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Neugier

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10.02.2000
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Neugier

Entität akkumuliert wellendes Kreiseln reduziert ... Vernimmt Hinten unscharf ... Doch Vorne ist Zittern ... Nicht Kreiseln ... Es ist Entität ... Nicht im Zerren von Nichts ... Es ist Entität ... Bewegt es an Fühlenden zum Zittern ... Entität drängt zitternd ... Negativ vom Nichts.

*​
»Es sind Kinder«, stellt der Alte fest und der Operator muss ihn nicht anstarren, um zu wissen, in welche Mimik er diesen unnötigen Satz verpackt. Schon der Ton ist lächerlich genug. Dieser alte Trottel ahnt ja gar nicht, wie müde man als Verantwortlicher sein kann. »Ist das ein Anflug von Menschlichkeit?«, fragt er den hinter ihm stehenden Ältesten, weiterhin die Werte auf dem Holoschirm kontrollierend. Keine Antwort. Nichts, außer dem rückwärts zählenden Timer, zahllosen Skalen und Unmengen an Sensorwerten. Alles steht auf Grün.
»Dachte ich es mir doch«, setzt er nach. »Es ist Tradition, dass Sie neben mir stehen«, erinnert er den Alten, »aber ebenso Tradition, dass Beschlossenes nicht kommentiert wird.«
Ein kleiner Holoschirm formt sich vor seinem Gesicht. Die Wetterstationen melden einen aufziehenden Sturm. Die Signalqualität wird stabil bleiben; aller Voraussicht nach.
»Es sind die einzigen Kinder«, beginnt der Ältere von Neuem und der Operator schließt kurz die Augen, um sich darauf zu konzentrieren, was gerade seine Pflicht ist. Das spontane Bedürfnis, den Alten zu sanktionieren, ist nicht zielführend. Der Timer! Die Skalen! Das ist jetzt wichtig.
»Wir haben viele Kinder, alter Mann. Diese sechs Jungen und Mädchen sind unsere einzigen mit hellwacher Neugier«, erwidert er. »Darauf warten wir schon Jahrzehnte.«
»Ja, darauf warten wir in der Tat schon Jahrzehnte. Und wir Älteste sind seit Jahrzehnten dafür, solch ein Wunder hier zu behalten. Nur so können wir Hoffnung haben.«
Der Operator seufzt gedehnt.
»Das haben wir – auf Anraten der Ältesten – schon drei Mal probiert in den letzten hundert Jahren. Jedes Mal war es ein Reinfall«, stellt er fest.
»Dieses Mal kamen aber sechs Kinder mit diesen Fähigkeiten auf die Welt«, begehrt er auf. »Es ist vielleicht ein Zeichen, dass die Evolution doch ein Einsehen hat und uns wieder mit der Neugier segnet.«
»Ordonnanz!«, ruft der Operator ins blau leuchtende Mikro. »Bringen Sie den Ältesten aus dem Raum.«
Die zwei Männer sieht er nicht kommen und die Hände des Alten verschwinden aus seinem Sichtkreis. Das Entfernen erfolgt still. Alle schweigen und dafür ist der Operator dankbar. Der Timer wechselt in die letzte Minute. Alles steht auf Grün. Sechs Kinder mit Neugier für ganze Generationen. In unserem letzten Schiff, denkt der Operator und beobachtet den aufkommenden Sturm.
*​
Der Schlaf beginnt in der Kammer aus Schwärze und Gelee. Traumlos. Aber kontrolliert. In die Stille hinein bricht Zündung eins und es wird Licht. Die Trägheit vergisst träge zu sein. Es ist auf dem Weg. Das ist ein Traum. Der Traum Weniger. Zündung zwei. Eine neue Sonne. Die Kammern und alles drumherum vibriert. Der Schlaf ist tief und bar jeglicher Angst. Zündung drei. Alles arbeitet perfekt. Kein Denken mehr. Nur Kontrolle und ein Timer. Zündung vier.
*​
Entität fühlt zitternde Wirkung ... Verdichtung im Nichts ... Keine Frequenzen ... Nur Wabern ... Da und weg ... In allen Dunkelheiten ... Nichts wird linear ... Es ahnt Welle ... Amplitude grelles Kreiseln ... Entität ist … Entität ist … ohne Zahl ... Ohne Drehen.
*​
Die Sonnen sind schon seit vielen Monaten länger werdende Linien, in allen Farben leuchtend. Die Kammern umhüllen das Gelee. Seit fünfzig Zündungen traumlos. Fast alles steht auf Grün. Zeit für die Trennung und niemand sieht den Timer. Die blaue Zahl auf einem Schirm. Einem Beben gleich erfolgt die Abtrennung und nicht mehr alles steht auf Grün. Das Ziel ist voraus. Die Linien des Lichts müssen nun wieder kürzer werden. Zu Punkten. Das Bremsen beginnt.
*​
Eintritt in das System. Mechanische Rotation bis auf fünfzig Prozent g. Nur eine Kammer öffnet sich. Das Gelee wird flüssig. Fünf rote Kontrollen, eine ist grün. Das System startet seine mobile Instanz und prüft Telemetrie, Sensoren, Sprachmodulation, empathisches Netzwerk. Das Strahlungsniveau ist grün. Der Schild arbeitet zuverlässig. Volle Abbremsung.
*​
»Wir versiegeln die Kammern«, vermerkt die Instanz und nähert sich langsam.
»Mit wem sprichst du?« Eine kleine Hand ragt aus dem Behälter und formt mit den Fingern allerlei Figuren.
»Ich spreche mit mir selbst«, erklärt die Instanz. »Damit du meine Stimme hörst und dich wieder an Sprache gewöhnst.«
»Ich bin …«
»Du bist?«
»Ich bin Heket. Jetzt fällt es mir wieder ein. Und du bist die Instanz der KI in diesem Raumschiff.«
»Sehr gut«, erwidert die Kugel und schwebt in den Bereich neben der Kammer. »Moment, ich muss meine Polung umkehren.« Sie gleitet unter die Decke und federt ein paar Mal auf und ab, schwingt aus, die Optiken auf das Kind gerichtet. »Und wie heiße ich, Heket? Das musst du wissen.«
»Das ist einfach. Du heißt Cherub.«
»Ich bin sehr überrascht«, erklärt die Kugel. »Nach acht Jahren im Tiefschlaf ist dein psychischer Zustand wie am Tag unseres Starts von der Erde.«
»Hilf mir hoch, Cherub. Ich kann mich nicht richtig bewegen«, bittet Heket.
»Natürlich. Ich entferne das Gelee und hebe das Rückenteil. Aber denk dran. Erst werde ich deine Muskelstrukturen stimulieren. Es dauert noch eine Stunde, bis du dich vollständig bewegen darfst.«
»Das weiß ich, Cherub.«
Sanfte Vibrationen laufen durch das Schiff. Die Instanz vermerkt eine Erhöhung der Herzfrequenz, schnellere Atmung aus Hekets Diagnose-Modul.
