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Kaffeekränzchen mit Schuss

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06.01.2022
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Kaffeekränzchen mit Schuss

„You can do anything in this world if you are prepared to take the consequence.“

William Somerset Maugham

Nach dem Tod ihres Mannes hatte Gaby im Frühjahr den bescheidenen Bungalow gekauft, der an Bernds Grundstück angrenzt. Zunächst plauderten sie über den Staketenzaun. Im Laufe des Sommers hatten sie sich ein bisschen kennengelernt. Zu der Zeit, da unsere Geschichte anhebt, lud Sie ihn zu Schwarzwälder Kirschtorte und Kaffee ein, wenn die Wetterbedingungen eine sonntägliche Beschäftigung in ihrem jeweiligen Garten ausschlossen. Sie taufte ihren Treff: „Kränzchen“. Bernd, ehemaliger Lehrer, fand das Wort unpassend, denn jeder weiß, dass es eine Damenrunde bezeichnet, dennoch trug er im innersten Herzen einen kleinen Vorrat von Glück davon. Die ganze folgende Woche hindurch sah er die Welt mit wohlwollenderem Auge an und fand selbst an den gleichgültigsten Dingen ein unbestimmtes Vergnügen.

Am vorletzten Wochenende im September wechselten sich Regenschauer mit kurzen sonnigen Abschnitten ab.
Bei seiner Ankunft zeigt Gaby ihm ihre neueste Errungenschaft, eine Reklame-Blechdose aus den 1950er-Jahren, die sie auf einem Trödelmarkt ergattert hat. Sie besitzt eine ganze Sammlung davon, gut aufbewahrt in einem Glasschrank. Höflich bewundert er die Kostbarkeit: eine rechteckige Keksdose mit abgerundeten Ecken und der Aufschrift
Badener Kräbeli/A. Schnebli & Söhne/Baden/Schweiz.
Sie stellt das Objekt zurück in die Vitrine neben einer Tabatiere mit der Aufschrift Grimm & Triegel Nordhausen auf dem Deckel und sie vertraut ihm an:
„Diese hier ist mir sehr wichtig. Sie gehörte meinem Großvater. Für sein Schnupftabak. Meine Mutter hat den ersten Zahn, den ich verloren habe, drin aufbewahrt.“

Gaby merkt beim Einschenken des Kaffees, dass die Kuchengabeln und der Tortenheber in der Küche geblieben sind.
Die Vitrine ist offengeblieben. Bernd, jetzt allein im Wohnzimmer, zögert:
Man darf nicht in den Schränken anderer Leute herumstöbern. Ach was! Nur Narren sind nicht neugierig … An etwas Schande stirbt man nicht.
Bei seiner Erkundung wird er von einer Dose angezogen. Sie ist rund. Ihr Durchmesser beträgt etwa sieben Zentimeter. Maca ist in Großbuchstaben auf einem dunkelorangen Hintergrund zu lesen. Darunter steht: Wirkt sowohl auf Männer als auch auf Frauen ausgesprochen anregend.

Er lüpft den Deckel: rötliches, geruchfreies Pulver.
Gelegenheit macht Diebe, heißt es. Manchmal hört man auch, dass die Fantasie mit dem Alter nachlässt. Irrtum! in Bernds Kopf überschlagen sich die Ideen. Entschlossen den Zufall heute Nachmittag zu erzwingen, streut er eine Prise Maca in seine eigene Tasse. (Über siebzig wird alles schwierig; der beste Freund kann einen verraten.)
Das Klirren des Kuchenbestecks im Flur gelangt zu Bernds Hörgeräten, der sofort die Dose in seine Jackentasche verschwinden lässt.

Graupel trommelt aufs Dach. Im Kachelofen brennen ein paar Holzscheite. Ein süßer Geruch nach Kaffee und Kirschwasser füllt die Luft. Auf dem Couchtisch brennt eine Kerze. Das schwache Licht verwischt die Falten in Gabys Gesicht und zaubert glitzernde Pailletten in ihre Augen.
Eingangs tasten sie sich an gemeinsame Vorlieben heran, wie es kleine Kinder tun, die sich nicht kennen und sich vorsichtig an den Haaren berühren, bevor sie es wagen, einander ihre Spielsachen zu überlassen. Dann hebt sie ihre Tasse:
„Ewige Jugend, Bernd!“, prostet sie ihm zu.
„Ewige Jugend!“, antwortet er und führt die Tasse an seine Lippen.

