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Kaffeekränzchen mit dem Schicksal

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19.02.2023
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Anmerkungen zum Text

Bitte gebt mir gern eure Rückmeldungen zum Text :)
Trifft eine dieser Aussagen zu? Wenn ja, warum?

  • das Schicksal war mir unsympatisch
  • die Konversation führte nirgendwo hin, was ich als negativ empfand
  • die Charaktere waren zu gegensätzlich
  • ich konnte mit dem Gesprächsinhalt wenig bis gar nichts anfangen
  • der Schreibstil hat mir missfallen
Zusätzlich: habt ihr Assoziationen zum Text? Lohnt sich eine zweite mit einer ähnlichen Thematik? Vielleicht ein Treffen zwischen dem Zufall und unserer jungen Studentin?

Kaffeekränzchen mit dem Schicksal

Wir müssen uns mal wieder treffen. Haben viel eigentlich nichts zu bereden. Café „Vent de Printempes“ Ecke Lavar Avendue und Picilly Street. Morgen, 14.30 Uhr. Bitte sei pünktlich.

Nachdenklich lege ich den Zettel zurück auf die Flurkommode. Wir haben uns seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. Wenn man sich mit dem Schicksal trifft, weis man nie genau, wen man trifft. Einen Mann, eine Frau? Das Schicksal kann in jeder Form erscheinen. Mir war das seit jeher unheimlich, doch gezeigt habe ich es nie. Auch die Erkenntnis, dass das Schicksal einfach über jedes Leben entscheiden kann löst bei mir Beklemmung aus. Ob das Schicksal so etwas überhaupt nachvollziehen könnte? Vermutlich nicht.

Am nächsten Nachmittag lief ich die breite, von Eichen gesäumte Lamar Advendue entlang und sah auf jedes Schild, das auf die kleinen Seitenstraßen verwies. Die dritte war die Picilly Street. Ich ich sah mich um und entdeckte nach einigen Sekunden ein winziges Café, das von den großen Häusern neben sich beinahe erdrückt zu werden schien. In den Fenstern hingen dünne hellgrüne Gardinen und eine Glocke erklang als ich hineinging.

Im Inneren des Cafés sah es frühlingshaft aus. Auf dem blanken Boden schimmerten helle Fliesen und auf jedem Tisch standen Frühblüher. Durch die Fenster fiel freundliches, natürliches Licht.

Durch diese Fenster schaue ich, um zu sehen, wann das Schicksal kam. Ich hatte zwar keine Ahnung, nach welchem Aussehen ich Ausschau hielt, aber ich bildete mir seit jeher ein, ich würde es einfach erkennen. Immerhin bin ich, meines Wissens zumindest, auch die einzige Person die das Schicksal kennt.

Aber das konnte sich ja mittlerweile auch geändert haben. Wie gesagt, wir hatten uns seit Jahren nicht gesehen.

Eine Frau setzte sich an meinen Tisch. Ich hatte sie zwar wahrgenommen, aber nicht gesehen.

Die Person also, die sich an meinen Tisch setzte, war eine grauhaarige Mittvierzigerin, der ein Feng Shui-Programm aus ihrer zweifellos selbstgeschneiderten Tasche ragte. Sie hielt einen Plastikblumenstrauß in den Händen und musterte mich aufmerksam. „Du hast dich verändert.“

„Das kann man von dir nicht behaupten. Letztes mal warst du ein junger, ambitionierter Geschäftsmann mit Aktentaschen voll Idealen“, antwortete ich ein wenig zögerlich.

„Aber noch genau der gleiche Sarkasmus. Ich schätze es, dass du kein Problem mit meinem Äußeren hast.“

„Aber warum Plastikblumen? Ich dachte immer leblose Gegenstände stören das Chi?“, frage ich und deute auf den Strauß in ihren Händen.

„Nein, die Plastikblumen sind für dich."

„Oh. Dann war das Café „Frühlingswind“ nur ein makabrer Witz?"

