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Im Hinterland

Bas

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16.09.2018
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Im Hinterland

Eine Münze hatte er noch, also brauchte er Arbeit.
»Komm morgen, wenn die Sonne aufgeht.«
»Wie viel zahlst du?«
»Du kriegst Rüben.«
»Ich brauche aber Geld.«
»Wozu brauchst du Geld? Du kriegst Rüben.«
Also war es abgemacht. Aber wie der Bauer mit ihm gesprochen hatte, wollte Gustaf nicht gefallen.

Am nächsten Tag stand Gustaf im Morgengrauen auf dem Acker. Eine Handvoll Männer war gekommen, auch sie waren zur Ernte hier, aber nachdem der Bauer davongestapft war, lungerten sie herum und redeten und lachten mit dumpfen und hohlen Stimmen.
Die Sonne wanderte schnell. Von oben brannte die Hitze und von unten wirbelte der Staub, und beides zusammen nahm Gustaf die Luft zum Atmen.
Die Männer standen weiter im Kreis. Manchmal bewegte sich einer von ihnen in die ihm zugeteilte Reihe, nur um kurz nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Ja, die Rüben waren noch an ihrem Platz, Zeit, die klumpigen Hände wieder in den Taschen zu vergraben oder unter die Hosenträger zu klemmen, dachte Gustaf. Er hübschte sich die Arbeit mit stummen Theaterstücken auf, die er in seinem Kopf inszenierte, auf der Bühne stand ein zusammengewürfelter Männerhaufen, jeder von ihnen kam aus einer anderen Himmelsrichtung und jeder versuchte den anderen klarzumachen, wie die Welt funktionierte: Nein, verkehrt, die Erde hängt an einer Schnur, und wenn jemand zu schnell an ihr dreht, dann entsteht das, was wir Wind nennen, und nein, das Wasser in den Flüssen ist kein flüssiges Eis, sondern geschmolzene Sterne, die langsam zurück in den Himmel fließen.
Nachdem Gustaf mit seiner Reihe fertig war, übernahm er die der anderen.

»Komm mal her«, rief da einer. Es war derjenige, den Gustaf in seinem Kopf Robello nannte, einfach, weil es ihm so eingefallen war.
»Wir haben überlegt«, fragte er Gustaf, »von wo du wohl kommst«.
»Von woanders«, sagte Gustaf. Sonst nichts, und riss weiter die Rüben aus der Erde.

Als die Sonne so tief am Horizont stand, dass selbst die Ameisen Schatten warfen, ging der Bauer umher, um die Arbeit zu überprüfen. Gustaf und die Männer standen in Reih und Glied nebeneinander.
»Du hast die Arbeit von den anderen gemacht.«
»Ja«, sagte Gustaf.
»Dafür hab ich dich nicht bezahlt.«
»Du hast mich gar nicht bezahlt.«
»Nimm deine Rüben und hau ab.«
Da packte Gustaf den Bauern an seinem Unterarm, gerade so fest, dass er sicher war, dass ein blauer Fleck zurückbleiben würde, und sagte:
»Robello hatte recht, was dich angeht.«
Und natürlich wollte der Bauer jetzt wissen, was Robello gesagt hatte, und wer dieser Robello eigentlich war, aber vor allem wollte er, dass Gustaf seinen Arm losließ, und deshalb zerrte und zog er immer fester, und da ließ Gustaf los und der Bauer fiel rücklings auf seinen Acker und lag im Staub.
Und Gustaf ging fort, noch tiefer ins Hinterland, und noch immer nur mit einer einzigen Münze in der Tasche.

Gustaf bekam eine Stelle als Stallknecht. Der eigentliche Stallknecht hatte sich den Arm gebrochen und war zu nichts mehr zu gebrauchen.
»Was macht er jetzt?«
»Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Er war kein guter Umgang für meine Frau.«

Die Frau sah Gustaf mehrmals am Tag im Stall. Es waren ihre Pferde, die Gustaf jetzt striegelte.
»Er hatte eine Gabe«, sagte sie eines Tages, während Gustaf Pferdemist schaufelte. »Er wusste genau, was sie wollen. Manchmal ritten wir gemeinsam aus. Wenn er nichts sagte, war ich mit niemandem lieber zusammen. Aber wenn er sprach, sprach er von eigenartigen Dingen. Von einer Präsenz auf dem Hof, und dann war er mir ein Graus.«
»Einer Präsenz?«
»Einem Geist.«

Als kleiner Junge hatte Gustaf einmal durch das bunte Glas des Kirchenfensters in der Nachbargemeinde einen Geist gesehen. Ganz in weiß gekleidet, mit gefalteten Händen. Es war wohl der Pfarrer gewesen, und eigentlich wusste Gustaf das auch, aber als die Gestalt stehen blieb und ihn ansah, rannte er los. Er rannte am Fluss entlang nach Hause und hatte das Gefühl, verfolgt zu werden, und vielleicht stimmt das gar nicht, vielleicht wusste er ganz sicher, dass er nicht verfolgt wurde, aber er mochte es, sich solche Dinge einzubilden, es fühlte sich lebendig an, wahrhaftig. Und so hörte er das Gewand rascheln und spürte auf seiner Schulter eine kalte, knochige Hand. Er geriet ins Straucheln, er stolperte über eine Wurzel und schlug sich das Kinn auf, er irrte noch lange durch die umliegenden Maisfelder und als er heimkam, war es bereits dunkel.

Vina, seine Schwester, richtete sich im Bett auf. Sie wollte wissen, wo er gewesen war, und Gustaf erzählte ihr die Geschichte von dem Geist in der Kirche, und dabei vergaß er schnell selbst, dass es eigentlich der Pfarrer gewesen war, den er gesehen hatte. Jetzt hatte er also einen echten Geist gesehen. Jetzt gab es also Geister.

In der Schule hörte er nicht mehr zu. Was konnte der Lehrer ihm beibringen, ihm, der mehr wusste als jeder sonst im Raum. Er wusste, dass sterben nicht tot sein bedeutete, dass es ein Danach gab und ein Davor, dass er schon mal hier gewesen war und wieder zurückkehren würde, als weiße Gestalt, vor den Augen eines Kindes.

Nachts lag er gerne wach und stellte sich seinen Tod vor. Am liebsten wollte er fliegend sterben, vielleicht von einem hohen Berg stürzen, aus den Wolken auf die Erde fallen. Auf keinen Fall wollte er, dass einfach alles schwarz wird. Wenn er sich die endlose Schwärze zu lange vorstellte, schlug sein Herz schneller als sonst, er musste die Decke von sich strampeln, damit sie ihm nicht den Brustkorb zerdrückte, er spürte eine nie dagewesene Angst und war sich sicher, dass jeden Moment seine Mutter sterben würde oder Vina, und er wurde wütend dabei, er ballte die Fäuste und krallte sich in die Matratze und biss in seinen Kissenbezug, er weinte und fauchte wie wildgeworden, bis zur Erschöpfung. Und er sah aus dem Fenster in die schwarze Nacht hinaus, bis der Hahn krähte und sein Herz sich wieder beruhigte.

Aber das war lange her. Jetzt war sein Leben ein anderes, jetzt ritt die Frau, Rosa, jeden Tag aus, und Gustaf sorgte für Ordnung. Er fütterte die Pferde und hackte Holz, und als der erste Schnee fiel, waren bereits drei Monate vergangen, seitdem Gustaf nur eine einzige Münze in seiner Tasche gehabt hatte – jetzt hatte er mehr, als er ausgeben konnte. Um Essen und Trinken musste er sich nicht sorgen. Er lebte in einem kleinen Anbau direkt am Stall, er hörte, wie die Pferde zufrieden die warme Luft aus ihren Nüstern stießen und mit ihren Hufen auf den Boden stampften, wie um zu prüfen, ob er noch da war oder ob ihnen schon Flügel gewachsen und sie auf dem Weg in den Himmel waren.

Aber er hörte noch andere Dinge: Er hörte die Krähen von den Bäumen rufen. Wie damals, als seine Mutter nicht mehr aufwachte. Als man ihn in die Fabriken schickte und Vina in den Norden, damals, als er in Wäschereien und Sägewerken schuftete, wo er jeden Menschen, dem er begegnete, hasste und tot sehen wollte.

