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Nahfern

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24.11.2007
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Nahfern

Die Soße ist komplett im Topf festgebrannt. Es wird ewig dauern, alle Reste wieder rauszukratzen. Ich starre auf die staubige Vase, die auf dem Brotkasten steht. Wie hässlich sie ist. Ich friere. Das Licht ist schummrig. Seit die zweite Glühbirne kaputt gegangen ist, wird es nicht mehr richtig hell. Ich schütte die Nudeln direkt aus dem Sieb in den Mülleimer. Sie sind kalt und zusammengeklebt. Ich habe keinen Hunger. Ich weiß nicht, wofür ich sie gekocht habe. Ich wusste doch, dass ich sie wegschmeißen würde. Vielleicht um irgendetwas zu tun.
Dann stehst du da. Stehst da und sagst nichts. Siehst die Soße nicht, aber siehst mich. Ich kämpfe gegen mich an und wende dir den Rücken zu. Ich frage nicht wo du warst. Was du gemacht hast. Starre auf den Kalender, der schon längst abgelaufen ist.
Aber du stehst da und schaust mich an. Mit deinen großen dunklen Augen. Sie sind so entschuldigend und bittend. Und ich versinke darin. Wie ich es immer tu. So dass du mich festhalten musst. Und du hältst mich fest. Drückst mich an dich und fängst mich auf. Ich spüre, wie deine schlanken Finger sanft durch mein Haar streichen. Wie du ganz zärtlich und mit unglaublicher Langsamkeit meinen Hals küsst. Ich spüre deine weichen Lippen und deinen warmen Atem. Du küsst mich mit einer solchen Konzentration und Hingabe, dass es mir wehtut. So sehr liebe ich dich. Weil du mich wirklich liebst. In diesem Moment.
Du schaust mich wieder an. Deine wilden dunklen Haare umrahmen dein blasses Gesicht. Du siehst so unschuldig aus wie du so vor mir stehst. So verletzlich.
Eine Träne rinnt mir über die Wange. Du wischt sie vorsichtig mit deiner Fingerkuppe weg. Du summst mir unsere Melodie ins Ohr. Wie oft hast du dir eine Melodie für mich ausgedacht. Du wiegst mich in deinen Armen hin und her. Ich fühle mich wie ein Baby, dass von seiner Mutter in den Schlaf gesungen wird. So geborgen. Nirgendwo sonst auf der Welt möchte ich sein. Nur hier. Bei dir. Die Wärme die du ausstrahlst. Nur wegen ihr durchlebe ich diese ganzen Qualen. Die endlose Kälte.
Wie oft wollte ich gehen. Aber du brauchst mich nur anzuschauen und schon weiß ich dass ich gar nicht wirklich gehen wollte. Und es niemals könnte. „Ich liebe dich. Du bist mein Leben.“ Ich weiß dass, du mich liebst. Ich weiß, dass ich dein Leben bin. Und du weißt, dass du meines bist. Auch wenn ich die Worte nicht über meine Lippen bekomme. Aber du weißt es.
Als ich dich später in mir spüre, bin ich berauscht von deiner Nähe. Du gibst dich mir ganz hin und ich liebe dich mit jeder Faser von mir. Mit welcher Vertrautheit du meine Lippen küsst. Und mit welcher Intensität. Und doch sehe ich immer noch diesen Blick in deinen Augen.
Der niemals verschwindet. Nicht einmal jetzt. Der suchende Blick. Der niemals fündig wird. Der immer weit weg ist. Ich würde dir so gerne helfen. Dir geben was du suchst. Es geht nicht. Niemand kann es. Du weißt es. Du weißt wie du mich verletzt. Und wie du dich selbst verletzt.
Und jetzt wo ich mit dir verschmelze und dich so unbeschreiblich liebe versuche ich mich selbst zu belügen. Zu denken, dass du nachher nicht wieder dasitzen wirst und aus dem Fenster sehen. Mit diesem fernen Blick. Und dann mich anschauen. Mir übers Haar streichen und so tun als ob du nicht bemerken würdest, dass ich mich nur schlafend stelle. Und dann leise die Tür hinter dir schließen.
Es klappt nicht. Ich habe mich schon zu oft belogen.

 

Hallo Hellbunt,

es schrammt an einigen Stellen, schrammt am Kitsch vorbei und ist dann wieder gut.
Mir hat die Geschichte gut gefallen, aber ich musste mich auch schon der Romantik ueberfuehrt sehen.
Schoen ist zum Beispiel der Anfang mit der staubigen Vase. Natuerlich muss die haesslich sein, bringt doch der Trottel niemals Blumen mit. Der Anfang ist herrlich trostlos. Auch das mit den Augen funktioniert. Est fand ich es etwas viel, aber dann habe ich verstanden, dass das muss. Dieselben Augen, die sie so an ihn binden koennen, koennen auch so verschlossen sein. Ich glaube Kitschgefahr besteht besonders bei den Dialogen. Vielleicht bin ich auch nur zynisch, weil mir noch nie jemand gesagt hat, dass ich seine Sonne sei :sad: Ich finde es auch immer besser, wenn in Liebesgeschichten das Wort "Liebe" oder "lieben" nicht ganz so oft vorkommt.

