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Käptn Dotterbart und die geheimnisvolle Insel

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22.04.2006
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Käptn Dotterbart und die geheimnisvolle Insel

Käpt’n Dotterbart und die geheimnisvolle Insel

1. Die mit Messing verzierte Kiste
Ein dumpfes Poltern hatte mich geweckt, schlaftrunken rieb ich mir die Augen, gähnte und wäre fast aus der Hängematte heraus gefallen. Auf dem ersten verschlafenen Blick war mein Zimmer so, wie ich es verlassen hatte: Das kleine Fenster mit der zerbrochenen Scheibe, der schief stehende alte Schrank in der Ecke, ein Tisch mit zwei Gläsern, eines davon halb voll mit Slibowicz, dem hier üblichen Schnaps, natürlich schwarz gebrannt ...
Aber halt, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Gestatten, Dotterbart mein Name. Kapitän von Beruf, gefürchtet auf allen sieben Weltmeeren (auch hier in der Adria), weil ich Pirat bin (oder Seeräuber, wenn euch diese Bezeichnung angenehmer ist). Ich war allerdings seit einigen Wochen nicht mehr auf den Meeren, weil die Mazarin, die hier übliche Wasserpolizei, die See abgeriegelt hat, aus Angst vor Piraterie. Tjaja, schlechte Zeiten für Piraten. Seither sitzen wir hier in Zadar, einer Stadt an der kroatischen Küste fest, in der Piraten und zwielichtige Händler Unterschlupf finden. Trotzdem wollen wir heute den Durchbruch wagen. Wir, das sind Fricke, mein erster Maat sowie Flick und Graw, die beiden ungleichen Zwillinge. Sie sind meine Crew, aber dazu später mehr.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, mein Zimmer: Der schiefe Schrank, der Tisch mit den Gläsern (eines davon halb voll), dann habe ich in diesem Quartier noch zwei Stühle und einen orientalischen Teppich, den ich mal einem du Midi gestohlen hatte. Die du Midis sind eigentlich sehr schlaue und gerissene Händler, doch niemand kann der List eines Käpt’n Dotterbart widerstehen. Gestern war Graw bei mir, die mir berichtet hatte, dass die Mazarin heute Nacht ein wenig unvorsichtig sein würden. Deshalb wollten wir heute den Durchbruch wagen. Angst und Schrecken werden wieder von meiner Pining ausgehen!
Rums! Das dumpfe, hölzerne Poltern hallte erneute durch den Raum. Es kam eindeutig von der Tür, und ich schlurfte hin (schließlich war es noch früh am Morgen). Gerade wollte ich die Klinke herunterdrücken, als es vor meiner Tür erneut polterte. Ich riss die Tür auf – nichts. Ich blickte nach rechts, niemand. Nach links, doch da war nicht einmal eine Maus. Doch der geheimnisvolle Türklopfer konnte noch nicht weit sein, doch als ich gerade aus der Tür hinausstürmen wollte, verharrte ich in der Bewegung und mein Blick wanderte langsam zu Boden. Dort, wo mein verdreckter Fuß etwa zwanzig Zentimeter über dem Boden schwebte, war eine kleine Kiste, hölzern und hübsch mit Messing verziert.
„Hey Dotti! Schon wach?“, rief eine gut gelaunte Stimme. Es war die von Graw. „Na? Stehst du bequem?“ Da erst bemerkte ich, dass ich diese unvorteilhafte Haltung immer noch hielt. Ich stellte mich wieder auf beide Beine und Flick deutete auf die Kiste.
„Was ist denn das?“, fragte Graw; Flick ist zwar stark und kräftig wie ein Bär, doch sehr wortkarg. Graw, seine Zwillingsschwester ist das Gegenteil: Sie redet ohne Unterlass, ist dabei sehr clever und gewitzt, und versucht Probleme durch schlaue Diskussionen zu lösen.
„Eine Kiste“, sagte ich.
„Ach nein, das seh’ ich auch. Was ist denn da drin?“
„Soll ich sie mal aufmachen?“, fragte Flick und knackte dabei mit den Fingern.
„Nee, lass mal“, sagte ich und wir beschlossen, die Kiste erst einmal in mein Zimmer zu bringen. Doch die Kiste war erstaunlich schwer, sodass Flick sie nur unter Anstrengung tragen konnte. Auch unsere Versuche, die Kiste zu öffnen, schlugen fehl. Es gelang uns nicht, stattdessen öffnete sich eine kleine Klappe an der Seite und ein kleiner Zettel sprang heraus. „Was steht denn da geschrieben?“, wollte ich wissen. Graw las vor: „Bring mich Pining, lass dich steuern, du wirst reich entlohnt.“
Wir sahen uns ratlos an, fanden aber keinen Weg das Kästchen zu öffnen, also brachten wir die Kiste zu meiner Pining, wo Fricke Bordwache hielt. Die Pining, der Stolz meines Piratenlebens, war ein Segelschiff mit zwei Masten. Graw hatte den Auftrag, einklauen zu gehen. Das machen Piraten und anderes Gesindel eben so. Einklauen. Was andere einkaufen, wird in Zadar eben eingeklaut. Alles andere wäre unhöflich. Da wir kaum noch Vorräte hatten, musste Graw eben einklauen, doch damit war auch ein Problem verbunden, denn hier betrog jeder jeden und die Stadt erzitterte unter der Knute des erbarmungslosen Richters. Die Devise hieß: Unauffällig einklauen. Graw bekam noch gefälschtes Geld, das wir im vergangenen Frühjahr einem reisenden Händler kistenweise abgenommen hatten und schon ging sie los auf den Markt. Es war wie immer: Es stank nach fauligem Fisch, alten Kräutern und abgestandenem Bier, Riethmüller boten ihre schlechte Wahre an, Bäcker alte Brotleibe und weiche Brötchen, alles von minderwertiger Qualität, aber so ist das hier eben. Graw log und betrog, klaute und stahl so geschickt, dass sich selbst die hier ansässigen Kroaten noch eine Scheibe abschneiden konnten, wenn sie ihre Betrügereien überhaupt bemerkten.
Flick und ich sahen eine Weile amüsiert zu und machten uns dann auf den Weg zur Pining. Schon von Weitem sah ich, dass etwas nicht stimmte. An Deck stand eine alte Frau und vor ihr, wild gestikulierend, Fricke: „Runter vom Boot!“
„Nein!“, entgegnete die Alte. Als ich an Bord kletterte, verstummten beide und sahen mich an. Flick stellte die kleine Kiste ab. „Was ist denn hier los?“, wollte ich wissen. Ich kannte die Frau, es war die alte Barchiansky. Keiner wusste genau, woher sie eigentlich kam und wie alt sie war. Sie tauchte eines Tages auf, von irgendwoher, wie sie sagte. Es tauchten Gerüchte auf, dass sie zaubern könne. Wie ein Geist könne sie sich bewegen, kaum war sie da, verschwand sie auch schon wieder und nur selten hinterließ sie eine Spur. Außerdem könne sie in die Zukunft blicken und schon viele haben sich ihre Dienste als Wahrsagerin in Anspruch genommen. Alles nur Märchen, wenn man mich fragt.
„Ich weiß, was du vorhast“, Sie sah mich durch ihre dicken Gläser an.
„So?“, fragte ich neugierig, „was denn?“ Doch auf meine Frage ging sie nicht ein.
„!Que no vayas!“, sagte die Barchiansky, nahm ihre Brille ab und putzte ihre Gläser.
„Hä?!“
„No vayas al mar. !Que no vayas!“ Ich verstand nicht, was sie wollte und drehte mich Hilfe suchend um. Fricke war mit der Kiste beschäftigt und Flick half seiner Schwester, die Vorräte an Bord zu bringen.
„Habt ihr verstanden, was sie wollte?“
„Wer?“, fragte Graw.
„Die Alte“, entgegnete ich, drehte mich wieder um, doch die Frau war verschwunden. „Die war doch eben noch …“ Ich war völlig verwirrt. An ihrer statt waren jetzt schwarze Buchstaben in das Holz eingebrannt. „Que no vayas.“

