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Maatje und der Schwan

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22.08.2007
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Maatje und der Schwan

Annika kennt den Weg durch die Dünen. Dass hier jetzt eine lichte Nebelwolke wabert, erstaunt sie. Auch den alten Fischer hat sie noch nie gesehen. Er sitzt vor einer Hütte auf einem Stapel aus angeschwemmtem Holz und lauscht an einer Muschel. Kurz blickt er zu ihr auf, schiebt seine Pfeife in die Zahnlücke und näselt undeutlich:
„Im Augenwald, sieh dich nicht um, sonst erfrierst du!“
Für einen Moment verlangsamt sich ihr Schritt. Sie will den Fischer fragen nach dem Warum und Wieso, aber der sieht an ihr vorbei zum Hafen hinunter. Sie folgt seinem Blick: Im Schatten dümpelnder Fischerboote putzt ein Schwan sein Gefieder. Neben ihm erkennt sie schemenhaft eine Frau. Maatje?

***​

Maatje. Lebensfroh soll sie gewesen sein. Sanft ihre Stimme und geschmeidig fließend ihre Bewegungen. Nopp, der Fischer, hatte sie eines Tages aus dem rauen Nordmeer gezogen und ins Dorf gebracht. Mutig waren sie ans Werk gegangen, hatten das Haus geputzt, das Dach mit frischem Ried gedeckt, die Läden gestrichen, die Netze geflickt, das Gemüsegärtchen gejätet. Trotzdem murrten die Alten:
„Seiner Mutter wär’s nie und nimmer recht gewesen.“
Es war kein freundlicher Satz. Nopp und Maatje froren, als sie ihn hörten. Sie gingen in die Hütte und kuschelten sich aneinander. Sie wollten die Hände des Pfarrers nicht sehen, die sich in betender Verstrickung zum Himmel hoben. Auch nicht die Faust und den drohenden Zeigefinger des Bürgermeisters. Maatje war schön und Nopp hatte seine Freude an ihr.
„Der Nopp ist dumm!“, sagten die Leute im Dorf.
„Ein Weib, geboren im Schatten eines Segels auf den Wellen“, spottete Martha, die dick war und stundenlang auf der Fensterbank lehnte. Sie saß in einem geblümten Lehnsessel, stützte die Ellbogen auf ein Hirsekissen und den Kopf in beide Hände.
„Vom Netzewerfer eingefangen, nur mit der Lust seiner Augen“, lästerte Jannik, vor dem die Mädchen davonrannten, weil er ihnen auflauerte und sie allzu dreist anfasste.
Überall schwelte Neid und Unmut. Maatjes grüne Augen, in denen rote Sprenkel glühten; ihre Haare, deren Goldfäden, wie von einem ständigen Wind zerzaust schienen; ihre Schritte, die so leicht waren, als schwebe sie über die sandigen Wege des Dorfes, all das war ihnen fremd und unheimlich.

Der Fischhändler erzählte, Nopp liefere seinen ganzen Fang bei ihm ab. Ob er denn nie einen Fisch behalte, für sich und Maatje, habe er ihn gefragt. Nopp habe gelacht und geantwortet:
„Maatje isst keinen Fisch.“
Die Hühnerbäuerin bot ihm frische Eier an, von jungen Hühnern zum halben Preis. Nopp winkte ab:
„Maatje isst keine Eier.“
Der Metzger pries am Schlachttag seine Blut- und Leberwürste und erzählte am Abend, Nopp habe ihm zugerufen:
„Maatje trinkt kein Blut und isst kein Fleisch.“
Ja um Himmelherrgottswillen, wovon sie sich denn wohl ernähre, fragten sich die Leute.
„Kein Wunder, dass der Nopp spindeldürr wie ein Angelhaken durch die Welt läuft.“
„Sie meint wohl, sie sei was Besseres.“
„Sie lebt bei uns und will nicht zu uns gehören.“
„Ach, sie wird nicht wissen, wie man Fisch kocht, einen Pfannkuchen backt und einen Braten richtet.“

Maatje blieb von all dem ungerührt. Am Morgen brachte sie die Nachbarn in Verlegenheit, weil sie fröhlich grüßte. Barfuß ging sie ins Ried, schnitt die starken Halme, bündelte sie mit bloßen Händen und trug sie mit nackten Armen nach Hause. Ihre Haut blieb unversehrt, als sei sie über Samt gelaufen und habe mit Federn gespielt. Am Abend sang sie beim Sonnenuntergang ihr seltsames Lied. Dann horchten die Frauen auf und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Männer gingen in die Ställe, hielten sich die Ohren zu, wollten nicht spüren, wie die Sehnsucht an ihren Herzen zog.
„Das kann nicht gut gehen und nichts werden“, sagten die Leute. Sie saßen im Wirtshaus beisammen und rätselten, was es mit Maatje auf sich haben könne, dass sie so leicht und froh durchs Leben schwebe, wo sie alle doch unter der Last des Alltags fast zusammenbrächen.
„Vielleicht hat sie keine Seele“, sagte der Pfarrer.
„Vielleicht besteht sie nicht wie wir aus Haut und Knochen“, brummte der Metzger.
„Vielleicht hat sie kein Blut in den Adern“, meinte die dicke Martha.
„Das werden wir sehen“, lachte Jannik und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Der Wirt freute sich. Wenn seine Gäste ein Thema hatten, worüber sie leidenschaftlich reden und werweissen konnten, flossen reichlich Wein und Bier. Manchmal lag auch ein Schnäpschen drin, bevor sie nach Hause gingen. Diesmal wurde es spät. Jannik räumte die leeren Flaschen vom Tisch und rief zum Wirt hinüber:
„Die nehm ich mit.“
Er packte sie in seinen Rucksack und ging hinaus durch die Nacht zum Ried. Mit einem Stein zerschlug er die Flaschen. Weiße, grüne und braune Scherben spritzten auseinander und verstreuten sich auf dem feuchten Boden.
Einige Tage später schlenderte Jannik durchs Dorf. Bei der dicken Martha blieb er stehen, um ein wenig mit ihr zu plaudern. Da kam Maatje mit blutenden Füssen aus dem Ried. Alle sahen die roten Spuren im Sand. Jannik bemerkte trocken:
„Da siehst du’s, sie hat Blut in den Adern.“
Die dicke Martha brummte:
„So wird sie lernen, Schuhe zu tragen.“
Die Anderen schüttelten die Köpfe, kniffen die Augen zusammen, zwinkerten sich zu, blinzelten, starrten Maatje nach, bis ihnen die Augen brannten. Sie verbargen sich hinter Vorhängen, riskierten ein Auge durch Türspalten, schielten verstohlen um Hausecken herum, an Misthaufen vorbei und unter Kuheutern hervor. Überall waren ihre Blicke, von überall her beobachteten sie Maatje, die mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Dorfplatz zu ihrem Haus humpelte.

Kurz vor Mittag tauchte der Schwan auf. Er flog von der Mole zum Marktplatz und landete auf dem Brunnenrand. Fauchend sah er in die Runde. Er reckte den Hals, schlug mit den Flügeln und ein eisiger Wind kam auf. Die Blicke auf Maatje gefroren. Zu Eis erstarrten die Frauen und Männer, der Pfarrer, der Bürgermeister, Martha und Jannik. Sie brachen und splitterten und zerflossen in der warmen Erde. Nur ihre Augen schweiften weiterhin umher, spiegelten sich in Pfützen und Fenstern, verfingen sich in Sträuchern, verbargen sich im Ried, hingen zwischen den Ästen der Tannen im Wald, in den Zweigen der Weiden am Strand. Nachts irrlichterten sie durchs Dorf und sahen, wie schnell es verfiel und überwuchert wurde von dornigem Gestrüpp. Der Schwan hatte seine Flügel um Maatje gelegt und war mit ihr zum Meer geflogen, zurück in den Schatten, aus dem sie geboren war.

