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Copywrite Ich fliege in die Sonnennacht

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19.05.2015
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Ich fliege in die Sonnennacht

Obwohl er ein wankender, knorriger Ast mit Furchengesicht ist und nach vertrockneten Christbaumnadeln und Rasiercreme riecht, fühlt sich Pagel babyweich an, nicht überall, aber an der Stelle oberhalb der Achseln, am Ansatz der Arme. Wenn ich ihn dort, anfasse, sie bestreiche, als wolle ich ein Butterbrot schmieren, schwebe ich wie ein Luftkissen über einem wellenlosen See. Pagel sagt nichts und wartet, bis ich über den Hals gleite und er die Schleierwasseraugen verdreht. Seufzer kriechen in meine Ohren, als wolle er seine Seele zum Himmel schicken. Manchmal muss ich die Tränen zurückhalten, so viel Glück strömt dann zu mir.

Ich schließe die Augen und denke an die erste Begegnung mit Pagel, sehe ihn vor mir, wie er mir entgegenrollt, das elfenbeinerne Hemd leuchtet, das Zittern der Hände nicht verbergen kann. Er öffnet den Mund, als ob er etwas sagen wolle, fährt mit dem Rolli vor und zurück, bis es aus ihm herausquillt, Worte, die er sich lange zurechtgelegt haben muss. Ich besuche einen Heimbewohner, das wisse er, und ob ich meine Künste auch bei ihm anwenden könne, auch wenn er kein Ex-Minister sei, so wie der Herrndorf aus Zimmer 104. Dabei blickt er zur Seite, wieder zu mir, und setzt sein Sonntagslächeln auf, prüft meine Reaktion, entspannt die Gesichtsmuskeln, bis ich ihm die blassrosa Visitenkarte in die Hand drücke und er einen Luftzug des Fliederparfüms, das ihn umwölkt, zu mir herüberschickt. Ich drehe mich weg, steige ins Auto ein und spüre lange seinen Blick im Nacken. Zwei Wochen später besuche ich ihn, massiere seine schlaffen Muskeln. Pagel spricht praktisch nichts. Alles, was er sagen will, drücke er mit einem kaum erkennbaren Zucken der Lider aus. Er vertiefe sich, verwandelt sich in den Mann, der er vor langer Zeit war, den aufrechten, schönen Edelmann, und ich wünsche mir, ich könnte neben ihm einschlafen, wieder aufwachen und sähe genau diesen Ich-will-dir-die-Sterne-vom-Himmel-holen-Blick auf mich gerichtet, wenn ich die Augen öffne.

***

„Sie is wech, die Streichlerin!“, sagt der Hohenegger.
„Ne, ne, die kommt wieder“, antwortet Pagel.
„Woher weeste ded denn?“
„Die Vögelchen kommen im Frühjahr auch zurück.“
„Träumer!“
Pagel singt fröhlich: Ein Vogel wollte Hochzeit machen in dem grünen Walde. Fidirallala, fidirallala, fidirallalalala.


***​

Ich bin wie eine Hure, verkaufe mein Herz, versklave meine Seele stundenweise. Wenn ich den Pagel, den Ex-Minister, die anderen besuche, das Geld im Umschlag bereitliegt, stecke ich alles, was ich habe, meine ganze Energie, in meine Finger und Hände, vergesse die welken Körper, die sich vor mir ausstrecken, will aus den Hüllen das Schöne herauslocken, das verborgene Kind.

Ich träume vom Küssen, von einer Zitterzunge, die meinen Mund füllt, über meinen Hals streicht, mich aus der Schneckenhülle befreit, mich lockt, mich fordert. Wenn es dann so weit ist, wenn ich einen finde, krieche ich wieder zurück, traue mich nicht, auch wenn ich es immer wieder probiere. Stattdessen rieche ich an ihnen, stecke meine Nase in ihren speziellen Duft, um ihn für immer bei mir zu tragen und gebe ihnen nichts außer der klaffenden, pochenden Öffnung zwischen meinen Beinen. So war es auch mit Max. Er umschlich mich wie eine Katze, die darauf wartet, dass ein Mäuschen aus dem Bau huscht, trank Bier, spielte auf der Gitarre irgendwelches Flamenco-Zupf-Zeugs und roch nach Quitten, Seealgen und dem Moos des Waldes. Manchmal lächelte er mich an und ich wagte einen kurzen Blick in seine Augen.


***​

Der Max steht total auf die Nina. Und sie auf ihn, obwohl sie sich zurückhält, die Schüchterne gibt. Ihr Verhalten verrät sie. Da kann sie nichts gegen machen. Diese dahingeworfenen Blicke, die beiläufig und abschätzend wirken sollen und über seinen Hintern und die Muskeln geilen. Manchmal läuft sie an ihm vorbei, wirft den Kopf zurück, drückt das Kreuz durch, damit sie noch größer wirkt, tänzelt mit ihren langen Beinen, zeigt alles, was sie hat und genießt seine Blicke. Manchmal hat sie diesen Tunnelblick, wie eine Autistin, die sich für gar nichts interessiert, völlig in sich selbst gefangen ist. Besonders wenn sie schwimmen geht, das Wasser aufspritzen lässt, sich richtig verausgabt, aus dem Wasser steigt, ein verzücktes Lächeln aufzieht, sich klein macht, als sie zu ihrem Zimmer geht. Außerdem widerspricht sie sich dauernd.
„Rike, du bist dumm! Eine Beziehung ist komplett oldschool. Ich will feiern, frei sein und ficken, wen ich will“, sagt sie zu mir.
Wenn ich ihr dann erzähle, dass ich mir einen guten, treuen Mann, Familie, Kinder und ewiges Glück wünsche, fängt sie an zu träumen, komplett romantisch, so Romeo-und-Julia-mäßig.
„Man muss verschmelzen können mit dem Liebsten, alles andere ist sinnlos.“
Ich setze einen Käsekuchen plus eine Flasche Secco darauf, dass sie was mit Max anfängt. Sie schlägt ein.


***​

Tagelang streifen wir uns, füllen die Luft mit unseren Sehnsüchten. Ich zerfließe an den Glanzblicken seiner grüngesprenkelten Augen, stelle mir vor, wie Max auf dem Bauch liegt, die Beine eng beisammen, die Wadenmuskeln schimmern durch und der Hintern wölbt sich obszön, sodass ich reinbeißen und das Fleisch schmecken möchte. Ich lege mich auf ihn, reibe mich an ihm. Zwischen uns bloß ein zarter Schweißfilm.

Max drückt mir eine Bierflasche in die Hand. Die Flasche Wein, die ich mir für den Abend extra gekauft habe, vereinsamt in meinem Zimmer. Es läuft mit Max ganz anders, schlichter, realer, enttäuschender. Er riecht nach Nivea-Creme. Sein Körper fühlt sich haarlos, fein, ein wenig schwabbelig an. Ich entere seine Mundhöhle mit meiner Sehnsuchtszunge, pelle ihn aus den Kleidern, lasse mir Zeit, lege beide Hände auf den Rundhintern, spreize die Finger und freue mich über den Sekundenabdruck, der sich augenblicklich bildet. Danach berühre ich ihn nicht mehr. Sein Schwanz gleicht einem zu dick geratenen Bleistift, gerade an ihm abstehend, pulsiert und drückt sich an meinen Bauchnabel. Er gleitet in mich, keucht. Ich schreie, werfe mich ihm entgegen und komme, noch bevor er sein Lavazeug in den Gummi spritzt. Die aufgestaute Sehnsucht ergießt sich, ein Lustballon, aus dem die Luft entweicht. Ich unterdrücke die Tränen der Enttäuschung und beschließe, am Morgen längs durch den See zu schwimmen.

***​

Eine ganze Woche lang habe ich ein Bier nach dem anderen getrunken, auf der Gitarre geklimpert und wegen Nina darauf verzichtet, die Urlauberinnen anzugrinsen. Dann hält sie es selbst nicht mehr aus. Am letzten Abend, bevor wir alle weiterziehen, quatscht sie davon, dass sie lieber Wein trinkt, will das Bier nicht nehmen, das ich ihr reiche, bis ich beschließe, schlafen zu gehen. Keine zehn Minuten später öffnet sie meine Tür, lässt den Bademantel fallen und kommt mir entgegen, völlig nackt, sagt gar nichts, zieht mich aus, rollt sogar die Socken runter, berührt mich überhaupt nicht, steckt mir die Zunge bis zum Gaumen in den Mund, packt meinen Schwanz und versenkt ihn. Ich mach sie richtig fett weg, genieße es, weil sich ihre Muschi wie eine warme Höhle anfühlt, wie Heimat. Sie seufzt, schreit und murmelt ununterbrochen, streckt mir ihr Becken, ihren Hintern entgegen. Ich verstehe nicht, was sie flüstert. Fickausdrücke sind es nicht, klingt nach Namen, nach Orten. Dass ich in ihr bleibe, bis das schwarze Kondom knistert, verwirrt mich total, aber ich kann nicht anders, will mich gemütlich einrichten, bis ich wieder Lust bekomme. Ich nehme ihre Hand, streichle ihre dünnen Finger. Sie reagiert nicht, steckt die Nase in meine Achselhöhle, schaut aus dem Fenster und flüstert was von den Sternen. Nach einer Weile schiebt sie den Schwanz aus sich heraus, wischt ihn mit dem Bettlaken ab, ganz sorgfältig, zieht die Vorhaut zurück, tastet über das das rosa Fleisch, die Adern, die unter der Haut hervortreten. Sie hält ihn, spielt mit ihm, zögert, als wolle sie ihn doch noch in den Mund nehmen, und streift ein Kondom drüber. Dabei schaut sie mich unentwegt an, ohne etwas zu sagen, und setzt sich auf mich, bestimmt den Rhythmus. Danach schläft sie ein, kuschelt sich eng an mich und ich wünsche mir, dass wir morgen Hand in Hand am See spazieren gehen. Nina bleibt nicht bei mir. Als ich aufwache, ist sie verschwunden und mein Lieblingspullover fehlt, ein scheißteures Kaschmir-Ralph-Lauren-Teil. Keine Ahnung, was mit Nina los ist. Ich meine, die ist echt gestört.