2. Leinen los!
Ich bin es gewohnt, dass Menschen plötzlich auftauchen und wieder verschwinden, da erinnere ich mich bloß an meine vorigen Abenteuer, doch davon ließ ich mich nicht beeindrucken, schließlich galt es, den legendären Schatz des Käpt’n Dotterbart zu erweitern und dazu musste man rauben und plündern. Unser Plan war es, in den späten Abendstunden nach Süden zu entkommen; die Mazarin seien im Westen, hieß es, wohl um eine neue Taktik zu besprechen. Der Wind stand günstig, heute könnten wir einen Durchbruch schaffen.
In der Dämmerung war es dann soweit. Graw hatte den Auftrag, sich um die eingebrannten Buchstaben zu kümmern und versuchte, das Rätsel zu lösen. Indes machten wir anderen das Schiff klar und mit Anbruch der Dämmerung gab ich den Befehl: „Leinen los!“ Eine Vorahnung beschlich mich. Einerseits kribbelte es in meinen Fingern, die das Ruder festhielten, doch wohin würden uns die Wellen dieses Mal bringen? Und dann war da noch der Brief.
„Leinen sind los!“ Plötzlich stand Fricke vor mir, und ich zuckte zusammen, weil ich noch immer den Gedanken hinterher hing. Was wollte die Barchiansky? Was ist mit dem Kästchen?
Die Fock wurde gehisst, und langsam glitten wir durch das Hafenbecken, vorbei an Berufskollegen und ihren Schiffen. Unter Deck saß schon den ganzen Nachmittag Graw über Bücher gebeugt und gab alle Nase lang eine Wasserstandsmeldung: „Ich hab’s gleich.“ Ansonsten herrschte Stille. In Frickes Gesicht las ich Aufregung. Der Wind krauste durch mein Haar. Die Wellen plätscherten an den Bug. Aber niemand konnte uns hören und das war auch gut so, denn wir durften nicht erwischt werden, der Richter war gnadenlos. Das schlimmste Urteil, an das ich mich erinnern kann, das er jemals einem Kollegen aussprach war Berufsverbot. Wir verließen das Hafenbecken, noch ein bisschen konnten wir uns, von der Dunkelheit verdeckt, treiben lassen, doch dann würde ich den Befehl geben: „Hisst das Hauptsegel!“
Alles lief nach Plan, Zadar war nur mehr ein kleiner heller Punkt, und das Hauptsegel hing im Wind, als plötzlich Graw die Luke öffnete und an Deck stürmte: „Ich hab’s!“, flüsterte sie, „ich hab’s.“ Wir hielten uns dicht am Ufer, daher war Ruhe geboten.
„Und?“, wollte ich wissen und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Die Wellen wurden mittlerweile höher, obwohl die offene See noch ein bisschen entfernt war, doch sobald wir die Landzunge passierten, waren wir auf offenem Meer. Dann würde ich die Gischt auf meinem Gesicht spüren und das Salz auf meiner Haut schmecken können. Graw kam zu mir ans Steuer. „Ich weiß, was es heißt Dotti! Es wird dir nicht gefallen.“
Fricke stand Backbord am Bug und behielt das Ufer im Auge. Er hielt einen Finger in die Luft, und signalisierte mir damit, dass wir die Landzunge bald passiert hatten. Ich deutete Flick, den Klüverbaum zu senken und das Klyver zu setzen.
„Halt dich fest: ‚Que no vayas’ ist spanisch und heißt: Fahr nicht los!“ Erschrocken drehte ich mich um und hätte dabei fast das Ruder herumgerissen. In diesem Moment klatschte eine große Welle gegen mein Schiff und der Wind drehte auf, wir hatten die Landzunge passiert und kein Mazarin hatte uns aufgehalten. Flick hisste das Klyver und ich fragte: „Ist das dein Ernst?“
„Ja“, sagte Graw, „das ist das, was die Alte uns mitteilen wollte.“ Der Wind wurde stärker und drehte. „Was sollen wir denn jetzt machen?“
„Hol erst einmal die anderen her.“ Doch da sah ich, dass es fast nicht möglich war, das Klyver schlackerte wie wild im Wind, der jetzt von vorne kam. Er drehte sich noch weiter und wurde immer stärker. Flick hatte größte Mühe, es zu halten. Der Wind hatte sich gedreht. Er kam jetzt nicht mehr aus Südwesten, sondern aus Osten. Jetzt hatte er das Klüver befestigt. Der Wind wurde stärker und wuchs zu einem Sturm. Ich versuchte, die Pining im Wind zu halten, und es gelang mir nur schwer. Ich musste zusehen, wie das Boot sich drehte. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Es war unmöglich, den Kurs zu halten, ohne dass die Segel Schaden nähmen. Mittlerweile hatten wir keine Fahrt mehr und das Boot drehte sich weiter in den Wind hinein. Graw half ihrem Bruder, die Segel einzuholen, doch der Wind war zu stark und mittlerweile knarrte der Mast so laut, dass ich einen Bruch befürchten musste.
„Wende!“, brüllte ich und meine Mannschaft versuchte so gut es ging, das Manöver durchzuführen. Schließlich nahmen wir wieder Fahrt auf, direkt nach Westen in die Arme der Mazarin.

