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Lenes Rauschen

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27.12.2018
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Anmerkungen zum Text

Olvenstedt ist ein Stadtteil von Magdeburg im klassischen Ostblockstil.

Lenes Rauschen

Es rauscht schon wieder. Darum stellt sie den Fernseher aus, obwohl gerade ihre Lieblingssendung läuft. Alle Stimmen sind wieder so bösartig und laut. Das passiert oft, wenn Lene alleine ist. Plötzlich rauscht es im Ohr und jeder Ton ist anders. So als ob er weit weg ist. Trotzdem viel deutlicher und irgendwie höher. Über dem normalen Ton liegt dann ein fieses Brummen. Jedes Gespräch, das sie hört, während der Ton da ist, klingt nach einem Streit. Jedes Wort wird zum Vorwurf. Wie eben bei Peter Lustig im Wohnwagen. Lene liebt es sonst, wenn er seine Abenteuer erlebt und ihr die Welt erklärt. Dabei ist er oft so witzig. Besonders wenn der dicke Nachbar, Herr Pachulke, mit ins Spiel kommt.

Peter war heute gar nicht nett. Pachulke und er haben sich mit scharf klingenden Worten und unfreundlichen Stimmen gegenseitig Vorwürfe gemacht. Zumindest klang es so. Darum musste sie den Fernseher schnell ausstellen. Es hat ihr Angst gemacht, und dann wird auch Lene oft wütend.
Das Brummen soll jetzt einfach nur weggehen und damit auch ihre eigene Bösartigkeit. Wer will schon böse sein?

Auch ihr eigener Atem klingt viel lauter als sonst. Das rechte Ohr puckert, wird heiß und ganz rot. Das kommt plötzlich aus dem Nichts, wenn sie in ihrem Zimmer sitzt und an nichts Besonderes denkt. Ihre eigene Stimme klingt dann fremd, so als ob jemand anders spricht. Auch jetzt wieder, als sie mit Anja redet und sie aus dem Käfig holt. Darum sagt sie nichts mehr und streichelt einfach nur noch. Aber das Meerschwein piept jetzt auch komisch. Das grelle Pfeifen ist dann kaum auszuhalten. Anjas Schnauze und die schwarzen Augen sehen gemein aus und bewegen sich zu schnell. Das nervt und regt Lene auf. Anja kratzt sie am Arm, versucht wegzurennen. Das meint sie aber bestimmt nicht böse. Sie hat auch nur Angst, wenn es rauscht. Warscheinlich hört sie das auch. Am besten sie kommt wieder in den Käfig, da ist sie ruhig. Sie soll einfach dasitzen und keinen Laut von sich geben.

Lene weiß, dass die Menschen nicht böse sind, wenn sich das Wummern in ihr Ohr setzt, auch wenn es für sie so klingt. Das geht immer vorbei und dann sind sie freundlich, so wie sie es vorher auch waren.

Wann das anfing, kann sie nicht sagen. Es wurde einfach irgendwann zur Normalität, dass das „WWWWWWW“ immer wieder kommt und dann plötzlich verschwindet. Während dieser Rauschzeit bleibt sie lieber in ihrem Kinderzimmer. Wenn sie an das Fenster geht, sieht sie Kinder aus ihrer Klasse, die auf dem Hof spielen. Sie kreischen nervig und laut, so dass Lene sie gar nicht leiden kann.

Hier in Olvenstedt gibt es auf jedem Hof einen Spielplatz. Nur ganz wenige Kinder dürfen den Hof verlassen, um auf den anderen Spielplatz zu gehen. Lene ist dafür noch zu klein. Aber wenn sie in die zweite Klasse kommt und andere Kinder sie begleiten, ist das für die Mama in Ordnung. Lene hat ihrer Mama auch erst einmal von dem Rauschen erzählt. Aber es kam keine Antwort. Vielleicht hat Lene es auch zu leise gesagt. Da hatte sie sich noch zu sehr gefürchtet, weil die Eltern so komisch miteinander gesprochen haben. Als ob sie gleich wieder streiten und sich anbrüllen. Dann weint die Mama in der Nacht und am nächsten Morgen liegen kaputte Gläser da auf dem Platz, wo die Mama immer sitzt. Direkt neben ihrem Sessel. Einmal ist Lene in eine Scherbe getreten und hat dann ein Pflaster bekommen. Dabei hat die Mama auch geweint. Papa kam später mit Blumen und keiner hat was gesagt.

