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Moscheebau zur Hansestadt

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10.05.2001
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Moscheebau zur Hansestadt

Wir waren ein friedfertiges und ruhiges Städtchen, gelegen in der Nähe eines malerischen Sees. Besonders geschätzt wurden wir für unsere angenehme, ruhige Atmosphäre und vor allem für unsere Gastfreundschaft. Jeder verstand sich mit dem anderen; alle waren stets hilfsbereit, freundlich und nett zueinander.
Die gleiche Einstellung hegten wir unseren Gastarbeitern gegenüber, waren sie doch emsig, genügsam und durchaus belastbar, was körperliche Arbeit betraf.
So sahen wir oftmals über ihre Anpassungsschwierigkeiten hinweg und tolerierten auch, dass sie untereinander stets in ihrer eigenen Muttersprache konversierten. Zugegeben, etwas unhöflich war das uns gegenüber schon, schließlich verstanden wir ihre Heimatsprache nun mal nicht – was ihnen wohl im sprachkundigen Bereich ein gewisses Gefühl der Überlegenheit verlieh. Aber diese Überheblichkeit ward den Gastarbeitern mit Leichtigkeit verziehen, nichtsdestotrotz vernachlässigten sie ihre Pflichten dadurch ja nicht!

Von Zeit zu Zeit wurde es uns doch etwas zweifelhaft zumute, die Gastarbeiter schließlich berühmt für ihre Gastfreundschaft waren, diese Tugend jedoch als Privileg auffaßten. Potentielles Aufzeigen von Erkenntlichkeit verwehrten sie uns permanent, sogar das Einladen einer beliebigen Gastarbeiterfamilie zum Essen blieb aussichtslos. Dabei konnten wir uns nur schwer erklären, wie man gepökeltes Schweinefleisch – auf Wunsch sogar gekocht – garniert mit Knödeln aus einheimischem Anbau; die ganze Chose serviert in Rotweinsauce und angereichert mit einem großen Glas Bier, bloß ablehnen konnte? Na ja, mit der Zeit hatten wir uns auch an diese sture Verhaltensweise gewöhnt und verschwendeten keinen müden Gedanken mehr daran. Andere Länder, andere Sitten – wie sollten wir uns schon dagegen sträuben?
Trotz allem schlugen wir die Einladungen unserer Gastarbeiterfreunde auf ein Gläschen Tee kaum aus. Gern hörten wir dabei über ihr unreines Deutsch hinweg, das die Unterhaltung mit ihnen nicht nur unerheblich beeinträchtigte, uns aber auch einigermaßen zum Schmunzeln animierte! Selbstverständlich vermieden wir es, die unrichtigen Laute auszubessern - in Anbetracht unser aller Bescheidenheit – denn kränken wollten wir unsere Gastarbeiterfreunde nicht. Immerhin waren sie Gäste in unserem Land und als solche genossen sie das Recht, Unterhaltung in der von ihnen erwünschten Art und Weise zu führen. Mit Wohlwollen paßten wir unser Sprachverständnis dem ihrigen an und ließen der brüchigen Konversation freien Lauf. Es machte uns nichts aus, wir waren gerne mit unseren Gastarbeiterfreunden zusammen, da sollte es nicht gerade dieses Kauderwelsch sein, das uns auseinander brachte. Obwohl wir manchmal feststellen mußten, dass wir dabei ihren Ansprüchen nicht so ganz genügten, machten sie doch oftmals eine beleidigte Miene. Das sollte uns aber nicht weiter stören, letzten Endes konnten wir den Akzent nicht immer so gut setzen wie unsere Gastarbeiterfreunde, bereitete uns dieser Mangel insofern kein schlechtes Gewissen.

Wir konnten beim besten Willen nicht nachvollziehen, als die Gastarbeiter plötzlich im Rathaus ein Bittgesuch für den Bau einer Moschee einreichten.
Sie hatten doch alle Freiheiten gehabt, was den Austausch ihrer Kultur anging?! Eigens für ihren Nachwuchs hatten wir doch Schulklassen eingerichtet, wo die Gastarbeiterkinder sich auf dem selben geistigen Niveau entwickeln konnten wie ihre Eltern, ihre Sprachkenntnisse erweitern und anderweitige Themengebiete vertiefen. Zudem blieben jegliche Gastgeberkinder diesen Klassen fern, um auch ja nicht den Lernprozeß zu stören oder gar die geistige Entwicklung zu beeinträchtigen.
Sogar die Eröffnung eines Teehauses hatten wir den Gastarbeitern gestattet, wo die Gastarbeiterväter sich an arbeitsfreien Wochenenden zu einem Kartenspiel trafen, nebenbei den Fernseh- und Radiosendern ihres Heimatlandes lauschten, dazu zwei drei Gläschen Tee tranken. Natürlich war auch dies für uns unverständlich, denn Tee hatten sie in ihren Häusern in ausreichendem Maße, wenn sie sich unbedingt nach Gesellschaft und Unterhaltung sehnten, so konnten wir ihnen auch diese bieten – wozu hatten wir denn unsere Kneipen?
Das war anscheinend nicht gut genug für unsere Gäste.
Die Absicht, unbedingt eine Moschee bauen zu wollen, bereitete uns etwas Kopfzerbrechen. Allmählich sorgten wir uns um unsere kulturelle Existenz. An die Nichtteilnahme der Gastarbeiter an unseren wöchentlichen Gottesdiensten in unserer Kirche waren wir längst gewöhnt. Mithin akzeptierten wir, dass sie als Zahlungsträger von der Kirchensteuer ausgeschlossen wurden. Aber einfach unsere Gutmütigkeit ins Extreme auszunutzen und ein Monument fernab jeglicher positiver Toleranzvorstellungen errichten zu wollen, ging wahrhaftig zu weit.

