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Kleiner Junge

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19.01.2004
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Kleiner Junge

Mit lautem Knall rutscht die Tür in den Rahmen. Akira rennt in den hinteren Garten des kleinen Hauses und wirft sich auf die Bank unter dem alten Sauerkirschbaum. Hier erst gestattet er sich selbst einige Tränen, die schon den ganzen Nachmittag in seinen Augen brennen.

Er hasst die Welt. Ja ganz sicher, tut er das. Er ist zwar jung, noch nicht einmal ein richtiger Mann, und das weiß er auch, aber bereits jetzt hat er allen Grund die Welt zu hassen. Er hasst diesen Baum und die Bank, auf der er sitzt. Er hasst den Garten, das Haus und heute hasst er sogar seine Mutter.

„Du bist doch erst dreizehn! Noch viel zu jung für so etwas.“, hat sie ihm einfach nur geantwortet, als Akira ihr eben seine Probleme erzählte. Danach hat sie gelächelt, ihm das schwarze Haar verwuschelt und einen Tee gebracht. Dabei hasst Akira Tee. Heute hasst Akira alles.

Eigentlich fing der Tag so schön an. Es hätte ein Tag besser als jeder andere werden können, denn es gab einen Plan in seinem Kopf. Es hatte ihn gegeben. Und Shinji spielte dabei die wichtigste Rolle.

Shinji ist ein Mädchen aus der Nachbarschule. Sie wohnt mit ihren Eltern in der Stadt, nicht wie Akira am Rand in der Nähe des Hafens. Aber immerhin lächelte sie ihm neulich zu, als sie sich wie sonst auch auf dem Weg zu ihren Schulen begegneten.

Das Lächeln hat ihn in ihren Bann gezogen, sein Herz mit tausend Gewichten beschwert und ihn tief in Liebe zu ihr versinken lassen.

Akira liebt Shinji. Es ist ein tiefes, warmes Gefühl der Anspannung. Elektrisierendes Kribbeln durchzieht seinen ganzen Körper, und er möchte aufspringen, rennen und tanzen zugleich. Er durchwacht einen schwerelosen Traum, der ihn hoch hinauf fliegen lässt. Ja, ganz sicher liebt er Shinji. Nur heute Abend hasst er sie auch noch zusätzlich. Er hasst sie dafür, dass sie sie ist und er er.

Am frühen Nachmittag wollte er sie auf dem Rückweg wieder treffen. Normalerweise begegnen sie sich zu dieser Zeit nicht, da Akira dann immer zum Sportunterricht muss. Aber das Fach hat er zugunsten Shinjis heute einmal ausfallen lassen. Wenn seine Mutter davon Kenntnis bekäme, würde es sicherlich Ärger geben. Daran jedoch verschwendet Akira nicht einen einzigen Gedanken. In seinem Verstand ist dafür auch gar kein Platz mehr, denn seit jenem kurzen Moment des scheuen Lächelns auf Shinjis Lippen füllt sie all sein Denken aus.

Welch grausames Schicksal ihm die Götter auferlegen, denkt er sich. Heute hasst er auch die Götter.

Im Park unter einem großen Baum hatte er sie endlich eingeholt. Sie war nicht allein gewesen, doch darauf konnte Akira nicht achten. Er hatte sich ihr und den anderen Mädchen in den Weg gestellt und erst einmal gewartet. Gewartet auf eine weitere Idee.

Am Morgen schien Akiras Plan noch einen Sinn zu ergeben. Ganz klar war er ihm vorgekommen, einfach und unfehlbar. Er hatte sie stellen wollen, tief in ihre wunderschön mandelförmigen Augen blickend. Dann hätte sie ihn wieder anlächeln müssen und er hätte ihr gesagt, dass er sie liebe. Als natürlichste Reaktion erwartete Akira daraufhin Shinjis Gegenliebe, oder zumindest ihre Zuneigung. Viel Erfahrung mit Mädchen besaß er allerdings noch nicht.

