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"Joe und Marie" oder "Weihnachten heute"

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16.08.2001
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"Joe und Marie" oder "Weihnachten heute"

"Komm, Joe", sagte Marie, "laß uns ein wenig an diese Bank sitzen. Ich muß unbedingt, etwas verschnaufen!" Joe, der Maries Arm stützte, setzte Marie behutsam auf jener Parkbank unter der Straßen-laterne ab, die den kleinen Platz mit weißen Licht erfüllte, ehe er ne-ben ihr Platz nahm. Marie blickte ihm flehend in die Augen: "Oh, Joe, finden wir noch etwas für die Nacht? Ich glaube, das Baby kommt bald!"
Joe sprang auf und starrte auf die vereiste Straße. "Das sind die drei Häuser in der ganzen scheiß Stadt, wo wir noch nicht waren." rief er. "Warum mußte Dich Dein Vater auch rauswerfen? Mensch, Du bist sechzehn und alt genug, um ein Kind zu bekommen, und..."
Marie fiel ihm ins Wort: "Du weißt ganz genau, daß mein Vater mich nicht wegen des Kindes hinausgeworfen hat, auf das wäre er stolz gewesen. Schuld daran bist nur Du." Bei diesen Worten blickte Joe verlegen zu Boden. "Mein Vater hat mich wegen dem Vater meines Kindes hinausgeworfen, nur weil Du in dieser beschissenen Nazi-gruppe bist."
"Komm", sagte Joe darauf, "laß uns noch bei diesen drei Häusern fragen, vielleicht finden wir hier noch ein Bett für die Nacht." Behut-sam nahm er Maries Arm und half ihr beim Aufstehen. Ihr erstes Ziel an diesem letzten Ende der Stadt, war das Haus, das rechts etwas im Abseits stand. Joe drückte den Klingelknopf. Aus der Gegensprech-anlage war ein Knistern und Knacken zu vernehmen. "Ja?" meldete sich eine Stimme, und als Joe nicht gleich eine Antwort gab, setzte die Stimme noch ein "Hallo?" hinzu.
"Ja!" flehte Joe. "Meine Freundin bekommt ein Baby und wir haben noch kein Bett für die Nacht, könnten Sie uns bei sich aufnehmen?"
Die Stimme klang mitleidig und erstaunt zugleich. "Was?" sagte sie. "Ich habe hier das Haus voller Gäste. Meine ganzen Verwandten sind endlich wieder einmal gekommen, und endlich können wir Weih-nachten wieder einmal gemeinsam feiern." Und nach einer Pause setzte die Stimme hinzu: "Frohe Weihnachten!" Mit einem weiteren Knistern verstummte die Gegensprechanlage endgültig.
Joe sagte nichts. Nur Marie mußte ihrer Enttäuschung Luft verschaf-fen. "Irgendwie habe ich's mir schon gedacht", sagte sie, "daß wir auch hier kein Glück haben. Ich habe heute schon zu oft diese oder ähnliche Worte gehört." Ein wehmütiger Seufzer entrang sich ihrer Brust.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen führte Joe Marie zum nächsten Haus. Wiederum drückte er den Klingelknopf. Wenige Augen später wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet und ein alter Mann spähte skeptisch über die Sicherheitskette. "Was wollt ihr?" keifte er. "Was streunt ihr um diese Zeit noch auf der Straße herum, hä?" - "Wissen Sie...?" begann Joe, doch der Alte fiel ihm ins Wort: "Was soll ich Wissen, hä?" Joe suchte nach den richtigen Worten: "Nun, meine Freundin bekommt bald ein Baby, und..." - "Das sehe ich, mein Jun-ge, da erzählst Du mir nichts neues, aber was in aller Welt habe ich damit zu tun, hä?" Wiederum war ihm der alte Mann ins Wort gefal-len, und Joe hatte große Probleme, seine Beherrschung zu bewahren. "Nun", antwortete er, "es kommt heute Nacht, und wir wissen noch nicht, wo wir schlafen sollen." Das Gesicht des alten Mannes begann zu leuchten. "Ihr sucht also ein Zimmer für die Nacht, oder? Also gut, ich wohne allein in diesem großen Haus und ich habe viele Zimmer frei. Ihr könnt jederzeit in das große Gästezimmer, wenn..."
