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Nachtschicht

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28.12.2009
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Nachtschicht

Warmer Wind weht durch das Fenster. Die Straßen sind dunkel und verlassen. Die Lichter des Krankenhauses glühen hinter den Häuserreihen.
Nächstes Mal machs ich mit der Zunge, sagt er und hält meinen Knöchel fest.
Ich schließe die Augen.

Mittags rufe ich D. an.
Wir treffen uns an der alten Schule.
Seine Haare sind länger geworden und er trägt jetzt Stiefel.
Wir küssen uns auf den Mund, und er schmeckt so frisch und sauber wie ein kleiner Junge.
Wir setzen uns auf das Dach der Mensa.
Ich sehe die Baustelle; weiß glänzender Beton, Brachen, Metallgerüste.
Alles wird neu.
Ich habe die Schule gehasst, alles daran.
Alles wird neu.
Alles wird gut.
Er packt sein Dope aus.
Ich hab damit aufgehört, sage ich.
Ich hab seit einem Jahr nichts mehr geraucht, sage ich.
Oh, sagt er.
Ich lege ihm die Hand auf die Brust und sage: Leg dich hin.
Du musst das nicht tun, sagt er.
Ich will es aber tun, sage ich.
Oh, sagt er.

Mutter sagt, er habe Kultur. Dieser Mann hat Kultur! Er hat Kultur und auch Geld. Vielleicht viel Geld. Er liest Bücher und weiß, wie man seine Wäsche macht. Er ist selbstständig. Er kennt sich aus. Er ist viel gereist, er war in fremden Ländern, großen Städten. Geschäfte, Business.
Er sagt, ich soll nie etwas unterschreiben, hörst du? Keinen Vertrag, nichts.
Sie legt sich Puder auf und ich kämme ihr Haar. Es reicht ihr bis zu den Ellenbogen. Eines ihrer Augenlider zuckt.
Was ist los, frage ich, aber sie schüttelt den Kopf.
Nichts, sagt sie. Sie sagt: Es ist nichts. Ich hoffe nur, diesmal wird alles gut.
Alles wird gut.
Ich kämme ihr Haar, das so blond ist.
Sie atmet aus. Sie nimmt den Lippenstift. Rot, fragt sie. Oder?
Ich nicke.
Dann Rot, sagt sie. Sie sagt: Wir gehen aus. Endlich keine Nachtschicht mehr.

Nachts höre ich sie. Meine Mutter drückt ihr Gesicht in das Kissen. Er klingt wie immer.

Samstag. Ich mache Wäsche im Keller, sie arbeiten im Garten. Meine Mutter schneidet das Efeu kurz, er mäht den Rasen. Ich sehe sie durch das vergitterte Fenster. Ich höre, wie er sie etwas fragt, eine Handbewegung, Trinken, Gläser.
Die Haustür. Seine Schritte auf der alten Treppe.
Dreh dich um, sagt er. Wir müssen uns beeilen.
Ich beuge mich nach vorne und halte mich an einem Wäschekorb fest. Ich sehe mein Gesicht auf dem verchromten Deckel eines Mülleimers.
Mein Mund steht offen, als wolle ich etwas sagen.
Danach fragt er: Willst du auch etwas trinken? Bier? Orangensaft?

D. fragt: Vermisst du deinen Vater?
Ich sage, ich weiß es nicht.
Ich weiß es nicht.
Nein, ich vermisse ihn nicht.
D. sagt, ich glaube, ich würde meinen Vater vermissen.
Aber warum? Du hasst deinen Vater.
Er sagt: Ich hasse meinen Vater, trotzdem würde ich ihn vermissen.
Ich sage: Ich glaube, ich würde niemanden vermissen.

Mutter steht vor dem Fenster und trinkt Weißwein. Kleine Eiswürfel schwimmen im Glas. Sie hat sich verändert. Ihr Kinn, ihre Schultern. Sie hat auch etwas mit ihren Haaren gemacht. Ihre Haut sieht anders aus, dunkler. Sie trägt zwei große, glitzernde Ohrringe.
Sind die von ihm?, frage ich.
Wir werden ein paar Tage wegfahren, sagt sie. Sie sagt: Ich glaube, ich weiß, was er vorhat.
Wohin fahrt ihr?
Sie sagt: Frag nicht so viel. Es spielt keine Rolle, wohin wir fahren.
Ich glaube, ich vermisse Vater, sage ich.
Sie sagt: Ach ja? Was hat er denn Gutes für uns getan? Du hast keine Ahnung. Du bist noch ein Kind.

Ich trage den neuen Body, den er mir geschenkt hat, den ich nur für ihn tragen darf.
Ich stehe im Badezimmer, ich zittere, es ist kalt.
Er sagt: Wir sind ein paar Tage weg. Ich lasse dir Geld da.
Okay, sage ich.
Komm, sagt er und legt seine Hand auf meinen Hals. Er schiebt mir seinen Zeigefinger in den Mund und sagt: Sie schläft. Sie hatte zu viel Wein.

D. kommt. Die Wohnung ist leer. Wir trinken Bier und rauchen Zigaretten.
Er sagt: Du musst das nicht mit dir machen lassen.
Ich sage: Wir haben uns ein paar Jahre nicht gesehen.
Seine Hände sind immer noch die eines kleinen Jungen, zart und weiß. Er sitzt neben mir wie damals in der Klasse. Er ist sehr intelligent.
Ich sage: Ich würde gerne den Namen von jemandem stehlen und woanders leben.
Ja, sagt er. In einer anderen kleinen Stadt, wo niemand sich für dich interessiert.
Du hast Hände wie ein Mädchen, sage ich.
Oh, sagt er.
Wir bestellen Essen. D. mag Sushi. Es ist mir egal. Ich mache mir nichts aus Essen. Ich zahle mit seinem Geld, er hat es unter mein Kopfkissen gelegt.
D. isst das Sushi mit seinen Kinderhänden. Vielleicht ist er doch dumm, denke ich.
Nach dem Essen schauen wir einen Film, in dem es um Außerirdische geht.
Ich sage: Ich glaube, ich werde in meinem Leben mindestens dreimal heiraten.
Er lacht.
Ich werde jeden Ehemann betrügen. Betrügen ist so einfach.
Ja?, fragt er.
Sehr einfach, sage ich.

Er hat kaum Haare. Seine Brust ist so hell wie Milch und ganz glatt.
Hast du manchmal Angst, fragt er.
Nein, sage ich. Nie.
Ich habe ständig Angst.
Wovor?
Vor allem. Vor der Dunkelheit. Vor dir.

Es ist schon nachts, als ich aufwache. Ich gehe in die Küche und schaue aus dem großen Fenster. Die Krankenhauslichter glühen, als sei das Krankenhaus ein lebendes Wesen, als habe es einen Puls.
Du musst gehen, sage ich.
D. nickt und sucht seine Klamotten.
Ruf mich nicht mehr an. Ich muss zuerst jemand den Namen stehlen.

Meine Mutter kommt einen Tag früher nach Hause. Sie geht in ihr Schlafzimmer, öffnet ihren Schrank und schmeißt alle ihre Kleider auf das Bett.
Nein, sagt sie. Wir müssen das loswerden.
Was ist passiert, frage ich.
Darüber rede ich nicht mit dir.
Ach, sagt sie, als ich schon in der Tür stehe. Ich weiß natürlich, dass du kein Kind mehr bist.

Nachtschichten. Die nächsten Wochen sehe ich sie kaum. Ich sehe nur die glühenden Lichter des Krankenhauses. Ich finde die Ohrringe ganz unten in der Mülltonne. Ich lege sie unter mein Kopfkissen. Ich träume von Außerirdischen, die mich entführen und mich vollkommen umoperieren. Niemand erkennt mich wieder. Nicht meine Mutter. Nicht D. Ich träume, ich werde die nächste Frau meines Vaters. Ich betrüge ihn. Er betrügt mich.

Ich möchte, dass du jemanden kennenlernst, sagt meine Mutter. Es ist sonntags, und sie hat frei. Wir sitzen im Garten und trinken Eistee. Sie trägt den Body, den er mir geschenkt hat, den ich nur für ihn tragen durfte.
Ja, sage ich. Natürlich.
Sie sagt: Manchmal vermisse ich deinen Vater auch.
Sie sagt: Es war nicht alles schlecht.

In der Nacht hole ich die Ohrringe unter dem Kopfkissen hervor und halte sie in den Händen, bis sie ganz warm werden.

 

Moin @jimmysalaryman, ich traue mich mal ran, auch wenn ich einschränken muss, das ich noch nicht alles klar bekomme. Aber vielleicht hilft ja auch so ein Lesereindruck.
Ich genieße immer Deine Schreibweise, weil Du so unglaublich dicht an bzw. schon in Deinen Protagonisten steckst.

Die Lichter des Krankenhauses glühen hinter den Häuserreihen. Die Straßen sind dunkel und verlassen. Ein warmer Wind weht durch das Fenster.
Eine schöne Verortung, Licht, warm, wehen - Klasse Bruch zu dem, was dann kommt.

Nachtschicht, sagt er und hält meinen Knöchel fest.
Nächstes Mal machs ich mit der Zunge, sagt er.
Denn hier schwanke ich zwischen Sex oder Gewalt? Ich bin ja leider eine sehr ungeduldige Leserin und hatte daher beim ersten Durchlauf so meine Probleme. Aber generell finde ich dieses allmählich Aufblättern toll gemacht.

Ich schließe meine Augen.
Wieder für meine Lesart ein guter Bruch - das kann romantisch sein, genießerisch. Aber auch leiden. Wenn meine Lesart halbwegs Deiner Intention entspricht, dann ist es irgendwo beides. Unterordnen, aufgeben, ... Ja, es gibt nicht nur schwarz und weiß ... SO tragisch es bei diesem Thema ist.

Alles wird neu.
Alles wird gut.
Er packt sein Dope aus.
Ich hab damit aufgehört, sage ich.
Ich hab seit einem Jahr nichts mehr geraucht, sage ich.
Hier würde mich Deine Idee hinter der Dopplung (kommt später nochmal) interessieren. Da es sich ja relativ einfach umgehen lassen würde, wird es Absicht sein. Verräts Du Deine Gedanken?

Mutter sagt, er habe Kultur. Dieser Mann hat Kultur! Er hat Kultur und auch Geld.
Da war ich beim ersten lesen am Stutzen. Auf welchen Mann bezieht sie sich. Aber es klärt sich ja dann. Also ist es wohl dieser immerwährende Klassiker -Einsame Frau sucht den richtigen, endlich den richtigen Mann. Für mich eine Stelle, wo ich das Spielen mit Klischees genau richtig finde, denn ich habe sofort eine Idee von der Mutter.

