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Händels Auferstehung

MRG

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12.03.2020
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Händels Auferstehung

Im blauen Saal steht ein Tisch mit einer Karaffe und zwei Gläsern. Meine Frau sitzt neben mir auf dem Sofa. Sie ist hübsch, hat feine Gesichtszüge und hohe Wangenknochen. Die weiße Schleife in den glatt gekämmten Haaren gibt ihr etwas Damenhaftes. Der Siegelring an ihrem Finger lässt sie mächtig wirken. Doch am meisten liebe ich die kleinen Lachfältchen um die Augen, für einen außenstehenden Beobachter kaum zu erkennen. Sie schafft es als Einzige, mich zum Lachen zu bringen, besonders bei unseren samstäglichen Spaziergängen.

Sie dreht mein Handgelenk, schaut auf die Uhr.
„Muss los, will Lotte nicht wieder warten lassen.“
Sie greift nach der Karaffe, deren Henkel golden glänzt, schenkt sich den letzten Schluck ein. Als das Glas leer ist, greift sie sich an die Stirn, drei kleine Falten bilden sich.
„Bevor ich‘s vergesse.“ Mit einem liebevollen Lächeln schenkt sie mir ein weiteres Buch. „Hab‘s geliebt.“
„Historische Miniaturen, Sternstunden“, antworte ich nüchtern. Bücher stehen bei mir nur im Regal und verstauben.
„Händel ist am besten", betont sie.
„Händel?“
„Die Geschichte von ihm. Nächstes Mal reden wir drüber, ja?“ Sie hat einen neckenden Tonfall.
Ich nicke ihr zu, die Lüge will mir nicht über die Lippen, wir spielen unser altbekanntes Spiel. „Nächsten Samstag wie immer?“, frage ich stattdessen.
„Nächsten Samstag wie immer.“ Sie gibt mir einen Kuss, steht auf. Sie verabschiedet sich, schaut über die Schulter, lächelnd. Die Tür fällt ins Schloss.

In der Nacht klingelt das Telefon. Müde stehe ich auf, wanke noch verschlafen in den Salon, hebe den Hörer vom Apparat.
„Dr. B.?“, fragt die Frauenstimme, es muss Lotte sein.
„Ja?“, antworte ich.
„Friderike“, sagt sie.
„Was?“
„Zusammenstoß mit einem Auto.“ Ihr Atem geht schnell, ihre Worte kommen nur abgehackt hervor. „Ein Unglück. Ihr Genick …“
Ich sage nichts, die folgende Stille verkrampft mein Herz. Dann, endlich: „Auto?“ Nichts anderes fällt mir ein.
„Sie saß am Steuer, ich daneben.“
Der Hörer fällt mir aus der Hand. Das Kabel lässt ihn hin und her schwingen, immer langsamer werden seine Bewegungen, schließlich hängt er leblos vom Tisch herab. Die blauen Wände rücken näher. Kalter Schweiß lässt mich frösteln. Ich stehe auf. Durch die Glasvitrine lächelt mich die Betäubung meines Schmerzes an. Ich schließe das Schränkchen auf, lasse den kleinen goldenen Schlüssel stecken. Das Geräusch der einfließenden Flüssigkeit verspricht mir, den grauenvollen Augenblick zu überstehen. In Gedanken bei Friderike setze ich an, trinke das Glas in einem Zug. Das Nächste. Ich stütze meinen Kopf auf die Hände, denke ununterbrochen an Friderike. Die Samstage liebte sie am meisten. „Samstage sind zum Spazieren da.“ Der Bach rauschte leise neben uns. An der Ecke beim Steg hielten wir, setzten uns auf die Grasfläche daneben. Sie breitete die Decke aus, ich stellte den Korb mit den Äpfeln ab. Sie liebte rote Äpfel, die mit einem knackenden Geräusch und einem köstlichen Geschmack den Samstagnachmittag einleiteten.
„Jeden Tag einen und du bleibst gesund“, sagte sie. Ihr helles Lachen hatte etwas Heilsames, erinnerte mich an die guten Zeiten, als meine Familie noch lebte.

Die nächsten Wochen sind dunkel. Der schwarze Anzug hängt einsam im Schrank, der Hut ungetragen daneben. Ich lasse einen Termin nach dem anderen ungenutzt verstreichen, denke nicht einmal an die Zahlen, die Zahlen die damals unser gemeinsames Glück finanzierten. Das Schränkchen leert sich immer weiter, während mein Geist sich trübt. Morgens rasiere ich mich nicht mehr, überschreite damit eine Schwelle, die ich nie übertreten wollte. Als der Schrank leer ist, liege ich auf dem Sofa, starre an die Wand. Stundenlang schaue ich hinauf, auf dem Rücken liegend, die Hände unter dem Kopf gefaltet. Alles, was bleibt, sind die Erinnerungen. Doch auch die sind flüchtig. Ich esse nicht mehr, arbeite nicht mehr und sehe keinen Sinn mehr.

Mein Blick streift das Bücherregal und bleibt in der obersten Reihe hängen. Ein Schauer fährt meinen Rücken hinab. Friderike, das Buch. Sie hat es mir am letzten Tag geschenkt. Ich stehe auf und ziehe es aus der obersten Reihe des Regals. Sternstunden der Menschheit. Ich schlage die erste Seite mit dem Inhaltsverzeichnis auf, erinnere mich dunkel an einen Namen, doch bekomme ihn nicht zu fassen. Dann bleibt mein Blick im oberen Drittel hängen, die Auferstehung des Georg Friedrich Händel. Händel, das war der Name. Ich gehe in den Salon, nehme auf dem Sessel Platz und fange an zu lesen. Sie hat gewonnen.

Nach der Geschichte stehe ich auf, gehe ruhig ins Badezimmer. Die Auferstehung des Georg Friedrich Händel. Ich schaue in den Spiegel, die Rasur tut gut. Das Wasser rauscht in die Badewanne, weißer Dampf steigt auf. Ich steige hinein, die Hitze umfängt mich. Mit geschlossenen Augen denke ich an Händels eisernen Willen. Acht Stunden täglich in den heißen Quellen, das hatte ihn geheilt. Meine Gedanken wandern wieder zu Friderike, an ihre Versuche, mich für Bücher zu begeistern. Jede Woche brachte sie mir das Buch mit, was sie am meisten faszinierte. Nicht ein einziges las ich. Unser Spiel dauerte an, wurde zu einer Gewohnheit, bis es mich eines Tages störte, als sie mir kein Buch mitbrachte. Plötzlich ist mir kalt. Immer wieder gieße ich heißes Wasser nach. Doch nach zwei Stunden halte ich es nicht mehr aus.

Der schwarze Anzug und der Hut geben mir einen Teil meines alten Lebensgefühls zurück. Zielstrebig verlasse ich das Anwesen Richtung Hauptstraße, komme an geschäftigen Leuten vorbei, sehe viele schwarze Hüte und Frauen in Kleidern. Vereinzelte Autos fahren über die gepflasterte Straße, doch das Motorengeräusch dringt nicht zu mir durch. Ich betrete den Laden, gefüllt mit tausenden von Schallplatten. Ein alter Herr mit weißen Haaren und einer kleinen Brille begrüßt mich freundlich. Nachdem ich einige Minuten eine Hülle nach der anderen mit der Hand umgeklappt habe, fragt der Verkäufer, wie er mir weiterhelfen könne.
„Messias“, sage ich. „Suche den Messias von Händel.“
Er zieht eine Schallplatte hervor, reicht sie mir. Von einer grünen Verpackung umhüllt, mit Jesus in rotem Gewand auf der Vorderseite, liegt der Messias in meinen Händen.

Zuhause angekommen, steige ich die Treppe hinauf in das oberste Stockwerk. Die Holzstufen knarren leise. Behutsam fahre ich über den Schallplattenspieler, lege den Messias hinein. Mit einem leisen Summen trifft der Saphir auf die erste Rille der Platte, während ich es mir im Sessel bequem mache. Ich schließe die Augen, gebe mich den Klängen hin, warte auf die Auferstehung. Es startet euphorisch und tatsächlich: Es erfüllt mich mit Energie. Ich lasse die Last auf meiner Seele los.

Vor meinen inneren Augen taucht ein Engel auf. Bis auf seine Flügel sieht er menschlich aus. „Nimm meine Hand, ich bin bei dir“, scheint er zu sagen. Die Musik beruhigt sich. In mir breitet sich ein Gefühl der Ruhe aus. Ein Teich, der sich nach eine Steinwurf wieder glättet. Meine Atmung wird tiefer. Der Engel legt mir seine Hand auf die Schulter. Dann setzt der Sänger ein, ich konzentriere mich auf seine Stimme. „Tröste dich, mein Volk, spricht der Gott“, singt er. Trotz meiner Abneigung gegenüber Religion, versuche ich mich weiter darauf einzulassen. Ja, ich stelle mir sogar vor, wie ein Gott über mich wacht, für mich da ist. „Das Krumme grad und das Raue macht gleich“, ertönt da wieder die Stimme des Sängers. Wenn es doch so einfach wäre, denke ich und damit überkommt mich wieder der Schmerz. Ein Chor setzt ein. Ich stehe auf, gehe einige Schritte im Raum auf und ab. Die Stimmen sind mir jetzt unverständlich, ab und an höre ich das Wort „Völker“.

Ich muss zurück an meine Kindheit denken, Kirchenbesuche waren Pflicht. Schon damals war ich skeptisch, denn meine Fragen blieben unbeantwortet. „So ist das eben, das ist nun mal Gottes Wille.“ Das Lied ist nur ein Lied und Gott existiert nicht. Schwarzer Rauch aus meinem Inneren droht mich zu ersticken. Voller Anstrengung versuche ich, mich erneut auf die Musik zu konzentrieren. Wieder setze ich mich in den Sessel, schließe die Augen, versuche mit aller Gewalt in die Musik einzutauchen. Doch es ist mir nicht mehr möglich, der erste Zauber ist verflogen, kaum, dass er überhaupt anfing. Ich hatte mir den Messias anders vorgestellt.