Als Nopp vom Fischfang zurückkehrte, suchte er sie vergebens. Dann zog er fort, in die Stadt am Meer. Dort kannte ihn niemand und niemand wusste von Maatje. Immer länger wurden seine Ausfahrten, immer weiter fuhr er hinauf ins Nordmeer, trotzte mit seinem kleinen Kutter den Stürmen und Wellen.
„Diesmal kommt er nicht zurück“, sagten die Händler vom Fischmarkt, wenn der Nordsturm die Wellen meterhoch über die Kaimauer peitschte. Fuhr er dann doch wieder in den Hafen ein und lud seine Holzkisten voll mit Heringen, Schollen, Flundern und Sprotten aus, munkelten sie, es könne nicht mit rechten Dingen zugehen, dass ein Mann allein solch einen Fang heimbringe.
„Hast du da draußen Verbündete, oder was?“, fragten sie ihn. Er schwieg, wiegte nur den Kopf und sagte:
„Hauptsache, die Ware stimmt für euch.“

Im Alter baute er sich eine Hütte in den Dünen. Dort saß er auf einem Stapel aus angeschwemmtem Holz, schaute aufs Meer hinaus, rauchte seine Pfeife und wartete. Wenn sich die letzten Sonnenstrahlen im Meer spiegelten, ein frischer Wind aufkam, der die Fischerboote im Hafen schwanken ließ, trat Maatje mit dem Schwan aus den Schatten der Segel, kam über die Dünen und setzte sich zu ihm. Jung war sie geblieben und Nopp scheute sich, sie mit seinen rauen, gichtgekrümmten Händen zu streicheln. Sie kuschelte sich an seine Schulter, begann ihr Lied zu singen und beide hüllten sich in den Umhang der Ewigkeit.

***​

Das Meer liegt ruhig im Spätnachmittag. Die Ebbe hat eingesetzt, die Mole ragt schon ein ganzes Stück aus dem Wasser. Annika steht auf und geht zu den Dünen. Hin und her geht sie, aber sie findet weder den Alten noch seine Hütte, nur angeschwemmtes Holz und eine Muschel, deren Perlmuttglanz aus dem Sand leuchtet. Aufkommender Abendwind raschelt im harten Gras, treibt feinkörnigen Sand vor sich her. Einige Kiebitze flattern zwitschernd auf, ein Rotkehlchen pfeift dazwischen, vom Hafen hört Annika die Schreie der Möwen. Sie hebt die Muschel auf und geht zum Wald hinüber, taucht ein in seinen warmen Schatten. Nach einer Weile führt der helle Sandweg durch ein dichtes Dornengestrüpp. Unheimlich und dunkel liegt es im grünen Dämmerlicht. Die Luft wird eisig. Annika fröstelt. Sie beschleunigt ihre Schritte und hält die Muschel ans Ohr, um die Stille nicht zu hören. Dass ein Schwan ihr in weitem Abstand folgt, weiß sie nicht und die Augenpaare, die sie von überall her lauernd beobachten, sieht sie nicht. Annika eilt durch den Wald nach Hause. Maatjes Gesang begleitet sie.

 

Diese Geschichte wurde von einem Autor geschrieben, der hier im Forum angemeldet ist, es für diese Geschichte aber bevorzugt hat, eine Maske zu tragen.
Der Text kann, wie jeder andere Text im Forum, kommentiert werden, nach zehn Tagen wird die Identität des Autors enthüllt. (18.10.2013)

Als Kritiker kann man bis dahin Vermutungen über die Identität des Autors anstellen. Damit man anderen mit einem schlüssigen Rateversuch nicht den Spaß raubt, sind Spekulationen und Vermutungen bitte in Spoiler-Tags zu setzen.
Beispiel:

[spoiler]Ich vermute, dass der Autor der Geschichte Rumpelstilzchen ist. Der schreibt doch auch immer von güldenem Haar und benutzt so viele Ausrufezeichen![/Spoiler]

Die eckigen Klammern setzt ihr mit der Tastenkombination Alt-gr+8 bzw. Alt-gr+9.
Da dies jedoch kein Ratespiel ist, sind Beiträge ohne Textarbeit, also reine „Vermutungen“, nicht erwünscht.

Viel Spaß beim Raten und Kommentieren!

 

Das ist toll.
Eine geheimnisvolle, sehr märchenhafte Geschichte mit einer schönen und unaufdringlichen Sprache.
Ich kann und will da gar nichts rumnörgeln, mir gefällt sie einfach, diese romantische Geschichte von der wilden Meerjungfrau, die von der Neugier der Dorfbewohner aus dem Dorf getrieben wird. Und das Dorf ist auf immer zu seinen Neugierde verdammt und lässt die Menschen mit seinen Neugieraugen erfrieren.


Ein kleines Dingens, weils halt auch grad am Anfang ist:

Kurz blickt er zu ihr auf, schiebt seine Pfeife in die Zahnlücke und warnt sie nuschelnd:
„Im Augenwald, sieh dich nicht um, sonst erfrierst du!“
Dass das eine Warnung ist, das versteht man ja soundso. Man könnt auch einfach schreiben: .... Zahnlücke und nuschelt: "Im Augenwald ..."

Also hat mir sehr gefallen.
Und wer du bist?

Ich kam auf offshore, der hat auch so eine schöne Sprache. Aber trotzdem. Nee, der ist es nicht. Ich glaub, Malinche hat was übrig für Märchen. Ach was weiß der Deibel.

Viele Grüße, Maske.

 

Hallo,
eine schöne kleine Geschichte. Gut, dass der Text nicht zu lang war. Thematisch nicht so wirklich meins, aber ich mochte die Sprache sehr gerne. War für mich ein bisschen wie Musik lesen. Sehr klangvoll alles. Du hast es geschafft eine magisch entrückte Atmosphäre zu erzeugen, in der ich mich gerne befunden habe. Ein paar tolle Bilder hast du gemalt und es hat mir auch gut gefallen, wie du die verbohrte Dorfwelt eingefangen hast, die auf Unbekanntes, das zu schön für sie ist, so feindlich reagiert. Wie gemein das war mit den Glasscherben. Habe mich geärgert.

Am Abend sang sie beim Sonnenuntergang ihr seltsames Lied. Dann horchten die Frauen auf und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Männer gingen in die Ställe, hielten sich die Ohren zu, wollten nicht spüren, wie die Sehnsucht in ihre Herzen zog.
Das ist eine meine Lieblingsstelle. Es ist schon bezeichnend, dass die Leute ihre Sehnsüchte verdrängen wollen und sich gegen das Wesen wenden, das diese in ihnen hervorruft. Sie bleiben lieber ungestört in ihrer biederen, uninspirierten Welt leben.
Die Landschaften sind auch sehr schön gezeichnet. Ich hatte das Gefühl sie vor mir zu sehen.
Ja, insgesamt habe ich das gerne gelesen.
lg, randundband

 

Hallo xy,

ich habe es auch gern gelesen. Ein sehr schönes Märchen, gefällt mir gut. Und ich habe auch gar nichts zu nörgeln. Also such ich schnell noch ein paar Lieblingsstellen raus, damit das hier nicht ein Einsatzkommentar wird :).

Es war kein freundlicher Satz. Nopp und Maatje froren, als sie ihn hörten.

Schön wie da später wieder aufgenommen wird.

„Sie meint wohl, sie sei was Besseres.“
„Sie lebt bei uns und will nicht zu uns gehören.“
„Ach, sie wird nicht wissen, wie man Fisch kocht, einen Pfannkuchen backt und einen Braten richtet.“

:)

Am Abend sang sie beim Sonnenuntergang ihr seltsames Lied. Dann horchten die Frauen auf und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Männer gingen in die Ställe, hielten sich die Ohren zu, wollten nicht spüren, wie die Sehnsucht in ihre Herzen zog.

Auch schön.

Sie verbargen sich hinter Vorhängen, riskierten ein Auge durch Türspalten, schielten verstohlen um Hausecken herum, an Misthaufen vorbei und unter Kuheutern hervor. Überall waren ihre Blicke, von überall her beobachteten sie Maatje, die mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Dorfplatz zu ihrem Haus humpelte.

und das auch!

