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Heiße Begegnung

MRG

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12.03.2020
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Anmerkungen zum Text

Vorgabe war es, die Situation aus zwei unterschiedlichen Perspektiven zu beschreiben. Das Thema lautete "Begegnerin".

Heiße Begegnung

Der Wind rauschte leise durch die Blätter, erzeugte ein sanftes Rascheln, so sanft wie eine kühle Meeresbrise. Marie bewegte sich behutsam über den Kiesweg, öffnete das kleine Tor. Das muss dringend geölt werden, dachte sie. Sie ließ ihren Blick über die Steine wandern, während sie gemächlich weiterging. Vergessene Namen tauchten auf, Jahreszahlen und Blumen. Immer wieder Blumen, gelbe Stiefmütterchen, die lang vergangene Kindheitserinnerungen weckten. Damals warst du noch am Leben, dachte sie, aber du hast dich nie für Blumen interessiert. Sie folgte dem Weg, der nach rechts abbog und blieb vor einer Steinwand stehen, sie reichte bis zu ihrem Kopf empor. Innerhalb der Steinwand waren viereckige Felder eingraviert, auf jedem Feld stand ein anderer Name und eine andere Jahreszahl. Ihr Blick wanderte zur Mitte. Schau dich nur an, dachte sie, verbrannt in einer Urne. Der einzige Mann, den ich je geliebt habe, verbrannt in einer Urne. Sie schaute starr auf das quadratische Feld, nicht eine Träne zeigte sich in ihren Augen. Hinter ihr hörte sie das Geräusch von Leder auf Kies, Schritte. Sie drehte sich um, ein kleiner Mann kam ihr entgegen, der Blumen in der Hand hielt. Ihr fielen seine weißen Haare auf.
„Hallo“, sagte er mit einer gutmütigen Stimme, „es ist schön sich an seine Lieben zu erinnern, nicht wahr?“ Marie antwortete nicht, schaute wieder starr zurück auf den Namen, der ihr noch immer so viel bedeutete.
„Ich bringe immer Blumen mit, das gibt mir Hoffnung“, sagte er. In Maries Gesicht zuckte es unwillkürlich.
„Seien Sie still“, zischte sie leise.
„Wie bitte? Ich höre nicht mehr so gut“, antwortete er.
Sie drehte sich zu ihm hin und sagte: „Seien Sie still, oder es passiert etwas Schlimmes.“ Die Kälte in ihrer Stimme ließ den Mann erstarren, als wäre sie Medusa. Er sagte kein Wort, machte zwei Schritte rückwärts. Sie sah, wie seine Hand mit den Blumen zitterte. Dann drehte er sich eilig um und verschwand. Wie Sodbrennen brannte der Hass in ihr auf, tief aus ihrem Innern kommend. Wie sehr ich euch hasse, ihr seid alle gleich, dachte sie. Eine rote Bettdecke tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Sie schüttelte sich wie ein Hund, der nass geworden war. Ihr Blick nahm einen abwesenden Ausdruck an, als wäre sie auf einem anderen Planeten. Sie schaute wieder auf das Grab. Du bist die einzige Ausnahme gewesen, dachte sie, heute Abend brauche ich eine Ablenkung.


*​

Aus dem Radio tönte Bonnie Tylers Holding out for a hero. Angelo saß an der Bar, vor ihm ein Whiskey on the rocks. Eine Frau in rotem Kleid betrat die Bar.
„Einen Sex on the beach“, hörte er sie sagen.
Angelo schaute zu ihr rüber, er roch Moschus und Zigarettenrauch. Der Geruch gefiel ihm. Seine Gedanken schweiften ab, etwas regte sich in seiner Hose. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Zeit für meine Belohnung, dachte er. Er stand auf und setzte sich auf den Platz neben der Frau.
„Wartest wohl auf deinen Helden, was?“
„Was willst du?“
„Nur ein bisschen reden. Wie heißt du?“
Sie schaute auf den Boden.
„Marie“, sagte sie unsicher.
„Ich bin Angelo. Lass uns was trinken.“ Er summte leise zur Melodie des Lieds im Radio.

I need a hero.
I’m holding out for a hero ‘til the end of the night.
He’s gotta be strong.
And he’s gotta be fast.
And he's gotta be fresh from the fight.

