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Herostratos
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Herostratos
Großartiger Einstieg. Ich habe mich die gesamte Zeit über gefragt, wie alt dein Prot eigentlich ist. Wurde glaube ich nicht geklärt, oder? Naja muss ja auch nicht. Aber ich habe ihn mir um die/unter 40 vorgestellt.Vom Tod umzingelt schmeckt das Leben besser.
war das erste, was mich gestört hatte. Nachschmatzen? nennt man das so? Habe ich noch nie gehört. wenn du es behalten willst (ist ja auch Teil des Schlusssatzes) behalte es. Ich bin drüber gestolpert.Ich schmatze zwei, drei Mal nach
Muss das jetzt schon sein? Warum knacken sie nicht einfach? Oder protestieren? krachen finde ich etwas zu stark. Klingt natürlich sehr mächtig, aber ist das notwendig hier?Meine Kniegelenke krachen
das habe ich überhaupt nicht verstanden. Warum tut er so als ob? Möchte er die Dame verarschen? Ist er sich selbst nicht sicher, ob er sie ansprechen will? Hier herrscht für mich Unklarheit als Leser.als ich mich wieder gefangen habe, tue ich so, als ob ich zu ihr hinübergehen will.
das "übertrieben" stört mich. Niemand im Raum würde es interessiern, meiner meinung nach, wie lange man in einem Wartezimmer die Zeitschriften überfliegt.Ich lasse mir bei der Auswahl übertrieben lange Zeit.
Du benutzt es später im Text noch einmal. Aber ich würde hier trotzdem auch "kippe" statt "trinke" benutzen. eine halbe Flasche Wein trinkt man nicht in einem Zug. Von mir aus auch "Ich saufe die halbe Flasche" oder "vernichte die halbe Flasche"Ich trinke die halbe Flasche auf einmal hinunter.
Super gut mit dem "Zapp" am Ende des Absatz.Ich zappe weg. Spendenaufruf für Flüchtlinge in Griechenland, jedes Leben zählt. Zapp.
Fand ich etwas verwirrend beim lesen. Du willst dabei den Körper vom Protagonisten distanzieren, oder? Deswegen benutzt du "Sein Schmerz". Musste ich nicht haben. Mir hätte auch einfach "Der Schmerz" genügt. Musst du wissen.weil ich noch in meinem Körper bin. Sein Schmerz fließt durch den Darm
mir würde tatsächlich doch: "dass die Spucke mir weg" besser gefallen. Habe es aber trotzdem verstanden.und wird so klar, dass die Spucke weg und die Zunge am Gaumen kleben bleibt.
warum nicht: "nie aufhören wird." ?und dass es nie aufhört.
Finde ich sehr schön verglichen mit seiner lösungslosen Situation.Das Problem ist immer lösbar. Das beruhigt.
nicht eher "in die dafür vorgesehene Halterung." ?und schleudert eine Lupe in die davor vorgesehene Halterung.
Tolles Bild. Hatte ich sofort problemlos vor Augen. Fande ich auch sofort unsympathisch an der Frau, die an seinem Tisch sitztknabbert die Frau sanft an einer Gurke, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger hält und wirft dabei ihre Locken hinter die Schulter.
Mag ich auch richtig doll die Wortwahl.Die Oberflächen der Gin-Tonics kräuseln sich.
Hat mich richtig berührt. Dein Protagonist wünscht sich viel lieber in einer so schrecklichen Situation wie dieser des 1. Weltkriegs zu sterben, als sinnlos an einer Krankheit innerhalb seiner Lebenszeit, wo es niemals ein Foto von ihm in einer NTV Doku geben wird. Konnte ich mich schlagartig mit identifizieren, obwohl ich nicht in der Lage deines Prots bin. Tolle Stelle!In diesem Moment waren die beiden alles. Sie durften unter dem Eindruck großer Gefühle sterben. Andrenalingeflutete, platzende Körper im Trommelfeuer.
1. Ich schwärme für solche Textstellen. Das sind die Höhepunkte deiner Geschichte. Diese Aussichtslosigkeit, das Dahinsiechen ohne Grund. Gute Arbeit.Die heutige Welt bietet uns keinen Grund zu sterben. Das hat mir das Leben unerträglich gemacht. Das macht mir das Sterben unerträglich.
Kennen wir das nicht alle ab und zu? Super glaubwürdige Charaktereigenschaft. Toll. Vorallendingen ein Beweis dafür, dass der Unsympath, der dein Protagonist ist, durchaus noch dazu in der Lage ist, seine eigenen Gedanken und Taten zu reflektieren. Er mag es selbst nicht, wozu er geworden ist. Kann die Verwandlung aber auch nicht aufhalten, bzw. sieht keinen Sinn mehr darin, sie zu stoppen.Ich bin mir oft unsympathisch.
"auf welcher Seite ich stehen möchte." fände ich schönerIch habe mich nie entscheiden können, auf welcher Seite ich stehe.
"der Beste."Harm Laagay ist der beste.
das "rund deißig Zentimeter" kannst du ruhig weglassenund sprühe aus rund dreißig Zentimetern Entfernung über den Lack.
nachdem er endlich mal sein Abo abgeschlossen hat. Mag ichAus meinem Briefkasten quellen die Salzburger Nachrichten über.
"einer Woche" gefiele mir besserobwohl ich sie seit mehr als eine Woche nicht gegossen habe.
Komma wegDie Vorurteile des Protagonisten, fielen in sich zusammen.
woaaaaah... großartige Stelle. Hätte nicht gedacht, dass sein Tablet-Spiel noch einmal (und ich wiederhole) noch einmal einen so großen Sinn in dieser Kurzgeschichte hätte. Klasse abgerundet.Die zwei Kanister Benzin darauf fallen um, knattern über die Dachziegel und krachen gegen die Regenrinne.
mir gefällt "umgeben hat" besserdass ich sterben werde und was das Nichts ist und dass es mich schon die ganze Zeit umgibt.
und wieder das "nachschmatzen". kennste ja schon. ansonsten finde ich den Schlusssatz gelungen.Ich nehme einen großen Schluck aus meinem Flachmann und schmatze zwei, drei Mal nach.