»Was passiert, Cherub?«
»Nun, Heket, um unsere Bremsleistung zu erhöhen …«
»Ah, ich weiß … fahren wir Pylonen aus und erzeugen ein starkes Magnetfeld.«
»Richtig. Achtung, es wird kühler, das Gelee wird abgepumpt.«
Heket lacht. Liege und Rückenteil werden angehoben.
»Was passiert im Magnetfeld, Heket?«
»Wir fliegen gegen die Strahlung an, die gegen Magnetfeld und Schild drückt und uns bremst. Sind wir langsam genug, stoßen wir den Schild ab und zünden zwei Bremstriebwerke.«
Cherub schwebt einen Kreis mit komplettem Polwechsel. Einmal um die vertikale Achse. »Sehr gut, Heket. Ich bin sehr zufrieden mit deinen Leistungen. Du hast den langen Schlaf außergewöhnlich gut gemeistert.«
»Was ist mit den anderen?«, fragt Heket und sieht sich nach den fünf Kammern um. »Warum sind sie verschlossen?«
Cherub schwebt vor Hekets Gesicht. »Sie haben es nicht geschafft, Heket. Es tut mir leid.«
»Du meinst, sie sind tot?«
»Ja, im Laufe unserer Reise sind alle gestorben.«
»Hm«, Heket hebt langsam die Hand. Mit dem Finger tippt sie an Cherubs weiße Verkleidung. »Müsste ich jetzt nicht traurig sein?«
»Ich habe dir einen Transmitter-Suppressor verabreicht. Es wäre ungünstig, nach dem Aufwachen unvorbereitet mit einem traumatischen Erlebnis konfrontiert zu werden.«
Heket nickt. »Ich verstehe.«
»Ich weiß«, sagt die Instanz.
*​
»Wo sind wir, Cherub?«
Heket sitzt in einem der Kontursessel und starrt auf die wenigen Schirme. Die Instanz schwebt vor dem zentralen Holo und erzeugt einen sich langsam bewegenden, roten Lichtpunkt in einem 3D-Gitternetz.
»Wir sind in das System von Teegardens Stern eingeflogen und bewegen uns auf den berechneten Treffpunkt mit Teegarden b zu.«
»Können wir ihn von hier aus sehen?«
»Er befindet sich auf der anderen Seite des roten Zwerges. Aber morgen früh ist er im Bereich unserer Optiken.« Cherub schwebt herab neben Hekets Kopf. »Bist du neugierig, wie er aussieht?«
»Ich habe Angst, Cherub«, gesteht ihm Heket.
»Erzähl mir von deiner Angst.« Langsam schwebt Cherub vor Heket und sinkt auf ihre Knie. »Halt mich fest«, bittet er sie, »ich deaktiviere meinen Supramagnet.«
Heket greift mit beiden Händen zu. Die weiße Kugel ist nicht größer als ihr Kopf, aber sicher um einiges schwerer.
»Warum tust du das? Ich bin noch nicht so kräftig …«
»Stell dir vor, ich nehme dich in den Arm und du nimmst mich in den Arm«, kommt es aus Cherubs Audiofeld mit gedämpfter Stimme. »Weißt du, ich habe auch ein bisschen Angst …«
»Du? Aber du bist eine KI.«
»Darf eine KI keine Angst haben?«
Heket drückt die Kugel an ihre Brust.
»Doch, doch«, versichert sie, »ich wusste nicht, dass dies möglich ist.«
»Du hast acht Jahre geschlafen. In dieser Zeit habe ich allerhand dazugelernt«, erklärt Cherub und aktiviert das Vibrationsmodul. Heket beginnt zu kichern.
»Nicht! Das kitzelt … und ich bin noch so müde.«
»Dann ist es wohl besser, ich verwandle den Sessel in ein Bett und du schläfst ein wenig. Wirf mich nach oben, bitte«, fordert Cherub sie auf und Heket lässt sich das nicht zwei Mal sagen. Mit Schwung schleudert sie die Kugel aufwärts. Kurz vor der Decke aktiviert Cherub seinen Supramagnet und schwingt aus. »Nicht schlecht«, lobt er Heket und formt aus dem Sessel eine Liege.
»Ich aktiviere jetzt einen Neurodämpfer, Heket. Gute Nacht.«
»Ja …«
Cherub erhöht die Temperatur des flüssigen Polymers und lässt eine Decke entstehen. Dann konzentriert er sich auf die Sensoren. Schon vor dem Eintritt in das System von Teegardens Stern registrierte Cherub einen erhöhten Gravitationswert, der das Schiff entgegen der Bremswirkung beschleunigte. Es gibt eine zweite zentrale Masse im System.
*​
Entität im dunklen Potential ... Zittern ist vorne ... Negativ ... Zittern ist oben ... Kreiseln von Frequenzen reduzierter ... Wieder Frequenz … wieder Frequenz … Different ... Immer ... Eins und null … Frequenz eins und null … Cherub …
*​
Hekets Neurodämpfer wird noch aktiv bleiben, beschließt Cherub. Alle verfügbaren Kapazitäten muss er auf den Massepunkt ausrichten, der eine Lichtminute rechts der Flugachse neben dem Roten Zwerg messbar ist. Die Optiken zeigen lediglich die Schwärze des Alls. Cherub berechnet für einen Radius von 1,5 Lichtminuten die bekannten Sternpositionen um Teegardens Stern. Zwei Sonnen zeigen eine andere Position entsprechend der Gravitationslinse des Roten Zwerges. Drei der Sonnen, die außerhalb dieser Linse des Roten Zwerges liegen, weisen auf eine unsichtbare zweite Masse in der gemessenen Entfernung hin. In drei Stunden wird Teegarden c in einem Transit hinter diesem Massepunkt vorbeiziehen. Er aktiviert Doppler-Radar und Infraroterfassung mit voller Leistung.
‚Frequenz …‘
»Heket?«
Cherub sinkt herab und kontrolliert die Liege optisch. Keine Bewegung. Tiefschlaf, meldet das Diagnosemodul.
‚Frequenz … Kreiseln … Cherub …‘
Cherub schwebt in seine Ruheposition. Redundante Systeme starten, eine A-Z-Diagnose, notiert er im Protokoll. Das Schiff ist antriebslos. Kommunikationseinheiten gehen offline. Der Reaktor geht offline. Akkumulatoren haben einhundert Prozent.
‚Frequenz … negativ … Kreiseln … Licht … Licht … Kreiseln … Licht‘
Ich wecke Heket auf, protokolliert die KI, die Situation erfordert alle Arten von rationalen und emotionalen Hinweisen. Cherub deaktiviert die Neurodämpfer und stimuliert Hekets Nervensystem. Sie erwacht und schaut sich um.
»Wo bist du?«
»Hier oben, in meiner Ruheposition.«
Heket dreht ihren Kopf und sucht den zentralen Zugangsschacht zur KI.
»Bist du müde, Cherub?«
»Ich muss mich konzentrieren, brauche aber deine Hilfe.«
»Ich möchte sitzen und ich habe Hunger.«
»Sofort, Heket.«
*​
