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Kampf um Europa

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11.03.2018
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Kampf um Europa

Seit Tagen redet die Bevölkerung von nichts anderem. Die erste Schlacht ihrer Nation beginnt bald. Eine Niederlage wäre natürlich fatal, ein Sieg und man ist der Eroberung Europas schon ein Stückchen näher gekommen.
Die Nation braucht diesen Sieg, denn nach all den Missständen im Staat benötigt man dringend gute Nachrichten. Die Moral im Volk sinkt drastisch, auch, weil viele Menschen ausländische Wurzeln haben. Sie wissen gar nicht, ob sie ihr Herkunftsland oder das Land unterstützen sollen, in dem sie aufgewachsen sind. So ist das nunmal im Krieg. Ein Sieg in diesem Kampf wäre auf jeden Fall eine super Propaganda.
Vor beginn der Schlacht versammelt der oberste General seine Truppe noch einmal, um letzte Anweisungen zu geben. "Unterstützt die Flügel", "jeder cm Raumgewinn ist von Vorteil", "bearbeitet den Gegner", "schafft es der Gegner in unser Gebiet müssen alle mit anpacken und sie zurückdrängen".
Die Parole ist also klar. Angriff ist die perfekte Verteidigung. Siegen um jeden Preis. Dann ist es endlich so weit. Das Rufsnignal zum beginn der Schlacht ertönt. Die Truppe ist nervös, wie vor jeder Schlacht. Es sind zwar ein paar Neulinge dazu gekommen, doch jetzt heißt es, alle für einen, einer für alle.
Es geht heiß her. Beide Nationen schenken sich nichts. Es haben sich sogar Schaulustige gefunden, die trotz Gefahrenwarnung nicht anders konnten als zuzuschauen. Doch die sind jetzt nur eine Warnehmung am Rande. Nach gutem beginn verliert die eigene Truppe plötzlich an Boden und Orientierungslosigkeit macht sich breit. Keiner weiß mehr, wo er zu stehen hat. Der General befürchtet schon das Schlimmste. Von außen versucht er Anweisungen zu geben, doch es nützt nichts. Wie aufgescheuchte Hennen rennen sie über den Platz.
Doch dann kommt die rechte Hand des Generals und übernimmt Verantwortung. Der Oberst ist heilfroh, das er ihn hat. Der geborene Leader. Ein alter Hase. Ein Veteran, der schon einige Schlachten hinter sich hat. Der Captain brüllt und kämpft, reißt seine Leute mit und siehe da: Während alle dachten, dass die Schlacht verloren sei, dürfen sie sich stattdessen mit ansehen, wie die Mannschaft wieder Boden gut macht. Und tatsächlich. Nach 1 1/2 Stunden hat die Truppe gewonnen. Alles feiert, jeder jubelt, als ob man das Heilmittel gegen Krebs gefunden hat. Die anfänglichen Ausschreitungen sind auch erloschen, jeder liegt sich in den armen und auch Verluste gab es kaum.Die Politiker freuen sich genauso, schließlich haben sie jetzt Gewissheit, dass die Bevölkerung noch etwas abgelenkt sein wird.
Und der Ball rollt weiter und der Kampf um Europa kann weiter gehen.

 

Hallo Been,

herzlich willkommen hier. Nimm meinen Eindruck bitte nicht persönlich, ich versuche dir bloß meine nüchterne, objektive Meinung darzulegen.

Dein Text liest sich für mich eher wie eine Idee, eine Plot-Zusammenfassung als eine Kurzgeschichte. Im Grund wäre das auch Stoff für einen ganzen Roman. Ich würde dir empfehlen, versuchen herauszufinden, was eine "gute" Geschichte ausmacht - ist eine eigene Wissenschaft für sich, Figuren, Plottwists. Lies viel und schau dich auch mal um, wie das andere Autoren hier machen und versuche beim Lesen herauszufinden, was dir an Texten besonders gefällt und was nicht. In der jetzigen Form muss ich dir leider sagen, dass dein Text nicht über ein Inhaltszusammenfassung einer größeren, unauserzählten Geschischte hinauskommt.

