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Jakob

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27.05.2016
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Jakob

Die Kamera fängt einen schmächtigen Jungen ein. Er sitzt auf einem Kipplaster für Kinder, das Gesicht ist schmutzig und der Blick auf einen Mann im Unterhemd gerichtet.
Jakob fährt den Wagen vor, lädt die letzte Fuhre Schutt ab und fragt, was er nun tun kann. Frank meint, das reiche für heute, er solle nun ins Haus gehen und seine Mutter wieder rausschicken. Und das Spielzeug in die Garage stellen.

„Aber das ist doch unser Laster, Tata. Brauchst du den nicht noch?“
„In die Garage, habe ich gesagt!“
Im Haus wird Jakob von Salina empfangen, die eine Schale Vollkornplätzchen auf den Tisch stellt, ihrem Sohn dann durch die Haare wuschelt und fragt, wie weit sein Vater und er denn mittlerweile seien. Jakobs Augen funkeln.
„Ich habe alles zu Tata gefahren und der hat das dann in den Container geschaufelt.“
„Das ist ja großartig, mein kleiner Held. Hast du dich auch bei Tata bedankt, dass du ihm helfen durftest?“
„Salina!“, tönt es von draußen. Sie springt auf, murmelt etwas zu sich selbst und öffnet die Tür.
„Ja, mein Schatz?“
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass der Junge mich nicht Tata nennen soll?!“
„Auf Romanes heißt das doch Pa…“
„Ich bin aber nicht sein Vater, verdammt nochmal!“

Der Stuhl am Tischende bleibt leer, als Jakob und seine Mutter zu Abend essen. Sie steht auf und kommt mit einer Karaffe voll Apfelsaft zurück. Sie füllt das Glas ihres Sohnes und schenkt sich selbst Wein nach.
„Magst du nicht auch Saft trinken, Mama?“
„Tu ich doch, Liebling. Aber mit Wasser gemischt, ist mir zu süß sonst.“
„Tata hat mal gesagt, dass echte Männer keine Mischen trinken. Also darf ich das leider nicht probieren …“
Sie steht auf, küsst ihren Jungen auf die Stirn, flüstert, „da hat Tata wohl recht“, und wischt ihm den verschmierten Mund ab.
„Wo ist er eigentlich?“
„Jetzt putzen wir die Zähne, und dann lese ich dir etwas vor.“
„Nochmal Grotto, ja?“
Salina hört nicht auf zu lesen, obwohl Jakob längst schläft. Keine nach oben hallende Stimme unterbricht sie. Niemand brüllt, es lange, keiner schreit, sie hindere den Jungen daran, ein Mann zu werden, sie kann sich an ihr Kind kuscheln, ohne, dass Frank sie verurteilt, und doch lässt sie es. Er sitzt ihr im Nacken, haucht nicht, sondern spuckt ins Ohr, brüllt, statt zu flüstern, und bestätigt sie in ihren Zweifeln.

Ein Vater fehlt, als Jakob und seine Mutter frühstücken. Auf Tatas Platz sitzt nun Björn. Ein kräftiger Mann, der größer ist als Tata. Das blaue Hemd ist nicht zugeknöpft, an den Schultern spannt es trotzdem. Er trinkt schwarzen Kaffee, streicht Mett auf sein Brot und schmatzt laut. Salina füllt die zweite Kanne um, während er sich eine Pfeife ansteckt.
„Der sollte mal was Vernünftiges essen“, meint Björn.
„Tata hat gesagt, davon werde ich groß und …“
„Junge, doch nicht, wenn du Marmelade draufstreichst!“
Björn fährt zur Arbeit und Salina begleitet Jakob auf dem Schulweg. Sie fährt ihm hinterher und ist hörbar stolz, dass er nun ohne Stützräder fährt. Er möchte den Helm über die Ohren ziehen. Und auch die Wangen schützen, damit sie ihn nicht vor seinen Mitschülern abknutschen kann.

Der Lehrer kündigt an, dass in der dritten und vierten Stunde jemand von der Polizei zu Besuch kommen wird. Jakob ist erleichtert, hatte er doch schon wieder einen Zahnarzt befürchtet, der ihn zu den gepflegtesten Zähnen aller Erstklässler beglückwünschen würde. Bei dem Gedanken geriet er in Versuchung, sich das Kaugummi in den Mund zu stopfen, das unter dem Tisch klebte.
Der Kommissar erinnert ihn an Tata. Er wirkt unantastbar, erfüllt den Raum mit seiner Präsenz und wirft einen Schatten auf alles, was ihn umgibt. Selbst auf den Hund, den er mitgebracht hat. Ein prächtiges Tier, das den Maulkorb zerfetzen könnte, wenn es denn wollte. Die Kinder dürfen Fragen stellen, Jakob versteht nicht, warum sich alles um den Köter dreht, ist aber beeindruckt, als der Uniformierte erzählt, dass ihm der Hund aufs Wort gehorche. Der Polizist prahlt damit, die totale Kontrolle über das Tier zu haben, geilt sich regelrecht daran auf und zieht Jakob in seinen Bann. Er gehört ihm.

„Schmeiß das Rad in den Kofferraum, Junge!“, fordert Björn den Kleinen auf. Um die Erleichterung, seine Mutter nicht unter den wartenden Eltern entdeckt zu haben, ist es geschehen. Jakob möchte lieber radeln, wagt es aber nicht, zu widersprechen. Er hat den Mann vielleicht fünfmal gesehen, der ihn nun von der Schule abholt. Er mag Björn nicht. Salina meinte, er solle so viele Fragen wie möglich stellen, da er viel von ihm lernen könne.
Worüber spricht man mit einem Fremden, der plötzlich die Mutter für sich beansprucht, also den Platz des Vaters einnimmt?
„Bist du ein Polizist?“
„Nein.“
„Ich glaube, ich möchte Polizist werden.“
„Glaubst du auch, dass ich nicht Auto fahren kann? Nimm den Helm ab, Junge!“
Björn hält vor der Einfahrt, lädt das kleine Fahrrad aus, lehnt es an den Zaun und steigt wieder ein. Jakob will raus, wird aber zurückgezogen. „Danke, heißt das, du kleiner Scheißer!“
Salina hat ihren Sohn schon erwartet, nimmt ihm den Ranzen ab und deckt dann den Esstisch. Putenschnitzel, selbstgemachtes Kartoffelpüree und Spinat. Getrunken wird Traubensaft, aus unterschiedlichen Karaffen. Jakob berichtet von seinem Tag und denkt an den Polizisten, als er fragt, warum Björn nicht mit ihnen isst.
„Der muss doch arbeiten. Hat extra seine Mittagspause geopfert, um dich abzuholen. Ich sag' ja, der Björn ist ein feiner Kerl. Wir dürfen ihn nicht verärgern, hörst du?“
„Habe ich Tata verärgert?“
Sie nimmt einen großen Schluck, bevor sie die Frage mit zittriger Stimme bejaht.

Jakob hilft Björn beim Streichen des Schuppens, indem er den Farbeimer hält. Seine Arme schmerzen, alles in ihm sträubt sich, einzuknicken, doch das Gewicht ist kaum noch auszuhalten. Der Eimer wiegt nicht viel, es ist die unkomfortable Haltung, die ihm zu schaffen macht. Die Beine wackeln, die Lippe schmerzt, so fest presst er die Zähne dagegen, so fest, dass sie blau anläuft, während der Kopf immer roter wird. Senkt sich der ausgestreckte Arm, hebt er ihn augenblicklich wieder an. Björn darf nicht merken, wie schwer ihm das fällt. Er will nützlich sein. Zeigen, dass er stark und zu gebrauchen ist.
„Mach mal 'ne Pause, Junge“, lautet die Erlösung. Die Spannung verlässt seinen Körper, er sieht es wie in einem Film vor sich, kann nicht eingreifen, obwohl er muss. Der Eimer entgleitet ihm, die Farbe spritzt auf seine Sandalen, auf die nackten Zehen und Knöchel. Auch Björn kriegt etwas ab. Und sieht rot. Jakob sehnt die Bestrafung herbei, das Warten ist das Schlimmste. Die Backpfeife betäubt das Ohr, lähmt die Wange, reißt die Lippe auf und ihn zu Boden. Er fällt in die Farblache. Björn brüllt, er solle aufstehen, aber Jakob regt sich nicht. Er kann nicht. Die Scham zu stark, zu stechend der Schmerz. Er wird zum Haus geschleift. An seinem Ärmel. Ohne zu weinen. Alles ist betäubt und doch so real. Als stünde das Elend erst noch bevor.
„Mach auf, der Junge hat gekleckert und muss gewaschen werden. Aufmachen sollst du!“
Björn hämmert gegen die Tür, Salina öffnet hastig, will sich umgehend entschuldigen, das verraten ihre Augen, bevor sie auf Jakob blickt.
„Was hast du getan? Du Monster …“, wispert sie.
Jakob will nicht in ihre Arme, will nicht bemuttert werden, sondern alleine sein, sich die Schande vom Leib waschen. Er rennt ins Badezimmer, an Salina vorbei, drückt beide Hähne nach oben, hält die Spülung gedrückt und bricht in Tränen aus. Samt seiner Kleidung stellt er sich unter die Dusche, der Strahl übertönt das Schluchzen, der heiße Dampf beschlägt den Spiegel – Jakob darf wieder Kind sein.
Björn duldet nicht, dass seine Freundin sowohl Wort als auch Hand gegen ihn erhebt. Die hämmernden Fäuste auf seiner Brust merkt er fast gar nicht, die Beschimpfungen hingegen sind unverzeihlich. Er stößt sie um, ihr Rücken klatscht auf die Fliesen, mit der Jacke reißt sie auch den Haken von der Wand und wird von der Garderobe begraben. Sie versucht, die Beine frei zu strampeln. Es gelingt ihr. Mit dem ersten Tritt trifft sie Björns Weichteile, der zweite schließt die Tür. Sie greift nach rechts zur Heizung, schafft es, sich aufzurappeln. Unter Schmerzen, aber von der Wut getrieben, schleppt sie sich zum Fenster und schreit: „Verpiss dich!“
Er dreht ihr den Rücken zu, geht gekrümmt in Richtung Auto und winkt verächtlich seinen Arm über den Kopf.
„Ich bring‘ dich um, wenn du dich meinem Jungen nochmal näherst!“