Ergo ergriffen wir, Bürger zur Hansestadt, die Initiative und riefen zu einer Versammlung auf. Alles, was Rang und Namen hatte, war erschienen, einschließlich Vertreter der politischen Szene.
Zur Debatte stand das Vorhaben der Gastarbeiter: Bau einer Moschee.
Begleitet wurde die ganze Diskussion von der örtlichen Presse, die eigens für diese Tagung die Titelseite reserviert hatte.
Nach heftiger verbaler Auseinandersetzung kam man zum einstimmigen Ergebnis, im vorliegenden Falle zumindest den Rechtsweg auszuschöpfen. Somit erhofften wir, Bürger zur Hansestadt, uns zunächst Beistand durch die juristische Instanz, das Bundesverfassungsgericht.
Die Beschwerdeführer, eine gewählte Delegation aus den Bürgerreihen zur Hansestadt, klagten gegen die Gastarbeiterfront, der der Entwurf des Planes für den Bau der Moschee zur Last gelegt wurde. Begründet wurde die Klage mit der Behauptung, der Bestand eines solchen Monumentes, welches der Gastgeberbevölkerung äußerst schwer zugänglich sei, hemme die fortwährende Integration der Gastarbeiter, da man im Falle einer Errichtung nur noch untereinander kommunizieren könne. Fürderhin wurde vorgeworfen, dadurch die Kulturoffenheit und Völkerverständigung zu dämmen.
Als schwerwiegendsten Aspekt trug man vor, durch die Nutzung derartiger Gebäude könne außerdem die geistige Entwicklung der Kinder beeinträchtigt werden, zumal die Gebetsrufe als auch die Gebete selbst – bei Einhaltung der vorgeschriebenen Mengen und Fristen – Schlaf- und Lernstörungen verursachen könnten. Die enorm negative Auswirkung auf das Bildungsniveau und später auf die Wirtschaft sei nicht auszuschließen, so die Delegation.
Die Beschwerdeführer schienen ihren letzten Glauben an die Gerechtigkeit für immer verloren zu haben, als ihre Klage mit der Zuschrift „unbegründet“ abgewiesen wurde. Solch eine Demütigung von seiten der rechtlichen Instanz ließ den Wunsch nach einem unmittelbaren Gegenschlag als konsequent erscheinen. Nun waren auch andere Mittel willkommen, über deren ethische und moralische Vertretbarkeit in Anbetracht anhaltender Verzweiflung nicht lange diskutiert wurde.

Widerwillig gab das Rathaus zunächst sein Einverständnis für den Bau dieser Moschee.
Die positive Antwort auf ihr Gesuch betörte die Gastarbeiter in unbeschreiblichem Maße. Mit wahnsinnigem Übereifer und voller Tatendrang machten sie sich an die Arbeit, ihr Gebetshaus Stein um Stein und Meter für Meter zu errichten.

Die Tage vergingen und der Bau der sagenumwobenen Moschee schritt voran. Dennoch sollte das letzte Wort noch nicht gesprochen worden sein. Mit der emotionalen Belastung, von der rechtlichen Instanz im Stich gelassen worden zu sein, mussten wir, Bürger zur Hansestadt, uns nun selbst helfen.
Auf dem Marktplatz wurden Vorträge gehalten, deren Ziel es war, die gesamte Bürgerschaft zum Widerstand zu mobilisieren:
Soll man etwa zulassen, dass Muezzinrufe unsere Kirchenglocken übertönen, ja, mit der Zeit sogar die Kirche ganz verdrängt wird?!
Soll es soweit hinauslaufen, dass nur noch Muslime in unserer Hansestadt anzutreffen sind?!
Sollen wir in Bälde nur noch Ramadan feiern statt Fronleichnam?
Sollen unsere Frauen und Töchter alle verschleiert werden?

Die Vorträge fanden energische Zustimmung, die sich in euphorischem Beifall erklingen ließ.
Gleichzeitig wurden Flugblätter verteilt, deren Bekundungen durch Mark und Bein gehen sollten: Döner und Kuskus an Weihnachten statt Gans und Kartoffel?
Bald nur noch Muslime in der Stadt?
Lasst uns dieser teuflischen Bekehrung entgegenwirken, bevor sie uns und unsere Kinder eingeholt hat!

Da war das Stichwort: Bekehrung. Man konnte erkennen, wie die innere Unruhe der Bürger zur Hansestadt immer mehr in Gehässigkeit ausartete.
Sabotageakte folgten. Faules Obst und Gemüse fielen auf die Gemäuer des Neubaus. Kinder spuckten im Vorbeigehen auf die halbfertigen Steinmassen.

Auch die Medien verfolgten standhaft das Geschehen. Der aktuelle Stand der Dinge ging täglich durch die Presse. Reporter waren vom Ort des Geschehens nicht mehr wegzudenken.
Sogar einen Nahost - Experten hatte man hinzugezogen, der täglich die aktuelle Lage kommentierte.
Um zu zeigen, dass man nicht jeglichen Sinn für Gleichheit und Demokratie verloren hatte, wurde eine Fernsehdiskussion veranstaltet, bei der sich ein Islamwissenschaftler gegenüber dem städtischen Nahost - Experten behaupten sollte.
Zwei Aspekte machten den Bürgern zur Hansestadt besonders zu schaffen: eine mögliche Verschleierung und die möglicherweise daraus resultierende, unvermeidbare Bekehrung.
Der Islamwissenschaftler versuchte allem Widerstreben zum Trotz die Gemüter der Bürger zu beruhigen und versicherte, dass man von keiner Gefahr ausgehen müsse, was eine mögliche Bekehrung betreffe. Man dürfe die Sachlage nicht verschleiern und alles so schleierhaft betrachten.
Der Nahost Experte ließ sich durch die nervtötend beruhigende Stimme seines Gegenübers kaum beirren. Er selbst sehe den Sachverhalt überhaupt nicht verschleiert, ganz im Gegensatz zur geführten Diskussion. Man müsse sich die Situation erst einmal vergegenwärtigen!

Die Auseinandersetzung endete, ohne dass den Bürgern zur Hansestadt ihre innersten Befürchtungen ausgetrieben werden konnten. Die Angst vor einer möglichen Bekehrung hielt weiterhin an, sie wurde sogar mit jedem Tag, an dem der Bau der Moschee fortschritt, größer.
Man unterband schließlich jede Art von Konversation mit den Gastarbeitern, um der Gefahr zumindest eine geraume Zeit vorzubeugen. Dies führte soweit, dass wir, Bürger zur Hansestadt, schließlich jeglichen Kontakt mit den Gastarbeitern abbrachen und sie vollends ignorierten. Somit war die Gefahr vor einer Bekehrung auf unbestimmte Zeit gebannt...