"Oh, vielen Dank!" unterbrach ihn Joe. Freudentränen standen ihm in den Augen, und Marie seufzte erleichtert auf. "Laß mich doch einmal ausreden, Du Schnösel!" herrschte ihn der Alte an. "Ich wollte sagen, wenn Ihr mir zwanzig Mark die Nacht gebt." Tränen rollten über Joes Wangen. "Oh, mein Gott!" schluchzte er. "Ich habe nur noch fünf Mark!" Und nach einer Pause setzte er hinzu: "Haben Sie denn gar kein Herz?" - "Geld regiert die Welt!" erwiderte der Alte, und mit einem hämischen Lachen schloß er die Tür.
Joe wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen. Ohne Marie noch in die Augen blicken zu können sagte er: "Eine Chance haben wir noch, aber die wird wohl so enden, wie all die anderen." Ratlos und mitleidig blickte ihm die werdende Mutter ins Gesicht, während Joe sie bereits zur letzten Tür führte. Dort angekommen schreckte Joe zurück. "Oh, mein Gott!" rief er. "Was hast Du denn?" Marie kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Joe spannte jeden Gesichtsmuskel an, so entsetzt war er. "Ich kann hier nicht klopfen, nicht um alles in der Welt!" - "Das ist aber unsere letzte Chance", flehte Marie. Als sie versuchte, ihm in die Augen zu blicken, wich Joe aus. "Ich weiß", antwortete er schließlich, "aber in diesem Haus wohnt der letzte Türke, den man noch nicht aus der Stadt vertrieben hat." Wütend packte Marie Joe am Arm. "Hey", fuhr sie ihn an. "Heute bist Du bei mir und nicht bei Deiner Nazigruppe." Noch im-mer konnte Joe sie nicht ansehen, so sehr haderte er mit sich selbst. "Ja, aber wenn das einer von den anderen rauskriegt, daß ich bei ei-nem Türken bin, ohne ihm etwas anzutun, die machen mich kalt." In beschwichtigendem Ton redete Marie ihm zu: "Ich werde denen nichts sagen, und Du bestimmt auch nicht." Joe schüttelte ihren Arm ab. "Also gut!" schloß er und klopfte an der Tür.
Als sich nach wenigen Minuten nichts getan hatte, wandte er sich mit traurigen Blicken Marie zu. "Siehst Du, ich wußte doch, daß da auch nichts mehr dabei herauskommt." Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich seiner Brust. "Was gibt's?" hörte Joe auf einmal hinter sich und wandte sich mit erschrockenen Augen um. Ein Türke im Morgenmantel stand mit verschlafenem Gesicht in der Tür und be-trachtete die abendlichen Besucher verwundert. "Äh, Herr..., Herr...!" stotterte Joe. "Brökmayal! Ich heiße Brökmayal!" antwortete der Türke. "Herr Brökmayal, meine Freundin bekommt heute Nacht ein Baby, und wir wissen noch nicht, wo wir schlaffen sollen!" Joe klang gewiß nicht, wie ein Hilfesuchender, in seiner Stimme lag ein herri-scher Befehlston. Doch kaum hatte er ausgesprochen, da weiteten sich die Blicke des Türken, und er machte sofort Platz an der Tür. "Was?" sagte er. "Oh, da musch kucke, daß rein kommsch. Bei der Kälte kann ja no was passiere mit die kleine Kind. Kommt's rein, isch kalt drauße!"
Joe und Marie blickten einander an. Maries Blicke spiegelten die Erleichterung über das Ende einer langen, verzweifelten Suche wie-der, in Joes Augen loderte das Feuer des Hasses, neben welchem sich langsam auch ein Funke der Angst Platz verschaffte.

