Was ist neu

Ich mag Sie

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13.09.2007
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Ich mag Sie

Die dunklen Lackschuhe drücken wie damals. Der schwarze Anzug ist neu. Schließlich will ich für
Anna schön sein. Ich straffe die Schultern, schaue auf mein weißes Hemd, rücke die rote Krawatte
zurecht und hole das gebügelte Stofftaschentuch mit den eingestickten Initialen "A L" hervor. Damit
fahre ich über Stirn und Schläfen, wie Anna es sonst tut.
Heute ist ein schöner Tag: Sommersonne, leichter Wind, der Geruch von frisch gemähtem Gras,
Vogelgesang. Das wird Anna gefallen, freue ich mich.
Mit der Rechten ordne ich mein graues Haar. Dann greife ich nach der silbernen Taschenuhr meines
Großvaters. Es ist fünf vor zehn. Bedächtig stecke ich sie zurück, blicke 'rüber zu meinem Freund
Mo. Er unterdrückt ein Gähnen. War ein langer Tag, gestern. Der Priester nickt mir aufmunternd zu.
Die Gäste schauen erwartungsvoll. Ich öffne den Mund, doch die Stimme zerkratzt mir den Hals.
Also räuspere ich mich mehrmals und beginne erneut:

"Drei Monate ist es her. Da sah ich Anna das erste Mal. Es war am sechzehnten Mai in einem
kleinen Café in der Stadt. "Lovely" heißt es. Wie sie da saß, in ihrem blauen Kostüm, die Beine
übereinandergeschlagen - eine richtige Lady. Sie las in einem Buch, nippte an ihrem Kaffee.
Plötzlich schaute sie auf und lächelte. Ich glaube, das war der Augenblick, in dem ich mich in sie
verliebte. Aus einem Netz von Fältchen blitzten blaue Augen. Auch ihre Lippen waren von
Lachfalten umgeben. Dabei wirkte ihre Haut samtweich, besonders am langen Hals und am
Dekolleté mit dieser Einkerbung zwischen den Schlüsselbeinen. Das Haar, von dem ich nicht sagen
kann, ob es weiß oder blond war, fiel weich auf schmale Schultern.
Ich fragte die Serviererin: 'Die Lady da drüben, ist sie öfters hier?'
'Das ist Anna, ihr gehört das Café', antwortete sie.
Ich trat von einem Fuß auf den anderen, dann ging ich zu ihrem Tisch: 'Entschuldigung.'
Sie zuckte zusammen, starrte mich an.
Ich deutete auf den leeren Stuhl: 'Ist der Platz noch frei?' Bevor sie etwas erwidern konnte, setzte
ich mich. 'Herbert', stellte ich mich vor, dann sagte ich einfach: 'Ich mag Sie. Jemand hat mir
verraten, dass Sie Anna heißen.'
Sie flüsterte: 'Ja, so heiße ich.'
Mir blitzte es durch den Schädel: Alter Junge, das ist sie. Streng dich an, gib alles!
Doch mir fiel nur ein Märchen ein.
Also fragte ich: 'Kennen Sie das Märchen von der Kristallvase und dem Kupferkessel?'
Endlich lächelte sie wieder, klappte ihr Buch zu, rückte näher an den Tisch heran.
'Nein, aber ich liebe Märchen.'
Die Serviererin trat zu uns. Ich bestellte Kaffee und erzählte:

'Einst verliebte sich ein Kupferkessel in eine schöne Kristallvase. Er gewann ihr Herz, legte
behutsam seinen Henkel um ihren schlanken Hals und sie zogen los in die weite Welt. Doch bei
jedem Schritt schwang der harte Kessel gegen die zarte Vase und nach kurzer Zeit zersprang sie in
seiner Umarmung. Da stand der Kupferkessel und starrte weinend auf die Scherben.
Zwei alte Eichen am Wegesrand sprachen zu ihm: „Eure Liebe barst an eurer Verschiedenheit.
Suche eine dir Gleiche. Dein Herz erkennt sie sofort. Zögere nicht und spring mit ihr ins Glück!“'

