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Serie Chrissy (4): Warum Hasen nicht in den Himmel kommen

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CoK

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24.08.2020
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Chrissy (4): Warum Hasen nicht in den Himmel kommen

Papa sagt: „Wir bauen. Ihr Mädels bekommt euer eigenes Zimmer und es wird ein Badezimmer geben.“
„So eins wie bei Weitoma?“
Ich bin in den Ferien bei Oma in Bayern gewesen. Sie hat ein Bad … mit einer Brause, damit kann man sich die Haare abspülen. Sie braucht keinen Wurstkessel, um Wasser warm zu machen, es kommt aus der Wand.
„Ja, genau so eins“, bestätigt Papa.

„O-maaaa!“ Ich stürme die Treppe hoch. Oma Anna steht am Küchentisch und bügelt. Über ihrer Bettwäsche liegt ein Hemd von Opa. Sie stellt das Bügeleisen zurück auf den Holzofen und schaut mich an. „Warum schreist du denn so?“
„Oma, wir bauen!“
„Kind, dass weiß ich doch, dein Papa hat das Haus vom Maier Sepp gekauft, als der Rohbau fertig war, ist er bei einem Verkehrsunfall gestorben. Dein Papa baut jetzt weiter.“ Oma schüttelt den Kopf, „das ist nicht gut …“
„Was ist nicht gut?“
„Ach nichts, Kind.“
Mir fällt ein, dass ich dann nicht mehr hier im Haus wohne. „Oma du brauchst nicht traurig sein, ich komme dich jeden Tag besuchen.“
Sie schaut an mir vorbei, ihre Augen bewegen sich kein bisschen, nur die Lippen zittern.
„Es ist doch nicht weit weg und immer, wenn die Schule aus ist, komme ich zu dir.“ Ich streichle ihr über die Hand. Oma dreht sich um und nimmt das Bügeleisen von der Herdplatte.
„Es wird schon gut werden, meine Kleine.“ Sie presst das Eisen auf Opas Hemd.

Jutta muss es auch wissen.
Ich laufe über die Straße, da höre ich Frau Precht rufen: „Chrissy, Chrissy kannst du für mich einkaufen?“ Stumm schüttle ich den Kopf.
„Chrissy, bitte, nur schnell zum Bäcker, ich brauche Brot!“ Ich hebe den Kopf, sehe sie am Fenster, sie lächelt und winkt mir zu.
„Mein Mann ist mit Benno beim Arzt!“
„Ich darf nicht mehr für Sie einkaufen“, rufe ich nach oben.
„Wer hat denn das gesagt? Komm rauf, dass will ich jetzt wissen!“
Ich trete von einem Bein auf das andere, beiße mir auf die Lippen. Sie hat bestimmt Hunger …
Nur noch dieses eine Mal. Ich drücke die Türklinke hinunter und steige im Hausgang die dunkle Treppe hoch. Es riecht nach Eisen und Feuer, das Hämmern aus der Schmiede fehlt.
Der Geruch im Wohnzimmer ist anders: Wie, wenn Mama kocht und Anna neue Windeln bekommt.
„Hallo Chrissy, schön dass du doch gekommen bist.“
Sie steht mit ihrem Rollstuhl noch am Fenster. „Guten Tag Frau Precht“, ich weiß nicht, wo ich hinschauen soll.
„Warum darfst du nicht mehr für mich einkaufen?“
„Weil Mama und Papa es verboten haben.“
„Was war denn, hat Benno dir etwas getan?“
Ich schüttle den Kopf, „Benno nicht!“, flüstere ich.
„Du kannst es mir doch sagen, was ist los?“
Ich stehe stumm neben der Tür, drücke mich fest gegen die Wand. Wie die kleinen Häschen, die sich in die Ecke drücken, wenn man sie anfassen will. Ich denke an Papa.