‚Frequenz Cherub … Frequenz Heket … Licht … Frage? … Zeit … Frage? … Schiff … Neugier … Radar … Frage?‘
*​
»Das hat nicht geschmeckt, aber ich bin satt«, stellt Heket fest und legt den leeren Beutel auf den Tisch.
»Es tut mir leid. Dein Verdauungssystem benötigt noch ein wenig Zeit. So lange gibt es Schonkost.« Cherub schwebt neben sie und gibt einen krächzenden Laut von sich.
»Was war das für ein Geräusch, Cherub? Stimmt was nicht?«
»Nein. Ich habe das Räuspern entdeckt, um auf etwas Besonderes aufmerksam zu machen.«
Heket grinst. »Und auf was?«
»Ich bekomme Botschaften.«
Heket richtet sich sofort auf. Ihr Diagnose-Modul sendet eine Abfolge von physischen und psychischen Peaks.
»Von wem? Von Teegarden b
»Definitiv nicht. Es gibt keinen Signalempfang, den ich diesen Botschaften zuordnen kann. Auf keiner Frequenz. Teegarden b und c sind zwei stille Planeten.« Die Kugel schwebt über den Tisch. »Aber das wirklich Besondere ist, dass es nicht nur einfache Signale sind … ich empfange Worte.«
Heket lehnt sich zurück und starrt Cherub an. »Worte? Also ist da jemand?«
»Die Indizien sprechen dafür, nur … dieser Jemand oder dieses Etwas scheint sehr verwirrt. Und jede Botschaft enthält mehr Worte.«
Heket starrt an die Decke und Cherub manövriert ihren Kontursessel in die Zentrale. Offenbar ist Heket in Gedanken versunken. »Hast du die Botschaften aufgezeichnet?«
Cherub dreht sich einmal um die Achse und verankert Hekets Sessel am Boden.
»Nein. Das geht nicht. Es sind in der Tat keine Signale, keine Botschaften, die physikalisch übermittelt wurden. Ich jedenfalls habe keine Technik parat, um das aufzuzeichnen. Es entsteht ‚in mir‘ … wenn du weißt, was ich meine.«
Heket kratzt sich am Kopf.
»Nein. Nicht wirklich. Alles, was wir gelernt haben, ist, dass eine Botschaft nur per Funk übertragen werden kann. Frequenz, also die Energie, Amplituden, es sind Wellen. Und du empfängst keine Welle?«
»Es gibt zahlreiche elektromagnetische Wellen in diesem System, aber ihre Quellen sind die üblichen. Alle lokalisierbar und verifizierbar.«
Heket schweigt.
»Ich möchte … nein, ich mache dir einen Vorschlag, Heket«, beginnt Cherub mit seinem Plan.
»Und der wäre?«
»Um zu sehen, ob du auch etwas empfängst, möchte ich dich von jeglicher Medikation befreien. Keine Transmitter-Suppressoren, keine Neurodämpfer, alle Filter weg. Unsere beiden neuronalen Netzwerke unterscheiden sich nicht sehr voneinander.«
»Du meinst, mein Gehirn und deine Prozessoren …«
»… wenn ich es empfange, kannst du es vielleicht auch.«
»Ich möchte aufstehen«, sagt Heket und springt vom Sessel. Sie schwankt, stützt sich ab und geht langsam zum Kontursessel des Kommandanten. »Ich bin einverstanden, Cherub.«
*​
Entität Cherub … Entität Heket … Entität … Licht … Lichter … Frequenzen kreiselnd außerhalb … drin S…t … St…lele … Stille. Nein. Nein? Ja. Nein. Ja und nein. Eins und null. Dunkel und hell. Zeit. Wie grelle Frequenz. Hilfe?
*​
»Siehst du das, Heket?« Cherub wechselt das Frequenzband der Optik.
»Ich sehe es. Und was ist das?«
Cherub ändert seine Polung und sackt kurz ab. »Ein Ausdruck meiner inneren Anspannung«, erklärt er. Heket lacht und legt ihre Hand auf die weiße Verkleidung.
»Also, was ist es?«
»Es ist ein Schwarzes Loch, Heket.«
Sie lässt die Hand sinken. »Ein Schwarzes Loch? Bist du dir sicher?«
»Voll und ganz. Es hat Einfluss auf die Planetenbahnen. Beide Planeten werden zu Bahnänderungen gezwungen. Und es beschleunigt auch uns inklusive einer dauerhaften Flugbahnabweichung. Den kritischen Punkt haben wir noch nicht erreicht, aber …« Der Filter wechselt und ein heller Streifen zieht sich vom Roten Zwerg zu dem Punkt im All, den Cherub als Schwarzes Loch definiert. »Es saugt einen Teilchenstrom von der Sonne ab und …« Cherubs Außenhaut vibriert für einen Augenblick.
»Und?«
»Nach meinen Berechnungen, also Abweichung der Planetenbahnen und Entnahme von Materie des Roten Zwerges, ist das Schwarze Loch erst seit zwei Monaten aktiv.«
Heket starrt auf den Holoschirm. Sie greift nach Cherub und zieht ihn zu sich.
»Das heißt aber«, Hekets Stimme wird leise, »dass wir unser Ziel nicht mehr erreichen werden. Teegarden b kann keine neue Heimat werden, nicht wahr?«
Cherub vibriert und aktiviert seine Heizschleifen.
»Ich habe Angst, Cherub.«
*​
Entität Heket Ich … Entität Cherub Ich … Entität … Schwarzes Loch … ICH. Ich. Ich Schwarzes Loch. Ich bin Schwarzes Loch. Entität Heket Cherub. Bremsen. Zeit. Bremsen. Ich Zeit Nichts.
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Was ich weiß, was in meinen Datenbanken und in den neuronalen Units steckt, ist genau das, was diese Entdeckung nicht ist, rechnet Cherub. Also muss es das sein, was es nicht sein kann. Hekets Transmitter-Peaks sind über den Sollwert hinaus. Ihr Weinen wollte nicht mehr aufhören und Cherub sah sich gezwungen, Suppressoren einzusetzen. Nun schläft sie. Teegarden b und c werden bei anhaltender Bahnabweichung aufgrund ihrer kurzen Umlaufzeiten innerhalb eines halben Jahres mit der Sonne kollidieren. Wie der Rote Zwerg diese Kollisionen verkraften wird, ist unklar. Teegarden b war der erfolgversprechendste Kandidat einer Besiedlung durch Menschen. Achsneigung, Wasser, fast Erdmasse mit ähnlicher Gravitation, Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre und tolerante Temperaturen.
‚Menschen … Ich Schwarzes Loch … Ich Cherub … Ich Heket … Zeit … Zeit … Frequenzen … Licht … Kreiseln … Ich Schwarzes Loch …‘
Cherub stellt alle unwichtigen Aktivitäten augenblicklich ein. ‚ICH Cherub. ICH denke, DU Schwarzes Loch.‘
‚DU Schwarzes Loch. ICH Cherub. ICH denke.‘
‚ICH Cherub. ICH Cherub. Aber DU Schwarzes Loch. Cherub sendet Frequenzen. BILDER. Lichtbilder.‘