3. Die unbekannte Insel
Minütlich nahmen wir mehr Fahrt auf, meine Crew war hauptsächlich damit beschäftigt, einen Mastbruch zu verhindern. Doch der Mast bog sich und knarrte; das klang nicht gut. Fricke brüllte Befehle in den Wind, Graw und Flick probierten, den Mast zu entlasten. Ich stand hilflos am Steuer und versuchte den Wind aus den Segeln zu nehmen. Schließlich sah ich die Schiffe der Mazarin. Ich sah ihre Lichter wie Glühwürmchen in der Nacht leuchten. Ich zählte dreißig, vielleicht sogar noch mehr Lichter; das bedeutete das Ende meiner beruflichen Laufbahn. Doch: So sehr wir schaukelten und schwankten, ihre Schiffe lagen ruhig auf der See.
Mit einem Wahnsinnstempo näherten wir uns den Mazarin, durch das Fernglas konnte ich ihr Flagschiff erkennen, auf dem heute Nacht alle Offiziere berieten, wie gegen Piraten vorzugehen sei. Bedrohlich las sich der Name des Schiffes: Es war die Reinert.
Doch auf der Reinert rührte sich nichts. Hatten sie uns noch nicht bemerkt? An Deck standen dutzende Wachposten, alle mit Ferngläsern in der Hand, doch wir blieben unentdeckt. Es waren über dreißig Schiffe und wir rasten mitten durch.
In einer ähnlichen Weise ging die Fahrt weiter. Der Wind wies uns den Weg in die tiefblaue See, begleitet von meiner ständigen Sorge, die Pining hielte das Tempo nicht aus, denn noch nie zuvor war ich so lange gerast. Nach beinahe drei Tagen ohne Schlaf erschien am Horizont eine Insel und auch der Wind ließ nach. Ich hörte nur, wie Flick, Graw und Fricke, die die ganze Zeit zogen, rafften und zurrten, der Reihe nach umfielen, so plötzlich ließ der Wind nach. Fricke blieb gleich liegen und schlief ein. Auch ich konnte meine Augen kaum noch offen halten. „Das ist dann wohl das Ziel der Reise“, sagte ich, „ist ja Knieke.“
Als wir die Anker warfen, war es himmlische Ruhe und die Sonne stand senkrecht am Himmel. Mittlerweile hatten wir gegessen, doch geschlafen hatten wir immer noch nicht. Die Luft stand still, die Segel hingen schlaff herunter und konnten eingeholt werden. Wortlos vertauten wir das nötigste und Graw blätterte in Karten herum. Die Insel war recht klein und beinahe vollständig mit Wald bedeckt. Nur in der Mitte erhob sich ein Berg, der eher einer glatten Beule glich. Der Fels war so glatt, dass er wie Marmor in der Sonne glänzte.
„Was ist denn das für eine Insel?“ Graw verglich das Kartenmaterial mit dem Profil der Insel.
Ich war zu müde, um darüber nachzudenken. „Ich weiß nicht, aber die Fahrt ist hier zu Ende.“
Unter Deck ertönte eine dumpfe, kratzige Stimme: „Ich glaub, ihr solltet euch das einmal anschauen. Wir gingen hinunter und Flick deutete auf die Kiste. Sie zeigte ihr Innerstes. „Wie hast du das denn geschafft?“, fragte ich.
„Ich gebe euch mein Ehrenwort, ich habe nichts gemacht.“ In der Kiste lag eine Steinplatte, auf der mehrere Zeichen eingelassen waren: Ein langes Rohr oder eine Art Tunnel, Bäume und, am Ende des Rohres, ein viereckiges Etwas mit Symbolen.
„Komisch“, sagte Fricke. Er war aufgewacht und rieb sich verschlafen die Augen.
„Was soll das denn sein?“, fragte Graw. Selten zuvor habe ich sie so ratlos gesehen. Dann fiel mir der Zettel ein: Du wirst reich entlohnt, hieß es dort.
„Eine Schatzkarte“, sagte ich. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen. „Das ist eine Schatzkarte, wir müssen jetzt nur auf die Insel, den Schatz finden und dann können wir nach Hause.“
„Mensch, du hast Recht!“, rief Graw mit glänzenden Augen.
Also ruderten wir auf die Insel. Que no vayas
Täuschte ich mich? Que no vayas
Kein Zweifel möglich. Ich hörte hier, vor einer unbekannten Insel, die den Karten zufolge, gar nicht existiert, die Stimme der alten Barchiansky. Ich rieb mir die Augen, spritzte mir ein bisschen Wasser ins Gesicht, um mich aufzuwecken. Dann lauschte ich noch einmal, doch hörte nichts. Wahrscheinlich doch nur meine Müdigkeit, die mir einen Streich spielte. Doch dann sah ich Fricke, der sich umsah, als hätte er etwas gehört. Also vielleicht doch? Aber dann erreichten wir bereits den Strand. Es war ein Felsstrand und kurz dahinter, Linde an Linde, begann der Wald. „Ein Lindenwald also“, sagte Fricke gedankenverloren. Wir zogen das Boot an Land und beschlossen, die Insel zu erkunden.