Er war am Abend beim Schmied gewesen. Ich lag schon im Bett und hörte, wie Mama schrie: „Ihr Männer habt das miteinander geregelt, das sehe ich und riechen kann ich es auch. Unsere Tochter hat also eine große Fantasie und darf sein Haus nicht mehr betreten.“ Du bist … ich hörte wie ein Stuhl umfiel und presste mein Kissen über den Kopf …

Beim Frühstück schreit Mama uns an. „Wehe ich sehe dich oder euch noch einmal am Haus des Schmieds, dann setzt es was …“

Frau Precht schaut nach unten, verschränkt die Finger wie beim Beten, sie hebt die Hände, „bitte Kind, sag es mir.“
In meinem Kopf ist es laut, Mama, Papa, Frau Precht, der Schmied …-…alle wollen etwas von mir. Ich halte die Luft an, dann erzähle ich ihr ganz schnell von der dunklen Ecke. Von den Fingern des Schmieds, dem Schmerz.
Ihre Hände bewegen sich, greifen nach beiden Seiten. Tränen laufen über ihr Gesicht.
Ich will ihr sagen: Bitte nicht traurig sein, nicht Weinen, es tut nicht mehr weh.
Sie rollt auf mich zu.
Kreischt: „Du kleines verlogenes Miststück, verschwinde!“
Es ist wie in der Schule: Hand ausstrecken, Schmerz, Kopf nach unten und laufen.
Ich renne in meinem Kopf ist alles durcheinander, warum sind die Erwachsenen so böse.
Vor dem Hasenstall bleibe ich stehen, Opa ist da.
Er dreht sich zu mir, legt einen leeren Sack über die Schulter und nimmt meine Hand. „Komm, Chrissy, ich habe keinen Löwenzahn mehr, wir holen Hasenfutter.“

Abends im Bett erzähle ich meinen Schatten von Frau Precht und das ich nie erwachsen werden will. Stumm hören sie zu. Gehen auf und ab, bis ich einschlafe.
Mama erzähle ich es nicht, sie wird sonst böse.

Zwei Tage später dürfen wir mit Mama auf den Bau kommen. „Es wird euch gefallen“, unser neuer Nachbar hat auch Kinder, elf Stück sogar.“
Marie und ich staunen, gleichzeitig wiederholen wir: „elf Kinder!“
„Mädchen oder Jungs?“ Will ich wissen.
„Beides!“ sagt Mama.“
Es klopft, Onkel Alex und Opa kommen herein. „Können wir?“
Papa und Opa steigen in das Auto von Onkel Alex. Nur er hat einen Führerschein.