So war es leider nicht gekommen. Shinji vernichtete seinen Plan bereits im Ansatz.
„Was willst du denn?“, hatte sie ihn gelangweilt gefragt und dabei nur verständnislos angeschaut, ganz ohne das scheue Lächeln, während die beiden anderen Mädchen im Hintergrund kicherten.
Von seinen Lippen war lediglich ein zögerndes „Ich mag dich ganz doll.“ gekommen, begleitet von kaltem Schweiß und feuchten Händen, woraufhin die dummen Mädchen noch lauter lachten.
„Du magst mich ganz doll?“, war Shinjis spöttische Antwort. „Das tut mir ja schrecklich Leid, aber ich spiele nicht mehr mit kleinen Jungen!“ Dann hatte auch sie gelacht und ihn schroff zur Seite gedrückt.

Nicht mehr spielen mit kleinen Jungen! Er ist kein kleiner Junge mehr, nicht mehr seit diesem Lächeln. Aber irgendwie hat sie doch mit ihm gespielt. Nun ist er abgestürzt aus seinem schönen Traum, und dafür hasst er jetzt Shinji.

Die Sonne hängt schon dicht über dem Horizont. Sich ein Herz fassend, steht Akira von der Bank auf und geht wieder hinein ins Haus. Die Mutter sitzt im großen Hauptraum vor dem Fujkempfänger und hört die kaiserlichen Nachrichten, wie sie es jeden Abend macht.
Akira versucht über den Flur zu schleichen, doch sie bekommt es mit. Neugierig ruft sie seinen Namen durch die dünnen Papierwände und fragt lachend, ob er sich mittlerweile beruhigt hat. Sie nimmt ihn nicht ernst. Genauso wenig wie Shinji. Akira hasst heute alle Frauen.

Wieder verschwimmt die verhasste Welt vor seinen Augen, und weitere Tränen rennen über Akiras Wangen. Sie tropfen leise auf den Holzfußboden und hinterlassen salzige Flecken. Plötzlich will er einfach nur weg von hier. Er beginnt zu laufen, und immer schneller wechseln seine Füße. Mit einem gewaltigen Sprung verlässt er die Tür. Hinter ihm liegt das Lachen der Mutter, das Lachen Shinjis, wie sie ihn stehen lässt und mit ihren Freundinnen einfach davongeht.

Akira hört erst auf zu rennen, als er bereits die Spitze des kleinen Berges über dem Hafenbecken erreicht hat. Er dreht sich um und sieht die vielen hundert Kerzenscheinlichter in den tief unter ihm liegenden Fenstern der Häuser. Sie flackern wie die Sterne des beginnenden Nachthimmels.
Er kann nicht zurück. Diese Nacht nicht. Zu viele Probleme warten dort unten auf ihn.

Hinter der Bergspitze liegt versteckt in einer Senke ein kleiner Tannenhain. Ein Bild der Schönheit. Akira hat heute keine Augen dafür. Aufkommende Müdigkeit fängt den Jungen ein. Ein warmer Augustwind streichelt sanft die grünen Gräser unter den Bäumen. Er umgarnt Akira mit einem Hauch Hoffnung von Geborgenheit. Flache Mooshügelchen dienen ihm als willkommene Kopfkissen. Dann fallen auch schon seine Augen zu. Er wünscht sich noch schnell einen Traum über seinen Vater, der sich schon lange nicht mehr gemeldet hat, und sogleich entführt ihn tiefer Schlummer in eine andere, bessere Welt.

Am nächsten Morgen erwacht Akira unruhig. Morgendliches Licht kitzelt seine Augen. Aus der Stadt klingen entfernt helle Glocken. Erschrocken springt er auf und überlegt.
„Ich habe verschlafen!“, stellt er ängstlich fest. Nur langsam sickern die Erinnerungen des Vortages zurück in seine Gegenwart. Mit einem Mal ist der unbestimmte Hass des gestrigen Nachmittags zurück. Nun erinnert er sich wieder, und die Gefühle lodern von Neuem auf. Shinji! Er eilt auf die Hügelspitze und blickt hinunter in die Stadt.