Ich kämme ihr Haar, das so blond ist.
Sie atmet aus. Sie nimmt den Lippenstift. Rot, fragt sie. Oder?
Ich nicke
Ich lese dies als sehr vertrauensvolles Verhältnis der beiden. Mich würde das Alter der Tochter interessieren. Sie ist aus der Schule raus, wird aber zum Teil als Kind behandelt. Dazu aber der Sex. Oder lese ich irgendetwas total falsch?

Dann Rot, sagt sie. Sie sagt: Wir gehen aus. Endlich keine Nachtschicht mehr.
Ja, sage ich. Die Nachtschichten.
warum? Reine Neugierde!

Nachts höre ich sie. Meine Mutter hält sich ein Kissen vor das Gesicht.
Das mit dem Kissen, kann sie nicht sehen, nur vermuten. Würde ich etwas abschwächen.

Meine Mutter schneidet das Efeu
gefühlt: den Efeu.

Dreh dich um, sagt er. Es muss schnell gehen. Wir müssen uns beeilen.
Ich glaube, eines würde reichen, ist ja beides sehr eindeutig und eindringlich.

Mein Mund steht offen, als wolle ich etwas sagen.
Danach fragt er: Willst du auch etwas trinken? Bier? Orangensaft?
Das ist für mich die Szene, die es am Vielschichtigsten macht. Da ist kein lauter Widerspruch, das macht es aber noch lange nicht richtig. Eher Unfähigkeit, Überfordertsein, Unschlüssigkeit. Da ist kein Gefühl, da ist Gleichgültigkeit, benutzen, "Normalität" - Erschreckend, aber unheimlich gut gezeigt.

D. fragt: Vermisst du deinen Vater?
Hier sehe ich als Leserin den Grund für die Frage nicht. Also, klar, kann die auch so aus heiterem Himmel kommen, aber gerade weil Du später sagts, er hast seinen Vater. Wäre das dann überhaupt ein Thema für ihn?

Er sagt: Ich hasse meinen Vater, trotzdem würde ich ihn vermissen.
Ich sage: Ich glaube, ich würde niemanden vermissen.
Seine Sichtweise habe ich noch nicht entschlüsselt ... warum? Aus Familiengefühlen heraus? Wir erfahren aber über D.`s Situation ja auch nichts, war hier nicht Thema.

Sie sagt: Ach ja? Sie sagt: Was hat er denn Gutes für uns getan? Du hast keine Ahnung. Du bist noch ein Kind.
Ich komme wirklich nicht allein drauf. Es klingt zu gespreizt, zu viel des Guten.

Er sagt: Du musst das nicht mit dir machen lassen.
Also hat sie sich ihm anvertraut? Es klingt recht "schwach", also empfindet er es mehr als Ausnutzen? So ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich einen Hinweis falsch lese.

Seine Hände sind immer noch die eines kleinen Jungen, zart und weiß. Er sitzt neben mir wie damals in der Klasse. Er ist sehr intelligent.
Da sind sie wieder die zarten Hände. Beim ersten Mal, als Du sie erwähnt hast, hatte ich schon gedacht, das es eine Erinnerung sein könnte. Vielleicht etwas nachschärfen?
in der Klasse. Er ist sehr intelligent.

D. isst das Sushi mit seinen Kinderhänden. Vielleicht ist er doch dumm, denke ich.
Warum?

Ich sage: Ich glaube, ich werde in meinem Leben mindestens dreimal heiraten.
Interessant! Mal eine andere Reaktion!

Ich habe ständig Angst.
Wovor?
Vor allem. Vor der Dunkelheit. Vor dir.
D. wird da sehr symphatisch, sehr nahbar!

Sie geht in ihr Schlafzimmer, öffnet ihren Schrank und schmeißt alle ihre Kleider auf das Bett.
Nein, sagt sie. Wir müssen das loswerden.
Hier stehe ich wirklich auf dem Schlauch? Warum diese Reaktion?

Darüber rede ich nicht mit dir.
Ach, sagt sie, als ich schon in der Tür stehe. Ich weiß, dass du kein Kind mehr bist.
Hier kommt mir der Verdacht, das die Mutter es weiß, aber so ganz kann ich das nicht glauben.

Ich möchte, dass du jemanden kennenlernst, sagt meine Mutter. Es ist sonntags, und sie hat frei. Wir sitzen im Garten und trinken Eistee. Sie trägt den Body, den er mir geschenkt hat, den ich nur für ihn tragen durfte.
Mh? Hat die Mutter den Body einkassiert? Es spiel ein bisschen Eifersucht der Tochter mit hinein, durchaus denkbar bei einem jungen Mädchen. Aber ich bin unsicher ...

In der Nacht hole ich die Ohrringe unter dem Kopfkissen hervor und halte sie in den Händen, bis sie ganz warm werden.
Das Einzige, was mir als Deutung einfällt wäre, die Tochter ist etwa in den Typen verliebt. Ja, dass würde eine große Vielschichtigkeit der ganzen Situation zeigen, aber ich bin arg unsicher. Es wäre halt ein offenerer Blick auf solche Dinge, ein Einzelfall, aber halt sicherlich auch möglich, nicht richtig, nicht gut, aber auch vorstellbar, oder. Hilf mir bitte etwas auf die Sprünge.
Ich empfinde die Geschichte als sehr nahe, sehr vielschichtig und arg zum denken anregend - also Dankeschön für das Lesevergnügen, auch wenn ich noch etwas mit meinen Ideen hadere.
Liebe Grüße
witch

 

Denn hier schwanke ich zwischen Sex oder Gewalt? Ich bin ja leider eine sehr ungeduldige Leserin und hatte daher beim ersten Durchlauf so meine Probleme. Aber generell finde ich dieses allmählich Aufblättern toll gemacht.

Moin Witch und danke für Zeit und Kommentar.

Ja, ich finde, das schwankende Element eigentlich ganz gut, oder? Wenn man nicht sofort weiß, was Sache ist. Das ist ja auch ein wenig Absicht, es offen zu lassen.

Hier würde mich Deine Idee hinter der Dopplung (kommt später nochmal) interessieren. Da es sich ja relativ einfach umgehen lassen würde, wird es Absicht sein. Verräts Du Deine Gedanken?
Sehr gerne. Unumwunden gebe ich zu, dass ich hier schamlos einen gewissen Sound kopiert habe, und zwar Christine Schutt in "Nightwork". Es war ihr erster Storyband, direkt bei Knopf, also die erste Adresse in den USA, lektoriert von Gordon Lish, sie war damals schon 48 Jahre alt. Sie hat einen ganz seltsamen, harten, aber eleganten Sound, der oft auf Repetition setzt, auf Wiederholung, und das habe ich mir mal zur Brust genommen. Gibt es da einen Zweck für? Ich weiß es nicht so genau. Ich finde, es klingt dramaturgisch an manchen Stellen geschickter, es wirkt forcierender, dynamischer, gehetzter, krasser.

Für mich eine Stelle, wo ich das Spielen mit Klischees genau richtig finde, denn ich habe sofort eine Idee von der Mutter.
In einem so komprimierten Text ist es vielleicht viel Personal, das mag sein. Ich finde es dennoch vertretbar, da ja der Junge gekennzeichnet wird, der andere Mann, der Freund von der Mutter, der bleibt ja im Dunkeln.
Sie ist aus der Schule raus, wird aber zum Teil als Kind behandelt. Dazu aber der Sex. Oder lese ich irgendetwas total falsch?
Ich weiß gar nicht, ob sie als Kind behandelt wird. Die Mutter sagt das, weil ich denke, sie meint das abwertend, aber das muss ja nicht so sein, man muss immer bedenken, die Figuren im Text könnten auch jederzeit lügen.
Das mit dem Kissen, kann sie nicht sehen, nur vermuten. Würde ich etwas abschwächen.
Ich denke, sie wird das hören. Die Mutter hält sich das Kissen vor das Gesicht, um ihr eigenes Stöhnen zu unterdrücken.

Das ist für mich die Szene, die es am Vielschichtigsten macht. Da ist kein lauter Widerspruch, das macht es aber noch lange nicht richtig. Eher Unfähigkeit, Überfordertsein, Unschlüssigkeit. Da ist kein Gefühl, da ist Gleichgültigkeit, benutzen, "Normalität" - Erschreckend, aber unheimlich gut gezeigt.
Ja, ist interessant. Seltsamerweise scheint es immer noch so zu sein, dass man Frauen automantisch eine Art Opferrolle zuspricht, die werden immer vom bösen Mann mißbraucht, aber ich denke, so einfach ist das hier nicht. Es kann auch sein, dass die Tochter die Mutter bestrafen will, weil sie die Familie zerstört hat. Das wird nie gesagt, aber es ist eine Möglichkeit. Junge, attraktive Frauen haben im Grunde eine Menge Macht über Männer, das kommt mir manchmal etwas zu kurz.

Hier sehe ich als Leserin den Grund für die Frage nicht. Also, klar, kann die auch so aus heiterem Himmel kommen, aber gerade weil Du später sagts, er hast seinen Vater. Wäre das dann überhaupt ein Thema für ihn?
Nun, ich denke, sie sind zusammen zur Schule gegangen, wahrscheinlich eine Zeit, wo alles noch in Ordnung war, da finde ich eine solche Frage nicht vollkommen unberechtigt oder unplausibel, wenn der Vater erst kürzlich ausgezogen ist oder etwas in der Richtung.

Also hat sie sich ihm anvertraut? Es klingt recht "schwach", also empfindet er es mehr als Ausnutzen? So ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich einen Hinweis falsch lese.
Es gibt hier keine Hinweise, weil es keine eindeutige Lesart gibt. Es scheint doch so zu sein, dass D. über irgendetwas Bescheid weiß, sie hat sich ihm anvertraut, wie er das findet, wird nicht gesagt, aber man könnte spekulieren, das mit sich machen lassen schon einen gewissen moralischen Impetus besitzt. Ob das so stimmt, ist eine andere Sache. Ich finde immer, man sollte einen Text nicht hermeneutisch lesen, also; Wie ist der wirklich gemeint?, weil oft Texte nicht so funktionieren, die entschlüsseln sich nicht so einfach, sondern sind vielschichtig und komplex, da kann man im Grunde nichts falsch oder richtig lesen. Ich finde auch, man muss nicht immer alles verstehen, um etwas gut finden zu können, ein Text transportiert doch mehr als Sinn, der transportiert Stimmung, Emotion, Nuancen.

Warum?
Das ist einfach eines ihrer originären Gedanken. Sie scheint ja doch recht hochnäsig zu sein, eine gewisse Arroganz zu besitzen, sie schläft zwar mit D., aber ein richtiger Mann scheint er nicht für sie zu sein, sie behält das Heft des Handelns in der Hand, sie macht die Ansagen.

