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Ninas Mappe

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18.02.2018
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Ninas Mappe

Nina kommt in mein Zimmer getanzt, hat einen Teller mit Marmeladenbroten in der rechten Hand und ihre Schreibtischlampe in der linken. Es ist ein wirklich hässliches Teil, so grün mit weißen Punkten drauf, und sie streckt es mir strahlend entgegen.
“Deine war ja kaputt. Und ich bin fertig für heute.”
Ich nehme das Ding und stelle es ganz hinten auf den Schreibtisch, neben die Farbflaschen. Es ist jetzt schon im Weg.
“Danke.”
Meine Zwillingsschwester hebt mit obligatorischem Lächeln die Schultern, und drückt mir die Brote in die Hand, dabei beugt sie sich so über mich, dass sie das wellige Stück Papier besser sehen kann, das ich mit Kreppband auf der Tischplatte fixiert habe.
“Darf ich mal gucken?”, fragt sie und mustert schon das Bild. Ich will es am liebsten wegreißen und dann verschwinden, schäme mich für die dicken, wackeligen Pinselstriche, die ich noch nicht zufriedenstellend übermalt habe und für das bescheuerte, einfallslose Motiv. Ein Stilleben. Still. Und langweilig. Warum muss man auch unbedingt so eine kack Mappe mit Bildern abgeben, wenn man Illustration studieren will?
Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl herum, Nina guckt viel zu lange. Bestimmt denkt sie auch, dass sie den Studienplatz viel eher kriegt als ich. Ganz sicher. Als sie endlich wieder aufschaut sagt sie übertrieben freundlich: “Hey, also die Farben passen doch total gut. Mach da vielleicht eine Bilderserie draus, dann kannst du ein bisschen mit der Perspektive variieren und so. Das wird echt klasse.”
Ich gähne nur und beiße in eines der Brote.
“Ich will erst mal das hier fertig kriegen”, murmle ich mit halbvollem Mund.
Nina klopft mir auf die Schulter. “Mach nicht mehr so lang. Ich wecke dich morgen um halb sechs, okay? Nachti, Katja!“
Nachti. Echt jetzt. Ich verziehe das Gesicht und schlucke das Brot hinunter, um etwas zu Patziges zu erwidern, aber mit diesen Worten hopst sie schon winkend aus meinem Zimmer, als wäre dieses fröhliche Getue normal und als würde morgen nichts Wichtiges anstehen. Aber für sie wird es ja auch nicht schlimm.
Noch lange nachdem es im Nebenzimmer still geworden ist, sitze ich an meinem Schreibtisch und lausche dem Sirren ihrer blöden Lampe. Und dem Kratzen des Pinsels auf Papier, dem Blut, das in meinen Ohren pocht, dem bösen Gedanken, der sich in meinem Hirn eingenistet hat und immerzu flüstert: Du schaffst es nicht.

Am Morgen hämmert Nina einen komplizierten Rhythmus an meine Tür. Bestimmt gibt es in ihrem Kopf eine passende Melodie dazu. Ich grummle, bewege mich nur ganz langsam, als ich aufstehe und mich fertig mache. Die Mappenberatung fängt doch erst in ein paar Stunden an.
Schließlich tapse ich in die Küche. Setze mich. Nina steht am Herd und kocht. Grießbrei mit Blaubeeren für sich, Spiegelei für mich, wie immer. Ich betrachte ihr Gesicht, das sich in der Dunstabzugshaube spiegelt. Sie grinst und summt und wackelt mit den Augenbrauen herum, als sie bemerkt, dass ich sie beobachte. Auf ihrem Stuhl steht ein großer, brauner Koffer.
“Was ist das denn?”, frage ich.
Nina fährt herum und lacht.
“Meine neue Mappe. Ist doch klar. Die habe ich gestern auf dem Flohmarkt gefunden. Und die Maße sind perfekt. Hab ich das echt noch nicht erzählt?”
Ich schüttle nur den Kopf und beobachte, wie Nina das Essen auf zwei Teller verfrachtet. Kurz summt sie etwas, vielleicht die Klopfmelodie.
“Und eine normale Mappe tut’s da nicht?”, frage ich, als sie sich zu mir setzt.
“Ich find’s gut. Ist zumindest nicht so langweilig. Und heute werden wir ja erfahren, wie es ankommt, oder.”
Es ist keine Frage. Nina beginnt über beide Ohren grinsend, sich Grießbrei in den Mund zu schieben.
“Tzz” mache ich nur. Aber am liebsten will ich meinen Kopf brutal ins Spiegelei matschen. Natürlich werden die es gut finden. Die werden ihr vermutlich aus der Hand fressen, wenn sie ihre Bilder sehen. Und irgendwann wird Nina dann Illustration studieren und säckeweise Bilderbücher verkaufen. Oder verschenken. Allein. Ich hetze dann immer noch diesem Traum hinterher und schrotte eine Schreibtischlampe nach der anderen.
Nina fixiert mich mit ihrem Blick, zieht eine Schnute und lacht dabei.
“Hey, Griesgram, entspann dich mal. Das wird toll heute.”
“Ja, klar”, sage ich leise und starre auf meinen Teller. Sie hat es so hingekriegt, dass die beiden Eigelbe und eine gebogene braungebratene Stelle mich aus dem Weißen angrinsen wie ein übergroßer Smiley.
“Sogar aus Eiern …”, murmle ich noch, aber beim Gedanken an die Mappenberatung und beim Anblick von Ninas Koffermappe bleibt mir der Rest des Satzes im Hals stecken. Um das Gefühl zu vertreiben, schiebe ich mir eine volle Gabel in den Mund und zwinge mich zum Schlucken. Aber ich schmecke das Ei gar nicht richtig.

Später im Zug zeichnet Nina die ganze Zeit fremde Menschen in ihr Skizzenbuch. Vom weißen Papier schauen mir Miniaturgesichter entgegen, die genauso aussehen wie ihre Originale. Ich erkenne sogar auf der kleinen Zeichnung den Schweißfilm, der auf der Stirn dieses Kerls da drüben klebt. Sein Portrait ist wirklich genau so schmierig wie er.
Ich fühle mich auch ein bisschen klebrig, aber mir ist ganz kalt. Immer wieder rutsche ich auf meinem Sitz herum, ändere meine Position. Ich streiche mit der Hand über die schlichte Plastikmappe auf meinem Schoß, lasse den Blick schweifen, suche nach etwas, auf das ich mich konzentrieren kann. Manchmal bemerken es die Leute, wenn Nina sie zeichnet, dann gucken sie böse oder drehen sich weg. Nina stört das aber nicht. Mich schon. Meine Mappe sieht ja neben ihrem Koffer ganz kümmerlich aus. Da ist es auch nicht besser, dass Nina beim Zeichnen die ganze Zeit von Hamburg redet, von der Hochschule, von unserer gemeinsamen Zukunft als Illustratorenteam im selbstgegründeten Kinderbuchverlag. Ich merke, dass ich angefangen habe zu zittern und mache mich ganz steif, damit Nina es nicht merkt.
Irgendwann piekst sie mir mit dem Bleistift ins Bein und ich zucke zusammen. Sie hält mir das Skizzenbuch vor die Nase und ich erkenne mein Gesicht, zu einem Lächeln verzogen wie für ein Foto.
„Hey, Katja“, sagt sie, „So will ich dich sehen, okay?“
Ich ziehe die Mundwinkel nach oben, aber es fühlt sich falsch an und außerdem wird mir langsam schlecht. In zwei Stunden sind wir in der der Hochschule, und dann werden alle sehen, wie dieser Traum für mich zerplatzt, weil ich sowieso niemals angenommen werde. Und dann, wenn es blöd läuft, wird Nina mir gut zureden und mir sagen, dass ich ja noch genug Zeit habe, um irgendwelche Anregungen von da umzusetzen und …
„Hey, ich mein‘s ernst. Heute ist der erste große Tag. Das wird toll. Freu dich doch ein bisschen, ja?“
„Okay“, sage ich und nicke. Ich setze mich aufrechter hin. Der Zug fährt eine Kurve und meine Mappe rutscht mir vom Schoß. Als ich sie aufhebe, zittere ich schon wieder.
„Ich hab Angst“, gebe ich zu, ganz leise.
„Ach, Quatsch! Da kann gar nichts passieren. Wenn wir das wirklich wollen, schaffen wir das auch. Zusammen. Du und ich.“
Zusammen. Wenn wir das wirklich wollen. Toll.
„Ja klar“, sage ich viel zu laut.
Nina will meine Hand greifen, aber ich ziehe sie weg. Plötzlich bin ich wütend, ich springe auf und keife: „Mensch, kannst du nicht mal aufhören, immer so verdammt positiv zu tun? Das hilft mir alles gar nicht und das weißt du selbst.“
Ich muss Luft holen, und bemerke plötzlich die vielen Blicke, die jetzt auf mir ruhen. Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare und setze mich wieder hin.
„So hab ich das nicht …“, setzt Nina an, aber ich lasse sie nicht ausreden.
„Klar, für dich ist das alles schön und einfach, aber denk doch mal ein bisschen an mich. Die werden mir sagen, dass meine Bilder Schrott sind und ich das ganze vergessen kann.“
„Nein“, sagt sie bestimmt. „Das werden sie sicher nicht. Die geben heute doch nur Tipps, und ich finde du malst wirklich auch total gut. Echt. Hör mal auf mit der Schwarzmalerei, das nervt.“
Mir fällt so viel ein, was ich jetzt sagen will. Dass ich das nicht schaffe. Und dass sie mich nicht anlügen soll, weil sie eben besser ist als ich es jemals sein werde. Und dass ich sie nicht enttäuschen will. Dass sie mich einfach verdammt nochmal in Ruhe lassen soll. Und dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, jemals angenommen zu werden und jemals eine gute Illustratorin zu sein. Aber ich sage nichts, und während ich meine Stirn an der Fensterscheibe kühle, beginnt Nina, wieder in ihr Skizzenbuch zu zeichnen und irgendein Lied zu summen.
Ich kaue mir auf der Unterlippe herum, hole immer wieder tief Luft, um etwas zu sagen, und versenke dann doch nur die Zähne in den bereits wunden Stellen.

Als wir in Hamburg ankommen, schmecke ich Blut, aber zumindest zittere ich nicht mehr so sehr und meine Atmung hat sich beruhigt. Nina springt total dämlich mit ihrer Koffermappe aus dem Zug, grinst mich auffordernd an und zerrt mich zielstrebig weiter. Sie ist jetzt noch energischer. Gerüche, Lärm und Farben prasseln auf mich ein und drängen die Mappenberatung in den Hintergrund meiner Gedanken, zumindest für den einen Moment. Überall sind Menschen, wir rempeln einige an, bevor Nina endlich langsamer wird und sich den Weg mit etwas mehr Bedacht bahnt. Aber sie guckt sich kaum um, wahrscheinlich hat sie den richtigen Weg vorher auswendig gelernt. Ich bin ein bisschen außer Atem, Nina nicht. Natürlich nicht. Je näher wir der U-Bahn kommen, desto fester wird Ninas Griff um meine Hand, ihre Knöchel sehen ganz weiß aus und es tut ein bisschen weh.
„Mach mal halblang!“, sage ich, aber sie reagiert nicht und ich belasse es dabei. Zumindest hopst sie nicht mehr, sonst würde sie mir vielleicht noch irgendeinen Knochen brechen.
Am Gleis lässt sie mich endlich los und beginnt hin und her zu laufen, auf der Stelle zu treten, herumzuzappeln. Den Koffer behält sie in der Hand, ab und an stößt er an ihre Beine, dann hält sie für einen Moment still und streicht sich die Haare aus dem Gesicht oder fummelt am Reißverschluss ihrer Jacke. Irgendwas hält mich davon ab, den Blick von ihr zu lösen, ich schnipse ein paar mal mit den Fingern in meiner Hosentasche, um etwas zu tun zu haben.
„Guck mal“, sagt sie plötzlich und ich zucke wieder zusammen. Sie deutet auf einen Jungen, der in einiger Entfernung herumsteht und eine schwarze Mappe unterm Arm klemmen hat. Seine ist etwa doppelt so voll wie die von mir.
„Der will bestimmt auch da hin!“
„Ja. Toll“, sage ich. „Bleib mal bei der Sache, okay?“
Sie macht ein paar Schritte auf den Jungen zu, öffnet sogar schon den Mund um vielleicht zur Begrüßung etwas zu rufen. Na super, denke ich, bestimmt werde ich gleich wieder in ein Gespräch mit diesem wildfremden Typen verwickelt, der mir dann erzählt, dass meine Mappe im Vergleich zu Ninas auch ganz gut ist und so weiter. Das hat gerade noch gefehlt.
Ich will gerade möglichst unauffällig in die entgegengesetzte Richtung laufen, als Nina stehen bleibt und sich zu mir umdreht. Ich blinzle sie verwirrt an. Sie steckt die freie Hand wie ich in die Hosentasche, zuckt mit den Schultern, grinst wieder, aber irgendwie anders als sonst.
„Tja“, sagt sie, „Gleich geht es los. Ich bin ja mal echt gespannt, was es da noch so für Mappen hat. Bestimmt sind wir besser als alle anderen bei der Beratung, wir beide. Und dann werden wir angenommen und alles läuft gut.“
Sie lacht, aber es kommt mir nicht echt vor, eher so wie meine eigene geheuchelte Zuversicht der letzten Tage. Aber Quatsch, das kann ja nicht sein. Für Nina ist das hier wahrscheinlich der aufregendste Tag ihres Lebens, sie muss sich ja keine Sorgen machen. Ich verdrehe die Augen, aber dann schüttle ich den Kopf. Für mich sollte das hier doch auch der aufregendste Tag sein. Was ist eigentlich falsch mit mir? Mit der Einstellung kann ich das ganze echt gleich vergessen. Wieder zwinge ich mir ein Grinsen aufs Gesicht, ich wippe leicht auf den Zehen, wie Nina manchmal, aber jetzt zappelt sie wirklich schrecklich herum, da komme ich nicht ran.
Eine Gruppe Mädels steht in unserer Nähe, sie sind vielleicht zwei Jahre jünger als wir und schnattern so laut, dass ich sie nicht überhören kann.
„Weißt du eigentlich inzwischen endlich, was du nach dem Abi machst?“, fragt die eine gerade, ihre fröhliche Stimme erinnert mich an Nina.
„Keine Ahnung. Jetzt nerv nicht so!“, antwortet die zweite und die dritte kichert. „Wir werden dich so lang fragen,bis du endlich mal gescheit antwortest.“
Alle drei lachen.
Ich schlucke, weil sich meine Zunge ganz pelzig anfühlt, der fröhliche Gesichtsausdruck, den ich eben versucht habe, ist mir auch wieder abhanden gekommen. Ich zwinge mich, wegzuhören und schaue wieder Nina an, die jetzt plötzlich beide Arme um den Koffer geschlungen hat.
„Das … Das wird super“, sagt sie nochmal. Ich nicke ergeben, dann fährt unsere Bahn ein.

