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Hirnstoffwechsel

Wortkrieger-Team
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09.12.2016
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Hirnstoffwechsel

*Zur Veröffentlichung eingereicht*

 

Chai ?

... , rief Vimla, als ich mich am nächsten Morgen mit meinem Ringbuch in den Türrahmen hockte.
„Nein. Später.“

So ging es mir auch zuerst, als ich gesehen habe, wie lang deine Geschichte ist. Aber man kann ja eh nichts tun bei diesem Hundewetter, und so lege ich mein Buch dann doch mal kurz zur Seite, schon seh ich den Himalaya vor mir, schon bin ich versunken.

… und ein bisschen fett ist sie auch.“

Und spätestens hier habe ich den "Nein, später"-Gedanken vollkommen verdrängt und mich fallengelassen, wollte wissen, was es hier, weit weg, alles zu erleben gibt, fremde Natur, fremde Menschen, und ich schüttele den Kopf über meinen Anfangsgedanken, von wegen die Geschichte sei zu lang … Ich sehe die Erzählerin vor mir und Vijay und Ram, scrolle noch mal runter, und wie der Mensch so ist – nie zufrieden – denke ich: Mist, viel zu kurz. Hoffentlich nur das erste Kapitel eines Romans.

Und nur für den Fall, dass jemand ähnlich tickt wie ich und sich denkt, hm, nein, später, oder gar nicht, und stattdessen meinen Kommentar liest, würde ich ihm raten, damit aufzuhören und sich dadurch nicht diese tolle Geschichte zu versauen. Sondern zu lesen.

Das ist eben eine andere Kultur, dachte ich, während ich mir die Zähne putzte. Privatsphäre kennt man hier nicht. Und dass Ram am Schluss meinen Arm gestreift hat, kann auch Zufall gewesen sein. Nein, ich werde hierbleiben. Schließlich gibt es ja auch noch Vijay.

Das war an der Stelle auch mein Gedanke. Ich empfand ihre Flucht nämlich fast als überstürzt, Ram machte auf mich zwar einen ungehobelten Eindruck, mehr wollte ich ihm aber vorerst nicht unterstellen. Gleichzeitig fiel es mir durch die Fremde aber unheimlich schwer, die Situation einzuschätzen. Dass Vergewaltigungen in Indien keine Seltenheit sind, ist ja eine der wenigen Sachen, die man in den deutschen Medien über dieses Land erfährt, und wahrscheinlich ließe sich Ram auch nicht von einem Vijay oder einer Vimla abhalten, wenn er das denn wirklich tun wollte. Na ja, mal sehen, wie es weitergeht.

Hm. Vijay verschwindet und langsam fühlt es sich an, als würde sich hier eine Horrorgeschichte entwickeln, anfangs dachte ich sogar noch an Stephen King, der ja allzu gerne Schriftsteller zu den Helden seiner Bücher macht, und natürlich verschlägt es sie immer in irgendwelche Häuser fernab der Zivilisation … Aber da steht doch Sonstige und nicht Horror? Oder willst du mich auf eine falsche Fährte locken … Hm. Aber hey, sauer wäre ich nicht, eine Horrogeschichte in der indischen Pampa – hat man sowas schon mal gelesen?

Oh Mann, eine Vimla, die nächtliche Séancen abhält, ein schnapsbetankter Ram. Ich beginne, mir ernsthafte Sorgen um die Erzählerin zu machen.

Während er sich über seinen Reis hermachte, spannten sich meine Muskeln an. Im Fernsehen lief ein Cartoon. Ich nahm meinen Teller in die Hand, drehte Ram den Rücken zu und tat so, als würde mich das Fernsehprogramm brennend interessieren. Alles ist gut, Vimla muss ganz in der Nähe sein.

Super! Und grausam, was folgt. Aber so großartig umgesetzt … Genau wie die Entwicklung, die die Geschichte dann nimmt, hach, wie schön, die beiden kommen sich nah, aber ich glaub dir nicht, Chai, irgendwo lauert der Axtmörder, ich weiß das! Und natürlich ist es viel schlimmer, wenn der Axtmörder den tollen Prinz Vijay tötet, als wenn er irgendeinen Unbekannten tötet, also wag dich nicht mal, daran zu denken!

wie in einem Hollywoodfilm.

fühlte auch ich mich dann nach einer Weile. Alles läuft so wunderbar gut. Zu gut. Wo ist Vijay? Sag's mir! Ram hat ihn erwischt, oder? Ich halt's nicht aus!

Kein Axtmörder. Aber auch kein Prinz. Arschloch.

:(

Diese Geschichte ist so vieles, spannend und schön, lehrreich und interessant, lustig und manchmal auch scheiße, also das, was passiert. Wie eine Geschichte sein sollte, wie ein Buch sein sollte. Irgendwie ist es nämlich doch ein Roman, ein kurzer zwar, aber auf gleiche Art unterhaltsam, mit einer tollen Handlung, einem tollen Setting und vor allem tollen Menschen – ich bin ein großer Vimlafan. Und ohne quälende Längen, das soll dir mal jemand nachmachen. Vielen Dank für die Nachmittagsunterhaltung, fast habe ich dabei sogar die Hitze vergessen!

Paar Notizen, die ich mir noch gemacht habe - viele sind es nicht, dafür war ich zu sehr versunken:

aber meine Gedanken schossen wie Düsenjäger durch mein Hirn, ohne, dass einer von ihnen landete.

Hätte es für meine Begriffe nicht unbedingt gebraucht, den Vergleich. Aber ist wohl Geschmackssache.

dass ich mir die Ohren zu hielt.

wir versprachen, später bei ihm vorbei zu schauen.

Ich meine, das wird beides zusammengeschrieben - "Ohren zuhielt" und "vorbeizuschauen"

„Ich wünsche zu ruhen, mein Herr. Ihr könnt derweil tun, wonach Euch dünkt.“

Wenn sie eine echte Prinzessin ist, spricht sie von sich selbst vermutlich eher als "Eure Majestät" oder so ;) Ich ist viel zu ... pöbelhaft.

Liebe Grüße,

Lani

 

Hi Chai,

ich schreib mal beim Lesen mit:

sah mich nach einer Riksha um
Ein Wort und man weiß direkt wo man ist – zumindest ungefähr. ;)

„Naja, soll ja auch für ein halbes Jahr reichen“, sagte ich
Wow, ein ganzes halbes Jahr! Wer träumt nicht von so etwas?!

„Oh nein, nein. Der Besitzer ist Gott.“
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Im Smalltalk war ich noch nie gut gewesen.
Bei so Themen ist das aber eher Smalltalk für Experten! Da sollte es doch nur ums Wetter gehen!

Wahrscheinlich schaut sie es heimlich beim Sex an, dachte ich.
Wenn sie Sex im Gästezimmer hat?
Ich les oben noch mal nach, anscheinend soll es das Zimmer von Vilma und ihrem Mann sein? Irgendwie hatte ich angenommen, sie ist in dem Zimmer von dem Typen, der abgehauen ist. Da habe ich wohl etwas unaufmerksam gelesen.

„Fast vierzig, aha, aha. Du erinnerst mich an eine Tante von mir. Dasselbe Gesicht, die Haare hat sie auch immer aufgesteckt und ein bisschen fett ist sie auch.“
Nett. :D

„Chai?“, rief Vimla, als ich mich am nächsten Morgen mit meinem Ringbuch in den Türrahmen hockte.
Du Schlingel. ;)

Aber leider ist schon lange keine hübsche junge Touristin mehr hier gewesen.
Wieso ist der denn so unverschämt? Ist das Absicht von ihm?

„Warum setzt du dich nicht?“ Mit der flachen Hand klopfte er auf den Platz neben sich.
Gruuseelig!

„Nein“, sagte ich. „Ich brauche ein bisschen Privatsphäre.“
Hmm, hätte sie das in dem anderen Gästezimmer nicht?

Erst als er mich an die Wand drängte und seine Lippen an meinem Hals schlabberten, fing ich an zu zappeln.
Wieso wehrt sie sich nicht schon früher?

Ich gab nach wie eine leere Hülle.
Gibt sie wirklich so schnell auf?

„Ich hab nichts dagegen, wenn Leute klauen.“
„Du hast nichts dagegen, wenn Leute klauen?“
„Wenn sie arm sind, nicht.
Das ist ja süß. :shy:
Und ich fall noch drauf rein! Gar nicht süß ist der Arsch!

Ja, so könnte es kommen, dachte ich und klappte das Ringbuch zu. Über den Bergwipfeln verdichteten sich die Wolken. Der junge Mann saß immer noch auf der Mauer. Ich beschloss, hinunter zu gehen und ihn zu fragen, ob er studierte.
Hä, ist das alles nicht passiert?

Wie du siehst, sind meine Bemerkungen echt mickrig im Verglich zu deinem langem Text. Was soll ich sagen ... deine Geschichte war toll, sie hat mich in ihren Bann gezogen und da hab ich nur noch gelesen und gelesen.
Wie beklemmend die Situation bei Rams Gästehaus war und dann auch im Hotel in der Stadt. Die Leute in deiner Geschichte sind alle schwer zu durchschauen, jeden umgibt ein Geheimnis, was es spannend macht. Ich finde hier ist nichts vorhersehbar. Wirklich gut geschrieben!
Nur das Ende, da bin ich mir nicht sicher, ob ich es denn richtig verstehe. Wenn es wirklich bedeuten soll, dass die Geschichte nur eine Romanidee von Alice ist, dann finde ich es doof. :p

Vielen Dank für die Geschichte und liebe Grüße nach Indien,

Nichtgeburtststagskind

 

Hallo Chai

Ein sehr schöner Text, den ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Ich finde, dein Schreiben entwickelt sich. Tastest du dich an einen Roman heran? So empfinde ich das zumindest. Ich finde, dieser Text gibt noch einmal sehr viel mehr her als deine bisherigen, die ich aber auch schon mochte.

Ja, vieles ist hier sehr gelungen. Du hast so kleine Seitenstränge drin, die gut dosiert sind, die Geburt des Enkels, Vimlas Wunsch, Ram möge sich wieder in einen jungen Mann verwandeln. Da hast du auch nicht übererklärt, lässt das einfach stehen, das fand ich sehr gut.
Dann auch der Wechsel von verschiedenen Schauplätzen, der Einbezug des Wetters. Das ist ebenfalls gut gewichtet, finde ich. Zum Beispiel hier:

Sie waberte auf einen Bergwipfel zu und lullte ihn so lange ein, bis er verschwand.

Sehr schönes Bild, wenn man die ganze Geschichte kennt! (Das «so lange» scheint mir aber entbehrlich zu sein.)


Zwei, drei kritische Anmerkungen will ich dir aber nicht vorenthalten, die dir hoffentlich weiterhelfen können.

Erstens haben mir die kursiv gesetzten Einsprengsel oftmals nicht gefallen. Zum einen, aber das ist Geschmackssache, habe ich solches Innenleben lieber direkt im Fliesstext drin, also in der Vergangenheitsform gehalten und ohne «dachte ich». («Ich ging ins Zimmer. Noch immer konnte ich mich nicht damit abfinden, in einem solchen Drecksloch gelandet zu sein.» So was in der Art)
Zum anderen benutzt du diese Einsprengsel sehr häufig, um zu erklären. Leider war mir aber häufig schon längst klar, was du da noch nachschiebst. Ein paar Beispiele:

Ich zog die Mundwinkel auseinander und nickte. Ruhig bleiben. Es hat keinen Zweck, hier eine Diskussion über Emanzipation anzufangen.
„Nein. Später“, sagte ich. Ihr Lächeln erlosch. Wahrscheinlich war ich ein bisschen zu ruppig gewesen.
Morgen bin ich hier weg. Was für ein Vollidiot. Ich etrappte mich dabei, wie ich an mir hinabsah. Alles noch dran. Gut, ich bin nicht gertenschlank, aber deshalb sehe ich noch lange nicht aus wie ein Sumoringer. Vimla ist dicker als ich.
Scheiß auf Ram, dachte ich und legte den Kopf weit in den Nacken. Der denkt sich wahrscheinlich gar nichts dabei, sowas zu sagen. Da steh ich drüber. Außerdem ist er sowieso tagsüber auf der Farm, dann hab ich meine Ruhe.
Ich nickte. Da kann ich nicht mithalten, dachte ich, als ich Madonna in schwarzer enger Lederkluft und ohne ein Gramm Fett durch das Programm tanzen sah. Ich muss mich eben damit abfinden, dass ich eine fette alte Tante bin. Ich hab halt meine Blütezeit gehabt. Alles im Leben hat seine Zeit.
Ich bin in den verknallt, schoss es mir durch den Kopf. Na schöne Scheiße. Aber gut. Ich bin alt genug, um das im Griff zu haben. Eine Nacht lang Musikvideos gucken kann ja auch mal ganz erheiternd sein.

Vor allem, wenn es darum geht, die Unsicherheit von Alice, was ihr Alter und ihre Figur betrifft, zu verdeutlichen, schiesst du meiner Meinung nach übers Ziel hinaus. Die klingen, ehrlich gesagt, zum Teil auch recht unbeholfen, diese Blicke in Alices Kopf.

Auch in den Details hast du manchmal etwas zu viel Erklärung drin, wie ich finde:

Nur die Türen waren offenbar gestrichen worden, denn sie leuchteten blauer als der Himmel.

Das «offenbar» hast du ab und zu im Text. Mir wäre es meistens lieber, wenn einfach beschrieben wäre, wie es ist, und ich die Schlüsse selber ziehen kann. Das ist nicht immer möglich, klar, aber hier zum Beispiel fände ich es eleganter, ohne «offenbar» und «denn» zu erzählen.