Und er hörte Rosa und ihren Mann streiten. Er hörte den Schnee knirschen. Er hörte das Stalltor quietschen und ein leises, ersticktes Weinen, das ihn bis in seine Träume verfolgte.

In den folgenden Tagen sah er Rosa öfter als sonst und ihren Mann nur noch selten. Nur dann, wenn er ihm neue Aufgaben auftrug, ihn für Besorgungen in den Laden schickte. Dann spannte Gustaf die Kutsche an.
Von dem Geld, das er in den letzten Wochen verdient hatte, hatte er sich einen Schal gekauft und eine Mütze mit Ohrenklappen, und eines Tages, als er gerade aufbrechen wollte, als er gerade die Zügel angelegt hatte und Hü-hott sagen wollte, da stand Rosa neben ihm und reichte ihm ein Paar Handschuhe.
»Deine taugen doch nichts«, sagte sie, »die Fingerkuppen sind zerfressen und löchrig und bis du im Laden bist, sind deine Hände blau, und wenn du Pech hast, sind sie schwarz, bis du zurückkommst.«
»Ja, ich wollte mir gerade heute welche kaufen, aber deine nehme ich auch.«
Und dann sagte er Hü-hött und fuhr mit warmen Ohren und warmen Händen los, und er hatte noch lange Rosas Gesicht vor Augen, wie sie neben ihm im Schnee gestanden war und zu ihm aufgesehen hatte.

Was war es mit den Frauen? Das wusste Gustaf nicht. Aber er wusste jetzt, dass es Rosa war, die nachts durch den Schnee in den Stall kam, er hatte sie durch die angelehnte Tür seines Anbaus beobachtet, hatte gesehen, wie sie Rocko streichelte, den alten Hengst, wie sie ihren Kopf an seinen legte und zufrieden war, und in dieser Nacht konnte Gustaf gut schlafen und wachte am nächsten Tag mit leichten Beinen und leichtem Herzen auf.
Auf dem Weg zum Laden grüßte er jeden mit einem Lächeln, wo er sonst den Kopf am liebsten gesenkt hielt, aber heute war es ihm ein Verlangen, zu jedem Menschen nett und freundlich zu sein.
Als er am Abend Rocko das Geschirr ablegte, sah er dem alten Gaul in die dunklen Augen und er dachte dabei an Rosa, immer nur an Rosa, und in den Nächten ließ er jetzt seine Tür absichtlich offenstehen und eine kleine Lampe brennen, damit sie wusste, dass er da war.

Als Rocko starb, waren sich alle einig. Es war ein verdienter und überfälliger Tod, zum Ausreiten taugte er schon lange nicht mehr, sein Atem ging zum Ende hin ungleichmäßig und er war so sehr abgemagert, dass man die einzelnen Knochen unter seiner fleckigen Haut zählen konnte. Aber das machte es für Rosa nicht einfacher.

Jetzt müsse man sich beeilen, sagte Rosas Mann. Jetzt gefror ja alles im Handumdrehen, vom Vordach hingen ja schon Eiszapfen, die so groß waren wie kleine Menschen, und bald würde keine Axt mehr den Kadaver zerteilen können, und dann läge das Tier hier bis zum Frühling.
Und so stand Gustaf im Stall und hackte auf den alten Gaul ein, wie er im Herbst das Brennholz gehackt hatte, und dabei hatte er einzig und alleine Rosa vor Augen. Und er schämte sich, nur ein armer Stallknecht zu sein, der auf seinen Herren hören musste.

Sein Leben war weit entfernt von dem, das Rosa und ihr Mann führten. Und er war jetzt auch weit entfernt von dem Mann, der er noch im Sommer gewesen war, damals, als er den Bauern am Arm gepackt und ihn dann auf seinem Hosenboden liegen gelassen hatte. Jetzt schlief er in einem Stallanbau, fast schon im Stall selbst, wie das Vieh, und die Leute hatten Mitleid mit ihm und schenkten ihm Handschuhe.
Wenn ein anderer Mensch Mitleid mit einem empfindet, dann ist alles vorbei, dann kann man sich genauso gut einen Strick nehmen und in den Wald gehen, fand Gustaf, dann hat man sein Leben verwirkt.

Auch Rocko hatte sein Leben verwirkt. Seit Gustaf ihn kannte, hatte er im Stall gestanden, gefressen und mit seinen Hufen auf den Boden gestampft. Sonst nichts. Er hatte den Zeitpunkt verpasst, fliegend zu sterben. Und jetzt lag er hier und ließ sich zerhacken wie Brennholz, und Gustaf dachte an die Schwärze.

Da kreischte das Stalltor.
»Raus!«, brüllte Gustaf.
Rosa blieb stehen.
»Geh zu deinem Mann! Und hör auf, dich nachts im Stall rumzutreiben, oder willst du, dass er mir den Arm bricht, wie er es mit dem alten Stallknecht gemacht hat? Willst du, dass er mich umbringt? Und wer hackt mich dann in Stücke? Du?«
»Was …«
Rosa wusste nicht weiter.
»Raus!«
Und sie ging, und zurück kam ihr Mann.
»Wie redest du mit meiner Frau?«
»Gehört sie jetzt dir?«
»Was redest du da?«
»Robello hatte recht«, sagte Gustaf, hob die Axt und schlug sie zwischen Rockos Rippen, er stürmte an dem Mann vorbei und stieß das Stalltor auf, so fest, dass die Eiszapfen vom Vordach krachten und auf dem gefrorenen Boden in tausende Teile zersplitterten, und dort stand er, mit pochendem Herzen, bis die Krähe ihn in den Wald rief.

 
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Hallo @Bas

Für mich hast du hier eine traurige Geschichte mit tollen Worten schön geschrieben.
Ein junger, hilfsbereiter Mann, der es in seinem Leben nie leicht hatte, konfabuliert sich seine Welt zusammen.
Ein paar Gedanken, die ich dazu hatte:

Manchmal bewegte sich einer von ihnen in die ihm zugeteilte Reihe, nur um kurz nachzusehen, ob alles in Ordnung war, ja, die Rüben waren noch an ihrem Platz, Zeit, die klumpigen Hände wieder in den Taschen zu vergraben oder unter die Hosenträger zu klemmen, dachte Gustaf.
Ich finde viele deiner Sätze viel zu lang.
So finde ich es besser zu lesen.
Manchmal bewegte sich einer von ihnen in die ihm zugeteilte Reihe. Nur um kurz nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Ja, die Rüben waren noch an ihrem Platz. Zeit, die klumpigen Hände wieder in den Taschen zu vergraben oder unter die Hosenträger zu klemmen, dachte Gustaf.

Danach gab und ein Davor, dass er schon mal hier gewesen war und wieder hier sein würde.
Mir ist nicht ganz klar, wie du auf diesen Satz kommst?
Als die Sonne so tief am Horizont stand, dass selbst die Ameisen Schatten warfen, ging der Bauer umher, um die Arbeit zu überprüfen
Der Satz gefällt mir gut.
Aber er wusste jetzt, dass es Rosa war, die nachts durch den Schnee in den Stall kam, er hatte sie durch die angelehnte Tür seines Anbaus beobachtet, hatte gesehen, wie sie Rocko streichelte, den alten Hengst, wie sie ihren Kopf an seinen legte und zufrieden war, und in dieser Nacht konnte Gustaf besonders gut schlafen und wachte am nächsten Tag mit leichten Beinen und leichtem Herzen auf. Auf dem Weg nach Brann und im Laden grüßte er jeden mit einem Lächeln, wo er sonst den Kopf am liebsten gesenkt hielt, aber heute war es ihm ein Verlangen, zu jedem Menschen nett und freundlich zu sein.Ist er auf einmal selber so froh weil er merkt auch seine Chefin hat Probleme

Warum war er jetzt auf einmal so freundlich? Weil er gesehen hat dass auch seine Chefin Probleme hat?
»Geh zu deinem Mann! Und hör auf, dich nachts im Stall rumzutreiben, oder willst du, dass er mir den Arm bricht, wie er es mit dem alten Stallknecht gemacht hat? Willst du, dass er mich umbringt? Und wer hackt mich dann in Stücke? Du?«
»Was …«
Rosa wusste nicht weiter.
»Raus!«
Und sie ging, und zurück kam ihr Mann.
»Wie redest du mit meiner Frau?«
»Ist sie jetzt deine Frau?«
»Was meinst du?«
»Gehört sie jetzt dir?«
»Was redest du da?«
Hier fantasiert er sich ja wieder etwas zusammen. Werden diese Gefühle jetzt durch den Tod des Pferdes ausgelöst und ist es bei ihm wie bei einem manisch depressive Menschen?
bis die Krähe ihn in den Wald rief.
Deine Geschichte gab mir einiges zum nachdenken.
Ich habe sie gerne gelesen.