„So Mädels, es ist nicht weit, wir laufen.“ Mama schiebt den Kinderwagen. Marie und ich nehmen Lotte an die Hand. Bei der ersten, niederen Mauer, reißt sich Lotte los, um darauf zu balancieren. Sie streckt ihre dünnen Ärmchen aus und wie ein Seiltänzer setzt sie einen Fuß vor den anderen und singt dabei: „Maikäfer flieg. Der Vater ist im Krieg. Die Mutter ist in Pommernland. Pommernland ist abgebrannt. Maikäfer flieg.“ Am Ende der Mauer hüpft sie herunter und wir nehmen sie an die Hand. Ein paar Häuser weiter, ist wieder eine kleine Mauer, Lotte reißt sich los. Maikäfer flieg dein Vater ist im Krieg … Mama dreht sich um „Lotte du gehst sofort von der Mauer.“
„Warum?“
„Weil man auf den Mauern fremder Leute nicht herumturnt.“
Lotte zieht einen Schmollmund, „ich will nicht mehr weiterlaufen!“
„Noch vier Häuser, schau, da vorne, wo Onkel Alex Auto steht, da ist Papa!“
Ich renne los, da ist es das Haus mit den vielen Kindern. Auf den Stufen vor der Haustür sitzen zwei blonde Mädchen. Sie schauen den Männern auf der Baustelle zu. Da ist Papa mit einem Schubkarren „Hallo Papa!“ Ich winke.
Jetzt drehen sich die Mädchen zu mir um. Mist, die sind älter als ich.
Er stellt die Schubkarre ab und kommt zu uns. Papa schiebt den Kinderwagen den Hang hinauf vor den Rohbau. Anna schläft. Mama schaut mit uns den unteren Stock an. Es gibt noch keine Türen und keine Glasfenster. Ich kann nirgends eine Treppe entdecken. „Mama, wo ist denn hier der Keller? Ich finde keine Treppe?“
„Das hier ist der Keller!“ Mama lacht,
Ich lache auch, ein Keller, der nicht unter der Erde ist und große Fenster hat.
Ein Keller, der vier Jahre später zu meinem größten Albtraum werden sollte.
„Ich gehe raus, vielleicht sind jetzt mehr Nachbarskinder draußen?“
Marie und Lotte bleiben bei Mama.
Nur die beiden Mädchen sind da und schauen Onkel Alex und Opa zu. Sie laufen über zwei Dielen in den oberen Stock des Hauses und tragen Bretter auf den Schultern.
Ein Mädchen ist aufgestanden und kommt an den Gartenzaun. „Hallo, ist das euer Papa, der ist ganz schön mutig“, sie deutet mit dem Zeigefinger auf Onkel Alex. „Da geht es weit runter!“
Ich gehe zu ihr an den Zaun.
„Das ist mein Onkel, mein Papa ist das mit der Schubkarre.“
Das zweite Mädchen kommt zu uns, „wie heißt du?“
„Christiane!“
„Chrissy, hol mal für mich und Onkel Alex ein Bier aus dem Keller und für Opa eine Limo!“
„Ich komme gleich wieder.“
Die beiden Mädchen setzen sich zurück auf die Stufen und ich laufe in den Keller. Die Kisten mit Bier und Limo habe ich bei meiner Treppensuche gesehen.
Papa und Onkel Alex machen eine Pause. Sie sitzen neben Mama und meinen Schwestern im Gras. Ich bringe ihnen das Bier. Mit der Limo in der Hand suche ich Opa. Er läuft über die Dielen und zieht auf der Schulter Bretter hinter sich her. Sie rutschen über die Dielen und hängen in der Luft. Opa lässt sie nicht los. Ich höre sein H-i-l-f-eee er fällt mit den Brettern …
Ich schreie noch immer, als Onkel Alex mich auf den Arm nimmt.
Mama und Papa sind zu Opa gerannt. Mama weint.
„Du passt auf deine kleinen Schwestern auf, ich muß den Krankenwagen rufen.“
Er setzt sich ins Auto und fährt zur einzigen Telefonzelle im Dorf.
Anna ist aufgewacht und brüllt, meine beiden kleinen Schwestern stehen neben dem Kinderwagen und weinen. Ich fahre den Kinderwagen hin und her, vor und zurück. Höre Mama schreien.
Vor und zurück …
Onkel Alex kommt, er schiebt den Kinderwagen den Hang hinunter. „Chrissy ihr geht nach Hause du nimmst Marie und Lotte auch mit.“
Ich habe Angst, diesen Weg bin ich noch nie alleine gelaufen …

Drei Tage später wird Opa beerdigt. In einem offenen Sarg liegt er in der Friedhofskapelle. Sein Kopf ist ganz weiß, mit viel Verbandszeug eingewickelt. Viele Menschen wollen an den Sarg. Zu meinem armen Opa der doch am liebsten alleine war. Ich würde gerne seine Hand nehmen und sie halten, wie er meine immer gehalten hat.

Der Pfarrer kommt und erzählt von Opa. Vom Krieg in Ungarn, wie er seine Familie vor den russischen Soldaten beschützt hat. Wie er 1948 die Heimat, den Bauernhof, seinen heiß geliebten Weinberg verlassen musste, weil er keinen ungarischen Namen annehmen wollte. Als Flüchtling ging er in die russische Besatzungszone nach Sachsen in die Nähe von Chemnitz. Kam dort mit seiner Familie in ein Lager. Bis ihm eine Wohnung in Ottendorf zugewiesen wurde. Im Rahmen der Familienzusammenführung wurde er hier im Dorf ansässig. Er war ein fleißiger Mann und ein fürsorglicher Vater. Er war der jüngste von vier Brüdern und jetzt hat ihn unser Herr im Himmel …
Der Herr Pfarrer wußte soviel über meinen Opa, doch von seinen Tieren hat er nichts erzählt.
Vielleicht waren Opas Hasen jetzt mit ihm zusammen im Himmel … Nein … Das geht nicht, sie werden zerkaut und hinuntergeschluckt.
Der Sarg wurde geschlossen.