Als die Vorderseite abgespielt ist, drehe ich die Platte um und zwinge mich, erneut zu zuhören. Es wird körperlich anstrengend. Die Chöre beginnen mich zu quälen. Ist das wirklich die Auferstehung? Hört sich so die Erlösung an?
Nach gut zwei Stunden ist es endlich vorbei, endet mit einem letzten Chor.

Als ich das große Fenster öffne, blendet mich die Sonne. Vor mir erstreckt sich der Rasen, umgeben von dem schwarzen Zaun. Ich setze mich auf den Rand des offenen Fensters, meine Hände geben mir Halt, ausgestreckt hinter meinem Rücken. Ich bewundere die Stärke von Menschen wie Händel, die trotz endgültigen Schicksalsschlägen einen Weg finden. Das Gesicht von Friderike taucht auf, ihre hohen Wangenknochen und die lachenden Augen, umrandet von ihren lockigen, braunen Haaren. Ich atme aus, immer weiter bis meine Brust wehtut. Ich sehne mich danach, mit ihr über die Auferstehung Georg Friedrich Händels zu reden.

 

Hi @MRG,
eine schöne Geschichte. Du kannst wirklich gut schreiben. Kopfkino hatte ich die ganze Zeit, besonders da erst nach und nach an's Licht kommt, dass die Frau tot ist.:thumbsup:

Vielleicht liegt es an mir, aber an ein paar Stellen bin ich gestolpert:

„Muss los, will sie nicht wieder warten lassen.“
Du nennst zuvor die Uhrenmarke, was für mich auf Wohlstand schließen lässt. Dann redet man hier jedoch abgehackt, was für mich nicht ins Bild passt.
Sie greift nach der Karaffe, dessen deren
gläserner Henkel golden glänzt, schenkt sich den letzten Schluck ein, setzt das trichterförmige Glas an die Lippen. Die klare Flüssigkeit bewegt sich, verschwindet vollständig in ihrer Kehle. Ihre filigranen Finger umfassen den zugehörigen Stiehl. Als das Glas leer ist, greift sie sich an die Stirn, drei kleine Falten bilden sich.
Besonders hier ist mir aufgefallen, dass du extrem viele Adjektive verwendest. Es gibt noch andere solche Stellen. Diesen Fehler kenne ich sehr gut, da ich ihn auch gerne mache. Lies den Text vielleicht nochmal durch und streiche die Adjektive, die du nicht brauchst.
„Historische Miniaturen, Sternstunden“, antworte ich nüchtern. lese ich und blicke ernüchtert hoch?
Hier liest er den Titel des Buches vor, oder? Dass das der Titel ist, habe ich erst am Ende verstanden. In dieser Szene klingt es nur unlogisch.
Mit einem liebevollen Lächeln schenkt sie mir ein weiteres Buch. „Hab‘s geliebt.“
„Historische Miniaturen, Sternstunden“, antworte ich nüchtern. Bücher stehen bei mir nur im Regal, verstauben.
Hier begann für mich das eigentliche Verständnisproblem. Vielleicht sehen das andere Leser nicht so, aber ich habe überhaupt nicht verstanden, ob die Frau am Telefon Frederike heißt oder die tote Frau.
Seine tote Frau gibt ihm doch das Buch. Warum, wenn er Bücher eh nie liest? Erkläre das ggf. in einem Satz.
Hörer vom Apparat.
„Dr. B.?“, fragt die Frauenstimme,
Den Namen B kannst du ruhig ausschreiben.
„Zusammenstoß mit einem Automobil. Ein Unglück, ihr Genick …“
Ich sage nichts, die folgende Stille verkrampft mein Herz. Dann, endlich: „Automobil?“
Hier dachte ich erst, dass der Mann selbst beim Unfall gestorben ist, aber es war wohl doch die Frau.
Durch die Glasvitrine lächelt mich das Vergessen an.
Super! Schöner Satz.
Ihr helles Lachen hatte etwas Heilsames, erinnerte mich an die guten Zeiten, als meine Familie noch lebte.
Ist die ganze Familie tot? Oder "nur" die Frau?
Die nächsten Wochen sind dunkel.
Das habe ich dann auch nicht verstanden. Bisher habe ich das Puzzle so zusammengesetzt: Die Frau ist tot, er hat Demenz und die Erinnerung an den Tod dementsprechend verdrängt. Dann ruft eine andere Frau an, erinnert ihn an den Unfall und seine Welt stürzt komplett ein. Aber er hat doch Demenz? Ist die jetzt weg oder war das nur eine Demenz, die sich auf den Unfall fokussiert hat? Das könntest du deutlicher erklären. Allgemeine oder spezifische Demenz?
ie Zahlen die damals unser gemeinsames Glück finanzierten.
Guter Satz!
Alles was bleibt sind die Erinnerungen, doch auch die sind flüchtig.
So, ich habe ja zwei Zitate vorher gefragt: Allgemeine oder spezifische Demenz? und dachte, dass er einfach nur den Unfall verdrängt/ vergessen hat. Jetzt sind die Erinnerungen aber "flüchtig". Hat er jetzt doch generell Demenz oder wie? Wenn er auch bei anderen Dingen dement ist, wie können dann seine Wochen "dunkel" sein? Durch die Demenz könnte ich mir vorstellen, dass die Erinnerung an den Unfall ab und an wieder hochkommt, doch nicht, dass seine ganze Welt seit dem Anruf zerstört ist.
„Messias“, sage ich. „Suche den Messias von Händel.“
Kurz darauf zieht er eine Schallplatte hervor, reicht sie mir. Von einer grünen Verpackung umhüllt, mit Jesus in rotem Gewand auf der Vorderseite, liegt der Messias in meinen Händen.
Die Stelle fand ich besonders gut. Er setzt Hoffnung in den Messias Händel, doch nachdem dies nichts bringt, kommt es zu der Fenster-Szene. Gut gemacht!

Insgesamt habe ich den Text sehr gerne gelesen. Du kannst gut und fehlerfrei schreiben. Ich hoffe, du hast (trotz meiner verworrenen Erklärungsversuche) verstanden, an welchen Stellen ich mit der Logik des Textes meine Probleme hatte.

Freue mich auf die nächste Geschichte von dir. :)

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hallo @MRG

auch mir hat die Geschichte gut gefallen. Da entsteht tolles Kopfkino, ich kann mir alles bildhaft vorstellen, bin nahe bei dem Protagonisten, fühle mit ihm. Ich mag das Tempo des Textes und die Art, wie Du beschreibst. An keiner Stelle wurde ich beim Lesen aus dem Fluss gerissen. Es ist schön, dass Dein Prota das Buch dann doch liest und auf eine Art Heilung dadurch hofft. Beim Ende hatte ich Gänsehaut.

Hier ein paar Anmerkungen:

Sie greift nach der Karaffe, dessen gläserner Henkel golden glänzt, schenkt sich den letzten Schluck ein, setzt das trichterförmige Glas an die Lippen.

müsste es nicht deren heißen?

Das Schränkchen leert sich immer weiter, während mein Geist sich trübt. Morgens rasiere ich mich nicht mehr, überschreite damit eine Schwelle, die ich nie übertreten wollte. Als der Schrank leer ist, liege ich auf dem Sofa, starre an die Wand. Stundenlang schaue ich hinauf, auf dem Rücken liegend, den Kopf auf meinen zusammengefalteten Händen. Alles was bleibt sind die Erinnerungen, doch auch die sind flüchtig. Ich esse nicht mehr, arbeite nicht mehr und sehe keinen Sinn mehr.

Nach dem Verlust fällt er in eine tiefe Depression. Das hast Du hier sehr gut beschrieben. Ich fühle mit ihm.

Nach der Geschichte stehe ich auf, gehe ruhig ins Badezimmer. Die Auferstehung des Georg Friedrich Händel. Ich schaue in den Spiegel, die Rasur tut gut. Das Wasser rauscht in die Badewanne, weißer Dampf steigt auf. Ich gehe hinein, die Hitze umfängt mich.

Auch diese Stelle hat mich beeindruckt. Er kämpft. Fühlt sich zunächst etwas besser.

Das Gesicht von Friderike taucht auf, ihre hohen Wangenknochen und die lachenden Augen, umrandet von ihren lockigen, braunen Haaren. Ich atme aus, immer weiter bis meine Brust wehtut. Es ist an der Zeit, mit ihr über die Auferstehung Georg Friedrich Händels zu reden.

Bei dem Ende hatte ich Gänsehaut.

Eine Frage, die mich während dem Lesen beschäftigt hat, war, ob er uns seine Frau geschieden sind, da sie anscheinend nur samstags kommt. Hier hätte ich mir mehr Info gewünscht.

Liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Waldläufer,

vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit. Ich finde es spannend, wie du den Text gelesen hast. Gehe da mal gleich drauf ein:

eine schöne Geschichte. Du kannst wirklich gut schreiben. Kopfkino hatte ich die ganze Zeit, besonders da erst nach und nach an's Licht kommt, dass die Frau tot ist.:thumbsup:
Wie schön, dass die Geschichte für dich soweit funktioniert hat. Danke für die Blumen. :)

Du nennst zuvor die Uhrenmarke, was für mich auf Wohlstand schließen lässt. Dann redet man hier jedoch abgehackt, was für mich nicht ins Bild passt.
In meinem Kopf sollte es eilig klingen, sie ist schon zu spät muss schnell los. Da wäre ein langer Dialog meiner Einschätzung nach fehl am Platz.

Besonders hier ist mir aufgefallen, dass du extrem viele Adjektive verwendest. Es gibt noch andere solche Stellen. Diesen Fehler kenne ich sehr gut, da ich ihn auch gerne mache. Lies den Text vielleicht nochmal durch und streiche die Adjektive, die du nicht brauchst.
Guter Punkt, habe mich hier an einer Beschreibung versucht und damit experimentiert. Die Beschreibungen fallen mir noch schwer, ich nehme deinen Punkt jedenfalls mit und denke darüber nach. Bislang bin ich mir noch nicht ganz sicher, wie ich die Adjektive rausbekomme, die Beschreibung allerdings präzise bleibt. Danke für deine Beobachtung!