Angelo schaute den Barkeeper an und sagte: „Einmal Sex on the beach für die Dame und einen Whiskey on the rocks für mich.“ Er dachte daran, wie sich ihre Brüste an ihn schmiegten, die Luft erfüllt von Moschus.
„Hast du Lust auf Spaß? Ich kenn‘ da eine gute Sache“, sagte Angelo.
„Die wäre?“, fragte sie.
„Ein Spiel treiben.“
„Ein Spiel treiben?“
„Ja und am besten sind Spielpartner, die diskret sind und die man nie wiedersieht.“
Angelo fühlte seine Erregung und konnte seinen Blick nicht mehr von ihr wenden, er liebte heiße Begegnungen.


*​

Marie betrat die Bar, sie war auf der Suche nach einem geeigneten Mann.
„Einen Sex on the beach“, sagte sie zum Barkeeper. Der Barkeeper war es nicht, das wusste sie sofort – zu androgyn. Ihr gefielen Gewinnertypen, die von sich selbst überzeugt waren. Die hatte sie besonders gerne. Aus den Augenwinkeln registrierte sie einen großen Mann. Er sah muskulös aus. Er kam zu ihr herüber und setzte sich auf den Platz neben ihr.
„Wartest wohl auf deinen Helden, was?“
Vor ihrem inneren Auge tauchte wieder die rote Bettdecke auf. Er war perfekt.
„Was willst du?“
„Nur ein bisschen reden. Wie heißt du?“
Diese Typen bekam man am besten, wenn man sich schutzlos und schüchtern stellte. Dann konnte er sie beschützen und sich aufspielen. „Marie.“
„Ich bin Angelo. Lass uns was trinken.“
Während er leise zum Lied summte, dachte sie an den Refrain.

And he's gotta be fresh from the fight.

Das Wort „fresh“ ließ sie an ein hilfloses Lamm denken. Ihre Gedanken wanderten weiter und sie dachte an eine Spritze, verborgen hinter ihrem Rücken.
„Hast du Lust auf Spaß? Ich kenn‘ da eine gute Sache“, sagte Angelo.
Wenn du wüsstest, dachte sie.
„Die wäre?“, fragte sie.
„Ein Spiel treiben.“
„Ein Spiel treiben?“
„Ja und am besten sind dafür Spielpartner, die diskret sind und die man nie wiedersieht.“
Innerlich lachte sie über die Doppeldeutigkeit dieses Satzes.
Ich bin diskret und du wirst mich nie wiedersehen, dachte sie bei sich. Er konnte nicht wissen, was sie vor hatte.

 

Schöne Idee und gut geschrieben.

„Hast du Lust auf Spaß? Ich kenn‘ da eine gute Sache.“, sagte Angelo.
Kein Punkt nach Sache.

Ich bin diskret und du wirst mich nie wiedersehen, dachte sie bei sich. Er konnte nicht wissen, dass sie eine Serienkillerin war.
Das solltest du weglassen, weil es für den Leser offensichtlich ist und du der Szene dadurch den Nachhall nimmst.

LG,
Abi

 

@Rob: Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich habe versucht die konstruktive Kritik aus diesem Forum miteinfließen zu lassen. Größte Kritikpunkte waren noch die eindimensionale Charaktergestaltung und die Dialogführung. Hast du in dieser Hinsicht vielleicht noch einen Hinweis oder eine gute Lektüre? :-)

@Abigail Rook: Stimmt, das korrigiere ich. Danke, schließe mich dir und Rob an - der Satz ist zu offensichtlich.

 

Hi @MRG ,

habe den Text in einem Rutsch gelesen ohne hängen zu bleiben, was finde ich schon ein gutes Zeichen ist. Aus zwei Perspektiven zu erzählen ist spannend, aber den letzten Satz würde ich auch weglassen, der wirkt arg redundant. Könnte der Auftakt zu einer schönen Serie einer Serienmörderin sein, oder es kommen noch mehr Szenen dazu.

Ansonsten schöner, knackiger Text.

Grüssle,
Hamburg

 

@Ronnie: Vielen Dank für deinen Kommentar, ich passe es in der Geschichte an.

