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Mensch ärgere Dich nicht

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14.05.2003
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Mensch ärgere Dich nicht

Wenn schlechtes Wetter war, saßen Susi und Toni oft mit Oma Hedwig am Wohnzimmertisch und spielten "Mensch ärgere Dich nicht". Susi hatte immer die roten Figuren, weil das ihre Lieblingsfarbe war, Toni die grünen und Oma Hedwig die gelben.
Heute war wieder so ein Tag. Draußen tobte der Wind und es regnete in Strömen. In der Stube von Oma Hedwig hingegen war es warm und gemütlich.
"Du bist dran Oma!" sagte Toni und hielt ihr den Würfel entgegen. Oma Hedwig schaute auf das Spielfeld, nahm den Würfel, hob ihn an ihren Mund und flüsterte ihm zu "Eine Fünf, bitte eine Fünf." Sie sprach so leise, dass die Kinder keines der Worte verstehen konnten. Dann würfelte sie. Der Würfel rollte über den Tisch, und als er liegen blieb, zeigte die obere Seite eine Sechs.
"Schade." flüsterte die Oma etwas enttäuscht, denn eine ihrer Figuren stand genau fünf Schritte vor ihrem Haus. Die hätte sie so gern in Sicherheit gebracht. Oma Hedwig blickte wieder auf das Spielfeld und ergriff ihre andere Spielfigur, die sich noch im Spiel befand. Beim Setzen dieser Figur zählte sie laut "Eins, zwei, drei , vier, fünf, sechs." Auf dem sechsten Feld angekommen, schob sie die darauf stehende Spielfigur von Susi beiseite und sagte "Ab nach Hause!"
Susi gefiel das gar nicht und sie rief "Oma, du schummelst!"
"Na, na," erwiderte Oma Hedwig, "was höre ich da? Ich und schummeln? Ich habe dem Würfel nur gut zugeredet, dass er mir eine Fünf gibt. Eine Sechs wollte ich gar nicht. Das hat doch nichts mit Schummeln zu tun."
"Du schummelst trotzdem!" wiederholte Susi ärgerlich.
Oma Hedwig sah Susi an und versuchte sie zu trösten. "Jetzt ärger Dich doch nicht Susi! Es ist doch nur ein Spiel. Und außerdem heißt das Spiel "Mensch ärgere Dich nicht"."
Susi verzog ihr Gesicht und wollte gerade wieder protestieren, als die Oma weitersprach "Wisst Ihr eigentlich, warum dieses Spiel "Mensch ärgere Dich nicht" heißt?"
Toni und Susi sahen sie ratlos an.
"Das dachte ich mir." fuhr Oma Hedwig fort, "Na dann hört gut zu. - Schon immer war das Spielen eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Menschen. Doch immer wieder kam es zu Streitereien, da niemand gern verliert. Das ist ja auch verständlich. Deshalb kam irgendwann ein friedliebender Mensch auf die Idee, dass man ein Spiel erfinden müsste, bei dem auch der Verlierer nicht traurig ist."
"Wie soll das denn gehen?" fragte Toni ungläubig.
"Na ja," entgegnete Oma Hedwig "dieser Mensch entwickelte ein Brettspiel. Um genau zu sein, war es das Spiel, dass wir gerade spielen, und derjenige, der verlor, wurde mit einer vorher festgelegten netten Geste, wieder versöhnlich gestimmt. Entweder durch nette Worte, einen Becher Kakao oder auch selbstgebackene Kekse. Diese Tradition gibt es auch noch heute, wenn auch in abgewandelter Form."
"Ach ja?" bemerkte Susi erwartungsvoll.
"Ja Kinder, denn wie ihr wisst, darf der Verlierer beim nächsten Spiel mit dem Würfeln beginnen."
"Ach soo.." stöhnten die Kinder im Chor.
"Oma," sagte Susi schließlich, "Dein Kakao ist zwar der leckerste auf der ganzen Welt, aber schummeln darfst Du trotzdem nicht!"
"Aber wie kommst Du nur darauf Susi?" fragte die Oma.
Susi seufzte und zeigte auf eine gelbe Spielfigur, die vor Oma Hedwig auf dem Tisch stand. "Na, du musst bei einer Sechs doch erst absetzen!" erklärte sie.
Die Oma stutzte und blickte dann verwundert auf die gelbe Figur vor sich.
"Mensch ärgere Dich nicht Oma!" sagte Toni, "wenn Du verlierst, decken wir morgen den Frühstückstisch. Und beim nächsten Spiel darfst Du auch beginnen."
Oma Hedwig und die Kinder sahen sich an, und plötzlich mussten sie alle laut loslachen.

