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India

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31.08.2003
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India

Inzwischen habe ich einige Veränderungen vorgenommen


India Charlton hasste dieses Haus.
Nicht nur das Haus, sie hasste dieses Land, ihren Namen und ihren Vater, dafür, dass er sie zu dieser Reise gezwungen und sie mit ihrem Vornamen gestraft hatte.
Aber am meisten hasste sie Shah Blackthorne.
Frustriert und schwitzend stand sie am Fenster ihres Zimmers und beobachtete ihren Vater, der in der prallen Mittagssonne mit Damien und Shah Blackthorne durch den Garten spazierte. Die Hitze in diesem barbarischen Land war unerträglich. Dass die Blackthornes nicht auf eine gewisse vornehme Blässe achteten, überraschte sie nicht, aber ausgerechnet ihr Vater! In ein paar Tagen wäre er wahrscheinlich nicht mehr von den Einheimischen zu unterscheiden, er war jetzt schon viel zu dunkel geworden.
Sie wich schnell zurück als sie bemerkte, dass Shah aufsah. Wahrscheinlich achtete er gar nicht auf ihr Fenster, aber die Gefahr, dass er sie trotzdem entdeckte war zu groß.
„Was ist Shah überhaupt für ein Name“, murmelte sie abfällig, während sie sich auf ihr Bett fallen ließ. Sie erinnerte sich, dass ihr Vater ihr schon unzählige Male von Shahs Geburt und der Bedeutung seines Namens erzählt hatte, aber sie hatte nie zugehört. Das Thema langweilte sie.
Sie hatte sich auch nie für die Briefe oder Fotographien interessiert, die regelmäßig aus Amritsar gekommen waren. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte wenigstens ein einziges Mal hingesehen, dann hätte sie sich bei ihren ersten Blickkontakt mit Shah nicht so lächerlich gemacht. Damien Blackthorne hatte ihn geschickt, um sie und ihren Vater abzuholen und, bevor sie gewusst hatte, wer er war, war sie von seinem Anblick gefesselt gewesen.
Natürlich hatte diese alberne Schwärmerei sofort aufgehört als er sich vorgestellt hatte.
„Ich war einer der ersten, die Shah nach seiner Geburt gesehen hat“, hatte ihr Vater stolz bei der Überfahrt von England nach Indien erzählt, ohne zu bemerken, wie India gelangweilt aufs Meer gestarrt hatte. Sie hasste es, wenn er über seine gemeinsame Zeit mit Damien Blackthorne erzählte, wie oft war sie in der Schule aufgezogen worden, weil er sich öffentlich zu seiner jahrelangen Freundschaft zu Blackthorne, einem Mischling, bekannte. Sie hatte sogar einen Moment lang darüber nachgedacht, ins Wasser zu springen und zurückzuschwimmen. Das Schiff hatte doch gerade erst abgelegt, es konnte doch nicht so schwer sein, zurück nach Hausse zu kommen.
„Er war so ein niedliches Baby“, war ihr Vater fortgefahren. Ihrer Verzweiflung hatte er keinerlei Beachtung geschenkt. „Muss er von seiner Mutter gehabt haben. Ich war damals so verliebt in ihre tiefen, grünen Augen!“
India war übel geworden, und das hatte nicht am Seegang gelegen. Wie konnte ihr Vater nur in aller Öffentlichkeit zugeben, dass er in eine Eurasierin verliebt gewesen war? Dachte er denn überhaupt nicht an den Ruf der Familie?
Gott sei Dank war er damals nach London zurückgekehrt und hatte Indias Mutter geheiratet. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, dass sie selbst um ein Haar gemischtes Blut gehabt hätte.
Shahs Mutter war vielleicht eine wunderschöne Frau, aber dieser Satz war wirklich eine Zumutung gewesen.
Wenn sie ganz ehrlich zu sich sein sollte, und manchmal war sie das sogar, musste sie zugeben, dass Shah der attraktivste, aufregendste junge Mann war, den sie je gesehen hatte. Er hatte tatsächlich die Augen seiner Mutter geerbt.
Sie hasste ihn dafür, dass er ein Mischling war.
India musste unbedingt raus, sie sprang vom Bett, um aus dem Fenster zu sehen. Die Männer waren nirgendwo zu entdecken. Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen, lief aus ihrem Zimmer und auf Zehenspitzen durchs Haus, um nicht entdeckt zu werden. Im Garten suchte sie sich einen schattigen Platz unter einem der Bäume. Sie war schon viel zu braun geworden, wenn ihre Freunde in London sie so sehen könnten, würden sie bestimmt kein Wort mit ihr wechseln. India atmete tief durch und schloss ihre Augen, sie vermisste England. Sie wollte unbedingt wieder nach Hause.
„Miss Charlton, haben Sie keine Angst, dass sie so schwarz werden, wie manche der Einheimischen?“
Sie brauchte sich nicht umzudrehen um das arrogante Lächeln in Shahs Gesicht zu sehen. Wie üblich war sein Ton ihr gegenüber kühl und abfällig. Manchmal versetzte ihr das einen kleinen Stich ins Herz.
„Müsstest du nicht in der Schule sein?“, erwiderte sie, ohne sich nach ihm umzudrehen.
„Nein, heute nicht.“
„Lass’ mich alleine!“
„Dieser Garten gehört zum Haus meiner Eltern. Wenn also jemand gehen muss, dann bist du das!“
„Ist das die Art, wie ihr Gäste behandelt?“, zischte sie wütend.
„Nicht, wenn sie willkommen sind!“
India bemühte sich, nach außen hin ruhig zu wirken.
„So wie dein Vater!“, fügte er grinsend hinzu.
„Ich... ich hasse dich!“, war alles, was ihr einfiel, Shah lachte nur über ihre Worte. „Wieso bist du bloß so arrogant?“
„Ich?“, fragte er überrascht.
„Ja, du!“
„Die Einzige, die hier arrogant ist, bist du! Du bist die ganze Zeit unzufrieden und respektlos meinen Eltern und deinem eigenem Vater gegenüber. Du bist oberflächlich und eine Nervensäge!“
Sie fuhr wütend herum, wollte etwas erwidern, aber bevor sie etwas sagen konnte, griff Shah nach ihrer Hand und betrachtete nachdenklich ihre Haut.
„Man sieht den Unterschied kaum“, bemerkte er, nachdem er sie mit seiner eigenen Hand verglichen hatte. „Es ist nur ein kleiner Farbton.“
India war fasziniert von seinen Augen und seiner sanften Berührung. Sie spürte, wie ihre Knie nachzugeben drohten und stützte sich an dem Baumstamm ab. Ihr Herz raste, ihr wurde schwindelig. Einen Augenblick lang konnte sie nichts denken, schwankte nur verträumt hin und her.
„Trotzdem ist mein Blut genauso rot wie deins!“, er ließ ihre Hand verächtlich fallen.
„Was?“, sie sah ihn fragend an, sie war noch zu benommen, um seine Worte richtig zu verstehen.
„Du denkst, nur weil du weiß bist, bist du besser als wir!“
Sie war zu erschöpft und verwirrt, um sich gegen diese Aussage zu wehren. Sie spürte noch immer die Nachwirkungen der wundervollen Gefühle, die so plötzlich über sie gekommen waren.
„Du bist so arrogant“, fuhr er zornig fort. „Und blind! Hast du wirklich noch nie in den Spiegel gesehen und dich gefragt, wem du ähnlich siehst? Deiner Mutter? Wo hast du dann die dunklen Haare und deine blauen Augen her?“
„Was...“
„Wem siehst du ähnlich, India? Joshua Charlton? Wohl kaum!“
„Du bist ein Lügner, du... du weißt doch nicht das Geringste über meine Mutter!“
„Ich weiß genug. Ich kenne alle Briefe, die dein Vater meinen Eltern geschickt hat. Du hast schon lange herausgefunden, dass Josh nicht dein richtiger Vater ist, nicht wahr? Aber du verdrängst es. Du willst dir nicht die Wahrheit über deine Mutter eingestehen! Er hätte deine Mutter verlassen können, aber er das hat er nicht getan. Stattdessen hat er dich behandelt wie sein eigenes Kind, er hat dir einen Namen gegeben und deiner Mutter die Schande erspart. Ich will gar nicht wissen, wie er sich manchmal fühlen muss, wenn er dich ansieht...“
„Hör endlich auf, Lügen zu erzählen!“
„Du weißt, dass das keine Lügen sind!“
Lautlos verschwand er ins Haus. India wurde wieder schwindelig, aber dieses Mal konnte nicht einmal der Baumstamm verhindern, dass sie zu Boden sank.

