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Landluft

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04.02.2017
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Landluft

Inka radelt mit ihren Bio-Wochenmarkteinkäufen, die sie fein-säuberlich in einem Flechtkorb verstaut hat über einen Waldweg, der quer durch ein Kieferwäldchen führt. Links und rechts neben ihr erheben sich die einnehmenden Bäume. Es riecht nach Hartz und man hört das monotone Plätschern einer Quelle, die gleich neben dem Weg entspringt. Eine leichte Westbrise weht ihr ins Gesicht und durch die braunen Haare, die sie in einem geflochtenen Zopf zusammengebunden hat. Inka zieht die Luft mit tiefen Zügen ein und stößt sie langsam wieder aus. Idylle! Ästhetik! Freiheit.

Langsam hoppelt das Rad von dem Waldweg auf einen mit Gras und leuchtend gelben Löwenzahn bewachsenen Pfad, der zwischen zwei Rapsfeldern in Richtung Dorf führt.
Sie fährt um eine Kurve und sieht gerade noch den alten Deutz, der mit einer Geschwindigkeit über den Pfad fegt, die man der verrosteten Karosse nicht zutrauen würde. Inka stürzt sich bei ihrem verzweifelten Ausweichmanöver kopfüber, zusammen mit ihren Bioäpfeln und der Frischmilch, ins Feld.

Der Deutz kommt quietschend zum Stillstand. Die Bremsen qualmen unheilvoll. Aus dem grünen Ungetüm springt ein kleiner, dürrer Mann. Er ist in einen grünen Overall gehüllt und trägt auf seiner Glatze eine abgeranste Schiefermütze. Um ihn weht der beißende Geruch von frischer Gülle. Er erinnert Inka an ein Mitglied der Olchis.
Kaum auf dem Boden aufgekommen fängt er an loszuschreien: „Verdammte Scheiße! Was denkst du dumme Sau dir dabei hier herumzuradeln? Sieht das aus wie ein Radweg? Das ist ein Acker, ne? Kein Radweg. Verdammte Scheiße.“ In seinen Mundwinkeln bilden sich Spuckebläschen, so groß wie Seifenblasen. Vom Schreck noch ganz vernebelt und sichtlich eingeschüchtert stottert Inka: „Entschuldigung, ich fand es so schön hier entlangzuradeln.“
Der Deutzbesitzer, der seinen cholerischen Anfall noch nicht überwunden zu haben scheint, setzt erneut an: „Schön? Deswegen denkst du es wäre Ok hier herzufahren? Deswegen hab ich jetzt ein Loch im Feld?“ Er deutet auf die abgeknickten Pflanzen, die Inka, ihr Fahrrad und Einkäufe verursacht haben.
Inka scheint durch diese maßlose Ungerechtigkeit ihren Mut wiedergefunden zu Haben. Ihr Zopf bebt, als sie zu sprechen anfängt: „Nun hören sie mal! Sie haben mich halb zu Tode gefahren. Und mein Fahrrad ist auch hin.“ Sie deutet auf den verbogenen Lenker. „Wer sind sie überhaupt?“ „Bauer Gesenhuß.“ ,erwidert der grüne Zwerg. „Und du? Wahrscheinlich gerade zugezogen, sonst würdest du mich wohl kennen.“ Inka strafft die Schultern. Gesenhuß den Namen kennt sie. Kein bisschen eingeschüchtert mehr erklärt sie ein wenig lauter als beabsichtigt: „Ich heiße Inka Hermann. Und ja ich bin gerade in das kleine Haus im Ortskern gezogen.“ Gesenhuß wird ein wenig bleich im Gesicht und kratzt sich unter der Mütze: „Frau Hermann. Die Frau Hermann vom Ministerium?“ Inka streckt ihr Kinn in die Luft und nickt überdeutlich. Gesenhuß wird noch etwas bleicher: „Oh, die alte Dame, er deutet auf den Trecker, mag es etwas schneller. Tut mir leid.“ Er hustet etwas unbeholfen und macht sich schnell daran Inkas Sachen aufzusammeln. Der Agrarier nimmt eine Glasflasche Milch, mustert das Etikett und muss leicht grinsen. Er zieht die Mundwinkel so verkrampft Richtung Ohren, dass es eher nach einer Schmerzgrimasse als einem Lächeln aussieht. „Die ist von mir. Wird ihnen schmecken!“ Auch Inka grinst keck: „Da bin ich mal gespannt.“ Beide lachen.