Herr Brökmayal führte die beiden in sein Wohnzimmer und ließ sie auf dem Sofa Platz nehmen. Auf dem Boden bereitete er ein Nachtla-ger aus zwei Matratzen und einer Unzahl weicher Kissen, über wel-cher er schließlich noch drei große Decken ausbreitete. "So, Mädle", sagte er, "da könne sie sich hinlege." Marie lies sich vorsichtig auf das bequeme Lager nieder und verkroch sich zwischen den Decken. Joe, der zwischen Schuld- und Pflichtgefühl schwankte, stand rat- und nutzlos daneben. Herr Brökmayal kümmerte sich bestens um Marie. "Brauche sie no irgendwas?" fragte er. "No a Decke? Oder a Glas mit Wasser? Brauche bloß sage, i hole glei, damit kleine Kind nix passiert." - "Ein Glas Wasser könnte ich brauchen!" ächzte Ma-rie, und Herr Brökmayal verließ sofort den Raum, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Joe stand noch immer unentschlossen daneben, nicht einmal in der Lage, seine Freundin auch nur eines Blickes zu würdigen. Als Herr Brökmayal mit dem Glas Wasser zurückkam, war Marie in einen leichten Schlaf der Erschöpfung gefallen. Er stellte das Glas auf einem kleinen Tischchen neben dem Sofa ab und blieb erwartungsvoll unter der Tür stehen.
Joe indessen setzte sich neben Marie und ergriff eine ihrer Hände. Sanft streichelte er sie, und plötzlich schlug Marie die Augen auf. "Es ist so weit", stöhnte sie. "Schnell, einen Arzt!" Laut und deutlich war ihr Stöhnen hörbar. Herr Brökmayal setzte eine erfahrene und souveräne Miene auf. "Um diese Zeit wirsch kaum finde an Arzt!" sagte er. "Aber weisch, mei Frau scho hat kriegt sieben Kinder, ich kann der helfen fascht genau so gut!" Joe musterte Herrn Brökmayal mit finsterer Miene und bemerkte gar nicht, wie sich sein Griff um Maries Hand immer fester schloß. "Au, Joe, Du tust mir weh!" ächzte sie, worauf Joe ihre Hand fallen ließ und mit angespannter Miene aus dem Fenster starrte. Herr Brökmayal erwies sich zum zweiten Mal in dieser Nacht als Retter in der Not und außerdem als hervorragender Geburtshelfer. "Scho isch passiert, Frau", sagte er, als Marie das Kind zur Welt gebracht hatte. "I mache kleine bloß a bissele sauber, dann bringe i dir." Als Herr Brökmayal mit dem Neu-geborenen den Raum verließ, wollte Joe ihm zutiefst verärgert hin-terher. "Joe?" fragte Marie. "Was hast Du vor?" - "Ich möchte nur wissen, was er mit meinem Kind anstellt!" Marie blickte ihn traurig an, ehe sie ihm antwortete: "Mit UNSEREM Kind. Es ist UNSER Sohn, und wenn er mir nicht geholfen hätte, dann könntest Du ihn niemals lebend in Deinen Armen halten." Endlich brach bei Joe das Eis, endlich überkam ihn die Erkenntnis. "Stimmt!" sagte er schließ-lich. "Oh, mein Gott, was bin ich für ein Rindvieh!"