Das Erste, was sie sah, als sie die Augen öffnete, war Grace Blackthornes freundliches Lächeln. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie Grace nicht einen erwachsenen Sohn wie Shah zugetraut.
Langsam erinnerte India sich wieder. An das Gespräch im Garten, an ihren Schwindelanfall. Sie fühlte sich schwach, mit nur wenigen Sätzen hatte er es geschafft, die Schutzhülle zu zerstören, die sie über die Jahre hinweg um sich herum gebaut hatte. Eine zerbrechliche Schale aus Verdrängung und Öberflächlichtkeit.
„Wie fühlst du dich?“, drang Graces warme Stimme zu ihr durch.
„Wo ist Shah?“
Grace wich ihrem Blick aus und führte ein Glas an Indias Lippen. „Shah?“
Indias Mund war ausgetrocknet, dankbar trank sie das Wasser, das Grace ihr gab.
„Wir waren im Garten“, flüsterte India, „Er sagte...“
„Wir haben uns wirklich große Sorgen um dich gemacht, besonders dein Vater...“
„Er hat gesagt...“, India sprach den Satz nicht aus.
„Er ist nicht da“, erklärte Grace endlich, nachdem sie eingesehen hatte, dass India sich nicht ablenken ließ. „Es tut ihm leid, dass euer Gespräch solche Folgen hatte, aber...“
„Ich will ihn sehen“, India hätte am liebsten geweint.
Grace seufzte, ihr Gesicht war voller Sorge, die sie vor India hinter einem Lächeln zu verbergen versuchte. „Man hat die Schule zerstört.“
„Was? Wie?“
„Ein Brand, letzte Nacht. Shah ist da, um zu sehen, was noch zu retten ist.“
Jetzt kamen India wirklich die Tränen. Die Schule bedeutete Shah einfach alles, sie wusste, dass er hart gearbeitet und gekämpft hatte, um sie aufzubauen. Und sie erschrak, sie verstand endlich, warum sie so besessen von dem Gedanken war, ihn zu sehen. Shah war der Einzige, mit dem sie sprechen konnte, der Einzige, der sie verstand. Schließlich hatte er durch diesen Brand genauso viel verloren wie sie durch ihre Unterhaltung.
„Wie ist das passiert?“, flüsterte sie.
„Es gibt genug Leute in der Stadt, die etwas gegen die Schule hatten. Du weißt, wie sehr die Mischlinge sowohl von den Einheimischen, als auch von den Engländern gehasst werden.“
„Ein Anschlag?“
Grace nickte nur. „Mach’ dir keine Sorgen“, flüsterte sie. „Shah steht immer wieder auf... irgendwie.“
„Ich will zu ihm“, India wollte sich aufsetzen, aber Grace drückte sie zurück in ihr Kissen.
„Du brauchst Ruhe!“
„Aber...“
„Schlaf’ etwas“, sagte Grace und stand auf, um India alleine zu lassen, „Shah möchte im Moment niemanden sehen!“
India wartete, bis sie keine Schritte mehr hörte und stand auf, um sich anzuziehen. Sie war schwach und es fiel ihr schwer, sich auf den Beinen zu halten, aber der Gedanke, Shah unbedingt sprechen zu müssen, half ihr, es unbemerkt bis aus dem Haus zu schaffen.
Als sie die Schule erreichte drang ihr der beißende Brandgeruch unangenehm in die Nase, ihr Magen begann zu rebellieren.
Das Holz des Gebäudes war verkohlt und war an mehreren Stellen eingestürzt. Der Innenhof lag in Schutt und Asche, alles, was von der Schule geblieben war, war ein Gerippe mit leeren Fensterhöhlen.
India blieb in der Tür stehen und sah sich entsetzt um. Wenn sie dieser Anblick schon so sehr erschrak, wie schlimm musste Shah sich erst fühlen? Sie sah sich um und entdeckte ihn schließlich in einer Ecke. Er durchsuchte so konzentriert den Boden, dass er sie nicht bemerkte. Sie beobachtete ihn eine Weile, sein Blick wanderte unruhig umher, seine Finger arbeiteten hektisch und über seine sonnengebräunten Wangen liefen Tränen.
„Shah?“
„Ich bin sicher, dass man vieles noch retten kann“, murmelte er. „Es kann nicht alles zerstört sein!“
India hockte sich zu ihm, um ihm beim Suchen zu helfen. Die Wut, die er noch vor ein paar Tagen auf sie gehabt hatte, schien vollkommen verflogen.
„Was wirst du jetzt machen?“, flüsterte sie.
„Was wohl?“, er hob kurz den Kopf und lächelte. „Die Schule wieder aufbauen!“
„Ich will dir dabei helfen!“
„Du?!“, er zog skeptisch seine Augenbrauen zusammen.
„Du hattest recht, ich habe mich unmöglich benommen! Und... und ich kannte auch die Wahrheit über meine Mutter, aber ich...“
„Ich glaube, jeder würde so eine Wahrheit verdrängen“, unterbrach er sie und hielt mit einem triumphierenden Lächeln ein Blatt in die Höhe. „Aus einem Geschichtsbuch! Der Rest muss hier noch irgendwo sein...“
„Ich hätte dich nicht einen Lügner nennen sollen, Shah. Ich war immer so beschäftigt damit, etwas sein zu wollen, das ich nicht bin...“
Er winkte ab. „Jedem Menschen ist die Fähigkeit angeboren, sich nicht so zu sehen, wie er ist, sondern wie er gerne sein würde.“
„Dir auch?“
„Ich sagte doch, jeder!“
„Aber, was ist mit dir?“
Er erstarrte. Einen Moment lang lag eine bedrückende Stille über ihnen.
„Ich?“, fragte er leise. „Ich weiß auch noch nicht, wer ich bin. Ich denke, das werde ich auch nie herausfinden. Ich bin zu britisch, um ein Inder zu sein und zu indisch, um ein Engländer zu sein...“
„Ich möchte dir dabei helfen, die Schule wieder aufzubauen“, wiederholte India bestimmt.
„Weißt du überhaupt, was du da sagst?“
Eigenartigerweise tat es India weh, Shah so verletzt zu sehen, so hilflos und erschöpft. Sie hatte nie gedacht, dass er irgendwann mal ein Opfer sein könnte. Sie hatte ihn immer nur als Täter gesehen. Als einen skrupellosen, zornigen Mann, der von seiner Verachtung den Engländern gegenüber getrieben wurde.
„Bitte“, flehte sie leise.
„Du willst dabei helfen, eine Schule für Eurasier aufzubauen?“
„Genau das will ich!“
Er war misstrauisch. „Warum? Ist das eine deiner Launen?“
„Mir ist egal, was du denkst!“
„Ich kann keine Versager gebrauchen“, er schüttelte den Kopf, seine Abfälligkeit machte India wütend.
„Ich kann arbeiten!“, rief sie trotzig aus.
Wieder schüttelte er den Kopf. „Das ist harte Arbeit, India, und du würdest dich nicht gerade sehr beliebt in deiner Gesellschaft machen. Du hältst das keine zwei Tage durch!“
„Das ist mir egal!“
„Was kannst du denn schon tun?“, fragte er lachend. „Du kannst doch nicht einmal kochen!“
„Nein, aber ich lerne schnell!“
„Was ist mit deinem Wunsch, endlich zurück nach Hause zu fahren? Zu deinen Freunden?“
India zuckte mit den Schultern. „Ich bin sicher, dass sie mich nicht vermissen werden.“
„Wie kommst du darauf?“, er runzelte nachdenklich die Stirn, setzte sich in den Schutt und kreuzte die Beine. Er betrachtete sie durchdringend, während er auf eine Antwort wartete.
„Der einzige Mensch, dem ich jemals wichtig war, ist mein Vater.“
Shah strich sich hilflos durch die Haare. „Gut, wenn du das unbedingt willst... aber ich verstehe nicht, warum du so besessen von diesem Gedanken bist!“
Sie ergriff seine Hand und strich mit ihren Fingerspitzen über die Innenfläche. Er hatte sich irgendwo verletzt, aus einem kleinem Kratzer lief etwas Blut.
„Dein Blut ist ja tatsächlich genauso rot wie meins“, sagte sie weich, bevor sie seine Hand wieder losließ.
Er erinnerte sich und lächelte.


