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Meine kleine Private Krankenpflege
Patienten!
Ich brauchte Patienten.
Lange hätte ich mich nicht mehr halten können, ich und meine kleine Private Krankenpflege!
Die Gesetzlichen Kassen stopften sich seit Jahren selbst die Taschen voll, auf die Solidarität meiner Angestellten verbunden mit einem Gehaltsverzicht durfte ich weniger hoffen und mir drängte sich der Verdacht auf, daß sich unsere Ältesten zu allem Übel entschlossen hatten, in zunehmenden Maße gesund zu bleiben und gesund zu sterben.
Es mangelte an Kranken und Gebrechlichen.
Ein Überfall auf die Krankenkassen würde sich kaum rentieren und schien mir wenig sinnvoll, zumal ich schon mehrere Aktionen in verschiedenen Einrichtungen, hätte starten müssen. Zu Aufwendig.
Schlechte Aussichten für eine rosige Zukunft.
Der rettende Einfall kam mir einen Tag später, als ich hörte, daß Goldkettchen-Eddy, eigentlich heißt er Edgar Mischke, eine lokale Größe unseres kleinen Städtchens, Bordellbesitzer und Arschloch, neue Ware empfing.
Er ließ Mädels laufen, soll heißen, in seinem Etablissement den…Buckel für ihn Krumm machen!
Katalogware. Polnische und tschechische Schönheiten, bestellt in einem illegalen Versandhaus jenseits der Grenze.
Die ein oder andere verlor ihren Reiz und hatte damit ausgedient.
Nein…Eddy war kein Mann von Anstand, Moral und Gerechtigkeit.
Eddy war ein Schwein!
Er gewährte keine Rabatte, noch nicht einmal seinen Stammgästen.
Sämtliche Einnahmen ließ er an den Büchern vorbeilaufen und wirtschaftete in die eigene Tasche! Ein Schwein eben.
Er zahlte keine Steuern und schädigte damit den Bürger, die Krankenkassen und letztendlich auch meine kleine Krankenpflege.
Vor allen Dingen mich.
Nichtsdestotrotz, ich schwatzte Eddie die „Ausrangierten“ ab und sparte somit über 75% der monatlich anfallenden Lohnkosten.
Es liegt wohl in meiner Natur mir Gedanken um meine Mitmenschen zu machen, mich den Schwachen und Hilflosen zu widmen, jedenfalls gab ich den Mädels ein neues zuhause
Ich brachte es nicht über das Herz sie ihrem Schicksal zu überlassen und gab ein halbes Dutzend von Ihnen eine neue Chance.
Sie durften sich beweisen und für mich arbeiten, außerdem erwarben sie durch diese sinnvolle Tätigkeit eine Menge Selbstvertrauen und Achtung, ideal um später einmal selber gut durch´s Leben zu kommen, sich neuen Herausforderungen, evtl. für eine bessere Zukunft, zu stellen.
Die weniger gut Aussehenden und diejenigen, die die „Zwanziger-Grenze“ weit überschritten hatten, konnte ich leider nicht berücksichtigen.
Die Verträge meiner langjährigen Angestellten ließ ich zur Rettung meiner kleinen Privaten Krankenpflege und zum Wohle der Girls auslaufen.
Die einfachen Handgriffe und all das was meine junge Crew zur Ausübung ihres neuen Handwerks benötigte, um die Alten bei Laune und am Leben zu halten, brachte ich ihnen schnell bei.
Sie zeigten sich sehr eifrig, zickten weniger herum, als mein altes Pflegepersonal und führten sich auch sonst recht anständig.
Ein wenig mußte ich mich allerdings noch in Nachsicht üben, denn daß die ein oder andere intravenöse Injektion ihr Ziel verfehlte, war leider nicht ganz zu vermeiden.
Und so ergab es sich, daß manches mir von seinen Verwandten anvertrautes Großväterchen schneller kalt wurde, als mir...und natürlich auch ihm, lieb war!