Sie brachen und splitterten und zerflossen in der warmen Erde. Nur ihre Augen schweiften weiterhin umher, spiegelten sich in Pfützen und Fenstern, verfingen sich in Sträuchern, verbargen sich im Ried, hingen zwischen den Ästen der Tannen im Wald, in den Zweigen der Weiden am Strand.

Und das war meine Lieblingsstelle.

Sehr gern gelesen!
Beste Grüße, Fliege

 
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Hey ho!

Ich mag die Atmosphäre in dieser Geschichte - das ist alles so märchenhaft, idyllisch mit Maatje als unheimlich schönes Meereswesen - das sich erbarmt einem der Erdwesen ein bisschen Liebe und Wärme zu schenken und durch ihr exotisches Aussehen und auch Herkunft und ihr engelhaftes Verhalten und ihr Talent zieht sie die Aufmerksamkeit aller im Dorf auf sich. Da ist die dicke Martha - die sich heimlich wünscht so zu sein wie Maatje, Jannick der sie bestimmt begrabschen will und Pfarrer und Metzger sind so das Beiwerk der Dorfgemeinschaft. Diese Figurenkonstellation hat mich stark an Chocolate erinnert - da zieht auch eine extrovertierte Dame in so ein engstirnig katholisches Dorf in der französischen Provence, wo alle Einwohner nach der Pfeife des Bürgermeisters tanzen und die Schokoladenlady entlarvt im Laufe der Geschichte die Bigotterie*** des Bürgermeisters und schenkt jedem Bewohner ein Stückchen Glück - oh Gott, das hört sich jetzt wie so ein Werbetext an. Das klingt jetzt wahrscheinlich seicht - aber ich finde, der Film ist unheimlich gut gemacht - vor allem, was die Figurenkonstellation und -charakterisierung angeht. Die Figuren sind ambivalent und man kann sie fast verstehen. Hier ist mir das dann doch zu skizzenhaft mit den Figuren - das ist auch deswegen so, weils viel erzählt ist und nicht gezeigt. Es gibt für mich eine tolle Szene in dieser Geschichte und das ist, wenn Jannik den anderen Bewohnern zeigen will, dass auch Maatje nur aus Fleisch und Blut besteht - auf eine naive, aber sehr bösartige Weise will er das beweisen. Und ab da hatte ich wirklich Schiss, dass die da mit Mistgabel ankommen und ihr Schlimmeres antun wollen. Sie zeigen ja auch keine Reue, nein, sie glotzen nur.

Dann kommt auch schon der Schwan - wofür steht er? Eine Art Schutzengel für Maatje. Schwäne haben etwas Majestätisches an sich und sind einfach schön, aber auch verklärt und kitschig. Der Schwan verzaubert die Dorfgemeinschaft - sie sind dazu verdammt nur noch zu zusehen, aber nichts machen zu können. Das ist auch alles ein bisschen konfus. Am Ende kommt er wieder und beschützt Annika. Und Annika interessiert mich eigentlich gar nicht, sie ist in dieser Rahmenhandlung, die keine richtige ist. Was genau ist ihre Funktion in dieser Geschichte? Wer ist sie überhaupt? Wie passt sie in diese Geschichte? Wie passt sie in die Handlung? In wie fern treibt sie die Handlung? Erfindet sie vielleicht die ganze Geschichte um Maatje? Ist sie wie Maatje ein Meereswesen, weil der Schwan auch sie beschützt.


Aber eins nach dem andern:

„Seiner Mutter wär’s nie und nimmer recht gewesen.“
Es war kein freundlicher Satz. Nopp und Maatje froren, als sie ihn hörten.
Ach herrje, so dünnhäutig habe ich sie mir jetzt nicht vorgestellt. Wieso wird diesem Satz soviel Gewicht beigemessen? Ich kann mir da vorstellen, dass dem Nopp das nichr recht ist und Maatje ihn tröstet. Aber, dass sie sich beide da so trostspendend aneinanderkuscheln. Entweder übertrieben oder ich hab da was verpasst.

Sie wollten die Hände des Pfarrers nicht sehen, die sich in betender Verstrickung zum Himmel hoben. Auch nicht die Faust und den drohenden Zeigefinger des Bürgermeisters. Maatje war schön und Nopp hatte seine Freude an ihr.
Das ist wieder zuviel tell. Ich hätte das schon gerne auch miterlebt und nicht nur erzählt bekommen, wie der Bürgermeister da mit dem Finger wedelt und der Pfarrer zu Gott betet und im nächsten Satz total romantisch verklärend: Ja, Nopp hatte seine Freude an Maatje. Na bestimmt hatte er das - aber ich hab das Gefühl, die Geschichte hat auch zuviel Angst und "Respekt" davor Maatje schwitzend darzustellen, weil das eine Entzauberung der Figur wäre. Das tut ja Jannik und deswegen wird Maatje direkt vom Schwan, ihrem Bodyguard, abgeholt.
Gerade so eine Sexszene wäre toll: ich stelle mir vor, wie sich da Muscheln und Algen in Maatjes Schamhaaren verfangen haben und mit ihrem Fischgeruch ... ach, ich hör auf. :D ABER das könnte auch eine seeehr lustige Geschichte sein.
„Ein Weib, geboren im Schatten eines Segels auf den Wellen“, spottete Martha,
Das nehme ich der dicken Martha nicht ab - dass in dieser Frau, die sich am liebsten Blutwurst auf das Schwarzbrot schmiert, eine Poetenseele schlummert. Und auch Jannik:
„Vom Netzewerfer eingefangen, nur mit der Lust seiner Augen“, lästerte Jannik, v

Das ist eine Kunstgeschichte, die ist auch gar nicht darauf bedacht irgendwie was mit Realität zu tun haben zu wollen. Die schwebt so daher und will nur schön sein, ein bisschen bitter und traurig und melancholisch. Aber dann kommt auch sowas:
vor dem die Mädchen davonrannten, weil er ihnen auflauerte und sie allzu dreist anfasste.

Dieser Jannik müsste eigentlich so ein Kerl sein, dem alle Mädchen verfallen, der so bisschen lüstern ist. Nach dem ersten Date wollen die auch nix mehr mit ihm zu tun haben, weil der irgendeine Art von Perversion hat. Maatje fliegt nicht auf ihn, weil sie eben nicht so ist wie die anderen, deswegen muss Jannik ihr auf eine sexuelle Art antun.
Momentan ist er so ein Idiot, der gerne Mädchen begrabscht und eine kindliche Bösartigkeit in sich trägt. Ein Erwachsener, der ohne persönliches Motiv, so etwas tut, muss schon ziemlich dumm sein, oder?
„Sie meint wohl, sie sei was Besseres.“
„Sie lebt bei uns und will nicht zu uns gehören.“
Das ist mir dann doch zu stammtischparolig - kann man das nicht etwas subtiler einbauen?
Maatje blieb von all dem ungerührt. Am Morgen brachte sie die Nachbarn in Verlegenheit, weil sie fröhlich grüßte. Barfuß ging sie ins Ried, schnitt die starken Halme, bündelte sie mit bloßen Händen und trug sie mit nackten Armen nach Hause. Ihre Haut blieb unversehrt, als sei sie über Samt gelaufen und habe mit Federn gespielt. Am Abend sang sie beim Sonnenuntergang ihr seltsames Lied. Dann horchten die Frauen auf und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Männer gingen in die Ställe, hielten sich die Ohren zu, wollten nicht spüren, wie die Sehnsucht in ihre Herzen zog.
Das finde ich richtig gut, weil das wie ein Film abläuft - ich stelle mir das vor, wie sie da in so einem weißen Leinenkleid durch das Dorf läuft (nicht schwebt!) - in dem Moment ist sie auch plastisch fassbar und die neidischen Blicke der Frauen und die offenen Münder der Kinder und wie sie da im Vorbeigehen so einem Frechdachs die Frisur zerzaust.