Geschäftiges Treiben füllt die Straßen mit Leben. Die Fischer des Hafens bereiten ihre kleinen Boote für die zweite Ausfahrt vor. Und die Händler am nahen Markt bauen Stände auf, die mit dem frischen Fang belegt werden sollen. Auf der hohen Turmuhr sieht Akira den großen Minutenzeiger gerade an der Acht vorüberziehen. Gut, etwas Zeit bleibt ihm noch. Seine Probleme sind nicht gelöst, aber er will sich nicht weitere mit wiederholtem Fernbleiben vom Unterricht aufhalsen.
Nur Shinji will er heute morgen nicht begegnen. Sie ist bestimmt schon in der Schule. Er hasst sie noch immer. Doch sind diesen Morgen auch jene anderen Gefühle zurückgekehrt. Das Kribbeln und die unendliche Leichtigkeit. Die Liebe zu Shinji ist unverändert, denkt er sich, bedrückt und froh zugleich.

Derweil er so gedankenversunken über die Stadt hinwegschaut, bemerkt er, dass sein Magen hungrig knurrt.
In der Nähe eines der Nadelbäume sprießen saftige Pilze aus dem Boden. Gierig greifen seine Hände nach ihnen.

Den dritten Pilz verschlingt er gerade und tastet schon nach dem vierten, da blendet ein greller Schein seine Augen.

Für einen Augenblick glaubt Akira, die Sonne wäre explodiert. Doch ein neues Licht geht diesen Morgen über der Stadt auf. Die Luft um den Jungen herum scheint mit Millionen Grad zu brennen. Ihm fällt es schwer zu atmen. Ein gewaltiger Knall droht ihm mit einem Mal das Trommelfell zu zerreißen. Für einen Moment ist Akira wie betäubt. Heißer Wind weht ihn auf den Rücken und er starrt in einen roten Himmel. Kurz darauf ist die brennende Strahlung und der Donner vorbei, und die Konturen des Nadelhains kehren zurück. Ein Sturm braust über die Bergspitze hinweg. Reißt Erde, Gras und Äste mit sich, indessen liegt Akira geschützt in der Senke. Ihm wird ein kurzer Augenblick der Ruhe gegönnt, dann kehrt der Sturm aus der anderen Richtung zurück und bedeckt ihn mit dem erbeuteten Dreck.

Wie er Minuten später aufsteht, fallen Schwaden aus Staub von seiner Kleidung und gesellen sich zum Rest, der die umliegende Gegend wie ein Leichentuch überzieht. Gleichmaßen überlagert ein dumpfes Gefühl Akiras Sinne, verschleiert ihm die Sicht, den Geschmack und den Geruch. Unsicher auf den Füßen stapft er erneut auf die Bergspitze zu. Als er sie erreicht, ist er sprachlos von dem Bild, das sich ihm darbietet.

Dort, wo eben noch die Fischer an den Netzten ihrer Boote arbeiteten, ist nun nichts mehr. Der Markt der Händler ist verschwunden, genauso wie der Rest des Viertels. Akiras Schule gibt es nicht mehr. Ein Feuersturm hat sie in Asche verwandelt. Ein kleiner Haufen Asche sind nun auch sein Haus, der Baum im Garten und die kleine Bank darunter.
Akira sieht ein totes Feld vor sich, und ihm wird klar, dass Mutter, Shinji und alle anderen ebenfalls verbrannt sind. Verbrannt in einer Sekunde des Lichts. Kein Lachen ist mehr dort und kein Lächeln. Alle seine kleinen Probleme wurden auf einen Schlag zunichte gemacht. Alles Glück ist vergangen. Die Welt, in der er bis eben noch gelebt hat, ist weg, und alles, was er liebt, nunmehr tot. Kein Fünkchen Hass ist übrig. Kein irgendwas. Nur Staub und Asche sind ihm jetzt geblieben.

Während er leichengrau den Pfad am Berg hinuntertaumelt, breiten sich die Feuer in den hinteren Teilen Hiroshimas weiter aus. Sie werden noch Jahrzehnte wüten.