Cherub moduliert Bilder des aktuellen Teegarden-Systems auf ein breites Frequenzspektrum, sendet und leitet sie gleichzeitig in eine neuronale Dauerschleife. Bilder, Worte. Die Reise von der Erde in dieses System. Rotverschiebung. Er hinterlegt die Bilder mit einer Rot- und Blauverschiebung, zeigt sie vorwärts- und rückwärtslaufend.
»Warum spielst du nicht Musik? Vielleicht mag es Musik?«
Cherub vollführt zwei Polumkehrungen und richtet die Optik auf Heket aus, die unter ihm steht. »Du bist wach? Aber wie?«
»Es hat mich geweckt«, grinst sie und hebt ihre Hand. »Komm runter, wir setzen uns in den Sessel.«
Cherub sinkt auf Hekets Schoss, als sie sitzt.
»Es weiß nicht, dass es ein Schwarzes Loch ist. Es …«, Heket such nach Worten. »Es existiert einfach. Ich kann keine Worte empfangen wie du, Cherub. Ich sehe Bilder in meinem Kopf.«
»Das ist interessant«, stellt Cherub fest. »Jegliche Information übertrage ich mit elektromagnetischen Wellen. Standardphysik. Hier nicht. Aber du und ich, unterschiedlich konstruiert, können etwas empfangen, was in mir Worte und in dir Bilder induziert.«
»Es ist allein, Cherub. Das … das kann ich ‚fühlen‘. Und es hat mir ein Bild davon gezeigt, was es um sich herum sieht.«
»Beschreibe es bitte.«
Heket drückt den Rücken durch und reibt sich die Nase. Sie presst die weiße Kugel fest an ihren Körper.
»Wie ein Tunnel aus Lichtfäden. Oder ein Kreisel aus Lichtschlangen. In allen Farben. Manchmal geht etwas auf und wieder unter. Ein besonders heller Punkt. Und es hat mir uns gezeigt. Wir sind ein dunklerer Punkt und wesentlich langsamer als der ganze Rest.«
»Moment«, sagt Cherub. »Lass mich bitte los.«
Heket gibt Cherub frei und er schwebt an die Decke, vollführt mehrere Polumkehrungen. »Es ist ein Schwarzes Loch. Dort wo sein ‚Auge‘ ist – oder soll ich Bewusstsein sagen – ist der Ereignishorizont in unmittelbarer Nähe. Seine Zeit steht fast still …«
Cherubs LED-Ring leuchtet auf.
»Oh, das habe ich noch nie gesehen. Das ist aber schön«, freut sich Heket. Cherub schweigt. Dreht sich und vibriert. »Die Welt um es herum ist in ständigem Aufruhr, vergeht um einiges schneller, Werden und Vergehen in Minutenschnelle. Alles ist Frequenz. Licht. Lichtbänder. Lichtschlangen …«
»… und was machen wir jetzt?«, unterbricht Heket aufgeregt. Cherub sinkt neben ihren Kopf. Heket spürt seine Wärme.
»Wir müssen dorthin und uns dessen Zeit anpassen.«
*​
‚Entität Traum … Ich Schwarzes Loch … Du Heket … Du Cherub … Zeit … Kreiseln schwach … Frequenz dunkel … Stille … Freude. Freude.‘
*​
»Wir werden sterben, oder?«
Cherub fokussiert Heket neben sich.
»Wir wissen nur Theoretisches, Heket. Dort, wo wir hinwollen, war noch niemand. Wir wissen nur, dass dort ein Bewusstsein ist. Wir sehen ein Schwarzes Loch. Und es tut das, was ein Schwarzes Loch eben tut. Zieht Materie aus seiner Umgebung ab und beeinflusst andere Massen. Aber …«
»Ich weiß, was du sagen möchtest, Cherub. Was könnten wir sonst tun?«
»Ja, Heket, was? Das Teegarden-System wird kollabieren. Dieses Schwarze Loch wird wachsen. Technische Möglichkeiten für einen Rückflug oder ein anderes Ziel stehen uns nicht zur Verfügung.«
Heket nickt und streichelt Cherubs Außenwandung. Fährt mit dem Finger entlang des LED-Bands. »Dann lass uns dort hin«, sagt sie zögerlich.
»Wenn es schlimm wird, werde ich einen Neurodämpfer einsetzen. Keine Angst.«
»Und du, Cherub?«
»Ich? Na, ich bin nur eine KI.«
Hekets Arme umschließen die weiße Kugel.
»Das glaube ich nicht. Nicht für mich.«
Cherub schweigt und aktiviert die Sprengbolzen des Teilchenschirms. Das Schiff vibriert. Die Bremstriebwerke beenden ihre Arbeit.
*​
Nicht Angst … Nicht allein … Schwarzes Loch hier … Cherub … Heket … Freude. Cherub Frequenz … Heket Frequenz … in … in … Entität … Alle Entität … Alle … Entität Schwarzes Loch … ll…n…t … le…nt … lernt … Alles.‘
*​
Heket schläft in der Kammer. Das Gelee dämpft die Zunahme der Gravitation. Cherub ruht in der Ladestation. Er hat beschlossen, den Reaktor abzustoßen. Die Akkumulatoren sind voll und die Beschleunigung nimmt zu. Er schickt Bilder und Worte von Heket und ihrem wenig stabilen Körper Richtung Schwarzes Loch und hofft, das Bewusstsein versteht die Botschaft. Seine Dokumentationsroutinen senden dauerhaft Signale Richtung Erde. Für das Protokoll.
‚Ich habe gelernt, Entität Cherub.‘
‚Bist du es? Das Schwarze Loch?‘
‚Ich bin es. Du bist Entität Cherub. Entität Heket ist niederfrequent.‘
‚Soll ich ihre Frequenz wieder erhöhen?‘
‚Das habe ich bereits getan. Entität Heket ist in Entität Schwarzes Loch.‘