Die Tage eilten dahin, wobei man die Bürger kaum noch über die Moschee reden hörte; das Verhältnis zu unseren Gastarbeitern hatte seinen Tiefpunkt erreicht und beidseitige Harmonie und Toleranz wurden gegeneinander aufgehoben.
Schließlich stand die Moschee inmitten unserer Hansestadt, in ihrer vollen Pracht und ihre Kuppel überragte sogar unseren Kirchturm und reichte weit hinauf zum Himmel.
Die Gastarbeiter blickten voller Zuversicht auf ihr neu errichtetes Gebäude, ihr Gebetshaus, Stolz und triumphale Freude über den Sieg über ihren Gastgebern konnte man von ihren Augen ablesen. Doch wer zuletzt lacht...

Am Wochenende sollte die Moschee bereits eingeweiht werden und man sollte zum Eröffnungsgebet rufen. Die Gastarbeitergemeinde versammelte sich vor der Moschee, nach einer kurzen Einweihungsrede des Gebetsvorstehers konnte man eintreten.
Nachdem man sich der rituellen Waschung unterzogen und sich in den Reihen des Gebetszimmers einen Platz ausgesucht hatte, erklärte sich der Islamwissenschaftler bereit, zum ersten Gebet in der neuen Moschee zu rufen. Kaum hatte er dazu die erforderliche Stellung eingenommen, traten wir, Bürger zur Hansestadt, angeführt von unserem Nahost - Experten, zum Vorschein und füllten die Zwischenräume des Gebetszimmers auf.
Bürger, die keinen Platz fanden, breiteten sich innerhalb der ganzen Moschee aus. Verwunderte Blicke von seiten der Gastarbeiter ließen uns nicht ablenken. Auch wir nahmen die erforderliche Stellung für das bevorstehende Gebet ein. Wenn sich nämlich die Gastarbeiter schon nicht uns anpassen, dann tun wir es!
Außerdem holen wir - prinzipiell gesehen - lieber selbst die Bekehrung ein als dass die Bekehrung uns einholt!

 

Hey Hendek,

wie gnädig du doch im 1. Abschnitt bist und ihre Sprache tolerierst!

Dann hältst Du Dich sehr lange an akzentfreien bzw. Sprache mit ausländischem Akzent auf. Da kann der Leser wenn er will denken: "Hmh wie meint er das" die Satire droht in eine Anklage umzuschwenken.

Ja, ist das jetzt ne Satire oder nicht?
Irgendwann erinnerte es dann an Bischofswerda?
Ich denke es ist total gelungen, und du hast teilweise so ernst und auch real geschrieben, wie es evtl. bürger der "schill-partei tun würden" (von denen würde es widerrum keiner sagen, daß das eine satire ist)

also das thema ist sehr gut gewählt, und das lesen hat spass gemacht. Aber mit ner satire (real-satire, realität) bin ich mir nicht einig.

einerseits kommst du mit dem literaischen florett daher, deswegen eine satire, andererseits könnte es eine posse sein, genau ein Lustspiel mit satirischem charakter.

Du jetzt hab ich mich hier so verschrieben, daß ich nicht mehr weiss, was er ist, aber Sehr gut finde ich es.

bis dann stefan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hendek

An dieser Geschichte will mir gar nichts gefallen, abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass sie als Basis für Diskussionen dienen könnte.

Der Text selbst ist langweilig, was nicht zuletzt daran liegt, dass es keine Personen gibt. Ist in dieser Geschichte ein Name, eine Person aus Fleisch und Blut mit Eigenschaften? Ich kann mich nicht erinnern.

Der Schluss selbst ist unmotiviert und ergibt keinen Sinn.

Der Inhalt an sich beschränkt sich auf die Wiedergabe längst bekannter Positionen, die zudem noch sehr oberflächlich behandelt und überhaupt nicht reflektiert werden. Ich nenne nur zwei Beispiele:

1. Die sprachliche Barriere.
Natürlich ist die unterschiedliche Sprache ein Hindernis. Wenn gefordert wird, dass Ausländer Deutsch lernen, hat dies aber nicht nur mit Überheblichkeit zu tun, sondern es gibt handfeste Gründe. Nicht nur die bekannte Tatsache, dass Kinder von Ausländern in der Schule benachteiligt sind. Ich selbst fühle mich ausgegrenzt, wenn ich mit einer Gruppe von Ausländern zusammenstehe und diese minutenlang in ihrer Muttersprache reden. Das ist ein Problem für viele Deutsche.
(Übrigens wohne ich in einem internationalen Studentenwohnheim und komme mit verschiedenen Nationalitäten zusammen.)

2. Auch das Misstrauen von Deutschen gegenüber dem Islam hat Gründe. Viele davon sind Voruteile, welche auf der Vorstellung vom Islam als Religion des Terrors beruhen. Aber viele wollen mehr über den Islam wissen.

Aber auf all diese Möglichkeiten gehst du nicht ein. Du verbleibst an der Oberfläche, deutest allenfalls Klischees an wie den Schweinebraten und die Arroganz des Deutschen gegenüber dem Anderen, der im Grunde genommen viel zu doof ist, um die Sprache der Dichter und Denker jemals richtig zu erlernen.

So bietet auch deine Satire keinen konstruktiven Ansatz. Menschen, die Ausländer und ihre Religion pauschal veruteilen, wirst du mit dieser Satire nicht erreichen. Die anderen (und das dürften bei denen, die solche Texte lesen, die Mehrheit sein) machen sich viel differenziertere Betrachtungen.

Nicht unerheblich zu meinem Missfallen hat auch das Gefühl beigetragen, in jeder Zeile stecke auch ein gehöriges Maß an Frustration.

Mit kritischen Grüßen

Stefan

 

Zwei vollkommen im Kausalverlauf von einander abweichende Kommentare, die sich im Verhältnis zueinander in ihrer Gegensätzlichkeit behaupten. Genau so, wie ich es mir insgeheim erhofft habe...


Hallo Archetyp,

es ist in erster Linie natürlich erfreulich zu sehen, dass die Geschichte gefallen hat, doch mehr entsprach deine literarische Einordnung zu meiner Zufriedenheit.
Vor allem aber die Erkenntnis über die potentielle Wahrnehmung der reelen Sprache hat mich zutiefst entzückt.

Danke fürs Lesen!


Hallo Quasimodo666,

dir unterstelle ich mal ganz salopp ein oberflächliches und unaufmerksames Lesen der Geschichte. Nicht deswegen, weil du an der Geschichte keinen Gefallen findest, sondern deshalb, weil du an minder erheblichen bis vollkommen unerheblichen Passagen festhälst.