***

Am Morgen gleite ich in den Nebelsee. Max schläft. Tau perlt auf den Gräsern. Ich schwimme langsam, belausche das Gurgeln, das ich erzeuge, und spüre mit jedem Armzug, mit jedem Beinschlag die Wellen, die sich bilden, weil ich das Wasser bedränge.
Ich fröstle, als ich zum Ufer zurückkehre und mich schüttle. Ein älteres Pärchen kommt mir Hand in Hand entgegen. Ein Ich-bin-ein stolzer-Bierbauchpapa tobt mit seinen Kindern auf einer Luftmatratze. Zwei Hängebusenfrauen sitzen auf dem Steg und schnattern über schwarze Kondome. Drei Jungs mit Taucherbrille und Schnorchel suchen Gold im wirbelnden Sandgrund. Ein Mann, der wie eine Insel im Wasser steht, glotzt mir nach. Ich denke an Ivo, schreibe ihm eine Nachricht.


***​

Sie hat sich gemeldet, nach ganzen zwei Jahren. Ich dachte, sie hat mich längst vergessen und den Jugo-Kroaten, den Halbkanaken Ivo, gegen was Besseres, eingetauscht, gegen einen Max oder Paul wahrscheinlich. Sie will mir den Pullover wiedergeben, den sie mir geklaut hat, der mich an Zagreb, an den Laden in der Nähe unserer Wohnung erinnert, an die Johannisbeeraugen meiner Mutter, die ihn mir schenkte, damit ich es im Westen warm habe. Wir könnten uns in Genf treffen, textet sie. Sie habe die Berge satt, den Jura, die Residenzen für alte Leute, die eiskalten Seen und müsse in die Stadt. Ich will sie wiedersehen, das steht fest. Allein, um zu erfahren, was das war zwischen uns. Dabei lässt sich Nina irgendwie mit einem Eisberg vergleichen, jahrtausendealtes gefrorenes Gletschereis, zum größten Teil unter der Oberfläche verborgen. Und das, was aus dem Wasser herausragt, zerschmilzt in der Sonne. Ein rätselhaftes Wesen, das sich von anderen ernährt, groß, skinny, ellenlange Beine, A-Cup, schimmernde Augen, die pausenlos umherirrten.
Wir kamen einander bei unserem ersten Treffen zaghaft, richtig behutsam näher. Während der Bergtour, eine Woche zwischen La Dole, Dent de Vauilon und Grand Colombie, spürte ich ihren Blick ständig, viel intensiver, als ein Teilnehmer normalerweise zum Bergführer schaut, so sehr, dass es die anderen bemerkten. Ein Deutscher, Klaus, sprach mich darauf an und ich nickte, lächelte und ging weiter. Wir hörten die Rufe der Eulen, Bussarde, Wölfe, trafen auf Gämsen und Böcke, rochen das Gebirgsgras, die Kräuter und Blumen, die dazwischen wuchsen. Am zweiten Tag der Tour liefen Nina und ich nebeneinander. Ich zeigte ihr die Vegetation und die Spuren der Tiere, die unseren Pfad kreuzten, erzählte ihr von den Schakalen in meiner steinigen Heimat, von den Römervillen und den alten Leuten in den Dörfern, die vor ihren Häusern saßen und darauf warteten, dass ein Auto vorbeifuhr oder ein Nachbar sie besuchte. Sie hörte zu, wedelte mit den Armen, streifte mich, bis sie selbst etwas sagte. Nina klang wie ein fröhlicher Bergbach. Sie sprach über Kinderferien am Meer, in den Bergen, über Skifahren und Reiten und eine unbeschwerte Kindheit im selben Ton wie über das Heim, in dem sie lebte, nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Bären sahen wir nicht, obwohl Nina fest daran glaubte, dass sie einem begegnen würde. Ich sagte ihr, dass wir Schakale hören würden, sobald die Nachtstille sich über das Tal legt. Neben der Hütte, in der wir übernachteten, verlief ein Bergkamm. Wir beschlossen, um Mitternacht loszuziehen. Ich zog die Thermojacke an und lieh ihr meinen dicken Pullover. Wir setzten uns auf einen Felsbrocken und warteten, lauschten in die Dunkelheit, schwiegen, weil wir das Wild nicht vertreiben wollten. Irgendwann nahm sie meine Hand, drückte sie fest. Später flüsterten wir, erzählten uns Geschichten, alles, was uns gerade einfiel. Wir kicherten und tranken von dem Whiskey, den ich in den Flachmann gefüllt hatte. Wir haben die Bären und Schakale verpasst. Ich küsste sie, bevor sie zu ihrem Schlafsack trottete, der weit entfernt von meinem ausgebreitet war, und nahm ihre Lippen mit in den Schlaf. Die Spannung, die seit dieser Nacht zwischen uns knisterte, entlud sich erst, als wir wieder in Genf ankamen. Sie stieg zu mir ins Auto. Wir fuhren zu dem Mietshaus, in dem ich wohne, nahmen den Aufzug in den achten Stock, ohne uns anzusehen oder zu berühren. Die Tür schloss sich hinter uns. Wir schliefen keine einzige Minute in dieser Nacht. Sie schaute mich mit ihren riesendunkelblauen Augen an, küsste meine Ohren, hielt krampfhaft meine Hand, wollte mich nicht loslassen und konnte es kaum fassen, dass ich aufstehe, um ohne sie zur Toilette zu gehen. Dennoch war sie am nächsten Tag weg. Die Erinnerung an ihren Geschmack, ihren Geruch schlummert seither in mir, eintätowiert und verborgen.

***​
Ich fliege in den Wald, raus und weg von allem, knirsche barfuß über Äste und Laub. Die Erinnerungen wachen über das Mondgeheul meiner Gedanken. Ich schreite der Sonnennacht entgegen, beobachte die Eichhörnchen, wie sie sich in den Wipfeln einen Unterschlupf bauen, atme die Luft ein und werde zu Ivo fahren, auf dem kürzesten Weg. Pagel besuche ich im Frühjahr, wenn die Vögel fröhlich singen.

 

Hallo Isegrims,
nur eine erste kurze Rückmeldung.

Du bist verrückt. Echt und voll und ganz verrückt. Ich weiß noch gar nicht, was das genau ist, ein Parforceritt der Romanterotik? Keine Ahnung, was und wie es zusammengehört, und bestimmt kann oder sollte man an Stellen noch was ändern, aber wen juckt das im Augenblick, du sprachgewaltiger Kerl? Das ist mir grad mal völlig wurscht.
Ich habs genossen und dabei mein wunderbares Honigbrötchen vergessen. Der Honig klebt jetzt auf meinem T-Shirt und ich bin noch nicht mal sauer darüber. So sprachbesoffen hast du mich gemacht und so ein wunderbar leidenschaftlicher Ausflug war das.
Bis demnächst, wenn ich wieder nüchtern bin.
LG Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Interessant, diese Copywrite-Texte. Man hat quasi eine Vorgabe in Form einer Geschichte und dann soll man was eigenes Abgeändertes draus machen? Und dann sollte man ja im Idealfall noch Anmerkungen und Kommentare beachten? Klingt für mich so, als würde man von zwei Seiten eingequetscht werden:).

Aber o.k. Ich hab die Ursprungsgeschichte(n?) nicht gelesen, sondern nur diese hier. Hier meine ungeordneten Gedanken dazu:

Was nehm ich für mich mit? Diese Geschichte hat etwas Olfaktorisches an sich. Das mag ich ganz gern, könnte man vielleicht noch einen Tick ausbauen.
Die beiden letzten Absätze haben mir am meisten gefallen.
Beim ersten Absatz hatte ich allerdings meine Schwierigkeiten. Pagel ist ein schwieriger Name für mich. Ist er deutsch? Englisch? Weiblich? Männlich? Das wurde für mich zuerst nicht klar. Anscheinend ist er männlich. Du schreibst: "Wenn ich sie anfasse." Da wurde ich irregeführt, ich glaubte da nämlich sicher entscheiden zu können, dass Pagel weiblich ist.

Die Dialoge stehen komplett für sich. Ich hab zwar noch einen Kater von gestern, aber ich glaub, auch im nüchternen Zustand hätte ich da nicht locker drüberlesen können. Ich musste zu sehr darauf aufpassen, die Redenden unterscheiden zu können. Ich würde also den Dialog noch einbetten in kleine Hilfestellungen, nur ein bisschen. Wer spricht? Was ist mit der Gestik? Von der Umgebung wird gar nichts vertellt...aber vielleicht liegt das auch an der Ursprungsgeschichte. Irgendwas wirst du dir dabei aber gedacht haben, von daher nur mein Eindruck.

Was ich gut fand, war der Berliner Akzent. Den konnt ich glatt heraushören und hab spontan wieder Lust bekommen, in die Metropole zu fahren. In diesem ersten Dialog, zweitletzte Zeile hast du "habe" geschrieben, wo ich eher "hab" geschrieben hätte. Naja, vielleicht ein bisschen kleinlich:).

Genau, an einer Stelle, achter Absatz, hast du geschrieben: "Ich unterdrücke die Tränen der Enttäuschung", obwohl sie nach meinem Verständnis vorher doch auf ihre Kosten gekommen ist. Vielleicht bin ich da mental zu einfach gestrickt, aber ich dachte mir: Wieso?

Du wechselt ja von Person zu Person im Laufe des Textes, da musste ich erst mal dahinterkommen. Auch hier ist es vielleicht der Vorlage geschuldet. Aber Probleme waren da, herauszufinden, wer jetzt spricht, handelt und ob der jetzt eigentlich männlich oder weiblich ist.

Im letzten Absatz wechselst du ja sogar die chronologische Reihenfolge. Der letzte Absatz spielt zeitlich vor dem Zweitletzten, oder? Hui, weiß nicht:). Gewagt. Also der Text verlangt schon, dass der Leser mitdenkt. Muss nicht bei allen auf Zustimmung stoßen.