Zweitens würde ich die Dialoge vielleicht noch einmal durchgehen. Die sind mir zum Teil etwas zu geradlinig. Ich hatte das leise Gefühl, der Autorin dabei zuzuschauen, wie sie ihre Figuren dahin bringt, wo sie sie haben möchte, und das auf dem schnellsten Weg. Schwierig das zu verdeutlichen, aber ich hatte den Eindruck zum Beispiel, als Alice auf Vijay trifft. Zackbumm: Gemeinsame Leidenschaft (Schreiben), ähnliche Sorgen (Blockade). Das habe ich als sehr linear empfunden. Klar, Dialoge brauchen Zug, den hast du. Aber manchmal könntest du dir etwas mehr Zeit lassen, z.B. müssen die Figuren nicht immer gleich die «richtige» Frage stellen, die den Dialog vorantreibt.

Drittens würde ich noch mal schauen, ob man im Mittelteil vielleicht etwas kürzen (oder ausbauen, je nachdem) könnte. Mir war es für eine Weile etwas zu viel von: Alice geht weg und kommt zurück, Ram geht weg und kommt zurück, Vijay geht weg und kommt zurück, Ram geht noch mal weg etc., das fand ich ein klein wenig ermüdend. Weil ich unbedingt wissen wollten, wie es weitergeht, habe ich ohne Probleme weitergelesen. Vielleicht liegt dennoch noch etwas drin.

Viertens würde ich den Schluss kippen. Du gehst mit den Lesern einen Vertrag ein. Ich weiss, dass das eine fiktive Geschichte ist, aber mit der Zeit stellt sich diese Suspension of disbelief ein, die doch so wichtig ist für den Genuss. Wenn du den Vertrag am Ende wieder so radikal brichst, dann komme ich mir, obwohl ich mir ja bewusst bin, so oder so Fiktion zu lesen, dennoch verarscht vor. Vor allem bringt dein Schluss erzählerisch überhaupt keinen Mehrwert, wie ich finde.

So, das war jetzt unverhältnismässig viel Kritik gemessen an diesem tollen Text. Ich finde, du bist auf einem sehr guten Weg. Sehr gerne gelesen!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Chai,

ganz schön lang, der Text. Trotzdem habe ich ihn beinahe am Stück gelesen. Und zwar mit Genuss und Spannung. Selbst der Twist am Schluss hat mich total überrascht. Insofern wunderfein. Die narrative Ebene, also Figurenzeichnung, Spannungsaufbau, Sprache, Stil funktionieren sehr sehr gut.

Auf der inhaltlichen Ebene habe ich Vorbehalte. Einerseits interessieren mich Born-Out-Aussteiger-Kiffer-Geschichten fast gar nicht, hätte ich also auf einem Buchrücken den Plot gelesen, hätte ich das Buch weggelegt und wäre mir die Hände waschen gegangen.
Was aber schwerer wiegt: bist du dir eigentlich sicher, welche Botschaft du da transportiert hast? Bei mir ist folgendes angekommen: Indische Männer sind Monster, die dich austricksen wollen, die Frauen devot, bisschen plemplem und glauben an Dämonen. Und der Himalaya ist nichts als eine Sehnsuchtskulisse für billige Drogenräusche und Sinnsucher.

Textstellen:

Es gelang mir nicht. Zehn Jahre. Arbeiten. Schlafen. Arbeiten. Bis ich nicht mehr konnte. Danach hatten sie für meinen Job drei Leute eingestellt.
drei Roboter?

Er trug Westjeans und ein rotes weites T-Shirt.
westjeans, echt? Klingt nach DDR

Er lachte trocken.
Wahrscheinlich schaut sie es heimlich beim Sex an, dachte ich. Von dem Mann auf dem Bild war nichts mehr übriggeblieben.
sehr hübsch, klasse Bild: der Mann, von dem nichts übrig blieb

Ich empfahl ihm ein paar Bücher zu seinem Thema, aber die kannte er schon und empfahl mir Bücher zu meinem Thema, die ich noch nicht kannte.
mm, etwas ungenau, hölzern, wenn du das erwähnst, muss auch was Konkretes kommen.

Während ich lief, hoffte ich, einen klaren Kopf zu bekommen, aber meine Gedanken schossen wie Düsenjäger durch mein Hirn, ohne, dass einer von ihnen landete.
hübsches Bild!

. „Ich hab nichts dagegen, wenn Leute klauen.“
„Du hast nichts dagegen, wenn Leute klauen?“
„Wenn sie arm sind, nicht.“
gelebtes Gutmenschengedankengut, aber richtig.

„Nichts. Außer, dass du schön aussiehst, wie du da sitzt und in den Regen rausguckst.“
Wir rückten näher zusammen, und er legte sanft die Hand auf meinen Rücken. Nach einer Weile begann er kaum spürbar, mich zu streicheln. Ich lehnte mich an ihn, und wir sahen wieder in den Regen. Hoffentlich kann er gut küssen, war das Letzte, was ich dachte.
Er konnte. Es dauerte nicht lange, und wir lagen knutschend auf der Matratze. Dann auf dem Teppich. Und wieder auf der Matratze. Mein Körper rannte mir davon.
guter Anfang der erotischen Szene, du bleibst nahe bei ihr und wirst nicht allzu deutlich

Ich stöhnte laut auf. Dann rammelte er los, als hätte ich eine Stoppuhr in der Hand.
Ich war schlagartig nüchtern und wollte mich gerade beschweren, da war es schon wieder vorbei. Schweigend lagen wir nebeneinander. Vijay baute einen Joint.
„War es schön für dich?“, fragte er.
Ich biss die Zähne zusammen. Bisher hatte ich geglaubt, dass Männer sowas nur in schlechten Filmen fragten.
„Ja“, sagte ich. Und das stimmte ja eigentlich auch. Was waren schon zehn Sekunden gegen einen ganzen Abend?
hier versaust du die Stimmung und wendest die Situation ins Lächerliche (mMn)

. Vijay holte einen Roman von Jack Kerouac aus seiner Umhängetasche und vertiefte sich darin.
„Ich bin stinksauer“, sagte er. „Ich muss mich jetzt erstmal runterbringen.“
Ich glotzte in die Gegend. Mir gegenüber saß ein blondes Touristenpärchen mit Fotoapparat um den Hals und lächelte mir freundlich zu. Daneben eine tibetische Familie, sonst waren nur Männer anwesend.
klar, Jack Kerouc, klar, die Touristen sind blond, aber wie die tibetische Familie aussieht soll ich mir vorstellen?

Erst spät in der Nacht döste ich kurz weg, schreckte aber bald darauf wieder hoch. Ich schnappte mir das Telefon und ging Vijays Adressliste durch.
mm, wird kaum funktionieren, woher weiß die das Passwort für seinen Sichtbildschirm?

Ja, so könnte es kommen, dachte ich und klappte das Ringbuch zu. Über den Bergwipfeln verdichteten sich die Wolken. Der junge Mann saß immer noch auf der Mauer. Ich beschloss, hinunter zu gehen und ihn zu fragen, ob er studierte.
:Pfeif:

Liebe Ich- will-auch-mal-nach-Indien-Grüße
Isegrims

 
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Mein J,

beste Chai hierorts bis ins hinterste Vorderindien,

über 71.800 Zeichen zeigt mein System für diese Geschichte an, heißt (sofern es sich nicht verzählt hat, ich werd's auf keinen Fall kontrollieren) 40 (!) Seiten Standardmanuskript, wenn ich mich nicht verrechnet hab ( - 60 Zeichen/Zeile, 30 Zeilen/Seite, das Zeichen in Courier 12 pt., die Standardtype der guten alten Schreibmaschine. [71.800/60 x 30 = 39,888...]. Bedeutet: Sitzfleisch und Konzentration und gleich die erste Frage:

Wann ist man zu alt für einen Rucksack? Muss ich mich daran gewöhnen, wenn ich zur Stadtbücherei geh, einen Koffer mitzunehmen? Am besten gleich einen Flugkoffer, falls ich mal abstürz - was ich ja auch schon einmal hierorts breitgetreten hab. Aber schön, wieder nahe beim Dach der Welt zu sein.

Es ist praktisch, nicht der erste Kommentäter zu sein. Da lässt sich leicht Vorrednern anschließen. Kurz: Du machst Dich, keine Frage. Und dass es keine Sozialstudie ist, sollte auch klar sein, selbst wenn der selbstgestellte Auftrag

Über den Himalaya wollte ich schreiben, den Einfluss seiner Sagen und Mythen auf die Kultur
den Gedanken aufflackern lassen kann (mein Gott, was zwirbel ich wieder, dre Verben in Teih und Glied!).

Und weil es zunächst nix zu mosern gibt allein ein winziger Hinweis - hierzu

Ich stellte meinen Koffer ab und ging ihr hinterher.
Warum so aufwändig, wenn's schlicht auch "und folgte ihr" ohne Bedeutungsverlust heißen könnte?

und die Behauptung

Er trug Westjeans und ein rotes weites T-Shirts
hätt' mich fast verführt, in die eigene Hose zu schauen, ob es nicht darinnen "made in Bangla-Desh" heißt ...

Hier nun

... und kam in einen niedrigen Raum mit einem kleinen[,] verrosteten Ofen in der Mitte.
wäre m. E. ein Komma zu setzen, weil beide Adjektive gleichrangig sind und die Gegenprobe mit "und" auch glatt geht.
"Klein" bestimmt "verrostet" zudem nicht näher (dann wäre es "ein kleines bisschen" verostet, z. B.) Ähnlich seh ich's hier
Da kann ich nicht mithalten, dachte ich, als ich Madonna in schwarzer[,] enger Lederkluft und ohne ein Gramm Fett durch das Programm tanzen sah.

„Meine Tochter hat einen dreieinhalb Kilo schweren Jungen zur Welt gebracht. Danke[,] Gott!“
Gott will mir da als Anrede erscheinen ..., darum das Komma
„Wollen wir heute mal ein bisschen fernsehen?“[,] fragte er, als die Serie zu Ende war.

Aber nun zum eigentlichen Problem und natürlich taucht beim Ich-Erzähler das Personalpronomen der ersten Person Einzahl auf, aber doch nicht inflationär, dass jedes weitere "ich" mit Ermüdung droht - und spätestens hier, auf halbem Wege quasi
Ich hievte mich auf die Seite, betrachtete die Dachluke wie ein großes schwarzes Loch und ärgerte mich, dass ich nicht mitgegangen war.
denk ich mir, warum betont sie - Alice/einmal Chai - "sich", wenn a) die Beugung im Deutschen eindeutig ist und somit auch mal das Pronomen weggelassen werden kann oder - wie jetzt, zwo ich-lastige Sätze zusammengefügt werden können, etwa so "Ich hievte mich auf die Seite, betrachtete die Dachluke wie ein großes schwarzes Loch und ärgerte mich, nicht mitgegangen zu sein"? Und nehmen wir den nächsten Absatz bzgl.des Versuchs, das Personalpronoe 1.Person Einzahl mittels Verb einzudämmen
Wenn Ram jetzt käme, hätte er es in meinem Zustand noch leichter, mich zu überwältigen. Außerdem fühlte ich mich nicht wohl dabei, nachts noch ein Picknick zu veranstalten.
Wieder raffte ich mich auf, um ins Zimmer zu gehen.
Warum nicht "Wenn Ram jetzt käme, hätte er es in meinem Zustand noch leichter, mich zu überwältigen. Fühlte mich nicht wohl dabei, nachts noch ein Picknick zu veranstalten.
Raffte mich wieder auf, um ins Zimmer zu gehen."
usw. usf.

Das Personalpronomen als Ausbremser. Lass es weg, wo's weglassen sich lässt. Wer behauptet, dass der Indikativ mit dem Imperativ verwechsel werden könne, kennt nicht den finen Unterschied am Ende - das Endungs-e und ggfs. die Funktion des Apostrophs: Ich gehe, ich geh' / Geh!, ist ja nicht jedes so deutlich wie "ich lese/les'" und "lies!"

Und warum alles im Ton einer Nacherzählung? Du hast doch Witz, Du hast Humor. Warum diese endlose Ich-Leier ...?

Befrei Dich einfach davon!, ruft der

Friedel

Dear zu!

 

Liebe Lani,

So einen tollen ersten Kommentar kann man sich ja nur wünschen! Ich habe mich so darüber gefreut, das glaubst du gar nicht! Genau die Wirkung wollte ich erzielen! Und bei so einem langen Ding hab ich mich oft selbst darin verloren und schreibe und lese durch, schreibe und lese durch ... Bis ich irgendwann gar nichts mehr weiß, weil alles 1000x gelesen und umgeschrieben. Und so dachte ich zum Schluss: Ich poste das jetzt einfach, sonst sitz ich da noch in 10 Jahren dran. Irgendwas passt mir sowieso immer nicht.

Umso mehr freue ich mich, dass die Stimmung, die ich erzeugen wollte, genau so bei dir gegriffen hat. Nein, ist kein Horror, oder doch, irgendwie schon, aber ohne Axtmörder.
Ich wollte aber eben diese gruselige Stimmung erzeugen, dass man immer denkt, es könnte was passieren, aber vielleicht auch nicht, und das ist mir bei dir gelungen! Ich freu mich so!!
Und auch vielen Dank, dass du andere zum Weiterlesen ermunterst. Das ist so ... Ach, mir fehlen die Worte ... Schön einfach.
Ich geh mal deine Anmerkungen durch:

" ... und ein bisschen fett ist sie auch ..."

- Und spätestens hier habe ich den nein später Gedanken verdrängt -, schreibst du.
Freut mich sehr, dass Ram deine Neugierde geweckt hat.

