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Im Nebel ist es auch ganz schön

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31.01.2016
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Im Nebel ist es auch ganz schön

Als ich das Kleid in der Boutique endlich anprobiere, mich vor dem Spiegel und den Augen der Verkäuferin betrachte, hin- und herschaukle wie ein schüchternes, kleines Mädchen, das im Sonntagskleid ein Gedicht aufsagen möchte, bin ich mir sicher, dass ich darin ausgehen werde.
Schon vor einigen Tagen ist es mir im Schaufenster aufgefallen, als es dekoriert wurde. Schwarz mit weißen Punkten. Diese Kombination macht Sinn in meinem Leben. Dunkler, trister Alltag mit kleinen highlights.
Es ist wie für mich gemacht, behauptet eine weitere Kundin mit Nachdruck, die ebenfalls ein Kleid gewählt hat, es würde die Zartheit meiner Silhouette unterstreichen, meine tollen Beine betonen, sogar meinen Charakter. Soviel erwarte ich dagegen gar nicht von dem Kleid. Die Verkäuferin, selbst etwas stabiler gebaut und älter als wir beide zusammen, fühlt sich verpflichtet auch etwas dazu zu sagen und spricht von Präsenz und Ausstrahlung. Und da ich beide Aussagen als Kompliment auffasse, kaufe ich es, obwohl ich das Geld dafür sicher nicht übrig habe.
Ich will in dem Kleid tanzen. Einfach zu irgendeiner Musik tanzen, mit geschlossenen Augen, ohne nachzudenken, solange, bis ich müde werde, verschwitzt und außer Atem im stroboskopischem Licht irgendeines überhitzten Clubs, in einer Menge von Menschen, die vielleicht ähnlich fühlen wie ich. Vielleicht gehe ich anschließend nicht nach Hause, sondern verbringe die Nacht in den Armen eines Mannes, dem ich nie zuvor begegnet bin. Zu dem mich die pure Lust führt.
Hier vor dem Spiegel im Wohnzimmer, den gesamten Rahmen habe ich mit Postkarten behängt und mein eigenes Spiegelbild eingerahmt, bin ich mir nicht mehr sicher, in diesem Kleid auszugehen. Die Karten zeigen Pina Bausch und Nureyew, die ich bewundere, dazwischen auch die mit der Skyline von New York und die Opèra Garnier in Paris, das Neue Nationaltheater in Tokyo, Städte, die ich unbedingt besuchen möchte, auch alte Tickets der Staatsoper hängen daran - wenn Mama mich besuchte, gingen wir regelmäßig in Ballettaufführungen - und zwischen all den Postkarten die Fotografien meiner Kindheit und Jugend, aufgenommen von meiner Mutter in der Ballettschule in Oldenburg. Ich lächle auf jedem der Fotos und präsentiere mich mit stolzgeschwellter Brust.
Den Umzug hierher nach Berlin finanzierte Mama voller Hoffnung auf die Karriere ihre einzigen Tochter. Sie war nach Deutschland emigriert und hat den Aufstieg zur Primaballerina beendet als ich unterwegs war. Das Übliche.
Ich habe lange nicht mit ihr telefoniert.

Ich ziehe meinen Körper vor dem Spiegelbild zusammen, mache mich klein und man könnte meinen, der feine Stoff berührt die Haut nicht überall dort, wo er ihn bedeckt, als wäre das Kleid zu kalt oder heiß und unangenehm zu tragen. Hier in meiner kleinen Wohnung sehe ich keine Präsenz und die Zartheit sieht eher nach Magerkeit aus. Das Kerzenlicht im Raum wirft seltsame Schatten in mein Gesicht; ich sehe zudem älter aus als ich bin.
Mit einer schnellen Bewegung wende ich mich in einer Pirouette vom Spiegel ab, greife zu den Kopfhörern, setze sie auf, schließe die Augen und beginne zu tanzen. Dabei definiere ich keine Figuren, es geht mir nicht darum, wie ich mich bewege, ich will nur tänzerisch ausdrücken, was mich bewegt. Hier und jetzt. Tief von innen heraus. Es geht auch nicht um Antworten, es geht nur um Gefühle. Es könnte das Gefühl von Freiheit sein. Vielleicht geht es auch um Sehnsucht nach einer Zukunft, die verborgen bleibt. Ich werde überflutet von Gefühlen wie der Leipziger Platz vom Sommerregen, nach diesen schwülen Tagen.
Es geht um mein Leben als Tänzerin, auf Reisen zu sein, umgeben von Musikern und Künstlern, genau das zu tun, was mich glücklich machen kann seit ich als Kind davon träumte. Ich lasse all die Fragen, die mir in Form von Worten in diesem Augenblick in den Kopf schießen, unbeantwortet weiter ziehen und tanze, tanze, tanze. Alle Möglichkeiten liegen im Nebel. Das Leben bleibt darin verborgen.
Aber in dieser Nacht will ich gar nicht denken, ich will tanzen, nicht funktionieren, den Kopf leer lassen.
Mein Körper schwingt und dreht sich rhythmisch zu den Tönen, die ich höre, wie von selbst. Meine Beine kennen die Bewegungen. Sie strecken sich von ganz allein, schnellen über den Kopf, die Arabeske funktioniert automatisch. Ich verschwende keine Zeit damit, zu überlegen, was schief gelaufen ist und ab wann, an welcher Stelle in meinem Leben sich alles neu sortierte und wie es dazu kommen konnte. Ich spüre hier und jetzt Glück. Es kriecht in jede Faser meiner Muskeln, wärmt und wühlt mich auf.
Doch mit einem Mal ist etwas anders und ich öffne abrupt die Augen, stehe still. Es reißt in einem Muskel der linken Wade. Ich massiere sie hastig.
Rudi steht im Türrahmen. Er sieht so klein aus in dem großen Pyjama seines Papas.
"Wieso tanzt du", fragt er müde mit rauer Stimme und reibt sich die Augen. Ich fühle mich nicht in der Lage, ihm das zu erklären.
"Wieso tanzt du nicht?"
Ich springe mit einem großen Satz auf ihn zu, wie die Enge des Zimmers und der Schmerz im Bein es eben zulassen, die Kopfhörer fallen zu Boden. Ich ignoriere beides, einige Fasern werden gerissen sein und umfasse Rudis Körper, wirbel' mit ihm durch das Zimmer. Dabei spielt es keine Rolle, dass die alte Uhr von Mama, die an der Wand hängt, kurz nach drei Uhr am Morgen anzeigt. Sie geht sowieso vor. Ich will der Zeit wenigstens heute Nacht nicht nachjagen.
Rudi lacht und ist ganz verschlafen und wunderbar warm, duftet sauber und ein bisschen nach Sand, hält mich fest umschlungen und sieht mich leicht verunsichert an, wodurch er seinem Papa sehr ähnelt. Seine Augen sind dunkel und scheu, und er blickt immer etwas unschlüssig, als hätte er ständig Entscheidungen zu treffen. Ich bemerke die Träne erst nicht, die mir über die Nase rinnt und an der Spitze hängenbleibt. Mein Atem geht schwer.
"Und warum bist du traurig, wenn du tanzt?" Der Kleine ist sichtlich verwirrt. Er nimmt die Träne mit seinem Zeigefinger auf. Etwas wie ein Lachen huscht aus meiner Kehle. Ich schüttle den Kopf und meine Haare streifen Rudis Gesicht und er schüttelt auch den Kopf, seine Haare sind dunkler, zusammen sehen sie aus wie Mamas berühmter Marmorkuchen und wir lachen, lassen unsere Haare ineinander wehen.
"Vita!", rufe ich, weil das deutsche Wort mir zu dramatisch klingt. Immer wieder sage ich es, immer lauter und höre nicht auf, mich mit schüttelndem Kopf und dem Kleinen auf dem Arm durch das Zimmer zu drehen, bis wir beide zu Boden sinken. Dort unten ist nur noch unser beider Atem hörbar, schnell und stoßweise und das Ticken der Uhr. Frau Schmidtke von nebenan klopft an die Wand. Wahrscheinlich ist es ihr zu heiß für einen tiefen Schlaf.
"Ich hab Hunger." Rudi ist klein für seine sieben Jahre und immer hungrig.
Ich stehe auf und öffne die Balkontür. Die warme Luft der Stadt, die ein bißchen nach Gummi und Lindenblüten riecht, streift meinen verschwitzen Körper und verursacht eine Gänsehaut.
"Weißt du was? Du weckst jetzt Pina und ich besorge uns was zu essen", flüstere ich geheimnisvoll, indem ich mich auf Augenhöhe hocke. Rudi nickt andächtig mit großen Augen, erhofft sich vermutlich ein großes Abenteuer und flitzt ins Kinderzimmer, das er mit seiner kleinen Schwester teilt.
Als er kurze Zeit später mit dem schlaftrunkenen Mädchen an der Hand zurückkommt, habe ich den Boden des Balkons in eine große Schlafstätte verwandelt. Überall liegen Kissen und Decken verteilt, die ich aus der Wohnung in Eile zusammengesucht habe. Meine Erregung, gepaart mit Müdigkeit und dem noch währenden Glücksgefühl lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Die Lichterkette brennt sowieso das ganze Jahr über am Geländer und das Windlicht an der Wand habe ich ebenfalls entzündet. Pina plumpst augenblicklich wortlos zu Boden, kuschelt sich ein und drückt ihr Stofftier, das sie mitgebracht hat, fest an sich. Vermutlich ist sie gar nicht richtig wach geworden und weiß morgen früh überhaupt nicht, wie sie auf den Balkon gekommen ist.
"Ihr beide seid jetzt mein Leben", flüstere ich und überreiche Rudi einen langen Löffel, als wäre es ein Orden. Der versteht nicht, entdeckt dann aber den großen Eisbecher zwischen uns und kann sein Glück gar nicht fassen. Das gesamte Gesicht scheint zu leuchten, als er sich gierig auf die Eiscreme stürzt.
"Ich werde nicht weglaufen." Ich spreche ganz leise, um Pina nicht zu wecken. Dabei lutsche ich das Eis vom Löffel und blicke in den Nachthimmel, der sich bereits blau-lila verfärbt. Der Morgen naht schon. Ich mag überhaupt kein Erdbeereis.
"Möglich, dass ich alles will und immer zu viel. Es ist nicht leicht", flüstere ich eher zu mir selbst.
Unsere Löffel klappern im Eiskarton aneinander und es entsteht ein "Löffelkampf", den Rudi auch nachts gewinnt.
"Aber wer will schon ein leichtes Leben. Das ist eh langweilig." Ich kann mich selbst kaum hören.
Rudi schaut dennoch erschrocken bei dem Wort 'langweilig' auf und wir sehen uns an und lächeln beide. Jetzt sieht er aus wie ich auf einem Foto am Spiegel. Glücklich und erschöpft. Ich zwinkere ihm zu. Dann taucht er augenblicklich wieder den Löffel in die süße, kalte Masse vor seinen Füßen.
"Als ich jünger war, habe ich wirklich geglaubt, die schönen Momente würden sich wie von selbst aneinanderreihen, zu einer endlosen Kette. Carolin im Glück." Da muss ich selbst lachen.
"Wie Omas Perlenkette?"
"Ja. Wie die. Und das hier", ich schaue mich in unserem kleinen Zuhause um, "ist alles was wir gerade haben. Es lebt ja keiner in der Vergangenheit oder in der Zukunft." Ich vergesse, dass Rudi mich hört.
Mein Blick schweift weit über die Dächer der Stadt, in der meine Träume wohl noch irgendwo umherschwirren, wie kleine Gespenster.
"Und hier gibt's Eis!" Rudi strahlt immer noch. Nächtliches Eis scheint um einiges besser zu sein als das tagsüber.
"Es wäre echt schön, wenn das Leben wie Tanz wäre. Im Tanz ist alles klar und logisch, hat Struktur." Ich streiche über das weiche Haar meines Sohnes.
Rudi hat sich bereits neben seine Schwester gelegt und ich decke beide zu, betrachte die kleinen, entspannten Gesichter der Kinder.
Ich will so viel. Jeden verdammten Tag. Und es endet immer damit, dass ich viel zu wenig mache.
Ich treffe kaum noch alte Freunde. Verbringe dagegen viel Zeit mit Müttern und Vätern. Ich schlafe beim Lesen ein und komme nicht ins Kino oder ins Museum. Angry Birds und die Dinosaurier-Ausstellung im Naturkundemuseum zählen nicht mit.
Früher dachte ich immer, das Leben geht irgendwann los, quasi von selbst. Doch die Zeit vergeht und nichts passiert.

