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26.08.2001
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Masken

Masken

Blumen sind etwas Wunderbares. Nicht zum ersten Mal beeindruckte ihn das Spiel, diese Komposition aus Farben und Gerüchen, als die allmorgendlich aufgehende Sonne ihre Strahlen zu ihm auf die städtische Parkbank schickte, den Tau küsste, ihn zum Leuchten brachte und der Duft tausender Blumen die Luft schwängerte.
Dieser Duft überwältigte alles, Rosen, Veilchen und Stiefmütterchen, Blumen sind wahrhaft etwas Wunderbares, die auf der Bank sitzende Gestalt allerdings schien nichts von alledem zu bemerken, äußerlich nicht.
Neben ihm auf der Bank lag ein vergilbter und zerrissener Zettel. Es musste sich ursprünglich um ein Gedicht gehandelt haben, allerdings waren alle Zeilen verwaschen, nur die ersten zwei waren noch zu entziffern:


Grau in Grau, so liegt er da,
Ist doch sein Licht so sonderbar,

Er würdigte ihn nicht eines Blickes. Stumm und taub betrachtete er seine Umgebung, kein Wort hatte er je gesprochen, keines vernommen. Aber das war auch nicht wichtig. Es war für ihn nicht wichtig.
Nur eines zählte. Ein einziger Wimperschlag, ein Moment, ein Bild eingefroren, eingebrannt in seinen Geist. Flüchtig, unschuldig in seiner eigentlichen Bedeutung, wohl aber schwer der Erkenntnis, die ihm entstieg. Langsam aber aufmerksam folgte sein Blick den Schatten, die eine einsame, verloren wirkende Familie warf. Die Mitglieder dieser trauten Gemeinschaft schienen den frühen Morgen zu nutzen um einen Spaziergang durch den Park zu machen. Sie gingen an seiner Bank vorbei ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Aber das war er gewöhnt, er hatte sich an viel gewöhnt, dachte er bitter.
Als er die Gesichter der Familie musterte, waren sie noch immer da. Schreckliche Fratzen, vor Schmerz und unerfüllter Hoffnungen verzerrt. Warum tragen sie nur alle Masken? WARUM? In Gedanken hatte er die letzten Worte so laut in sich hinein geschrieen, dass er dachte, alle hätten es hören müssen, aber niemand wandte sich um. So beobachtete er stumm weiter, unfähig sich abzuwenden.
Der Mann, der mittleren Alters war, gänzlich normal, nicht besonders groß oder klein, wenn auch das Alter seinen Tribut forderte und sich die ersten kahlen Stellen auf seinem Kopf abzeichneten. Aber sein Gesicht. Dieses Gesicht, er betrachtete es mit einer Mischung aus Ekel und Interesse. Die Augen waren weit aufgerissen, blutunterlaufen und seine Mundwinkel waren wie im Wahnsinn verkrümmt. Er schien ununterbrochen zu lachen, aber die Gestalt kannte diese Art Masken, es waren jene, die nichts in ihrem Leben erreicht hatten, diejenigen deren Träume in jeder Beziehung nicht in Erfüllung gegangen waren. In der Linken hielt er eine halb leere Whiskyflasche, in der Rechten aber ein Messer. Er betrachtete die Frau. Mit etwas Fantasie ließ sich erkenne, dass sie früher einmal eine echte Schönheit gewesen war, aber die Jahre als Hausfrau und Mutter hatten Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen, die sie durch eine dicke Schicht Make-up zu touchieren versuchte. Auch ihr sah man an , dass sie sich ihr Leben anders vorgestellt hatte. Eine schmerzliche Erinnerung an eine Zeit, als sie noch nicht die Verantwortung für eine Tochter hatte tragen müssen, zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab, genau wie die unterdrückte Wut auf ihren Mann, auf ihre Tochter, auf ihr Leben. Waren die Augen ihres Mannes blutunterlaufen, so waren die ihren unterlegt von schwarzen Ringen, ob der vielen schlaflosen Nächte, die sie weinend verbracht hatte.
Langsam schweifte sein Blick auf das kleine Kind. Das Mädchen hatte etwas Destruktives an sich, etwas Besitzergreifendes. Der Unterschied zu seinen Eltern war, dass es sein Wesen noch nicht unter einer Maske versteckt hatte. Und doch konnte die Gestalt ihren Anblick nicht ertragen.
Hatte er die Familie bis jetzt mit erwartendem Interesse beobachtet, so schlug dieses Gefühl nun in entsetzte Erwartung um. Der Mann hatte begonnen langsam vor und wieder zurückzuwippen. Langsam hob er die Hand, in der er ein Messer hielt. Die Frau allerdings schien das nicht zu bemerken. Doch als das Kind begann, an ihrem Rock zu zerren und etwas verlangte, veränderten sich ihre Gesichtszüge, man konnte regelrecht spüren, wie ihre aufgestaute Wut sich entlud, als sie den Körper ihres Kindes weit von sich schob.
Doch etwas stimmte nicht. Irgendetwas störte ihn. Es war nicht dieses Bild alltäglicher Gewalt. Diese Bilder sah er jeden Tag, jeden Augenblick seines Lebens. Nein, es war etwas anderes. Dann erkannte er es und er begann an seinem Verstand zu zweifeln: Die Schatten.
Die Schatten der Familie hatten sich die ganze Zeit über zusammengeschmiegt. Drei Schatten waren zu einem verschmolzen.
Das erste Mal in seinem Leben senkte er den Blick auf den Boden, um seinen Schatten zu erkennen. Er sah nichts, er warf keinen Schatten! Dann wagte er sich selbst anzusehen.
Es ist alles nur Staub und Schatten, Masken.