- Ich fand die Flucht nämlich fast als überstürzt. -
Kann ich verstehen. Ist mir beim Schreiben auch in den Sinn gekommen, dass das irgendwie paranoid wirken könnte, nur, weil der Typ ein bisschen schmierig ist. Und do lange ist sie ja noch nicht da, dass sie jetzt schon abdrehen könnte. Aber dann schreibst du:
- Gleichzeitig fiel es mir durch die Fremde aber unheimlich schwer, das einzuschätzen. -
Und so würde ich auch Alices Verhalten begründen. Sie spürt diese Beklommenheit, aber weiß eben nicht, wie sie damit umgehen soll, eben auch, weil sie völlig allein in der Fremde ist.

- Wahrscheinlich ließe sich Ram auch nicht von einem Vijay oder einer Vimla abhalten. -
Das weiß man nicht. Vielleicht wird ihm auch plötzlich bewusst, was er da tut, er entschuldigt sich am nächsten Tag sogar dafür. Nicht, dass das sein Verhalten wieder gut macht, um Gottes Willen. Aber er könnte ja auch einfach darüber hinweggehen.

- Ich bin ein großer Vimla-Fan! -
Ich auch!

"Aber meine Gedanken schossen wie Düsenjäger durch mein Hirn ..."

- Braucht es nicht. -
Ist einer meiner Lieblinge und deshalb schwer sich davon zu trennen ... Isegrims ist der Vergleich positiv aufgefallen, deshalb hoffe ich, dass du es mir nicht übel nimmst, wenn ich meinen Liebling voerst behalte.

" ... dass ich mir die Ohren zu hielt" = zuhielt.
Danke.

"vorbei zu schauen" = vorbeizuschauen.
Dafür auch.

"Ich wünsche zu ruhen, mein Herr."
- Ich ist viel zu pöbelhaft. -
Hast recht! Sie sollte sich in der 3. Person ansprechen.

Noch mal ganz ganz lieben Dank für deinen Kommentar und Leseeindruck.

Freudige Grüße von Chai


Liebes Nichtgeburtstagskind,

was für ein langer Name. Auch über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut, zumal ich dich hier im Forum als ziemlich kritisch erlebe. Umso mehr begeistert es mich natürluch, dass ich dich mit meiner Geschichte packen konnte. Und ja, es freut mich natürlich auch, dass es so wenig zu verbessern gab. Mal schauen, was dir aufgefallen ist:

"Oh nein, nein. Der Besitzer ist Gott ... Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Im Smalltalk war ich noch nie gut gewesen."
- Bei so Themen ist das aber eher Smalltalk für Experten! -, schreibst du.
Das sollte ironisch gemeint sein. Aber so ist es bei dir wohl nicht angekommen.

"Wahrscheinlich schaut sie es heimlich beim Sex an."
- Wenn sie Sex im Gästezimmer hat. -
Nein, das ist das Schkafzimmer von Vimla und Ram. Deshalb die Kuscheltiere, das Bild etc. Vielleicht hab ich das nicht klar genug gemacht. In den anderen Zimmern gibt es nur ein einfaches Bett.

- Wieso ist der denn so unverschämt? Ist das Absicht von ihm? -
Er fühlt sich besser dadurch.

- Hätte sie im unteren Gästezimmer keine Privatsphäre? -
Nein, denn da läuft jeder an ihrem Fenster vorbei oder sitzt direkt davor. Oben gibt es nur das eine Zimmer.

"Ich gab nach wie eine leere Hülle."
- Wieso wehrt sie sich nicht schon früher? Gibt sie wirklich so schnell auf? -
Weil sie unter einer Art Schockstarre steht. Sie will sich wehren, aber sie kann nicht. Und später gibt sie auf, weil sie bereits alle Kraft aus sich herausgepresst hat. Und jetzt auf stand by schaltet, also praktisch ihre Selbstschutzmechanismen hochfährt.

- Die Leute in deiner Geschichte sind alle schwer zu durchschauen, jeden umgibt ein Geheimnis. -
Schön, dass du das so wahrnimmst. So soll es sein.

- Ich finde, hier ist nichts vorhersehbar. -
Und darüber freue ich mich richtig! Denn das konnte ich beim Schreiben irgendwann überhaupt nicht mehr einschätzen, wie das auf Außenstehende wirkt.

- Naja, das Ende. -
Ja, da muss ich wohl noch mal ran. Das haben auch andere als suboptimal empfunden. Da muss ich noch weiter dran drehen.

In diesem Sinne erstmal liebe Grüße von Chai

 

Lieber Peeperkorn,

- Ein sehr schöner Text, den ich in einem Rutsch durchgelesen habe - , schreibst du.
Das freut mich über alle Maße! Es war mein erster Versuch, eine längere Geschichte zu schreiben, in der ich einen Plot entwickeln, die Spannung halten muss usw. und es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Deshalb freut es mich umso mehr, dass es dir und einigen anderen hier, genauso geht. Ist ja ein ganz schöner Brocken.

An einem Roman schreibe ich bisher noch nicht, aber durch diesen Text habe ich einen Einblick bekommen, welchen Sog eine Geschichte entwickeln kann, wenn man sie langsam entfaltet. Ich kann mir also durchaus vorstellen, mich irgendwann an einen Roman zu setzen. Jetzt bleibe ich aber erstmal bei Kurzgeschichten.

- Du hast so kleine Seitenstränge drin, die Geburt des Enkels, Vimlas Wunsch, Ram möge sich wieder in einen jungen Mann verwandeln. Da hast du auch nicht übererklärt ... -
Das ist schön, dass du das so siehst. Ich war mir nämlich bei dem Vimla-Strang nicht sicher, ob das nicht zu sehr offen bleibt. Aber wie du weißt, neige ich ja zum Übererklären, und von daher beruhigt es mich, dass es das da tatsächlich nicht gebraucht hat, ohne dass ein Strang lose herumhängt. Ja, den Kniff muss ich noch rauskriegen, zu wissen, wann ich nicht viel erklären muss und der Leser sich den Rest schon selber denkt.

"Sie waberte auf einen Bergwipfel zu und lullte ihn so lange ein, bis er verschwand."
Ja, das "so lange" ist entbehrlich, das stimmt. Und dass dir aufgefallen ist, dass das Bild auf das Ende der Geschichte hinweist, begeistert mich natürlich auch, denn das war meine Absicht, die Natur mit der Handlung verschmelzen zu lassen.

Aber nun zu deiner Kritik:

- Erstens haben mir die kursiv gesetzten Einsprengsel oftmals nicht gefallen ... -
Ja, das war ein Versuch. An einigen Stellen habe ich gedacht, es würde authentischer wirken, wenn man Alice direkt in den Kopf gucken kann und dann vielleicht noch näher an ihr dran ist. Zum Beispiel wenn sie denkt: Mist, ich habe ... Das hörte sich für mich in der Vergangenheitsform irgendwie falsch an. An anderen Stellen ist es natürlich überflüssig, wie hier:

"Ich zog die Mundwinkel auseinander und nickte. Ruhig bleiben. Es hat keinen Sinn hier eine Diskussion über Emanzipation anzufangen."
Da hast du einige genannt, wo ich wieder übererkläre. Werde den Text darauf noch mal durchkämmen.

Dann der Satz:
"... die Türen waren offenbar gestrichen worden, denn sie leuchteten blauer als der Himmel."
Ohne "offenbar" und "denn" klingt besser. Stimmt.

Was die Dialoge angeht, hast du mich ins Grübeln gebracht. Die wären zu gradlinig, die Figuren müssten nicht immer die richtige Frage stellen, die den Dialog vorantreibt. Dazu hast du das Kennenlern-Beispiel zwischen Alice und Vijay als Beispiel genannt. (Beide schreiben usw.) Meinst du, sie hätten sich erst übers Wetter unterhalten sollen? Ich mein das jetzt ganz ehrlich und ohne Ironie. Oder irgendein Geplänkel über ihre Herkunft? Ich stehe hier ein bisschen auf dem Schlauch, ehrlich gesagt. Hätte ich es noch mehr rauszögern sollen? Gerade hier hatte ich den Eindruck, es müsse endlich mal was passieren. An anderen Stellen im Text werden ja auch manchmal Sachen gesagt, die die Handlung nicht vorantreiben und die Charaktere deshalb natürlicher wirken lassen, also verstehe schon, was du meinst, aber bei dieser Kennenlern-Szene bin ich erstmal überfragt. Vielleicht kannst du mir da noch ein konkreteres Beispiel nennen?
Man hört ja sonst oft das Gegenteil, dass das Gesagte nicht belanglos sein soll.

Im Mittelteil war es dir etwas zu viel des Kommen und Gehens.
Das muss ich mir noch mal in Ruhe angucken. Vijay soll ja verschwinden, und Ram taucht immer mal wieder an Alices Tür auf. Das gehört ja zur Handlung. Ich hatte ja eher die Befürchtung, dass die Essensszenen zu lang geraten sein könnten, aber hier bin ich erstmal überfragt.

Aber ich muss das sowieso alles erstmal sacken lassen. Deshalb erstmal vielen lieben Dank für den tollen Kommentar, hat mir sehr geholfen.

Liebe Grüße von Chai

 

Liebe Chai,

ich habe deine Geschichte trotz ihrer novellenhaften Länge gerne gelesen. Du hast eine dichte Atmosphäre geschaffen, auf mich wirkt das authentisch, ich hab das Gefühl, ich bin in Indien.

Fangen wir vorne an, lass uns mal über den Titel schwätzen. Ich krieg das gar nicht zusammen, was der mit dem Text zu tun hat. Meine Assoziation zu Hirnstoffwechsel ist diese ewige Debatte über die Ursachen psychischer Erkrankungen. Natürlich haben die immer ganz viele Ursachen. Aber da gibt es eben diejenigen, die alles auf das Umfeld des Betroffenen schieben wollen, Familie, Schule, Arbeit, gesellschaftliche Rahmenbedingungen (Stichwort: die schizophrenogene Mutter). Und die, die auch den genetischen, chemischen Anteil sehen, dass da eben bei diesen Patienten der Hirnstoffwechsel, die Neurotransmitter, verändert sind. Letzteres kann für das Umfeld eine Entlastung bedeuten. Was das alles mit deiner Geschichte zu tun hat? Nix. :shy:
Falls du Lust hast, erzähl mir doch mal, wie du auf diesen Titel gekommen bist.

Was mir beim Lesen nicht so ganz klargeworden ist: Wie gut kennt deine Alice eigentlich Indien? Ich hab das Gefühl, sie ist nicht zum ersten Mal da, sie bewegt sich doch einigermaßen sicher in diesem exotischen Land. Wobei: Dass sie erst wieder zwei Stunden mit dem Bus über Land rumpeln muss, um Bargeld zu holen, na ja. Ist schon klar, dass das für den Plot gut ist. Lass es ruhig so. Aber ein bisschen desorganisiert wirkt sie da schon.:hmm:

Dass die Alice da kaum eine Zeile aufs Papier bringt, finde ich übrigens sympathisch und realistisch. Wenn ich mir meine Schreibzeiten abends und am Wochenende nehmen muss, kommt ab und zu was Hübsches bei raus. Aber wenn ich den ganzen Tag Zeit hätte und auf den Himalaya gucken könnte, weiß nicht, ich glaube, da käme nicht viel zustande.

Ich finde an der Geschichte toll, dass ich als Leserin zusammen mit deiner Alice (im Wunderland?!) über die Rolle der Frauen nachdenken kann. In den traditionellen Gesellschaften und in den sogenannten modernen. Schuften kann frau überall: entweder für die Großfamilie oder in der Verwaltung.

Während ich losmarschierte, dachte ich an die Kollegen aus der Verwaltung und versuchte, mir ihre Gesichter vorzustellen. Es gelang mir nicht. Zehn Jahre. Arbeiten. Schlafen. Arbeiten. Bis ich nicht mehr konnte. Danach hatten sie für meinen Job drei Leute eingestellt.

Verwaltung ist übrigens ein sehr generischer Begriff, finde ich. Da ist halt die Frage, ob du das nicht ein bisschen näher spezifizieren möchtest, damit es natürlicher klingt. Dabei ist es egal, was du nimmst, denk dir was aus, die mh mh mh Versicherung, was weiß ich. Mir hätte es auch gereicht, wenn sie hinterher zwei auf ihre Stelle gesetzt hätten und nicht drei, aber gut. Wie ein Workaholic wirkt deine Alice auf mich nicht. Oder sie haben drei Luschen auf ihre Stelle gesetzt.:lol:

schwerfällig. Dann gab sie mir ein Zeichen, ihr die Außentreppe hinauf zu folgen, die zwischen den beiden Räumen zu einem Zimmer im ersten Stock führte. Ich stellte meinen Koffer ab und ging ihr hinterher.
Eigentlich wäre alles voll, meinte sie. Es gäbe nur zwei Zimmer, eins wäre besetzt, und in dem anderen hätte jemand noch Gepäck stehen, der vor einer Woche in die nächst größere Stadt verschwunden war. Sie drückte die Zimmertür auf und winkte mich hinein. „Hier du können bleiben.“
Ich sah mich in dem Raum um. Offenbar war es ein Privatschlafzimmer

Hier wimmelt es von zu vielen Zimmern. Zum Beispiel würde Tür reichen, dann wäre es schon mal eins weniger.

„Du verheiratet?“
„Nein.“
„Gut!“ Sie hielt den Daumen hoch.