Gruß
zigga

PS: Ich glaube, zur Zeit spielen viele mit dem Gedanken, so ein Bürgerkriegs-Szenario in naher Zukunft auszuschreiben. Bin gespannt, was da an Büchern in den nächsten Jahren zu rauskommt.

 

Hallo zigga,

erstmal vielen Dank für deine schnelle und ehrliche Rückmeldung. Mir ist bewusst, dass das hier keine klassische Kurzgeschichte ist, aber meiner Meinung nach auch keine Inhaltsangabe eines Untergangsszenario. Es geht in meinem Text eher um den Vergleich zwischen dem "Geschäft Fußball und der Rethorik dahinter, das Bewusstsein und die Parallelen zum Krieg, als einen Krieg. Ich habe versucht das sprachlich auch zu verdeutlichen, wie am ende mit dem Satz, "und der Ball rollt wieder..."
Wenn das nicht so deutlich wurde, dann ist das natürlich mein Verschulden als Schreiber.

Da ich neu hier bin möchte ich zuerstmal ausprobieren was hier geht und was nicht, damit ich es für die Zukunft weiß.

Viele liebe Grüße
Been

 

Moinsen Been
Die Idee deiner "Geschichte" oder so, gefällt mir an sich sehr gut!
Auch die Anspielung auf die Macht des Fußballs heutzutage und der Vergleich mit Krieg kommt, meiner Meinung nach, gut rüber.

Kritikpunkt ist für mich der Schreibstil, der mir ehrlich gesagt nicht wirklich gefällt.
Wörter wie "zwar" oder "sogar" wirken eher umgangssprachlich, was bei so einem heiklen Thema (Krieg, Propaganda, etc. ) nicht wirklich angebracht ist - meine Meinung.

Liebe Grüße
Izzy

 

Hey Been,

Erstmal zum Konzept des Textes: Ich finde, der Vergleich geht nicht wirklich auf. Fußball ist nunmal kein Krieg, sondern Sport. Wo liegen die Parallelen? Niemand bekämpft sich im Fußball, man spielt gegeneinander. Das ist in meinen Augen ein sehr gewaltiger Unterschied. Bis auf die Fouls ist Fußball auch gewaltfrei, es gibt sogar jemanden, der Gewalt bestraft. Außerdem geht es bei Weitem nicht um Europa, sondern um die temporäre Auszeichnung, welche Nation das beste Fußballteam Europas stellt, gar nicht um die Nation an sich. Ginge es hypothetisch im Bundestag je darum, ob wir in einen Krieg treten, wäre den meisten Abgeordneten wahrscheinlich ziemlich egal, ob Deutschland die letzte Europameisterschaft gewonnen hat oder nicht. Und am Ende trägt auch so gut wie niemand ein wirklichen Schaden davon. Soweit zu den Kritikpunkten an dem Vergleich insgesamt; das könnte allerdings auch daran liegen, dass Krieg schon ein ziemlich extremer Sachverhalt ist, mit dem sich generell wenig Dinge gut und treffend vergleichen lassen. Ich stelle kurz mal die Relation auf: Krieg:Fußball. Für mich zwei Dinge, die nicht zusammenpassen. Fußball ist Unterhaltungsindustrie, Krieg nicht. Wie wär's denn mit Menschenhandel gewesen? Auch ein sehr extremes Thema, aber das hätte man prima auch subtil machen können: "Es geht darum, Menschen zu kaufen und zu verkaufen. Je qualitativer der Mensch, desto höher der Preis" -- und zack hätte man ein ganz nüchternen Fakt herausgestellt, der auf beide Vergleichsparteien zutreffen würde.

Dementsprechend holprig lesen sich für mich auch die Metaphern für Trainer (General) und Kapitän (rechte Hand).

Die Nation braucht diesen Sieg, denn nach all den Missständen im Staat benötigt man dringend gute Nachrichten.

Hier ist doch ein schöner Ansatz drin: Fußball als politisches Instrument, siehe Brasilien 2014. Aber wieso muss es denn gleich der Krieg sein?

Das Rufsnignal zum beginn der Schlacht ertönt

Das ist doch eher eine Herausstellung eines Unterschiedes deiner beiden Vergleichsobjekte: Bringe mir mal die Schlacht, in der ein Signal ertönt, auf das beide Parteien hören. Oder meinst du nur ein Signal für eine der Truppen? Aber das wäre dann ja schon wieder ein Unterschied zum Fußball. Der hat nämlich festgesetzte Regeln und einen klaren Zeitplan. Der Krieg nicht.