 

Hallo Hagen,
eine wunderbare Idee, dass die Flucht vor seinen Problemen dem Prot praktisch das Leben gerettet hat. Sehr detailiert erzählt, anschauliche Sprache und gerade der letzte Teil ist sehr realistisch, habe ich von einem Physiker prüfen lassen! Gut recherschiert. Bis auf den letzten Satz, warum brennen die Feuer noch Jahrzehnte? Allerdings denke ich, dass wörtliche Rede, auch bei den Gedanken des Jungen, den Text lebendiger wirken lassen würde. So besteht es fast nur aus den zusammengefassten Gedanken des Jungen. Außerdem ist mir das Alter des Jungen unklar und damit, wie sein Verhalten kindlich-unschuldig naiv ist oder? Naja, da fällt mir ein, dass das eigentlich egal ist. Die Mutter sollte ihn auf jeden Fall ernst nehmen! Ein kleiner Tippfehler ist mir noch aufgefallen:

eine Tee zu bringen
Ansonsten sauber!
Gruß tamara

 

Hallo Tamara

und ertsmal danke, für deine Kritik. :) Den fehler hab ich gleich berichtigt.

Das Feuer im letzte Satz wollte ich eigentlich als eine Art Metapher für die viele Langzeitschäde gesehen haben. Aber wenn er zu aufdringlich und zusammenhangslos ist, nehm ich ihn raus. ;)

Mit der wörtlichen Rede geb ich dir durchaus recht. Werd bei Gelegenheit ein paar gesprochene Sätze miteinfügen, in denen dann auch das Alter des Prots (dachte da an 13 - 17 = Hauptphase der Pubertät) genau herausgestellt wird.

mfg Hagen

PS: Muss ehrlich zugeben, dass die Flucht gar nicht so meine Hauptintension war. Ich wollte eher den schlagartigen Wechsel der Problemgrößen darstellen: Eben noch alltägliche "normale" Teenagerdramatik und nur einen Moment später der Zusammenbruch des gesamten Umfelds.

 

Hallo Hagen,
freut mich, dass Du was damit anfangen kannst, dann macht das kritisieren auch Spaß! :) Das Wort Flucht war wohl nicht so ganz treffend, ich meinte genau das, was Du eben geschrieben hast, die "kleinen Problemchen", die eben so wichtig waren, lösen sich im wahrsten Sinne des Wortes auf. Dann ist mir noch eingefallen, dass ich den Wechsel zwischen den Zeit etwas verwirrend fand. Im dritten Abschnitt

Akira hatte ihr seine Probleme erzählt und das einzige, was sie tat, war zu lächeln, ihm das schwarze Haar zu verwuscheln und einen Tee zu bringen.
wechselst Du innerhalb des Satzes die Zeitform. Die Gegenwartsform hast Du wahrscheinlich gewählt, damit es eindringlicher wirkt, aber auch mich wirkt es so, als wäre das wesentliche schon passiert. Das nimmt die Spannung. Ich würde die Geschichte in der Reihenfolge erzählen, wie sie vorgefallen ist und mit Dialogen. Und die Gefühle etwas intensiver schildern. Folgenden Satz fand ich sehr schön:
Dieses Lächeln hat ihn in ihren Bann gezogen, sein Herz mit tausend Gewichten beschwert und ihn tief in Liebe zu ihr versinken lassen.
Danach hasst und liebt er einfach nur noch. Naja, das ist meine Meinung.
Gruß Tamara

 

@tamara

An den Wechseln zwischen Plusquamperfekt, Perfekt, Präteritum und Präsens musste ich echt pfeilen :) Mag sein, dass da einiges weiterhin durcheinander ist. Ich werd mich bei einer wochenendlichen Überarbeitung nochmal drum kümmern.

Bei der eindringlicheren Beschreibung der Gefühle geb ich dir auch recht. Wird dann vielleicht ebenfalls am Wochenende geschehen.

Nur nicht beim chronologische Ablauf. ;) Den behalt ich mir erstmal so vor. Ich versuch ihn noch etwas klarer herauszustellen, aber im Prinzip werd ich ihn wahrsch. so lassen, da dadurch meiner Meinung nach noch einige anfängliche Spannungsmomente aufgebaut werden (warum ist Akira verstört? Was war sein plan? etc.)

ansonsten Vielen Dank für deine ausführliche Kritik. :)


ipy hagen

 

@Hagen,
klar, es ist schließlich Deine Geschichte und es gibt verschiedene Möglichkeiten. Also bin ich mal gespannt.
viel Spaß
Tamara

 

Hallo

@Tamara und alle anderen

Ich hab wie versprochen einige gewünschte Änderungen editiert. Wer schön, wenn sichs nochmal einer durchliest.