 

@Rob: Danke! Das hilft mir weiter, ich versuche das in meinen nächsten Geschichten umzusetzen. An dieser Stelle möchte ich dir ein Kompliment machen, habe von dir bislang viel lernen können. Deine Kommentare sind ehrlich (auch wenn die Stories mies sind) und ich merke, dass sie mir weiterhelfen.

 

Danke an euch beide :)

Ende habe ich jetzt mal angepasst, wie ich es für gut empfinde und schaue mal, wie es wirkt.

 

Hi MRG,
finde die Idee des Perspektivewechsels sehr gut und auch gelungen!
Würde mich freuen noch mehr von dir in diesem Stil zu lesen.

Ich schließe mich einzig den vorherigen Kommentaren an, dass der letzte Satz "Gute Nacht, PlayBoy" nicht mehr notwendig ist.

Lieben Gruß,
a writing owl

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @MRG,

nur ein Mini-Kommentar. Ich finde es gut, dass du dir für den Anfang so eine Art Writing-Prompt rausgesucht hast [Edit: Lese jetzt erst nach dem Kommentieren, dass es eine Vorgabe war]. Die Idee ist ja im Prinzip eine Vorlage, die einen bestimmten Effekt zielt. Das ist gut, um Sachen auszuprobieren. Langfristig, denke ich, muss man dann auch davon wegkommen und eigene Themen und Ideen finden; aber das packst du bestimmt. Ist nicht als Kritik gemeint. Die Sprache ist hier stellenweise solide, aber auch wieder Husch, Husch (wahrscheinlich halbwegs schnell geschrieben und nicht noch mal kritisch durchgearbeitet) und natürlich bedienst du hier einen Haufen Klischees (auch das will ich dir nicht ankreiden; ist völlig okay, mal so einen Text zu schreiben). Habe nur mal Kleinigkeiten herausgeschrieben

vor ihm stand ein Whiskey on the rocks.

Beispiel für eine mittelmäßige Beschreibung. Ich sage das jetzt nur einmal, weil ich dich nicht nerven will und mich auch nicht wiederholen. Du kannst dich fragen, wie sieht das wirklich aus? Was ist das besondere Detail an dem Bild? Was macht hier eine intensive Beschreibung? Die erste Sache, die dir auffallen sollte: stehen ist hier noch nicht das treffendste Verb.

vor ihm
von ihm

das sind so kleine Sachen, die sich wiederholen. Wenns nicht Stilmittel ist, lieber umschiffen.

„Einen Sex on the beach, bitte“, hörte er die Frau sagen.
Angelo schaute zu ihr hinüber, sie roch nach Moschus und Zigarettenrauch.

Dass er sich darüber nicht wundert. So hätte ich mir vorgestellt, dass er riecht; auch wenn ich dann wissen will, warum Moschus (welches Parfüm, warum er das Parfüm benutzt)

Wenn du wüsstest, dachte sie innerlich.

denken ist immer innerlich.

LG
Carlo

PS: vielleicht eine persönliche Sache; ich fänd es eleganter, wenn du die Zahlen wegließest, ganz normal nach dem Titel loslegst und dann ein zentriertes Sternchen zwischen die beiden Abschnitte mit je einem Absatz Abstand zum Text. Die Lösung mit Sternchen könnte auch den Ah-Effekt noch verstärken.

PPS: Der Titel könnte auch 'Playboy' sein, finde ich :D

 

Hallo @a writing owl ,

vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit.

finde die Idee des Perspektivewechsels sehr gut und auch gelungen!
Würde mich freuen noch mehr von dir in diesem Stil zu lesen.
So etwas lese ich gerne, ist immer wieder ein gutes Gefühl, wenn es für einen Leser funktioniert hat. :)

Ich schließe mich einzig den vorherigen Kommentaren an, dass der letzte Satz "Gute Nacht, PlayBoy" nicht mehr notwendig ist.
Habe ich jetzt mal rausgenommen, fand den Satz irgendwie cool, aber sehe es ein, dass er überflüssig ist.

Danke und beste Grüße,
MRG


Hi @Carlo Zwei ,

danke für deinen Kommentar, freut mich sehr.