Dieser Dialog mit Vimla, ist der realistisch? Ist die Vimla schon so weit? Oder entstammt sie nicht doch einer Gesellschaft und einer Frauengeneration, deren Wunsch es ist, verheiratet zu sein, bzw. wo es für die Frauen keine gesellschaftlich akzeptierte Alternative gibt, zumindest wenn sie in der Region bleiben wollen.

Er trug Westjeans und ein rotes weites T-Shirt.

DDR-Jargon? Wie wäre es mit Markenjeans?

Dann starrte ich die Berge an, als würde mir jemand ein Foto vor die Nase halten, das ich unbedingt gut finden sollte

Ich habe die Tage über Vergleiche nachgedacht und den hier finde ich echt gut. :thumbsup:

Ich etrappte mich dabei

:Pfeif:

fiel mein Blick sofort auf das Porträt. Ich nahm es ab und ließ es in der Nachttischschublade verschwinden. An der Wand blieb ein dunkler Fleck zurück.

Nicht eher ein heller? Kommt weiter unten nochmal. Ich würde denken, dass die Wandfarbe nachdunkelt und da, wo ein Bild hing, eben nicht. Oder knallt da die Sonne so rein, dass sie ausbleicht? Keine Ahnung.


Wird getrennt geschrieben. Kommt zweimal vor.

Die Stofftiere glotzten mich an.
„Jaha, das glaub ich, dass ihr euch darüber ausschweigt“, fuhr ich fort.

Süß

Der Zeiger des Omaweckers auf dem Nachttisch ging auf drei Uhr zu.

Der kleine Zeiger für die Stunden, oder?

erkannte ich, dass es Vimla war. Sie war geschminkt wie ein junges Mädchen

Obwohl ich mir nicht so richtig vorstellen kann, wie in Indien ein junges Mädchen geschminkt wird (vielleicht kannst du das noch irgendwie näher beschreiben, scheint ja etwas Spezielles zu sein?), finde ich das ein starkes Bild! Wie sie sich ihren Ram wieder jung und knackig wünscht, ha! So richtig spooky. (Wenn du den Text irgendwann mal zum großen Indienroman erweiterst, dann stünde auf meiner Wunschliste auch noch eine gespenstische Szene in einem Tempel …)

Er zerrte an meinem Hosenbund.
Ich gab nach wie eine leere Hülle. Ich bin das nicht, das geschieht einer anderen.

Gut beschrieben!

Über mir tanzte ein Mückenschwarm.
„Wieso kommen die immer zu mir“, sagte ich

Zu mir kommen sie auch immer. Seufz.

Auf dem Bazaar

Laut Duden geht Basar und Bazar. Kommt zweimal vor.

Ja, nun ist es halt so, dass die beiden Westler, Alice und Jack, beide ganz in Ordnung zu sein scheinen. Während alle Inder auf die eine oder andere Weise Charakterschwächen zeigen. Ram und Vimla sind Heuchler, die hinter ihrer traditionellen Fassade von fleischlichen Begierden getrieben werden. Vijay - also, ich gehe einfach mal davon aus, dass du dieses April-April-Ende so ändern wirst, dass das keine Tagtraum war - ist der Überzeugung, dass arme Leute klauen dürfen.

Du verarbeitest geschickt die wesentlichen Themen, die Zündstoff bieten beim Aufeinanderprallen von Indern und Deutschen. Mir geht es ja schon so, dass ich mich in Osteuropa mies fühle, weil es mir als Deutsche wirtschaftlich besser geht. In Indien ist das Wohlstandsgefälle zu Deutschland noch viel größer. Trotzdem hätte ich mir wenigstens noch einen, sagen wir mal etwas souveräneren Inder in der Geschichte gewünscht, der Charakter zeigt. Kann eine Nebenfigur sein, ein alter Mensch, ein Kind, irgendjemand, der mir signalisiert, dass es das da auch gibt.

Insgesamt hast du aber gezeigt, dass du eine Geschichte langsam entwickeln, planen und aufbauen kannst. Das habe ich vor allem beim zweiten Lesen bemerkt und das hat mir gut gefallen. (Etwa, wo sie von Vijays übertriebener Zielstrebigkeit beim Weg zum Geldautomat genervt ist. Das erklärt sich dann später.) Sehr schön! :)

Liebe Grüße
Anne

 

Liebe Chai,

da komme ich doch glatt auch mal bei dir vorbei, bei der Hitze hier wird das jetzt nicht so viel werden, aber das Wichtigste zuerst: Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, schön spannend und exotisch und sonstig.
Das Zweitwichtigste, weil es mir da nämlich genau wie Peeperkorn erging: Es war mir tatsächlich auch zu viel Kommen und Gehen im Mittelteil, da habe ich etwas den Faden und die Lust verloren, aber natürlich nicht ganz, dafür ist die Geschichte zu schön geschrieben, da wollte ich schon wissen, wie es weitergeht. Ich würde es aber auch gut finden, wenn du da nochmal rangehst.

Bis ich nicht mehr konnte. Danach hatten sie für meinen Job drei Leute eingestellt.
Da hat sich ja Anne49 im Vorkommentar auch schon ein wenig gewundert, und ehrlich, so herum läuft das doch heutzutage eher gar nicht – normalerweise wird, wenn es gut geht, einer wieder eingestellt, oder die anderen müssendie Arbeit des Gegangenen einfach mitmachen – aber drei …? Ist jetzt nicht so die megawichtige Stelle, aber trotzdem.

Dann finde ich noch (aber das ist sicher nur meiner eigenen Beschränktheit geschuldet),
dass die Namen Vijay und Vimla, die ja für deutsche Ohren und Augen ungewöhnlich sind, sich zu sehr ähneln. Beides mit Vi und irgendwo noch ein a … Da musste ich manchmal kurz nachdenken, wer es denn nu eigentlich ist.

Er trug Westjeans und ein rotes weites T-Shirt.
Vllt. einfach: Er war westlich gekleidet, mit Jeans und …

„Chai?“, rief Vimla, als ich mich am nächsten Morgen mit meinem Ringbuch in den Türrahmen hockte.
Sehr schön :lol: – ich überlege seitdem, wie ich es hinkriege, in meine nächste Geschichte beiläufig einen Raindog einzubauen.

Die Frau trug einen feierlichen mintgrünen Sari und eine gleichfarbige Dupatta, also einen Seidenschal, auf dem Kopf.
Das „also“ würde ich rausnehmen, das ist Erklärbärslang. Vllt.so: „sie trug einen gleichfarbigen Seidenschal, eine Dupatta, auf dem Kopf“.

als hätte ich Vimla dabei beobachtet, wie sie ihren Mann betrog. Mit ihm selbst.
Sehr schön! :thumbsup: Geschieht ihm recht!

Obwohl ich erst vor zwei Tagen gepackt hatte, lag die Hälfte der Sachen wieder im Zimmer herum
Ich glaube, es war an dieser Stelle, dass ich gedacht habe, Mann jetzt, so ein ewiges Hin und Her. Ja, ich weiß, du musst es natürlich für die Story passend machen, aber vielleicht fällt dir noch etwas ein, was das Ganze etwas strafft und nicht so verwirrend werden lässt für solche schlichten Gemüter wie mich. :confused:

Ansonsten habe ich jetzt keinen Textkram weiter.

Zu dem Thema, wie die indischen Menschen in deiner Geschichte wegkommen, muss ich sagen: Natürlich, die Teilnehmer kommen da jetzt nicht gerade positiv rüber, aber ich persönlich habe das gar nicht als störend empfunden. Ich denke einfach, du lebst ja dort, und es ist für dich das Gleiche, wie wenn jemand von uns hier eine Story mit zwielichtigen Deutschen schreibt - da sagt ja auch niemand, nee, so sind wir hier ja gar nicht alle … Aber noch ein kleiner rechtschaffener Inder würde den westlichen Touris und deiner Geschichte vielleicht doch gut tun.

Deine Leute finde ich ansonsten alle gut gezeichnet, vor allem Ram, diesen alten Chauvi.

Und der Schluss: Mach den weg! :peitsch: Da haben wir nun eine sooo lange (und tolle) Geschichte gelesen, da wollen wir doch nicht am Ende noch verarscht werden!

Liebe Grüße nach Indien, wo es bestimmt nur halb so warm ist wie hier … :schiel:
Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chai

Bitte entschuldige, ich hatte schon ein ungutes Gefühl, als ich die Sache mit den Dialogen schrieb. Ist nicht gut, so etwas hinzuklatschen, ohne es auch richtig zu begründen. Ich befürchte, ich bin mittlerweile etwas faul geworden, nicht nur, was die Anzahl meiner Kommentare betrifft.

Werfen wir also noch einen genaueren Blick auf die beiden ersten Dialoge mit Vijay:

Ich schielte zu dem jungen Mann hinüber.
„Gehörst du zur Familie?“
„Nein. Ich bin hier auch Gast“, sagte er, ohne mich anzusehen.
„Und wo kommst du her?“
„Nun, ich bin aus Indien.“
„Ja, aber wo genau?“
„Delhi.“
„Oh, okay.“

Das ist schon sehr straightforward. Frage und Antwort, alles sehr knapp. Hier hat das für mich noch gepasst, es geht ja auch darum, den Vijay als eher zurückhaltend und wortkarg einzuführen. Darüber hinaus ist aber schon sehr klar, wozu der Dialog da ist: Der Leser soll zwei wichtige Infos erhalten: Vijay ist Gast und er ist Inder. Aber wie gesagt, hier hat das für mich gepasst.

Der zweite Dialog:

„Schreibst du?“
„Ich versuche es.“
„Manchmal klappt es einfach nicht. Egal, wie sehr man sich bemüht.“
„Sprichst du da aus Erfahrung?“
„Ja, ich studiere Journalismus. Ich kann davon ein Lied singen.“ Er sah wieder auf mein Buch und warf mir einen aufmunternden Blick zu. Dann schob er die flachen Hände in die Hosentaschen, sprang die Treppe hinunter, setzte sich im Schneidersitz auf die Mauer und begann, in seinem Schoß einen Joint zu bauen.
Ich legte das Buch weg und trat hinaus auf die Treppe. Die Sonne stand hoch, die Luft klebte. Über den Bergwipfeln zogen Wolken auf.
„Möchtest du?“ Vijay hielt den fertigen Joint hoch. Grinsend zog ich die Tür hinter mir zu und lief zu ihm hinunter. Ich hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr gekifft, und nach ein paar Zügen merkte ich, wie sich meine Glieder entspannten. Es schien doch noch ein guter Tag zu werden.
„Wie gehst du denn mit Schreibblockaden um?“, fragte ich, während ich eine Regenwolke beobachtete. Sie waberte auf einen Bergwipfel zu und lullte ihn so lange ein, bis er verschwand.
„Naja, das hast du ja gestern gesehen“, sagte Vijay und lachte. „Ich war ja nicht besonders gut drauf.“
„Dann geht’s dir also grad genauso wie mir?“
„Ja.“
„Zufälle gibt’s ... Und wie kommt es, dass es dir heute besser geht? Warst du heut schon produktiv?“
„Nein. Aber ich habe das hier.“ Er hielt mir den Joint hin. Ich lachte. Dann fiel mein Blick auf das Türschloss vor dem Raum neben seinem.
„Ist der Typ immer noch nicht zurück?“
Vijay folgte meinem Blick. „Nee, der ist schon seit ‘ner Woche verschwunden.“
„Kennst du den?“
„Flüchtig. Der ist ziemlich bald, nachdem ich gekommen bin, abgehauen. Ich weiß nur, dass er Jack heißt, Engländer ist und in meinem Alter.“
„Wie alt bist du denn?“
„Vierundzwanzig.“
„Und was schreibst du, wenn du nicht blockiert bist?“

Hier fand ich das nicht mehr so glücklich. Das Ganze ist mir zu sehr ein Frage-und-Antwort-Spiel. Vor allem am Ende, wo auf das Stichwort «Alter» prompt die Frage kommt: Wie alt bist du denn?

Aber auch schon vorher:
„Sprichst du da aus Erfahrung?“ / „Wie gehst du denn mit Schreibblockaden um? / „Dann geht’s dir also grad genauso wie mir?“ / Und wie kommt es, dass es dir heute besser geht? Warst du heut schon produktiv?“

Das ist mir alles etwas zu direkt erfragt. Klar, du kannst sie damit auch als neugierig charakterisieren oder als froh, dass sie jemanden mit ähnlichen Interessen gefunden hat. Aber dennoch, es wirkt ein wenig so, als würde Alice einen Fragebogen ausfüllen wollen.

Was könnte man anders machen? Nein, nicht übers Wetter sprechen, aber vielleicht:

1.Ich glaube, ich würde Vijay hier mehr aus eigener Initiative sprechen lassen, nicht immer erst auf Nachfrage.

2. Ich würde schauen, Infos etwas subtiler einzubauen (Sprichst du aus Erfahrung? – Ich studiere Journalismus: Das ist schon sehr direkt.)

Also statt ihn die Floskel „ich kann ein Lied davon singen“ sagen zu lassen, lass ihn doch dieses Lied tatsächlich singen:

„Schreibst du?“
„Ich versuche es.“
„Manchmal klappt es einfach nicht. Egal, wie sehr man sich bemüht.“
„Stimmt. Vielleicht sollte ich warten, bis mir was einfällt. Sich bemühen ist eh keine gute Strategie.“
„Ausser es gibt eine Deadline. Am Morgen tritt Narendra Modi zurück, und am Nachmittag musst du den Text fertig haben, inklusive Analyse und Prognose.“
Ich hebe den Kopf und sehe ihn an.
Er lächelt. „Standardübung bei uns an der Uni.“

Ob das jetzt besser ist, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber es verdeutlicht hoffentlich meinen Punkt.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Chai,

Ich habe noch so furchtbar wenig Neues hinzuzufügen, dass dieser Komm unter deinem Monstertext wohl nicht mal als verkrüppelter Zwerg durchgehen kann. Na gut, dann züchte ich jetzt eben Miniaturzwerge.