Lene will nicht, dass die Eltern sich nachts streiten. Sie liegt dann im Bett und hört jedes Wort. Die Stimmen sind dann ganz anders. Fast so wie jetzt, obwohl Tag ist und die Sonne scheint. Aber heute streiten sie vielleicht auch gar nicht. Es klingt nur so, weil es wieder rauscht. Lene steht an der verschlossenen Tür und legt ihr Ohr an, um mitzubekommen, worüber die Eltern so böse reden.

Sie sprechen komisch, aber Lene kann ihnen nicht folgen. Irgendwas mit dem Auto. Heute soll Papa die Mama nicht hauen. Es ist so ein schönes Wetter und auch nicht dunkel. Sie muss das Gespräch unterbrechen. Wenn sie was Lustiges macht, dann lachen die Eltern oft und alles ist wieder gut. Das ist besser, als wenn dann wieder ein kaputtes Glas neben dem Sessel oder in der Küche liegt. Einmal war auch ein Fleck an der Wand und Glassplitter am Boden. Jemand hat ein volles Glas dagegen geworfen. Lene sitzt auch gern auf Mamas Sessel. Einmal war es sogar ihr Lieblingsglas, das kaputt war. Dann muss sie sich immer wieder ein neues Glas suchen, aus dem sie am liebsten trinkt.

Sie kann einfach nicht herausfinden, ob sie wieder streiten oder es nur das Rauschen im Ohr ist, das ihre Stimmen so verändert. Sie reißt einfach die Tür auf und brüllt ganz laut und mit böser Stimme: „Was ist hier los?“. Der Papa steht gerade im Flur und will zur Küche gehen. Er bleibt stehen und lacht sie an. Mama lacht auch. Sie beugt sich aus dem Sessel und sieht zu ihr rüber. Es war wieder nur das Rauschen, das ihre Stimmen in Lenes Kopf so verändert hat. Hoffentlich geht das bald wieder weg. Dann kann sie auch den Fernseher wieder anstellen, ohne dass sie wütend wird. Heute bleibt das Glas ganz.

 
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Vielen Dank Tadita☺

 

Guten Morgen zusammen und frohes Neues Jahr,

ich habe hier mal ein wenig aufgeräumt.

Ich möchte euch bitten, nicht die gesamte Geschichte oder den gesamten Kommentar in euren Antworten hineinzukopieren. Das macht es alles ein wenig unübersichtlich.
Bitte nur die Stellen per Zitat-Funktion einfügen, auf die ihr euch in eurer Antwort speziell beziehen möchtet.
Außerdem ist ein Eineinhalbzeiler als Kommentar relativ nutzlos, ohne Begründung, weiterer Ausführung, Beispiele usw. Solche "Daumen hoch" oder "Dauen runter" gehören hier nicht hin.

Ein weiterer Hinweis, weil ich das immer wieder bei neuen Usern sehe: Bitte fügt eure Antworten in einen Post zusammen, wenn ihr mehreren Kommentatoren innerhalb kurzer Zeit antworten möchtet.

Vielen Dank, viel Spaß hier und ein gutes Jahr.
Gruß, GoMusic

 

Hallo @Tadita, hallo @blackmagicwoman,

es geht hier nicht um euer schreiberischen Können oder die Qualität eures Kommentars. Ihr werdet keinen Ärger bekommen, falls jemanden mit euren Bewertungen nicht übereinstimmt. ;) Die sind ja sowieso immer subjektiv.
Aber ich kann euch nur raten, versucht es! Man lernt so viel dabei, wenn man sich selbst fragt, warum fand ich diesen Text gut oder schlecht, und versucht, dies in Worte zu fassen. Und der Autor hat natürlich auch noch was davon.