'Traurig schön', seufzte Anna. Sie wendete sich lächelnd ab und griff nach ihrem Buch.
Ich spürte mein Magengeschwür wieder, winkte der Serviererin und bezahlte.
'Würden Sie mir einen Gefallen tun?', fragte Anna, ohne aufzuschauen.
'Natürlich, ich bin schon weg', sprang ich vom Stuhl hoch.
'Warten Sie!', rief Anna hastig. Suchend blätterte sie im Buch und fügte leise hinzu:
'Ich möchte gern wissen, wie es sich anfühlt, mit Ihnen zu tanzen.'
Sie sah zu mir auf, reichte mir ihr Lesezeichen, darauf stand:
"Café Lovely lädt zum Tanztee. Freitag ab 17 Uhr. Wir freuen uns auf Sie!"
Ein Schulbubenkichern kroch mir die Kehle hoch. Ich schluckte es geräuschvoll herunter, verbeugte
mich vor Anna und gab ihr einen Handkuss.
Freitag sahen wir uns wieder und den Freitag danach. Es fühlte sich so gut an, dass wir uns bald
täglich sahen. Anna behauptete, das läge einzig an meinen braunen Augen, die würden sie ganz
verrückt machen. Nach drei Wochen zog Anna bei mir ein.
'Herbert, man weiß nie, wie's kommt', sprach sie, 'wir sind nicht mehr die Jüngsten.'
Niemals habe ich eine Frau so geliebt wie Anna. Sie ist für mich die Schönste der Welt. Ich mag
alles an ihr, selbst ihren Ordnungsfimmel, ihre Rechthaberei und wie sie schimpfte, wenn es mal
nicht nach ihrem Kopf ging. Ich mag ihre Verrücktheit, ihr Lachen und Weinen, ihr Hicksen bei
jedem Glas Sekt und ihr Gickern, wenn ich sie im Nacken kitzelte und ...
Auch das mit dem Handy war ihre Idee: 'Herbert, Du brauchst ein Handy!'
'Warum? Ich hab Telefon.'
Darauf sie: 'Stell Dir vor, Du bist unterwegs und Dir passiert was.'
Und die Katze! 'Damit wir nicht so allein sind, wenn einer geht', sagte Anna.
Das sagte sie."

Meine Schuhe drücken. Langsam bücke ich mich, spüre jedes Lebensjahr in meinen Knochen,
ergreife die graue Plastiktüte mit dem Aufdruck: "Café Lovely". Meine Kniegelenke krachen
schmerzhaft beim Aufrichten. Ich schlurfe nach vorn, zu Anna. Behutsam fasse ich in die Tüte, hole
eine Handvoll Kristallscherben hervor und streue sie über ihren Sarg aus Eichenholz.

 

Hallo Damaris,

ich denke, diese Geschichte wäre in Fantasy/Märchen mindestens genauso gut platziert. Besonders realitätsnah ist sie für mich nicht - was ja auch nicht immer sein muss, ich aber bei Kurzgeschichten in dieser Rubrik bevorzuge, denn alles andere triftet immer sehr schnell ins Kitschige ab.

"Ich mag sie. Hab die Kellnerin
gefragt. Die hat mir verraten, dass sie Anna heißen."
"Ja. Wieso?"
Dieser Dialog erschlägt für mich schon alles. Eine Frau wird von einem Fremden angesprochen, der direkt sagt, dass er sie mag - und sie antwortet mit Wieso? !

Kein Erstaunen, keine Entrüstung - die zwei Protagonisten reagieren wie Puppen und Herbert fängt sofort an, diese schlichte Kessel-Vase-Geschichte zu erzählen.