Hier stehe ich wirklich auf dem Schlauch? Warum diese Reaktion?
Wahrscheinlich will sie sich verändern, denkt, dass sie sich verändern muss für den nächsten Mann, weil es mit diesem anscheinend nicht geklappt hat. Vielleicht sollte ich nicht alle schreiben, sondern die meisten.
Hier kommt mir der Verdacht, das die Mutter es weiß, aber so ganz kann ich das nicht glauben.
Ich würde es auch so lesen.
Mh? Hat die Mutter den Body einkassiert? Es spiel ein bisschen Eifersucht der Tochter mit hinein, durchaus denkbar bei einem jungen Mädchen. Aber ich bin unsicher ...
Ich denke, das lese ich als Beweis dafür, dass die Mutter entweder Bescheid wusste oder es im Nachhinein erfahren hat - vielleicht nicht alles, aber einen Teil, und das zeigt sie jetzt. Ich denke, wenn, ist es eher eine Eifersucht der Mutter, oder?
Das Einzige, was mir als Deutung einfällt wäre, die Tochter ist etwa in den Typen verliebt.
Das glaube ich eher nicht. Ich denke, es sind ja Geschenke, Geschenke für etwas, und als Gegenleistung gab es Sex, gab es Körperlichkeit, und ich glaube, ich lese es so, seitdem die Familie zerbrochen ist, sind die beiden Frauen mehr oder weniger Objekte geworden, es scheint keine echte Liebe mehr zu geben, sondern alles ist sexualisiert und zwar in einem marktwirtschaftlichen Sinn, es gibt Schmuck und Reisen und Geschenke dafür, es geht nicht mehr um Liebe oder Zärtlichkeit oder ein gemeinsames Zusammenleben als Familie. Vielleicht ist der Kern der Geschichte ein sehr konservativer.

Ja, danke für deine Gedanken! Ich überlege selbst noch.


Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @jimmysalaryman ,

sehr intensives, vielschichtiges Leseerlebnis. Viel anzumerken, einige Fragen, einige Ausrufungszeichen. Erst einmal: ist für mich irgendwie einer von deinen provokativeren Texten. Er ruft bei mir Kindesmissbrauch auf (was sich nie ganz klärt, weil das Alter der Protagonistin unklar bleibt und auch andere Parameter). Dann ist es ein Text von enormer Dichte, der du für mich in weiten Teilen sehr gerecht wirst. An einigen Stellen und Stellschrauben könnte man nachbessern, denke ich. Den Text quasi in seiner Dichte noch klarer machen. Ein Text auch, den ich insgesamt stark finde und bei dem ich das Gefühl bekomme, du probierst was aus. Jetzt aber ran ...

Nachtschicht

Die Lichter des Krankenhauses glühen hinter den Häuserreihen. Die Straßen sind dunkel und verlassen. Ein warmer Wind weht durch das Fenster.
Nachtschicht, sagt er und hält meinen Knöchel fest.
Nächstes Mal machs ich mit der Zunge, sagt er.
Ich schließe meine Augen.


Ich habe den Text zwei mal gründlich gelesen und erst beim zweiten Durchgang haben die einzelnen Teile so richtig ihren Sinn ergeben.
Hier komme ich auf eine falsche Fährte. Durch die Überschrift und den ersten (ja meist verortenden) Satz, der das Krankenhaus beschreibt, denke ich, wir befinden uns dort. Dabei machst du ja eigentlich alles richtig. Du schreibst ja aus der Perspektive einer Person, die das aus dem Fenster betrachtet und zwischen diesem Fenster und dem Krankenhaus liegen 'Häuserreihen'. Trotzdem würde ich die ersten drei Sätze in genau umgekehrter Reihenfolge bringen. Erst den dritten, dann den zweiten, dann den ersten.

Die zweite 'falsche' Fährte, die du legst, ist die erste Dialogzeile. 'Nachtschicht', sagt er. Ich kann verstehen, dass du das so reduzierst. Das ist ja ein sehr starker Beginn für einen Dialog. Der fasst mega viel zusammen und macht das Motiv klar. Mehr Funktion geht quasi nicht. Der Begriff beginnt zu schillern. Jetzt bezieht er sich nicht mehr auf die Nachtschicht, die Arbeitende in dem Krankenhaus wohl schieben, sondern auf einen nächtlichen (erotischen?) Besuch. Das wird durch die nachfolgenden Sätze zementiert. Das Problem für mich ist, dass du dadurch Verwirrung stiftest. Es ergibt alles Sinn, macht die Sache aber auch unheimlich kompliziert. Ich kann verstehen, dass du nicht schreiben willst 'Sie hat Nachtschicht' – andererseits stellt sich überhaupt die Frage, warum er das sagt, sie weiß es ganz sicher. Dadurch bekommt es auch so etwas Sinnierendes, ein mehr zu sich selbst Sprechen. 'Ach ja, Nachtschicht mal wieder. Da komme ich zum pimpern vorbei'. Gelesen wird es erst mal als ein: 'Wir legen jetzt hier eine (erotische?) Nachtschicht ein'. Nochmal: 'Sie hat Nachtschicht' – würde es klären, aber wäre einfach nur Infodumping. Die Kurzform ist es aber letztlich auch. Das Sinnierende 'Nachtschicht' ist da anders. Vielleicht kann man genau das also stärker machen, um mehr Klarheit zu schaffen. "Ich liebe die Nachtschichten", könnte er sagen. Es ist klar, dass sie hier stumm bleiben muss. Alles andere würde hier nicht zur Story passen. Schwierig, schwierig.
Das beste für mich als Leser wäre natürlich 'Ich liebe es, wenn deine Mutter Nachtschichten schiebt'. Dann ist dieses ganze Problem des Verständnisses für mich nicht mehr existent. Das wäre extrem funktionales Infodump, für mich aber tatsächlich genau deshalb zu rechtfertigen. Gibt es in Filmen natürlich zu Hauf. In Literatur ist man vorsichtiger, weil man sich an Reinheitsgebote des Erzählens halten möchte.
Kurz: Ich würde irgendwie noch mal damit herumspielen. Schauen, ob es sich nicht etwas im Sinne der Lesenden klären lässt.

Mittags rufe ich D. an.
Wir treffen uns an der alten Schule.
Seine Haare sind länger geworden und er trägt jetzt Stiefel.

Alles Hinweise auf das Vergehen von Zeit. Wird aber bis zum Ende nie ganz geklärt. Wir können nicht wissen, dass wirklich Zeit vergangen ist und die Prota nicht einfach ein Nesthäkchen ist. Auch hier wünsche ich mir insgesamt noch einen winzigen Fixpunkt der Klärung.

Wir küssen uns auf den Mund, und er schmeckt so frisch und sauber wie ein kleiner Junge.

Das ist sehr merkwürdig. Wieso weiß sie, wie ein kleiner Junge schmeckt. Hier werden noch mal ganz neue Dimensionen aufgemacht. Für mich auch Pädophilie. Dabei geht es ja vor allem um die Charakterisierung von D. als knabenhaft, was durch die Kinderhände ja extrem stark gemacht wird. Wie in der Story von Carver 'Fat' könntest du auch die Kinderhände noch inflationärer auftreten lassen.

Dann Rot, sagt sie. Sie sagt: Wir gehen aus. Endlich keine Nachtschicht mehr.
Ja, sage ich. Die Nachtschichten.

Die zwei Sätze stiften beim ersten und auch in Teilen des zweiten Lesedurchganges mehr Verwirrung als sonst etwas. Sie haben auch etwas Poetisches, weil so viel offen bleibt. Ich verstehe, dass du ja auch die doppelte Lesart der Nachtschicht (Arbeit, Sexbesuch) haben möchtest und hiermit poetisch aufrufst. Aber ich brauche irgendwie diesen klärenden Anker vorab, der mich das nachvollziehen lässt.

Nachts höre ich sie. Meine Mutter hält sich ein Kissen vor das Gesicht. Er klingt wie immer.

Das ruft auch noch mal für mich ein verwirrendes Bild auf. Ist klar, wie du das meinst. Ich würde eher über das Geräusch gehen, das die Prota hört und aus dem sie die Scham/Vorsicht ihrer Mutter erschließt. Sie würde sich wahrscheinlich auch eher mit dem Gesicht ins Laken/Kissen drehen bzw. drücken. Du implizierst ja, denke ich, dass er hinten ist und sie vorne. Das steckt in dem Satz auf jeden Fall drin. So viel nochmal zum Thema Dichte!

Ich glaube, ich vermisse Vater, sage ich.
Sie sagt: Ach ja? Sie sagt: Was hat er denn Gutes für uns getan? Du hast keine Ahnung. Du bist noch ein Kind.

Am zweiten 'Sie sagt' störe ich mich genau wie @greenwitch

Er sagt: Du musst das nicht mit dir machen lassen.

Das habe ich nicht verstanden. Ist es doch kein Zeitsprung? Berät er sie etwa zum Übergriff des Freundes der Mutter? Vorher machte ich mir durch die Indikatoren für das Vergehen von Zeit ein anderes Bild vom Text. Verstehst du?

mit seinen Kinderhänden

gutes Detail, wie gesagt.

Nachtschichten. Die nächsten Wochen sehe ich sie kaum. Ich sehe nur die glühenden Lichter des Krankenhauses.

Erst hier habe ich beim zweiten Lesedurchgang verstanden, dass die Mutter im Krankenhaus arbeitet.

Ich möchte, dass du jemanden kennenlernst, sagt meine Mutter.

Und da wiederholt sich die Geschichte. Allerdings braucht es auch hier für mich die Klarheit über das, was ich hier lese, damit ich das einordnen und als Erzählkniff schätzen kann.

In der Nacht hole ich die Ohrringe unter dem Kopfkissen hervor und halte sie in den Händen, bis sie ganz warm werden.

Das habe ich nicht verstanden. Muss vielleicht auch nicht verstanden werden, weil es um diese selbst, bei sich erzeugte Wärme und um diese 'Beute' aus den eigenen 'Nachtschichten' geht.

Ist ein harter Text, der durch seine Unklarheit für mich aber auch Unentschlossenheit in der Wahl der Mittel zum Ausdruck bringt. Ich plädiere deshalb unbedingt für die beschriebene Klärung am Anfang. Und wenn es hieße: "Ich liebe es, wenn deine Mutter Nachtschichten schiebt."

Grüße
Carlo


P.S.: Übrigens habe ich beim ersten Durchlauf bis zur Mitte einen männlichen Protagonisten gelesen. Finde es gut, das anfangs offen zu lassen und damit mit der Erwartung der Lesenden gegenüber männlichen Autoren zu spielen. Wenn du das nicht möchtest, solltest du vorher etwas von weiblicher Körperlichkeit einflechten.

 

sehr intensives, vielschichtiges Leseerlebnis. V

Hallo Carlo und danke dir für deinen Kommentar und deine Zeit.

Klingt ja erstmal gut.