Sie nimmt einen Schluck aus der Karaffe, geht dann ins Badezimmer und bindet ihrem Sohn ein Handtuch um die Hüfte.
„Den hab' ich verärgert. Beim nächsten Tata machen wir es besser, Liebling.“

 
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Hallo JackOve

Die Kamera fängt einen schmächtigen Jungen ein. Er sitzt auf einem Bauwagen für Kinder, das Gesicht ist schmutzig und der Blick auf einen Mann im Unterhemd gerichtet.
Jakob fährt den Wagen vor, lädt die letzte Fuhre Schutt ab und fragt, was er nun tun kann. Frank meint, das reiche für heute, er solle nun ins Haus gehen und seine Mutter wieder rausschicken. Und das Spielzeug in die Garage stellen.

„Aber das ist doch unser Lastwagen, Tata. Brauchst du den nicht noch?“
„In die Garage, habe ich gesagt!“
Im Haus wird Jakob von Salina empfangen, die eine Schale Vollkornplätzchen auf den Tisch stellt, ihrem Sohn dann durch die Haare wuschelt und fragt, wie weit sein Vater und er denn mittlerweile seien. Jakobs Augen funkeln.


Ich musste den Anfang mehrmals lesen, um zu begreifen, dass da nur drei Personen vorkommen, und zu kapieren, wer wer ist. Vielleicht kannst du das noch etwas klarer machen, mir hätte es geholfen.

„Tata hat mal gesagt, dass echte Männer keine Mischen trinken. Also darf ich das leider nicht probieren …“

Den Satz nehme ich einem Erstklässler nicht so ganz ab. Kann sein, dass er versucht, Erwachsene zu imitieren, aber gleich "also" und "leider", das war mir etwas zu viel.

Der Vater fehlt, als Jakob und seine Mutter frühstücken.

Ist Frank gemeint? Aber der ist doch gar nicht Jakobs Vater? Müsste also "Tata" heissen, nicht?

Der Wechsel von Frank zu Björn war mir etwas zu abrupt, ich habe das erst später kapiert. Und das ist vielleicht auch der Grund, weshalb ich mit der Geschichte nicht ganz warm werde, obwohl mir die einzelnen Szenen gut gefallen. Ich kriege irgendwie zu wenig Zeit, mich zu fokussieren. Der Anfang bereitet mich auf die Beziehung von Jakob und seiner Mutter zu Frank ein, der schon fast bedrohlich wirkt, und zack, da ist er schon weg, und ich muss mich auf Björn einstellen ...

Wobei, wenn ich das so schreibe, merke ich, dass es mir geht, wie Jakob. Hm. Genau das wolltest du ja vielleicht. Diese Unruhe in der Geschichte. Ich muss weiter darüber nachdenken ... :)

Der Schluss, wo es dann um Björn geht, und Salina (endlich) für ihren Sohn einsteht (obwohl sie die Schuld noch immer sich und Jakob zuschreibt: "machen wir es besser"), hat mich dann wieder gepackt, den fand ich auch in seiner Ambivalenz sehr gut.

Soweit mein erster Eindruck auf die Schnelle, ich schreib dann später vielleicht noch mehr ...

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Es liest sich wie eine Dokumentation – für die eine anfangs erwähnte Kamera (die dann aber keine weitere Rolle mehr spielt) spricht wie auch der nüchterne Ton, der auf Distanz zum Geschehen zielt, mutmaßlich Identifikation vermeiden will. Also eher an eine Reportage als Erzählung über eine Roma bzw. Sinti-Familie, die eigentlich durch die Mutter zusammengehalten wird, die aber zugleich dem titelgebenden Sohn wechselnde Tatas beschert.

Eben einen solchen Wechsel erleben wir gerade schlaglichtartig, wobei der zwote Mann mit „Björn“ einen wahrlich ungewöhnlichen Namen für einen Zigan trägt, und wohl auch keiner ist. Aber ein „Frank“ wär‘s wahrscheinlich auch nicht.

Kein einfaches Leben für einen Jungen. Vllt., dass die Mutter die potentiellen Väter als Hebel zur Integration braucht … und doch das Risiko eingeht, bestimmte Vorurteile gegen Zigan zu verstärken.

Kleine, m. E. kaum sichtbare Schnitzer,

lieber Jack.

Da ist einmal der Gedanke „bei dem“ schreiben zu wollen unterlegen, als die Zusammenführung „beim“ schon verwirklicht ist

Beim dem Gedanken ...

Hier hätte nicht nur die Infinitivgruppe die umschließenden Kommas verlangt
Er sitzt ihr im Nacken, haucht nicht, sondern spuckt ins Ohr, brüllt[,] statt zu flüstern[,] und bestätigt sie in ihren Zweifeln.

Hier referierstu die Rede des Polizisten,
… ist aber beeindruckt, als der Uniformierte erzählt, dass ihm der Hund aufs Wort gehorcht.
Also besser ab „...dass ...“ Konj. I „gehorche“, vergleichbar hier beim Referat über Jakobs Rede
Jakob berichtet von seinem Tag und denkt an den Polizisten, als er fragt, warum Björn nicht mit ihnen isst.
besser
„esse“.

Gern gelesen und - wie schon bei unserer ersten Begegnung gesagt, da entwickelt sich was ...

Friedel,
der noch ein schöne Wochenende wünscht!

 
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Hallo Peeperkorn,

freut mich, dass du als frisch gebackener Moderator die Zeit findest, bei meinem Jakob vorbeizuschauen.

Ich musste den Anfang mehrmals lesen, um zu begreifen, dass da nur drei Personen vorkommen, und zu kapieren, wer wer ist. Vielleicht kannst du das noch etwas klarer machen, mir hätte es geholfen.
Hast recht, da erwarte ich ziemlich viel vom Leser. Ich setze mich nochmal ran und schaue, was sich machen lässt.

Den Satz nehme ich einem Erstklässler nicht so ganz ab. Kann sein, dass er versucht, Erwachsene zu imitieren, aber gleich "also" und "leider", das war mir etwas zu viel.
Wieder ein guter Hinweis. Spontan würde ich das "leider" streichen, mache mir aber lieber nochmal gründlichere Gedanken.
Darf ich dich an dieser Stelle fragen, wie ich die von dir zitierte Stelle in die Blase einfüge, in der ich dich zitiere? :shy: bin fast ausschließlich am Handy aktiv ...

Ist Frank gemeint? Aber der ist doch gar nicht Jakobs Vater? Müsste also "Tata" heissen, nicht?
Na ja, für Jakob war er schon (s)ein Vater. Er braucht ganz dringend einen Mann in seinem Leben, eine Vaterfigur, zu der aufblicken kann. Zumindest glaubt er das, woran seine Mutter, Salina, sicher nicht ganz unschuldig ist. Mit Björn hat sie direkt für den nächsten potenziellen Tata gesorgt, der ist beim Frühstück also dabei. Ein Vater hingegen nicht.
"I tried hard to have a father, but instead I had a dad", um Cobain zu zitieren ...

