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Knochen in der Prärie

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31.10.2009
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Knochen in der Prärie

-"Er war sechs Jahre alt und gerade erst eingeschult worden, als er zum ersten Mal auf ein grauenhaftes Souvenir aus der jüngeren Vergangenheit stiess.
Sein Onkel hatte ihn und seine Eltern zu sich aufs Land eingeladen, um ihnen die Farm zu zeigen, die er sich mit dem Ansiedlungszuschuss der Regierung aufbaute. Das Haupthaus und der Kuhstall waren bereits fertig und die ersten Kühe weideten in der Prärie. Wie viele der neuen Siedlungsprojekte war auch dieser Hof mitten in der weiten Ebene gelegen, mit soviel Weideland drum herum, wie der Onkel es hatte abstecken können. Hinter dem Haupthaus war ein kleiner, bewaldeter Hügel, und dort war es, wo der Junge über seinen Fund stolperte.
Er hatte im sonnengesprenkelten Unterholz nach Katzengold gesucht, welches in diesem Sommer seine grosse Leidenschaft war. Er hatte auch schon mehrere der verlockenden Glitzesteine in seinem Hemd untergebracht, dass er wie einen Beutel hielt, als er plötzlich etwas ganz anderes erblickte. Etwas Weisses, rundes ragte aus dem Nadelteppich auf, es hätte das Ei eines Riesenvogels oder eines Dinosauriers sein können. Nicht, dass er das tatsächlich glaubte, er war alt genug, um zu wissen, dass Wunsch und Wirklichkeit zwei verschiedene Dinge waren, aber trotzdem stapfte er eilig auf seine Entdeckung zu, was immer sie auch sein mochte. Er kniete sich davor nieder und rechnete damit, tüchtig graben zu müssen, um den Schatz gänzlich freizulegen, aber es stellte sich heraus, dass er nur daran ziehen musste, um ihn aus den trockenen Nadeln und den ersten Schichten Humus zu befördern. Zunächst war das Kind verblüfft über das, was es da in der Hand hielt, ein seltsames, sprödes Gebilde, an dem Dreck und halbverrottete Tannenadeln klebten. Er drehte ihn in der Hand, klopfte und wischte. Es war ein Schädel, ganz eindeutig, wie in Piratenfilmen, oder wie vom Plastikmann in der Schule.
Er legte den Knochenkopf auf den Boden und betrachtete ihn ehrfürchtig. Das war zwar nicht so toll wie ein Dino-Ei, aber toll war es doch. Oh ja.
Er schüttelte die Steine aus seinem Hemd (in einem der hinteren Winkel seines jungen Verstandes nahm er sich vor, später zurückzukommen, um vielleicht die interessantesten noch einmal zu untersuchen), sodass er seine ganze Aufmerksamkeit dem neuen Fund widmen konnte.
Er hielt ihn hoch, drehte ihn, streichelte ihn. Was für ein Mensch mochte das gewesen sein? Ein Höhlenmensch? Ein Raubritter?
Er wühlte weiter im Nadelteppich, und andere Knochen kamen zum Vorschein, wie er gedacht hatte. Aber keiner von denen war so interessant wie der Schädel. Jetzt hatte ihn der Eifer des Archäologen gepackt. Er lief weiter den Hügel hinauf, und sah ganz genau hin, wenn er eine verdächtige Stelle sah, eine Mulde etwa oder ein Wurzelloch. Es dauerte nicht lange, bis er einen zweiten Schädel gefunden hatte, etwas kleiner diesmal. Er vermutete, dass dieser von einem Kind stammte, nicht viel älter als er selbst. War er vielleicht auf ein Dorf von den Vorfahren gestossen?
Erschöpft lief er sich auf eine sonnenbeschienene Felsplatte sinken und betrachtete wieder die Schädel, die er nebeneinander vor sich hingestellt hatte. Bei beiden fehlten einige Zähne, und der Kinderkopf war ein wenig angeknackst, aber störte ihn das? Ach was. Details. Vielleicht fand er später noch einen ganz intakten Schädel, der dann den Ehrenplatz einnehmen würde, aber vorläufig war er zufrieden.
Es ging auf die Mittagszeit zu. Mit beiden Schädeln unter dem Arm machte er sich auf den Weg zum Hof.
Er legte seine Trophäen vorsichtig auf das breite Fensterbrett auf der Südseite des Haupthauses, in die pralle Sonne, damit sie trockenen und weiter bleichen konnten.
Seine Tante kam heraus, um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen und grüsste ihn. Er erwartete, dass sie ihn auf die Schädel ansprechen würde, aber sie war zu beschäftigt, um überhaupt den Kopf zu heben.
Als sie gerade den Eimer gefüllt hatte und ein wenig verschnaufte, beschloss der Junge, sie direkt anzusprechen.
"Tante Betina, sieh mal, was ich gefunden habe, das hat mich total von den Socken gehauen..."
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. Dann sah sie die Schädel.
"Also da soll mich doch..."
Sie lief auf ihn zu und packte ihn an der Schulter, wobei sie die Funde nicht aus den Augen liess.
"Was machst du denn für Sachen! Wo hast du die her! Du gräbst doch nicht auf irgendwelchen Friedhöfen herum?"
"Nein! Das ist doch blöd. Die waren auf im Gehölz!"
Er war etwas beleidigt, weil sie ihn der Leichenfledderei bezichtigte, wo er sich doch genau wie ein richtiger Archäologe verhalten hatte. Aber er war zuversichtlich, dass jetzt seine Eltern und der Onkel benachrichtigt würden, und erhoffte sich wissenschaftliches Interesse und Lob.
"Na sowas... Und das kurz vor dem Essen. Naja. Das sagen wir den anderen später, in Ordnung?"
"Ach warum denn..."
"Beim Essen mag man nicht über sowas reden, das ist doch klar."
Dem Jungen war das ganz und gar nicht klar, er hielt sein Tantchen für spiessig. Aber er fügte sich. Ausserdem steigerte das die Vorfreude.
Die Tante holte Bürste und Seife, damit er sich ordentlich die Hände mit Wasser aus der Regentonne schrubben konnte. Er gehörte nicht zu den Kindern, die bei so etwas quängelten. Händewaschen vor dem Essen ist immer wichtig, und diesmal hatte er gegraben, da war es noch wichtiger.