Herbert sah Anna tief in ihre strahlenden Augen: "Verstehst Du."
"Ja."
Anna und Herbert zögerten keinen Augenblick. Sie waren verliebt
wie Teenager, obwohl sie Jahrzehnte älter waren.
Und Anna kennt Herbert überhaupt nicht, versteht aber alles und dazu sieht er auch noch gut aus - da muss es ja die Liebe fürs Leben werden!

Verzeih, wenn ich das so überspitze, aber diese Geschichte ist so naiv geschrieben - in sechs Sätzen wird dann alles andere abgehandelt, inklusive Herzinfarkt. Das ist wirklich nicht der Bringer. Bleib doch bei einer Szene und baue die aus, dass ich als Leser dranbleibe. So ist das ein Gewurstel aus Märchen und kurzer Abhandlung einer Liebesbeziehung, die keinen interessiert.

Viele Grüße
bernadette

 

Hallo Damaris,

mir gefällt das Ende, es ist brachial, kam beim ersten Lesen unerwartet und bricht sehr trocken, fast schon grausam trocken mit dem stellenweise arg mit verklärter Romantik, die mich an Groschenromanrückseiten erinnert. Ich mag diesen Bruch sehr.

Der Text vorher ist leider ein sehr hektisch erzählt, so als ob Du nur jeden zweiten oder dritten Satz der Geschichte hier veröffentlichst und die anderen einfach gestrichen sind, dadurch wird es fragmentarisch und blutleer. So als ob Du eigentlich nur das Gleichnis vom Kupferkessel und der Kristallvase erzählen und dann noch das abrupte Ende unterbringen wolltest, die Sätze dazwischen, die ja die eigentliche Geschichte transportieren sollen, sind nicht mehr als Skizzen.
Schade, denn zum einen finde ich das Gleichnis interessant und - hatte ich das schon erwähnt ? - das Ende gut.

Die Zeilenumbrüche übrigens sind auch nicht schön, Du nutzt nur 2/3 des eh schon kleinen Fensters für die Geschichte, das senkt die Lesefreude zusätzlich. Formatier es um, dann wirst Du auch sehen, daß die Geschichte selbst für eine Miniatur _sehr_ kurz geraten ist (wobei nicht die Länge die Güte ausmacht), und vielleicht nimmst Du bernadettes Vorschläge an, um etwas mehr Fleisch auf den Knochen zu bringen und die Geschichte vollständig zu erzählen, so, daß der Leser eine Chance hat, sich in die Bildwelt, in die Charaktere einzufinden und von ihnen mehr als nur ihre Namen zu erfahren.

Sie waren wie zwei Kupferkessel oder zwei Kristallvasen oder?
wen fragst du da ? Ich würde das Mittel der direkten Leseransprache nur seltenst verwenden, zu schnell entwickelt sich so eine Art "Mitmachgeschichte", und das ist meistens nur in der Rubrik Kinder eine gute Idee :) In diesem Fall würde ich das abschliessende oder einfach streichen und aus der Frage eine Aussage machen.

Grüße
Cristalin Seltsem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo benadette,
habe mitgehört, wie eine Frau ihren neuen Freund die Geschichte von ihrer großen Liebe auf den ersten Blick erzählte. ER ist nach kurzer Zeit am Herzinfarkt gestorben. Er wollte mit ihr zusammenziehen, ihr wars zu früh und dann wars zu spät. Ohne seinen schnellen Abgang, wäre diese Liebe nicht in so verklärter Erinnerung geblieben ...
Die Frau antwortet mit "Wieso?", weil ihr die Spucke wegbleibt.
Er ist NUR für SIE der schönste Mann der Welt! Liebe auf den ersten Blick. Es geht nicht um die Liebe des Lebens, es geht um die perfekte Liebe für diesen Augenblick. Das war sie für die Beiden. Auch wenn sie vielleicht nicht gewusst haben, dass Anna die Kristallvase war.
"Liebe kannst Du nicht logisieren, traue Deinen Gefühlen und nutze die Zeit!"
Das will ich mit dieser Geschichte ausdrücken. Deshalb wäre alles weitere Drumherum nur störender Ballast.
"... eine Liebesgeschichte, die keinen interessiert." So was solltest Du als Moderatorin nicht schreiben!
LG Damaris.

