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Neulich, die Versteigerung von Schriftstellern

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09.08.2002
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Neulich, die Versteigerung von Schriftstellern

Neulich war ich auf einer echt merkwürdigen Veranstaltung. Ich sollte für meine Zeitung, für die ich als freier Mitarbeiter tätig war, von einer Auktion berichten, die Schriftsteller versteigerte. Ehrlich wahr! In dem Fax, das wir von den Veranstaltern in die Redaktion zugeschickt bekamen, stand, dass die Zielgruppe dieser Auktion vornehmlich alleinstehende, heiratswillige Frauen seien. Und dann wurden in dem Fax die einzelnen Vorzüge von Schriftstellern als Lebensgefährten aufgeführt.
Normalerweise gab unser Chefredakteur ja keinen Pfifferling auf Schriftsteller. „Alles so schöngeistige Faulenzer“, sagte er immer. Aber da wir uns gerade im berühmten Sommerloch befanden und alle Helfer unserer Freiwilligen Feuerwehr im letzten Monat über Island mit dem Flugzeug abstürzten, schickte mich die Chefredaktion doch noch hin.

Die Auktion war – zu meiner Überraschung – ziemlich gut besucht. Es waren natürlich nur Frauen da, sieht man mal von dem schwulen Klaus ab, der wohl mit dieser Auktion die Hoffnung verband, seinen Traumprinzen zu finden. Das ist in so einer konservativen Kleinstadt wie Kronberg natürlich nicht ganz einfach. Einmal hatte Klaus sogar mal was mit unserem Bürgermeister – totaler gemeinsamer Absturz nach einem Straßenfest. Der Bürgermeister ließ Klaus dann aber wegen übler Nachrede oder so was festnehmen, als dieser die Geschichte ausplauderte. Das wurde aber von unserer Zeitung totgeschwiegen, denn unser Chefredakteur und der Bürgermeister können ganz gut zusammen. Wenn ihr versteht, was ich meine.

Die Auktion fand in der Turnhalle des SV Kronberg 09 statt und wurde von dem Bruder des Bürgermeisters, einem kleinen stämmigen Mitvierziger eröffnet. Von einer Bühne aus sagte er in sein Mikrofon, dass er sich freue, so viele Zuschauer begrüßen zu dürfen und dass er auf hohe Einnahmen hoffe, die zu 70% den Freunden und Angehörigen der verunglückten Helfer der Kronberger Feuerwehr gespendet würden. Tosender Beifall. An dieser Stelle machte ich meine ersten Notizen.
Dann kam das erste Exemplar auf die Bühne. Ein junger, hagerer Mann mit einem recht spitzen Gesicht stand da nun neben dem Auktionator. Obgleich er ziemlich heruntergekommen aussah, wirkte er doch extrem selbstbewusst, wenn nicht sogar arrogant.
„Meine lieben Damen und mein Herr“. Gekicher. „Wir beginnen mit einer wirklich interessanten Gattung des Schriftstellers. Das hier ist Herr Peter von Carlowitz, ein junger aufstrebender Schriftsteller, 28 Jahre alt, der zwar erst eine Kurzgeschichte in einer Literaturzeitung veröffentlicht hat, aber ein großes Potential aufweist“. Von den Gesichtern des weiblichen Publikums konnte ich ein gewisses Interesse ablesen.
„Wann hat er diese Geschichte veröffentlicht?“, fragte ich schreiend von meinem Platz aus in Richtung des Auktionators.
Der Bruder des Bürgermeisters hielt dem jungen Schriftsteller das Mikrofon hin, um ihn selbst antworten zu lassen. „Vor acht Jahren“, nuschelte er vollkommen selbstgefällig ins Mikro. Großes Gemurmel im Publikum, woraus ich ein wenig Unmut schließen konnte.
Sofort versuchte der stämmige Auktionator wieder die Frauen auf seine Seite zu bekommen. „Aber, aber, meine Damen, was bedeuten schon Veröffentlichungen? Herr von Carlowitz hat dafür andere Vorzüge. Er ist – wie sie vielleicht selbst sehen können – äußerst arrogant. Hinzu kommt eine abgrundtiefe Humorlosigkeit und Intoleranz gegenüber allen Menschen, denen materielle Dinge wichtig sind“.
Beifall. Das Publikum schien durch diese Worte beschwichtigt zu sein.
„Das ist ja wohl das mindeste. Ich lasse mich doch nicht verarschen“, bemerkte eine Frau Ende 50 neben mir, die allem Anschein nach sehr vermögend sein musste. Zumindest trug sie eine dicke Perlenkette und hatte einen dieser unglaublich großen modischen Hüte mit Schleife auf.