Kaum hat er einen Schluck getrunken, färbt sich sein Gesicht violett. Er droht zu ersticken.
Gaby, die bereits befürchtet, dass ihr alter Freund einen Herz- oder Schlaganfall erleidet, versteht, worum es geht, als er ihr die kleine orangefarbene Dose überreicht und sie bittet, die 112 anzurufen.
„Aber Bernd“, sagt sie grienend, „hast du nicht das Etikett auf der Unterseite der Schachtel gelesen? C.F. Vogelsang Fest- und Scherzartikel, Hamburg. Das ist Chilipulver!“​

 

Hallo @Eraclito!

Mich haben ein paar Sachen an deiner Geschichte gestört. Ich finde die Idee mit dem „Liebeszauber“ den Bernd da findet gut, aber die Umsetzung finde ich noch recht schwach. Ich glaube, das hängt mit der Perspektive zusammen. Also du erzählst quasi in der Vogelperspektive was passiert (beginnend mit einem Ich-Erzähler am Anfang, der in meinen Augen keinen Sinn hat). Dadurch - also durch die Vogelperspektive wirken sowohl Bernd als auch Gabi wenig greifbar und auch als der das Pulver in den Tee gibt (und als er ihn dann trinkt), kam nicht wirklich Spannung bei mir auf, weil der ganze Text in meinen Augen irgendwie beschreibend klingt und dazu kommen noch stellenweise lange (teilweise auch umständlich formulierte) Sätze. Ich Versuchs ein Mal an ein paar Beispielen fest zu machen:

Bernd fand das Wort unpassend, da es eine Damenrunde bezeichnet und dass sie nur zu zweit waren, um die Schwarzwälder Kirschtorte und den Kaffee zu teilen, aber er freute sich an dieses Mikroevent, das die Sonntagnachmittagsstunden füllte.
Ich denke, dass „dass“ nach dem „und“ gehört auch durch ein „da“ ersetzt. Weil ich das so verstanden habe, dass er das Wort Kränzen unpassend findet, weil sie nur zu zweit sind. Insgesamt war mir der Satz auch ein wenig zu lange.

Dann entschuldigt sie sich und geht in die Küche, um Kaffee und Kuchen zurückzubringen.
Hier holt sie den Kaffee und den Kuchen doch erst, oder? So wie ich es verstanden habe hat das Kränzchen gerade angefangen.

„Könnte noch Pulver drin sein?“, fragt er sich.
Hier war ich mir nicht sicher ob er es laut zu sich sagt oder denkt.

„Könnte noch Pulver drin sein?“, fragt er sich.
Er will sich davon überzeugen, als Gaby zurückkommt und Tassen neben Dessertteller auf den Couchtisch stellt. In diesem Moment fällt ihr auf, dass Kaffeelöffel und Kuchengabeln fehlen. Sie geht wieder in die Küche, um welche zu holen.
Der ganze Absatz hier wirkt billig, das ist es, was ich meine, wenn ich sage, dass du teilweise sehr erklärend wirst. Du schreibst was passiert und begründest gleich warum es passiert und schwankst hier - bei einer eigentlich spannenden Stelle - irgendwie zwischen Gabi und Bernd hin und her, obwohl die Spannung eigentlich bei Bernd liegt. Hier fände ich’s viel besser; wenn du mehr von ihm zeigst (egal ob’s nun ein personaler Erzähler wird oder nicht). Lass Bernd ein wenig zittern und zweifen, lass ihn danach fragen ob’s vielleicht giftig ist; lass ihn die Geräusche hören ohne mir als Leser zu verraten wo Gabi jetzt grade ist. Lass mich ein wenig „Angst“ haben, dass er erwischt wird und löse die Situation nicht so schnell auf.

Diesen Moment nutzend, öffnet Bernd die Dose, stellt fest, dass noch Pulver vorhanden ist, fängt an zu träumen und denkt, dass seine Nachbarin ihm nicht gleichgültig ist, dass nur die Befürchtung, ihre Freundschaft zu verlieren, ihn bisher davon abgehalten hat, sich ihr anzuvertrauen, und dass er schließlich nichts riskiert, einen Versuch zu wagen.
Hier auch, das gleiche Schema wie oben. Du beschreibst sehr genau was geschieht und warum es geschieht, ohne dabei wirklich Spannung oder Emotion zu vermitteln. Selbst die Sache, dass er sie als Freundin nicht verlieren will, kommt irgendwie nüchtern daher- „ja, das ist so ein Fakt, den ihr als Leser vielleicht noch wissen solltet.“