Am besten fand ich den zweitletzten Absatz, weil hier eine Szene schön (vergleichsweise) breit und detailreich ausgebreitet wurde. Daran konnt ich mich festhalten. Schöne Sache.
(Edit: Wobei ich jetzt, also ein paar Minuten später, denke, dass der Absatz im Vergleich zu den anderen Absätzen dadurch dann wieder langweilig ist. Ach, ich weiß nicht, jetzt möchte ich auf einmal die Absätze davor jedenfalls auch nicht mehr missen.)

Fazit trotz allem: Unbestritten gut geschrieben, auch das Thema selbst find ich gut und unterhaltend, weil du hier einen Boden betrittst, der nach meiner Erfahrung immer mit ner Menge Eierschalen ausgelegt ist (siehe Schlagwörter: Erotik, Romantik).

 
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Interessant, diese Copywrite-Texte. Man hat quasi eine Vorgabe in Form einer Geschichte und dann soll man was eigenes Abgeändertes draus machen? Und dann sollte man ja im Idealfall noch Anmerkungen und Kommentare beachten? Klingt für mich so, als würde man von zwei Seiten eingequetscht werden:).
Hallo Kayoshi, ich nehme auch zum ersten Mal teil, so viel aber weiß ich wohl: Die Kommentare kannst du getrost in der Pfeife rauchen. :) Es gilt die Ursprungsgeschichte und deine persönliche Abänderung. Und das ist relativ freizügig gemeint. Und nicht einquetschungsmäßig. Weder Stil noch Kommentare oder gar Kritiken an der Geschichte spielen eine Rolle bei deiner Umsetzung, sondern nur die Geschichte selbst. Der Copywriter kann zwischen diversen Geschichten mischen. Es hat sogar schon Fortsetzungsgeschichten gegeben.
Beim nächsten Mal bist du einfach dabei. :)

Beim ersten Absatz hatte ich allerdings meine Schwierigkeiten. Pagel ist ein schwieriger Name für mich. Ist er deutsch? Englisch? Weiblich? Männlich? Das wurde für mich zuerst nicht klar. Anscheinend ist er männlich. Du schreibst: "Wenn ich sie anfasse." Da wurde ich irregeführt, ich glaubte da nämlich sicher entscheiden zu können, dass Pagel weiblich ist.
Pagel ist eindeutig männlich. Hat der Ise auch geschrieben. Gleich im ersten Satz. Ich hatte dennoch denselben Holperer.
Das liegt hier dran:
Obwohl er ein wankender, knorriger Ast mit Furchengesicht ist und nach vertrockneten Christbaumnadeln und Rasiercreme riecht, fühlt sich Pagel babyweich an, nicht überall, aber an der Stelle oberhalb der Achseln, am Ansatz der Arme. Wenn ich sie anfasse, sie bestreiche, als wolle ich ein Butterbrot schmieren, schwebe ich wie ein Luftkissen über einen wellenlosen See.
Isegrims hat einen völlig korrekten grammatikalischen Bezug hergestellt. Die Icherzählerin fasst sie an = die Stelle oberhalb der Achseln, die im Satz davor genannt ist. Wie gesagt, der Bezug ist genau richtig und gehört grammatikalisch so. Der Leser aber hat durch die sehr gewichtige und blumige Beschreibung von Pagel nur den Mann im Kopf und denkt Pagelpagelpagel. Dadurch wupperts. Manchmal ist korrekte Grammatik einfach scheiße. :) Ich würde statt "sie" einfach "dort" schreiben. Dann dürfte das Missverständnis nicht auftreten.

 

"Under der linden / an der heide,
dâ unser zweier bette was, / Dâ muget ir vinden
schône beide / gebrochen bluomen unde gras.
Vor dem walde in einem tal, / tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.

Ich kam gegangen / zuo der ouwe:
dô was mîn friedel komen ê. / Dâ wart ich empfangen,
hêre frouwe, / daz ich bin saelic iemer mê.
Kuster mich? wol tûsentstunt:/ tandaradei,
seht wie rôt mir ist der munt.

...."​


Mein J, Walther und ich, nein, nicht lese ich
Fidirallala, fidirallala, fidirallalalala
sondern "friderallala, vridellallala" - und alles ohne Urbock, Pils oder Schwarzbier,

liebe Isa,

und darum erst mal nur kleine Korrekturen - Du weißt, dat bissgen Haushalt, Getränke besorgen, wenn auch nicht aus Dormund, etc. - aber auch eine kleine Abschweifung vorweg, dass mir noch nie so deutlich wurde, dass ein Stück lebendigen Fleisches auch "Heimat" (ahd. heim(u)oti / mhd. heim(u)ot(e), wobei die Endung nix mit "muot" - "Mut" - zu tun hat, sondern näher bei der Armut, dem Kleinod und dem Monat liegt, sollte man mal drüber nachdenken) bedeuten kann und der Elende (= ohne Land, der Heimatlose) richtig arm dran ist.

Aber itzio halt kurz und fündig, minimalst, die Benachrichtigungen lauern auch

... und er ein[en] Luftzug des Fliederparfüms, das ihn umwölkte, zu mir herüberschickte.
Er vertiefte sich, verwandelte sich in den Mann, der er vor langer Zeit war, den aufrechten, schönen Edelmann[,] und ich wünschte mir, ich ...

Bis nachher mal

Het windje

 
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Guten Morgen Novak

Ich habs genossen und dabei mein wunderbares Honigbrötchen vergessen. Der Honig klebt jetzt auf meinem T-Shirt und ich bin noch nicht mal sauer darüber.
Also da kenn ich ein altes Frankfurter Fleckenentfernungsrezept. Goethesenf mit Handkäs mischen (2:3), dann in verschlossenem Raum etwa zwei Stunden ziehen lassen. Den Fleck damit bestreichen.
Na ja, du kannst es auch einfach in die Waschmaschine stecken:D

Dein Kommentar, was soll ich sagen, den wie einen goldenen Oktobertag in mich gleiten.

Ich weiß noch gar nicht, was das genau ist, ein Parforceritt der Romanterotik?

So sprachbesoffen hast du mich gemacht und so ein wunderbar leidenschaftlicher Ausflug war das.

Dankeschön und viele liebe Grüße, Novak
isegrims

 
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Hey Isegrims,

und vielen Dank für dieses wunderschöne Geschenk! Okay, ich bin alles andere als objektiv, meine Leseeindrücke mögen durch meine Nähe zu den Figuren andere sein, als die der "neutralen" Leser, aber ich mag diesen Text. Bis auf die Dialoge, die sind grottig. Na gut, ist vielleicht zu hart, ich finde sie jedenfalls nicht gelungen.

Seufzer kriechen in meine Ohren, als wolle er seine Seele zum Himmel schicken. Manchmal muss ich die Tränen zurückhalten, so viel Glück strömt dann zu mir.

Das ist so schön. So viel Wärme ...

Er vertiefte sich, verwandelte sich in den Mann, der er vor langer Zeit war, den aufrechten, schönen Edelmann und ich wünschte mir, ich könnte neben ihm einschlafen, wieder aufwachen und sähe genau diesen Ich-will-dir- die-Sterne-vom-Himmel-holen-Blick auf mich gerichtet, wenn ich die Augen öffne.

Das finde ich im zweiten Lesedurchgang einen ziemlich bemerkenswerten Satz. Klar, beim ersten Mal fiel er auch schon auf, verlor sich aber zum Ende hin in den neuen Eindrücken, den neuen Erkenntnissen zur Protagonisten, und beim wiederholten Lesen, da ploppt er wieder auf und setzt alles, was jetzt kommt, in ein ganz anderes Licht.

„O je, du Träumer. Ded glob ick nich.“
„Warum soll ich nicht träumen? Mehr bleibt uns hier nicht, oder?“ und singt fröhlich. Ein Vogel wollte Hochzeit machen in dem grünen Walde. Fidirallala, fidirallala, fidirallalalala. Die Drossel war der Bräutigam, die Amsel war die Braute. Der Sperber, der Sperber, der war der Hochzeitswerber.Der Stare, der Stare, der flocht der Braut die Haare. Die Gänse und die Anten,die war’n die Musikanten.
„Und wenn se eener wechjeholt hat?“
„Nein, kann nicht sein. Sie ist in den Wald gelaufen, habe ich gehört, mehr nicht.“
„Hm. Wir werden sehen. Ick hol mal die Karten, wa?“

Ich finde das zwar schön, dass Du das Volksliedsingen mit aufgenommen hast, aber ganz ehrlich, alles was da jetzt im Zitat steht, könnte ganz getrost weg.


Ich bin wie eine Hure, verkaufe mein Herz, versklave meine Seele stundenweise. Wenn ich den Pagel, den Ex-Minister, die anderen besuche, das Geld im Umschlag bereit liegt, stecke ich alles, was ich habe, meine ganze Energie, in meine Finger und Hände, vergesse die welken Körper, die sich vor mir ausstrecken, will aus den Hüllen das Schöne herauslocken, das verborgene Kind.

Ja. Die Alten sind nicht gefährlich. Die können ihr nicht das Herz brechen. Sie erfüllt Sehnsüchte, die Männer sind ihr dankbar. Punkt. Ende. Aus. Sie kann Kommen und Gehen wie es ihr beliebt. Keine Verpflichtungen.