Nein. Du weißt, Komik liegt mir fern. Aber Plastikblumen haben etwas für sich, auch wenn echte natürlich viel besser sind. Etwas umweltverschmutzendes, einstaubendes, das eigentlich eines der schönsten, lebendigen Dinge der Welt darstellen soll? Das ist so grotesk, das es fast schon wieder schön ist! Plastikblumen sind ein Sinnbild eurer Welt, ein Hilferuf, ein Hoffnungsschimmer! Und zudem furchtbar hässlich. Sieh doch hier, man erkennt noch die Verarbeitungskanten!"

Ich sah mir die Verarbeitungskanten an. Es waren solche uralten Plastikblumen, die schon staubig und vom Sonnenlicht ausgeblichen waren. Die Ränder waren faserig und der Kleber gelblich und spröde. Sie stanken nach Staub, Chemie und Plastik. „Ich hasse Plastikblumen.“

Sie seufzte. „Na gut, ich dachte ich könnte dich begeistern. Zugeben, sie sind wirklich furchtbar hässlich.“

Sie setzte sich, wir schwiegen einen Moment und als die Kellnerin vorbeikam, bestellten wir uns Kaffee.

„Und was hast du in den letzten Jahren gemacht?“, fragt das Schicksal. Ich habe immer das Gefühl, sie sei eigentlich nicht wirklich interessiert an meinem Leben, in ihrer Tonlage ist dann immer so ein desinteressierter Unterton.

Ich zuckte mit den Schultern. „Alles Mögliche. Weißt du das denn nicht?“

Das Schicksal zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe dir mal versprochen, mich nicht um dein Leben zu kümmern. Ich weis nichts über dich.“

Ich stütze den Kopf in die Hände. „Ich weis auch nicht. Irgendwie bin ich hängen geblieben.“

„Wo? Auf der Wäscheleine? In der Halteschlaufe in der Straßenbahn?“

„Im Leben. So allgemein.“ Ich sah sie böse an, weil sie lächelte und meine Situation nicht verstand. Wie könnte sie auch, sie war ja schließlich kein Mensch. „Erzähl mir was du so getrieben hast. Heitere mich auf.“

„Och, bei dem schnellen Leben heutzutage vergisst man selbst die lustigsten Dinge.“ Dann lachte sie. „Apropos heutzutage! Kabarettszene! Eine interessante neue Entwicklung.“

„Das gibt es schon länger.“

„Ich lebe in meiner eigenen Zeit, das weiß ich selbst. Und solange ich das so klar sehe ist doch alles gut, oder?“

Theoretisch lebt sie tatsächlich irgendwie in einer eigenen Art von Zeit. Ich massiere meine Schläfen. „Und was ist jetzt mit der Kabarettszene?“

„Es ist lustiiiig!“

„Ach.“

„Du klingst nicht begeistert.“

„Ach.“

Sie zog eine Schnute. „Warum?“

„Weil man die heutige, traurige Realität nicht mehr komödiantisch bearbeiten kann! Wie traurig ist das bitte, dass man sich über Sachen lustig macht, die einen sonst auf die Palme bringen würden? Das wir naiv fragen, ‘ist das wirklich so oder haben die sich das ausgedacht’? Unsere Realität ist keine Realityshow!“

„Es würde besser passen, wenn wir unsere Erscheinungen tauschen würden. Du als weise Mittvierzigerin und ich als junge Studentin. Manchmal denke ich, du hast bedeutend mehr Lebenserfahrung als ich, obwohl ich schon vor dem Anbeginn der Zeit existiert habe.“

„Sehr wahr.“

„Aber woran liegt das?“

„Ich nehme am Leben teil, du nicht.“

Sie zog eine Grimasse. Ein lustiger Anblick eigentlich, aber mir ist nicht nach Lachen zumute. „Vielleicht weil ich nicht lebe sondern nur existiere? Das ist ein Unterschied. Wie soll ich an einem Leben teilnehmen, wenn ich keines habe? Kann man an einer Existenz teilnehmen, sie wirklich… leben?“

„Du nimmst es mit der Bedeutung von Wörtern sehr genau.“

„Weißt du doch.“

„Meine Professoren wünschen sich, ich würde die Begriffe Firma, Unternehmen und Betrieb ebenso gut und genau verwenden.“

„Also der Unterschied zwischen Betrieb und-“

„Danke, ich weiß wo der Unterschied ist. Ich denke nur nicht daran, es anzuwenden.“

Wir schwiegen wieder.