Ich zerrte meinen Koffer aus dem Bus
Ich bin gerade irgendwie in einer Phase, in der ich vorher total Lust habe, irgendetwas zu lesen und zu kommentieren, dann lese ich die ersten zwei Sätze und habe keinen Bock mehr. Nicht unbedingt, weil die ersten Sätze schlecht sind, sondern einfach weil ... weil ... :confused:
Ich glaube, wenn beim ersten Satz auch nur ein ganz kleines Häuchlein Negatives mitschwingt, dann schalte ich im Moment sofort ab. Das winzige Wörtchen zerren hat mir so die Stimmung vermiest, dass es ausgereicht hat, dass ich mich echt zwingen musste, auch den zweiten und dritten Satz und den Rest der Geschichte zu lesen. Und das, obwohl mich die Geschichte danach fast sofort richtig mitgerissen hat und ich gar nicht mehr vom Bildschirm aufblicken wollte.
Ich bin da gerade etwas sehr hypersensibel, ich lasse trotzdem mal den Vorschlag da, dieses Zerren zu ersetzen.

Ich habe noch ein Fehlerchen gefunden:

Wieso hat du deine Sachen nicht mitgenommen!

Schwups, schon ist der Miniaturzwerg fertig. Damit werde ich der Geschichte bestimmt nicht gerecht, ich belasse es aber trotzdem dabei. Als winziger Vorschlag.

Liebe Grüße,
Anna

 

Hallo Isegrims,
schön, dass du vorbeischaust. Und auch, dass du die Geschichte mit Genuss und Spannung gelesen hast, ( ohne dir hinterher die Hände gewaschen zu haben, hoffe ich ) obwohl dich Themen dieser Art eigentlich gar nicht interessieren. Aber auf der inhaltlichen Ebene hattest du ja auch Vorbehalte.

- indische Männer sind Monster, die Frauen devot, bisschen plemplem ... der Himalaya ist nichts als eine
Sehnsuchtskulisse für billige Drogenräusche und Sinnsucher -, schreibst du.
Ich habe schon damit gerechnet, dass der Text bei dem einen oder anderen so ankommen könnte. Es war nicht meine Absicht, alle indischen Männer als Monster darzustellen. Die zwei in der Geschichte könnte man so sehen, wenn man denn den Begriff "Monster" verwenden will, aber von "alle" war nicht die Rede. Und es sollte auch nicht so rüberkommen, dass zwischen den Zeilen steht:"Guckt euch an, was das für miese Ratten sind. So ist das da und nicht anders." Wenn das bei dir so angekommen ist, tut es mir leid. Ich habe natürlich zwei heftige Themen gewählt: Vergewaltigung und Betrug. Natürlich sind nicht alle so, aber es sind schon beides Dinge, die nicht unüblich sind. Vor bestimmten Betrugsmaschen wird oft gewarnt, auch von den Indern selbst. Ich persönlich sehe hier niemanden als Monster, sondern wollte lediglich zeigen, wohin die Unterdrückung von Sexualität und allgemeine Chancenlosigkeit ( wenn man nicht gerade aus der Mittel- oder Oberschicht kommt ) führen kann. Ich sehe Ram und Vijay eigentlich eher als Opfer, nicht als Monster.
Mir ist schon bewusst, dass das heikle Themen sind, gerade, wenn es um eine andere Kultur geht. Raindog hat mir da aus der Seele gesprochen, indem sie schrieb, dass wahrscheinlich niemand was gesagt hätte, wenn die Geschichte in Deutschland angesiedelt gewesen wäre. Höchstens vielleicht, dass die Männer in der Geschichte nicht gut wegkommen.

Dass indische Frauen auf dem Lande nach wie vor in ihrer traditionellen Rolle gefangen sind, ist eine Tatsache, obwohl sie längst nicht so brav sind, wie sie nach außen hin scheinen, deshalb findet Vimla es auch gut, dass Alice nicht verheiratet ist, bzw. gibt ihr den Tip, ihre Liebelei eher geheim zu halten, um Ärger zu vermeiden. So devot wie sie nach außen hin wirkt, ist sie also nicht. Eher geschickt und gar nicht plemplem. Sie ist halt ungebildet ( was auch keine Seltenheit ist bei älteren Frauen auf dem Land ), spricht nur gebrochen englisch/deutsch, aber als plemplem würde ich sie deshalb nicht bezeichnen.

Dass der Himalaya zur Sehnsuchtskulisse mutiert ist sicher nicht von der Hand zu weisen, obwohl die gestresste Alice mit dieser "Kulisse" ja erstmal gar nichts anfangen kann. Und sie ist in erster Linie zum Schreiben dort hingefahren, nicht, um sich mit Drogen zuzuhauen und nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Zumindest nicht bewusst.

Natürlich hätte ich auch andere Beispiele nehmen können, klar. So richtig gut weg kommt eigentlich niemand, weder die Inder noch die Touristen. Aber es ist eben nur ein Ausschnitt einer bestimmten Klientel, dass alle so sind wird hier nicht behauptet.

"Danach hatten sie für meinen Job drei Leute eingestellt."
- Drei Roboter? -, fragst du.
Es würde mich nicht wundern. Über die drei Leute sind noch andere gestolpert. Habe das Beispiel gewählt, weil ich mal eine Frau getroffen habe, der es tatsächlich so ergangen ist. Von daher hielt ich das Beispiel nicht für sooo unrealistisch.

-Westjeans, echt? Klingt nach DDR.-
Stimmt. Genau wie damals in der DDR wird in Indien viel vom (goldenen) Westen gesprochen und von den Westlern und West-Kleidung. Ich verstehe aber, dass das irritierend wirken kann, zumal du nicht die einzige bist, die darüber gestolpert ist.

"Ich empfahl ihm ein paar Bücher zu seinem Thema, aber die kannte er schon und empfahl mir Bücher zu meinem Thema, die ich noch nicht kannte."
- Wenn du das erwähnst, muss auch was Konkretes kommen. -
Warum? Es geht ja nicht um die Inhalte einzelner Bücher, das würde das Thema mMn unnötig auswalzen. Eher ging es mir hier um Alices arrogante Haltung, dass sie sich ein bisschen über ihn stellt, weil sie älter ist und glaubt, deshalb die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Und sich damit ins Fettnäpfchen setzt.

- Guter Anfang der erotischen Szene ... hier versaust du die Stimmung, ziehst ins Lächerliche ... -
Ja, das ist ein krasser Bruch, über den ich beim Lesen selbst gestolpert bin, weil man plötzlich so rausgerissen wird. Ich hab's aber trotzdem drin gelassen, weil die Stimmung in dem Moment ja tatsächlich wechselt. Erotisch ist das, was folgt, ja nun nicht gerade.

- Jack Kerouac, klar. Die Touristen sind blond, aber wie die tibetische Familie aussieht, soll ich mir vorstellen ... -
Das ist ein guter Punkt, bei dem ich wohl zu viel vorausgesetzt habe. Dass Tibeter schwarze Haare haben, hielt ich nicht für erwähnenswert, auch haben sie nicht gelesen oder sonst irgendetwas getan außer warten, ich beschreibe ja auch nicht die wartenden Männer. Ich werde mir aber noch das eine oder andere Detail überlegen, um die Familie plastischer darzustellen.

- Woher weiß sie das Passwort für seinen Sichtbildschirm? -
Indische Simkarten sind nicht mit einem Passwort versehen. Man kann sich also freiwillig eins auf dem Telefon einrichten, kann es aber auch lassen.

Liebe Isegrims,
ich freue mich darüber, dass du die Geschichte trotz inhaltlicher Vorbehalte gelungen fandest und fast in einem Rutsch gelesen hast. Das nehme ich als Kompliment und danke dir herzlich für die Anregungen.

Viele -vielleicht fährst du ja irgendwann auch mal nach Indien-Grüße von Chai


Lieber Friedrichard,
du treuer Kommentator, du. Auch dir erstmal ein großes Dankeschön, dass du die Geschichte gelesen und kommentiert hast. Auch, wenn ich meine herausgehört zu haben, dass dir meine kurzen Geschichten besser gefallen. Aber erstmal der Reihe nach:

- Wann ist man zu alt für einen Rucksack? -
Wenn du mich fragst, nie. Ich persönlich reise immer mit Rucksack, und das wird sich wohl auch so schnell nicht ändern. Aber Alice tickt da anders.

"Ich stellte meinen Koffer ab und ging ihr hinterher."
- Warum nicht: ... und folgte ihr. -
Ja, warum nicht? Klingt sehr viel besser. Danke für den Vorschlag.

- Westjeans. Made in Bangladesh -
Hahaha. Ja, das stimmt natürlich. Und weil so einige über die Westjeans gestolpert sind, werde ich mir hier was anderes überlegen.

"kleiner verrosteter Ofen" mit Komma. Werd ich ändern. Genau wie:"Danke, Gott", und sage an dieser Stelle: Danke, Friedel.

- Alice/einmal Chai ... -
Nee, du, das war Absicht. Damit meine ich nicht mich, sondern das Getränk. Wird in Deutschland ja oft als Chai-Tee bezeichnet, aber diese Doppelung wollte ich vermeiden, denn Chai heißt bereits Tee.

" ... und ärgerte mich, dass ich nicht mitgegangen war ..."
- nicht mitgegangen zu sein. -
Tja, warum einfach, wenn's auch kompliziert geht. Wird übernommen. Und was die ewigen Ich's angeht ... Da hab ich schon dran rumgebastelt, dass das nicht zu Ich-lastig wird. Dachte ich. Zumindest war das Ich am Anfang öfter mal weg, taucht dann aber natürlich irgendwann im Satz auf. Da muss ich unbedingt noch mal ran, denn die Beispielsätze, die du kopiert hast, hören sich in der Tat ziemlich verquast an. (Ich) schau mal, wie es für mich passt, wenn ich das (Ich) weglasse, oder ob ich dann das Gefühl hab, das bin dann nicht mehr Ich. Auch die Apostroph(e)(s?) schaue ich mir noch mal an, war der Meinung, man bräuchte sie an vielen Stellen nicht. Geh ich noch mal drüber.

- Und warum alles im Ton einer Nacherzählung? Du hast doch Witz, du hast Humor. -
Also so witzlos fand ich das Ganze jetzt nicht. Denke schon, dass man an der einen oder anderen Stelle auch mal schmunzeln kann. Natürlich ist das nicht durchgängig so, das wäre mir bei so einem langen Text aber, ehrlich gesagt, auch schwer gefallen, das hätte ich nicht durchgehalten, und das hätte für mich auch nicht gepasst. Bei kürzeren Texten kann ich viel pointierter schreiben, kürzer halt und knackiger. Beim Auserzählen schien mir das nicht möglich zu sein, wollte ja eher eine etwas beklemmende Stimmung kreieren. Aber wie eine reine Nacherzählung klingt es deshalb für mich nicht.

Also, lieber Friedel, es war mir wie immer eine Freude, und ich wünsche dir ein schönes und sonniges Wochenende. Hier gießt es wie aus Kübeln, und ich hoffe, dass das Internet noch eine Weile durchhält. Muss sonst alles noch mal schreiben.

Liebe Grüße von Chai

 

Liebe Chai,

also an einer Schreibblockade hast du bestimmt nicht gelitten wie Alice(Chai?) oder der junge Journalist. :lol:
Natürlich gerät man bei einer längeren Geschichte ins Erzählen. Man muss Zeiträume überbrücken, hat Bedenken, dass detailreiche Passagen als ausufernd empfunden werden, dass womöglich Langeweile aufkommt und der Leser abspringt, vor allem, wenn er/sie unter Zeitdruck liest ... und dann ist das noch das verflixte Element Spannung. Ich finde, man muss da ganz schön ausbalancieren.

Nun, du hast einen soliden Plot, spannende Charaktere und ein gewichtiges Thema: den Zusammenprall fremder Kulturen einerseits und doch die Erkenntnis, dass in elementaren Bereichen Verhaltensweisen ähnlich sind. Das hast du, finde ich, sehr schön zusammengeführt. Du weißt schon, da wartet ein Roman im Hintergrund ...

Ich habe deine lange Kurzgeschichte gerne gelesen. Wie du an meinen Geschichten schätze ich, dass du sehr authentisch schreibst. Ich glaube, schon seit deinen ersten Geschichten, dass du die Verhältnisse vor Ort sehr gut kennst, womöglich selbsterlebte Szenen einbaust. Ich fühle mich dabei gut unterhalten und gleichzeitig informiert. Isegrims befürchtet, wenn ich mich recht erinnere, dass du gängige Vorurteile bedienst. Die Gefahr besteht immer, aber ich vertraue darauf, dass du für dich selber nicht zu Pauschalierungen neigst und ich in der Lage bin, mir, wenn nötig, zusätzliche Quellen zu erschließen. Im Grunde gilt das für jeden Text, auch für fiktionale.

Nur der Schluss. Falls du ihn behalten willst, fände ich es gut, wenn du ihn ausbauen würdest. Alice hat unter dem Einfluss von Drogen einen „Hirnstoffwechsel“ erlebt, der alle Ängste, Erwartungen und Befürchtungen in reales Erleben transportiert. Erschöpft von der Suche nach einer ordentlichen Unterkunft, sowie von einer Schreibblockade erlebt sie eine Vision von dem, was sein könnte. Als sie zurückkommt ( in doppeltem Sinn) hat sie ihre Blockade überwunden und ihr wahres Thema, Menschen begegnen Menschen, gefunden, statt Mythen nachzujagen. Kommt mir fast autobiografisch vor.