Wobei, wenn ich das so schreibe, merke ich, dass es mir geht, wie Jakob. Hm. Genau das wolltest du ja vielleicht. Diese Unruhe in der Geschichte. Ich muss weiter darüber nachdenken ...
Exakt! Genau darauf habe ich abgezielt.

Der Anfang bereitet mich auf die Beziehung von Jakob und seiner Mutter zu Frank ein, der schon fast bedrohlich wirkt, und zack, da ist er schon weg, und ich muss mich auf Björn einstellen ..
Genau wie Jakob ... Und im Gegensatz zu Frank, von dem wir nicht wissen, ob er nur bedrohlich wirkt, oder es tatsächlich ist, tritt Björn definitiv bedrohlich auf.

Der Schluss, wo es dann um Björn geht, und Salina (endlich) für ihren Sohn einsteht (obwohl sie die Schuld noch immer sich und Jakob zuschreibt: "machen wir es besser"), hat mich dann wieder gepackt, den fand ich auch in seiner Ambivalenz sehr gut.
Das freut mich sehr! Gerade die Ambivalenz ist mir wichtig und ich habe versucht, diese auch an anderen Textstellen zu zeigen. Schön, dass du sie hast rauslesen können!

Lieber Peeperkorn, sei bedankt für deinen schnellen Besuch, der mir sowohl Freude als auch Hilfe war, und bis bald!

Liebe Grüße,
JackOve

wird fortgesetzt

 
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Hallo JackOve


Der Vater fehlt, als Jakob und seine Mutter frühstücken.
Ist Frank gemeint? Aber der ist doch gar nicht Jakobs Vater? Müsste also "Tata" heissen, nicht?

Na ja, für Jakob war er schon (s)ein Vater.

Ja, das ist mir klar. Der Punkt ist aber der, dass dieser Satz auktorial daherkommt. In deinem Text ist die Perspektive ja nicht klar diejenige von Jakob (das erinnert mich an "Dagur" - ich finde das übrigens spannend, wie du das gestaltest, du gehst zu den einzelen Figuren hin und dann zoomst du wieder weg.) Und wenn du "der Vater" schreibst, wirkt das so oder so als auktorialer Satz, weil das nicht der Begriff ist, den Jakob wählen würde. Das widerspricht dann der Aussage, dass Frank nicht Jakobs Vater ist. Wenn du hingegen "Tata" schreibst, dann merke ich als Leser, dass du in diesem Abschnitt aus Jakobs Perspektive erzählst.

EDIT: Ah, ich habe deine Antwort nochmal gelesen und verstehe jetzt besser, was deine Absicht war. Aber Frank ist halt noch so präsent, dass man das "der" auf ihn bezieht. Vielleicht würde es mit: "Ein Vater fehlt, als Jakob und seine Mutter frühstücken. An seinem Platz sitzt nun Björn." funktionieren? Nur so als Vorschlag.

Darf ich dich an dieser Stelle fragen, wie ich die von dir zitierte Stelle in die Blase einfüge, in der ich dich zitiere?

Markiere zunächst X und füge ein Zitat ein. Nimm dann Y hinzu, markiere X UND Y zusammen und füge ein Zitat ein. X erscheint dann als Zitat innerhalb eines Zitats. Die Sache hat dann die Struktur:
(Quote) (Quote) X (/Quote) Y (/Quote).

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Lieber @JackOve,

schön, so schnell wieder einen neuen Text von dir zu entdecken, wo ich noch nicht einmal dazu gekommen bin, die Überarbeitung deiner letzten KG zu kommentieren.

Leider muss ich allerdings gestehen, dass die Freude schnell verflogen ist. Die ersten zwei Absätze haben es mir bereits schwergemacht, im Text anzukommen. Ein Bauwagen ist für mich der Anhänger, der auf der Baustelle abgestellt wird, damit die Arbeiter im Trockenen eine Pause machen können, oder wahlweise das bunte Zuhause von Peter Lustig. Darauf sitzen, okay, ist für Kinder, aber Schutt abladen kann man damit definitiv nicht.
Dann die Frage, ob er noch etwas tun könne – wenig kindlich, klingt mir zu erwachsen.

„Aber das ist doch unser Lastwagen, Tata.
Wo kommt jetzt auf einmal ein Lastwagen her? Habe ich den Bauwagen zunächst gedanklich durch einen Bagger ersetzt, bin ich nun völlig raus.

Salina hört nicht auf zu lesen, obwohl Jakob längst schläft. Keine nach oben hallende Stimme unterbricht sie. Niemand brüllt, es lange, keiner schreit, sie hindere den Jungen daran, ein Mann zu werden, sie kann sich an ihr Kind kuscheln, ohne, dass Frank sie verurteilt, und doch lässt sie es. Er sitzt ihr im Nacken, haucht nicht, sondern spuckt ins Ohr, brüllt, statt zu flüstern, und bestätigt sie in ihren Zweifeln.
Starker Absatz, gefällt mir sehr! „Niemand brüllt, es lange …“ hat mich allerdings rausgeworfen, das musste ich zweimal lesen, bis ich begriffen hatte, dass nicht jemand lange brüllt, sondern, dass es langt.
Nach "und doch lässt sie es" hätte ich mir ein "zu" gewünscht, aber das wolltest du nicht aussagen. Vielleicht könntest du das anders formulieren, denn auch das musste ich mehrmals lesen.

Der Vater fehlt, als Jakob und seine Mutter frühstücken. Auf Tatas Platz sitzt ein kräftiger Mann.
Kurze Verständnisfrage: Ist das tatsächlich direkt am nächsten Morgen? Respekt, die Frau will’s wissen …

Die Beine wackeln, die Lippe schmerzt, so fest presst er die Zähne dagegen, so fest, dass sie blau anläuft, während der Kopf immer roter wird.
Ich habe ein paar Schwierigkeiten mit der Perspektive, die ich bei Jakob vermutet hatte. Nun muss ich mich aber fragen, woher Jakob weiß, dass seine Lippe blau und das Gesicht rot wird?

Jakob sehnt die Bestrafung herbei, das Warten ist das Schlimmste.
Sehr aussagekräftig, gefällt mir.

Samt seiner Kleidung stellt er sich unter die Dusche, der Strahl übertönt das Schluchzen, der heiße Dampf beschlägt den Spiegel – Jakob darf wieder Kind sein.
Auch das ist erschreckend und stark zugleich.

Björn duldet nicht, dass seine Freundin sowohl Wort als auch Hand gegen ihn erhebt. Die hämmernden Fäuste auf seiner Brust merkt er fast gar nicht, die Beschimpfungen hingegen sind unverzeihlich.
Hier habe ich etwas gebraucht, um zu verstehen, denn das „ihn“ habe ich, warum auch immer, auf Jakob bezogen. Beim zweiten Lesen ist es aber eindeutig.

Mit dem ersten Tritt trifft sie Björns Weichteile, der zweite schließt die Tür.
Hier wieder ein Perspektivproblem: Würde Jakob „Weichteile“ sagen? Vielleicht interpretiere ich falsch, aber da hat es mich wieder rausgehauen. Wenn du hier bei Jakobs Perspektive bleiben würdest, wäre der Abschnitt für mich packender. Du hast dich bewusst dagegen entschieden, aber dies wäre für mich ein passender Moment, um einen Blick in die kindliche Sichtweise zu werfen. Jakob ist sehr ernst, aber ein Fünkchen Übertreibung und emotionalere Erzählweise hätten mich gefreut. Das würde definitiv nicht zu Jakob passen, aber damit du weißt, was ich meine: „Und dann hat sie es ihm so richtig gezeigt, voll in die Eier.“ Etwas in dieser Art, weg von dem viel zu erwachsenen Jakob, der nur Kind sein darf, wenn er weinend unter der Dusche steht.

Wie du siehst, Textkram bringe ich letztlich keinen mit, zumindest keine Fehler.
Bereits gestern habe ich den Text gelesen und hatte zwischendurch das Bedürfnis, Textstellen zu überspringen, um endlich zum interessanten Teil zu kommen. Nun, so ging es mir beim zweiten Lesen nicht mehr, jedoch bin ich dennoch, wie @Peeperkorn auch, nur schwer warm geworden mit deiner Geschichte. Zunächst habe ich das auf die @JackOve-untypische unterkühlte Schreibweise, die kurzen Sätze mit häufig gleichem Aufbau (Jakob ist erleichtert, Jakob hilft Björn, Björn hält vor der Einfahrt) zurückgeführt. Wenn ich darüber nachdenke, ist das aber typisch für die Sicht eines Kindes, gefällt mir also mittlerweile. Dennoch vermisse ich das kindliche Beschreiben. Die Perspektive ist unklar, was @Peeperkorn als spannend bezeichnet, mich aber an einigen Stellen verwirrt bis gestört hat.
Dass du dich dem Thema genähert hast und das ohne mitleiderregendes Gesäusel gefällt mir sehr. Jakob tut mir dennoch leid, nicht einfach, unter diesen Umständen aufzuwachsen. Ständig gefordert, sich möglichst männlich zu verhalten und keinen der schroffen Männer zu verärgern, ist es kein Wunder, dass er an den Anforderungen scheitert. Man möchte ihm wünschen, dass Jakobs Mutter endlich zur Besinnung kommt und mal ausbricht aus ihrem stereotypen Beuteschema und endlich die Suche nach Tata aufgibt.
Die Zitate weisen ja bereits darauf hin: Die Szenen, die du gewählt hast, gefallen mir sehr, auch wie du sie beschreibst. Auf den Punkt ohne Schnörkel, so wie ich es mag.