 

Hallo Floo,

ich fand, es war eine schöne kurze Geschichte. Das Ende hat mich zu Schmunzeln gebracht, weil ich damit jetzt nicht gerechnet hatte. Ich hatte erst kurz die Befürchtung, dass es irgendwie um Fahrerflucht gehen könnte, aber dann war es doch nur eine ruppige Annäherung zwischen zwei grundverschiedenen Menschen, die auf mich recht authentisch gewirkt hat.

Nur eine Kleinigkeit:

Gesenhuß wird etwas bleicher da würde ich einfach "bleich" draus machen, da er ja jetzt erst bleich wird und vorher ja eher vor Wut geschäumt hat im Gesicht und kratzt sich unter der Mütze:

Liebe Grüße

 

Hi Cinnamon Butler,

danke für dein Feedback! Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat! Dein Kommentar bringt das Thema und die Intention wunderbar auf den Punkt.
Danke für deinen Hinweis, da hast du natürlich Recht. Werde das ändern.

vG Floo

 
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Hola Floo,

bevor ich Deine eigentliche Geschichte lese, stellst Du schon Forderungen:

Egozentrik oder Narzissmus sind der Tod eines Autoren. Die Nutzer sollen mich vor diesem Tod bewahren, denn mein Autorenleben hat ja nichtmal richtig angefangen.
Nein, das kann unsere Aufgabe nicht sein! Und wenn Du die Gefahr schon kennst, dann solltest Du auch selbst auf Dich aufpassen:shy:. (Doch im Ernstfall sind wir natürlich zur Stelle:D).
Dessen ungeachtet zum Text:
... erheben sich die einnehmenden Bäume.
Einnehmende Bäume? Ich kenne nur Menschen mit einnehmendem Wesen. Dieser Satz ist für nichts tauglich und kann weg, denn Du schreibst vorher:
... über einen Waldweg, der quer durch ein Kieferwäldchen führt.

Es riecht nach Hartz ...
Vielleicht nach Hartz 4? Besser: Harz.

Eine leichte Westbrise weht ihr ins Gesicht und durch die braunen Haare, die sie in einem geflochtenen Zopf zusammengebunden hat.
Bei dieser Frisur wird es der Wind schwer haben, hindurchzublasen;). Und ein Zopf ist immer geflochten.

Inka zieht die Luft mit tiefen Zügen ein und stößt sie langsam wieder aus. Idylle! Ästhetik! Freiheit.
Sie fährt durch den Wald und schwärmt: „Idylle! Ästhetik!“?
Aber ‚Freiheit’ ist okay.

... der verrosteten Karosse ...
Das klingt nicht gut.

... trägt auf seiner Glatze eine abgeranste Schiefermütze.
Wenn er eine ‚angeranste Schiefermütze’ trägt, kannst Du nicht sehen, dass er eine Glatze hat. „Angeranst“ ist eine Schöpfung von Dir? Im Normal-Deutsch sagt man ‚ausgefranst’.
Und ‚Schiefermütze“ ist ebenfalls unbekannt – entweder Schieber- oder Schiffermütze. Solche wilden Formulierungen stören mich beim Lesen sehr.
Ich staune, dass ich bei diesem kurzen Text so viele Unzulänglichkeiten anmerken muss. Und das ist noch nicht alles. Zahlreiche Fehler bei der Zeichensetzung, aber das Erwähnte soll genügen, Dir aufzuzeigen, dass man den eigenen Text wieder und wieder korrigieren muss, bevor man ihn einstellen kann. Letztes Beispiel:
Gesenhuß wird noch etwas bleicher: „Oh, die alte Dame, er deutet auf den Trecker, mag es etwas schneller. Tut mir leid.“
Gesenhuß wird noch etwas bleicher: „Oh, die alte Dame“, er deutet auf den Trecker, „mag es etwas schneller. Tut mir leid.“

So viel wollte ich gar nicht schreiben zu Deiner kleinen Geschichte. Jedenfalls hast Du das rechte Augenmaß und beginnst mit einem einfachen Text, der – wie man sieht – schon genug Tücken hat.
Ich wünsche Dir und uns, dass Du nicht die Lust verlierst und gut vorankommst. Und das Ende hast Du gut hingekriegt!

José

 

Hallo Floo,

herzlich willkommen!

Zunächst zeige ich dir einige Fehler auf.