Erst jetzt merke ich, dass ich mich beruhigt habe.
"Ich hab keine Ahnung, was aus mir werden soll."
Ich nehme einen großen Schluck aus der Wasserflasche, die noch vom heutigen Mittagessen auf dem Balkon stehengeblieben und somit ziemlich warm ist, beschließe gleich Morgen Carlo anzurufen und ihm einen ganzen Tag mit seinen Kindern schmackhaft zu machen. Vielleicht mit Übernachtung.
"Du bist doch schon was. Du bist doch Mama", nuschelt Rudi mit geschlossenen Augen in meine Gedanken hinein. Ich küsse seine Stirn. Die ist auch klebrig, an seinen Fingern hängen Fusseln von der Wolldecke und vor dem Haus, unten auf der Straße, fahren die ersten Nachbarn im Morgendunst zur Arbeit.

 

Hi Kanji!

Ich vermute mal, das hier ist die Lebens- und Sinnfrage/krise einer (angehenden) Ballerina, der ihre (ungeplanten?) Kinder einen Strich durch die Karriere und das Bolshoi-Staatsballett gemacht haben, richtig? Kleine Wohnung, kein Mann (der hat sich natürlich vom Acker gemacht, als die Verantwortung zu groß wurde - der miese Lump, der miese!!;)) einen Haufen Träume, die Träume bleiben werden - weil wegen Karriere hinüber und so - Wunsch nach Veränderung, der unrealistisch und unvernünftig ist und dann mittendrin irgendwo versackt.

Das ist jedenfalls meine Interpretation dieser Geschichte - wobei du den Titel in seiner Form als Palindrom gut gewählt hast. Du hättest deine Protagonisten ja auch in einem "Regallager" arbeiten lassen können;)!

Insgesamt ist die Story gut erzählt und das trotzdem irgendwo hamonische Ende stimmt zuversichtlich und lässt die Geschichte auch im Abgang angenehm sein.

Stilistisch allerdings ist das nicht dein bester Wurf, wie ich finde. Das liegt daran, dass du manchmal doch schon ziemlich umständliche und irgendwie unbeholfen wirkende Satzkonstruktionen verwendest, die außerdem sehr lang sind.
Mal ein paar Beispiele:

Jedoch vor dem Spiegel hier im Wohnzimmer, den ich rundherum mit Postkarten behängt und somit mein eigenes Spiegelbild eingerahmt habe, bin ich mir nicht mehr sicher, mit diesem Kleid auszugehen.

Ich ziehe meinen Körper vor dem Spiegelbild zusammen, mache mich klein und man könnte meinen, der feine schwarze Stoff mit den weißen Punkten berühre die Haut nicht überall dort, wo er ihn bedeckt, als wäre das Kleid zu kalt oder heiß und unangenehm zu tragen.

Ich verschwende keine Zeit damit, zu überlegen, was schief gelaufen ist und ab wann, an welcher Stelle in meinem Leben sich alles neu sortierte und wie es dazu kommen konnte.

Kanji, das kannst du besser, eleganter und eloquenter! So aber liest sich das einfach unrund. Falls du gewollt diese Erzählstruktur gewählt hast, so hat (mir jedenfalls) dieser Effekt nicht so gut gefallen.

Insgesamt fand ich die Geschichte durchaus unterhaltsam und das Ende war optimistisch, was mir gut gefallen hat. Die Formulierungen würde ich vielleicht nochmal überpolieren und vor allen Dingen die Sätze kürzen. Ansonsten aber eine solide Geschichte.

Grüße vom EISENMANN

 

Hallo Kanji,

zuerst ein paar Klitzekleinigkeiten:

"Wieso tanzt du", fragt er müde
Muss nach der Frage nicht auch ein Fragezeichen stehen? Ich glaube, Satzzeichen in der wörtlichen Rede lässt man nur weg, wenn es sich um einen normalen Aussagesatz handelt, bei einem Ausruf oder einer Frage muss man sie aber setzen.

Und warum bist du traurig wenn du tanzt?
Hier fehlt ein Komma nach dem "traurig".

Rudi nickt andächtig mit großen Augen, erhofft sich vermutlich ein großes Abenteuer und flitzt ins Kinderzimmer, dass er mit seiner kleinen Schwester teilt.
- das

Ich werde nicht weglaufen. Nicht vom Leben, nicht von euch.
Es kann gut sein, dass beides geht, aber mein Bauch sagt eher "vor etwas weglaufen", also "nicht vor dem Leben, nicht vor euch".

ist alles was wir gerade haben
Komma nach "alles"

Was den Aufbau betrifft, so würde ich den zweiten Absatz komplett streichen. Der hat meinen Lesefluss total gestört und passt vom Tonfall her nicht zum Rest, finde ich. Mal sehen, wie das die anderen sehen.

Zum Inhalt:
Für mich gibt es zwei Hauptaussagen in deinem Text: Sehnsucht & verlorene Träume. Die Sehnsucht wird durch den Tanz verkörpert, was ein sehr treffendes Bild ist. Ich habe selbst fast 15 Jahre getanzt, von Ballett über Jazz über Modern und HipHop mit Turnieren und allem drum und dran, und ich kann nur unterschreiben, dass Tanzen, wenn man es denn liebt, dem Gefühl der Sehnsucht so nah kommt, wie kaum etwas anderes. Ich kenne die Melancholie, die man hat, wenn man einmal an der Schwelle stand, das Tanzen professionell auszuüben, also so richtig, und sich aber dagegen entschieden hat oder es aus anderen Gründen nicht geklappt hat. Ich habe diesem Traum auch sehr lange nachgehangen und habe vor ein paar Jahren dann einfach nochmal angefangen, Ballettstunden zu nehmen. Und was soll ich sagen, ich bin geheilt und weiß, dass meine Entscheidung damals richtig war. Denn so schön tanzen ist, es als Job zu haben, davon existieren zu müssen, ist ein ganz anderes paar Schuhe. Dennoch, ein Stück dieser Melancholie bleibt wohl immer bestehen ...

Die verlorenen Träume geistern vor ihren Augen durch die Stadt (mein Lieblingssatz in deinem Text!), das ist ein schönes Bild. Vielleicht führen sogar ihre Kinder ihr diese verlorenen Träume vor Augen, sehr deutlich auch, als sie erwähnt, dass sie ihre Tochter Pina nennt. Das kann kein Zufall sein, hat mir sehr gefallen, dieser leise Ton. Ich finde die Szene, in der sie den Balkon ausstattet, wirklich schön. Sowas wollte ich als Kind auch immer machen, auf dem Balkon schlafen, mega gut! Es sagt aber auch so viel mehr aus. Egal wie spät es ist, egal wie ungesund Eis um diese Zeit ist und dass man sich auf dem Balkon vielleicht eine Erkältung holen kann - es fühlt sich gut an, in genau diesem Moment!

Für meinen Geschmack könntest du sie ein bisschen weniger Monolog führen lassen, dosiert fände ich das wirkungsvoller. Zum Beispiel wie die Szene

"Als ich jünger war, habe ich wirklich geglaubt, die schönen Momente würden sich wie von selbst aneinanderreihen, zu einer endlosen Kette des Glücks."
"Wie Omas Perlenkette?"

Das finde ich rührend und gut. So viel mehr Erklärungen braucht es gar nicht, ich habe da viel gespürt, ohne dass sie es sagen musste.

Hat mir sehr gefallen, dieser Ton, die Stimmung und das Ende.
Liebe Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Eisenmann,

Insgesamt ist die Story gut erzählt und das trotzdem irgendwo hamonische Ende stimmt zuversichtlich und lässt die Geschichte auch im Abgang angenehm sein.

danke, dass du meine Geschichte verkostest hast. ;)

Ich weiß es wieder mal wohl zu schätzen, dass du harter Typ dich mit dem Frauenkram auseindersetzt, darauf einlässt.

der miese Lump, der miese!!

Ach, der hat nur Schiss. :lol:

Das ist jedenfalls meine Interpretation dieser Geschichte

Und damit liegst du völlig richtig.

Du hättest deine Protagonisten ja auch in einem "Regallager" arbeiten lassen können!

Vielleicht macht sie das ja auch. :hmm:

Kanji, das kannst du besser, eleganter und eloquenter! So aber liest sich das einfach unrund. Falls du gewollt diese Erzählstruktur gewählt hast, so hat (mir jedenfalls) dieser Effekt nicht so gut gefallen.

Und auch damit hast du recht, also dass ich die Erzählstruktur extra gewählt habe. Ich habe ja bisher eher ziemlich kurz und bündig formuliert. Und hatte den Eindruck, damit eher kalt rüberzukommen. Da es hier aber um tiefe Gefühle geht, versuchte ich es länger (auch wegen der Rastlosigkeit und der Reihung von Momenten zu einer Kette). Unrund ist ja dann auch wieder doof ...

Schwer, die Mitte zu finden.

Danke für deinen Eindruck und Zeit. Freundlicher Gruß, Kanji

Hej RinaWu,

Super, dass du mich auf die Fehler aufmerksam gemacht hast, habe sie rasch ausgebessert, damit die anderen nicht so wühlen müssen. :shy:

Und dass ich thematisch genau deinen Nerv getroffen habe, ist ja n Ding, aber auch kritisch, denn dann kannst du auf Authentizität prüfen. Holla, Respekt vor deiner tänzerischen Ausdauer.

Was den Aufbau betrifft, so würde ich den zweiten Absatz komplett streichen. Der hat meinen Lesefluss total gestört und passt vom Tonfall her nicht zum Rest, finde ich. Mal sehen, wie das die anderen sehen.