 

Hallo Xanthippe,

als Geschichte für sich allein finde ich diese Erzählung ein wenig ereignislos. Aber sie paßt natürlich stilistisch gut zur "musikalischen Schneeflocke", es sind auch dieselben Personen... Wenn Du noch viele solcher Geschichten hast, könnte man sie vielleicht zu einem eigenen Buch zusammenstellen. Ich würde dann aber trotzdem versuchen, auch einige "aufregendere" Episoden dazwischenzuschieben.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo Xanthippe,

mir geht es wie Roy. Es fehlt mir bei Deiner Geschichte die Spannung. Ein kleines bißchen Aufregung, ein Problem, dass gelöst werden müßte, würde ich mir wünschen. So, wie Deine Geschichte jetzt hier steht, erzählst Du nur gemächlich vor sich hinplätschernd eine ganz alltägliche Situation.

Natürlich finden Kinder gerne in Geschichtem Situationen vor, die sie kennen und identifizieren sich dann mit den Helden, aber ich glaube dafür sind Deine drei Figuren zu blass. Besonders den Kindern fehlt ein bißchen Charakter, irgendein eigenwilliger Wesenszug, der sie unverwechselbar macht.

Ich stimme Roy zu: Als Episode in einem längeren Buch über Oma Hedwig und ihre beiden Enkel, könnte Deine Geschichte durchaus vorkommen, wenn in diesem Buch außerdem auch noch etwas richtig Spannendes passiert! So, als Geschichte für sich allein, ist sie für mein Gefühl etwas zu nichtssagend.

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo Roy, hallo Barbara,

ich danke Euch für Eure Anregungen.

Es ist tatsächlich so, dass ich eher Alltagssituationen beschreibe, aber langweilig sollten sie dann doch nicht sein, da habt Ihr Recht.

Ich werde an der Spannung arbeiten...

Lieber Gruß - Xanthippe

 

Hallo,

die Geschichte ist gut erzählt. roy und al-dente haben eigentlich den Nagel bereits auf den Kopf getroffen, es gibt nichts mehr hinzuzufügen. Außer:

Warum muss eigentlich jede Kindergeschichte (sei es im Fernsehen, Büchern und Hörspielkassetten) damit enden, dass die Darsteller "laut anfangen zu lachen". Heiliger, das ist kein Klassiker wie "Es war ein mal und ist nicht mehr..." sondern einfach nur nervig. Würde mich mal interessieren was andere darüber denken. Übrigens: Das nervt mich nicht erst seit einigen Jahren sondern wurde schon zu Kindheitstagen von mir nur mit einem Kopfschütteln quittiert.

Trotzdem ist die Geschichte gut geschrieben. Ich werde jetzt deine andere Ome-Hedwig-Story lesen. Der Name ist übrigens toll, fällt mir grade auf. Mir fallen nie so passende Namen wie "Hedwig" ein.

MfG

 

Hallo hoEyo,

der zweite Absatz Deiner Antwort hat mich doch ein wenig verwundert. Ich kenne nicht soo viele Kindergeschichten, die damit enden, dass alle lachen müssen. Wenn ich meine eigenen anschaue, dann ist diese hier genau genommen die einzige.
Ich persönlich finde einen solchen Schluss nicht weiter schlimm, würde aber auch gern wissen wollen, wie andere Leser das sehen.

Gruß Xanthippe

 

Hhm, ein überdenkenswerter Ansatz. Enden wirklich alle Kindergeschichten, daß am Ende alle lachen? Ja, irgendwie schon, aber es enden ja auch alle amerikanischen Filme mit Happy-End. Die Frage, ist das schlimm? Ich denke nein. Die Zielgruppe der Geschichte sind Kinder, und die kriegen die Geschichte vielleicht vorm Einschlafen vorgelesen. Da sollte es dann schon irgendwie glücklich enden, weil die sonst womöglich noch in der Nacht etwas verarbeiten, was die gar nicht sollen. Ich finde das schon in Ordnung, wenn Kindergeschichten ein Happy-End haben.

 

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