Ihr Schädel erinnert mich an eine gebrauchte Fusselrolle
Salzburger Nachrichten
Dabei meide ich den Politikteil, weil ich den nicht ertrage und gehe gleich zum Lokalen über. Tritte gegen den Kopf – Mann (32) nach Vatertagsausflug im Koma.
Auf Arte läuft eine Dokumentation über die Liebe. Was die Menschen Liebe nennen, sei rein rational erklärbar. Pionierarbeit auf diesem Gebiet hätten im Jahr 2000 die Neurowissenschaftler Semir Zeki und Andreas Bartels vom University College London geleistet. Sie nahmen per funktioneller Magnetresonanztomografie
Ich zappe weg. Spendenaufruf für Flüchtlinge in Griechenland, jedes Leben zählt. Zapp.
Ich bin enttäuscht, weil ich noch in meinem Körper bin.
Das Problem ist immer lösbar. Das beruhigt.
ist sportlich, aber nicht zu kräftig
knabbert die Frau sanft an einer Gurke
Das ändert nichts daran, dass sie die Scheibe in ein paar Stunden ausscheiden wird
Blähungen entlassen Ahnungen meiner Fäule
Wäre das hier eine Geschichte, würde jetzt eine Lektion folgen. Ich, der Protagonist, ginge hinaus, nachdem alles vorbei wäre. Ich würde einem Leichnam die Kapuze vom Kopf ziehen und das entstellte Gesicht eines Bekannten käme zum Vorschein. Vielleicht hätte ich ihn am Anfang der Geschichte beim Rauchen bemerkt und er hätte auch immer mit der Zigarette geschnippt. Es würde sich also herausstellen, dass es sich bei den Autodieben überhaupt nicht um Osteuropäer handelt. Die Vorurteile des Protagonisten, fielen in sich zusammen.
Ein Wahnsinnsbild.Ihr Schädel erinnert mich an eine gebrauchte Fusselrolle.
"nur" vielleicht durch "bloß" ersetzen? Nur/Bloß so eine IdeeDabei schwanke ich nur zu dem Tischchen in der Mitte des Raumes, wo sich die Zeitschriften in roten Arzteinbänden stapeln.
Der MistkerlIch lasse mir bei der Auswahl übertrieben lange Zeit.
"hinunter" könnte man allenfalls streichen.Ich trinke die halbe Flasche auf einmal hinunter.
Ein Seitenhieb an den Gott-Komplex der Ärzte? Stark!Weil wir den Glauben an Gott aufgegeben haben, hat er den Glauben an uns aufgegeben. Ich nehme mir vor, nicht mehr zum Arzt zu gehen.
Heftig … Sehr schön, dass du hier ein Laken und nicht eine Decke einbaust. Klar, eine Decke wäre sowieso zu warm, immerhin schwitzt der Prota aus allen Poren. Und die Hüftknochen würden sich unter einer Decke auch nicht so scharf abzeichnen. Worauf ich aber eigentlich hinaus will: Das Laken erinnert an ein Totentuch. Ein Bild, das keine Decke der Welt jemals erzeugen könnte.Das schweißgetränkte Laken zerrt an den Hüftknochen, die spitz in die Höhe ragen. Ich bin enttäuscht, weil ich noch in meinem Körper bin.
Auch das eine super Stelle.Es geht darum, durch eine Kettenreaktion ein Problem zu lösen. Das Problem ist immer lösbar. Das beruhigt.
Meintest du statt "Wenn" vielleicht "Während"?Wenn der Mann etwas sagt, knabbert die Frau sanft an einer Gurke, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger hält und wirft dabei ihre Locken hinter die Schulter.
Sowas von gut.Das ändert nichts daran, dass sie die Scheibe in ein paar Stunden ausscheiden wird.
Einer der besten Vergleiche, die ich seit Langem gelesen habe.Mein Darm wölbt sich gegen meine Bauchdecke, wie eine gefangene Schlange in einem Sack.
Hier würde es meiner Meinung nach ein Ausrufezeichen vertragen.„Hauen Sie ab. Sie hauen jetzt ab“, schreit er.
Irgendwie habe ich den Moment verpasst, in dem der Prota aufgestanden sein musste. Oder schubst der junge Mann den Prota vom Stuhl? Dann würde er aber nicht auf einen Tisch fallen können.Ich gebe ihm eine Ohrfeige. Der Mann bleibt sitzen, stößt mich. Ich verliere das Gleichgewicht, und krache auf den Tisch hinter mir. Es klirrt, mein Hemd saugt sich mit irgendetwas voll. Ich liege auf dem Kopfsteinpflaster.
Supereklig und supergut!Blähungen entlassen Ahnungen meiner Fäule. Ich lupfe das Laken, schnüffle, muss würgen. Ich nehme zwei große Schlucke und gurgle nach.
Heftige Stelle. Läßt den Leser kurz stocken, aber im positiven Sinn.Die heutige Welt bietet uns keinen Grund zu sterben. Das hat mir das Leben unerträglich gemacht. Das macht mir das Sterben unerträglich.
Was? Er geht doch wieder zum Arzt? Ich dachte doch, dass er …Die Tür des Arztes schlägt gegen die Rauputzwand und lässt den Rahmen eines Picasso-Drucks von Femme au beret et a la robe quadrillee wackeln.
… okay, alles klarAls ich aufgerufen werde, gehe ich.
Verdammt … So einfache Worte, so ein intensives Bild.Den Nachmittag verbringe ich mit den weiteren Vorkehrungen. Als ich fertig bin, mache ich mir in die Hosen. Der warme Brei drückt meinen Hodensack nach vorne.
Genial. Wenn er bereits an einer Isomatte zerren muss …Ich liege bäuchlings auf der Isomatte, die ich in meinen Wintergarten gezerrt habe.
Meine drittliebste Stelle in der Geschichte.Wäre das hier eine Geschichte, würde jetzt eine Lektion folgen. Ich, der Protagonist, ginge hinaus, nachdem alles vorbei wäre. Ich würde einem Leichnam die Kapuze vom Kopf ziehen und das entstellte Gesicht eines Bekannten käme zum Vorschein. Vielleicht hätte ich ihn am Anfang der Geschichte beim Rauchen bemerkt und er hätte auch immer mit der Zigarette geschnippt. Es würde sich also herausstellen, dass es sich bei den Autodieben überhaupt nicht um Osteuropäer handelt. Die Vorurteile des Protagonisten, fielen in sich zusammen. Der Leser hätte gelernt, dass Menschen gleich welcher Herkunft gleichsam zu Autodiebstählen neigen. Natürlich ist das Schwachsinn und untergräbt jede empirische Methode. Die Vermummten vor meiner Garage sind Osteuropäer.
