Einschätzung. Ich hatte während des Schreibens viel Mitgefühl für die Protagonistin, weil die Situation in der sie sich befindet so schwierig ist.

Die Entlassung kam etwas unerwartet. Ich empfand ihre Prognose als nicht besonders vielversprechend. Und die Abwärtsspirale in alte Muster bestätigte meine Vermutung.
Ja, ich denke, dass das ein Schwachpunkt in der Geschichte ist. Ich bin irgendwann an dem Punkt angelandet, wo ich diese Brücke schlagen musste, dass sie wieder Zuhause ist. Grundgedanke ist hier, dass Johannes ihre Ressource ist und sie sich für ihn so ins Zeug legt, dass sie es schafft zu ihm zurück zu kommen. Ich weiß noch nicht genau, wie ich das besser machen kann.

Ich hätte mir auch eine Rückblende auf Johannes Kleinkindzeit vorstellen können, als es vielleicht noch einen Vater gab. Die Geschichte aus der Perspektive des Nachbarn wäre auch interessant und ließe Raum für normalo/ fachlich nicht100%ige Beobachtungen. Ah, so viele Möglichkeiten.
Ja, die Geschichte von kiroly bietet wirklich viele Möglichkeiten und genau das hat mich auch an dem Copywrite gereizt. Für mich hat sich irgendwann die Frage gestellt, wie es sein kann, dass die Frau allein mit ihrem Sohn zusammenleben kann und daher habe ich dann diese Vorgeschichte entworfen.

Du packst für mein Empfinden zu viel in die ersten Sätze. Im Text gibt es noch weitere reichhaltige Sätze. Aber besonders am Anfang haust du dem Leser zu viele Infos vor den Kopf. Vielleicht kannst du das entschlacken oder bremsende Beobachtungen :schiel: einbauen.
Ich habe das angepasst und etwas entschlackt. Was genau meinst du mit bremsender Beobachtung, das habe ich noch nicht so ganz verstanden.

st für mich nicht erwähnenswert. Wer achtet beim Aufwachen bewusst darauf? Macht du das jeden Morgen? ;)
Habe ich rausgenommen, das liest sich wirklich etwas künstlich. Vielen Dank für deine aufmerksame Beobachtung.

„Doch niemand sonst war im Raum.“?
Das habe ich als erstes Anzeichen eingebaut, dass sie schizophren ist und Stimmen hört.

„Dann“, sieben Mal im Text.:Pfeif:
Habe ich auch angepasst und einige rausgenommen, vielen Dank, dass du so aufmerksam gelesen hast. Das sehe ich nicht als selbstverständlich an. :-)

„gelassen worden“ könnte weg.
Erledigt, danke!

Show don’t tell. Vielleicht findest du eine körperliche Beschreibung für ihr Gefühl, um die Brücke zum Wald zu bauen.
Hm, interessanter Aspekt. Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist es dir etwas zu abrupt? Da muss ich noch einmal in mich gehen, da habe ich so noch nicht drüber nachgedacht. Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Brücke das zerissene Papier ist.

Zeilenumbrüche bei Sprecherwechsel erleichtern das Lesen. Unten hast du es besser gemacht.
Habe ich auch angepasst, danke!

Insgesamt hat mir dein Kommentar weitergeholfen, weil du meiner Einschätzung nach sehr sorgfältig gelesen hast und auch die Parallelen zu kirolys Geschichte gezogen hast. Vielen Dank für diesen sehr guten Kommentar.

Beste Grüße
MRG

Hallo @CoK,

schön von dir zu lesen und vielen Dank für deine Zeit. Ich mag deinen Kommentar, weil du viele wichtige Punkte ansprichst, die ich nicht beachtet habe:

Ein schwieriges Thema, das du dir da für dein Copywrite ausgesucht hast. Ich fand es interessant zu lesen, wie du mit der Schizophrenie dieser Frau umgegangen bist.
Gut fand ich das du nur über die Frau geschrieben hast und nicht wie in der Vorlage von kiroly auch über den Sohn.
Da bin ich froh, dass du es interessant fandest und nicht anmaßend. War mir durchaus bewusst, dass es ein Risiko ist. Danke!

Warum kleines Bett? Die Betten dort sind normal groß.
Gute Frage, in meiner Vorstellung ist es ein kleines Bett, alles ist eng und es gibt nur wenig Platz. Tue mich gerade schwer damit, das zu streichen. Gibt es da eine bestimmte Normgröße oder kann das von Klinik zu Klinik variieren? Dann muss ich es wohl doch abändern.

Für meinen Geschmack ein bisschen viel „ein“
Oh, du das da vollkommen recht. Das ist mir beim Korrekturlesen gar nicht so aufgefallen. Habe versucht das an einigen Stellen anzupassen, muss da allerdings gerade am Anfang noch einmal in mich gehen. Das ist ja nicht optimal, wie es jetzt ist. Da gehe ich noch einmal mit ein bisschen Abstand ran, danke!

Ich glaube wenn man Psychopharmaka bekommt achtet man auf keine Sonnenstrahlen und ich mach das auch nicht immer.
Habe ich gestrichen, du hast da vollkommen recht.

Wo :) sollen sie sonst hin hängen.
Mir ist kein anders Wort eingefallen und ich wollte verdeutlichen, dass es ihr schlecht geht und ihr Kopf ist ja gesenkt.

Den Satz bräuchte es für mich nicht.
Ist auch so ein Darling von mir, um die Frage aufzuwerfen, was mit ihr ist. Und dann kommt erst am Ende die Auflösung, dass sie schizophren ist.

Nach einer Weile ging sie zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. So könntest du ein „auf “sparen. (Dass sie aufsteht ist schon klar)
Habe ich direkt angepasst, danke.

Du hast eine Vorliebe.
Gut, dass du mir das gespiegelt hast, ich hatte das gar nicht so auf dem Schirm. Das schaue ich mir noch einmal im Detail an, finde es gerade schwierig das so umzuschreiben, dass die ganzen "ein/e" raus sind.

Ersten Satz würde ich weglassen. Sie hatte Angst vor dem nächsten Gespräch. Würde mir besser gefallen.
Ich finde das an dieser Stelle eine wichtige Information, weil es ihren inneren Kampf betont und es der Grund für ihre Angst ist.

Vorschlag : Die Tablette aus der Box schluckt sie mit einem Glas Wasser hinunter oder mit Wasser schluckte Sie die Tablette aus der Box hinunter oder …
Habe das angepasst und das "eine" durch ein "die" ersetzt. :D

Hier war mir nicht klar dass sie einschläft, wenn sie doch am Schreibtisch sitzt.
Hier wacht sie dann auf einmal im Bett wieder auf?
Guter Punkt. Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass sie einschläft, sondern halluziniert und ihre Wanderung im Wald dementsprechend auch eine Bewegung in ihrem Zimmer darstellt. Ich bin mir an dieser Stelle allerdings nicht sicher, ob so etwas wirklich realistisch ist oder ob ich es da etwas zu weit getrieben habe. Kennst du dich da möglicherweise besser aus als ich?

Ich habe noch nie gehört das schizophrene Menschen von Dämonen sprechen. Sie berichten entweder von Stimmen, von Jesus, vom Teufel, von Gott, von einer Frau von einem Mann, nur Außenstehende sprechen von Dämonen.
Habe ich durch Stimmen ersetzt, vielen Dank für deine scharfe Beobachtung.

Warum hat sie Angst, warum ist der grausam? Du hast das nur im Traum geschildert. Oder hab ich was falsch verstanden?
Er quält sie, gibt ihr Befehle und will, dass sie ihren Jungen umbringt.

Das ging mir zu schnell. Wenn schizophrene Menschen aus der Klinik entlassen werden, sind sie gut mit Tabletten eingestellt, sodass sie ihr Leben ohne fremde Hilfe wieder im Griff haben.
Wenn sie dann wieder in Schizophrene Phasen fallen, dann haben sie entweder ihre Tabletten nicht genommen oder es ist irgendetwas passiert.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Das ist eine Schwachstelle im Text, hm das muss ich mir noch einmal anschauen. Möglicherweise kann ich noch einbauen, dass sie ihre Tabletten nicht mehr nimmt, aber warum genau, da habe ich momentan noch keinen guten Einfall.

Vielen Dank für diesen hilfreichen Kommentar, habe den Eindruck, dass du dich in der Thematik besser auskennst als ich. Bin froh, dass du dein Wissen mit mir geteilt hast und auch den Fokus auf den sprachlichen Aspekt gelenkt hast.