Hier liest er den Titel des Buches vor, oder? Dass das der Titel ist, habe ich erst am Ende verstanden. In dieser Szene klingt es nur unlogisch.
Ja, ganz genau. Sie schenkt ihm das Buch, er schaut es sich an und liest den Titel vor. Denke allerdings, dass ich das erst einmal so lassen werde. Zwischen den beiden gibt es ja das altbekannte Spiel mit den Büchern, die er nie liest.

Hier begann für mich das eigentliche Verständnisproblem. Vielleicht sehen das andere Leser nicht so, aber ich habe überhaupt nicht verstanden, ob die Frau am Telefon Frederike heißt oder die tote Frau.
Seine tote Frau gibt ihm doch das Buch. Warum, wenn er Bücher eh nie liest? Erkläre das ggf. in einem Satz.
Seine Frau stirbt in einem Autounfall, die Frau am Telefon ist eine Freundin von ihr, daher klingt die Stimme für ihn auch bekannt. Wenn es seine Frau wäre, dann hätte er sie ja gleich erkannt, also das war die Logik dahinter.
Ansonsten schenkt seine Frau ihm ein Buch, weil es ein Spiel zwischen den beiden ist. Sie will ihn zum Lesen bringen, er hat keine Lust darauf und so ergibt sich ein kleines, humorvolles Spiel. Wollte das hiermit ausdrücken:

Jede Woche brachte sie mir eins mit, immer das, was sie am meisten faszinierte. Nicht ein einziges las ich. Unser Spiel dauerte an, wurde zu einer Gewohnheit, bis es mich eines Tages störte, als sie mir kein Buch mitbrachte.

Den Namen B kannst du ruhig ausschreiben.
Ich bin gerade im Stefan Zweig Rausch, versinke in seinen Werken und diese Geschichte ist durch ihn inspiriert. Dementsprechend auch die Referenzen: Sternstunden der Menschheit (eines seiner erfolgreichen Bücher), Friderike (der Name seiner Ex-Frau) und Dr. B (der tragische Protagonist in der Schachnovelle). Am Ende dann der Selbstmord, wie es auch bei Stefan Zweig selbst war.

Hier dachte ich erst, dass der Mann selbst beim Unfall gestorben ist, aber es war wohl doch die Frau.
Richtig, es ist seine Frau, die beim Unfall tragisch verunglückt.

Super! Schöner Satz.
Danke!

Ist die ganze Familie tot? Oder "nur" die Frau?
Seine restliche Familie ist gestorben, er hat keine soziale Unterstützung mehr. Ich fand das einen wichtigen Punkt, um seine Verzweiflung noch weiter zu verstärken und das letzte Aufbäumen auf die Geschichte von Händel zu fokussieren (die Geschichte ist ihm ja durch seine Frau empfohlen worden, also seine letzte Bezugsperson). Als dann die Frau stirb, fällt er in eine Depression.

Das habe ich dann auch nicht verstanden. Bisher habe ich das Puzzle so zusammengesetzt: Die Frau ist tot, er hat Demenz und die Erinnerung an den Tod dementsprechend verdrängt. Dann ruft eine andere Frau an, erinnert ihn an den Unfall und seine Welt stürzt komplett ein. Aber er hat doch Demenz? Ist die jetzt weg oder war das nur eine Demenz, die sich auf den Unfall fokussiert hat? Das könntest du deutlicher erklären. Allgemeine oder spezifische Demenz?
Tatsächlich hatte ich nicht an eine Demenz gedacht, sondern an eine Depression. Alles wird dunkel, er sieht keinen Sinn mehr und die Erinnerungen sind flüchtig sollen seine negative und depressive Einstellung ausdrücken.

Jetzt sind die Erinnerungen aber "flüchtig".
Erinnerungen sind flüchtig meinte ich hier nicht wortwörtlich bezogen auf eine mögliche Demenz, sondern als einen Verweis darauf, dass Erinnerungen eben vergänglich sind und nichts bleibt.

Die Stelle fand ich besonders gut. Er setzt Hoffnung in den Messias Händel, doch nachdem dies nichts bringt, kommt es zu der Fenster-Szene. Gut gemacht!
Freut mich zu lesen, dieses Aufbäumen wollte ich damit herausstellen.

Vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich gefreut. Finde interessant, wie du den Text gelesen hast. Finde schön, dass der Text trotzdem für dich funktioniert hat.

Beste Grüße
MRG

Hallo @Silvita,

schön, von dir zu lesen und danke für deinen Kommentar.

auch mir hat die Geschichte gut gefallen. Da entsteht tolles Kopfkino, ich kann mir alles bildhaft vorstellen, bin nahe bei dem Protagonisten, fühle mit ihm. Ich mag das Tempo des Textes und die Art, wie Du beschreibst. An keiner Stelle wurde ich beim Lesen aus dem Fluss gerissen.
Das freut mich zu lesen, habe versucht die Kommentare und Anregungen aus der Winterreise mit in diese Geschichte einfließen zu lassen. Ist immer erleichternd, wenn es funktioniert hat. Danke für deinen Leseeindruck!

Es ist schön, dass Dein Prota das Buch dann doch liest und auf eine Art Heilung dadurch hofft. Beim Ende hatte ich Gänsehaut.
Genau das ist die Grundidee, freue mich gerade richtig. In gewisser Weise steckt ja die parallele Geschichte von Stefan Zweig aus den "Sternstunden der Menschheit".

müsste es nicht deren heißen?
Verbessert.

Nach dem Verlust fällt er in eine tiefe Depression. Das hast Du hier sehr gut beschrieben. Ich fühle mit ihm.
Schön, dass es für dich funktioniert. Er fällt in eine depressive Verstimmung und beginnt zu kämpfen, versucht noch einmal aufzustehen.

Auch diese Stelle hat mich beeindruckt. Er kämpft. Fühlt sich zunächst etwas besser.
Ja, so war es gedacht.

Bei dem Ende hatte ich Gänsehaut.
Was will ich mehr, danke für das Kompliment. :)

Eine Frage, die mich während dem Lesen beschäftigt hat, war, ob er uns seine Frau geschieden sind, da sie anscheinend nur samstags kommt. Hier hätte ich mir mehr Info gewünscht.
Also sie machen vor allem Samstage etwas, sind nicht geschieden. Sie sind ja auch am Anfang zusammen, auch wenn es nicht Samstag ist und am Anfang wird sie als seine Frau eingeleitet. Ich schaue allerdings noch mal drauf.

Vielen Dank für deinen Kommentar, habe ich gerne gelesen. Wünsche dir auch noch einen schönen Tag. :)

Beste Grüße
MRG

 

Mahlzeit @MRG,

eine schöne, ruhige Geschichte. Aber auch eine, die beschreibt, dass es für manche Handlung zu spät sein kann. Von seiner Liebsten Bücher geschenkt bekommen, um sie im Regal ungelesen zu archivieren ... und auf einmal ist es zu spät. Ich frage mich, wie sich die Beziehung weiterentwickelt hätte? Zehn oder zwanzig Jahre später. Besteht sie dann nur noch aus Ritualen? Da hat er offenbar etwas verpasst. Und kann das Loch nicht mehr füllen. Es ist noch nicht mal das Loch der fehlenden Partnerin. Es ist sein eigenes.

Noch ein paar Sachen, die mir so auf- und eingefallen sind.

umfassen den zugehörigen Stiehl
Stiel
„Bevor ich‘s vergesse.“ Mit einem liebevollen Lächeln schenkt sie mir ein weiteres Buch. „Hab‘s geliebt.“
„Historische Miniaturen, Sternstunden“, antworte ich nüchtern. Bücher stehen bei mir nur im Regal, verstauben.
„Händel ist am besten.“
„Händel?“
„Die Geschichte von ihm. Nächstes Mal reden wir drüber, ja?“ Sie hat einen neckenden Tonfall.
Hier bin ich kurz gestolpert, von wegen, wer redet gerade.
"Händel ist am besten", betont sie. < wäre eine Lösung und charakterisiert sie noch ein wenig.
schließlich hängt er leblos und kopfüber vom Tisch herab
Das Schwere unten, von daher kann das kopfüber weg. Zu viel Adjektive. Es würde auch gehen "schließlich hängt er still vom Tisch herab."
In Gedanken bei Friderike setze ich an, trinke das Glas in einem Zug.
Ich meine, nach "Friderike" müsste ein Komma hin ...
Ich stütze meinen Kopf auf meine Hände
meinen/meine ... aber sind ja eh deine Hände. also meinen Kopf auf die Hände oder den Kopf auf meine Hände.
Ich lasse einen Termin nach dem anderen ungenutzt verstreichen, denke nicht einmal an die Zahlen, die Zahlen die damals unser gemeinsames Glück finanzierten.
2 x die Zahlen. Ist okay, um zu betonen, dass die Zahlen wichtig sind. Dann vielleicht mit nem PUNKT trennen, die Betonung der Zahlen kannste so auf den Satzanfang legen, also "... an die Zahlen. Die Zahlen, die ..." So macht auch der/die Leser/Lesende eine Pause.
den Kopf auf meinen zusammengefalteten Händen
"... die Hände unter dem Kopf gefaltet." scheint hier kürzer und knackiger, denn bei gefaltet sind sie ja zusammen.
Alles was bleibt sind die Erinnerungen, doch auch die sind flüchtig.
"Alles was bleibt, sind die Erinnerungen." Beim Lesen mache ich hier automatisch eine Pause. Vielleicht kann man hier die Pause unterstützen, durch: "Alles was bleibt, sind die Erinnerungen. Doch die sind flüchtig." Das auch muss sich ja auf etwas anderes beziehen. Eventuell ginge: "Alles was bleibt, sind die Erinnerungen. Doch die sind ebenso flüchtig, wie das Leben selbst."
an ihre Versuche mich für Bücher zu begeistern
Versuche,
Nachdem ich einige Minuten ein Cover nach dem anderen mit der Hand umgeklappt habe
Automobil und so, alles schon was her. 20er des letzten Jahrhunderts? Hülle anstatt Cover fände ich dann besser.
verlasse den Plattenladen
Plattenladen ist auch sehr modern. Musikgeschäft passt eher in die anvisierte Ära.
Zuhause angekommen steige ich die Treppe hinauf
angekommen,
über den Schallplattenspieler, lege den Messias hinein
Wenn es wirklich die 20er sind, dann ist es ein Grammophon.
Summen trifft der Saphir auf die erste Rille der Platte
bei einem Grammophon war es die Stahlnadel. Saphire kamen erst später. Aber eben nur, wenn meine Vermutung stimmt, dass es 20er oder 30er sind.