 

Abends im Bett erzähle ich meinen Schatten von Frau Precht und das ich nie erwachsen werden will. Stumm hören sie zu. Gehen auf und ab[,] bis ich einschlafe.

Das Gefühl kenn sogar ich, als ich mit fünf oder doch eher sechs (ich kann mich nicht erinnern, was vor diesem Grenzalter gewesen sein mag. Es gibt jede Menge Fotos aus der Zeit, aber was ich darüber weiß, ist mir anhand der Fotos im Laufe der späteren Jahre „eingeredet“ worden. Z. B. „durfte“ ich, da war ich allerdings schon eingeschult, bei Onkel und Tante mütterlicherseits eine Nacht verbringen, konnte natürlich in der fremden Umgebung nicht schlafen und sah dem Schattenspiel, dass durch die Straßenlaternen an der dem Bett gegenüberliegenden Wand geworfen wurde, zu und mich grauste einfach nur.
Mitten in der Stadt ist heute noch ein anderes Leben als direkt an Parks und Wäldern. Und durch den Pott zieht sich ein Grüngürtel, dass selbst Emsländer staunen, die sich ihre vermeintlich „schöne“ Gegend mit Einfamilienhäuschen verpflastern ...

und hier ist – für alle, die die Vorgechichten nicht kennen sollten, der Schlüsselsatz zum geschilderten Geschehen

Ihr Männer habt das miteinander geregelt, das sehe ich und riechen kann ich es auch. Unsere Tochter hat also eine große Fantasie und darf sein Haus nicht mehr betreten.

Warum tu ich das,

liebe Conny,

weil Du auf die vorhergehenden Geschichten in einem Zusatz hinweisen solltest, dass Interessenten den Faden aufnehmen können, sofern sie es müssen, um die Scheu des Kindes zu verstehen, kommt ja noch hinzu, dass ich grundsätzlich keine „Nacherzählung“ betreibe.
Die gehört für mich als Gedächtnistraining auf die harte Schulbank – und vor allem, die Geschichten sollen ja gelesen werden …

Paar Flüskes

Sie braucht keinen Wurstkessel[,] um Wasser warm zu machen, es kommt aus der Wand.
...
„Wer hat denn das gesagt? Komm rauf, da[ss] will ich jetzt wissen
... Mama schrie:[„] Ihr Männer habt das miteinander geregelt, das sehe ich und riechen kann ich es auch. Unsere Tochter hat also eine große Fantasie und darf sein Haus nicht mehr betreten. Du bist …[“] ich hörte wie ein Stuhl umfiel und presste mein Kissen über den Kopf …

Frau Precht schaut nach unten, verschränkt die Finger wie beim Beten, sie hebt die Hände[,] „bitte Kind, sag es mir.“

In meinem Kopf ist es laut, Mama, Papa, Frau Precht, der Schmied[...]-[...]alle wollen etwas von mir.

„Komm[,] Chrissy[,] ich habe keinen Löwenzahn mehr, wir holen Hasenfutter.“

Ja, den Beitrag schreibend, merk ich, dass es klug ist, in diese Geschichte nicht die Vorgeschichte einzubauen, weil sie nur jeder Erstleser des "Geschichten" auf dem Stand der Nachbarschaft bleibt.

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Lieber Friedel

herzlichen Dank für deinen Kommentar.