Zwei Wochen waren seit der Geburt des Kindes vergangen, und Herr Brökmayal sorgte noch immer gut für seine Gäste. Sogar seinen Fernseher aus dem Schlafzimmer hatte er ihnen zur Verfügung ge-stellt, doch mit dem Kind kamen die beiden nur äußerst selten in den Genuß desselben. Eines schönen Tages nun ging Herr Brökmayal wieder einmal zum Einkaufen. "Gell, ihr zwei, paßt's mer gut auf Haus auf, i komme bald wieder." sagte er und verschwand in der Tür. Daß Joe noch antwortete: "Wird erledigt!", das hörte Herr Brökmayal schon nicht mehr.
Joe saß neben Marie auf dem Lager am Boden und strahlte über das ganze Gesicht. "Komm", sagte er, "gib mir noch einmal den Kleinen. Ich freue mich ja so, daß es ihm und uns hier so gut geht." Marie reichte ihm behutsam das junge Leben, und Joe blühte auf an seinem Sprößling. Plötzlich klopfte es völlig unerwartet an der Haustür. Ein wenig verärgert hab er das Baby zurück in die Hände der Mutter. "Nimm noch mal kurz, ich gehe nachsehen, wer da ist." Er rappelte sich auf, doch schon kamen ihm an der Wohnzimmertür drei Perso-nen in Bomberjacken entgegen, mit kahl geschorenem Haupt. Vom Schock überwältigt landete Joe unsanft neben den Matratzen, doch sofort rückte er neben Marie und legte seinen Arm schützend um sie. Die drei seltsamen Gestalten bauten sich vor Marie und dem Baby auf.
"Wir sind der Arier...", begann der erste zu reden. "...die Diktatur...", setzte der zweite hinzu. "...und der Nationalsozialismus." schloß der dritte. Joe und Marie starrten die drei entsetzt an. Im Chor fuhren die Besucher fort: "Wir sind die drei Weisen aus dem Gestern-Land. Wir möchten diesem Kind unsere Gaben darbringen." Der Arier begann: "Es sind Geld..." - "Rauchbomben" fuhr die Diktatur fort, und der Nationalsozialismus schloß mit den Worten "...und Giftgas!"
Wiederum sprachen sie im Chor: "Dieses Kind soll sie nehmen, auf daß es uns im Heute-Land so ähnlich werde, wie sein Vater uns ähn-lich ist. Denn sein Vater ist einer unserer würdigsten Vertreter im Heute-Land." Joe sprang auf, packte den Arier am Kragen und schob ihn gegen die anderen beiden. Mit voller Kraft beförderte er sie durch Wohnzimmer- und Haustüre zurück auf die Straße. Doch noch vor seinen Augen lösten sich die seltsamen Gestalten in Luft auf. Kaum hatte Joe wieder neben Marie Platz genommen, Da klopfte es aber-mals an der Tür. Diesmal kamen die Besucher herein, noch ehe Joe aufstehen konnte. Und abermals bauten sich drei Figuren vor dem Baby auf. "Wir sind der Rassismus...", begann der erste, "...die Kor-ruption..." setzte der zweite hinzu, "...und die Ausbeutung!" schloß der dritte. Im Chor erklärten sie: "Wir sind die drei Weisen aus dem Heute-Land. Wir möchten diesem Kind unsere Gaben darbringen." Der Rassismus erzählte von Massenvernichtungswaffen, die Korrup-tion von Bestechungsgeldern und die Ausbeutung von Steuererträ-gen. Im Chor erklärten sie: "Dieses Kind soll sie nehmen, auf daß es uns ähnlich werde, bis es das Morgen-Land erreicht, denn im Mor-gen-Land sind wir noch sehr schwach vertreten."
Im Gleichschritt verließen die drei die Wohnung, und entsetzt sprang Joe auf. "Weißt Du, weißt Du, wer das war?" kreischte er. Mit zittri-ger Stimme versuchte Marie zu antworten: "Ja, Rassismus, Korrupti-on und..." - "Nein!" schrie Joe, worauf das Kind zu weinen anfing. "Das waren welche aus unserer Gruppe. Derjenige, der sich als Ras-sismus vorgestellt hat, ist Ralf, unser Anführer!" - "Oh, mein Gott!" seufzte Marie und wiegte das Kind in ihren Armen, um es wieder zu beruhigen. Als es erneut klopfte, nahm Joe seinen pflichtgemäßen Platz ein und sagte: "Das kann nur noch das Morgen-Land sein!"
Diesmal traten vier sehr unterschiedliche Figuren herein. Der erste schien einem Bettler gleich, der zweite trug Kleidung von so unpas-sender Zusammenstellung, daß es dem Auge schon weh tat. Der dritte war ein Soldat in voller Munter, und der letzte schließlich hielt sich in einem großen schwarzen Mantel mit hohem Kragen verbor-gen. Der Soldat schließlich begann zu sprechen: "Gestatten Sie, daß wir uns vorstellen? Ich bin der Krieg!" Der Bettler setzte hinzu: "Ich bin die Verarmung!" - "Ich die Verwahrlosung!" erklärte der modi-sche Mißgriff mit irrem Blick, und die Figur in schwarz sagte: "Und ich bin der Tod." Alle vier erklärten: "Wir sind die vier Weisen aus dem Morgen-Land!" Mit einer Stimme, die irgendwo aus einer Gruft zu kommen schien, sagte der Tod: "Erzähle, Krieg! Erzähle ihnen, weshalb wir hier sind!" - "Also gut!" antwortete der Krieg. "Wir kommen aus jener Welt, die Ihr Zukunft nennt. Bei uns ist es das Morgen-Land, denn wir wissen heute schon, was morgen geschieht. Doch uns gibt es nicht ohne das Heute. Durch das, was heute ge-schieht, wandeln wir unsere Gestalt. Doch auch wir haben unsere