Sodele, also ich habe und hätte sie gerne (weiter)gelesen. Mehr erfahren über Friderike und der Liebe zu Büchern und Musik.

Griasle
Morphin

 

Mahlzeit @Morphin,

vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit. Ich habe die Anmerkungen eingebaut.
Bei der Zeit habe ich an die 1950er/ 1960er gedacht. Das Wort Automobil habe ich verwendet, um es etwas altmodischer wirken zu lassen. Allerdings weiß ich nicht, ob Automobil in den 1950er überhaupt noch verwendet wurde, da bin ich in meiner Recherche nicht drauf gestoßen. Ich denke, dass Plattenladen daher doch etwas präziser ist. Ich befürchte, dass man bei Musikgeschäft eher an Instrumente denkt.

eine schöne, ruhige Geschichte. Aber auch eine, die beschreibt, dass es für manche Handlung zu spät sein kann. Von seiner Liebsten Bücher geschenkt bekommen, um sie im Regal ungelesen zu archivieren ... und auf einmal ist es zu spät.
Danke, das hat mich gefreut. Finde deine Art, wie du es gelesen hast auch schön. Denn das ist ja das Tragische daran.

Ich frage mich, wie sich die Beziehung weiterentwickelt hätte? Zehn oder zwanzig Jahre später. Besteht sie dann nur noch aus Ritualen? Da hat er offenbar etwas verpasst. Und kann das Loch nicht mehr füllen. Es ist noch nicht mal das Loch der fehlenden Partnerin. Es ist sein eigenes.
Interessante Frage. Finde spannend, dass du dich auf das Loch des Protas beziehst. Ich hatte in einer der ersten Geschichten noch eine Passage drin, wo ich mich auf sein inneres Loch bezogen habe, auf diese Leere.

Sodele, also ich habe und hätte sie gerne (weiter)gelesen. Mehr erfahren über Friderike und der Liebe zu Büchern und Musik.
Freut mich zu hören! Danke für deinen Besuch und deinen Kommentar. Die Flusen habe ich soweit verbessert, wobei ich mich von meinem Darling mit den Zahlen noch nicht trennen konnte.

Wünsche dir einen schönen Donnerstag und bedanke mich für deine Überlegungen.

Beste Grüße
MRG

 

Hi,

okay, 50er ist es das Auto. Da ist die Kurzform schon in die Umgangssprache aufgenommen. Also auch Saphir, Plattenspieler, aber Schallplattengeschäft ... so kenne ich das noch.

 

Hallo @MRG

schön, von dir zu lesen und danke für deinen Kommentar.

Gern geschehen.

Das freut mich zu lesen, habe versucht die Kommentare und Anregungen aus der Winterreise mit in diese Geschichte einfließen zu lassen. Ist immer erleichternd, wenn es funktioniert hat. Danke für deinen Leseeindruck!

Hab ich sehr gerne gemacht.
Ich finde, es hat sehr gut funktioniert.

Es ist schön, dass Dein Prota das Buch dann doch liest und auf eine Art Heilung dadurch hofft. Beim Ende hatte ich Gänsehaut.
Genau das ist die Grundidee, freue mich gerade richtig. In gewisser Weise steckt ja die parallele Geschichte von Stefan Zweig aus den "Sternstunden der Menschheit".

Das ist schön! Ich freu mich mit :)
Das Buch kenne ich leider nicht, hab mal gegoogelt :D

Nach dem Verlust fällt er in eine tiefe Depression. Das hast Du hier sehr gut beschrieben. Ich fühle mit ihm.
Schön, dass es für dich funktioniert. Er fällt in eine depressive Verstimmung und beginnt zu kämpfen, versucht noch einmal aufzustehen.

Ich finde, Du hast das sehr glaubhaft rübergebracht.

Bei dem Ende hatte ich Gänsehaut.
Was will ich mehr, danke für das Kompliment.

Von Herzen gerne.

Eine Frage, die mich während dem Lesen beschäftigt hat, war, ob er uns seine Frau geschieden sind, da sie anscheinend nur samstags kommt. Hier hätte ich mir mehr Info gewünscht.
Also sie machen vor allem Samstage etwas, sind nicht geschieden. Sie sind ja auch am Anfang zusammen, auch wenn es nicht Samstag ist und am Anfang wird sie als seine Frau eingeleitet. Ich schaue allerdings noch mal drauf.

Ja, irgendwie hat mich das irritiert. Hab mich eben gefragt, ob sie getrennt sind, getrennt leben.

Vielen Dank für deinen Kommentar, habe ich gerne gelesen. Wünsche dir auch noch einen schönen Tag.

Gern geschehen.
Das ist schön.

Ich danke Dir und wünsche Dir ein wundervolles Wochenende.

Ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Hi @MRG

ich fand die Geschichte berührend und auch sprachlich sauber. Ich bin beim Lesen nirgends wegen unklarer oder umständlicher Formulierungen stecken geblieben.

Die "Kritik"punkte sind also eher Details.

„Zusammenstoß mit einem Auto. Ein Unglück, ihr Genick …“
Die Formulierung ließt sich für mich nicht als hätte jemand Probleme damit eine tragische Nachricht zu überbringen, sondern sie wirkt einfach abgehakt.

Historische Miniaturen, Sternstunden
Sternstunden der Menschheit
Ich weiß nicht ob du dich hier auf ein echtes Werk beziehst, aber der Titel ist auf jeden Fall inkonsistent verwendet. Auch verwirrt mich "Historische Miniaturen", wenn es danach zumindest in einem Teil anscheinend um die Lebensgeschichte eines Komponisten geht. Ich dachte da im ersten Moment mehr an Architektur.

Mit geschlossenen Augen denke ich an Händels eisernen Willen. Acht Stunden täglich in den heißen Quellen, das hatte ihn geheilt.
Der Protagonist wird ja anscheinend von Händels Schicksal motiviert, zum Leben zurück zu kehren. Dann gehe ich aber davon aus, dass er sich irgendwie mit ihm identifizieren kann. Hat Händel etwa seine Psyche nach einem schweren Schicksalsschlag mit Besuchen in einer heißen Quelle geheilt???


Ich lasse einen Termin nach dem anderen ungenutzt verstreichen, denke nicht einmal an die Zahlen, die Zahlen die damals unser gemeinsames Glück finanzierten.
Welche Zahlen? Du wirfst hier eine Frage auf die den Leser im ersten Moment verwirrt zurück lässt ohne jemals wieder Bezug darauf zu nehmen. Das ist für mich ein Streichkandidat der nichts zur Geschichte beiträgt.

Liebe Grüße

 

Hallo @Silvita,

vielen Dank, dass du noch einmal reinschaust.

Hab ich sehr gerne gemacht.
Ich finde, es hat sehr gut funktioniert.
Das geht doch runter wie Öl. Danke!

Ja, irgendwie hat mich das irritiert. Hab mich eben gefragt, ob sie getrennt sind, getrennt leben.
Verstehe, weil sie sozusagen den Samstag so hervorheben, als würden sie sich nur dann sehen. Ja, schaue ich mir noch einmal an.

Wünsche dir einen guten Start in die Woche. :)

Beste Grüße
MRG


Hi @JReichinger,

vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit.

ich fand die Geschichte berührend und auch sprachlich sauber. Ich bin beim Lesen nirgends wegen unklarer oder umständlicher Formulierungen stecken geblieben.
Das freut mich, vielen Dank!

Die Formulierung ließt sich für mich nicht als hätte jemand Probleme damit eine tragische Nachricht zu überbringen, sondern sie wirkt einfach abgehakt.
Ja, das ist ein guter Punkt. Ich hatte mir vorgestellt, dass sie geschockt ist und das stoßweise aus ihr rausbricht.

Ich weiß nicht ob du dich hier auf ein echtes Werk beziehst, aber der Titel ist auf jeden Fall inkonsistent verwendet. Auch verwirrt mich "Historische Miniaturen", wenn es danach zumindest in einem Teil anscheinend um die Lebensgeschichte eines Komponisten geht. Ich dachte da im ersten Moment mehr an Architektur.
Beziehe mich auf die "Sternstunden der Menschheit" von Stefan Zweig. Unter Sternstunden versteht er besondere Stunden, die einen bleibenden Eindruck auf die Menschheit hinterlassen haben. Ist ein interessantes Buch, fand es durchgehend faszinierend.

Hat Händel etwa seine Psyche nach einem schweren Schicksalsschlag mit Besuchen in einer heißen Quelle geheilt???
Händel hatte einen Schlaganfall und war halbseitig gelähmt, als Komponist ist das natürlich ein doppelter Albtraum. Er hat sich dann an einen Kurort begeben und trotz den Warnungen der Ärzte ist er über einen längeren Zeitraum immer wieder in den heißen Bädern gewesen. Erstaunlicherweise konnte er sich so von seinem Schlaganfall erholen. Das ist auch das Parallele in dieser Geschichte, der Protagonist versucht sich an dem Beispiel von Händel zu orientieren.