Solange sich Fehlermeldungen aber im Rahmen des Erträglichen hielten, drückte ich ein Auge zu.
Ich gewann schnell an neuen Patienten. Ihre Zahl verdoppelte sich.
Meine vitale Pflegestation war in aller Munde.
Selbst Edgar Mischke´s Großmutter begab sich in unsere Hände. Ich betrachtet das irgendwie als Auszeichnung, als Vertrauensbeweis und natürlich als Anerkennung.
„Wir pflegen sie gesund,
Glaube, Kraft und Hoffnung“
Mein neuer Slogan, lockte manchen Scheintoten vom Sterbebett.
Ich überzeugte Ärzte von meinen Fähigkeiten, machte ihnen den Jungbrunnen, den ich zu bieten hatte, schmackhaft und hoffte auf ihre Unterstützung, indem sie ihren Patienten Pflege verordneten und mich empfahlen. Ich bedankte mich auf meine Weise ließ dem einen oder anderen Doktor, von dem ich vorher wusste, daß er nicht abgeneigt war, ein paar Eintrittskarten, samt Verzerr-Bons eines einschlägig bekannten Nachtclubs zukommen.
So schlug ich mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Es ging allen gut.
Mir, den Patienten, den Ärzten, Eddy und meinen Mädels.
Allerdings machte mir die Zahl der Fehlschüsse meiner Pflegekräfte sorgen.
Es waren wirklich alles sehr nette, hübsche junge Dinger, wollte sie natürlich gerne behalten,
aber die Injektionen bereiteten ihnen arge Probleme.
Oftmals verabschiedete sich der ein oder andere Patient ganz unfreiwillig.
Das tat mir dann sehr leid, für die Mädels.
Ich machte mir Gedanken und bekam Gewissensbisse.
Es gab Zeiten da warf ich mir Verantwortungslosigkeit vor!
Mutete ich meinen Angestellten nicht zuviel zu, überstieg das nicht ihre Fähigkeiten?
Jedenfalls spendete ich Trost, so gut ich konnte!
Ich zitterte jedes Mal wenn der Arzt den Totenschein ausstellte, meine Existenz stand auf dem Spiel.
Tja,…irgendwann war es dann soweit.
Eines der Mädels war ganz aufgelöst, rief mich in der Station an, und berichte mir von einem ihrer Missgeschicke. Ich fuhr natürlich sofort zum Tatort und überlegte mir noch was ich dem Arzt erzählen könnte! Brauchte ich aber nicht mehr.
„Verdammte Scheiße, auch das noch!“ schrie ich beim Anblick der Verblichenen.
Mir kam der Verdacht, daß Eddy, das ganz und gar nicht witzig finden würde.
Die näheren Umstände, die zum Ableben seiner Großmutter führten, würde er herausbekommen, und zwar durch meine Mädels, da war ich mir ganz sicher.
Der Rest ist schnell erzählt. Eddy ließ mich nach mehrmaligem Bitten am Leben, schleppte mich aber zur Polizei, meine Pflegecrew wurde abgeschoben, die Krankenpflege geschlossen und der ein oder andere Arzt musste sich peinlichen Befragungen seitens der Staatsanwaltschaft gefallen lassen.
Ich bekam vier Jahre ohne Bewährung!
Heute schreibe ich ein Buch und denke, daß ich mit Sicherheit einen Verlag finden werde, der es veröffentlichen wird. Ich freue mich auf die angenehmen Tage nach dem Knast. Sorgenfrei und beschwingt sollen sie werden. Mein finanzielles Polster erarbeite ich mir hier drinnen.
Wovon dieses Buch handelt?
Von kriminellen Gesetztlichen Krankenkassen, verdorbenen Puffbesitzern, bestechlichen Ärzten, idiotischen Verordnungen, vom ganzen Egoismus und der miesen Heuchelei jedes Einzelnen, von der engstirnigen Selbstgerechtigkeit unserer erkrankten Gesellschaft .
Alle Pharisäer werde ich einzeln entlarven!