Der Wald war sehr dicht, doch zum Glück hatten wir unsere Macheten mitgebracht. Wir durchquerten den Lindenwald in die Richtung in der wir den Berg vermuteten. Doch die Orientierung war schwierig, da der Wald sehr dicht war und wir die Sonne nicht sehen konnten. Die Luft roch angenehm frisch, wie wenn der Wind das erste Mal Frühling ankündigt. Albrechte zwitscherten in den Bäumen, und wir scheuchten Wildschweine auf, als ich auf einmal Geräusche hörte: „wsssswspsps.“ Instinktiv duckte ich mich, legte meine Hand auf die Lippen und deutete den anderen, ruhig zu sein.
„Wssssswspsps.“
Fricke deutete auf die Richtung aus der die Geräusche kamen, und gerade als wir, die Macheten im Anschlag, in die Richtung schleichen wollten, brüllte jemand: „Halt! Bei allem was Recht ist, aber wer hier Blumen zertritt, der muss die Insel gleich wieder verlassen!“ Ich sah an mir herunter und erkannte im Dämmerlicht des Waldes, dass ich mit meinem großen Zeh den Ständer einer Pusteblume herunterdrückte. Rasch zog ich meinen Fuß zurück. An der Linde vor mir kletterten mit einer unglaublichen Eleganz zwei Veuskens herunter. Jeder Wald hatte seine eigenen Wächter, so sagt man und Veuskens sind Wächter von Lindenwäldern. „Mitkommen!“, brüllte einer der Wächter, „Das Vergehen muss bestraft werden!“ Ich fragte mich insgeheim, was es für dieses Vergehen wohl für eine Strafe geben könnte und rechnete mit ein paar Tagen Gartenarbeit, als sich ein Wächter umdrehte und brüllte: „Gefängnis! Einen Monat mindestens.“
Die Veuskens führten uns durch den Wald, in dem es erstaunlich viele Trampelpfade gab und einer der beiden Veuskens klärte uns auf: „Nur auf ausgewiesenen Pfaden ist das Gehen erlaubt. Die Jagd von Wildschweinen ist in einem Zeitraum von Mitternacht bis halb zwei Uhr morgens nur mit Genehmigung erlaubt und auch nur auf ausgewiesenen Pfaden, die für die Wildschweinjagd vorgesehen sind. Das Pflücken oder Zertreten von Blumen ist nach Vorschrift nur nach elf Uhr eine Stunde an dafür vorgesehenen Sonnentagen erlaubt. Tja, ihr habt Pech, es ist kurz vor elf.“ Unaufhörlich redete der Veusken von Geboten und Verboten, bis wir eine Lichtung erreichten. Erst jetzt konnte ich die wirkliche Kahlheit des Berges bewundern. Am Fuß des Berges, sehr waldnah gelegen, erblickte ich ein kleines Dorf. Als Kinder uns entdeckten, sprangen sie auf uns zu.
„Was habe ich seit Jahren nicht gesehen?“
„Was schwimmt?“
„Was könnte ich bei einer Audienz dem ersten Gemeindevorsitzenden der vereinten Gemeinde überreichen?“
„Was wird wieder geflickt, wenn es kaputt geht?
„Was gehört zu den Segnungen unserer Zivilisation?“
Die Kinder fragten alle durcheinander uns sprangen dabei ständig vor uns herum. Sie trieben mich fast in den Wahnsinn, und ich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes: „Kinder, erzählt mir doch mal: Was ist das für ein Berg? Ich habe noch nie einen so kahlen Hügel in der Landschaft gesehen.“
Sofort hörten die Kinder auf zu fragen und klärten mich auf, allerdings nicht ohne wieder durcheinander zu reden: „Das ist die große Glatze. Da gab’s früher Wald drauf.“
Graw stellte den Kindern Fragen über die Insel, und die Veuskens führten uns durch das Dorf auf eine große Hütte zu. Das Dorf bestand aus einem langen Weg, an dessen Seiten mehrere Lehmhütten waren. Am Ende des Weges stand die größte Hütte, hier musste also ihr Häuptling wohnen. Während ich die Hütten musterte, die auf mich einen armseligen Eindruck machten, fragte Graw interessiert: „Kinder, wo sind wir hier eigentlich?“, und die Kinder antworteten im Chor: „Das hier ist Eriyaduh.“