Welche Zahlen? Du wirfst hier eine Frage auf die den Leser im ersten Moment verwirrt zurück lässt ohne jemals wieder Bezug darauf zu nehmen. Das ist für mich ein Streichkandidat der nichts zur Geschichte beiträgt.
Beziehe mich hier auf die Finanzen, um die Frage zu beantworten, ob er für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss. Das ist die Grundidee dahinter.

Vielen Dank für deinen guten Kommentar, du hast mir da noch ein paar Impulse gegeben. Denke, dass ich den Dialog überarbeiten werde und vielleicht muss mein Darling mit den Zeichen auch dran glauben, das habe ich noch nicht entschieden.

Wünsche dir auch einen guten Start in die Woche.

Beste Grüße
MRG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @MRG

Zunächst ein paar handwerkliche Anmerkungen.

Das Portrait meiner Urgroßmutter hängt in dem blauen Saal mit dem Kronleuchter.
Finde ich etwas sperrig. "im blauen Saal" wäre ein erster Vorschlag. Zweiter Vorschlag: Brauchst du den Kronleuchter? Blauer Saal und die Tatsache, dass da ein Portrait hängt, sagt schon alles über die Räumlichkeiten. Dritter Vorschlag: Umstellen. Also: "Im blauen Saal hängt das (ein) Portrait meiner Urgrossmutter."
Das Portrait meiner Urgroßmutter hängt in dem blauen Saal mit dem Kronleuchter. Ernst schaut sie auf uns herab, die rechte Hand auf dem Herzen, die linke mit dem Siegelring in die Hüfte gestemmt, eine weiße Schleife in den braunen Haaren. Ihre feinen Gesichtszüge erinnern mich an meine Frau, mit der ich auf dem Sofa sitze. Vor uns steht ein kleines Tischchen mit einer Karaffe und zwei Gläsern.
Unschön.
eine weiße Schleife in den braunen Haaren.
Zwei Details mit unterschiedlichen Eigenschaften wirken lebendiger. Zum Beispiel: "eine weisse Schleife in den glatt gekämmten Haaren." "Braune Haare" hat zudem wenig Informationsgehalt.
eine Omega Seamaster de Ville.
Weshalb genau hier der Markenname? Dass viel Geld da ist, wissen die Leserinnen bereits. Dieser Markenname ragt komplett aus dem Text heraus, das kommt in ähnlicher Form nicht mehr vor.
Sie greift nach der Karaffe, deren Henkel golden glänzt, schenkt sich den letzten Schluck ein, setzt das trichterförmige Glas an die Lippen. Die Flüssigkeit bewegt sich, verschwindet vollständig in ihrer Kehle. Ihre filigranen Finger umfassen den zugehörigen Stiel. Als das Glas leer ist, greift sie sich an die Stirn, drei kleine Falten bilden sich.
Zu detailverliebt. Flüssigkeit bewegt sich, verschwindet nicht nur in der Kehle, sondern auch noch vollständig. Das Glas ist trichterförmig. Weshalb muss ich das wissen? Je weniger Details du hier einsetzt, umso einprägsamer sind sie. Ein Text darf / soll natürlich von Details strotzen, aber die Leser sollten stets spüren, weshalb diese Details erwähnt werden. Ehrlich gesagt, dachte ich, du wolltest hier eine Art Karikatur einer grossbürgerlichen Szenerie schreiben. Ich denke, es wäre hier effektvoller, wenn du dich ganz auf die Figur der Frau konzentrieren würdest. Dann fragt man sich, weshalb wird die so genau beschrieben und der Text gibt darauf später eine Antwort.
Bücher stehen bei mir nur im Regal, verstauben.
Ich mag diese bloss mit einem Komma verbundenen Teile nicht. "stehen nur im Regal und verstauben" oder "stehen nur im Regal, um zu verstauben."
Mit ihrem weißen Hut auf ihrem braunen Haar verabschiedet sie sich, schaut über die Schulter, lächelnd, ein letztes Mal.
Wieder: Weisser Hut, braunes Haar. Hatten wir schon.
Durch die Glasvitrine lächelt mich das Vergessen an.
Uff. Bisher sehr profane Ausdrucksweise (nicht negativ gemeint). Dinge sind Dinge. Und jetzt sind die Dinge (eine Flasche Alkohol) plötzlich abstrakt umschrieben. Das hat mich rausgeworfen.
Glitzernde Bäche rauschten leise neben uns, von der Sonne gewärmt gingen wir Hand in Hand, unsere Herzen in Einklang schlagend.
Das ist Kitsch.
Alles was bleibt sind die Erinnerungen.
Komma, nach "alles" und "bleibt"
Nach der Geschichte stehe ich auf, gehe ruhig ins Badezimmer.
Kann weg
Ich gehe hinein, die Hitze umfängt mich.
Vielleicht "steige" hinein. Gehen hattest du soeben.
Jede Woche brachte sie mir eins mit, immer das, was sie am meisten faszinierte.
klingt holprig.
„Messias“, sage ich. „Suche den Messias von Händel.“
Kurz darauf zieht er eine Schallplatte hervor, reicht sie mir.
Was macht er inzwischen?
Ich bedanke mich, zahle und verlasse das Schallplattengeschäft.
Kann weg, das hat keinen Informationswert. "Halte den Messias in Händen" ist doch ein toller Abschluss des Abschnitts.
Doch kein Schauer hat mich erfasst, kein Licht mich geheilt, keine Ergriffenheit mich erlöst.
Eh ja. Das müsste man vielleicht zeigen. Darauf läuft ja alles hinaus. Du inverstierst sehr viel Zeit in Details, in sachte Gesten und Erinnerungen, um dann - zack bumm - dem Leser das Ergebnis in einem Satz um die Ohren zu hauen. Natürlich ist das nicht einfach zu zeigen, sodass es die Leser auch mitkriegen. Wahrscheinlich sogar ziemlich schwierig. Du brauchst hier vermutlich etwas mehr Strecke, mehr Text. Wäre aber, denke ich, eine gute Herausforderung.

Zum Inhalt später mehr, ich werde gerade unterbrochen ...

So, jetzt noch der inhaltliche Senf:

„Muss los, will sie nicht wieder warten lassen.“
Da könntest du einen Namen nennen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wer "sie" ist und dem eine viel zu grosse Bedeutung beigemessen.
„Nächsten Samstag.“
Ich muss gestehen, dass ich da inhaltlich nicht mitkomme. Sie sind verheiratet, aber sehen sich nur einmal die Woche?
Die blauen Wände rücken näher. Kalter Schweiß lässt mich frösteln. Ich stehe auf. Durch die Glasvitrine lächelt mich das Vergessen an. Ich schließe das Schränkchen auf, lasse den kleinen goldenen Schlüssel stecken. Das Geräusch der einfließenden Flüssigkeit verspricht mir, mich zu beruhigen, mir den Schmerz zu nehmen.
Das geht mir viel zu schnell. Du hast da zunächst die Benommenheit, der Schock. Und dann sogleich so reflektierte Wendungen, wie: Da im Schrank steht eine Substanz gegen das Vergessen. Was denn vergessen? Dass er vor einer Minute vom Tod seiner Frau erfahren hat? Das kommt für mich etwas merkwürdig rüber.
Plötzlich streift mein Blick das Portrait meiner Urgroßmutter. Ein Schauer fährt meinen Rücken hinab. Friderike, das Buch.
Die Funktion des Bildes erschliesst sich mir überhaupt nicht. Ich empfinde das als unnötigen und seltsamen Umweg. Weshalb sieht er nicht einfach das Buch, das im Regal steht? "Plötzlich" gehört für mich übrigens nicht in einen literarischen Text. Aber da bin ich vielleicht etwas eigen.

Ja, das Thema gefällt mir. Diese Erlösung, die Auferstehung, das baust du ja geschickt auf, da geht der Text hin und dann wird das von dir gründlich dekonstruiert. Da ist nichts ausser der Trauer, der Messias ist nur eine Schallplatte und kein echter. Ob dann die Konsequenz des Suizids auch noch angedeutet werden muss - ich weiss nicht, für mich wäre das gar nicht nötig gewesen. Und ich hätte mir diesen Prozess der Dekonstruktion etwas ausgedehnter gewünscht. So wie: Du kaufst eine Droge, begibst dich in Gefahr und tam tam und alles und am Ende schluckst du die Pille und - sie hat keine Wirkung. Aber dieses "sie hat keine Wirkung", das dämmert doch erst so langsam. Am Anfang denkst du noch, vielleicht doch und tatsächlich, der Boden schwankt ein wenig, und ich fühle mich irgendwie schwerelos. Erst danach wird dir klar, dass da nichts passiert. Dieses Dämmern hätte ich wohl noch ganz gerne gelesen, statt das oben erwähnte Fazit in einem Satz.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Guten Abend @Peeperkorn,

vielen Dank für deinen Besuch, freue mich über deinen Kommentar. Ich habe die ersten Sachen direkt verbessert, brauche für die große Überarbeitung allerdings etwas Zeit. Ich möchte das probieren, ob ich diesen Prozess zeigen kann und nicht einfach nur einen Satz dazu raushauen. Ist außerhalb meiner Bequemlichkeitszone. Mir fällt gerade auf, dass deine Kommentare bei mir zumeist dazu führen, dass ich mich einen kleinen Schritt weiter rauswage und versuche den Text zu verbessern. Denke, dass das einerseits daran liegt, dass du Punkte ansprichst, die ich übersehen haben. Andererseits habe ich das Gefühl, dass deine Ideen und Impulse überzeugend sind und ich das ausprobieren will. Vielen Dank für deine Zeit und deinen sehr guten Kommentar. Ich gehe detaillierter darauf ein:

Finde ich etwas sperrig. "im blauen Saal" wäre ein erster Vorschlag. Zweiter Vorschlag: Brauchst du den Kronleuchter? Blauer Saal und die Tatsache, dass da ein Portrait hängt, sagt schon alles über die Räumlichkeiten. Dritter Vorschlag: Umstellen. Also: "Im blauen Saal hängt das (ein) Portrait meiner Urgrossmutter."
Habe ich übernommen und den Kronleuchter rausgeschmissen. Intention dahinter war, das Bild möglichst lebendig zu gestalten.