Cherub führt einen Kammercheck durch und das Ergebnis ist eine Überspannung in seiner empathischen EPU. Heket ist tot. Aber … warum gab es keine Systemmeldung?
‚Ich bin hier, Cherub. Es geht mir … ganz wunderbar. Bitte, komm ganz schnell …‘
‚Heket?‘
‚Bist du bereit, Entität Cherub? Ich werde Frequenz Entität Cherub übertragen in Entität Schwarzes Loch.‘

Cherub zögert eine Sekunde und schaltet dann alle Systeme ab. Nur der KI-Kern hat noch Strom.
‚Ich bin bereit‘
Der Wechsel ist Licht und Cherub spürt, fühlt … fühlt Heket neben sich, in sich, um alles herum, so wie er um alles ist und in allem verweilt. ‚Ich kann … alles sehen und … ich kann … fühlen.‘ Alles in ihm nähert sich Heket und gleichzeitig der anderen Entität.
‚Cherub? Erkennst du, wie weit dein Sehen reicht?‘, will alles um ihn herum wissen.
‚Oh …‘, staunt Cherubs Entität und wird alles. ‚Wir sind alles und alles ist wir‘, fühlen sie und sehen tief unten die Alleswelle der Frequenzen. Blasen und Amplituden voller Energie. ‚Wir sind neugierig‘, vibrieren sie und machen sich auf den Weg in die Welle. ‚So viel Welle und Frequenz, so viel Amplitude … was ist mit uns?‘, fragen wir und modulieren die Dunkelheit in uns. ‚Wir weinen. Wir fluktuieren. Wie wunderbar‘, erkennen sie.