Es gibt jede Menge Fotos aus der Zeit, aber was ich darüber weiß, ist mir anhand der Fotos im Laufe der späteren Jahre „eingeredet“ worden.
Aus meiner Kinderzeit gibt es gerade mal fünf Fotos.
Mit der Erinnerung ist es so eine Sache, dieses „einreden“ kenne ich auch.
Wenn ich mich mit meinen Schwestern über unsere Kindheit unterhalte, kann man manchmal den Eindruck bekommen, wir sind alle in einer anderen Familie großgeworden.

weil Du auf die vorhergehenden Geschichten in einem Zusatz hinweisen solltest, dass Interessenten den Faden aufnehmen können, sofern sie es müssen, um die Scheu des Kindes zu verstehen, kommt ja noch hinzu, dass ich grundsätzlich keine „Nacherzählung“ betreibe.
Ich habe oben einen Link zu der vorhergehenden Geschichte.
Paar Flüskes
Dankeschön, alles verbessert.:bonk:


Wünsche dir einen schönen Abend, liebe Grüße aus dem Schwabenländle.
Conny

 

Liebe @CoK,
du hast ja wirklich viel zu erzählen. Und viel Trauriges. Ein Kind, welches versucht, sich zurechtzufinden und doch immer wieder Verstörendes erlebt mit den Erwachsenen. Du hast da sehr eindringliche Momente drin.
Etwas schwierig finde ich die Ansammlung von verschiedenen Themen, denn auch wenn es eine Serie ist, betrachte ich das wie eine Kurzgeschichte. Die Geschichte des Baus, der Unfall dort und die Geschichte mit dem Missbrauch durch den Schmied, haben ja nichts miteinander zu tun, oder? Ich glaube, ich würde zwei Geschichten daraus machen.

„Kind, dass weiß ich doch, dein Papa hat das Haus vom Maier Sepp gekauft, als der Rohbau fertig war, ist er bei einem Verkehrsunfall gestorben. Dein Papa baut jetzt weiter.“ Oma schüttelt den Kopf, „das ist nicht gut …“
Man ahnt schon, dass da noch was kommt, das finde ich gut gemacht.
Ihre Hände bewegen sich, greifen nach beiden Seiten. Tränen laufen über ihr Gesicht.
Ich will ihr sagen: Bitte nicht traurig sein, nicht Weinen, es tut nicht mehr weh.
Sie rollt auf mich zu.
Kreischt: „Du kleines verlogenes Miststück, verschwinde!“
Sehr stark mit den Händen. Und die böse Überraschung ist gelungen. Das darf nicht sein, da muss das Kind beschuldigt werden, wider besseren Wissens. Auch schon Thema in der Familie, wo man das ihrer Phantasie zuschreibt. Bitter.
Sie schauen den Männern auf der Baustelle zu. Da ist Papa mit einem Schubkarren „Hallo Papa!“ Ich winke.
Jetzt drehen sich die Mädchen zu mir um. Mist, die sind älter als ich.
Er stellt die Schubkarre ab und kommt zu uns. Papa schiebt den Kinderwagen den Hang hinauf vor den Rohbau.
Hier bin ich verwirrt. Was schiebt der Papa denn jetzt? Und wer ist "Er"?
Ein Keller, der vier Jahre später zu meinem größten Albtraum werden sollte.
Es schaudert einen schon.
Ich gehe zu ihr an den Zaun.
„Das ist mein Onkel “
„Mein Papa ist das mit der Schubkarre.“
Müssten die beiden Aussagesätze nicht zusammen?
Das zweite Mädchen kommt zu uns, „wie heißt du?“
„Christiane!“
„Chrissy, hol mal für mich und Onkel Alex ein Bier aus dem Keller und für Opa eine Limo!“
„Ich komme gleich wieder.“
Auch hier bin ich verwirrt. "Chrissy", das sagt der Papa wohl, aber da bräuchte ich noch etwas mehr Klarheit, wer da spricht.
Onkel Alex kommt, er schiebt den Kinderwagen den Hang hinunter. „Chrissy ihr geht nach Hause du nimmst Marie und Lotte auch mit.“
Ich habe Angst, diesen Weg bin ich noch nie alleine gelaufen …
Diese Szene finde ich sehr gut geschrieben. Wie sie den Kinderwagen vor und zurückschiebt. Auch diese plötzliche Selbstständigkeit, die gefordert wird, noch zu der entsetzlichen Situation.
Zu meinem armen Opa der doch am liebsten alleine war. Ich würde gerne seine Hand nehmen und sie halten, wie er meine immer gehalten hat.
Sehr traurig.
Der Herr Pfarrer wußte soviel über meinen Opa, doch von seinen Tieren hat er nichts erzählt.
Vielleicht waren Opas Hasen jetzt mit ihm zusammen im Himmel … Nein … Das geht nicht, sie werden zerkaut und hinuntergeschluckt.
Das Thema in deinen Geschichten, oder? Das Kind, das träumen und leben möchte und wie es tapfer versucht, sich der Realität zu stellen.