[Beitrag editiert von: Belerophon am 16.03.2002 um 21:43]

 

Hallo Belerophon,

schön mal wieder was von Dir zu lesen. Aber nun zu Deiner Geschichte.

In Geschichten sollte man, zumindest meiner Meinung nach, auf Wörter in großen Buchstaben verzichten. Wenn sowas nötig ist, ist es ein eindeutiges Zeichen dafür, dass mit der Formulierung etwas nicht stimmt. Die Großbuchstaben sind hier auch nicht nötig, das das Warum an sich schon aussagekräftig genug ist.

Die Augen war weit aufgerissen ...
waren

Ansonsten ist mir noch aufgefallen, dass Du (vorallem am Anfang der Geschichte) einige Aufzählungen machst, in denen Dinge aneinandergereiht wurden, die nichts miteinander zu tun haben. Das stört etwas beim Lesen, da man als Leser mit den Gedanken dort hängen bleibt, weil man das "Rätsel" lösen möchte.

Er schien ununterbrochen zu lachen, aber die Gestalt kannte diese Art Masken, es waren jene, die nichts in ihrem Leben erreicht hatten, diejenigen deren Träume in jeder Beziehung nicht in Erfüllung gegangen waren.
Du meinst die Menschen, die die Masken tragen. Ist aber mißverständlich formuliert. Man könnte meinen, dass Du die Masken meinst.

So, jetzt versuche ich mal was zum Inhalt zu sagen. Ich hab die Geschichte mehrmals gelesen. Entweder kommt der Inhalt nicht klar rüber, oder es liegt einfach daran, dass ich im Moment hundemüde bin :sleep: . Aber hier ist meine Interpretation:
Die Gestalt beaobachtet eine Familie und versucht hinter deren Masken zu schauen. Mit Masken meinst Du die Persönlichkeit, das Ich, das nach Außen hin gezeigt wird. Die Gestalt findet diese Masken heuchlerisch. Als sie das Kind beobachtet, sieht die Gestalt, dass es keine Maske trägt (es wird sie wohl noch später anlegen, wenn es älter wird). Dabei stellt die Gestalt jedoch fest, dass sie auch nur eine Maske trägt, obwohl sie von sich bis jetzt behauptete, dass sie keine trägt. Ein ziemlicher Schock also.
Jetzt bin ich mal gespannt, ob ich richtig gelegen hab.