Dann ist es ein Text von enormer Dichte, der du für mich in weiten Teilen sehr gerecht wirst. An einigen Stellen und Stellschrauben könnte man nachbessern, denke ich.
Ja, der springt auch etwas hin und her, aber ich fürchte, auf dem komprimierten Platz geht das nicht anders, sonst verliert er. Aber klarer gestalten geht natürlich immer.
Ich habe den Text zwei mal gründlich gelesen und erst beim zweiten Durchgang haben die einzelnen Teile so richtig ihren Sinn ergeben.
Ich verstehe. Ich warte nochmals ab, was andere so sagen, denke aber, ich gestalte den ersten Absatz um: ich denke auch, ich nehme das erste Nachtschicht einfach raus, dann korrespondiert das mehr mit dem Titel.

Wir können nicht wissen, dass wirklich Zeit vergangen ist und die Prota nicht einfach ein Nesthäkchen ist. Auch hier wünsche ich mir insgesamt noch einen winzigen Fixpunkt der Klärung.
Ja, es ist ca ein Jahr vergangen, oder zwei, das wird nicht so klar. Ich frage mich aber, warum man das genau wissen muss? Sie sind alt genug um Dope zu rauchen und Sex zu haben, im Kopf sind die so 15-16, vielleicht auch 17, also nach meinem subjektiven Gefühl. Der Text ist ja so angeordnet, dass wir erstmal alles so glauben müssen, wie es da steht: besser, so lesen und dann sehen, was kann man der Figur glauben und was ist eventuell anders? Weil wir hier ja auch mit einer Eigensicht rechnen müssen, die vielleicht gar nicht zutrifft.
Das ist sehr merkwürdig. Wieso weiß sie, wie ein kleiner Junge schmeckt. Hier werden noch mal ganz neue Dimensionen aufgemacht. Für mich auch Pädophilie.
Ich benutze das Wort Pädophilie nicht, weil solche Menschen nicht kinderfreundlich sind, sondern das Gegenteil. Ich weiß aber, was du meinst. Ich wäre da noch nicht auf die Idee gekommen, aber kann mir denken, wie das vonstatten geht, weil es nahe liegt. Ich denke, mit diesem Geschmack soll etwas Reines, Unschuldiges impliziert werden. Muss ich nochmal drüber nachdenken, aber ich wollte die Hände eben wegen dem Carver-Text nicht so offensichtlich darlegen. Auch sagt das nichts aus, dass die Erzählerin wissen muss, wie ein kleiner Junge schmeckt - sie könnte es auch einfach nur denken, sie könnte der Meinung sein, dass die so schmecken, oder es glauben. Man geht immer davon aus, dass Erzähler über ein autoritäres Wissen verfügen, was aber nicht immer der Fall sein muss. Sie kann auch einfach das Falsche behaupten und trotzdem überzeugt sein, dass sie das Richtige meint und sagt. Nicht, um den Text zu verteidigen, aber das ist ja eine gewisse Erzählerpersönlichkeit, die in meinen Augen nicht so gefestigt ist, wie sie selbst glaubt.
Aber ich brauche irgendwie diesen klärenden Anker vorab, der mich das nachvollziehen lässt.
Ich denke, auch hier nehme ich das zweite Nachtschicht raus und hoffe darauf, dass es nach der Überarbeitung klarer wird.

Sie würde sich wahrscheinlich auch eher mit dem Gesicht ins Laken/Kissen drehen bzw. drücken.
Genau, danke, das wird geändert!

Das habe ich nicht verstanden. Ist es doch kein Zeitsprung? Berät er sie etwa zum Übergriff des Freundes der Mutter? Vorher machte ich mir durch die Indikatoren für das Vergehen von Zeit ein anderes Bild vom Text. Verstehst du?
Verstehe ich nicht insofern, weil ich nicht nachvollziehen kann, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Die beiden scheinen ja eine Vergangenheit zu haben, eine gemeinsame, sie treffen sich nach ein paar Jahren wieder, und wahrscheinlich werden sie über ihre aktuelle Situation reden, sich austauschen. Sie wird ihm das wohl erzählt haben. Wird das nicht klar?

Erst hier habe ich beim zweiten Lesedurchgang verstanden, dass die Mutter im Krankenhaus arbeitet.
Ist interessant. Von Christine Schutt habe ich das ganze Buch, es sind nur 120 Seiten, jede Story mindestens drei, viermal gelesen und manches hat sich erst dann entschlüsselt, und dann immer mit einer vollkommenen Wucht: das war auch ein wenig so das Ziel, einen Text zu schreiben, der erst verdaut werden muss und dann nochmal fies nachtritt. Für mich wäre das also ein klares Qualitätsmerkmal.

Das habe ich nicht verstanden. Muss vielleicht auch nicht verstanden werden, weil es um diese selbst, bei sich erzeugte Wärme und um diese 'Beute' aus den eigenen 'Nachtschichten' geht.
Ja, das ist kein wirkliches Bild, eher ein Gefühl, wo so alles drin steckt, Wärme, Körperlichkeit, Nähe, auch ein Machtgefälle, Geben und Nehmen, da lässt sich schwer der Finger drauf legen, ich bin mir selber auch nicht ganz sicher.


Ist ein harter Text, der durch seine Unklarheit für mich aber auch Unentschlossenheit in der Wahl der Mittel zum Ausdruck bringt.
Du hast Recht, ich denke und kaue noch mal drüber, und dann wird der Text überarbeitet. Ich hoffe, er wird dann entschlossener.

Danke dir nochmals für deinen super Kommentar, sehr konstruktiv.

Gruss, Jimmy

 

Ich benutze das Wort Pädophilie nicht, weil solche Menschen nicht kinderfreundlich sind, sondern das Gegenteil

Ja, schon ein unsinniges Wort.

Verstehe ich nicht insofern, weil ich nicht nachvollziehen kann, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Die beiden scheinen ja eine Vergangenheit zu haben, eine gemeinsame, sie treffen sich nach ein paar Jahren wieder, und wahrscheinlich werden sie über ihre aktuelle Situation reden, sich austauschen. Sie wird ihm das wohl erzählt haben. Wird das nicht klar?

Ich konnte das im Nachhinein nicht so gut verorten.


irgendwie hat mich das Wort, glaube ich, auch auf Abwege gebracht. Du schreibst aber ja eigentlich 'alte Schule' – ich habe wegen 'Mensa' an Uni gedacht. Aus Schule kenne ich (persönlich) nur den Begriff Kantine, obwohl Mensa bestimmt auch geht(?). Ich konnte einfach nicht sagen, ob es ein größerer Zeitsprungt ist (so wie der erste Absatz zu D. für mich klang) – oder einfach ein Ortswechsel (wie es sich dann später liest, als D. sagt, sie müsse 'das' nicht mit sich machen lassen.

Anyways

 

Du schreibst aber ja eigentlich 'alte Schule' – ich habe wegen 'Mensa' an Uni gedacht. Aus Schule kenne ich (persönlich) nur den Begriff Kantine, obwohl Mensa bestimmt auch geht(?
Hast natürlich Recht, Mensa klingt verfänglich, ändere ich noch! Danke dir für die Rückmeldung.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hm, an sich wollt ich nicht in die Idylle eingreifen, aber das bisher verschont geblieben verschobene „s“

Nächstes Mal mach[...] ich`s mit der Zunge, sagt er und hält meinen Knöchel fest,
das keineswegs der Erzählerin angelastet werden kann als sprachliche Eigenheit,
heißt mich dann doch vorbeischauen,

lieber Jimmy!,

und ich war mir von Anfang sicher, die beiden, die sich da im Krankenhaus gefunden haben, kennen sich von der Schule her - oder der eine oder die andere hatte an der eigenen Schule eine/n ähnliche/n Schulkameraden ...

Wir treffen uns an der alten Schule.
eben da, wo man aufs Leben vorbereitet wird ...
Und da

Mutter sagt,

er habe Kultur. Dieser Mann hat Kultur! Er hat Kultur und auch Geld. Vielleicht viel Geld.
soll es eine erfolgreiche Beziehung werden usw. - würde ich meinen.
Schon allein, dass die Mutter eine vorsätzliche Rolle spielt, lässt es schon aus dem Schema F des Liebesromanes und seiner kleineren Verwandten herausspringen.
Und mal ehrlich: Wer stiege nicht gern in einer Hierarchie nach oben?

Sie legt sich Puder auf und ich kämme ihr Haar.
(Nix falsch, aber wo keine Verwechslung im Personal – hier also mit der Erzählerin - möglich ist, ist das Reflexivpronomen eher entbehrlich, wie ich finde)

Und hier

Es reicht ihr bis zu den Ellenbogen.
Könnte es mich (Stichwort „ela und ele“) in meinen ersten Gehversuchen hierorts eingeholt haben ...
Seltsam, dass im Abendrot der Karriere das aufregende (buchstäblich zu nehmende) Morgenrot wieder aufleuchtet ...

Und hier wend ich mich von der erzählenden Stimme ab und frage die Schreibkraft – warum Konj. I

Die Krankenhauslichter glühen, als sei das Krankenhaus ein lebendes Wesen, als habe es einen Puls.
wenn schlichte Leute eher ein Vergnügen an dem Singsang klangvollem Umgeläutes der Art a - ä, also wäre, hätte haben
„Die Krankenhauslichter glühen, als wäre das Krankenhaus ein lebendes Wesen, als hätte es einen Puls“?

Ach ja, dann hier

Ich möchte, dass du jemanden kennenlernst, sagt meine Mutter.
Indefinitpronomen kommen schadlos ohne Endung aus, wie jemand und auch jeder niemand ...

Aber beim nächsten Mal weiß es Frau Mutter ...

Tschüss & gerne gelesen vom

Friedel

 

Salü @jimmysalaryman,

ich habe nicht die Kommentare gelesen. Aber deine Geschichte drei Mal mit je einem Tag dazwischen. Ich finde, es ist lyrische Kurzprosa. Mehr der verdichteten Form von Poesie ähnlich, weniger einer Kurzgeschichte. Das ist aber kein Negativmerkmal, sondern es passt zum Inhalt. Ich habe den Eindruck, du experimentierst momentan - vielleicht als Unterstützung für ein größeres Projekt - recht viel. Das Gute ist, das Niveau ist immer hoch. Jeder Satz ein Streichholz, das du entzündest und die sprachlose Dunkelheit erhellst. Ich lese nichts, was nicht an exakt jene von dir präferierte Stelle gehört. Nichts Überflüssiges. Man kann nichts weglassen, nichts muss hinzugefügt werden. Das Bild ist stimmig.

Die verlassene, suchende, hilflose Mutter. Die Übergriffigkeit des anderen. Der harmlose, naive D. Mittendrin das Kind, Bindungsverluste deren Auswirkungen noch schlimmer werden, das dicke Ende lauert hinter der übernächsten Ecke. Es gibt kein Vertrauen mehr, an wem sollen sich Mutter, Kind, D. festhalten?

Eine völlige Dekonstruktion von Gesellschaft. Gewohnheit und Gleichgültigkeit als Kleber.

