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Mein Wolkenkind
Es gibt auf der Welt viele, viele Sonnenkinder, helle Sonnenkinder, dünklere Sonnenkinder, grosse, kleine, dicke und dünne Sonnenkinder. Und es gibt ganz besondere Kinder, die Wolkenkinder.
Denkt an ein Weizenfeld, das liebt die Sonne. Es braucht sie um gross und stark zu werden. Aber hin und wieder braucht es auch Wasser, sonst verdurstet es.
Darum heben die Weizenähren ganz besonders glücklich ihre Köpfe, wenn sie an einem heissen Sommertag eine erste Wolke sehen. Und nach und nach gesellen sich andere Wolken zu der allerersten, die Wolken werden dichter und der Himmel dünkler. Und wenn die Wolken schwer genug sind, beginnt der Regen in schweren Tropfen auf die Weizenähren zu tröpfeln. Zuerst nur einzelne dicke Tropfen, bald aber ergiebiger und satter. Und das Weizenfeld saugt die nässe dankbar auf.
Genauso ist es mit den Menschen. Sie lieben Sonnenkinder, sie lachen mit ihnen, sie streicheln sie. Und dann gibt es noch die Wolkenkinder. Im ersten Moment denken sich die Menschen manchmal: „Oje, die Wolken bringen Regen.“ Sie sagen vielleicht „Geh weg, ich will nicht, dass es regnet!“ Aber dann merken sie, dass sie den Regen genauso brauchen wie die Sonne. Und sind dann doch froh, dass es auch die paar Wolkenkinder gibt.
Und weil die Wolkenkinder bleiben, auch wenn die Menschen sich nicht sofort freuen, wenn sie sie sehen, und weil die Wolkenkinder die Menschen trotzdem anlächeln, und weil die Wolkenkinder ihre Wolken trotzdem den Menschen schenken, darum sind sie ganz besondere Kinder, die Wolkenkinder.