„Du stehst auf Max, “ sagt Rike.
„Ne, kann man so nicht sagen. Klar, geil sieht er schon aus.“
„Und?“
„Was, und? Ich will das Leben feiern, frei sein und ficken, wen ich will, mehr nicht.“
„Krass! Nie an eine Beziehung gedacht?“
„Haha, ist ewig her. Beziehung ist oldschool.“
„Findest du? Ist schon was Kuschliges. Klar, man gewöhnt sich dran, aber man weiß auch, was man hat, wenn‘s der richtige ist, ein guter, treuer Kerl.“
„Oh Mann, klingt nach Familie, Kinder und ewigem Glück.“
„Was dagegen?“
„Ne. Man müsste verschmelzen können mit dem Liebsten, davon träume ich.“
„Das ist jetzt echt romantisch, so Romeo-und-Julia-mäßig.“
„Ich könnte es nur so.“
„Du wartest auf einen Prinzen, haha.“
„Ne, ne, auf das Schicksal.“
„Jede Wette, dass du was mit Max anfängst.“
„Hm. Mal sehen. Na und?“
„Ich setze einen Käsekuchen plus eine Flasche Secco, dass es passiert.“
„Okay, gilt.“

Ab davon, dass das für mich nicht wirklich nach einem authentischen Gerede unter Mädels klingt, worum wetten die eigentlich? Für mich sieht es so aus, als wenn beide davon ausgehen, da läuft noch was mit Max. Für mich gibt es kein "dafür" und "dagegen".

Ich träume vom Küssen, von einer Zitterzunge, die meinen Mund füllt, über meinen Hals streicht, mich aus der Schneckenhülle befreit, mich lockt, mich fordert. Wenn es dann so weit ist, wenn ich einen finde, krieche ich wieder zurück, traue mich nicht, auch wenn ich es immer wieder probiere. Stattdessen rieche ich an ihnen, stecke meine Nase in ihren speziellen Duft, um ihn für immer bei mir zu tragen und gebe ihnen nichts außer der klaffenden, pochenden Öffnung zwischen meinen Beinen. So war es auch mit Max.

Ja, irgendwie macht sie da dicht. Sie hat Sehnsucht, will körperliche Nähe, aber alles was danach kommt, was mit der Nähe kommen könnte, davor hat sie Angst. Im Gegensatz zu den Alten. Da gibt es kein danach. Da ist alles hübsch sauber durch die Umschläge vertraglich abgemacht.

... spielte auf der Gitarre irgendwelches Flamenco-Zupf-Zeugs und roch nach Quitten, Seealgen und dem Moos des Waldes.

Schön.

Es läuft mit Max ganz anders, schlichter, realer, enttäuschender. Er riecht nach Nivea-Creme.

Sehr, sehr schön. All die Düfte von dem Versprechen, werden zu Discounterrealität. Super Bild, sagt so viel.

Sein Körper fühlt sich haarlos, fein, ein wenig schwabbelig an. Ich entere seine Mundhöhle mit meiner Sehnsuchtszunge, pelle ihn aus den Kleidern, lasse mir Zeit, lege beide Hände auf den Rundhintern, spreize die Finger und freue mich über den Sekundenabdruck, der sich augenblicklich bildet. Danach berühre ich ihn nicht mehr. Sein Schwanz gleicht einem zu dick geratenen Bleistift, gerade an ihm abstehend, pulsiert und drückt sich an meinen Bauchnabel. Er gleitet in mich, keucht. Ich schreie, werfe mich ihm entgegen und komme, noch bevor er sein Lavazeug in den Gummi spritzt. Die aufgestaute Sehnsucht ergießt sich, ein Lustballon, aus dem die Luft entweicht. Ich unterdrücke die Tränen der Enttäuschung und beschließe, am Morgen längs durch den See zu schwimmen.

Das klingt hart nach Männerphantasie, irgendwie. Sie nimmt mich, alles beschränkt sich auf den Akt als solches, mehr Dusel braucht's eigentlich auch nicht. Das ist hart und begehrlich zugleich. Da schwingt etwas mit, was man so nicht erwartet, nicht dem "normalen" Muster entspricht. Das ist neu und aufregend. Anders halt. Jetzt könnte man Nina eine Masche unterstellen, funktioniert, bin ich mir sicher, sich mal eben einen Mann nehmen, lassen sich Männer zu gern gefallen.

Keine zehn Minuten später, öffnet sie meine Tür, lässt den Bademantel fallen und kommt mir entgegen, völlig nackt, sagt gar nichts, zieht mich aus, rollt sogar die Socken runter, berührt mich überhaupt nicht, steckt mir die Zunge bis zum Gaumen in den Mund, packt meinen Schwanz und versenkt ihn. Ich mach sie richtig fett weg, genieße es, weil sich ihre Muschi wie eine warme Höhle anfühlt, wie Heimat. Sie seufzt, schreit und murmelt ununterbrochen, streckt mir ihr Becken, ihren Hintern entgegen.

Sag ja, diese Phantasie gefällt den Männern ;).

Danach schläft sie ein, kuschelt sich eng an mich und ich wünsche mir, dass wir Morgen Hand in Hand am See spazieren gehen. Nina bleibt nicht bei mir. Als ich aufwache, ist sie verschwunden und mein Lieblingspullover fehlt, ein scheißteures Kaschmir-Ralph-Lauren-Teil. Keine Ahnung, was mit Nina los ist. Ich meine, die ist echt gestört.

Ja, wenn das am nächsten Tag so läuft, dann kann man sich schon mal benutzt fühlen. Scheiß Gefühl. Ich kann Max seine Verärgerung gut nachvollziehen.

Ich denke an Ivo, schreibe ihm eine Nachricht.

Oh, ha. Jetzt kommt also wer ins Spiel, der all den Schaden angerichtet hat. Der Deckel auf Ivo ist also noch nicht drauf, der klappert fröhlich in ihr umher und stiftet Unruhe.

Den Ivo-Absatz habe ich ja sehr, sehr gern.

Allein um zu erfahren, was das war zwischen uns.

Glaube ich sofort. Also erging es ihm damals nicht anders, als Max heute.

Und das, was aus dem Wasser herausragt, zerschmilzt in der Sonne. Ein rätselhaftes Wesen, das sich von anderen ernährt, groß, skinny, ellenlange Beine, A-Cup, schimmernde Augen, die pausenlos umherirrten.

So, wie ich Nina bisher im Text erlebt und wahrgenommen habe, trifft es diese Beschreibung ganz gut.

Bären sahen wir nicht, obwohl Nina fest daran glaubte, dass sie einem begegnen würde.

Anleihe aus einem dritten Text, oder Zufall?

Wir schliefen keine einzige Minute in dieser Nacht. Sie schaute mich mit ihren riesendunkelblauen Augen an, küsste meine Ohren, hielt krampfhaft meine Hand, wollte mich nicht loslassen und konnte es kaum fassen, dass ich aufstehe, um ohne sie zur Toilette zu gehen. Dennoch war sie am nächsten Tag weg. Die Erinnerung an ihren Geschmack, ihren Geruch schlummert seither in mir, eintätowiert und verborgen.

Und doch geht sie. Ich weiß nicht, ob Du mein Thema mit übernommen hast, könnte sein, muss nicht. Nina ist auf jeden Fall die ambivalente Figur, das macht sie spannend für mich als Leser. Man wird aus ihr nicht schlau, der Leser nicht, die Männer, auf die Nina in der Geschichte trifft, nicht. Aber mich stört das jetzt nicht, warum sie sich so verhält, was da los ist, ich nehme es der Geschichte voll und ganz ab, dass Nina eben so ist wie sie ist, es ihr Geheimnis bleibt, was sie treibt und hemmt.

... und werde zu Ivo fahren, auf dem kürzesten Weg. Pagel besuche ich im Frühjahr, wenn die Vögel fröhlich singen.

Im vorletzten Satz schwingt eine Hoffnung auf ein Happy End für Nina mit. Der letzte Satz macht es wieder zu nichte. Ich mag es ;).

Soweit zu meinen Leseeindrücken, meiner Figurenwahrnehmung. Ich mag das "schwebende" in der Geschichte sehr. Aber ich ticke da auch recht speziell.

Beste Grüße und sehr gern gelesen,
Fliege

PS: Bisschen ist der Text wie ein Roadmovie durch die Betten. Finde ich übrigens sehr cool, so als Ansatz :D

 

Liebe maria.meerhaba ich weiß nicht, vielleicht fühle ich mich meiner Begeisterung wegen ein bisschen verantwortlich für diesen Text. Nimms mir nicht übel, Isegrims wenn ich aus meiner Sicht einfach mal was zu den perspektivwechseln antworte, ohne natürlich dir etwas vorweg nehmen zu wollen.

Liebe Maria, du störst dich an den Perspektivwechseln, ich fand, die passten sehr gut zu der Geschichte. Ist natürlich immer eine Entscheidung, ob man in ein- und derselben Perspektive bleiben will. Hie verstehe ich das so, dass jede Perspektive auf Nina eine neue Facette bildet zu dem Charakter, der Nina ist. Wie so ein Kaleidoskop, in der immer wieder neue Farben oder Muster auftauchen. Die verschiedenen Sprachebenen spiegeln Innen- und Außenwelt wider. Ihre eigene Innensicht. Ihre Außensicht. Und die Sicht anderer auf sie.
Ja, Isegrims, deine Experimente lohnen sich doch, auch wenn du sie mit viel Schweiß bezahlen musstest. :)
Ganz tief innen ist Nina voller Leidenschaft und Romantik, sie will Glück schenken - anderen Körpern, anderen Seelen, egal, wie alt sie sein mögen. Und daher gehört die Streichlerin mit dazu, denn ein alter Körper schreckt sie nicht, sie sieht das Kind in ihm. Die Schönheit.
Und gleichzeitig ist sie ein abgeklärter Teeny, der sich unerschrocken distanziert gibt, der so tut, als sei die Liebe oldschool und dabei will sie nichts weiter als das Ideal der Liebe: in der Liebe mit dem Liebsten zu verschmelzen. Mann, was seid ihr Kerle nur für abgebrühte Romantiker. ich würd gern wissen, was offshore von dieser Geschichte hält.
Mit Max jedenfalls ging das nicht, dieses Ideal, wenn auch nur kurz, zu leben. Ihre Versuche, Nähe zu ihm zu bekommen, wirken auf ihn bizarr, gestört. Und klar, das kann ich mir auch vorstellen, dass so ein armer Bier trinkender Max sich von all dem Haptischen, Sinnlichen, Olfaktorischen. Aber auch das gehört dazu zu dem Nina-Kaleidoskop.
Ihre Suche, ihre Liebesfahrt führt sie zurück zu Ivo. Ihrer großen Liebe. Und klar, so wie der beschrieben ist, so ein einsamer Wolf, der andere durch die Berge führt, kann man das verstehen. ich fand es aber auch ganz schön, dass sie dennoch den alten Pagel nicht vergessen will.
Lieben Gruß noch mal.
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,

das also ist deine Nina. Einerseits ist sie eine Streichlerin,

Ich bin wie eine Hure, verkaufe mein Herz, versklave meine Seele stundenweise.

eine Prostituierte, die gegen Bezahlung zu alten Männern ins Altenheim geht und ihnen hilft, mit ihren immer noch vorhandenen sexuellen Bedürfnissen fertig zu werden, andererseits ist sie aber auch viel mehr.

stecke ich alles, was ich habe, meine ganze Energie, in meine Finger und Hände, vergesse die welken Körper, die sich vor mir ausstrecken, will aus den Hüllen das Schöne herauslocken, das verborgene Kind.