Damit wollte ich die Protagonistin etwas erden, sie kommt ja doch recht nachdenklich daher. Mal sehen.

Vielleicht führen sogar ihre Kinder ihr diese verlorenen Träume vor Augen, sehr deutlich auch, als sie erwähnt, dass sie ihre Tochter Pina nennt.

Nein, sicher nicht, also die Namensgebung. Auch Rudi nicht. :D Die Kinder sind schon Katalysatoren.

Sowas wollte ich als Kind auch immer machen, auf dem Balkon schlafen, mega gut! Es sagt aber auch so viel mehr aus. Egal wie spät es ist, egal wie ungesund Eis um diese Zeit ist und dass man sich auf dem Balkon vielleicht eine Erkältung holen kann - es fühlt sich gut an, in genau diesem Moment!

Wie wunderbar du hier nachspüren kannst.

Für meinen Geschmack könntest du sie ein bisschen weniger Monolog führen lassen, dosiert fände ich das wirkungsvoller.

Verstehe. Ich wollte sie erst mit dem Ex/Vater der Kinder reden lassen. Ihre Mütter kam natürlich auch in Betracht, aber dann fand ich dieses Selbstgespräch mit dem kleinen Zuhörer ganz drollig. Und außerdem wollte ich alles, was ich zu diesem Thema gesammelt habe, einfließen lassen. Natürlich war es mal wieder zu viel. Mir geht's da wie Carolin (so heisst sie hier, aber es kam nicht dazu, den Namen zu nennen :lol:): immer zu viel wollen.

Ich freue mich über deinen Besuch und dass du dich wohl gefühlt hast, Kanji

Hej MelMay

Schön, dass du die Geschichte gelesen hast.

Und genau diese Gefühle hast du in eine nette Geschichte gepackt.

Das macht mich irre glücklich, genau das war meine Intention. Gefühle und Gedanken, die jeder mal mehr, mal weniger hat, in eine KG zu verpacken. Ein guter Fortschritt für mich.

Die Sätze sind, wie Eisenmann bereits erwähnt hat, ab und zu etwas umständlich formuliert.

Umständlich ist weniger gut. Mal sehen, ob ich in der Lage bin, das zu ändern, denn im Grunde möchte ich die Perlenkettenformulierung schon beibehalten. :hmm:

Vielen Dank für diese Geschichte, die zumindest mich ein wenig zum Nachdenken angeregt hat!

Mehr als ich erhofft habe. :herz:

Vielen Dank auch für die aufgezeigten Fehler - habe sie korrigiert.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hej Bas,

das war ja wohl knapp, dass wir uns auf diesem Weg doch noch nicht kennengelernt hätten. ;)

Ich war nach den ersten Sätzen zuerst unschlüssig, ob ich weiterlesen soll, da ich eher kein Interesse daran habe, einer in Text gepressten Shoppingtour einer jungen Frau beiwohnen zu müssen.

Ein tag mit Frauengedöns hätte dir eventuell Entscheidungshilfe gegeben.

Spätestens hier hattest du mich dann. Kennt man leider allzu gut, ebenso das schlechte Gefühl, das einem diese Tatsache aufzwingt.

Irgendwie möchte man sich gerne mit den Geschichten identifizieren und man findet vermutlich oft etwas, woran man sich halten kann.

Und auch wenn die Protagonistin im weiteren Verauf der Geschichte mit "Leben!"-Ausrufen und "Ihr beide seid das Zentrum meiner Welt"-Aussagen ins Kitschige abzudriften droht,

Oh, dessen war ich mir gar nicht bewusst. Vermutlich weil ich sie sehen kann und sie sieht währenddessen gar nicht melodramatisch aus, sondern energetisch. Vielleicht muss ich an dieser Stelle nachbessern.

Ich musste keine Balkontür öffnen, um mir von der warmen Gummi-Lindenblüten-Stadtluftmischung eine Gänsehaut verpassen zu lassen, dazu genügten mir die Eindrücke deiner Geschichte.

Das freut mich mal so rischtisch. :)

und die Gedanken der Protagonistin nicht außergewöhnlich erkenntnisreich bzw. originell sind,

Wohl wahr. Aber es musste einfach mal raus aus mir und verpackt werden, damit ich nach neuen Gedanken gucken kann. Andererseits wiederholt sich Menschliches ja doch immer und immer wieder in Literatur, Film, Musik.

hast du es geschafft, eine sehr schöne Atmosphäre zu erzeugen.

Wie schön, dass das geklappt hat.

Achja, ich glaube, dass die Wirkung nochmal größer gewesen wäre, wenn Rudi am Ende statt "Du bist Mama" "Du bist meine/unsere Mama" gesagt hätte. Aber was weiß ich schon.

Habe ich versucht, aber verworfen - klang kitschig. :lol:

Flüchtiges Komma wird entfernt, danke.

Vielen Dank auch für deine Zeit und Kommentar, freundlicher Gruß, Kanji

 
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Hallo Kanji,

du hast ein paar wunderbare Momente in deiner Geschichte, wobei ich als Mutter doch eine Frage habe:


Und vielleicht ginge ich anschließend nicht nach Hause, sondern würde die Nacht in den Armen eines leidenschaftlichen Mannes verbringen, dem ich nie zuvor begegnet wäre. Zu dem mich die pure Lust führen würde. Das war zwar weniger wahrscheinlich, doch einen Gedanken wert.

Mal davon abgesehen, dass ich an der Stelle noch davon ausgegangen bin, dass die Protagonistin alleine lebt, war ich dann im Nachhinein doch erstaunt: Sie würde die Kinder einfach die Nacht durch alleine lassen?


Rudi lacht und ist ganz verschlafen und wunderbar warm, duftet sauber und ein bisschen nach Sand, hält mich fest umschlungen und sieht mich leicht verunsichert an, wodurch er seinem Papa sehr ähnelt. Seine Augen sind dunkel und scheu, und er blickt immer etwas unschlüssig, genau wie sein Vater auch.
Den doppelten Vergleich finde ich zuviel.
"Weißt du was? Du weckst jetzt Philippine

klar, in der Euphorie kann Mama das machen. Aber ich kann das nicht so ganz nachvollziehen, dass man ein Kind aus seinem Schlaf weckt, wenn es doch eigentlich in Ruhe versorgt ist. Dass sie mit Rudi was Verrücktes anstellt, finde ich prima, aber dann die Kleine zu wecken, naja.

"Als ich jünger war, habe ich wirklich geglaubt, die schönen Momente würden sich wie von selbst aneinanderreihen, zu einer endlosen Kette des Glücks."
Redet man so mit einem Siebenjährigen?

Also das sind die einzigen Sachen, die ich zu mäkeln habe. Vielleicht bin ich da auch zu pragmatisch, was diese Punkte betrifft. Ansonsten, Kanji, hat mir deine Geschichte sehr gut gefallen. Mitten in der Nacht Eisessen, das sind Dinge, die Rudi nicht vergisst, wenn es auch eher die Mutter ist, die es grade braucht.

Beim Drübernachdenken vom Aufbau her finde ich es richtig gut, dass nicht gleich am Anfang die Mutterrolle ins Spiel kam, so konnte man sich wirklich auf sie konzentrieren ohne den "Kinderballast" mit einzubeziehen. Schon blöd, die Lebenssituation, und die gibt es ja hunderttausendfach. Da kann ich wieder mal froh sein, dass es bei mir anders gelaufen ist. Von daher eine Geschichte, die mich zum Denken anregt.

Liebe Grüße
bernadette

 
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Hallo Kanji,


puh, wie frustrierend. Ich war dabei, dir einen ausführlichen Komm zu schrieben, bis mein besch... Rechner abgestürzt ist. Und jetzt läuft mir die Zeit davon :sad::mad:.
Aber genug Off-Topic ...

Du hast einen interessanten Text geschrieben - gerade das Thema finde ich spannend. Es wird sooft über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesprochen, geschrieben, und doch sieht die Realität meist anders aus; gerade für Alleinerziehende. Deine Geschichte hat für mich das Thema: Gewinn und Verlust. Kinder zu haben bedeutet meist ja auch, dass man berufliche Ambitionen, Träume und Sehnsüchte nach hinten verschieben, oder gar aufgeben muss. Ist eben nicht nur gewinnbringend, Kinder zu haben, sondern verlangt nach einem Preis, gerade für deine Prota. Ja, das ist ein spannender Konflikt, den du mir glaubhaft preisgibst.

Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind (größtenteils stilistischer Art):

Als ich das Kleid gestern in der Boutique im Szeneviertel von Mitte anprobierte, mich vor dem Spiegel und den Augen der Verkäuferin betrachtete, war ich mir sicher, dass ich darin eine ganze Nacht lang feiern würde.
Gleich zu Beginn bin ich an dem unschönen Konjunktiv hängengeblieben. Ich weiß nicht, mir ist das einfach, ja, zu indirekt. Ich glaube, wäre das direkter geschrieben, hättest du mich früher an der Angel gehabt. Ich bin auch der Meinung, dass der Tempuswechsel keinen Mehrwert besitzt; will heißen: Du könntest dir überlegen, ob du nicht durchgehend im Präsens bleiben möchtest.
Vorschlag (exemplarisch):
Als ich das Kleid in der Boutique anprobiere, mich vor dem Spiegel und den Augen der Verkäuferin betrachte, bin ich mir sicher, dass ich darin eine ganze Nacht lang feiern werde.
Kannst ja mal darüber nachdenken.

Jedenfalls behauptete eine Kundin, die ebenfalls ein Kleid gewählt hatte, es würde die Zartheit meiner Silhouette unterstreichen. Die Verkäuferin, selbst etwas stabiler gebaut und älter als wir beide zusammen, sprach von Präsenz und Ausstrahlung. Und da ich beide Aussagen als Kompliment auffasste, kaufte ich es, obwohl ich das Geld dafür nicht übrig hatte.
Ist mir auch zu geschwätzig. Ich würde das verdichten.
Vorschlag (spontan und im Präsens):
Jedenfalls behauptet eine Kundin, es unterstreiche die Zartheit meiner Silhouette. Die Verkäuferin spricht von Ausstrahlung. Und da ich beide Aussagen als Kompliment auffasse, kaufe ich es, obwohl ich es mir eigentlich nicht leisten kann.

Mich trieb nicht die Kauflust in den Laden oder ein Mangel an Kleidung im Schrank, sondern eine plötzliche [die] Sehnsucht nach Veränderung. Ich hätte ebenso gut zum Friseur gehen können, als ich den üblichen Heimweg in üblicher Eile ging, aber die notwendigen achthundert Meter weiter bis zu »Cut and Go« konnte ich nicht abwarten, so stark war das drängende Gefühl nach einer Veränderung.
Ich kann's nicht lassen :):
Mich trieb nicht die Kauflust in den Laden, sondern die Sehnsucht nach Veränderung. Ich hätte ebenso gut zum Friseur gehen können.
Du verlierst hier nicht die Kernaussage, destillierst sie vielmehr, finde ich.