Beste Grüße
MRG


Hallo @wieselmaus,

vielen Dank für deinen schönen Kommentar und deine Zeit.

du hast dich an eine schwierige Aufgabe gewagt. Gut, dass du durch die Erzählperspektive Distanz zur Prota geschaffen hast. Denn ich wollte nicht gern gezwungen werden zu glauben, ich könne wirklich erleben, was im Kopf eines schizophrenen Menschen vor sich geht. Aber ich kann Empathie mit der Prota und ihrem Sohn empfinden, und das ist dir gut gelungen.
Ich bin froh, dass du das so siehst. Diese Distanz ist mir wichtig, weil ich eben nicht wirklich in den Kopf schauen kann. Den Punkt mit der Empathie freut mich ganz gewaltig, weil es mir beim Schreiben genau so ging. Vielen Dank!

Hier weiß ich nicht, was du mit routiniert meinst.
Der Grundgedanke war hier, dass sie es immer und immer wieder macht und deshalb eine Routine entstanden ist. Also mehr im Sinne einer Gewohnheit.

Sehr schönes Bild dafür, wie durch den Riss die Realität um sie verschwindet. In manchen Märchenerzählungen geht es auch auf diesem Weg in die Phantasiewelt, der Blick in einen Spiegel, das Bild an der Wand als Durchgang.
Schön, dass es für dich funktioniert hat. Freut mich sehr. :-)

Hier hast du das Quäntchen Hoffnung eingebaut als Element der Spannung. Ich hatte tatsächlich gehofft, die Prota habe durch die Therapie einen Weg in die Normalität gefunden.
Ich habe beim Schreiben überlegt, ob ich es nicht am Ende doch irgendwie positiv beenden könnte. Allerdings habe ich da keine Möglichkeit gefunden, weil ich die Krankheit als schwerwiegend empfunden habe und es eben auch nicht unbedingt realistisch gewesen wäre.

Diesen Satz würde ich streichen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, leider auch hier.
Danke für deine Anmerkung, habe ich so übernommen und den Satz gestrichen.

Der arme Johannes, welche Last auf den Schultern eines Kindes! Und nicht ganz nachvollziehbar, dass die Patientin ohne professionelle Kontrolle mit dem Kind allein gelassen wird.
Ja, das ist ein guter Punkt. Ich frage mich, wie das wohl in echt gehandhabt wird. Gibt es da ein Gesetz zu? Das muss ich mal nachschauen.

Hat mich sehr beeindruckt.
Vielen Dank für dein Lob, hat mich sehr gefreut.

Insgesamt habe ich deinen Kommentar gerne gelesen, weil du mir wichtige Stellen angesprochen und hervorgehoben hast. Ganz besonders habe ich mich über die Empathie gefreut, die du mit der Prota und ihrem Sohn empfinden konntest. Danke!


Beste Grüße
MRG

 

Hey @MRG,
ich noch mal kurz. :)

Grundgedanke ist hier, dass Johannes ihre Ressource ist und sie sich für ihn so ins Zeug legt, dass sie es schafft zu ihm zurück zu kommen. Ich weiß noch nicht genau, wie ich das besser machen kann.
Das finde ich richtig gut und schön und erzählenswert. Vielleicht (er-)finden sie gemeinsam neue Rituale, die besser als das iO funktionieren. Bleib dran.


Du packst für mein Empfinden zu viel in die ersten Sätze. Im Text gibt es noch weitere reichhaltige Sätze. Aber besonders am Anfang haust du dem Leser zu viele Infos vor den Kopf. Vielleicht kannst du das entschlacken oder bremsende Beobachtungen :schiel: einbauen.
Ich habe das angepasst und etwas entschlackt. Was genau meinst du mit bremsender Beobachtung, das habe ich noch nicht so ganz verstanden.
Ach, ich drück mich manchmal verkopfknotet aus, weil ich keine Fachautoristikwörter weiß.:schiel:
Ich wollte neben dem Streichen von unnötigem Ballast vorschlagen, länger bei einem Bild zu bleiben. Das geht oft einher.
Das Sonnenlicht fiel nach der langen Nacht durch das Fenster des Klinikzimmers. Darin standen ein kleines Bett, ein Regal und ein Schreibtisch mit Stuhl. Auf dem Bett saß eine Frau, die eine Schlafanzughose und einen grauen Kapuzenpullover mit einem aufgedruckten, fliegenden Dinosaurier trug. Der Pteosauria war schon immer der Lieblingsdino ihres Johannes gewesen.
Die Frau hatte ihre Knie an den Brustkorb gezogen, die Beine umschlungen und den Kopf gesenkt. Dünne schwarze Haare hingen herab, bewegten sich auf und ab zu den Schluchzern, die ihren abgemagerten Körper erschütterten. „Warum ich? Was willst du? Lass mich in Ruh‘“, flehte sie. Doch es war sonst niemand im Raum.
(absolut subjektiver, nur als Idee zur Verdeutlichungs-) Vorschlag:

Das erste Tageslicht fiel durch das Klinikzimmersfenster. Eine Frau in Jogginghose und Kapuzenpullover saß auf dem Bett. Die Knie hatte sie angezogen, die Beine fest umschlugen und den Kopf gesenkt. Sie blickte auf den aufgedruckten, fliegenden Dinosaurier auf ihrer Brust und atmete tief ein. Der Pteosauria war schon immer Johannes Lieblingsdino. Dünne, schwarze Haarsträhnen bewegten sich auf und ab zu den Schluchzern, die ihren abgemagerten Körper erschüttern. „Warum ich? Was willst du? Lass mich in Ruh‘!“, flehte sie. Doch niemand sonst war im Raum.


„Doch niemand sonst war im Raum.“?
Das habe ich als erstes Anzeichen eingebaut, dass sie schizophren ist und Stimmen hört.
Hätte ich erklären sollen. Sorry. Das war eine Idee für den geänderten Satzaufbau.

Mit aller Kraft setzte sie den Stift an. Dabei riss das Papier ein und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob.

Show don’t tell. Vielleicht findest du eine körperliche Beschreibung für ihr Gefühl, um die Brücke zum Wald zu bauen.
Hm, interessanter Aspekt. Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist es dir etwas zu abrupt? Da muss ich noch einmal in mich gehen, da habe ich so noch nicht drüber nachgedacht. Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Brücke das zerissene Papier ist.
Das mit dem zerrissenen Papier als Katalysator finde ich gut. Mir gefiel das „und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob“ nicht so richtig.
Vielleicht in Richtung:
„Mit aller Kraft setzte sie den Stift an. Dabei riss das Papier ein und sie bemerkte, wie sich die Konturen des Klinikzimmers langsam auflösten und …“

Viel Erfolg weiterhin mit deiner Geschichte. :)
Verregnete Grüße
wegen

 

Hallo @MRG

Die Frau nickte, dann begann sie abrupt an zu schluchzen.
Da stimmt was nicht.
Gibt es da eine bestimmte Normgröße oder kann das von Klinik zu Klinik variieren? Dann muss ich es wohl doch abändern.
Ich denke die haben alle eine Normgröße (Ich zumindest habe es noch nie anders gesehen)
Guter Punkt. Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass sie einschläft, sondern halluziniert und ihre Wanderung im Wald dementsprechend auch eine Bewegung in ihrem Zimmer darstellt. Ich bin mir an dieser Stelle allerdings nicht sicher, ob so etwas wirklich realistisch ist oder ob ich es da etwas zu weit getrieben habe. Kennst du dich da möglicherweise besser aus als ich?
Weißt du,ich kenne es so nicht. Vorstellen kann ich mir, das es so möglich wäre. Schizophrene haben ja ihre eigene Wirklichkeit. Ich habe einmal erlebt, dass meine Mutter eine Pfanne zur Hälfte mit Öl füllte, mir erklärte, das sie schon den ganzen Vormittag kochte und sich so auf das Essen freute. Das Öl dann auf ihren Teller schüttete und erklärte, das wäre eine ungarische Delikatesse.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Das ist eine Schwachstelle im Text, hm das muss ich mir noch einmal anschauen. Möglicherweise kann ich noch einbauen, dass sie ihre Tabletten nicht mehr nimmt, aber warum genau, da habe ich momentan noch keinen guten Einfall.
Vielleicht haben ihre Stimmen zu ihr gesagt dass sie die Tabletten nicht mehr nehmen soll oder sie mochte die Nebenwirkungen nicht.