Und so wird der alte Pagel wieder zum

aufrechten, schönen Edelmann

von dem sie sich wünscht:

ich könnte neben ihm einschlafen, wieder aufwachen und sähe genau diesen Ich-will-dir- die-Sterne-vom-Himmel-holen-Blick auf mich gerichtet, wenn ich die Augen öffne.

Später wird Pagel ein Kinderlied singen und sagen, dass Nina wie die Vögelchen im Herbst wegfliege und im Frühjahr zurückkomme.

Damit endet (bis auf die Erwähnung im Schlusssatz) das Copywrite der ‚Streichlerin’. Ich frage mich, warum du diese Geschichte mit aufgenommen hast. Denn, damit das einen Sinn ergibt, muss Nina eine besondere Qualität bekommen, darf sie ihre Dienstleistung nicht nur als solche betrachten, sondern muss völlig in ihrer Aufgabe aufgehen (s.o.). In diesem Berliner Altersheim gelingt ihr das, in den ‚Residenzen’ der reichen Alten macht es ihr wohl weniger Spaß:

Sie habe die Berge satt, den Jura, die Residenzen für alte Leute, die eiskalten Seen und müsse in die Stadt.

Isegrims, du merkst, ich komme mit der Pagel-Geschichte als ersten Akt deiner Nina-Geschichte nicht zurecht. Auch der Dialog mit dem Kinderlied ist ein Kleben an der Vorlage und transportiert eigentlich nur die Mitteilung, dass Nina wohl im Frühjahr wiederkommen werde. Ich würde ihn streichen und darüber nachdenken, ob es dieser Pagel-Facette Ninas eigentlich bedarf. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit der fiktiven Person lasse ich mal außen vor. Diese Tätigkeit Ninas passt für mein Empfinden überhaupt nicht zur übrigen Handlung und wird folgerichtig auch an keiner anderen Stelle von dir wieder thematisiert. Sprachlich – und da haben Maria und Novak völlig Recht – ist das allerdings einer der besten Teile deiner Geschichte.

Und wo wir schon mal dabei sind: Auch der zweite Dialog, der irgendwo im Nirgendwo angesiedelt ist, wirkt auf mich allzu konstruiert. Seine Aufgabe ist es, Max einzuführen und weitere Facetten Ninas zu zeigen:

„… Ich will das Leben feiern, frei sein und ficken, wen ich will, mehr nicht.“

„ (Beziehung) Ist schon was Kuschliges. Klar, man gewöhnt sich dran, aber man weiß auch, was man hat, wenn‘s der richtige ist, ein guter, treuer Kerl.“

Man müsste verschmelzen können mit dem Liebsten, davon träume ich.“

Äußerungen, die nicht unbedingt zueinander passen, aber am Ende dann doch die romantische Nina zeigen, die ja sogar in einem alten Mann den früheren ‚aufrechten und schönen Edelmann’ zu sehen vermag.

Und dann die Max-Nina:

Diese Nina sitzt in einem Schneckenhaus und möchte aus diesem befreit werden, kann es aber nicht, weil sie sich wieder zurückzieht, sich nicht traut.

… mich aus der Schneckenhülle befreit, mich lockt, mich fordert. Wenn es dann so weit ist, wenn ich einen finde, krieche ich wieder zurück, traue mich nicht, auch wenn ich es immer wieder probiere.
Das kommt der Nina der Vorlage sehr nahe.

Sie probiert es mit Max, obwohl ich nicht ganz nachvollziehen kann, warum ihre Wahl gerade auf ihn gefallen ist. Ich vermute, dass ihre Fantasie ihr auch hier half. Doch:

Es läuft mit Max ganz anders, schlichter, realer, enttäuschender.

An dieser Stelle habe ich mich gefragt: Anders als mit wem? Noch weiß ich ja nichts von Ivo. Und Pagel kann es ja nicht gewesen sein.

Er riecht nach Nivea-Creme. Sein Körper fühlt sich haarlos, fein, ein wenig schwabbelig an.

Es folgt eine ziemlich ausführlich beschriebene Sex-Szene, in der ich Nina so erlebe:

Ich entere seine Mundhöhle mit meiner Sehnsuchtszunge, pelle ihn aus den Kleidern, lasse mir Zeit, lege beide Hände auf den Rundhintern, spreize die Finger und freue mich über den Sekundenabdruck, der sich augenblicklich bildet. Danach berühre ich ihn nicht mehr. Sein Schwanz gleicht einem zu dick geratenen Bleistift, gerade an ihm abstehend, pulsiert und drückt sich an meinen Bauchnabel. Er gleitet in mich, keucht.

Keucht dieser zu dick geratene Bleistift? Über diesen Satz müsstest du überhaupt noch einmal nachdenken, denn auch die Verben ‚gleichen, abstehen, pulsieren, drücken, gleiten, keuchen’ können sich mMn nicht auf dasselbe Subjekt beziehen.

Ich schreie, werfe mich ihm entgegen und komme, noch bevor er sein Lavazeug in den Gummi spritzt. Die aufgestaute Sehnsucht ergießt sich, ein Lustballon, aus dem die Luft entweicht.

Nicht jedes Detail kann ich hier nachvollziehen: Wie wirft sie sich ihm entgegen, während sie doch schon vereint sind? Sei’s drum. Den ‚Lustballon’-Lacher finde ich allerdings recht deplatziert.

Beide erreichen den Höhepunkt, doch dann:

Ich unterdrücke die Tränen der Enttäuschung und beschließe, am Morgen längs durch den See zu schwimmen.

Längs, nicht quer und auch nicht diagonal. Warum so genau?

Es fällt mir schwer, Ninas Reaktion an dieser Stelle zu verstehen: Sie ist befriedigt und doch enttäuscht. Denn im Gegensatz zur Nina der Vorlage ist sie – so verstehe ich zumindest deine Adaption – kein asexuelles Wesen, was sich zum Sex zwingen muss.

Ja, und jetzt kommt der erneute Perspektivwechsel und ich erlebe die Szene aus der Max-Sicht. Und hier fehlt mir dann wirklich und sehr deutlich deine sprachliche Kraft des Anfangs. Natürlich passt diese fantasielose Sprache zum fantasielosen und biertrinkenden Max, doch sie kommt schon arg restringiert daher und scheint mir nicht so recht zu einem Menschen zu passen, der bei seiner Kleidung äußerst wählerisch ist (Kashmir-Pullover von Ralph Lauren).
Noch einmal erzählst du die Begegnung der beiden, fügst der Sexszene noch einige weitere Details hinzu.

Ich frage mich allerdings, warum dir diese Spiegelung, diese Max-Sicht wichtig war, welches neue Licht sie auf Nina wirft. Während Nina in ihrer eigenen Version am Ende enttäuscht ist, nimmt Max das ganz anders wahr:

Danach schläft sie ein, kuschelt sich eng an mich.

Keine Ahnung, was diese Max-Sicht der Geschichte bringt. Einer von beiden scheint mir ein unglaubwürdiger Erzähler zu sein. (@Flieges Festhalten an der Perspektive Ninas hat mir mehr eingeleuchtet und gefallen.)

Und dann Ivo. Hier kann ich den Perspektivwechsel nachvollziehen und verstehen. Durch Ivos Erinnerungen kommt mir Nina endlich nahe, erlebe ich sie wirklich, hast du als Autor nicht mehr die Vorlage im Nacken, lese ich eine schön dargestellte Liebesgeschichte, bei der am Ende nur die Frage bleibt, warum war er nicht derjenige, der 'Richtige’, mit dem sie hätte ‚verschmelzen können’. Warum ist sie vor ihm geflohen und geht erst jetzt zu ihm zurück?

Isegrims, während ich mich mit deinem Text aus verschiedenen Gründen bis hierher schwer tue, gefällt er mir jetzt wirklich gut. Sicher ließe sich auch hier zu der einen oder anderen Formulierung etwas sagen, doch ist dir ein insgesamt stimmiger und sehr anschaulicher Abschluss deines Umkreisens dieser widersprüchlichen Person gelungen.

Fazit:
Für mein Gefühl solltest du dich von der Pagel-Episode trennen, so schön dir ihre sprachliche Ausführung auch gelungen ist. Irgendwie kommt es mir so vor, als habest du mit der Streichlerin-Geschichte begonnen, dich aber dann doch für die Nina-Geschichte entschieden. Mir erschwert diese Streichlerin-Zutat den Zugang zu Nina, verwirrt mich eher, was die Glaubwürdigkeit dieser fiktiven Person angeht, als dass es mir hilft, sie zu verstehen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hey Isegrims,

sehr ambitioniert von dir, gleich zwei (sehr gute) Texte als Vorlage zu nehmen und sie - miteinander verschmelzend - in etwas Neues zu gießen. Ganz schön mutig, Respekt.