Kann schon sein, dass du das so beabsichtigt hast. Aber da sind mir drei Sätze der Prota am Schluss zu wenig. Zumindest sollte sie nicht nur grinsen, sondern dem Leser vermitteln, dass sie mit einer ganz neuen Einstellung zu Vijay geht, in dem Bewusstsein, ich weiß etwas, was du nicht weißt . So etwas könnte in einen verwirrenden Dialog mit versteckten Botschaften einfließen ... Und der Leser freut sich, dass er mehr weiß als Vijay.

Hat Spaß gemacht zu lesen.

Herzlichst wieselmaus

 

Liebe Anne49,
wie schön, dass du mir wieder einen Besuch abstattest. Und du fängst auch ganz am Anfang an. Bei der Überschrift.

- Meine Assoziation zu Hirnstoffwechsel ist diese ewige Debatte über die Ursachen psychischer Erkrankungen ... Was das alles mit deinem Text zu tun hat? Nix. -
In der Debatte über die Ursachen psychischer Erkrankungen geht es aber um einen gestörten Hirnstoffwechsel. Davon war hier nicht die Rede. Sondern wie eine veränderte Umgebung, neue Erfahrungen und natürlich auch Drogen eine veränderte Sichtweise auf die Dinge bewirken können. Es war für mich auch ein Wortspiel, nämlich der Sprung von Alices altem Leben in das neue, das Gehirn bekommt neuen Stoff, den es verarbeiten muss. Der Vergleich, der dir so gut gefällt (was mich übrigens sehr freut) macht u.a. deutlich, in welcher Stimmung Alice da ankommt.

"Dann starrte ich die Berge an, als würde mir jemand ein Foto vor die Nase halten, das ich unbedingt gut finden sollte."
Ja, meine Güte, sie ist im Himalaya. Spürt die nix? Die sehen doch toll aus die Berge da. Dann nimmt die Entwicklung ihren Lauf, sie muss durch alle möglichen emotionalen Höhen und Tiefen gehen, und trotz Scherereien, fühlt sie sich am Ende lebendig und grinst, obwohl das ganze Geld weg ist. Ja, ich weiß, das Ende ist doof, deswegen kann ihre Reaktion am Schluss wohl auch nicht die Wirkung erzielen, die ich mir erhofft hatte. Aber der Prozess dorthin wird, denke ich, klar.

- Ich finde an der Geschichte toll, dass ich als Leserin, zusammen mit deiner Alice ( im Wunderland?) über die Rolle der Frauen nachdenken kann. -
Ja, Alice im Wunderland, Tür an Tür mit Alice Schwarzer. Tja, man hat's manchmal überall schwer, egal ob Indien oder Verwaltung. Das hat mir sehr gefallen, dass du das so siehst, denn das war für mich einer der Schwepunkte der Geschichte. Apropos Verwaltung. Da bin ich ja von einigen ganz schön ausgemeckert worden mit meinen drei nachträglich eingestellten Leuten. Also ich habe so eine Geschichte tatsächlich mal gehört. Ist vielleicht zehn Jahre her. Aktuell klingt das nicht, da habt ihr natürlich recht. Ich könnte mich jetzt natürlich damit rausreden, dass die Geschichte ja nicht heute spielen muss, aber das Smartphone verrät mich dann wieder. Also da überlege ich mir was. Und Verwaltung ... Stimmt, ist unkonkret. Auch da muss ich nochmal ran. Dank dir dafür.

- Wie ein Worcoholic wirkt deine Alice nicht auf mich. -
Nee, eher wie jemand, der nicht nein sagen kann.

- Der Dialog mit Vimla:
"Du verheiratet?"
"Nein."
"Gut."
ist der realistisch? Enstammt sie nicht einer Generation, die sich wünscht, verheiratet zu sein? -
Einerseits ja, andererseits hat sie natürlich die gleichen Bedürfnisse wie jeder andere Mensch, und Ram scheint mir nicht gerade das zu sein, was man sich unter einem wünschenswerten Ehemann vorstellt.

- Wie gut kennt deine Alice eigentlich Indien ... -
Gute Frage. Zunächst nicht so gut, denn sie muss sich in der fremden Kultur ja erstmal zurechtfinden. Zum Schluss klärt sie Jack aber über Vijays Betrugsmasche auf. Das kann ich nicht nur mit dem Hirnstoffwechsel erklären. Da muss ich mir noch was einfallen lassen, um den Bogen zu schlagen.

Dass Alice desorganisiert wirkt, weil sie nicht genug Geld dabei hat, ist klar. Ist aber nicht nur wegen der Spannung, sondern sie soll allgemein desorganisiert sein. Der Riesenkoffer, mit dem sie da durch die Berge zieht, die Unordnung, die teilweise überstürzten Handlungen und letztendlich ihr verpeiltes Rumgeeiere mit Vijay in der Stadt. Sie hätte ja auch wirklich bei ihren Himalayamythen bleiben können, die Schreibblockade bezwingen können. So richtig weiß sie aber offenbar nicht, was sie eigentlich will.

- Dass Alice da kaum eine Zeile aufs Papier bringt, finde ich sympathisch. -
Ich auch.

"An der Wand blieb ein dunkler Fleck zurück."
- Nicht eher ein heller? -
Da sagste was. Und Recht haste.

- naja. Getrennt. -
Wird mir ständig gesagt. Schande über mich.

"Der Zeiger des Omaweckers ..."
- Der kleine Zeiger. -
Danke.

- ... geschminkt wie ein junges Mädchen ... -
Da hab ich mich wohl etwas ungenau ausgedrückt. Es sollte bedeuten, dass sie sich schick macht mit Schminke und so, was sie sonst eher nicht tut. Gut, muss ich noch mal ran. Sonst klingt das, als ob sich nur junge Menschen schminken.

"Bazaar"
- Basar/Bazar. -
Ok.

Was die Aussage betrifft, hattest du offenbar einen ähnlichen Leseeindruck wie Isegrims, nur etwas sanfter formuliert, die Touristen fandst du ja sogar ganz in Ordnung. Hmmm. Also dieser Jack war mir persönlich jetzt nicht so sympathisch. Dass er da "fett Kohle" in einem Land absahnen will, in dem viele Menschen nicht mal genug zum Leben haben und sich dann noch darüber aufregt, dass "die Wichser" nicht gezahlt haben, finde ich bestenfalls naiv. Da muss ich Isegrims recht geben, was den Himalaya lediglich als Kulisse für billige Drogenräusche angeht. Und auch Alice ist davor nicht gefeit, wie man feststellen konnte.

- Ram und Vimla sind Heuchler ... Ich hätte mir einen souveränen Inder in der Geschichte gewünscht ... -
Keiner in der Geschichte ist souverän, weder Inder noch Touristen. Alle haben ihre Schattenseiten. Ich persönlich bin ja wie Lani ein großer Vimla-Fan. Ich finde die toll. Hinter religiösen Fassaden schlummern eben doch oft menschliche Bedürfnisse, und ich kann Vimla verstehen, dass sie sich ihren jungen Ram zurückwünscht. Wahrscheinlich war der früher auch netter. Aber so wie es aussieht, ist die Geschichte ja noch nicht zu Ende, da muss ich mir noch 'nen final clou überlegen. Und vielleicht taucht da ja noch mal jemand auf, der ganz normal ist.

So, liebe Anne. Hast mir wie immer sehr geholfen, und ich freue mich, dass du die Geschichte gerne gelesen hast.

Ein schönes Wochenende dir, und genieß die Sommerhitze. Hier ist grad kühler als in Deutschland.

Liebe Grüße von Chai


Hallo Raindog,

du hältst mir ja auch die Treue. Wie schön. Bin schon sehr gespannt darauf, wie du in deine nächste Geschichte einen Raindog einbaust. Der hätte doch bei "Heini" ganz gut gepasst.

Also zuerst muss ich erstmal loswerden, dass du mir aus der Seele gesprochen hast, was die Sicht auf die indischen Männer und die Aussage der Geschichte angeht, die man evtl. in deren Verhalten sehen könnte. Ich hab eben auch kurz überlegt, dass das falsch ankommen könnte, habe es dann aber genauso gesehen wie du. Es geht eben nicht um indische Männer im allgemeinen, sondern um die aus der Geschichte. Aber da muss ich wohl noch bisschen dran rumdrehen, um das Missverständnis aus dem Weg zu räumen.
Watt sachste noch:

- Es war mir tatsächlich auch zuviel Kommen und Gehen im Mittelteil. -
Kannst du mir da vielleicht nochmal genau sagen, wo du da aussteigst? Du sprichst eine Szene an. Die, wo sie nach Vijays Rausschmiss ins Zimmer kommt und ihre Sachen verstreut herumlagen. Peeperkorn hat aber vom Kommen und Gehen davor gesprochen, denke ich. Als Vijay verschwindet und dann ist Ram wieder weg, dann geht Alice spazieren. Ich denke, da ging es um die Überbrückung der Zeit bis zu Rams Ausfall und Vijays Wiederkehr. Das ist aber eine andere Stelle. Vielleicht weißt du ja noch so ungefähr, wo es ist, dann kann ich mir das nochmal angucken.

- Vimla und Vijay -
Die Namen sind zu ähnlich, meintest du. Kann ich verstehen. Gerade wenn es Namen sind, die man sich evtl. eh schwer merken kann. Ich hab die Namen aber mit Bedacht gewählt, weil sie etwas über die Figuren verraten. Vijay bedeutet Victory, und das schien mir hier gut zu passen und Vimla (Vimala) heißt die Reine, Unbefleckte. Ja, ich weiß, das stimmt nicht 100%, aber wer ist schon porentief. Bei einigen hier ist Vimla ja auch nicht gut weggekommen. Für mich hat sie aber was kindlich unschuldiges und sollte eigentlich auch Sympathieträger sein, weder plemplem noch heuchlerisch.

"Er trug Westjeans ..."
- Er war westlich gekleidet. -
Sehr gut! Übernehm ich.

" ... gleichfarbige Dupatta, also einen Seidenschal auf dem Kopf."
- Sie trug einen gleichfarbigen Seidenschal, eine Dupatta ...-
Klingt viel besser! Das holpert irgendwie, da hast du Recht. So als ob sich die Erzählerin versprochen hat.

- Und der Schluss: Mach den weg! -
Ja, das muss ich dann wohl endgültig. Nur muss mir erstmal was Neues einfallen und so lange muss ich ihn noch lassen, sonst ist es noch verwirrender. Ich fand ja die Option, dass das alles nur in Alices Kopf stattfindet, gut. ( Klar, sonst hätt ich's nicht geschrieben. ) Weil das auch einen Bezug zur Überschrift und zum Schreiben herstellt. Darum geht es ja erstmal am Anfang, und ich wollte das nicht so lose da rumbaumeln lassen. Aber das muss ich wohl. Oder mir kommt noch irgendeine zündende Idee.

- In Indien ist bestimmt nur halb so warm. -
Stimmt. Zumindest hier in den Bergen, wo ich grad bin. Hier ist es einigermaßen erträglich. Aber was meckert ihr denn - endlich mal wieder Sommer! Genießt es!

Ein geruhsames Wochenende wünsche ich dir.
Liebe Grüße,
Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Chai,

ich fand die Geschichte ganz zauberhaft! Ganz ehrlich. Na gut, die letzten zwei, drei Sätze, aber da werde ich jetzt nicht noch mal nachtreten, Du hast es bereits oft genug gehört. Ja, also ich fing an und las und las und fühlte mich wunderbar unterhalten, wurde nirgendwo stilistisch so derart aus der Geschichte gehauen, dass es meinen Lesefluss unterbrach und auch der Spannungsbogen war für mich gut gezogen. Jetzt kann ich Dir aber nicht nur diesen einen Satz unter eine solch mühevolle Geschichte schreiben, das wäre nicht fair, auch wenn es sich wahrscheinlich wunderbar anfühlt: Eins. Setzen. Der nächste Bitte. Also zwei Popel hatte ich doch im Hinterkopf, und ich habe mir das erste Drittel noch mal genauer vorgenommen und ich schreib Dir das jetzt (neben den Popeln) auch auf, heißt aber nicht, dass es zwingend für diese Geschichte ist, kann auch was für die Zukunft sein oder, wenn es Dir nicht gefällt, für den Papierkorb. In jedem Fall ist alles was kommt Jammern auf hohem Niveau und Kleinviehkram.

Ich sah die Landstraße hinunter und zwang mich gerade, ruhig zu atmen, da fiel mein Blick auf ein kleines Holzschild am Straßenrand.

Wegen der Satzrhythmik würde ich umstellen: Ich sah die Landstraße hinunter und zwang mich, ruhig zu atmen, als mein Blick auf ein kleines Holzschild am Straßenrand fiel.

Während ich losmarschierte, dachte ich an die Kollegen aus der Verwaltung und versuchte, mir ihre Gesichter vorzustellen. Es gelang mir nicht. Zehn Jahre. Arbeiten. Schlafen. Arbeiten. Bis ich nicht mehr konnte. Danach hatten sie für meinen Job drei Leute eingestellt.

Ich fand das wunderbar auf den Punkt gebracht. Und was die Diskussion hier zur Einstellung von drei Leuten für einen betrifft, ich bin eine von denen. Nicht alle drei in Vollzeit, und auch eher wegen der verschiedenen Aufgabenbereiche, aber nach fünf Jahren war ich komplett durch, und mein Chef hatte ein Problem. Endlich er und nicht mehr ich. Ist wahr, ich schwöre!