Ich wünsche dir einen schönen Sonntagabend
Lieber Gruß CoK

 

Hey @Bas,

eine neue Gustaf-Geschichte von dir. Die musste ich natürlich sofort lesen. Jetzt, wo du das Ganze als Serie getagged hast, bekommt Gustaf als Charakter immer mehr Farbe für mich. Da hilft auch die Rückblende in seine Kindheit.
Auch in dieser Geschichte versucht er, Fuß zu fassen, aber jetzt kommt besser heraus, wovor er eigentlich Angst hat: Vor dem Stillstand, der für ihn den Tod bedeutet. So kann er nirgends lange bleiben, ohne, dass es ihm die Luft zum Atmen nimmt. Jede Routine scheint ihm ein Greuel zu sein in ihrer Eintönigkeit, also rennt er weiter, in der Hoffnung, damit dem Tod entfliehen zu können und auch sich selbst. Denn obwohl er sich einerseits gerne selbst zu überschätzen scheint, hat er auf der anderen keine hohe Meinung von sich, schämt sich für seine Herkunft und projiziert diesen Hass dann auf andere.
Robellos Behauptung über den Chef scheint er hier als allgemeingültig und Rechtfertigung für seinen Hass auf die Menschen mantraartig in seinem Kopf zu wiederholen. Er wird ja auch nicht besonders gut behandelt.

Was mich an deinen Texten immer wieder fasziniert, ist deine Sprache und die Atmosphäre, die du schaffst. Ich gleite da so durch, erfreue mich an deinen lyrischen Sprachbildern und bin ganz nah an Gustafs Gedanken und Gefühlen.
Der Tod der Mutter hätte für mich allerdings eher kommen müssen, denn Gustaf hatte ja schon vorher Angst vor dem Tod, liegt nächtelang wach und hofft, dass seine Mutter und Schwester nicht sterben, und plötzlich ist die Mutter dann tatsächlich tot.
Da würde ich mich für eines von beidem entscheiden, oder aber den tatsächlichen Tod der Mutter vorziehen, und seitdem verfolgt ihn der Gedanke, er hat Angst, dass alle anderen, die ihm lieb sind, auch sterben könnten.

Die Geschichte mit dem Pfarrer wirkte etwas kryptisch auf mich. Wie ein neuer Strang, den du aufmachst, der aber nicht gelöst wird. Irgendetwas muss da passiert sein, dass er den Pfarrer so nebulös wahrnimmt. Er scheint ihn belästigt zu haben. Es ist ja schon ungewöhnlich, dass Gustafs Angst vor dem Tod so ausartet, dass er Leute umbringt. Und sofort dem Selbsthass verfällt, wenn sich Gefühle regen, die ihn an irgendetwas binden könnten, so wie hier bei Rosa.

Mehr hab ich nicht zu meckern diesmal. ;)


Die Sonne wanderte schnell. Von oben brannte die Hitze und von unten wirbelte der Staub, und beides zusammen nahm Gustaf die Luft zum Atmen.
Ich bin voll dabei.

Er hübschte sich die Arbeit mit stummen Theaterstücken auf, die er in seinem Kopf inszenierte
Schönes Detail, um in Gustafs Kopf gucken zu können. Man merkt, er ist ein Lebenskünstler, versucht, sich die beschissensten Situationen so angenehm wie möglich zu machen.

Nein, verkehrt, die Erde hängt an einer Schnur, und wenn jemand zu schnell an ihr dreht, dann entsteht das, was wir Wind nennen, und nein, das Wasser in den Flüssen ist kein flüssiges Eis, sondern geschmolzene Sterne, die langsam zurück in den Himmel fließen.
Hach, Bas, das ist so schön :herz:

Nachdem Gustaf mit seiner Reihe fertig war, übernahm er die Reihen der anderen.
Scheint zu helfen, das Ganze als Theaterstück zu sehen.

Als die Sonne so tief am Horizont stand, dass selbst die Ameisen Schatten warfen
Auch eine schöne Idee.

»Nimm deine Rüben und hau ab.«
Hier hab ich mich gefragt, warum der das sagt. Die Arbeit ist ja getan, so what?

es fühlte sich an, wie durch den Sommerregen zu laufen, lebendig, wahrhaftig,
Mit dem Vergleich hab ich Schwierigkeiten. Denn selbst, wenn Gustaf weiß, dass die Verfolgung nur Einbildung ist, hat das ja was Bedrohliches und nicht die Leichtigkeit eines verträumten Vergnügens im Sommerregen.

Und als er am nächsten Morgen vor dem Spiegel stand, war sein Kinn krustig und dreckig, dunkelrot und braun, und Gustaf fühlte sich anders.
Da muss, wie gesagt, mehr passiert sein als hinzufallen.

Er wusste, dass sterben nicht automatisch tot sein bedeutete, dass es ein Danach gab und ein Davor, dass er schon mal hier gewesen war und wieder hier sein würde.
Woher wusste er das? Hier wird mir der Zusammenhang nicht klar. Die Begegnung mit dem Pfarrer scheint noch einiges mehr in ihm ausgelöst zu haben. Auch passt das für mich nicht zu seiner Todesangst und dem damit verbundenen ewigen Auf-der-Flucht-sein, die hier:

Man musste im Galopp leben, die anderen durften nur einen Blick auf einen erhaschen und sich wundern, und auf keinen Fall sehen, wie man alt und müde wurde.
wieder sehr präsent zu sein scheint.

der auf seinen Herr hören musste.
Herren


Ja, lieber Bas, es war mir wie immer ein großes Lesevergnügen. Bin gespannt, wo es mit Gustaf noch hingeht.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntagabend von Chai

 

Hallo,

ein sehr guter Text, ich finde, dein bester bis jetzt. Du hast hier richtig was am laufen, eine eigene Sprache, die erinnert mich sehr an altertümliche Sagen, an Märchen, an Knut Hamsun and the likes, aber du macht sie dir schon auch zu eigen, da ist etwas idiosynkratisches Element dabei. Ich weiß nicht, ich musste beim Lesen an den Film "Leolo" von Lauzon denken, einem leider schon verstorbenen kanadischen Regisseur. Das ist eine vollkommen andere Atmosphäre, aber von der Stimmung her ähnlich, ich kann das schwer beschreiben, das hat auch etwas Surreales, etwas Ver-rücktes, im wahrsten Sinne, weil der so schwer verortbar ist, so universal erscheint, und doch so verwurzelt. Ich würde überlegen, Brann rauszunehmen, das ist schon fast zu konkret, da verliert es etwas von diesem Fabel-artigen, wie ich finde.

Er wusste, dass sterben nicht automatisch tot sein bedeutete, dass es ein Danach gab und ein Davor, dass er schon mal hier gewesen war und wieder hier sein würde.

Meine bescheidene Meinung: ein Wort wie automatisch darf in einem solchen Text niemals auftauchen. Das wirkt zu modern und technisch. Darüber hinaus habe ich nachgedacht, inwiefern Gustaf schon ein Wiedergänger des ehemaligen Stallburschen sein könnte; diese Möglichkeit ist im Text doch schon angelegt, oder nicht? Ich weiß nicht, wie du das intendiert hast, aber im Sinne eines Zirkelschluss, also das eine Personae wie Gustaf einfach immer wieder auftaucht? Wenn nicht, egal, ist aber eine spannende Lesart.

