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Mama

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30.04.2020
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Anmerkungen zum Text

Die Hauptfigur ist ca. 40 Jahre alt, nicht liiert, keine Kinder

Mama

Wie jeden Tag stehe ich am Bahnhof. Wie jeden Tag hat mein Zug Verspätung. Wie jeden Tag fühle ich mich ausgelaugt, kann nicht mehr klar denken. Und wie jeden Tag fragt meine Mutter wann ich endlich zuhause bin. Ich habe keine Lust mehr. Ich hasse meinen Beruf. Wofür habe ich mein Jura- Studium gemacht? Wofür arbeite ich überhaupt noch? Um mich von Vollidioten ärgern zu lassen? Es ist 18 Uhr. Ich möchte noch zum Sport. Meine Mutter fragt was ich essen möchte. Ich kann ihr Essen nicht mehr sehen. Linsensuppe, Kartoffelgratin, Kaisergemüse. Ich kann es alles nicht mehr sehen. Seit 40 Jahren das gleiche Essen, jeden Tag. Ich würde mir lieber selbst kochen, wenn ich es nur könnte. Meine Mutter ist alt. Ich frage mich, wie man so bescheuert sein kann und im Garten schuftet, obwohl der Rücken nicht mehr mitmacht. Die paar Pflanzen müssen nicht ständig in einen neuen Topf. Wofür frische Erde? Wer braucht Tomaten im Garten? Die gibt es in schönen Größen im Supermarkt. Die Dicken braucht doch kein Mensch, schmecken nicht, haben Flecken. „Schönheitsflecken“, pff. Noch nicht mal nach Hause möchte ich kommen. Die ganze Fragerei nervt mich. Ihre gute Laune nervt mich. Ihre Bitten um Hilfe nerven mich. Alles nervt mich. Ich will meine Ruhe, einfach nur mein Ding machen. Alleine sein.
Drei Monate später vermisse ich die Linsensuppe. Die Pflanzen sind verwelkt. Der Staub außer Kontrolle. Mein Leben außer Kontrolle. Ich bin alleine. Mama ich brauche dich.

 

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