Ich habe das gerne gelesen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Chutney

danke für das Lesen und kommentieren meiner Geschichte.
Ich hatte schon Angst, der Text wäre daneben gegangen. Du hast geschrieben, dass du es gerne gelesen hast.:)
Das freut mich sehr.

Etwas schwierig finde ich die Ansammlung von verschiedenen Themen, denn auch wenn es eine Serie ist, betrachte ich das wie eine Kurzgeschichte. Die Geschichte des Baus, der Unfall dort und die Geschichte mit dem Missbrauch durch den Schmied, haben ja nichts miteinander zu tun, oder? Ich glaube, ich würde zwei Geschichten daraus machen.
Ja, das habe ich auch befürchtet, dass die beiden Themen zu viel sein könnten. Der Opa, der ruhige Pol in dieser Erwachsenenwelt ,war für mich so verbindend in diesen Themen, dass ich es erst mal so belassen wollte.

Hier bin ich verwirrt. Was schiebt der Papa denn jetzt? Und wer ist "Er"?
Ich habe es hoffentlich jetzt etwas deutlicher geschrieben
Müssten die beiden Aussagesätze nicht zusammen?
Ja, klar du hast recht.
Auch hier bin ich verwirrt. "Chrissy", das sagt der Papa wohl, aber da bräuchte ich noch etwas mehr Klarheit
Da muss ich noch überlegen, den ich möchte nicht schon wieder „Papa“ schreiben.
Das Thema in deinen Geschichten, oder? Das Kind, das träumen und leben möchte und wie es tapfer versucht, sich der Realität zu stellen.
Ja und der Angst.

Liebe Grüße
CoK

 

Liebe @CoK

auch den vierten Teil Deiner Geschichte habe ich sehr gerne gelesen und er hat mich wieder sehr berührt. Da ich gerade erst Teil 3 gelesen habe, bin ich sofort wieder mitten im Geschehen. Es macht mich traurig und betroffen, was das kleine Mädchen erleben muss. So viele schlimme Dinge innerhalb kurzer Zeit. Sie ist sehr mutig und auch sehr tapfer und hat meine volle Sympathie.

Hier ein paar Leseeindrücke:

„So eins wie bei Weitoma?“

Meinst Du damit den Nachnamen? Also wie z.B. Mülleroma/ Meieroma?

Ich trete von einem Bein auf das andere, beiße mir auf die Lippen. Sie hat bestimmt Hunger …
Nur noch dieses eine Mal. Ich drücke die Türklinke hinunter und steige im Hausgang die dunkle Treppe hoch. Es riecht nach Eisen und Feuer, das Hämmern aus der Schmiede fehlt.

Die Empathie des kleinen Mädchens rührt mich sehr. Trotz der Gefahr und der Angst, möchte sie Frau Precht helfen.

„Was war denn, hat Benno dir etwas getan?“
Ich schüttle den Kopf, „Benno nicht!“, flüstere ich.
„Du kannst es mir doch sagen, was ist los?“
Ich stehe stumm neben der Tür, drücke mich fest gegen die Wand. Wie die kleinen Häschen, die sich in die Ecke drücken, wenn man sie anfassen will. Ich denke an Papa.

Hier hatte ich Gänsehaut. Das arme Mädel! Ich fühle mit ihr.