Die sprachliche Kamera rausgeholt, fokussiert auf irgendeine Stadt, irgendein Haus und Treffer.

Eines fiel mir auf:

Nächstes Mal machs ich mit der Zunge, sagt er und hält meinen Knöchel fest
Nächstes Mal mach ich's mit der Zunge ... wenn er es sagt.

Hat mir sehr gefallen.

Grüße
Morphin

 

Hey @jimmysalaryman,
beim ersten Lesen hatte ich Falten auf der Stirn, weil ich nicht wusste, wie ich das Ganze verstehen oder einordnen sollte. Ich war mir nicht sicher, die ganze Zeit nicht, was dort beschrieben wird, aber es gab eine Stimmung, eine Atmosphäre, beklemmend, irgendwie gewaltvoll, grenzverletzend, unklar auch irgendwie, schwere Kost, wirklich schwere Kost, etwas wovon ich nicht gerne lese, aber das ist Geschmackssache und darum soll es in meinem Komm nicht gehen. Ich finde (abgesehen von dem schwer verdaulichen Inhalt) das wirklich toll gemacht, wie sich alles so langsam entblättert, auch nach dem Ende war ich nicht sicher, was ich gerade gelesen habe, andererseits waren es immer genug Informationen, um mich bei der Stange zu halten, Vermutungen zu entwickeln und die Atmosphäre macht ja so das Übrige, sodass ich nie ganz verloren war, sondern manchmal nur nicht so perfekt orientiert, aber das hat sich für mich richtig oder folgerichtig angefühlt. Für mich ist das so eine Art SoC obwohl es keiner ist, aber dieses Diffuse, denn so funktioniert doch unser aller Geist oder? Der ist doch nicht immer total gut orientiert, man weiß manchmal nicht, warum man was tut oder getan hat oder wie es einem gerade geht. Dein Text trifft mit seiner Art und Weise des Erzählens auch gerade einen Nerv bei mir, eben genau dieses "psychologisch Unklare", das suche ich gerade irgendwie bei mir selbst beim Schreiben und merke, wenn ich deinen Text hier lese, krass, so weit bin ich noch lange nicht, aber ich sehe eben auch, dass es geht, das motiviert auch. Naja, aber mal zu deinem Text. Also am Ende des erstens Lesens war mir "klar", dass es um Missbrauch geht und zwar immer, wenn die Mutter Nachtschicht hat. Uff. Und dann haben wir eine Mädchen, dass kein Kind mehr ist. Keine Ahnung, wie alt sie ist. Aber ich schätze sie auf was zwischen 16 und18. Und nu geh ich noch mal durch den Text und lass dich mal teilhaben am zweiten lesen und ich gucke mal, ob sich meine Vermutung auch beim zweiten Lesen bestätigt.

Warmer Wind weht durch das Fenster. Die Straßen sind dunkel und verlassen. Die Lichter des Krankenhauses glühen hinter den Häuserreihen.
Nächstes Mal machs ich mit der Zunge, sagt er und hält meinen Knöchel fest.
Ich schließe die Augen.
Ich kann dir gar nicht mehr sagen, was ich beim ersten Lesen gedacht habe, ist schon zwei Tage her, ich glaube, hier war noch alles möglich. Eine sentimentale Love Story, aber auch irgendwas mit Gewalt. Und das Ich, dass in dieser Situation anfängt zu erzählen. Das ist eigentlich nicht normal, denk ich, ich lese einen Cut, kann ihn aber nicht greifen.

Mittags rufe ich D. an.
Wir treffen uns an der alten Schule.
Seine Haare sind länger geworden und er trägt jetzt Stiefel.
Wir küssen uns auf den Mund, und er schmeckt so frisch und sauber wie ein kleiner Junge.
Hier ist klar, dass ist keine Love Story. Sie haben sich länger nicht gesehen, vielleicht waren ja Sommerferien, aber sie sind kein Paar. Sie ruft ihn an und dann küssen sie sich. Das ist irgendwie schön, weil es hier ein Wir gibt. Ich kann mich nicht erinnern, aber ich muss mal schauen, wie oft es noch ein wir im Text gibt. Aber mit diesem Jungen erlebt sie ein wir. Das passt auch zu dem frisch und sauber, wie ein kleiner Junge, unschuldig eben. Nicht so dreckig wie der Typ der Mutter in der Nacht. Und ich stelle mir vor, dass sie sich auch ganz kurz nur normal fühlt und frisch und sauber.

Ich lege ihm die Hand auf die Brust und sage: Leg dich hin.
Du musst das nicht tun, sagt er.
Ich will es aber tun, sage ich.
Oh, sagt er.
Ich kann nicht anders als Traumatisierung hier heraus zu lesen, als eine ihrer Möglichkeiten ihm ihre Zuneigung zu zeigen. Ich weiß nicht, wiviele andere Wege sie da noch kennt. Er scheint das ja auch schon zu kennen. Ich glaube aber nicht, dass sie mal wirklich ein Paar waren, ich glaube, dazu ist sie zu kaputt (gemacht worden).
Was ich wirklich nicht verstehe ist, warum sie immer D. sagt. Also ich finds gut irgendwie, das ist so ein Puzzlestück an dem ich knabbere, das ich nicht wirklich aufgelöst kriege, das aber für mich auch eine gute Unschärfe macht.

Mutter sagt, er habe Kultur. Dieser Mann hat Kultur! Er hat Kultur und auch Geld. Vielleicht viel Geld. Er liest Bücher und weiß, wie man seine Wäsche macht. Er ist selbstständig. Er kennt sich aus.
Dann kommt der ganze Absatz über die Mutter mit dem Typen. Das hab ich erst nicht so richtig kapiert (aber wie gesagt, auf ne gute Art, ich mochte das nicht ganz Durchblickbare), dass es um den Typ von der Nacht geht. Aber ich hab schon dann verstanden, dass es um den Typen der Mutter geht. In dem ganzen Absatz lese ich die MUtter als sehr unselbsständig, unsicher, abhängig irgendwie. Wie sie auf diesen Typen abfährt, wie die Tochter ihr die Haare kämmt. Der ganze Absatz hat für mich so eine aufgelöste Zeitstruktur. Mutter sagt, er habe Kultur. Das klingt eher wie beim Kennenlernen. Jetzt kommt wieder einer, aber dieses Mal, das ist er. Dann aber auch: Endlich keine Nachtschicht mehr. Da müssen die sich schon besser kennen, weil ich glaube, sie denkt, er wird für beide sorgen, die Mutter muss keine Nachtschichten mehr schieben drüben in der Klinik. Aber dann hört das Ich die Mutter in das Kissen stöhnen und er klingt wie immer, wie mit ihr, also da versteh ich irgendwie, dass der da auf jeden Fall schon wohnt oder sowas wie da wohnt.
Samstag. Ich mache Wäsche im Keller, sie arbeiten im Garten. Meine Mutter schneidet das Efeu kurz, er mäht den Rasen. Ich sehe sie durch das vergitterte Fenster. Ich höre, wie er sie etwas fragt, eine Handbewegung, Trinken, Gläser.
Die Haustür. Seine Schritte auf der alten Treppe.
Dreh dich um, sagt er. Wir müssen uns beeilen.
Ich beuge mich nach vorne und halte mich an einem Wäschekorb fest. Ich sehe mein Gesicht auf dem verchromten Deckel eines Mülleimers.
Mein Mund steht offen, als wolle ich etwas sagen.
Danach fragt er: Willst du auch etwas trinken? Bier? Orangensaft?
Das ist echt schwer auszuhalten. Samstag. WIr machen schön einen auf heile Familie, schneiden Efeu und mähen Rasen, wie das eben heile Familien so machen. Sie ist aber nicht dabei, sie ist außen vor, also die beiden machen einen auf heile Familie, aber eigentlich macht es die Mutter. Die Mutter macht einen auf heile Familie mit nem Typen, der ein gewaltiges Arschloch ist, dabei sollte sie mMn ihre Tochter schützen und mit ihr eine Familie sein, ich glaube, die hat schon diverse Typen mit nach Hause gebracht, ist aber selbst nie erwachsen geworden, kann darum ihre Tochter nicht beschützen. Und dann kommt er und sie macht mit, sie stellt ihren Körper zur Verfügung, ich denke eben auch irgendwie eine Art zu überleben, vielleicht Nähe zu bekommen, wie mit D., Lust lese ich jedenfalls keine heraus. Eher so etwas sehr Distanziertes, Dissoziiertes. Und danach kümmert er sich, Bier? O-Saft? Ich könnte echt kotzen.

Dann kommt die kurze Sequenz über den Vater. Bin mir nicht sicher, obs die wirklich braucht. Wahrscheinlich würde ich die komplett kicken, aber vielleicht nur, weil ich die Bedeutung nicht richtig verstehe, für mich sind da nicht wirklich neue Erkenntnisse oder Infos drin. Hat eher sowas dramaturgisches: Ich brauche wieder einen Absatz mit D, was ich tatsächlich auch so sehe, dass du wieder was dazwischen schieben solltest. Keine Ahnung, vielleicht das beste, so wie es ist.

Wir werden ein paar Tage wegfahren, sagt sie. Sie sagt: Ich glaube, ich weiß, was er vorhat.
Wohin fahrt ihr?
Sie sagt: Frag nicht so viel. Es spielt keine Rolle, wohin wir fahren.
Ich glaube, ich vermisse Vater, sage ich.
Sie sagt: Ach ja? Was hat er denn Gutes für uns getan? Du hast keine Ahnung. Du bist noch ein Kind.
Meine Leseart: Sie denkt, er will sie fragen, ob sie heiraten wollen. Yay, alle Probleme gelöst, jemand der sich um sie kümmert. Echt bitter, so bitter. Ich denke, dass Ich will nicht so werden, so unselbstständig, abhängig und blind, vor allem nicht so blind. Dann wieder das mit dem Vater ... hmmm ... ich glaube, ich bin kein Fan, aber mal gucken, vielleicht löst es sich ja noch mal.

... jetzt muss ich aber erst mal zum Kind, hat schlecht geträumt ... ich hoffe, ich schaffe es morgen, noch mal zurückzukommen und den Rest vom Kommentar zu schreiben.

Viele Grüße erstmal
Katta

 

... und weiter ...

D. kommt. Die Wohnung ist leer. Wir trinken Bier und rauchen Zigaretten.
Er sagt: Du musst das nicht mit dir machen lassen.
Ich sage: Wir haben uns ein paar Jahre nicht gesehen.
Ok, also nicht nur ein paar Monate nach dem Schulabschluss. Ein paar Jahre. Das verwirrt mich dann schon. Also, sagen wir sie hat mit 16 den Abschluss gemacht. Bei "ein paar Jahre" denke ich an mindestens 3, eher mehr. D.h. sie wäre 19 oder 20 oder sogar noch älter. Ich glaube nicht, dass sie dann noch zu Hause wohnt. Was ich jetzt gerade überlege ist auch, ob die Zeitstruktur des ganzen Textes irgendwie aufgebrochen ist, ob das jetzt in der Zukunft ist, es ihre eigene Wohnung ist, die leer ist im Sinne von unmöbliert. Ist es aber nicht, ich hab gerade noch mal vorgescrollt und dann muss er gehen und sie sieht die Fenster vom KH.
So oder so, verstehe ich hier, dass der Sex von ihr aus geht, er sich aber glaube ich irgendwie schuldig oder so dabei fühlt und deswegen sagt: Du musst das nicht mit dir machen lassen (d.h. auch nicht von mir), weil er merkt, wie sie tickt, weil er sie mag.