Als sie satt und zufrieden um den Tisch herum sassen und lange genug (viel zu lange!) über irgendwelche langweiligen Erwachsenendinge gesprochen hatten, gab Tante Betina ihm das Stichwort.
"Da ist etwas, was euer Junge gefunden hat, das solltet ihr euch vielleicht mal anschauen. Er kann es euch ja selbst erzählen."
"Soso", meinte der Papa gutmütig.
"Ich habe Totenschädel gefunden!"
"Ach was! Von einem Fuchs?"
"Nein, richtig echte Totenschädel!"
Seine Mama runzelte die Stirn.
"Tatsächlich? Schädel?"
"Wenn ich es doch sage!"
Sie gingen gemeinsam auf den Hof, und der Junge präsentierte sie stolz. Er wollte vor allem, dass seine beiden Cousinen ihn sahen. Sie hatten bisher wenig mit ihm gesprochen, und er legte grossen Wert darauf, dass sie sahen, was für ein toller Hecht er war, ein Hobbyarchäologe aus der grossen Stadt, der ihr verlorenes Nest in der Prärie im Nu zu einer tollen Ausgrabungsstätte machte. Zu seiner grossen Enttäuschung wirkten die Mädchen nicht sonderlich beeindruckt.
"Ach ja! Ich weiss naturlich, was es damit auf sich hat", erklärte der Papa mit einer wegwerfenden Handbewegung, die der Junge ziemlich taktlos fand.
"Was denn?", fragte seine Mama, erfreulicherweise um einiges interessierter.
"Na, du weisst schon. Der Krieg. Das war ja vorher alles Land von den Ostmenschen. Ich wette, das sind solche, Soldaten oder Bauern."
"Ach so..."
Die Mama trat einen Schritt vor, legte ihre Hand auf einen der Schädel und drehte ihn ein wenig herum. Das erfüllte den kleinen Jungen so sehr mit Stolz, dass die vorherigen Enttäuschungen vergessen waren.
"Tolle Sache..."
"Ach I wo! So toll ist das nicht. Das ganze Land muss voll von dem Zeug sein. Müll aus unschönen Zeiten, sonst nichts. Alles Unfug."
Schon wieder so ein blödes Kommentar! Sein Sohn hatte einige Schwierigkeiten zu verstehen, warum diese Ostmenschen weniger interessant sein sollten als die Gräber der alten Vorfahren, von denen der Papa immer so schwärmte.
"Was sind denn Ostmenschen?"
"Pff, das sind die, die vorher hier gelebt haben, bevor dieses Land erobert wurde."
"Ist doch logisch", warf der Onkel ein, "Sonst hätte ich ja kein Land zum Besiedeln."
Dafür erntete er vom Papa, welcher der grössere Bruder des Onkels war, einen tadelnden Blick, den der Junge nicht ganz verstand.
Die kleinen Mädchen scharrten bereits mit den Füssen, sie wollten mit ihren Holzpuppen spielen gehen.
Der Junge hoffte, das weitere Erklärungen kommen würden, aber Fehlanzeige.
"Bring die weg von hier, vergrabe sie irgendwo, dass dein Onkel nicht wieder darüber stolpert.
"Ha", sagte der Onkel, "Ich bin mir sicher im Laufe der nächsten Wochen werde ich noch über einige stolpern."
"Da mein Junge so vernarrt in diese Dinger ist kann er dir ja helfen, sie zu entsorgen."
Das widerrum hörte der Junge gern. Das klang nach noch mehr Entdeckungen. Er hatte eine Aufgabe. Auch wenn er es eigenartig fand, dass Menschenschädel wie Unkraut "entsorgt" werden sollten.