Sie sind entschuldigend und bittend zugleich. Und ich versinke darin.
Erstens finde ich, dass entschuldigend und bittend nicht so unglaublich weit auseinanderliegen, dass man beides erwaehnen muss und zweitens schrammt es beim Versinken.

Die Wärme die du ausstrahlst. Nur wegen ihr durchlebe ich diese ganzen Qualen. Die endlose Kälte. Für einen kurzen Moment der Wärme und Geborgenheit.
Ok, I'm gettin' it. Den Kontrast von langer Kaelte fuer einen Moment der Waerme faende ich eindrucksvoller, wenn er nicht auf mehreren Saetze ausgedehnt waere. Der letzte Satz ist mir zuviel. Ich faends auch besser wenn die Erzaehlstimme nicht ganz so analytisch waere und nicht alles so genau erklaert. Der Leser ist ja (hoffentlich) nicht bloed. Wenn sie sagt, dass sie seine Waerme geniesst, wird man sich schon erinnern, dass es vorher in der kahlen Bude saukalt gewesen ist.

Du gibst dich mir ganz hin und ich liebe dich mit jeder Faser von mir.
Da habe ich zuerst gestutzt, obwohl es natuerlich voellig ok ist, dass er sich ihr hingibt. Da kann man mal sehen, wie tief die Geschlechterstereotypen sitzen.:Pfeif:

lg
feirefiz

 

Hallo hellbunt!

(Du hast wohl eine Vorliebe für kontrastreiche zusammengesetzte Adjektive.)

Komisch, ich hab mir am Anfang der Geschichte einen Mann als Prot. vorgestellt, vielleicht, weil mir das besser gepasst hätte, der Mann als Opfer. Irgendwelche unbewusste feministische Vorstellungen von mir ..
So, nun zur Geschichte. Ich finde auch, dass sie manchmal kitschig wird, aber im Grossen und Ganzen hast du das gut hingekriegt.
Der Anfang gefällt mir besser, als der Schluss: Er sagt mehr aus. Was am Schluss gesagt wird (dass der Mann sich nachts zu irgendwelchen Liebhaberinnen schleicht), kann ich spätestens ab der Mitte der Geschichte denken.

„Du bist die Sonne“
Sowas sagt doch kein Mann und schon gar nicht der Mann aus der Geschichte. Ausserdem ist es eeeeendlos kitschig.

gruss merettschen

 

hallo feirefiz und merettschen,
danke erst mal für eure meinung :-)
ja das mit dem kitsch ist natürlich so ne sache, das ist bei ner liebesgeschichte immer ziemlich schwierig da nicht ins kitschige abzudriften, gerade weil liebe oft kitschig ist (oder man zumindest gesagt bekommt sie wäre es...) ich werd den text bei gelegenheit nochmal überarbeiten und das ein bisschen entschärfen ;-)
Damit dass der Mann am Ende geht meinte ich allerdings nicht, dass er sich zu irgendwelchen anderen Frauen schleicht. Er kann nirgends wirklich bleiben, muss immer weiter und fühlt sich nirgendwo richtig geborgen...mit Frauen sollte das nichts zu tun haben, aber das kann man natürlich auch anders interpretieren. Also ist der Mann im Prinzip auch ein Opfer^^
Lg Hellbunt

 

Liebe Hellbunt,

ja das ist so eine Sache, wenn man das Gefühl nicht los wird, egal wie viel man gibt, es ist immer zu wenig, ich erreiche mein gegenüber nicht, der überall ist, nur nicht bei mir.

Diese Stimmung ist gut getroffen. Deine Wortwahl finde ich OK. Manche Situationen verlangen halt den Blick durch die romantische Brille.

Gruß
Pit Ka

 

Hallo Hellbunt,

hier werde ich als Leser mit du angesprochen, das mag ich nicht besonders. Diese Geschichte krankt für meinem Geschmack hauptsächlich an der Beliebigkeit der Personen, die mit nichts Konkretem beschrieben werden.

Erst landen Nudeln im Müll und dann das Paar völlig aus dem Nichts im Bett.
Zeig uns doch etwas genauer, was mit denen zwei los ist, so, dass ich mitempfinden kann und eine Verbindung zu den Personen bekomme.
Geh von dem du weg und ziehe uns in eine Situation, die uns verstehen läßt, um was es dem Prot eigentlich geht.