Vor den Geboten sollte der junge Schriftsteller noch selbst ein paar Worte sagen, weshalb er das Mikrofon vor die Nase gehalten bekam.
Absolut lustlos und gelangweilt bewegte er seinen Kopf in Zeitlupentempo in Richtung des Mikrofons.
„Wir müssen allem Besitz abschwören, um unsere kreativen Energien wachzurufen. Nur der ist ein wahrer Künstler, der die Armut kennt. Ich kenne die Armut. Deshalb kenne ich mich selbst. Ich brauche mich nicht hinter Besitz zu verstecken, denn ich habe keine Angst zu erfahren wer ich bin oder sein könnte“.
Das gefiel mir, obwohl ich nicht alles verstand. Ich versuchte aber, alles wortwörtlich mitzuschreiben. Auch das Publikum war begeistert. Es gab einen langanhaltenden Applaus. Der Schriftsteller trat einen Schritt vom Mikrofon zurück, wobei er keine Miene verzog und absolute Gleichgültigkeit ausstrahlte.
Der Applaus ebbte langsam ab, als er noch mal ans Mikro ging und ganz leise, aber bestimmt sagte: „Ich verachte euch“.
Das weibliche Publikum flippte aus. Auch ich war von den Socken. Wenn schon dieses Exemplar so genial war, wie sollten wir die weitere Versteigerung aushalten?
Das Bieten begann. Schnell war man bei € 20.000. Dann € 30.000. Meine Nachbarin, die ältere Frau mit der Perlenkette, bot kräftig mit und bekam schließlich für € 35.670 den Zuschlag. Sofort sprang sie daraufhin von ihrem Stuhl auf und rannte zur Bühne, wo sie sich dem jungen Schriftsteller vor die Füße warf und schrie: „Verachte mich, verachte mich!“
Ich machte mir natürlich zu dieser absurden Szene genaue Notizen, denn ich war nun der Meinung eine Reportage statt einer Nachricht zu der Auktion machen zu müssen. Dafür brauchte ich auch ein wenig Atmosphäre und Situationsbeschreibungen. Kommt echter, ihr versteht?

Die Situation mit der „Perlenfrau“ wurde zu meinem Entsetzen noch absurder, als der schwule Klaus ebenfalls zur Bühne rannte und sich an das rechte Bein des jungen von Carlowitz hängte. „Ja, ja, Verachtung, Verachtung“, brüllte er dabei. Der schwule Klaus wurde später für dieses geschmacklose Benehmen wegen unzüchtigem Verhalten oder so verhaftet. Unsere Zeitung berichtete nicht darüber. Ihr wisst schon, unser Chefredakteur und der Bürgermeister sind ziemlich dicke.

Als nächstes zu versteigerndes Exemplar von Schriftsteller kam ein älterer Mann von etwa 50 Jahren auf die Bühne. Er war wesentlich besser gekleidet als der vorhergehende Schriftsteller, ordentlich würde ich sagen. Also, er hatte eine ordentliche braune Cordhose an und so eine blaue Weste. Es passte nicht wirklich, aber es war in Ordnung, wie ich bereits sagte.
Aber es war sowieso egal, was er anhatte, denn der Alte wirkte durch seine weise und in sich ruhende Ausstrahlung auf das Publikum. Er schien über alles erhaben zu sein. Absolut souverän.
Sein Gesicht war ein bisschen zerknautscht, seine große Nase ziemlich rot. Aber er hatte wohl das, was man ein Charaktergesicht nennt. Das Publikum war gespannt. Der Auktionator setzte zu seiner Lobesrede an: „Meine lieben Damen, hier haben wir einen König unter den Schriftstellern, Herbert Hübsch. Ich scheue den Vergleich mit Thomas Mann oder Robert Musil nicht. Meine Damen, vor ihnen steht der Autor von ‚Die Vergänglichkeit des Seins im transzendenten Zeitalter des Nihilismus’“. Ein Raunen ging daraufhin durch die Menge. Ich machte mir wieder Notizen.
„Und nicht nur das er Autor dieses monumentalen Werkes ist, nein, er ist auch noch alkoholabhängig, seelisch instabil und impotent“. Begeisternder Beifall. „Und die Frau, die ihn ersteigern wird, darf sich darauf freuen, von ihrem zukünftigen Lebensgefährten stets ignoriert und für dumm gehalten zu werden“. Langanhaltender Applaus.
Ich notierte mir, dass die Gesichter des Publikums sehr zufrieden aussahen. Eine Dame vor mir zog den Lippenstift nach, ihre Nachbarin puderte sich das Gesicht. „Ich bin so froh, dass ich meinen Mann abgeschossen habe“, sagte die mit dem Lippenstift zu der anderen Frau, „ich habe diesen langweiligen Beamten echt satt gehabt. Nicht einmal hat er mich in all’ den Jahren angeschrieen oder eine Affäre gehabt oder zumindest mal einen seelischen Zusammenbruch. Er war immer so verdammt nett. Zum kotzen“. Die andere Frau nickte zustimmend.