Ich gehe erst mal in den Text:


Wenn ich sie anfasse, sie bestreiche, als wolle ich ein Butterbrot schmieren, schwebe ich wie ein Luftkissen über einen wellenlosen See.
Gleich zwei Vergleiche in einem Satz, okay. Aber es funktioniert ja beinahe, obwohl das schon eine dick mit Butter beschmiertes Stulle ist: "wie ein Luftkissen über einen wellenlosen See". Das ist schön, keine Frage, aber dafür, dass sie nur seine Arme anfasst, vielleicht etwas too much, meine ich.
Das mit dem Butterbrot, hm, ich weiß nicht. Ich weiß ja noch gar nicht, was sie da tut (also, würde ich die Vorlage nicht kennen). Ich meine, wenn du hier früher präzisieren würdest, hätte ich wohl nichts moniert.
Wenn ich sie einöle, sie bestreiche ... Wenn ich sie massiere, mit Öl bestreiche ... Vielleicht irgendwie so. Kannst ja mal darüber nachdenken.

Er öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, fuhr mit dem Rolli vor und zurück, bevor es aus ihm herausquoll, Worte, die er sich lange zurechtgelegt haben muss. Ich besuche den Ex-Minister, das wisse er[K] und ob ich meine Künste auch bei ihm anwenden könne.
Hier, wünschte ich, hättest du auch gerne präziser werden können. Ich kenne zwar die Vorlage(n), würde ich sie aber nicht kennen, hätte ich aber wohl meine Probleme gehabt, zu verstehen, was da steht.
Ich weiß ja nicht, dass er im Heim ist und so. Rolli, klar, ich weiß natürlich, was das heißt. Bin mir aber nicht sicher, ob da gleich jeder was mit anfangen kann. Rolli könnte auch ein Pullover sein :).
Vielleicht (irgendwie so):
Er öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, fuhr mit dem Rollstuhl vor und zurück, noch ehe es aus ihm herausquoll, Worte, die er sich lange zurechtgelegt haben muss. Ich besuche einen Heimbewohner, das wisse er, und ob ich meine Künste auch bei ihm anwenden könne, auch wenn er kein Ex-Minister sei, so wie der Blinde (Taube) aus Zimmer 104.

„Warum soll ich nicht träumen? Mehr bleibt uns hier nicht, oder?“ und singt fröhlich. Ein Vogel wollte Hochzeit machen in dem grünen Walde. Fid[e]rallala, fid[e]rallala, fid[e]rallalalala. Die Drossel war der Bräutigam, die Amsel war die Braute. Der Sperber, der Sperber, der war der Hochzeitswerber.[Leerzeichen]Der Stare, der Stare, der flocht der Braut die Haare. Die Gänse und die Anten,die war’n die Musikanten.
„Und wenn se eener wechjeholt hat?“
„Nein, kann nicht sein. Sie ist in den Wald gelaufen, habe ich gehört, mehr nicht.“
„Hm. Wir werden sehen. Ick hol mal die Karten, wa?
Da (oben) stimmt was nicht.
Ich würde den Liedtext deutlich reduzieren. Hat mich in der Länge eher genervt.
Und, würde ich die Vorlage nicht kennen, wüsste ich mit den Dialogen hier nichts anzufangen, denke ich. Dass das Heimbewohner sind und so.
Ebenso da (unten): Würde ich unbedingt Spielkarten daraus machen, sonst könnte man meinen, es handele sich um Landkarten.

Ich bin wie eine Hure, verkaufe mein Herz, versklave meine Seele stundenweise.
Gefällt mir. Stärker fände ich noch: Ich bin eine Hure, verkaufe das Herz, versklave die Seele.

„Du stehst auf Max, “ sagt Rike.
Max", sagt
Den ganzen Dialog finde ich inhaltlich etwas widersprüchlich, und ehrlich gesagt: in der Form auch unglaubwürdig. Würde ich mir noch mal ansehen.

... traue mich nicht, auch wenn ich es immer wieder probiere.
Habe ich jetzt mehrmals gelesen, und, so aus dem Bauch heraus: Ich würde "versuche" schreiben. Für mich klänge das deutlich besser.
Ja, deine Nina ist nicht asexuell, sie hat ein anderes "Defizit". Sehnsucht nach Liebe, danach, sie zu leben, zu zeigen, aber mehr als ihren Körper, kann sie nicht geben. Und wenn es auch anders mit Max ist (weil sie für ihn etwas empfindet), bleibt die Enttäuschung nach dem Sex, weil die Gefühle sich darauf reduzieren, weil es dann doch wie immer ist. Weil sie sich eigentlich mehr wünscht, aber eben nicht in der Lage zu sein scheint, mehr zu geben. Und auch nicht mehr bekommt. Und Max, ja, der ist halt ein Mann, wie Männer eben so sind. Es gibt eben kein Traumprinzen, in ihren Augen, auch wenn sie sich das erhofft. Es fällt ihr leichter, die alten Männer zu beglücken (physiotherapeutisch), da bekommt sie schon mehr von dem, was sie sich wünscht, etwas Reineres, Realeres, Sauberes, und sie projiziert dann ihre Sehnsüchte in die nicht verbindliche Handlung (gegen Bezahlung), in die Arbeitstätigkeit, der sie nachgeht. Ja, sie benutzt die Alten auch. Schon tragisch irgendwie. Ich denke, sie hat Angst davor, etwas preiszugeben, was sie verletzen könnte, deshalb läuft sie immer wieder weg.
So jedenfalls meine Leseart. Interessant wie du die Vorgabe "Asexualität" durch einen anderen "Mangel" ersetzt, und doch sehe ich eine Parallele, da die jeweiligen Sehnsüchte unerfüllt bleiben und die körperliche Befriedigung eben nicht im Vordergrund steht.

... stelle mir vor, wie Max auf dem Rücken liegt, die Beine eng beisammen, die Wadenmuskeln schimmern durch und der Hintern wölbt sich obszön, sodass ich reinbeißen und das Fleisch schmecken möchte.
Ich stelle ihn mir eher auf dem Bauch liegend vor wie einen Patienten auf der Liege; wegen der Waden und dem Hintern.

Ich meine, die ist echt gestört.
Also ich kann schon verstehen, dass er von Ninas Verhalten überrascht ist, dass er nicht kapieren kann, warum sie sich verhält wie sie sich verhält, und könnte er ihr in den Kopf und ins Herz sehen, würde er womöglich auch mehr dafür tun, mit ihr Hand in Hand um den See zu spazieren. Sie übrigens ebenso.
Ich hasse ihn nicht, und Nina empfinde ich alles andere als gefühlsarm.

Ich schwimme langsam, belausche das Gurgeln, das ich erzeuge und spüre mit jedem Armzug, mit jedem Beinschlag die Wellen, die sich bilden, weil ich das Wasser bedränge
Fände ich ohne stärker.

Ich dachte, sie hat mich längst vergessen und den Jugo-Kroaten, den Halbkanaken Ivo gegen was Besseres, eingetauscht, gegen einen Max oder Paul wahrscheinlich.
Würde ich auch kicken. Und die Kommas sind falsch gesetzt.

Allein[K] um zu erfahren, was das war zwischen uns.
Komma

Dabei lässt sich Nina Körtner irgendwie mit einem Eisberg vergleichen, jahrtausendealtes gefrorenes Gletschereis, zum größten Teil unter der Oberfläche verborgen.
Der Nachname spielt keine Rolle.
Und auch Ivo kann ich in seinem Unverständnis begreifen - eine Parallele zu Max. Die Männer spielen auch eine tragische Rolle, finde ich. Auch er sah weder in ihr Herz, noch in ihren Kopf. Und sie auch nicht in seines und seinen.

Wir beschlossen[K] um Mitternacht loszuziehen.
Komma

Sie schaute mich mit ihren riesendunkelblauen Augen an ...
Du machst das gerne, gerade bei den Augen, finde ich an sich auch gut, aber du übertreibst es mMn hin und wieder. So auch hier: "riesen" dürfte gerne raus.

... wollte mich nicht loslassen und konnte es kaum fassen, dass ich aufstehe, um ohne sie zur Toilette zu gehen. Dennoch war sie am nächsten Tag weg.
Ja, das ist wohl typisch Nina. Letztendlich hat sie wohl Angst, dass das Erträumte durch die Realität zunichte gemacht wird. Armer Ivo. Arme Nina.


Sodele, jetzt bin ich durch.


Mir hat der Text gefallen, Isegrims, sehr sogar. Auch hier erkenne ich wieder richtig viel Arbeit, die du investiert hast. Und die Experimentierfreude wieder. Du scheust dich nicht vor schweren Herausforderungen, nein, du suchst sie regelrecht.
Ich finde auch, dass dir die Verbindung der beiden Texte geglückt ist, wobei ich dir empfehlen würde, den Dialog der Heimbewohner ganz rauszuschmeißen - den braucht es nicht, der verwirrt eher, und inhaltlich tut er einfach nichts, was mir Nina näher brächte.
Den Frauendialog würde ich mir auch nochmals ansehen - der wirkt doch sehr statisch und gekünstelt, unglaubwürdig.
Ferner könntest du dir überlegen, ob du die verschiedenen Perspektivelemente vielleicht deutlicher trennen möchtest. In Kapiteln oder durch Sternchen oder so (also eben Kapitel :))
Alles in allem: Sehr guter Text, interessanter Copywrite, mutig, ambitioniert. Ein wenig mehr Feinschliff, ein beherzter Rotstifteinsatz und das Ding beginnt zu strahlen.


Vielen Dank fürs Hochladen

hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo kayoschi,

ich danke dir für einen Besucht und die wohlmeinenden Anmerkungen. :thumbsup:

Interessant, diese Copywrite-Texte. Man hat quasi eine Vorgabe in Form einer Geschichte und dann soll man was eigenes Abgeändertes draus machen?[/QUOTE Novak hat es schon gesagt, das darf man ruhig frei für sich interpretieren. Wär's so, wie du das beschreibst, müsste man sich an der Vorlage abarbeiten, das wäre wenig inspirierend. Ich habe mich mit Flieges Texten beschäftigt und einige Motive und Figuren übernommen und ausgearbeitet.