Und um dich nicht zu sehr zu entmutigen: Ich stimme @Friedrichard voll und ganz zu, da entwickelt sich was … Mittlerweile habe ich einige deiner Texte hier gelesen und deine Entwicklung beobachtet. Mir gefällt, dass du hier einen anderen Weg gegangen bist, deinen Stil dem Thema angepasst hast, auch wenn mich persönlich das nicht so sehr gepackt hat. Nicht entmutigen lassen und weiter so!

Herzliche Grüße
Rotmeise

Noch ein Nachtrag: Großartig, wie du den permanent präsenten Alkohol ganz subtil einbaust, mit Schorle und verschiedenen Karaffen.
Mittlerweile habe ich auch bemerkt, dass Jakob natürlich den Kampf zwischen Salina und Björn nicht beobachtet, er ist ja in der Dusche. Dennoch, selbst als Jakob am Anfang erzählt, tut er das wenig kindlich. Er ist wohl so, aber ein winziger Hinweis, dass wir noch immer ein Kind vor uns haben, selbst wenn er ein sehr ernstes Kind ist...
Salinas Roma-Hintergrund hatte ich bisher völlig außer Acht gelassen. Mit diesem Wissen wird ihre Not aber noch deutlicher, denn natürlich schiebt sich da bei mir das Bild der eng zusammengewachsenen Großfamilie vor die Linse, die von Salina sicherlich ersehnt wird. Selbst, wenn sie den Traditionen nicht so einen großen Stellenwert zugesteht.

 

Friedrichard

Lieber Friedel,

dass du deine selbst auferlegte Stunde Internet pro Tag regelmäßig dafür verwendest, mir hilfreiche Kommentare zu hinterlassen, weiß ich sehr zu schätzen! Auch dieser Kommentar war mir eine Hilfe - die Fehler habe ich ausgemerzt, die Verbesserungsvorschläge zur Hälfte umgesetzt - und eine noch größere Freude.

Es liest sich wie eine Dokumentation – für die eine anfangs erwähnte Kamera (die dann aber keine weitere Rolle mehr spielt) spricht wie auch der nüchterne Ton, der auf Distanz zum Geschehen zielt, mutmaßlich Identifikation vermeiden will. Also eher an eine Reportage als Erzählung über eine Roma bzw. Sinti-Familie, die eigentlich durch die Mutter zusammengehalten wird, die aber zugleich dem titelgebenden Sohn wechselnde Tatas beschert.
An eine Dokumentation habe ich nicht direkt gedacht, bin da aber ganz bei dir, dass man das so sehen kann. Richtig, der Ton ist bewusst nüchtern, weil es mir nicht darum ging, dass der Leser sich mit den Charakteren identifizieren kann, sondern weil ich schnörkellos zeigen wollte, wie die Figuren im Alltag auftreten. Gerade die Mutter, die in guter Absicht handelt, aber (fast) alles verkehrt macht.

Eben einen solchen Wechsel erleben wir gerade schlaglichtartig, wobei der zwote Mann mit „Björn“ einen wahrlich ungewöhnlichen Namen für einen Zigan trägt, und wohl auch keiner ist. Aber ein „Frank“ wär‘s wahrscheinlich auch nicht.
Ihre Männer sind keine Sintis. Ich fand das ziemlich spannend, mit lediglich zwei Wörtern, "Tata" und "Romanes", Interpretationsspielraum zu schaffen. Es bleibt dem Leser überlassen, zu entscheiden, ob Salina sich ihrer Kultur wegen so verhält. Das könnte so sein, aber ihr Verhalten wäre auch ohne ihren Hintergrund authentisch, wenn auch nur bedingt nachvollziehbar.

Kein einfaches Leben für einen Jungen.
Wohl wahr ... Seine Geschichte weiter zu verfolgen, stelle ich mir ziemlich interessant vor. Lust hätte ich allemal, die Figur weiterzuentwickeln, meinen Jakob älter werden und ihn entweder aus- oder zerbrechen zu lassen.

Gern gelesen und - wie schon bei unserer ersten Begegnung gesagt, da entwickelt sich was ...
Bedeutet mir viel, das von dir zu lesen. Ohne mich darauf auszuruhen, freue ich mich sehr!

Lieber Friedel, beim letzten Mal war's ein Bier, heute ist es ein Gläschen Scotch, das ich auf dich trinke. Cheers und Cheers.

Liebe Grüße,
JackOve

wird fortgesetzt

 
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Hallo Peeperkorn

EDIT: Ah, ich habe deine Antwort nochmal gelesen und verstehe jetzt besser, was deine Absicht war. Aber Frank ist halt noch so präsent, dass man das "der" auf ihn bezieht. Vielleicht würde es mit: "Ein Vater fehlt, als Jakob und seine Mutter frühstücken. An seinem Platz sitzt nun Björn." funktionieren? Nur so als Vorschlag.
Das ist ein toller Vorschlag, den ich umsetzen werde, weil du recht hast, was die Perspektive angeht. Wird geändert, obwohl ich mich eigentlich bewusst für diese Formulierung entschieden hatte, um Raum für Spekulationen zu lassen, ob Jakob eigentlich weiß, dass Frank nicht sein Vater ist. Wer weiß, über was für einen Zeitraum er der Lebensgefährte von Salina war ... Ich denke, die Frage kann sich der Leser aber auch trotz dieser Änderung noch stellen. :)

In deinem Text ist die Perspektive ja nicht klar diejenige von Jakob (das erinnert mich an "Dagur" - ich finde das übrigens spannend, wie du das gestaltest, du gehst zu den einzelen Figuren hin und dann zoomst du wieder weg.)
Ich finde das auch spannend. Macht Spaß zu experimentieren. :) Ich bin da ziemlich unkonventionell, habe Spaß daran und bin froh, wenn der Leser bereit ist, sich darauf einzulassen. Was sicher nicht immer einfach ist, wenn ich beim Schreiben teilweise kurz davor bin, mich selbst in der Figur zu verlieren.

Danke auch für die Aufklärung zu den Zitaten.

Liebe Grüße an dich,
JackOve

***

Liebe Rotmeise,

du hast dir wieder große Mühe gemacht, mir deine Leseeindrücke zu schildern, und dafür danke ich dir ganz herzlich!

Ein Bauwagen ist für mich der Anhänger, der auf der Baustelle abgestellt wird, damit die Arbeiter im Trockenen eine Pause machen können, oder wahlweise das bunte Zuhause von Peter Lustig.
Da hast du natürlich recht. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Ich hatte an einen Kipplaster gedacht und werde das selbstverständlich korrigieren!

Starker Absatz, gefällt mir sehr! „Niemand brüllt, es lange …“ hat mich allerdings rausgeworfen, das musste ich zweimal lesen, bis ich begriffen hatte, dass nicht jemand lange brüllt, sondern, dass es langt.
Nach "und doch lässt sie es" hätte ich mir ein "zu" gewünscht, aber das wolltest du nicht aussagen. Vielleicht könntest du das anders formulieren, denn auch das musste ich mehrmals lesen.
Vielen Dank, freut mich sehr, dass das so auf dich wirkt.
Was das "lange" angeht, bin ich bei dir und lasse mir etwas einfallen. Nach "und doch lässt sie es" werde ich allerdings nichts ändern. Gefällt mir, wie es ist, und ist verständlich, finde ich.

Kurze Verständnisfrage: Ist das tatsächlich direkt am nächsten Morgen? Respekt, die Frau will’s wissen …
Ist das wichtig? Definitiv liegt nicht viel Zeit zwischen den Tatas, und das ist das, was ich zeigen wollte. Wenn du auf einen Tag tippst, funktioniert das ja hervorragend. :)

Auch das ist erschreckend und stark zugleich.
Merci! Ist meine liebste Szene der Geschichte.