Auch der knautschige alte Schriftsteller durfte noch ein paar Worte sagen, bevor es an die Versteigerung ging. Es hatte den Anschein, als ob er seine Worte sehr sorgfältig auswählte.
„Ich wünschte, ich könnte nur einmal kein Künstler sein“, begann er, „nur für einen Tag oder eine Stunde. Nur einmal möchte ich so gewöhnlich sein wie ihr, die ihr nichts von den Qualen eines Künstlers wisst. Denn dann könnte ich spüren, was Glück ist, das Glück der Gewöhnlichkeit“. Dabei war er sehr theatralisch, so als würde er auf einer Theaterbühne stehen. Ich machte mir eifrig Notizen.
„Doch dieses Glück wird mir für immer verwehrt bleiben, denn ich muss leiden. Das ist mein Schicksal: das Leid des Künstlers zu ertragen“. Und dann ließ er sich plötzlich auf seine Knie fallen. Die Frauen klatschten wie wild Beifall. Manche riefen schon ihre Gebote, obwohl der Auktionator noch gar nicht dazu aufgerufen hatte. Es herrschte große Aufregung. Auch ich war völlig hin und weg. Welche Eloquenz und Selbstzufriedenheit dieser Schriftsteller besaß.
Und plötzlich fasste ich den Entschluss auch Schriftsteller zu werden. Man konnte als Schriftsteller arrogant sein, seine Mitmenschen gering schätzen und trotzdem liebten sie einen. Als Schriftsteller war man schließlich Künstler. Und damit hatte man eine schwere Bürde zu tragen. Unsere Mitmenschen verstanden das nicht nur, sie fühlten sich davon angezogen.

Und während die Gebote für den Autor von „Die Vergänglichkeit usw.“ noch liefen, stand ich von meinem Stuhl auf und schmiss meinen Block in die Ecke. Ich machte mich auf den Weg nach Hause, um mein erstes literarisches Werk zu verfassen. Es spielte keine Rolle, ob sich irgendjemand dafür interessieren würde. Schließlich war ich ein Künstler. Die Frauen würden mich lieben.

 

Herzlichen Glückwunsch !!!:D

Das ist eine Satire, eine gelungene.

Ich fand das Statement des ersten Schriftstellers super, der hat soon herlichen Scheiß erzählt.

"Ein großer Schriftsteller ist er und wenig später....1 Kurzgeschichte vor 8 Jahren" sowas find ich gut.

(Ich stell mir grad den kleinen Dorfverein vor, in dem ich Fussball spiele, ich glaube den meintest du eigentlich haha)

Schön bescheuert, auch der Titel des 2. Schriftstellers, den keine Sau verstanden hat.

Hey Peter das war super, echt super.


Es ist nicht die allerallerbeste Satire, denn die hab ich ja geschrieben, haha,... nein im Ernst. Diese Satire hat keinen Einbruch, sie wird nirgends schwächer, und das ist überhaupt nicht einfach.
Also ich halte es für meine Pflicht als Schriftsteller, der ich einer bin, bin ja auch Student, hab von daher sowieso nichts zu tun, auf "Antworten" zu drücken und hier mache ich es besonders gerne.

liebe grüsse Stefan

 

Lieber Peter Pan !

Bin ich froh, dass du von dieser Auktion berichten durftest, in deren Verlauf du ein Motiv gefunden hast so etwas wie diese Geschichte zu schreiben.