Alles feiert, jeder jubelt, als ob man das Heilmittel gegen Krebs gefunden hat. Die anfänglichen Ausschreitungen sind auch erloschen, jeder liegt sich in den armen (...) Die Politiker freuen sich genauso, schließlich haben sie jetzt Gewissheit, dass die Bevölkerung noch etwas abgelenkt sein wird

Schon wieder ein interessanter Ansatz: Die Bedeutung des Fußballes in der Bevölkerung, kann man doch super mit dem politischen Instrument verknüpfen und den Vergleich weiterführen. Aber wieso muss es denn gleich Krieg sein?

(...) und auch Verluste gab es kaum

Ja, liegt wahrscheinlich daran, dass es nur ein Fußballspiel ist. Wenn wir schon dabei sind: Angenommen es ist nur ein Fußballspiel: Sag mir mal, welche ernsthaften Verluste da auftreten sollten. Der Satz funktioniert also nur, wenn er sich auf den Krieg bezieht. Für beides funktioniert er nicht. Aber ist das nicht das Fundament eines Vergleiches?

Ich könnte noch ein wenig so weitermachen, denke aber, es ist klar geworden, was ich meine.

Das Thema Fußball im gesellschaftlichen Kontext ist doch mega spannend und da lassen sich bestimmt eine Menge guter Vergleiche finden, die man in eine schöne Kurzgeschichte einarbeiten kann. Aber Krieg passt nunmal einfach nicht.

Schade, die Geschichte hat eigentlich Potenzial. Vielleicht denkst du dir ja noch was cooles aus.

Soweit meine Meinung.

Viele liebe Grüße und ich hoffe, da kommt noch was schönes
RobotBoy

 

Hallo Been

Rein erzahlerisch finde ich die Geschichte bis auf den zu lang vorkommenden Prolog gelungen. Die Sprache ist angemessen, nicht zu dramatisch und nicht zu trocken, ein schönes Mittelding.

Einige Sachen stören leider doch:

Erstmal bin ich beim ersten Lesen gar nicht darauf gekommen, daß das ganze Fußball sein soll. Vielmehr war ich irritiert, was das eigentlich für eine Schlacht sei, in der der General persönlich der versammelten Armee die letzten Anweisungen gibt und bei der Schlacht Handzeichen gibt, etc. Das kam mir alles sehr herr-der-ringe-mäßig vor. Auch nach mehrfachem Lesen, muß ich sagen, daß man einfach nicht drauf kommt. Aber das ist ne Sache, die sich ändern läßt.

Doch dann die grundsätzliche Idee. Du nimmst die Thematik vom Brot und Spiel und gehst sogar weiter und vergleichst das Ringen um die "Propaganda" mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Irgendwie paßt das nicht. Fußball wird sicherlich politisch genutzt, doch ein Trainer und ein Spieler verbergen bestimmt keine politschen Ziele hinter ihrem Spiel. Ein Trainer denkt sich eher "Wir müßen das Spiel gewinnen" als "Wir müßen das Spiel gewinnen, damit die Leute abgelenkt sind von unserem korrupten Bundespräsidenten (oder von welchem politischen Dimörti auch immer)".

Und der Ball rollt weiter und der Kampf um Europa kann weiter gehen.
Das Spiel ist doch vorbei, warum rollt der Ball dann weiter. Der wird doch im nächsten Spiel erst wieder rollen.

Ich hoffe, ich konnte helfen.

Viele Grüße,

Theodor

 

Hallo Been,

Ja: Kurzgeschichten sind kurz, dein Text scheitert aber an einer genaueren Ausarbeitung. Für mich liest das sich eher wie eine kleine Kolumne in einer Onlinezeitung. Zudem passt diese Krieg-Fußball-Metapher überhaupt nicht. Da wird der Fußball als Sache ganz schön überbewertet und der Krieg verharmlost. Die Stelle mit der Ablenkung gefällt mir aber, da wahr.