Hier wieder ein Perspektivproblem: Würde Jakob „Weichteile“ sagen? Vielleicht interpretiere ich falsch, aber da hat es mich wieder rausgehauen. Wenn du hier bei Jakobs Perspektive bleiben würdest, wäre der Abschnitt für mich packender. Du hast dich bewusst dagegen entschieden, aber dies wäre für mich ein passender Moment, um einen Blick in die kindliche Sichtweise zu werfen. Jakob ist sehr ernst, aber ein Fünkchen Übertreibung und emotionalere Erzählweise hätten mich gefreut. Das würde definitiv nicht zu Jakob passen, aber damit du weißt, was ich meine: „Und dann hat sie es ihm so richtig gezeigt, voll in die Eier.“ Etwas in dieser Art, weg von dem viel zu erwachsenen Jakob, der nur Kind sein darf, wenn er weinend unter der Dusche steht.
Ich bin sehr froh über deinen lieben Nachtrag, denn hier konnte ich deine Anregungen zwar verstehen, aber nicht viel mit ihnen anfangen, um ehrlich zu sein.
Du schreibst selbst, dein Vorschlag würde nicht zu Jakob passen und sprichst mir damit aus der Seele.

Ich finde nicht, dass Jakob "zu" erwachsen wirkt. Jedes Kind braucht eine Person, zu der es aufblicken kann. Das ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kindheit, dass man beim Wachsen begleitet wird. Der Fall Jakob ist natürlich ein Extrem, da er von seiner Mutter mit Anerkennung und Liebe überhäuft wird, gleichwohl aber auch weiß, dass das nichts wert ist, weil es seine Mutter ist, die ihm permanent und penetrant einredet, wie wichtig der (in diesem Fall "ein") Vater sei. Jakob sehnt sich nach der Aufmerksamkeit seiner Väter und das ist, obwohl uns diese Sehnsucht ein ganzes Leben lang begleiten kann, in erster Linie kindlich. Ich lasse ihn ja nicht über seine missliche Lage philosophieren, ich zeichne sie einfach nur. Ich begleite ihn bei dem Streben, seine Bedürfnisse zu stillen. Wenn er weiß, dass er nicht "versagen" darf, liegt das an seiner Mutter und den Vätern. Gerade kleinen Kindern lassen sich derartige Abartigkeiten einbläuen ...

Sorry, dass ich hier so eine rechtfertigende Haltung einnehme, aber Jakob ist halt das Kind, das ich zeichnen wollte.

Dennoch vermisse ich das kindliche Beschreiben. Die Perspektive ist unklar, was Peeperkorn als spannend bezeichnet, mich aber an einigen Stellen verwirrt bis gestört hat.
Das verstehe ich, dass dir da etwas fehlt, liebe Rotmeise. Schließlich lasse ich das Kindliche, das du erwartest, nur in den Dialogen durchblitzen. Mir reicht das allerdings, da das schon ein paar Szenen sind, wie ich finde.
Der Rest lässt sich wohl auf die Perspektive zurückführen, die ich bewusst nicht nur auf Jakob versteife. Ich habe Peeperkorn geschrieben, dass ich es sehr zu schätzen weiß, wenn man mir da folgen kann. Dass es dich verwirrt und gestört hat, finde ich wirklich schade, weil ich dich als treue Leserin und Kommentatorin sehr schätze und deine Worte stets fundiert gewählt sind.
Deshalb bitte ich dich auch um Verständnis, wenn ich dir nun schreibe, dass ich an der Perspektive bei dieser Geschichte nur (mini)minimal etwas ändern werde, und hoffe dass ich dich bei der nächsten Geschichte weniger verwirre. Stören möchte ich dich mit meinen Texten erst recht nicht!

Jakob tut mir dennoch leid, nicht einfach, unter diesen Umständen aufzuwachsen. Ständig gefordert, sich möglichst männlich zu verhalten und keinen der schroffen Männer zu verärgern, ist es kein Wunder, dass er an den Anforderungen scheitert. Man möchte ihm wünschen, dass Jakobs Mutter endlich zur Besinnung kommt und mal ausbricht aus ihrem stereotypen Beuteschema und endlich die Suche nach Tata aufgibt.
Jakob und ich danken dir ganz herzlich! Ob Jakobs Mutter allerdings Einsicht zeigt, bevor es zu spät ist, wage ich leider zu bezweifeln.

Und um dich nicht zu sehr zu entmutigen: Ich stimme @Friedrichard voll und ganz zu, da entwickelt sich was … Mittlerweile habe ich einige deiner Texte hier gelesen und deine Entwicklung beobachtet.
Ich danke dir ganz herzlich für diese Einschätzung. Bedeutet mir auch von dir sehr viel.
Entmutigen lasse ich mich definitiv nicht. Wovon denn auch, liebe Rotmeise? Du hast wieder so viel Zeit und Herzlichkeit in deinen Kommentar gesteckt und das ist ein riesiger Ansporn für mich.
Ich hoffe du weißt, wie sehr ich das zu schätzen weiß und lässt dich nicht von der rechtfertigen Haltung irritieren, die ich teilweise eingenommen habe.

Dein Kommentar hat mich zum Nachdenken angeregt und wird sich auf die Bearbeitung auswirken. Inwiefern genau, wird sich zeigen.

Sei herzlich bedankt und gegrüßt!

JackOve

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber JackOve,

noch eine kurze Rückmeldung zu deiner Antwort, bevor es gleich ins Büro geht.

Vielen Dank für deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Kommentar, der dich streckenweise wohl mehr verwirrt hat, als dass er hilfreich war. Ich bin momentan ein bisschen sehr kritisch (was sich nicht zuletzt darin zeigt, dass ich auch meine eigenen Texte bis auf die Knochen seziere, um sie letztendlich komplett zu verwerfen …).

Zunächst zu der Perspektive und ganz allgemein zu meinem Kommentar: Natürlich sollst du dich in keiner Weise genötigt fühlen, dich rechtfertigen zu müssen. Deine Vorgehensweise ist durchaus legitim, findet ja auch bei Peeperkorn und sicherlich auch anderen Lesern Anklang, und in keinem deiner bisherigen Texte hat mich das gestört – daher bin ich in keinster Weise betrübt, wenn du meinen Hinweis nicht umsetzt. Vermutlich fordert der Text dadurch einfach eine aufmerksamere Lesart, die ich deinem Text nicht gegönnt habe, denn nach erneutem Lesen ist es mir weniger negativ aufgefallen.

Was Jakob angeht, sehe ich nun auch die vereinzelten etwas kindlicheren Szenen. Natürlich war mein Vorschlag nicht zur direkten Umsetzung gedacht, allerdings sehe ich es nach wie vor so, dass Jakob ein wenig kindlicher, alberner sein könnte. Die Szenen mit dem Helm und dem Kaugummi gehen bereits in diese Richtung, dennoch ist er mir zu ernst und erwachsen. Natürlich gibt es solche Kinder, daher gibt es auch keinen Grund, meine Meinung allzu hoch zu hängen. Jakob drückt sich einfach sehr „gewählt“ aus für sein Alter und es gibt keine Szene, in der er einfach mal albern ist. Das fehlt mir, muss aber sicherlich nicht für andere Leser gelten.

Jedes Kind braucht eine Person, zu der es aufblicken kann.
Da stimme ich dir zu und die Ernsthaftigkeit dieses Problems sollte auch der Text klar widerspiegeln. Was mir fehlt ist etwas anderes, nämlich ein Farbklecks, ein kleiner Ausbruch, der mir eben zeigt, dass Jakob noch immer Kind ist. Selbst, wenn Jakob vom Kipplaster (jetzt verstehe ich den ersten Abschnitt übrigens auch ;) ) berichtet, klingt das genau so, nämlich wie ein Bericht, keine leuchtenden Augen und roten Wangen, kein „und dann hab ich das gemacht und dann das und dann …“. Das macht für mich diese Winzigkeit aus, das gewisse Etwas, der Unterschied in der Wahrnehmung zwischen Kind und Erwachsenem. Oder noch ein Beispiel: wenn er nach seinem Lieblingsbuch fragt, könnte er fröhlich loslaufen und alles erzählen, was Grotto so treibt, obwohl beide das Buch in- und auswendig kennen. Und damit genug meiner Rechtfertigungen!