Was nehm ich für mich mit? Diese Geschichte hat etwas Olfaktorisches an sich. Das mag ich ganz gern, könnte man vielleicht noch einen Tick ausbauen.
interessante Beobachtung, wobei ich das nicht ausschließlich so erkenne. Klar, ich verzichte hier ein wenig auf visuelle Aufreizungen, was aber zum Thema passt. Liebe spüren wir in uns.

Beim ersten Absatz hatte ich allerdings meine Schwierigkeiten. Pagel ist ein schwieriger Name für mich. Ist er deutsch? Englisch? Weiblich? Männlich?
na ja, der Pagel stammt aus Flieges Geschichte.

"Wenn ich sie anfasse." Da wurde ich irregeführt, ich glaubte da nämlich sicher entscheiden zu können, dass Pagel weiblich ist.
wenn ich die Stelle anfasse, klar, da braucht man den Bezug zum vorhergehenden Satz

Ich musste zu sehr darauf aufpassen, die Redenden unterscheiden zu können. Ich würde also den Dialog noch einbetten in kleine Hilfestellungen, nur ein bisschen. Wer spricht? Was ist mit der Gestik?
mm, ja, aber über die Dialoge will ich grundsätzlich noch schlafen, vielleicht braucht es die tatsächlich nicht, nehmen die etwas Erzählkraft raus

Was ich gut fand, war der Berliner Akzent. Den konnt ich glatt heraushören und hab spontan wieder Lust bekommen, in die Metropole zu fahren.
mach mal:thumbsup:

Aber Probleme waren da, herauszufinden, wer jetzt spricht, handelt und ob der jetzt eigentlich männlich oder weiblich ist.
bisschen Konzentration, der Herr!

Am besten fand ich den zweitletzten Absatz, weil hier eine Szene schön (vergleichsweise) breit und detailreich ausgebreitet wurde. Daran konnt ich mich festhalten. Schöne Sache.
ich tendiere dazu, dass der Absatz, in dem Ivo erzählt notwendig aber auch breit erzählt ist

Unbestritten gut geschrieben, auch das Thema selbst find ich gut und unterhaltend, weil du hier einen Boden betrittst, der nach meiner Erfahrung immer mit ner Menge Eierschalen ausgelegt ist (siehe Schlagwörter: Erotik, Romantik).
dankeschön :Pfeif:

viele Grüße
Isegrims

Hallo und danke dir Novak,

Isegrims hat einen völlig korrekten grammatikalischen Bezug hergestellt. Die Icherzählerin fasst sie an = die Stelle oberhalb der Achseln, die im Satz davor genannt ist. Wie gesagt, der Bezug ist genau richtig und gehört grammatikalisch so. Der Leser aber hat durch die sehr gewichtige und blumige Beschreibung von Pagel nur den Mann im Kopf und denkt Pagelpagelpagel. Dadurch wupperts. Manchmal ist korrekte Grammatik einfach scheiße. :) Ich würde statt "sie" einfach "dort" schreiben. Dann dürfte das Missverständnis nicht auftreten.

Ich habe die Stelle jetzt entsprechend verändert, ist mir überhaupt nicht aufgefallen, dass sie eine Stolperstelle bildet. (:D jetzt habe ich's mit diesem Satz ganz ähnlich gemacht)

Liebe Grüße
Isegrims

 

Hey Isegrims ,

die Originale hab ich nicht gelesen. Ich gehe spontan auf deinen Text ein:

„Schleierwasseraugen “
Was ist das?

„wieder aufwachen und sähe genau diesen Ich-will-dir- die-Sterne-vom-Himmel-holen-Blick auf mich gerichtet, wenn ich die Augen öffne. “
Schöne Stelle.

„Sie is wech,“
Schreibt man nicht „ is‘ “?

„nich“
Und hier „ nich‘ “?

Allgemein verstehe ich nicht, wieso du hier einen Dialekt verwendest. Dialekte werden doch entweder zur Charakterisierung von Figuren verwendet, oder für einen humorvollen Effekt, denke ich. Erstes ergibt keinen Sinn, Hohenegger allgemein nur wenig charakterisiert wird und ein humorvoller Effet würde die Atmosphäre der Geschichte ruinieren. Naja, vielleicht hat das etwas mit einem der Originale zu tun.

„ Ich zerfließe an den Glanzblicken seiner grüngesprenkelten Augen“
Warum nicht einfach grün? Grüngesprenkelt zu lesen ist anstrengender. Glanzblick hört sich ziemlich eigenartig an.

„Ich-bin-ein stolzer-Bierbauchpapa“
Ich-bin-ein-stolzer-Bierbauchpapa

„ Bären sahen wir nicht, obwohl Nina fest daran glaubte, dass sie einem begegnen würde. Ich sagte ihr, dass wir Schakale hören würden, sobald die Nachtstille sich über das Tal legt. Nina meinte, dass wir eher Bären zu Gesicht bekämen.“
Hier wird zweimal gesagt, dass Nina denkt, dass sie Bären sehen werden. Das scheint mir redundant zu sein.

„wenn die Vögel fröhlich singen.“
Schöner, letzter Halbsatz.

Sooo …
Mir hat die Geschichte gefallen. Ich hab sie von Anfang bis Ende durchgelesen, auch wenn ich zurzeit nicht wirklich Lust auf tragische Romanzen habe. Ist doch schon mal ein gutes Zeichen.
Man kann sehen, dass du dir sehr viel Mühe gegeben hast. Ich wünschte, ich könnte meine Geschichten mit einer Professionalität wie deiner schreiben.

Liebste Grüße,
alexei

 

Lieber Friedrichard,

danke dir für deinen Kommentar und dein kurzverpacktes Statement. :shy::thumbsup:

Ich kam gegangen / zuo der ouwe:
dô was mîn friedel komen ê. / Dâ wart ich empfangen,
hêre frouwe, / daz ich bin saelic iemer mê.
hast du da den Friedel reingeschmuggelt oder war der schon drin?:D

Fidirallala, fidirallala, fidirallalalala
sondern "friderallala, vridellallala" - und alles ohne Urbock, Pils oder Schwarzbier,
darüber lässt sich ja reden, mit und ohne Böckchen und Pilsken :D

dass ein Stück lebendigen Fleisches auch "Heimat" (ahd. heim(u)oti / mhd. heim(u)ot(e), wobei die Endung nix mit "muot" - "Mut" - zu tun hat, sondern näher bei der Armut, dem Kleinod und dem Monat liegt, sollte man mal drüber nachdenken) bedeuten kann und der Elende (= ohne Land, der Heimatlose) richtig arm dran ist.
wenn du damit das welke Fleisch Pagels meinst: oh ja, das ist Heimat. :Pfeif:

Deine Kommaergänzungen und Kasusglättung habe ich übernommen. ;)

Wünsche dir einen goldenen Wochenstart (mit Bierkrone und ohne)
viele Grüße
Isegrims

 

hast du da den Friedel reingeschmuggelt oder war der schon drin?

Nur ganz kurz - wat ne Stunde schnell rum is', furchtbar -

liebe Isa,

"friedel" (auch schon mal mit v, auch schon mal ohne Dehnungs-e, was heute dazu führt, dass in diesem Fall das i mit einem accent versehen wird, diesen aber nicht auf meiner Tastatur finde, werd ich gleich mal studieren, blind schreiben kommt für einen wie mich, der sich freut, dass er noch sehen kann, überhaupt nicht in Frage!) hat der von der Vogelweide tatsächlich unter den Linden stehn!

Tschüss

Freatle

 

Die Dialoge habe ich deutlich gekürzt und den Text übersichtlicher gestaltet, später beschäftige ich mich mit den tollen Kommentaren. Vielen Dank euch allen!:Pfeif:

 

Liebe maria.meerhaba,

ich weiß gar nicht genau, wie ich auf deinen Kommentar antworten soll, auf diese Mischung aus Lob, ja Begeisterung und der mariaschen Zerfetzungsneigung, wenn deine Erwartungen enttäuscht werden. Mit dem Text bin ich (mal wieder) ein Wagnis eingegangen. Das Experiment bestand darin, Erzählstimmen gegeneinander zu stellen, zu einem Gesamtbild zu vereinigen und dem Leser Nina zu zeigen. Aus meiner Sicht habe ich die Texte Flieges eher als Anhaltspunkt genutzt, die Motive eingesammelt, die mir besonders nahe gegangen sind, um daraus eine eigenständige, Isegrimsche, Geschichte zu gestalten. Ich richte den Fokus auf die Streichlerin (und ein wenig auf Pagel). Das Beziehungsgeflecht, das Fliege in beiden Geschichten so meisterhaft beschreibt, behandle ich nur am Rande.

Ich danke dir sehr für deinen Kommentar. Besonders, weil du so häufig erwähnst, welche Sätze du besonders gelungen findest. Das ermutigt mich, weil der Tonfall doch so ungeheuer wichtig ist.

Dieser plötzliche Perspektivenwechsel haut mich aus der Geschichte. Davor war ich tief in sie versunken, in die schönen Sätze, in die Augenblick, in die Geschehnisse und plötzlich ist da ein Schwanz und es fühlt sich wie ein Schlag kick an, der mich aus der Geschichte katapultiert. Das ruiniert in meinen Augen so viel, weil ich einfach nicht darauf vorbereitet war. Klar, am Anfang des Absatzes klimpert er an der Gitarre, aber ich habe mir gedacht, sie würde es Max gleich tun, einfach nur irgendetwas wie er an der Gitarre klimpern und bin einfach nicht darauf gekommen, dass es einen Perspektivenwechsel gab.
jetzt kenne ich dich ja schon eine Weile (na ja nicht real, aber auf gewisse Weise doch ganz gut. Und als ich das Wort Schwanz eingetippt habe, wusste ich sofort, he, das wird die Maria hassen, die wird die Geschichte gar nicht erst kommentieren, weil sie darüber stolpert, wütend wird, was weiß ich. :D Andererseits: der Ausdruck passt zu Max.
Den Perspektivwechsel habe ich mittlerweile markiert.

aber es ist doch alles viel zu knapp beschrieben, in einen Absatz gepackt, wo es doch mehrere Sätze braucht und das wirft mich wieder aus der Geschichte. Ich finde, dieser Perspektivenwechsel raubt dem Text jede Kraft, versaut die ganze Vorarbeit und bricht einfach die Gefühle auseinander. Nein, liebe Isegrim, ich mag Max nicht, nein, mögen ist viel zu milde, ich hasse ihn förmlich.
Ja, den Max und seine Gedanken hätte man ausführlicher beschreiben können, aber wozu? Ich mag ihn auch nicht.