Müde Grüße,
Abraxas

[Beitrag editiert von: Abraxas am 14.03.2002 um 00:11]

 

Hallo Belerophon,

bist du wirklich erst um die vierzehn! Also für Dein Alter schreibst du Recht beeindruckend!

Grüße, Sal

 

@Salinger: Danke für das Lob, aber ich hatte wenig Zeit diese Geschichte wirklich zu bearbeiten... Elfentraum, da habe ich mir Zeit gelassen, ist meiner Meinung nach auch eine bessere Kg als die hier...

@Abraxas:

n Geschichten sollte man, zumindest meiner Meinung nach, auf Wörter in großen Buchstaben verzichten. Wenn so was nötig ist, ist es ein eindeutiges Zeichen dafür, dass mit der Formulierung etwas nicht stimmt. Die Großbuchstaben sind hier auch nicht nötig, das das Warum an sich schon aussagekräftig genug ist.

Nein, das ist es nicht. Wenn ich ausdrücken möchte, das er das Wort in sich hineinschreit, dann ist es doch wohl nicht falsch, wenn ich es in Großbuchstaben schreibe, um die Wirkung zu verbessern...??

Das mit den Augen werde ich beheben...

einige Aufzählungen machst, in denen Dinge aneinandergereiht wurden, die nichts miteinander zu tun haben
Entschuldige, aber das ist nun mal mein Stil, ich möchte ja ereichen, das der Leser nicht einfach liest... er soll nachdenken. Ansonsten passiert es all zu schnell, das er einfach liest und liest, später nicht mehr wirklich weiß WAS genau er da eigentlich gelesen hat, sich aber sagt war ja ne ganz nette Geschichte, ohne ihren Hintergrund verstanden zu haben.


Zum Inhalt. Also, ich könnte jetzt die Geschichte aufschlüsseln und damit jeglichen Raum für Spekulationen entfernen, das möchte ich aber nicht, :whocares:

 

Entschuldige, aber das ist nun mal mein Stil, ich möchte ja ereichen, das der Leser nicht einfach liest... er soll nachdenken. Ansonsten passiert es all zu schnell, das er einfach liest und liest, später nicht mehr wirklich weiß WAS genau er da eigentlich gelesen hat, sich aber sagt war ja ne ganz nette Geschichte, ohne ihren Hintergrund verstanden zu haben.
Ok, das ist ein Grund, den ich akzeptiere. Is halt nur so, dass sich viele Leute nix bei sowas denken und solche Sachen aus reiner Unachtsamkeit machen.

 

Ich bins naochmal.

Zum Theam WARUM?

Und wie wärs, wenn Du das Wort klein schreibst und anstatt dem ? ein ! machst? Ist nur so eine Idee.

 

Hi!
Mir hat sowohl die Ausarbeitung gefallen, als auch der Inhalt.
Ich bin's mal systematisch durchgegangen:

In Gedanken hatte er die letzten Worte so laut in sich hinein geschrieen, dass er dachte, alle hätten es hören müssen, aber niemand wand sich um.
sehr schön ausgedrückt. Nur heißt es "niemand wandte sich um."
In der linken hielt er eine halb leere Whiskyflasche, in der rechten aber ein Messer.
Die Linke und Rechte würde ich groß schreiben. Aber sonst: der Satz hat wirklich was. Gefällt mir sehr, die Art der Darstellung.
Sie musste früher nicht hässlich gewesen sein.
Ich traue Dir durchaus zu, den Satz besser ( flüssiger / stilvoller / sprachlich schöner ) zu gestalten. Den nächsten auch:
Der Unterschied zu seinen Eltern war, dass es sein Wesen noch nicht unter einer Maske versteckt hatte.