Er hat kaum Haare. Seine Brust ist so hell wie Milch und ganz glatt.
Hast du manchmal Angst, fragt er.
Nein, sage ich. Nie.
Ich habe ständig Angst.
Wovor?
Vor allem. Vor der Dunkelheit. Vor dir.
Hach, echt traurig. Er ist bestimmt total nett, ein guter Typ und trotzdem haben sie ja nie eine Chance, weil sie nichts (mehr) spürt, auch ihre Angst nicht, weil sie alles irgendwie wegmacht, traumatisiert ist.

Meine Mutter kommt einen Tag früher nach Hause. Sie geht in ihr Schlafzimmer, öffnet ihren Schrank und schmeißt alle ihre Kleider auf das Bett.
Nein, sagt sie. Wir müssen das loswerden.
Was ist passiert, frage ich.
Darüber rede ich nicht mit dir.
Ach, sagt sie, als ich schon in der Tür stehe. Ich weiß natürlich, dass du kein Kind mehr bist.
Ok, also kein Heiratsantrag, sie haben eher Schluss gemacht. Keine Ahnung, warum sie ihre Kleider aufs Bett schmeißt und die loswerden will, hat er die alle gekauft?, nee, unwahrscheinlich. Auch das mit dem Kind. Das kam ja oben bei dem kurzen Gespräch über den Vater auch, du bist noch ein Kind. Keine Ahnung, da klingt bei mir nichts an. Das ist auch so widersprüchlich: Darüber rede ich nicht mit dir und: Ich weiß, dass du kein Kind mehr bist. Also irgendwie krieg ich die Mutter hier nicht zu fassen.

Nachtschichten. Die nächsten Wochen sehe ich sie kaum. Ich sehe nur die glühenden Lichter des Krankenhauses. Ich finde die Ohrringe ganz unten in der Mülltonne. Ich lege sie unter mein Kopfkissen. Ich träume von Außerirdischen, die mich entführen und mich vollkommen umoperieren. Niemand erkennt mich wieder. Nicht meine Mutter. Nicht D. Ich träume, ich werde die nächste Frau meines Vaters. Ich betrüge ihn. Er betrügt mich.
Ja, da sind sie wieder die Nachtschichten. Die Mutter muss sie irgendwie durchbringen, kein Versorger mehr zur Stelle, aber vielleicht lese ich auch falsch. Insgesamt macht das näcmlich auch nicht so richtig Sinn, wenn das Ich schon 20 oder so ist. Also dann würde sie doch ne Ausbildung machen oder so. Die würde doch eigentlich zusehen, dass sie da so schnell wie möglich wegkommt. Ich weiß nicht, ob ich die ganze Story nach der Schulzeit spielen lassen würde, vielleicht eher während der Schulzeit oder eben wirklich direkt danach. Für mich passt das sonst nicht so richtig zusammen. Sorry, will dir jetzt nix in den Mund legen oder so, dein Text is klar, aber vielleicht könnte D. sagen, dass er wegzieht wegen ner Ausbildung oder so und man kriegt noch so ein bisschen einen klitzekleinen Hintergrund dazu auch von ihr? Von dem Kursiven bin ich kein Fan.
Ich möchte, dass du jemanden kennenlernst, sagt meine Mutter. Es ist sonntags, und sie hat frei. Wir sitzen im Garten und trinken Eistee. Sie trägt den Body, den er mir geschenkt hat, den ich nur für ihn tragen durfte.
Ja, sage ich. Natürlich.
Sie sagt: Manchmal vermisse ich deinen Vater auch.
Sie sagt: Es war nicht alles schlecht.
Oja, das passt total gut, da kommt der nächste. Bestimmt auch wieder der Tollste. Feines Detail, dass sie den Body trägt, sich den einfach nimmt. Ich glaube nicht, dass sie um die Geschichte von diesem Body weiß, also überhaupt jemals zulassen würde, dass sie irgendetwas wüsste. Aber es zeigt sehr schön, wie wenig Respekt sie hat für die Tochter, wie wenig Liebe würd ich sogar sagen. Sie könnte auch gefragt haben, dass steht da ja nicht, aber so lese ich die Mutter nicht. Aber vielleicht verstehe ich auch etwas falsch, lese etwas anders als du es angelegt hast, denn auch hier bin ich wieder kein Fan von den Saätzen zum Vater. Wozu sollte der eine Rolle spielen? Das ist mir überhaupt nicht klar und stört mich tatsächlich eher als das es für mich Fragen aufwirft.

In der Nacht hole ich die Ohrringe unter dem Kopfkissen hervor und halte sie in den Händen, bis sie ganz warm werden.
Das finde ich einen guten Abschluss, diese Ambivalenz gegenüber diesem missbräuchlichen Typen, es könnte fast noch ein bisschen zärtlicher sein, wie sie mit denen umgeht.

@Carlo Zwei hat den Text provokativ genannt, das sehe ich nicht so. Ich lese dort ganz viel Hilflosigkeit, Resignation und Gefühllosigkeit raus aus dem Text. Also mir schnürt sich da echt das Herz zusammen und ich könnte sowas nicht über eine längere Strecke lesen, vielleicht auch weil ich beruflich damit schon genug zu tun habe. Was ich aber schon provokativ oder heftig finde, ist das:

Seltsamerweise scheint es immer noch so zu sein, dass man Frauen automantisch eine Art Opferrolle zuspricht, die werden immer vom bösen Mann mißbraucht, aber ich denke, so einfach ist das hier nicht. Es kann auch sein, dass die Tochter die Mutter bestrafen will, weil sie die Familie zerstört hat. Das wird nie gesagt, aber es ist eine Möglichkeit.
Das habe ich nun wirklich gar nicht im Text gelesen und finde diese Interpretation auch echt schräg. Wenn du das so willst, dass da eine junge, attratktive Frau Macht über einen Mann hat, dann sollte sie auch Macht haben, also in einer stärkeren Position gegenüber dem Mann sein. Für mich ist das eindeutig eine Missbrauchssituation und ich verstehe überhaupt gar nicht, wie der Mann hier nicht "böse" sein kann, du stellst ihn doch genauso dar. Lesen wir zwei verschiedene Texte? Ich lese eher die Suche nach Bindung und Nähe als nach Rache oder Strafe, also wenn es um Rache oder Strafe gehen sollte, dann habe ich davon gar nichts in dem Text gefunden. Ich sehe überhaupt keine Lolita, die meint: ich mach mal mit dem Freund meiner Mutter rum, weil sie so ne Bitch ist und unsere Familie zerstört hat. In your face, mother! Und damit meine ich nicht, dass sie nicht wütend auf ihre Mutter sein kann, sein sollte oder eben ist und dass das keine Rolle spielt.

Junge, attraktive Frauen haben im Grunde eine Menge Macht über Männer, das kommt mir manchmal etwas zu kurz.
Häh? Weil Männer so schwanzgesteuerte, testosteronerfüllte Wesen sind?

So dann, det wars.
Katta

 

Das habe ich nun wirklich gar nicht im Text gelesen und finde diese Interpretation auch echt schräg.
Ich schreibe zum Rest die Tage noch etwas, nur dieses eine hier: ich werde mich hier jetzt nicht rechtfertigen oder gar entschuldigen. Das ist auch keine schräge Interpretation, sondern einfach eine Möglichkeit, den Charakter zu lesen, nämlich nicht nur als reines Opfer. Natürlich kann man über das Ungleichgewicht der Machtverteilung diskutieren, aber da steht nicht, warum sie tut, was sie tut, warum sie sich nicht wehrt oder Nein sagt oder es ihrer Mutter erzählt. Sie sagt dazu zu D. nur: Wir haben uns ein paar Jahre nicht gesehen. In den Jahren scheint ja etwas passiert zu sein. Was, wissen wir nicht.
Ich lese eher die Suche nach Bindung und Nähe als nach Rache oder Strafe, also wenn es um Rache oder Strafe gehen sollte, dann habe ich davon gar nichts in dem Text gefunden.
Es muss nicht immer direkt Lolita sein, es kann auch einfach unterbewußt passieren. Es geschieht ja in dem Text einfach alles beiläufig, mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Man kann das auf mehrfache Art und Weise lesen. Was ich sage, ist: oft wird Frauen ganz automatisch die Opferrolle angedacht, man liest die sofort mit, auch wenn man eventuell ahnt, dass da was nicht ganz stimmen kann. Ich lege mich ja hier in dem Text bewusst nicht auf eine Lesart fest, weil das verfänglich wäre und der Text dann kein Geheimnis mehr hätte. Deswegen brauche ich auch den Vater als Gegengewicht im Text, denn es ist so, dass etwas fehlt, es gibt keine Kernfamilie mehr, der Vater war ein Stabilisator anscheinend, er ist nicht mehr da, Chaos. Das sind ja mehrere Anker in dem Text, aber man soll sich nicht festlegen, der Text soll sich an der Oberfläche ruhig bewegen dürfen.
Häh? Weil Männer so schwanzgesteuerte, testosteronerfüllte Wesen sind?
Eine junge, attraktive Frau kann sich die Männer aussuchen, und zwar die, die sie haben will; und wenn sie das weiß, wenn sie um ihre Wirkung weiß, dann hat sie Macht über diese Männer, sie kann hohe Ansprüche stellen und diese auch geltend machen, weil sie selbst eben einen hohen Status aufgrund ihrer Attraktivität besitzt. Männer würden und werden für solche Frauen fast alles tun; sie verlassen ihre Familien, verpulvern ihr Geld, alles schon gesehen und gehört. Nicht alle Männer, klar. Und ich sage auch nicht, alle Männer sind schwanzgesteuert und voller Testosteron, aber viele, vielleicht die meisten, auch wenn sie dir toll einen erzählen, was für super Feministen sie doch sind. Das ist natürlich nur meine eigene Empirie und nicht generell gültig, Gott bewahre! Allerdings fände ich es angemessenener, keine politische Diskussion unter dem Text anzustoßen, weil ich da überhaupt keinen Bock drauf habe. Zum Rest die Tage mehr!