Es sind ungefähr zehn Minuten bis zur Hochschule, aber es kommt mir länger vor. Wie oft habe ich mir diese letzte Strecke heute schon vorgestellt. Nina, die übermütig an den Sitzreihen vorbeihüpft und endlos von unserer Zukunft quasselt oder Fremden Leuten ihre Bilder zeigt. Und daneben ich, wie ich vor Angst kaum noch ein Wort rausbringe, oder wie ich peinlich in Tränen ausbrechen oder so sehr zittere, dass mir die Mappe aus den verschwitzten Händen rutscht. So hätte diese Fahrt sein müssen. Aber meine Schwester bleibt ganz still. Sie wirkt seltsam blass und starrt auf ihre Füße mit den beiden unterschiedlichen Socken. Wir beide spiegeln uns im Fenster und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ihr Spiegelbild für meins halten, nervös und fahrig. Ich bekomme eine Gänsehaut und lasse den Blick immer wieder zu der blassen Nina im Fenster wandern. Es kommt mir vor, als täte ich etwas Verbotenes. Die Stille zieht die Zeit in die Länge und als wir aussteigen, springe ich geradezu aus der Bahn, um der Enge zu entkommen.

Wir gehen ein Stück und ich habe das Gefühl, dass ich etwas sagen muss.
„Alles okay?“, frage ich schließlich, als die Hochschule in Sicht kommt und ich bemerke, wie unregelmäßig und laut Nina atmet.
Sie bleibt stehen, dreht sich zu mir um und starrt mich ein paar Sekunden an. Auf einmal kneift sie die Augen zusammen und ihr Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse, dann stellt sie den Koffer ab und umarmt mich. Ich stehe ganz steif da, unsicher, wie ich reagieren soll, bis sie sich abwendet und an eine Hauswand lehnt. Ihre Augen sind glasig und sie wischt sich hektisch darüber bevor sie zitternd Luft holt und mich wieder anschaut. Was soll das denn? Ich ziehe den Kopf ein bisschen ein und mache einen winzigen Schritt auf sie zu.
„Ja. Alles okay“, flüstert sie dann. „Es ist nur … Ich … was wenn wir das hier nicht schaffen? Wenn wir nicht gut genug sind?“
Erst denke ich, sie will mir damit eins auswischen, es muss ein schlechter Scherz sein. Aber ihr Gesicht sagt etwas anderes. Die Wangen sind unnatürlich angespannt, die Mundwinkel sinken alle paar Sekunden nach unten. Das kann doch nicht sein, oder? Einen Moment stehe ich nur wie angewurzelt da und glotze sie verdattert an, dann sage ich: „Aber das hier ist doch nur der Beratungstermin, da kann gar nichts passieren. Das sagst du doch selbst immer.“
„Ja. Aber wenn sie uns eröffnen, dass es für uns nichts wird?“ Sie macht eine Pause, guckt kurz meine Mappe an. „Ich weiß nicht, was ich dann machen soll. Das hier war doch immer unser Ziel, was machen wir, wenn … wenn …“
Sie schlingt die Arme um die Brust und schluckt ein paarmal und ich nehme sie wieder in die Arme, weil mir nichts besseres einfällt. Nina macht sich Sorgen um ihren Studienplatz? Nina, die besser malen kann als alle Menschen, die ich kenne? Die immer auf das hier hingearbeitet hat und die mir von klein auf von unserem Plan vorgeschwärmt hat?
„Nein“, murmle ich, meine Stimme klingt zu hoch. „Nein, das wird nicht schiefgehen. Du bist sowas von talentiert. Wir schaffen das. Und es wird alles so, wie wir es vorhaben, okay? Wir werden da reingehen und das Ding rocken und höchstens tolle Tipps kriegen und alles. Und nächstes Semester studieren wir hier gemeinsam Illustration, wie wir das immer wollten. Dann gründen wir den Kinderbuchverlag und verkaufen gemeinsam Kinderbücher und …“
Ninas Schultern beben ganz leicht, als ich ihr herunterbete, was ich schon so oft selbst gehört habe. Immer wieder, all die Jahre hat sie es mir erzählt, wie unsere Zukunft einmal aussehen würde, bunt und fröhlich, aber jetzt helfen diese Worte nicht.
Mit einem Mal wird mir klar, was ich da überhaupt sage. Es stimmt nicht. Ich löse mich langsam aus der Umarmung, halte Nina eine Armeslänge von mir weg.
„Katja?“, fragt Nina leise und schnieft ein bisschen.
Ich nicke. „Nina, ich glaube, ich muss dir was sagen.“
Dann mache ich eine Pause und überlege, wie ich es ausdrücken soll, aber bevor ich mich entschieden habe, murmle ich weiter: „Nina. Ich kann mir bei dir wirklich nicht vorstellen, dass das nicht klappt, weil du für mich längst da angenommen bist. Ich hab dich schon immer da gesehen, seit du es zum ersten Mal erzählt hast, weil es dich begeistert. Illustration ist dein Traum. Wenn irgendwer diesen Traum wahrmachen kann, dann du. Aber ...“
Mir wird wieder schlecht, aber jetzt muss ich einfach weitersprechen, auch wenn die Worte, die sich inzwischen irgendwie in meinen Gedanken gebildet haben, sinnlos klingen und mir die Luft abschnüren. „Aber das ist nicht mein Traum.“, höre ich mich sagen. „Nicht wirklich. Das war mir vorher nie klar, aber ich wollte das nur, weil du das wolltest. Das hier ist nicht meine Welt. Ich will meinen eigenen Weg gehen.“
Nach ein Paar Sekunden erst werden ihre Augen größer und ich stelle mir vor, wie sie es ganz langsam versteht während es auch zu mir durchsickert. Ich habe das gerade wirklich gesagt. Obwohl sich alles in mir verkrampft, steigt ein Lachen meine Kehle hinauf und bricht dann unkontrolliert aus mir hervor. Ich halte immer noch Ninas Schulter und krümme mich geradezu vor Lachen, ich komme mir dämlich vor, aber es tut gut.
„So. Jetzt ist es raus“, sage ich schließlich und schnappe nach Luft.
„Du willst nicht …? “, fängt sie an, ganz leise und piepsig, dann schließt sie für ein paar Sekunden die Augen. Ich presse die Zähne aufeinander, mache mich darauf gefasst, zu streiten. Nina stampft mit dem Fuß auf. Verschränkt die Arme. Seufzt. Ihr Blick trifft meinen für einen Moment, dann nochmal. Sie setzt zum Sprechen an, aber braucht dann noch einen Moment. Die Luft sirrt in meinen Ohren wie die grüne Schreibtischlampe, die zuhause auf zwischen den Farbflaschen so sehr im Weg steht.
Und schließlich sagt sie mit ihrer üblichen ruhigen, festen Stimme: „Du machst das schon irgendwie, schätze ich. Ich hätte das wahrscheinlich längst merken müssen, aber … Tut mir leid.“
Kurz starre ich sie an, warte auf mehr und begreife nicht, dass es so einfach sein soll. Etwas in mir will sich wehren, will sie anbrüllen, will ihr meine Mappe um die Ohren hauen und auf ihren Koffer eintreten. Aber sie lächelt ganz vorsichtig und nickt mir zu.
„Ja“, sage ich dann und habe auf einmal das Gefühl, ein paar Zentimeter zu wachsen. „Ja.“ Mein Blick fällt wieder auf den große, braunen Koffer, der neben uns steht. „Mir fällt bestimmt was ein. Und du machst jetzt endlich dein Ding.“
Ich drücke Nina ihren Koffer in die Hand.
„Das wird toll.“
Und wir gehen gemeinsam die letzten Schritte zu ihrer Mappenberatung.
Ein bisschen hopse ich auf dem Weg.

 
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Hallo annami,

ich denke, ganz viele Menschen kennen diese Vergleiche zwischen Geschwister auch; noch schlimmer, wenn es sich dann um Zwillinge handelt - denn einer der beiden ist eben der "Schwächere" oder "Talentlosere" und weil man so nah beieinander ist, maßen sich andere noch mehr einen Vergleich an.
Das hast du gut aufgezeigt, aber mit der Zeit wurde es mir dann zuviel an Beispielen, wie sich Katja als Versagerin fühlt. Da würde ich ein wenig zurückschrauben, denn mich hat es dann irgendwann fast genervt ob ihrer Kleinmacherei, denn kapiert hat man es schon lange vorher.

Was ich nicht so richtig verstanden habe war diese Wortlosigkeit nach Ninas Genickbruch (so interpretiere ich das) über das Thema. Mich hätte interessiert, wie es Katja dann ging, als sie ja einerseits befreit war von ihrer Schwester und andererseits auch die Trauer und den Verlust hat.
Ich fand das am Ende kein so diplomatischen Zug, das alles in der Luft hängen zu lassen, denn es hätte der Geschichte vielleicht noch etwas gegeben. So wirkte die Abhängigkeit von Katja Nina gegenüber eindimensional, nur so, als hätte Nina eben alles bestimmt und Katja hätte immer nur Ja und Amen gesagt. Also ich meine damit, dass ich gerne mehr Reflexion gelesen hätte und nicht nur final die Entscheidung, zu verreisen.

Nicht verstanden habe ich Niklas Reaktion, einfach nur zu fragen, ob sie angenommen worden ist.
Ein wenig mehr Mitgefühl sollte man erwarten können, wenn man weiß, dass die Schwester erst kürzlich tödlich verunglückt ist - mit einem Satz zB, wie es ihr geht oder so.

Mir gefällt die Geschichte gut, von den angesprochenen Punkten abgesehen, denn sie zeigt intensiv auf, wie sich Menschen von anderen leiten lassen lönnen, ohne es aber lange selbst gar nicht zu merken.

Noch eine Kleinigkeit, die mir beim Durchlesen auffiel:

Die Maße sind einfach perfekt für meine Bilder, stell dir vor.“
stell dir vor würde ich löschen - das sieht Katja entweder selber bzw. hat der Ausdruck auch was Schnippisches an sich, was in der Situation nicht so richtig passt.

Liebe Grüße
bernadette

 

Liebe @annami,

oh, eine Neue von Dir, da muss ich gleich mal schauen:

Das Kratzen des Pinsels auf aufgeweichtem Papier
Das widerspricht sich, denn kratzen kann der Pinsel nur, wenn das Papier trocken ist.

Und den bösen Endlosgedanken, der durch mein Hirn brüllt: „Du schaffst es nicht.“
Sie wird also permanent innerlich angebrüllt? Das passt nicht so ganz. Vielleicht hat sich der Gedanke in ihrem Hirn festgesetzt und flüstert die ganze Zeit (mephistolike): „Du schaffst es nicht.“

Ich kann gar nicht reagieren als Nina mit den Armen wedelt,
Da kein Vergleich: ein Komma vor das als.

Jedes gut durchdacht und
wunderschön.
Extra? Wenn nicht, würde ich den Absatz streichen.

Ich hab noch gut diesen fluffigen, leicht schnodderigen und doch straighten Sound vom Scheißjob im Ohr und das gelingt dir hier auch. Das wirkt sehr authentisch, sehr nah dran.
Ein bissl happig finde ich, dass du Nina gleich krepieren lässt, damit Katja es schafft, ihren eigenen Weg zu gehen. Das ist mir zu aufgesetzt, da regiert König Zufall. Interessanter fände ich, wenn Katja es schaffen würde, die Kraft selbst aufzubringen, sich zu lösen aus der Umklammerung der allzu perfekten Zwillingsschwester. Vielleicht, indem sie aufhört, sich permanent zu vergleichen. Denn letztlich ist es ja oft der Vergleich, der Blick auf das, was andere haben und wir nicht, der unglücklich macht. Vielleicht schafft sie es ohne "göttlichen Beistand" aus eigener Kraft. Denn schließlich gäbe es im Jahr drauf erneut die Chance. Also warum der Stress?
Ich fände es spannend, wenn (und wie) es Katja gelingt, sich aus dieser symbiotischen Enge zu befreien, denn schließlich braucht die Nina ihre Schwester mindestens genauso als Hintergrund, vor dem sie glänzen kann.

Peace, linktofink

 
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Liebe annami,

wie schön, endlich mal wieder eine Geschichte von Dir! Das hat mir gleich ein Lächeln ins Gesicht gemalt, als ich die Seite geöffnet habe. Und so ganz anders als die Letzte, die ich noch immer sehr mag.

„Deine war doch kaputt. Und ich dachte, du kannst vielleicht etwas mehr Licht gut gebrauchen. Ich bin ja schon fertig für heute.“
Ach, ja, diese kleinen, fiesen Dialoge. Da ist weniger oft mehr. Davon ab, die Lampe war doch nicht kaputt, sondern ist kaputt.

„Danke. Du denkst auch an alles“, sage ich knapp.
So wäre knapp ;).

Bestimmt denkt sie auch, dass sie den Studienplatz viel eher kriegt als ich. Ganz sicher.
Schönes Thema!

Nina streicht kurz über meinen Arm, dann sagt sie: „Also ich geh jetzt ins Bett. Mach du aber auch nicht mehr so lange, okay? Morgen müssen wir ja früh raus, wenn wir rechtzeitig zur Mappenberatung wollen. Ich freu mich schon so.“
Oh, ja. hier will der Autor Informationen an den Leser bringen und immer, wenn er das will, klingt es gewollt. Abgesehen davon, ich hatte bis jetzt eher 'ne Mutti vor Augen als 'ne Schwester. Die kümmert sich so schön.

Nina steht am Herd und kocht. Grießbrei mit Blaubeeren für sich, Spiegeleier für mich, wie immer.
Sag ja, Mutti ;).

„Hey Griesgram, jetzt sag doch mal Guten Morgen, bleib locker und iss dein Ei.“
Ja, total ...

Ich nicke. Klar freut sie sich. Die werden ihr bei der Mappenberatung auch nur sagen, dass ihre Bilder toll sind, dass sie vor der endgültigen Abgabe vielleicht noch dies und das verbessern kann und sie wird es umsetzen und tausend neue Skizzen zeichnen und neue Bilder malen und trotzdem noch genug Schlaf kriegen.
Ich mag diese Einschübe: Meine Schwester, die perfekte ... Das wirkt wirklich sehr authentisch auf mich.

Nina stupst mich an und flüstert: „Der will bestimmt auch da hin.“
Ich stöhne. „Mir ist schlecht.“
„Hey, Katja, sei nicht so nervös, dadurch ändert sich auch nichts. Wir schaffen das.”
Sehr schön.

„ … Ja, ich und meine Zwillingsschwester. Katja. Da drüben sitzt sie. Wir wollten das schon beide immer unbedingt, und jetzt ist es endlich bald so weit“, erzählt sie gerade dem Jungen. Scheiße.
„Katja, komm doch mal her!“
Die Info hat der Leser ja auch schon. Und klar will man das unbedingt, sonst würde man sich so einen Mappenstress wohl nicht antun. Ich glaub, das muss ein Kunstbewerber dem anderen nicht erzählen. Das ist ihr gemeinsamer Nenner.

Besser als meine Bilder sind sie jedenfalls alle. Die erzählen höchstens Geschichten von meinem Unvermögen. Ich wünschte, er wollte danach meine gar nicht sehen. Ich wünschte, die ganze scheiß Mappe würde unter seinen Augen und denen der lächelnden Menge in Krümel zerbröseln. Meine Eingeweide sind wie ein Klumpen, der in mir umherkullert und mir gleichzeitig die Atemwege verstopft, als ich ihm die Mappe gebe. Er blättert lange.
Ich kann das so gut nachvollziehen. Ihre Scheißangst, dass es nicht reichen wird. Ich mein, wieviele nehmen die, fünf, sechs Leute. Aus wie vielen Bewerbern zweihundert? Keine Ahnung, aber so in der Größenordnung läuft das doch.

Zwischendurch schenkt sie einem Obdachlosen zwanzig Euro und ihr Lunchpaket.
Du machst aus ihr aber auch eine Heilige. Langsam wirkt sie nicht mehr wie ein Mensch aus Fleisch und Blut auf mich.

Als wir über die Türschwelle der Hochschule treten, will ich kotzen.
Schön.