4. Das Geheimnis der unbekannten Insel
Schließlich erreichten wir die große Dorfhütte. Als Eingangstür diente die Hälfte einer uralten, längst zerfetzten Hängematte mit verblichenen Mustern, vor der die Kinder andächtig stehen blieben und einen Halbkreis bildeten. Keines der Kinder, die gerade eben so durcheinander gequatscht hatten, sagte ein Wort und auch die beiden Veuskens sagten nichts mehr, sondern sahen sich nur kurz an, nickten und machten kehrt, geradeso als überließen sie uns unserem Schicksal. Aus der Hütte vernahmen wir das Stöhnen und Husten eines alten Mannes. Ich blickte zu Fricke und dachte noch kurz an die Reichtümer, die uns versprochen wurden, als auch schon das Gesicht eines Mannes im Türrahmen erschien, die zerfledderte Hängematte beiseite schiebend und gelangweilt fragend: „Na, gegen welche Regeln habt ihr verstoßen?“
Die Frage wussten wir nicht zu beantworten. Doch das erübrigte sich, denn er hatte eine Schriftrolle in der Hand: „Zertreten einer Blume, Verlassen der Wege zu unüblichen Zeiten und Jagen von Wildschweinen außerhalb der üblichen Zeiten.“
Das Gesicht des Mannes wanderte von einem zum Nächsten, als er die Vergehen verlaß. Der Blick des Mannes war gerade bei Flick angekommen. Ich räusperte mich, denn ich wollte auf unsere Unschuld aufmerksam machen, als der Mann plötzlich hocherfreut aufschrie: „Kinder, bereitet ein Mahl. Es sind die Abgesandten der Steintafel. Warum habt ihr das nicht gleich gesagt?“ Sogleich flitzten die Kinder davon. Ich sah Graw an und sie zuckte mit den Achseln. Flick trug noch immer die Steintafel auf der Schulter und diese schien das Interesse des Mannes zu wecken. „So lange haben wir auf euch gewartet, jetzt seid ihr endlich gekommen. Wer hat euch gesandt? Kommt aber erst einmal, setzt euch doch.“
Der Mann nahm Flick und mich bei der Hand und führte uns hinter das Haus in den Garten. Dort stand ein Tisch und die Kinder waren eifrig dabei, diesen zu decken. Der Mann gebot uns, uns zu setzen und während die Kinder herrlich duftendes Wildschwein, frisch gebackenes Weißbrot und Wein brachten, begann der Mann zu erzählen:
„Wir leben hier schon so lange auf dieser Insel, und selten kommt jemand zu Besuch. Und wenn uns mal jemand besucht, müssen wir ihn einsperren, weil er Regeln verletzt hat. Aber ihr müsst wissen: Ordnung muss sein!“
„Erzähl uns mal die Geschichte der Steinplatte.“ Ich heuchelte das Interesse nur vor, in Wahrheit wollte ich etwas über den Schatz wissen.
„Vor langer, langer Weile, damals zu kalskisischer Zeit gab es auf dieser Insel zwei verschiedene Gemeinden, die zunächst in Eintracht nebeneinander existieren konnten.“ Ich bemerkte plötzlich, dass ich Hunger wie ein Walfisch hatte, Graw und Flick ging es nicht anders, sie starrten auf das dampfende Wildschwein. „Jaja, greift doch zu, es ist genug da!“ Und während wir aßen, erzählte der Mann mit einem bisschen Wehmut, was sich damals, zu kalskisischer Zeit, zugetragen hatte: „Seht ihr diese alte, verfallene Kirche? Das war die erste kalskisische Kirche. Und dort hinten, unter den Linden zu eurer rechten, seht ihr die zweite kalskisische Kirche. Ihr wisst es sicherlich, wie es ist, wenn man nicht einer Meinung ist. Es brach ein Streit um die Wildschweinjagdzeiten aus. Ihr müsst wissen, dass das Wildschwein ein geheiligtes Tier ist. Und der große Wildschweinjagdzeitenstreit, wie wir ihn nennen, trieb ein Keil in unsere Gemeinschaft. Schließlich,“ und damit schloss der erste Gemeindevorsitzender der neuen vereinten Gemeinde seinen Vortrag, „musste eine Kirchengemeinde die Insel verlassen und mit einer großen Zeremonie gründete sich aus den Resten der beiden Gemeinden eine neue vereinte Gemeinde.“ Die Kinder klopften auf den Boden und jubelten, als der erste Gemeindevorsitzende diese Sätze sprach.
„Und wer ging?“, schmatzte Fricke.
„Das Los entschied gegen die Anhänger der ersten kalskisischen Kirche. Die Gemeinde verließ mit der Predigerin Barchiansky die Insel vor fast fünfzig Jahren, allerdings nicht ohne den großen Schatz, der unser Leben so richtig lebenswert machte, zu verstecken.“
„Ein Schatz“, sagte ich scheinbar ohne Interesse, „hört, hört.“
Doch Graw horchte auf: „Barchiansky? Das ist doch die Alte aus Zadar?!“
„Ja“, sagte ich.
„Ja“, sagte Fricke.
„Echt?“, fragte Flick.
Und der erste Gemeindevorsitzender der neuen vereinten Gemeinde fuhr fort: „Tjaja, das größte Heiligtum ist auf der Insel versteckt, und nur die Steinplatte zeigt uns den Weg. Vielen Dank, dass ihr den langen Weg auf euch genommen habt.“ Er betrachtete die Platte, die er Flick abgenommen hatte, dann verschwand plötzlich das Lächeln aus seinem Gesicht. „Aber ihr untersteht der Gerichtsbarkeit unserer Insel.“ Hinter uns tauchten wie aus dem Nichts Veuskens auf. Die Kinder senkten ihre Köpfe und stahlen sich davon. „Und ihr habt nun mal gegen unsere Gesetze verstoßen.“
„Aber das sind völlig unsinnige Gesetze!“, rief ich außer mir, „Wer jagt schon Wildschweine um Mitternacht?!“
„Hiermit verhänge ich einen Monat Gefängnis für das Zertreten von Blumen!“
„Was?!“, schrie ich.
„Und einen Monat für unerlaubtes Jagen.“
Flick schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser klirrten.
„Und einen halben Monat für das Verlassen der Wege. Abführen!“