Liebe Grüße CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @MRG,

dein Text beginnt in einem Klinikzimmer und deine Prota hört eine Stimme. Psychose also, denke ich. Der erste und auch der zweite Absatz sind vom Erzähler her sehr sachlich, nüchtern beschrieben, also der Erzähler ist kein Märchenonkel, sondern eher so Typ Nachrichtensprecher, d.h. natürlich auch er vermittelt eine gewisse Souveränität usw. Darum kann ich dann den dritten Absatz so gar nicht einordnen.

Dabei riss das Papier ein und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob.
Danach befindet die Prota sich im Wald und spätestens an der Stelle bin ich raus und ich glaube, dein Erzähler will zwar souverän wirken, aber ich glaube ihm kein Wort mehr, weil ich Psychose mit dem, was du schreibst einfach nicht verbunden bekomme. Nun bin ich keine Expertin, d.h. vielleicht hast du ggf eine Vorlage recherchiert, wo jemand genau so eine Psychose hatte, es erscheint mir aber sehr unrealistisch. Jedenfalls lese ich es als einen Schnitt und ich frage mich, ob ich das Genre verkannt habe, ob es um Mystery/Fantasy geht, denn das sie im Wald ist, wäre mMn (aber ich kann mich auch irren) sehr ungewöhnlich mit Halluzinationen quasi aller Sinneskanäle (Hören, Riechen, Sehen, Spüren). Wenn du es recherchiert hast, dann denke ich, wäre es hilfreich, Skeptikerinnen wie mir, davon zu berichten. Dazu passt ja dein "Nachrichtensprecher" tatsächlich ganz gut, der kann gut auch einfach Wissen weitergeben, das würde mMn schon zu dem passen. So wie es ist, hängt es für mich sehr in der Luft. Jedenfalls kommt dann der Pfleger, wieso fragt der: Wieder der Wald? Sie liegt doch, von außen betrachtet nur im Bett und schläft, oder? Dann kommt das Gespräch mit der Psychiaterin, auch das erscheint mir sehr künstlich. Zum einen wirkt er auf mich etwas wie Infodump und dann die Ärztin: Er strahlt wieder? - Wieder der Mann? - Die Befehle? Ich denke, ein einfaches: Ok. würde besser funktionieren.
Die Frau nickte. „Ich hab Angst, dass ich auf ihn höre. Er ist grausam.“
Es folgte eine Pause.
Dann setzte die Psychiaterin neu an: „Wenn Sie ihre Situation auf einer Skala von 1 bis 10 beurteilten müssten, wenn 1 der schlimmste Zustand ist und 10 der bestmögliche, wo sehen Sie sich selbst?“
„Zwei.“
„Sie hätten jetzt auch eins sagen können, wie sind Sie auf die Zwei gekommen?“
„Johannes. Ich denke ununterbrochen an ihn, er gibt mir Kraft.“
„Damit können wir arbeiten.“
Und, es tut mir leid, aber hier musste ich laut lachen. Sie sagt, dass sie Angst hat, auf ihn zu hören. (Was sind das denn überhaupt für Befehle? Habe ich das überlesen? Will die Ärztin das gar nicht wissen?) Und statt auf die Angst einzugehen, kommt ganz trocken: Wo sehen sie sich selbst zwischen 1 und 10? Sind wir plötzlich beim Bewerbungsgespräch? Und mir geht es nicht um die Skala, diese Selbsteinschätzungsskalen werden schon häufig benutzt, aber wie die Ärztin das sagt und vor allem auch an welcher Stelle. Aus dem Gespräch erschließt sich mir auch nicht, was genau daran jetzt so kräftezehrend sein soll. Das behauptet ja der Erzähler zuvor. Grundsätzlich frage ich mich auch, wozu der Absatz überhaupt notwendig ist. Dann kommt sie nach Hause. Sie putzt usw. aber wie es ihr geht, erfahre ich nicht so richtig. Dann eines Tages steht sie auf und fühlt sich prima, das heißt wohl, vorher ging es ihr nicht so prima, auch wenn sie mal nicht müde war. Und was sie sagt ist: Es (was eigentlich?) hat gewirkt. Die Therapie hat gewirkt. War sie denn nach der Klinik auch noch in Therapie? Und was genau hat gewirkt bzw. wie gewirkt? Sind die Hallus weg oder ist die Stimmung besser oder was ist denn überhaupt los? Ich glaube auch nicht, dass wenn man mal einen guten Tag hat, sagt: Oh, die Therapie hat gewirkt.
Am Ende dann geht alles wieder von vorne los.

Ich bin mir nicht sicher, was du erreichen wolltest mit deiner Geschichte. Eine Schizophrenie darstellen? Ich denke, da müsstest du noch etwas mehr recherchieren oder du nimmst nicht so sehr den nüchtern-wissenschaftlichen Weg, sondern bist da offener. Ich habe auch das Original gelesen, vor ein paar Tagen, und erinnere mich, dass der Text so gar nicht nüchtern-wissenschaftlich war, sondern eher etwas mystisches bzw. magisches hatte. Ich glaube das das Original darüber funktioniert und wenn du es quasi in die Welt der Wissenschaften und harten Fakten holen willst, dann würde ich das stärker rausarbeiten, da wäre dann aber sicher mehr Recherche notwendig und vielleicht auch sowas wie Psychoedukation auch für den Leser. Ich denke, Psychoedukationsgruppen werden in fast allen Kliniken angeboten. Du könntest sie also auch an einer Gruppentherapie teilnehmen lassen. Normalerweise wird, wenn Patienten akut psychotisch sind in erster Linie medikamentös behandelt. Deine Prota ist mMn eigentlich viel zu funktional für eine akute Psychose und darum für mich nicht glaubwürdig (aber wie gesagt, ich bin da auch keine Expertin).

Ich hoffe, du kannst bei aller Kritik trotzdem mit meinem Kommentar etwas anfangen.

Viele Grüße
Katta

 

Hallo @wegen,

vielen Dank, dass du noch einmal kommentiert hast. Finde ich sehr hilfreich:

Das finde ich richtig gut und schön und erzählenswert. Vielleicht (er-)finden sie gemeinsam neue Rituale, die besser als das iO funktionieren. Bleib dran.
Ja, da möchte ich noch einmal nachschärfen. Das mit den neuen Ritualen finde ich eine interessante Anregung.

Ich wollte neben dem Streichen von unnötigem Ballast vorschlagen, länger bei einem Bild zu bleiben.
Ah ja, das ergibt Sinn für mich. Das meintest du mit "auf die Bremse" treten. Das werde ich mir für die Überarbeitung noch einmal zu Herzen nehme. Wird allerdings noch einige Wochen dauern bis meine Klausurenphase durch ist und ich wieder Zeit und Muße habe, meinen Text nachzuschärfen.

Das mit dem zerrissenen Papier als Katalysator finde ich gut. Mir gefiel das „und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob“ nicht so richtig.
Ja, das finde ich nachvollziehbar. Es ist sozusagen zu schnell, passt nicht richtig in die Erzählweise rein. Hm, das muss ich mir auch noch einmal anschauen.

Liebe @wegen vielen Dank, dass du dir noch einmal die Zeit genommen hast. Das gibt mir das Gefühl, dass ich etwas Neues dazu gelernt habe und jetzt besser weiß, was ich verbessern kann.

Beste Grüße
MRG


Hallo @CoK,

schön, dass du noch einmal reingeschaut hast, das ist nicht selbstverständlich.

Da stimmt was nicht.
Meine Vorstellung sag so aus, dass sie nickt und dann von ihren Gefühlen überwältigt wird. Sie kann sich nicht länger zusammenreißen und beginnt zu weinen.

Ich denke die haben alle eine Normgröße (Ich zumindest habe es noch nie anders gesehen)
Habe ich angepasst, danke für deine erneute Ausführung!

Weißt du,ich kenne es so nicht. Vorstellen kann ich mir, das es so möglich wäre. Schizophrene haben ja ihre eigene Wirklichkeit. Ich habe einmal erlebt, dass meine Mutter eine Pfanne zur Hälfte mit Öl füllte, mir erklärte, das sie schon den ganzen Vormittag kochte und sich so auf das Essen freute. Das Öl dann auf ihren Teller schüttete und erklärte, das wäre eine ungarische Delikatesse.
Danke fürs Teilen, stelle ich mir sehr schwierig vor. Sehe allerdings vollkommen ein, dass ich hier noch Verbesserungspotential habe. Ich bin mir gerade noch nicht sicher, wie ich das genau verändern möchte. Da gehe ich noch einmal in mich.

Vielleicht haben ihre Stimmen zu ihr gesagt dass sie die Tabletten nicht mehr nehmen soll oder sie mochte die Nebenwirkungen nicht.
Ja, eine gute Idee. Das nehme ich so auf.