Langfristig, denke ich, muss man dann auch davon wegkommen und eigene Themen und Ideen finden
Ja, da bin ich ganz bei dir.

aber auch wieder Husch, Husch (wahrscheinlich halbwegs schnell geschrieben und nicht noch mal kritisch durchgearbeitet)
Stimmt, ich war viel zu schnell mit meiner eigenen Schreibe zufrieden. Manchmal finde ich es schwierig den eigenen Text mit den Augen eines Lesers zu betrachten. Hier hilft auf jeden Fall das Kommentieren, wie du ja auch gesagt hast.

Was ist das besondere Detail an dem Bild? Was macht hier eine intensive Beschreibung? Die erste Sache, die dir auffallen sollte: stehen ist hier noch nicht das treffendste Verb.
Guter Punkt, regt mich zum Nachdenken an. Wichtige Fragen, die ich mir direkt notiere.

Dass er sich darüber nicht wundert.
Oh ja, habe ich gar nicht drüber nachgedacht, interessanter Gedanke. Wäre vielleicht auch eine gute Möglichkeit, um den Charakter zu vertiefen.

auch wenn ich dann wissen will, warum Moschus
Muss zugeben, dass ich mir da selbst zu wenig Gedanken gemacht habe. Danke!

denken ist immer innerlich.
Die Lösung mit Sternchen könnte auch den Ah-Effekt noch verstärken.
Habe ich verbessert bzw. eingebaut, danke.


Danke für deinen Kommentar, Carlo, sehr hilfreich. Mir fallen vor allem die Kleinigkeiten auf, bei denen ich noch viel Verbesserungspotential habe.

Beste Grüße,
MRG

 

Aus dem Radio ertönte Bonnie Tylers Holding out for a hero. Angelo saß an der Bar, vor ihm stand ein Whiskey on the rocks.

ich würde schreiben: Aus dem Radio tönte Bonnie Tyler. Ertönen bedeutet ja mehr, dass es gerade angespielt wird. Da ensteht bei mir das Bild davon, dass jemand in einem stillen Raum Bonnie Tyler anmacht. Wenn sich das in andere Musik fügt, ein Song vorbei geht und eben jetzt Bonnie Tyler kommt, würde ich das schreiben. Aber ich finde es auch lässiger, wenn es schon läuft; sonst habe ich das Gefühl, das so aufgedrückt zu bekommen: Jetzt kommt Bonnie Tyler und jetzt geht es mit der Geschichte los. Das wirkt dann so konstruiert, finde ich. Ist nur ein kleines Detail.

Dann ist mir was zu dem stand eingefallen. Lass es doch einfach weg, das würde passen.
Angelo saß am Tresen, vor ihm ein Whiskey on the rocks.

Du könntest in natürlich auch in Aktion zeigen. Whiskey on the rocks lädt dazu jetzt nicht unbedingt ein. Kann man nur bisschen schwenken und daran nippen. Gibt halt keinen Stirrer oder Ähnliches :D


Einige Plätze von ihm entfernt saß eine Frau mit einem roten Kleid, sie war ihm schon aufgefallen, als sie die Bar betreten hatte.

Warum eigentlich diese umständliche Konstruktion. Du könntest sie auch einfach in die Bar kommen lassen und zeigen, wie er darauf reagiert. So sind die beiden Teile auch unterschiedlich (wo du es vielleicht nicht willst?). Im einen Teil sitzt sie schon in der Bar, im anderen kommt sie rein (da finde ich den Fokus auf der Erstbegegnung passend). Ich würde das Prinzip auch im ersten Teil übernehmen.

LG

 

Der Mann erinnerte sie an ihren Stiefvater. Vor ihrem inneren Auge tauchte der dunkle Keller auf und die Ketten.