Eine Satire soll bissig sein. Du beißt in die Wadeln und lässt so schnell wieder los, dass es dir keiner nachträgt. Dabei hinterlässt du ganz schöne Narben.

Du bringst die Politik, die Frage der Bewertung von Kunst, die Dummheit und den Willen zur Unterweferung, die Gier nach Dazugehören und Anbiedern auf einen vielleicht ungewollten Punkt – sich dem System anzupassen und Nutzen daraus zu ziehen. Habe mich köstlich amüsiert !!!!!

Auch ich kann dich nur beglückwünschen zu dieser Tat - herzlichen Gruß - schnee.eule

 

Schmunzel, Schmunzel!

Allerdings erfüllt mich die Aussicht, als künstlerischer Schriftsteller auf einer Auktion zu enden, mit gelindem Entsetzen.

Da bleib ich doch lieber bei meinen leicht verständlichen Geschichten mit Handlung und der Aussicht auf Honorar. :D

Im Ernst: Gut gelungen. Ein köstliches Amüsement!

Gruß, Mike :)

 

Hallo Arche,

freud mich, dass du dich amüsierst hast. Natürlich hast du die beste Satire aller Zeiten geschrieben. Schließlich hast du ja auch verdammt viele Antworten bekommen. Ich habe sie auch, dank deines kleinen Hinweises, gelesen. Und werde dir so gleich eine Antwort schreiben, damit du die 25 bekommst. Auf das wenigstens einer von uns zu Ruhm gelangt.

Auch dir Schnee.eule ein freundliches Hallo an diesem regnerischen Tag,

ich bin ganz verblüfft, was ich da alles in die Satire reingepackt habe. Vielen Dank für dein Lob. Ich wollte in erster Linie ein paar Möchtegern-Künstler aufs Korn nehmen und nebenbei noch den sog. Journalismus in den Kleinstädten. Schließlich ist mir dann noch eine Freundin in den Sinn gekommen, die mir mal offenbart hat, dass sie sich von sog. Arschlöchern angezogen fühlt. So nahm die Geschichte ihren Lauf.

Vielen Dank Sliggel für dein Lob,

ja, du hast Recht, entsetzt kann man sein. Kommt aber auch darauf an, wer einen ersteigert, oder?

Liebe Grüße

Jan:rolleyes:

 

Moin PeterPan aka Jan

Ich liebe dich nicht für diese Geschichte. Erstens, da ich keine Frau bin und zweitens, weil ich dich verachte. Eigentlich verachte ich euch alle, weil ihr nicht versteht, daß man sich den weltlichen Dingen entziehen muß um in der Armut die Bestätigung für sein Tun zu finden (oder so ähnlich halt). ;)
Andererseits teilt ihr natürlich alle mein Schicksal, Künstler zu sein, nicht so normal wie die breite Masse, sondern vom Schicksal Auserwählte. Darum liebe ich dich zwar immer noch nicht, aber ich beglückwünsche dich zu deiner Geschichte. :thumbsup:

Die ist dir nämlich wirklich gut gelungen. Und das war der erste ernstgemeinte Satz in dieser Kritk. Eine herrlich überzeichnete Gesellschaft, die dem gegenseitigen Hass frönt, um es mal so zu sagen. Schön. Möchtegern Künstler sind wirklich eklig, ich kenne da einen, den ich jeden Morgen im Spiegel sehe...

Naja, zwei Kleinigkeiten sind mir aufgefallen, beide in der Einleitung:

die Schriftsteller versteigerte. Ehrlich wahr!
Das finde ich unpassend. Dein Stil ist zwar auch anonsten schön locker und ungehemmt, aber hier übertreibst du mMn ein wenig. Solche plakativen Sätze (ich meine hier das "Ehrlich wahr!") mag ich gar nicht. Aber das ist nur meine subjektive Meinung...

Aber da wir uns gerade im berühmten Sommerloch befanden und alle Helfer unserer Freiwilligen Feuerwehr im letzten Monat über Island mit dem Flugzeug abstürzten, schickte mich die Chefredaktion doch noch hin.
Dieser Satz macht mMn in dieser Form keinen rechten Sinn. Warum wird der Erzähler da hin geschickt, weil Feuerwehrleute verunglückt sind? Natürlich, weil da gespendet wird und darum die Zeitung berichten muß, aber das wird in diesem Satz nicht erklärt und darum wirkt er in meinen Ohren nicht ganz korrekt.