Ich wollte in dem Kleid tanzen. Einfach zu irgendeiner Musik tanzen, mit geschlossenen Augen, ohne nachzudenken, solange, bis ich müde würde, verschwitzt und außer Atem im stroboskopischen Licht irgendeines überhitzten Clubs, von denen es hier beinahe in jeder Straße einen gibt, in einer Menge von Menschen, die vielleicht ähnlich fühlten wie ich. Und vielleicht ginge ich anschließend nicht nach Hause, sondern würde die Nacht in den Armen eines leidenschaftlichen Mannes verbringen, dem ich nie zuvor begegnet wäre. Zu dem mich die pure Lust führen würde. Das war zwar weniger wahrscheinlich, doch einen Gedanken wert.
Noch mal, zum Verdeutlichen, was ich meine:
Ich will tanzen! Einfach nur tanzen. Mit geschlossenen Augen, bis ich verschwitzt und außer Atem bin. In irgendeinem Club. Und vielleicht gehe ich anschließend nicht nach Hause, sondern verbringe eine leidenschaftliche Nacht in den Armen eines fremden Mannes.

Jedoch vor dem Spiegel hier im Wohnzimmer, den ich rundherum mit Postkarten behängt und somit mein eigenes Spiegelbild eingerahmt habe, bin ich mir nicht mehr sicher, mit diesem Kleid auszugehen. Die Karten sind bedruckt mit Personen, die ich bewundere, Tänzerinnen und Tänzern und dazwischen auch die Karte mit der Skyline von New York und die aus Paris und Tokyo, Städte, die ich unbedingt besuchen möchte, und mittendrin Fotografien meiner Kindheit und Jugend, aufgenommen von meiner Mutter in der Ballettschule in Oldenburg.
Auch hier:
Vor dem Spiegel im Wohnzimmer, den ich mit Postkarten behängt habe, bin ich mir nicht mehr sicher. Die Karten sind bedruckt mit Tänzerinnen und Tänzern, die mein Spiegelbild einrahmen. Dazwischen die Karte mit der Skyline von New York und die aus Paris und Tokyo, Städte, die ich besuchen möchte. Mittendrin Fotografien meiner Kindheit und Jugend, aufgenommen von meiner Mutter in der Oldenburger Ballettschule.

Sie selbst emigrierte nach Deutschland und beendete den Aufstieg zur Primaballerina[Komma] als ich unterwegs war. Niemals machte sie mir deswegen Vorwürfe, auch nicht indirekt. Sie gab mir den Weg vor, den ich gehen konnte und auch wollte. Ich habe lange nicht mit ihr telefoniert.
Ich fände es einfach von der Wirkung her stärker, wenn du weiter verdichten würdest. Ich glaube nicht, dass das nur eine stilistische Vorliebe von mir ist.

Dabei definiere ich keine Ballettfiguren, es geht mir nicht darum, wie ich mich bewege, sondern ich drücke im Tanz aus, was mich bewegt. Hier und jetzt.
Das mal als letztes Beispiel.


bernadette schrieb:
"Weißt du was? Du weckst jetzt Philippine
klar, in der Euphorie kann Mama das machen. Aber ich kann das nicht so ganz nachvollziehen, dass man ein Kind aus seinem Schlaf weckt, wenn es doch eigentlich in Ruhe versorgt ist. Dass sie mit Rudi was Verrücktes anstellt, finde ich prima, aber dann die Kleine zu wecken, naja.
Mein erster Impuls war ganz ähnlich. Ich glaube aber, dass es letztendlich doch stimmig ist. Ja, ich glaube ihr, dass sie die Kinder um sich scharen will/muss, um sich zu vergewissern, dass es nicht nur Verlust, sondern auch einen Gewinn für deine Prota gibt. Einen zweifachen. Dass der Preis nicht zu hoch ist.

bernadette schrieb:
"Als ich jünger war, habe ich wirklich geglaubt, die schönen Momente würden sich wie von selbst aneinanderreihen, zu einer endlosen Kette des Glücks."
Redet man so mit einem Siebenjährigen?
Hier allerdings gebe ich bernadette uneingeschränkt recht - übrigens auch im Verlauf. Ich nehme dir die Dialoge mit den Kindern nicht ab. Das solltest du dir nochmals ansehen, finde ich.


Leider läuft mir die Zeit davon. Ich wollte dir einen viel umfangreicheren Komm hinterlassen, aber das Missgeschick mit dem PC zwingt mich dazu, die Abkürzung zu nehmen.
Du könntest dir überlegen, ob du nicht noch knackiger werden möchtest; verlangt wäre wohl größtenteils nur der Rotstift in der Hand, den du zum Einsatz kommen lässt.
Auch den Tempuswechsel könntest du überdenken. Ich glaube, dein Text, durchgängig im Präsens geschrieben, bekäme einfach mehr Zug, gerade zu Beginn.

Das soll aber alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass mir deine Geschichte insgesamt gefallen hat, liebe Kanji. Das Thema finde ich spannend (ich finde, das ist auch kein reines Frauenthema, da auch (moderne) Männer in ähnliche Situationen geraten), das Stimmungsbild hast du gut gezeichnet und erzählt ist sie auch weitestgehend gut, deine Geschichte. Ein wenig Politur und mit der Feile ran, dann brächtest du sie allerdings noch weiter zum Glänzen, meine ich.


Vielen Dank fürs Hochladen


hell

 

Hallo Kanji,

das ist eine schöne Geschichte, die Du da geschrieben hast, sehr melancholisch, aber dann doch optimistisch zum Ende hin.
Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finde, aber ich hatte ein paar Irritierungen beim Lesen. Wie Bernadette schon geschrieben hat, die Sache mit den Kindern. Die Frau geht shoppen, kommt nach Hause und probiert das neue Kleid vor dem Spiegel, dann tanzt sie bis mitten in der Nacht. Und päng! plötzlich taucht aus dem Nichts ein kleines Kind auf. Wer hat das beaufsichtigt, liegt der Vater schon im Bett? Und dann Philippine, wo ich zuerst dachte "ah, gut, das französische Au-pair"...
Aber wahrscheinlich hast Du einfach ein paar Zeitsprünge drin, sie geht shoppen bevor sie die Kinder aus der Kita abholt, dann das übliche Abendprogramm, Kinder ins Bett und dann erst die Anprobe vor dem Spiegel.
Auch hatte ich noch etwas Dramatik in Bezug auf den Vater erwartet, er ist bei einem Unfall ums Leben gekommen oder so ...

Aber bei weiterem Nachdenken ist das ja alles nebensächlich. Es geht um nicht gelebte Träume, ein Leben, das anders gekommen ist, als geplant. Nicht die große internationale Tänzerinnenkarriere sondern alleinerziehende Mutti in Berlin. Was aber vielleicht auch nicht das schlechteste ist?
Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt um Kinder zu bekommen, es ist zu früh, oder zu spät oder geht dann irgendwann gar nicht mehr, also erst die Karriere endet dann oft (ungewollt) kinderlos.

Die Szene auf dem Balkon finde ich sehr anrührend, dass sie ihren Kindern mitten in der Nacht Eis serviert und mit dem 7-jährigen wie mit einem Erwachsenen redet, was für sie in dem Moment einfach wichtig ist und ihr auch etwas zurückgibt.

Gerne gelesen von Kerkyra

 

Liebe Kanji,

aha, dachte ich, Kanji ist am Experimentieren. Dieses Selbstporträt einer jungen Frau zwischen unerfüllten Lebensträumen und Pflichten einer alleinerziehenden Mutter hat mich sehr berührt. Vor allem, weil es weder anklägerisch noch wehleidig daherkommt, sondern eine sehr ehrliche Innenschau darstellt mit Schwerpunkt auf der Gefühlswelt der Protagonistin.

Deine Frauengestalten haben für mich immer etwas Schwebendes ( hier expressis verbis), etwas Sanftes. Ich spüre keine Verbitterung, sondern die Fähigkeit, der Gegenwart Glücksmomente hinzuzufügen, jedoch nicht auf Kosten anderer. Und dann die Hoffnung nicht aufzugeben, dass sich der Zukunftsnebel doch in Leben auflösen würde.

Du hast eine Reihe schöner Bilder für die Glücksmomente gefunden, zum Beispiel

Ich spüre hier und jetzt Glück. Es kriecht in jede Faser meiner Muskeln, wärmt und wühlt mich auf.

oder

" Du bist doch schon was. Du bist Mama", nuschelt Rudi mit geschlossenen Augen und vor dem Haus, unten auf der Straße, fahren die ersten Nachbarn im Morgendunst zu Arbeit

Diese Spiegelung in den Augen des Kindes ist doch ein Glücksmoment, oder?

(Ein Komma vor und vor ... könnte einem Missverständnis vorbeugen;))


Nach dem Lernen von Verknappungen, Ellipsen, Tempo nun ein Stil, der sich erlaubt, auch längere beschreibende Passagen zu formulieren.
Ich finde, dieser Stil passt zur Situation, in der sich die Prota befindet. Es ist ja, so sehe ich es hier, eine Phase ihres Lebens, in der das Tempo herausgenommen ist durch die gleichförmigen Abläufe des Alltags. Ich kenne Mütter, die mit dem Satz: Wenn Karl oder Marie erst mal laufen, zur Schule gehen, ausziehen, dann kann ich (wieder) ...
Diese Ungeduld schlägt später fast immer in das Bedauern um, dass man damals das Glück des Augenblicks nicht genossen hat. Großeltern wissen, wovon ich rede. Deiner Prota hier hast du das Talent gegeben, Glückmomente zu erkennen.

Was das Tanzen betrifft, so scheinst du dich auszukennen, worauf ja auch die Namenswahl "Pina" hinweist. RinaWu hat es auch gesehen. Es ist ein hartes Leben, den Beruf einer Ballerina anzustreben. Viel Raum für anderes bleibt da nicht. Es gibt Beispiele in meinem Umfeld ...

Die vorgeschlagenen Korrekturen hast du ja schon übernommen, so dass ich Gottseidank hier kaum zu tun finde. Mir geht es einfach so: Ich möchte stilistische Eigenheiten nur dann kritisieren, wenn ich sie für missglückt halte und sie mich aus dem Lesefluss katapultieren.
Das war hier gar nicht der Fall. Ich glaube eher, du hast was Eigenes entwickelt.

Liebe Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Mich trieb nicht die Kauflust in den Laden oder ein Mangel an Kleidung im Schrank, sondern eine plötzliche Sehnsucht nach Veränderung. Ich hätte ebenso gut zum Friseur gehen können, als ich den üblichen Heimweg in üblicher Eile ging, aber die notwendigen achthundert Meter weiter bis zu "Cut and Go" konnte ich nicht abwarten, so stark war das drängende Gefühl nach einer Veränderung.
Und schon wittere ich Satire, die sich schon am Satz zuvor im Hinweis auf prekäre Zeiten anzukündigen scheint
Die Verkäuferin, selbst etwas stabiler gebaut und älter als wir beide zusammen,...