In dem Text steckt natürlich vieles. Vielleicht ist das eine subjektive Sicht, aber ich hab früher viel Underground gelesen, und da sind es oft dreckige Texte, die erstmal und offensichtlich voll an die Substanz gehen, die nichts verstecken. Man kann das immer noch machen, ich mache das manchmal auch gerne, shock value, als lese man einen zur Story gewordenen Film von John Waters, wo es richtig derbe zur Sache geht. Deswegen, und so ist es ja immer, ist meine Sicht auf deinen Text selbstverständlich hochindividuell. Diesen Kennenlernen, so ganz profan, und dann entwickelt sich daraus so eine ganz kranke Sache, die ist hochspannend: du verrätst leider direkt alles. Du hast den Macho mit den Mackersprüchen, und sie, das Mißbrauchsopfer. Was sich daraus entwickelt, mal sehen ... Dadurch, dass du dein Personal aber im Grunde sofort offenbarst, kann in dem Text keine Tiefenwirkung entfaltet werden. Das müsste zaghafter, versteckter, subtiler sein. Du müsstest dich hinsetzen und den Text auf 30 Normseiten atmen lassen. Ganz langsam, Piano, und dann offenbart sich der wahre Abgrund. Klar, ich weiß, so ein kurzer Text kann das nicht leisten, aber das Potential steckt da auf jeden Fall drin. Ich würde dir raten, diesen Text noch einmal neu zu schreiben, und dir selbst eine längere Leine geben. Deine Figuren brauchen Tiefe, die erzeugst du erstmal nicht mit ausgestellter Krassheit, sondern mit einer straffen Zeichnung, mit einer guten Motivation, die dem Leser aus dem Text heraus klar wird.

Gruss, Jimmy

 

Hi @Carlo Zwei ,

Aber ich finde es auch lässiger, wenn es schon läuft
Ja, so hatte ich mir das auch vorgestellt. Das überarbeite ich direkt.

Angelo saß am Tresen, vor ihm ein Whiskey on the rocks.
Guter Vorschlag, gefällt mir. Danke.

da finde ich den Fokus auf der Erstbegegnung passend
Hm, ja, hast recht.


Danke für das Feedback, habe das jetzt mal direkt angepasst.


Beste Grüße,
MRG


Hi @jimmysalaryman ,

danke für deinen Kommentar, hat mich gefreut. Ich schätze das.

du verrätst leider direkt alles.
Dadurch, dass du dein Personal aber im Grunde sofort offenbarst, kann in dem Text keine Tiefenwirkung entfaltet werden.
Danke, das ist ein wichtiger Punkt. Tiefenwirkung ist mein Ziel, da will ich hinkommen.

Das müsste zaghafter, versteckter, subtiler sein.
Ja, verstehe. Nicht so mit der Tür ins Haus fallen, sondern mehr zwischen die Zeilen legen, mit Andeutungen arbeiten. Der Hinweis hilft mir weiter.

Ich würde dir raten, diesen Text noch einmal neu zu schreiben, und dir selbst eine längere Leine geben.
Ja, das mache ich. Ich versuche es subtiler zu schreiben, das wird eine Herausforderung, freue mich drauf.

Deine Figuren brauchen Tiefe, die erzeugst du erstmal nicht mit ausgestellter Krassheit, sondern mit einer straffen Zeichnung, mit einer guten Motivation, die dem Leser aus dem Text heraus klar wird.
Spannend, bin da ganz bei dir. Dafür muss ich mir auf jeden Fall mehr Zeit nehmen, damit sich die Motivation auch plausibel liest.

Danke für deinen Besuch und deine Zeit.


Beste Grüße,
MRG

 
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Noch ein paar Ideen:

Eine Frau mit einem roten Kleid betrat die Bar.
„Einen Sex on the beach, bitte“, hörte er die Frau sagen.
Angelo schaute zu ihr hinüber, sie roch nach Moschus und Zigarettenrauch. Der Geruch gefiel ihm. Seine Gedanken schweiften ab, etwas regte sich in seiner Hose. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

Eine Frau in rotem Kleid betrat die Bar.
(Ist knackiger, außerdem könnte man aktuell sogar verstehen, dass sie ein rotes Kleid mit sich herum trägt, also in den Händen)

„Einen Sex on the beach, bitte“, hörte er die Frau sie sagen.
(fänd ich besser, es wäre rougher und ich würde als Leser automatisch besser verstehen, warum Angelo auf sie aufmerksam wird. Nicht aber, wenn sie schön bitte und danke sagt.

Angelo schaute zu ihr hinrüber, sie er roch nach Moschus und Zigarettenrauch.
(alles andere ist Tell und kein Show)

Er stand auf und setzte sich auf den Platz neben der die Frau.