Inka radelt mit ihren Bio-Wochenmarkteinkäufen, die sie fein-säuberlich in einem Flechtkorb verstaut hat[,] über einen Waldweg, der quer durch ein Kieferwäldchen führt.
„Fein säuberlich“ ist eine harte Nuss. Ich würde es getrennt schreiben, vielleicht sogar „fein und säuberlich“, weil es hier nicht den Zusammenhang wie z.B. bei feinsinnig gibt. Besser wäre einfach „ordentlich“.

Es riecht nach [Harz]

die [zu] in einem geflochtenen Zopf zusammengebunden hat.

Inka stürzt sich [sich streichen]

eine [verfranzte] Schieermütze

Vom Schreck noch ganz vernebelt und sichtlich eingeschüchtert[,] stottert Inka:

„Entschuldigung, ich fand es so schön[,] hier [entlang zu radeln].“

„Schön? Deswegen denkst du[,] es wäre [okay] [hierher zu fahren]?

ihren Mut wiedergefunden zu [h]aben

„Bauer Gesenhuß[kein Punkt]“[keine Leerstelle],erwidert der grüne Zwerg.
Gesenhuß[,] den Namen kennt sie.

Kein bisschen eingeschüchtert mehr[,] erklärt sie

Er hustet etwas unbeholfen und macht sich schnell daran[,] Inkas Sachen aufzusammeln.
Die Aussage der Geschichte gefällt mir nicht. Bloß weil die Tante vom Ministerium ist, wird der Bauer plötzlich freundlich. Aber die Geschichte zeigt halt, wie es in der Welt leider zugeht.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Floo,

vorne weg nur ein, zwei Detail-Sachen, meine Vorredner haben da ja schon Einiges angemerkt:

Inka radelt mit ihren Bio-Wochenmarkteinkäufen, die sie fein-säuberlich in einem Flechtkorb verstaut hat über einen Waldweg, der quer durch ein Kieferwäldchen führt.
Hier sind Waldweg und Kiefernwäldchen etwas redundant. Die Frage ist, geht wirklich Information wenn sie einfach "durch ein Kiefernwäldchen" radelt. Dass es sich um einen Weg und keine Straße handelt wird ja später nochmal klar, bei dem Satz mit der Quelle.
Dann wärst du auch die doppelte Relativ-Satz-Konstruktion los. Die liest sich, zumindest aus meinen Augen, nicht so schön.

Idylle! Ästhetik! Freiheit.
Kosequenterweise müsste nach Freiheit ebenfalls ein ! folgen. Wobei ich generell kein Fan bin von dieser Aufzählung. Die klingt ziemlich pathetisch. Würde ich komplett streichen.

In seinen Mundwinkeln bilden sich Spuckebläschen, so groß wie Seifenblasen.
Das wirkt etwas übertrieben. Kann man natürlich machen, passt aber nicht unbedingt zum restlichen Erzählstil und wirkt daher ungewollt komisch..

Zum Insgesamt-Eindruck: Du meinst, du würdest gern die Annäherung zweier unterschiedlicher Menschen beschreiben, wenn ich das richtig verstanden habe. Für mich liest es sicher eher nach einer Unterwerfung des cholerischen Bauerns unter die "Dorfobrigkeit".
Wobei ich mir generell etwas mehr Umfang gewünscht hätte. Dann hättest du die Möglichkeit gehabt, wirklich eine Annäherung zwischen den beiden Figuren zu zeigen. So hast du ja mehr das Kennenlernen beschrieben und damit den Ist-Status markiert. Von da aus können sich die Figuren jetzt aufeinander zu entwickeln oder weiter entfremden. So passiert mir etwas wenig, um in der Geschichte eine Richtung auszumachen.
Natürlich kann man auch in einer Szene eine Entwicklung darstellen und eine gewisse Bewegung hast du ja auch dargestellt. Aber die Verhaltensänderung des Bauerns beruht ja letztlich nur darauf, dass er sich dem Status der Frau "angemessener" verhält. Da passiert ja nicht wirklich was mit ihm oder ihr. Es gibt keine Wesensveränderung oder Erkenntnis. Ich meine letztlich können die beiden wie gehabt ihrem Alltag nachgehen. Sie erzählt zu Hause eine Anekdote vom "Bauerntrampel", er davon wie er sich vor der Frau aus dem Ministerium blamiert hat - und beide gehen weiter ihrem Alltag nach. Ich weiß, nicht jede Geschichte muss unbedingt große Bewegung oder Veränderung darstellen, aber so fehlt mir etwas der Zugang.
Kurz gesagt: Für mich hast du hier mehr einen Anfang als das eine komplette Kurzgeschichte.

Frohen Gruß,
Kew

 

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