 

Die Kristallvase und der Kupferkessel

Hallo Cristalin,
an dieser Geschichte scheiden sich die Geister. Die Einen finden sie grässlich, die Anderen genial. Die Einen finden das Ende das Beste, die Anderen betteln mich an, sie sich doch nur auseinanderleben zu lassen.
Habe wieder ein wenig gefeilt, aber länger wird sie nicht. Hoffe, ich hab ihn als Kupferkessel und sie als Kristallvase gekennzeichnet. (Was bei ihr absichtlich erst der Schluss verdeutlicht.)
Deine sonstigen Kriterien hab ich umgesetzt.
Vielen Dank und liebe Grüße von Damaris.
PS.: Bist Du ein setener Kristallkessel ;-?

 

Liebe Damaris,
mir ist die Geschichte ein wenig zu kurz geraten und ich finde es schade, dass die "wahre Dramatik", dieser Geschichte nicht gänzlich zum Tragen kommt:

Er wollte mit ihr zusammenziehen, ihr wars zu früh und dann wars zu spät. Ohne seinen schnellen Abgang, wäre diese Liebe nicht in so verklärter Erinnerung geblieben ...
Ich hatte das Gefühl, dass Kupferkessel und Kristallvase, hier den Figuren zuviel Raum nimmt. So schön dieser Vergleich ist, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass da etwas mehr und deutlicher zerbrechen muss, bzw. dieses
"Liebe kannst Du nicht logisieren, traue Deinen Gefühlen und nutze die Zeit!"
besser rauskommt, da keine der beiden Hauptfiguren, die Zeit nicht nutzt, sie ziehen zusammen.. Also was ich meine, ist, dass ein wenig mehr "Konflikt" der Geschichte gut tun würde.
Der angedeutete Konflikt mit den Kindern, die für diese Liebe kein Verständnis haben, könnte das vielleicht etwas retten, indem er etwas mehr ausgebaut wird.
Auch wenn sie vielleicht nicht gewusst haben, dass Anna die Kristallvase war.
Mhh, also das "Zerbrechen der Vase" (durch "Zusammenstoß" mit Kessel) sehe ich eher als Zerbrechen der Liebe, durch die Schuld oder das Zutun eines anderen/des Partners. Weder dem Mann, noch dem "Tod" kann meiner Meinung nach dafür die Schuld gegeben werden, dass die Vase (Anna) zerbricht.
Vielleicht ist in aller "Undeutlichkeit", die ich heute an den Tag lege, doch etwas "rübergekommen". Falls nicht, frag einfach noch einmal nach.
Liebe Grüße,
Bambule

 

Hallo Damaris,

ich habe deine Geschichte so verstanden, dass eine Liebe zerbrechen kann, wenn sich einer am anderen reibt. Wenn sie jetzt die Kristallvase ist und er der Kupferkessel, wieso hat er dann Schuld an ihrem Tod? Es war doch eine Krankheit, die er nicht verursacht hat, oder? Oder war die Liebe so groß, dass sie ihr das Herz im wahrsten Sinne zerbrach? Das verstehe ich jetzt nicht ganz.
Die Botschaft, seinem Bauchgefühl nachzugeben, fand ich gut. Mit dem 'Bauch' sieht man manchmal besser als mit den Augen ;)...........