„Na Süße, wartest wohl auf deinen Helden, was?“ Angelo zwinkerte ihr verführerisch zu.

ein so ein Ding statt vieren und dieselbe Info, dass Angelo ein Macker ist, bleibt erhalten. In dieser Überbetonung wird es zum Klischee.
So zum Beispiel:
„Wartest wohl auf deinen Helden, was?“

(ist schon klar, wer das sagt und auch wie so etwas gesagt wird, steckt im Dialog schon drin)

„Was willst du?“
Dich. Wie heißt du?“
Es herrschte einen Moment Stille.

Der nächste plumpe Anmachspruch. Reiht sich in die Liste von weiter oben ein. Ich würde so etwas schreiben wie.

„Was willst du?“
Nur ein bisschen reden. Wie heißt du?“

(Statt dem Moment Stille würde ich sie ihn mustern lassen oder sowas. Die Stille passt hier für mich nicht.)

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

da bist du nicht mehr in seiner Perspektive, sondern schaust von außen drauf.


LG

Ach so, @Dosenfood . Also für so einen Kommentar/eher Einzeiler brauchst du nicht die ganze Geschichte zitieren. Am besten sowieso nur zitieren, auf was du dich konkret beziehst.

 

Hallo @Dosenfood ,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Kurz, hohe Cruise-Geschwindigkeit und netter Plot.
Das freut mich zu lesen.

Beste Grüße und schönes Wochenende,
MRG


Hey @Carlo Zwei ,

danke für deine Zeit, mein Text wird dadurch so viel besser, wie ich das vorher nicht gedacht hätte. Danke!

Eine Frau in rotem Kleid betrat die Bar.
Da bin ich ganz bei dir, ist eine Kleinigkeit, die einen guten Effekt hat.

Einen Sex on the beach, bitte“, hörte er die Frau sie sagen.
Wird übernommen.

Angelo schaute zu ihr hinrüber, sie er roch nach Moschus und Zigarettenrauch.
(alles andere ist Tell und kein Show)
Das gefällt mir, ist verbessert.

„Wartest wohl auf deinen Helden, was?“
(ist schon klar, wer das sagt und auch wie so etwas gesagt wird, steckt im Dialog schon drin)
Gibt nichts Schlimmeres als abgedroschen Klischees, das übernehme ich direkt.

Nur ein bisschen reden. Wie heißt du?“
Wiederhole mich: Das ist ein richtiger guter Punkt, den ich anpasse. Danke!

da bist du nicht mehr in seiner Perspektive, sondern schaust von außen drauf.
Du hast recht, stört dich das als Leser? Für mich liest sich das irgendwie gut, bin mir da allerdings nicht sicher.


Danke für deinen wertvollen Rat, Carlo. Ich nehme das mit auf, gibt dem Text einen besseren und meiner Meinung nach authentischeren Klang. Wünsche dir ein schönes Wochenende und freue mich auf deinen nächsten Text.


Beste Grüße,
MRG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey MRG,

ey! Du kannst doch nach dem Intro nicht einfach aufhören. Ich fühl mich betrogen. Jawohl! :D

Ich bin ein großer Freund von Perspektivgeschichten vs. -romanen. Problem: Ich hätte so gern noch mehr gelesen! War ich gerade erst im Geschehen drin, haste mich auch schon wieder ausgespuckt. Gut, die Aufgabe. Von mir aus. Haste gelöst, keine Frage, aber bitte, wo ist denn hier die Geschichte? Eine Szene ist halt eine Szene. Und das hier ist noch verdammt kurz dazu. All das Böse und Dunkle wird dem Leser als Schlagzeile auf dem Silbertablett serviert, mit Scheinwerfern ausgeleuchtet, ach, da bleibt nicht mal der sanfte Grusel, der sich von hinten anschleicht, selbst dieses Momentes (der möglich auch in der Kürze wäre), dessen beraubst Du mich. Du stellst die Frau halt aus, sagst - nein - schreist es dem Leser ins Gesicht, sie ist eine Psychopathin/Mörderin.
Wenn man ihre Absichten jetzt zwischen den Zeilen heraus nur erahnen könnte, die emotionale Wirkung wäre ungleich größer. Oder eben alles viel länger. Das ist doch unbefriedigend, nur so angefüttert zu werden ... ;).