Nehmen wir mal die von dir erwähnte sprachliche Barriere. Die beigefügte Anmerkung hat rein gar nichts mit der Geschichte gemein oder gar in sonstiger Art und Weise mit ihr zu tun.
In dieser Hinsicht befindest du dich auf sehr steilen Abwegen...

Ebensowenig ist es meine Absicht gewesen, den geneigten Lesern den "Islam als Weltreligion" näherzubringen und neue Erkenntnisse einzuschleusen. Ich hätte genausogut eine Synagoge oder einen Tempel bauen lassen können. Der Verlauf und Kontext wäre jedoch gleich geblieben.
Außerdem stünde diese Geschichte für die von dir angestrebten Denkanstöße in der falschen Rubrik. In dieser Hinsicht hätte ich mich der potentiellen Kategorien "Philosophisches" oder "Gesellschaft" bedient.

Zudem sei gesagt, dass ich nie behauptet habe, es treten in dieser Geschichte Deutsche auf. ;)

Bestimmte Kritikpunkte von dir, auf die ich direkt eingehen möchte:

Ist in dieser Geschichte ein Name, eine Person aus Fleisch und Blut mit Eigenschaften? Ich kann mich nicht erinnern.
Da gibt es sogar viele Personen; erst einmal der Erzähler, die Gastarbeiter, die Bürger zur Hansestadt, eine Delegation, ein Islamwissenschaftler, ein Nahost-Experte...
Der Schluss selbst ist unmotiviert und ergibt keinen Sinn.
Wenn man etwas genauer liest, so den Anfang und das Ende, dann ergibt er durchaus einen Sinn...
Nicht unerheblich zu meinem Missfallen hat auch das Gefühl beigetragen, in jeder Zeile stecke auch ein gehöriges Maß an Frustration.
Nun, wenn du so zu interpretieren vermagst... Ansichtssache.

Nun, wie gesagt, ich bekräftige jetzt einfach mal, dass du lediglich mit simplen Gedanken durch den Text gewandert bist und die eine oder andere Stelle überlesen hast. Vor allem bezüglich der Sprache...

Eigentlich bin ich dir, Quasimodo666, ziemlich dankbar für diesen Beitrag. Genau die Art von Kritik ist nämlich die, die mich ruhigen Gewissens davon ausgehen lässt, dass der Text in erheblichem Maße seiner Intention Genüge getan hat.


Gruß, Hendek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Hendek

Eigentlich bin ich dir, Quasimodo666, ziemlich dankbar für diesen Beitrag.
Wenigstens etwas. Wie du vielleicht bemerkt hast, habe ich einen Kritikstil entwickelt, der möglichst viele Dinge bemängelt. Meiner Erfahrung nach hilft dies dem Autor am meisten, wenn er seine Geschichte verbessern will.

Einige meiner Punkte, auf die du eingegangen bist, möchte ich näher erläutern.

"Ist in dieser Geschichte eine Person aus Fleisch und Blut?"
Da gibt es sogar viele Personen; erst einmal der Erzähler, die Gastarbeiter, die Bürger zur Hansestadt, eine Delegation, ein Islamwissenschaftler, ein Nahost-Experte...
Die Gastarbeiter ...
Die Delegation ...
Die Bürger zur Hansestadt ...

Okay, das weiß ich auch - aber ich will lebende Menschen mit persönlichen Eigenschaften, mit Aussehen und Charakter; Leute, die ich mir vorstellen kann.
Wer ist denn dein Erzähler, wie sieht er aus, wie heißt er, wie fühlt er sich, was macht er, isst er Sauerkraut, betet er heimlich zu Allah, ist er vielleicht Fan von Bayern München?

Wir waren ein friedfertiges und ruhiges Städtchen, gelegen in der Nähe eines malerischen Sees. Besonders geschätzt wurden wir für unsere angenehme, ruhige Atmosphäre und vor allem für unsere Gastfreundschaft.
Es gibt in deinem Dorf gastfreundliche und weniger gastfreundliche Menschen, aber wen hast du ausgewählt, wer erzählt deine Geschichte, welche Position bezieht er?
"Dein Schluss ergibt keinen Sinn."
Wenn man etwas genauer liest, so den Anfang und das Ende, dann ergibt er durchaus einen Sinn...
Machen wir es kurz: Ich habe deinen Schluss nicht verstanden. Du könntest ihn mir erklären, aber das würde auch nichts mehr daran ändern.

Für mich scheitert die Satire daran, dass sie nicht unterhaltend ist, eher im Gegenteil. Wenn ich Satire lese, will ich auch lachen können.

mfg

Stefan

 

Morgen Quasimodo666!

Wie du vielleicht bemerkt hast, habe ich einen Kritikstil entwickelt, der möglichst viele Dinge bemängelt.
Nur musst du dir darüber im klaren sein, dass nicht jeder von dir bemängelte Kritikpunkt auch mangelhaft sein muss...

Meiner Erfahrung nach hilft dies dem Autor am meisten, wenn er seine Geschichte verbessern will.
Nehme ich äußerst dankbar zur Kenntnis...

[...] aber ich will lebende Menschen mit persönlichen Eigenschaften, mit Aussehen und Charakter; Leute, die ich mir vorstellen kann.
Alles, was du von den "Leuten" wissen musst, geht aus ihrer Haltung und ihrem Benehmen in der Geschichte hervor.
Weitere deskriptive Merkmale einzelner Personen oder des Erzählers sind hier schlichtweg unnötig, da sich die Geschichte nicht speziell um die Personen dreht.
In dem Fall kann man in dieser Hinsicht deshalb von keinem Informationsdefizit sprechen.

Wer ist denn dein Erzähler, wie sieht er aus, wie heißt er, wie fühlt er sich, was macht er [...]
Langsam wird´s aber albern, Quasimodo666. Du kannst mir doch nicht weismachen wollen, dass du permament nur Geschichten vorfindest, die für das Verständnis eine tabellarische Aufzählung der Eigenschaften des Erzählers erfordern.
Was für eine Stellung er bezieht, geht ebenfalls aus dem Text, sprich: aus seiner Erzählweise hervor.

Wenn ich Satire lese, will ich auch lachen können.
Tja, dann haben wir beide wohl eine unterschiedliche Auffassung von Satire. Schmunzeln hätte ich dir ja noch abgenommen, aber unbedingt lachen...
Viele verwechseln Satire anscheinend immer noch mit Humor...