Von den Ostmenschen hörte er in diesem Sommer nicht mehr viel, auch wenn er vor allem seinem Onkel immer wieder Kommentare entlocken konnte. Hätte er später daran zurückgedacht, wäre ihm aufgefallen, dass die Erwachsenen ihm nur zusammenhangslose Dinge erzählt hatten, wie man es bei Kindern nun mal tut.
"Naja, wenn ein Land halt erobert wird..."
"Wie in der Antike..."
"Land, es geht immer um Land..."
"Eingeborene..."
"Das lernst du dann in der Schule, in 'Jüngere Geschichte'..."
"Man muss nach vorn blicken, blöde alte Knochen..."

Das Thema "Osten" wurde in der Schule erst durchgenommen, als er schon vierzehn war und seine Kenntnisse der Geschichte der vergangenen Jahrzehte nebenher mit Bildern von Triumphmärschen, wehenden Fahnen und tapferen Soldaten aufgefüllt worden waren.
"Ihr solltet euch dabei eines vor Augen halten: Hätten die Westmächte auf ihren Pakt mit dem Osten bestanden, wäre es zu einem Krieg gewaltiger Ausmasse gekommen, der viel Leid über die Welt gebracht hätte. Durch kluge Politik aber konnten unsere Führer ihren Traum von einem neuen, geeinten Vaterland verwirklichen. Der Osten konnte erobert, der Feind in unserer Mitte ausgemerzt und unser Vaterland zu neuer Grösse geführt werden."
Dass nebenbei millionen von unschuldigen Menschen ermordet oder vretrieben worden waren, wurde stets in Euphemismen und Untertreibungen eingepackt, vernünftig und pädagogisch vorgetragen; ihm sollte es nie in den Sinn kommen, den Namen seines Landes und "Verbrechen" im selben Satz zu benutzen. Auch später nicht, als das Regime aus Altersschwäche zusammenbrach und die Demokratie schüchtern wieder ihren Einzug hielt.

Wenn ihn im Laufe seines Lebens ausländische Bekannte und Touristen danach fragten, konnte er verächtlich abwinken, genau so, wie es sein Vater immer getan hatte."

...