Meine zweitliebste Stelle.Ich stehe auf, zünde mein Zippo an, reiße das Fenster auf und gebe ihnen Feuer.
Drei der besten Sätze, die ich jemals gelesen habe.Ich zappe weg. Spendenaufruf für Flüchtlinge in Griechenland, jedes Leben zählt. Zapp.
Evil!Vom Tod umzingelt schmeckt das Leben besser.
Hier hab ich einen Moment gestockt. Hab kurz gebraucht, um zu verstehen, was du meinst. Ein sehr böser Vergleich, originell natürlich irgendwo, aber evtl. auch ein wenig schief? Eine Fusselrolle ist ja rollenförmig und nicht schädelförmig. Gut, es erinnert ihn auch nur an eine Fusselrolle. Vllt spezifischer: Ihre Kopfhaut erinnert mich an eine gebrauchte Fusselrolle. Dann wäre der Groschen für mich schneller gefallen, I guessIhr Schädel erinnert mich an eine gebrauchte Fusselrolle.
Die Szene finde ich gut. Du lässt sie einfach passieren, als Leser beobachte ich und verstehe das Bild. Das finde ich sehr gut. Eine Beschreibung oder Einschätzung des Erzählers würde mich hier nur stören.Auf dem Heimweg parke ich vor der Kirche an der Hauptstraße. Der Regen trommelt auf das Dach meines Porsche 996. Ein paar Meter neben dem Gebäude aus Waschbeton steht der Kirchturm. Vier spitz zulaufende Glasplatten bilden eine Pyramide an seiner Spitze. Darauf ein Kreuz aus Metall. Ich schließe die Augen.
houellebecqeskWeil wir den Glauben an Gott aufgegeben haben, hat er den Glauben an uns aufgegeben. Ich nehme mir vor, nicht mehr zum Arzt zu gehen.
Auch das! Liebe, Sexualität und die große Einsamkeit der Postmoderne sind ja solche Steckenpferde Houellebecqs. Ich lese das sehr gerne.Auf Arte läuft eine Dokumentation über die Liebe. Was die Menschen Liebe nennen, sei rein rational erklärbar.
Krass, dass er in seinem Zustand so einen Zug auf Alkohol weg hat. Und auch so viel verträgt!Zurück im Bett kippe ich den restlichen Chardonnay hinunter.
Das finde ich eine etwas seltsame Reaktion des Mannes. Also, so würde er antworten, in meiner Vorstellung, wenn er bereits alles durchschaut hat, was dein Erzähler abzieht. Aber er kennt ihn ja gar nicht. Ich finde, er müsste eigentlich eher etwas sagen wie: "Wieso?" oder "Gibt es ein Problem?"„Sie können hier nicht sitzen“, sage ich.
Der Mann wendet sich zu mir, seufzt. „Gehen Sie bitte“, sagt er.
Ersten Weltkriegersten Weltkrieg.
Ich finde den Gedanken, die Prämisse sehr interessant. Aber so direkt ausgedrückt ist mir das zu "direkt". Eigentlich zeigst du das, was dein Prot hier sagt, ja in der kompletten Geschichte.Die heutige Welt bietet uns keinen Grund zu sterben. Das hat mir das Leben unerträglich gemacht. Das macht mir das Sterben unerträglich.
NTV zeigt eine Dokumentation über die Schlacht beim Tannenberg im ersten Weltkrieg.
Würde ich streichenFotografie: Zwei deutsche Soldaten liegen im Dreck. Um sie herum kriecht Qualm verkohlte Baumstämme hinauf. Sie halten sich gegenseitig die Stahlhelme auf dem Kopf. Ich nehme drei große Schlucke.In diesem Moment waren die beiden alles.Sie durften unter dem Eindruck großer Gefühle sterben. Andrenalingeflutete, platzende Körper im Trommelfeuer. Ihre Moleküle gingen auf in einem Mythos, von dem die Historiker noch Jahrhunderte erzählen werden.Sie teilten ihr Schicksal mit Millionen anderen. Im Grunde waren sie keine Individuen, wenn sie ins Nichts versprühten.
Vorschlag: Mach das konkret. Was du deine Figur hier denken lässt, ist sehr allgemein. Ich denke, eine Figur wie deine würde nach dem Sehen der Schlachtszene nicht so allgemein über das Leben oder sein Leben und Sterben denken, sondern er hätte konkrete Dinge aus seinem eigenen Leben vor Augen, die im Kern genau das aussagen, was du hier prämissenhaft in den drei Sätzen ausgeschrieben hast. Nach was sehnt sich der Typ konkret? Wie schaut das konkret aus, dass ihm die große Sinnlosigkeit das Leben unerträglich gemacht hat? Wäre auch eine gute Charakterisierung, die du hier auftauchen lassen könntest. So etwas wie Hätte ich nur einen Grund, für den ich sterben könnte. Könnte ich nur für mein Land, meine Familie oder meine Kinder sterben. Könnte ich nur das Land vor Barbaren verteidigen oder würde bei einer Entdeckungsmission im Amazonas im Auftrag der Wissenschaft sterben.Die heutige Welt bietet uns keinen Grund zu sterben. Das hat mir das Leben unerträglich gemacht. Das macht mir das Sterben unerträglich.
StarkEs gibt keine Relation zwischen der Kürze des Lebens und der Ewigkeit des Todes. Man kann das Leben deshalb unendlich wertvoll finden, oder unendlich unbedeutend.
kein KommaDie Vorurteile des Protagonisten, fielen in sich zusammen.