„Also für mich ist es einfach ein wahnsinniger Traum, einmal Kinderbücher machen zu dürfen. Es gibt nichts tolleres als Kindern mit Illustrationen eine Freude zu machen und sie damit zum Lächeln zu bringen. Und ich finde Bilderbücher auch einfach selbst noch total faszinierend. Die sind immer so süß gemacht.
Die redet auch wie 'ne Mutti. Jetzt aber mal wirklich. Dreh die mal zwei zwei cm zurück ;).

So schnell geht das. Bemalte Blätter flattern wie in Zeitlupe aus dem aufgesprungenen Koffer hinterher. Jedes gut durchdacht und wunderschön.

Oha. Ein Deus ex machina. Schade eigentlich. Oder von mir aus auch den, aber dann ist mir der letzte Absatz zu kurz. Das wäre ja nicht unspannend, wie sie jetzt ohne die "große" Schwester, die Überfrau, klarkommt. Aber klar, das ist jetzt Wunschgedanke und subjektiv und so. Gar nicht mal wirklich Kritik. Das Thema gäbe nur so viel her noch. Ich mag das gern.

Irgendwann zerreiße ich den Brief und schmeiße ihn aus dem Fenster in den Schnee.
Das finde ich total nachvollziehbar. Es war ihr gemeinsamer Traum, und wo es jetzt kein gemeinsam mehr gibt, braucht es halt auch diesen Traum gerade nicht. Es ist ein sehr, sehr schmerzlicher Traum und jeder Tag in der Hochschule würde sie daran erinnern. Für mich könnte die Geschichte mit diesem Satz gut enden.

Obwohl, warte mal:

Einfach mal was Neues probieren, rausfinden, was ich will.
Wollte sie denn gar nicht wirklich? War das so ein Zwillingsding? Das wäre ja auch noch 'ne Ebene die den Text sehr stärken würde. Das sie das auch erst erkennt, nachdem die Schwester nun nicht mehr ist. Oh, krass. Gefällt mir sehr der Gedanke.

Ich habe das sehr gern gelesen. Aber so Schwesterdinger, da hat man mich schnell auf seiner Seite. Und es hat was, was unterschwellig wirklich weh tut. Sich als ewige Zweite zu fühlen, das muss echt beschissen sein. Und das kommt gut raus bei Dir. Ich mag wirklich vor allem die Stellen, wo sie sich ständig selbst in Zweifel stellt.

Liebe Grüße, Fliege

 

Hallo @annami,

ich habe deine Geschichte über die Zwillinge gern gelesen, hatte Spaß, sie in einem Rutsch zu verköstigen und fand auch, dass sie einen gewissen Sog hatte, schließlich wollte ich ja nun wissen, wie es ausgeht mit der Begutachtung der Mappen.
Auf dem Weg dahin fielen mir alle möglichen Varianten ein: Katja, ist die einzige, die angenommen wird und ihre hochbegabte Schwester und Niklas fallen durch, oder sie werden beide angenommen, oder nur Nik oder nur Nina und so weiter.
Dass du Nina in den Tod geschickt hast, fand ich zwar überraschend und schade, aber so kann man es auch lösen und selbst danach ging bei mir aber das Rätselraten weiter: hat sie nun ihre eigene Mappe hingegeben, oder die von Nina als die ihrige ausgegeben, ganz die Bewerbung gelassen?

Was auch immer ich zwischendrin gedacht habe, es zeigt, dass mich die Geschichte nicht kalt gelassen hat und du mich unterhalten hast.

Klar, wir wären nicht bei den Wortkriegern, wenn nicht auch das ABER käme:
Ich fand Nina zu groß, um als Zwillingsschwester durchzugehen. Für mich war sie eher die große Schwester, fast schon der Mutterersatz und insoweit hatte ich teils meine Probleme, ihr all das sorgende Verhalten abzunehmen.
Ich hätte mir da eher so eine Art verschworene Gemeinschaft gewünscht, so dieses Geheimnis zwischen Zwillingen, die sich verstehen, ohne dass sie nach aussen hin viele Signale, also für andere erkennbare viele Signale geben müssen. So in der Richtung.
Aber das ist dann schon auch eine große Herausforderung, das so darzustellen, dass man als Leser etwas erkennt oder gar sieht, obwohl man es nicht sieht.
Also Fazit: Nina ist too much an manchen Stellen und verliert ihre Zwillingsschwesterglaubwürdigkeit.

Dann machte mich etwas stutzig, dass Niklas nun Katjas Telefonnummer hat, der hat ja eigentlich nur mit Nina in Kontakt gestanden.
Ich mag zwar diesen Kunstgriff, eine Info, nämlich hier die wichtige für das Ende der Geschichte, auf diese Weise zum Leser zu transportieren, aber ich bin auch immer jemand, der dieses Maß an Glaubwürdigkeit fordert, dass in jeder Geschichte stecken muss und erst recht an die logischen Zusammenhänge.
Logisch wäre es, dass er sich ganz verprimelt.
Zweitlogisch wäre es, dass er wegen der Tragik, die er live miterlebt hat, mit Katja in engerem Kontakt steht.
Dann würde die sms eher anders aussehen, da würde er dann versuchen, sie davon zu überzeugen, dass sie nun endlich ihr Studium anfangen soll. Sowas in der Richtung, etwas, woraus man erlesen kann, dass die beiden öfter miteinander geredet haben.
Also was ich meine ist, dass Niklas entweder heiß oder kalt ist, bei dir ist er nur Vehikel und das spürt man.
Aber ich stelle hier auf hohem Niveau meine Forderungen und Wünsche an deinen Text.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo @bernadette ,
Schön, dass du gleich vorbeischaust.

aber mit der Zeit wurde es mir dann zuviel an Beispielen, wie sich Katja als Versagerin fühlt. Da würde ich ein wenig zurückschrauben
Du hast absolut recht, das war zu viel. Da werde ich einiges kürzen.

Mich hätte interessiert, wie es Katja dann ging, als sie ja einerseits befreit war von ihrer Schwester und andererseits auch die Trauer und den Verlust hat.
Hm, ja, da hab ich es mir zu einfach gemacht. Ich bin sowieso noch nicht wirklich zufrieden mit dem Ende, das schaue ich mir nochmal ordentlich an, vielen Dank für den Hinweis. Das hängt da wirklich alles sehr in der Luft.

So wirkte die Abhängigkeit von Katja Nina gegenüber eindimensional, nur so, als hätte Nina eben alles bestimmt und Katja hätte immer nur Ja und Amen gesagt.
Ich glaube, ich verpasse der Katja auf jeden Fall mehr Persönlichkeit neben den Selbstzweifeln, und mehr Gefühle an der Stelle.

Also ich meine damit, dass ich gerne mehr Reflexion gelesen hätte und nicht nur final die Entscheidung, zu verreisen.
Kauf ich. Das mit dem Verreisen, das habe ich eigentlich vor allem geschrieben, weil ich das nochmal mit Ninas Koffermappenthema verbinden wollte, aber das ist wirklich keine gute Lösung.

Ein wenig mehr Mitgefühl sollte man erwarten können, wenn man weiß, dass die Schwester erst kürzlich tödlich verunglückt ist
Ich hatte mir da einen größeren Zeitsprung von ungefähr einem halben Jahr vorgestellt, in dem sich der weitere Bewerbungsablauf abgespielt hat in dem Katja eben öfters mit Niklas in Kontakt war. Deswegen auch einmal Sonnenschein, einmal Schnee. Aber das ist anscheinend nicht deutlich genug, ich schau mir das nochmal an. War auch nicht so eine super Lösung. :)

Mir gefällt die Geschichte gut, von den angesprochenen Punkten abgesehen, denn sie zeigt intensiv auf, wie sich Menschen von anderen leiten lassen können, ohne es aber lange selbst gar nicht zu merken.
Das freut mich natürlich.

stell dir vor würde ich löschen
Gekauft.

Vielen Dank für deinen Kommentar, hab noch einen Schönen Sonntag!

Hi, @linktofink ,
Schön dass du auch vorbeischaust.

Das widerspricht sich, denn kratzen kann der Pinsel nur, wenn das Papier trocken ist.
Da kein Vergleich: ein Komma vor das als.
Hab ich beides verbessert.

Extra? Wenn nicht, würde ich den Absatz streichen.
Da war nur das Wort zu lang und hat nicht mehr in die Zeile gepasst. :Pfeif:

Sie wird also permanent innerlich angebrüllt? Das passt nicht so ganz. Vielleicht hat sich der Gedanke in ihrem Hirn festgesetzt und flüstert die ganze Zeit (mephistolike): „Du schaffst es nicht.“
Ja, gekauft.

Ein bissl happig finde ich, dass du Nina gleich krepieren lässt, damit Katja es schafft, ihren eigenen Weg zu gehen.
Ja, ich habe es mir mit dem Ende schon arg einfach gemacht, da setze ich mich nochmal dran. Ich finde Enden einfach furchtbar schwierig ... :heul: und bin damit ja auch selbst noch nicht wirklich zufrieden.

Interessanter fände ich, wenn Katja es schaffen würde, die Kraft selbst aufzubringen, sich zu lösen aus der Umklammerung der allzu perfekten Zwillingsschwester. Vielleicht, indem sie aufhört, sich permanent zu vergleichen.
Ja, stimmt. Ich gebe der Katja, glaube ich, von Anfang an ein bisschen mehr Persönlichkeit, und denke mir hier noch was besseres aus. Danke.

Ich fände es spannend, wenn (und wie) es Katja gelingt, sich aus dieser symbiotischen Enge zu befreien, denn schließlich braucht die Nina ihre Schwester mindestens genauso als Hintergrund, vor dem sie glänzen kann.
Ich fände es auch sehr spannend. Wie gesagt, da zerbreche ich mir nochmal den Kopf drüber. Ist ein guter Gedanke, dass Nina sie ja eigentlich auch braucht ...

Vielen Dank für den Kommentar und liebe Grüße!

Liebe @Fliege

Ich hab mich auch sehr über deinen Kommentar gefreut.

Das hat mir gleich ein Lächeln ins Gesicht gemalt, als ich die Seite geöffnet habe. Und so ganz anders als die Letzte, die ich noch immer sehr mag.
Freut mich. :herz:

Ach, ja, diese kleinen, fiesen Dialoge. Da ist weniger oft mehr.
Vielen Dank für die nützlichen Kürzungsvorschläge, die werden alle umgesetzt.
Oh, ja. hier will der Autor Informationen an den Leser bringen und immer, wenn er das will, klingt es gewollt.
Tja, ich dachte andauernd, dass ich das mit dem Bewerbungsgedöns nicht deutlich genug mache, für Leute die sich nicht so damit auskennen. Aber du hast natürlich recht, das taugt‘s so nicht.

Abgesehen davon, ich hatte bis jetzt eher 'ne Mutti vor Augen als 'ne Schwester. Die kümmert sich so schön.
Ich habe mir die Nina schon irgendwie so vorgestellt, so richtig nervig-fürsorglich.
Du machst aus ihr aber auch eine Heilige. Langsam wirkt sie nicht mehr wie ein Mensch aus Fleisch und Blut auf mich.
Aber du hast recht, ich übertreibe es da total. Das Kochen und Schreibtischlampenausleihen würde ich gerne noch lassen, das gehört für mich einfach zur perfekten Nina dazu, aber ich ...
Dreh die mal zwei zwei cm zurück ;).
. Und ich glaube, ich lasse die Katja auch gleich ein bisschen mehr genervt davon sein.

Ich mag diese Einschübe: Meine Schwester, die perfekte ... Das wirkt wirklich sehr authentisch auf mich.
Das freut mich total, denn diese Einschübe mag ich auch sehr, und es ist toll, das so gut funktioniert. Ein bisschen werde ich das aber wahrscheinlich doch noch kürzen, bernadette meinte, dass es sich zu oft wiederholt, und da stimme ich ihr auch irgendwie zu.
Ich kann das so gut nachvollziehen. Ihre Scheißangst, dass es nicht reichen wird. Ich mein, wieviele nehmen die, fünf, sechs Leute. Aus wie vielen Bewerbern zweihundert? Keine Ahnung, aber so in der Größenordnung läuft das doch.
Freut mich, dass das auch rüberkommt.
Die Größenordnung stimmt wirklich so ungefähr ... Meistens schaffen es an so Hochschulen weniger als ein Zehntel der Bewerber durch die Mappenprüfung, und danach werden bei einer „künstlerischen Eignungsprüfung“ nochmal sehr viele ausgesondert. Wenn man es dann geschafft hat, kann man sich seinem Studienplatz immer noch nicht sicher sein, weil sich bessere Bewerber aus den letzten Jahren auch noch vordrängeln können. Ich habe eigentlich auch so was in der Richtung vor, wenn ich mit der Schule fertig bin, oh je. :sconf:

Schade eigentlich. Oder von mir aus auch den, aber dann ist mir der letzte Absatz zu kurz. Das wäre ja nicht unspannend, wie sie jetzt ohne die "große" Schwester, die Überfrau, klarkommt. Aber klar, das ist jetzt Wunschgedanke und subjektiv und so. Gar nicht mal wirklich Kritik. Das Thema gäbe nur so viel her noch. Ich mag das gern.
Jaa, das Ende. Das ändere ich auf jeden Fall nochmal. Da ist wirklich noch mehr rauszuholen. Ich hab es mir da ein bisschen zu einfach gemacht, weil ich mich mit Enden einfach so furchtbar schwer tue. Also, ich bin dran. :)

Es war ihr gemeinsamer Traum, und wo es jetzt kein gemeinsam mehr gibt, braucht es halt auch diesen Traum gerade nicht. Es ist ein sehr, sehr schmerzlicher Traum und jeder Tag in der Hochschule würde sie daran erinnern.
Mensch, der Interpretationsansatz gefällt mir auch sehr gut, mit dem wirklich gemeinsamen Traum. Den behalte ich mal im Hinterkopf, allerdings habe ich es tatsächlich eher so gemeint:
Wollte sie denn gar nicht wirklich? War das so ein Zwillingsding? Das wäre ja auch noch 'ne Ebene die den Text sehr stärken würde. Das sie das auch erst erkennt, nachdem die Schwester nun nicht mehr ist. Oh, krass. Gefällt mir sehr der Gedanke.
Dass sie eben eigentlich nur wollte, weil Nina wollte, und es eben erst hinterher erkennt ... schön, dass dir der Gedanke auch gefällt. Den baue ich noch ein bisschen mehr aus, gebe Nina vielleicht von Anfang an schon ein bisschen mehr Persönlichkeit neben den Selbstzweifeln.

Hab mich jedenfalls gefreut, von dir zu lesen.

Liebe Grüße, Anna.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @annami,

ich steig direkt ein: :)

Nina kommt in mein Zimmer, hat einen Teller Marmeladenbrote in der einen Hand
Ich hänge irgendwie am ersten Satz. Einen Teller(voll) Suppe kenne ich. Bei zählbaren Dingen(Ahh, ich erkläre mich wieder schrecklich schief) meine ich, dass es „einen Teller mit Marmeladenbroten“ heißen müsste, oder?

„Und, Katja, wie läufts?
läuft’s

Irgendwann höre ich nichts mehr vom Nachbarzimmer. Nur noch mein Blut, das in den Ohren pocht. Das Kratzen des Pinsels auf dem Papier. Das Sirren der blöden Schreibtischlampe. Und den bösen Endlosgedanken, der durch mein Hirn brüllt:
Der Bezug – was sie jetzt nur noch vom Nachbarzimmer (NEIN!) hört – erscheint mir inkorrekt.