Hallo Kanji,

nicht nur der wunderbare Titel wider alle Wettereskapaden des Lebens hat mich in dieser "'typisch Frau', denkt der Kerl Geschichte" mit einem Hauch Wehmut

"Ich werde nicht weglaufen. Nicht vom Leben, nicht von euch"
gehalten.

Und das kann dann auch schon mal einen Kerl überkommen. Denn: Tobi, behaupt ich mal, hätt' das Kind schon geschaukelt in all seiner Weisheit!

Hier aber stock ich (ein einziges Mal, wie sich dann herausstellt)

Es schien für mich gemacht
weil mir da was zu fehlen scheint, und nicht etwa der Infinitiv mit zu, "wie" man bei mir erwarten dürfte, sondern tatsächlich die vergleichende Konjunktion, wenn Schein und Sein aufeinanderprallen. Denn wäre es "Sein", stünde da kein "scheinen" sondern das Verb "sein", und wäre es der Konjunktiv, stünde dort "schiene" - das umgangssprachliche "würde scheinen" riefe dann wieder nach der vergleichenden Konjunktion. Die zwomal noch erwähnt werden muss:

Sie selbst emigrierte nach Deutschland und beendete den Aufstieg zur Primaballerina[,] als ich unterwegs war.
Hier kann man drüber streiten, ob nach der vergl. Konjunktion ein "vollständiger" Satz sei
...; ich sehe älter aus[,] als ich bin.
aber die Philosophie hat ihn schon geadelt ...

Rudi nickt andächtig mit großen Augen, erhofft sich vermutlich ein großes Abenteuer und flitzt ins Kinderzimmer, das er [sich] mit seiner kleinen Schwester teilt.

Gern gelesen vom

Friedel,
der hofft, dass es Fiktion ist und vorsorglich ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hej bernadette,

über deinen Kommentar bin ich sehr glücklich.

Das ist vielleicht sentimental, aber ich erinnere mich an das Gefühl, das du mit deinem ersten Kommentar bei mir ausgelöst hast (Aber, liebe Kanji, bitte bedenke, dass ich mir die Mühe nur gemacht habe, weil ich davon ausgehe, dass du tatsächlich an dir und deinen Texten arbeiten willst und ich mir gut vorstellen kann, dass das bei dir fruchtet.)

Das ist jetzt nahezu genau ein Jahr her und war ein großer Ansporn, mithilfe dieses Forums zu lernen.

Ich hab seither Einiges ausprobiert und manchmal gedacht, ich wäre eine Kopie eurer Geschichten, bis ich darauf zu vertrauen begann, dass ich mit jedem Lernvorgang meiner Art, mich schriftlich zu artikulieren, näher komme.

Aber was schwätze ich, ich möchte dir nur sagen, dass ich mich sehr freue, dass dir diese Geschichte gefällt.

Jetzt zu deinen Bedenken:

Mal davon abgesehen, dass ich an der Stelle noch davon ausgegangen bin, dass die Protagonistin alleine lebt, war ich dann im Nachhinein doch erstaunt: Sie würde die Kinder einfach die Nacht durch alleine lassen?

Meinst du, ich sollte tatsächlich schreiben, dass sie selbstverständlich einen Babysitter engagiert (Nachbarin, Studentin aus dem Haus, Witwe von nebenan ...)
Ich habe mich oft gefragt, was ich sagen/aussagen will. Dazu gehört eher nichts Pragmatisches. Ich wollte nicht ablenken, ich wollte bei der Protagonistin Inneren bleiben und die Atmosphäre nicht allzu sehr mit Praktischem verwässern. Außerdem fürchtete ich mich vor den Kommentaren, die mich der Geschwätzigkeit bezichtigten.

Den doppelten Vergleich finde ich zuviel.

Das werde ich ändern.

klar, in der Euphorie kann Mama das machen. Aber ich kann das nicht so ganz nachvollziehen, dass man ein Kind aus seinem Schlaf weckt, wenn es doch eigentlich in Ruhe versorgt ist. Dass sie mit Rudi was Verrücktes anstellt, finde ich prima, aber dann die Kleine zu wecken, naja.

Ich nehme hier die gesamte Energie. Carolin (so habe ich sie genannt, es kam aber nicht zur Anwendung:lol:) ist komplett durchflutet, löst sich seit langer Zeit vom Erwachsensein und Pflichterfüllung, schöpft diesen Augenblick total aus. Dazu gehört eben das zweite Kind. Und außerdem könnte das Mädchen am nächsten Morgen mächtig schlechte Laune haben, wenn sie erfährt, dass der Bruder mit der Mutter Eis und Balkonabenteuer ohne sie hatten.

Redet man so mit einem Siebenjährigen?

Ich benötigte ja Dialoge (habe nach wie vor Probleme damit), habe daran gedacht, den Vater der Kinder oder ein Telefonat mit der Mutter zu verwenden, entschied mich dann aber für das, was eben schon da war :shy:, so wie es Thema ist und wollte im Grunde nur ein Gegenüber für Ihre Selbstgespräche inszenieren. Dass der Kleine zwischendurch wirklich zuhört und versteht, was er eben versteht, sogar reagiert, wollte ich nutzen, um die Lage zu lockern.

Ansonsten, Kanji, hat mir deine Geschichte sehr gut gefallen. Mitten in der Nacht Eisessen, das sind Dinge, die Rudi nicht vergisst, wenn es auch eher die Mutter ist, die es grade braucht.

Ist es nicht so? Disneyland und Karibikurlaub, alles schön und gut, aber glückliche KindheitsErinnerungen gehen auch ohne Geld. :klug:

Beim Drübernachdenken vom Aufbau her finde ich es richtig gut, dass nicht gleich am Anfang die Mutterrolle ins Spiel kam, so konnte man sich wirklich auf sie konzentrieren ohne den "Kinderballast" mit einzubeziehen. Schon blöd, die Lebenssituation, und die gibt es ja hunderttausendfach. Da kann ich wieder mal froh sein, dass es bei mir anders gelaufen ist. Von daher eine Geschichte, die mich zum Denken anregt.

Schön, dass du es bemerkst. Ich wollte kein Mitleidsprogramm auffahren und von Anfang zeigen, dass sie eine Persönlickeit hat, außer Muttersein, einstimmen auf ihre Träume.
Es ist mir wichtig, zu zeigen, über welche Resilienz sie verfügt.

Es ist keine Katastrophe, alleinerziehend zu sein (manchmal vielleicht eher ein Segen, wenn so mancher Papa nicht so viel mitmischt, es ist sicher auch eine Frage, wie die Mutter es angeht, was Sie prioriert, wie sie in der Lage, anzunehmen, was ist und sich darin einrichtet, oder?
Meine Protagonistin ist auf einem guten Weg, denke ich.

Ich bin überglücklich, dich zum Denken angeregt zu haben, und wünschte, es könnte auch Alleinerziehende ansprechen. Aber das ist vermessen.

Lieber Gruß und herzlichen Dank, Kanji

Hej hell,

puh, wie frustrierend. Ich war dabei, dir einen ausführlichen Komm zu schrieben, bis mein besch... Rechner abgestürzt ist. Und jetzt läuft mir die Zeit davon .
Aber genug Off-Topic ...

Kein guter Start für uns beide

Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was du mir alles zu sagen hättest, wäre dein Rechner nicht abgestürzt :hmm: Du bist sehr nachhaltig und engagiert auf die Geschichte eingegangen und gerade deine Ansicht, bringt mich ins Straucheln.

Ich habe sehr viel aufgenommen im letzten Jahr hier und versucht Gelerntes anzuwenden und in den zurückliegenden Geschichten zu verbauen. Dazu gehörte in erster Linie einkürzen, verknappen, streichen um des Zuges wegen.
In diesem Fall versuche ich Inhalt mir der Form zu verknüpfen. Also u.a ihre Rastlosigkeit, ihr aufgebrachtes Suchen, ihre vielen Fragen, das Verständnis von Glück und dann das Bild der Perlenkette wollte ich formell ergänzen. :hmm:

Du könntest dir überlegen, ob du nicht noch knackiger werden möchtest; verlangt wäre wohl größtenteils nur der Rotstift in der Hand, den du zum Einsatz kommen lässt.
Auch den Tempuswechsel könntest du überdenken. Ich glaube, dein Text, durchgängig im Präsens geschrieben, bekäme einfach mehr Zug, gerade zu Beginn.

So werde ich mir das gut überlegen, wenn du einverstanden bist, ob und was ich dem Rotstift opfere.
Was das durchgängige Präsens angeht, bin ich so gut wie überzeugt, werde es tun und schauen, wie es auf mich wirkt.

Gleich zu Beginn bin ich an dem unschönen Konjunktiv hängengeblieben. Ich weiß nicht, mir ist das einfach, ja, zu indirekt.

Auch das versuche ich zu verbessern.

Ja, ich glaube ihr, dass sie die Kinder um sich scharen will/muss, um sich zu vergewissern, dass es nicht nur Verlust, sondern auch einen Gewinn für deine Prota gibt. Einen zweifachen. Dass der Preis nicht zu hoch ist.

Das hast du schön gesagt.

Ich nehme dir die Dialoge mit den Kindern nicht ab. Das solltest du dir nochmals ansehen, finde ich.

Hier möchte ich dir nicht zumuten, meine vorherigen Kommentare zu lesen.
Um Dialoge einzubauen, habe ich mehrere Partner in Betracht gezogen. Ein Telefonat mit ihrer Mutter, eins mit dem Vater der Kinder, wenn er sie zur obligatorischen Wochenendbelustigung abholt, das Gespräch im Treppenhaus mit einer Nachbarin. Letztendlich wollte ich aber konsequent sein und mit dem Vorlieb nehmen, was Carolin hat (so hätte sie geheißen :lol:), nämlich ihre Kinder. So ist es eben eher ein Monolog geworden und der Rudi reagierte nur hin und wieder, je nachdem, was er aufschnappte und verstand, um die "Dramatik" zu relativieren.

Ich wollte dir einen viel umfangreicheren Komm hinterlassen, aber das Missgeschick mit dem PC zwingt mich dazu, die Abkürzung zu nehmen.

Also, ich bin zufrieden. Gerade mit diesem netten Schlusssatz

Das soll aber alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass mir deine Geschichte insgesamt gefallen hat, liebe Kanji. Das Thema finde ich spannend (ich finde, das ist auch kein reines Frauenthema, da auch (moderne) Männer in ähnliche Situationen geraten), das Stimmungsbild hast du gut gezeichnet und erzählt ist sie auch weitestgehend gut, deine Geschichte. Ein wenig Politur und mit der Feile ran, dann brächtest du sie allerdings noch weiter zum Glänzen, meine ich.

Ich gebe dir recht, es ist kein Frauenthema, es ist vielmehr ein gesellschaftliches.
Ich werde das Polierturtuch und die mittelfeine Feile heraussuchen und mein Bestes tun.

Vielen Dank fürs Hochladen

Dafür nicht, wie wie hier oben sagen.

Ich danke dir, vor allem für dein Engagement und wünsche dir einen schönen Freitagabend, Kanji

Hej Kerkyra,

Schön, dass du reinschaust.

Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finde, aber ich hatte ein paar Irritierungen beim Lesen.

Das ist süß. Möglich, dass Irritation auch positiv wirkt.

Die Frau geht shoppen, kommt nach Hause und probiert das neue Kleid vor dem Spiegel, dann tanzt sie bis mitten in der Nacht. Und päng! plötzlich taucht aus dem Nichts ein kleines Kind auf. Wer hat das beaufsichtigt, liegt der Vater schon im Bett? Und dann Philippine, wo ich zuerst dachte "ah, gut, das französische Au-pair"...

Ich kenne das. Dieses Mitdenken. Schlimm beim Filmanschauen, statt mich einzulassen, treten 1000 Fragen auf, die sich (natürlich) im Verlauf aufklären.
Ich habe natürlich überlegt, wieviel ich drumherum einfüge. Ich hätte viel Backround schaffen können - es wäre dann eine längere KG geworden, was ja nicht schlimm gewesen wäre, aber ich fürchtete um mein eigentliches Thema, wollte nicht ablenken und rausreißen.
Natürlich ist es so, wie du es dann selbst vermutet hattest: sie kümmert sich (children first, um mal frei zu zitieren Aber willst du das wirklich lesen? Hättest du dann mit Carolin (so nenne ich sie) mitfühlen können? Ich fürchtete, der Leser würde das Augenmerk eher auf den praktischen Alltag werfen und das Eigentliche, also mir wichtige, vernachlässigen.

alleinerziehende Mutti in Berlin. Was aber vielleicht auch nicht das schlechteste ist?
Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt um Kinder zu bekommen, es ist zu früh, oder zu spät oder geht dann irgendwann gar nicht mehr, also erst die Karriere endet dann oft (ungewollt) kinderlos.

Das stimmt. Schlechter geht immer. Und wann Kinder ins Leben passen und wann eher nicht ... Wer kennt da die Regel? Vermutlich wurde so die Großmutter "erfunden". Da passen sie am besten.

Die Szene auf dem Balkon finde ich sehr anrührend, dass sie ihren Kindern mitten in der Nacht Eis serviert und mit dem 7-jährigen wie mit einem Erwachsenen redet, was für sie in dem Moment einfach wichtig ist und ihr auch etwas zurückgibt.

Und schön wäre, wenn sie solche Momente finden würde, im Alltag und nicht mühsam inszenieren müsste.

Das war ein netter Austausch, vielen Dank und freundlicher Gruß, Kanji

Hej, liebste wieselmaus,

Danke, dass du hier bist und mich gefunden hast!

aha, dachte ich, Kanji ist am Experimentieren.

Jap! :lol:

Vor allem, weil es weder anklägerisch noch wehleidig daherkommt, sondern eine sehr ehrliche Innenschau darstellt mit Schwerpunkt auf der Gefühlswelt der Protagonistin.

Einmal durchgeschnauft! Es lag mir wirklich fern, anzuklagen oder zu jammern! Und wie es dich auszeichnet: scharf analysiert und auf den Punkt gebracht.

Deine Frauengestalten haben für mich immer etwas Schwebendes ( hier expressis verbis), etwas Sanftes. Ich spüre keine Verbitterung, sondern die Fähigkeit, der Gegenwart Glücksmomente hinzuzufügen, jedoch nicht auf Kosten anderer. Und dann die Hoffnung nicht aufzugeben, dass sich der Zukunftsnebel doch in Leben auflösen würde.

Och, wie schön, dass du die anderen ins Boot holst. Ich mag Frauen und die unterschiedlichen Lebensformen, in denen sie sich zurechtfinden (müssen). - Männer mag ich auch, aber das sind andere Geschichten
Und Hoffnung ist ein Schlüsselwort und eben Resilienz, also eine Fähigkeit zu besitzen, Mittel zu finden und zu nutzen, Krisen zu bewältigen und dem Leben das Liebenswerte abzutrotzen. Somit etwa.

Diese Spiegelung in den Augen des Kindes ist doch ein Glücksmoment, oder?

Glück ist überall, gell? (Klingt wie ein schlechter Titel)

Ein Komma vor und vor ... könnte einem Missverständnis vorbeugen)

Besser is'.

Nach dem Lernen von Verknappungen, Ellipsen, Tempo nun ein Stil, der sich erlaubt, auch längere beschreibende Passagen zu formulieren.
Ich finde, dieser Stil passt zur Situation, in der sich die Prota befindet.

Wie schön, dass du das so siehst. Ich hab schon erwähnt, dass ich hier versuchen wollte, den Inhalt, also den Kern, auch formell zu nutzen (Stichwort Perlenkette,Sehnsucht, Suche, Umtriebigkeit)

Deiner Prota hier hast du das Talent gegeben, Glückmomente zu erkennen.

Meiner Meinung nach überlebenswichtig.

Was das Tanzen betrifft, so scheinst du dich auszukennen, worauf ja auch die Namenswahl "Pina" hinweist.

Nicht wie "Carolin". Aber Rudi ist auch von Nurejew abgleitet und zeigt auf die Wurzeln der Protagonistin, nur mal so am Rande.

Ich möchte stilistische Eigenheiten nur dann kritisieren, wenn ich sie für missglückt halte und sie mich aus dem Lesefluss katapultieren.

Das ist eine gute Vorgehensweise und erlaubt, in diesem Falle mir, etwas mehr Freiraum.

Ich glaube eher, du hast was Eigenes entwickelt.

Na, das wäre ja wunderbar.

Ich danke dir vielmals für deine deutlichen Worte und Zeit, lieber Gruß, Kanji

Hej, lieber Friedrichard,

es ist immer, immer wundervoll, wenn ich von dir lese, insbesondere in meinen Geschichten.

Und schon wittere ich Satire, die sich schon am Satz zuvor im Hinweis auf prekäre Zeiten anzukündigen scheint

Bist du jetzt enttäuscht? Eine Satire würde ich mir nicht zutrauen. Ich hab's nur gerne ... Amüsant? :hmm:

nicht nur der wunderbare Titel wider alle Wettereskapaden des Lebens hat mich in dieser "'typisch Frau', denkt der Kerl Geschichte" mit einem Hauch Wehmut
"Ich werde nicht weglaufen. Nicht vom Leben, nicht von euch"
gehalten.

Ja, der Titel freut mich auch. Und diesen Weglauf-Satz findste nicht kitschig?

weil mir da was zu fehlen scheint, und nicht etwa der Infinitiv mit zu, "wie" man bei mir erwarten dürfte, sondern tatsächlich die vergleichende Konjunktion, wenn Schein und Sein aufeinanderprallen. Denn wäre es "Sein", stünde da kein "scheinen" sondern das Verb "sein", und wäre es der Konjunktiv, stünde dort "schiene" - das umgangssprachliche "würde scheinen" riefe dann wieder nach der vergleichenden Konjunktion. Die zwomal noch erwähnt werden muss:

Das ist mir schon mal passiert und ich wurde von dir ebenfalls darauf hingewiesen. Wird behoben!

Denn: Tobi, behaupt ich mal, hätt' das Kind schon geschaukelt in all seiner Weisheit!

Hier musste ich aufpassen, dass sich Tobi nicht zwischendrängelt.

...; ich sehe älter aus[,] als ich bin.
aber die Philosophie hat ihn schon geadelt ...

Ich lass das dann mal so.

Die anderen Flusen werden umgehend beseitigt, danke fürs Auflesen.

Danke, dass du wohlwollend reingeschaut hast und wünsche dir einen schönen Abend, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej bernadette,

über deinen Kommentar bin ich sehr glücklich.


Du glaubst nicht, wie mich das freut. Manchmal fragt man sich hier schon, wieso man in dieses Forum von seiner Frei-Zeit soviel investiert und ab und an Gemotze und Gemecker und schrille Gestalten aushalten muss und oft überhaupt keine Resonanz erhält, weil sich der Schreiberling vom Acker gemacht hat.
Da tut so ein Satz sooo gut. Vielen Dank :herz:

edit: ich habe meinen ersten Kommentar an dich nochmal durchgelesen. Es ist ja heute exakt ein Jahr her. Wie passend! :)

Nun noch zum Text:

Meinst du, ich sollte tatsächlich schreiben, dass sie selbstverständlich einen Babysitter engagiert (Nachbarin, Studentin aus dem Haus, Witwe von nebenan ...)

Nein, Blödsinn. Sie würde sowieso einen Babysitter haben und wenn sie dann halt die Nacht über weg bleibt, bekommt der eine Whatsapp oder SMS mit der Info, dass sie erst wieder am nächsten Morgen auftaucht ... oder es ist von vorneherein eine Freundin da, die aufpasst und die eh übernachten würde. Da ist mir mein Pragmatismus in die Quere gekommen. Vergiss' es.

Ich nehme hier die gesamte Energie. Carolin ist komplett durchflutet,
das ist akzeptiert

wollte im Grunde nur ein Gegenüber für Ihre Selbstgespräche inszenieren. Dass der Kleine zwischendurch wirklich zuhört und versteht, was er eben versteht, sogar reagiert, wollte ich nutzen, um die Lage zu lockern.
das geht in die Hosen. Dann lass' sie lieber reden und Rudi fragt: Mama, was meinst du mit: xy? und sie sagt dann: Ach nichts, mein Kleiner, Mama hat nur laut gedacht.


Es ist mir wichtig, zu zeigen, über welche Resilienz sie verfügt.
Dieses Wort musste ich nachsehen. Was wohl zeigt, dass ich nie in so einer Situation war :shy:

Es ist keine Katastrophe, alleinerziehend zu sein (manchmal vielleicht eher ein Segen, wenn so mancher Papa nicht so viel mitmischt, es ist sicher auch eine Frage, wie die Mutter es angeht, was Sie prioriert, wie sie in der Lage, anzunehmen, was ist und sich darin einrichtet, oder?

Nein, sonst gäbe es hier Katastrophen ohne Ende ... aber ich habe auch eine Freundin als Beispiel, die sehr früh, bevor sie eine Ausbildung hatte, zwei Kinder bekam und der Mann der Verdiener und irgendwann weg war, ohne je noch was zu zahlen ... meine Fresse, die hat sich 25 Jahre durchkämpfen müssen. Zu ihrem 100% Job dauernd Fortbildungen gemacht hat, damit sie endlich mal "was war". Ohne pathetisch werden zu wollen: Das erinnert mich an die Trümmerfrauen. Da gab es bei ihr die ganze Zeit nichts außer Arbeiten, Kinder - und die Frage: wo bekomme ich das Geld her, alles zu bezahlen?

Ein verschissenes Leben, sag' ich jetzt mal ganz knallhart. Zwar hat sie zwei tolle Kinder, aber IHR Leben ist nur Schufterei gewesen. Und finde mal mit 50 einen Typen, (nachdem die Kids selbstständig sind) mit dem man klarkommt :D
So geht es sicher ganz, ganz vielen Frauen. Einerseits hat man den Mumm gehabt, sich zu trennen, aber andererseits gab es dann kein Leben für sie selbst.

Das mal dazu.