Beim Frühstück schreit Mama uns an. „Wehe ich sehe dich oder euch noch einmal am Haus des Schmieds, dann setzt es was …“

Schlimm die Reaktionen der Eltern. Das macht mich traurig.

In meinem Kopf ist es laut, Mama, Papa, Frau Precht, der Schmied …-…alle wollen etwas von mir. Ich halte die Luft an, dann erzähle ich ihr ganz schnell von der dunklen Ecke.

Auch hier fühle ich total mit ihr. Und finde es unglaublich mutig, dass sie sich Frau Precht anvertraut.

Ihre Hände bewegen sich, greifen nach beiden Seiten. Tränen laufen über ihr Gesicht.
Ich will ihr sagen: Bitte nicht traurig sein, nicht Weinen, es tut nicht mehr weh.
Sie rollt auf mich zu.
Kreischt: „Du kleines verlogenes Miststück, verschwinde!“

Krasse Stelle! Zuerst denke ich Frau Precht weint, weil ihr das Mädchen leid tut und dann diese Reaktion. Schrecklich!

Er läuft über die Dielen und zieht auf der Schulter Bretter hinter sich her. Sie rutschen über die Dielen und hängen in der Luft. Opa lässt sie nicht los. Ich höre sein H-i-l-f-eee er fällt mit den Brettern …
Ich schreie noch immer, als Onkel Alex mich auf den Arm nimmt.
Mama und Papa sind zu Opa gerannt. Mama weint.
„Du passt auf deine kleinen Schwestern auf, ich muß den Krankenwagen rufen.“
Er setzt sich ins Auto und fährt zur einzigen Telefonzelle im Dorf.

Das konnte ich fast nicht fassen. Gerade noch sind wir beim Missbrauchsthema und dann passiert das mit dem Opa. Heftig.
Und krass mit der einzigen Telefonzelle. Kann man sich im heutigen Zeitalter kaum mehr vorstellen.

„Du passt auf deine kleinen Schwestern auf, ich muß den Krankenwagen rufen.“
Er setzt sich ins Auto und fährt zur einzigen Telefonzelle im Dorf.
Anna ist aufgewacht und brüllt, meine beiden kleinen Schwestern stehen neben dem Kinderwagen und weinen. Ich fahre den Kinderwagen hin und her, vor und zurück. Höre Mama schreien.
Vor und zurück …

Das die Schwestern kleiner sind weiß ich als Leser schon. Das könntest Du einmal streichen.

Der Herr Pfarrer wußte soviel über meinen Opa, doch von seinen Tieren hat er nichts erzählt.
Vielleicht waren Opas Hasen jetzt mit ihm zusammen im Himmel … Nein … Das geht nicht, sie werden zerkaut und hinuntergeschluckt.
Der Sarg wurde geschlossen.

Sehr traurig.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Liebe @Silvita


wie schön, du liest die Serie weiter. Es ist erleichternd und erfreulich für mich, dass auch du meine Geschichte gerne gelesen hast.

Meinst Du damit den Nachnamen? Also wie z.B. Mülleroma/ Meieroma?
Nein, sie wurde so genannt, weil sie im Gegensatz zur Oma, die anfangs im Haus wohnte, soweit weg lebte.
Krasse Stelle! Zuerst denke ich Frau Precht weint, weil ihr das Mädchen leid tut und dann diese Reaktion. Schrecklich!
Ja, sicher schrecklich. Ich stelle mir die Frage was für die Frau schrecklicher war, es zu glauben oder es zu verdrängen. Sie hatte sowieso schon ein hartes Leben und es schwer genug.
Ich denke sie weinte um beide.
Das konnte ich fast nicht fassen. Gerade noch sind wir beim Missbrauchsthema und dann passiert das mit dem Opa. Heftig.
Und krass mit der einzigen Telefonzelle. Kann man sich im heutigen Zeitalter kaum vorstellen.
Manchmal wünschte ich mir es gebe nur eine Telefonzelle.:)

Lieben Dank für dein kommentieren.

Hab noch einen schönen Gruß und liebe Grüße
CoK

 

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