5. In Gefangenschaft
Wenig später saßen wir auf dem Gipfel des Glatzenberges in einem kleinen Raum einer Steinhütte, bewacht von sieben Veuskens. Der Raum war voller Gerümpel, jeder Menge Kisten und Kästen, alle derart verstaubt, dass wir andauernd husten mussten. An den Wänden hingen Steinkacheln, die alle möglichen Symbole zeigten: Einen Baum, ein Schiff, Vögel, Federn, Kisten, eine Art Monster und vieles mehr. Flick saß müde und niedergeschlagen in einer Ecke, auch ich war nervös und müde zugleich, nur Graw sah entspannt aus, während Fricke seiner Wut lautstark Luft machte: „Behandelt man so Gäste? Und was für beknackte Gesetze gibt es hier denn, bitte? Betreten eines Waldes auf nicht dafür ausgewiesenen Wegen gibt einen Monat Knast.“ Dabei äffte er die Stimme des ersten Gemeindevorsitzenden der neuen vereinten Gemeinde nach.
„Aber er sagte noch etwas anderes“, sagte Graw. „Er sagte: Löst das Rätsel.“
„Was für ein Rätsel? Das einzige Rätsel, das es zu lösen gibt, lautet: Wie knacke ich eine dicke, verriegelte Holztür ohne Messer, Sägen oder sonst irgendwas? Und wenn wir damit fertig sind, dann haben wir noch ein Rätsel: Wie um alles in der Welt, komme ich an sieben Veu…?“
„Eine Hängematte.“
„Hä? Du denkst an schlafen?“, Frickes Stimme überschlug sich fast.
„Des Rätsels Lösung.“, Graw grinste in ihrer unnachahmlichen Art, wenn sie mehr wusste als alle anderen. „Des Rätsels Lösung ist: eine Hängematte.“ Langsam wurde ich wieder wach. „Denkt doch mal nach: Was haben sie seit Jahren nicht gesehen, schwimmt, könnte man, weil es zu den Segnungen der Zivilisation gehört, dem ersten Dingsbums schenken, und lässt sich flicken?“
„Es könnte aber auch ein Ball sein“, entgegnete Fricke.
„Aber auf den Kacheln kann ich keinen Ball sehen.“
Das war die Idee. Schlagartig wurde ich wach, Graw hatte natürlich längst eine Hängematte auf den Kacheln ausgemacht und die wurde ausgiebig unter die Lupe genommen. Schließlich streckte Flick einen Finger aus und drückte ihn gegen die Kachel und tatsächlich: Sie ließ sich hineindrücken. Ein leises Grummeln ertönte hinter der Kachel, fast so, als käme es aus dem Berg. Das Grummeln wurde lauter und die Hütte erzitterte, so dass wir unwillkürlich in die Mitte des Raumes zurückwichen. Putz und Staub bröckelte von den Wänden und es schien, als würde eine Wand zurückweichen. Plötzlich verstummte das Grummeln und es herrschte Stille. „War’s das?“, fragte Graw. Sie hatte Mühe, ihre Stimme zu kontrollieren. Angespannt lauschten wir in die Stille. Ein Knall wie bei einer Explosion schreckte uns auf. Der Raum bebte kurz und wir wurden hin und her geschleudert. Als sich der Staub legte, hörte ich Graw’s Stimme: „Das ist ja interessant. Hey, Dotti, sieh dir das an! Die Mauer sollte eigentlich nur zurückweichen, doch der Mechanismus ist so alt, dass die Mauer einfach gesprengt wurde.“ Flick ging an ihr vorbei in die Finsternis. Dort wo vorher eine Mauer war, war ein Gang, der in den Berg hinein führte. Wir folgten Flick in den Berg.