„Bist du eigentlich das Gleiche wie Zufall?“, fragte ich. Das hatte ich immer schon mal wissen wollen.

Sie wiegte den Kopf. „Per Definition nicht, nein. Schicksal bestimmt etwas absichtlich vor, Zufall… naja tut das eher zufällig. Mein Zwilling.“
„Du hast viele Geschwister?“

„Unglaublich viele.“ Sie schwieg einen Moment. „Aber weißt du, was mich wirklich nervt?“

Jetzt konnte ich mich auf einen längeren Monolog ihrerseits gefasst machen. Vermutlich auf eine sehr subjektive Explikation der normativ unvorhandenen Reflexion und Autonomie der postulierenden Allianz ihrer gleichgestellten Entitäten, die sie schlussendlich als Axiom deklarieren wird.

Oder, anders ausgedrückt, sie wollte sich über ihre Familienbande bei mir auskotzen.

Das Studentenleben hatte mir für immer ein Trauma von Fachtermini beschert. „Was nervt dich wirklich?“

„Das ihr Menschen Zufall und Schicksal immer verwechselt!“, regte sie sich auf, „Und das ihr uns immer das falsche zuschreibt! Hat man einen Preis bekommen, sagt man bescheiden das war doch Zufall, und wenn was negatives passiert heißt es immer das ist einfach Schicksal! Argggg!“ Sie kratzt mit den Fingernägeln über den Tisch. „Und immer habe ich schuld!“

Ich verglich sie in diesem Moment mit einem trotzigen Kleinkind.

„Ja, Zufall ist positiv, klar, immer sie! Und wenn etwas aus Schicksal passiert, dann kann man einfach nichts mehr dagegen tun, ich hasse es…“
„Aber sagt man nicht auch, das Schicksal spielte einem in die Karten?“, versuchte ich ein Gegenargument anzubringen.
Sie funkelt mich wütend an. „Ja, aber das setzt voraus, das es das sonst nicht tut!“ Sie überlegte. „Merkwürdig von sich in der dritten Person zu sprechen.“ Dann kam die Wutfratze wieder. „Und vor allem schreibt ihr uns ALLES zu!“

„Naja, also-“

„Doch! Krieg? Schicksal. Frieden? Zufall. Prüfung geschafft? Zufall. Jemand verstorben? Schicksal. Was verloren? Schicksal. Was wiedergefunden? Zufall. Jemand nettes getroffen? Zufall. Zerbrochene Beziehung? Schicksal. Guter Job? Zufall. Kündigung? Schicksal. Etwas-“

„Okay, okay, schon gut. Wir schieben euch alles in die Schuhe.“

„GENAU! Ich weis gar nicht, wie ihr das macht, wo wir doch eigentlich gar keine Schuhe haben!“

Ich deute auf ihre Gummistiefel.

„Na gut“, überlegt sie, „in so Gummistiefel passt viel rein. Vielleicht sollte ich sie mal zu Nikolaus raus stellen.“ Ihr Blick verschwindet einen Moment in der Ferne, dann regt sie sich weiter auf. „EGAL! Ihr Menschen schreibt uns immer alles zu, ich weis auch nicht warum! Seid ihr zu faul? Ihr müsst euer Leben selbst in die Hand nehmen und nicht alles uns unter die Füße… nein, in die Schuhe schieben! Denkt ihr, das macht uns Spaß?“

„Öhm, also in der zweiten Person Plural angesprochen zu werden ist nicht so nett wie ich immer dachte.“ Ich sehe sie mit flehenden Augen an. „Bitte las mich jetzt nicht als Vertretung für die gesamte Menschheit fugieren, das ist auch kein guter Job!“