Man fragt sich auch im Laufe der Geschichte, was Maatje ist, eine Sirene hier? Eine Meerjungfrau? Ein verzauberter Schwan? :P Eine Undine? (hab ich von Andy, ich kannte es vorher nicht, man soll mir keine spießbürgerliche Bildung vorwerfen.)

Die dicke Martha brummte:
„So wird sie lernen, Schuhe zu tragen.“
Ach Martha.
Die Anderen schüttelten die Köpfe, kniffen die Augen zusammen, zwinkerten sich zu, blinzelten, starrten Maatje nach, bis ihnen die Augen brannten. Sie verbargen sich hinter Vorhängen, riskierten ein Auge durch Türspalten, schielten verstohlen um Hausecken herum, an Misthaufen vorbei und unter Kuheutern hervor. Überall waren ihre Blicke, von überall her beobachteten sie Maatje, die mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Dorfplatz zu ihrem Haus humpelte.
Da ist es mir auch schon fast zu viel Gekniffe, Geblinzel und Gezwinker mit den Augen, aber das ist auch Typisch für dich, finde ich.
Umhang der Ewigkeit.
Auch wieder Kitsch, passt aber irgendwie zur Geschichte.
Dass ein Schwan ihr in weitem Abstand folgt, weiß sie nicht und die Augenpaare, die sie von überall her lauernd beobachten, sieht sie nicht. Annika eilt durch den Wald nach Hause. Maatjes Gesang begleitet sie.
Ich glaube wirklich, die bildet sich das so ein oder hat sich das zurecht gelegt, auch wenn das mit dem Schwan wieder dagegen spricht - aber der alte Fischer (Nopp) ist weg und ihr bleibt dann nur Maatjes Gesang im Ohr. Vielleicht ist es auch so eine Legende, die man sich erzählt, weil der Mittelteil auch im Präteritum erzählt ist und der Annika Teil in Präsens. Da liegt schon ein großer zeitlicher Abstand zwischen den Ereignissen.

Ich mochte die Geschichte, die hat viele Assoziationen bei mir ausgelöst, ich finde, man kann viel mehr mit ihr machen, die hat da viel Potential. Gerade am Anfang als das Dorf eingeführt wird, geht es mir zu schnell. Da hätte man sich die Zeit für die Dorfbewohner nehmen können, aber auch für Maatjes und eigentlich weiß man nix von Nopp und warum er diesen merkwürdigen Namen trägt. Insgesamt hätte ich mir auch gewünscht, dass die Geschichte etwas bodenständiger wäre und das Märchen nur ein Element der Geschichte, nicht die eigentliche Geschichte wäre. Versteht man das?
Ich finde auch den Namen Maatjes so schrecklich, klingt so nach einer alten Holländerin. Es soll wohl mystisch und ungewöhnlich klingen. Aber ach. Es klingt wie Katjes. Maatjes, jes, jes, jes. :p


Ich glaube, es ist eine Autorin und ich tippe auf Fliege, auch wenn sie heir schon kommentiert hat - aber ihr Kommentar wird nicht ihren gewohnten Kommentaren gerecht - daher ist es eine Fake Kritik. Es ist ein typisches Fliege-Thema mit dem Meer, wobei es für sie schon ungewöhnilch ist, dass sie da ein paar surrealistische Elemente drin hat - aber die sind auch sehr märchenhaft gehalten. Der Stil kommt auch den anderen Geschichten von Fliege sehr nahe, mit den vielen Details, manchmal zu viel siehe die Sache mit den Blicken. ;)

JoBlack

*** sorry, das ist natürlich total falsch. Der Bürgermeister ist nicht bigott, ganz im Gegenteil, er geißelt sich da eigentlich selbst, in dem er auf alles Vegnügliche verzichtet und das zwingt er auch seiner (Dorf/Kirchen)Gemeinschaft auf - gegen Ende wird er dann doch von der Schokolade verführt und frisst da den ganzen Bestand auf, den die Frau für die Osterfeier zurechtgelegt hat, durch das Fenster kann ihn jeder am nächsten Morgen sehen und sieht wir sogar der moralisch gefestigte Bürgermeister sich seinen Schwächen und Gelüsten hingegeben hat. Ja.

 

Hallo Maske,

ich finde das Märchen nicht zu kurz und zu wenig ausgeführt, ich finde, der Ton passt genau, ich hab das auch gerne gelesen. ("Undine" fand ich toll :p)

Die Männer gingen in die Ställe, hielten sich die Ohren zu, wollten nicht spüren, wie die Sehnsucht in ihre Herzen zog.
oh, bitte, bitte mach hier: wie die Sehnsucht an ihren Herzen zog ... ich mach das sonst nicht, aber das wäre so viel sprechender

Ich glaube, das ist die zentrale Stelle der Geschichte: Dass es eben noch mehr gibt als Arbeit und Plage, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde ... Jo, mich meint Miss Black mit der spießigen Bildunsgbürgerin! :p Für diese Menschen im Dorf gibt es keine Poesie mehr, nichts, was die Realität übersteigen könnte, auch wenn sie in ihrem Herzen noch Sehnsucht danach haben, aber keiner gesteht das ein, außer Nopp natürlich. Sie lehnen das Geträumte oder Träumbare ab, aber Nopp glaubte daran und hat es sich ins Boot geholt. Deswegen muss da auch keine Sexszene sein, denn es geht eher weniger um diese Art Sehnsucht.
Deswegen lehnen die Dorfbewohner Maatje ab: Zu schön, um wahr zu sein, zu fröhlich, zu genügsam auch.

Was die Rahmenhandlung betrifft, muss ich Jo recht geben, ich kann nicht sehen, welche Funktion das für den ganzen Text hat. Warum hat gerade Annika diese Begegnung? Was passiert am Ende, wird der Schwan sie auch einfrieren und wenn ja, warum? Warum verfolgt er sie? Man erfährt zu wenig über Annika, dieser zweite Handlungsstrang müsste noch mehr ausgebaut werden, damit man auch einen inneren Zusammenhang spüren kann. So macht es den Anschein, dass Annika diese Begegnung nur hat, weil sie eben an genau diesem Ort ist, wo das Dorf früher war. Literatur ist immer mit Sinn gesättigt und man sucht immer bei so einer Ausgangslage: WO ist der Verknüpfungspunkt, welche Bedeutung hat dieses Märchen für Annika?

Aber ich mochte den märchenhaften Ton und die Stimmung und auch das leicht Gesellschaftskritische des Textes: So werden Fremde eben beäugt und beurteilt und verurteilt.

Gruß
Andrea

Das ist Novak! Ich halte sie zwar für zu bescheiden, um ihre eigene Geschichte zu loben, aber vielleicht ist sie ja raffiniert! :D

 
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Hi.

Mir gefällt die Geschichte - ist was schönes zum Träumen, 15 Minuten Urlaub vom Alltag.

Ich mag die Figuren, die du zeichnest. Für mich funktionieren die perfekt auf dem Raum, den du der Geschichte gibst. Wenn ich jetzt böse sein wollte, könnte ich von Klischees sprechen und von Stereotypen - aber mich stört das diesmal gar nicht. Für mich sind die Charaktere lebendig. Und dafür ein Lob, gerade weil, du in die Richtung Futter liefest.

Das ist echt eine Wohlfühl-Geschichte. Ein bisschen magisch, ein bisschen Märchen und dann die neidischen Dorfbewohner, die eins auf die Mütze bekommen. Und der Fischer behält trotzdem seine Frau, besucht sie halt auf dem Meer, oder sie kommt zu ihm - und selbst, dass er alt wird und sie immer jung bleibt, ist mehr Sonnenuntergang-Nostalgie als ein echtes Problem/echter Schmerz.

Kleine Anmerkung noch: Beim Ende: Ich würde Schwan und Augen weglassen. Weil ich mag solche Stellen nicht, wo eigentlich alles vorrüber scheint, alles fortgeschwemmt vom Meer, verweht vom Wind, und dann kommen die Augen fast wie ein Brett für den Leser: He, das war kein Hirngespinst, das ist alles echt. Bin da dein Fan von. Vielleicht, weil ich das zu sehr von Horrorfilmen kenne, wo dieser Kunstgriff inflationären Gebrauch findet.