Ansonsten noch Viel Spass

Hagen

 

Hallo Hagen,
jetzt weiß ich nicht genau, was Du alles geändert hast, was ich gefunden habe, gefällt mir sehr gut! Ich zähle mal auf:
Akiras Alter ist angegeben und der Satz mit dem Tee ist flüssiger.
Die Begegnung mit dem Mädchen wird durch den Dialog tatsächlich viel lebendiger und macht viel mehr betroffen. Dadurch warst Du auch gezwungen, konkreter zu werden, sie muss sagen, warum sie ihn nicht mag! Toll fand ich danach den Satz:

Er ist kein kleiner Junge mehr, nicht mehr seit diesem Lächeln.
Dass die Mutter den Kaiser im Radio hört, deutet geschickt an, dass es in der Vergangenheit spielt. Dass sie ihn nicht ernst nimmt, hättest Du nicht unbedingt explizit schreiben müssen, das merkt der Leser schon. Passt aber hier mit dem Bezug zu dem Mädchen und weil die Mutter auch weg geht.
Dass er dann von seinem Vater träumt, wirft wieder neue Fragen auf, da hätte ich mir ganz kurz gewünscht, wie der Vater ist, dass Akira vielleicht auch so sein will oder ähnliches.
Also insgesamt prima! :)
Gruß tamara

 

Hallo Hagen,
deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Dein Schreibstil gefällt mir, ich konnte mich sehr gut in die Gefühle des Prot. hineinversetzen und war irgendwie immer mittendrin im Geschehen. Auch das zentrale Thema der Geschichte hat mir sehr gut gefallen.
Ein paar Kleinigkeiten noch, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

"Er ist zwar erst jung, noch nicht einmal ein richtiger Mann,..."
Erst jung - hört sich irgendwie komisch an. Besser wäre noch jung, aber dann hast du zweimal noch. Vielleicht: Er ist zwar jung, noch nicht einmal ein richtiger Mann...

"Du bist doch erst Dreizehn! Noch viel zu jung für so etwas.“, hat sie ihm einfach nur geantwortet...
dreizehn klein - den Punkt hinter etwas weg.

„Was willst du denn?“ hatte sie ihn gelangweilt gefragt ...
vor hatte ein Komma

„Du magst mich ganz doll?“, war Shinjis spöttische Antwort, „Das tut mir ja schrecklich leid,...
Punkt hinter Antwort - Leid groß schreiben

Die Welt, in der bis eben noch gelebt hat, ist weg, ...
hinter der fehlt ein er

Das war's auch schon. Wie gesagt, hab ich gerne gelesen.

LG
Blanca :)

 

Tachi Blanca

Schön, dass es dir gefallen hat :D

Die Fehler hab ich natürlich gleich ausgemerzt, bis auf den Punkt nach der wörtl. Rede. Werden abgeschlossene Sätze innerhalb von Hochkommatas nicht ganz normal punktiert?

wie dem auch sei.


mfg hagen

 

Hi Hagen,
ich meine, hinter abgeschlossene Sätze kommt nur ein Punkt, wenn danach kein "dachte er, sagte sie, meinten wir... usw kommt.
Aber wir können ja mal die Grammatikkünstler unter uns fragen, :D mir fällt da auf die Schnelle Häferl ein, die müsste sowas eigentlich genau wissen.

LG
Blanca

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Hagen!

Also da ist Dir aber wirklich eine schöne Geschichte gelungen. Ich seh schon, daß ich bei Dir mit den falschen Geschichten begonnen habe. Das macht aber nichts, solange mein Eindruck immer besser wird, und das tut er hier eindeutig – sowohl Thema als auch Stil betreffend. ;)

Ein paar Kritikpunkte hab ich aber trotzdem,

»Auf der hohen Turmuhr sieht Akira den großen Minutenzeiger gerade an der Acht vorüberziehen. Gut, etwas Zeit bleibt ihm noch.«
– meinst Du nicht den kleinen Zeiger? Die Atombombe hat Hiroshima um 8:15 Uhr getroffen. ;)