Eine Frau in rotem Kleid betrat die Bar.
Ach komm schon, wenn eine Frau mit dieser Absicht die bar betritt, dann doch wie eine Femme fatale. Sie setzt sich auf den Barhocker und ihr Kleid rutscht etwas zu hoch, doch sie richtet es nicht, und Mann fragt sich, hat sie es nicht bemerkt? Dass genau das in ihrer Absicht lag, erklärt sich später mit ihrer Sichtweise. Das wäre subtil. Und durch vieler solcher »kleinen« Gegensätze würde sich am Ende das Bild ebenfalls fügen. Er glaubt leichte Beute, sie sucht ein Opfer für perfide Spiele. Immer schön auf der Grenze der Phantasie des Lesers entlang. Immer schön die Schrauben anziehen, wie ein Puzzle das erst mit seinem letzten Teil den Horror in seiner Gänze zeigt.

Sie schaute ihm in die Augen.
Echt? Gibt sie nicht eher das wunde Wild, das es zu jagen gilt? Vielleicht gibt sie ja die Tollpatschige, der die Handtasche runterfällt, die sich bückt und keinen BH trägt. Du ahnst vielleicht, in welche Richtung ich meine.

Usw. usw. Oder eben die Geschichte bis zum bitteren Ende auserzählt. Keine einfache Aufgabe, bestimmt nicht. Hier eine Leseempfehlung, wie man eine solche Geschichte erzählen kann.

Ab von meiner Enttäuschung des raschen Endes, die ja daher rührt, dass ich eben so gern noch mehr gehabt hätte, tut der Text schon das, was er tun soll. Und ich bin nach dieser Lektüre wirklich gespannt, was wir hier in Zukunft aus deiner Feder noch zu lesen bekommen werden.

Beste Grüße,
Fliege

 

Hey @Fliege ,

ich wollte gerade meine überarbeitete Version hochladen und freue mich gerade sehr über deinen Kommentar.

Problem: Ich hätte so gern noch mehr gelesen!
Habe genau das probiert, @jimmysalaryman hatte mir das auch als Hinweis gegeben. Ich hoffe, dass es besser geworden ist.

All das Böse und Dunkle wird dem Leser als Schlagzeile auf dem Silbertablett serviert, mit Scheinwerfern ausgeleuchtet
Habe versucht das ganze subtiler zu schreiben, weg von dem Silbertablett.

Sie setzt sich auf den Barhocker und ihr Kleid rutscht etwas zu hoch, doch sie richtet es nicht, und Mann fragt sich, hat sie es nicht bemerkt?
Das ist ein interessanter Punkt, den ich in meiner überarbeiteten Version so noch nicht habe. Darüber denke ich nach, gefällt mir. Danke.

Immer schön die Schrauben anziehen, wie ein Puzzle das erst mit seinem letzten Teil den Horror in seiner Gänze zeigt.
Das ist das Ziel, genau da möchte ich hin. Habe die Geschichte jetzt verlängert, etwas mehr Hintergrundinformationen gegeben, um die Charaktere vorzustellen und ihnen mehr Tiefe zu geben. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das jetzt funktioniert.

Du ahnst vielleicht, in welche Richtung ich meine.
Das habe ich gerade direkt angepasst, da hast du vollkommen recht. Das liest sich nicht plausibel.

Hier eine Leseempfehlung, wie man eine solche Geschichte erzählen kann.
Dankeschön, die lese ich mir direkt durch. Bin schon gespannt, wie sie das subtil hinbekommt.

Und ich bin nach dieser Lektüre wirklich gespannt, was wir hier in Zukunft aus deiner Feder noch zu lesen bekommen werden.

Das bedeutet mir sehr viel, gerade weil es von dir kommt. Danke! :)

 

Hi @MRG

mal schauen, was du so schreibst. Der Text ist ja viel kommentiert. Zurecht, weil ich einiges an Potential erkenne. Was Sprache, aber auch Struktur anbelangt.
Ich stimme @Fliege zu: könnte breiter erzählt werden. Beim Lesen erfahre ich wenig über die Protagonistin, Okay: sie mag bestimmte Männersorten nicht, ihre Geliebter ist tot. Sie hat ein rotes Kleid und trinkt Sex on the beach. Aber von ihrem Innenleben weiß ich wenig.
Würdest du nur eine einzige Szene erzählen, könnte das reichen, weil sich dann der Raum zwischen den Sätzen mit der Fantasie des Lesers besser füllt. Da ich aber die Friedhofs-Szene plus die Bar-Szene habe, ohnehin Zwischenraum allein dadurch entsteht, habe ich größere Mühe, mir ihre Motivation zu verdeutlichen. Die Figur bleibt interessant genug, um mehr erfahren zu wollen. Der Typ allerdings in der Bar ist völlig eindimensional, wirkt beinahe wie die Karikatur eines Kerls, den es gar nicht mehr so häufig gibt.