Unschön.
Verbessert, danke.

Zwei Details mit unterschiedlichen Eigenschaften wirken lebendiger. Zum Beispiel: "eine weisse Schleife in den glatt gekämmten Haaren." "Braune Haare" hat zudem wenig Informationsgehalt.
Ich finde den Punkt interessant, da habe ich noch nie drüber nachgedacht. Jetzt ergibt das direkte Sinn, wo du es ansprichst. Das merke ich mir und ich habe mir erlaubt, deinen Vorschlag einzubauen. Danke!

Weshalb genau hier der Markenname? Dass viel Geld da ist, wissen die Leserinnen bereits. Dieser Markenname ragt komplett aus dem Text heraus, das kommt in ähnlicher Form nicht mehr vor.
Habe ich gestrichen. Grundgedanke war hier wieder, die Details miteinfließen zu lassen, um die Szene lebendig zu machen. Finde in dieser Hinsicht allerdings den folgenden Punkt überzeugend:

Ein Text darf / soll natürlich von Details strotzen, aber die Leser sollten stets spüren, weshalb diese Details erwähnt werden.
Ja, das sehe ich direkt ein und ich greife mir gedanklich an den Kopf. Ich habe bislang immer wieder die Frage gehabt, wie Beschreibungen hilfreich sind und wann ich sie am besten einsetzen sollte. Deine Erklärung hilft mir da weiter, Beschreibungen und Details sind hilfreich, wenn sie zur Geschichte und zum roten Faden gehören. Das ist es, was ich mir hier mitnehme.

Ich denke, es wäre hier effektvoller, wenn du dich ganz auf die Figur der Frau konzentrieren würdest. Dann fragt man sich, weshalb wird die so genau beschrieben und der Text gibt darauf später eine Antwort.
Ein schöner Vorschlag. Das nehme ich mir mit in die Überarbeitung, husch, husch kann ich das nicht so, wie ich mir das vorstelle. Danke!

Wieder: Weisser Hut, braunes Haar. Hatten wir schon.
Angepasst.

Uff. Bisher sehr profane Ausdrucksweise (nicht negativ gemeint). Dinge sind Dinge. Und jetzt sind die Dinge (eine Flasche Alkohol) plötzlich abstrakt umschrieben. Das hat mich rausgeworfen.
Ja, verstehe was du meinst. Es ist erst ein beschreibender Stil, der sich auf die konkrete Umgebung bezieht und dann kommt diese Metaebene. Ja, das ist ein Bruch - nehme ich mir mit für die Überarbeitung.

Das ist Kitsch.
Habe ich gestrichen, sehe ich ein.

Eh ja. Das müsste man vielleicht zeigen. Darauf läuft ja alles hinaus. Du inverstierst sehr viel Zeit in Details, in sachte Gesten und Erinnerungen, um dann - zack bumm - dem Leser das Ergebnis in einem Satz um die Ohren zu hauen. Natürlich ist das nicht einfach zu zeigen, sodass es die Leser auch mitkriegen. Wahrscheinlich sogar ziemlich schwierig. Du brauchst hier vermutlich etwas mehr Strecke, mehr Text. Wäre aber, denke ich, eine gute Herausforderung.
Das ist der zentrale Punkt für meine Überarbeitung. Ich habe da auch schon eine erste Idee, wie ich das zeigen könnte. Werde dafür etwas Zeit brauchen, weiß allerdings genau, wo ich schrauben will. Ich nehme mir das als Herausforderung mit und bin gespannt, wie das funktionieren wird. Ich mag deine Kommentare, sind inspirierend. :D

Da könntest du einen Namen nennen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wer "sie" ist und dem eine viel zu grosse Bedeutung beigemessen.
Habe ich gemacht..

Ich muss gestehen, dass ich da inhaltlich nicht mitkomme. Sie sind verheiratet, aber sehen sich nur einmal die Woche?
Ja, das hatte auch @Silvita angesprochen. Nehme ich mir für die Überarbeitung mit, weiß noch nicht genau, wie ich das klarer machen kann, da wird mir noch was einfallen.

Das geht mir viel zu schnell. Du hast da zunächst die Benommenheit, der Schock. Und dann sogleich so reflektierte Wendungen, wie: Da im Schrank steht eine Substanz gegen das Vergessen. Was denn vergessen? Dass er vor einer Minute vom Tod seiner Frau erfahren hat? Das kommt für mich etwas merkwürdig rüber.
Grundgedanke war, dass er mit dem Stress nicht klarkommt. Er hat absolut keine Ressourcen und fühlt sich überwältigt. Um damit klarzukommen, versucht er diesen Schmerz und die negativen Emotionen durch Alkohol wenigstens etwas in den Griff zu bekommen.

Die Funktion des Bildes erschliesst sich mir überhaupt nicht. Ich empfinde das als unnötigen und seltsamen Umweg. Weshalb sieht er nicht einfach das Buch, das im Regal steht? "Plötzlich" gehört für mich übrigens nicht in einen literarischen Text. Aber da bin ich vielleicht etwas eigen.
Ich hatte mir das so vorgestellt, dass die Großmutter so aussieht, wie seine Frau und er sich deshalb wieder an das Buch erinnert. Sehe allerdings ein, dass es ein Umweg ist. Ja, muss ich zugeben. Das nehme ich mit.

Ja, das Thema gefällt mir. Diese Erlösung, die Auferstehung, das baust du ja geschickt auf, da geht der Text hin und dann wird das von dir gründlich dekonstruiert. Da ist nichts ausser der Trauer, der Messias ist nur eine Schallplatte und kein echter. Ob dann die Konsequenz des Suizids auch noch angedeutet werden muss - ich weiss nicht, für mich wäre das gar nicht nötig gewesen.
Hat mich gefreut, dass dir das Thema gefällt. Ja vielleicht nehme ich das mit dem Suizid raus, darüber denke ich noch einmal nach.

Und ich hätte mir diesen Prozess der Dekonstruktion etwas ausgedehnter gewünscht. So wie: Du kaufst eine Droge, begibst dich in Gefahr und tam tam und alles und am Ende schluckst du die Pille und - sie hat keine Wirkung. Aber dieses "sie hat keine Wirkung", das dämmert doch erst so langsam. Am Anfang denkst du noch, vielleicht doch und tatsächlich, der Boden schwankt ein wenig, und ich fühle mich irgendwie schwerelos. Erst danach wird dir klar, dass da nichts passiert. Dieses Dämmern hätte ich wohl noch ganz gerne gelesen, statt das oben erwähnte Fazit in einem Satz.
Das ist der zweite große Punkt, den ich mir für die Überarbeitung mitnehme. Dieses Dämmern, ja, wenn ich es richtig verstehe, dann meinst du das Aufbäumen des Protas? Wie er also versucht, sich zu helfen und auf die Wirkung des Messias vertraut. Ja, das kann ich total verstehen. Finde ich auch einen interessanten Ansatzpunkt, um weiter zu üben, den Prota auch psychologisch schärfer zu zeichnen. Gebe offen zu, dass das eine Herausforderung ist für mich. Ich werde das ausprobieren.

Lieber @Peeperkorn dein Kommentar ist sehr hilfreich. Fühle mich dankbar, weil dein Kommentar mit aufzeigt, wo ich ansetzen kann. Ich habe diesen Wunsch in mir, mich zu verbessern und du gibst dein Wissen hier verdichtet weiter. Herzlichen Dank, das ist nicht selbstverständlich!

Wünsche dir einen guten Start in die Woche. :)

Beste Grüße
MRG

 

Hey @MRG

Deine Antwort auf meinen Kommentar hat mich sehr gefreut. Noch was zu einem Punkt, bei dem ich schon dachte, dass ich mich vielleicht hätte präziser ausdrücken sollen:

Grundgedanke war, dass er mit dem Stress nicht klarkommt. Er hat absolut keine Ressourcen und fühlt sich überwältigt. Um damit klarzukommen, versucht er diesen Schmerz und die negativen Emotionen durch Alkohol wenigstens etwas in den Griff zu bekommen.
Vielleicht war es der Begriff "Vergessen". Mir schwebt das Bild vom Typen vor, der in der Bar sitzt und trinkt, um zu vergessen. Damit assoziere ich eine gewisse Zeitspanne. Vielleicht hätte ich mit "Betäuben" weniger Probleme gehabt. Den akuten Schmerz versucht man eher zu betäuben als ihn oder dessen Ursache zu vergessen. Das meine Überlegung. Alkohol kann da natürlich durchaus das Mittel der Wahl sein, insofern hat das schon gepasst.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @MRG!

Ich habe deine Story gerne gelesen, finde sie sprachlich gut geschrieben, habe aber ein, zwei Punkte, an denen du noch schrauben könntest.

Ein paar der folgenden Kritikpunkte wurden zum Teil bereits genannt, wie ich gesehen habe, sie sind mir aber auch beim Lesen aufgefallen. Manchmal - finde ich zumindest - ist es ganz hilfreich, wenn ein paar Kommentatoren gleiche Punkte ansprechen, dann weiß man (zumindest ist das bei mir der Fall) noch mal ein wenig klarer, was individuelle Lesevorlieben der Leser sind und was womöglich einigen Lesern auffällt.

Zuerst ist mir die Funktion des Gemäldes nicht ganz klar geworden, sie kommt mir so vor, als ob du mit diesem Symbol gestartet hast als erste Idee zum Text, dann aber in eine andere Richtung gegangen bist und das Gemälde jetzt noch etwas ein Relikt dieser früheren Fassung ist. Ich fände den Text besser ohne das Gemäle tatsächlich, würde, wenn du es streichst, dem Text/Plot/Prots etwas fehlen?