Und ich hetze dann wahrscheinlich immer noch erfolglos diesem Traum hinterher
Hm. Bezeichnend, dass es "diesem" und nicht "meinem" Traum heißt. :thumbsup:

Wenn du da unbedingt studieren willst, wird dich nichts und niemand davon abhalten.
„werden“, wegen dem Plural von „nichts und niemand“? (Ohne Gewähr)


Zwischendurch schenkt sie einem Obdachlosen zwanzig Euro und ihr Lunchpaket. Ganz selbstverständlich.
Ist mir nen bisschen zu viel Mutter Teresa. Vllt. nur sowas wie: „Fehlt nur noch, dass sie dem nächsten Obdachlosen zwanzig Euro und ihr Lunchpaket schenkt. Würde mich nicht überraschen.“


Es gibt nichts tolleres als Kindern mit Illustrationen eine Freude zu machen
Nichts Tolleres(?)


Ich gucke auf die Armbanduhr, gucke nochmal, glaube es nicht. Seit zwei Minuten ist Beratung, wie kann das sein, das geht zu schnell. Ich bemühe mich, ruhiger zu atmen, überhaupt zu atmen, nicht zu stolpern.
Deine Schreibe hat einen super Flow. Gefällt mir richtig gut. :thumbsup:

Ich lese die Nachricht immer wieder, blinzle nicht im Licht der hässlichen Schreibtischlampe
Auch das hier: so viel Schmerz PLUS hässlicher Schreibtischlampe. Die (gute) Mischung von Gefühlvollem und Schnodderigkeit in deinem Text finde ich wirklich toll.

Ich verabschiede mich nicht, stelle meinen gepackten braunen Koffer ins Auto und fahre los.
Die beiden wohnten noch zu Hause, bewarben sich für ein Studium, zu dessen Mappencheck sie mit dem Zug fuhren. Dass Katja jetzt in ihr Auto steigt, passt für mich irgendwie nicht. Vllt. kann sie den braunen Koffer - btw. Ich finde es super, dass hier Ninas Koffer noch mal kommt - auch gerade in die Gepäckablage des Zuges hieven, oder so.
EDIT: Von wem verabschiedet Katja sich nicht? Von den Eltern, die gerade Nina verlohren haben? :sad: Bitte(einer Mama) wenigstens eine kurze Haftnotiz an der hässlichen Schreibtischlampe.

Einfach mal was Neues probieren, rausfinden, was ich will.
Schön. Gute Idee.

...Verreisen.
Das schließt den Kreis zu Ninas Mappe gut. Als einzelnes, angestelltes Wort zündet es bei mit noch nicht so richtig.

Gern gelesen. Gelunge Umsetzung des Challengethema!
Liebe Grüße
wegen

 

Hi @annami,

wie schön, dass du auch mitmachst! Es freut mich sehr, dass die Challenge dich hervorlocken konnte.

Deine Geschichte gefällt mir eigentlich ganz gut. Eigentlich, denn das Ende wirkt, wie ja auch schon von anderen angemerkt, wie eine Panikreaktion. Oh Gott! Ich brauch ein Ende, ich brauch ein Ende. Was mach ich nur. Nina stirbt, knack, bumm, Ende. Puuh, geschafft.

Nee, so einfach kommst du mir nicht davon! Aber erstmal zum Text.

Warum muss man für künstlerische Fächer auch unbedingt so eine kack Mappe mit Bildern abgeben?
Hier merkt man schon, dass sie nicht mit Herzblut dabei ist. Finde ich gut! Ich würde annehmen, dass ein Künstler so viel malt, dass er eher Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden, und es nicht schlimm findet, ein paar Bilder für eine Mappe zu malen.

Bestimmt denkt sie auch, dass sie den Studienplatz viel eher kriegt als ich.
Ich habe mich gewundert, dass sich die Schwestern zeitgleich für ein Studium bewerben, besonders da Nina älter wirkt. Ich fände es gut, wenn du die Zwillingsinfo früher bringen würdest.

Am Morgen hämmert Nina einen komplizierten Rhythmus an meiner Tür. Bestimmt gibt es in ihrem Kopf eine passende Melodie dazu.
Das finde ich süß. :)

Setzte mich.
T zu viel.

antwortet Nina, „Ich freue mich schon total auf später. Hoffentlich sind noch ganz viele andere Leute da, ich wüsste so gerne, was es noch so für Mappen gibt.“
„Ich ...“ klein, oder ein Punkt nach Nina.
Also die Nina ist auch ein bisschen beschränkt. Es wurde ja schon gesagt, dass du sie zu toll darstellst. Das stimmt auch. Ich finde sogar sie wirkt eher wie ein Roboter und nicht wie ein Mensch, ein gut gelaunter Roboter.
Denn normalerweise würde ich folgende Reaktionen erwarten. Entweder ist Nina irgendwann genervt von ihrer Schwester und sagt: Jetzt reiss dich doch mal zusammen oder bleib halt hier, wenn dir das Ganze nicht wichtig ist. Oder sie ist besorgt und fragt ihre Schwester was los ist und warum sie sich gar nicht freut.
Da malst du die Beziehung zu sehr schwarzweiß. Versuch da nochmal etwas mehr Farbe rein zubekommen, höhö.

Komm jetzt, wir kaufen uns Kakao, dann geht’s dir besser.
Roboter!

Ja, warum will ich Illustration studieren? Was für eine doofe Frage. Ich brumme.
Das ist doch eine super Stelle, die einen Richtungswechsel einleiten könnte. Ein fremder stellt ihre diese wichtige und eigentlich einfache Frage aber Katja kann sie nicht beantworten. Vielleicht löst das etwas in ihr aus? Sie grübelt, denkt nach. Und das Ende der Geschichte ist dann, dass sie selbst versteht: Das ist nicht mein Traum. Ich fände es schöner, wenn Katja das auch ohne den Tod ihrer Schwester begreifen würde.

Hey, ich bin drin, hast du‘s auch geschafft? Lg, Nik.
Wer schreibt den so Nachrichten? Einfach: Ich bin drin! Du auch?

Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hamburger Hochschule für Illustration angenommen sind.
Irgendwie kann ich nicht glauben, dass sich Katja da noch bewirbt nachdem ihre Schwester gestorben ist.
Aber wie gesagt, ich hoffe ja auf ein anderes Ende. ;)

So weit von mir. Freut mich echt, dass du dabei bist!

Liebe Grüße,
NGK

 

Guten Morgen @annami, dann werde ich meine Plan, alle Challenge Texte zu lesen und zu kommentieren mal weiter durchziehen.
Ich habe deine Geschichte erst einmal komplett gelesen ohne mir groß Gedanken um einen Kommentar zu machen. Erstmal schauen worum es so gut. Mir gefällt das Grundthema, der Konflikt zwischen den Geschwistern, die Reibungen, die Konkurrenz die Aufkommt. Ich selber habe eine Freundin mal zu so einer Mappenbewertung begleitet, weil die das studieren wollte und ich kann gut mit Katja mitfühlen, wie nervös sie ist.
Ich finde Nina Reaktion allerdings schon übertrieben. Vorfreude okay aber ich finde, gerade, wenn das ihr größter Wunsch ist, könnte sie, zumindest ein klein wenig, nervös sein und das durchaus zeigen. Sie tut ja gerade so als wäre sie schon angenommen und würde nur ihre Schwester begleiten, das finde ich doch eher ein wenig unrealistisch.
Das Ende gefällt mir gar nicht.
Im Vergleich zu den ausufernden Beschreibungen über den Weg, der, für mich, übertrieben wirkenden Freunde von Nina und dem Schlechtgerede von Katja, finde ich es zu kurz und zu nüchtern. Kein Schock, keine Trauer, einfach nur eine kurze Beschreibung des Vorfalls, Absatz und der Entschluss zu verreisen.
Klar, es ist offensichtlich das Katja und Nina leidet, weil sie ihr das Gefühl gibt schlecht zu sein und nichts zu schaffen, andererseits ist sie immer noch ihre Schwester und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie so ein schlechtes Verhältnis haben als das nicht mal ein bisschen Trauer angebracht ist.
Das Ende wirkt leider ein bisschen auf mich, als wolltest du es schnelle zu ende bringen und fertig werden.
Die hast dir vorher so viel Mühe gegeben Katjas und Ninas Gefühle, Stimmungen und Situation zu beschreiben und am Ende… 6 Zeile für den Unfall und 12 Zeilen für, was die nüchterne Erkenntnis das sie Ninas Traum hinterher gejagt ist und jetzt erst mal herausfinden muss, was sie eigentlich will.
Wie gesagt das ist mir irgendwie zu abrupt, zu abgehackt, zu.... ich weiß nicht... zu hastig dahin geschrieben.

So jetzt noch ein bisschen Textkram der mir so aufgefallen ist.

„Und, Katja, wie läufts? Darf ich mal gucken?“
Ich würde das Katja an dieser Stelle streichen, klingt für mich zu unrealistisch.
„Gute Nacht, Katja!“,
hier das Gleiche.
Das weißt du doch schon …“
Was genau wird denn hier weggelassen? Der Satz macht ja auch so Sinn, oder ?
Schließlich tapse ich in die Küche und schleife meine Bildermappe hinter mir her.
Wenn die Besprechung erst in acht Stunden ist, würden die beiden dann wirklich ihre Mappen mit zum Frühstücken nehmen? Ich würde sie so lange wie mögliche gut behütet im Zimmer liegen lassen, wo nichts passieren kann. Nach dem Frühstück vielleicht sogar noch an dem ein oder anderen Bild was ändern oder ergänzen. Alle nochmal kontrollieren ob sie wirklich fertig sind, ob was verschmiert ist oder ähnliches, aber ich würde sie nicht hinter mir her schleifen, wenn ich zum Frühstück gehe.
Auch nicht, wenn ich kein Bock auf dioe Beratung hätte und davon ausgehe das sie mich eh nicht nehmen.
Das finde ich eher unglaubwürdig.
„Na meine Bewerbungsmappe natürlich.
Auch das nehme ich ihr leider nicht ab. Ich glaube so Universitäten haben auch in den künstlerischen Studiengängen Anforderungen an das Material. Es macht ein wenig den Eindruck, als hast du versucht das Thema auf eine ausgefallene, neue Art ein zu bringen. Klar, den Koffer als eine Bewerbungsmappe zu definieren ist eine ziemlich neue Idee aber dennoch nimmt sie mich nicht mit. Das Kauf ich einfach nicht, tut mir leid.
„Wie du meinst. Aber ernsthaft? Eine normale Mappe hätte es da nicht getan?“
ich bin da ganz bei Katjas Meinung :-) eine normale Mappe hättes auch getan.
Hier wird auch das erste Mal wirklich deutlich, das Katja und Nina, ganz untypisch für Zwillinge, gar nicht so den besten Draht haben. Hast du schön schlicht eingebaut :-)
Da gibt‘s so viel zu, was man malen oder zeichnen könnte.
Den Satz find ich holprig, dass zu könnte meiner Meinung auch weg, dann fände ich es gefälliger.
Wenn ich unbedingt will. Ja. „Mhm”, sage ich leise.
hier wird zum ersten mal richtig deutlich das Katja gar nicht studieren will, sondern Nina ihr den Traum aufgedrängt hat. Wieso eigetnlich? und wie, das fände ich mal eine spannende Frage, wie ist es zu dieser Situation gekommen und wieso kann Katja nicht einfach sage, das sie da gar keine Lust zu hat? Da würde ich gerne in Katjas Gedanken sehen können.
Wir wollten das schon beide immer unbedingt, und jetzt ist es endlich bald so weit“
Wie gesagt ich finde sie übertrieben fröhlich und muss gestehen das sie mir ein klein wenig auf die Nerven geht, ich kann Katja da verstehen, verstehe aber immer noch nicht wieso sie das mit sich machen lässt, wenn sie studieren gehen sind sie ja auch nicht mehr so jung, da soll man doch meinen, dass man seine Meinung sagen darf.
Ich fände es immer noch spannend, was so in Katja vorgeht, da bleibe ich bei. Wie ist es zu dieser Situation gekommen.

Das Gespräch mit Niklas hätte mir in einem Dialog wahrscheinlich besser gefallen, so finde ich es schon sehr erklärend und bis auf das wieder aufgegriffen wird, das sich Katja neben Nina klein und unbedeutend fühl, zeigt es mir auch nichts neues. Ist für mich, in der Form also eher überflüssig.

nicht zu stolpern.
beim ersten Mal lesen ist es mir gar nicht so aufgefallen, jetzt beim zweiten Mal musste ich tatsächlich etwas schmunzeln auch wenn das fies klingt. Ist eine nette kleine Situationskomik. Die unsichere Katja ist hochgradig darauf konzentriert nicht zu stolpern und die alles schaffende Nina stolpert nachher wirklich. Das das ganze im Tod endet ist jetzt nicht so schön, aber das vorher hat schon ein bisschen was von einem slapstick :-)
ina schlenkert wieder ihren Koffer hin und her und hopst ein bisschen.
Oh bitte, wie selbstsicher kann man denn sein, das man hopps, wenn man zu so einem wichtigen Termin geht.
Ich mag sie leider immer wenig.
Nina macht einen Luftsprung, schreit: „Hurra!“, so als wäre sie schon angenommen.
:bonk:
Ich kann es mir nicht vorstellen, das sie wirklich so eine fremden Ort betritt. Große Augen, Ehrfurcht, bewundernde Ausrufe okay aber Luftsprünge ?
Ich kann sie einfach nicht mehr ernst nehmen.

Jedes gut durchdacht und wunderschön.

***​
Hey, ich bin drin, hast du‘s auch geschafft? Lg, Nik.
Ich lese die Nachricht immer wieder, blinzle nicht im Licht der hässlichen Schreibtischlampe und höre auch nichts außer dem Klingeln in meinen Ohren und meinem Kauen auf dem letzten Stück Marmeladenbrot für heute.
Keine Trauer kein Aufschrei? also irgendwie finde ich das sehr unbefriedigend, wie eingangs schon erwähnt.
Klingeln in meinen Ohren und meinem Kauen auf dem letzten Stück Marmeladenbrot für heute.
Allerdings ist es sehr schön, wie du den Bogen zum Anfang gezogen hast. Das sind dann so Kleinigkeiten die beim ersten Lesen untergehen :-) Es lohnt sich also immer noch einen zweiten Blick zu riskieren :-)
Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hamburger Hochschule für Illustration angenommen sind.
Erstaunlich finde ich, dass Katja sich, jetzt wo der schwesterliche Druck weg ist, überhaupt noch an der Hochschule beworben hat. Wieso? Offensichtlich hatte sie da ja nie Bock drauf. Oder wollte sie sich einfach nur beweisen das sie doch genauso gut war wie ihre Schwester?
Verreisen
Auch hier wieder eine schönen Bogen zu dem Thema von Ninas Mappe.

Fazit: Es gab viele Dinge die mich genervt haben, allen vorran Nina und ihre übertriebene gute Laune. Ist natürlich subjektiv gesehen von jemandem der eh eher pessimistisch denkt und sich deswegen eher mit Katja identifizieren kann. Dann natürlich das Ende habe ich ja auch schon gesagt.
Aber du hast auch ein paar sehr schöne Momente in den Text gebaut. Die beiden Bögen vom Ende zum Anfang und zu Ninas Mappe, den vielleicht ungewollten Slapstick mit dem Stolpern und ich finde es cool, das du dir ein völlig neues Koffermotiv gesucht hast. Das es eben so in der Form noch nicht so gab, zumindest habe ich einen Koffer noch nie in so einer Rolle gesehen :-)

Zudem hat sie einen schönen Rhythmus. Man kann sie gut lesen kommt nicht selbst ins Stolpern und kommt auch sonst nicht ins wanken durch verquere Formulierungen oder drastische Fehler (jetzt bin allerdings auch alles andere als gut ind RGZ)

So ganz mein Thema ist nicht, haut mich jetzt auch nicht unbedingt vom Hocker aber ist so für zwischendurch ganz nett zu lesen. Son netter kleiner Zeitvertreib, wo man nicht viel denken muss. Ist ja auch manchmal ganz nett.

