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- 15.03.2003
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Hair
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Ich weiß nicht, ob es mein Atem ist oder der Luftzug des geöffneten Schlafzimmerfensters, der die feinen Härchen von Julia nach allen Seiten hin durcheinanderwirbeln lässt. Wie durch ein Mikroskop hindurch kann ich jede einzelne Strähne betrachten. Dieses leichte Flattern im Wind richtet die eine auf und nimmt ihr das Lockige, andere Härchen hingegen werden eng an die Scham gedrückt und verfilzen ineinander. Von oben herab könnte man nur einen leicht gefransten dunklen Pelz erkennen. Aber aus der Nähe betrachtet wirkt jedes einzelne Haar anders. Das hereinfallende Licht erweckt eine Farbenskala vom dunklen Schwarz bis zu einem hellen Grau. Manchmal glaube ich sogar einen Schatten erkennen zu können, der am Rand des Buschs auf die hellglänzende Haut geworfen wird.
Das also denke ich, ist ihr Geheimnis, das Julia so viele Wochen vor mir verborgen hat. Es wird Jahre dauern, bis ich jede einzelne ihrer Strähnen kenne, bis ich jedes Härchen gleichsam mit Namen bezeichnen kann. Und ich freue mich darauf als Mann. Diese Mannigfaltigkeit, dieser wundervolle flauschige Pelz mag mir auch künftig als ihr ganz persönliches Erkennungszeichen, als Schild dienen, das mir den Weg weist. Wie könnte ich ohne diesen Hinweis unser Glück finden?, denke ich, während das Vlies auseinander strebt und den ersehnten rosigen Eingang vor meinem Auge öffnet.