Vielen Dank für deinen Kommentar, der mir weitergeholfen hat und mich zum Nachdenken angeregt hat.

Beste Grüße
MRG


Hallo @Katta,

vielen Dank für diesen sehr guten Kommentar, genau so stelle ich mir eine hilfreiche Kritik vor. Du hast mir anhand von Beispielen gut aufgezeigt, wo der Text nicht funktioniert. Ich gehe im Detail auf deine Punkte ein:

Der erste und auch der zweite Absatz sind vom Erzähler her sehr sachlich, nüchtern beschrieben, also der Erzähler ist kein Märchenonkel, sondern eher so Typ Nachrichtensprecher, d.h. natürlich auch er vermittelt eine gewisse Souveränität usw. Darum kann ich dann den dritten Absatz so gar nicht einordnen.
Ja, das stimmt. Meine Intention war tatsächlich etwas mehr Distanz zu gewinnen und ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass der dritte Absatz da nicht reinpasst. Ich habe die Stelle mit dem Wald nachträglich eingefügt, um näher an dem Original von @kiroly zu bleiben. Dabei habe ich nicht mehr so darauf geachtet, ob das überhaupt zu meinem Konzept passt.

Danach befindet die Prota sich im Wald und spätestens an der Stelle bin ich raus und ich glaube, dein Erzähler will zwar souverän wirken, aber ich glaube ihm kein Wort mehr, weil ich Psychose mit dem, was du schreibst einfach nicht verbunden bekomme.
Ja, das kann ich auch gut nachvollziehen. Ich bin in meiner Recherche auf einen jungen Mann mit Schizophrenie gestoßen, der von Halluzinationen berichtet hat und von dem Gefühl, dass die Stimmen absolut real sind. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie weit das Ganze geht und ob ich es hier übertrieben habe. Sehr guter Punkt von dir, gibt mir einiges zum Nachdenken und Hinterfragen.

Dazu passt ja dein "Nachrichtensprecher" tatsächlich ganz gut, der kann gut auch einfach Wissen weitergeben, das würde mMn schon zu dem passen. So wie es ist, hängt es für mich sehr in der Luft.
Hm, würde jedenfalls besser zu meinem Konzept vom Anfang passen. Ich mag deine Idee, finde das sehr spannend, dass ich mit Psychoedukation arbeite.
Jedenfalls kommt dann der Pfleger, wieso fragt der: Wieder der Wald? Sie liegt doch, von außen betrachtet nur im Bett und schläft, oder? Dann kommt das Gespräch mit der Psychiaterin, auch das erscheint mir sehr künstlich. Zum einen wirkt er auf mich etwas wie Infodump und dann die Ärztin: Er strahlt wieder? - Wieder der Mann? - Die Befehle? Ich denke, ein einfaches: Ok. würde besser funktionieren.
Hm, so wie du das argumentierst, finde ich das sehr sinnvoll. Kann gut nachvollziehen, was dir da fehlt: Es wirkt etwas konstruiert, nicht glaubwürdig. Wo ich jedoch noch etwas hänge ist das mit dem Infodump. Wie meinst du das? Findest du es zu erklärend?

Und, es tut mir leid, aber hier musste ich laut lachen. Sie sagt, dass sie Angst hat, auf ihn zu hören. (Was sind das denn überhaupt für Befehle? Habe ich das überlesen? Will die Ärztin das gar nicht wissen?) Und statt auf die Angst einzugehen, kommt ganz trocken: Wo sehen sie sich selbst zwischen 1 und 10? Sind wir plötzlich beim Bewerbungsgespräch? Und mir geht es nicht um die Skala, diese Selbsteinschätzungsskalen werden schon häufig benutzt, aber wie die Ärztin das sagt und vor allem auch an welcher Stelle. Aus dem Gespräch erschließt sich mir auch nicht, was genau daran jetzt so kräftezehrend sein soll.
Das muss dir nicht leid tun, genau das finde ich ja spannend. Mir zeigt das damit, wo der Text für dich überhaupt nicht funktioniert und wo ich die Chance habe, noch einmal nachzubessern. Mein Grundgedanke war hier, dass die Ärztin lösungsorientiert vorgeht, einen Fokus auf die Ressourcen richtet und da tritt dann Johannes auf. Er gibt ihr die Kraft, sich aufzuraffen, einen Sinn zu sehen und alles zu geben. Das war die Intention hinter der Skalierungsfrage.

Dann kommt sie nach Hause. Sie putzt usw. aber wie es ihr geht, erfahre ich nicht so richtig. Dann eines Tages steht sie auf und fühlt sich prima, das heißt wohl, vorher ging es ihr nicht so prima, auch wenn sie mal nicht müde war. Und was sie sagt ist: Es (was eigentlich?) hat gewirkt. Die Therapie hat gewirkt. War sie denn nach der Klinik auch noch in Therapie? Und was genau hat gewirkt bzw. wie gewirkt? Sind die Hallus weg oder ist die Stimmung besser oder was ist denn überhaupt los? Ich glaube auch nicht, dass wenn man mal einen guten Tag hat, sagt: Oh, die Therapie hat gewirkt.
Hier habe ich mich an dem Original orientiert und es mir möglicherweise etwas zu einfach gemacht. Wollte mit diesem Ende die Überleitung zum Original schreiben, wo es ja von der Handlung ganz ähnlich sind. Habe dabei allerdings wohl übersehen, dass mein Konzept mehr Erklärungen braucht, dass es eben nicht so fantastisch ist. Interessanter Punkt, den du hier ansprichst, vielen Dank!

Ich bin mir nicht sicher, was du erreichen wolltest mit deiner Geschichte. Eine Schizophrenie darstellen? Ich denke, da müsstest du noch etwas mehr recherchieren oder du nimmst nicht so sehr den nüchtern-wissenschaftlichen Weg, sondern bist da offener. Ich habe auch das Original gelesen, vor ein paar Tagen, und erinnere mich, dass der Text so gar nicht nüchtern-wissenschaftlich war, sondern eher etwas mystisches bzw. magisches hatte. Ich glaube das das Original darüber funktioniert und wenn du es quasi in die Welt der Wissenschaften und harten Fakten holen willst, dann würde ich das stärker rausarbeiten, da wäre dann aber sicher mehr Recherche notwendig und vielleicht auch sowas wie Psychoedukation auch für den Leser.
Ich wollte die Vorgeschichte für das Original bauen. Sehe vollkommen ein, dass es da mehr Wissen und Recherche braucht. Der Punkt der Psychoedukation ist ein großartiger Gedanke, der gut in das Konzept reinpasst. Da hast du etwas angesprochen, wo ich noch einmal in mich gehen möchte.

ch denke, Psychoedukationsgruppen werden in fast allen Kliniken angeboten. Du könntest sie also auch an einer Gruppentherapie teilnehmen lassen. Normalerweise wird, wenn Patienten akut psychotisch sind in erster Linie medikamentös behandelt. Deine Prota ist mMn eigentlich viel zu funktional für eine akute Psychose und darum für mich nicht glaubwürdig (aber wie gesagt, ich bin da auch keine Expertin).
Eine weitere sehr gute Anregung. Wenn ich dich richtig verstehe, dann würde ich hier den Wald streichen und durch eine Gruppentherapie ersetzen, oder? Da tue ich mich noch schwer mit, weil ich diesen Bezug zum Original nicht aus den Augen verlieren möchte. Muss ich für mich noch einmal bewerten und schauen, wie ich da vorgehen möchte.

Vielen herzlichen Dank für diesen sehr guten Kommentar. Du hast mir viele Punkte zum Nachdenken gegeben und ich schätze es sehr, wie viel Zeit du für meinen Text investiert hast. Toller Kommentar, mit dem ich viel anfangen kann.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG

ich finde das richtig gut erzählt. Du nimmst das Thema der Vorlage auf und gibst ihm deine eigene Stimme, eine, die über einen feinen Rhythmus und sich selbst tragende Sprachbilder verfügt,
Ich kenne mich nicht detailliert mit psychischen Krankheitsbildern aus, aber die Bipolare Störung (so nennt man das, glaube ich) wird greifbar, kann ich gut nachvollziehen. Vielleicht könntest du manches breiter erzählen. Mir geht's ein bisschen schnell, dieser Übergang von Therapie zu tablettenunterstützter Heilung und Eigenverantwortung für ihr Kind. (Ich weiß da auch nicht, wo der Sohn war, wurde er in Obhut genommen, wenn ja, von wem, gibt es einen Vater usw.)
Was ich aber weiß: das mit den Tabletten muss gut eingestellt werden und man ist nicht unbedingt auf alle Zeit auf sie angewiesen. Also ich gehe nicht an allen Stellen mit, wünschte mir mehr subtile Info, vielleicht innerhalb eines Dialogs mit der Therapeutin.
Und das Ende, na ja, mir öffnet sich da nichts, keine Erkenntnis, keine Fragen, etwas erwartbar also.
Klingt jetzt nach viel Meckern, aber ich glaube, an dem Text lohnt es sich zu arbeiten.