-"Das soll eine Kurzgeschichte sein? Meinst du nicht, das wäre woanders besser aufgehoben?"
-"Wo denn?"
-"In politischen Diskussionforen vielleicht."
-"Warum denn das?"
-"Na, das ist doch nur Gefasel von wegen Lebensraum und so... Und ehrlich gesagt weiss ich nicht einmal, ob du links oder rechts bist. Mir wird einfach nur schlecht :) ."
-"Es geht um das Kennenlernen und das Erleben von Geschichte. Und die Relativität des Bösen. Ich habe mich mit der Frage beschäftigt, ob man Gräultaten wie Vertreibungen und Völkermord einfach "verdrängen" beziehungsweise umbenennen und so in Euphemismen ertränken kann. Meiner Erfahrung nach kann man das tatsächlich, es wird vielrorts praktiziert und viele würden es auch bei uns gerne so halten."
-"Na bitte, pseudopolitisches, pseudomoralisches Geschwafel. Was hat das mit einer Geschichte zu tun?"
-"Zugegeben, ich habe "Kurzgeschichte" sehr weit aufgefasst. Was TATSÄCHLICH im Vordergrund stand war dieses grässliche Gefühl des unbestimmten Grauens, als ich mir vorstellte, wie einfach es ist, die Wirklichkeit umzubenennen, um das Leiden und Sterben unzähliger Menschen einfach zu übergehen. Diese Gefahr des gnadenlosen Ignorierens, das vollkommen möglich ist und das viele sogar als die angenehmere Variante bezeichnen würden. Und das Gefühl, dass in solchen das WAHRE Böse Einzug hält, der schwarze Schlund des Nichts. Und was ist der Nährboden dieses Monsters? Plumpe, vollkommen beabsichtigte Dummheit, die es einem ermöglicht, nur das aus der Geschichte herauszupicken, was einem gefällt, und ansonsten sein biederes Leben weiterzuführen."
-"NICHTS davon wäre mir beim Lesen deines Textes in den Sinn gekommen. Ausserdem ist es doch alles sehr konfus, selbst jetzt, wo du es erklärst. Du hast gar keine richtige Botschaft. Der Begriff "Gefasel" will mir nicht aus dem Sinn."
-"Keine Botschaft, das ist war. Es drückt nur aus, was ich empfinde, düstere, unbestimmte Ängste, die mich heimsuchen. Sag nicht, du denkst, ich wäre der erste, der über sowas schreibt."
-"Mhm... Jedenfalls nicht der Erfolgreichste, zumindest wenn ich mir das hier anschaue. Wenn ich mal so offen sein darf."
-"Du darfst :) . Habe nie behauptet, der Beste zu sein. Was raus muss ist raus, so einfach ist das."
-"Aber doch bitte nicht hier. Wir sind doch keine Müllkippe."
-"Kannst du mir zumindest sagen, was ich hätte besser machen sollen?"
-"Ich weiss nicht mal, wo ich da anfangen soll. Zunächst mal ist es erzählerisch sehr schlecht. Überhaupt keine Spannung. Und man entwickelt kein Interesse für die Figuren. Du gibst ihnen nicht mal Namen! Die Ereignisse, von denen du erzählst, sehen wahllos zusammengewürfelt aus... Familienbesuch, Schädel im Wald... (Was jetzt? Bewaldete Hügel oder Prärie? Entscheide dich mal)
Und wenn es das nicht wäre, es gibt manche Details, die sind zum Schreien grotesk. Ein Kind, das einen menschlichen Schädel findet und den dann stolz als Souvenier nachhause trägt! Als ob ein normales Kind so reagieren würde!
Und das ganze Setting... "Deutschland hat den Zweiten Weltkrieg gewonnen, und die haben doch allen Ernstes den ganzen Unfug durchgezogen, den sie scheinbar geplant hatten"... Zunächst einmal: Wie originell. Der grosse böse Nationalsozialismus im Siegeszug. Die Braunen werden es dir danken. Im Übrigen ist es total unrealistisch, dass es tatsächlich so abgelaufen wäre. Was weisst du über die Ostpolitik des Dritten Reiches, das dir nicht Hollywood und Wikipedia beigebracht haben? Eben. Das merkt man doch sehr stark. Alles in allem sieht es aus wie der marktschreierische Versuch, mit schnöden und gezielt ins Masslose gesteigerten Nazigeschichten Leser anzulocken, ein Versuch, der auch noch keinerlei Aussicht auf Erfolg hat, was ihn ziemlich jämmerlich aussehen lässt. Nichts für ungut."