Liebe Grüße
Grayson

 

„Eine Nation ist eine Gruppe von Menschen, die durch einen
gemeinsamen Irrtum hinsichtlich ihrer Abstammung und
eine gemeinsame Abneigung gegen ihre Nachbarn geeint ist.“
K. Deutsch​

„Der Krieg ist ... ein Akt der Gewalt, um den
Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.“
C. v. Clausewitz​

Die Nation braucht diesen Sieg, denn nach all den Missständen im Staat benötigt man dringend gute Nachrichten. Die Moral im Volk sinkt drastisch, auch, weil viele Menschen ausländische Wurzeln haben.

Starker Tobac,

Been,
Moral und "ausländische Wurzeln" in einen Topf zuwerfen, und dennoch herzlich willkommen hierorts!

Nun, Sport und Krieg haben viel miteinander gemein, was man zunächst von der Herkunft des Wortes vom engl. "disport" (= Zerstreuung, Vergnügen) nicht glauben mag und sich verwundert die Augen reibt, wenn das Wort mit dem Atfranzösisch der normannischen Eroberer auf die Insel als "desport" kam, eigentlichein "se de(s)porter" = sich zerstreuen, sich vergnügen, worin man noch das lat. deportare = fortbringen erkennt. Und wo sind Spiel und Sport dem Krieg mit seinen Strategien am nächsten als im königlichen Spiel am Schachbrett ... Unpolitisch darf man weder Olympiaden noch Welt- und/ oder Erdteilmeisterschaften sehen. Und der Krieg ist nach einem geflügelten Wort, die bloße Fortsetzung der Poltitk mit anderen Mitteln (C. v. Clausewitz' "Vom Kriege").

Aber auch ich erkenne keine Geschichte, geschweige denn, eine Satire (neben der Historie das Genre, das ich grundsätzlich besuche) - sehn wir mal vom Eingangszitat ab. Ansonsten beißt nix. Da hastu wohl in aller Gutmütigkeit vergessen, das Gebiss einzulegen - denn alles kommt - bis auf den oben zitierten Satz - harmlos und brav daher. Der Fußball böte so viele Gelegenheiten, wo er doch eher vor allem über seinen Sponsorenfimmel Teil des Finanzkapitalismus geworden ist und - obwohl verboten - zum Menschenhandel neigt. Naja, in Nordafrika unterstützt Europa ja auch den blühenden Sklavenhandel, der freilich weniger gemütlich ist als ein Fußballertransfer. Und unser Heimatminister wird's schon richten. Eher hin-, als her.

Nun, was die Vorredner noch nicht erwähnt haben, ist die relativ hohe Fehlerquote für einen so kurzen Text - nun i. d. R. in der Reihenfolge ihres Auftritts:

Vor beginn der Schlacht ...
"Beginn", Substantiv, ansonsten nur in der Formulierung "Bevor die Schlacht beginnt ..." Und noch weiter unten zwomal

..., "jeder cm Raumgewinn ist von Vorteil", ...
Nun, wir wissen nicht, was in seinem Schädel vor sich geht, wenn er den Satz formuliert, aber wir hören nicht die standardgemäße Abkürzung, sondern ein ausgesprochenes "Zentimeter"

Hier sind Kommas nachzutragen

..., "schafft es der Gegner in unser Gebiet[,] müssen alle mit anpacken und sie zurückdrängen"
... die trotz Gefahrenwarnung nicht anders konnten[,] als zuzuschauen.

Nach dem dritten Mal frag ich mich, warum wird der Beginn so hartnäckig kleingehalten, will's aber für mich behalten, was ich denk ... denn dein Name wird sicherlich nicht nach deutscher Lautung ausgesprochen ... gelle?

Alles halb so wild. Sieh's als Fingerübung und Kennenlernphase an ...

Tschüss

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

VIelen lieben Dank an alle die sich Zeit genommen haben. Wenn ich eure Kritik lese dann kann ich das meiste davon nachvollziehen, was super ist, da mir das selber nicht so aufgefallen ist. Ich werde es mir zu Herzen nehmen und das nächste mal mit Berücksichtigen. Deshalb bin ich froh, hier in der Community dabei sein zu dürfen, damit wir alle Spaß haben und uns gemeinsam entwickeln.
Wer alles richtig macht hat davor viele Fehler begangen.

Gruß
Been

 

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