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Holz für den Winter

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12.12.2022
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Anmerkungen zum Text

Die Geschichte kam mir gestern, als ich noch spät mit unserem Hund spazieren ging. Ich lief durch die Weinberge und an verlassenen Hütten vorbei.

Holz für den Winter

Es begab sich im eisigkalten Januar zu einer Zeit, in der es kein fließendes Wasser gab und man seine Lebensmittel noch auf dem Markt tauschen musste, dass man in einem Dorf schon Jahre vom Haus des Schmiedes erzählte. Es spukt dort oben auf dem Hügel, sagten die Leute. Nachts hörte man bis hinunter ins Tal lautes Kratzen und Schaben, Schlagen und Hämmern, Wehlaute aus tiefer, dumpfer Kehle, die nach Stunden in ein Wimmern übergingen. Sobald die Sonne aufging, verschwanden all die unheimlichen Geräusche und das Haus auf dem Hügel war wieder nur ein altes und ruinenhaftes Haus, in dem es zog und das Dach undicht war. In diesem Haus wohnte die Witwe des Schmiedes, hinter deren Rücken im Dorf geflüstert und getuschelt wurde. Die Leute mieden sie, man munkelte, sie soll ihren Mann ermordet haben. Er war von jetzt auf gleich verschwunden. Sie hatte damals keine Zeit zu trauern, denn das Leben ging weiter. Die Ziegen mussten versorgt und das Feuer geschürt werden.
Sie hörte des nachts natürlich auch die angsteinflößenden Geräusche, doch was blieb ihr anderes über als im Haus wohnen zu bleiben? Ihr geschah nie etwas und so hatte sie sich an das nächtliche Getöse und die verstörenden Laute gewohnt.
Mehrmals in der Woche machte die alte Frau sich auf den Weg zum Brunnen oder zum Markt, auch ihre Ziegenherde trieb sie täglich auf die Wiese ein paar hundert Meter von ihrem Zuhause entfernt. Die Frau war nicht mehr gut zu Fuß, ihre Beine brannten und ihr Rücken schmerzte, doch, damit sie täglich etwas zu essen hatte, musste sie die langen, beschwerlichen Wege auf sich nehmen. Sie musste die Ziegenmilch auf den Markt bringen, um sie gegen Brot und Eier zu tauschen. Manchmal ergatterte sie ein Stück Fleisch, das sie sich abends am offenen Feuer garte. Das Feuerholz schlug sie sich selber im Wald, so wie es alle taten.
Eines späten nachmittags bemerkte sie, dass sie ihre roten Handschuhe auf dem Weg aus dem Dorf nach Hause verloren haben muss. Es begann schon zu dämmern, doch die Frau entschied, sie suchen zu gehen, denn die Handschuhe waren ihr sehr wichtig. Ihre Mutter hatte sie gestrickt und sie wärmten ihre gichtgeplagten Finger. Vielleicht waren sie noch da und es hat sie niemand vor ihr entdeckt und mitgenommen. Sie ärgerte sich, dass sie sich nun wieder anziehen und in die Kälte hinaus musste. Das Feuer im Kamin knisterte wohlig warm und eigentlich wollte sie schon früh zu Bett gehen.
Die Sonne ging grade unter als sie die Stelle erreichte, an der sie mittags Rast gemacht hatte. Dort vermutete sie ihre Handschuhe. Die alte Dame war so in die Suche nach ihren Handschuhen vertieft, dass sie nicht bemerkte, was gar nicht weit von ihr am Wegesrand geschah. Die Erde zitterte, kleine Erdklumpen rollten umher und es entstand ein tiefes Loch. Aus diesem Erdloch erwuchsen Äste und Zweige, große, welke Blätter reckten sich gen Himmel und strebten immer weiter in die Höhe. Ein Stamm, schwer und dick mit einer tiefschwarzen Borke, schob sich mühelos weiter heraus. Wurzeln klammerten sich an den Rand des Loches, drückten und peitschten die Erde zur Seite.
Ein tiefes Grollen ließ die alte Frau aufschauen. War das ein Donner? Sie suchte den Himmel nach Blitzen ab, doch was sie sah, konnte sie erst nicht richtig erkennen. Waren das ihre roten Handschuhe, die da ganz oben auf dem riesigen Baum in einer Astgabel hingen? Wie kamen sie dort hinauf? Sie machte ein paar Schritte auf den Baum zu. Dessen Äste bewegten sich wild und die Blätter rauschten. Komisch, es weht kein Lüftchen, dachte die Alte. „Hilf mir“, rief eine dunkle Stimme, „Frau, hilf mir, bitte!“ Die alte Frau erschrak und lief, so schnell ihre müden, alten Füße sie tragen konnten, nach Hause. Dort legte sie sich zitternd ins Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen machte sie sich gleich nach dem Aufwachen auf den Weg zu der Stelle, wo sie in der Nacht die unheimliche Stimme gehört hatte. Sie traute ihren Augen nicht, als sie ihre Handschuhe auf einem Baumstumpf liegen sah. Sie nahm sie an sich und der Duft frisch geschlagenen Holzes stieg ihr in die Nase. Der Baum musste eben erst gefällt worden sein, doch wo sind die Äste und der Stamm? Kopfschüttelnd ging sie nach Hause zu ihren Ziegen, ihrem wärmenden Feuer und den Erinnerungen an ihren Ehemann, den sie sehr vermisste, er war damals vom Holzholen nicht wieder heimgekehrt. Den ganzen Tag lang war sie unruhig, sie grübelte und redete vor sich hin … Der Baum, er sprach. Sprach er wirklich? Was hat er gesagt? Ich muss da nochmal hin.