Beim Einschlag selbst fehlt mir in Deiner Beschreibung der Donner. Du schreibst zwar von einem donnernden Sturm, aber darunter stelle ich mir nicht Donner + Sturm vor, sondern einen Sturm, der so wild weht, daß es sich wie Donner anhört.
Kennst Du zufällig das Buch »Das Mädchen von Hiroshima« von Toshi Maruki? Eigentlich ein Bilderbuch, aber keins für Kleinkinder. Darin wird dieser Tag authentisch beschrieben, und da heißt es: »Ein ungeheurer Blitz flammte auf, und dann war alles grell orangerot beleuchtet. Der Donner danach war so laut, als hätten 100 Blitze auf einmal eingechlagen.«
Und der anschließend durch die Luft fliegende Dreck (»Schwaden aus Staub«) wäre demnach ein »schwarzer, öliger Regen«, während es zugleich abermals donnerte und »entsetzlich kalt« wurde.
Wenn Du willst, schick ich Dir den Text aus dem Buch, ist nicht viel abzutippen. ;)

Auch das mit dem Hafen, und daß da anschließend gar keine Menschen mehr waren, ist nicht ganz richtig. Hiroshima hat außer einem Hafen auch noch sieben Flüsse, und in die sind die Menschen vor dem Feuer geflüchtet (also sicher auch in den Hafen) – es waren also auch nicht alle gleich tot. Viele starben jahrelang…

Deinen Protagonisten zeichnest Du sehr gut, seine Verliebtheit, seinen Ärger, und wie sein ganzes Leben plötzlich ein anderes wird.
Aber eins fällt mir jetzt noch auf: Die Leute sind zu sorglos in Deiner Geschichte. Sie hatten nämlich mit einem Bombenangriff gerechnet, sich Vorräte in die Schutzkeller gelegt usw. Wenn also die Mutter Nachrichten hört, konnte das nicht so an ihr vorbeigegangen sein. Welche Art von Bombe es sein würde, wußten sie natürlich nicht…

Jetzt hab ich zwar ein bisserl viel kritisiert, aber das sollte nicht den Eindruck machen, die Geschichte hätte mir nicht gefallen. Im Gegenteil; es sind ja eigentlich nur Spitzfindigkeiten, die ich aufgezählt hab. ;)

Ein paar Kleinigkeiten noch:

»Mit lautem Knall rutscht die Tür in den Rahmen.«
– etwas Rutschendes kann ich mir irgendwie nur schwer mit lautem Knall vorstellen, bist Du Dir da sicher mit der Formulierung? Ich laß mich gern vom Gegenteil überzeugen. ;)

»Shinji ist ein Mädchen aus einer Nachbarschule. Sie wohnt mit ihren Eltern tiefer in der Stadt,«
– würde »aus der Nachbarschule« schreiben, da ja eine bestimmte gemeint ist
– »tiefer« würd ich streichen, weiß man ja, daß mit »in der Stadt« meistens die Innenstadt gemeint ist

»Dieses Lächeln hat ihn in ihren Bann gezogen,«
das Lächeln –> in seinen Bann

»In seinem Verstand ist dafür auch gar kein Platz mehr, denn seit jenem kurzem Moment«
– seit jenem kurzen Moment

»war Shinjis spöttische Antwort, „Das tut mir«
– Antwort. „Das

»Die Sonne steht schon dicht über dem Horizont. Sich ein Herz fassend, steht Akira von der Bank auf«
– zweimal »steht«

»Sie tropfen leise auf den Holzfußboden und hinterlassen salzige Flecke.«
– Flecken

»Akira hat heute jedoch dafür keine Augen.«
– Irgendwie wirkt der Satz verdreht, vielleicht das »dafür« ganz nach hinten, oder »heute« und »jedoch« vertauschen?

»Nun erinnert er sich wieder, und die Gefühle lodern von neuem auf.«
– von Neuem

»Geschäftiges Treiben füllt die Strassen mit Leben.«
– Straßen

»mit wiederholtem Wegbleiben vom Unterricht«
– fände »Fernbleiben« schöner

»Doch sind auch jene anderen Gefühle zurückgekehrt diesen Morgen.«
– »zurückgekehrt, diesen Morgen«, wirkt aber sehr drangehängt; vielleicht steht es besser zwischen »sind« und »auch«?

