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Ich sehe...
Das, was da steht, kenne ich nicht. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen. Es ist lang, vielleicht sogar größer als ich und es hat die Farbe der Halme, durch welche ich mir den Weg zur meinem Spielplatz bahne. Vorne hat es etwas, was die Großen auch haben. Ich meine, die Großen, die mir zu Essen geben, mit mir reden und auch ständig um mich herum sind. Ich sehe zwei davon, und die Großen haben auch zwei davon, nur sind sie bei den Großen etwas anders als bei dem Ding, das hier vor mir liegt. Bei den Großen bewegen sie sich nämlich...
Das Ding bewegt sich nicht. Weil es ein Ding ist. Das Ding sieht komisch aus. Oben und rundherum sieht es aus, als müßte es sich anfühlen wie...wie der Stein um unseren Sandkasten herum.
Es ist nicht so, wie die Großen. Es macht überhaupt nichts. Deswegen ist es einfach nur da. Wenn es etwas wäre, das so sein könnte wie die Großen, hätte es sich schon bewegt. Es hätte mir Hallo gesagt, und ich hätte die weißen Dinger gesehen, die alle Großen im Mund haben und zeigen, wenn sie mich sehen.
Ich möchte es anfassen. Ich strecke meine Hand nach dem Ding aus. Aber auf einmal ist da etwas. Das war vorher nicht da, und da ich es nicht sehen kann, sollte es auch nicht da sein. Das verstehe ich nicht. Ich strecke meine Hand aus und kann sie nicht ausstrecken, da dort etwas ist, wo ich nicht hindurch kann. Mit einem mal bewegt sich das Ding. Es öffnet nun doch etwas, was die Großen auch haben, nur daß es bei den Großen nicht so riesig ist. Bei diesem Ding ist es riesig, und ich sehe auch, wie diese hellen Dinger, die mir die Großen ständig zeigen, auch da sind. Nur daß sie bei diesem Ding aussehen, als würden sie sich nicht freuen... Es kommt auf mich zu.
Eine Große, die ich sehr gern habe, hält mich. Sie dreht mich weg von dem Ding...
Gegen 14.00 Uhr am Haupteingang vom Zoo. Christian wartete noch nicht sehr lange auf seine Frau und seinen eineinhalb jährigen Sohn, da kamen sie schon. Seine Frau Lara schob den Sprössling im Kinderwagen vor sich her.
„Und? Wie hat es dem Emil im Zoo gefallen?“ wollte Christian wissen und begrüßte seine Frau mit einem Kuss.
Lara lächelte, hob den glucksenden Emil aus dem Wagen und übergab ihm dem Vater, um den Kinderwagen für den Autotransport herzurichten. „Ich glaube“ sagte sie, „das riesige Terrarium mit dem Krokodil hat es ihm ganz besonders angetan...“