Ja, interessanter Turn, dass du die vierte Wand einbrichst, oder wie man das nennt. Also die Idee ist gut, aber ich weiß nicht, ob die Szene oder die Gedanken hier deswegen leider ein wenig sprachlich überladen wirken, einfach aus dem Grund heraus, dass du alles in dieser besonderen Zeitform schreiben musst. Es wirkt ein wenig bremsend, der Teil, obwohl mir die Idee gefällt. Aber zum Wohle des Gesamttextes würde ich mir überlegen, ob ich das nicht eindampfe oder kicke, obwohl die Idee hübsch ist.Wäre das hier eine Geschichte, würde jetzt eine Lektion folgen. Ich, der Protagonist, ginge hinaus, nachdem alles vorbei wäre. Ich würde einem Leichnam die Kapuze vom Kopf ziehen und das entstellte Gesicht eines Bekannten käme zum Vorschein. Vielleicht hätte ich ihn am Anfang der Geschichte beim Rauchen bemerkt und er hätte auch immer mit der Zigarette geschnippt. Es würde sich also herausstellen, dass es sich bei den Autodieben überhaupt nicht um Osteuropäer handelt. Die Vorurteile des Protagonisten, fielen in sich zusammen. Der Leser hätte gelernt, dass Menschen gleich welcher Herkunft gleichsam zu Autodiebstählen neigen. Natürlich ist das Schwachsinn und untergräbt jede empirische Methode. Die Vermummten vor meiner Garage sind Osteuropäer.
Finde ich zu erklärend, auch in der Situation würde er doch nicht so sachlich denken, meinem Empfinden nach. Dass er den Porsche opfert, finde ich symbolisch gut, weil er sich damit auch von seinem Materialismus befreit. Ist eine schöne Figurenwandlung.Ich wusste es ja von Anfang an, aber jetzt wird mir bewusst, dass ich sterben werde und was das Nichts ist und dass es mich schon die ganze Zeit umgibt.Ich nehme einen großen Schluck aus meinem Flachmann und schmatze zwei, drei Mal nach.
Nur gefühlsmäßig fände ich folgendes schöner, würde nochmal eine Ecke distanzierter klingen:An meinem Tisch sitzt ein Paar. Die beiden sind so Mitte zwanzig. Sie trinken Gin Tonic mit Gurkenscheiben und lachen.
Vielen Dank @HerrSperling . Das war eine Erleichterung, als ich deinen Kommentar heute morgen gelesen habe. Der Text war eine harte Geburt. Ich war mir unsicher und habe in der Geschichte ein paar neue Sachen ausprobiert. Das betrifft vor allem tellige Stellen, vor denen ich Angst hatte.Alles in allem eine echt großartige Kurzgeschichte über einen Mann, der dem Ende mit einem Knall entgegen geht. Tolle Leistung. Habe das Ende nicht kommen sehen, dachte mir nur "oh großer Gott" und war trotzdem überwältigt. Lange nicht sowas gutes gelesen.
Nein, das wird nicht erwähnt. Ich habe ihn mir so um die 45 vorgestellt.Großartiger Einstieg. Ich habe mich die gesamte Zeit über gefragt, wie alt dein Prot eigentlich ist. Wurde glaube ich nicht geklärt, oder? Naja muss ja auch nicht. Aber ich habe ihn mir um die/unter 40 vorgestellt.
Denke ich drüber nach. Habe ich bisher nicht. Denke nachschmecken ist geläufiger. Aber das wäre so feiner und bewusster als nachschmatzen.Nachschmatzen? nennt man das so? Habe ich noch nie gehört.
Generell: Der Text war eine harte Geburt und ich werde mal zwei Tage Abstand brauchen, bevor ich mich an die Änderungen mache. Ich wollte da halt schon zeigen, dass er körperlich am Arsch ist. Ich denke, dass du einen Punkt hast und sich das ohne so ein starkes Verb geschmeidiger aufbauen würde.krachen finde ich etwas zu stark. Klingt natürlich sehr mächtig, aber ist das notwendig hier?
Mir ging es hier darum, dass er schon in solchen kleinen Situationen Konflikt sucht. Er weiß, ihr ist das unangenehm und er provoziert sie durch sein Verhalten. Dazu auch das "übertrieben".das habe ich überhaupt nicht verstanden. Warum tut er so als ob? Möchte er die Dame verarschen? Ist er sich selbst nicht sicher, ob er sie ansprechen will? Hier herrscht für mich Unklarheit als Leser.
Werde kippe nehmen.Du benutzt es später im Text noch einmal. Aber ich würde hier trotzdem auch "kippe" statt "trinke" benutzen.
Ja, genau das war die Idee.Du willst dabei den Körper vom Protagonisten distanzieren, oder?
Hast Rechtnicht eher "in die dafür vorgesehene Halterung."
Bin auch überfordert. Werde ich googlen.2. gehört hinter Grund ein Komma? Bin mir nicht hundertpozentig sicher. Hätte eins gemacht.
Beste bezieht sich da für mich eindeutig auf Designer. Deshalb habe ich das klein gemacht."der Beste."
Es wäre aber ein Unterschied."auf welcher Seite ich stehen möchte." fände ich schöner
Hast Recht. Ich muss gestehen, dass ich noch nie ein Auto geputzt habe. Habe da eine Anleitung beim ADAC gelesendas "rund deißig Zentimeter" kannst du ruhig weglassen
Hatte ich zuerst. Ändere ich zurück."einer Woche" gefiele mir besser
Auch das ist ein Unterschied. Dann würde es ja aufhören.mir gefällt "umgeben hat" besser
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich werde zwei Tage Abstand zum Text brauchen und mich dann an die Änderungen machen (außer Offensichtliches und Rechtschreibung)Hatte eine Heidenfreude beim Lesen.
Ja, die Geschichte von ihm hat mir auch extrem gut gefallen.Gestern war ich unter dem von Peeperkorn unterwegs und mir sind die Augen fast herausgefallen
Das ist ein großes Kompliment.Du zwingst mir diese Sichtweise nicht auf, klar romantisiert deine Figur das auch, aber ich kann das vom Erzähler trennen und das liegt nicht zuletzt daran, dass hier aus jedem Satz großes handwerkliches Können und großer Wille zur Differenzierung abstrahlt.
Und das noch mehr. Vor allem, weil du die Seltenheit deines Zugeständnisses erwähnstSolche Bilder und Sätze zu schreiben ist etwas, was mich zum seltenen Zugeständnis von so etwas wie Talent bewegt.