 

Hallo gori,

deine Geschichte, so gut sie stilistisch auch geschrieben ist, krankt an einigen fehlenden Informationen. Die Andeutungen über Indias wahre Herkunft erscheinen mir nicht ausreichend. Auch wird nciht klar, woher Shah diese Informationen hat.
Die arrogante Oberflächlichkeit ist zwar grundlegend gut erzählt,kommt mir aber machnmal etwas flach daher, besonders an einer Stelle:

Was, wenn der Weg doch zu lang war und sie kurz vor ihrem Ziel müde wurde? Oder, was noch viel schlimmer war, was, wenn sie es doch schaffte und jemand würde sehen, wie sie aus dem Wasser stieg. Die Kleidung und die Frisur vollkommen ruiniert?
Diese Stelle moniere ich auch, weil du hier deine Protagonistin in die Pfanne haust. Sie ist oberflächlich und nicht gerade ein Sympathieträger, aber ich finde es immer problematisch, die Verachtung des Autoren für eine Figur oder die Haltun gder Figur spüren zu können, erst recht, wenn er die Geschichte aus der Perspektive der Figur erzählt.
Leider wird auch in der Geschcihte nicht klar, in welcher Beziehung Indias Vater und die Blackthornes zueinander stehen. Er hat Shah als Baby gesehen, aber warum?
Woher weiß India von ihrer wirklich Herkunft, wie hat sie das so erfolgreich verdrängt?
Auch ihr sinneswandel kommt mir nach der Ohnmacht etwas zu flott. Ein langsameres Umdenken wäre glaubwürdiger. Oder es muss ihr eben, als sie von der Schule hört, wie Schuppen von den Augen fallen, nicht aber so halb vorher.

Dein Schreibstil ist gut, wenn du etwas mehr erzählst, wird die Geschichte bestimmt noch besser.

Lieben Guß, sim

Die Wut, die er noch vor ein paar Tagen auf sie gehabt hatte, schien vollkommen verflogen.
Wie lange war sie denn ohnmächtig?

 

Hallo sim,

wo du Recht hast, hast du Recht. Ich bin noch einmal kurz über den Text gegangen und habe ein paar Änderungen vorgenommen, aber ich denke, ich muß ihn mir endgültig noch einmal vornehmen, wenn ich etwas fitter bin :)

Danke für's Lesen und, vor allem, für deine Anmerkungen!

Liebe Grüße,
gori

 

Eigentlich finde ich die Geschichte auch recht gut, vor allem von der Sprache; du hast wirklich einen super Stil, den man flüssig durchlesen kann. Aber wie sim sagt, ist die Geschichte zum Teil etwas unschlüssig. Vor allem als es um die Beziehungen der Familien geht, habe ich nicht so ganz durchgeblickt.
Aber mit ein paar Informationen mehr, ist die Geschichte dan echt gut.

 

Hallo Kyrill,

auch dir danke für’s Lesen :)
Ich denke, ich weiß, wo das Problem liegt. Ich habe mal eine etwas längere Geschichte über Shahs Eltern und Indias Vater geschrieben. Über zwanzig Kapitel werden da das Kennenlernen, etc. beschrieben, bis zu Shahs Geburt. Und irgendwie habe ich mich nie ganz davon gelöst. Ich denke, dadurch hatte ich beim Schreiben zwar die Informationen im Hinterkopf, die ihr als Leser dieser Geschichte nicht kennen könnt.
Wie gesagt, ich werde mir den Text wohl noch einmal ganz vornehmen :)

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo Gori,
mir hat dein Schreibstil und das Thema der Geschichte auch sehr gut gefallen. Man konnte sie in einem runter lesen und es war auch an keiner Stelle langweilig. Muss mich aber leider Sims und Kyrills Kritikpunkten anschliessen. Da fehlt einfach noch mehr Information zu den Personen. Auch hätte ich mir noch mehr Informationen über den Zeitpunkt und den Ort, an dem deine Geschichte spielt, gewünscht. Mir kommt sie ein bisschen wie ein Auszug aus einem Roman vor.
Aber wie du ja bereits gesagt hast, willst du die Geschichte ja noch mal überarbeiten. Dann werde ich sie auf jeden Fall noch mal lesen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Wiederaufbau der Schule bestimmt auch noch gutes Geschichtenmaterial abgäbe.:)

LG
Blanca

 

Hola Blanca,

auch dir danke für's Lesen. Wie gesagt, ich bin gerade dabei, mir den Text nochmal vorzunehmen. Ich hoffe, dass es danacht ein wenig verständlicher ist.
Wenn nicht, muß ich eben nochmal ran ;)

Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Wiederaufbau der Schule bestimmt auch noch gutes Geschichtenmaterial abgäbe.

Hm, du bringst mich da auf eine Idee :)