Insgesamt gern gelesen.

Gruß,
Kew

 

Lieber Maskenträger,

hier dürfen wir um Hausecken herum, an Misthaufen vorbei und unter Kuheutern hervor gucken, wie ein Märchenwesen eine Gemeinde aufmischt, weil es sie ins Dorf spült und später sogar Scherben spritzen, wie sich alles verflüssigt in den Zeilen, ohne zu verschwimmen. Märchenhaft liest sich das und wenn man sich zurücklehnt, sieht man auch eine Moral darin, das Gaffertum wird vom Element des Wassers erschlagen. Da schwimmt eine verschlüsselte Symbolik in diesem Text, weil ja wirklich alles mit Wasser zu tun hat, bloß verschiedene Aggregatzustände. Umso bewundernswerter ist es, dass Maatje an Land so souverän ist. Und wenn man sich von der Geschichte mitreißen lässt, spült es mir trotzdem die Frage entgegen. Ist Maatje böse? Denn provoziert sie nicht die Blicke? Ich sehe nichts Böses im Verhalten der Bürger. Als Jannik die Flasche zerschlägt, hatte ich befürchtet, dass er sie aufschlitzt, um das sprudelnde Blut zu demonstrieren und blaues Blut hätte hier eine ganz andere Bedeutung, aber nein, er spritzt Scherben und beobachtet ihre blutende Spur. Anfangs sind sie sogar freundlich und bieten ihr Köstlichkeiten jeglicher Art an, aber sie "isst kein Fleisch und trinkt kein Blut". Damit sagt Nopp eigentlich, dass sie anders ist. Nein, ich kann das noch einmal lesen, aber für mich ist Maatje etwas ganz Bitterböses, sie ist nicht umsonst im Schatten geboren und ihre Schreckenstat am Ende untermalt das Ganze, nicht mit Wasserfarbe, sondern losgelösten Augäpfeln.


Zwei Anmerkungen (zum bemerkenswert souveränen und fehlerlosen Schreibstil):

Fauchend sah er wütend in die Runde.
Das gefällt mir nicht.

Sie kuschelte sich an seine Schulter, begann ihr Lied zu singen und beide hüllten sich in den Umhang der Ewigkeit.
Ich frage mich, warum es bloß noch "ihr Lied" ist und nicht mehr das "ihr seltsames Lied". Wohin ist dieses Seltsame entschwunden? Hat sich Nopp schon eingehört. Diesen Umhang der Ewigkeit lese ich auch nicht als Happy End, sondern so, dass der Fischersmann umspült wird, kurz: ins Meer gerissen wird.

Mag sein, dass meine mörderische Interpretation falsch ist, aber wo gefischt wird, hängen Köder; und an diesen möchte ich mich nicht festbeißen. Für mich ist dieses düstere Märchen ein fabelhaftes Bild, auch in einem hübsch, gruseligen Rahmen, (den es vielleicht gar nicht gebraucht hätte), der es aber noch stärker dastehen lässt.

Beste Grüße
markus.

Zu präsent ist mir die Sprache und die Handlung von "Brüderchen und Schwesterchen" und wenn hinter der ausgesprochen schönen Maske nicht feirefiz steckt, dann hat sich der Autor jenes Textes eine Maske aufgesetzt, die feirefiz sehr ähnlich sieht.

 
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Hallo,

ich bin sehr zwiegespalten, was diese Geschichte angeht. Diese Rahmenhandlung mit Annika, die spielt für mich keine Rolle, das ist wie so ein Sandwich, vorne und hinten, und dazwischen schön was reinquetschen - will sagen, wenn du sowas wie einen Erzähler konstruieren willst, in dem Sinne, wie ihn Quinn ja oft fordert, dann müsste man es etwas subtiler machen, größer aufziehen, so ist das nur ein Mittel zum Zweck, funktioniert aber nicht richtig.

Ich persönlich habe es überhaupt nicht mit Märchen, ich halte es für schwierig genug, den Leser an der Stange zu halten, wenn es um realistische Dinge geht; trotzdem habe ich diese KG gerne gelesen. Maatje ist für mich so eine altertümliche femme fatale, wie sie im Film noir oder auch im poetischen Realismus eines Marcel Carnè oder Jean Renoir; sie ist an sich unbegreiflich, ein überhöhtes Wesen, nahe an der Perfektion, zaubrig. Grazien, die blenden können, die ja auch nichts weiter benötigen, sie sind einfach, dies wird in der Geschichte auch gut betont; sie isst kein Fleisch, kein Fisch, keine Eier, ihre Bewegungen sind sanft und so zart - sie ist tatsächlich nicht so wie die Anderen, sie ist eine Ausnahme, ein Protoyp Gottes, wie Hunter S. Thompson sagen würde. Es gibt solche Menschen auch in der Realität, deswegen ist der Vorwurf des Kitsches in meinen Augen auch unberechtigt. Neid ist es viel eher, was die Menschen antreibt, das dumpfe Gefühl, eben dieses Verfeinerte nicht zu haben, dem Schicksal ausgeliefert zu sein, oder besser: es nicht ändern zu können, sich der Unausweichlichkeit beugen zu müssen. Man kann da viele Subtexte draus lesen, Angst vor dem Fremden, vor dem Anderen, Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit, auch Verlustangst, und dann muss diese Minderwertigkeit kompensiert werden, ein Beweis der Verletzlichkeit muss her. Seltsam, hier ist es das Blut; ich habe eben Hans Henny Jahnn gelesen, bei ihm ist auch das Blut, sowie die Wunde, eine Öffnung vom und zum Individuum, Wunden sind eine Art Teilhaben lassen, Blutsbrüderschaft ist bei ihm mehr als nur ein reiner Austausch von Körperflüssigkeiten, Blut ist hier auch immer noch etwas Archaisches, ein Totem, ein Ritual, das mit Kräften und Verbindungen zu tun hat, etwas Mystisches, das man nicht mehr so ganz erfassen kann. Deswegen kann ich dies hier, die Handlungen der Dörfler, gut nachvollziehen: man muss sie verletzen, das Gleiche im Anderen erkennen, es demystifzieren, demaskieren, ihr die Anmut und Schönheit rauben.
Die Schuldfrage stellt sich für mich nicht; niemand ist Schuld. Dies sind die Dinge, die Menschen zu Menschen machen, man beobachtet dies jeden Tag, man lebt in der alltäglichen Senkgrube, und manchmal sieht man, symbolisch gesprochen, 'Engel', und man kann sich entscheiden, diese anzunehmen, diese als Poesie anzusehen, oder man zerstört sie eben; da bin ich durch und durch Romantiker, muss ich zugeben, ich mag diese schwärmerischen Gedanken. Maatje wird ja nicht nur ihr Sein an sich schuldig, sie verachtet niemanden, sie lebt ihren eigenen Weg, auch wieder eine Art Parabel; das Verhalten der Anderen macht sie erst zu einer Aussenseiterin.

Der Schwan, der ist für mich auch too much. Als Symbol der Reinheit, die dann als Exekutive fungiert, finde ich es schwach gewählt: hier bräuchte man diese Art der Rache gar nicht, man könnte es subtiler gestalten, eine Art Entdeckung in der Gegenwart, die dann zu einem Aufrollen der Geschehnisse führt, das 'Damals' mit den heutigen Augen sehen lassen, das würde die Selbstreflektion vorwegnehmen, die Generationen lernen, vielleicht sind es sogar die eigenen Nachkommen der Dörfler, die nun voller Unverständnis reagieren, geschockt sind. Da wäre mehr möglich, aber dies wäre dann eine andere Geschichte, sicherlich.

