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Mias Begegnung mit Gott

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02.04.2020
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Mias Begegnung mit Gott

Es war Sonntagmorgen. Wie jeden Sonntag bereitete sich Familie Wunsch auf den wöchentlichen Gottesdienst vor.
„Mia, zieh bitte deine Schuhe an“, tadelte Mutter Wunsch ihre siebenjährige Tochter. Mia nickte und versuchte in ihre schicken Ballerinas zu schlüpfen, ohne den Klettverschluss zu öffnen. Natürlich.
„Mein Kind, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst vorher bitte den Klettverschluss öffnen“, sagte Mutter Wunsch genervt und half ihr.
Mia grinste sie nur an. Sie wusste, ihre Mutter würde deswegen schimpfen. Naja, probieren konnte sie es ja.

Vor der Kirche begrüßte Pfarrer Klimtz bereits die ersten Besucher. Aber das war für Mia uninteressant. Etwas ganz anderes hatte ihre Aufmerksamkeit erregt und zwar ein Mann, mittleren Alters, der sich auf eine Bank vor die Kirche gesetzt hatte und eine Butterblume in seiner Hand hielt.
„Wer ist das, Mama?“, flüsterte Mia ihrer Mutter zu und zeigte auf den Mann. Mama Wunsch folgte ihrem Finger und flüsterte zurück: „Den kenne ich nicht, Mia. Komm, lass uns reingehen.“ Und so folgte Mia ihrer Mutter in die Kirche. Als sie auf die Sitzbank neben ihren Papa rückte, forderte er sie auf, Ihren Hut abzunehmen. „In der Kirche trägt man keine Kopfbedeckung. Der Heilige Geist soll doch nicht auf eine Barriere stoßen“, erklärte ihr Papa Wunsch lächelnd und Mia verzerrte das Gesicht. Das verstand sie nicht. Als sie widersprechen wollte, legte Papa Wunsch den Finger auf den Mund. Ein Zeichen, dass sie still sein sollte und er zog ihr behutsam die Mütze vom Kopf.
Nach dem Gottesdienst saß der Mann mit der Butterblume immer noch vor der Kirche. Als die Menschen herauskamen, blickte er ihnen lächelnd nach. Mia konnte nicht wegsehen. Als sie an ihm vorbei lief, trafen sich ihre Blicke und eine Wärme erfüllte Mias Herz. Sie atmete einmal tief durch und drückte die Hand ihrer Mama ganz fest. Diese Augen konnte Mia in der kommenden Nacht nicht vergessen.
Am nächsten Morgen traf sie sich am Nachmittag mit den Kirchenzwergen. Das war eine christliche Kindergruppe. Dort hatte sie auch Leonie, ihre beste Freundin kennengelernt. Natürlich erzählte sie Leonie von ihrer Begegnung mit dem komischen Mann. Und Leonie war sofort Feuer und Flamme.
„Den will ich auch mal sehen!“, sagte Leonie und schlug vor, nach dem Mann zu suchen. Ob er noch da war?
Mia und Leonie warteten, bis sie mit der Kindergruppe in den Gemeindegarten gingen. Hier spielten sie normalerweise immer verstecken oder fangen. Die perfekte Chance, um sich davon zu schleichen. Und das taten sie.
Tatsächlich: Vor der Kirche auf der Bank saß der Mann mit der Blume, den Leonie gestern gesehen hatte. Dieses Mal hatte er einen Löwenzahn in der Hand.
Sie versteckten sich hinter einem Baum und beobachteten ihn. Aber das war Leonie nicht genug, sie wollte unbedingt wissen, was er mit der Blume machte.
„Was machst du da mit der Blume?“, fragte sie also und trat hinterm Baum hervor. Der Mann hob seinen Kopf und strahlte die beiden an.
„Hallo Leonie, hallo Mia. Euch habe ich doch gestern auch in der Kirche gesehen. War es schön?
Ach weißt du, ich genieße einfach die Schönheit der Schöpfung.“
„Woher weiß der meinen Namen?“, flüsterte Mia ängstlich zu Leonie.
„Ich weiß den Namen von jedem hier. Mein Name ist Jesus.“
„Jesus? Aber du darfst doch gar nicht so heißen“, erwiderte Leonie verwirrt. Mia hatte es die Sprache verschlagen. Es war gruselig, aber sie konnte auch nicht gehen. Sie war wie festgewurzelt.
Instinktiv nahm sie ihren Sommerhut vom Kopf.
Der Mann lachte laut und herzlich auf, dann fragte er: „Wieso denn nicht?“
„Weil das nicht erlaubt ist, sagt Mama. Weil es der Name von Gottes Sohn ist“, entgegnete Leonie.
„Wir sind alle Gottes Kinder. Und warum hast du deinen Hut vom Kopf genommen?“ Er richtete seinen Blick nun auf Mia.
„Damit der Heilige Geist nicht auf meine Bakterien trifft.“ Erneut lachte Jesus laut auf und strahlte sie an.
„Bakterien? Meinst du Barrieren? Hast du das nicht von deinem Papa? Glaub mir, der Heilige Geist hat schon ganz andere Sachen durchdrungen“, erwiderte er liebevoll. Mia nickte und fragte sich insgeheim, woher er das wusste: „Arbeitest du mit meinem Papa zusammen?“ Mias Stimme wurde immer leiser. Jesus legte seine Hand auf ihre Schulter und antwortete:
„Ich arbeite nicht. Sonst hätte ich ja gar keine Zeit, die Schönheit der Schöpfung zu genießen. Meine Arbeit sind die Menschen.“ Bevor eines der Mädchen weiterreden konnte, sagte Jesus: „Und nun geht wieder zurück, sonst macht sich noch jemand Sorgen.“
Die beiden Mädchen nickten und liefen schnell in den Garten zurück.
Am nächsten Sonntag in der Kirche ließ Mia sich nicht den Hut vom Kopf nehmen.
„Papa, der Heilige Geist hat schon ganz andere Sachen geschafft“, erwiderte sie kühn. Papa Wunsch blickte sie überrascht an und antwortete: „Da hast du recht, Schatz.“ Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn.
Als Mia aufgeregt aus der Kirche rannte, war Jesus nicht da.
„Bestimmt holt er sich nur eine neue Blume“, dachte Mia und hüpfte glücklich zu ihren Eltern zurück.

 

Lieber Rob ,
ich danke Dir ganz herzlich für die Antwort.
Habe gleich mal ein paar Sachen ausgebessert.

Liebe Grüße,
Maria

 

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