Unverschämt grün thronte der Himalaya über dem staubigen Tal. So grün, als wollte er es verspotten.

Toll!

Naja, soll ja auch für ein halbes Jahr reichen“, sagte ich und fragte nach einem Zimmer.

Anne hat es schon geschrieben. Mach mal auseinander. Bitte. Suche und ersetze. Dauert keine 30 Sekunden.

Eigentlich wäre alles voll, meinte sie. Es gäbe nur zwei Zimmer, eins wäre besetzt, und in dem anderen hätte jemand noch Gepäck stehen, der vor einer Woche in die nächst größere Stadt verschwunden war. Sie drückte die Zimmertür auf und winkte mich hinein. „Hier du können bleiben.“
Ich sah mich in dem Raum um. Offenbar war es ein Privatschlafzimmer.

Hier Popel Nr. 1. Ich bekomme die Gebäude nicht auf die Reihe. Also, da gibt es das Familienhaus und dann die Pension, so eine Art Anbau oder Extrahaus, egal, mit Außenklo. Sie ist aber in dem Pensionsteil, d.h. die Besitzer haben ihr Schlafzimmer dort? Das finde ich komisch. Vielleicht ist das in Indien ja so, keine Ahnung, aber ich will das nicht kapieren, was das da für ein Zimmer ist, zumal die beiden Vermieter ja nun auch irgendwo schlafen. Auf der eigenen Couch? Im Esszimmer ja nicht, wo das natürlich auch gut ginge.

Dann starrte ich die Berge an, als würde mir jemand ein Foto vor die Nase halten, das ich unbedingt gut finden sollte.

Mein Lieblingssatz aus der ganzen Geschichte.

Den ganzen nächsten Absatz finde ich nicht wirklich geglückt. Da Du das Original ja vor Dir hast, und ich echt viele Änderungen, erspare ich mir jetzt das Zitieren und stell mal einfach um, haue weg, was mir sehr, sehr unnötig erscheint, und Du kannst die beiden Varianten einfach vergleichen.

Als ich unten ankam, lief er sofort auf mich zu. „Ram.“ Er streckte mir seine Hand entgegen.
Ich zögerte kurz, bevor ich sie ergriff. Das war Ram? Der Typ auf dem Bild?
„Alice … Du bist also der Besitzer hier?“
„Oh nein, nein. Der Besitzer ist Gott.“
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte und schielte zu dem jungen Mann hinüber. Vilma rief nach Ram und er trollte sich Richtung Haus.
„Gehörst du zur Familie?“, fragte ich den Unbekannten auf der Mauer.
„Nein. Ich bin auch Gast“, sagte er, ohne mich anzusehen.
„Und wo kommst du her?“
„Delhi.“
„Oh, okay. Ich heiße Alice.“
"Vijay."
Dann sagte er nichts mehr. Ende der Konversation.

Wie Du siehst, ich habe ziemlich viel rausgenommen. Aber Du kannst nicht sagen: Sie ist schlecht in smalltalk und drei Zeilen später beginnt sie einen solchen von sich heraus. Und Du kannst auch nicht sagen, Sie reden kein Wort mehr, aber seinen Namen erfährt sie doch. Da muss er ja nun doch noch was gesagt haben. Außerdem ist das eine super Zeige-Situation, da muss man nicht ins tell ausweichen. Und die Sache mit dem Foto und Vilmas Sexphantasien - ach Gottchen, ja, die brauchts hier auch so gar nicht nach meinem Empfinden.Und so finde ich das irgendwie cool, wenn sie da so kurz in Folge zwei mal abserviert wird. Das erhöht auch den Kontrastr zur späteren Wendung, wenn die beiden da mit ihr Fummeln (wollen).

Der Speiseraum befand sich direkt über der Küche, in einem Holzhäuschen auf dem flachen Dach. Ich kletterte die Stiege zur Dachluke hoch und kam in einen niedrigen Raum mit einem kleinen verrosteten Ofen in der Mitte. Auf dem Boden lagen Teppiche, an den Wänden Matratzen.

Das musste ich jetzt fünf Mal lesen, um zu kapieren, dass auf dem Dach noch ein Häuschen steht. Ich immer so, ja, jetzt auf oder unter dem Dach? Ich würde das irgendwie anders schreiben. Der Speiseraum war ein Holzverschlag auf dem Flachdach der Küche. Klar, deutlich, nicht die relevante Information am Ende des Satzes verstecken.

„Du hast doch einen kräftigen Körper, warum isst du nicht“, sagte Ram.

„Du hast doch einen kräftigen Körper. Warum isst du nicht?“, fragte Ram.

„Fast vierzig, aha, aha. Du erinnerst mich an eine Tante von mir. Dasselbe Gesicht, die Haare hat sie auch immer aufgesteckt und ein bisschen fett ist sie auch.“

Geil! Was für ein Frauenversteher :D

„Was? Neununddreißig und keine Kinder?“ Ram lachte. „Was machst du denn dann den ganzen Tag? Frauen brauchen auch eine Aufgabe. Meine Tochter ist zwanzig Jahre jünger als du und im neunten Monat schwanger. Wenn die in deinem Alter ist, habe ich mindestens fünf Enkel.“
Ich zog die Mundwinkel auseinander und nickte. Ruhig bleiben. Es hat keinen Zweck, hier eine Diskussion über Emanzipation anzufangen.

Zum einen ist Ram entsetzt und das sollte man auch im Satzzeichen deutlich machen. Zum anderen, dass mit der Frauenaufgabe, so direkt hingezimmert ist das für den Leser echt HOLZHAMMER. Man spürt schon, von welchem Schlag Ram ist, auch ohne den Satz. Und ihre Gedanken sind z.T. auch Erklärbär.

„Was? Neununddreißig und keine Kinder!“ Ram lachte. „Was machst du denn dann den ganzen Tag? Meine Tochter ist zwanzig Jahre jünger als du und im neunten Monat schwanger. Wenn die in deinem Alter ist, habe ich mindestens fünf Enkel.“
Ich zog die Mundwinkel auseinander und nickte. Ruhig bleiben. Es hat eh keinen Zweck.

„Sprichst du da aus Erfahrung?“
„Ja, ich studiere Journalismus. Ich kann davon ein Lied singen.“

Klingt nicht echt. Zumal er bisher auch eher wortkarg rüberkam.

„Sprichst du aus Erfahrung?“
„Ich studiere Journalismus.“

„Dann geht’s dir also grad genauso wie mir?“
„Ja.“
„Zufälle gibt’s ...
Und wie kommt es, dass es dir heute besser geht? Warst du heut schon produktiv?“

Das Dicke kann komplett raus. Das bläht nur ungelenk auf.

Mit meinen Himalaya-Mythen wird er wahrscheinlich nicht viel anfangen können. Ich empfahl ihm ein paar Bücher zu seinem Thema, aber die kannte er schon und empfahl mir Bücher zu meinem Thema, die ich noch nicht kannte.

Widerspruch. Er wir nicht viel damit anfangen können, aber dann kennt er Bücher zum Thema, die sie nicht kennt. Okay, das eine sind ihre Gedanken und das andere die Wirklichkeit, ist auch gar nicht mal schlecht ihre Vorurteile abzustrafen, aber das könnte man dem Leser auch sanfter anbieten. Ich schätze mal, mindestens die Hälfte liest so darüber hinweg, ohne das es auffällt.

„Ist dieser Jack jetzt endlich mal aufgetaucht?“, wollte er von Vijay wissen, während er abstieg. Vijay schüttelte den Kopf. Ram rückte sich die Hose unter dem Bauch zurecht und sah mich mit festem Blick an. „Seit über einer Woche blockiert der mit seinem Gepäck das Zimmer.“ Er wies mit dem Kinn auf die verschlossene Tür.

Und warum nehmen die das Gepäck nicht einfach raus und parken das woanders?

So, jetzt haut mir langsam die Zeit ab. Ich kürz ab und gebe noch zwei Dinge mit, auf weiteres Kleinvieh muss ich verzichten.

„Nein.“ Ich holte meine Sandalen, zog sie an und ging hinunter. „Und du?“
„Nein.“ Er stand auf und bot mir seinen Platz an.
„Nee, lass,“ sagte ich und blieb an der letzten Stufe stehen.
„Ist schon okay. Ich wollte sowieso mal eben ins Dorf runter, um ein bisschen was einzukaufen. Brauchst du was?“
Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, warum ich überhaupt heruntergekommen war.

„Ich denke, er verkauft Drogen“, begann Ram, als Vijay außer Hörweite war. „Der hängt hier schon seit Wochen rum und arbeitet nicht. Wie kann der sich das leisten?“
„Er kommt aus einer wohlhabenden Familie und studiert“, wiederholte ich, was Vijay mir am Nachmittag erzählt hatte. „Sein Vater finanziert ihm das Studium und den Unterhalt.“


Das nenne ich mal einen kreativen Satzbau :D

Und mein zweiter Popel war noch, warum versucht Jack erst so spät Vijay zu erreichen? Warum wartet der damit gefühlte drei Wochen? Verstehe ich nicht. Sehe nur, dass es Dir so in den Plot passt.
Und doch noch ein Kleinvieh. Mir hat mal wer gesagt, die würden bei mir ständig Essen. Ich habe drauf geachtet und tatsächlich, es scheint mir sehr wichtig zu sein, dass immer alle satt sind. Setting Nr. 1 und immer wieder: Tischgespräche. Was mir der Tisch ist, ist Dir die Tür. Immerzu sind Türen auf oder zu oder werden geöffnet, geschlossen, verschlossen. Alles voller Türen ;).

So, sieht jetzt viel aus, ist aber alles so winzig, dass es meinen Eindruck einer tollen Geschichte nicht zerpflückt hat. Sie ist toll, toll, toll. Lies diesen Satz, wenn Dich die Kritiken zu erschlagen drohen.

Beste Grüße, Fliege

 

Lieber Peeperkorn,
ich danke dir herzlich für deine erneute Rückmeldung. Nun begreife ich, was du meinst. Und extrem neugierig sollte Alice natürlich nicht rüberkommen. Der erste Dialog wäre noch okay, meinst du, obwohl schon alles sehr straightforward wäre.

"Gehörst du zur Familie?"
"Nein, ich bin hier auch Gast."
"Und wo kommst du her?"
"Nun, ich bin aus Indien."
"Ja, aber wo genau?"
"Delhi."

Hier gäbe es die Information, dass er da Gast wäre und aus Indien käme, schreibst du. Jein. Also, die gibt es natürlich schon, aber dass er Inder ist, wurde schon vorher gesagt. Ich hatte diesen kleinen Dialog deshalb gewählt, um Vijays Wortkargheit und Desintersse zu zeigen und nebenbei ein paar kleine Infos über ihn einfließen zu lassen. Aber so wie es aussieht, muss ich an die ganze Szene noch mal ran, Fliege hat die mir auch auseinandergepflückt und ist darüber gestolpert, dass Alice kurz vorher sagt, sie wäre nicht gut im Smalltalk, dann aber genau diesen betreibt. Da setze ich mich noch mal in Ruhe ran, wobei ich denke, dass ich den knappen Kennenlern-Dialog erstmal so lasse, denn da wirkt sie - wie du auch sagtest - noch nicht sooo neugierig, eher unsicher auf mich. Dann aber:

"Schreibst du?"
"Ich versuche es."
"Manchmal klappt es einfach nicht, egal wie sehr man sich bemüht."
"Stimmt, vielleicht sollte ich warten, bis mir was einfällt. Sich bemühen ist eh keine gute Strategie."
"Außer ist gibt eine Deadline ..."
Ich hebe den Kopf und sehe ihn an.
Er lächelt. "Standardübung bei uns an der Uni."

Also nix mit Wetter. Hat mir gefallen. Werde ich wohl so ähnlich übernehmen. Zumal das auch Vijays Charakter noch mal hervorhebt. Mit diesem Wissen werde ich auch ähnliche Dialoge noch mal durchgehen.

Vielen lieben Dank für deine Mühe und noch einen schönen Restsonntag dir.

Liebe Grüße von Chai


Hallo annami,
schöner Name. Freut mich, dass du die Geschichte trotz Stimmungstief zu Ende gelesen hast. Deine Hypersensibilität sei dir verziehen, weil du ja trotz Widerwillens reingesogen wurdest und nicht mehr vom Bildschirm aufblicken konntest.

" Wieso hat du deine Sachen ..." ist natürlich korrigiert.

- Das winzige Wörtchen "zerren" hat mir so die Stimmung vermiest ... -
Das war natürlich nicht meine Absicht. Schade, dass das Wort dich so gestört hat, denn für mich passt es genau zu dem, was Alice da tut. "Ziehen" wäre unpassend, denn sie zerrt eben, weil der Bus voll und sie genervt ist. Vielleicht hast du dich ja sofort von ihrer Stimmung anstecken lassen. Aber wie auch immer, ich danke dir herzlich für deinen Leseeindruck und wünsche dir einen ausgeglichenen Sonntagabend.

Liebe Grüße von Chai

 

Hallo Chai,

du sagst:

Kannst du mir da vielleicht nochmal genau sagen, wo du da aussteigst? Du sprichst eine Szene an. Die, wo sie nach Vijays Rausschmiss ins Zimmer kommt und ihre Sachen verstreut herumlagen. Peeperkorn hat aber vom Kommen und Gehen davor gesprochen, denke ich. Als Vijay verschwindet und dann ist Ram wieder weg, dann geht Alice spazieren.
Deshalb noch schnell eine kurze Rückmeldung von mir.
Ich meinte es schon auch so wie Peeperkorn, mit dem zahlreichen Kommen und Gehen davor, nur ging es mir dann spätestens an der von mir genannten Stelle so, dass ich gedacht habe, na, jetzt ist es aber mal gut hier! ;)

Ich weiß, für den Ablauf der Geschichte macht das alles schon Sinn, aber das war ja der Gedanke, es vielleicht etwas einzudampfen, so dass es trotzdem noch Sinn macht. Aber musst du ja nicht – ist eben nur der Eindruck, denn ich hatte, ich fasse das nochmal zusammen:

Vijays Tür war verschlossen, als ich am nächsten Morgen vom Außenklo zurück in mein Zimmer trottete.