Zweitens: Wieso sieht sich das Ehepaar nur einmal die Woche?

Mit ihrem Hut auf ihren Haaren verabschiedet sie sich, schaut über die Schulter, lächelnd, ein letztes Mal.
ein letztes Mal würde ich streichen - das kann man wie ich fälschlich auch als Hinweis verstehe, dass sie bald sterben wird, und dann ist die Überraschung nicht mehr so groß

„Dr. B.?“, fragt die Frauenstimme
Wieso wird der Name nicht ausgeschrieben? Das ist ein wenig ein älteres Stilmittel, aber ich frage mich, wieso?

Der Hörer fällt mir aus der Hand. Das Kabel lässt ihn hin und her schwingen, immer langsamer werden seine Bewegungen, schließlich hängt er leblos vom Tisch herab.
Das herunterfallende Telefon ist ein wenig holzhammermäßig und Klischee in der Situation, mMn

Morgens rasiere ich mich nicht mehr, überschreite damit eine Schwelle, die ich nie übertreten wollte.
Sehr gutes Bild!

Alles, was bleibt, sind die Erinnerungen.
Nee, das ist mMn zu sehr Floskel

Friderike, das Buch. Sie hat es mir am letzten Tag geschenkt.
Wieso erinnert er sich erst jetzt, Tage oder Wochen später an das Buch? Das mag ich der Figur nicht so recht glauben und icg rieche erwas die Konstruktion, den Autor hinter dem Text

Im Allgemeinen ist mir der Arzt und seine Ehefrau sowie ihre zwischenmenschliche Beziehung noch zu wenig bekannt, als dass ich den Verlust und Schmerz des Artzes nach dem Unfall wirklich stark mitfühlen könnte. Der Grund ist: Ich als Leser lerne die Frau nur ganz kurz kennen; wenn sie dann stirbt, sticht es mir nicht so sehr in der Brust, als wenn du mir am Anfang mehr Szenen gezeigt hättest, mehr Details, wie die beiden interagieren, zusammenleben, einfach Szenen, in denen ich als Leser die Dame auch lieb gewinnen kann und die Liebe und anschliessend den Schmerz des Mannes nachvollziehen - und v.a. nachempfinden - kann. Das ist ein wenig der Unterschied zwischen einer Todesanzeige im Tagblatt, die ich sehe, und wenn ich mir 45 Minuten einen Film ansehe, bei dem das Leben eines Jungen gezeigt wird, und anschliessend wird er von einem LKW überfahren. Bei Ersterem kann ich einfach nicht viel Schmerz wirklich fühlen, bei Zweiteren nimmt das mich stark mit, einfach, weil ich schon mit diesem Menschen gebonded habe. So wirkt die Trauer des Arztes in der jetzigen Fassung noch etwas schal und ich sehe noch Potential, das zu steigern.

Ja, ich hab das gerne gelesen, MRG, du machst hier vieles richtig, was ich jetzt nicht explizit angesprochen habe, da ich totmüde am Handy hänge, das haben Vorredner bereits gelobt, ich mag die Erkenntnis des Arztes, dass er nicht durch Händel geheilt werden kann und ich mag auch, wie der Mann sich nach dem Tod der Frau wieder aufrappelt (auch wenn ich den Eindruck habe, er wählt schlussendlich den Freitod?) Ich bin gespannt auf deine nächste.

Viele Grüße
zigga

 

Hey @Peeperkorn,

schön, dass du noch einmal reingeschaut hast.

Vielleicht war es der Begriff "Vergessen". Mir schwebt das Bild vom Typen vor, der in der Bar sitzt und trinkt, um zu vergessen. Damit assoziere ich eine gewisse Zeitspanne. Vielleicht hätte ich mit "Betäuben" weniger Probleme gehabt. Den akuten Schmerz versucht man eher zu betäuben als ihn oder dessen Ursache zu vergessen.
Habe ich angepasst.

Ich habe ansonsten versucht, deine Punkte in der Überarbeitung zu berücksichtigen. Ziel ist es jetzt, anhand seines Erlebens der Musik dieses Aufbäumen noch einmal stärker hervorzuheben. Vielen Dank für deine Anmerkungen!

Beste Grüße
MRG


Hey @zigga,

vielen Dank, dass du reingeschaut hast, hat mich sehr gefreut.

Ich habe deine Story gerne gelesen, finde sie sprachlich gut geschrieben, habe aber ein, zwei Punkte, an denen du noch schrauben könntest.
Danke, das hat mich gefreut. Ich gehe auf deine Punkte detaillierter ein:

Ich fände den Text besser ohne das Gemäle tatsächlich, würde, wenn du es streichst, dem Text/Plot/Prots etwas fehlen?
Habe ich gestrichen, sehe ich absolut ein.

Zweitens: Wieso sieht sich das Ehepaar nur einmal die Woche?
Habe ich versucht jetzt etwas deutlicher zu machen. Es ist ein Ritual, eine Gewohnheit oder zumindest hatte ich es mir so vorgestellt.

ein letztes Mal würde ich streichen - das kann man wie ich fälschlich auch als Hinweis verstehe, dass sie bald sterben wird, und dann ist die Überraschung nicht mehr so groß
Habe ich rausgenommen, nachdem ich da doch etwas überlegt habe. Ja, verstehe allerdings, was du meinst.

Wieso wird der Name nicht ausgeschrieben? Das ist ein wenig ein älteres Stilmittel, aber ich frage mich, wieso?
Ist eine kleine Andeutung zu Stefan Zweig und die Schachnovelle, die Idee für die Geschichte kam mir, als ich seine Buch "Sternstunden der Menschheit" gelesen habe.

Das herunterfallende Telefon ist ein wenig holzhammermäßig und Klischee in der Situation, mMn
Okay, das kann ich nachvollziehen. Ich habe allerdings noch keine Alternative, die mir dazu eingefallen ist. Muss ich noch mal drüber nachdenken, gut er Punkt.

Wieso erinnert er sich erst jetzt, Tage oder Wochen später an das Buch? Das mag ich der Figur nicht so recht glauben und icg rieche erwas die Konstruktion, den Autor hinter dem Text
Ja, da ist was dran. Mir ist noch nicht ganz klar, wie ich das besser machen kann. Wenn er das Buch direkt sieht, dann befürchte ich, dass ich seine psychische Verfassung nicht richtig schildern kann. Ich hatte mir das so gedacht, dass er in einem Schockzustand ist, alles seinen Sinn verliert und er dann durch das Buch wieder einen kleinen Sonnenschein sieht. Ja, gebe zu, dass das etwas konstruiert ist. Den Punkt nehme ich mit.

Der Grund ist: Ich als Leser lerne die Frau nur ganz kurz kennen; wenn sie dann stirbt, sticht es mir nicht so sehr in der Brust, als wenn du mir am Anfang mehr Szenen gezeigt hättest, mehr Details, wie die beiden interagieren, zusammenleben, einfach Szenen, in denen ich als Leser die Dame auch lieb gewinnen kann und die Liebe und anschliessend den Schmerz des Mannes nachvollziehen - und v.a. nachempfinden - kann.
Verstehe. Ich frage mich nur, inwiefern ich das hier zeigen sollte und wie ich das so machen kann, dass es sich nicht zu ausschweifend liest. Das regt mich zum Nachdenken an. Allerdings frage ich mich, ob es nicht auch ohne diese Bindung funktioniert? Denn ich will ja die Auswirkungen auf Dr. B zeigen, wobei das möglicherweise plausibler ist, wenn die Beziehung stärker gezeigt wird, ja ich verstehe deinen Punkt.
Ja, ich hab das gerne gelesen, MRG, du machst hier vieles richtig, was ich jetzt nicht explizit angesprochen habe,
Vielen Dank für deinen Leseeindruck und deinen schönen Kommentar. Hat mich sehr gefreut. Deine angesprochenen Punkte nehme ich erst einmal mit und denke drüber nach, wie ich das am besten einfließen lassen kann.

Möchte mich bei dir für deine Zeit und deine Gedanken zum Text bedanken.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG! :-)

Deine Geschichte habe ich gerne gelesen, du hast sie ja inzwischen überarbeitet und ein wenig abgeschliffen.

Manchmal lese ich Geschichten komplett anders (warum auch immer) und neige dazu, sie falsch zu verstehen. In Deinem Text passiert inhaltlich sehr viel: Friderike stirbt, Dr. B. versucht über ein Musikstück von Händel den Verlust zu verarbeiten, aber die Erfahrung einer erzwungenen, christlichen Erziehung steht dem entgegen. Ich bin überrascht, wie gut dir die Übergänge zwischen den Ereignissen gelungen sind. Das wirkt natürlich und aus einem Guss.

Zur Stimmung: Die Verwendung von Händel, der akademische Titel des Erzählers, einige altmodisch formulierte Stellen ("Das Geräusch verspricht mir ...") sowie der Schallplattenspieler machen auf mich den Eindruck eines Zimmers mit Parkettboden. Eher erdfarben, schöner Teppich, Bücher, die samt Ledereinband Ehrfurcht vor Wissen und Literatur wecken. Ein Zimmer für eine ordentliche Psychoanalyse samt Räkeln auf Samtsofa. Wenn du es dir moderner vorgestellt hast, liegen große Steine in der Karaffe.

Ich habe ein paar Anmerkungen, Stellen, die mir aufgefallen sind. Aus meiner Sicht könntest du den Text an einigen Stellen inhaltlich reduzieren. Beispiel Lotte: Ihre Funktion verstehe ich nicht ganz, vielleicht ist sie auch überflüssig.