Paar Stellen:

Aus der Schublade holte sie eine Plastikbox und ein schwarzes Notizbuch mit einem Kugelschreiber hervor.
gut, schwarz, mag sein das enthält Symbolik, aber die Dinger sind doch fast alle schwarz und der Kugelschreiber, ist der in so einer Schlaufe?
Die vollbeschriebenen Seiten drückten den Einband nach oben. Routiniert schlug sie die letzte Seite auf. Große, bauschige Formen wechselten sich ab mit millimeterfein geschriebenen Buchstaben mit dem immer gleichen Inhalt: „iO.“ Zwischen den Abkürzungen waren kaum Lücken. „In Ordnung. Alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung“,
präzise Beschreibung, bravo
Die Fichten ragten hoch hinaus, versperrten ihr die Sicht. Doch dann formten ihre Augen einen Weg, der sie zwischen den Baumstämmen und sumpfigen Gräben vorbeiführte. Schattenfarben umwehten sie, bildeten sich zu schwarzblauen Fäden und erschwerten ihr das Atmen.
hübsche Traumbeschreibung
Es gab Tage, an denen sie nur schlafen wollte. Doch sie gab sich diesem Wunsch nicht hin, hielt sich strikt an ihre Routine und wenn Johannes aus der Schule kam, stand das Mittagessen auf dem Tisch.
sehr authentisch, Routinen brauchen gefährdete Persönlichkeiten unbedingt
Dieser bestand aus insgesamt fünf Spalten, aber sie nutzten nur zwei davon: Johannes trug alles unter der Zwiebel ein, ganz links, sie nutzte den Kürbis, in der Mitte links. So zogen die Tage dahin.
Kapier ich nicht, das mit den Zwiebeln und dem Kürbis
„Du irrst dich. Lass mich in Ruhe! Hör auf mit den Strahlen. Du machst mich ganz kirre. Böser Wald.“ In dieser Zeit schrieb Johannes jeden Tag „iO“ in den Familienplaner. Denn sie hatte ihre Routine schon lange vergessen, ihre Routine, die ihre Brücke zur Realität war.
mm, habe ich oben kommentiert, irgendwas fehlt noch mMn

Viele Italien-Belgien-0:0-derzeit-Grüße
Isegrims

 

Hallo @MRG :-)

Ich habe dein Copywrite sehr gerne gelesen. Ja, das war ein recht paranormaler Text, den ich damals geschrieben habe. Irgendwie interessieren mich solche Grenzthemen und Grenzwahrnehmungen. Ich finde deinen Text sehr, sehr gut. Sicher, man hat die Bilder beim Schreiben noch im Kopf, die werden aktiviert und gleichen sie mit deinem Text ab. Vielleicht ist das Subjektive einer Einschätzung bei einem Copywrite am stärksten. Dein Text wirkt auf mich konventioneller geschrieben, bleibt aber meiner Ansicht nach unmittelbar und reduziert. Gelegentlich, denke ich, greifst du jedoch auf Bilder zurück, die im "Schizophrenen", "Psychiatrischen", "Wahnsinn" häufig gezeichnet werden. Das klingt jetzt echt hochtrabend von meiner Seite, hier ein Beispiel:

Dünne schwarze Haare hingen herab,
Seltsam, dass es dünne und schwarze Haare sein müssen - wären ja noch ganz andere Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen. Aber gut, das ist ein kleiner Kritikpunkt. Es ist noch nicht mal ein Kritikpunkt. Es ist eine reine Feststellung.

Sehr schön an deinem Text - völlig losgelöst vom Inhalt - finde ich das Tonale, deine Sätze passen aufeinander. Sie wirken geschliffen. Das ist mir bei deinen Text schon aufgefallen, mag sein, dass sie manchmal auf Klischeebilder zurückgreifen, den Runden Ton kannst du ganz gut.

Alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung“, murmelte die Frau vor sich hin wie bei einer Beschwörung. Mit aller Kraft setzte sie den Stift an. Dabei riss das Papier ein und sie fühlte, wie sich ihre Wahrnehmung verschob.
Ich kann mir vorstellen, dass sie hier die "Geister" scheiden - die Wirkung des Satzes entsteht aus einem Vergleich, nicht aus dem Satz oder Szene selbst. Man könnte die Beschwörung auch als Verb verwenden. Das kann einen Text unmittelbarer gestalten. Mir fällt zumindest - gut, ist bestimmt auch subjektiv - auf, wie selten der "Wie-Vergleich" in vielen Romanen benutzt wird. Oder ich lese einfach "wie-vergleichsarme Bücher".

Der Geruch von Kräutern lag in der Luft. Sie hörte leises Vogelgezwitscher und das Rascheln des Laubs, wenn sie darüber ging. Die Fichten ragten hoch hinaus, versperrten ihr die Sicht. Doch dann formten ihre Augen einen Weg, der sie zwischen den Baumstämmen und sumpfigen Gräben vorbeiführte. Schattenfarben umwehten sie, bildeten sich zu schwarzblauen Fäden und erschwerten ihr das Atmen.
Den Satz halte ich für passend, weil er das Visuelle aufnimmt. Generell ist ja die Vorlage recht visuell, zum einen, was Farben, zum anderen, was Formen, zum wieder anderen, was Zusammenhänge angeht - wie erkenne ich eine Lampe, wie ich erkenne ich eine Fichte, warum sehe ich das als Fichte und nicht die Zwischenräume? Solche überraschend "banalen" Fragen, an denen die Wahrnehmungspsychologie ja zu kämpfen hat.

Die Fäden ... da denke ich immer gleich an "Rumo" von Walther Moers, als Beschreibung für den Geruchssinn :-D

Das Gespräch mit der betreuenden Psychiaterin war kräftezehrend. Doch sie hatte keine Wahl, musste sich ihren Stimmen stellen, wenn sie Johannes wiedersehen wollte.
Hier beschreibst du eine Krankheitseinsicht. Sie erkennt ja selbst ihre Lage. Im Grunde ist das ein Grenzgebiet, das ich ja ausleuchten wollte - was ist noch logisch oder nicht? Und erkenne ich meine eigene Irrationalität, meine eigene Verzerrung überhaupt an? Ich finde so etwas ausgesprochen interessant. Aber okay, zu deinem Text. Den fettmarkierten Satz ... hm ... ja, hier erklärst du als Autor. Ich sag' nicht, dass das schlecht ist, aber man sollte sich dem bewusst sein. Ich kann mir vorstellen, dass diese Sicht den Klischee-Vorwurf begünstigt. Als Leser merke ich, dass hier eine göttliche Hand eingreift und Hilfestellung für die Story leistet. So entsteht eine Außensicht und vielleicht - huch, ich spekuliere jetzt massiv - aktiviert das beim Leser einen Vergleich zwischen eigenen Vorstellungen zur Schizophrenie und denen des Textes. Sind die gleich - Klischee!

„Er ist in der Ganztagsbetreuung.“ Als die Psychiaterin das sorgenvolle Gesicht sah, fügte sie hinzu: „Ihm geht‘s gut.“
Die Frau nickte, dann begann sie abrupt an zu schluchzen. „Ich will nach Hause, aber er strahlt wieder.“
„Er strahlt wieder?“
Mir gefällt, dass in dem Gespräch Krankheit und Nicht-Krankheit zusammenfallen. Er strahlt wieder ... ja, irgendwie auch witzig, aber auch ur-gruselig. Irgendwo kann sie ihre Denken reflektieren, irgendwo nicht. Schön, dass du dieses Element aufgenommen hast :-) :-) :-)

Drei Smileys! Haha :-D

Er wusste, wie sensibel und verletzlich sie war, weil er sein Leben lang mit ihrer Schizophrenie gelebt hatte.
Ich bin mir unsicher, ob die Schizophrenie benannt werden muss. Umgekehrt gefragt: Was bedeutet es denn, dass der Leser das weiß? Ah, Schizophrenie, okay. Es mag Sicherheit verschaffen, ich kann mir aber vorstellen, dass ein Leser das eben auch aushalten muss. Es geht ja eher um Wahrnehmungsverzerrungen, Halluzinationen und klar, dieses Symptom der Schizophrenie liegt nahe, aber ... ist es wichtig? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

Liebe @MRG, so viel ist das gar nicht, ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen. Ich habe den Kommentar nicht als Vergleich geschrieben. Vielleicht macht es für dich Sinn, über einen sehr speziellen Aspekt in deinem Leben zu schreiben, oder ein sehr spezielles Thema, um eventuelleb schnellen Kategorisierungen "prophylaktisch" entgegenzuwirken.