Das Ende ist auch so eine Sache; ich bin Fatalist. Da darf es keinen Trost geben, finde ich. Rache und Wiederkehr, nein, eher ein beständiges Sehnen, eine Sehnsucht, die nie erfüllt wird, nur eine leise Ahnung von Maatje, aber kein Beweis: für mich zerstört das die mystische Grundkonzeption völlig, aber das eben nur meine persönliche Meinung.

Gerne gelesen, mit einigen Abstrichen in der B-Note.

Wer es gewesen sein könnte? Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Phantom,

ich bin nicht so der Märchen- und Sagenfreund. Dein Märchen wirkt auf jeden Fall stilsicher und - soweit ich das beurteilen kann - bleibt es den typischen Traditionen des Genres treu. Das ist sicher ein Plus für die Textarbeit, weil es konsequent und gut erzählt (fast hätte ich fabuliert gesagt!) wird. Und das ist zugleich ein Minus, weil es sich einfach nahtlos in das Genre einfügt, statt es mal neu zu beleben und Traditionen mal frech und originell zu brechen.

Insofern habe ich mir das durchgelesen und mir gesagt, ja, gut geschrieben, ganz nette Idee, ein paar schöne Bilder und ... ja, und nichts weiter eben. Okay, was kannst du für meine Erwartungshaltung? Aber so kriegst du mal Einblicke in meinen Leserkopf.

Die Rahmenhandlung wirkt ein wenig aufgesetzt und versucht, das Märchen mit der Gegenwart zu verbinden. Ohne diese Rahmenhandlung würde nichts Wesentliches fehlen. Insofern ist sie meines Erachtens überflüssig. Wenn ich also sage, dass die Geschichte konsequent erzählt wird, dann meine ich das Märchen an sich. Die Rahmenhandlung wirkt so, als hättest du dich nicht getraut, das Märchen einfach für sich stehen zu lassen. Okay, das mit dem Augenwald hätte sich auch auf anderer Schiene lösen lassen.

Ich hab das Märchen alles in allem gern gelesen, weil die Formulierungen angenehm waren und Stil und Sprache tadellos passten. Da gibt es keine Enttäuschung - aber auch nichts Überraschendes.

Einmal mehr habe ich festgestellt, dass ich mir mal ein abgefahrenes, hintergründiges böses und modernes Märchen wünsche - und darauf muss ich nach deinem Beitrag weiterhin warten - oder selbst mal eins schreiben ;-)

Rickelstielzchen

 

Hallo Maske

Das Bild, mit dem Du die Geschichte eröffnest, weist mich schon in den ersten Sätzen suggestiv in die Richtung von Seemannsgarn. Unwirklich ist mir die Vorstellung, dass die Pfeife in einer Zahnlücke ruht, ohne herauszufallen, während der alte Mann nuschelt. Na ja, wenn das Mundstück massgefertigt wie in einer Schiene zwischen Zahnkanten liegt, aber so genau will ich es gar nicht wissen. ;)

Die Figuren Nopp und Maatje sowie die ihrer Umgebung sind mir vorstellbar skizziert, etwas Herbes, vom Wasser Gegerbtes zeichnet alle irgendwie aus. Das Mythische verstärkt sich dadurch, dass die Maatje tierischer Nahrung abhold ist, als möchte sie damit hinweisen, sie sei einer Welt entsprungen, deren Geschöpfe sich nicht zum Nachteil anderen Lebens ernähren. Wobei es der Gesetzmässigkeit des Meeres widerspricht. Kein Wunder fordert sie mit ihrer Wesensart ihre Umwelt heraus.

Es ist eine stille, nachdenklich stimmende Geschichte, die ohne grosse Dramatik ein Spiegelbild menschlichen Neids und intriganter Verhaltensmuster wirft. Nicht zwingend der Stoff, aus dem die Träume sind, doch sich gut einfügend in die literarische Welt von Legenden und Sagen.

Es war mir schön, dieses Seemannsgarn aufzuwickeln und mit in die Träume zu nehmen, wenn ich mich zu dieser frühen Stunde wieder hinlege.

Schöne Grüsse

Anakreon

Es dürfte jemand sein der einen Bezug zur Nord- oder Ostsee hat, vertraut mit dem Geistesgut von kauzigen Geschichten um das Wasser. Also jemand aus der Gegend oder doch in ausreichender Nähe. Es fallen mir eigentlich nur fünf Autorinnen und Autoren ein, die dieses Merkmal erfüllen, meine Unwissenheit mag mich strafen. Es sind dies: Goldene Dame, Lakita, Kubus, Novak und jene Autorin aus Warnemünde, deren Nick mir im Moment partout nicht einfallen will. Das für und wider die Geschichte jemandem von ihnen zuzuschreiben, mutet an wie ein stochern im Wattenmeer, es bleibt mir etwas schwammig. Kubus streiche ich, es ist zu wenig gesellschaftskritisch. Novak hat eben ihre Abwesenheit für ein paar Tage signalisiert, was nicht für sie als Urheberin spricht. Lakita hätte die gegerbten Gesichter wahrscheinlich stärker ausgearbeitet. So bleiben noch zwei. Ich setze mal auf Goldene Dame, es könnte durchaus ihr entsprechen.

 

Servus Maske,

stünde die Geschichte nicht im Maskenball, sondern in der Rubrik Märchen, wäre sie vermutlich sang- und klanglos an mir vorübergegangen, weil ich mir nach wie vor einbilde, dass mich Geschichten mit mangelndem Realitätsgehalt einfach nicht betreffen und mich dementsprechend nicht berühren können. Ich denk mir immer: Parabel hin oder her, oder verklausulierte Gesellschaftskritik oder was auch immer da drin stecken mag, all das kann man doch viel eindringlicher und fesselnder in Geschichten darstellen, in denen ausschließlich reale Figuren aus Fleisch und Blut und nicht irgendwelche Feen und Fabelwesen eine Rolle spielen. Mit demselben Anspruch dürfte ich mir allerdings auch keine Opern anhören, weil das doch vollkommen unrealistischer Quatsch ist, wenn Leute während des Kämpfens singen, oder gar beim Sterben. Und trotzdem höre ich leidenschaftlich gerne Opern, einfach weil sie schön sind. Und dein Märchen ist auch einfach schön, ach was sag ich, wunderschön ist es. Ein wirklicher Lesegenuss, und in einer wahrlich märchenhaft poetischen Sprache geschrieben.
Und obendrein besitzt es auch zeitlose Aktualität. Engstirnige, in ihrer eindimensionalen Gefühlswelt gefangene Menschen gab und gibt es immer, und wären sie nicht immer und überall in der Überzahl, wäre unsere Welt vermutlich eine bessere.
Dass diese verbohrten, missgünstigen Dörfler dann letztendlich an ihrer eigenen Intoleranz zugrunde gehen, steht wohl sinnbildlich für das Schicksal der gesamten Menschheit.
Ein wirklich sehr schönes und sehr kluges Märchen hast du geschrieben, Maske, und stilistisch finde ich es großartig.

Wirklich nur eine klitzekleine sprachliche Sache störte mich:

… und lauscht an einer Muschel. Kurz blickt er zu ihr auf, schiebt seine Pfeife in die Zahnlücke und warnt sie nuschelnd

Ich persönlich empfinde nuschelnd einfach als ein grässliches Wort, und irgendwie spießt es sich hier obendrein mit der so ähnlich klingenden Muschel.

offshore

Schon die ersten Sätze ließen mich an Novak denken, sowohl das Setting als auch die Atmosphäre erinnerten mich an ihre Geschichte Blaues Leuchten, die Nordsee, die reetgedeckten Häuser, und ja, natürlich die schöne Sprache. (Selbst das Wort nuschelnd passt irgendwie zu ihr.)
Stilistisch käme für mich allerdings auch Markus in Frage, obendrein schrieb der auch schon mal ein Märchen, meine ich mich zu erinnern. Sein so ausführlicher Kommentar spricht natürlich gegen ihn.

 

Und wer uns hier ein Märchen erzählt, noch heute werden wir es erfahren :).

 

Kurz und völlig unkritisch: Das Märchen gefällt mir außerordentlich gut!!!