»In der Nähe zu Füßen eines der Nadelbäume sprießen saftige Pilze aus dem Boden.«
– entweder »In der Nähe« oder »Zu Füßen«, beides klingt sehr komisch

»Akira sieht eine totes Feld vor sich,«
– ein

»Sie werden noch Jahrzehnte wüten.«
– die Feuer haben eigentlich keine Jahrzehnte gewütet, aber gestorben sind die Menschen noch Jahrzehnte lang, vielleicht magst Du das ändern?

Alles Liebe,
Susi :)


PS.: Ich würde einen anderen Titel nehmen, einen zweideutigen: "Kleiner Junge"
Da es ja um einen Jungen geht (auch, wenn er nicht mehr wirklich als klein zu bezeichnen ist), und die Atombombe "Little Boy" geheißen hat. ;-)

 

Morgen Hagen,

tja, viel bleibt mir nicht mehr zu sagen, was meine Vorrednerinnen nicht schon angemerkt haben:
Sehr schöne, flüssig geschriebene tiefsinnige Geschichte.
Den Wechsel von den kleinen Problemen des Jungen, die dann mit dem Bombeneinschlag plötzlich irrelevant werden, hast du wirklich gut hinbekommen.

Tja, eigentlich war's das schon ;)

So long,

Ronja

 

Hallo ihr beiden

Sorry, dass ich euch hier solange nicht geantwortet habe. Das Alter greift um sich, auch bei mir :)


@Häferl
Danke für deine netten Worte und die vielen guten Hinweise. Hab die meisten (mehr oder weniger) prompt umgesetzt

»Mit lautem Knall rutscht die Tür in den Rahmen.«
Rutschen und Knallen stehen meiner Meinung nach nicht im Widerspruch. Immerhin rutscht die Tür gegen einen Widerstand am Türrahmen. Das sollte bei genügend Schwung auch einen Knall erzeugen

die Feuer haben eigentlich keine Jahrzehnte gewütet, aber gestorben sind die Menschen noch Jahrzehnte lang, vielleicht magst Du das ändern?
Da hast du sicher recht. Andere haben das auch schon angemerkt, aber ändern werde ich das nicht, denn der Satz ist metaphorisch gemeint (für die vielen verschiedenen Arten von Feuer die es gibt - nicht nur das des brennenden Gases)

Ich hab auch die nachfolgende Menschenleere in der Stadt drin gelassen. Auch wenns nicht ganz korrekt ist, wirkt es so fatalistischer :)

Die Idee mit dem Titel ist genial! :thumbsup: Schade das ich da nicht sofort draufgekommen bin. Danke Danke danke


@Felsenkatze
Da dir nicht viel zu sagen bleibt, ist es bei mir ebenso, außer: Danke :)

fnJ
Hagen

 

Hallo Hagen!

Gratulation zur Titeländerung, halte ich auch für sehr gelungen.
So, viel mehr bleibt mir hier eigentlich auch nicht mehr zu sagen, außer vielleicht, dass das hier von Deinen Geschichten eine derer ist, die mir nach wie vor am besten gefallen.
Liegt wohl auch vor allem daran, das sie so schön ruhig und doch so eindringlich ist. Sehr gelungen!

Schöne Grüße,
Charousek

 

von Deinen Geschichten eine derer ist, die mir nach wie vor am besten gefallen.
Liegt wohl auch vor allem daran, das sie so schön ruhig und doch so eindringlich ist
Danke Char :)

Ich mag sie auch, obwohl ich normaler Weise eher auf der Linie Witz/Humor/Sarkasmus/Ironie liege.
Aber bei bestimmten Themen wie bspw die Liebe passt das einfach nicht mit meinem Schreibgefühl überein.

grüße
Hagen

 

Hallo Hagen,

mir hat deine Geschichte auch gut gefallen. Die Gefühle des Jungen fängst du sehr realistisch ein. Gerade deswegen kümmert er sich vermutlich auch nicht, um die Bombenwarnungen, sondern rennt einfach wütend weg. Letztendlich hat ihm ja diese unerfüllte Liebe sein Leben gerettet.

Schön geschrieben, schönes Thema!!

LG
Bella

 

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