Gaben für dieses Kind dabei. Wir können aber stets nur das geben, was wir nicht haben. Also seid uns nicht böse, wenn ihr mit dem, was wir Euch geben, in Eurer Zukunft nichts mehr anfangen könnt. Wir bringen Euch die Güte, die Barmherzigkeit, den Gemeinschaftssinn und die Großzügigkeit. Wir sind viele Brüder in unserer Welt, doch nur diejenigen sind stark, die von den Menschen im Heute genährt werden. Denkt, was ich Euch gesagt habe." Die anderen drei klatschten Beifall für die Rede ihres Bruders. Dann knieten sie nach-einander vor dem Baby nieder und legten ihm eine Hand auf den Kopf. "Ich bringe Dir Barmherzigkeit", begann der Tod. "Ich bringe Dir Güte", erklärte der Krieg. "Ich bringe Dir Gemeinschaftssinn", fügte die Verwahrlosung hinzu. "Und ich bringe Dir die Großzügig-keit!" schloß die Verarmung. "So seien Dir unsere Gaben zuteil ge-worden", schlossen die vier ihren Besuch und verließen den Raum.
Minuten vergehen, ehe Joe und Marie wieder eines klaren Gedankens fähig sind. "Oh, mein Gott!" seufzte Marie. Joe sprang auf und ging mit großen Schritten im Wohnzimmer auf und ab. "Was war das?" schrie er. "War das ein Alptraum?" - "Nein!" Marie schrie jetzt auch. "Für einen Alptraum war es viel zu real. Das war die Wirklichkeit. Wir haben den Tod vor Augen gehabt und er hat unseren Sohn be-rührt. Warum hast Du das nicht verhindert?" Joe blieb stehen und sah Marie an. "Ich wollte ja, aber ich konnte mich nicht bewegen!" Plötzlich spiegelte sein Gesicht noch mehr Entsetzen. Mit starren Blicken stand er vor Marie. "Aber, aber wenn das alles Wirklichkeit war, dann ist die Menschheit doch in Gefahr. Wir vernichten uns selbst. Wenn wir so weitermachen, wie bisher, dann werden wir ver-armen und verwahrlosen und Krieg und Tod kommen über uns." Joe ließ sich auf die Knie fallen und legte seinem Sohn eine Hand auf die Brust. "Oh, mein Sohn"; sagte er, "gib mir etwas von Deinen guten Eigenschaften ab, damit ich hinausgehen kann in die Welt und den Menschen beweisen, daß wir mit Güte, Barmherzigkeit, Gemein-schaftssinn und Großzügigkeit überleben können, nicht aber mit Kor-ruption, Ausbeutung und Rassismus. Mein Sohn, ich spüre, wie Dei-ne Kraft auf mich übergeht. So will ich mein Glück versuchen!"
Joe stand auf und ging zur Tür. "Hey, Joe", sagte Marie. "Schau zu-erst einmal, wo Herr Brökmayal bleibt. Ich möchte hier nicht ganz alleine bleiben." Auf einmal waren von der Straße her viele Stimmen zu vernehmen. "Was ist das für ein Tumult vor dem Fenster?" wollte Marie wissen. "Warte", sagte Joe, "ich sehe einmal nach."
Joe ging zum Fenster und erstarrte in der Bewegung. "Oh, mein Gott", sagte er zu Marie. "Herr Brökmayal liegt dort auf der Straße, es schaut so aus, als ob er tot wäre. Oh, mein Gott, ich muß diesen Leuten etwas sagen." Joe öffnete das Fenster, wodurch jetzt Wortfet-zen aus dem Geschrei deutlicher zu verstehen waren. "Welch ein Glück, wieder ein Türke weniger!" rief einer der Passanten. "Weg mit dem Kanaken, daß ist Umweltverschmutzung!" kreischte eine alte Frau. "Endlich ist das letzte Stück Scheiße in unserer Stadt ver-reckt!" meine ein junger Kerl. Noch viele andere Worte fielen, bis Joe durch die Finger pfiff.
Der Lärm verstummte, und alle wandten sich nach dem Fenster um. "Hört mir zu!" rief Joe. "Dieser Mensch, der da tot auf der Straße liegt, hat meinem Sohn das Leben geschenkt, als keiner von Euch mir eine Tür öffnete!" Laute Buh-Rufe und Hetzkampagnen waren aus der Menge zu vernehmen, doch Joe übertönte sie alle: "Ich weiß jetzt, was wir für Fehler machen. Wir arbeiten zu gerne für Geld und zu wenig aus Freude oder Kameradschaft. Wenn wir uns nicht än-dern, dann wird bald ein großer Krieg dieses Land und die ganze Welt überfluten und uns all in Verarmung und Verwahrlosung zu-rücklassen, wenn uns nicht sogar der Tod ereilt." Jetzt verstummten auch die letzten Zwischenrufe, und Joe starrte in lauter betroffene und schuldbewußte Gesichter. "Versucht", fuhr er fort, "Euer Leben mit Güte, Gemeinschaftssinn, Barmherzigkeit und Großzügigkeit zu gestalten, dann hat die Welt noch eine Zukunft. Und nun, wenn Ihr diese Worte verstanden habt, geht hinaus in die Welt, um es all denen zu sagen, die heute nicht bei uns sind. Die Zeit eilt, denn niemand kann sagen, wann der Haß, der in jedem von uns ruht, den Krieg ent-facht!"
Mit Tränen in den Augen fielen sich die Leute auf der Straße in die Arme. Joe hatte der ersten Schritt getan und war froh, endlich den richtigen Weg gefunden zu haben: den Weg des Friedens.
Noch heute sitzen er und Marie beizeiten auf jener Parkbank bei Herrn Brökmayals Haus. Ach ja, manchmal haben sie sogar ihren Sohn dabei, den kleinen Mohammed, und dann erzählen sie ihm, was seinerzeit alles passiert ist in dem Haus von Herrn Brökmayal, gleich nebenan.