Du hast wieder so viel Zeit und Herzlichkeit in deinen Kommentar gesteckt und das ist ein riesiger Ansporn für mich.
Das freut mich und Ansporn ist der richtige Ansatz! :thumbsup:

Liebste Grüße
Rotmeise

 

Und nochmal, liebe Rotmeise, möchte ich dir für die ausführliche Auseinandersetzung danken, obwohl ich mich fast schon schlecht fühle, dass nun gleich zwei Geschichten von mir auf der Startseite stehen ...:shy:

Ich bin momentan ein bisschen sehr kritisch (was sich nicht zuletzt darin zeigt, dass ich auch meine eigenen Texte bis auf die Knochen seziere, um sie letztendlich komplett zu verwerfen …).
Kritik ist immer hilfreich, gerade deine Denkanstöße sind gewinnbringend! Ich drücke dir die Daumen, dass dein Schreiben nicht zu sehr darunter leidet. Sei nicht zu streng zu dir, würde gerne wieder etwas von dir lesen. :)

... nämlich wie ein Bericht, keine leuchtenden Augen und roten Wangen, kein „und dann hab ich das gemacht und dann das und dann …“.
Ich schaue, was sich machen lässt. Versprochen. Aber: Was du forderst, ist fast exakt in dieser Form schon da. Nämlich hier:
Jakobs Augen funkeln.
„Ich habe alles zu Tata gefahren und der hat das dann in den Container geschaufelt.“

Der Vorschlag zu Grotto ist großartig! Da lasse ich mir etwas einfallen! Danke dir.

Herzliche Grüße,
JackOve

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber JackOve,

obwohl ich mich fast schon schlecht fühle, dass nun gleich zwei Geschichten von mir auf der Startseite stehen ...:shy:
Vorerst wird sich das allerdings nicht ändern, denn ich habe auch noch ein bisschen was anzumerken … :Pfeif:

Ich drücke dir die Daumen, dass dein Schreiben nicht zu sehr darunter leidet. Sei nicht zu streng zu dir, würde gerne wieder etwas von dir lesen. :)
Nett von dir, würde auch sehr gerne mal wieder etwas Eigenes einbringen – aber ich lass mich nicht unterkriegen, ist in Arbeit. ;)

Ich schaue, was sich machen lässt. Versprochen. Aber: Was du forderst, ist fast exakt in dieser Form schon da. Nämlich hier:
Jakobs Augen funkeln.
„Ich habe alles zu Tata gefahren und der hat das dann in den Container geschaufelt.“
Ja und nein. Die Textstelle ist mir nicht entgangen, aber ein bisschen Luft nach oben ist da noch!

Schön, dass dir der Vorschlag mit Grotto gefällt, ich bin gespannt, was du draus machst.

Liebe Grüße
Rotmeise

 

Hallo JackOve,

eines vorweg: Ich finde deinen Schreibstil super! Einfache Sätze, die trotzdem viel aussagen. Er passt super zu dieser Geschichte, die ja aus großen Teilen aus Jakobs Sicht - und damit aus Kindersicht - geschrieben ist.


Damit kommen wir zu einem Punkt, mit dem ich persönlich an einigen Stellen meine Probleme hatte: die Perspektive. Du schreibst aus der Sicht eines auktorialen Erzählers, das ist erstmal ungewohnt, aber da kommt man rein. An manchen Stellen hältst du die jeweilige Sichtweise aber nicht vollkommen ein, z.B.:

. Der Polizist prahlt damit, die totale Kontrolle über das Tier zu haben, geilt sich regelrecht daran auf und zieht Jakob in seinen Bann.
Der Abschnitt ist insgesamt aus Jakobs Perspektive geschildert, das Fettgedruckte passt dazu - zumindest m.M.n. nicht (oder würde Jakob die Worte "aufgeilen" verwenden?).

Auch das hier

Er wirkt unantastbar, erfüllt den Raum mit seiner Präsenz
klingt für mich nicht ganz nach einem Kind.


Insgesamt lässt mich deine Geschichte zwiespältig zurück. Mir gefällt dein Schreibstil wirklich und da sind viele tolle Stellen drin, z.B. diese hier:

Jakob sehnt die Bestrafung herbei, das Warten ist das Schlimmste. Die Backpfeife betäubt das Ohr, lähmt die Wange, reißt die Lippe auf und ihn zu Boden.
Andererseits hat mir irgendwas gefehlt. Ich weiß auch nicht genau, was es ist, aber als sie zu Ende war, dachte ich: "Hm, echt, das wars schon?" Irgendwie hätte ich erwartet, dass noch was kommt.

Achja, und eine Sache noch:

Sie fährt ihm hinterher und ist hörbar stolz, dass er nun ohne Stützräder fährt.
Wie ist man denn "hörbar stolz"?

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen :)

Liebe Grüße,
Tintenfisch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tintenfisch,

ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut.

Ich finde deinen Schreibstil super! Einfache Sätze, die trotzdem viel aussagen.
Das ist ein Kompliment, das ich mir gerne an die Wand, zumindest in den Schreibbunker hängen möchte. Danke! Wunderbar, dass dieser für mich eher untypische Schreibstil funktioniert.

An manchen Stellen hältst du die jeweilige Sichtweise aber nicht vollkommen ein, ...
Dazu habe ich mich schon geäußert. Ich nehme mir da teilweise Rechte raus, die mir (eigentlich) nicht zustehen und bin froh, wenn man mir trotzdem folgen kann.
Was die Szene in der Schule angeht, hast du aber völlig recht. Die erfolgt ganz klar aus der Perspektive von Jakob und muss dementsprechend in der Sprache angepasst werden. Das werde ich überarbeiten.

Wie ist man denn "hörbar stolz"?
Na ja, Salina fährt Jakob ja hinterher und kann rufen, wie stolz sie ist. Sie kann es wortwörtlich aussprechen/-rufen oder umschreiben, indem sie Jakob wissen lässt, wie großartig er das macht.

Insgesamt lässt mich deine Geschichte zwiespältig zurück. Mir gefällt dein Schreibstil wirklich und da sind viele tolle Stellen drin
Ersteres kann ich verstehen, Letzteres freut mich sehr!

Andererseits hat mir irgendwas gefehlt. Ich weiß auch nicht genau, was es ist, aber als sie zu Ende war, dachte ich: "Hm, echt, das wars schon?" Irgendwie hätte ich erwartet, dass noch was kommt.
Und dafür muss ich dir auch danken! Das heißt nämlich, dass du weiterlesen würdest, sogar möchtest, und das ist toll.
Ich habe teilweise auch meine Probleme mit der Länge der Texte, die ich hier hochlade. Die meisten meiner hier unveröffentlichten Geschichten sind länger und könnten noch länger sein ...
Der "Jakob" könnte sicherlich noch die ein oder andere Szene (oder einen weiteren Tata) vertragen, aber das wäre dann etwas für den Mittelteil, denn mit dem Schluss bin ich eigentlich ziemlich glücklich.
Das Ende, das offen ist und doch alles verrät, gefällt mir in dieser Form.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen
Ja! Sei herzlich bedankt.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo JackOve,

ich verstehe nicht so recht, aus welcher Perspektive du erzählst. Jakob ist doch scheinbar ein Kind, und du beginnst aus seiner Perspektive heraus zu erzählen. Also Schlußfolgere ich, dass du das auch durchhalten wolltest, oder?

Diese Sätze fallen allerdings aus der Perspektive

Worüber spricht man mit einem Fremden, der plötzlich die Mutter für sich beansprucht, also den Platz des Vaters einnimmt?

r rennt ins Badezimmer, an Salina vorbei, drückt beide Hähne nach oben, hält die Spülung gedrückt und bricht in Tränen aus. Samt seiner Kleidung stellt er sich unter die Dusche, der Strahl übertönt das Schluchzen, der heiße Dampf beschlägt den Spiegel – Jakob darf wieder Kind sein.

Hier habe ich mich dann gefragt, ob Jakob tatsächlich ein Kind ist, oder einfach nur geistig Behindert. Jedenfalls stimmt weder die kindliche Perspektive noch macht dieser Nachsatz für mich Sinn.

Die Kinder dürfen Fragen stellen, Jakob versteht nicht, warum sich alles um den Köter dreht, ist aber beeindruckt, als der Uniformierte erzählt, dass ihm der Hund aufs Wort gehorche. Der Polizist prahlt damit, die totale Kontrolle über das Tier zu haben, geilt sich regelrecht daran auf und zieht Jakob in seinen Bann. Er gehört ihm.

Also so denkt kein Kind, welches gerade Fahrradfahren lernt.

Der Eimer wiegt nicht viel, es ist die unkomfortable Haltung, die ihm zu schaffen macht. Die Beine wackeln, die Lippe schmerzt, so fest presst er die Zähne dagegen, so fest, dass sie blau anläuft, während der Kopf immer roter wird. Senkt sich der ausgestreckte Arm, hebt er ihn augenblicklich wieder an. Björn darf nicht merken, wie schwer ihm das fällt. Er will nützlich sein. Zeigen, dass er stark und zu gebrauchen ist.
„Mach mal 'ne Pause, Junge“, lautet die Erlösung.

Auch hier, das ist zu reflektiert.

Du merkst, worauf ich hinaus will. Ich komme nicht ganz mit. Aus welcher Perspektive wird Erzählt?