6. Des Rätsels Lösung
„Au!“
„Was: Au?“
„Au heißt: Hier ist der Gang zu Ende.“ Flick war gegen eine Felswand gerannt. Kaum hatte er das gesagt, schwang eine Steintür auf und wir blickten direkt in die Sonne. Als Flick ins Freie trat, hatte er noch den steinernen Hebel, der die Tür öffnete in der Hand; er hatte ihn einfach abgerissen. Wir setzten uns vor den Tunnel, klopften uns den Staub und die Spinnenweben ab und beratschlagten, was zu tun sei, denn mit leeren Händen wollten wir auf keinen Fall zurück auf die Pining.
„Wir sind uns einig, dass es hier etwas zu holen gibt“, sagte ich und zupfte an meinem Bart, was ich immer tat, wenn ich nachdachte. Das Nicken meiner Mannschaft bestätigte mich. „Der erste Gemeindevorsitzender der neuen vereinten Gemeinde sprach von einem Schatz, den sie noch nicht haben. Dazu müssen sie erst das Rätsel der Steinplatte lösen, richtig?“
„Jau“, gluckste Fricke.
„Wir wissen aber auch, was auf der Steinplatte zu sehen war.“
„Ein langes Rohr oder eine Art Tunnel, Bäume und, am Ende des Rohres, ein viereckiges Etwas mit Symbolen.“, sagte Graw.
Flick lehnte am Eingang der Tür zum Tunnel und sagte: „Wir kennen die Insel nicht, wir wissen nicht, wie viele Tunnel es hier gibt.“
Graw sprang auf und rief: „Heureka! Was ist das ideale Versteck? Wo würde niemand suchen?“ Sie blickte in ratlose Gesichter. „Man, in einem Gefängnis. Für ein Versteck ist das so blöd, dass es einfach genial ist.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte wieder den Tunnel hoch ins Gefängnis. Der Raum war so, wie wir ihn verlassen hatten: voller Staub und den zerstörten Resten der Tür.
„Die Kisten!“, rief ich.
„Tolles Versteck!“, rief Fricke.
Wir untersuchten die Kisten. Die meisten zerfielen bei bloßer Berührung zu Staub, wieder andere waren leer, doch bald fanden wir zwei Kisten, die nicht vermodert waren, als plötzlich: „Wsspss.“
„Was ist das?“, fragte ich leise und horchte auf.
„Wsspss.“
„Das kommt aus dem Tunnel. Sie haben den Tunnel gefunden.“ Jetzt musste schnell gehandelt werden. Durch den einzigen Ausweg näherten sich bereits … Ja, wer war das eigentlich? Erwachsene hatten wir hier, außer dem ersten Gemeindevorsitzenden der neuen vereinten Gemeinde nicht gesehen. Aber jetzt war keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. „Wir nutzen das Überraschungsmoment.“ Fricke schulterte eine Kiste, die andere übernahm ich. Dann stürmten wir, Flick allen voran, Graw als letzte, den Tunnel mit wildem Gebrüll hinunter. Wir überrumpelten unsere Gegner, die viel zu groß für Kinder waren. „Die stehen so schnell nicht auf, die wissen ja gar nicht, was geschehen ist“, keuchte ich, „gleich weiter zum Boot.“
„Hoffentlich liegt es da noch“, keuchte Graw. Doch wir hatten noch den Wald mit den Veuskens zu durchqueren. Also stürmten wir einfach drauflos, Fricke hat einen ausgezeichneten Orientierungssinn und übernahm die Führung. "Was ist", keuchte Graw, "mit der Jagdzeit der Wildschweine?" Und kaum hatte sie ausgesprochen, ließen sich hinter uns Veuskens an einigen Bäumen herunter. "Halt!", donnerte es durch den Wald. Doch die Veuskens spornten uns nur noch mehr an. Die veuskens waren zwar flink und elgant, doch die jahrelange Warterei auf den Bäumen war für ihre Ausdauer nicht sehr zuträglich. "Ich verhafte euch," prustete ein Veuskens, "für ... das verbotene Zertreten ... uff ... von himmelblauen ..."
"Weiter!", brüllte ich, die Veuskens kamen näher. Ich konnte bereits ihr Schnaufen hören.
"... puha ... Blümchen ... und für das ... uff." Ein knacken. Ein knistern, als wälze sich jemand durch das Unterholz. Die Stimme dieses Veuskens verstummte. Doch ein anderer war immer noch hinter mir, seine Atmung war unüberhörbar. "Hfff ... hfff ... für das ... hfff ... hfff ...", fuhr er fort.
"... das Herausfordern," fiel ein anderer ein, "hfff ... von Veuskens ... hfff ... zur eigentlichen, anerkannten und vom ersten Gemeinde ..." Wieder das gleiche Geräusch und wieder verstummte die Stimme.
Doch ein Veuskens war immer noch hinter mir. Seine Arme wirbelten durch die Luft. Er versuchte mich zu fangen. "Hfff ... hfff", ertönte es in meinem Nacken, "... -rats- ... hfff ... hff ... -vor- ... hfff ... hfff ... --sitzeeee..." Sein Arm traf mich und riss mich zu Boden. Die Kiste segelte durch die Luft und ich kugelte einen Augenblick durch das Unterholz, der völlig erschöpfte Veuskens über mich hinweg. Ich sah mich um, und dann rappelte ich mich völlig verdattert auf.
"Graw, Flick, Fricke!" rief ich, "Wartet mal." Meine Freunde kamen zu mir. Auch sie staunten. Der Veuskens, der mich verfolgte, war so erschöpft, dass er auf der Stelle eingeschlafen war.
"Der hat sich überanstrengt", sagte Graw.
Es gab noch weitere Veuskens, doch die waren nicht minder erschöpft. Einige umklammerten Baumstämme, ihre Augenlider verrieten, dass sie sehr müde und erschöpft waren. Andere kippten vor unseren Augen um und schliefen vor Erschöpfung ein. Der Wald hallte wieder von schlafenden, und völlig verausgabten Veuskens.


7. Der Schatz
Es war nicht mehr weit bis zum Strand und wir wussten, dass wir jetzt jede Menge Zeit hatten. Die Veuskens lagen schnarchend im Wald und von den Kindern hatten wir nichts mehr gesehen. Wahrscheinlich verließen die sich auf die Veuskens. Wir konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen. Das kleine Boot lag noch da, wo wir es verlassen hatten. Die Sonne knallte vom Himmel und beim Rudern zur Pining herrschte ausgelassene Stimmung. Das Rätselraten über den Inhalt der Kisten begann.
"Für Gold sind sie zu leicht", sagte Graw.
"Man kann sie ja schon alleine tragen", ergänzte Fricke.
"Vielleicht Geld? Ich meine: Geld in Scheinen?"
"Fricke, das glaube ich nicht. Das ist etwas anderes wertvolles drin", sagte ich und blinzelte in die Sonne.

Als wir wieder auf der Pining waren, die ruhig im Wind lag, der uns nach Osten trug, beschlossen wir, die Kisten zu öffnen. Gebannt saßen wir im Kreis um die Kisten herum. Die Sortierung eines Schatzes ist immer ein Großereignis bei uns. Flick öffnete eine Kiste. Darin war Stoff mit Mustern, hübsch verwebt; da hatte sich jemand wirklich Mühe gegeben.
„Hängematten?“, fragte Fricke ungläubig.
„Da sind Hängematten drin“, staunte Graw.
Auch in der anderen Kiste fanden wir Hängematten und einen kleinen Zettel: „Erster Gemeindevorsitzender der neuen vereinten Gemeinde! Jetzt hast du sie wieder. Es ist euer Schatz und ihr sollt ihn haben. Barchiansky“
Enttäuscht zerknüllte ich den Zettel, maß den Wind und gab einen Befehl. Die schönste Hängematte hing ich in meiner Kajüte auf, ein paar durfte sich jeder aussuchen, und die übrigen werden wir einem ahnungslosen Händler andrehen.

 

Ziemlich lang und wenn du meine Meinung willst: Langweilig!

Aber mach dir nix draus meine Story "Du sprichtst von Glück?" ist noch langweiliger.

 
Zuletzt bearbeitet:

So, Sir Ben, dann wolle mer mol:

Ich sag jetzt erstmal nur was zum Ersten Kapitel, weil ich glaube, es wäre am Besten, wenn du die Story nochmal ganz durchgehst, bevor da weiter was dazu gesagt wird.

Im Gegensatz zu Pfötchen finde zumindest den Einstieg in die GEschichte nicht langweilig. Eine genauere Beschreibung der Kiste und der Alten (äußerlich) wäre bestimmt nicht schlecht, um etwas Gefühl für die Story zu bekommen.
Die Zusammenstellung der Crew gefällt mir ganz gut.