Ja, das war viel Arbeit. Und Unsicherheit. Ich wollte (genau wie du, wie man an deiner neuen Geschichte sieht) etwas anderes versuchen. Habe das x-mal umgeschrieben und hatte besonders Angst vor den telligen Stellen, den Monologen den Reflexionen.Da steckt wirklich Arbeit drin, in jedem Satz.
Das fällt mir gar nicht so leicht, darauf etwas zu antworten. Klar, sind das gute Aspekte. An der historischen Figur Herostratos fasziniert mich, dass sich in ihm und seiner Tat Nihilismus verdichtet und dass es den Typus ja zu jeder Zeit gibt. Ich finde zum Beispiel, dass auch Taxi Driver einen Herostratos als Protagonisten hat. Da nimmt das Gesellschaftliche mehr Raum ein. Ich habe mich aber vorrangig für die Figur interessiert und deshalb auch diese Perspektive gewählt. In der ersten Version war es sogar so, dass es gar keine anderen Figuren gab. Daran bin ich gescheitert. Ich habe mir meinen Protagonisten als jemanden vorgestellt, der sozusagen Romantiker ist und an nichts mehr leidet als am Nihilismus, an der entzauberten Welt, aber gerade deshalb zum Nihilisten wird, weil er den so stark spürt und die Welt nihilistischer macht. Ich würde deshalb auch sagen, dass mein Protagonist nicht wirklich an etwas glaubt. Er leidet daran, dass die Welt ihm keinen Anlass gibt, an etwas zu glauben.Was genau heißt es, so ein privilegiertes Leben in einer wohlständigen Gesellschaft zu verlieren? Was kann dadurch über diese Gesellschaft noch ausgesagt werden, außer, dass Leute ihren Gin-Tonic schlürfen in scheinbarem Realitätsverlust der Existentialität von Leben und Tod? Ich denke, da ließe sich nochmal drüber nachdenken. Über mögliche weitere Lesarten, die das bereichern könnten.
Ich lasse die Geschichte noch ein paar Tage liegen. Mir ging es aber genau anders herum. Ich war mir beim Anfang sicher und beim Ende unsicher, ob das alles irgendwie zu glatt läuft, unglaubwürdig ist etc.Das andere ist der Anfang. Das Ende deines Texte finde ich stark. Der Anfang könnte, finde ich, mehr Power haben, mehr reinziehen, ohne gleich zu viele Infos verteilen zu wollen und gleich so mit der Tür ins Haus zu stürmen. Etwas mehr von den raffinierten Bildern, die du den ganzen Text über so großzügig ausgibst. Ich denke, da ließe sich dran arbeiten.
Werde ich übernehmen und das meiner streichen. Hatte zuerst: Blähungen entlassen Ahnungen meiner inneren Verwesung. ung, ung, ung.finde ich gut; auch wenn ich denke, da geht noch was. "meiner" ist sowieso klar, das braucht es finde ich nicht. Vielleicht so:
Blähungen entlassen Ahnungen innerer Fäule
Vielen Dank. Dein Kommentar hat mich echt gefreut!Auf die Story kannst du stolz sein. Das ist was!
Kenne ich. Ich versuche meistens, die anderen Kommentare erst zu lesen, wenn ich meinen geschrieben habe. Aber immer gelingt es nicht.Und ich konnte mir die Lektüre der ersten beiden Kommentare einfach nicht verkneifen, da ich spürte, dass du nicht nur mich bestens unterhalten hast
Danke!Der Text ist wahnsinnig gut geschrieben. Da gibt es extrem viel, das man sich für die eigene Schreibe "abgucken" kann. Ich bin von der ersten Zeile an in deinem Prota, und das bis zum Schluss, ohne auch nur einmal aus dem Lesefluss zu fallen.
hast recht. Habe sowieso recht viele herauf/ hinunters im Text irgendwie."hinunter" könnte man allenfalls streichen.
Sehr schön, dass du hier ein Laken und nicht eine Decke einbaust. Klar, eine Decke wäre sowieso zu warm, immerhin schwitzt der Prota aus allen Poren.
Schön, dass dir das auffällt. Ich hatte nämlich zuerst die Decke und habe mir dann dasselbe gedacht wie duEin Bild, das keine Decke der Welt jemals erzeugen könnte.
Nein, ich dachte mir schon wenn. Ich wollte damit so ein interessiertes laszives Zuhören beschreiben. Immer wenn er was erzählt, macht sie das. Während würde schon auch gehen. Nur könnte es dann eben nur einmalig sein. Denke ich denke da gerade zu viel drüber nachMeintest du statt "Wenn" vielleicht "Während"?
Du hast den Moment verpasst, dass er sich gar nicht hinsetzt!Irgendwie habe ich den Moment verpasst, in dem der Prota aufgestanden sein musste. Oder schubst der junge Mann den Prota vom Stuhl? Dann würde er aber nicht auf einen Tisch fallen können.
Wollte damit auch seine Ambivalenz ausdrücken. Und ja, er haut ja dann doch ab.Was? Er geht doch wieder zum Arzt? Ich dachte doch, dass er …
Ich dachte mir das auch, habe es dann aber gelassen, weil der Vergleich schön böse ist und der mit der Kopfhaut auch nicht viel besser funktioniert. Wenn dann müsste man es so machen: Ihre Kopfhaut erinnert mich an den benutzten Klebestreifen einer Fusselrolle. Das wäre dann aber recht sperrig? Irgendwie aber auch gar nicht so schlecht. Ich denke, ich mache es so.Hier hab ich einen Moment gestockt. Hab kurz gebraucht, um zu verstehen, was du meinst. Ein sehr böser Vergleich, originell natürlich irgendwo, aber evtl. auch ein wenig schief? Eine Fusselrolle ist ja rollenförmig und nicht schädelförmig. Gut, es erinnert ihn auch nur an eine Fusselrolle. Vllt spezifischer: Ihre Kopfhaut erinnert mich an eine gebrauchte Fusselrolle. Dann wäre der Groschen für mich schneller gefallen, I guess
Ja, Alkohol ist ja auch ein großer Grund für Darmkrebs. Ich dachte mir, dass er nicht erst seit der Erkrankung so viel trinkt.Krass, dass er in seinem Zustand so einen Zug auf Alkohol weg hat. Und auch so viel verträgt!