Auch finde ich "TATA" wirklich schrecklich. Das ist doch Sprache für dreijährige, zwei Jährige.

Weil mich die Perspektive öfters rausgehauen hat, konnte ich auch keine wirkliche Nähe zu Jakob aufbauen. Das ist sehr schade, weil mich so die Geschichte relativ kalt gelassen hat. Ich glaube aber wirklich, dass du bzw. die Geschichte potential hat und würde gerne nochmals drüberschauen, wenn du sie überarbeitet hast.

Ich hoffe, du konntest etwas mit meiner Kritik anfangen.

Beste Grüße,

Sonne

 

Hallo JackOve!

Mit der Perspektive habe ich keine Probleme, aber da du am Anfang von "der Kamera" redest, wollte ich erfahren, wer zum Teufel da mit Kamera rumsteht und wo er eigentlich dann geblieben ist.

"Jakob fährt den Wagen vor"
=> Wer ist Jakob und von was für einem Wagen redest du? Das ist ein unklar, denn zuvor redest du von einem namenlosen Jungen und einem Laster.

"Auf Tatas Platz sitzt nun Björn."
=> Kommt ziemlich plötzlich (und liest sich beinahe, als würde Salina sich einen "Harem" halten). Der Mann, den der Junge Vater nennt, darf die Bauarbeiten machen, und am nächsten Morgen wird mit dem nächsten Kerl gefrühstückt.

Das Ende der Polizistenszene verstehe ich nicht: "zieht Jakob in seinen Bann. Er gehört ihm."
=> ?

"der plötzlich die Mutter für sich beansprucht, also den Platz des Vaters einnimmt?"
=> Wo ist Frank abgeblieben?

=> Ich finde, du springst zu sehr von Szene zu Szene, und lässt dabei zu viel aus. Ich kann z.B. nicht daraus, dass Frank am Abend nicht da ist, schließen, dass er für immer und ewig wegbleiben wird.

"Sie nimmt einen großen Schluck, bevor sie die Frage mit zittriger Stimme bejaht."
=> Nette Mutter. Gibt dem kleinen Jungen die Schuld, dass einer ihrer Macker weggelaufen ist.

„Was hast du getan? Du Monster …“, wispert sie.
=> Sehr interessant. Weil, so wie du es schreibst, es nicht ersichtlich ist, wen Salina da eigentlich anspricht. Wer ist das Monster? Björn, weil er den Jungen verprügelt hat, oder Jakob, weil er sich mit Farbe besudelt und Björn verärgert hat?
=> Nun interessiert es mich, ob du genau diese Fragestellung beabsichtigt hast? Wenn ja, fände ich es ziemlich genial. Wenn nicht - schade.
=> Aber ich frage mich auch, ob ich deine Geschichte richtig lese. Welche Rolle willst du Salina zuschreiben?

"Beim nächsten Tata machen wir es besser, Liebling."
=> Ja, wer's glaubt.

Also, ich finde die Geschichte sehr interessant. Ich hätte sie nur gern etwas ausführlicher, etwas runder.

Grüße,
Chris

 

Hallo @ JackOve,

Du beginnst die Geschichte szenisch als eine Art Kameraeinstellung. Ich erwarte dass sich der Erzähler wie ein neutraler Beobachter verhält. Die Geschichte ist vom Plot her entweder anrührend gedacht, oder kritisch hinterfragend, ich weiß es nicht. Ein kühler Bericht lässt mich nicht mitgehen, ich lese von einer Frau mit Sohn und wechselnden Männerbekanntschaften. Ich kann nicht ganz erfassen, um was es in dieser Geschichte geht. Die neutrale Kamera schwenkt mal hier hin, mal da hin, aber sie zeichnet nur grob auf. Ich muss mir meinen Teil denken, um eine fertige Geschichte zu haben. Dazwischen wird mit der Kamerapespektive gebrochen, es wird zu sehr reflektiert, als dass es noch die Wahrnehmung eines kleinen Jungen sein kann.
Das Thema hat mir zugesagt, die Umsetzung weniger.
Liebe Grüße, Goldene Dame

 

Moin schwarze sonne,

danke für deinen Besuch.

Jakob ist doch scheinbar ein Kind, und du beginnst aus seiner Perspektive heraus zu erzählen. Also Schlußfolgere ich, dass du das auch durchhalten wolltest, oder?
Eine logische Schlussfolgerung, die allerdings nicht ganz zutrifft. Wie bereits gesagt, experimentiere ich bezüglich der Perspektive gerade gerne in meinen Texten und bin sehr froh, wenn man mir da folgen kann. Das hat bei dir leider nicht geklappt, was schade aber verständlich ist.

Hier habe ich mich dann gefragt, ob Jakob tatsächlich ein Kind ist, oder einfach nur geistig Behindert.
Das wiederum verstehe ich überhaupt nicht. Wie in aller Welt
kommst du darauf, dass er geistig behindert ist?
JackOve schrieb:
rennt ins Badezimmer, an Salina vorbei, drückt beide Hähne nach oben, hält die Spülung gedrückt und bricht in Tränen aus. Samt seiner Kleidung stellt er sich unter die Dusche, der Strahl übertönt das Schluchzen, der heiße Dampf beschlägt den Spiegel – Jakob darf wieder Kind sein.
Dazu schreibst du:
... noch macht dieser Nachsatz für mich Sinn.
Das müsstest du mir erläutern. Also was auf eine geistige Behinderung schließen lässt und warum das keinen Sinn macht.
Für mich macht das schon Sinn. Auch Kinder können Scham empfinden. Ein "Versagen" können sie ebenfalls einordnen, erst recht, wenn die "Eltern" sich derartig verhalten. Jakob glaubt aber, das nicht zeigen zu dürfen, weil Mutter und Tatas ihm das mal mehr und mal weniger unverblümt eingetrichtert haben. Er will bzw. muss sich möglichst männlich verhalten. Darum dreht er auch alle Hähne auf, damit niemand sein Schluchzen hört.
Eine große Bürde für ein Kind, unter der die Kindheit zu leiden hat.
Als er seinen Gefühlen freien Lauf lässt, "darf" er wieder Kind sein.

Auch finde ich "TATA" wirklich schrecklich. Das ist doch Sprache für dreijährige, zwei Jährige.
"Tata" heißt auf Romanes, Sprache der Sintis, "Vater". Ich kenne erwachsene Sintis, die kein Problem damit haben, ihre Väter so in der Öffentlichkeit zu nennen.

Ich glaube aber wirklich, dass du bzw. die Geschichte potential hat und würde gerne nochmals drüberschauen, wenn du sie überarbeitet hast.
Das würde mich sehr freuen, Sonne. Ich hoffe, meine "Verteidigungsrede" ändert nichts daran. Überarbeiten werde ich meine Geschichte definitiv, gerade der Kommentar von Chris Stone hat mich nochmal angespornt.

Auch wenn es vielleicht anders scheint, ich konnte etwas mit deinem Kommentar anfangen und lasse mir deine Anmerkungen gründlich durch den Kopf gehen

Liebe Grüße nach Chile
JackOve
Chris Stone & Goldene Dame
Lieben Dank für eure Worte, ich antworte euch morgen :)

 

Hi JackOve,


Ich glaube, du hattest hier schon eine ganz gute Idee vor Augen, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Erzählart, die du gewählt hast, die beste ist. Es liest sich für mich wie die Regieanweisungen in einem Drehbuch, oder jedenfalls so ähnlich. Mhm, ich finde, du könntest das schon auktorial erzählen, allerdings könntest du noch an deiner Sprache schrauben. Ich zeige dir mal, was ich meine, anhand eines Beispieles:

Der Lehrer kündigt an, dass in der dritten und vierten Stunde jemand von der Polizei zu Besuch kommen wird. Jakob ist erleichtert, hatte er doch schon wieder einen Zahnarzt befürchtet, der ihn zu den gepflegtesten Zähnen aller Erstklässler beglückwünschen würde. Bei dem Gedanken geriet er in Versuchung, sich das Kaugummi in den Mund zu stopfen, das unter dem Tisch klebte.

Als Autor bist du in der Pflicht, deine Leser mit guten Bildern, Vergleichen und Beschreibungen zu "unterhalten". Du solltest darauf fokussiert sein, mit den Sinnen zu beschreiben, was gerade in der jeweiligen Szene vor sich geht, was die einzelnen Figuren sehen/riechen/hören/schmecken, wo es sie im Schuh drückt - nur so kannst du deine Leser ganz in deine Geschichte hineinziehen.
Wie gesagt, hier liest sich das für mich wie Drehbuch - das ist im Prinzip nichts Schlechtes, das bedeutet, dass du die Handlung schon vor deinem inneren Auge siehst, aber jetzt müsstest du noch in der Erzählsprache nachlegen, selbst, wenn du auktorial erzählst. Mir wirkt der Erzähler hier zu glatt, ja, tatsächlich wie eine Kamera, ein Roboter, der alles so zusammenfasst, wie er es sieht.