Also zurück: Wieso ist die Geschichte der Streichlerin eingebaut, wenn es dann doch zum Schluss überhaupt keine Rolle spielt, dass sie Alte massiert? Wozu das erwähnen, wenn die Geschichte auch ohne die ersten vier Absätze funktionieren kann?
das stimmt nicht, Maria, ohne den Anfang würde gar nichts funktionieren, sorry, würde sie nicht nach Ivo, nach tieferer Liebe suchen.

Ganz im Gegenteil: Ich finde eher, die Kraft des Textes liegt in diesen vier Absätzen, die ich einfach toll fand. Ich war begeistert davon, ich war von der Wortwahl fasziniert, ich war drinnen, ich war deine Nina, die Streichlerin, die alte Männer beglückt, ohne ihnen an den Schwanz zu grabschen. Ich fand das alles so toll, ich war begeistert, ich war schon kurz davor, zu sagen, dass du das Original um Weiten übertroffen hast (sorry @Fliege), dass die Begeisterung @Novaks durchaus berechtigt war
du schreibst selbst, wozu die ersten Abschnitte nötig sind, was sie vermögen.

Die Sicht aus Max hat dann eine eiskalte Nina hervorgerufen, die fickt und danach nichts fühlt, sie hat plötzlich dadurch jede Sympathie verloren und wurde in meinen Augen zu einer völlig anderen Person, mit der ich überhaupt nicht klarkam.
sie verlor die Kraft und das musste sich auch in der Sprache zeigen, bevor sie wieder zurückfindet zu sich selbst

Klar, das Verbinden der beiden Geschichten hätte durchaus funktionieren können, hättest du den ersten Teil mit dem zweiten richtig verbunden und sie zu einer Geschichte gemacht, aber ich finde, du verschenkst hier ein Potential, um eine Seite von Nina zu zeigen, die in meinen Augen nicht funktioniert. Vor allem wegen dem ständigen Perspektivenwechsel.
mm, vielleicht hilft dir die überarbeitete Version und du kannst dich noch mal darauf einlassen.

Ich finde den Anfang total grandios. Da hattest du mich, da war ich ein Fan von dir, liebe @Isegrims. Ich war begeistert, ich war völlig und ganz dir verfallen, fast schon neidisch. Ich war bereit, Verschachtelungen einfach zu ignorieren, weil ich mich so wohl gefühlt habe.
dankeschön :Pfeif:

viele liebe Grüße
Isegrims

 

Da hazze aber Glück, dass ich gerade erst im Keller (wg. Baswar und jetzt die Kiste nach Zypern kriegen muss,

Isa, 'sa, 'sa,
du Glückskind,

denn

Ich schließe die Augen und denke an die erste Begegnung mit Pagel, sehe ihn vor mir, wie er mir entgegenrollte, das elfenbeinerne Hemd leuchtete, das Zittern der Hände nicht verbergen konnte.
geht gar nicht - ein "elfenbeinernes" Hemd - wer kann das tragen? Nicht mal ein Elefant und Pagel erst recht nicht und ich zieh eh T-Shirt und Pullover vor. Da hastu aber Glück, dass noch kein Wilderer über Pagel hergefallen ist. Du meinst sicherlich ein Hemd in der Farbe des Elfenbeines (ein gelber Farbton).

Das gröbste halt ...

Bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Friedrichard schrieb:
denn
Ich schließe die Augen und denke an die erste Begegnung mit Pagel, sehe ihn vor mir, wie er mir entgegenrollte, das elfenbeinerne Hemd leuchtete, das Zittern der Hände nicht verbergen konnte.
geht gar nicht -

… hab ich mir da auch gedacht, Ise, also dass der Satz gar nicht geht und so, aber nicht wegen des Begriffs elfenbeinern – den ich allemal als saloppe Bezeichnung des Farbtons verstanden und dementsprechend akzeptiert hab, genauso wie ich kein Problem damit hätte, was weiß ich, kupferner Sonnenuntergang oder flamingoide Morgenröte oder so lesen zu müssen – sondern wegen der eigenartigen Syntax:
Im Grunde hat die Nebensatzkonstruktion ja zwei Subjekte: „er" und „das Hemd". Und die vergleichende Konjunktion „wie“ soll sich offenbar auf beide beziehen. Und dann noch ein weiteres Mal auf das Pronomen „er“ vor „das Zittern der Hände“, wo es allerdings nicht mehr steht (also das Pronomen), da muss man (also ich) es sich dazu denken. Aber das ist halt schwierig, weil man (also ich) durch den Einschub „[wie] das elfenbeinerne Hemd leuchtete“, voll aus dem Satzzusammenhang rausgerissen wird ... äh, capisce?
Keine Ahnung, Ise, ob du kapierst, was ich meine. Aber egal, weil in Wahrheit ging‘s mir Freitagnacht, als ich den Text gelesen hab, bei mehreren Formulierungen so, also dass ich mir dachte, na hallo, so geht’s aber nicht, aber das war mir so was von wurscht, weil ich einfach ... ja, regelrecht verschlungen wurde von dem Text, kein Witz. Und nein, nicht von der Handlung – tatsächlich werde ich die Geschichte noch einmal in aller Ruhe lesen müssen, damit ich checke, worums da überhaupt geht – nein, deine Erzählsprache war's, die ich stellenweise wirklich beeindruckend fand. Vor allem dann der letzte Abschnitt, also der ist echt der Hammer, finde ich. Jessas, ja, da und dort vielleicht etwas zu over the top, eine Spur zu gesucht, zu manieristisch fast, also nicht alle der zahlreichen Wortneuschöpfungen verdienen tausend Punkte, aber echt, drauf geschissen, mir ist deine so offensichtliche Fabulierfreude allemal lieber als betulicher schreibratgeberkonformer Mainstreamscheiß.

Mann, hätte ich momentan nur etwas mehr Zeit! Ich würde dir so wahnsinnig gern mehr zu dem Text sagen, also vor allem zur Stilistik, aber zur Zeit geht’s echt nicht, ich muss jetzt erstmal mörderviel Kohle verdienen, um meine Bude renovieren und dann zwölf Wochen Urlaub auf dem Boot machen zu können. Nein, ist natürlich Blödsinn, in Wahrheit muss ich mich um meinen eigenen Copywrite-Text kümmern. (by the way: Hallo Chutney, don't panic. :Pfeif:)
Nein, in Wahrheit bin ich seit Freitag einfach ziemlich sprachlos, was dieses Leseerlebnis betrifft.
Und ja, ich denk ernsthaft über eine Empfehlung nach. Hab allerdings noch null Ahnung, wie ich die halbwegs seriös begründen könnte.

Toller Text, Ise, ehrlich. Und klar werd ich dir noch mehr dazu sagen. Irgendwann halt. Versprochen.

offshore

 

Hallo Isegrims,

kurz zu deinen Änderungen. Ja, sie haben deinem Text für mein Empfinden sehr geholfen. Ein wenig stört mich immer noch dieser Dialog-Rest, aber mit den anderen (Änderungen) hat dein Text mMn sehr gewonnen.
Vor allem finde ich, dass die Umformung des zweiten Dialogs in die u.st. Textstelle die einzelnen Nina-Facetten deines Textes umrahmt und mir so nun einen leichteren Zugang zu dieser ambivalenten und schillernden Nina ermöglicht. Merkwürdigerweise ist mir jetzt und nach mehrmaligem Lesen auch der Pagel-Teil nicht mehr so unverständlich. Wahrscheinlich nähere ich mich deiner Nina allmählich.:D

Der Max steht total auf die Nina. Und sie auf ihn, obwohl sie sich zurückhält, die Schüchterne gibt. … Diese dahingeworfenen Blicke, die beiläufig und abschätzend wirken sollen und über seinen Hintern und die Muskeln geilen. Manchmal läuft sie an ihm vorbei, wirft den Kopf zurück, drückt das Kreuz durch, damit sie noch größer wirkt, tänzelt mit ihren langen Beinen, zeigt alles, was sie hat und genießt seine Blicke. Manchmal hat sie diesen Tunnelblick, wie eine Autistin, die sich für gar nichts interessiert, völlig in sich selbst gefangen ist. Besonders wenn sie schwimmen geht, das Wasser aufspritzen lässt, sich richtig verausgabt, aus dem Wasser steigt, ein verzücktes Lächeln aufzieht, sich klein macht und in ihrem Zimmer verschwindet. Außerdem widerspricht sie sich dauernd.
„Rike, du bist dumm! Eine Beziehung ist komplett oldschool. Ich will feiern, frei sein und ficken, wen ich will“, sagt sie zu mir.
Wenn ich ihr dann erzähle, dass ich mir einen guten, treuen Mann, Familie, Kinder und ewiges Glück wünsche, fängt sie an zu träumen, komplett romantisch, so Romeo-und-Julia-mäßig.
„Man muss verschmelzen können mit dem Liebsten, alles andere ist sinnlos.“
...

Das nur schnell am frühen Morgen. Nun möchte ich diesen fantastischen Herbst, den wir hier im Süden Ungarns, aber wohl auch ihr im Norden, gerade erleben, genießen.

Isegrims, ich wünsche dir eine sonnige Wochenmitte.

Liebe Grüße
barnhelm

 

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