Sie geht nicht darauf ein. „Ihr müsst selbst eure Entscheidungen treffen! Selbst schauen, was ihr aus eurem Leben macht! Wir, also ich und Zufall geben lediglich einige Möglichkeiten in den großen Kessel. Aber wenn wir eine Konferenz mit einem Filmstar für euch engagieren und ihr nicht hingeht, dann ist das kein verdammtes Schicksal oder Zufall sondern eure eigene Schuld! Es ist eure Schuld wenn ihr die Welt kaputt macht und ihr euer Leben kaputt macht weil ihr die Möglichkeiten nicht nutzt und uns kaputt macht weil ihr nichts mehr selbst verantwortet und auch kaputte-“

„Wir sind kaputt, wie können wir dann etwas reparieren, wenn wir uns doch selbst noch nicht repariert haben?“, gebe ich klug von mir und bin stolz auf mich weil dieser Satz tatsächlich mein geistiges Eigentum ist. Ich überlege schon, wie ich ihn ihn Fachtermini wiedergeben kann um ihn mal auf irgendeiner Versammlung vor versammelter Mannschaft fallen zu lassen. Gleichzeitig mache ich mir eine geistige Notiz, dem Schicksal niemals etwas von Fachtermini zu erzählen, das könnte sonst erst richtig heiter werden.

Plötzlich zuckt es gleichgültig mit den Schultern. „Aber warum rege ich mich eigentlich auf? Meine Existenz hängt nicht von eurer ab. Macht was ihr wollt, ist ja schließlich eure Welt, eure Gesellschaft, euer Leben.“

„Stimmt.“, murmele ich.

„Wart ihr eigentlich schon immer so?“, fragt es nachdenklich.

„Manche Forscher haben die Theorie, dass intelligentes Leben dazu neigt, sich selbst zu zerstören“, versuchte ich mit Informiertheit zu glänzen.

„Vielleicht stimmt das.“, murmelt sie gedankenverloren.

„Du bist doch so... für alles halt zuständig. Es gibt doch sicherlich auch noch woanders intelligentes Leben, oder?“
Es legt die Finger an die Lippen. „Berufsgeheimnis.“

Wir überlegen wieder eine Weile.

„Warum kenne ich dich eigentlich?“, frage ich.

„Ist das als Beleidigung zu verstehen?“

„Ne. Interessiert mich nur.“

„War das ironisch gemeint?“

„Nein.“

Sie beäugt mich misstrauisch. „Na gut. Tatsache ist, das weis ich auch nicht so genau. Ich wusste nicht mal, dass ihr mit uns überhaupt kommunizieren könnt und das auch noch einigermaßen auf Augenhöhe.“

Ich verziehe ärgerlich das Gesicht. „Damit meinst du Giraffe und Plankton. Und ich bin das Plankton.“

Sie macht eine unschuldige Geste. „Das habe ich nie gesagt.“

„Aber du hast es gedacht.“

„Du kannst mal nicht wissen ob ich überhaupt denke oder nicht.“

„Stimmt, das ist schwer herauszubekommen wenn man sich mit dir unterhält.“

„Bitte! Nur weil ich nicht so oft mit Menschen rede, heißt das nicht das ich gar keinen Sarkasmus verstehe.“

„Schön. Und sonst?“, frage ich ein wenig genervt, weil das Gespräch zu nichts führt. Ich könnte mich nicht erinnern, das unsere Gespräche jemals zu etwas geführt hätten. Und doch habe ich sie nie als Zeitverschwendung angesehen.

„Nichts sonst. Wir haben uns mal wieder nett unterhalten. Wenn du jetzt Politikerin wirst, die Welt wachrüttelst und deine epische Dankesrede hältst, dann schreibe es bitte weder Zufall noch Schicksal zu. Na gut, mir kannst du schon danken. Aber nicht Zufall.“ Sie lächelt mich an. „Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, ja?“

Sie schiebt den Stuhl zurück und steht auf. Plötzlich leuchten wie aus dem nichts ihre Augen auf. „Eine weitere interessante Entwicklung: Fachtermini! Es gibt mittlerweile so viele davon, das ist ja quasi schon wie eine zweite Sprache. Voll lustig.“

„Bei dir ist alles lustig.“

„Nicht alles. Aber vieles.“

Zu vieles, will ich noch sagen, aber da ist sie schon aufgestanden und verschwunden.