Liebe Grüße,
gori

 
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India Charlton hasste dieses Haus.
Nicht nur das Haus. Sie hasste dieses Land, dessen Namen sie trug und ihren Vater, dafür, dass er sie zu dieser Reise gezwungen hatte.
Am meisten aber, hasste sie Shah Blackthorne.
Frustriert und schwitzend stand sie am Fenster ihres Zimmers und beobachtete ihren Vater, der in der prallen Mittagssonne mit Damien und Shah Blackthorne durch den Garten spazierte. Die Hitze im Punjab war unerträglich, aber den Männern schien sie nichts auszumachen.
Sie wich schnell zurück als sie bemerkte, dass Shah aufsah. Wahrscheinlich achtete er gar nicht auf ihr Fenster, verabscheute er sie doch genauso sehr, wie sie ihn. Aber die Gefahr, dass er sie trotzdem entdeckte, war zu groß.
Als Kind hatte sie den Erzählungen ihres Vaters immer mit großen Augen zugehört. Er konnte so gut, so lebhaft, erzählen, dass sie alles genau vor sich sehen konnte. Die Farben, die Natur, die Menschen und die Gerüche dieses fremden Landes.
Sie hatte ihren Vater jedes Mal um seine Kindheit in Indien beneidet. Er hatte draußen gespielt, während ihre Mutter sie zwingen wollte, im Haus zu bleiben. Mit Emily hatte sie heimlich die Geschichten nachgespielt, die er ihnen erzählt hatte. Besonders fasziniert hatte sie die Liebesgeschichte von Damien und Grace Blackthorne, bei der Indias Vater eine bedeutende Rolle gespielt hatte. India war natürlich immer Grace gewesen, Emily ihr Vater und eine Puppe hatte Damiens Rolle übernehmen müssen.
Lächelnd erinnerte sich India daran, wie überzeugend ihre beste Freundin ihre Rolle gespielt hatte. Auf ihren Knien und dennoch würdevoll hatte sie Indias Hand genommen und geflüstert:
„Grace, ich liebe dich. Und deswegen will ich, dass du glücklich wirst“, dann hatte sie geseufzt und einen herzzerreißend traurigen Gesichtsausdruck aufgesetzt, „und das kannst du nur mit Damien werden!“
Sie hatte sogar eine Puppe gehabt, die sie Shah genannt hatte. Immerhin wäre er ohne Indias Vater wohl nie auf die Welt gekommen. Der Name hatte sie damals beeindruckt; Shah Blackthorne- König Blackthorne. Sie hatte es kaum erwarten können, ihn endlich einmal zu treffen.
Natürlich waren diese Zeiten schon lange vorbei. Genauso wie ihre Kindheit an dem Abend vorbei gewesen war, an dem ihre Mutter mit diesem Fremden gegangen war.
Ihr Vater war geschäftlich unterwegs gewesen und India hatte verzweifelt versucht, ihre Mutter zum Bleiben zu überreden. Sogar an ihre Hand hatte sie sich gehängt. Aber ihre Mutter hatte sie nur unsanft in Richtung des Kindermädchens geschoben und sie ausgelacht.
„In diesem Haus bleibe ich keine Sekunde länger“, hatte sie erklärt, „dein Vater ist besessen von dem Gedanken, zurück in die Kolonien zu gehen und du... du spielst mit der Tochter der Küchenhilfe und bist vollkommen fasziniert von diesen... diesen Blackthornes!“
Den Namen hatte sie herausgepresst, dann war sie einfach gegangen und im Haus war es gespenstig still geworden. Auf der Straßen wurden sie und ihr Vater plötzlich angestarrt und sie hörte, wie man flüsterte, wenn sie vorbeigingen. In der Schule war sie nur noch aufgezogen worden.
Die Puppen hatte sie weggeworfen und sie hatte auch nie wieder mit Emily gesprochen. Sie verfluchte den Namen Blackthorne und alles, was auch nur annähernd indisch war. Sie mied sogar die Sonne und wusch die Haare nur noch mit einer Mischung aus Kamille und Zitronensaft. Alles nur, damit ihre Mutter zurückkäme.
Sie interessierte sich auch nicht mehr für die Briefe und Fotographien, die aus Amritsar kamen. Jetzt wünschte sie, sie hätte wenigstens ein einziges Mal hingesehen, dann hätte sie sich bei ihren ersten Blickkontakt mit Shah nicht so lächerlich gemacht. Damien Blackthorne hatte ihn geschickt, um sie und ihren Vater abzuholen und, bevor sie gewusst hatte, wer er war, war sie von seinem Anblick gefesselt gewesen.
Diese alberne Schwärmerei sofort aufgehört, als er sich vorgestellt hatte.
„Ich war einer der Ersten, die Shah nach seiner Geburt gesehen hat“, hatte ihr Vater stolz bei der Überfahrt von England nach Indien erzählt, ohne zu bemerken, wie India gelangweilt aufs Meer gestarrt hatte. Sie hatte sogar einen Moment lang darüber nachgedacht, ins Wasser zu springen und zurückzuschwimmen. Das Schiff hatte doch gerade erst abgelegt, es konnte doch nicht so schwer sein, zurück nach Hausse zu kommen.
„Er war so ein niedliches Baby“, war ihr Vater fortgefahren. Ihrer Verzweiflung hatte er keinerlei Beachtung geschenkt. „Muss er von seiner Mutter gehabt haben. Ich war damals so verliebt in ihre tiefen, grünen Augen!“
India war übel geworden, und das hatte nicht am Seegang gelegen. Wie konnte ihr Vater nur in aller Öffentlichkeit zugeben, dass er in eine Eurasierin verliebt gewesen war? Dachte er denn überhaupt nicht an den Ruf der Familie?
Gott sei Dank war er damals nach London gekommen und hatte Indias Mutter geheiratet. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, dass sie selbst um ein Haar gemischtes Blut gehabt hätte.
Wenn sie ganz ehrlich zu sich sein sollte, und manchmal war sie das sogar, musste sie zugeben, dass Shah der attraktivste, aufregendste junge Mann war, den sie je gesehen hatte. Genauso, wie sie ihn sich früher immer vorgestellt hatte.
Er hatte tatsächlich die Augen seiner Mutter geerbt.
Aber er war ein Mischling, und dafür hasste India ihn.
India musste unbedingt raus, sie sprang vom Bett, um aus dem Fenster zu sehen. Die Männer waren nirgendwo zu entdecken. Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen, lief aus ihrem Zimmer und auf Zehenspitzen durchs Haus, um nicht entdeckt zu werden. Im Garten suchte sie sich einen schattigen Platz unter einem der Bäume. Sie war schon viel zu braun geworden, wenn ihre Freunde in London sie so sehen könnten, würden sie bestimmt kein Wort mit ihr wechseln. India atmete tief durch und schloss ihre Augen, sie vermisste England. Sie wollte unbedingt wieder nach Hause. Irgendwie verstand sie ihren Vater sogar. Er musste sich in London genauso fühlen, wie sie sich hier.
„Miss Charlton, haben Sie keine Angst, dass sie so schwarz werden, wie manche der Einheimischen?“
Sie brauchte sich nicht umzudrehen um das arrogante Lächeln in Shahs Gesicht zu sehen. Wie üblich war sein Ton ihr gegenüber kühl und abfällig. Manchmal versetzte ihr das einen kleinen Stich ins Herz.
„Müsstest du nicht in der Schule sein?“, erwiderte sie, ohne sich nach ihm umzudrehen.
„Nein, heute nicht.“
„Lass’ mich alleine!“
„Dieser Garten gehört zum Haus meiner Eltern. Wenn also jemand gehen muss, dann bist du das!“
„Ist das die Art, wie ihr Gäste behandelt?“, zischte sie wütend.
„Nicht, wenn sie willkommen sind!“
India bemühte sich, nach außen hin ruhig zu wirken.
„So wie dein Vater!“, fügte er grinsend hinzu.
„Ich... ich hasse dich!“, war alles, was ihr einfiel, Shah lachte nur über ihre Worte.
„Wieso bist du bloß so arrogant?“
„Ich?“, fragte er überrascht.
„Ja, du!“
„Die Einzige, die hier arrogant ist, bist du! Du bist die ganze Zeit unzufrieden und respektlos meinen Eltern und deinem eigenem Vater gegenüber. Du bist oberflächlich und eine Nervensäge!“
Sie fuhr wütend herum, wollte etwas erwidern, aber bevor sie etwas sagen konnte, griff Shah nach ihrer Hand und betrachtete nachdenklich ihre Haut.
„Man sieht den Unterschied kaum“, bemerkte er, nachdem er sie mit seiner eigenen Hand verglichen hatte. „Es ist nur ein kleiner Farbton.“
India war fasziniert von seinen Augen und seiner sanften Berührung. Sie spürte, wie ihre Knie nachzugeben drohten und stützte sich an dem Baumstamm ab. Ihr Herz raste, ihr wurde schwindelig. Einen Augenblick lang konnte sie nichts denken, schwankte nur verträumt hin und her.
„Trotzdem ist mein Blut genauso rot wie deins!“, er ließ ihre Hand verächtlich fallen.
„Was?“, sie sah ihn fragend an, sie war noch zu benommen, um seine Worte richtig zu verstehen.
„Du denkst, nur weil du weiß bist, bist du besser als wir!“
Sie war zu erschöpft und verwirrt, um sich gegen diese Aussage zu wehren. Sie spürte noch immer die Nachwirkungen der wundervollen Gefühle, die so plötzlich über sie gekommen waren.
„Du bist so arrogant“, fuhr er zornig fort. „Und blind! Hast du wirklich noch nie in den Spiegel gesehen und dich gefragt, wem du ähnlich siehst? Deiner Mutter? Wo hast du dann die dunklen Haare und deine blauen Augen her?“
Diese Worte holten India sofort in die Realität zurück, als hätte er sie direkt ins Gesicht geschlagen.
„Wem siehst du ähnlich, India? Joshua Charlton? Wohl kaum!“
„Du bist ein Lügner, du... du weißt doch nicht das Geringste über meine Mutter!“
„Ich weiß genug. Ich kenne alle Briefe, die dein Vater meinen Eltern geschickt hat. Du hast schon lange herausgefunden, dass Josh nicht dein richtiger Vater ist, nicht wahr? Aber du verdrängst es. Du willst dir nicht die Wahrheit über deine Mutter eingestehen! Er hätte deine Mutter verlassen können, aber er das hat er nicht getan. Stattdessen hat er dich behandelt wie sein eigenes Kind, er hat dir einen Namen gegeben und deiner Mutter die Schande erspart. Ich will gar nicht wissen, wie er sich manchmal fühlen muss, wenn er dich ansieht...“
„Hör endlich auf, Lügen zu erzählen!“, India kämpfte verzweifelt gegen ihre Tränen an, sie hasste es, wenn Shah sah, wie schwach sie in Wirklichkeit war.
„Du weißt, dass das keine Lügen sind!“
Lautlos verschwand er ins Haus. India wurde wieder schwindelig, aber dieses Mal konnte nicht einmal der Baumstamm verhindern, dass sie zu Boden sank.