Die Rolle von Niklas habe ich allerdings noch nicht verstanden. Finde ich auch irgendwie überflüssig. Trotzdem finde ich es gut, das du ihn zum ende nochmal aufgenommen hast, so ist er zumindest nicht nur in der einen Szene und spielt dann gar keine Rolle mehr :-)

So ich habe jetzt auch genug gemeckert :-)
Wie gesagt trotzdem nette, kleine Geschichte.

Liebe Grüße
Shey :-)

 

Hallo @annami,

erst mal die Flusen:

Nur noch mein Blut, dass in den Ohren pocht.
- das

Am Morgen hämmert Nina einen komplizierten Rhythmus an meiner Tür.
- meine

Dann wippt sie aufgeregt mit den Zehen, wackelt mit den Beinen wie ein Kleinkind und schwenkt ihre Koffermappe hin und her als wäre es ein Tanzpartner.
Das verstehe ich nicht. Sie steigen doch gerade aus, oder? Also haben sie Schuhe an. Wie kann man denn da sehen, dass sie mit den Zehen wippt (würde für Zehen wenn, dann auch eher "wackeln" benutzen)? Und wie kann sie mit den Beinen wackeln, wenn sie steht? Ich weiß nicht genau, welches Bild zu hier zeigen willst, aber da würde ich mich noch mal ransetzen und das präzisieren.

Zwischendurch schenkt sie einem Obdachlosen zwanzig Euro und ihr Lunchpaket.
Hmpf, das wird mir jetzt an dieser Stelle ein bisschen too much.

Dann bewegt sie sich nicht mehr, liegt einfach unten. So schnell geht das.
Das fett Markierte würde ich streichen.

Ich finde, Katjas Aufregung, ihre Zweifel, ihre direkte und rotzige Art hast du gut eingefangen. Der Tonfall gefällt mir. Auch dass die Info, dass Nina und sie Zwillinge sind, erst relativ spät kommt, finde ich einen guten Kniff. Denn hier bekommt alles Vorhergegangene noch einmal eine andere Einfärbung.

Ich stelle es mir unglaublich schwer vor, ein Zwilling zu sein und dann auch noch die gleichen Interessen zu haben, bzw. in SO DIREKTER Konkurrenz zu stehen. Wobei man sich natürlich fragt, will Katja WIRKLICH zeichnen? Oder will sie das, weil Nina es will?
Ich finde die Alltagssituationen schon gut gezeichnet, aber an manchen Stellen wird es dann auch zu viel. Du könntest hier mehr mit Andeutungen arbeiten, nicht immer Katja aussprechen lassen, was das mit ihr macht. Einige Dinge könnte man einfach im Raum stehen und wirken lassen, ohne dass Katja sie bewertet oder kommentiert.

Das Ende kommt sehr plötzlich und ich weiß gerade noch nicht genau, wie ich das finden soll. Geht mir glaube ich alles ein wenig zu schnell. Dieses Wegschmeißen des Annahmeschreibens der Hochschule, der Entschluss Katjas zu reisen, das fängst du nur noch auf den letzten Metern ein und dadurch wirkt es auf mich ein bisschen gehetzt.

Aber an sich hat sich das gut gelesen, bin gespannt, wie sich der Text im Laufe der Challenge noch verändern wird.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe @lakita

Was auch immer ich zwischendrin gedacht habe, es zeigt, dass mich die Geschichte nicht kalt gelassen hat und du mich unterhalten hast.
Das freut mich total! Schön, dass du dir da so viele Gedanken gemacht hast.

Und schön, dass es ein ABER gab, dafür sind wir ja bei den Wortkriegern.

Ich fand Nina zu groß, um als Zwillingsschwester durchzugehen. Für mich war sie eher die große Schwester, fast schon der Mutterersatz und insoweit hatte ich teils meine Probleme, ihr all das sorgende Verhalten abzunehmen.
Ja, ich werde Ninas Großartigkeit auf jeden Fall deutlich zurückschrauben, und Katja vom Rest Großartigkeit offener genervt sein lassen.
Da arbeite ich schon dran, das ist aber noch nicht zu lesen, weil ich noch ein kleines bisschen an der neuen Version tüfteln will und das da dann mit einfließt.
Du hast jedenfalls absolut recht.

Ich hätte mir da eher so eine Art verschworene Gemeinschaft gewünscht, so dieses Geheimnis zwischen Zwillingen
Eigentlich wollte ich ja gerade das nicht, aber ein bisschen mehr Vertrautheit werde ich Ihnen auch geben.

Also was ich meine ist, dass Niklas entweder heiß oder kalt ist, bei dir ist er nur Vehikel und das spürt man.
Im Moment Rentiere ich ja dazu, den Niklas komplett rauszuschmeißen, denn wie du sagst war er eben nur Mittel zum Zweck und das will ich anders lösen.

Aber ich stelle hier auf hohem Niveau meine Forderungen und Wünsche an deinen Text.
Nee, deine Anmerkungen sind doch alle total nützlich und einleuchtend. ;)
Vielen Dank für den lieben Kommentar!
Liebe Grüße,
Anna

Hallo, @wegen

Bei zählbaren Dingen(Ahh, ich erkläre mich wieder schrecklich schief) meine ich, dass es „einen Teller mit Marmeladenbroten“ heißen müsste, oder?
In meinem Kopf klingt das zwar immer noch richtig, aber ich habe es geändert, du hast bestimmt recht. Die anderen Flusen sind auch alle aufgesaugt, vielen Dank.
Nur der hier nicht:
„werden“, wegen dem Plural von „nichts und niemand“? (Ohne Gewähr)
weil ich es so flüssiger finde, und für die wörtliche Rede passender. Kann natürlich eine subjektive Sache sein, aber ich würde vermutlich ohne darüber nachzudenken „wird“ sagen, also macht das Nina erstmal auch so.

Hm. Bezeichnend, dass es "diesem" und nicht "meinem" Traum heißt. :thumbsup:
Schön, dass dir das aufgefallen ist.

Ist mir nen bisschen zu viel Mutter Teresa. Vllt. nur sowas wie: „Fehlt nur noch, dass sie dem nächsten Obdachlosen zwanzig Euro und ihr Lunchpaket schenkt. Würde mich nicht überraschen.“
Ja, ich werkle gerade noch an der neuen Version herum, aber da wird die Nina auf jeden Fall weniger Mutter Theresa und mehr normal. Ich hab den Satz jetzt erstmal gelöscht, der war wirklich too much.

Die (gute) Mischung von Gefühlvollem und Schnodderigkeit in deinem Text finde ich wirklich toll.
Vielen Dank, das freut mich.

Dass Katja jetzt in ihr Auto steigt, passt für mich irgendwie nicht. Vllt. kann sie den braunen Koffer - btw. Ich finde es super, dass hier Ninas Koffer noch mal kommt - auch gerade in die Gepäckablage des Zuges hieven, oder so.
Ja, du hastrecht, ich habe jetzt aus dem Auto einen Zug gemacht. Aber ich bin gerade dabei, das Ende völlig umzuschreiben, und ich will zwar trotzdem nochmal den Koffer einbauen, aber da werden wahrscheinlich weder Zug noch Auto weiter eine Rolle spielen.

EDIT: Von wem verabschiedet Katja sich nicht? Von den Eltern, die gerade Nina verlohren haben? :sad: Bitte(einer Mama) wenigstens eine kurze Haftnotiz an der hässlichen Schreibtischlampe.
Stimmt, das wäre ziemlich unnötig grausam und sinnlos. Habe ich auch geändert.

Das schließt den Kreis zu Ninas Mappe gut. Als einzelnes, angestelltes Wort zündet es bei mit noch nicht so richtig.
Ja, das gucke ich mir in der neuen Version genauer an, lasse es bis dahin aber erst mal so.
Schön, dass du vorbeigeschaut hast, vielen Dank!

Liebe Grüße, Anna.

Liebes @Nichtgeburtstagskind

Eigentlich, denn das Ende wirkt, wie ja auch schon von anderen angemerkt, wie eine Panikreaktion. Oh Gott! Ich brauch ein Ende, ich brauch ein Ende. Was mach ich nur. Nina stirbt, knack, bumm, Ende. Puuh, geschafft.
Ich hatte mir das mit Ninas Tod zwar schon gedacht, bevor ich angefangen habe, zu schreibe, aber als ich dann an der Stelle war, war es doch so, wie du es sagst. Eine Art Panikreaktion, so sind die Enden bei mir oft, daran muss ich echt noch arbeiten ... In der überarbeiteten Version wird es auf jeden Fall ein anderes Ende geben.

Hier merkt man schon, dass sie nicht mit Herzblut dabei ist.
Freut mich. :D

Ich habe mich gewundert, dass sich die Schwestern zeitgleich für ein Studium bewerben, besonders da Nina älter wirkt. Ich fände es gut, wenn du die Zwillingsinfo früher bringen würdest.
Ja, ich habe es jetzt mal in den ersten Absatz eingebaut, aber ich schau mir das nochmal in Ruhe an und suche noch nach einer eleganteren Lösung.

Also die Nina ist auch ein bisschen beschränkt. Es wurde ja schon gesagt, dass du sie zu toll darstellst. Das stimmt auch. Ich finde sogar sie wirkt eher wie ein Roboter und nicht wie ein Mensch, ein gut gelaunter Roboter.
Das ist auf jeden Fall in Arbeit. Da bastle ich aber noch dran rum, bevor ich es hochladen. :)

Da malst du die Beziehung zu sehr schwarzweiß. Versuch da nochmal etwas mehr Farbe rein zubekommen, höhö.
Auf jeden Fall! Ich hab schon Farbeimer gekauft. ;)

Das ist doch eine super Stelle, die einen Richtungswechsel einleiten könnte. Ein fremder stellt ihre diese wichtige und eigentlich einfache Frage aber Katja kann sie nicht beantworten. Vielleicht löst das etwas in ihr aus? Sie grübelt, denkt nach. Und das Ende der Geschichte ist dann, dass sie selbst versteht: Das ist nicht mein Traum. Ich fände es schöner, wenn Katja das auch ohne den Tod ihrer Schwester begreifen würde.
Ja, ich stecke schon fleißig in einer neuen Version, da wird sich vieles ändern.

Wer schreibt den so Nachrichten?
Ich ... Aber stimmt schon, das geht kürzer.

Irgendwie kann ich nicht glauben, dass sich Katja da noch bewirbt nachdem ihre Schwester gestorben ist.
Mja. Ich auch nicht mehr. Das wird geändert.

Aber wie gesagt, ich hoffe ja auf ein anderes Ende. ;)
Kriegst du, versprochen.

War echt schön, mal wieder von dir zu lesen und schön, durch die Challenge endlich wieder hier dabei zu sein.

Liebe Grüße,
Anna

Fortsetzung folgt. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hab ich schon mal gesagt,

liebe Anna,

dass ich „eigentlich“ Grafik studieren wollte?

„Brotlose Kunst“ hieß es bei meinen Altvorderen und ihr Angebot (nicht vergessen, volljährig war man damals erst mit 21), nach einem Brotberuf studieren zu können, wurde von mir akzeptiert, dass ich im Urlaub während des zwoten Lehrjahres zum Industriekaufmann eine Mappe zusammenstellte und nach D‘dorf fuhr und und den Schock meines Lebens erlebte als Vorspiel auf das, was sich 13 Jahre später - aber dann „in Weiß“ - in Krankenhäusern erlebte: An der Spitze einer Korona von Jüngern schwebte der „Halbgott in Fliegerjacke“ Joseph Beuys an mir vorbei … zu einer Zeit, da der kleine Friedel mit Rimbaud in der Innentasche wider den Mief von tausend Jahren Autoritätsgläubigkeit keineswegs alleine auf die Straße ging … Nunja, 13 Jahre und einen Facharbeiterbrief nach dem Kaufmannsgehilfenbrief und dem dazu passenden Studium später landete ich im Gesundheitsunwesen, um an seiner Amerikanisierung mitzuwirken ...

Aber zu Deinem kleinen Text, der mir sehr konstruiert vorkommt und in der die Geschwisterliebe arg überzeichnet wirkt, wenn nur einmal so etwas wie Konkurrenz unter den Geschwistern auftaucht, wenn so was wie bewundernder Neid aufkommt wie hier

Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl herum, gefühlt guckt Nina viel zu lange. Bestimmt denkt sie auch, dass sie den Studienplatz viel eher kriegt als ich. Ganz sicher.
und vor allem der Tod Ninas wirkt auf mich wie Kolportage ...

Bisschen Flusenlese

Nina kommt in mein Zimmer, hat einen Teller mit Marmeladenbroten in der einen Hand und ihre Schreibtischlampe in der anderen. Es ist ein wirklich hässliches Teil, so grün mit weißen Punkten drauf, und sie streckt es mir strahlend entgegen.
Geht das „… ihre Schreibtischlampe in der anderen. Es ist ein wirklich hässliches Teil …“ - das man das neutralste Subjekt überhaupt bildet, für „die“ Lampe?

Gleich darauf wird ja wieder zurückgerudert mit „dem“ sperrigen Teil ...

Dann wippt sie aufgeregt mit den Zehen, wackelt mit den Beinen wie ein Kleinkind und schwenkt ihre Koffermappe hin und her[,] als wäre es ein Tanzpartner.
„als“ leitet einen vollständigen Satz ein; kommt gleich nochmals vor

„Mhm”, sage ich leise.
Aber wie spricht man ein derart verdrehtes schlichtes „hm“ korrekt aus? Ist das angehaucht "h" num zum Dehnungs-h mut- und degradiert?

Alle in der Bahn bemerken sie, lächelnd[,] als würde Ninas Vorfreude auf sie abfärben.

Wie dem auch sei - schön, mal wieder was von Dear gelesen zu haben!

Bis bald

Friedel

 

Liebe @annami ,

jetzt wurde ja schon eine Menge gesagt und ich versuche, mich nicht zu wiederholen.
Ich starte einmal mit der Kritik, wie sie mir beim Lesen in den Sinn kam:

Ich nehme das sperrige Ding entgegen und stelle es auf den Schreibtisch.

Bisher weiß ich nur, dass die Lampe hässlich ist, aber was macht sie sperrig. Ich kann mir gerade schlecht eine »sperrige« Schreibtischlampe vorstellen.

Nina hebt die Schultern und verstaut die Brote hinter meinen Acrylfarbflaschen, wo sie mir nicht im Weg sind, ich aber noch dran komme.

»verstaut« gefällt mir nicht. Das hört sich an, als würde sie die Brote in eine Schublade oder so schieben. »Abstellen« fände ich eleganter.

das wellige Stück Papier

Warum ist das Papier wellig? Ich kenne es vom Aquarellmalen, dass man das Papier vorher anfeuchtet, dann aber immer wieder glatt streicht, damit es vor dem Malen eben keine Wellen schlägt.

Warum muss man für künstlerische Fächer auch unbedingt so eine kack Mappe mit Bildern abgeben?