Die Plastikblumen hatte sie liegenlassen.

 

Hallo @Joie und dann sag ich’s mal (für mich zum ersten Mal): Willkommen bei den Wortkriegern. Da hast du mich vor Schlafenszeit tatsächlich noch zum Lesen bekommen. Ich finde die Idee super interessant - ausbaufähig auf jeden Fall - aber auch so hat sie mich gut unterhalten. Vor allem die Philosophie die zwischendurch immer wieder mal anklingt, da hätte sogar noch ne Schippe mehr drin sein können. Zu den Anmerkungen (ich schreibe übrigens grade mit dem Handy, versuche mich aber nicht zu vertippen):

Wenn man sich mit den Schicksal trifft,
*dem

weis man nie genau, wen man trifft. Ein Mann, eine Frau?
„einen Mann, eine Frau“ - weil es sich auf „Wen man trifft“ bezieht.

Im Inneren des Cafés sah frühlingshaft aus.
Entweder „sah es frühlingshaft aus“ oder „Das Innere des Cafés sah frühlingshaft aus“

Immerhin bin ich, meines Wissens zumindest, auch die einzige Person die das Schicksal kennt.
Das war der Moment, in dem ich gecheckt habe, das oben auch schon die Rede vom echten Schicksal war, also personifiziert.
Den Titel hab ich mir nämlich nicht so genau angeschaut und selbst wenn - hätte ja auch ne Liebesgeschichte sein können; lange Rede kurzer Sinn: an der Stelle hattest du mich; mir gefällt das Spiel mit den Klischees sehr gut.

Eine Frau setzte sich an meinen Tisch. Ich hatte sie zwar wahrgenommen, aber nicht gesehen. Die Frau, die sich an meinen Tisch setzte,
Das könntest du eventuell noch kürzer machen, weil doppelt gemoppelt.

Sie hielt ein Plastikblumenstrauß in den Händen
*einen

Sie hielt ein Plastikblumenstrauß in den Händen und mustert mich aufmerksam.
*musterte

Es waren solche uralten Plastikblumen, die schon staubig und vom Sonnenlicht ausblichen waren.
Ich glaube *ausgeblichen - hab jetzt so oft drüber gelesen, dass ich mir unsicher bin.

Ich stürzte den Kopf in die Hände.
Da formt sich ein komisches Bild in meinem Kopf. „Stürzen“ ist schon ein sehr extremes Wort. Vielleicht eher den Kopf in die Hände fallen lassen? Das ist nicht ganz so hart.

Ich sah sie böse an, weil sie lächelte und meine Situation nicht verstand. Wie kann sie auch, sie war ja schließlich kein Mensch.
„wie könnte sie auch“ fände ich hier schöner, ansonsten find ich den Gedanken hier schön, also dass sie kein Mensch ist und gar nicht so empfinden kann, muss aber sagen: dafür kommt sie mir grade im späteren Verlauf des Textes zu menschlich und vor allem auch zu kindlich vor.

Och, bei dem schnellen Leben heutzutage habe vergisst man selbst die lustigsten Dinge
Da ist ein Wort zu viel


„Ich lebe in meiner eigenen Zeit, das weis ich selbst.
*weiß (war glaub ich oben auch schon mal)

„Es würde besser passen, wenn wir unsere Erscheinungen tauschen würden. Du als weise Mittvierzigerin und ich als junge Studentin. Manchmal denke ich, du hast bedeutend mehr Lebenserfahrung als ich, obwohl ich schon vor dem Anbeginn der Zeit existiert habe.“ „Sehr wahr.“ „Aber woran liegt das?“ „Ich nehme am Leben teil, du nicht.“
Hier auch noch mal schön den Gedanken aufgegriffen, dass sie eben kein Mensch ist und - darüber hinaus - nicht am Leben teilnimmt. Davon hätte ich aber gerne noch mehr im Text im Verhalten des Schicksals selbst gesehen, also dass man auch das Gefühl hat, dass das stimmt.