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Also ich erwarte keine Rechtfertigung und auch keine Entschuldigung (für was auch, du hast mir ja nix getan). Und doch bleibt es aus meiner Sicht eine schräge Interpretation (Dein deutliches: Ist es nicht!, reicht da nicht, um meine Meinung zu ändern) und das Wort schräg ist bzw war schon die abgeschwächte und nette Variante. Ich habe deinen Text kommentiert, weil ich es ein einfühlsames, empathisches Stück Literatur fand, das die Ambivalenzen in solchen missbräuchlichen Beziehungen (und damit meine ich nicht nur die zu dem Mann der Mutter) gut einfängt. Erst danach habe ich diesen Teil eines Kommentars von dir gesehen, der ein politisches Statement ist, weil es darin nicht (nur) um die Frau in deiner Geschichte geht, sondern um Frauen im Allgemeinen, denen oft automatisch eine Opferrolle zugeschrieben würde, die immer von bösen Männern missbraucht würden, die aber eigentlich im Grunde eine Menge Macht über Männer hätten, was du meinst, manchmal zu kurz käme. *würg*

Allerdings fände ich es angemessenener, keine politische Diskussion unter dem Text anzustoßen, weil ich da überhaupt keinen Bock drauf habe.
Ich habe mich auf ein politisches Statement von dir bezogen und meine Frage war eher rhetorischer Natur. Mir ging es darum, mich von dem Statement, das du unter deinen Text geschrieben hast, abzugrenzen, nicht politisch zu diskutieren. Hätte ich das vorher gelesen, hätte ich vielleicht gar nicht kommentiert, weil ich den Text eben so nicht verstanden habe und wenn er so gemeint sein sollte, dann will ich so einen frauenverachtenden, sexistischen Unsinn nicht auch noch ernsthaft kommentieren. Ob für dich unter diesen Bedingungen der Rest meines Kommentars noch von Interesse ist, weiß ich nicht.

Hab ein gutes Wochenende,
Katta

 

Hätte ich das vorher gelesen, hätte ich vielleicht gar nicht kommentiert, weil ich den Text eben so nicht verstanden habe und wenn er so gemeint sein sollte, dann will ich so einen frauenverachtenden, sexistischen Unsinn nicht auch noch ernsthaft kommentieren.
Mich amüsiert so was ja, aber im Grunde ist es eigentlich traurig, wie durchschaubar und berechenbar die Reaktionen von Menschen wie dir immer sind. Alles, was nicht passt, muss auf das eigene, enge Narrativ heruntergebrochen werden. Und natürlich hast du vollkommen Recht, jedes weitere Wort von dir erübrigt sich. Um ehrlich zu sein: dein Kommentar zielte ja von Anfang an eher darauf ab, mich als Person zu diskreditieren und als sexistischen Frauenverachter zu framen. Nicht der Text ist provokativ, sondern meine Reaktion darauf, die direkt ein "politisches Statement ist", obwohl in dem Text nichts eindeutig ist, wie du selber zugibst, der ist "pyschologisch unklar", und genau darauf habe ich hingewiesen, das hier in dem Text auch die eigenen Annahmen und Einschätzungen und Erwartungen, wie Rollen denn in einem Text auszusehen haben unterlaufen werden könnten, weil es manchmal kein Schwarz-Weiß gibt. Aber ich erwarte halt auch nichts anderes mehr, außer solchen persönlichen Beleidigungen und Diffamierungen.

Gruss, Jimmy

 

soll es eine erfolgreiche Beziehung werden usw. - würde ich meinen.
Schon allein, dass die Mutter eine vorsätzliche Rolle spielt, lässt es schon aus dem Schema F des Liebesromanes und seiner kleineren Verwandten herausspringen.
Und mal ehrlich: Wer stiege nicht gern in einer Hierarchie nach oben?

Hallo Friedel und danke für deinen Kommentar.

Ja, wir befinden uns ja eh schon auf dem Minenfeld der geschlechtlichen Dinge und Undinge, da wird dann alles egal. Habe letztens einen Podcast über Hypergamie gesehen, eine ziemlich attraktive Latina die einen reichen Zahnarzt geheiratet hat und über ihre Motive überhaupt nicht hinter dem Berg hielt. Reihenweise haben sich andere Frauen beschwert - selbst alle natürlich wesentlich unattraktiver - und fanden die Motive zweifelhaft. Ich persönliche finde die auch fragwürdig, aber ich denke, Geld spielt in Beziehungen einfach eine große Rolle. Bei mir jetzt nicht, ich hatte nie viel Geld und meine Frau auch nicht, aber ich kenne jemanden, der sich von seiner langjährigen Partnerin getrennt hat, weil sie Hartz4 bezog, das ging nicht für ihn. Anstatt ihr zu helfen, Arbeit zu finden etc oder sie zu unterstützen ... halt so. Bei vielen Dingen, die so um mich herum passieren, die observiere ich und gebe sie wieder, aber ich enthalte mich da oft einer Stimme; ich habe dazu keine Meinung. Menschen tun das einfach, und ich notiere mir das. Man muss auch die Motivation hinter vielem einfach mal hinterfragen: wenn man selbst nie Geld hatte oder einen Ex-Partner der mit Geld geaast hat oder sich nicht kontrollieren konnte, dann setzt man vielleicht eher auf einen neuen Partner, der mit Geld umgehen kann, der über bessere finanzielle Mittel verfügt. Finde ich nachvollziehbar. Ich muss das selbst nicht gut finden, aber ich finde es nachvollziehbar.

Grammatikfehler werden die Tage überarbeitet!

Gruss, Jimmy

 

wie durchschaubar und berechenbar die Reaktionen von Menschen wie dir immer sind. Alles, was nicht passt, muss auf das eigene, enge Narrativ heruntergebrochen werden.
Wer oder was oder wie sind denn Menschen wie ich immer? Was genau habe ich denn worauf runtergebrochen? Ich denke, ich habe mehrmals deutlich gemacht, dass ich die Ambivalenz im Text gut finde. Was weißt du denn über mich Jimmy, um dir so ein Urteil erlauben zu können? Ich habe die ganze Zeit über den Text geredet und am Ende über eine Äußerung von dir zu deinem Text. Diese Äußerung sehe ich kritisch und ich denke, ich habe (ansatzweise) erklärt warum. Ich bin an keiner Stelle persönlich geworden, habe dich nicht persönlich angegriffen. Keine Ahnung, warum du gleich so scharf schießt. "Ich werde mich nicht rechtfertigen und nicht entschuldigen", als ob ich das irgendwo verlangt hätte.

Um ehrlich zu sein: dein Kommentar zielte ja von Anfang an eher darauf ab, mich als Person zu diskreditieren und als sexistischen Frauenverachter zu framen. Nicht der Text ist provokativ, sondern meine Reaktion darauf, die direkt ein "politisches Statement ist", obwohl in dem Text nichts eindeutig ist, wie du selber zugibst, der ist "pyschologisch unklar",
Um ehrlich zu sein, zielte der Kommentar darauf ab, dir zu sagen, wie gut und gelungen ich den Text finde. Zu dieser Stelle in deinem Kommentar wollte ich, nachdem ich sie gelesen habe, Bezug nehmen, weil sie mich echt bestürzt hat. Also nein, ich wollte dich an keiner Stelle diskreditieren. Wieso sollte ich so etwas tun? Wozu denn?

Vielleicht atmest du noch mal tief durch und liest es irgendwann noch mal. Vielleicht habe ich dich falsch verstanden, vielleicht hast du mich falsch verstanden. Alles möglich, aber zu klären ist das jetzt wohl leider nicht mehr.

 

Vielleicht atmest du noch mal tief durch und liest es irgendwann noch mal

Nun ja, liest sich etwas albern, denn ich bin nicht derjenige gewesen, der einem Autoren bzw seinem Text direkt Misogynie und Sexismus unterstellt hat und ausfällig bzw beleidigend wurde mit würg und kotz ... komm mir also bitte nicht mit: atme mal tief durch.


Ich finde, es ist lyrische Kurzprosa. Mehr der verdichteten Form von Poesie ähnlich, weniger einer Kurzgeschichte. Das ist aber kein Negativmerkmal, sondern es passt zum Inhalt. Ich habe den Eindruck, du experimentierst momentan - vielleicht als Unterstützung für ein größeres Projekt - recht viel.

Hallo Morphin und danke für deinen Kommentar, ist jetzt ein bißchen ein vergifteter Thread geworden, aber macht ja nichts. Ja, ich weiß nicht, lyrisch ist immer so ein Wort, da bin ich vorsichtig mit, weil das auch oft Schwulst beinhalten kann, und davon würde ich mich gerne fernhalten wollen. Es hat aber sicherlich einen rhyhtmischen, musikalischen Sound, der so beabsichtigt ist. Ich versuche von Zeit zu Zeit, den Stil von anderen Autoren, die mich beeindruckt haben, zu emulieren, und dann sehe ich, worin sich mein eigener Sound unterscheidet und was ich davon mitnehmen kann: ich will diesen anderen Sound durchdringen und in mir zu eigen machen, das sind einfach Experimente, die mich weiterbringen sollen.

Die verlassene, suchende, hilflose Mutter. Die Übergriffigkeit des anderen. Der harmlose, naive D. Mittendrin das Kind, Bindungsverluste deren Auswirkungen noch schlimmer werden, das dicke Ende lauert hinter der übernächsten Ecke. Es gibt kein Vertrauen mehr, an wem sollen sich Mutter, Kind, D. festhalten?
Vielleicht ist der Mutter auch alles scheißegal. Vielleicht versucht hier einfach jeder sich das zu nehmen, was er glaubt zu brauchen, was ihm zusteht. Jeder könnte hier ein Narzisst sein, ein gnadenloser Soziopath, man weiß es nicht. Ich finde, viele Dinge passieren einem, ohne das man es mitbekommt, dass sie ungesund und toxisch und miserabel für einen sind, ich kann das sagen, denn ich spreche aus Erfahrung. Es ist aber nicht so unterkomplex, dass man immer alles auf eine einfache Täter-Opfer-Gleichung bringen kann oder sollte, da laufen viele Prozesse auch unbewußt ab, da verselbstständigt sich vieles, normalisiert sich, wird als normal hingenommen, weil man keinen Abgleich hat, weil man nichts anderes kennt. Da gibt es sehr viele Unschärfen, und das wollte ich abbilden, dass es ein Text wird, wo man nicht einfach den Finger drauf legen kann.

Gruss, Jimmy

 
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der einem Autoren bzw seinem Text direkt Misogynie und Sexismus unterstellt hat

Ein letzter Kommentar von mir, weil ich nicht weiß, ob du mich falsch verstehen willst oder ich unklar bin.

1. Habe ich deinem Text nicht unterstellt, sexistisch zu sein. Ich sage doch am laufenden Band, dass ich ihn gelungen finde.