Quasimodo666, ich schätze in der Tat eifrige und emsige Kritiker, vor allem jene, die immer etwas zu bemängeln finden; aber eine (einzige) von Mißfallen bzw. Mißgunst zeugende Kritik allein begründet für mich keine grundlegende Veränderungen in Struktur und Inhalt einer Geschichte. Vor allem Anmerkungen wie

Du könntest ihn mir erklären, aber das würde auch nichts mehr daran ändern.
lassen mich gewissenhaft auf meinem Standpunkt beharren.

Weiterhin behaupte ich einfach mal, dass du die Geschichte nicht verstanden hast und auch nicht verstehen willst, zumal du trotz einiger Bemühungen meinerseits widerspenstig reagierst.

Vielleicht mögen die nächsten Zeilen jetzt ebenfalls arrogant klingen, aber ich habe mir was dabei gedacht, als ich diese Geschichte zu Papier gebracht habe. Ebenso war es mir ein Bedürfnis, dass die Leser sich dabei auch etwas denken bzw. zumindest das Geschriebene aufmerksam mitverfolgen und die einzelnen Haltungen der Bürger dementsprechend einordnen und zuweisen. Dies ist bei dir (leider) nicht geglückt; dennoch möchte ich von keinem Fehlschlag sprechen, schließlich macht eine Mißverständnis bekundende Meinung allein keine untaugliche Geschichte aus.
Mal ein abstrakteres Beispiel: wenn man in der Schule eine Lektüre liest, einige die Lektüre aber nicht verstehen, da sie eben mit dem Kontext, geschweige denn mit dem Thema nichts anfangen können, hat der jeweilige Autor ja auch nicht unbedingt etwas falsch gemacht. Oder wenn ein paar Schüler sich mehr beschreibende Beispiele gewünscht hätten, muss die Lektüre trotzdem nicht unverständlich sein.

Bevor wir hier aber abschweifen; ich nehme bei meinen Geschichten stets billigend in Kauf, keine große Interessensgruppe anzusprechen. Meine ausgewählten Themen sind in der Regel spezifisch festgelegt und ergo ständiger Verständnissperre ausgesetzt.


Gruß, Hendek

 

Hallo Hendek,

nun denn, so unternehme ich einen zweiten Versuch, dir eine Kritik zu schreiben, nachdem der erste Versuch an meinen mangelnden technischen Fähigkeiten auf das richtige Kästchen zu klicken, gnadenlos scheiterte.
Sollte wohl nicht sein.
Ich hasse es, etwas nochmal machen zu müssen und habe daher zwei Tage verstreichen lassen, bevor ich mich erneut dran mache.
Die Zwischenzeit habe ich allerdings ganz sinnvoll genutzt und im Internet zum Stichwort "Realsatire" gesucht, denn, um nun damit gleich zu beginnen: ich halte deinen Text für eine sog. Realsatire, was nichts anderes bedeutet, als dass du letztendlich die Realität darstellst und unter einem gewissen Punkt beleuchtest.

Realität ist, dass es durchaus in Deutschland Strömungen gibt, Ausländern in fast hofierender Weise entgegen zu kommen.
Jedenfalls versteh ich deine Geschichte so, dass du diese Entwicklung aufs Korn nimmst, womit es sich dann um die überwiegende Darstellung von Realtitäten handelt und somit um eine Realsatire, wobei ich unterstelle, dass dir dieses Verhalten der Deutschen so eigenartig und befremdlich vorkommt, dass es Anlaß zu einer mißbilligenden Kritik gibt.
Unter diesem Aspekt betrachtet, ist dir eine echte Gradwanderung in der Darstellung zwischen Ausländerfreundlichkeit und -feindlichkeit gelungen. Du bist sauber auf diesem Strich, der das eine von dem andren trennt gegangen.

An manchen Stellen, z.B. am Schluß, gerät deine Realsatire zur Satire, denn da überzeichnest du den Sachverhalt, entfernst dich von der Realität. Belehre mich eines anderen, falls ich da irren sollte.

Genau hier möchte ich mit meiner eigentlichen Kritik ansetzen. Deine Intention, das Verhalten der Deutschen zu kritisieren, hätte noch verzerrter sein können, du weichst fast nie von der Realität ab, wenn auch sie ja bereits geeignet ist, satirisch zu sein, sondern bleibst sachlich dabei.
Dein Text hätte unter Umständen noch mehr gewinnen können, wenn du deine Kritik noch bissiger angebracht hättest.
Vielleicht, um Quasimodos Wunsch nach Lebendigkeit zu unterstreichen sogar mit mehr direkter Rede. Ich könnte mir vorstellen, dass unter Umständen eine Unterhaltung unter Deutschen, was sie bereits alles an Verrenkungen getan haben, um IHRE Ausländer zu integrieren, ihnen hilfreich zu sein eine gehörige Portion Bissigkeit in deinen Text zusätzlich hineingebracht hätte.
Ich hätte vielleicht von dem Trend geschrieben, wie sich die Deutschen untereinander , weils grad mal très chic ist, in ihrem Werben um die Ausländer geradezu in Wettbewerben überbieten, jeder damit auftrumpft die meiste Anzahl an ausländischen Freunden zu haben und so weiter.

Auch hier wäre noch ein großes Arsenal an fein pointierter satirischer Verhaltensweise zu finden und darzustellen, quasi in Fortsetzung bzw. Erweiterung deiner Realsatire.
Ganz grundsätzlich hat mir dein Text gefallen, eine typische Hendek-Satire, weil sie das Thema Ausländer und Deutsche behandelt und weil sie in einer amtlichen Sprache abgehalten ist, die schwerfällig wirkt, aber just zum Thema paßt und das Beamtentum im Deutschen hervorholt.
Übrigens bin ich mit Archtyp der Meinung, dass der Passus wo du über die Sprachschwierigkeiten schreibst, etwas gestrafft werden könnte. Hier hältst du dich ein wenig zu langatmig auf.
Die Zeit, die ich im Internet nutzte, um mich nach Realsatiren umzuschauen hat mich zum Abschluß meiner Kritik für dich noch folgenden Satz von Gerhard Polt finden lassen,der es mal wieder fein säuberlich auf den Punkt bringt:

"Genau genommen sinds ja alles Ausländer. Nur der Deutsche nicht, und sogar da gibt es Grenzfälle."
;)

@ Quasimodo:
Du kritisierst, dass diese Satire, weshalb du ihr wohl die Eigenschaft Satire absprichst, dich nicht zum Lachen gebracht und unterhalten hat.
Diesem Anspruch muß eine Satire nicht genügen, auch wenn ich dir insoweit zustimme, dass die Satiren , über die man lachen kann, angenehmer sind als die ernsten bitterbösen.