Bin gespannt auf die Auflösung.

Sehr, sehr gern gelesen.

LG svg

P.S.: Wenn ich spoilern könnte, würde ich es tun. Da ich zu blöd dazu bin, tippe ich auf jemanden ganz Bestimmtes... auch wenn kein Lama vorkommt...

 

offtopic @ svg

svg schrieb:
Wenn ich spoilern könnte, ...

Na ja, das musst du ja wirklich nicht können, bist ja erst seit neun Jahren im Forum ... (Den Smiley darfst du dir dazudenken)

hämische Grüße von offshore

 

Hallo maske,

nachdem ich diese Sommerferien ebenfalls in einem reetgedeckten Haus verbringen durfte gefiel mir Deine gut Geschichte noch besser. Stundenlanges Spazierengehen, den Blick nach unten, auf die Hühnergötter gerichtet, die See hat schon ihren Reiz.

Aber auch olle Neider, die Du uns sehr anschaulich gezeigt hast. Die beiden Zeitebenen hast Du professionell und verständlich getrennt.

Hat mit gut gefallen, danke, nastro.

Es ist eine Frau. Falls nicht, kann sich dieser Mann recht gut in eine Frau versetzen, ein Vorteil, hin und wieder …

 

offtopic @ svg

Na ja, das musst du ja wirklich nicht können, bist ja erst seit neun Jahren im Forum ... (Den Smiley darfst du dir dazudenken)

hämische Grüße von offshore


offtopic @ offshore...

Echte Kerle spoilern nicht ;)!!!

 

Zitat von Novak # 3: Und wer du bist? … Ach was weiß der Deibel.

Der Deibel wusste es die ganze Zeit: das war ich und ich habe die Anonymität sehr genossen in diesen Tagen. Es war schön, eure Kritiken in Ruhe zu überdenken und an meinem Text zu feilen.

Die Geschichte schrieb ich nach dem Bild Titania von René Magritte – ohne zu allerdings zu wissen, wer der Maler war. Es mag erklären, wie es mich zur Personenwahl und zum Schwan inspirierte. Annika kam für mich dann dazu, wahrscheinlich um überhaupt einen Zugang zu dem Bild zu bekommen. Aber egal – das soll nichts beweisen und euren Kritikpunkten nichts entgegensetzen. Das Bild hätte mich ja auch zu ganz anderen Höhenflügen hinreissen können. Hat es aber eben nicht und so mache ich mich also jetzt – mit all euren Anregungen - an die Überarbeitung oder Streichung. Zunächst aber im Einzelnen:

@ Liebe Novak,

Oh, wie schön, gleich zu Anfang so ein Lob. Danke vielmal, das freut mich! Besonders die „schöne Sprache“. Das geht doch einem Schreiberling glatt rein ins Herz. Den Anfangswarnungsfehler hab ich ausgemerzt. Danke für dein aufmerksames Lesen!

@ Hallo randundband,

auch wenn die Geschichte nicht so deins war, geb ich dir meinen herzlichen Dank fürs Lesen und den feinen Kommentar. Gut für mich, zu lesen, dass die Geschichte nicht länger hätte sein dürfen. Sie war länger! Vieles ist unter den Tisch gefallen. Die Musik, ja, was soll ich sagen, ohne Musik geht bei mir gar nichts, sie ist meine ständige, inwendige Begleiterin und ich verdanke ihr viel.

@ Liebe Fliege,

dass du durch diesen Text geflogen bist und dich überall mal draufgesetzt und markiert hast, finde ich schön. Da kann ich dir nur warmherzig danken.

Zwischenbemerkung: So ein bisschen schwummrig wird mir ja bei all dem Lob. Folgt da nun bald das Donnerwetter? Keine Fehlerreklamationen? Ach, ich geniesse das einfach mal!

@ Salü JoBlack,

Ich mochte die Geschichte, die hat viele Assoziationen bei mir ausgelöst, ich finde, man kann viel mehr mit ihr machen, die hat da viel Potential.

Wow, das ist ja eine geballte Ladung von dem, an was dich diese Geschichte erinnert, was ich geschrieben habe und nach deiner Lesart alles hätte schreiben können. Ein richtiges Lehrstück über Möglich- und Nebensächlichkeiten, Kitschigem, Vertracktem und Scheusslichem (Namen). Interessant sind deine Gedankengänge allemal:

Gerade so eine Sexszene wäre toll: ich stelle mir vor, wie sich da Muscheln und Algen in Maatjes Schamhaaren verfangen haben und mit ihrem Fischgeruch ... ach, ich hör auf.

Da setze ich einfach auch mal so ein Grinsi hin! :D Davon ab, Sexszenen kannst du doch überall, überall, überall haben, die sind ja nix Neues.

@ Liebe Andrea H.

Ja, die Annika! Sie … ging im Walde / So für mich hin, / Und nichts zu suchen, / Das war mein Sinn …
So gerät sie in die Geschichte hinein, findet zum Schluss die Muschel von Nopp, geht durch das verwachsene Dorf im Wald und zurück in ihre Welt. Der Schwan folgt ihr, damit die Augenpaare nicht doch … Man weiss ja nie, was Bosheit alles anrichten kann...

Vielleicht denkt Annika wie du:

Für diese Menschen im Dorf gibt es keine Poesie mehr, nichts, was die Realität übersteigen könnte, auch wenn sie in ihrem Herzen noch Sehnsucht danach haben, aber keiner gesteht das ein, außer Nopp natürlich. Sie lehnen das Geträumte oder Träumbare ab, aber Nopp glaubte daran und hat es sich ins Boot geholt.

Wie weit Annika mit der Geschichte verwoben ist? Du schreibst:

So macht es den Anschein, dass Annika diese Begegnung nur hat, weil sie eben an genau diesem Ort ist, wo das Dorf früher war.

Ja, sicher. Aber du schreibst auch:

Literatur ist immer mit Sinn gesättigt und man sucht immer bei so einer Ausgangslage: WO ist der Verknüpfungspunkt, welche Bedeutung hat dieses Märchen für Annika?

Darüber denke ich nach.

Aber ich mochte den märchenhaften Ton und die Stimmung und auch das leicht Gesellschaftskritische des Textes: So werden Fremde eben beäugt und beurteilt und verurteilt.

Trotzdem habe ich nochmal all deine Fragen in die Hand genommen, gedreht und gewendet, versucht, die Annika mehr einzubinden, aber es ist mir nicht gelungen, weil mir alles zu schwafelig vorgekommen ist. Aber ich werde natürlich deine Fragen weiter mit mir herumtragen. Vielleicht macht es noch Klick! Für deinen tollen Kommentar schenke ich dir das zog an den Herzen …

@ Hallo Kew

15 Minuten Urlaub vom Alltag.

Das ist ein ganz dickes Lob, darüber freue ich mich und auch darüber, dass für dich der Raum stimmt und die Charaktere lebendig sind!

Das ist echt eine Wohlfühl-Geschichte. Ein bisschen magisch, ein bisschen Märchen und dann die neidischen Dorfbewohner, die eins auf die Mütze bekommen.
:D
Sonnenuntergang-Nostalgie
Meinst die Hauptmannsche? Dann hast du Recht! 

Ich würde Schwan und Augen weglassen. Weil ich mag solche Stellen nicht, wo eigentlich alles vorüber scheint, alles fortgeschwemmt vom Meer, verweht vom Wind, und dann kommen die Augen fast wie ein Brett für den Leser: He, das war kein Hirngespinst, das ist alles echt. Bin da dein Fan von. Vielleicht, weil ich das zu sehr von Horrorfilmen kenne, wo dieser Kunstgriff inflationären Gebrauch findet.

Danke vielmal für den Hinweis. Ich meide Horror wie der Deibel das Weihwasser und wollte so einen Kunstgriff überhaupt nicht. Da überleg ich mir nun echt die Streichung.

Bin da dein Fan von.

dein > meiner oder keiner? 

@ JoBlack

Viele Grüße, Maske.

Ein Freudscher Ver...schreiber?