Ansonsten eine wirklich gelungene Satire. Ich entschuldige mich für mein rüdes Verhalten in den ersten Sätzen, wollte nur meiner künstlerischen Ader freien Lauf lassen... Natürlich verachte ich hier niemanden, sondern schätze jeden einzelnen von euch. (wirklich!)

Wer gibt das erste Gebot ab? :D

 

Hi Peter Pan,
tja! Sehr gut beobachtet! Haben die Frauen das verdient? Oder geschieht es ihnen gar recht, wenn ein Dichter sie durch den Kakao zieht? Kommt es so bissig, weil manche sich benehmen wie Groupie beim Rolling Stones-Konzert?

Ich vermute, dass deine Geschichte den einen oder anderen ironischen Querschläger hat, den man nicht persönlich nehmen soll. Es bleibt aber das seltsame Gefühl übrig, dass Dichter ihre Leserinnen verachten könnten. Zum Glück verachtet mancher Dichter seinen Umsatz, seine Auflage, seinen Erfolg nicht all zu sehr und denkt daran, dass ca. 75% seiner Leser Frauen sind, die solche Geschichten mit ein paar Pfund Selbstironie lesen können.

Grüße von Emma

 

hei peter, ehrlich ich halte diese satire für sehr gut, ich meine... gut.

und du hast ja auch erkannt, daß du die zweitbeste satire geschrieben hast.

Ich habe in den letzten 10 minuten 8 satiren gelesen, und nichts besseres gefunden!!!

Die Wahrheit versteckt man am besten hinter der Wahrheit, das ist nicht von mir, sondern hat mir jemand geschrieben, fand ich auch gut.

Und jetzt ganz im ernst:

"Ich hoffe Du schreibst noch eine Satire"

viele grüsse Archetyp

 

Hallo Peter

Ich finde deine Satire nicht überzeugend und werde im Folgenden einmal versuchen darzustellen, woran die Geschichte mE gescheitert ist.

Beginnen wir mit dem ersten Abschnitt. Die Sätze sind teilweise unschön formuliert. Der Beginn gleicht einem Schulaufsatz.
Sätze wie:

Ehrlich wahr!

oder Anbindungen mit
Und dann (...)

empfehle ich zu vermeiden.

Dann ein kurzer Sinnfehler:

Normalerweise gab unser Chefredakteur ja keinen Pfifferling auf Schriftsteller.

Normalerweise schließt die Nutzung des Imperfekts aus und bedingt die Nutzung des Präsens----> Normalerweise gibt....

Die Passage mit der Feuerwehr wirkt unverständlich. erst im übernächsten Absatz wird deutlich, was du damit meinst.


Die Spiegelstriche am Beginn des zweiten Absatzes ließen sich aus Leseflussgründen wegnehmen.
Der Hauptfehler des zweiten Absatzes ist mE jedoch die Wahl des Humors.

Sich auf "Schwulenwitze" herabzulassen schadet deiner Satire elementar, weil es ein ganz billiges Verfahren ala "Der Schuh des Manitu" ist, die Leser zum Lachen zu bringen. Zumindest ich konnte nicht lachen, auch weil der Absatz total von der eigentlichen Handlung wegeht und daher reines offtopic ist.

Das "Notizen machen" im dritten Absatz, welches sich im Verlauf des Textes mehrfach wiederholt empfehle ich vollkommen zu streichen. Der Protagonist erzählt die Geschichte ja schon. Wörtliche Rede ist quasi schon seine Wiedergabe. Von daher verdoppelt das Mitschreiben nur und bremst die Handlung.

Nun kommen wir zu den Schriftstellern, die beide mE nicht ausführlich und daher auch nicht überzeugend genug dargestellt wurden.

Der Witz, dass er Potential aufweisen soll, obgleich er nur eine Geschichte verfasst hat wirkt eher schwach auf mich, was subjektiv sein mag. Dass das Publikum sich dies gefallen lässt und erst bei dem Einwurf, dass es acht Jahre her sei aufstöhnt wirkt auf mich unverständlich.

Dann kommt die eigentliche Satire. Der Schriftsteller ist arrogant und humorlos, was die Frauen begeistert. Dies ist ja letztlich auch deine zentrale Aussage: Künstler können sich daserlauben und werden dennoch geliebt. Jedoch ist die Realität eine andere, die Umstände stimmen nicht. Besonders noname-Autoren können sich derartiges Verhalten nicht leisten und auch bekanntere Autoren würden sich durch unangebrachtes Verhalten höchstens Feinde machen.
Dies ist die zentrale Kritik, die ich anzumerken habe:
Deine Geschichte bezieht sich auf etwas, das in der Realität nicht vorhanden ist.