Was sonst? Äpfel?

Bestimmt denkt sie auch, dass sie den Studienplatz viel eher kriegt als ich.

»eher« bezeichnet eine zeitliche Rangfolge, also »früher«. Das passt hier m.E. nicht. Ich würde die Konkurrenzsituation dramatischer darstellen. »Bestimmt denkt sie, dass sie den/einen Studienplatz kriegt. Nicht ich.«

„Also ich geh jetzt ins Bett. Mach du aber auch nicht mehr so lange, okay? Morgen müssen wir ja früh raus, wenn wir rechtzeitig zur Mappenberatung wollen. Ich freu mich schon so.“

Das klingt so nach Mama, passt für mich nicht. Ein schlichtes »Ich geh jetzt ins Bett. Mach nicht mehr so lange.« würde mir hier reichen.

Ich höre nur noch mein Blut, das in den Ohren pocht.

rauscht?

»nur noch« passt auch nicht, weil sie im Folgesatz dann das Kratzen des Stiftes hört usw.

Halb sechs ist es erst. Die verfluchte Mappenberatung fängt doch erst in acht Stunden an.

Das ist schwer nachvollziehbar. Ist Nina generell Frühaufsteherin?

Schließlich tapse ich in die Küche und schleife meine Bildermappe hinter mir her.

Über den Boden? Wie einen Rollkoffer?

Ninas ganz bestimmt, da erkenne ich die Leute nämlich schon nach wenigen Strichen. Perfekt.

Woher wissen die Prüfer denn wie die Leute in der Bahn aussehen? Es kommt doch gar nicht auf die tatsächliche Ähnlichkeit an.

Bei mir sieht jeder Kopf gleich aus. Und schief. Sobald die Leute es dann aber bemerken, dass wir sie da zeichnen, müssen sie natürlich gleich herschauen oder übertrieben freundlich gucken und Nina stört das einfach gar nicht.

Hier stört mich, dass Katja den Eindruck vermittelt wie eine Fünfjährige zu malen. So krass würde ich das nicht aufzeigen, weil dann muss sie sich auch erst gar nicht bewerben, sondern sie wird schon Talent haben (wird ja genommen am Ende). Und ein gewisses Selbstbewusstsein hat doch jeder Künstler, oder? Sonst würde uns Kritik doch gar nicht so schmerzhaft treffen.

Ich würde das daher nicht so schwarz-weiß zeichnen, sondern eher selbstkritisch, z.B. schreiben, dass Nina Augen so hinbekommt, als würden sie einen direkt ansehen und Katja sich fragt, warum sie das nicht auch so perfekt hinbekommt.

Mich wundert, dass die Leute auch nur freundlich gucken. Wenn mich jemand Fremdes ungefragt malen würde, würde ich mich wahrscheinlich beschweren.

Sie zeigt auf irgendwas, das ich nicht sehe. Dann wippt sie aufgeregt mit den Zehen, wackelt mit den Beinen wie ein Kleinkind und schwenkt ihre Koffermappe hin und her als wäre es ein Tanzpartner. Ich schwitze.

Die Stelle hat Rina schon kritisiert. Ich kann mir das nicht vorstellen. Hat sie Sandalen an? Und wacklige Beine klingen für mich nach Schlotterhosen.

Wenn ich unbedingt will. Ja. „Mhm”, sage ich leise.

Da geht die Story nicht ganz auf. Wenn sie es nicht will, warum hat sie dann Panik? Das bedarf jedenfalls einer »Erläuterung«.

Der Junge heißt Niklas und er findet Ninas Mappe richtig gut. Klar. Bei ihr erzählt jedes Bild Bände, setzt sich super vielfältig mit allen Arten des Verreisens auseinander, ist bis zum letzten Pinselstrich durchdacht. Er redet davon, dass sie bestimmt angenommen wird, starrt jedes ihrer Bilder ewig an. Dabei sind seine Werke auch der Wahnsinn, als er sie uns zeigt. Er hat viel zu viele, sagt, er ginge nur noch zur Mappenberatung, weil er sich nicht für dreißig davon entscheiden könne. Besser als meine Bilder sind sie jedenfalls alle. Die erzählen höchstens Geschichten von meinem Unvermögen
.

Wie gesagt, das ist mir zu dick aufgetragen.

Ich gehe hinter den beiden, Nina schlenkert wieder ihren Koffer hin und her und hopst ein bisschen. Die Sonne brennt vom Himmel herunter, und doch ist mir eiskalt. Als wir über die Türschwelle der Hochschule treten, will ich kotzen. Nina macht einen Luftsprung, schreit: „Hurra!“, so als wäre sie schon angenommen. Niklas lacht wieder und ich zwinge mich auch zu einem Lächeln, das tut weh im Gesicht.

Dito - der Luftsprung ist unrealistisch. Es ist ja auch nur die Mappenberatung … keine bestandene Prüfung.

„Also für mich ist es einfach ein wahnsinniger Traum, einmal Kinderbücher machen zu dürfen.“

Das kann sie auch ohne Studium.


Also insgesamt kann ich Deiner Geschichte schon etwas abgewinnen. Ich finde auch, dass Nina ruhig sterben darf. Das ist zwar krass, aber künstlerische Freiheit und pointiert die Geschichte schön.

Die Reaktion von Katja dagegen ist seltsam. Das würde ich ihr nur abnehmen, wenn sie eine Art von Hass gegen ihre Schwester aufgebaut hat, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Sie hasst die Lampe, aber lebt offenbar mit der Schwester zusammen und eifert ihr nach. Ein anderes Motiv könnte Enttäuschung sein. Sie Hilfe bei der Schwester sucht, die diese absichtlich oder aus Oberflächlichkeit verweigert. Jedenfalls finde ich, dass Du die Geschwisterbeziehung besser und detaillierter herausarbeiten solltest.

Die Schwester könnte sie auch moralisch unter Druck setzen. »Wir bleiben immer zusammen!« oder »Wir wollen Kinderbücher illustrieren. Unseren eigenen kleinen Verlag gründen. Ein echtes Familienunternehmen!«

Jedenfalls sollte verständlich sein, warum Katja Nina nacheifert und weshalb sie sich am Ende befreit fühlt.

Mei, jetzt war ich so grantlig, dabei gefällt mir die Idee. Metrum und Rhythmus stimmen auch, aber an der Melodie lässt sich noch arbeiten.
Mir fehlt es noch ein wenig an Tiefe, besonders bei der Innenansicht der Schwester-Beziehung.

Liebe Grüße
Mae

 

Hallo @annami,

schön, von dir mal wieder eine Geschichte zu lesen! :)
Du hast ja angekündigt, dass du den Text nochmal überarbeitest, nun weiß ich natürlich nicht, wie weit du damit schon bist und ob meine Anmerkungen überhaupt noch Sinn machen. Aber da ich gerade jetzt Zeit habe und sonst momentan leider ziemlich selten, mache ich sie trotzdem ;) :
Das Kofferthema hast du auf jeden Fall gut getroffen, ich fand deine Geschichte auch spannend bis zum Schluss und bis auf Kleinigkeiten richtig gut geschrieben. Anschließen möchte ich mich allen jenen Kommentatoren, denen der Tod von Nina zu angehängt wirkte. (Nur ein Vorschlag von vielen Möglichkeiten: Du könntest sie ja tatsächlich die Treppe hinunterstürzen lassen, aber sie bricht sich nur megakompliziert das Handgelenk. Vielleicht bleibt es für immer steif. Mist, wenn man damit Illustratorin werden möchte ... :D)
Kleinkram:

Nina hebt die Schultern und verstaut die Brote hinter meinen Acrylfarbflaschen, wo sie mir nicht im Weg sind, ich aber noch dran komme.
Verstauen klingt für mich nach richtig wegpacken, dass man eigentlich gar nicht mehr richtig rankommt. Außerdem stelle ich mir die matschigen Brote jetzt auch noch ohne Teller vor - was 'ne Sauerei! Vllt. irgendwie so: Nina stellt den Teller vorsichtig hinter meine Acrylfarbflaschen, damit er mir nicht im Weg ist.
Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl herum, gefühlt guckt Nina viel zu lange.
Gefühlt finde ich unnötig, Katja empfindet es als zu lange - fertig.
Morgen müssen wir ja früh raus, wenn wir rechtzeitig zur Mappenberatung wollen. Ich freu mich schon so.“
Nina redet ja oft ziemlich gestelzt, aber sicher willst du es auch so, um sie so nervig perfekt zu zeigen. Manchmal finde ich es trotzdem ein kleines bissel unecht, zu erklärend für den Leser, denn Katja weiß das ja, dass sie wegen der Mappenberatung früh raus müssen. Vorschlag:
"Ich wecke dich morgen früh halb sechs, okay? Ich freue mich schon so auf Hamburg und auf die Mappenberatung!"
Am Morgen hämmert Nina einen komplizierten Rhythmus an meiner Tür.
an meine Tür
Neben ihr steht ein großer brauner Koffer auf dem Boden.
Dass der Koffer neben Nina steht, während sie am Herd steht und kocht, ist irgendwie ein komisches Bild. Lass den doch irgendwo im Raum stehen, oder auf einem Stuhl, oder, oder ...
Da gibt‘s so viel zu, was man malen oder zeichnen könnte. Ich bin so blöd. Nina schafft es ganz bestimmt durch die Bewerbungsprüfung.
Dazu gibt‘s so viel, was man malen oder zeichnen könnte. Das andere ist zu umgangssprachlich, finde ich. Ansonsten häuft sich das für meinen Geschmack zu sehr, dass Katja immer wieder betont, ihre Schwester wird es schaffen und sie nicht. Das hat der Leser inzwischen verstanden, dass das Katjas Befürchtung ist. Ich würde das nicht jedes Mal wieder ausformulieren, eher nur kleine Anspielungen bringen, die zeigen, dass Katja jetzt wieder dieses Gefühl hat.
Sie zieht jetzt eine Schnute und lacht dabei. „Hey Griesgram, jetzt sag doch mal Guten Morgen, bleib locker und iss dein Ei.“
Hilfe, diese Nina! (Vielleicht ist es doch besser, du lässt sie sterben … :rolleyes::xxlmad::sealed:)
Aber mal im Ernst, mir kommt die jetzt schon ziemlich unecht vor. Vllt kannst du sie ein bisschen auf Normal eindampfen?
„Danke, gleichfalls!“, antwortet Nina. „Ich freue mich schon total auf später. Hoffentlich sind noch ganz viele andere Leute da, ich wüsste so gerne, was es noch so für Mappen gibt.“
Vorschlag: "Mensch, Katja, ich bin schon total gespannt, was es dort noch so für Mappen gibt!"
Und irgendwann wird sie dann Illustration studieren und säckeweise Bilderbücher verkaufen. Oder verschenken. Und ich hetze dann wahrscheinlich immer noch erfolglos diesem Traum hinterher und schrotte eine Schreibtischlampe nach der anderen.
:Pfeif:
Im Zug zeichnen wir die ganze Zeit fremde Menschen in unsere Skizzenbücher. Das soll ja gut ankommen, so ein Skizzenbuch.
Vllt kannst du die Wortwiederholung umgehen.
Ninas ganz bestimmt, da erkenne ich die Leute nämlich schon nach wenigen Strichen. Perfekt.
Also, vllt. ist das ja nur mein Geschmack, aber für mich artet das zu sehr in Gejammer aus. Die Vergleiche finde ich schon gut und wichtig für die Geschichte, aber ich würde Katja das, wie gesagt, nicht immer so ausformulieren lassen.
Bei mir sieht jeder Kopf gleich aus. Und schief. Sobald die Leute es dann aber bemerken, dass wir sie da zeichnen, müssen sie natürlich gleich herschauen oder übertrieben freundlich gucken und Nina stört das einfach gar nicht.
Würde besser finden: Nina scheint das gar nicht zu stören, aber mich macht es ganz nervös.
Dann wippt sie aufgeregt mit den Zehen, wackelt mit den Beinen wie ein Kleinkind und schwenkt ihre Koffermappe hin und her als wäre es ein Tanzpartner.
Das Bild bekomme ich nicht zusammen. Sie laufen hier doch schon, oder? Bzw. stehen. Wie wackelt man da mit den Beinen? Schlenkert sie die? Und zwei Vergleiche im gleichen Satz sind ziemlich viel. Und: schwenkt ihre Koffermappe hin und her als wäre es sie ein Tanzpartner.
„Ja, ja, oder sie sagen, dass ich doch sowieso alles falsch gemacht habe und mir das Studium gleich abschminken soll.“
Mann, Katja!!! :heul:
Mit einem heißen Becher in der Hand schaffen wir es schließlich auch in die U-Bahn. Nur ein paar Plätze weiter sitzt ein blonder Junge mit einer schwarzen Mappe, etwas größer und viel dicker als meine.
Nina stupst mich an und flüstert: „Der will bestimmt auch da hin.“
Hier hatte ich von Anfang an den Gedanken, das wird doch nix, in der vollen U-Bahn: Heißer Kaffee in Bechern, dann diese Riesenmappen, dann packen alle drei auch noch ihre Zeichnungen aus und beurteilen die in dem Gedränge - nee, das kann nicht gutgehen. Auch ist mir das zuviel Hin und Her: Erst fahren sie Zug, dann steigen sie aus, dann fahren sie wieder Zug, also U-Bahn. Das ist ja nicht wichtig, das Umsteigen oder? Ich fände es ruhiger und fließender zu lesen, wenn du die U-Bahn weglässt und die beiden Mädchen einfach ziemlich zeitig bei dieser Hochschule ankommen und dort auf den Niklas treffen, der eben auch schon früh da ist, und dort mit ihm ins Gespräch kommen.
Ich lade meinen gemachten braunen Koffer in die Gepäckablage und setze mich.
Was ist denn ein gemachter Koffer? :confused:
Liebe Annami, ich habe deine Geschichte gerne gelesen und bin natürlich gespannt drauf, ob und wie du sie noch veränderst. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Challenge und beim Romanschreiben!
Viele Grüße von Raindog

 

Servus @annami!

Eine Story, die ich sehr gerne gelesen habe. Ich finde, du hast einen guten Schreibstil und hast deine Figuren gut vor Augen und lässt sie sehr natürlich handeln. Besonders gefällt mir der Neid zwischen den Schwestern und wie szenisch du mir das als Leser zeigst und wie sehr ich das mitfühlen kann. Das wirkt sehr authentisch.
Ich fand auch Dinge wie das Zeichentalent der Prot authentisch, ich würde daran nichts ändern. In dem Alter weiß man einfach nicht, wer man ist, und ich kann mir gut vorstellen, dass Leute so handeln und denken.