Meine Frau sitzt neben mir auf dem Sofa.
Mich hat verwundert, wie distanziert sie leben. Ihre Beziehung erinnert mehr an eine alte Schulfreundin oder eine alte Jugendliebe, zu der der Kontakt nie abgebrochen ist. Die Beziehung zwischen Dr. B. und Lotte hat ja etwas Ritualhaftes, etwas Wiederholendes, du betonst ja den Samstag als Zeitpunkt ihrer Treffen. Beide scheinen sich gegenseitig zu schätzen, leben jedoch mehr oder minder ihre eigenen Leben. Vielleicht denkt Dr. B.: Die beste Ehefrau, die ich nicht hatte. Und Friderike dasselbe.

„Zusammenstoß mit einem Auto.“ Ihr Atem geht schnell, ihre Worte kommen nur abgehackt hervor. „Ein Unglück. Ihr Genick …“
Ich sage nichts, die folgende Stille verkrampft mein Herz. Dann, endlich: „Auto?“ Nichts anderes fällt mir ein.
„Sie saß am Steuer, ich daneben.“
Hm, in der Regel (was ich nicht bestätigen will) teilt die Polizei den unnatürlichen Tod eines engen Angehörigen persönlich mit. Wahrscheinlich wird die Polizei auch schneller beim Ehemann erscheinen als Lotte in der Lage ist, Dr. B. zu informieren. Lotte saß neben Friderike, sie wird unter Schock stehen und definitiv im KH untersucht werden.

Auf mich (sehr subjektiv MRG :-) ) wirkt die Mitteilung des Todes durch Lotte zu plötzlich, zu dramatisch für die Stimmung deiner Geschichte. Vielleicht erfährt ja der Erzähler vom Tod durch eine Todesanzeige in der Zeitung. Sie sehen sich ja scheinbar nur einmal die Woche, der Kontakt wirkt distanziert. Stirbt Friderike an einem Montag, stände wahrscheinlich Mittwoch oder Donnerstag die Anzeige in der Tageszeitung. Klar, dann müsstest du die "Ehe erzählerisch scheiden lassen". Aber ich fände das nicht problematisch.

Die Musik beruhigt sich währenddessen und mein inneres Bild verändert sich. Der Engel legt mir seine Hand auf die Schulter. Ein Gefühl der Ruhe breitet sich in mir aus, ähnlich wie ein Teich, der sich nach einem Steinwurf wieder beruhigt.
Vielleicht kannst du über die Satzstruktur die Ruhe verdeutlichen. Ein Satz - ein Atemzug. Deines Erzählers. Der in seiner Wohnung im Sessel sitzt.
Ein Gefühl der Ruhe breitet sich aus. Ein Teich, der sich nach einem Steinwurf beruhigt. Die inneren Bilder stellen ja im engeren Sinne keine Analogien dar, es ist das, was er sieht. Auch die Füllwörter kannst du meiner Ansicht nach streichen. Die Ruhe, die Wirkung, der Messias, Händel: Das ist ein Absatz, in dem jedes Wort unmittelbar und absolut wirken soll, bewusst. Er lässt sich darauf ein.
Trotz meiner Abneigung gegenüber Religion, versuche ich mich weiter darauf einzulassen. Ja, ich stelle mir sogar vor, wie ein Gott über mich wacht, für mich da ist. „Das Krumme grad und das Raue macht gleich“, ertönt da wieder die Stimme des Sängers.
Wenn ich das richtig verstehe, eröffnest du eine zweite Linie: Der Erzähler und sein Verhältnis zur Religion. In seiner Kindheit war der Kirchenbesuch Pflicht. Der Zwang zur Religionsausübung seiner Kindheit verhindert die Wirkung der Musik. Der Versuch also, den Tod Friderikes über ein Musikstück zu "verarbeiten" oder seine emotionale Wirkung abzumildern, scheitert an Zwang und Pflicht aus der Kindheit. (Ist das so von dir angedacht?).
Schwarzer Rauch aus meinem Inneren droht mich zu ersticken. Es handelt sich um ein Alarmsignal meines Körpers. Voller Anstrengung versuche ich, mich erneut auf die Musik zu konzentrieren.
Das könnte man streichen, hier erklärt sich der Erzähler.

Das war's!

Lg aus Leipzig
kiroly

 

Hallo @kiroly,

vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit. Ich habe mich sehr gefreut, dass du mir deinen Leseeindruck dagelassen hast.

Deine Geschichte habe ich gerne gelesen, du hast sie ja inzwischen überarbeitet und ein wenig abgeschliffen.
Das freut mich zu lesen, vielen Dank.

Ich bin überrascht, wie gut dir die Übergänge zwischen den Ereignissen gelungen sind. Das wirkt natürlich und aus einem Guss.
Das hat mich doppelt gefreut!

Die Verwendung von Händel, der akademische Titel des Erzählers, einige altmodisch formulierte Stellen ("Das Geräusch verspricht mir ...") sowie der Schallplattenspieler machen auf mich den Eindruck eines Zimmers mit Parkettboden. Eher erdfarben, schöner Teppich, Bücher, die samt Ledereinband Ehrfurcht vor Wissen und Literatur wecken. Ein Zimmer für eine ordentliche Psychoanalyse samt Räkeln auf Samtsofa. Wenn du es dir moderner vorgestellt hast, liegen große Steine in der Karaffe.
Ein guter Punkt. Während des Schreibens habe ich an die 1950er Jahre gedacht (oder habe versucht, daran zu denken). Kann natürlich sein, dass ich etwas zu viele Wörter in dieser Richtung verwendet habe, allerdings war das schon die Intention, also dass es etwas altmodischer wirken soll.

Aus meiner Sicht könntest du den Text an einigen Stellen inhaltlich reduzieren. Beispiel Lotte: Ihre Funktion verstehe ich nicht ganz, vielleicht ist sie auch überflüssig.
Guter Punkt, den nehme ich mir mit. Finde auch sehr interessant, dass du später ansprichst, dass dir die Mitteilung von Lotte zu plötzlich kommt. Das ist etwas, was mir dabei helfen wird, den Text organischer zu gestalten und weniger konstruiert. Setzte mich da noch einmal an eine Überarbeitung, mal schauen, wie ich das machen kann. Sehr guter Impuls!

Mich hat verwundert, wie distanziert sie leben. Ihre Beziehung erinnert mehr an eine alte Schulfreundin oder eine alte Jugendliebe, zu der der Kontakt nie abgebrochen ist. Die Beziehung zwischen Dr. B. und Lotte hat ja etwas Ritualhaftes, etwas Wiederholendes, du betonst ja den Samstag als Zeitpunkt ihrer Treffen. Beide scheinen sich gegenseitig zu schätzen, leben jedoch mehr oder minder ihre eigenen Leben.
Ja, das ist ein Knackpunkt. Vielleicht liegt es daran, dass ich eher an den Plot gedacht habe, anstatt die Beziehung in den Vordergrund zu legen. Da sehe ich auf jeden Fall noch Potential, das hatte ja auch @zigga geschrieben, dass es gut tun würde, wenn ich die Beziehung zwischen den beiden stärker ausbaue am Anfang. Bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich das am besten machen kann. Nehme mir den Punkt auch mit.

Hm, in der Regel (was ich nicht bestätigen will) teilt die Polizei den unnatürlichen Tod eines engen Angehörigen persönlich mit. Wahrscheinlich wird die Polizei auch schneller beim Ehemann erscheinen als Lotte in der Lage ist, Dr. B. zu informieren. Lotte saß neben Friderike, sie wird unter Schock stehen und definitiv im KH untersucht werden.
Ja, das hatte ich eben damit gemeint, dass dir das mit Lotte zu plötzlich geht. Stimme ich dir zu, das ist nicht realistisch. Das will ich verändern. Finde die Idee dazu interessant:

Auf mich (sehr subjektiv MRG :-) ) wirkt die Mitteilung des Todes durch Lotte zu plötzlich, zu dramatisch für die Stimmung deiner Geschichte. Vielleicht erfährt ja der Erzähler vom Tod durch eine Todesanzeige in der Zeitung.
Das ganze etwas langsamer angehen, er erfährt es über die Zeitung, die er morgendlich liest. Ist eine gute Idee, werde ich auf jeden Fall ausprobieren, mal schauen, wie mir das gefällt.

Vielleicht kannst du über die Satzstruktur die Ruhe verdeutlichen. Ein Satz - ein Atemzug. Deines Erzählers. Der in seiner Wohnung im Sessel sitzt.
Ich habe deine Vorschlag eingebaut, hat mich überzeugt. Vielen Dank für deinen Vorschlag.

Auch die Füllwörter kannst du meiner Ansicht nach streichen. Die Ruhe, die Wirkung, der Messias, Händel: Das ist ein Absatz, in dem jedes Wort unmittelbar und absolut wirken soll, bewusst. Er lässt sich darauf ein.
Habe ich jetzt verdichtet. Werde mir die Stelle auch noch einmal bei der Überarbeitung anschauen. Kann den Punkt sehr gut nachvollziehen.

Wenn ich das richtig verstehe, eröffnest du eine zweite Linie: Der Erzähler und sein Verhältnis zur Religion. In seiner Kindheit war der Kirchenbesuch Pflicht. Der Zwang zur Religionsausübung seiner Kindheit verhindert die Wirkung der Musik. Der Versuch also, den Tod Friderikes über ein Musikstück zu "verarbeiten" oder seine emotionale Wirkung abzumildern, scheitert an Zwang und Pflicht aus der Kindheit. (Ist das so von dir angedacht?).
Ich habe es nicht so detailliert geplant, muss ich sagen. Mir ist nur eingefallen, dass er alles versucht und die Musik wirklich nutzen will. Aber das gelingt ihm eben nicht, er verliert den Kampf und da ist mir dann die Verbindung zur Religion eingefallen. Ich weiß nicht, ob ich hier von einer zweiten Linie sprechen kann, mag allerdings, wie du es gelesen hast.

Vielen Dank für diesen sehr guten Kommentar @kiroly. Ich mag die Art und Weise, wie du deine Kommentare schreibst, der analytische Blick hilft mir dabei, meinen Text zu verbessern.

Wünsche dir noch eine angenehme Restwoche.


Beste Grüße
MRG

 

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