Ja, hat mir gefallen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @CoK,

vielen Dank fürs Lesen. Ich hatte Sorge, hier einen großen Haufen Mist zusammengeschrieben zu haben, da hat mich dein erlösender Kommentar sehr gefreut.

Ich finde viele deiner Sätze viel zu lang.

Ja, da muss ich ein Auge drauf haben, das soll auch nicht ausarten, ich schau da bei der Überarbeitung noch mal drauf. Danke für den Hinweis!

Mir ist nicht ganz klar, wie du auf diesen Satz kommst?

Und ich verstehe nicht ganz, warum der Satz für Verwirrung sorgt, @Chai ging es wie dir ... Ich meine - er weiß Bescheid. Über die Geister. Weiß, dass es mehr gibt als das Jetzt ... Hm. Na, ich werde auch da nochmal draufschauen.

Warum war er jetzt auf einmal so freundlich? Weil er gesehen hat dass auch seine Chefin Probleme hat?

Nein, weil er sie mag wohl, weil ihre Zuneigung für Rocko ein gutes Gefühl in ihm auslöst. So hatte ich mir das jedenfalls vorgestellt - wird das nicht deutlich?

Deine Geschichte gab mir einiges zum nachdenken.
Ich habe sie gerne gelesen.

Ein wunderbares Fazit - das reicht mir für heute , ich kann beruhigt einschlafen :shy:

Vielen Dank, CoK! Überarbeitung folgt ...

Bas

 

Hey @Bas,

weil du mich angemorst hast, hier nochmal 'ne kurze Rückmeldung.

Ich bin ja davon ausgegangen, dass Gustafs Verhalten mit der Angst vorm Tod zu tun hat, so ist zumindest meine Interpretation. Da fiel der Satz, dass er wüsste, es gäbe ein Davor und Danach aber raus, denn auch, wenn er sich den Tod zwischendurch schön zu reden scheint, hab ich nicht kapiert, wie er sich so sicher sein kann. Das wirkt so aus der Luft gegriffen, denn ich weiß ja nicht, wie er plötzlich zu dieser Erkenntnis kommt.

Liebe Grüße,

Chai

 

Hallo @Bas

Ich habe deine Geschichte in einem Rutsch durchgelesen. Wollte gar nicht mehr aufhören. Sie hat mir sehr gut gefallen. Ich mag Gustav! Ein fleißiger Mann, der sich Arbeit sucht und etwas tut. Ich mag das Tempo der Geschichte, das Kopfkino, das Du anregst, die Melancholie. Du hast einen sehr individuellen Schreibstil, der mich sehr anspricht. Da ist Spannung, die Geschichte entwickelt sich langsam aber stetig. Ich werde nie aus dem Lesefluss gerissen.
Die Rückblende in die Kindheit, die Begegnung mit dem Pfarrer (Geist) ist sehr gut umgesetzt. Du transportierst Gustavs Emotionen schonungslos, das berührt mich, ich leide mit. Dann der Anflug von Zufriedenheit, den Gustav empfindet, da er nun genug Münzen hat, außerdem ein Dach über dem Kopf und Essen und Trinken. Wie er plötzlich das Bedürfnis hat, nett und freundlich zu dem Menschen zu sein. Und dann plötzlich kippt das, er fühlt sich unwürdig, denkt, sein Leben sei nichts wert. Auch das ist sehr gut umgesetzt. Das mystische Ende gefällt mir ebenfalls gut.

Ich hab nur 2 kleine Anmerkungen, ansonsten sprachlich topp!

»Wir haben überlegt«, fragte er Gustaf, »von wo du wohl kommst«.
Von woanders, sagte Gustaf. Sonst nichts, und riss weiter die Rüben aus der Erde.

"Von woanders", sagte Gustav.

Er wusste, dass sterben nicht tot sein bedeutete, dass es ein Danach gab und ein Davor, dass er schon mal hier gewesen war und wieder hier sein würde.

... und wieder zurückkehren würde

Ganz liebe Grüße und einen guten Wochenstart,
Silvita

 

Hallo @Chai,

toll, dass du dich noch an Gustaf erinnerst und ihn durch diese "Vorgeschichte" jetzt besser verstehst.

Auch in dieser Geschichte versucht er, Fuß zu fassen, aber jetzt kommt besser heraus, wovor er eigentlich Angst hat: Vor dem Stillstand, der für ihn den Tod bedeutet. So kann er nirgends lange bleiben, ohne, dass es ihm die Luft zum Atmen nimmt. Jede Routine scheint ihm ein Greuel zu sein in ihrer Eintönigkeit, also rennt er weiter, in der Hoffnung, damit dem Tod entfliehen zu können und auch sich selbst. Denn obwohl er sich einerseits gerne selbst zu überschätzen scheint, hat er auf der anderen keine hohe Meinung von sich, schämt sich für seine Herkunft und projiziert diesen Hass dann auf andere.

Ohne deine "menschlichen Einordnungen" würde mir echt was fehlen :shy: Mit der spannendste Aspekt an der ganzen Gustaf-Sache ist es für mich gerade, sein Innenleben zu ordnen, den Kerl zusammenzupuzzlen sozusagen, und ich habe den Eindruck, dass er mit jedem Satz deutlicher Gestalt annimmt ... Das macht großen Spaß. Und da hilft mir so eine Außensicht von jemand anderem wahnsinnig weiter.

Der Tod der Mutter hätte für mich allerdings eher kommen müssen, denn Gustaf hatte ja schon vorher Angst vor dem Tod, liegt nächtelang wach und hofft, dass seine Mutter und Schwester nicht sterben, und plötzlich ist die Mutter dann tatsächlich tot.
Da würde ich mich für eines von beidem entscheiden, oder aber den tatsächlichen Tod der Mutter vorziehen, und seitdem verfolgt ihn der Gedanke, er hat Angst, dass alle anderen, die ihm lieb sind, auch sterben könnten.

Ein guter Gedanke, ich denke, das gibt auf jeden Fall noch was her. Ja, da stürze ich mich gleich drauf, wenn die Zeit es zulässt - ich melde mich dann.

Die Geschichte mit dem Pfarrer wirkte etwas kryptisch auf mich. Wie ein neuer Strang, den du aufmachst, der aber nicht gelöst wird. Irgendetwas muss da passiert sein, dass er den Pfarrer so nebulös wahrnimmt. Er scheint ihn belästigt zu haben.

Hm, ich weiß nicht, eine Missbrauchsgeschichte sehe ich da nicht ... Aber ja, kryptisch stimmt wohl, vielleicht sogar unnötig kryptisch. Auch da lässt sich bestimmt noch was rausholen - ist notiert.

Ich freue mich auch sehr über die von dir zitierten "schönen Stellen" - das waren nämlich alles Darlings, bei denen ich mir nicht sicher war, ob sie nicht zu ... schwafelig sind.

Hier hab ich mich gefragt, warum der das sagt. Die Arbeit ist ja getan, so what?

Hm ... Hatte da so ein Bild vor Augen, dass der Bauer ihn nicht leiden kann, weil er so ... besonders ist. Eigentlich müsste er ja auf die Faulenzer sauer sein - aber die kann er wenigstens verstehen. Gustaf ist ihm suspekt. Vielleicht kann ich das noch deutlicher rausarbeiten.

Mit dem Vergleich hab ich Schwierigkeiten. Denn selbst, wenn Gustaf weiß, dass die Verfolgung nur Einbildung ist, hat das ja was Bedrohliches und nicht die Leichtigkeit eines verträumten Vergnügens im Sommerregen.

Ja, stimmt, bin ich auch nicht ganz zufrieden mit, ist notiert.

Ich versuche das Innenleben meiner Protagonisten quasi durch das Schreiben selbst zu durchleuchten

Herren

:thumbsup:

Vielen Dank für deinen Kommentar, Chai!