Noch mal zu der zitierten Szene, damit du mich nicht falsch verstehst: Mit welcher Stimme kündigt der Lehrer an, dass jemand von der Polizei kommt? Wie sieht seine Gestik/Mimik aus? Wie fühlt sich die Erleichterung für Jakob an? Das wären so Dinge, die deine Geschichte lebendiger machen würden.

Also JackOve, soviel von mir zur Sprache - das war eben ein Punkt für mich, weswegen ich nicht so ganz Eingang in deine Geschichte gefunden habe, ja, sie nicht wirklich spüren und mitfühlen konnte. Würdest du das Erzählte sinnlicher beschreiben, würde dein Text glaube ich durchaus gewinnen. Ich weiß natürlich jetzt nicht, inwiefern dieser Text repräsentativ für dich ist, oder ob das nur ein Experiment war. Nimm mir meine Kritik bitte auch nicht persönlich, das ist jetzt mein rein subjektiver und ehrlicher Leseeindruck. Ich denke, wenn du an deiner Sprache schraubst, kannst du noch große Fortschritte machen. Ich würde dir hierzu allgemein empfehlen (wenn du das nicht sowieso schon tust) einfach mal viel in deutscher Sprache zu lesen, und bezogen auf diesen Text könntest du auch mal versuchen, deine Geschichte aus dem Blickwinkel einer der Figuren zu schreiben - da schreibt man dann automatisch "sinnlicher".

Also, nur meine five cents, ich wünsche dir noch alles Gute.

Viele Grüße,
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chris Stone,

nun doch etwas später als angekündigt, aber besser spät als nie.

Dein Kommentar hat mich gefreut und noch mehr angespornt.

Also, ich finde die Geschichte sehr interessant. Ich hätte sie nur gern etwas ausführlicher, etwas runder
Danke dir. Sehe ich mittlerweile ebenfalls so, dass ich gut daran täte, die Geschichte auszubauen. Ich habe auch richtig Lust darauf. Ich werde auch nach der Überarbeitung noch die gleiche Geschichte erzählen, aber es gibt einige Stellen, die ich vertiefen möchte.
Zum Beispiel den Übergang zwischen Frank und Björn. Warum Frank geht, deute ich ja wirklich nur minimal an, wenn überhaupt, und Björn taucht so plötzlich auf, dass man tatsächlich meinen könnte, ich würde vom Folgetag schreiben. Die Spanne soll kurz sein, aber so kurz nun auch wieder nicht.

Mit der Perspektive habe ich keine Probleme, aber da du am Anfang von "der Kamera" redest, wollte ich erfahren, wer zum Teufel da mit Kamera rumsteht und wo er eigentlich dann geblieben ist.
Das ist beruhigend, dass du dich nicht an der teilweise unklaren Perspektive störst.
Salina knipst das Foto. Vielleicht präzisiere ich das nochmal, ersetze das vielleicht aber auch und lasse mir etwas einleuchtenderes einfallen, um schon am Anfang zu zeigen, wie es um diese Dreiecksbeziehung aus Tata, "Sohn" und Mutter steht.

Wer ist Jakob ...?
Da hat mich auch schon Peeperkorn drauf aufmerksam gemacht. Ich werde den Anfang der Geschichte verdeutlichen, denn dass man gut in die Geschichte findet, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen.

JackOve schrieb:
Was hast du getan? Du Monster …

Dazu fragst du:
Nun interessiert es mich, ob du genau diese Fragestellung beabsichtigt hast? Wenn ja, fände ich es ziemlich genial. Wenn nicht - schade.
Dass man sich das am Anfang fragt, habe ich beabsichtigt, ja. Deswegen warte ich auch ein bisschen und konzentriere mich auf Jakob, bevor ich das dann auflöse. Ich hoffe doch, dass es offensichtlich wird, als sie auf Björn eindrischt.

JackOve schrieb:
Beim nächsten Tata machen wir es besser, Liebling.
Ja, wer's glaubt.
Genau ... Wahrscheinlich glaubt es Salina aber tatsächlich ...

Liebe Chris Stone, dein Kommentar hat mich weitergebracht. Du hast großen Anteil daran, dass ich mich auf die Überarbeitung freue. Wann ich zufriedenstellend dazu komme, möchte ich lieber noch nicht ankündigen.

Sei herzlich bedankt.

***

Hallo Goldene Dame,

ich danke dir für deine ehrliche Meinung.

Ich muss mir meinen Teil denken, um eine fertige Geschichte zu haben
Genau das war auch beabsichtigt ... Ich hatte gehofft, das wäre kein Problem, aber mittlerweile sehe ich ein, dass es noch einige Stellen gibt, die ausbaufähig sind. Mitdenken müssen wird man aber auch nach der Überarbeitung noch. :)

Dein Kommentar hat mich sehr zum Nachdenken angeregt und ich verstehe wirklich alles, was du monierst, nur glaube ich, dass es gerade deshalb wenig ergiebig wäre, mich noch großartig zu rechtfertigen, bevor ich die Geschichte überarbeite.

Ich werde die Geschichte bei Zeiten gründlich überarbeiten und dein Kommentar wird mir dabei eine Hilfe sein.

Sei auch du bedankt und gegrüßt!

***

Moin zigga,

schön, dass du vorbeischaust.

Mit dem Absatz, den du zitiert und moniert hast, bin ich mittlerweile auch alles andere als glücklich. Aus mehreren Gründen.

Noch mal zu der zitierten Szene, damit du mich nicht falsch verstehst: Mit welcher Stimme kündigt der Lehrer an, dass jemand von der Polizei kommt? Wie sieht seine Gestik/Mimik aus? Wie fühlt sich die Erleichterung für Jakob an? Das wären so Dinge, die deine Geschichte lebendiger machen würden.
Das sind gute Tipps, die ich mir bei der Überarbeitung auf die Fahne schreiben werde. Zu geschmückt werde ich das allerdings nicht gestalten, denn die Sprache ist bewusst kurz und knackig geraten, damit man sich auf's Wesentliche konzentriert. Wie du später selbst vermutet hast, war das tatsächlich ein Experiment. Sonst schreibe ich ausführlicher, weniger distanziert und somit auch emotionaler, behaupte ich mal.
An diesem Experiment muss noch weiter experimentiert werden!

Nimm mir meine Kritik bitte auch nicht persönlich, das ist jetzt mein rein subjektiver und ehrlicher Leseeindruck.
Quatsch! Ich danke dir für deine Zeit und Gedanken, Zigga.

Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute! :)

 

Servus,

"Tata" heißt auf Romanes, Sprache der Sintis, "Vater". Ich kenne erwachsene Sintis, die kein Problem damit haben, ihre Väter so in der Öffentlichkeit zu nennen.

Wusste ich nicht, ich dachte das wäre ein Sprachfehler.

Das müsstest du mir erläutern. Also was auf eine geistige Behinderung schließen lässt und warum das keinen Sinn macht.
Für mich macht das schon Sinn. Auch Kinder können Scham empfinden. Ein "Versagen" können sie ebenfalls einordnen, erst recht, wenn die "Eltern" sich derartig verhalten. Jakob glaubt aber, das nicht zeigen zu dürfen, weil Mutter und Tatas ihm das mal mehr und mal weniger unverblümt eingetrichtert haben. Er will bzw. muss sich möglichst männlich verhalten. Darum dreht er auch alle Hähne auf, damit niemand sein Schluchzen hört.
Eine große Bürde für ein Kind, unter der die Kindheit zu leiden hat.
Als er seinen Gefühlen freien Lauf lässt, "darf" er wieder Kind sein.

Ja logisch. Ich weiß das, du weißt das. Aber denkt sich das ein kleines Kind, welches jeden neuen Liebhaber als Vater betitelt? Ich würde nicht mal sagen, dass er weiß, warum er das macht, sondern es einfach macht. Im Gegensatz dazu, weiß Jakob nun anscheinend, dass er endlich wieder Kind sein darf. Kinder denken so nicht. Sie handeln einfach, sie leben im hier und jetzt. Der Nebensatz würde Sinn machen, wenn er älter wäre, und sich in diesem Moment so Verhalten darf, wie er sich als Kind verhalten hat. Und dann wäre er zumindest emotional zurückgeblieben, wenn er sich so verhalten muss, wie ein Kleinkind, um das Geschehene zu Bewerkstelligen.

Ich hoffe du verstehst mich.

Beste Grüße und bis dann,

Sonne

 

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