Für dich hab ich auch einen Spruch gefunden ;)

"Die Satire bessert selten. Darum sei sie nicht bloß lächelnd, sondern bitter, um die Toren, die sie nicht bessern kann, wenigstens zu bestrafen. "
(Jean Paul)

;)

Gruß an euch beide
Lakita

 

Hallo lakita,

danke für die überaus ausführliche Kritik!

"Das Entgegenkommen auf hofierende Weise" ist von dir schon treffend formuliert worden, dennoch bildet es nur einen Teilaspekt - wenn auch einen ziemlich erheblichen. Erfreulich, dass zumindest dieser Teil den Lesern durchzudringen in der Lage ist.
Weniger erfreulich ist allerdings, dass komplementär dazu das eigentliche Verhalten der Gastgeber nicht gedeutet werden konnte. Mir scheint, der Absatz mit der Sprache - wobei du diesbezüglich den Kürzungsvorschlag im Nachhinein inoffiziell widerrufen hast - ist in der Tat nicht ausreichend genug gewesen, die wahre Intention zu vermitteln.
Ich werde in dieser Hinsicht innerhalb einer Überarbeitung versuchen, das Verhaltensmuster der Gastgeber um einige Beispiele zu erweitern.
Angesichts dessen widerstrebt mir lediglich das Einfügen von direkter Rede, da ich in der Regel derlei sprachliche Mittel so gut es geht zu vermeiden versuche :shy:. Aber mal sehen, was sich noch so an Ideen und Möglichkeiten ergibt...

"Genau genommen sinds ja alles Ausländer. Nur der Deutsche nicht, und sogar da gibt es Grenzfälle."
:lol: Danke für diese äußerst geistreiche Anregung! :lol:
Aber ehrlich, gefällt mir... je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr...


Gruß, Hendek

 
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Hi Hendek

Angesichts dessen widerstrebt mir lediglich das Einfügen von direkter Rede, da ich in der Regel derlei sprachliche Mittel so gut es geht zu vermeiden versuche . Aber mal sehen, was sich noch so an Ideen und Möglichkeiten ergibt...
Du schockierst mich. :confused: Man kann doch nicht ohne Dialog schreiben. Erst durch Dialog werden die Figuren lebendig, das wissen schon kleine Kinder. Der Dialog charakterisiert Menschen und treibt die Handlung voran, enthält Witz und Schwung - gerade sein Fehlen macht deine Geschichte schwerfällig.
Beamtensprache schön und gut, aber auf Dauer wird das langweilig.

Hat Goethe seinen Faust ohne Dialog geschrieben? Dostojewski "Verbrechen und Strafe"? Kishon seine Satiren? Nein, ich behaupte, ohne Dialog hätte unsere Kultur nie das derzeitige Niveau erreichen können - und nun frage ich mich: Warum schließt du dich aus?:sad:


Stefan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Quasimodo666,

es geht nicht darum, ständig die Beamtensprache raushängen zu lassen. Manche Arten von Geschichten erfordern einfach keine wörtliche Rede in des Verfassers Augen... :shy:
Ausserdem gibt es noch etliche weitere Methoden, Figuren in einer Geschichte zu charakterisieren.;)
Aber mal sehen, was sich so ergibt...

Hat Goethe seinen Faust ohne Dialog geschrieben? Dostojewski "Verbrechen und Strafe"? Kishon seine Satiren?
Was denn, werden wir schon mit Gottes Weltwunderliteraten unter einen Hut gesteckt? :eek:

Warum schließt du dich aus?:sad:
Nicht doch, bevor du dich in Trauer stürzt, beiße ich lieber selbst in den sauren Apfel... :sconf:


Hendek

 

Hallo Hendek,

mit etwas mehr zeitlichem Abstand habe ich jetzt deine Geschichte nochmals gelesen und finde, dass ich meiner damaligen Kritik noch einiges dazufügen muß, was ich damals nicht so deutlich gesehen habe.Meine damalige Kritik hat nach wie vor Bestand.

Zunächst möchte ich jedoch eine Korrektur anfügen: mein damaliger Eindruck, du habest dich zu lange bei dem Abschnitt aufgehalten, der sich mit der Sprache der Ausländer beschäftigt, ist nicht richtig. Es ist keinen Deut zu langatmig geschildert.
Dies allerdings ist deswegen meine korrigierte Einschätzung, weil ich heute in deiner Geschichte nicht mehr primär erkenne, dass du diese Strömung der sich anbiedernden Deutschen auf's Korn genommen hast, was du unstreitig gemacht hast, sondern mir drängt sich in den Vordergrund eine schlichte Darstellung all der vorhandenen Arten von Ausländerfeindlichkeit, ausgenommen derjenigen, die pure Gewalt ausüben.