Bas

 

Hallo Bas,

hier wirken Szenen unrhythmisch, beginnen unzusammenhängend und verlieren sich abrupt, begleitet von Gustafs Gefühlen, deren eigener Herr er nicht immer zu sein scheint. Dadurch entsteht diese Einmaligkeit von Eindruck, vergleichbar mit einem Musikstück, welches wenig Text, wenige Akkorde und mit fast atonaler Stimme, aber mit unglaublicher Intensität vorgetragen wird. Du schaffst einen eigenen Raum, in dem Du nach Belieben wirken kannst. Es geht nicht um High-End Artikulation, um extreme Bereiche oder neustes literarisches Terrain ... es geht um die Eigenständigkeit und die damit erzeugte Resonanz in mir. Fantastisch! Meine Bewunderung und danke für den Genuss. Auch von mir die kleine Anmerkung, die Sätze etwas kürzer zu halten - nicht jeden - manchmal muss ein Satz auch einem Wurm gleichen, der sich in einen bohrt.
Bravo! Grüße - Detlev

 

Servus @Bas,

Gruß von den Landsknechten. Nirgends wurde in meinem Leben so wenig geredet, wie unter den Bauern. "Jo" < Morgenbegrüßung. "Ich geh in die Rüben. Mach du den Langacker." Es musste also klar sein, was man auf dem Langacker zu tun hatte. Ich fühlte mich erinnert. Ein Acker, 16 Hektar groß, Zuckerrüben. Es regnet. "Hau die Schoßer raus" war die Anweisung, also die Rüben, die deren Stamm nach oben schoss, um sich zu vermehren.

Du siehst, es hat mir sehr gefallen. Eine andere Welt, und sich davon zu lösen, fällt einem schwer. Sowohl von den Bauern und ihrer Welt als auch von deinem Text. Ich sehe: Serie. Sehr gut. Voran Gustaf mit "f".

bis die Krähe in in den Wald rief.
ihn?

Ein schöner Text. Anders. Glückwunsch und Grüße.
Morphin

 

Hallo @jimmysalaryman,

das hier

Du hast hier richtig was am laufen, eine eigene Sprache, die erinnert mich sehr an altertümliche Sagen, an Märchen, an Knut Hamsun and the likes, aber du macht sie dir schon auch zu eigen, da ist etwas idiosynkratisches Element dabei.

hat mich schon sehr gefreut. Ich gebe mir große Mühe, mich nicht zu sehr von Hamsun beeinflussen zu lassen, ihn nicht einfach nur zu kopieren, aber gleichzeitig gibt es für mich nur wenig Vergleichbares und wenig, wofür ich mich so begeistern kann. Und wenn ich dann ein bisschen dazu beitragen kann, einige seiner Ideen - in Bezug auf das Schreiben, nicht die anderen! - am Leben zu erhalten, dann stört mich das zumindest nicht, eher im Gegenteil.

Ich würde überlegen, Brann rauszunehmen, das ist schon fast zu konkret, da verliert es etwas von diesem Fabel-artigen, wie ich finde.

Ja, ich denke drüber nach, ließe sich wohl auch ohne größere Umstände machen. Danke für den Hinweis.

Meine bescheidene Meinung: ein Wort wie automatisch darf in einem solchen Text niemals auftauchen.

Teile ich, die Meinung. Ich hatte mir sogar vorgenommen, das nachträglich rauszuwerfen und es dann wieder vergessen. Deshalb auch hier danke für den Hinweis.

Darüber hinaus habe ich nachgedacht, inwiefern Gustaf schon ein Wiedergänger des ehemaligen Stallburschen sein könnte; diese Möglichkeit ist im Text doch schon angelegt, oder nicht? Ich weiß nicht, wie du das intendiert hast, aber im Sinne eines Zirkelschluss, also das eine Personae wie Gustaf einfach immer wieder auftaucht? Wenn nicht, egal, ist aber eine spannende Lesart.

Ja, cool, dass du das so liest, das freut mich auch sehr. Ich weiß zwar noch nicht genau, wo die ganze Gustaf-Sache noch hinführen wird, um ehrlich zu sein, aber es existiert zumindest schon der grobe Plan, ihn auch nach seinem Tod im - jetzt noch - zweiten Teil weiter sein Unwesen treiben zu lassen.

Vielen Dank für die Rückmeldung, Jimmy!

Bas

 

Ach @Bas

das hat Spaß gemacht! Was für eine gute Vorgeschichte. Wieder Gustaf. Und du schreibst wirklich toll. Ich vertraue dir als Leser, lasse mich einfach darauf ein. Genieße. Das kann ich bei sehr wenigen Texten. Aber hier ist es leicht. Ich habe vor allem Stellen rausgeschrieben, die ich toll finde. Nur ein paar kleine Vorschläge, die du dir anschauen kannst. Danke für den schönen Text!

Aber wie der Bauer mit ihm gesprochen hatte, wollte Gustaf nicht gefallen.

Ja, das ist Gustaf :D

b alles in Ordnung war, ja, die Rüben

Geht mir wie Cok. Ich würde ein Punkt nach 'war' setzen. Eventuell den Folgesatz anpassen.

Er hübschte sich die Arbeit mit stummen Theaterstücken auf

super!

die Erde hängt an einer Schnur, und wenn jemand zu schnell an ihr dreht, dann entsteht das, was wir Wind nennen

auch das

ist kein flüssiges Eis, sondern geschmolzene Sterne

hier funktioniert der Übertrag grammatikalisch nicht richtig, finde ich. Habe das auch ein paar mal gemacht, irgendwann hat mich jemand hiervon überzeugt: Es ist zwar in beiden Fällen dasselbe Verb (sein), aber es ist ja eine andere Person. Also müsste es bei den Sternen 'sind' heißen, weswegen der Übertrag hier schräg wirkt.

Von woanders, sagte Gustaf.

Anführungsstriche

dass selbst die Ameisen Schatten warfen

Wunderbar!

»Dafür hab ich dich nicht bezahlt.«
»Du hast mich gar nicht bezahlt.«
»Nimm deine Rüben und hau ab.«

:( den Armkneifer hat der Bauer verdient!!

Er war kein guter Umgang für meine Frau

erzählt viel. Sehr gut. Hatte es in eine andere Richtung gedacht.

Als kleiner Junge hatte Gustaf einmal durch das bunte Glas des Kirchenfensters in der Nachbargemeinde einen Geist gesehen. Ganz in weiß gekleidet

Auch mega schön.

Es war wohl der Pfarrer gewesen

und dann das. :lol: super vorbereitet. Wo ist eigentlich Peeperkorn??

Am liebsten wollte er fliegend sterben,

:herz:

vom Vordach hingen ja schon Eiszapfen

liest sich bei den aktuellen Temperaturen, als wäre es gleich hier vorm Fenster.

»Robello hatte recht«, sagte Gustaf und schlug die Axt zwischen Rockos Rippen, er stürmte an dem Mann vorbei und stieß das Stalltor auf

Ausgerechnet zum Schluss habe ich noch etwas. Ich finde, das geht von der Abfolge zu schnell. Ich weiß, dass das pointiert sein muss. Aber ein Heben der Axt fänd ich schon noch gut. Also etwa: »Robello hatte recht«, sagte Gustaf, hob die Axt und schlug sie zwischen Rockos Rippen, er stürmte an dem Mann vorbei und stieß das Stalltor auf.


Ein Lesevergnügen :-)
Liebe Grüße
Carlo

 

Gustaf hatte jede Menge Ideen gehabt, wie er den Bürgermeister töten könnte, aber als er vor dem gelben Rathaus stand, kam ihm der Einfall, stattdessen etwas in die Tür zu ritzen. Tuft, das machte keinen Sinn, das wusste er, und er war der Ansicht, dass der Bürgermeister sich ärgern würde über eine solche Sinnlosigkeit, und dass er recht gehabt hatte, sah er schon seinem Gang an, als er auf ihn zugestapft kam.
aus „Halm“

Aber wie der Bauer mit ihm gesprochen hatte, wollte Gustaf nicht gefallen.
Moin, Bas,

beim Vergleich der beiden Geschichten über den „Wanderer“ (hier könnt’ ich nun den „Arbeiter“ statt der Endsilbe einsetzen) Gustaf hab ich mal wieder eine alte Marotte hier ausprobiert, was nämlich der Name „Gustaf“ bedeute – und da war ich mitten in den Bewegungen zwischen dem 4. und 8. Jh. zum Ausklang der „Antike“, der „Völkerwanderung“:

Gustaf, ein „nordischer“ Name, der sich aus den Teilen „gautr“ und „staff“ zusammensetzt und folglich ungefähr „Stab (staff) der Goten (gautr)“ bedeutet, die selbst Hunnen beeinflussten (zB „Attila“, Väterchen, ist Gotisch) und die Neigung zur Gewalt und Wanderung sagt mir,

gute Namenswahl!