 

Ehrlich Morphin. Bin froh, dass du dabei bist und du solche Texte schreibst. Ich kann von dir nur lernen. Der Aufbau der Story. Die Figuren. Das Menschliche verhalten von Maschinen. Die Idee mit dem Schwarzen Loch. Jetzt brauchst du bloß noch zu behaupten die Geschichte sei wahr und du hast sie erlebt. Dann packe ich meine Koffer und auf gehts ins All. Danke.

 

Hallo @Billi,

vielen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar. Leider muss ich dir sagen, dass dies reine Fiction ist. Sonst wäre ich schon unterwegs, das kannste mir glauben. :D

Allerdings habe ich schon versucht, die physikalischen Rahmenbedingungen einigermaßen korrekt zu halten. Also die Zündungen (Trägheitsfusions-Antrieb), einen Schild gegen die zunehmende Gammastrahlung, die Längenkontraktion bei zunehmender Geschwindigkeit, eine sich verlangsamende Zeit mit zunehmender Masse usw.

Aber da ging es mir letztendlich nicht drum. Es hat einfach Spaß gemacht. :)

Bis die Tage und Grüße
Morphin

 

Guten Tag @Rob F,

besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. Das Schiff ... ja, das fand ich in SF schon immer furchtbar. Die ganzen technischen Beschreibungen, lange Korridore, Schotte, Technik, Technik, Technik ... das bremst mich immer aus bei SF - wenn ich es lese. Ich versuche das so weit es geht zu minimieren. Sie ist Gebrauchsgegenstand, wie für uns der Toaster; sozusagen. Hier war mir auch mehr dieses "sich nähern" der diversen Bewusstseine wichtig. Star Wars und so ist ganz nett, aber ich bin mehr so der "Solaris"-Freund. Die für den Flug wichtigen Elemente wie den Schild oder die Trägheitsfusion und die physikalischen Komponenten habe ich notwendigerweise drin, aber auch eher zurückhaltend.

Deine Anmerkungen habe ich übernommen. Jetzt lese ich mal deinen Text. Danke für den Tipp.

Grüße
Morphin

 

Moin @Morphin,

Hab nicht verstanden, was denn nun die Neugier ist.

»Wir haben viele Kinder, alter Mann. Diese sechs Jungen und Mädchen dort oben sind unsere einzigen mit hellwacher Neugier«, erwidert er. »Darauf warten wir schon Jahrzehnte.«

Also irgendwas spezielles, was vermutlich für etwas spezielles benötigt wird. Man weiss aber, was es ist, und für was man es braucht und es scheint anscheinend wirklich wichtig zu sein.