 

Iwan,
diese kg ist doch absolut klischéeüerlalden! Die parallelen zu der Weihnachsgeschichte sind meiner Meinung nach leider aber zu plump ausgefallen. Irgendwie ist die Geschichte ein wenig zu lang, und die Einschübe mit den drei bzw. vier Männern aus dem Morgenland gehören wohl eher in das etwas seltsame Milieu. Schade, bei Deiner Geschichte wäre manchmal etwas weniger etwas mehr. Gute finde ich den Slang des Retters. Aber zum Schluss, das mit dem in die Arme fallen - absolut übertrieben. Gut wäre, wenn Du die Trennungszeichen mitten in den Worten noch rausnimmst. Unterhaltsam war die Story aber trotzdem. ;)
mfg
M.

 

Hallo Iwahn!

Bitte editiere die Trennstriche raus.

Beispiel:

Behut-sam nahm er Maries Arm und half ihr beim Aufstehen.

 

Hi,

Dein erster Satz:
"Komm, Joe", sagte Marie, "laß uns ein wenig an diese Bank sitzen."

beinhaltet schon die ersten Fehler ("...laß uns ein wenig auf dieser Bank sitzen"), und ich finde, es zieht sich durch die ganze Geschichte. Es sind natürlich nicht überall Fehler, aber es scheint mir irgendwie so lieblos "hingeworfen" zu sein, was sich auch, aber nicht nur, bei den Trennungsstrichen wiederspiegelt.

Ein Tipp: Nachdem du Deinen Text von Sonstwoher (Word zb) ins Textfeld kopiert hast, noch wenigstens einmal überarbeiten.

Ansonsten wünsche ich nur noch schöne Feiertage...
Karsten

 

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