Und da passt sogar die mythisierte Herkunft: Wie Gustaf von „woanders“ kommt, so weiß kein Mensch so genau, wo die herkommen, denn „Gotland“, das sie gerne nach ihrer relativen Sesshaftwerdung anführten, wars eher nicht, fiel aber mit der Vorstellung der „gebildeten“ Welt Roms vom fernen, nördlichen „Scandia“ zusammen.

Dass sie die ersten getauften „Germanen“ waren, änderte ihre „robuste“ Verhaltensweise nicht. Theoderich der Große - der Dietrich von Bern der Sagenwelt - tötete eigenhändig a) seinen um den Titel konkurrierenden Vetter und b) den Skiren Odoaker, der von Verona (das "Bern" der Sage) aus das westliche Reich verwaltete - als dieser den Friedensvertrag nach der "Rabenschlacht" (Raben = Ravenna) unterzeichnet hatte,.

Nun also ist G. aufs Land gewandert, verdingt sich als Erntehelfer gegen „Rüben“ als Lohn, wobei er der einzige zu sein scheint, der seinen Job erfüllt

Die Männer standen weiter im Kreis. Manchmal bewegte sich einer von ihnen …
und wer sich zuerst bewegt hat schon verloren ...

und als Stallknecht.

Ja, so darf man sich das „Hinterland“ vorstellen – und weil er anders ist als die andern, sich nicht den andern anpasst, darf er gehen. Wie die Goten aus der europäischen Geschichte verschwanden und (außer ein paar Beispielen ihrer Baukunst) im Namen Thüringens - "Terwingen", wie die Westgoten sich selbst bezeichneten - hinterließen.

Was mir nach dem ersten Lesen auffällt, ist der inflationäre Gebrauch der Kommasetzung, die hier sogar zum Missbrauch führt

Er hörte das Stalltor quietschen, und ein leises, ersticktes Weinen, das ihn bis in seine Träume verfolgte.
a) das „und“ ersetzt das Komma hervorragend,
und weil
b) „quietschen“ und „Weinen“ „nur“ gleichrangige Satzteile sind (bei Hauptsätzen gibt’s die Ausnahme, Komma vor den an sich Kommasetzung ausschließenden Konjunktionen zu setzen, um den zwoten Hauptsatz „zu betonen“, naja, Du betonst halt jeden ...) fällt das KOmma an sich weg ...

So viel oder eher wenig für heute vom

Friedel

 

Hi @Chai noch mal,

Ich bin ja davon ausgegangen, dass Gustafs Verhalten mit der Angst vorm Tod zu tun hat, so ist zumindest meine Interpretation. Da fiel der Satz, dass er wüsste, es gäbe ein Davor und Danach aber raus, denn auch, wenn er sich den Tod zwischendurch schön zu reden scheint, hab ich nicht kapiert, wie er sich so sicher sein kann. Das wirkt so aus der Luft gegriffen, denn ich weiß ja nicht, wie er plötzlich zu dieser Erkenntnis kommt.

Na, wegen der Begegnung mit dem Geist? Da hat er ja quasi das "Leben danach" gesehen. Aber ich vermute, ich verstehe deine Irritation an der Stelle, der Zusammenhang zwischen "Geister existieren" und "es gibt ein Davor und Danach", der ist vielleicht etwas schwammig bzw. zu wenig naheliegend.

Ist es das? Ich hab es jetzt mal versucht, so zu lösen:

Er wusste, dass sterben nicht tot sein bedeutete, dass es ein Danach gab und ein Davor, dass er schon mal hier gewesen war und wieder zurückkommen würde, als weiße Gestalt, vor den Augen eines Kindes.

Das löst natürlich nicht das Problem, dass sein gesamter Gedankengang Humbug ist: Angst vor dem Nichts haben, obwohl er ja weiß, dass kein Nichts kommt. Aber diese Widersprüchlichkeiten machen Gustaf ja ein Stück weit aus, denke ich.

Berichtige mich aber gerne, wenn ich daneben lieg und an deinem Einwand vorbeischramme :shy:

Hallo @Silvita,

Ich habe deine Geschichte in einem Rutsch durchgelesen. Wollte gar nicht mehr aufhören. Sie hat mir sehr gut gefallen.

Super! Freut mich sehr, deine "Zusammenfassung" zu lesen, ich habe immer ein wenig Sorge, zu viele Lücken zu lassen, da hilft mir so ein Blick durch die Leseraugen ungemein weiter.

Ich mag Gustav!

Auch super. Und interessant, weil er ja auch so seine Eigenarten hat. Aber ja, hier ist er schon ein eher "guter Kerl", ich denke, im zweiten Teil fällt sollte es schon schwerer fallen, ihn zu mögen.

"Von woanders", sagte Gustav.

:thumbsup:

... und wieder zurückkehren würde

:thumbsup:

Vielen Dank für deine Rückmeldung!

Hallo @Detlev,

es tut mir nicht gut, gebauchstreichelt zu werden, ich laufe dann Gefahr, mich darauf auszuruhen. Deshalb gebe ich mir große Mühe, deinen Kommentar nicht zu oft zu lesen, was mir schwerfällt, weil ... Ja, du wirst schon wissen, was du da Tolles geschrieben hast, und ich danke dir sehr dafür, das ist schon etwas ganz besonderes.

Hallo @Morphin,

Gruß von den Landsknechten

Das steckt also dahinter, dass du hier durch das Forum pflügst wie ein ... ein Landsknecht halt. Ich beobachte das mit Erstaunen und empfinde es als sehr inspirierend, bitte weiter so!

Und schön, dass jemand mit Ahnung das so durchwinkt, ich hab nämlich keine Ahnung von (Kraut und) Rüben, empfand das vor allem als ein schönes Sinnbild für ... stupide Arbeiten, die halt gemacht werden müssen.

Ich vermute, unsere Wege werden sich noch mal kreuzen, deshalb: Bis bald! Und danke!

Bas

 

Na, wegen der Begegnung mit dem Geist? Da hat er ja quasi das "Leben danach" gesehen. Aber ich vermute, ich verstehe deine Irritation an der Stelle, der Zusammenhang zwischen "Geister existieren" und "es gibt ein Davor und Danach", der ist vielleicht etwas schwammig bzw. zu wenig naheliegend.
schreibst du, lieber @Bas, und ja, ich finde das schwammig. Dass das irgendwie mit dem Priester zusammenhängt, habe ich mir vorher schon gedacht, aber auf mich wirkte das so ... Ach, ich weiß nicht ... Es fiel aus der restlichen Geschichte heraus und wurde nicht gelöst, so als ob man einem Gericht noch ein weiteres Gewürz hinzufügt, das irgendwie schon passen könnte, aber ohne würde ihm auch nichts fehlen. Weißt du, was ich meine? Ich weiß eben nicht, welche Bedeutung dieses Geist-Wahrnehmen für den Rest der Geschichte hat. Mich hat das eher verwirrt.
Scheint aber nur meine Wahrnehmung zu sein, denn die meisten fanden das ja okay, zumindest hat sich außer CoK und mir niemand daran aufgehangen.