 

Hallo Kanji,
ich habe Deine Geschichte vor ein paar Tagen gelesen und jetzt noch einmal, weil ich irgendwie einen Zugang haben wollte, weil ich zunächst nicht ganz verstand, worum es geht. Es ist ja doch irgendwie surreal. Eisessen auf dem Balkon in aller Früh, die lockere Gedankenfolge um das Tanzen herum, die eingestreuten Lebensweisheiten. Also, ich habe das nicht auf die Reihe bekommen. Dann lese ich den Namen des Mädchens Pina und denke an Pina Bausch und ihre Form des Tanztheaters und sehe die Bilder, die Du beschreibst in einer Inszenierung einer Frau, die sich vor dem Spiegel, der ihre Erinnerung darstellt, ein Blick in die Vergangenheit ist und gleichzeitig ihre Gegenwart zeigt, hin- und herwiegt und dann kommt ein Junge ins Bild, ein Mädchen. Eine neue Szenerie im Morgenlicht. Ja, so kann ich das sehen und sehr gut verstehen. Dann irritieren mich dennoch die bedeutungsschwangeren und stilisierten Sätze, die sie ihrem Sohn sagt. Die könnte ich im Tanzganzen eher als Subtext wahrnehmen, als Gefühl, das sich aus dem Tanzbild für den Zuschauer ergibt. Als Dialog finde ich es nicht klar.
In der Sprache finde ich den Ton insgesamt passend. In etlichen Formulierungen erscheint er mir aber zu umständlich und gedrechselt, dass die Bilder verschwimmen, wo ich sie deutlich sehen möchte.
Für mich also ein interessantes Leseexperiment, weil ich natürlich durch meine Lesart dem Text einfach etwas drüberstülpe, was vielleicht nicht gedacht ist, etwas reinquetsche, nämlich eine surreale Tanzperformance, die er gar nicht sein soll oder will. Aber die Freiheit nehme ich mir als Leser, weil ich damit in dem Text sehr viel finden kann, oder eben eher sehen, wobei die angesprochenen sprachlichen Geschichten für mich den Blick eher verschleiern.
Herzliche Grüße
rieger

 

Hoppla, bernadette,

den Zusatz habe ich total übersehen. Naja, ist ja nicht zu spät für eine Reaktion. Jetzt verstehe ich auch erst die PN :idee:

Meinst du, ich sollte tatsächlich schreiben, dass sie selbstverständlich einen Babysitter engagiert (Nachbarin, Studentin aus dem Haus, Witwe von nebenan ...)

Nein, Blödsinn.

Ok. Das wäre geklärt.

wollte im Grunde nur ein Gegenüber für Ihre Selbstgespräche inszenieren. Dass der Kleine zwischendurch wirklich zuhört und versteht, was er eben versteht, sogar reagiert, wollte ich nutzen, um die Lage zu lockern.
das geht in die Hosen. Dann lass' sie lieber reden und Rudi fragt: Mama, was meinst du mit: xy? und sie sagt dann: Ach nichts, mein Kleiner, Mama hat nur laut gedacht.

Und das kriege ich hin. Aber nicht mehr heute - naja, vielleicht doch, aber viel später.

Es ist mir wichtig, zu zeigen, über welche Resilienz sie verfügt.
Dieses Wort musste ich nachsehen. Was wohl zeigt, dass ich nie in so einer Situation war

Entschuldige, ich wollte nicht angeben. In meinem Leben muss ich schon mal darauf zurück greifen. :shy:

Nein, sonst gäbe es hier Katastrophen ohne Ende ... aber ich habe auch eine Freundin als Beispiel, die sehr früh, bevor sie eine Ausbildung hatte, zwei Kinder bekam und der Mann der Verdiener und irgendwann weg war, ohne je noch was zu zahlen ... meine Fresse, die hat sich 25 Jahre durchkämpfen müssen. Zu ihrem 100% Job dauernd Fortbildungen gemacht hat, damit sie endlich mal "was war". Ohne pathetisch werden zu wollen: Das erinnert mich an die Trümmerfrauen. Da gab es bei ihr die ganze Zeit nichts außer Arbeiten, Kinder - und die Frage: wo bekomme ich das Geld her, alles zu bezahlen?

Hard stuff :( jemand hätte ihr sagen müssen, dass es Möglichkeiten gibt, an die sie nicht in erster Linie denkt. Ich hoffe, heute sieht es deine Freundin mit abstand und lebt leichter.

Und finde mal mit 50 einen Typen, (nachdem die Kids selbstständig sind) mit dem man klarkommt

Besser er findet dich. :shy: also man

Gute Nacht.

Hej rieger,

deine Herangehensweise an diese Geschichte ist bemerkenswert. Und auch ich versuche dir zu folgen, wie du versucht hast, mir zu folgen.

Wir machen es uns nicht leicht. Während du Surreales siehst, sehe ich Alltag und Sehnsucht.

Eine neue Szenerie im Morgenlicht. Ja, so kann ich das sehen und sehr gut verstehen.

Das ist sehr interessant und ein gutes Beispiel, wieviel Raum ein Text lässt. Den Dialog, der ja eigentlich ein Monolog ist, werde ich bearbeiten.

In etlichen Formulierungen erscheint er mir aber zu umständlich und gedrechselt, dass die Bilder verschwimmen, wo ich sie deutlich sehen möchte.

Ok. Das kann ich respektieren, ich fürchte aber, ich müsste einen ganz neuen für dich schreiben. :shy:

Für mich also ein interessantes Leseexperiment, weil ich natürlich durch meine Lesart dem Text einfach etwas drüberstülpe, was vielleicht nicht gedacht ist, etwas reinquetsche, nämlich eine surreale Tanzperformance, die er gar nicht sein soll oder will.

Cool, dass du das so siehst.

Aber die Freiheit nehme ich mir als Leser, weil ich damit in dem Text sehr viel finden kann, oder eben eher sehen, wobei die angesprochenen sprachlichen Geschichten für mich den Blick eher verschleiern.

Auf jeden Fall. Mach mit meiner Geschichte, was du willst. Und ich wünsche mir ernsthaft, dass sie dir für irgendetwas nützlich ist.

Es tut mir leid, dass ich dich verwirrt habe und freue mich riesig, dass du das auf dich genommen und mir mitgeteilt hast.

Danke dafür und eine gute Nacht, Kanji

 

Liebe/r Kanji,

eine sehr rührende Geschichte hast du da geschrieben. Der Ton gefällt mir und das Thema leuchtet sofort ein. An Kritik kann ich meinen Vorrednern nicht allzu viel hinzufügen - stilistisch ließe sich hier und da noch was machen, denke ich.

Als ich das Kleid in der Boutique im Szeneviertel von Mitte anprobiere,

Hier hätte ich mir gewünscht, dass du das durch die Cafees und so weiter zeigst. "Szeneviertel von Mitte" zu schreiben ist mir hier zu easy.

bin ich mir sicher, dass ich darin eine ganze Nacht lang feiern werde.

das hört sich ein bisschen so an, als würde sie nur eine Nacht darin feiern und dann gar nicht mehr, oder so. Ich meine, es ist ja auch bei fast allen Kleidern so, dass man darin eine Nacht feiert, zumindest kenne ich nicht viele Leute, die ihre Kleidung zwischendrin nochmal wechseln - obwohl ich das nicht ausschließen will..

Jedenfalls behauptet das eine Kundin

Gut eingestreut!

bin ich mir nicht mehr sicher, mit diesem Kleid auszugehen

Fand ich schön formuliert, wegen der subtilen Personalisierung.

Rudi steht im Türrahmen. Er sieht so klein aus in dem großen Pyjama seines Papas.
"Wieso tanzt du?", fragt er müde mit rauer Stimme und reibt sich die Augen. Ich fühle mich nicht in der Lage, ihm das zu erklären.
"Wieso tanzt du nicht?"

schön und an passender Stelle den Konflikt eingeführt.

"Ja. Wie die. Doch dann merkst du, dass in den vielen Muscheln, die du gesammelt hast, nur wenige Perlen zu finden sind. Und das hier", ich schaue mich in unserem kleinen Zuhause um, "ist alles, was wir gerade haben. Es lebt keiner in der Vergangenheit und niemand in der Zukunft."

war mir etwas zu viel Pathos

Nächtliches Eis scheint um einiges besser zu sein als das tagsüber.

schöne Beobachtung :)

Du bist doch schon was. Du bist Mama", nuschelt Rudi mit geschlossenen Augen, und vor dem Haus, unten auf der Straße, fahren die ersten Nachbarn im Morgendunst zur Arbeit.

Schöner Schlusssatz.

Hat mir gefallen, Kanyi! Bis bald!

Carlo

 

Hej Carlo Zwei,

du kommunizierst mit einem Mädchen (würde ein Mann solche Geschichten schreiben :hmm: - man weiß es nicht). :)

Der Ton gefällt mir und das Thema leuchtet sofort ein.

Das ist ein Fortschritt für mich.

Hier hätte ich mir gewünscht, dass du das durch die Cafees und so weiter zeigst. "Szeneviertel von Mitte" zu schreiben ist mir hier zu easy.

Ach, ich hätte eher gedacht, das würde nerven und von der Stimmung der Protagonistin ablenken. So nach dem Motto, ja, toll wie du dich in Berlin auskennst, komm zur Sache. Aber dabei fällt mir ein, dass ich eventuell einen Satz einstreuen könnte, der ausdrückt, wie unwichtig in ihrer Situation ein Szeneviertel ist. :idee:. Danke.

das hört sich ein bisschen so an, als würde sie nur eine Nacht darin feiern und dann gar nicht mehr, oder so.

Im Grunde ist es auch so. Sie geht sehr selten aus, ihre Situation wird ja später noch deutlich, und sie musste dem Wunsch, tanzen zu gehen, einen Anlass vorgeben, um es nicht immer wieder zu verwerfen. Mit dem Kleid, als Symbol für diese Nacht, zwingt sie sich sozusagen, es auch wirklich zu tun.

Fand ich schön formuliert, wegen der subtilen Personalisierung

Wie schön, dass du es bemerkst. Es sollte ihre Einsamkeit betonen. Das Kleid, ihr Freund. :lol: Das ist jetzt überzogen, aber so in der Art dachte ich.

war mir etwas zu viel Pathos

Du meinst den Absatz mit der Perlenkette. So losgelöst finde ich das ehrlich gesagt auch, aber im Eifer der Gefühle, der Nacht und dem ungewöhnlichen setting, musste das gesagt werden. :shy:

Hat mir gefallen, Kanyi! Bis bald!