2. Habe ich dir als Autor bzw als Mensch nicht unterstellt, sexistisch zu sein. Ich kenne dich überhaupt nicht.

3. Habe ich gesagt, dass diese _Aussage_ von dir sexistisch sei.

Seltsamerweise scheint es immer noch so zu sein, dass man Frauen automantisch eine Art Opferrolle zuspricht, die werden immer vom bösen Mann mißbraucht, [...] Junge, attraktive Frauen haben im Grunde eine Menge Macht über Männer, das kommt mir manchmal etwas zu kurz.

Wenn für dich die Kritik an einer deiner Aussagen gleichbedeutend ist mit einer Diffamierung und Diskreditierung deiner Person, dann bitteschön. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass es nicht das ist, was ich gesagt oder gar gemeint habe.

Ich persönlich glaube, dass Sexismus oder Rassismus keine Dichotomien sind, sondern dass sich das, was wir sagen, denken und tun auf einem Kontinuum bewegt und mal mehr oder weniger in eine bestimmte Richtung tendiert. Ich mache da gleich noch einmal einen Thread für auf, weil ich das für ein interessantes Thema halte, das hier allerdings nicht hingehört.

Im Übrigen würde ich dir im Forum in Zukunft gerne aus dem Weg gehen und möchte ich dich darum bitten, keine Texte mehr von mir zu kommentieren, so wie ich mich von deinen fernhalten werde.

Vielen Dank, Katta

 
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Mir ging es darum, mich von dem Statement, das du unter deinen Text geschrieben hast, abzugrenzen, nicht politisch zu diskutieren. Hätte ich das vorher gelesen, hätte ich vielleicht gar nicht kommentiert, weil ich den Text eben so nicht verstanden habe und wenn er so gemeint sein sollte, dann will ich so einen frauenverachtenden, sexistischen Unsinn nicht auch noch ernsthaft kommentieren
Du sagst über den Text hier, dass du ihn nach dem Lesen meines vorangegangenen Kommentars wahrscheinlich gar nicht erst kommentiert hättest, weil du so einen frauenverachtenden und sexistischen Unsinn gar nicht ernsthaft kommentieren würdest. Dadurch, durch meine Aussage, bekommt der Text für dich erst diese Lesart, und das impliziert, dass ich ihn eben genauso gemeint habe oder haben könnte: frauenverachtend und sexistisch. Natürlich ist das persönlich gemeint. Auch das mit der Aussage: eine Aussage ist nicht abgekoppelt von der Person. Du hättest da aber gar nicht drauf reagieren brauchen. Du hättest sagen können, ich lese den Text so, ich eigne mir den so an, gut ist. Du hast dich aber anders entschieden.

Du kannst viel meinen, viel glauben, und so tun, als würde man bzw ich dich hier groß falsch verstehen. Die Fakten stehen da oben. Dann hast du danach noch versucht, mich als übertrieben emotional reagierend darzustellen, nach dem Motto: hol mal Luft, atme erstmal durch, obwohl ich rein sachlich argumentiert habe. Du hast deinen Aussagen über mich Wertungen angefügt wie würg und kotz, das bin nicht ich gewesen, daran erinnere ich dich gerne. Mit Kritik am Text hat das nichts zu tun; ich beschäftige mich mit jeder Kritik, egal wie vernichtend sie ausfallen mag, das kannst du hier gerne in den über 2000 Kommentaren nachlesen. Du hättest im Zweifesfall einfach nachfragen können: Sag mal, wie ist das gemeint? Für mich liest sich das etwas unangenehm. Gar kein Problem, kann man drüber sprechen, diskutieren, alles gut, ich weiß nicht alles, ich bin manchmal undeutlich in der Aussage oder sonstwas. Du hast dich aber entschieden, direkt die big guns auszupacken. Ob meine Aussage wirklich sexistisch ist, und wenn ja, was daran genau, und in welchem Zusammenhang, das spielt ja alles keine Rolle mehr, diese Diskussion brauchen wir gar nicht mehr führen, weil du diese vergiftet hast.


Ich persönlich glaube, dass Sexismus oder Rassismus keine Dichotomien sind, sondern dass sich das, was wir sagen, denken und tun auf einem Kontinuum bewegt und mal mehr oder weniger in eine bestimmte Richtung tendiert. Ich mache da gleich noch einmal einen Thread für auf, weil ich das für ein interessantes Thema halte, das hier allerdings nicht hingehört.
Das empfinde ich allerdings als das Allerkrasseste. Hier framst du es dann so, als ob man gar nicht mehr diskutieren müsste, ob hier irgendetwas an dem Text oder meinen Aussagen sexistisch ist. Hier wird das dann gleich als Axiom angenommmen, es ist sexistisch, das ist eine Tatsache (weil warum sonst würdest du es dann so dahinschreiben? Was hat dieser Oberlehrerabsatz mit meinem Text zu tun?) und dann muss darüber belehrt werden, dass Sexismus UND Rassimus keine Dichotomien sind und das übliche Kontinuumsgefasel. So als ob ich da vielleicht einfach etwas hingeschrieben habe, was mir selbst nicht so ganz bewusst war, aber es ist natürlich immer noch auf dem Sexismus-Rassismus-Kontinuum!!!! Weißt du eigentlich, wie paternalistisch, überheblich und arrogant das klingt? Und jemand, der das unbeleckt liest, der fragt sich gar nicht mehr, um was es hier geht, wo eigentlich der wirkliche Kern der Diskussion liegt; der liest das und denkt, der Schuldige steht schon fest und muss sich jetzt nur noch die schulmeisterliche Belehrung anhören, und dann liest man den Text, um den es im Grunde gehen sollte, natürlich auch vollkommen anders, eben mit der Intention, das Gesuchte auch zu finden. Das ist mit das Mieseste, was mir hier in all den Jahren begegnet ist.

Im Übrigen würde ich dir im Forum in Zukunft gerne aus dem Weg gehen und möchte ich dich darum bitten, keine Texte mehr von mir zu kommentieren, so wie ich mich von deinen fernhalten werde.

Und sich dann postwendend gegen weitere Diskussionen zu wappnen, in denen man ihnen aus dem Weg geht. Das ist so das Mittel der Feigen. Wenn man nicht mehr weiterkommt, geht man sich aus dem Weg.

Ganz ehrlich, kein Verlust für mich.

 
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Hey @jimmysalaryman!

Ich musste deine Geschichte zweimal lesen - zum einen deshalb, weil ich noch immer Probelme mit den fehlenden Anführungszeichen habe (aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit), zum anderen aber wegen der interessanten Thematik. Ich habe schon beim ersten Mal verstanden, dass der Vater mit der Tochter schläft. Noch einmal musste ich ihn lesen, weil der Wendepunkt (der ja von Anfang an im Text ist, darum habe ich ihn noch mal gelesen) der ist, dass sie sich eine Beziehung mit ihm wünscht, seine nächste Frau werden will. Das ist interessant, unerwartet und ich finde du hast diese seltsame Beziehung mit wenigen Worten sehr gut beschrieben. Ich kann ihre Zuneigung zum Vater zwar nicht nachvollziehen, weil es einfach fremd ist so eine Thematik ganz wertlos (d.h. nicht moralisierend) aus der Perspektive der Tochter zu lesen. Ich bekomme, obwohl ich nicht mit ihr sympathisiere ein Bild von ihrer emotionswelt und kann mir meine eigenen Gedanken dazu machen. Ein toller Text, über den ich sicher noch nachdenken werde.

Ein paar Einzelzitate:

Er sagt: Ich hasse meinen Vater, trotzdem würde ich ihn vermissen.
Ich sage: Ich glaube, ich würde niemanden vermissen.
Ich glaube, ich vermisse Vater, sage ich.
Diese beiden Stellen fand ich sehr schön. Zunächst ihre Gedanken, dass sie glaubt niemanden zu vermissen - ich kenne diese Gedanken sehr gut, bei mir kommen sie vor allem in den Momenten, in denen ich mich mir selbst unverbunden fühle und oftmals sind sie verbunden mit der Frage: Kann ich überhaupt lieben und was ist das? Ich habe es in Bezug auf ihren Charakter so gelesen, dass sie sich auch von sich selbst differenziert, vor allem beim zweiten Lesen dachte ich mir, dass es vielleicht eine Art Selbstschutz ist, dass sie weiß, dass die Beziehung zu ihrem Vater ihr nicht gut tut (ob nun zwischenmenschlich, d.h. konkret die Beziehung zwischen ihr und ihrem Vater - weil man als Leser ja auch nicht weiß, wie lange das zwischen den beiden schon geht, wie gewaltvoll, wie manipulativ sie [die Beziehung] ist/war bzw. wie es angefangen hat/wer angefangen hat und/oder wie der Vater ist - oder aufgrund dessen, was ihr Umfeld, konkret die Gesellschaft, sagen würde. Alles bleibt offen und lässt Spielraum für eigene Gedanken, das finde ich sehr gut.).

Wir werden ein paar Tage wegfahren, sagt sie. Sie sagt: Ich glaube, ich weiß, was er vorhat.
Wohin fahrt ihr?
Im ganzen Text kommt sehr oft "sagt sie, sage ich", etc. vor und es gibt dem ganzen etwas poetisch-lyrisches. An dieser Stelle war mir das "Sie sagt" gleich nach dem "sagt sie" allerdings zu viel.

Er sitzt neben mir wie damals in der Klasse. Er ist sehr intelligent.
D. isst das Sushi mit seinen Kinderhänden. Vielleicht ist er doch dumm, denke ich.
Hier musste ich grinsen, das ist so lebensnah. Dieser eine Moment, in dem man jemanden bewundert und irgendwo auch auf ein kleines Potest stellt und dann macht er/sie etwas so Dummes oder Unerwartetes oder in diesem Fall Primitives, dass man sich einfach fragen muss: "Wtf?" Das hat mir auf jeden Fall ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Du musst gehen, sage ich.
D. nickt und sucht seine Klamotten.
Ruf mich nicht mehr an. Ich muss zuerst jemand den Namen stehlen.
Auch ganz schön fand ich die Idee, dass sie jemandem den Namen steheln muss - sie sucht sich nicht nur einen neuen aus, sondern sie stiehlt jemandem den Namen - ich verband damit auch: Dass sie jemandem mit dem Namen die ganze Identität stiehlt, d.h. sie lässt quasi alles was sie jetzt ausmacht hinter sich (so wie das auch mit den Aliens kommt, die sie vollständig umoperieren). Dann kann sie die Frau ihres Vaters werden. An dem Punkt dachte ich mir, dass ihr Umfeld sie bealstet und dass sie sich - obgleich sie das Betrügen und damit auch das Geheimnis zwischen ihnen irgendwo idealisiert - wünscht, dass sie nicht mehr als Tochter ihres Vates, sondern als dessen Frau gesehen werden könnte. So zumindest habe ich das interpretiert. Sie bricht aus ihrem Leben aus (bzw. will daraus ausbrechen), wird zu einer ganz anderen Person, niemand bleibt mehr in ihrem Leben, kein D, keine Mutter, sondern nur der Vater.

LG Luzifermortus

 

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