Am Morgen hämmert Nina einen komplizierten Rhythmus an meiner Tür.
Finde ich sehr gut. Das ist eine Kleinigkeit, aber es macht den Text sehr lebendig und echt.
Der Junge guckt zu uns rüber und winkt.
Winkt? Ich würde schreiben: "und hebt die Hand." Winken ist für mich drüber. Er kennt sie ja gar nicht. Unter Winken verstehe ich wirklich, die Hand heben und damit herumfuchteln.
In dem Moment schreit Nina auf. Die Koffermappe rutscht ihr aus der Hand und kracht gegen mein Bein. Ich kann gar nicht reagieren, als Nina mit den Armen wedelt, sich im Fallen noch an mir festklammern will. Sie knallt schon rückwärts auf die Treppe, überschlägt sich einmal, zweimal. Etwas knackt laut, und ich zucke. Dann bewegt sie sich nicht mehr, liegt einfach unten. So schnell geht das. Bemalte Blätter flattern wie in Zeitlupe aus dem aufgesprungenen Koffer hinterher. Jedes gut durchdacht und wunderschön.
Ich finde das gut. Ich hab gesehen, dass das Wort Deus ex machina gefallen ist; ich sehe das nicht so. Unter Deus ex machina verstehe ich einen großen "Zufall", der kommt und den Konflikt des Prots einfach so ohne Vorwarnung löst. Hier ist das nicht so. Der Zufall tritt in das Leben deiner Prot, aber er verstärkt den Konflikt. Wie fühlt sie sich, nach all den bösen Gedanken ggü. ihrer lieben Schwester, wenn die plötzlich stirbt oder sich das Genick bricht und querschnittsgelähmt bleibt? Also für mich ist der Unterschied, ob der Konflikt durch ein Zufall einfach so gelöst wird (das fände ich billig und würde mich als Leser betrogen fühlen), oder ob der Zufall den Prot noch mehr reinreitet. Zufall in Prosa ist wirklich eine interessante Sache. Es gibt ganze Aufsätze darüber, und ich finde es auch gut und wichtig, das in Geschichten einzubauen. So funktioniert die Welt, ab und zu passieren seltsame Zufälle, die unser Schicksal gravierend drehen. Das wirkt meiner Meinung nach authentisch hier.
Lediglich - und hier kommt meine Kritikpunkt an deiner Geschichte - müsstest du - finde ich - hier auch ein wenig weitererzählen, sonst kommst du in Gefahr, dass der Leser den Sturz als Konfliktlösung zwischen den Schwestern sehen könnte und sich ein wenig "betrogen" fühlt.
Wie geht es weiter? Was macht der Sturz mit der Prot? Stirbt die Schwester? Ist sie querschnittsgelähmt? Ich finde die Wendung im Text wirklich sehr gut, ich hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass so etwas passieren würde, ich hatte eher darauf getippt, dass die Erzählerin in der Uni aufgenommen wird und die talentierte Schwester bekommt eine Ablehnung, aber die Art, wie du den Plot hier wendest, finde ich auch sehr gut. Ich weiß, das sieht man oft in Kurzgeschichten, dass so etwas "offen" gelassen wird (Ist die Schwester gestorben, was ist mit ihr passiert?) und viele meinen dann: Oh ja, das offene Ende, da konnte ich so viel reininterpretieren ... ich sehe das nicht so. Das ist die Stelle, an der ich mich betrogen fühle. Ich will wissen, was mit der Schwester passiert ist. Ich finde wirklich, du kannst an dieser Stelle nicht diese plottragenden Informationen weglassen. Es ist ja immer eine Frage, wo und wie man Informationen in einer Shortstory streut, aber ich mag das hier gar nicht, dass nicht wenigstens irgendwie angedeutet wird, was aus der Schwester geworden ist/wird. An dieser Stelle würde sich auch der echte Charakter deiner Erzählerin entpuppen, in dieser Ausnahmesituation. Und es wäre für den Leser sehr interessant zu sehen, wie die Erzählerin darauf reagiert in ihrem Leben. Das würde so viel über sie aussagen. Lass sie ruhig reisen gehen. Aber lass uns zumindest "sicher erahnen", was aus der Schwester geworden ist. Ansonsten weiß ich auch nicht, wie ich das Verreisen einordnen soll und was das bedeuten und aussagen soll über die Erzählerin. Wirklich, hier gehört ein wenig mehr Information rein, das würde den Text noch mal hochschrauben. Ist meine Meinung.
Ich lade meinen gemachten braunen Koffer in die Gepäckablage und setze mich.
Was ist denn ein "gemachter" Koffer?

Sehr gern gelesen!

zigga

 

Guten Morgen.

Warum muss man für künstlerische Fächer auch unbedingt so eine kack Mappe mit Bildern abgeben?

Das dacht ich mir auch immer. Das "für künstlerische Fächer" und das "auch" würde ich streichen.


Und den bösen Gedanken, der sich in meinem Kopf eingenistet hat und flüstert: „Du schaffst es nicht.“
Hier würde ich das böse streichen.

Sobald die Leute es dann aber bemerken, dass wir sie da zeichnen, müssen sie natürlich gleich herschauen oder übertrieben freundlich gucken und Nina stört das einfach gar nicht

Das "und Nina stört das einfach gar nicht" empfinde ich als holprig. Ich würde das "und" streichen, einen Punkt setzten und sagen. "Nina stört das einfach nicht."

Ich finde deine Geschichte sehr gut, bis zum Punkt, als Nina stirbt. Wieso zum Teufel stirbt sie? Das geht doch nicht. Du kannst doch nicht 95% über die Protagonistin und ihr gestörtes Selbstbewusstsein erzählen, und dann einfach die ihrer Meinung nach talentiertere, bessere, hübschere, intelligentere, ... Schwester sterben lassen. Und außerdem, wenn deine Schwester stirbst, dann passiert doch was mit dir. Und genau das macht die Geschichte für mich interessant. Aber der Teil fehlt irgendwie.

Dein Schreibstil gefällt mir, die Thematik auch, aber mir fehlt jetzt die Auflösung des Konfliktes. Wie fühlt sich deine Protagonistin? Hat sie Schuldgefühle? Klar hat sie Schuldgefühle, sie stand ungefähr 1 Meter neben ihrer Schwester, die einfach kurz mal die Treppe runterfällt und stirbt - what the fuck. Was macht eine Jugendliche nach so einer Situation, wenn sie sowieso schon ein sehr geringes Selbstbewusstsein hat? Wie kommt sie denn zu dem Schluss verreisen zu wollen? Klar, jeder Mensch ist anders - ich habe auch schon Menschen aus nächster Nähe sterben sehen, sogar gute Freunde, da bewirbst du dich nicht einfach am "nächsten Tag" mit deiner Mappe an der Uni und gehst dann auf Reisen. Jedenfalls bezweifle ich das.

Fazit: Bis zum Tod - super Geschichte. Der Tod ansich, kann ich mit, aber als Wendepunkt - danach muss das Innenleben der Protagonistin richtig abgehen.

Mach weiter so!

Liebe Grüsse,

Sonne

 

Hallo @annami!

Deine Geschichte habe ich sehr gerne gelesen. Dennoch gewann ich den Eindruck, dass die Geschichte mehr kann. Ich weiß, das klingt sehr nach Pädagogik oder nach einem gut gemeinten, aber ebenso unpräzisen Ratschlags eines Freundes bezüglich gescheiteter Studienlaufbahn oder Arbeitsstelle. Also versuche ich mal dieses mehr näher zu bestimmen.

Ich nicke. Klar freut sie sich. Die werden ihr bei der Mappenberatung auch nur sagen, dass ihre Bilder toll sind, dass sie vor der endgültigen Abgabe vielleicht noch dies und das verbessern kann und sie wird es umsetzen und tausend neue Skizzen zeichnen und neue Bilder malen und trotzdem noch genug Schlaf kriegen.

Du brauchst keine komplizierten, verkünstelten Sätze, um diesen authentisch vorgetragenen Konflikt zu charakterisieren. Die Nina und die Katja. Die eine isst Blaubeeren und Gries, die andere schätzt fettiges Spiegelei. Dir gelingt der Aufbau eines stetigen Spannungsbogens auf den Orientierungspunkt "Mappenberatung". Aber was bis dahin passiert - keine Ahnung. Ehrlich, ich hatte keine Idee, wie das wohl in welche Richtung an welcher Stelle weitergehen könnte. Das ist stark gemacht und die Stärke entsteht eben aus der Authenzität deines Konflikts und der Figuren.

Jetzt grinst sie wieder. „Ich hab den vom Flohmarkt. Die Maße sind einfach perfekt für meine Bilder.“
Ich runzle die Stirn. „Wie du meinst. Aber ernsthaft? Eine normale Mappe hätte es da nicht getan?“
Schulterzuckend verfrachtet sie das Essen auf zwei Teller und kommt damit zum Tisch. „Weißt du, wenn man schon was Kreatives studieren will, dann kann man auch eine kreative Mappe haben. Das passt bei mir auch einfach inhaltlich total. Meinst du nicht?“

Ja, auch in diesem Doppelabsatz lässt sich viel interpretieren: Versucht Katja nicht ihre Schwester zu übertrumpfen? Diese aufdringlich unaufdringliche Wahl einer ganz besonderen Flohmarkt-Mappe...nervige Schwester.

„ … Ja, ich und meine Zwillingsschwester. Katja.

Auch fragte ich mich, ob das wirklich Schwestern sind oder Freundinnen oder WG-Mitbewohnerinnen oder Schülerinnen, egal: Sie alle stehen im horizontlosen Niemandsland zwischen Fachhochschulreife und diesem Ding namens Berufs- und Studiumswahl. Zuerst dachte ich an WG-Mitbewohnerinnen, weniger an Zwillingsschwestern, mir erscheinen Zwillingsschwestern zu dick aufgetragen. Aber das ist deine Wahl.

Und Niklas sagt jedes Mal, ich wär doch auch gut. Natürlich sagt er das.

Steht Niklas nicht auf Nina? "Ah, die Bilder sind gut, aber..." Oder doch nicht? Annami, lass das so, behalte dir bitte diese vielen Möglichkeiten, dieses Zwischenzeilige, das ist deine Stärke.

Jetzt - endlich - zum bereits angesprochenen mehr. Ich habe einen Ergänzungsvorschlag. Im Grunde kreisen deine Szenen um die leicht selbstmitleidige Katja und die aus Katjas Sicht sehr selbstüberzeugte Nina. Das scheint auf einen sehr alten Schwesterkonflikt hinzudeuten, der sich tagtäglich in allen Lebenslagen niederschlägt, er wiederwiederwiederholt sich seit Jahren. Vielleicht gelingt es dir ja, den Text durch die Verwendung kleiner Stilmittel rhythmischer zu gestalten.

Ich will am liebsten hinter dem Bild verschwinden und es gleich mit in die Vergessenheit reißen, schäme mich für die dicken, wackeligen Pinselstriche, die ich noch nicht zufriedenstellend übermalt habe und für das bescheuerte, einfallslose Motiv: Stilleben. Still. Und langweilig.

Damit schließt du die Szene sprachlich ab und baust etwas mehr Struktur ein, aber: Es ist nur ein Ergänzungsvorschlag.

Zum Schluss deines Textes:

Etwas knackt laut, und ich zucke.

Beim ersten Lesen sah ich gar nicht Ninas Tod. Ich habe das zum ersten Mal anders gelesen: Gut, Nina hat sich eine besonders schwere Verletzung zugezogen, landet im Krankenhaus, ist vielleicht sogar auf einer Intensivstation, aber Katja zerreißt Ninas Brief zur Zulassung. Schwesternrache.

Der Schluss wurde hier ausführlich kommentiert. Natürlich sterben Menschen durch einen Genickbruch auf einer Treppe, aber auf mich wirkt das zu plump für deine Geschichte. Wenn du das Todesszenario behalten möchtest, wäre ich eher (wie das klingt...) für einen Autounfall oder eine Myokarditis, Herzmuskelentzündung. Ich bin kein Arzt, aber eine verschleppte Erkältung kann den Herzmuskel angreifen, Herzstillstand ist die Folge, trifft auch Menschen im jungen Alter. Nina ackert ja wie blöde, vielleicht hat sie ja einen grippalen Infekt ignoriert.

So, das war's!

Lg
kiroly

 

Hallo @annami,

von mir nur ein kurzer Kommentar, denn Du hast Dich schon länger nicht mehr hier gemeldet und schon eine Menge Kommentare bekommen. Das muss man ja auch erst einmal alles verdauen.

Zwei Punkte, die mir besonderes aufgefallen sind:

i) mir wird zu spät erwähnt, dass es sich um Zwillingsschwestern handelt

ii) der Schluss ist einfach zu sehr Deus ex Machina. Da solltest Du Dein kreatives Potential nochmals bemühen!

Das stößt also ins gleiche Horn, wie die anderen Kommentare. Ich bin gespannt, wie Du die Geschichte noch weiterentwickelst und dann schaue ich gerne auch noch mal detaillierter vorbei.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo, ihr Lieben.
Tut mir leid, dass ich mich länger nicht mehr gemeldet habe. Der NaNoWriMo hat mich zwischendurch ziemlich abgelenkt, ich glaube, es war nicht unbedingt die beste Idee von mir, die Geschichte so kurz vorher hochzuladen. Ich hätte eure tollen Kommentare aber deswegen trotzdem nicht vernachlässigen sollen, bitte entschuldigt das. Ich werde mich jetzt wieder mehr auf diese Geschichte konzentrieren, versprochen.

Also, liebe @Shey ,

Mir gefällt das Grundthema, der Konflikt zwischen den Geschwistern, die Reibungen, die Konkurrenz die Aufkommt.
Freut mich.

Ich selber habe eine Freundin mal zu so einer Mappenbewertung begleitet, weil die das studieren wollte und ich kann gut mit Katja mitfühlen, wie nervös sie ist.
Cool! Eigentlich wollte ich aber noch nicht die Bewertung an sich zeigen, sondern nur einen der Beratungstermine vorher. Hm, wenn das nicht klar war, muss ich da auch nochmal dran drehen. :)

aber ich finde, gerade, wenn das ihr größter Wunsch ist, könnte sie, zumindest ein klein wenig, nervös sein und das durchaus zeigen. Sie tut ja gerade so als wäre sie schon angenommen und würde nur ihre Schwester begleiten, das finde ich doch eher ein wenig unrealistisch.
Ja, das ist ein sehr guter Punkt. Ich mag es eigentlich, dass Nina anfangs so ein bisschen überheblich ist, aber vor allem zum Ende hin könnte sie richtig nervös werden, während Katja sich vielleicht sogarein Stück weit beruhigt, weil sie merkt, dass sie das gar nicht wirklich will. Ich mag den Gedanken sehr, vielen Dank!

Das Ende gefällt mir gar nicht.
Ja, das haben fast alle gesagt, und ich kann das verstehen. Ich bin jetzt, nach der ersten NaNoWriMo Welle, wieder dabei, eine andere Version zu schreiben, wo Nina gar nicht stirbt und ich das Problem anders löse. Ich hab das mit dem Überarbeiten in den letzten Tagen zu sehr schleifen lassen, aber jetzt bin ich wieder dran.

Kein Schock, keine Trauer, einfach nur eine kurze Beschreibung des Vorfalls, Absatz und der Entschluss zu verreisen.
Ja, das geht so nicht, das mache ich lieber ganz anders. :naughty:

Das Ende wirkt leider ein bisschen auf mich, als wolltest du es schnelle zu ende bringen und fertig werden.
Ich stehe mit dem Ende und allen Enden generell noch sehr auf dem Kriegsfuß, du hast vollkommen recht, dass ich da dann einfach etwas faul wurde und schnell gemacht habe.

Wenn die Besprechung erst in acht Stunden ist, würden die beiden dann wirklich ihre Mappen mit zum Frühstücken nehmen?
Stimmt, Katja auf keinen Fall. Nina aber schon, so in meinen Gedanken, weil sie am Anfang eben doch sehr überheblich wirken soll. Später will ich sie dann wirklich auch zurückschrauben.
Nach dem Frühstück vielleicht sogar noch an dem ein oder anderen Bild was ändern oder ergänzen. Alle nochmal kontrollieren ob sie wirklich fertig sind, ob was verschmiert ist oder ähnliches, aber ich würde sie nicht hinter mir her schleifen, wenn ich zum Frühstück gehe.
Ja, das mit dem Schliefen ist schon mal raus. Ich lasse die beiden aber erstmal noch nicht im letzten Moment panisch an ihren Bildern herumfuhrwerken, weil ich die Geschichte ja eigentlich bei einem Beratungstemin verorten wollte, und nicht bei der endgültigen Abgabe. Es wäre aber vielleicht tatsächlich keine schlechte Idee, die Geschichte an diesem entscheidenden Tag spielen zu lassen. Das probiere ich mal aus.