Das freut mich ungemein, freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,
ich liebe deine Geschichten (die 2, die ich gelesen habe), sie sind so positiv und doch so realistisch. Sie machen mich glücklich.
Vielen Dank und lieben Gruß Damaris

 

Hej Damaris,

schnell ein herzliches Dankeschön für die Mitteilung, über die ich mich freue.
Mit Geschichten ein glückliches Gefühl auszulösen, ist schon alle Mühe und Zweifel wert.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hey Kanji,

ich bin zwie. Eigentlich mag ich "ruhige" Geschichten sehr, sehr gern. So ganz normale Alltagsgeschichten mit so ganz normalen Leuten und Jedermannsproblemen. Deine passt also voll in mein Lesejagdrevier. Jetzt haben es die stillen und leisen Töne natürlich sau schwer den Leser mitzunehmen und ihn dafür zu interessieren, was man da zusammenschreibt, weil halt doch recht wenig geschieht, was des Lesers Interesse kitzeln könnte, weil er ja alles irgendwie kennt. Und Träume ziehen zu lassen, das kennt wirklich jeder. Gibt zwar ein großes Identifikationspotential ab, aber das reicht nicht, davon lebt auch Werbung und die ist nun nicht unbedingt spannend. Will sagen, diese stillen Texte brauchen einen gewissen Kick, ein Wohlfühlelement, tolle Sprache oder liebevolle Details, am besten alles davon. Offshore kann so was gut. feirefiz (leider nicht mehr aktiv) in dieser Hinsicht aber ebenfalls zum Abgucken lesenswert. Und wenn Du von den ganz Großen lernen willst, empfehle ich Zsuzsa Bánk.
Diese Texte nehmen sich viel Zeit. Das macht dein Text auch in Ansätzen sehr gut. Sie holen mich aus meinem Alltag ab und lassen mich einen anderen erleben. Auch das finde ich im Text in Ansätzen. Nur die Umsetzung, die erreicht mich nicht wirklich. Deine Sätze sind stellenweise so vollgestopft mit unspannenden Informationen - und da sind wir wieder beim Zeit nehmen. Ich versuch das mal am Beispiel deutlich zu machen.

Als ich das Kleid in der Boutique im Szeneviertel von Mitte anprobiere, mich vor dem Spiegel und den Augen der Verkäuferin betrachte, bin ich mir sicher, dass ich darin eine ganze Nacht lang feiern werde.
Es ist für mich gemacht. Jedenfalls behauptet das eine Kundin, die ebenfalls ein Kleid gewählt hat, es unterstreiche die Zartheit meiner Silhouette. Die Verkäuferin, selbst etwas stabiler gebaut und älter als wir beide zusammen, spricht von Präsenz und Ausstrahlung. Und da ich beide Aussagen als Kompliment auffasse, kaufe ich es, obwohl das Geld dafür nicht übrig ist.

Dieser Absatz erzählt mir etwas von einem Kleid und ein Lebensgefühl, welches sich bei der Anprobe einstellt. Warum erfahre ich weder was über das Kleid, noch das Gefühl? Und Mitte ist ein reines Szenenviertel oder zumindest gibt es da mehrere hippe Ecken, das ist am Ende so beliebig, da hättest Du auch eine Boutique in Berlin schreiben können.

Als ich mich mit dem Kleid vor dem Spiegel drehe, so schnell, dass der Rock sich bläht, meine nackten Füßen kleine Abdrücke in den grauen Teppich treten und die Verkäuferin einen Schritt zurückweicht, damit ich ausreichend Platz habe, da weiß ich, in diesem Kleid werde ich tanzen. Es ist für mich gemacht. Ich fühle den Stoff, der meine Haut streichelt, der an meinen Körper hinunterfließt, bis an die Knie und sich dort in Luft auflöst. Die andere Kundin im Laden glotzt mich blöd an. (Brüche sind wichtig!) ...

Also so was in der Art. Erzähle von einer Sache und bei der bleib, bis Du fertig mit ihr bist und Dich der nächsten widmest. Und für die nimmst Du Dir wieder ein paar Sätze Zeit. So lullt man den Leser schön ein. Er muss nicht ständig Gedankenhopping betreiben, ein KO-Merkmal für ruhige, stille Texte übrigens. Sind dann ja auch nicht mehr still und ruhig :). Ist ziemlich schwer, sich selbst zu dieser Ruhe zu zwingen, ich kenne das gut von mir. Aber wenn man das konsequent durchhält, wird der Leser eben selbst auch ruhig und genau das ist es doch, was man in dieser Art Text sucht. Ich jedenfalls. Flucht aus der Alltagshektik.

Mich treibt nicht die Kauflust in den Laden oder ein Mangel an Kleidung im Schrank, sondern eine plötzliche Sehnsucht nach Veränderung. Ich hätte ebenso gut zum Friseur gehen können, als ich den üblichen Heimweg in üblicher Eile gehe, aber die notwendigen achthundert Meter weiter bis zu "Cut and Go" kann ich nicht abwarten, so stark ist das drängende Gefühl nach einer Veränderung.

So Erkläreinschübe dagegen finde ich schwierig.

Ich will in dem Kleid tanzen. Einfach zu irgendeiner Musik tanzen, mit geschlossenen Augen, ohne nachzudenken, solange, bis ich müde werde, verschwitzt und außer Atem im stroboskopischen Licht irgendeines überhitzten Clubs, von denen es hier beinahe in jeder Straße einen gibt, in einer Menge von Menschen, die vielleicht ähnlich fühlen wie ich. Und vielleicht gehe ich anschließend nicht nach Hause, sondern verbringe die Nacht in den Armen eines leidenschaftlichen Mannes, dem ich nie zuvor begegnet wäre. Zu dem mich die pure Lust führt. Das ist zwar weniger wahrscheinlich, doch einen Gedanken wert.

Hier dagegen ist es Dir gut gelungen.

verschwitzt und außer Atem im stroboskopischen Licht irgendeines überhitzten Clubs - schöne Details
von denen es hier beinahe in jeder Straße einen gibt - braucht es nicht
Und vielleicht gehe ich anschließend nicht nach Hause, sondern verbringe die Nacht in den Armen eines (leidenschaftlichen) Mannes, dem ich nie zuvor begegnet wäre. Zu dem mich die pure Lust führt. - Schöner Bruch. Das Gefühl sich dem Leben hinzugeben, eigene Grenzen zu überschreiten, die Sehnsucht nach etwas, was zurück liegt oder nach neuen, anderen Erfahrungen, hier wird viel transportiert.

Ich habe lange nicht mit ihr telefoniert.

Meine Lieblingsstelle. Auch wieder ein Bruch. Super gesetzt.

Es geht auch nicht um Antworten, es geht nur um Gefühle. Das Gefühl von Freiheit vielleicht, es geht um Sehnsucht nach einer Zukunft, die verborgen bleibt und um Träume. Es geht um ein Leben als Tänzerin, auf Reisen zu sein, umgeben von Musikern und anderen Künstlern, genau das zu tun, was mich glücklich macht.

Nicht erklären/sagen, sondern zeigen. Sie hat die Kopfhörer auf, tanzt und träumt sich in ein anderes Leben. Was konkret träumt sie? Flughäfen? Große Häuser? Applaus? Figuren? Kostümanproben? Geblendet von den Scheinwerfern? Vom Lampenfieber? Von kraftzehrenden Proben, schmerzenden Gelenken? Vom kleinen Talisman, der immer dabei ist? Nimm mich mit in ihre Ballerinawelt. Sag nicht einfach, da ist schön, da will ich hin.

Die Ausschnitte mal als Beispiele. Das Ende ist ein schönes, sehr versöhnliches. Ich mag den Text als solchen gern. Ich finde, der Sohn muss noch einen Eisfleck draufmachen. Ist ja das Symbol ihrer Freiheit/Träume und die Realität sieht halt anders aus. Da sind Kinder und Flecken, fände ich ein schönes Bild.

Das alles nur zur Anregung, Sachen, die mir durch den Kopf gegangen sind. Nimm und mach damit, was Dir lieb ist.

Liebe Grüße, Fliege

 

Liebe Fliege,

dein Kommentar wirkt wie ein Zeichen auf mich. Im Nachhinein geht es mir mit meiner eigenen Geschichte ähnlich wie dir, denn ich erkenne gute Geschichten, wenn ich sie lese und meine lese ich nicht gerne erneut. Auch was die Vorlieben einer Geschichte angeht, ähnelt sich unser Geschmack - irgendwie klar, :hmm: dass ich in der Art zu schreiben versuche.

Aber anstatt diese Geschichte zu begraben, werde jetzt an ihr üben.

Die Art, wie du mich auf die Schwachstellen hinweist, trifft genau meinem Verständnisniveau, deswegen bin ich motiviert, sie zu überarbeiten. Danke dafür.

Dieser Absatz erzählt mir etwas von einem Kleid und ein Lebensgefühl, welches sich bei der Anprobe einstellt. Warum erfahre ich weder was über das Kleid, noch das Gefühl? Und Mitte ist ein reines Szenenviertel oder zumindest gibt es da mehrere hippe Ecken, das ist am Ende so beliebig, da hättest Du auch eine Boutique in Berlin schreiben können.

Mir fällt es nicht leicht, das Nötige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Ich bin da eher unfrei und denke, ich rede zu viel und man langweilt sich dann. Gerade weil es ja "nur" um Empfindungen geht.

Erzähle von einer Sache und bei der bleib, bis Du fertig mit ihr bist und Dich der nächsten widmest. Und für die nimmst Du Dir wieder ein paar Sätze Zeit. So lullt man den Leser schön ein. Er muss nicht ständig Gedankenhopping betreiben, ein KO-Merkmal für ruhige, stille Texte übrigens.

Damit triffst du es genau - kennen wir uns? :lol: -. Ich bin ungeduldig und sowohl das Lesen solcher Geschichten, als auch das Schreiben ist für mich eine Art Meditation. Und mit Hilfe solcher Kommentare, kann ich darin wachsen.

So Erkläreinschübe dagegen finde ich schwierig.

Es ist schwierig, Informationen einzustreuen. Wenn ich sie lese, weiß ich's immer, auch bei guten Filmen freue ich mich über diskret eingearbeitete Informationen.

Dass Brüche viel bewirken, war mir gar nicht bewusst. Gut zu wissen. Ich merke immer mehr, wie lasch und unmutig (feige klingt zu hart) ich formuliere, unfrei. Daran muss ich arbeiten.

Nimm mich mit in ihre Ballerinawelt. Sag nicht einfach, da ist schön, da will ich hin.

Danke, dass du nochmal deutlich darauf hinweist. Natürlich läuft das darüber.

Ich finde, der Sohn muss noch einen Eisfleck draufmachen. Ist ja das Symbol ihrer Freiheit/Träume und die Realität sieht halt anders aus. Da sind Kinder und Flecken, fände ich ein schönes Bild.

Ich verstehe plötzlich ganz genau, was fehlt. Es ist, als müsste ich immer genau einen Schritt weitergehen, als ich eigentlich wollte, einen Gedanken weiterdenken, ein Gefühl drauflegen, einen Blick mehr zur Seite.

Das alles nur zur Anregung, Sachen, die mir durch den Kopf gegangen sind. Nimm und mach damit, was Dir lieb ist.

Ein wunderbarer Kommentar, hilfreich und freundlich. Ich bin dir sehr dankbar, dass du dir die Mühe gemacht hast. Vielleicht geht da was und der Knoten löst sich.

Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag und danke für deinen Besuch und das Teilen deines Wissens, Kanji

 

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