Am Abend packte sie sich warm ein, zog ihre Handschuhe an und ging wieder zu der Stelle, wo sie am Vorabend die Stimme gehört hatte. Sie setzte sich auf den Baumstumpf und wartete auf den Sonnenuntergang. Ihre Füße waren schon taub vor Kälte und die eisige Luft schnitt ihr bei jedem Atemzug in die Lunge. Bald gab es keine Schatten mehr, nur noch dunkle Umrisse. Der Boden erzitterte und die Alte sprang auf. Der Baumstumpf hob sich aus dem Boden und kullerte zur Seite. Da, wo die Frau vorher saß, entstand ein schwarzes Loch und aus diesem Loch wuchs ein Baum. Die Witwe ging langsam Schritt für Schritt weiter zurück, sie hatte keine Angst, sie war neugierig. Das Ruckeln und Grollen hatte abrupt aufgehört und der Baum sprach. Er sprach wirklich. „Frau, hilf mir!“ Die Alte wusste nicht, ob sie träumte oder ob das wirklich geschah. „Frau! Finde die Axt! Finde meine Axt. Nur du allein kannst mir helfen“. Was hatte sie zu verlieren? Deshalb fragte sie unter Tränen: „Mann? Bist du es? Mein geliebter Ehemann?“ „Ja, ich bin es. Ich habe dich so vermisst. Fälle mich. Verbrenne mich! Ich möchte so nicht mehr leben!“ Die Alte, die Zeit ihres Lebens getan hatte, was ihr der Mann sagte, machte sich auf die Suche nach der Axt. Sie wusste genau, wie sie aussah. Der Stiel war aus Eschenholz mit einer feinen Schnitzerei, die Kobolde zeigte. Das Axtblatt hatte ihr Mann natürlich selber geschmiedet und ihrer beiden Initialen hineingestemmt. Sie sollte Glück und Holz bis an ihr Lebensende bringen.
So stolperte die alte Frau auf der Suche nach der Axt durch den Wald. Ein Uhu rief in die Nacht und ein Wolf heulte in der Ferne. Auf einer Lichtung sah sie einen Fuchs. Er saß im Mondlicht still da und als er die Frau erblickte, trollte er sich. Ein funkeln, ein Blitzen, kann das sein? Die Witwe ging auf den hellen Punkt zu. Da lag sie. Die Axt. In ihrem Blatt spiegelte sich der Mond. Sie griff nach ihr und als ihre Finger sich um den Stiel legten, durchfuhr sie eine wohlige Wärme. Sie spürte die feine Schnitzerei durch ihre Handschuhe, sie fühlte die Konturen der Kobolde, die rundgegriffenen Stellen. So schnell sie konnte, ging sie zurück zum Baum. „Ich habe sie, Mann. Ich habe sie gefunden“, rief sie ihm zu. Der Baum erzitterte. Von den Wurzeln schob sich eine Welle Stück für Stück den Stamm hoch, durch die Äste und Blätter bis nach oben in die Krone. „Fälle mich! Verbrenne mich! Ich ertrage das nicht mehr“, weinte der Baum. Und die Frau fing an. Sie schlug so kräftig sie konnte, sie hatte so viel Kraft wie schon lange nicht mehr. Mit jedem Schlag wackelte und wankte der Baum mehr bis er mit einem lauten Ächzen zu Boden krachte. Sie vernahm ein leises „Danke“ und dann war es still. Unheimlich still. Vor ihr lag nun so viel Holz, dass viele Menschen damit einige Jahre ihre Häuser heizen hätten können. Wie sollte sie das ganze Holz wegschaffen? Sie setzte sich auf den neuen Baumstumpft und schlief ein. Vom Zwitschern der Vögel wachte sie auf. Ein paar Männer kamen heran. Sie trugen schwere Äxte und Sägen und waren auf dem Weg zum Holzsammeln. „Guck mal, da sitzt die Mörderin,“ sagte der eine und zeigte auf die Alte. „Hast du den Baum alleine gefällt,“ fragte der andere in ihre Richtung. „Ja“, sagte sie, „bedient euch, nehmt so viel wie ihr wollt!“ Sie hoffte, durch die Geste das Wohlwollen der Dorfbewohner zurückzugewinnen. Die Männer staunten nicht schlecht und machten sich ans Werk. Zum Dank trugen sie der alten Frau so viel Holz nach Hause, dass sie es viele Winter warm haben würde und außerdem reparierten sie das marode Dach ihres Hauses.
Eines abends nahm sie den allerletzten Holzscheit. Den warf sie nicht ins Feuer. Den nahm sie fest in ihre Arme und legte sich damit schlafen. Ein letztes Mal schloss sie ihre Augen und war ganz nah bei ihrem Mann.