Das Erste, was sie sah, als sie die Augen öffnete, war Grace Blackthornes freundliches Lächeln. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie Grace nicht einen erwachsenen Sohn wie Shah zugetraut. Und plötzlich war wieder das Bild da, dass sie als Kind von ihr gehabt hatte. Sie sah tatsächlich noch so heute fast genauso aus, wie Indias Vater sie immer beschrieben hatte. Wie oft hatte sie sich damals gewünscht, Grace wäre ihre Mutter geworden. In ihrer kindlichen Naivität hatte India nicht verstanden, was so schlimm daran sein sollte, gemischtes Blut zu haben. Sie hatte nicht gewusst, warum ihre Mutter ihr immer verboten hatte, draußen in der Sonne zu spielen, oder, warum sie Indias Haare mit einer Mischung aus Kamille und Zitronensaft waschen ließ.
Jetzt, da India Grace beruhigende Hand auf ihrer Wange spürte, war der Wunsch wieder da.
Langsam erinnerte India sich wieder. An das Gespräch im Garten, an ihren Schwindelanfall. Sie fühlte sich schwach, mit nur wenigen Sätzen hatte er es geschafft, die Schutzhülle zu zerstören, die sie über die Jahre hinweg um sich herum gebaut hatte. Eine zerbrechliche Schale aus Verdrängung und Öberflächlichkeit.
„Wie fühlst du dich?“, drang Grace warme Stimme zu ihr durch.
„Wo ist Shah?“
Grace wich ihrem Blick aus und führte ein Glas an Indias Lippen. „Shah?“
Indias Mund war ausgetrocknet, dankbar trank sie das Wasser, das Grace ihr gab.
„Wir waren im Garten“, flüsterte India, „Er sagte...“
„Wir haben uns wirklich große Sorgen um dich gemacht, besonders dein Vater...“
„Er hat gesagt...“, India konnte den Satz nicht aussprechen.
„Er ist nicht da“, erklärte Grace endlich, nachdem sie eingesehen hatte, dass India sich nicht ablenken ließ. „Es tut ihm leid, dass euer Gespräch solche Folgen hatte, aber...“
„Ich will ihn sehen“, India hätte am liebsten geweint.
Grace seufzte, ihr Gesicht war voller Sorge, die sie vor India hinter einem Lächeln zu verbergen versuchte. „Man hat die Schule zerstört.“
„Was? Wie?“
„Ein Brand, letzte Nacht. Shah ist da, um zu sehen, was noch zu retten ist.“
Jetzt kamen India wirklich die Tränen. Die Schule bedeutete Shah einfach alles, sie wusste, dass er hart gearbeitet und gekämpft hatte, um sie aufzubauen. Und sie erschrak, sie verstand endlich, warum sie so besessen von dem Gedanken war, ihn zu sehen. Shah war der Einzige, mit dem sie sprechen konnte, der Einzige, der sie verstand. Schließlich hatte er durch diesen Brand genauso viel verloren wie sie durch ihre Unterhaltung.
„Wie ist das passiert?“, flüsterte sie.
„Es gibt genug Leute in der Stadt, die etwas gegen die Schule hatten. Du weißt, wie sehr die Mischlinge sowohl von den Einheimischen, als auch von den Engländern gehasst werden.“
„Ein Anschlag?“
Grace nickte nur. „Mach’ dir keine Sorgen“, flüsterte sie. „Shah steht immer wieder auf... irgendwie.“
„Ich will zu ihm“, India wollte sich aufsetzen, aber Grace drückte sie zurück in ihr Kissen.
„Du brauchst Ruhe!“
„Aber...“
„Schlaf’ etwas“, sagte Grace und stand auf, um India alleine zu lassen, „Shah möchte im Moment niemanden sehen!“
India wartete, bis sie keine Schritte mehr hörte und stand auf, um sich anzuziehen. Sie war schwach und es fiel ihr schwer, sich auf den Beinen zu halten, aber der Gedanke, Shah unbedingt sprechen zu müssen, half ihr, es unbemerkt bis aus dem Haus zu schaffen.
Als sie die Schule erreicht hatte, drang ihr der beißende Brandgeruch unangenehm in die Nase, ihr Magen begann zu rebellieren.
Das Holz des Gebäudes war verkohlt und war an mehreren Stellen eingestürzt. Der Innenhof lag in Schutt und Asche, alles, was von der Schule geblieben war, war ein Gerippe mit leeren Fensterhöhlen.
India blieb in der Tür stehen und sah sich entsetzt um. Wenn sie dieser Anblick schon so sehr erschrak, wie schlimm musste Shah sich erst fühlen? Sie sah sich um und entdeckte ihn schließlich in einer Ecke. Er durchsuchte so konzentriert den Boden, dass er sie nicht bemerkte. Sie beobachtete ihn eine Weile, sein Blick wanderte unruhig umher, seine Finger arbeiteten hektisch und über seine sonnengebräunten Wangen liefen Tränen.
„Shah?“
„Ich bin sicher, dass man vieles noch retten kann“, murmelte er. „Es kann nicht alles zerstört sein!“
India hockte sich zu ihm, um ihm beim Suchen zu helfen. Seine Wut auf sie schien vollkommen verflogen zu sein.
„Was wirst du jetzt machen?“, flüsterte sie.
„Was wohl?“, er hob kurz den Kopf und lächelte. „Die Schule wieder aufbauen!“
„Ich will dir dabei helfen!“
„Du?!“, er zog skeptisch seine Augenbrauen zusammen.
„Du hattest recht, ich habe mich unmöglich benommen! Und... und ich kannte auch die Wahrheit über meine Mutter, aber ich...“
„Ich glaube, jeder würde so eine Wahrheit verdrängen“, unterbrach er sie und hielt mit einem triumphierenden Lächeln ein Blatt in die Höhe. „Aus einem Geschichtsbuch! Der Rest muss hier noch irgendwo sein...“
„Ich hätte dich nicht einen Lügner nennen sollen, Shah. Ich war immer so beschäftigt damit, etwas sein zu wollen, das ich nicht bin...“
Er winkte ab. „Jedem Menschen ist die Fähigkeit angeboren, sich nicht so zu sehen, wie er ist, sondern wie er gerne sein würde.“
„Dir auch?“
„Ich sagte doch, jeder!“
„Aber, was ist mit dir?“
Er erstarrte. Einen Moment lang lag eine bedrückende Stille über ihnen.
„Ich?“, fragte er leise. „Ich weiß auch noch nicht, wer ich bin. Ich denke, das werde ich auch nie herausfinden. Ich bin zu britisch, um ein Inder zu sein und zu indisch, um ein Engländer zu sein...“
„Ich möchte dir dabei helfen, die Schule wieder aufzubauen“, wiederholte India bestimmt.
„Weißt du überhaupt, was du da sagst?“
Eigenartigerweise tat es India weh, Shah so verletzt zu sehen, so hilflos und erschöpft. Sie hatte nie gedacht, dass er irgendwann mal ein Opfer sein könnte. Sie hatte ihn immer nur als Täter gesehen. Als einen skrupellosen, zornigen Mann, der von seiner Verachtung den Engländern gegenüber getrieben wurde.
„Bitte“, flehte sie leise.
„Du willst dabei helfen, eine Schule für Eurasier aufzubauen?“
„Genau das will ich!“
Er war misstrauisch. „Warum? Ist das eine deiner Launen?“
„Mir ist egal, was du denkst!“
„Ich kann keine Versager gebrauchen“, er schüttelte den Kopf, seine Abfälligkeit machte India wütend.
„Ich kann arbeiten!“, rief sie trotzig aus.
Wieder schüttelte er den Kopf. „Das ist harte Arbeit, India, und du würdest dich nicht gerade sehr beliebt in deiner Gesellschaft machen. Du hältst das keine zwei Tage durch!“
„Das ist mir egal!“
„Was kannst du denn schon tun?“, fragte er lachend. „Du kannst doch nicht einmal kochen!“
„Nein, aber ich lerne schnell!“
„Was ist mit deinem Wunsch, endlich zurück nach Hause zu fahren? Zu deinen Freunden?“
India zuckte mit den Schultern. „Ich bin sicher, dass sie mich nicht vermissen werden.“
„Wie kommst du darauf?“, er runzelte nachdenklich die Stirn, setzte sich in den Schutt und kreuzte die Beine. Er betrachtete sie durchdringend, während er auf eine Antwort wartete.
„Der einzige Mensch, dem ich jemals wichtig war, ist mein Vater.“
„Ich weiß, deine Mutter...“
„Meine Mutter hat sich nie für mich interessiert“, erklärte sie ihm und fühlte sich plötzlich mutig genug, ihm alles zu erzählen, „ich war nur das Kind, mit dem sie sich schmücken konnte. Ich wusste schon früh, dass mein Vater zu gut für sie war, ohne wirklich zu wissen, was das bedeutet. Mein Vater wollte immer hierher zurückkommen, ich habe sie deswegen nachts oft streiten hören, als ich klein war. Einmal hörte ich auch, wie sie ihm drohte, ihn zu verlassen, wenn er auch nur daran denken sollte, die Abreise aus London in die Wege zu leiten. Und weil sie wusste, dass diese Drohung ihn nicht beeindruckte, fügte sie sofort hinzu, sie würde mich mitnehmen. Immerhin sei ich nicht seine Tochter.“
„Und du? Wolltest du in London bleiben?“
„Ich wollte bei meinem Vater sein und damals war ich so fasziniert, wenn er von diesem Land und seinen Menschen sprach, dass ich unbedingt herkommen wollte.“
„Du?“, wieder war er skeptisch.
„Ja.“
„Was ist mit dir passiert?“
India musste lachen, weil er so verblüfft war. „Was meinst du?“
„Du... du bist doch so...“, er runzelte die Stirn, „du findest doch alles hier so... barbarisch. Du verachtest dieses Land!“
„Ja, das ist eine der Sachen, die ich gelernt habe, mir selbst und anderen vorzuspielen!“
„Und was sind die anderen Sachen?“
„Mein Vater war nicht immer da um mich zu beschützen“, sagte sie, ohne auf seine Frage einzugehen. „Er musste oft auf Geschäftsreisen.“
„Beschützen wovor? Vor deiner Mutter?“
„Sie hat es gehasst, wenn er von Indien oder euch erzählt hat. Sie hat euren Namen gehasst, weil sie befürchtete, diese Freundschaft zwischen ihm und deinen Eltern können den Ruf in der gehobenen Gesellschaft ruinieren. Irgendwann habe ich auch gelernt, das alles zu hassen. Als sie gegangen war, habe ich getan, was sie gewollt hätte, gehasst, was sie hasste. Mir Freunde gesucht, die sie als würdig angesehen hätte. Früher habe ich immer mit Emily gespielt, der Tochter der Küchenhilfe... aber auch das hat sie mir ausgetrieben.“
„Wie?“
„Das erzähle ich dir, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dir zu sagen, welche anderen Sachen ich mir und den Menschen um mich herum vorzuspielen gelernt habe.“ Sie wünschte, er würde verstehen und war gleichzeitig wütend auf ihn, weil er es noch nicht konnte. Wie sollte er auch ahnen, dass sie sich verzweifelt wünschte, immer in seiner Nähe zu sein, nachdem sie ihn immer nur mit Verachtung behandelt hatte.
Shah strich sich hilflos durch die Haare. „Gut, wenn du das unbedingt willst... aber ich verstehe nicht, warum du so besessen von diesem Gedanken bist!“
Sie ergriff seine Hand und strich mit ihren Fingerspitzen über die Innenfläche. Er hatte sich irgendwo verletzt, aus einem kleinem Kratzer lief etwas Blut.
„Dein Blut ist tatsächlich genauso rot wie meins“, sagte sie weich, bevor sie seine Hand wieder losließ.
Er erinnerte sich und lächelte.