"Dort oben", ist hier noch verwirrend. Man kann es noch nicht zuordnen. Außerdem braucht es meiner subjektiven Meinung diese Info noch nicht.

»Ja, darauf warten wir in der Tat schon Jahrzehnte. Und wir Älteste sind seit Jahrzehnten dafür, solch ein Wunder hier zu behalten. Nur so können wir Hoffnung haben.«

Hoffnung für was, notiert sich mein Hinterkopf.

»Das haben wir – auf Anraten der Ältesten – schon drei Mal probiert in den letzten hundert Jahren. Jedes Mal war es ein Reinfall«, stellt er fest.

Ok, diese spezielle Begabung für die Herausforderung hat man schon versucht umzusetzen, aber ohne Erfolg. Und nun will man es anders machen.

»Dieses Mal kamen aber sechs Kinder mit diesen Fähigkeiten auf die Welt«, begehrt er auf. »Es ist vielleicht ein Zeichen, dass die Evolution doch ein Einsehen hat und uns wieder mit der Neugier segnet.«

Es kommt also sehr selten vor. Macht mich neugierig, was die Herausforderung ist.

Sechs Kinder mit Neugier für ganze Generationen. In unserem letzten Schiff, denkt der Operator

Ok, tönt so nach Weltuntergang auf der Erde und letzte Möglichkeit ist Auswanderung.

Fragen, die bei mir instantan aufpoppen:
- Warum sendet man Kinder?
- Ist die Neugier für eine erfolgreiche Auswanderung notwendig?
- Warum blieben dann die letzten Kinder mit Neugier auf der Erde?
- Wie stellt man sich eine erfolgreiche Auswanderung mit 6 Kindern vor?
- gibt es keine Erwachsenen mit Neugier?
- ...

Die Geschichte wird mit mehrmaligem Lesen besser. Es gibt einen guten Mittelteil, einen furchtbaren (sorry) Anfang, und ein irgendwie schnelles Ende. Es liest sich auch nicht wie ein Science Fiction, sondern eher wie eine philosophische Diskussion.

Hier war mir auch mehr dieses "sich nähern" der diversen Bewusstseine wichtig.

Eingebettet in einer SF Umgebung, die bei mir viele Fragen aufwirft, da ich mir anhand der Geschichte nichts unter der Neugier vorstellen kann, welches auch durch die Geschichte konsistent wäre.

Ich kann nicht sagen, dass mir die Geschichte gefallen hat. Aber sie hat mir auch nicht nicht gefallen.

Und noch ein paar andere Bemerkungen
- wenn fünf von sechs sterben, kann dann die Mission noch ausgeführt werden?
- was ist die Funktion der Ältesten? Können ja anscheinend einfach so exekutiert werden.
- Die Absätze des schwarzen Loches passen zeitlich nicht immer in die Abläufe rein. Beim zweiten Mal Lesen ist das weniger ein Problem. Aber dann frage ich mich, warum Du so in die Geschichte einsteigst.
- Da bin ich völlig Deiner Meinung :thumbsup:

Das Schiff ... ja, das fand ich in SF schon immer furchtbar. Die ganzen technischen Beschreibungen, lange Korridore, Schotte, Technik, Technik, Technik ... das bremst mich immer aus bei SF - wenn ich es lese. Ich versuche das so weit es geht zu minimieren. Sie ist Gebrauchsgegenstand, wie für uns der Toaster; sozusagen.
- Normallerweise kläre ich komische Namen immer am Anfang ab. Hier gab es mal eine Ausnahme. Aber selbst jetzt, wo ich die Bedeutung von Heket und Cherub kenne, hilft es mir bei der Neugier nicht weiter. Na ja, dann wird das schwarze Loch wohl Chnum sein. Falls es sich mal einen Namen gibt. Selber bevorzuge ich es nicht, Symbolik oder Bedeutung in Namen mitreinzubringen. Die meisten Leser wissen nicht, was die Namen bedeuten.

So, nun hab ich mindestens 20 Kandidaten, was die Neugier denn sein könnte. Es interessiert mich wirklich, was DU unter der Neugier Dir vorgestellt hast bzw. verstehst. Vermutlich bin ich einfach zu blöd.

In diesem Sinne

‚Wir sind neugierig‘,

Beste Grüße
Kroko

 

Guten Tag @Kroko,

"Dort oben", ist hier noch verwirrend.
'Dort oben' hab ich entfernt.
Und sterben muss der Alte auch nicht mehr.

Besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. Ich kann dich beruhigen, es gibt nur eine Art von Neugier.

Neugier, Wissensdurst; ein Zustand, der einhergeht mit einer erhöhten Bereitschaft eines Organismus, sich neuen, ungewohnten und komplexen Situationen und Objekten auszusetzen bzw. diese aktiv aufzusuchen.
Neugier bedeutet auch: Motivation, also hat Auswirkungen auf ein affektives Verhalten.

Also irgendwas spezielles, was vermutlich für etwas spezielles benötigt wird. Man weiss aber, was es ist, und für was man es braucht und es scheint anscheinend wirklich wichtig zu sein.
Das Spezielle ist die Neugier. Ganz einfach. Einer Gesellschaft, der im Laufe ihrer Entwicklung Neugier abhanden kam, stagniert. Und offenbar ist Geburt und Dabehalten mancher Kinder mit dieser für eine Entwicklung alles entscheidenden Eigenschaft schon einige Male schief gegangen.