==============

Hallo @Fritz Stru,

und herzlich willkommen hier.

Die Idee deiner Geschichte gefällt mir. Wie dieses Geräusch das arme Mädchen in den Wahnsinn treibt und ihr alles Schöne verdirbt, sie nicht mehr unterscheiden kann, was positiv oder negativ ist.

Bei der Umsetzung sehe ich noch Luft nach oben.

Zum einem schreibst du sehr durcheinander. Erst geht es um das Geräusch und Peter Lustig, dann das Meerschweinchen, den Streit der Eltern. Ich sehe keinen roten Faden, keinen Höhepunkt. Du könntest die Reihenfolge der meisten Absätze verändern und die Geschichte blieb die gleiche.

Du erzählst außerdem sehr viel, ohne es mich wirklich erleben zu lassen. Ich fände es gut, wenn du die Szenen in denen Lene sich verletzt oder die Eltern streiten direkt beschreibst und nicht als Rückblick oder Zusammenfassung.

Die Szene mit dem Meerschweinchen ist schon ganz gut. Aber dann dieser Satz:

Das nervt und regt Lene auf.
Der ist so allgemein, erzeugt kein Bild. Wie sieht es aus, wenn Lene sich aufregt?

Würde mich freuen, wenn du da noch was rausholst.

Liebe Grüße und viel Spaß bei uns.

Nichtgeburtstagskind

 

Hallo und vielen Dank für die Antwort. Das ist genau die Art Kritik, die ich mir erhofft habe. Mein Problem ist, dass ich zwar nur den Abschnitt habe, aber noch Hintergrundinformationen rein bringen wollte. Eventuell muss ich die Handlung aber nicht nur an einem Nachmittag spielen lassen, sondern über einen längeren Zeitraum. Oder ich beginne direkt mit dem Glas am Morgen und lande beim Rauschen am Nachmittag. Danke erst mal für eure Rückmeldungen!

 

Hallo @Fritz Stru und/oder @Fritz Stremel

Bitte melde dich mal per PN beim @Webmaster und sag ihm, welchen deiner User er löschen soll.
Du kannst hier nicht mit zwei Usern herumhantieren.
Mich hast du völlig irritiert, dass da auf einmal ein anderer Fritz um die Ecke kommt und antwortet.

Danke und Gruß, GoMusic

 

Accounts wurden zusammengeführt.

 

Hey @Fritz Stru

Die Geschichte ist ja nun schon etwas älter aber ich habe das Gefühl nach dem Kommentar von Nichtgeburtstagskind ist leider nicht viel passiert ?
Korrigiere mich wenn ich mich irre.

Ich mag die Grundidee deiner Geschichte aber ich gebe Nichtsgeburtstagskind recht, es wirkt etwas zerstückelt und nicht so richtig wie eine zusammenhängende Geschichte. Da könnte ein bisschen mehr System rein. Du hattest es in deinem vorangegangenem Kommentar ja schon erwähnt was du anders machen könntest, ich denke wenn du das gut umsetzt, dann wird sie richtig gut.
Vielleicht gehst du auch nochmal etwas intensiver auf die Angst von Lene ein, mit ihren Eltern über das Rauschen zu sprechen. Ich denke, dass ist ein bekanntest Problem und jeder hatte bestimmt schon mal in seiner Kindheit irgendwas, wo er Angst hatte Mama und Papa von zu erzählen. Mir zumindest würde es helfen mich mehr in Lene hinein versetzten zu können. Es weckt Mitgefühl und ich möchte gerne wissen, wie sie aus der Sache raus kommt oder damit weiter umgeht.
Mir fehlt Lenes Erfolgserlebnis, oder wenn das nicht gewünscht ist, eben das Gegenteil.

Ich glaube es steckt viel Potential in deiner Geschichte und ich denke das es mit wenig Handgriffen eine wirklich gelungene Geschichte werden kann, wo sie mich ja jetzt schon, obwohl sie ein wenig durcheinander wirkt, gefesselt hat.

Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn du dich ihr nochmal annehmen würdest. In meinen Augen hat sie das definitiv verdient.

 

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