 

Hallo Gori,
ich finde, deine Geschichte hat durch die zusätzlichen Erklärungen sehr gewonnen. Mir ist nun vieles klarer geworden und ich würde gerne noch mehr von diesem geheimnisvollen Land lesen.:)
Gibt es schon eine Fortsetzung?

LG
Blanca

 

Hallo Blanca,

danke, dass du dich nochmal durch den Text gequält hast ;)
Eine richtige Fortsetzung speziell zu dieser Geschichte war eigentlich nicht geplant, aber da es mir das britische Indien irgendwie angetan hat, hab' ich noch so einiges, womit ich euch nerven kann :D

Liebe Grüße,
gori

 

Danke für den Link am Anfang, ich habe daher gleich die bearbeitete Fassung gelesen.

Shah Blackthorne
Man korrigiere mich, wenn ich irre, aber ist "Shah" nicht persisch?
Der Anfang der Geschichte war mir beim ersten Lesen etwas unklar:
Sie hatte sogar eine Puppe gehabt, die sie Shah genannt hatte. Immerhin wäre er ohne Indias Vater wohl nie auf die Welt gekommen.
Wer, die Puppe? Hier fehlt der vorangehende Hinweis, daß dieser Shah das Kind von Grace und Damien war. (War das übrigens nur sein Spitzname oder hieß der wirklich so?)
Eurasierin
Ich überlege die ganze Zeit zweierlei:
1. Paßt dieser moderne Ausdruck stilistisch?
2. Was soll das überhaupt sein?
Diese alberne Schwärmerei sofort aufgehört als
Da fehlt was.
gespenstig
gespenstisch
Du hast da eine Zeitvermurksung in der Passage, wo es zuerst heißt:
Damien Blackthorne hatte ihn geschickt, um sie und ihren Vater abzuholen und, bevor sie gewusst hatte, wer er war, war sie von seinem Anblick gefesselt gewesen.
Diese alberne Schwärmerei sofort aufgehört als er sich vorgestellt hatte.
Diese "Schwärmerei" dauerte demnach nur Sekunden? Ist es dann überhaupt noch als Schwärmerei zu bezeichnen?
Und dann:
„Ich war einer der Ersten, die Shah nach seiner Geburt gesehen hat“,
In der Tat eine komische Vorstellung, habe ich da beim ersten Lesen gedacht, dann las ich:
hatte ihr Vater stolz bei der Überfahrt von England nach Indien erzählt
Übergangsloser zeitlicher Rücksprung innerhalb einer Rückblende. Nicht gut. Und wie Shah sich vorgestellt hatte, werde ich jetzt auch nicht mehr erfahren.
Er hatte tatsächlich die Augen seiner Mutter geerbt
Woher will sie das wissen, sie kennt die Mutter doch gar nicht, außerdem ist das eher ein Gedanke, den ihr Vater haben könnte, aber nicht sie.
Aber er war ein Mischling, und dafür hasste India ihn
Das kommt mir etwas unvermittelt und zusammenhanglos. Schließlich wußte sie das doch schon immer, bzw. wenn nicht, dann hab ich den Zeitpunkt versäumt, ab wann. Der Übergang von kindlicher Begeisterung zu Verachtung von "Eurasierinnern" zu Schwärmerei zu Haß ist mir zu sprunghaft und unmotiviert. Da solltest du noch mal dran feilen.
Irgendwie verstand sie ihren Vater sogar. Er musste sich in London genauso fühlen, wie sie sich hier.
Das ist mir zu modern gedacht. Entspricht nicht dem viktorianischen Zeitgeist.
Shah lachte nur über ihre Worte. „Wieso bist du bloß so arrogant?“
Absatz, sonst verwechselt der Leser, wer das sagt!
India war fasziniert von seinen Augen und seiner sanften Berührung. Sie spürte, wie ihre Knie nachzugeben drohten und stützte sich an dem Baumstamm ab. Ihr Herz raste, ihr wurde schwindelig. Einen Augenblick lang konnte sie nichts denken, schwankte nur verträumt hin und her.
Nun ja, dieses Versatzstück aus der Kiste der Romatik-Bausteine ist für die Geschichte essentiell, dennoch kommt es nicht gerade glaubwürdig rüber. Es müßte etwas deutlicher werden, welche Meinung India von sich und der Welt hat, um zugleich Mischlinge zu hassen und doch von Shah angezogen zu werden.
Hast du wirklich noch nie in den Spiegel gesehen und dich gefragt, wem du ähnlich siehst? Deiner Mutter? Wo hast du dann die dunklen Haare und deine blauen Augen her?
Ähem, und wo hat Shah das Wissen her, wie Indias Mutter aussah und welche Augenfarbe sie hatte?
Ich weiß genug. Ich kenne alle Briefe, die dein Vater meinen Eltern geschickt hat
Hm. Diese Briefe hätte Shah nicht zu Gesicht bekommen dürfen, das ist Verletzung des Briefgeheimnisses und Vertrauensbruch unter Freunden.
In ihrer kindlichen Naivität hatte India nicht verstanden, was so schlimm daran sein sollte, gemischtes Blut zu haben. Sie hatte nicht gewusst, warum ihre Mutter ihr immer verboten hatte, draußen in der Sonne zu spielen, oder, warum sie Indias Haare mit einer Mischung aus Kamille und Zitronensaft waschen ließ.
Das kommt so rüber, als sei sie einer Sonderbahandlung unterzogen worden, noble Blässe war jedoch bei allen Engländern angesagt.
Graces beruhigende Hand
An die Orthographie-Päpste hier: Müßte es nicht Grace´ heißen? Endet ja bereits lautlich auf "s".
Jetzt kamen India wirklich die Tränen. Die Schule bedeutete Shah einfach alles, sie wusste, dass er hart gearbeitet und gekämpft hatte, um sie aufzubauen.
Jetzt wird´s aber wirklich unglaubwürdig! India hat doch überhaupt keine Beziehung zu Shah, was weiß sie schon von seinem Engagement für irgendeine Schule, (die man auch in ein anderes Gebäude verlegen kann.) Das ist doch alles viel zu weit weg von ihr. außerdem hat sie gerade eigene Sorgen.
warum sie so besessen von dem Gedanken war, ihn zu sehen
Einmal nach dem Erwachen nach ihm gefragt, und schon das Keulenwort "Besessenheit"?
der Einzige, der sie verstand. Schließlich hatte er durch diesen Brand genauso viel verloren wie sie durch ihre Unterhaltung.
Nochmal: Was weiß sie schon davon, was begreift sie davon? Und vor allem: Aus welchem Grund sollte sie das mit ihrem eigenen nicht unerheblichen Leid gleich auf eine Stufe stellen wollen?
Ich glaube, jeder würde so eine Wahrheit verdrängen
Aha, er hat offenbar schon die ungeheuerlichen Veröffentlichungen dieses Dr. Freud aus Wien gelesen.
Sie hatte ihn immer nur als Täter gesehen. Als einen skrupellosen, zornigen Mann, der von seiner Verachtung den Engländern gegenüber getrieben wurde
Was soll das denn nun wieder? Derlei kommt im ganzen Text nicht vor.
Und weil sie wusste, dass diese Drohung ihn nicht beeindruckte, fügte sie sofort hinzu, sie würde mich mitnehmen. Immerhin sei ich nicht seine Tochter
Also ich weiß nicht. Die Figur der Mutter ist ziemlich eindimensional. Am Ende verläßt sie ihre Tochter ja doch. Und so einfach ist da mit Verlassen eigentlich nicht. Alleinstehende Frauen sind in der Zeit nicht gerade sehr angesehen gewesen.
Da kommt natürlich auch einiges an Fragen auf: Wenn die Mutter Indien haßt, wieso läßt sie es zu, daß ihre Tochter India genannt wird? Wieso ist das Verhältnis zu ihrer Tochter so gut, wenn sie kalt ist? Bzw. umgekehrt, wieso verläßt sie ihre Tochter, wenn sie sich so gut verstehen bzw. dies eine Möglichkeit wäre, gemeinsam ohne den "Indienquatsch" und den ohnehin falschen Vater leben zu können?
„Dein Blut ist ja tatsächlich genauso rot wie meins“,
Das "ja" ist zuviel, es verleiht dem Ganzen eine Naivität, die unangemessen ist. Wäre übrigens ein netter Zug, wenn sie sich erst auch ritzt und es dann erst anmerkt.