Sprachlich ist der Text gut gestaltet, das liest sich geschmeidig, trotzdem ein paar Anmerkungen:

erzeugte ein sanftes Rascheln, so sanft wie eine kühle Meeresbrise
eine warme Meeresbrise würde auch ein sanftes Rascheln erzeugen

Hinter ihr hörte sie das Geräusch von Leder auf Kies, Schritte.
Lederschuhe fände ich besser

Marie antwortete nicht, schaute wieder starr zurück auf den Namen, der ihr noch immer so viel bedeutete.
warum? was bedeutet er ihr, an was erinnert sie sich? Der Verstorbene bleibt blass

„Seien Sie still“, zischte sie leise.
seien, ne, so redet keiner

Die Kälte in ihrer Stimme ließ den Mann erstarren, als wäre sie Medusa.
mm, war nicht Medusa die mit mit den Schlangen auf dem Kopf?

Sie schüttelte sich wie ein Hund, der nass geworden war.
ich mag erwartbare Vergleiche nicht

„Wartest wohl auf deinen Helden, was?“
„Was willst du?“
wass'n Spruch :D

„Ich bin Angelo. Lass uns was trinken.“
dachte, sie hat schon was zu trinken? Bestellt hat sie jedenfalls

„Ja und am besten sind Spielpartner, die diskret sind und die man nie wiedersieht.“
Angelo fühlte seine Erregung und konnte seinen Blick nicht mehr von ihr wenden, er liebte heiße Begegnungen.
na klar, das klingt nach Splatter

Diese Typen bekam man am besten, wenn man sich schutzlos und schüchtern stellte. Dann konnte er sie beschützen und sich aufspielen.
bisschen viel Schutz, würde ich überdenken, den Satz

Wie gesagt: spannende Konstruktion des Textes, kann man aber noch an der einen oder anderen Stelle was drehen.

viele Ach-übrigens-willkommen-hier-Grüße
Isegrims

 

Hey @MRG,

da wollte ich Dir heute noch ein kurzes Feedback zu Deiner "Erweiterung" schrieben und nun war Ise schneller. So kanns gehen, jetzt bekommst Du gleich ein Doppelpack ;).
Ja, die Friedhofsszene vorweg ... weiß nicht ... die erzählt mir ja eigentlich auch nicht recht was. Die Frau hat einen geliebten Menschen verloren und nun hasst sie die Männer? Hasst sie so abgrundtief, dass sie sie umbringt? Echt jetzt? Das ist ihre Motivation? Ich weiß nicht, ob ich Dir als Autor das so abkaufe, wie es dasteht. Ist mir zu simple, zu unglaubwürdig. Also die Szene vorab bringt mich eigentlich keinen Schritt weiter, gibt mir keinen neuen Blick, öffnet mir keinen neuen Abgrund. Irgendwie ist, als ob Du den Sekt aufmachst, aber dann darf ich den nur angucken.
Ich schätze aber, Dir geht es wirklich nur um die Barszene in ihrer Doppeldeutigkeit - sein Verständnis, ihr Verständnis - und das da Welten, ach was sag ich, Morde zwischen liegen. Dieses grausame Spiel würde ich dem Leser wirklich erst mit dem letzten Satz offenbaren.

Diese Typen bekam man am besten, wenn man sich schutzlos und schüchtern stellte. Dann konnte er sie beschützen und sich aufspielen.
Show, don't tell ;). Aber eigentlich auch so ne Sache, die am besten der Leser selbst hineindeuten kann.

Das Wort „fresh“ ließ sie an ein hilfloses Lamm denken. Ihre Gedanken wanderten weiter und sie dachte an eine Spritze, verborgen hinter ihrem Rücken.
Und das halt nach gaaaanz hinten ;).

Liebe Grüße, Fliege

 

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