Lg
kiroly

 

Hallo @Isegrims,

vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut. Ich gehe im Detail auf deine Punkte ein:

ich finde das richtig gut erzählt. Du nimmst das Thema der Vorlage auf und gibst ihm deine eigene Stimme, eine, die über einen feinen Rhythmus und sich selbst tragende Sprachbilder verfügt,
Viele Dank für das Lob, das ging runter wie Öl. :D

Vielleicht könntest du manches breiter erzählen. Mir geht's ein bisschen schnell, dieser Übergang von Therapie zu tablettenunterstützter Heilung und Eigenverantwortung für ihr Kind.
Ja, das ist ein guter Punkt. Ich kann gut nachempfinden, dass es hier zu schnell geht. Wenn ich mir meine Texte mit ein bisschen Abstand anschaue, dann habe ich manchmal die Tendenz mir zu wenig Zeit für bestimmte Stellen zu nehmen. Das ist eine Sache, an der ich weiter schrauben will.

Also ich gehe nicht an allen Stellen mit, wünschte mir mehr subtile Info, vielleicht innerhalb eines Dialogs mit der Therapeutin.
Der Dialog mit der Therapeutin scheint noch eine der schwächsten Stellen zu sein. Ich frage mich noch, wie ich das für mich so gestalten kann, dass ich gut damit gehen kann. Momentan denke ich daran, dass ich Johannes als Ressource noch weiter herausarbeite, kann mir da gut vorstellen subtile Informationen unterzubringen. Muss ich mir noch einmal mit ein bisschen Abstand abschauen.

Und das Ende, na ja, mir öffnet sich da nichts, keine Erkenntnis, keine Fragen, etwas erwartbar also.
Klingt jetzt nach viel Meckern, aber ich glaube, an dem Text lohnt es sich zu arbeiten.
Ja, das Ende habe ich so verstanden, dass es der Übergang zu kirolys Geschichte ist. Sehe allerdings ein, dass mein Copywrite als alleinstehende Geschichte da noch Potential hat. Ich habe gerade noch keine Idee, wie ich da eine Wendung oder Erkenntnis einbauen kann. Mal sehen, ob mir das noch etwas einfällt.

gut, schwarz, mag sein das enthält Symbolik, aber die Dinger sind doch fast alle schwarz und der Kugelschreiber, ist der in so einer Schlaufe?
Mittlerweile gibt es Notizbücher in jeder Farbe und ich wollte gerne dieses Bild des schwarzen Notizbuchs hervorrufen. Und ja genau, hatte mir vorgestellt, dass der Stift mit dem Notizbuch verbunden ist.

präzise Beschreibung, bravo
Danke!

hübsche Traumbeschreibung
Das liegt vor allem an der interessanten Beschreibung im Original, habe versucht dieses Bild aufzunehmen.

Kapier ich nicht, das mit den Zwiebeln und dem Kürbis
Das ist eine Referenz an das Original, aber ja stimmt schon, es fehlt hier die Funktion in meiner Geschichte. Da habe ich so gar nicht drüber nachgedacht. Sehr guter Punkt.

Vielen Dank für diesen schönen Kommentar, da sind viele Aspekte drin, die ich mir in meiner Überarbeitung anschauen möchte. Wird noch etwas dauern, bis ich das angehen werde, weil ich dafür gerne einen freien Kopf haben möchte.

Beste Grüße
MRG


Lieber @kiroly,

möchte dir am Anfang kurz mitteilen, dass ich männlich bin. :D

Vielen herzlichen Dank für diesen sehr, sehr schönen Kommentar. Da habe ich gleich ein Lächeln im Gesicht gehabt. Will dir auch direkt dazu sagen, dass ich mir deine ganzen Texte in der Recherche angeschaut habe und sehr beeindruckt war. Sie sind so eigen und haben einen ganz eigenen Klang. Ich wollte erst vom "Anspruch der guten Arbeit kopieren", bin dann aber bei deinem "Waldrand" hängen geblieben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass mich auch diese Grenzthemen und Grenzwahrnehmungen (wie du es genannt hast) interessieren. Finde in dieser Hinsicht auch Dostojewski absolut großartig.

Ich habe dein Copywrite sehr gerne gelesen. Ja, das war ein recht paranormaler Text, den ich damals geschrieben habe. Irgendwie interessieren mich solche Grenzthemen und Grenzwahrnehmungen. Ich finde deinen Text sehr, sehr gut. Sicher, man hat die Bilder beim Schreiben noch im Kopf, die werden aktiviert und gleichen sie mit deinem Text ab. Vielleicht ist das Subjektive einer Einschätzung bei einem Copywrite am stärksten.
Habe ich mich sehr drüber gefreut, vielen Dank! Das ging mir ähnlich bei dem Copywrite zu meinem Text, da schwingen die eigenen Bilder mit und ich fand das sehr interessant, was ein anderer Autor aus meiner Vorlage gemacht hat.

Dein Text wirkt auf mich konventioneller geschrieben, bleibt aber meiner Ansicht nach unmittelbar und reduziert. Gelegentlich, denke ich, greifst du jedoch auf Bilder zurück, die im "Schizophrenen", "Psychiatrischen", "Wahnsinn" häufig gezeichnet werden.
Ja, das mit dem Klischee fällt mir noch schwer. Das ist auch ein Muster, das sich in meinen bisherigen Texten immer wieder zeigt. Da arbeite ich weiter dran, dein Tipp ganz am Ende finde ich dahingehend ziemlich spannend.

Seltsam, dass es dünne und schwarze Haare sein müssen - wären ja noch ganz andere Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen.
Ja, das stimmt. Ich hatte das Bild einer Nachbarin im Kopf, als ich mir die Protagonistin vorgestellt habe. Wenn ich es allerdings von außen betrachte, dann erinnert das schon an ein Klischee.

Sehr schön an deinem Text - völlig losgelöst vom Inhalt - finde ich das Tonale, deine Sätze passen aufeinander. Sie wirken geschliffen. Das ist mir bei deinen Text schon aufgefallen, mag sein, dass sie manchmal auf Klischeebilder zurückgreifen, den Runden Ton kannst du ganz gut.
Vielen Dank für das Lob, das nehme ich gerne an und freue mich darüber.

Ich kann mir vorstellen, dass sie hier die "Geister" scheiden - die Wirkung des Satzes entsteht aus einem Vergleich, nicht aus dem Satz oder Szene selbst.
Eine interessante Beobachtung. Ich hatte erst noch mehr "wie"-Vergleiche drin, die ich dann gestrichen haben, um es nicht zu übertreiben. Ich lese gerne Haruki Murakami und er arbeitet auch häufig mit diesen Wie-Vergleichen (sein Vergleiche sind meiner Meinung nach wirklich gut und treffend).

Den Satz halte ich für passend, weil er das Visuelle aufnimmt. Generell ist ja die Vorlage recht visuell, zum einen, was Farben, zum anderen, was Formen, zum wieder anderen, was Zusammenhänge angeht - wie erkenne ich eine Lampe, wie ich erkenne ich eine Fichte, warum sehe ich das als Fichte und nicht die Zwischenräume?
Den Eindruck hatte ich nach dem Lesen deines Textes. Da sind so viele Farben drin und es ist fast wie eine Reise in eine andere Welt. Ich habe mir die Kommentare zum Original durchgelesen und da die Wichtigkeit bzw. Bedeutsamkeit der Fichte gefunden. Das war ausschlaggebend, dass ich diesen Teil miteingebaut habe.
Die Wahrnehmungspsychologie ist spannend und ich finde es einen außergewöhnlichen Gedanken, dass alles was wir sehen, eigentlich ein Produkt bzw. eine Interpretation unseres Gehirns ist.

