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Laura Dekker: Ein Mädchen, ein Traum. Jessica Watson: Solo mit Pink Lady

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31.08.2008
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Laura Dekker: Ein Mädchen, ein Traum. Jessica Watson: Solo mit Pink Lady

Zwei junge Mädchen segeln um die Welt, und die regt sich auf. Wie können die nur? Dass das erlaubt ist! Laura Dekker wollte mit dreizehn Jahren starten zu einer Einhand-Weltumsegelung, nur die Gerichte ließen sie nicht, das Jugendamt bestellte Gutachten um Gutachten, man wollte sie sogar einsperren, den Eltern wurde teilweise das Sorgerecht entzogen, bis schließlich ein Gericht alles vom Tisch fegte und beschloss: dieses Mädchen hat die persönliche Reife und die seglerische Qualifikation, auszuführen, was sie vorhat. Aber da war sie schon vierzehn. Natürlich ist da Skepsis, warum tut sie das? Für wen tut sie das? Treibt sie ein ehrgeiziger Vater, ist sie eine Steffie Graf auf dem Wasser? Was schon bei Steffie nicht zutraf, denn sie hat sich sehr wohl zu einer starken eigenständigen Persönlichkeit entwickelt, hier geht es völlig fehl: Laura Dekker hat einfach Spaß am Segeln. Sie ist während einer Weltumsegelung ihrer Eltern zur Welt gekommen und hat vom Landleben erst später erfahren. Mit zwölf – sie hat schon ein durch Jobs selbst bezahltes eigenes Boot - bricht sie allein auf, um von Holland nach England zu segeln, dort wird sie von der Polizei festgesetzt; der eilig nachgereiste Vater maßregelt sie, in dem er ihr sagt, sie sei alleine hergesegelt, nun solle sie auch allein zurücksegeln.- Laura Dekkers Tour um die Welt führt in rund einem Jahr von Holland nach St. Marten, von dort weiter auf der „Barfußroute“ durch den Pazifik, die Torres-Straße, den indischen Ozean und um Südafrika herum wieder nach St. Marten, sie hat viele kurze Landaufenthalte, wo sie Menschen begegnet, aber auch Hilfe und Unterstützung erhält, was die Ausrüstung des Bootes angeht. Von ihr erfahren wir, anders als bei vielen männlichen Seglern, die Bücher schreiben, nichts über die harte Welt des Segelns und die dabei geforderten schwierigen Entscheidungen, sondern über ihre Gefühle, ihre Telefonate mit Eltern und Freunden und darüber, dass ihr wieder die Nudeln vom Herd gehopst sind und sich in der Kajüte verteilt haben. Nach vollendeter Weltumrundung segelt sie gleich weiter, noch einmal durch den Pazifik, diesmal nach Neuseeland, denn dort möchte sie jetzt leben. Sie ist ja nun auch schon sechzehn. Was war das Schlimmste, was ihr auf der Fahrt passiert ist? Egal, nichts war härter als die Termine vor den holländischen Gerichten, die Nachstellungen holländischer Behörden, die falschen Informationen in den Medien, die von ebendiesen Behörden dorthin gegeben wurden. Als sie in St. Marten lossegelt, führt ihr Schiff die niederländische Flagge, als sie dort wieder ankommt, die neuseeländische. Laura Dekker hat beide Staatsbürgerschaften; deutlicher kann sie nicht sagen, wie sie die Erfahrungen in Holland verarbeitet hat. Ein frisches Buch!

Jessica Watson ist schon sechzehn, als sie aufbricht; das Ziel: als Jüngste die Welt nonstop umsegeln, was ihr auch gelang. Ein gewaltiges, professionell geplantes Projekt, viele Sponsoren, groß geplante Medienarbeit. Trotzdem ist dies ein schöner, lebendiger Erfahrungsbericht, wie bei Laura Dekker ist der Vorspann, die Zeit der Vorbereitungen das spannendste, was beschrieben wird, ebenso wie die berauschenden Erlebnisse am Ziel. Auch hier gab es lange Querelen, ob sie nun fahren dürfe, aber Australien ist nicht Holland, und sechzehn ist nicht gleich dreizehn. Australien hat sich mit diesem Mädchen identifiziert, hat ein Teil seiner Identität in ihr gefunden, das ist fühlbar. Was bei Laura die Begegnungen an Land, sind hier die Segelerlebnisse, denn Landkontakt hat Jessica Watson während der 270 Tage dauernden Tour nicht, dafür segelt sie die bekannten härtesten Gebiete ab, Kap Hoorn ist auch dabei. Mehrmals kentert ihr Schiff, d.h. das Masttopp gerät in das Wasser, und unter Deck alles drunter und drüber. Sie selbst sitzt angeschnallt auf einem Stuhl und beobachtet, wie sich ihre geordnete Kajüte in Chaos verwandelt; die Wellen kann sie nicht sehen, was sie sehr bedauert. Eine Durchkenterung ist nicht dabei, die hätte die Tour wahrscheinlich auch beendet, denn nach einem solchen Manöver ist ein Segelboot gewöhnlich ohne Mast.

Beide Bücher werfen die Frage auf, was eigentlich gefordert wird, wenn man solche Abenteuer bestehen will, die sonst kräftigen, mutigen Männern vorbehalten sind. Fehlt noch, dass die beiden zu einer Wanderung zum Südpol aufbrechen. Beide Bücher haben erfrischende, im Zusammenhang geschriebene Teile, aber auch über lange Strecken Auszüge aus dem Bordtagebuch, die dringend eines Lektorats bedurft hätten – so interessant sind sie nicht, dass man sie fast ungekürzt drucken muss.

 

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