Dann kleiner Schreibfehler

das mindeste
Mindeste

im vierten Absatz

Ich versuchte alles wortwörtlich mitzuschreiben

Du schreibst vorher exakt was der Autor sagt, daher kann man nicht mehr von "versuchen" sprechen, besonders weil er den Zettel nachher wegschmeißt und ihn zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Werkes ja keine Vorlage hat.

und nach der neuen Rechtschreubreform: mit zu schreiben
, meine ich.

im sechsten Abschnitt:

und so eine blaue Weste
Formulierungen wie "und so eine" oder "so eine Art" empfehle ich zu vermeiden, da es so ungenau klingt, was unnötig ist.

Phrasen wie

Es passte nicht wirklich, aber es war in Ordnung, wie ich bereits sagte.
sind unnötige Stements, zudem sich diese Aussage ja noch ein weiteres Mal wiederholt.

Insgesamt erinnern viele Formulierungen an einen Schulaufsatz, was wohl auch daran liegen mag, dass der Text über einen "Aufsatz" berichtet. Allerdings sind auch eine Reihe von Formulierungen noch nicht stimmig und klingen etwas unfertig.

Da ich das saitrische Element kritisiere muss ich dazu raten, auf etwas anderes anzuspielen, beispielsweise die Tatsache, dass renomierte Autoren wie Suckrad-Barre den letzten Müll veröffentlichen und dieser dennoch gekauft wird. Vielleicht ist meine Kritik ja ein Anreiz dazu, sich Gedanken darüber zu machen.

Viel Spaß beim weiteresn Schreiben wünscht
Frederik

Fehler in der Rechtschreibung bittet der Verfasser der Kritiik höflichst zu entschuldigen. Mangels Zeit konnte er den geschrieben Text nicht noch einmal auf Fehler überprüfen

 

Hi Peter Pan,

also ich fand Deine Satire wirklich witzig und gar kein bißchen an der Realität vorbei... Ich erinnere mich da noch an die Studentenzeit, in der jeder fürchterlich hipp war, der von sich behaupten konnte er sei ein verkannter Schreiberling - je unbekannter und verkannter, desto größer eigentlich die Anziehung. Die Arroganz der Schreiberlinge und die Unterwürfigkeit der (nicht immer nur weiblichen) Anbeter sind ME wirklich gut beobachtet und aufs Korn genommen!

Sprachlich gefällt mir allerdings auch vieles nicht, da muss ich Frederik in fast allen Punkten recht geben. Eine überarbeitete Version ließe sich besser lesen und würde vieles noch mehr auf den Punkt bringen.

Lieben Gruß
Kay

 

Hi Peter

Unbekannte Schriftsteller werden bewundert? Eine Kurzgeschichte in acht Jahren und die Frauen liegen dir zu Füßen? Diese Beobachtung kann ich sachlich nicht nachvollziehen. Man bedenke alleine die gigantische Zahl von No-name-Autoren in diesem Forum, in anderen Foren, im Internet überhaupt, zuhause in der dunklen Kammer ... vergleiche Angebot und Nachfrage.
Ich hätte spontan gesagt, jedes kleine Kind weiß, dass die Verlage mit Manuskripten bombadiert werden, dass Hinz und Kunz schreiben, größtenteils ohne Erfolg.

Bei Frey (Verdammt guter Roman) las ich einmal, ein Schriftsteller ohne Romanveröffentlichung habe das gleiche Ansehen wie ein Landstreicher.

Der Erfolg von Kays Bekannten hatte vielleicht andere Gründe? Zumindest einige Veröffentlichungen in Zeitschriften oder ein paar Preise muss man haben.

Stefan

 

Eigentlich hab ich mich schon lobend zu dieser Geschichte geäußert und will dazu auch nicht mehr viel sagen.

Aber beim Lesen der Kritiken, beschlich mich das Gefühl, dass einige hier keine Zeitung lesen, oder aber den Lokalteil immer bei Seite legen.
Mal ehrlich: Worüber soll ein Lokalreporter berichten, wenn die Feuerwehr nicht mehr ist? :eek:
Da bleibt doch nur so 'ne ominöse Auktion.