Hier beschreibst du eine Krankheitseinsicht. Sie erkennt ja selbst ihre Lage. Im Grunde ist das ein Grenzgebiet, das ich ja ausleuchten wollte - was ist noch logisch oder nicht? Und erkenne ich meine eigene Irrationalität, meine eigene Verzerrung überhaupt an? Ich finde so etwas ausgesprochen interessant. Aber okay, zu deinem Text. Den fettmarkierten Satz ... hm ... ja, hier erklärst du als Autor.
Sehr interessant, dass du das ansprichst. Der Versuch war eigentlich, dass ich mich als Autor zurücknehme, die Protagonistin in den Vordergrund stelle und möglichst zurücktrete. Das ist mir an dieser Stelle nicht gelungen und das ist mir beim Korrekturlesen gar nicht so aufgefallen. Aber ja, das stimmt total. Denke, dass das auch so ein Eckpunkt ist, den ich überarbeiten werde.

Als Leser merke ich, dass hier eine göttliche Hand eingreift und Hilfestellung für die Story leistet. So entsteht eine Außensicht und vielleicht - huch, ich spekuliere jetzt massiv - aktiviert das beim Leser einen Vergleich zwischen eigenen Vorstellungen zur Schizophrenie und denen des Textes. Sind die gleich - Klischee!
Vielen Dank für diese Hypothese, das gibt mir einiges zum Nachdenken. Ich habe bislang noch nicht so ganz verstanden, wie ich neue Bilder erschaffen kann, die sich nicht abgenutzt anfühlen (also nicht klischeehaft sind). Das ist eine interessante Erklärung, die Hilfestellung für die Story, ja, interessant. Danke!

Er strahlt wieder ... ja, irgendwie auch witzig, aber auch ur-gruselig. Irgendwo kann sie ihre Denken reflektieren, irgendwo nicht. Schön, dass du dieses Element aufgenommen hast :-) :-) :-)
Freut mich, dass dir das gefallen hat. :-)

Ich bin mir unsicher, ob die Schizophrenie benannt werden muss. Umgekehrt gefragt: Was bedeutet es denn, dass der Leser das weiß? Ah, Schizophrenie, okay. Es mag Sicherheit verschaffen, ich kann mir aber vorstellen, dass ein Leser das eben auch aushalten muss.
In einer der ersten Versionen hatte ich es nicht drin, hab dann aber die Rückmeldung bekommen, dass das wichtig ist, um es besser einzuordnen. Andererseits ist das ja wieder erklärend und ich als Autor greife in die Geschichte ein, damit sie funktioniert (diesen Grundgedanken finde ich ziemlich wertvoll).

Vielleicht macht es für dich Sinn, über einen sehr speziellen Aspekt in deinem Leben zu schreiben, oder ein sehr spezielles Thema, um eventuelleb schnellen Kategorisierungen "prophylaktisch" entgegenzuwirken.
Guter Hinweis, das werde ich ausprobieren. Denke, dass ich mich damit weiter verbessern kann und möglicherweise auch aus den vielen Klischees rauskommen kann.

Vielen Dank für diesen umfangreichen und sehr schönen Kommentar, habe mich sehr darüber gefreut! Hatte mich richtig gefreut, als ich dich im Copywrite gezogen hab. :-)


Beste Grüße
MRG

 
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Hallo @MRG,
mir gefällt übrigens dein Profilbild, was ist das denn für ein Falter?

Dann kommt das Gespräch mit der Psychiaterin, auch das erscheint mir sehr künstlich. Zum einen wirkt er auf mich etwas wie Infodump und dann die Ärztin: Er strahlt wieder? - Wieder der Mann? - Die Befehle? Ich denke, ein einfaches: Ok. würde besser funktionieren.
Hm, so wie du das argumentierst, finde ich das sehr sinnvoll. Kann gut nachvollziehen, was dir da fehlt: Es wirkt etwas konstruiert, nicht glaubwürdig. Wo ich jedoch noch etwas hänge ist das mit dem Infodump. Wie meinst du das? Findest du es zu erklärend?
Ja, stimmt. Infodump ist nicht richtig. Nicht glaubwürdig und nicht authentisch - das ist eher was ich meine. Weiß selbst nicht mehr, was ich mit Infodump genau meinte. Aber wenn ich jetzt noch mal reinschaue, dann ist die krasse Einsicht und Reflektionsfähigkeit der Mutter schon auffällig. Vielleicht kam ich deswegen auf den Begriff Infodump, weil sie so unglaublich funktional und rational und klar antwortet und Informationen auf eine Art und Weise weitergibt, die ich sehr an den Leser gerichtet finde. Sie ordnet da ja alles sehr gut ein.
--> Ich will gerne nach Hause, kann aber nicht, weil ich wieder Hallus habe. Ich weiß, dass er nicht real ist, aber ich befürchte trotzdem dass ich tun werde, was er sagt.
Ich finde die Ärztin leistet in dem Gespräch jetzt nicht sehr viel. Was ich zB erwarten würde, wäre die Frage, warum die Mutter Angst hat, zu tun, was er sagt, obwohl ihr doch klar ist, dass es nicht echt ist. Also, die Ärztin sollte schon ein ernsthaftes Gespräch führen. So wie sie agiert in dem Dialog wirkt es sehr schablonenhaft und als hätte der Autor sich ein Buch genommen und diesen Satz darin gefunden. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich denke, dass es nicht realistisch ist. Also, vielleicht geht es gar nicht darum, eine "realistische" oder "typische" Psychose (Schizophrenie) zu schildern, sondern darum den im Text vorhandenen Konflikt aufzulösen, zu beschreiben, irgendwie eben zu bearbeiten, dass die Mutter sich ihrer Erkrankung und der Halluzinationen so sehr bewusst ist und gleichzeitig Angst hat, sich nicht gegen die Stimme zur Wehr setzen zu können, was absolut so sein kann, aber mMn irgendwie eingeordnet werden sollte.
Nur als Beispiel mal folgender Versuch:
Die Psychiaterin trug einen weißen Kittel, hatte ihre ergrauten Haare zu einem ordentlichen Dutt gebunden und sprach mit sanftem Tonfall: „Wie geht es Ihnen?“
Ich finde, das klingt empathischer als "Was ist seit der letzten Sitzung passiert?" Es ginge auch sowas wie: Wie ist es Ihnen seit unserem letzten Gespräch ergangen? Oder ähnliches ...
„Wie geht es Johannes?“, antwortete die schwarzhaarige Frau stattdessen. Ihre Haare standen in alle Richtungen ab.
Das finde ich gut, dass sie nach ihrem Sohn fragt. Das sie schwarzhaarig ist wissen wir schon. Und mir fällt es schwer vorstellbar dass lange Haare in alle Richtungen abstehen. Da könntest du also auch einfach darauf verzichten.
„Er ist in der Ganztagsbetreuung.“ Als die Psychiaterin das sorgenvolle Gesicht sah, fügte sie hinzu: „Ihm geht‘s gut.“
Die Frau nickte, dann begann sie abrupt an zu schluchzen. „Ich will nach Hause, aber er strahlt wieder.“
Die Therapeutin nickte.
Ich würde sie nicht gleich antworten lassen, lass erstmal die Mutter reden ... Diese ganzen Fragen der Therapeutin brauchst du nicht, da erreichst du eher das Gegenteil von dem, was du mMn erreichen willst. Darum einfach weiter mit...
„Und er schreit so laut. Dieser tiefe, dunkle Klang. Ich will nicht auf ihn hören. Ich hab Angst, dass ich auf ihn höre.“
„Es klingt, als würden Sie denken, dass er nicht real ist.“
--> Was würde deine Prota denn hier antworten? Für mich wird es hier spannend ...


Hier habe ich mich an dem Original orientiert und es mir möglicherweise etwas zu einfach gemacht. Wollte mit diesem Ende die Überleitung zum Original schreiben, wo es ja von der Handlung ganz ähnlich sind. Habe dabei allerdings wohl übersehen, dass mein Konzept mehr Erklärungen braucht, dass es eben nicht so fantastisch ist.
Ich finde das ein gute Idee, deine Geschichte davor anzusiedeln und mir gefällt auch, dass du es aus der mystischen Stimmung holst, wobei ich das Original sehr gelungen finde und die Stimmung sehr mag, aber ich mag auch deinen Versuch des neutralen personalen Erzählers. Vielleicht wäre es auch noch mal hilfreich über die Erzählposition nachzudenken. Vielleicht könntest du deinen Erzähler für dich selbst (also im Sinne einer Backend-Story) noch etwas näher definieren. Warum erzählt er gerade diese Geschichte? Was fasziniert ihn daran? Wie medizinisch gebildet ist dein Erzähler etc.