Lieben Gruß,
jurewa

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bambule,
vielleicht hast Du Recht. ich versteh Dich schon und denk drüber nach. Natürlich hat keiner Schuld. Schau bitte, was ich Jurewa geschrieben habe. Ich glaube, ab einen gewissen Alter, kann man an gebrochenem Herzen - einer zerbrochenen Liebe sterben. Das wäre ein Grund, näher an der wahren Geschichte zu schreiben.
Vielen Dank und liebe Grüße von Damaris.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jurewa,
keiner hat Schuld. Jeder ist, wie er ist. Es passt oder nicht - von Natur aus.
Ja, ich denke, ihre Liebe war zu stark für ihr Herz. Kennst Du das, wenn man vor Aufregung nicht schlafen kann, der Blutdruck steigt, Herzflattern ... Immer wieder sterben Menschen beim Sex. Sie war nicht mehr jung ... Ich denke, sie hat es gewusst, dass sie aus Kristall ist und er nicht. Ich glaube, sie würde alles wieder so machen. Es war die schönste Zeit ihres Lebens.
LG Damaris :-)

 

Hallo Damaris!

"Herbert!", stellte er sich vor. "Ich mag sie. Hab die Kellnerin gefragt. Die hat mir verraten, dass sie Anna heißen."
;) Das ist so absurd, dass es gar nicht ernst gemeint sein kann. Die ganze Geschichte ist meiner Meinung nach gar nicht darauf aufgebaut, realistisch zu sein, das ist mehr eine Parabel oder ein Gleichnis oder so, romantisch ist sie für mich nur in ihrer Aussage. Ich kann nicht direkt sagen, dass es mir gefallen hätte, ich mag den krassen Anfang und das Ende, also ja, was soll ich sagen, für gelungen halte ich die Geschichte schon.

Noch was zum Text:

Sie waren verliebt wie Teenager, obwohl sie Jahrzehnte älter waren.
Wer von beiden ist denn der Ältere? Das wird aus dem Text nicht deutlich, wäre aber ganz gut. Okay, Anna stirbt an einem Herzinfarkt, aber das gibts auch bei jüngeren Menschen.

Einige Höflichkeits-Sie müssen noch groß geschrieben werden.

Das wars. :) Liebe Grüße,
strudel

 

"... eine Liebesgeschichte, die keinen interessiert." So was solltest Du als Moderatorin nicht schreiben!
LG Damaris.
Da hast du Recht. Mir passiert das ab und an, dass ich gedankenlos verallgemeinere, wo ich bei mir bleiben müsste. Also muss der Satz richtig: "Eine Liebesgeschichte, die mich nicht interessiert ..." heißen. Entschuldige.

Wobei ich meine Kritiken als bernadette und nicht als Moderatorin sehe, so auch diese Aussage. Es kann nicht sein, dass ich als Moderatorin ein Blatt vor den Mund nehmen muss.

 

Die Kristallvase und der Kupferkessel

Hallo bernadette,
natürlich sollst Du kein Blatt vor den Mund nehmen. Auch wenn Du nicht Moderarorin wärst, was Du nun einmal bist, wäre diese Aussage keine konstruktive Kritik... Aber das weißt Du ja selbst.
LG Damaris :-)

 

Hallo apfelstrudel,
beim Lesen Deiner Kritik ist mir gerade ein kreativer Blitz ins Hirn geschossen.
Mehr verrate ich noch nicht, aber schon mal vielen Dank und liebe Grüße von Damaris :-)

 

Hallo Damaris,

ich mag sie, die Geschichte. Besonders gut gefällt mir das mit dem Märchen, so eine kleine Geschichte in der Geschichte. Und es ist auch alles sehr authentisch geschrieben, also ohne Schnörksel und zu viel Pathos.