Er beschließt, eine Prise in beide Tassen beizumischen und beginnt mit seiner eigenen. Dann nähert er sich Gabys Tasse, aber er hat keine Zeit, das Pulver hineinzugeben, weil er sein Opfer kommen hört.
Hier habe ich mich gefragt, wieso er mit seiner beginnt bzw. Überhaupt etwas in seine gibt - er ist ja schon verliebt in sie? Oder doch nicht? Auch das mit dem Opfer fand ich ein wenig überzogen an der Stelle. Aber das liegt sicher auch daran, dass die Stimmung nicht wirklich in die Richtung geht…

Gaby, die bereits befürchtet, dass mein alter Freund einen Herz- oder Schlaganfall erleidet, versteht, worum es geht, als er ihr die kleine orangefarbene Dose überreicht und sie bittet, die 112 anzurufen:
Hier kommt dann wieder der „ich“-Erzähler vom Anfang, der in Gabis Kopf schaut: wieso? Außerdem find ich auch die Auflösung der Szene insgesamt etwas übereilt und grade da würde sich auch anbieten ein wenig mehr bei Bernd zu bleiben - also jetzt vorher bei der Stelle, wo dass man als Leser Zeit hat, Angst zu bekommen, dass das vielleicht Gift war oder sowas..

So viel zu meinen Eindrücken.

LG Luzifermortus

 
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Danke für Dein Kommentar@Luzifermortus

die Umsetzung finde ich noch recht schwach.
Nach Deinem Kommentar finde ich es auch!

Also du erzählst quasi in der Vogelperspektive was passiert (beginnend mit einem Ich-Erzähler am Anfang, der in meinen Augen keinen Sinn hat).
Der Icherzähler hatte effektiv keinen Sinn hier. Die "Vogelperspektive" habe ich gewählt (Fehler?), denn die Lesenden sollen wenig über die handelnden Charaktere erfahren. Das Ereignis allein will ich im Mittelpunkt der Geschichte setzen.

Der ganze Absatz hier wirkt billig,
Stimmt! Ich habe den Text komplett neu geschrieben, um das Inhalt zu komprimieren und den Humoranspruch zu betonen.

Außerdem find ich auch die Auflösung der Szene insgesamt etwas übereilt
Ich will den Text auf die Pointe konzentrieren. Schließlich soll diese KG genau das sein, was sie ist: eine kurze Geschichte (<600 Wörter).

Nochmals Danke für Deine Hilfe. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. Liebe Grüße aus Baden.

Heraclito

 

Hallo @Eraclito!

Ich habe jetzt noch einmal die überarbeitete Version gelesen und finde sie viel besser. Mit der Stimmung des Kaffeekränzchens überzeugst du mich auch! Die Gerüche, die Kerze, der Regen, ich war vor Ort beim Lesen! Ein paar Kleinigkeiten:

Diese Person, Witwe und seit Kurzem Rentnerin, empfing ihn bei sich zu Hause, wenn aufgrund der Wetterbedingungen keine Beschäftigung in ihrem jeweiligen Garten es ihnen erlaubte, einen Plausch über die Hecke zu halten.
Das „diese Person“ hat mich ein wenig gestört. Da könntest du theoretisch auch mit „die Witwe“ anfangen.

Anfang April dieses Jahres rief sie ihn gegen elf Uhr an.
Hier bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube es ist „diesen Jahres“ - ich bin mir noch einmal mehr unsicher, während ich das schreibe. ^^“

Er geniert sich, aber ein Schammoment ist so schnell vorbei ...
Hier passt denke ich „das Schammoment“ besser, ist ja ein bestimmtes.

Als Siebzigjähriger ist man nie sicher; dein bester Freund kann dich verraten!
Hier war ich mir nicht sicher, wie der Satz gemeint ist - bezieht er es auf sich, weil er das Pulver in seine Tasse streut?

Wirkt sowohl auf Männer als auch auf Frauen ausgesprochen anregend.
Er streut eine Prise Maca in seine Tasse.
Hier hab ich das so verstanden, dass er das Pulver in seine Tasse gibt, um sich mit zu machen, seine Gefühle auszusprechen - ist das richtig?