Zusammenfassung: Die Geschichte müßte etwas besser strukturiert werden, und die Charaktere müßtest du noch etwas konsequenter herausarbeiten. Alles sehr undifferenziert auf Liebesroman-Niveau.
Außerdem fehlt mir die Atmosphäre. Außerhalb des Gartens und des Wohnzimmers und verkohlter Schulruinen scheint es bei dir gar keine Welt zu geben. Wo sind die Menschen, die Bauwerke, der Geruch Indiens? Der Flair der viktorianischen Ära, der fünf-Uhr-Tee etc.? Kommt mir alles nicht gerade recherchiert vor.

r

 

Hallo relysium,

ich fange gleich mal mit deiner ersten Frage an. Shah kommt, wie viele andere Wörter in Urdu tatsächlich aus dem Persischen. Genau genommen müsste er wohl Badshah heißen, habe den Ausdruck aber gekürzt, weil mir selber die erste Fassung des Namens geläufiger ist.
Ich will jetzt nicht in die ganze Geschichte der Sprache eingehen, aber sie ist voller persischer, arabischer und, soweit ich weiß, türkischer Einflüsse, weil sie ihren Ursprung in der Mogulzeit hat.


Beim Wort eurasisch lasse ich mich wiederum gerne belehren. Soweit ich weiß wurde dieser Ausdruck durchaus benutzt, um europäisch- asiatische Mischlinge zu bezeichnen.

Was mich allerdings wundert ist, dass du herausgelesen hast, dass das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter besonders gut gewesen sein soll. India hatte sich in ihrer Kindheit doch sogar gewünscht, Grace wäre ihre Mutter. Sie war natürlich am Boden zerstört, als sie von ihrer Mutter verlassen wurde, hat sich die Schuld dafür gegeben, wie viele Kinder es tun. Aber sie hat einfach alles getan, damit die Mutter zurück kommt, weil sie das Gerede in der Schule, etc., nicht ertragen konnte.
Okay, müsste man dann noch weiter ausarbeiten.

Insgesamt werde ich mir deine Anmerkungen noch einmal vornehmen und am Text arbeiten, hast dir ja eine menge Mühe gemacht, bin ich auch dankbar für. Dass keine Teeparties, Burra Khanas, etc. im Text sind, war allerdings Absicht. Mischlingsfamilien waren verachtet, wurden selten eingeladen. Hier war die Ausnahme mit Indias Vater, der sich wenig um die Meinung anderer kümmerte.

Liebe Grüße,
gori

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Gori!
Ich muss sagen, dass mir die Idee deiner Geschichte sehr gut gefällt, werde aber das Gefühl nicht los, dass du von "Wer Liebe verspricht von Rebecca Ryman" beeinflusst wurdest..:) Ist aber nur so ein Gedanke von mir.
Besser gefallen hätte mir, wenn du die Konflikte in Indien zwischen den "Rassen" also in gewisser Weise den Engländern, Indern und Eurasiern besser hervor gebracht hättest. ( Eurasier wurden von allen gehasst und gemieden). Des weiteren fehlt mir ein wenig die Epochenbeschreibung und die Kultur des Landes. Also was ist mit dem erdrückenden Wetter, der Landschaft und den verschiedenen Kulturen die aufeinander prallen. Die Atmosphäre in deiner Geschichte scheint mir noch ein bischen zu "locker".
Insgesammt finde ich sie in Ordnung.
Liebe Grüße
Jude

 

Hallo Jude,

ich hatte damalls beim Schreiben einen Film im HInterkopf. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass der Text von mehreren Filmen beeinflusst wurde, aber hauptsächlich denke ich, es war Junoon. Kann dir aber keine Garantie darauf geben, dass das wirklich der Titel war, weil die Industrie soviele Filme rausbringt, dass man leicht durcheinanderkommt :)

Ich werde mal sehen, ob ich noch ein wenig dran arbeite, danke für' Lesen!

Liebe Grüße,
gori

 

Jude schrieb:
Hi Gori!
Ich muss sagen, dass mir die Idee deiner Geschichte sehr gut gefällt, werde aber das Gefühl nicht los, dass du von "Wer Liebe verspricht von Rebecca Ryman" beeinflusst wurdest..:) Ist aber nur so ein Gedanke von mir.

Da bin ich mir sogar relativ sicher, da ich das Buch gerade erst mit Begeisterung ausgelesen habe, die Erinnerung vom Ende bei mir also noch frisch ist. Doch auch wenn die Geschichte stark daran angelehnt ist, finde ich sie trotzdem gut umgesetzt. :)

 

Gut, ein bisschen unlogisch, wie schon vor mir angemerkt. Eine Stelle versteh ich nicht ganz:
Das ist harte Arbeit, India, und du würdest dich nicht gerade sehr beliebt in deiner Gesellschaft machen.

Wie kann man sich in seiner eigenen Gesellschaft unbeliebt machen? Sich selbst gegenüber?

 

Sumitha schrieb:
Gut, ein bisschen unlogisch, wie schon vor mir angemerkt. Eine Stelle versteh ich nicht ganz:
Das ist harte Arbeit, India, und du würdest dich nicht gerade sehr beliebt in deiner Gesellschaft machen.

Wie kann man sich in seiner eigenen Gesellschaft unbeliebt machen? Sich selbst gegenüber?


Ich denke, es ist nur ein wenig unglücklich ausgedrückt. Wahrscheinlich ist gemeint, in der Gesellschaft, in der India lebt, also praktisch in "ihrer". Reiche Leute hatten damals keine Arbeit zu verrichten, das war allgemein verpönt.
:cool:

 

Hallo gori,

gern gelesen! Du erzählst die Geschichte sehr einfühlsam und baust durch den verwendeten Stil die passende Atmo auf. Die story selbst ist dabei erfrischend neu und bringt durch den eher ungewöhnlichen Handlungsort eine Prise Exotik mit.
Jedoch solltest du ein paar mehr beschreibende Worte für deine Prots verwenden. Ich hatte Schwierigkeiten ist in ein gewisses Alter einzuschätzen. Zu Beginn dachte ich, es handelt sich um Kinder oder Jugendliche, später jedoch ist von einem „Mann“ die Rede, aber das Verhalten wiederum erinnert eben oft doch an eine jüngere Generation. Ansonsten hab ich nichts zu meckern.

Hier noch ein bisschen Textkram, den ich gefunden habe:


Auf der Straßen wurden
- den

Diese alberne Schwärmerei sofort aufgehört
- hatte

Ich war einer der Ersten, die Shah nach seiner Geburt gesehen hat
- die Shah?

Er hätte deine Mutter verlassen können, aber er das hat er nicht getan
- aber das hat er nicht

Sie sah tatsächlich noch so heute fast genauso aus
- es holpert...

hielt mit einem triumphierenden Lächeln ein Blatt in die Höhe
- ein triumphierendes Lächeln passt an dieser Stelle nicht; vielleicht ein hoffnungsvolles...

Einen lieben Gruß...
morti

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo gori!

Die Geschichte wollte ich schon so lange lesen, jetzt hab ich es endlich einmal gemacht. Und ich hab es nicht bereut, denn sie hat mir sehr gut gefallen! :) Sie ist flüssig zu lesen, die nötigen Informationen bringst Du geschickt unter, wie zum Beispiel das mit den Puppen.
Das Menschliche finde ich großteils sehr gut vorstellbar, fürs bildliche Vorstellen könntest Du evtl. noch ein paar Dinge beschreiben, etwa die Umgebung (hier z.B. »und beobachtete ihren Vater, der in der prallen Mittagssonne mit Damien und Shah Blackthorne durch den Garten spazierte« könntest Du den Garten in einem Satz beschreiben), oder welches Gewand die Menschen tragen – ich nehme an, daß das ein Zeichen der Zugehörigkeit war.
Historisch betrachtet kann ich zwar nicht viel dazu sagen, aber es geht ja auch um keine historischen Ereignisse – der historische Hintergrund ist bloß der Schauplatz.