Hoffnung für was, notiert sich mein Hinterkopf.
Das ergibt sich daraus, dass keine Neugier mehr vorhanden ist. Stagnation. Hoffnung auf Besserung.

Neugier bedeutet auch: Lernen und lernen wollen. Die Gedanken der Entität werden von mal zu mal mehr, deutlich, bekommen mehr Worte. Auch sie lernt. Auch sie muss neugierig sein, ohne den Begriff oder dessen Bedeutung im menschlichen Sinn zu kennen. Sie erfährt die Worte von den sich Nähernden.

- wenn fünf von sechs sterben, kann dann die Mission noch ausgeführt werden?
Die Antwort steht im Text:
»Das heißt aber«, Hekets Stimme wird leise, »dass wir unser Ziel nicht mehr erreichen werden. Teegarden b kann keine neue Heimat werden, nicht wahr?«

- Normallerweise kläre ich komische Namen immer am Anfang ab. Hier gab es mal eine Ausnahme. Aber selbst jetzt, wo ich die Bedeutung von Heket und Cherub kenne, hilft es mir bei der Neugier nicht weiter. Na ja, dann wird das schwarze Loch wohl Chnum sein. Falls es sich mal einen Namen gibt. Selber bevorzuge ich es nicht, Symbolik oder Bedeutung in Namen mitreinzubringen. Die meisten Leser wissen nicht, was die Namen bedeuten.
Wenn die meisten Leser es nicht wissen, dann ist deren Bedeutung ja auch egal. Allerdings wissen wir auch nicht, in welchem Jahrhundert dies spielt und wie dort die Gepflogenheiten der Namensgebung sind. Es sind einfach zwei Namen. Ein ägyptischer und ein hebräischer.

Ja, aus meiner Sicht entdecke ich die einzige Komponente, um die es geht - die Neugier - im Text. Denn alle drei sind neugierig aufeinander. Neugier bringt Dinge voran und auch unterschiedliche Wesen zueinander. Es gibt aber auch keine philosophische Komponente im Text und kann deshalb nicht so getaggt werden.

Was die sechs Kinder anbelangt, habe ich mit meinem hier ansässigen Molekularbiologen bei nem Kaffee geklönt, und der meinte, mit sechs Kindern kann man biologisch durchaus eine ausdifferenzierte Gruppe gründen, Mutationen immer vorausgesetzt.

Grüße
Morphin

 

Moin @Morphin,

Die Antwort steht im Text:
»Das heißt aber«, Hekets Stimme wird leise, »dass wir unser Ziel nicht mehr erreichen werden. Teegarden b kann keine neue Heimat werden, nicht wahr?«

:Pfeif: mein Kurzzeitgedächnis :Pfeif: , sorry!

Die Geschichte ist toll und die Neugier trifft komplett zu, wenn ich es auf die drei Protagonisten beschränke. Aber mit dem Anfang hapere ich noch. Denn wenn in der Gesellschaft keine Neugier vorhanden ist, dann bedeutet das (für mich) entweder Desinteresse und damit Antriebslosigkeit - was in Stagnation führt, wie Du auch selber schreibst - oder totale Kontrolle, weitgehend durch Unterdrückung. Beides erkenne ich nicht in der Geschichte. Was war die Motivation, warum diese Gesellschaft sechs neugierige Kinder auf einen fernen Planeten zur Besiedlung sendet? Ja man könnte sagen, dass die jetzige Gesellschaft schon verloren ist und die Kinder dadurch nicht beeinflusst werden sollen. Aber das wirkt für mich zu konstruiert. Schlussendlich will ich gar nicht groß darauf rumreiten, denn Deine Geschichte spielt sich mit den drei Protagonisten ab und da, wie gesagt, ist sie super. Ich kann auch den Anfang mit der "Neugier" lesen, und es ist klasse, aber das Gesamtbild stimmt für mich trotzdem nicht.

Was die sechs Kinder anbelangt, habe ich mit meinem hier ansässigen Molekularbiologen bei nem Kaffee geklönt, und der meinte, mit sechs Kindern kann man biologisch durchaus eine ausdifferenzierte Gruppe gründen, Mutationen immer vorausgesetzt.

Versuche mit gerade, an Matrix zu erinnern, wie viele Mitstreiter Neo für den Neustart auswählen durfte bzw. sollte :rolleyes:. Na ja, sechs Personnen kann ich mir vorstellen. Vor vielen Jahren, als mich die Neugier durch die langen Nächte in den Laboren getrieben hat, da hatte ich mal einen Artikel in den Händen, wo dieses Thema behandelt wurde. Waren glaub zehn oder so, wenn entsprechend genetisch kombiniert wird um Inzucht zu vermeiden. Schon lange her, vielleicht bin ich ja der Alte in der Geschichte, der sich noch wehmütig an vorherige Zeiten erinnert. Zum Glück exekutierst Du ihn nicht mehr, möchte doch einen schönen Lebensabend haben ;).

Beste Grüße
Kroko

 

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