„Ewige Jugend Bernd!“
Hier fehlt ein Komma

hast Du nicht das Etikett auf der Unterseite der Schachtel gelesen?
Das „du“ würde ich hier klein schreiben,


Lg Luzifermortus

 
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Hallo @Eraclito,

vielen Dank für deine Geschichte.
Ich möchte dir mal fix meine Leseeindrücke mitteilen.
Die Idee finde ich grundsätzlich gut - kann auch witzig sein - bei dem vorliegenden Text hat das aber bei mir leider noch nicht so richtig mit dem Lachen geklappt. Woran liegt das?
Der Erzähler wirkt auf mich manchmal wie ein Butler oder sowas, der versucht in geschwollener Sprache die Treffen von Gaby und Bernd zu beschreiben. Diese Art des Beschreibens pendelt aber "Ein zu schneller Run auf das Glück" vs. "Ihre Einladungen waren der Anlass für das Zeremoniell [...]" Ich finde eins nicht witziger als das andere, es ist für mich nur verwirrend.

aber er freute sich an dieses Mikroevent,
Hier stimmt etwas nicht: Er erfreute sich am ME; er freute sich auf dieses ME
[...]dem Mittagsschläfchen“. <--- Punkt vor Anführungszeichen
Lachend erzählt sie:
Das stelle ich mir komisch vor.
Er öffnet den Deckel, stellt fest, dass rotes Pulver noch vorhanden ist.
In einem anderen Kommentar wurde die Frage aufgeworfen, ob Gaby denn beim Einschenken des Kaffees nicht merkt, dass Bernd da etwas rotes in der Tasse hat. Selbst wenn er sich selbst Kaffee einschenkt, gilt die Frage immer noch.

Ich glaube du arbeitest auch gerade an der Geschichte, ich sehe, das Ende hat sich verändert, es handelt sich jetzt um Chili-Pulver und auch im Mittelteil scheinst du noch etwas ändern zu wollen.

Es ist natürlich die Frage wie du diese Geschichte erzählen möchtest, willst du so einen Lacher am Ende platzieren oder, dass die Lesenden immer mal wieder schmunzeln müssen? Als das Gebiss in der Schlagsahne noch drin war, war es eher so der "Lacher am Ende" - aber halt auch ein sehr "ausgelutschtes Bild" mit dem Gebiss in der Schlagsahne. Vielleicht kannst du ja die Geschichte insgesamt etwas witziger gestalten, indem du den Erzähler hier und da schon vorher im Text "sticheln" lässt.

Viele Grüße
-Marla

Edit: Falls von dir noch nicht bemerkt, hier sind noch Dopplungen:

Nur die Befürchtung, ihre Freundschaft zu verlieren, hat ihn bisher davon abgehalten, sich ihr anzuvertrauen. Na denn … schließlich riskiert man nichts, einen Versuch zu wagen. Als Siebzigjähriger ist man nie sicher; dein bester Freund kann dich verraten!
Er streut eine Prise Maca in seine Tasse.

Nächstenliebe beginnt zu Hause. Als Siebzigjähriger ist man nie sicher; dein bester Freund kann dich verraten. Er streut eine Prise Maca in seine Tasse und ist im Begriff, dasselbe in Gabys Tasse zu tun …

 

Danke für Deine Rückmeldung @Luzifermortus

Ich finde es supernett von Dir, dass Du Dich die Mühe gemacht hast, meinen Text noch mal zu lesen, ich habe ihn nach Deinen wertvollen Hinweisen verbessern können.

Danke für Dein Kommentar @Willibald

Dein Punkt 1 Logische Verknüpfungen ist eine tolle Hilfe. Ich habe auch die entsprechenden Korrekturen durchgeführt: Jetzt ist Kaffee bereits in den Tassen, als Gaby sich entfernt; aus Niespulver ist Chilipulver geworden; die "verknüpfte Miene" ist mit dem ganzen Paragraph in Papierkorb gelandet.

Das Pulver aus der "Vorviagrazeit" hat dieses Zurückschneiden überlebt. Macra wirkt anregend „sowohl auf Männer als auch auf Frauen“ und … mein Plot baut auf diesem Mittel! Ich kann dies nicht ändern, sonst würde eine andere Geschichte daraus.

Ein vorausdeutender Einleitungssatz mit einer Exempelweisheit, ein wenig altbacken, wäre aber dann vielleicht akzeptabel und gut, wenn man mit einem antiquierten Sprachcode in der Geschichte arbeitet und die Geschichte nicht ganz ernst nimmt.
Dieser Satz - wie die drei anderen "Exempelweisheiten" („An etwas Schande stirbt man nicht“; „Gelegenheit macht Diebe“ und „Nächstenliebe beginnt zu Hause“) sind gerade da, um nahezulegen, dass „die Geschichte nicht ganz ernst nimmt“ “… Okay, es reicht nicht ganz.