Muss ich mir mal durch den Kopf gehen lassen. Ich finde das gerade nicht so seltsam. Ich dachte an so ein genervtes "Gehen Sie bitte (einfach)", nachdem er den Seufzer ausstößt. Der Prota ist ja sehr distanzlos.Das finde ich eine etwas seltsame Reaktion des Mannes. Also, so würde er antworten, in meiner Vorstellung, wenn er bereits alles durchschaut hat, was dein Erzähler abzieht. Aber er kennt ihn ja gar nicht. Ich finde, er müsste eigentlich eher etwas sagen wie: "Wieso?" oder "Gibt es ein Problem?"
Ich denk auch, bei aller Projezierung und Romantisierung des Heldentods hier durch deinen Prot, ist einer Figur wie ihm dennoch klar, dass diese Soldaten natürlich alleine und auch furchtbar gestorben sind; also die Romantisierung nimmt in den letzten beiden zitierten Sätzen für mich ein Ausmaß an, das ich deiner Figur nicht mehr ganz glaube, und es ist mir persönlich auch ein Ticken zu pathetisch. Die Szene würde ohne die beiden Sätze stärker und bereinigter wirken, finde ich.
Generell sind in der Geschichte diese telligen Stellen drin. Das versuche ich, eigentlich völlig zu vermeiden, wie man (hoffe) ich an meinen anderen (aktuelleren) Texten merkt. Ich wollte aber schon auch etwas anderes mit der Geschichte versuchen. Aus der Perspektive auch ein wenig Tell, Monolog, Reflexion und so Glaubenssätze einstreuen. Ich verstehe also deine Kritik an den Stellen, muss jetzt aber mal den furchtbaren Satz schreiben: Das habe ich schon extra so gemacht. Vielleicht ändere ich auch noch meine Meinung und entschlacke den Text davon. Wer weiß.Vorschlag: Mach das konkret. Was du deine Figur hier denken lässt, ist sehr allgemein.
Ich werde die und die pathetische Stelle ein wenig entschlacken, möchte aber im Moment noch an beiden festhalten. Umso dichter er ist, umso pathetischer wird er. Bei der Kriegsdoku ist er sehr betrunken. Das muss ich wohl noch bisschen deutlicher machen.Es wirkt ein wenig bremsend, der Teil, obwohl mir die Idee gefällt. Aber zum Wohle des Gesamttextes würde ich mir überlegen, ob ich das nicht eindampfe oder kicke, obwohl die Idee hübsch ist.
Das finde ich nicht, dass er moralisch handelt. Das ist so: Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt. Da müsste man jetzt generell über Moral philosophieren. Ich denke zum Beispiel nicht, dass der Bottroper-Autofahrer geglaubt hat, er handelt unmoralisch (außer nach den Maßstäben der Gesellschaft, die er verachtet). Auch die Bösen denken, sie wären die Guten. Mein Protagonist ist im Vergleich dazu kein Ideologe.Ich meine, im Endeffekt jagt er "die Bösen" zum Schluss, er handelt seltsam moralisch, obwohl er mir im Gesamttext eher unmoralisch und fatalistisch vorkommt. Ich hätte auch kein Problem damit, wenn er beispielsweise Amok läuft oder so etwas macht wie dieser Autofahrer, der aus rassistischen Gründen in Bottrop in eine Menschenmenge gerast ist.
Ja, es gibt viele Krebs und Selbstmordgeschichtenganz ehrlich, als ich im ersten Satz "Onkologie" gelesen habe, wollte ich schon "weiterzappen". Krebs interessiert mich thematisch in einer Geschichte nicht allzu sehr, weil es schon so häufig behandelt wurde.
Vielen Dank!Dann war ich aber sehr froh, weitergelesen zu haben, denn gemocht habe ich die Geschichte am Ende, gerade wegen des Endes. Das, zusammen mit dem Titel, ist das eigentliche Glanzstück hier, finde ich.
Ich verstehe das. Wie ich an Carlo geschrieben habe, war der Plan zuerst überhaupt nur ihn als Figur vorkommen zu lassen. Das war mir dann auch zu viel und hat nicht funktioniert für mich.Aber irgendwann fiel mir das negativ auf: Er ist sehr selbstzentriert, das meiste, was ich lese, ist Selbstreflexion. Selbst externe Eindrücke wie das, was im Fernsehen läuft, werden direkt zu einer Erweiterung seiner Gedanken gemacht und in innere Monologe gewebt.
Auch dazu: Ich werde sicherlich noch ein paar dieser Stellen entschlacken. Trotzdem ging es mir hier um diese Perspektive mit allem, was dazu gehört und da wird es an manchen Stellen auch mal tellig. Ich betone aber, dass ich die Kritik im Grunde voll und ganz verstehe.Was ich in dieser Situation viel spannender fände, ist seine Interaktion mit der Außenwelt, die von ihm nicht direkt kommentiert wird, sondern erstmal für sich steht. Das passiert ja auch teilweise, wie die Szene mit dem Paar und natürlich das Ende. Das sagt doch auch so viel über ihn aus. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.
Es gehört tatsächlich viel Disziplin dazu – meine Disziplin ist es aber offenbar nichtKenne ich. Ich versuche meistens, die anderen Kommentare erst zu lesen, wenn ich meinen geschrieben habe. Aber immer gelingt es nicht.
Das Laken ist wirklich super gewählt. Wirkt so viel düsterer als die Decke.Schön, dass dir das auffällt. Ich hatte nämlich zuerst die Decke und habe mir dann dasselbe gedacht wie du![]()
Alles klar, das habe ich falsch verstanden (vor dem inneren Auge beobachtete ich die Freundin tatsächlich nur einmal beim lasziven Gurkenscheibenknabbern).Nein, ich dachte mir schon wenn. Ich wollte damit so ein interessiertes laszives Zuhören beschreiben. Immer wenn er was erzählt, macht sie das. Während würde schon auch gehen. Nur könnte es dann eben nur einmalig sein. Denke ich denke da gerade zu viel drüber nachMuss mich noch entscheiden, was ich besser finde.