Da musste ich lachen!

@ Salü markus

Da schwimmt eine verschlüsselte Symbolik in diesem Text, weil ja wirklich alles mit Wasser zu tun hat, bloß verschiedene Aggregatzustände.
Das hast du wirklich toll herausgelesen. Da bin ich froh!
Anfangs sind sie sogar freundlich und bieten ihr Köstlichkeiten jeglicher Art an,
Na klar sind sie freundlich, nicht zu ihr, sondern zum Nopp, sie wollen ihm ihre Ware schliesslich verkaufen.
Fauchend sah er wütend in die Runde. Das gefällt mir nicht.
Ich stelle den Satz um, er tönt wirklich zu alt-lyrisch.
Ich frage mich, warum es bloß noch "ihr Lied" ist und nicht mehr das "ihr seltsames Lied".

Für Nopp war das Lied nie seltsam und immer das von Maatje. Seltsam war es nur für die Dorfbewohner.

Mag sein, dass meine mörderische Interpretation falsch ist,

Ja, in diesem Falle oder mit dem Hintergrund, mit dem ich die Geschichte schrieb, ist sie „falsch.“ Aber deine Lesart ist für mich sehr interessant und das könnte eine neue Supergeschichte werden. Ob ich die hinkriege?? Glaub ich nicht dran.

wo gefischt wird, hängen Köder

Hehe?? Nopp fischt im Nordmeer und nur mit Netzen. Er ist doch kein Angler ;)
Aber gut, du willst nicht ins Netz, alles klar.

zum bemerkenswert souveränen und fehlerlosen Schreibstil

Wow, tut das gut. Danke dir!

@ Salü jimmisalaryman

Das ist ja ein unglaublich dichter Kommentar von dir. Ich bin entzückt. Und auch du findest diese Sandwichpackung nicht gut. Jetzt muss ich ran und die Annika nochmal rundum drehen. Einfach fallenlassen kann ich sie im Moment nicht, muss erst herausfinden, was sie in die Geschichte hineintransportieren könnte. Nachdem ich sie kreierte oder nachdem sie sich in den Anfang der Geschichte reinschlich, möchte ich den Teil nicht einfach so löschen. Ich such mal den Sinn ihres Auftritts. Mal sehen, was ich machen kann.

Deswegen kann ich dies hier, die Handlungen der Dörfler, gut nachvollziehen: man muss sie verletzen, das Gleiche im Anderen erkennen, es demystifizieren, demaskieren, ihr die Anmut und Schönheit rauben.

Exakt der Kernpunkt, exakt gelesen und beschrieben. Danke für all deine Gedankengänge und deine Zeit, die du aufgewendet hast. Das ist wirklich toll.


@ Lieber Rick

Oh, oh, da habe ich dich enttäuscht. Macht nix. Schon als ich deinen Nick las, befürchtete ich, dass eine Dusche kommt und denke jetzt, sie ist noch milde. Vielleicht schaffe ich es ein anderes Mal, dich zu erfreuen.

ich bin nicht so der Märchen- und Sagenfreund.

Das weiss ich ja, dass deine phantastischen Geschichten immer in Bodennähe angesiedelt sind. Das macht sie für mich ja auch so unverwechselbar und gut.

Dein Märchen wirkt auf jeden Fall stilsicher

*freu*

Okay, was kannst du für meine Erwartungshaltung? Aber so kriegst du mal Einblicke in meinen Leserkopf.
:)

Die Rahmenhandlung wirkt ein wenig aufgesetzt und versucht, das Märchen mit der Gegenwart zu verbinden. Ohne diese Rahmenhandlung würde nichts Wesentliches fehlen. Insofern ist sie meines Erachtens überflüssig.

Ja doch! Ich sehe es richtig ein, wirklich, echt!

Ich hab das Märchen alles in allem gern gelesen, weil die Formulierungen angenehm waren und Stil und Sprache tadellos passten. Da gibt es keine Enttäuschung - aber auch nichts Überraschendes.
Das ist schön zu lesen für mich und irgendwie vertraut: hast du je mal etwas Überraschendes von mir gelesen? 
Einmal mehr habe ich festgestellt, dass ich mir mal ein abgefahrenes, hintergründiges böses und modernes Märchen wünsche - und darauf muss ich nach deinem Beitrag weiterhin warten - oder selbst mal eins schreiben ;-)
Oh ja, schreib mal eins. Darüber würde ich mich sehr freuen. Einfach auch um zu sehen, wie du das machst, wie es sich für mich liest, wenn oben Rick steht und darunter ein Märchen. :D


@ Salü Anakreon

Das du das kannst: in der Nacht aufstehen, es G’schichtli lesen, es kommentieren und dann wieder ins Bett gehen... Mehr als ein Glas Wasser läge da bei mir nicht drin. Schade, dass die Geschichte dir nicht es chlii es bitzeli den Schlaf rauben konnte.

Zur Pfeife ganz einfach: die ist gebogen wie unsere Appenzeller-Pfeifen und hängt unten links in der Zahnlücke, deswegen nuschelt er.

Es ist eine stille, nachdenklich stimmende Geschichte, die ohne grosse Dramatik ein Spiegelbild menschlichen Neids und intriganter Verhaltensmuster wirft. Nicht zwingend der Stoff, aus dem die Träume sind, doch sich gut einfügend in die literarische Welt von Legenden und Sagen.

Das tut so gut! Danke!

@ Hallo ernst offshore

Mit demselben Anspruch dürfte ich mir allerdings auch keine Opern anhören, weil das doch vollkommen unrealistischer Quatsch ist, wenn Leute während des Kämpfens singen, oder gar beim Sterben.
*lach*, ja und ich renne auch immer wieder hin, obwohl ich denke, Rudolfo sollte seiner Mimi lieber Handschuhe geben, statt ihr kaltes Händchen zu besingen. Aber Himmel, wie schön er singt und wie schön im anderen Fall Isolde stirbt und Carmen ermordet wird …
Und dein Märchen ist auch einfach schön, ach was sag ich, wunderschön ist es. Ein wirklicher Lesegenuss, und in einer wahrlich märchenhaft poetischen Sprache geschrieben.
Und obendrein besitzt es auch zeitlose Aktualität.
Da lehne ich mich doch einfach mal zurück und lese diese Sätze hundert Mal, um mein Selbstwertgefühl aufzupolieren.
Wirklich nur eine klitzekleine sprachliche Sache störte mich:
Ich persönlich empfinde nuschelnd einfach als ein grässliches Wort, und irgendwie spießt es sich hier obendrein mit der so ähnlich klingenden Muschel.

Ja, hast Recht. Aber diese kleine Schwachstelle muss bleiben. Habs mit Umstellung probiert, geht aber nicht. Und für nuscheln weiss ich kein anderes Wort, brummeln und so stimmt einfach nicht – für mich.
Ein wirklich sehr schönes und sehr kluges Märchen hast du geschrieben, Maske, und stilistisch finde ich es großartig.

So schön kommt dieses Geschenk zu mir rüber. Ein besseres Abschlusswort für meinen Auftritt im Maskenball kann es ja gar nicht geben. Es war mir eine grosse Freude und ein rauschendes Fest. Vielen Dank!

Das ihr alle euch in den Autoren getäuscht habt, hat mich recht belustigt, mich aber in keinem Fall enttäuscht. Ich war ja lange nicht mehr aktiv hier und das schweizerische ss habe ich wohlweislich vermieden … 

@ Quinn, dem Initiator dieser Plattform und @ Fliege, die sie aus dem Hintergrund in Gang hält, meine Bewunderung für die tolle Idee und den Aufwand. Merci euch Beiden.

@ Euch allen sage ich herzlich Dankeschön für all die Gedanken, die ihr euch gemacht habt und für die Zeit, die ihr der Geschichte gewidmet habt. Jetzt kommt dann die Überarbeitung / Streichung und ich hoffe, sie gelingt mir zu eurer Zufriedenheit.

Lieben Gruss,
Gisanne


Fortsetzung folgt demnächst

 

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