Danke, ich weis wo der Unterschied ist.
*weiß

Du nimmst es mit der Bedeutung von Wörtern sehr genau.“ „Weißt du doch.“ „Meine Professoren wünschen sich, ich würde die Begriffe Firma, Unternehmen und Betrieb ebenso gut und genau verwenden.“ „Also der Unterschied zwischen Betrieb und-“ „Danke, ich weis wo der Unterschied ist. Ich denke nur nicht daran, es anzuwenden.“
Das kam irgendwie aus dem nichts. Klar es ging um Definitionen, aber das fühlt sich hier irgendwie schräg an, einfach fehl am Platz.

Jetzt konnte ich mich auf einen längeren Monolog ihrerseits gefasst machen. Vermutlich auf eine sehr subjektive Explikation der normativ unvorhandenen Reflexion und Autonomie der postulierenden Allianz ihrer gleichgestellten Entitäten, die sie schlussendlich als Axiom deklarieren wird. Oder, anders ausgedrückt, sie wollte sich über ihre Familienbande bei mir auskotzen.
Das fand ich super lustig. :D

„Ja, Zufall ist positiv, klar, immer sie! Und wenn etwas aus Schicksal passiert, dann kann man einfach nichts mehr dagegen tun, ich hasse es…“
Das ist das was ich meine und auch der Punkt an dem ich Schicksal dann nicht mehr ernst nehmen konnte. Diese Eifersucht, der Neid; der Ärger, das ist alles super menschlich und dazu noch in einer sehr kindlichen und unreflektierten Art. Wenn das so gewollt ist (das quasi letztendlich die Botschaft ist), sollte sich das durchziehen, schon am Anfang klar raus kommen, also dann nimmt ja auch der Protagonist Schicksal nicht wirklich ernst - fände ich aber schade, weil meiner Meinung nach dadurch die Philosophie ein wenig flöten gehen würde, darum vielleicht eher das Gespräch über Schicksal und Zufall umbauen, dass es auch in dem philosophischen Bereich ist? Aber das ist natürlich auch subjektiv. Mich hat’s da halt ein wenig geärgert, weil ich halt die Figur nicht mehr ernst nehmen konnte (und sie auch nicht mehr so interessant war).

Merkwürdig von sich in der dritten Person zu sprechen.
Das hab ich mir auch gedacht

Und vor allem schreibt ihr uns ALLES zu!“
Doch! Krieg? Schicksal. Frieden? Zufall. Prüfung geschafft? Zufall. Jemand verstorben? Schicksal. Was verloren? Schicksal. Was wiedergefunden? Zufall. Jemand nettes getroffen? Zufall. Zerbrochene Beziehung? Schicksal. Guter Job? Zufall. Kündigung? Schicksal. Etwas
Damit hatte ich auch ein Problem, weil das so ja nicht stimmt, weder bezogen auf Schicksal und Zufall noch auf alles generell (man hat ja auch eigene Handlungen und Verantwortung etc.). Versteh mich nicht falsch, wenn der Protagonist das glaubt, kein Problem - das Schicksal müsste es aber grundsätzlich besser wissen, dad war zumindest mein Gefühl an der Stelle.

Es legt die Finger an die Lippen.
Hier schreibst du „Es“ statt „sie“ für das Schicksal. Ich würd da in einer Linie durchziehen - es oder sie.

Tatsache ist, das weis ich auch nicht so genau. Ich wusste nicht mal, dass ihr mit uns überhaupt kommunizieren könnt und das auch noch einigermaßen auf Augenhöhe
*weiß

So das wären nur ein paar Anmerkungen vor dem Schlafen gehen, hoffe, du kannst damit was anfangen.

LG Luzifermortus

 

Hey @Luzifermortus,
vielen Dank für deine Kritik und das herzliche Willkommen :) Ich werde einige deiner Punkte ausbessern. Vor allem das mit dem "weis" ist offensichtlich ein schon lange eingewachsener Fehler.

Das fand ich super lustig. :D
Interessanterweise war das eine der Stellen, über die ich mir am meisten unsicher war.