Eine weitere sehr gute Anregung. Wenn ich dich richtig verstehe, dann würde ich hier den Wald streichen und durch eine Gruppentherapie ersetzen, oder? Da tue ich mich noch schwer mit, weil ich diesen Bezug zum Original nicht aus den Augen verlieren möchte. Muss ich für mich noch einmal bewerten und schauen, wie ich da vorgehen möchte.
Nee, mein ursprünglicher Gedanke war eher, die Einzeltherapie durch die Gruppentherapie zu ersetzen. Die Ärztin könnte aber auch psychoedukativ arbeiten im Einzelgespräch. Das wäre also egal. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es schwer ist für dich, die Perspektive der Ärztin einzufangen, zumindest ist das mein Eindruck nachdem ich deinen Dialog gelesen habe.
Was das mit dem Wald angeht: Da ging es mir um die Menge an Sinneseindrücken. Ich würde das einfach etwas reduzieren, evtl. klar im Krankenzimmer bleiben. Also nicht die Mutter in den Wald schicken, sondern den Wald ins Krankenzimmer holen, zB so, was nur ein Schnellschuß ist und nur die Richtung der Idee verdeutlichen soll.
Plötzlich ragten Fichten im Krankenzimmer hoch hinaus, versperrten ihr die Sicht auf das Bild mit den Margeritten an der Wand. Schattenfarben umwehten sie, bildeten sich zu schwarzblauen Fäden und erschwerten ihr das Atmen. Dann hörte sie wieder die tiefe Männerstimme, die ihr Befehle gab.
Ich weiß nicht, ob das mit dem Original vereinbar ist, aber wenn so viel über die Befehle geredet wird, würde ich schon gerne wissen, was denn diese befehle sind, auch da könntest du es bei einem Befehl belassen, zB zünde den Wald an ... aber keine Ahnung, vielleicht passt das weder zu deiner Geschichte noch zum Original ...

Viele Grüße
Katta

Edit: Vielleicht hab ich es doch falsch gelesen, dass sie weiß, dass er nicht real ist, also vielleicht weiß sie es nicht. Aber wenn sie es nicht weiß, dann finde ich, müsste ihr Angst unmittelbarer rüberkommen, nicht so kognitiv vermittelt. Aber die Quintessenz bleibt, denke ich: wie viel Einsicht hat sie?

 
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Hey, hey @MRG

nicht nur, dass ich es als eine Mamutaufgabe empfinde @kiroly zu kopieren (weil er so wunderbar und eigen schreibt), Du hast Dir dann auch noch die Geschichte rausgepickt, wo das Thema ein Schwergewicht ist. Respekt! Also leicht hast Du es Dir nicht gemacht. In den Kommentaren wurde erwähnt, dass Du die Diagnose ja nicht benennen musst, war mein Gedanke beim Lesen auch, würde ich nicht machen. Ist für den Text als solches auch gar nicht wichtig, was sie da genau hat, es geht am Ende um ihre Liebe zu dem Sohn, die sie nicht ausleben kann, die Krankheit sie hindert, wenn nicht sogar verhindert. Ich glaub, wenn Du das als Thema im Hinterkopf hast, den Text darauf strenger fokussieren würdest, könnte das durchaus ein Gewinn sein. Muss man aber natürlich ausprobieren, ist jetzt auch nur ein Gedanke, muss gar nicht stimmen :D
Im Ganzen habe ich deinen Text aber sehr gern gelesen, die Tragik, die kommt bei mir schon an. Anfangs fand ich die Erzählperspektive ziemlich abseits, distanziert, im Verlauf der Geschichte habe ich aber gedacht, warum eigentlich nicht. Jedenfalls macht es die Sache für den Autor leichter, wenn man sich in einem Thema nicht so ganz zu Hause fühlt.
Sprachlich wurde dein Text schon gelobt, das ist gut, weil ich jetzt nämlich kommen kann und sagen, auf mich hat das nicht so Eindruck gemacht. Ich würde gern bisschen näher darauf eingehen, Vorschläge machen und Du machst damit, was Du willst. Gern auch ins Klo spülen.

Das Sonnenlicht fiel nach der langen Nacht durch das Fenster des Klinikzimmers.
Kein schöner erster Satz. So belanglos wie nur irgendwas. Und da gefühlt 80% mit dem Wetter beginnen, machs doch anders - frischer ;)

Darin standen ein Bett, ein Regal und ein Schreibtisch mit Stuhl. Auf dem Bett saß eine Frau, die eine Schlafanzughose und einen grauen Kapuzenpullover mit einem aufgedruckten, fliegenden Dinosaurier trug.
Dagegen ist eine erwachsene Frau im Dinopulli doch viel spannender! Weil da bereits ein Bruch drinsteckt (Brüche sind immer gut!). Der macht neugierig. Jedenfalls neugieriger als Sonne, die durch ein Fenster scheint.
Die Frau im Klinikbett, trug Schlafanzughose und einen Kapuzenpullover, über ihre Brust flog ein Pteosauria.

Dünne schwarze Haare hingen herab, bewegten sich auf und ab zu den Schluchzern, die ihren abgemagerten Körper erschütterten.
Ja, tun sie ja meist. Liegt in der Natur der Sache. Klingt nicht schön, kann nichts - brauchts nicht.

„Warum ich? Was willst du? Lass mich in Ruh‘“, flehte sie. Doch es war sonst niemand im Raum.
Weiß nicht, die Frage hat sie sich bestimmt schon 1000x gestellt. Das Flehen um Ruhe, die Stimme mögen weggehen dagegen, das scheint mir ihrer Situation hier angemessener. Das drückt auch schön ihre Verzweiflung aus.

Nach einer Weile ging sie zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl.
Nach einer Weile? Was heißt das? Wie viel ist hier eine Weile? Kann eigentlich auch nichts.

Die betreuende Psychiaterin hatte sie gewarnt,

Die Angst vor dem nächsten Gespräch saß der Frau im Nacken.
Abgegriffenes Bild.

Aus der Box entnahm sie die Tablette, die sie mit einem Glas Wasser herunterschluckte.
Ja, das liest sich wirklich so, als wenn da ein Sprecher im OFF einen Film für Blinde untertitelt.

Sie streichelte sanft mit ihrer Hand über das Notizbuch. Die vollbeschriebenen Seiten drückten den Einband nach oben. Routiniert schlug sie die letzte Seite auf.
Und dann aber auch wieder nicht.
Und schlägt sie immer die letzte Seite auf? Immer nur die und daher routiniert?

Große, bauschige Formen wechselten sich ab mit millimeterfein geschriebenen Buchstaben mit dem immer gleichen Inhalt: „iO.“
Mochte ich sehr! Das Schriftwechseldetail, das kann was. Das bringt mir was.
Große, bauschige Formen wechselten sich ab mit millimeterfein geschriebenen Buchstaben. Genau genommen waren es nur zwei Buchstaben: iO.
Buchstaben als solche haben selten einen Inhalt. Das ist schräg, aber nicht auf eine gute Art schräg.

Zwischen den Abkürzungen waren kaum Lücken.
ja, iO ist eine Abküzung, muss man den Leser nicht weiter erklären.
Große, bauschige Formen wechselten sich ab mit millimeterfein geschriebenen Buchstaben. Genau genommen waren es nur zwei Buchstaben: i und O, iO, iO ..., dazwischen kaum Lücken.

Es ist alles in Ordnung“, murmelte die Frau vor sich hin wie bei einer Beschwörung.
Zeigen wäre besser als behaupten.

Ich höre an dieser Stelle mal auf, ist klar wohin die Reise geht. Und am Ende ist Stil ja auch was ganz persönliches, und ich will deinem da auch gar nicht reinfuschen. Sind wirklich nur Anregungen.
Vielleicht ist die Idee, mit dem Tonunterlegten Film für Blinde gar nicht so verkehrt. Das schafft Distanz, wenn Du die haben willst. Aber wenn sie da am Tisch vor sich hinmurmelt, dann hört man das ja aus dem Film selbst, das würde der Sprecher nicht kommentieren müssen. Also, dann müsstest Du das echt straff auch durchziehen. Und das ist bisher nicht gegeben. Das flattert für mich noch bisschen unentschieden rum. Wobei Distanz jetzt auch nicht so erstrebenswert ist. Hat natürlich auch einen effekt, aber ob der taugt, um die Geschichte zu stärken, glaube ich gar nicht mal.

Vielleicht kannste was gebrauchen, vielleicht auch nicht. Spannende Sache auf jeden Fall dieser Text. Auch, sich damit zu beschäftigen. Schöne Aufgabe. Schwierige Aufgabe auch natürlich. Aber man wächst ja bekanntlich mit denen. Und ich finde, Du bist auf einem echt guten Weg mit dem Text.

Liebe Grüße, Fliege

 

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