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Manches Mal ist es hammerhart
Gemächlich geht Jo durch die bunt beschienene Gasse, seine Absätze klicken wie die Nägel einer angespannten Katze auf Parkett.
Die Fenster sind meist beleuchtet, aber die Scheiben so verdunkelt, dass ein Blick auf die Gäste nicht möglich ist und das mit Grund.
In diesen Räumen halten sich Mörder auf, in jedem einzelnen. Ihre tektonische Ausstrahlung überschüttet die Gasse mit Energie.
Jo überzieht ein angenehmer Schauer, er zieht den grünen Gehrock enger, nicht wegen der Kälte, eine kleine Ekstase ballt die Fäuste in den Taschen.
Er grinst, aber bei ihm ist es anders, er ist weiß; seine Zähne leuchten irgendwie nicht bedrohlich im Dunkeln.
An der dritten Tür bleibt er stehen, die ersten beiden hat er passiert, ihr Zeichen stimmte nicht. Beinahe biblisch.
Die dritte aber stösst er auf.
Im Halbdunkel sitzen drei Schwarze an der Bar, Bierflaschen in der Hand, raierte Schädel, braune Lederjacken.
An einem runden Tisch links hinten sitzt eine alte Hure, aber die Schatten schmeicheln ihr nicht, sie graben ihre Falten tiefer.
Jo steigt entspannt die einzelne Stufe runter, er ist eine beeindruckende Gestalt, knapp zwei Meter flüssige Kraft. Unter seinem grünen Gehrock klackert etwas gegen die Nieten des Gürtels.
Ein kurzer Blick, dann sehen die Gäste weg. Jo schlendert zur Bar.
"Was solls sein Whitey?", fragt der Barkeeper tapfer.
"Wen nennst du hier Whitey", sagt Jo mit seiner hohen, im Gaumen rasselnden Stimme.
Der Barkeeper lässt den Blick zwischen den drei Lederjacken hin - und her zucken.
Dann strafft er sich.
"Na dich. Du bist der einzige Whitey hier. Der erste Whitey hier bekommt übrigens jeden Abend ein Bier gratis", sagt er ernst.
Jo mustert ihn mit dunkelblauen Coltaugen.
Der Barkeeper hebt die Hände.
"Ich mach sogar Werbung damit", sagt er und deutet auf ein Schild hinter ihm.
Da steht drauf: "Whitey for Free", und zeigt im Stile von Verkehrsabzeichen wie es ein Weißer von einem Schwarzen von hinten besorgt bekommt.
Jo sieht sich das Schild an und lacht. Der Barkeeper öffnet eine kalte Flasche Bier, und reicht sie ihm grinsend.
Die drei Lederjacken lassen die Schultern sinken und schmunzeln.
Jo trinkt einen Schluck Bier und meint: "Ist es so selten, dass einer wie ich hier auftaucht?"
"Kacken Kühe beim Fressen?", antwortet die Hure aus dem Hintergrund.
Jo nimmt das als Ja.
"Es ist selten geworden", sagt die Lederjacke neben ihm.
"Ja ist es", folgt die zweite Lederjacke.
"Irgendwie komisch", stimmt die Dritte zu.
Jo überlegt und streicht sich durchs blonde Haar.
"Stör ich euch? Ich kann auch gehen, verdammt ich gehe!", sagt er, plötzlich erbost.
Er stürmt zur Tür, stolpert aber und kann sich mit den Händen abstützen.
Er macht nochmal eine eigentümliche Bewegung, fährt sich mit der Hand unter den Gehrock. Drückt sich an den Türrahmen und klopft, nachdem er schon beinahe steht, zweimal drauf.
"He", ruft der Barkeeper.
"Bleib doch Whitey", sagt Lederjacke zwei.
"Kein Stress", sagt Lederjacke drei.
"Mal was anderes", sagt eins.
Jo kommt geschmeidig auf die Beine und geht zur Bar zurück.
"Ihr habt recht. Man sollte nicht zuviel in Irgendetwas hineininterpretieren", meint er lakonisch.
"Tschuldigung Mann", sagt der Barkeeper
"Du kamst ein wenig großkotzig rein", sagt die Hure.
"Wie ich wo reinkomme, ist mein Problem!", sagt Jo laut, ohne sie anzusehen.
"Ja, sicher, he bleib locker", sagt der Barkeeper.
Alle drei Lederjacken nicken.
Jo trinkt sein Bier aus und sagt: "Eine Runde auf mich. Aber die Hure bekommt nichts."
Die Männer lachen, die Hure keift. Da Jo mit dem Auge zwinkert, bekommt auch sie was.
Nachdem Jo sein zweites Bier ausgetrunken hat, greift er sich an den Sack und murmelt: "Kurz mal aufs Klo"
Als er zurückkommt, bückt er sich kurz und befestigt etwas am Türrahmen.
"Was zum ..." beginnt der Barkeeper
Mit einer geschmeidigen Bewegung zieht Jo eine schallgedämpfte Pistole unter dem grünen Gehrock hervor und erledigt Lederjacke eins mit einem Kopfschuß.
Die Hure springt auf, läuft instinktiv auf die Toilette zu und die Mine reißt ihr die Beine ab.
Die Restlederjacken fahren mit den Händen unter die Jacken, aber Jo erledigt sie blitzsauber, mit jeweils zwei Treffern.
Es riecht nach Blei und dem Eisen des Blutes.
Jo legt die Pistole auf die Bar.
"Gib mir was zu trinken", verlangt er.
Der Barkeeper sieht ihn an, greift dann mit sicherer Hand nach einer Wodkaflasche und gießt ein Wasserglas voll.
Er reicht Jo das Glas und sagt: "Du mustest die drei Lederjacken erledigen?"
Jo nickt und nippt vom Wodka, sein Blick ist auf das fleckige Holz der Bar gerichtet.
"Warum die Hure? Zeugin?", fragt der Barkeeper.
Jo nickt betrübt.
Der Barkeeper holt tief Luft. Er versteht.
"Die Tür ist auch vermient, falls ich soweit kommen sollte?" fragt er.
"Ja"
Der Barkeeper klatscht in die Hände und dreht sich um. Er lacht ein wenig.
"Warum lachst du?" fragt Jo.
"Kennst du das Gefühl, wenn alle deine Sorgen von dir abfallen?", sagt der Barkeeper während er die Phalanx der Flaschen mustert.
"Nein"
"Hier den hier. Keiner wollte ihn je trinken, weil er so teuer war", sagt der Barkeeper und nimmt eine Flasche vom Regal.
Er schenkt zwei Gläser voll, seine Hände zittern nicht.
Jo nimmt das Glas und probiert, nachdem der Barkeeper einen Schluck genommen hat.
"Ich will dich nicht umlegen, wirklich. Deine Courage, wie gekonnt du die Stimmung entspannt hast, der freche Witz mit dem Schild", Jo deutet auf das Schild und kann ein Grinsen nicht unterdrücken, "all das hat mich beeindruckt. Du bist ein feiner Kerl mit Schneid und Rückgrat."
Der Barkeeper deutet eine Verbeugung an.
"Danke. Hört sich komisch an, aber so hat noch selten einer zu mir gesprochen. Gibt mir ein gutes Gefühl irgendwie", sagt er lächelnd.
Jo schüttet den Rest des Glases hinunter.
"Schenk nochmal ein."
Der Barkeeper leert sein eigenes Glas und schenkt nach.