Und noch mal (wenn auch nicht vollständig) zu einigen inhaltlichen Dingen, die du geschrieben hattest: Du meintest (wenn ich das richtig verstanden habe) das Schicksal war in sich zu widersprüchlich und die Seiten zu gegensätzlich:

Mich hat’s da halt ein wenig geärgert, weil ich halt die Figur nicht mehr ernst nehmen konnte (und sie auch nicht mehr so interessant war).

Gibt es da Potenzial eben dieses Merkmal für den Leser anziehend zu gestalten ohne es auf zu geben? Ich selbst fand das Schicksal gerade deswegen unfassbar spannend und eigentlich gut gelungen^^

LG, Joie

 

Hallo Joie,
mir hat deine Geschichte gut gefallen, ein paar Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen:

Ihr Menschen schreibt uns immer alles zu, ich weis auch nicht warum!
, ich weiß auch nicht warum!
Ich sah mir die Verarbeitungskanten an. Es waren solche uralten Plastikblumen, die schon staubig und vom Sonnenlicht ausgeblichen waren. Die Ränder waren faserig und der Kleber gelblich und spröde. Sie stanken nach Staub, Chemie und Plastik. „Ich hasse Plastikblumen.“
Schöner Absatz, sehr lautmalerisch.
in ihrer Tonlage ist dann immer so ein desinteressierter Unterton.
Besser gefallen würde mir etwas wie, "Ihre Tonlage kling dann immer so desinteressiert." Oder, "Sie spricht dann immer mit einem desinteressierten Unterton."
So ist es doppelt-gemoppelt.
Ich weis auch nicht.
weiß
In der Halteschlaufe in der Straßenbahn?
Meinst du Warteschlaufe?
Jetzt konnte ich mich auf einen längeren Monolog ihrerseits gefasst machen. Vermutlich auf eine sehr subjektive Explikation der normativ unvorhandenen Reflexion und Autonomie der postulierenden Allianz ihrer gleichgestellten Entitäten, die sie schlussendlich als Axiom deklarieren wird.
Der Absatz hat mir auch gut gefallen!
„GENAU! Ich weis gar nicht, wie ihr das macht, wo wir doch eigentlich gar keine Schuhe haben!“ Ich deute auf ihre Gummistiefel.
Super!
Es ist eure Schuld wenn ihr die Welt kaputt macht und ihr euer Leben kaputt macht weil ihr die Möglichkeiten nicht nutzt und uns kaputt macht weil ihr nichts mehr selbst verantwortet und auch kaputte-“
euer Leben kaputt macht, weil ... zweimal.
Ich überlege schon, wie ich ihn ihn Fachtermini wiedergeben kann um ihn mal auf irgendeiner Versammlung vor versammelter Mannschaft fallen zu lassen.
wiedergeben kann, um ...
Na gut. Tatsache ist, das weis ich auch nicht so genau.
weiß
„Stimmt, das ist schwer herauszubekommen wenn man sich mit dir unterhält.“
herauszubekommen, wenn...

Inhaltlich fand ich die Idee gut, jedoch hat mir etwas der rote Faden gefehlt, bzw. es fehlte sozusagen die Moral der Geschichte, insbesondere, da du diese in die Rubrik "Philosophisches" eingestellt hast. Die Aufhänger, von welchem man denkt, dass sie den roten Faden sowie die Pointe zum Schluss darstellen könnten, wie das Kabarett (hab ich leider nicht verstanden, was damit sein sollte), die Plastikblumen, oder auch die Fachtermini bzw. Schicksal vs. Zufall, werden angeschnitten, aber mehr leider auch nicht. Vielleicht könntest du eines der Themen noch stärker herausarbeiten, damit man sich als Leser nicht ebenso wie deine Protagonistin am Ende fragt, was Sinn des Gesprächs war?

Du schreibst schön und lustig. Im Gegensatz zu meinem Vorredner, mochte ich auch die Passage, in welcher das Schicksal über den Zufall wettert! Vielleicht könntest du das zum (Haupt)Thema der Geschichte machen? Würde mir gefallen!

LG,
Rubsch

 

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