Schön auch der Schluss, z.B. mit "ich schlurfe nach vorn, zu Anna." zu Anna, das ist schon sehr schön. Ein paar Dinge sind mir noch aufgefallen:

- Zunächst habe ich mich gefragt, ob 3 Monate nicht etwas sehr kurz sind. Ich würde ihnen doch glatt 1 Jahr gönnen, das macht es etwas realistischer ;)
- Ob das mit der Rede so ideal ist, weiß ich auch nicht: Würde er das einfach nur erzählen, kann er viel intimer darüber berichten. In einer Grabrede würde man doch eher zurückhaltender sprechen, vielleicht.
- Natürlich muss er die Rede halten, damit sich keiner wundert, dass er jetzt Scherben über das Grab streut. Allerdings habe ich mich auch gefragt, was das jetzt bedeutet: Eigentlich war sie doch die Richtige. Und er hat sie ja wohl kaum "auf dem Gewissen". Also müsste er doch gerade keine Scherben über sie streuen, oder? (Das ist jetzt vielleicht zu logisch gedacht...)

Außerdem noch folgendes:

-

War ein langer Tag, gestern
Wieso war der lang? Würde ich im Zweifel weglassen.

-

Ich fragte die Serviererin: "Die Lady da drüben, ist sie öfters hier?" "Das ist Anna, ihr gehört das Cafe'." antwortete sie
Wenn er eine Rede hält, die Du zitierst, dann müssten Zitate innerhalb wiederum anders gekennzeichnet werden. Ich glaube mit >>Text<<. Außerdem ist es leichter lesbar, wenn Du nach einem Wechsel des Sprechers einen Absatz machen würdest.
-
Eure Liebe barst an Eurer Verschiedenheit
Diese Diskussion habe ich ja dauernd, aber ich denke, dass man Eurer in dem Fall klein schreibt, ebenso das Du danach. "Sie" dagegen schreibt man groß, wenn es eine persönliche Anrede ist.
-
Sie ist für mich das Schönste der Welt
Da fehlt irgendwie was: Die schönste Frau der Welt ist zwar abgegriffen, würde aber, finde ich, hier schon gehen.

Am Ende beschreibst Du ganz schön das mit dem Handy und der Katze. Das ist gut, zu zeigen, weshalb und warum er sie so liebt. Beim Ordnungsfimmel könnten da sicher auch noch ein paar schöne Dinge kommen, die das konkretisieren. Den Grund für das Handy finde ich allerdings etwas zu banal. Vielleicht fällt Dir da noch was lustigeres ein?

Wieder gerne gelesen,

LG MLasar

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo lieber MLasar,
danke für Deine Kritik und fürs Lob - Beides ist mir sehr kostbar.

Genau deshalb haben sie von mir nur 3 Monate bekopmmen. Auf dem Höhepunkt der noch unabgenutzten Liebe gibts den dramatischen Schluss. Herbert ist es völlig egal, wie man sich bei einer Grabrede verhält. Seine Trauer füllt allen Raum.
Der Kupferkessel war auch nicht "Schuld" am Bersten der Kristallvase. Sie waren Beide nur aus verschiedenen Materialien gemacht. Wie kurz ihre Zeit als Paar war: sie waren die Richtigen für einander, weil sie miteinander glücklich waren. Egal, woran Anna gestorben ist, es ist die Parallelstory zum Märchen. Liebe hat nichts logisches, sie ist ein Mysterium!
"war ein langer Tag, gestern." soll den Leser/Hörer auf eine falsche Fährte (die, einer Hochzeit, Junggesellenabschied...) führen. Wahrscheinlich hat er sich bei seinem Freund ausgequatscht etc. vor der Beerdigung.
Also, beim Vorlesen ist mein Plan aufgegangen.
"Die schönste Frau der Welt" hatte ich erst, hab ich wg. Kritiken geändert. Weiß nicht, es liest sich so glaubhafter vor.
Der Grund fürs Handy hat bei den Meisten bisher den Gedankenblitz gebracht, dass sie sich auf einer Beerdigung befinden... Ich denk drüber nach, ebenso über "ihren Ordnungsfimmel"...
Danke auch für die orthografischen Tips, werde ich umsetzen. Muss aber bis Dienstag eine andere Geschichte schreiben und - endlich - hab ich die Inspiration dafür.

VLG von Damaris :-)
PS.: Mail mir, wenn Du wieder was fertig hast!

 

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