Aber stilistisch: Der TExt könnte so flüssig und angenehm sein, wenn du dir die Mühe machen würdest, Tempusfehler
(" ... Keiner wusste genau, woher sie eigentlich kam und wie alt sie ist." "kaum war sie da, verschwand sie auch schon wieder und nur selten hinterlässt sie eine Spur."),
Wiederholungsfehler
("Nach links, doch da war nicht einmal eine Maus. Doch der geheimnisvolle Türklopfer konnte noch nicht weit sein, doch als ich gerade aus der Tür hinausstürmen wollte, verharrte ich in der Bewegung und mein Blick wanderte langsam zu Boden.", ebenso kleine Klappe, kleiner Zettel, 2X auftauchen ...)
und Logikfehler
(der Richter, der so erbarmungslos ist, in einer Stadt, in der Ehrlichkeit als unhöflich gilt) konsequent suchen und tilgen würdest, und außerdem nach Abschluss eines Gedanken einen Absatz einbauen würdest.
("... doch niemand kann der List eines Käpt'n Dotterbart widerstehen. ABSATZ. Gerstern war Graw bei mir ...", und dergleichen mehr.)
In Kindergeschichten würde ich generell die Sätze kürzer und weniger verschachtelt gestalten.
Ich glaube, dass deine Geschichte in den nächsten Kapiteln noch genug solcher Fehler zu bieten. Also, frisch ans Werk, überarbeiten!

Liebe Grüße
Ardandwen

 

Also, Tempusfehler:
Das Präsens ist eigentlich beabsichtigt, aber ich werde mal gucke, ob ich das auch konsequent umgesetzt habe.
Wiederholungsfehler:
Jaja, diese lästigen Wiederholungen. Werd ich in Angriff nehmen.
Logikfehler:
Warum darf der Richter in einer unehrlichen Stadt nicht unbarmherzig sein?
Aber mir ist noch ein ganz anderer Logikfehler aufgefallen...

LG,
SB

 
Zuletzt bearbeitet:

Ahoi!
Die Story ist ja eigentlich nicht imPräsens geschrieben, deshalb verwirren die Präsensstellen, besonders, wenn du sie in einem Satz mit Vergangenheitsformen und Konjunktivformen mischt.

Naja, ich dachte, der Richter hätte ja viel zu viel zu tun in so einer Stadt, außer natürlich, er bestraft legales Verhalten. :D Und ist derecht nicht bestechlich?

Nein, aber die Art wie du erst darauf eingehst, dass man sich in der Stadt nur mit Verschlagenheit ... naja... durchschlagen kann, und dann der Hinweis auf eine Strenge Exekutive hat mich einfach ein bisschen verwirrt.

 

Hm, der Richter bestechlich? Darüber lohnt es sich nachzudenken. aber um das Problem galant zu umgehen :-): Mag sein, dass der Richter bestechlich ist, aber mag ja auch sein, dass Dotti leider nicht genug Geld hat, um ihn bestechen zu können...

 

hallo Sir Ben,
Deine Geschichte hat mir ganz gut gefallen- ich steh auf Piratengeschichten. Zu den Tempusfehlern haben die anderen ja schon einiges gesagt, die fand ich auch recht unangenehm beim Lesen.
Ich finde es ist dir da ein guter Einstieg gelungen!

Viel Spass noch beim Schreiben,
Juhulala

 

Hallo Sir Ben,

ich habe mich auch sehr gefreut, mal eine Piratengeschichte zu lesen. Eigentlich hätte ich die eher in Spannung/Krimi erwartet.
Was mich ein bisschen enttäuscht hat, war, dass du sie schon im Namen des Protagonisten etwas albern angelegt hast. Ach hätte ich mir auf der Insel mehr Spannung erhofft. Die Schatzsuche ist mit den Rätseln schon gut, aber in der Auflösung nachher etwas wirr. Die Flucht ist mir zu schnell und zu glatt. Und schade finde ich, dass nicht herauskommt, warum die Hängematten für die Inselbewohner ein Schatz sind.
Ein paar der Fehler habe ich mal versucht, dir in diesem Worddokument aufzuzeigen.

Lieben Gruß, sim

 

Moin Sim!

Naja, die Namen sind schon merkwürdig, das stimmt. Es hat aber folgenden Grund: Die Geschichte entstand auf einer Freizeit. Wenn ich Jugendfreizeiten begleite, schreibe ich eine Dotterbartgeschichte - sozusagen als Bonbon für den Abschlussabend. Da versuche ich dann alle Namen der Teilis einzubauen (allerdings habe ich einige Namen für diese Version geändert). Die Handlung ist angelegt an das, was die Kids auf der Freizeit erlebt haben. Daher die merkwürdige Handlung auf der Insel. Den BErg gibts wirklich, die Hängematten waren heiß umworben...
So etwas kann ich nur empfehlen.
Vielen Dank für das Worddokument. Ich arbeite mit Open Office, da sehe ich die Fehler nicht.
Liebe Grüße, Ben

 

Hi Ben,

meinst du, du hast keine RS oder kannst du die Kommentare und Änderungen in dem Dokument nicht nachverfolgen? Dann könnte ich es dir auch als RTF oder als html zur Verfügung stellen, bevor ich es als dein Eigentum bei mir wieder lösche.

Lieben Gruß, sim

 

Moin Sim,

das was du mir geschickt hast, ist Klasse. Ich habe die Geschichte schon überarbeitet. Das Ende hat auch eine kleine Änderung erhalten (da muss ich mir aber noch mal genauere Gedanken machen).

Mein Programm zeigt mir nur keine Fehler an. Das ist ein bisschen blöde an Open Office. Und irgendwann sieht man die Fehler auch nicht mehr, wenn man es selber überarbeitet.

Liebe Grüße, Ben

 

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