Ich versicherte mich dreimal, ob die Tür richtig abgeschlossen war, und lief dann einfach drauf los.

„Vijay ist nicht zurückgekommen“, sagte Ram beim Abendessen.

Der Tag war gerade angebrochen, da war ich bereits abfahrbereit. Das Gepäck konnte ich noch nicht mitnehmen,

Ich marschierte zurück ins Zimmer, verriegelte die Tür, setzte mich aufs Bett und wartete auf eine Eingebung.

„Vijay! Wo warst du denn so lange?“

„Na dann lass uns morgen trampen.“ Vijay grinste. „Anders kommen wir hier nicht weg.“

„Das Gepäck können wir später holen, wir müssen ja sowieso hierher zurück, um zu bezahlen.“

„Wieso kommt denn der Bus jetzt nicht“, sagte Vijay nach einer Weile.

…als ich Ram auf seinem Scooter den Berg herunterfahren sah. Er kam auf die Bushaltestelle zugerast und hielt direkt davor.

„Wieso hast du deine Sachen nicht mitgenommen!“, fuhr er Vijay an.

Obwohl ich erst vor zwei Tagen gepackt hatte, lag die Hälfte der Sachen wieder im Zimmer herum.

„Du gehen?“

Vijay wartete an der offenen Taxitür.

Vielleicht kommt in der Zusammenfassung ja nochmal deutlicher rüber, wie unruhig es wirkt. Aber ich will dir da gar nicht reinreden – mir gefällt deine Geschichte ja! :)

Zum Schluss könnte ich mir ja übrigens ganz einfach vorstellen, dass sie, nachdem sie merkt, wie sie übers Ohr gehauen wurde, ihr Ringbuch schnappt und anfängt, zu schreiben. Stoff hat sie ja jetzt. :D

Liebe Grüße von Raindog

 

Liebe Chai,

deinen Hirnstoffwechsel betrachte ich als Leseprobe für mehr und Größeres. Oder als Appetizer. Denn ich kann dir gar nicht sagen, wie unterhaltsam und lehrreich ich deine Geschichte finde.
Und ich habe mir immer beim Lesen deiner Vorgängergeschichten gewünscht, mehr zu erfahren.
Das liegt vor allem an deiner Sprache und deinem Humor. Zum einen kommt sie leicht und schwerelos daher, zum anderen augenzwinkernd und nie moralisierend. Und gerade weil ich auf dich angewiesen bin, um einen winzigen Einblick in die mir fremde Welt Indiens zu erhalten, fühle ich mich an keiner Stelle belehrt. Immer habe ich das Gefühl, ich könnte noch selbst etwas dazudenken. Ich kann abwägen, ob ich etwas mag oder jemanden, ob ich mich deiner Beschreibung widersetze.

Zum Beispiel hier

Unverschämt grün thronte der Himalaya über dem staubigen Tal. So grün, als wollte er es verspotten.

Deine Negativbeschreibung kommt nicht bei mir an. ;) Ich lese: über dem staubigen Tal thronte majestätisch der Himalaya, so als würde er es schützen.

Ich mag deine ansatzweise verzweifelte und latent resignierte Protagonistin richtig gerne, sie ist nie rund und perfekt, sie sucht und sucht und lässt das Leben und die Menschen auf sich einprasseln, wie den Monsun.

Ach Chai, meinetwegen kanns so weitergehen mit dir und deinen Erzählungen. Jeden Monat eine wäre sicher zu viel verlangt, aber die Richtung würde mich freuen.

Vielen Dank für, dass du sie mit mir teilst und freundlicher Gruß, Kanji

 

Liebe wieselmaus,
was für ein schöner Kommentar. Du scheinst mich wirklich gut zu kennen, teilweise besser als ich mich selbst, denn was du über den Hirnstoffwechsel gesagt hast, war mehr als auf den Punkt gebracht.

- Zum Schluss findet sie ihr wahres Thema, statt Mythen nachzujagen -.
Im wahrsten Sinne.

Ja, ich finde diesen Zusammenprall fremder Kultur wirklich sehr spannend, das Herantasten, das Überdenken der eigenen Vorurteile, die man glaubt nicht zu haben, und dass in elementaren Bereichen Verhaltensweisen ähnlich sind und damit das Fremde irgendwann vertraut wird.

- ... dass du sehr authentisch schreibst, womöglich selbst erlebte Szenen einbaust. -
Das freut mich sehr, und ja, die selbst erlebten Szenen mischen sich mit Fiktion und es freut mich umso mehr, dass mir das gelungen zu sein scheint. Und informative Unterhaltung sollte es auch sein.
Es erleichtert mich, dass du aus meinen Zeilen herausliest, dass ich versuche, nicht zu pauschalisieren, sondern es mir in erster Linie eben um die Begegnungen zwischen verschiedenen Menschen geht, die zwar unterschiedlich aussehen und für den jeweils anderen teilweise unbegreifliche Dinge tun, aber irgendwo doch alle dasselbe wollen. So pauschal gesagt. Haha. Aber ich denke, du verstehst schon, was ich meine.

Und das Ende ...

- ... dass sie mit einer ganz neuen Einstellung zu Vijay geht, und der Leser freut sich, dass er mehr weiß als Vijay. -
Das ist auf alle Fälle eine spannende Idee für einen Roman. Da könnte man noch einiges dazuspinnen, auch das du angesprochen hast, dass Alices Ängste und Befürchtungen diese ganze Geschichte nur ersponnen haben, könnte ich natürlich noch viel mehr ausbauen, nicht nur in drei Sätzen abhaken. Raindog hat einen ähnlichen Vorschlag gemacht, nämlich, sie diese Geschichte eben erst am Schluss aufschreiben zu lassen. Bei meinem momentanen Schluss soll Vijay aber weg sein, im wahrsten Sinne über alle Berge, deswegen lagen ja auch nur alte Klamotten in seiner Tasche. Ich schau mal, wie ich das noch hinkrieg, dass das nicht so abrupt endet. Sie grinst und tschüss. Ist schon klar, dass das bisschen dürftig ist. Immerhin ist das Grinsen nachvollziehbar, da war ich mir nämlich nicht sicher, aber dass es da so verloren rumhängt wird ihm nicht gerecht. Mal schauen, wie sich das in den nächsten Wochen entwickelt. Bei dem Biest von Geschichte gibt's immer irgendwas zu schrauben und zu drehen.

Ich fand deine Interpretation klasse. Es ist immer eine Freude, verstanden zu werden.

Vielen lieben Dank und Grüße,
Chai

Liebe Fliege,

- Ich fand die Geschichte ganz zauberhaft. -
Wow! Das ist ja mal was ganz anderes. Daraus lese ich, dass sie dich verzaubert hat. Das gefällt mir. Es freut mich sehr, dass die Geschichte hier so gut ankommt. Sie lag mir sehr am Herzen.
Dann guck ich mir mal die Popel an:

"Ich sah die Landstraße hinunter und zwang mich gerade, ruhig zu atmen, da fiel mein Blick auf ein kleines Holzschild am Straßenrand."

- ... als mein Blick auf ein kleines Holzschild am Straßenrand fiel. -, schlägst du vor. Ha! Du glaubst gar nicht, wie oft ich den Satz umgestellt habe. Ständig hab ich irgendwo "als", mal was anderes schreiben, nee, doch nicht, und im letzten Moment hab ich das " da" gelassen. Aber ein besserer Satzrhythmus ist schon auch gut, und ein "als" mehr oder weniger ist dann auch egal. Auch die "na ja"'s, drei an der Zahl, aber möglicherweise schlummern noch irgendwo welche.

Also was mich ganz besonders freut, ist, dass sich die Sache mit den drei Leuten für einen Job geklärt hat, und dass du diesen Absatz gut auf den Punkt gebracht fandst. Grad vor zwei Tagen hab ich wieder etwas ähnliches gehört. Das war zwar eine Französin, aber so viel anders läuft das da offenbar auch nicht. Ja, und der Satz:

" Ich starrte die Berge an, als würde mir jemand ein Foto vor die Nase halten, das ich unbedingt gut finden sollte" trifft für mich Alices Zustand auch sehr genau, und es ist schön zu wissen, das er jenandes Lieblingssatz aus der Geschichte ist.

Die Gebäude:
Ja also, ähem, ich hatte ja gehofft, dass die Frage nicht aufkommt, weil es vielleicht nicht wichtig ist. Umso besser, wenn mich jemand mit der Nase drauf stößt. Das ist schon sehr verwirrend, weil nach einem real existierenden Gebäude geschrieben, deshalb der Wirrwarr. Aber schön, dass du eine so aufmerksame Leserin bist. Da das Dach über der Küche ja auch schon etwas ausufernd beschrieben wurde ( danke für deine knappe Variante, die es hiffentlich etwas verständlicher macht), werde ich noch eine Kammer hinzufügen. Die es auch im Originalhaus gab. Neben dem Speiseraum. Warum deren Schkafzimmer im Pensionsteil war? Tja, keine Ahnung. Und ja, der Pensionsteil ist ein Anbau. Das Familienhaus besteht nur aus einer Küche und der Rest ist auf'm Dach.

Dann diese Kennenlern-Szene von Alice, Vijay und Ram. Ich habe über deinen Vorschlag nachgedacht, das Gelaber über das Bild rauszunehmen und Vimlas eventuelle Sexphantasien. Und ja, das braucht es nicht. Und dass sie erst sagt, sie kann keinen smalltalk und dann betreibt. Hmmm. Sie soll ambivalent sein, aber nicht so ambivalent. Also gut, ist gestrichen. Ich werd die ganze Szene nochmal überarbeiten. Und deinen Vorschlag, von beiden abserviert zu werden und damit einen größeren Kontrast zu schaffen, finde ich richtig gut. Da setz ich mich mal ran.

"Warum isst du nicht", sagte Ram. = " Warum isst du nicht?", fragte Ram.
Danke.

"Neununddreißig und keine Kindet?" = "Neununddreißig und keine Kinder!"
Da überleg ich noch. Ich hör ihn eher fragen, er kann das gar nicht fassen, ist eher belustigt als dass er sie rügt.

Dann das erste Gespräch zwischen Vijay und Alice.
"Sprichst du da aus Erfahrung?"
"Ja, ich studiere Journalismus."

- Klingt nicht echt. -
Ja, das Ding wird überarbeitet. Peeperkorn hat mir auch schon einen Vorschlag gemacht, in welche Richtung der Dialog gehen könnte. Allerdings hat er das Gegenteil von dem vorgeschlagen, was du sagst. Er meinte, ich solle Vijay mehr reden lassen. Du sagtest, er müsse eher noch wortkarger sein, denn so hätte ich ihn eingeführt. Ich denke, ich werde ihn eher reden lassen, obwohl er anfangs nicht so gewirkt hat, aber er ist ja sowieso auf einmal ganz anders, lächelt, will ihr Schokolade mitbringen usw.

"Mit meinen Himalayamythen wird er wahrscheinlich nicht viel anfangen können."
- Kannst du dem Leser auch sanfter anbieten. -
Mal sehen, ob ich da noch was mache, mir da noch was einfällt.

- Und warum nehmen die das Gepäck nicht einfach raus und parken das woanders? -
Vielleicht hatte Jack ein eigenes Schloss oder sie hatten Angst, dass, wenn er wiederkommt und sie haben sein Gepäck entfernt, dass er dann zur Polizei gehen könnte, falls irgendwas fehlt oder so. Oder sie haben einfach abgewartet. Irgendwann wird er schon kommen und wenn nicht, geben sie eine Vermisstenanzeige auf.

Und denn der Abatz mit "und" in jedem Satz ... Ja, Wahnsinn, was einem nach gefühltem 1000 mal lesen und alles mögliche verbessern, immer noch nicht auffällt. Ja, da muss ich was machen, mal schauen, was.

- Warum versucht Jack erst so spät, Vijay zu erreichen? -
Vielleicht hat er das ja schon vorher versucht und Vijay hat ihn immer weggedrückt. Und Jack hat ja in der Stadt auf Geld gewartet und musste seinen Verlust verkraften, vielleicht hat er da nicht gleich an Vijay gedacht. Und dann war ja das Telefon weg. Und der Akku irgendwann leer. Und Vijay grad weg, als er kam, um seine Sachen zu holen.

- Was mir der Tisch ist, ist dir die Tür. -
Also das fand ich echt faszinierend. Und genau wie du mit deinem Essen, hab ich das überhaupt nicht gemerkt. Ich meine, sie passen schon irgendwie als Metapher, aber eigentlich schon viel zu oft benutzt, um den Leset da mit der Nase drauf stoßen zu wollen, aber interessant ist es schon. Ob es daran liegt, dass ich ein Doors-Fan bin? Vielleicht schwingt das unterschwellig mit. Auf alle Fälle hochinteressant, aber an vielen Stellen auch überflüssig, nur ich scheine in diesem Kommen, Gehen, auf- und abschließen etwas zu sehen. Haha. Witzig.

Ein wirklich schöner und lehrreichet Kommenrar. Vielen lieben Dank, Fliege.

türenöffnende Grüße von Chai

 

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