Hatte er die Familie bis jetzt mit erwartendem Interesse beobachtet, so schlug dieses Gefühl nun in entsetzte Erwartung um.
2 x Erwarten ließ mich beim Lesen holpern. ( wie wär's mit: Steigendem / wachsenden Interesse? )

Das erste Mal in seinem Leben senkte er den Blick auf den Boden, um seinen Schatten zu erkennen. Er sah nichts, er warf keinen Schatten! Dann wagte er sich selbst anzusehen.
Es ist alles nur Staub und Schatten, Masken.
WOW! Ja, genau! Ich sag ja, die Geschichte hat wirklichen Stil!

Lieben Gruß,
Arc

 

Danke erst mal Arc en Ciel, so eine positive Kritik hatte ich ehrlich gesagt gar nicht erwartet... danke nochmals...

Also, die meisten deiner Verbesserungsvorschläge habe ich berücksichtigt, nur bei

Hatte er die Familie bis jetzt mit erwartendem Interesse beobachtet, so schlug dieses Gefühl nun in entsetzte Erwartung um.

habe ich nichts verändert... diese Ausdrucksweise war von mir durchaus bewusst gewählt... ich hatte Spaß daran, ein Wort durch verschiedene Kombinationen einen anderen Stellenwert in der Geschichte zu verpassen, allerdings kann ich mir vorstellen, das es beim Lesen stört. Ist der Lesefluss so stark behindert, dass ich mein Experiment verändern sollte? Ich denke nicht, aber wenn du das so sagst,... ich denke drüber nach, versprochen! :D

Danke noch mal für das Lob, besonders aus deinem "Mund"... ;)

 

Ich finde die Tiefgründigkeit der Geschichte sehr berauschend. Auch die Wahrheir. Wer versteckt sich denn schon nicht hinter Masken in unsere oberflächligen Gesellschaft ?
"Da hasst du mal wieder den Vogel abgeschossen."-Kitzmannstyle

 

Hi!

Danke noch mal für das Lob, besonders aus deinem "Mund"...
huch! was das denn! jetzt schmeichelst Du schon Deinen Kritikern? :D
Schön, wenn Dir meine Anmerkungen gefallen haben! Wenn das mit der doppelten Erwartung Absicht ist, dann laß das ruhig so. Man stockt vielleicht, aber man muß an der Stelle auch über die Bewertung des Wortest "Erwartung" nachdenken, sonst bleibt man hängen. also ist es eine verbale Herausforderung ;)

Die Geschichte finde ich tatsächlich gut. Sonst sag ich das ja auch nicht. Das Thema Masken habe ich auch schon vorwärst und rückwärts durch. Vor allem aber mit surrealistischen Bildern... also hab ich dazu durchaus einen Hang. Du hast es gut umgesetzt.
Lieben Gruß,
Arc

 

@Arc en Ciel: hehe, ich wollte dir nicht schmeicheln, ich wollte mal so richtig SCHLEIMEN!!!!

Also, ließt es sich wirklich soooo schwierig, das man es als verbale Herausforderung ansehen muss? oh jemine,... dann sollte ich es wohl verändern... aber das mache ich mal später... danke noch mal für den Hinweiß...


@Jonas(the ruler!): Die Tiefgründigkeit?? Hehe, mit was für Wörtern wirfst du denn um dich?? Aber nichts desto trotz (auch nicht schlecht was??), danke für das Lob...

:D

 

hi Belo!
dann war das also doch Deine Schleimspur, die sich da aus meinem Laptop gequält hat! :D
Ich war mir da nicht so sicher.
Naja, mein Lob war nicht ganz so schleimig :D wie dieser Satz jetzt, meine ich,...
tja, ein bißchen Spaß muß sein! Da hasse recht!

Liebe Gruß,
schreib schön,
Arc

 
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