 

Hallo @Gizzymaus

und willkommen bei den Wortkriegern.

Los geht's.

Es begab sich im eisigkalten Januar zu einer Zeit, in der es kein fließendes Wasser gab und man seine Lebensmittel noch auf dem Markt tauschen musste, dass man in einem Dorf schon Jahre vom Haus des Schmiedes erzählte.

Ein umständlicher Satz und etwas sperrig für den geneigten Leser.

Mehrmals in der Woche machte die alte Frau sich auf den Weg zum Brunnen oder zum Markt, auch ihre Ziegenherde trieb sie täglich auf die Wiese ein paar hundert Meter von ihrem Zuhause entfernt.

Ebenfalls ungelenker Satzbau, mMn.

Eines späten nachmittags bemerkte sie, dass sie ihre roten Handschuhe auf dem Weg aus dem Dorf nach Hause verloren haben muss.

musste

Vielleicht waren sie noch da und es hat sie niemand vor ihr entdeckt und mitgenommen.

hatte

„Hilf mir“, rief eine dunkle Stimme, „Frau, hilf mir, bitte!“

Hier vll auch mal einen Absatz machen. Und 'Frau' ist eine sonderbare Anrede, 'gute Frau' oder so fände ich besser

Ein funkeln,

Funkeln

Baumstumpft

Baumstumpf

Eines abends nahm sie den allerletzten Holzscheit. Den warf sie nicht ins Feuer. Den nahm sie fest in ihre Arme und legte sich damit schlafen. Ein letztes Mal schloss sie ihre Augen und war ganz nah bei ihrem Mann.

Ein etwas enttäuschendes Ende, wie ich finde.

Die Geschichte an sich ist nicht schlecht, aber ingsesamt wird zu viel erzählt. Du müsstest mehr Dialoge und Handlungen einbauen, finde ich. Auch solltest du mehr Absätze machen, die verleihen dem Text Struktur und man kann sich als Leser besser an den Sinnabschnitten orientieren. Sprachlich wirkt manches noch umständlich und unbeholfen.

Bei Neulingen finde ich es immer schwer, den richtigen Ton zu treffen. Ich weiß nicht, wie alt und wie erfahren du im Schreiben bist, deswegen hoffe ich, dass mein Kommentar dich nicht vergrault und du nie wieder kehrst. Die Idee zur Geschichte finde ich (bis auf das Ende) nicht schlecht, aber das Gewand, in dem dein Text und deine Sprache daherkommen, mögen mich noch nicht überzeugen.

Keep at it!

LG,

HL

 

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