Liebe Grüße,

Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Bas,

hier ist der Gegenbesuch:

Ja, die Rüben waren noch an ihrem Platz, Zeit, die klumpigen Hände wieder in den Taschen zu vergraben oder unter die Hosenträger zu klemmen
Jawohl, bei diesem Text bleib ich.
Obwohl, hier kommt eine kindische Stelle:
… wie die Welt funktionierte: Nein, verkehrt, die Erde hängt an einer Schnur, und wenn jemand zu schnell an ihr dreht, dann entsteht das, was wir Wind nennen,
Eigentlich nicht der Rede wert, doch jetzt kommt‘s dicker:
… und nein, das Wasser in den Flüssen ist kein flüssiges Eis, sondern geschmolzene Sterne, die langsam zurück in den Himmel fließen.
Das geht mir total gegen den Strich – hier reden Landarbeiter! Mal abgesehen davon, dass in den Himmel zurückfließende Flüsse aus geschmolzenen Sternen ein Schmarren sind. Wundert mich, dass Dir das nicht selbst aufgefallen ist.

Als die Sonne so tief am Horizont stand, dass selbst die Ameisen Schatten warfen, …
Sehr plastisch, schön.
Nur ein Meckerfritze würde sagen, dass eine Ameise auch zu anderen Tageszeiten Schatten wirft, nur dass der bei Tiefststand der Sonne baumlang ist. Vielleicht: ‚… dass Ameisen baumlange Schatten warfen‘?

»Du hast die Arbeit von den anderen gemacht.«
»Ja«, sagte Gustaf.
»Dafür hab ich dich nicht bezahlt.«
»Du hast mich (noch) gar nicht bezahlt.«
»Nimm deine Rüben und hau ab.«
»Du hast die Arbeit von den anderen gemacht.« - Woher weiß der Bauer das?
»Dafür hab ich dich nicht bezahlt.« - Das macht für mich keinen Sinn. Kommt so ungelenk, ist das als Gag gedacht? „Ich bezahle dich nicht, wenn die anderen deine Arbeit mitmachen müssen“ oder so ähnlich, das würde glatter klingen, nur passt es hier nicht.
Gustafs Antwort schiene mir mit ‚noch‘ runder:
„Du hast mich (doch) noch gar nicht bezahlt.“

Weiter im Text:

Gustaf bekam eine Stelle als Stallknecht. Der eigentliche Stallknecht hatte sich den Arm gebrochen und war zu nichts mehr zu gebrauchen.
»Was macht er jetzt?«
»Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Er war kein guter Umgang für meine Frau.«
Hehe. Das war die Quittung.
Wieso denke ich jetzt, das wird doch hoffentlich keine Witzsammlung?
Das Fette sagt der Chef, aber von wem redet die treulose Tomate im nächsten Absatz?
»Manchmal ritten wir miteinander aus«, sagte sie eines Tages, während Gustaf Pferdemist schaufelte. »Wenn er nichts sagte, war ich mit niemandem lieber zusammen. Aber wenn er sprach, sprach er von eigenartigen Dingen, von einer Präsenz auf dem Hof, und dann war er mir ein Graus.«
Spricht sie von Boss und Ehemann oder vom Stallknecht-Vorgänger?
»Einer Präsenz?«
»Einem Geist.«
Also ein präsenter Geist auf dem Hof, aha. Aber warum nicht, eine Überleitung muss sein.

Der folgende Text ist großartig. Schade, dass uns dieses Bild des sündhaften Geistlichen seit Jahrzehnten verfolgt und es immer, nicht nur in unseren Köpfen, sondern auch tagtäglich (R. Maria Wölki) präsent ist – zumindest habe ich das als Verdrängungsversuch eines Missbrauchs verstanden.

Wenn das so gut dargestellt wird, wie Du es vermagst, dann ist Literatur mehr als Unterhaltung.
Doch wehe mir, wenn ich Deinen Text falsch interpretiere!!

Jetzt hatte er also einen echten Geist gesehen. Jetzt gab es also Geister.

In der Schule hörte er nicht mehr zu. Was konnte der Lehrer ihm beibringen, ihm, der mehr wusste als jeder sonst hier im Raum.


Ein eigenartiger Bub. Er denkt, wie ein Baum wächst (Ist von mir:teach:). I sag‘s nur wegen der Urheberrechte.

Wenn er sich die endlose Schwärze zu lange vorstellte, schlug sein Herz schneller als sonst, er musste die Decke von sich strampeln, damit sie ihm nicht den Brustkorb zerdrückte, er spürte eine nie dagewesene Angst und war sich sicher, dass jeden Moment seine Mutter sterben würde oder Vina, und er wurde wütend dabei, er ballte die Fäuste und krallte sich in die Matratze und biss in seinen Kissenbezug, er weinte und fauchte wie wildgeworden, bis zur Erschöpfung. Und er sah aus dem Fenster in die schwarze Nacht hinaus, bis der Hahn krähte und sein Herz sich wieder beruhigte.
Oh, Großer Meister! Ich werfe mich in den Staub zu Euren Füßen und küsse sie! Klasse.

Und noch ein Geniestreich:

Er hörte, wie die Pferde zufrieden die warme Luft aus ihren Nüstern stießen und mit ihren Hufen auf den Boden stampften, wie um zu prüfen, ob er noch da war oder ob ihnen schon Flügel gewachsen und sie auf dem Weg in den Himmel waren.
Das ist ganz einfach schön. Chapeau geht leider nicht, ist Strickmütze auch okay? Schließlich geht es ums entblößte Haupt:hmm:.

Er hörte die Krähen von den Bäumen rufen.
Aber Bas! Krähen rufen doch nicht!

Und dann sagte er Hü-hött und fuhr mit warmen Ohren und warmen Händen los, und er hatte noch lange Rosas Gesicht vor Augen, wie sie neben ihm im Schnee gestanden war und zu ihm aufgesehen hatte.
Oh, Bas – Du kriegst sie alle! Mich eingeschlossen.

… und ihn dann auf seinem Hosenboden liegen gelassen hatte.
Hola, lieber Hosenboden – freut mich, Dir wieder einmal zu begegnen.

Wenn ein anderer Mensch Mitleid mit einem empfindet, dann ist alles vorbei, dann kann man sich genauso gut einen Strick nehmen und in den Wald gehen, fand Gustaf, dann hat man sein Leben verwirkt. Man musste im Galopp leben, die anderen durften nur einen Blick auf einen erhaschen und sich wundern, und auf keinen Fall sehen, wie man alt und müde wurde.
Hoppla galoppi – das passt so gar nicht zu Gustafs Wesen. Vor einer solchen Erkenntnis ist er gefeit.

… die anderen durften nur …
Neu ist, dass sich Gustaf um die anderen schert. Hat das Rosa bewirkt?

… war er im Stall gestanden …
Kein unsympathischer Dialekt, doch der übrige Text ist in Hochdeutsch verfasst, wörtliche Rede ist es auch nicht.

Er hatte den Zeitpunkt verpasst, fliegend zu sterben.
Dieses Zitat muss sein:cool:.

Und sie ging, und zurück kam ihr Mann.
»Wie redest du mit meiner Frau?«
»Ist sie jetzt deine Frau?«
»Was meinst du?«
»Gehört sie jetzt dir?«
»Was redest du da?«
»Robello hatte recht«, sagte Gustaf,

So ein Finale überzeugt mich trotz der wunderbaren Stellen zuvor nicht. Das ist einfach zu seicht.
Wird durch die Doppelfrage ‚was meinst du?‘ und ‚was redest du?‘ verwässert.
Hier sollte jedes Wort ein Knaller sein.

Lieber Bas, dieser Text kommt mir vor wie der Aufsatz eines sehr talentierten Schülers. Er kokettiert nicht (dafür ist er zu klug) mit seinem Talent auf Breitseite, sondern lässt es (dennoch kokett:rolleyes:) hier und da aufblitzen.

Nicht auszudenken, was zu lesen wäre, wenn Du diese Dir selbst genehmigte (ist schließlich Deine Welt:shy:) launige Noblesse beiseite schöbest und auch die schwächeren Stellen des Textes aufzäumtest.

… dort stand er kurz, mit pochendem Herzen, bis die Krähe ihn in den Wald rief.
Krähen rufen nicht, verdammt noch mal!