-"Danke für deine umfassende Kritik! Zunächst einmal: Historisch korrekt zu sein hat für mich keine Rolle gespielt. Beachte, dass ich an keiner Stelle von "Deutschland" gesprochen habe. Es hätte genausogut die Sovietunion in einer alternativen Zeitlinie sein können, Jugoslawien, Ungarn, die Türkei, Frankreich gar. Oder aber ein volkommen fiktives Land, was noch wahrscheinlicher klingt. Deswegen habe ich auch die Personen nicht näher benennen wollen, habe es möglichst allgemein gehalten. Natürlich erkennt jeder, dass es Ähnlichkeiten mit Deutschland gibt, und das dürfte die erste Assoziation sein... Trotzdem hatte ich gehofft, durch die offene Formulierung könnte man das Problem allgemeiner betrachten. Anhand dieses Beispiels wollte ich ein allgemeines Phänomen veranschaulichen. Meine Geschichte handelt nicht von Nazis, sondern von der beiläufigen Grausamkeit biederer Bürger. Ich fürchte aber, wenn Deutsche das besonders unangenehm finden und mir vorwerfen, ich würde ihnen etwas vorwerfen, dann hat das auch seinen Grund.
Was den Schädel angeht, ich glaube nicht, dass ich da übertrieben habe. Ich habe das Verhalten des Kindes so beschrieben, wie ich mich an seiner Stelle verhalten hätte, tatsächlich hat die Sache einen wichtigen autobiographischen Einschlag. Ich selbst habe nie einen menschlichen Schädel ausgegraben, aber schon über welche gestaunt, die man mir vorgeführt hat. Habe ich davon geträumt, selbst welche zu finden? Aber ja. Als Kind hatte ich überhaupt keine negative Assoziation mit solchen Dingen, und ich denke doch, ich liege damit im Durchschnitt.
Dagegen habe ich häufig erlebt, wie Erwachsene Funden von mir mit enttäuschender Ablehnung begegnet sind. Was ich für wertvolle historische Fundstücke hielt wurde beispielsweise zu "Müll aus der DDR" degradiert.
Ich wollte das heimliche Böse, dass aus bequemer Verlogenheit erwächst, aus der Sicht eines solchen Kindes schildern. Der Horror liegt in all dem, was dem Kind NICHT erzählt wird, worüber es NICHT nachdenkt, wenn es heranwächst. Es ist ein Horror ohne physische Gewalt, nur die Schatten längst verflossener Opfer, die von den Lebenden durch ihr Schweigen oder ihre Euphemismen abgewürgt werden."
-"Du bist tatsächlich links, nicht wahr?"
-"Wegen der Sache mit der DDR? Keineswegs. Ich glaube sogar, dass viele sogenannte "Ostalgiker" im Rückblick eben jene Techniken auf das Regime anwenden, vor denen ich hier warne."
-"Deine Botschaft lautet also: Hollywood sei dank, dass wir auch ja nie vergessen, dass wir die bösen Deutschen sind. Na grossartig."
-"Ich habe nur meine Empfindungen ausgedrückt. Ich finde es unerträglich, wenn Leiden schöngeredet wird, und bin dankbar, in einer Gesellschaft zu leben, welche die "Erinnerung" schätzt oder zumindest nicht staatlich verbietet. Natürlich gibt es auch hier Lücken und Grauzonen, aber eben das will ich auch bekämpfen. Das Vergessen ist hässlich, auch wenn es aussieht, als wäre es angenehmer, als Schuldgefühle zu hegen."
-"Na gut, das ist deine Meinung. Ich finde trotzdem, du hast es nicht sehr gut umgesetzt."
-"Tja."

 

Ich finde ja schon, dass du es gut umgesetzt hast. Du hast einen sicheren und guten Stil. Von der Schönrederei ist jedoch nicht viel durchgekommen, nur Andeutungen. Was soll ich noch sagen, du hast ja alle Kritiken vorweggenommen. ;)

 

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