Du beschreibst das, was an unterschwelliger Ausländerfeindlichkeit hier gelebt wird.
Das seh ich heute in deiner Geschichte deutlicher denn je.
Du schilderst die Ignoranz, zwar zu erkennen, dass der andere anders ist, andere Gewohnheiten hat, aber dennoch wird er dadurch zum Tier in einem Zoo geformt.
Deine Protagonisten erwarten Anpassung. Fremd dürfen die Gastarbeiter sein, allein das Wort, das du hier verwendest spricht ja schon Bände! Ein Gastarbeiter ist ein Arbeiter, der zu Gast ist, ein Gast geht wieder!
Fremd dürfen sie sein die Gastarbeiter, aber nur damit man sich abgrenzen kann von ihnen und wenn es den Protagonisten nicht behagt, dann sollen diese Gastarbeiter ihre Fremdheit in ihren eigenen vier Wänden (Gastwänden) ausleben oder,man ist da ja ach so wahnsinnig tolerant, auch mal in ihren eigenen kleinen Etablissements wie den Teestuben.
Aber übermütig sollen sie nicht werden, diese Gastarbeiter, denn wenn man dem Affen zwei Bananen durchs Gitter schiebt, dann soll er auf jeden Fall nicht ausverschämt werden und nach der dritten greifen.
Verzeih meinen Zynismus, ich kann im Moment nicht anders, als es so darstellen.
Dann deine Darstellung deiner Protagonisten, die mit aller Herrgottsgeduld (ist er wirklich geduldig?) das Kauderwelsch der Gastarbeiter erträgt, auf jeden Fall Kränkungen vermeiden möchte, von oben herab großzügig sein können, was für ein erhebendes und erhabenes Gefühl.
Da schaust du uns Deutschen verdammt genau in unsere Gemüter.
Wir sind ja so bewundernswert duldsam mit den Gastarbeitern.
Wieso schleicht sich bloß beim Lesen deiner Schilderung ein kleiner Film in meinen Kopf, in dem ich sehe, wie sich jemand mit großer Hingabe und Geduld um ein behindertes Kind bemüht? Genau das läuft hier ab, diese Andersartigkeit des Fremden wird genutzt, mißbraucht, um sich groß und überlegen und so überaus christlich zu fühlen.
Was wären wir Deutschen wohl ohne unsere Ausländer? Wahrscheinlich mickrige Pimpfe, die kein Selbstbewußtsein haben.
Aber so, so ist es doch geradezu ideal.
Ausgrenzung ummantelt mit dem Glorienschein der Gastfreundlichkeit, der vorgeblichen Groß- und Gutmütigkeit.
Gastarbeiter in einer extra für sie geschaffenen Schulklasse, wie perfide du das Argumentationsspiel darstellst, aus diesem Akt der Ausländerfeindlichkeit eine Wohltat für den Fremden zu formulieren.
Bitterböse geschrieben, nicht vordergründig so leicht zugänglich, immerhin hab ich einen zweiten Anlauf dazu gebraucht.
Du schaffst es, dass man sich an seiner eigenen Ausländerfreundlichkeit plötzlich verschluckt!

Dann der Wunsch, diese Moschee zu bauen, da wirst du auf einmal deutlich, wechselst die Perspektive.
Deine Protagonisten werden offen abwehrend. Hier stellst du die zweite Kategorie von Ausländerfeindlichkeit dar. Nein, man schlägt nicht mit Baseballschlägern drein. Man bemüht hochherrschaftlich die Bürokratie, wozu ich auch die Judikative zähle. Man scheitert beim Verfassungsgericht, aber allein schon die Tatsache, dass man es bis dahin treibt, besagt viel mehr als nur das Wort: Verfassungsgericht.
Grundfesten werden schwankend gesehen.Es wird so lange begründet, bis es nur noch schiefe Ebenen gibt. Der prophetische Ausländerfeind wird von dir dargestellt.
Genauso perfide wie der ja ach so gutmütige, gutwillige.
Argumente werden zusammengeschoben, aufgehäuft und jeder, der mitmachen will, kann sich aus dem Haufen die legalen Argumente entnehmen, und sie vorbringen.
Zirkelschlüsse werden mit Sachverständigen (deinem Nahost-Experten) belegt. Man bleibt auf der sachlichen Ebene, man wird nicht wütend, eher nur ungehalten. Eine andere Form der eiskalten Überheblichkeit. Man argumentiert Worthülsen und zeigt damit seinem Gegenüber was er einem bedeutet: nichts! Religionsfreiheit für Nichtgläubige, das Grundgesetz ist in deutscher Sprache geschrieben, deswegen kann es auch nur für Deutsche Anwendung finden. Du beschreibst sehr sachlich diese eintretende Enttäuschung der Protagonisten, nachdem sie den Prozeß verlieren.

Dazwischen die Presse, die noch immer ihre Fahne in den "richtigen" Wind des Profits zu hängen wußte.

Und zum Schluß kommt die merkwürdigste und undurchsichtigste Gruppe von Protagonisten in deiner Geschichte vor: die ,die in die Moschee eindringen. Sich breit machen mit ihrem deutschen Dasein und du läßt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass dies die Hartgesottensten sind. Es sind die, die bereits eine Form von Gewalt ausüben. Es sind die, die zum Gegenschlag ausgeholt haben, indem sie sich ergeben.
Vordergründig und vorgeblich ergeben und durch ihre körperliche Anwesenheit ihre Macht demonstrieren, provozieren, wie Stiere, die Hufe scharrend Staub aufwirbeln und ihr Terrain damit anzeigen.
Ihr habt eine Moschee, aber WIR nehmen sie uns.

Vielleicht sollte ich öfter mal Geschichten nach einiger Zeit ein zweites Mal lesen. :D

Lieben Gruß
Elvira

 

Du beschreibst das, was an unterschwelliger Ausländerfeindlichkeit hier gelebt wird.
Ausgrenzung ummantelt mit dem Glorienschein der Gastfreundlichkeit, der vorgeblichen Groß- und Gutmütigkeit.

Heureka! :bounce:


Hallo lakita,

danke, dass du dich noch einmal ausführlich mit dem Text beschäftigt und eine zweite ellenlange Kritik dazu hast folgen lassen!
Ja, deine komplementäre Antwort trifft es auf den Punkt, ich habe dem nichts hinzuzufügen. Ehrlich gesagt bin ich auch sehr erleichtert darüber, denn ich wüsste beim besten Willen nicht, wie ich hätte das wahre Verhalten der Bürger näher erläutern können, ohne den Text dabei zu "verschlimmbessern". Aber das ist jetzt ja zum Glück nicht mehr nötig, zumindest nicht im Verständnisbereich.

Hm, nach deiner ersten Antwort war ich in der Tat schon über die Darstellungsform der Geschichte etwas besorgt, zumal sogar du sie lediglich in die deutsche Richtung hin zu interpretieren vermochtest... ;)


Gruß, Hendek

 

Hi, Hendek

Der erste Satz ist mir gerade ins Auge gesprungen.

Wir waren ein friedfertiges und ruhiges Städtchen, gelegen in der Nähe eines malerischen Sees.
Jetzt quält mich die Frage, ob man "WIR waren ein Städtchen" sagen darf. "Wir waren ein ruhiges Volk", das hört sich okay an ...

 

Klar darf man das sagen.