Nur ein Detail muß ich wirklich kritisieren, und zwar die Schnelligkeit der Erkenntnis über die von der Mutter eingetrichterten Introjekte, also der anerzogenen Meinung der Mutter, und deren Verarbeitung. Wer solche Introjekte an sich entdeckt, dem steht erst einmal eine Zeit der eigenen Aufarbeitung bevor; das geht nicht so einfach, wie es sich in Deiner Geschichte darstellt. Es wirkt, als bedürfe es dazu bloß eines kurzen Denkprozesses, und schon ist man ein anderer Mensch – aber damit ist es lang nicht getan.
Wenn Du schreibst …

„Das erzähle ich dir, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dir zu sagen, welche anderen Sachen ich mir und den Menschen um mich herum vorzuspielen gelernt habe.“
… dann waren da wohl auch noch andere Dinge, zu denen sie keine eigene Meinung entwickeln durfte – das bedarf gründlicher Arbeit an sich selbst, bevor man so darüber sprechen kann, wie Deine Protagonistin es tut.
Mein Tip ist daher: Laß Dir entweder was einfallen, wodurch zwischen der ursprünglichen Ablehnung und der Szene, wo sie nach ihm fragt und dann zu ihm in die zerstörte Schule geht, mehr Zeit vergeht. – Oder nimm die »anderen Sachen« raus (obwohl die eigentlich recht gut dazupassen, weil sich sowas nie auf eine Sache beschränkt) und bau stattdessen diesen Absatz…
Jetzt kamen India wirklich die Tränen. Die Schule bedeutete Shah einfach alles, sie wusste, dass er hart gearbeitet und gekämpft hatte, um sie aufzubauen. Und sie erschrak, sie verstand endlich, warum sie so besessen von dem Gedanken war, ihn zu sehen. Shah war der Einzige, mit dem sie sprechen konnte, der Einzige, der sie verstand. Schließlich hatte er durch diesen Brand genauso viel verloren wie sie durch ihre Unterhaltung.
… noch etwas aus. Zeig mehr, wie ihr Gefühl sich gegen ihren Verstand (ihr anerzogenes Denken) zur Wehr setzt.
Aber trotz der Kritik muß ich sagen, daß Dir die Darstellung dieser Introjekte beneidenswert gut gelungen ist! :)

Eine kleine Erweiterung hätte ich mir auch hier gewünscht:

sie vermisste England. Sie wollte unbedingt wieder nach Hause.
Sie könnte zum Beispiel hier bereits zu überlegen beginnen, was genau sie denn an England vermißt. Der Grund, warum ich das sage, ist aber nicht, weil ich meinen würde, sie müßte hier unbedingt schon zu denken beginnen, sondern weil ich mir beim Lesen an dieser Stelle gewünscht habe, zu erfahren, was genau ihr fehlt, woran sie denkt. ;)

Und ein paar Kleinigkeiten hab ich noch:

»Sie hasste dieses Land, dessen Namen sie trug und ihren Vater, dafür, dass er sie zu dieser Reise gezwungen hatte.«
– trug, und
– würde statt »dafür, dass« einfach »weil« schreiben, oder »ihren Vater, der sie zu …«

»Am meisten aber, hasste sie Shah Blackthorne.«
– ohne Beistrich (Beistrich = Komma)

»Er konnte so gut, so lebhaft, erzählen,«
– den Beistrich nach »lebhaft« kannst Du streichen

»wie überzeugend ihre beste Freundin ihre Rolle gespielt hatte. Auf ihren Knien …«
– um dreimal »ihre/n« zu vermeiden, könntest Du auch »die Rolle« und »Knieend …« oder »Auf Knien« schreiben

»Shah Blackthorne- König Blackthorne
– Leertaste auch vor dem Gedankenstrich

»„In diesem Haus bleibe ich keine Sekunde länger“, hatte sie erklärt, „dein Vater ist besessen …«
– würde nach »erklärt« einen Punkt machen, da der Satz eigentlich nicht weitergeht, sondern ein neuer beginnt.

»zurück in die Kolonien zu gehen und du... du spielst mit der Tochter der Küchenhilfe und bist vollkommen fasziniert von diesen... diesen Blackthornes!“«
– auch vor die drei Punkte gehört eine Leertaste: »du … du«, »diesen … diesen« (auch im restlichen Text)

»im Haus war es gespenstig still geworden. Auf der Straßen wurden sie und ihr Vater plötzlich angestarrt«
– gespenstisch
– Auf der Straße (ohne n)

»Sie interessierte sich auch nicht mehr für die Briefe und Fotographien,«
– Fotografien

»dann hätte sie sich bei ihren ersten Blickkontakt mit Shah nicht so lächerlich gemacht.«
– bei ihrem ersten Blickkontakt

»Diese alberne Schwärmerei sofort aufgehört, als er sich vorgestellt hatte.«
– ich nehme an, da fehlt ein »hatte« nach »Schwärmerei«

»„Ich war einer der Ersten, die Shah nach seiner Geburt gesehen hat“,«
– gesehen haben

»Das Schiff hatte doch gerade erst abgelegt, es konnte doch nicht so schwer sein, zurück nach Hausse zu kommen.«
– nach Hause
– Wiederholung »doch«

»Sie brauchte sich nicht umzudrehen um das arrogante Lächeln in Shahs Gesicht zu sehen.«
– umzudrehen, um

»erwiderte sie, ohne sich nach ihm umzudrehen.«
– hier wiederholst Du das »umzudrehen« (kurz vorher schreibst Du schon einmal, daß sie sich nicht umdrehen mußte), würde das entweder weglassen oder schreiben, wo sie denn dabei hinblickt (in die Blätter des Baumes vielleicht?).

»„Lass’ mich alleine!“«
– ohne Apostroph: »Lass«

»„Was?“, sie sah ihn fragend an,«
– „Was?“ Sie

»Du willst dir nicht die Wahrheit über deine Mutter eingestehen!«
– würde das umdrehen: Du willst dir die Wahrheit über deine Mutter nicht eingestehen!

»Er hätte deine Mutter verlassen können, aber er das hat er nicht getan.«
– ein »er« zuviel: aber das hat er nicht getan.

»Und plötzlich war wieder das Bild da, dass sie als Kind von ihr gehabt hatte.«
– das

»Sie sah tatsächlich noch so heute fast genauso aus,«
– »noch so heute« kann nicht ganz stimmen, würde »heute« nach »sah« und geben und das »so« scheint zuviel zu sein: Sie sah heute noch fast genauso aus, …

»Jetzt, da India Grace beruhigende Hand auf ihrer Wange spürte,«
„Wie fühlst du dich?“, drang Grace warme Stimme zu ihr durch.
– Grace

»„Wir waren im Garten“, flüsterte India, „Er sagte...“«
– India. „Er sagte …“

»„Er hat gesagt...“, India konnte den Satz nicht aussprechen.
– ohne Beistrich

»„Es tut ihm leid, dass euer Gespräch solche Folgen hatte, aber...“«
Leid

»„Mach’ dir keine Sorgen“, flüsterte sie.«
– »Mach« ohne Apostroph

»„Schlaf’ etwas“, sagte Grace und stand auf, um India alleine zu lassen, „Shah möchte im Moment niemanden sehen!“«
– »Schlaf« ohne Apostroph
– lassen. „Shah …

»Das Holz des Gebäudes war verkohlt und war an mehreren Stellen eingestürzt.«
– das zweite »war« könntest Du streichen

»„Du?!“, er zog skeptisch seine Augenbrauen zusammen.«
– „Du?“ Er …

»„Du hattest recht, ich habe mich unmöglich benommen!«
Recht

»Sie hatte nie gedacht, dass er irgendwann mal ein Opfer sein könnte.«
– ich fände »einmal« statt »mal« schöner

»„Ich kann keine Versager gebrauchen“, er schüttelte den Kopf,«
– gebrauchen.Er …

»„Wie kommst du darauf?“, er runzelte nachdenklich die Stirn,«
– darauf?“ Er …

»„Meine Mutter hat sich nie für mich interessiert“, erklärte sie ihm und fühlte sich plötzlich mutig genug, ihm alles zu erzählen, „ich war nur …«
– erzählen.Ich …

»Mein Vater wollte immer hierher zurückkommen, ich habe sie deswegen nachts oft streiten hören, als ich klein war.«
– da würde ich zwei Sätze draus machen (Punkt nach »zurückkommen«)

»„Du?“, wieder war er skeptisch.«
– „Du? Wieder

»„Du... du bist doch so...“, er runzelte die Stirn, „du findest doch …«
– so …“ Er runzelte die Stirnn.Du …

»Wie sollte er auch ahnen, dass sie sich verzweifelt wünschte, immer in seiner Nähe zu sein, nachdem sie ihn immer nur mit Verachtung behandelt hatte.«
– die Wiederholung von »immer« könntest Du vermeiden, wenn Du z.B. statt dem zweiten »stets« einsetzt.

»aus einem kleinem Kratzer lief etwas Blut.«
– aus einem kleinen Kratzer

morti schrieb:
Ich war einer der Ersten, die Shah nach seiner Geburt gesehen hat
- die Shah?
»die« bezieht sich auf »einer der Ersten« (dann allerdings nicht »hat« sondern »haben«)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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