Warum den präteritalen Einstieg ab dem Schrankinhalt mit dem Präsens im Hauptteil fortsetzen? Präsens Historicum der Spannung? Hm.
Ja Präsens Historicum als Stilmittel. Soll Lebendigkeit in meinen Text bringen.

Warum nicht diese Fähigkeit bei der Schilderung der Begegnung durchgehend nutzen und so die nüchterne, manchmal holprig-holzige Beschreibung ganz beiseite schieben?
Könnte als Künstelei in dieser "Humoreske" verstanden werden. Ist noch eine Überlegung wert.

Deine Demenzgeschichte hier im Forum hat mich fasziniert.
So? Freut mich sehr.

Noch einmal vielen Dank für Eure Unterstützung.

Liebe Grüße
Eraclito

 

A und B könnte man vielleicht lösen, indem sie auch Gewürze in dem Schrank lagert (quasi alte Dosen wiederverwendet).

 

„… Meine Mutter hatte darin den ersten Zahn aufbewahrt, den ich verloren habe.“​

Sehr geehrter Herr Bernd,

hat Sie denn nicht Ihre sehr geehrte Frau Mutter Zurückhaltung gelehrt und wenn schon nicht im wirklichen Leben und flüchtigen Wort, so doch zumindest im niedergeschriebenen Text die Zeitenfolge beachtet werde?, das ist es eigentlich, was ich Ihnen von altem Sack zu Sack mitteilen muss. Vllt. können Sie es nach dem kleinen Stell-dich-ein Ihrem Schöpfer,

Eraclito,

mitteilen. Ist ja keine Herkules Aufgabe.

Und dann hätt’ ich noch die Frage, ob Frau Gaby die einzige Nachbarin ist, was die Formulierung​

Gaby, Witwe – und seit einem Jahr Rentnerin – ist die Nachbarin von Bernd.​
verschwiegen behauptet. Denn noch gibt es einen statistischen Frauenüberschuss in unserer schönen Republik, wenn man auch mal Statistiken traut, die man nicht selber aufgestellt hat,

findet das

Dante Friedchen

 

Hallo eraclito,

wie wärs mit einem Sprung ins kalte Kritikerwasser?

Zu der Zeit, da unsere Geschichte anhebt
Als Stilmittel kann man solch alte, gestelzte Sprache ("anhebt") durchaus benutzen - aber ich denke, dann muss das ganze Setting dazu passen und die Sprache durchgängig deutlich antiquiert sein.
Sie taufte ihren Treff: „Kränzchen“.
Du machst etliche Doppelpunkte (Dieses Treffen nannte sie zärtlich unser 'Kränzchen'.) oder so ähnlich. Beim Lesen kam bei mir kein richtiger 'Fluss' zustande, das Ganze ist 'wie aneinander gereiht' geschrieben, kannst du es nicht schneller erzählen? Die Doppelpunkte unterbrechen das Lesen zusätzlich.
Bernd, ehemaliger Lehrer, fand das Wort unpassend, denn jeder weiß, dass es eine Damenrunde bezeichnet, dennoch trug er im innersten Herzen einen kleinen Vorrat von Glück davon.
Woher kommt der Vorrat an Glück? Weil das Wort unpassend ist? Oder wegen seines Wissens über das Wort 'Kränzchen'?
Die ganze folgende Woche hindurch sah er die Welt mit wohlwollenderem Auge an und fand selbst an den gleichgültigsten Dingen ein unbestimmtes Vergnügen.
Ich hoffe, er hat zwei Augen ...

Humor-Geschichten sind sehr schwierig. Es gibt zwar schon ein paar Kniffe, wie man Humor erzeugen kann, aber diese zu verwenden und zusätzlich noch humorvolle Ideen zu haben, ist meines Erachtens anspruchsvoller, als z.B. in die Trickkiste der Horrorerzeugung zu greifen. Immerhin hast du dich dieser Herausfoderung gestellt, dich außerdem noch auf eine klassische 'Surprise-Ending-Story' verlassen, ein hoher Schwierigkeitsgrad (diese eine humorvolle Überraschungsrakete muss total zünden, sonst verpufft sie).

Mich Überzeugt der Text nicht, aber bei diesem Schwierigkeitsgrad ... hat man doch etwas wohlwollendere :eek:

Beste Grüße,

Woltochinon

 

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