Konkret noch zum Text:

Es wird ewig dauern alle Reste wieder rauszukratzen.
dauern, alle
Ich starre auf die staubige Vase, die auf dem Brotkorb steht.
Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Ein Brotkorb ist doch etwas Geflochtenes, in das Brot gelegt werden kann. Wie kann da eine Vase darauf stehen?

Seit die zweite Glühbirne kaputt gegangen ist wird es nicht mehr richtig hell.
ist, wird
Ich weiß nicht wofür ich sie gekocht habe.
nicht, wofür


Dann stehst du da. Stehst da und sagst nichts. Siehst die Soße nicht, aber siehst mich. Ich kämpfe gegen mich an und wende dir den Rücken zu. Ich frage nicht wo du warst. Was du gemacht hast. Starre auf den Kalender, der schon längst abgelaufen ist.
Aber du stehst da und schaust mich an. Mit deinen großen dunklen Augen. Sie sind so entschuldigend und bittend. Und ich versinke darin. Wie ich es immer tu. So dass du mich festhalten musst. Und du hältst mich fest. Drückst mich an dich und fängst mich auf.
... so, dass du mich ...

Dreimal wird erwähnt, dass der Prot dasteht. Ich habe es als Leser schon nach dem ersten Mal kapiert.

Ein Kalender kann nicht ablaufen. Eine Frist oder eine Eieruhr läuft ab, ein Kalender zeigt evtl. eine vergangene Zeit an.

Ich spüre wie deine schlanken Finger sanft durch mein Haar streichen.
spüre, wie

Ich spüre deine weichen Lippen und deinen warmen Atem.
nochmal spüren

Du küsst mich mit einer solchen Konzentration und Hingabe dass es mir wehtut.
Hingabe, dass
So sehr liebe ich dich. Weil du mich wirklich liebst. In diesem Moment.
Du schaust mich wieder an.
Diese vielen kurzen Sätze wirken auf mich nicht überlegt hingeschrieben.
Ich fühle mich wie ein Baby, dass von seiner Mutter in den Schlaf gesungen wird. Ich fühle mich bei dir geborgen.
zweimal fühle
Nirgendwo sonst auf der Welt möchte ich sein. Nur hier. Bei dir. Die Wärme die du ausstrahlst. Nur wegen ihr durchlebe ich diese ganzen Qualen. Die endlose Kälte.
Wie oft wollte ich gehen.
Die Sätze sind für mich wie hingeschmissen. Über Satzbau und -melodie hast du dir keine Gedanken gemacht, das liest sich wie ein liebloses Stakkato.
... Die Wärme, die du ...


Aber du brauchst mich nur anzuschauen und schon weiß ich dass ich gar nicht wirklich gehen wollte.
ich, dass

Als ich dich später in mir spüre bin ich berauscht von deiner Nähe.
spüre, bin

Huch, auf einmal gehts richtig zur Sache?

Und mit welcher Intensität. Und doch sehe ich immer noch diesen Blick in deinen Augen. Der niemals verschwindet. Nicht einmal jetzt. Der suchende Blick. Der niemals fündig wird. Der immer weit weg ist. Ich würde dir so gerne helfen. Dir geben was du suchst. Es geht nicht. Niemand kann es. Du weißt es. Du weißt wie du mich verletzt. Und wie du dich selbst verletzt.
So hüpfe ich von Satz zu Satz und fühle mich wie auf einer Fahrt über eine schlaglochübersäte Straße.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Hellbunt!
Ich finde du hast die Szenerie sehr gut dargestellt. Für mich war es absolut nachvollziehbar, so vertraut.
Ich bin nicht ganz so ein Fan von den heißen Liebesschwüren und dem Wort "lieben", aber es ist ja auch dein Text.

Also hab ich gern gelesen.

babatschi Kröte

 

Hallo PitKa, bernadette und kröte72,

Danke für euer Feedback!

@ PitKa: Genau, dieses Gefühl wollte ich mit der Geschichte beschreiben!

@ bernadette: Hui, da hatte ich ja wirklich viele Kommafehler drin :Pfeif: Die hab ich jetzt mal verbessert. Und du hast recht, natürlich meinte ich einen Brotkasten, keinen Brotkorb. Deine anderen Kritikpunkte werde ich mir mal zu Herzen nehmen,wenn ich etwas mehr Zeit habe und die Geschichte noch einmal überarbeite. Allerdings habe ich die Du-Perspektive bewusst gewählt, und die Handlungen und Personen habe ich eher im Dunkel gelassen, weil es mir mehr um das Gefühl ging, das die Geschichte ausdrücken soll, und nicht um die Handlung oder die Personen an sich.

@Kröte72: Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat! Das mit dem ganzen "lieben" überlege ich mir bei Gelegenheit noch mal :)

Liebe Grüße, Hellbunt

 

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