Oh je … Da hätte man (ich) drauf kommen könnenDu hast den Moment verpasst, dass er sich gar nicht hinsetzt!
Hab die erste Geschichte eingestellt. Ich zittere, bange und verkrieche mich erst einmal unter mein Laken (bin grad in Griechenland, s'ist angenehm warm, drum bleibt auch hier die Decke im Schrank).Bin gespannt auf ein Geschichte von dir.
Ich sitze im Wartezimmer der Onkologie ...
Okay. Ein untypischer Patient. Das ist ja schon mal gut.... und nehme einen Schluck aus meinem Flachmann.
Ich kaufe es ihm ab.Das schweißgetränkte Laken zerrt an den Hüftknochen, die spitz in die Höhe ragen. Ich bin enttäuscht, weil ich noch in meinem Körper bin.
Mag ich.Und mir wird bewusst, was das Nichts ist und dass es mich schon die ganze Zeit umgibt und dass es nie aufhört.
Das auch.Das Problem ist immer lösbar. Das beruhigt.
Upps. Aber gut, er hat eh nichts mehr zu verlieren, also, why not.Der Mann wendet sich zu mir, seufzt. „Gehen Sie bitte“, sagt er.
„Sie gehen“, sage ich und spucke ihn an.
Aber mögen tue ich ihn nicht.Ich gebe ihm eine Ohrfeige.
Vom Aufbau her, ist der Text schon gut gemacht. Also alles. Das Computerspiel, seine narzisstische Ader, das Bild, das mit den Zeitungen ...In diesem Moment waren die beiden alles. Sie durften unter dem Eindruck großer Gefühle sterben. Adrenalingeflutete, platzende Körper im Trommelfeuer. Ihre Moleküle gingen auf in einem Mythos, von dem die Historiker noch Jahrhunderte erzählen werden. Sie teilten ihr Schicksal mit Millionen anderen.
Meine persönliches Highlight.Die heutige Welt bietet uns keinen Grund zu sterben. Das hat mir das Leben unerträglich gemacht. Das macht mir das Sterben unerträglich.
Und auch das kauf ich deinem Prot. ab.Ich will auf keinen Lauf beißen und mein Bewusstsein in eine Collage aus Gewebestückchen an die Zimmerwand platzen lassen. Ich will in keiner Einrichtung dem Tod entgegendämmern.
Krass. Und was mich an der ganzen Sache umhaut, ich kauf das. Ich kauf deinem Prot. so eine Tat ab. Und das finde ich sehr bemerkenswert. Das ist richtig gut gemacht. Wahrscheinlich braucht es genau deshalb diese Aggressivität in der Cafészene. Und den Neid auf das Soldatenfoto. Ob er damit die Geschichte überlebt, wage ich zu bezweifeln. Er wird eine Schlagzeile bekommen. Eine unter Millionen.Das Öffnen der Tür löst eine Wippe aus, die ich auf dem Vordach der Garage platziert habe. Die zwei Kanister Benzin darauf fallen um, knattern über die Dachziegel und krachen gegen die Regenrinne. Die Männer zucken zusammen. Benzin ergießt sich über die Diebe. Sie fuchteln über ihre vollgesogenen Pullover. Ich stehe auf, zünde mein Zippo an, reiße das Fenster auf und gebe ihnen Feuer.
Kann ich verstehen. Habe die Geschichte lange vor Corona angefangen und nie beendet und dann habe ich mich jetzt endlich mal drangemacht. Schön, dass du trotzdem gelesen hast.Ach herr je, überall um einen herum ist Corona und jetzt auch noch Krebs - nicht gerade ein Text, der mich derzeitig ... egal, ich war neugierig auf deine Neue.
Vielen DankVom Aufbau her, ist der Text schon gut gemacht. Also alles. Das Computerspiel, seine narzisstische Ader, das Bild, das mit den Zeitungen ...
Das freut mich auch sehr. Habe es ja jetzt schon einige Male erwähnt, aber das waren die Stellen vor denen ich Angst hatte. Man kann ja sagen, der Erzähler behauptet das nur. Ich wollte mit dem Text und der Perspektive ein bisschen tell wagen und es ist ein gutes Gefühl, dass mir das wohl insgesamt gelungen zu sein scheint.Und auch das kauf ich deinem Prot. ab.
Auch das freut mich. Meine zweite Angst betraf hauptsächlich das Ende, dass das als unglaubwürdig emüfunden wird.Und was mich an der ganzen Sache umhaut, ich kauf das. Ich kauf deinem Prot. so eine Tat ab. Und das finde ich sehr bemerkenswert.
Ja, genau. Wollte ihn als einen darstellen, der Konflikte sucht. Es ist ja nicht ganz chronologisch erzählt unbedingt. In der Arztszene genießt er ja auch schon, dass sich die Frau wegen ihm unwohl fühlt. Und im Cafe geht er natürlich ein ganzes Stück weiter. Die Szene war mir auch wichtig, um zu zeigen, dass er nicht in der Lage ist "heroisch" zu kämpfen, weil er dazu körperlich einfach zu kaputt ist.Wahrscheinlich braucht es genau deshalb diese Aggressivität in der Cafészene.
Das stimmt. Das hat ja auch @zigga angemerkt, dass das Ende vielleicht noch eine Spur krasser sein könnte. Unsterblich wird er damit nicht. Ich finde aber, seine Motive sind trotzdem "herostratisch". Und irgendwie glaube ich, dass da noch, was drinsteckt, dass er damit im Lokalteil landet, was ich gar nicht beabsichtigt habe und auf das du mich jetzt aufmerksam gemacht hast.Ob er damit die Geschichte überlebt, wage ich zu bezweifeln. Er wird eine Schlagzeile bekommen. Eine unter Millionen.
Vielen Dank, hat mich sehr gefreut und ich hoffe, du hattest einen schönen Ostersonntag.Und am Ende dann, da will man diesen Typen nie "kennengelernt" haben und genau darin begründet sich für mich die Qualität der Geschichte.
Das stimmt. Da hat Corona doch etwas abgefärbt. Ich dachte mir dabei, dass er ja nicht weiß, wann und ob der Lockvogel wirkt und deshalb Haltbares kauft. Auf der anderen Seite ist dann eine Woche Wartezeit fast bisschen kurz, um aufzugeben. Vielleicht mache ich, dass mehr als zwei Wochen nix passiert und er dann seinen Plan aufgeben will.Diese Einkaufsliste erinnert - bis auf das Benzin - ja stark an die aktuelle Situation.