Hab ich das richtig verstanden, Peter?

Gruß, Mike :)

 

Nun, ich vermute, dass das nicht der zentrale Punkt war, auf den Peter anspielte, dafür kommt er meiner Meinung nach zu kurz. Allerdings stimmt es schon, sliggel. Im Lokalteil stehen manchmal tatsächlich Dinge, die nur als Platzhalter dort stehen. Jedoch: die Feuerwehr als einzigstes Thema? Das finde ich zu umfangslos.

Liebe Grüße
Frederik

 

Hallo ihr Lieben,

danke, dass auch ihr euch mit meiner Geschichte auseinandergesetzt habt. Sorry, dass ich jetzt erst antworte. Ich bin erst gestern aus dem Urlaub zurückgekommen.

Lieber Gnoebel,

Das mit dem "Ehrlich wahr!" sehe ich ein. Es sollte locker wirken, da die Geschichte von einem jungen (etwa 20 Jahre alt) freien Mitarbeiter erzählt wird.

Bei der Sache mit der Feuerwehr bin ich von zu viel Wissen bzgl. dem Zeitungsgeschehen ausgegangen. Geschichten über die Freiwillige Feuerwehr eines Ortes sind Klassiker in jeder Lokalredaktion.

Hi Emma,

ich wollte die Frauen keineswegs beleidigen. Zum einen dachte ich mir, ich nehme die Frauen aufs Korn, die auf arrogante und unnahbare Männer stehen. Zum anderen sind die Frauen nur ein Ausschnitt des Teiles der Gesellschaft, die Künstler verehrt.

Archetyp, wir sind eben wahre Künstler! Und die Wahrheit versteckt man am besten hinter der Wahrheit!:D

Lieber Quasi,

die Geschichte sollte eine Satire sein und die Möchtegern-Künstler aufs Korn nehmen. Bitte, nicht alles 1 zu 1 sehen.
Aber auch dir danke, dass du meine Geschichte gelesen hast.

Hi Sliggel,

das hast du absolut richtig verstanden. Damit bringst du die besten Voraussetzungen zum Lokalreporter mit.

Offtopicinhalte wurden editiert.

Lieber Peter,
wenn du Probleme mit der Art des Kritisierens hast, so kläre das bitte persönlich (PM, Email) mit dem Verfasser der Kritik.

Grüße, Frederik

 

das hast du absolut richtig verstanden. Damit bringst du die besten Voraussetzungen zum Lokalreporter mit.

Eigentlich wollte ich nie so enden. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das meiste für ein monatlich erscheinendes Lokalblatt schreibe.
Da ich aber derzeit in der Blüte meines Lebens stehe, hoffe ich noch auf anderes. Bei dem Talent werde ich bestimmt irgendwann entdeckt. :king: :D :D :D

Gruß, Mike

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo peterP.

ich nochmal, also hätte ich erst diese geschichte gelesen und dann die von frau bingel, hätte ich mir wohl verkniffen, das ich deine geschichten liebe. naja jetzt ist es zu spät. deine satire hat sich bewahrheitet. grins.

nee jetzt aber im ernst:

Bravo, supertoll

schreib doch mehr in dieser richtung, du kannst es!!


gruß

toxinchen

 

Hi Toxi (ich hoffe Toxi ist ok, ist schön kurz),

du machst mich verlegen und das ist eigentlich schwer zu bewerkstelligen. Vielen Dank auf jeden Fall. Werde deinen Rat mir zu Herzen nehmen.

Grüße aus dem grauen Trier.

Ich hoffe, du hast ein netteres Wetter.
Alles Liebe
Jan:kuss:

 

hi peterpan,

nö das wetter ist zum kotzen. einfach nur zum kotzen.

gruß

toxi

 

Hallo PeterPan!

Die Geschichte hat mich echt angesprochen. Das mit der Versteigerung von Schriftstellern ist eine lustige Idee. Der Text ist unsentimental und ziemlich sarkastisch und spielt gnadenlos mit Klischees.

Besonders gut gefällt mir wie das Thema "Publikumsbeschimpfung" eingearbeitet ist.

Mehr will ich lieber nicht dazu sagen, sonst hab ich das Gefühl in die Falle des Textes zu tappen. Weil eigentlich ist er auch ziemlich arrogant .. ;-)

lg
klara

 

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