Trotz einiger Mäkeleien hat mir dieser typische Bas wieder einmal gefallen. Der Prota als Wunderling ist mir schon länger bekannt. Ich nehme lediglich zur Kenntnis, was gerade passiert, und auch, dass er mit normaler Elle nicht zu messen ist. Zwar schafft das Abstand statt Mitgefühl, dennoch sind Deine Texte immer Anstoß, über einige Dinge nachzudenken.
Und das Gefühl, einen Text von einem ganz besonderen Typen zu lesen, ist exclusiv und bleibt mir erhalten.
Der pfeift auf die Meinung der Massen, nur mit einem Auge schielt er ein bisschen danach:Pfeif:.

Und jetzt kümmere ich mich um Deine Empfehlung Gelléri. Vielen Dank im Voraus.

José

 

Hallo @Carlo Zwei,

Das hat Spaß gemacht! Was für eine gute Vorgeschichte. Wieder Gustaf. Und du schreibst wirklich toll. Ich vertraue dir als Leser, lasse mich einfach darauf ein. Genieße. Das kann ich bei sehr wenigen Texten. Aber hier ist es leicht.

Freut mich riesig, das zu lesen. Danke! Auch oder gerade, weil es mir ähnlich geht wie dir:

Irgendwie glaube ich, dass ich dich mit meinen Texten (wenn auch mit diesem vielleicht nich so ganz) grundsätzlich erreiche und das macht mich immer ziemlich froh, weil ich deine Texte eben auch mag.

Geht mir wie Cok. Ich würde ein Punkt nach 'war' setzen. Eventuell den Folgesatz anpassen.

Überzeugt.

hier funktioniert der Übertrag grammatikalisch nicht richtig, finde ich. Habe das auch ein paar mal gemacht, irgendwann hat mich jemand hiervon überzeugt: Es ist zwar in beiden Fällen dasselbe Verb (sein), aber es ist ja eine andere Person. Also müsste es bei den Sternen 'sind' heißen, weswegen der Übertrag hier schräg wirkt.

Hier noch nicht, aber nicht etwa, weil du unrecht hast, im Gegenteil, ich verschließe meine Augen aber noch ein wenig vor der Wahrheit, weil sie zu grausam ist :shy:

Anführungsstriche

Auch überzeugt.

Ausgerechnet zum Schluss habe ich noch etwas. Ich finde, das geht von der Abfolge zu schnell. Ich weiß, dass das pointiert sein muss. Aber ein Heben der Axt fänd ich schon noch gut. Also etwa: »Robello hatte recht«, sagte Gustaf, hob die Axt und schlug sie zwischen Rockos Rippen, er stürmte an dem Mann vorbei und stieß das Stalltor auf.

Und auch hier überzeugt - ja, liest sich tatsächlich sehr viel besser so, vielen Dank für die Anregung wie auch für deinen gesamten Kommentar!

Hallo @Friedrichard,

und vielen Dank für die Namensforschung, die alles noch viel sinnvoller erscheinen lässt(, als es das in Wahrheit vielleicht ist :shy:)

Was mir nach dem ersten Lesen auffällt, ist der inflationäre Gebrauch der Kommasetzung, die hier sogar zum Missbrauch führt

Das hat mich ein wenig geschockt, also dass du das sogar als inflationär betrachtest, und bin den Text daraufhin noch mal durchgegangen - ich habe mich noch von mindestens zwei weiteren Kommas verabschiedet. Danke dir, wie auch für alles andere!

Hallo @Chai noch mal - noch mal,

Es fiel aus der restlichen Geschichte heraus und wurde nicht gelöst, so als ob man einem Gericht noch ein weiteres Gewürz hinzufügt, das irgendwie schon passen könnte, aber ohne würde ihm auch nichts fehlen. Weißt du, was ich meine? Ich weiß eben nicht, welche Bedeutung dieses Geist-Wahrnehmen für den Rest der Geschichte hat. Mich hat das eher verwirrt.

Hm, ja, ich seh das jetzt leider auch ... Ich werde da mit etwas Abstand noch mal draufschauen, möglicherweise relativiert sich das Gewürz-feeling auch schon ein wenig mit dem nächsten Teil der Serie.

Hallo @josefelipe,

Das geht mir total gegen den Strich – hier reden Landarbeiter! Mal abgesehen davon, dass in den Himmel zurückfließende Flüsse aus geschmolzenen Sternen ein Schmarren sind. Wundert mich, dass Dir das nicht selbst aufgefallen ist.

Wo du Landarbeiter siehst, sieht der Gustaf eben Herren aus unterschiedlichsten Himmelsrichtungen - jedem das seine. Wo ich mit dir mitgehe, das ist die Sache mit den Flüssen, die in den Himmel fließen, das ist ein wenig schräg, das Bild, da schau ich noch mal drüber.

Nur ein Meckerfritze würde sagen, dass eine Ameise auch zu anderen Tageszeiten Schatten wirft, nur dass der bei Tiefststand der Sonne baumlang ist. Vielleicht: ‚… dass Ameisen baumlange Schatten warfen‘?

Ja, ursprüglich war so was auch geplant, baumlang, meterlang, aber das hielt ich dann wiederum für zu kindisch, zu überdreht ... Auch hier denke ich drüber nach.

»Du hast die Arbeit von den anderen gemacht.« - Woher weiß der Bauer das?
»Dafür hab ich dich nicht bezahlt.« - Das macht für mich keinen Sinn. Kommt so ungelenk, ist das als Gag gedacht? „Ich bezahle dich nicht, wenn die anderen deine Arbeit mitmachen müssen“ oder so ähnlich, das würde glatter klingen, nur passt es hier nicht.
Gustafs Antwort schiene mir mit ‚noch‘ runder:
„Du hast mich (doch) noch gar nicht bezahlt.“

Ich nehme an, der kennt seine Pappenheimer und weiß, dass da was faul ist.

Ich sehe das so: Gustaf will Geld für die Arbeit wollte, bekommt aber keins - somit wird er in seinen Augen auch nicht bezahlt. Warum er die Arbeit dann trotzdem macht, für lau? Da will er wohl irgendwas beweisen. Wem und was, weiß er wahrscheinlich selbst nicht.

Vielleicht kann man das da aber auch gar nicht rauslesen, und vielleicht guck ich mir auch das noch mal in Ruhe an.

Spricht sie von Boss und Ehemann oder vom Stallknecht-Vorgänger?

Guter Hinweis, hier steht jetzt wieder die Ursprungsversion, die da keine Zweifel lässt.

Hoppla galoppi – das passt so gar nicht zu Gustafs Wesen. Vor einer solchen Erkenntnis ist er gefeit.

Auch das ist ein guter Hinweis, der mir auch zeigt, dass du dich tatsächlich mit dem komischen Kauz auseinandergesetzt hast. Ja, nee, das ist gar nicht Gustaf, das war der Autor, der dachte, Mensch, das klingt aber gut - im Galopp leben! Der Autor hat hier aber nix zu melden, also ist das rausgeflogen.

Kein unsympathischer Dialekt, doch der übrige Text ist in Hochdeutsch verfasst, wörtliche Rede ist es auch nicht.

Ach verrückt. Wer aus dem Süden Deutschlands kommt, darf sich sprachlich wohl niemals in Sicherheit wiegen ... Gell?

Wird durch die Doppelfrage ‚was meinst du?‘ und ‚was redest du?‘ verwässert.

Danke, auch hier hab ich gestrichen.

Aber Bas! Krähen rufen doch nicht!

Na hör mal, keine Ahnung, was bei dir für Krähen unterwegs sind, aber hier rufen die ganz eindeutig. Gerade heute morgen wieder, komm mit, komm mit, und ist dann wie aufgescheucht weggeflattert, natürlich wie immer viel zu schnell, als dass ich ihr hätte folgen können. Aber gerufen hat sie eindeutig. Vielleicht ruft mir bald ja mal noch eine zu, wie ich das mit der launigen Noblesse geregelt bekomme :shy:

Ich nehme lediglich zur Kenntnis, was gerade passiert, und auch, dass er mit normale Elle nicht zu messen ist. Zwar schafft das Abstand statt Mitgefühl, dennoch sind Deine Texte immer Anstoß, über einige Dinge nachzudenken.

Ach, super! Abstand statt Mitgefühl - das gefällt mir. Danke für deinen Kommentar!

 

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