Klar, den Koffer als eine Bewerbungsmappe zu definieren ist eine ziemlich neue Idee aber dennoch nimmt sie mich nicht mit. Das Kauf ich einfach nicht, tut mir leid.
Es gibt ja so ein paar lustige Gerüchte: eine Mappe in Form eines Müllcontainers, eine, die außen mit Schinken verkleidet war, ein mit pinkem Fell beklebter Karton und so weiterIch weiß nicht, wie viel da dran ist, aber ich finde so einen Koffer da gar nicht mal so abwegig.

Hier wird auch das erste Mal wirklich deutlich, das Katja und Nina, ganz untypisch für Zwillinge, gar nicht so den besten Draht haben. Hast du schön schlicht eingebaut :-)
Danke. :)

wie, das fände ich mal eine spannende Frage, wie ist es zu dieser Situation gekommen und wieso kann Katja nicht einfach sage, das sie da gar keine Lust zu hat? Da würde ich gerne in Katjas Gedanken sehen können.
Ja, guter Punkt. Mein Gedanke war, dass sie sich von den Wünschen der Schwester so mitreißen und sich so beeinflussen lässt, dass sie zunächst glaubt, es wären wirklich ihre eigenen. Aber es ist trotzdem ein guter Vorschlag, ihreGedanken, dass sie eben irgendwann merkt, dass sie doch nicht will, genauer zu zeigen. Ich schau mir nochmal genau an, ab wann ihr das eigentlich klar wird.

Das Gespräch mit Niklas hätte mir in einem Dialog wahrscheinlich besser gefallen, so finde ich es schon sehr erklärend und bis auf das wieder aufgegriffen wird, das sich Katja neben Nina klein und unbedeutend fühl, zeigt es mir auch nichts neues. Ist für mich, in der Form also eher überflüssig.
Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Niklas bald rausschmeiße, den brauche ich wirklich nicht. Ich habe ihn eigentlich nur eingebaut, damit jemand die Katja fragen könnte, ob sie jetzt auch drin war, aber ich brauche ihn wirklich nicht dringend.

Ist eine nette kleine Situationskomik. Die unsichere Katja ist hochgradig darauf konzentriert nicht zu stolpern und die alles schaffende Nina stolpert nachher wirklich.
Schön, dass du das bemerkt hast. :shy:

Ich kann es mir nicht vorstellen, das sie wirklich so eine fremden Ort betritt. Große Augen, Ehrfurcht, bewundernde Ausrufe okay aber Luftsprünge ?
Ich kann sie einfach nicht mehr ernst nehmen.
Du hast natürlich recht, sie ist total überzeichnet. Das ganze Gehopse habe ich eingebaut, damit sie nachher einen Grund hat, zu stolpern und zu stürzen, aber ich werde deinen Vorschlag beherzigen, und sie zum Ende hin viel nervöser machen.

Allerdings ist es sehr schön, wie du den Bogen zum Anfang gezogen hast. Das sind dann so Kleinigkeiten die beim ersten Lesen untergehen :-)
Yay :shy:

Erstaunlich finde ich, dass Katja sich, jetzt wo der schwesterliche Druck weg ist, überhaupt noch an der Hochschule beworben hat. Wieso?
Guter Punkt, das haben jetzt auch mehrere gesagt und es macht wirklich keinen Sinn. Das kommt in einem Zuge mit Ninas Tod und Niklas raus! Ich setze mich da später gleich dran.

Vielen Dank für deinen Kommentar!
Liebe Grüße,
Anna

Liebe @RinaWu ,

Und wie kann sie mit den Beinen wackeln, wenn sie steht? Ich weiß nicht genau, welches Bild zu hier zeigen willst, aber da würde ich mich noch mal ransetzen und das präzisieren.
Das habe ich geändert. Da hab ich mir so ein bisschen das freudige Gewackel von meinem vierjährigen Bruder vorgestellt, aber das war wirklich nicht gut beschrieben.

Hmpf, das wird mir jetzt an dieser Stelle ein bisschen too much.
Ostblock raus.

Auch dass die Info, dass Nina und sie Zwillinge sind, erst relativ spät kommt, finde ich einen guten Kniff. Denn hier bekommt alles Vorhergegangene noch einmal eine andere Einfärbung.
Das finde ich interessant, weil die meisten ganz anderer Meinung waren. Freut mich. :)

Ich stelle es mir unglaublich schwer vor, ein Zwilling zu sein und dann auch noch die gleichen Interessen zu haben, bzw. in SO DIREKTER Konkurrenz zu stehen. Wobei man sich natürlich fragt, will Katja WIRKLICH zeichnen? Oder will sie das, weil Nina es will?
Ja, das Gefühl der Zwillingskonkurrenz wollte ich genau so so einfangen, auch wenn ich da die Nina etwas überzeichnet habe. Ich habe mir das so gedacht, dass das schon immer Ninas Traum war, und Katja diesen Traum eben übernommen hat und sich von Nina hat beeinflussen lassen, so dass sie es lange wirklich für ihren eigenen Wunsch hält.

an manchen Stellen wird es dann auch zu viel. Du könntest hier mehr mit Andeutungen arbeiten, nicht immer Katja aussprechen lassen, was das mit ihr macht. Einige Dinge könnte man einfach im Raum stehen und wirken lassen, ohne dass Katja sie bewertet oder kommentiert.
Das schau ich mir nochmal an.

Das Ende kommt sehr plötzlich und ich weiß gerade noch nicht genau, wie ich das finden soll. Geht mir glaube ich alles ein wenig zu schnell. Dieses Wegschmeißen des Annahmeschreibens der Hochschule, der Entschluss Katjas zu reisen, das fängst du nur noch auf den letzten Metern ein und dadurch wirkt es auf mich ein bisschen gehetzt.
Ja, da sind fast alle deiner Meinung, und das ändere ich auf jeden Fall. Wahrscheinlich lasse ich Nina gar nicht sterben.

Schön, dass du vorbeigeschaut hast!
Liebe Grüße,
Anna

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo annami,
eigentlich wollte ich immer warten, bis du die Überarbeitung geschafft hast, aber jetzt bist du einfach doch dran :D
Ich mag deine Geschichte. Ich mag das Thema, den Konflikt, das ganze Drumrum. Die Schwestern sind für mich greifbar geworden. Und es gibt viele echt niedliche Stellen im Text, die ich gerne gelesen habe. Und natürlich gibt es auch Stellen, die ich nicht so gut finde.
Ich zitiere vielleicht gleich noch mal ein paar Beispiele für alles.

Das Ende ... hmmm, ich glaube, ich bin eine der wenigen, die das Ende nicht so schlimm findet. Ich empfinde es nicht als deus ex machina. Oder jedenfalls als keinen schlimmen deus ... :) Sondern da seh ich das ähnlich wie zigga, der Konflikt ist ja ausgebreitet, jetzt kommt ein Zufall hinzu, der dem Konflikt eine andere Bewertung gibt. Aber ist das nicht immer so mit Wendungen in Geschichten? Da gibt es oft Punkte, die außerhalb des Seelenlebens eines Protagonisten liegen, die zu der Wendung führen. Die auch außerhalb des Gegenspielers liegen.
Trotzdem finde ich deine Überlegung, das Ende anders zu gestalten, gut, es kommt mir feiner vor, alltäglicher, und damit auch nachvollziehbarer und identifikationsreicher für Leser.
Irgendwie will man ja als Leser oft auch einen Nutzen aus einer Geschichte ziehen, und den empfände ich mit einem anderen Ende als größer. Aber darüber ist schon so viel gesagt worden, das machst du, wie du willst.

Ich finde, du hast schon sehr viel an dem Text verbessert und gefriemelt, das liest sich alles mittlerweile flüssiger und eleganter. Schön. Meine Verbesserungsvorschläge und sonstigen Anmerkungen weißt du ja einzuordnen.

Ich nehme das sperrige Ding entgegen und stelle es auf den Schreibtisch. Lächle meine Zwillingsschwester kurz an. „Danke“, sage ich knapp.
Ich weiß, da hast du schon gestrichen und gekürzt. Ich bin mir selbst nicht sicher, aber ohne das Lächeln kommt mir das Verhältnis der beiden noch besser getroffen vor.

Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl herum, gefühlt guckt Nina viel zu lange. Bestimmt denkt sie auch, dass sie den Studienplatz viel eher kriegt als ich. Ganz sicher.
Uii, da ist der Grund der Genervtheit. Sehr direkt, aber gut.

Endlich schaut sie wieder auf und sagt: „Hey, die Farben passen auf jeden Fall total gut zusammen. ...
Das gefiel mir. Das tut so sachgemäß, aber eigentlich klingt das so, als würde sie sagen: Schon ganz nett. Höhö. Oder malerisch ausgedrückt: Die Farben sind okay, mit dem Rest auf Null zurück. Fand ich gut.

Nina streicht kurz über meinen Arm, dann sagt sie: „Also ich geh jetzt ins Bett. Mach du aber auch nicht mehr so lange, okay? Morgen müssen wir ja früh raus, wenn wir rechtzeitig zur Mappenberatung wollen. Ich freu mich schon so.“
Kruzisachsen, die würd mir auf den Wecker gehen mit der Tour.

Irgendwann ist es still im Nachbarzimmer. Ich höre nur noch mein Blut, das in den Ohren pocht. Das Kratzen des Pinsels auf dem Papier. Das Sirren der blöden Schreibtischlampe. Und den bösen Gedanken, der sich in meinem Kopf eingenistet hat und flüstert: „Du schaffst es nicht.“
Gut

Am Morgen hämmert Nina einen komplizierten Rhythmus an meine Tür. Bestimmt gibt es in ihrem Kopf eine passende Melodie dazu. Ich grummle.
Genau, das ist gut!!!

„Weißt du, wenn man schon was Kreatives studieren will, dann kann man auch eine kreative Mappe haben. Das passt bei mir auch einfach inhaltlich total. Meinst du nicht?“
Puhhh, die machts einem auch nicht ganz einfach in ihrer perfekten Art. Kein Wunder, wenn die arme Protagonistin sich ins Spiegelei stürzen will. Das war übrigens eine wunderschöne Idee.

Ich lache kurz, aber dann denke ich wieder an die Mappenberatung und murmle: „Sogar aus Eiern … Du bist halt echt wie geschaffen für das Fach.
Fände ich spannender, du streichst das Ende und lässt das offen, wie sie es meint. Das versteht man und es wirkt für mich interessanter. Das "gleichfalls" im nachfolgenden Satz müsstest du dann streichen, aber ich finde das macht nichts, ein Kompliment Ninas an die Schwester kannst du bestimmt auch anderswo unterbringen.

„Ich freue mich schon total auf später. Hoffentlich sind noch ganz viele andere Leute da, ich wüsste so gerne, was es noch so für Mappen gibt.“

Im Zug zeichnen wir die ganze Zeit fremde Menschen in unsere Skizzenbücher. Das soll ja gut ankommen, so ein Skizzenbuch. Ninas ganz bestimmt, da erkenne ich die Leute nämlich schon nach wenigen Strichen. Perfekt. Bei mir sieht jeder Kopf gleich aus. Und schief. Sobald die Leute es dann aber bemerken, dass wir sie da zeichnen, müssen sie natürlich gleich herschauen oder übertrieben freundlich gucken und Nina stört das einfach gar nicht. Ich fahre immer wieder unruhig mit der Hand über die Mappe neben mir. Die dicke Frau da drüben glotzt mich so grausam neugierig an.
Den Absatz fand ich etwas ungelenk. Ich hab mal die Stellen, die ich ungut fand, geschwärzt, manche Wörter gestrichen.
Im Zug zeichnen wir die Mitreisenden in unsere Skizzenbücher. Das soll ja gut ankommen, so ein Skizzenbuch. Ninas ganz bestimmt, da erkenne ich die Leute schon nach wenigen Strichen. Perfekt. Bei mir sieht jeder Kopf gleich aus. Und schief. Sobald die Leute merken, dass wir sie zeichnen, schauen sie her oder gucken übertrieben freundlich. Und Nina lacht zurück. Ich fahre immer wieder mit der Hand über die Mappe neben mir. Eine dicke Frau glotzt mich (so) grausam neugierig an.

Alle in der Bahn bemerken sie, lächelnd als würde Ninas Vorfreude auf sie abfärben.
Das ist eine Kleinigkeit, aber mir ist nicht klar, ob die Leute lächeln oder die beiden Mädchen lächelnd bemerken. Wie auch immer, auf jeden Fall fehlt dann ein Komma vor als.
Ich würde ja lächeln vorziehen, weil das in meinen Ohren besser klingt. Alle in der Bahn bemerken sie, lächeln, als würde ...

Ich wünschte, er wollte danach meine gar nicht sehen. Ich wünschte, die ganze scheiß Mappe würde unter seinen Augen und denen der lächelnden Menge in Krümel zerbröseln.
:)

Ich sage immer wieder sowas wie: „Ist alles noch nicht fertig, ist jetzt noch nicht so toll.“
Und Niklas sagt jedes Mal, ich wär doch auch gut.
Das passt da echt gut.

Ich räume die Bilder so schnell wie möglich wieder ein. Es gucken immer noch alle.
Ich weiß zwar, warum du das machst, aber ich finde das letzte Sätzchen drangeschappert. Und wenn du es lassen willst, umformulieren, weil die ... es ... Sätze oft nicht so elegant klingen.

Sie sehen aus KOMMA als wären sie schon alte Freunde.

So ... der Rest geht jetzt nicht mehr.
Nur noch eine Sache zum Ende. Ich finde es gut, wie du das gemacht hast, dass sie Niklas "Nein" schreibt, obwohl sie angenommen worden ist. ich finde es auch gut, dass man jetzt hin und wieder ihre Unsicherheit und ihre Zweifel merkt, ob es überhaupt das Richtige ist für sie, zur Kunsthochschule zu gehen.

Irgendwann zerreiße ich den Brief und schmeiße ihn aus dem Fenster in den Schnee.
Ich würde mit diesem Satz enden.Das andere kommt mir wieder sehr drangeschappert vor. Dass sie nach dem Tod ihrer Schwester und ihrer Neubesinnung was überlegen muss und wird, das ist jedem Leser klar. Er kriegts jetzt noch mal gesagt. Aber es stört den wunderschönen Abschluss mit den Briefschnippseln im Schnee. Das ist ein eindrückliches Bild, was du dann wieder zerredest.
Ich habe ja den Verdacht, du hast den Nachklapperer nur wegen dem Kofferthema gebracht. Aber deine Geschichte funktioniert auch, ohne dass du den Koffer noch mal als Gegenstand auftauchen lässt. Was das Mädchen erlebt, ist ja das Schließen eines Koffers im übertragenen Sinn und der Aufbruch zu Neuem. Er funktuoniert also wunderbar auf der übertragenen Ebene. Aber wenn du den Koffer unbedingt leibhaftig noch mal reinbringen wolltest, könntest du die gesamte Szene im Zug spielen lassen. Man muss bisschen was abändern. Aber es ginge hoffentlich.

Hat Spaß gemacht, deine Geschichte, annami.
Gerne mehr davon ...
viele Grüße von Novak

 

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