Das verstehe ich vor allem bei der Tischszene. Man könnte da denken, er ist in seiner Wohnung und warum da Leute an seinem Tisch sitzen. Ich glaube, ich habe eine Idee, wie ich das leicht lösen kann, Muss mal probieren. Generell will ich es schon so erzählen, dass zumindest in der ersten Hälfte nicht ganz klar ist, wie viel Zeit zwischen den Szenen liegt. Ich finde das macht das Ganze glaubhafter, als so eine einfache Abfolge.Teils ist mir das etwas zu viel mit den Wechseln der Ereignisse. Es ist zwar wahrscheinlich so, dass sein Leben in diesem Stakkato an ihm entlang rauscht Richtung Tod. Aber manchmal kam ich nicht ganz mit, ob da jetzt zeitliche Sprünge drin sind oder ob es sich nur um Schlaglichter besonderer Situationen handelt, zum Beispiel bei der "Tischepisode".
Ich stehe auf, zünde mein Zippo an, reiße das Fenster auf und gebe ihnen Feuer.
Ich kriege da kein Bild. Selbst wenn der Porsche direkt vor dem Fenster geparkt wäre: Wie kriegt er die Füsse der Männer in Flammen gesetzt? Wirft er das Zippo aus dem Fenster auf den Boden? Klappt das? Ich stelle mir bei solchen Szenen immer vor, was geschähe, wenn der unwahrscheinliche Fall nicht einträte.Flammen rauschen an den Beinen der Männer hinauf
Die Tatsache, dass im Gehirn etwas geschieht, wenn eine Person etwas fühlt, haut ja nun wirklich niemanden vom Hocker. Selbst die hartgesottensten Dualisten - Leute, die denken, mentale Entitäten (Wünsche, Gefühle, Wahrnehmungen etc) seien weder identisch mit materiellen Entitäten (Gehirnprozesse) noch auf diese reduzierbar, können die enge Korrelation zwischen Geist und Gehirn leugnen. Wer jemals in seinem Leben genügend Alkohol getrunken oder eine Kopfschmerztablette geschluckt hat, weiss, dass Gehirn und Geist zusammenhängen.Auf Arte läuft eine Dokumentation über die Liebe. Was die Menschen Liebe nennen, sei rein rational erklärbar. Pionierarbeit auf diesem Gebiet hätten im Jahr 2000 die Neurowissenschaftler Semir Zeki und Andreas Bartels vom University College London geleistet. Sie nahmen per funktioneller Magnetresonanztomografie das Gehirn von siebzehn schwer verliebten Probanden unter die Lupe. Einmal zeigten sie ihnen Bilder ihrer Partner und ein andermal Fotos von Freunden. Wie sich herausstellte, sprang beim Anblick des innig geliebten Menschen vor allem das limbische Belohnungssystem an. Fazit: Der Mensch sei nichts als eine hochkomplexe biologische Maschine und die Liebe ein erklärbarer hormoneller Prozess.
ganz schöne Selbsttäuschung gleich am Anfang: als ob der Flachmann lebendigeres böteIch sitze im Wartezimmer der Onkologie und nehme einen Schluck aus meinem Flachmann. Vom Tod umzingelt schmeckt das Leben besser. Ich schmatze zwei, drei Mal nach, reibe meinen Rücken an der Lehne des Holzstuhls. Das lindert das Jucken der Aknepusteln, die ich von den Medikamenten bekommen habe.
starkes BildIhr Schädel erinnert mich an eine gebrauchte Fusselrolle. Ich lächle sie an.
hinunter klingt nicht besonders elegant und die Weisheit gleich danach finde ich over the topIch trinke die halbe Flasche auf einmal hinunter. Weil wir den Glauben an Gott aufgegeben haben, hat er den Glauben an uns aufgegeben. Ich nehme mir vor, nicht mehr zum Arzt zu gehen.
fein gedrechselter SatzIch bin enttäuscht, weil ich noch in meinem Körper bin.
mm, ich weiß nicht, ob das gewollt ist, aber nach der Fahrt ist zumindestens die Motorhaube heißZuhause parke ich den 996er vor meiner Garage. Ich streiche über den Lack. Seine Kälte schmerzt auf meiner Haut.
ganz stark, wie du da eine neue Ebene einbaustWäre das hier eine Geschichte, würde jetzt eine Lektion folgen.
und auch die Klammer zum Anfang finde ich sehr gelungen.Ich wusste es ja von Anfang an, aber jetzt wird mir bewusst, dass ich sterben werde und was das Nichts ist und dass es mich schon die ganze Zeit umgibt. Ich nehme einen großen Schluck aus meinem Flachmann und schmatze zwei, drei Mal nach.
Vielen Dank. Ich oute mich jetzt: Ich habe noch nie was von Bernhard gelesenDie Stimme erinnert mich an Thomas Bernhard. Und das meine ich durchaus als Lob und soll keinen Epigonen-Vorwurf enthalten.
DankeschönKurzum: ein sehr starker Text auf hohem literarischen Niveau. Gratuliere!
Ja, das ist eine Stelle, die ich noch nicht verbessert habe. Das wurde schon angemerkt. An der Weisheit hänge ich leider arg.hinunter klingt nicht besonders elegant und die Weisheit gleich danach finde ich over the top
Das ist eine sehr gute Anmerkung. Das sind so Kleinigkeiten, die einem selbst nicht mehr auffallen.mm, ich weiß nicht, ob das gewollt ist, aber nach der Fahrt ist zumindestens die Motorhaube heiß
Ich sehe, du hast meine Geschichte auch nicht zu Ende gelesenWelche Untaten begeht Dein Protagonist? Durch Krebs sterben ist wohl keine Untat?
heißen.NTV zeigt eine Dokumentation über die Schlacht bei Tannenberg
Danke!Großes Lob für deinen Text
Verbessere ich sofort. Vielen Dank, dass du da so aufmerksam warst!Hier kommt das zweite: Tannenberg ist kein Berg sondern (war?) ein Ort. Es muss also