Wir waren ein friedliches Städtchen im Sinne von, wir waren friedelich, im Sinne von es war so friedlich. so und nun nehmen wir uns den 2. Satz vor.
"wir wurden für eine Atmosphäre geschätzt?"
Also Hendek...ehrlich, kann man für eine Atmosphäre geschätzt werden?? Ich gehe mal zum dritten Satz. Nein, ich gehe nur zum Simikolon. "Jeder verstand sich mit dem anderen"
Das geht aber an der Realität vorbei. Es müssen Reibungen stattfinden, sonst kann man sich nicht entwickeln, finde ich. Also völlig unlogisch Hendek. Bis jetzt alles Mist. Nee, jetzt lese ich nicht mehr weiter. Ich glaube ich sollte gar nichts mehr lesen;)

Liebe grüsse Stefan

 

Hm, also ... wenn man diese ersten Sätze liest und den Forumtitel in Kontext stellt, dann kann man schon für eine Atmosphäre geschätzt werden und jeder versteht den anderen und alles war Friede, Freude, Eierkuchen ...

Und natürlich gibt es dialogfreie Geschichten - und zwar sehr gute.

Und der Erzähler erzählt ja in der Vergangenheit, da wird ja meistens glorifiziert ... bezüglich Friede, Freude, Eierkuchen.

Ach so, eh ich es vergesse: Hendek ... wat is nu mit dem Essen? Das gibts doch nicht, Du ignorierst mich ... es gibt auch bestimmt keinen Schweinebraten. :D

Heiko

 

Hi Jungs,

das ist eine Satire!!!!
Wenn also die Einwohner des friedlichen Städtchens sich so in dieser hintenrum umständlichen Weise über ihr ach so gutes Verhältnis miteinander und untereinander ausdrücken, so empfinde ich grad diese Sätze als zusätzliches Stilelement der Satire.
Wehe euch Ignoranten....:D

Satirlakita

 

Hi, Archetyp

Vielen Dank für deine Versuche mich zu parodieren. Obwohl du das nicht gut kannst. Du bist gut im Trösten. Nimm's positiv, das sind menschliche Qualitäten.

Sachliche Textarbeit ist nicht dein Metier. Du hast in deinem Leben zu viel von den guten Joints geraucht, das macht dich zufrieden, aber auch konfliktscheu; du kannst alle loben, aber dich selbst nicht mehr der Realität stellen.

Meine Frage nach dem Städtchen war ernst gemeint - vielleicht ist es ein Fehler und man sollte ihn beseitigen. Manche Leute würden sagen: Der will Autor sein und kann nicht einmal richtig schreiben; was will der von uns Deutschen?

Und wo wir gerade beim Thema sind. Meine Rechtschreibung war schon in der 5.Klasse besser als deine, alleine daran scheitert jede Annäherung.

Ansonsten würde ich zustimmen deinen Beitrag und meine Antwort darauf zu löschen.

 

Hallo Quasimodo666!

Jetzt quält mich die Frage, ob man "WIR waren ein Städtchen" sagen darf.
:hmm:...:hmm:...:hmm:...
In der Tat sind deine Zweifel bezüglich dieser Satzkonstellation auf Anhieb vielleicht gar nicht mal so unberechtigt, doch wenn man den Kontext miteinbezieht :hmm:...
Nichtsdestotrotz, Archetyp, Morphin und lakita sind ja der Meinung, dass diese Formulierung durchaus im Bereich des Vertretbaren liegt; und da drei Stimmen zusammen in der Regel lauter sind als eine allein...
Nun, ich denke, den Satz werde ich vorerst so belassen, trotzdem danke für den Hinweis! ;)

Apropos, weisst du jetzt eigentlich inzwischen, warum ich dir für deine erste Kritik dankbar gewesen bin? :shy:


Ach ja, @Archetyp:

Es müssen Reibungen stattfinden, sonst kann man sich nicht entwickeln, finde ich.
:rotfl:

 

Wir waren ein friedfertiges und ruhiges Städtchen ...

Da bin ich nicht nur der Meinung, sondern es ist sogar eine sehr häufig benutzte Formulierung. Der Ich-Erzähler abstrahiert sich und seine Miteinwohner und setzt sie dem Städtchen gleich. Wir sind die Demokratie! Wir sind der Staat. In diesem Satz liegt noch nicht mal der Hauch eines Fragezeichens.

Apropos Moschee ... in Pforzheim ham sie auch vor 10 Jahren eine gebaut und zur Einweihung ham sie ein Dutzend Hundertschaften rangefahren, weil sie Angst hatten vor den Nazis. Und was war? Kein einziger Nazi anwesend, lauter Familien und es gab Rindswürste und Musik und Döner und jede Menge Salate und anatolische Volkstänze und es ging bis nach Mitternacht und die Bullen ham Tee gekriegt. Das war ne richtige Familienfeier. Ich kann mich gut erinnern. So ne schöne Party hab ich schon lang nicht mehr erlebt. Und drin konnte man - schuhlos, versteht sich - plaudern und zuhören und Bücher schauen usw. usw. ...

Das hat mir gefallen.

Heiko

 

Hi,

also in meinen Augen ist das eine Satire, ich gehe sogar soweit, zu behaupten, es sei keine Real- sondern eine "echte" Satire.
Die Formulierungen, die hier so ausführlich auseinander genommen wurden, halte ich für legitim.
Quasimodo, deine Argumente, man müsse über den Erzähler und sämtliche andere Personen im Text mehr wissen ist schicht und ergreifend albern.
Ich finde, die "Mentalität", die Einstellung der Leute kommt aus dem Text hervor und bedarf keiner weiteren Erläutungen.
Was ich allerdings zu bemängeln habe, Hendek, ist die Tatsache, dass du dich an manchen Stellen sehr lange aufhältst, während du an anderen, wie ich finde wichtigeren Stellen mit Ausführlichkeit sparst.
Besonders am Ende hätte ich mir eine "Vorbereitung" gewünscht. Das Ende kam sehr plötzlich und wirkte fast konstruiert. Vielleicht kannst du den Leser schon etwas früher auf das Geschehen am Ende vorbereiten.
Auch fehlt es mir am Ende an Spannung. Du deutest an, dass das letzte Wort in der Moscheesache noch nicht gesprochen ist. Warum reizt du den Leser nicht etwas mehr? So dass er z.B. glaubt, es wird irgendwas Wichtiges passieren beim "Eröffnungsgebet"? Gerade das Ende gäbe ein prima Vorlage, den Leser (vorher) auf falsche Fährte zu locken.
Auch bin ich der Meinung, dass die Doppelmoral der Bürger deutlicher heraus kristialisiert werden könnte.
Alles in allem eine nette Satire, die ich zwar nicht wirklich zu deinen besten zählen kann, die aber durchaus (aufgrund der übertriebenen Bedienung an den üblichen Klischees) genügend satirische Elemente enthält.

so long, Pandora

 

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