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Noch ein Abenteuer

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21.06.2005
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Noch ein Abenteuer

„Was für ein dämlicher Ort, um eine Burg zu bauen!“ Missmutig trat Beryl nach einem Stein, der sich in einer Wurzel verfangen hatte und jetzt darüber hinweg hüpfte, kleinere Kiesel mit sich reißend. Hagyl nickte und brummte etwas in seinen vom Frost ergrauten Bart.
Tatsächlich führte der steile, verschlungene Pfad, den sie sich hinauf quälten, zu einem Felsmassiv, das wie eine Krone auf der Spitze eines einzelnen, dem Gebirge vorgelagerten Berges thronte. Darauf saß eine Wehrburg, wie keiner der beiden Zwerge je eine gesehen hatte: Die äußeren Befestigungswälle schienen direkt aus dem kahlen, schwarzen Felsmassiv zu wachsen. Dahinter drängten sich weitere Befestigungsmauern und Wachtürme so eng aneinander, als hätten sie Angst vor dem schieren Abgrund, der im Norden, Osten und Westen drohte.
Beryl konnte es ihnen nicht verdenken.

Sie bedachte ihren Weggefährten mit einem düsteren Blick und fragte sich wohl zum hundertsten Mal, wieso sie ihn auf diese Reise begleitete. Sie kannte Hagyl schon seit vielen dutzend Jahren, und wahrscheinlich besser als irgendjemand anders, auch wenn sie einander in den letzten Jahrzehnten selten gesehen hatten; er weilte die meiste Zeit bei Hofe, sie zog durch die Welt, oder doch von Banquett zu Banquett, und dichtete.
Als sie dann wieder einmal bei Hofe aufgetaucht war, hatte er gesagt: Du bist ein Wink des Himmels, lass uns ausziehen auf ein letztes Abenteuer. Noch einmal, hatte er gesagt, nur noch einmal. Ehrlich.

Hagyl bedeutete ihr, endlich weiter zu gehen. „Du schnaufst wie eine alte Vettel. Vielleicht solltest du etwas mehr für deine Gesundheit tun.“ Damit wandte er sich wieder dem Aufstieg zu. Beryl machte hinter seinem Rücken eine unhöfliche Geste und folgte ihm, wobei sie versuchte, leiser zu atmen. Das gab ihrem Keuchen allerdings eine asthmatische Note, und handelte ihr ein vielsagendes Grinsen Hagyls ein. Wütend stapfte sie hinter ihrem Freund her.
Hagyl war ein Krieger, früher ein Held, jetzt Ausbilder junger Zwerge, die es für ihre Pflicht hielten, dem Hochkönig und seiner Königin, die traditioneller Weise den Posten des ersten Heerführers bekleidete, zu dienen. Kein Wunder, dass er so verdammt ausdauernd ist, fluchte Beryl innerlich, und schämte sich gleichzeitig ihres Neides. Wenn er auch nicht mehr der Jüngste war, die Königin bekam trotzdem noch immer leuchtende Augen, wenn sie ihn sah … Beryl seufzte tief. Sie selbst war Skaldin, fahrende Sängerin, für den Hochkönig auf der Suche nach Sagen, Märchen und Gesängen. Außerdem liebte sie Honigspeisen und Met, und die bekam sie für ihre Darbietungen auch häufig. Leider war weder das eine noch das andere dazu angetan, ihre Ausdauer zu stärken. Aber die Königin hatte sie inständig gebeten, einmal noch, hatte sie gesagt, nur ein einziges Mal noch, und der König hatte grimmig genickt.

Also hatte sie zugestimmt, noch einmal ein Abenteuer, wie sie es früher so oft erlebt hatten, im Namen der Königin. Aber es war natürlich nicht wie früher. Hagyl war wortkarg auf dieser Reise, früher hatte er begeistert und sehr unterhaltsam von seinen Heldentaten getönt: schon begangenen und denen, die noch folgen sollten. Diesmal passierte es manchmal, dass er feuchte Augen bekam, wenn sie abends eines ihrer sentimentaleren Lieder sang. Früher hätte er sie aufgefordert, die Klappe zu halten. Aber so war es eben mit letzten Abenteuern, sie stimmten melancholisch. Manchmal strich er abends am Feuer über seine Axt, zärtlich, und erzählte stolz, wie er sie von der Königin selbst erhalten hatte. „Sie ist eine unglaubliche Frau, die Königin. Wirklich, Beryl, eine unglaubliche Frau …“ Beryl schaute dann über das Feuer zu ihm hin, aber sie konnte sein Gesicht in der Dunkelheit nie erkennen.

„Willst du noch eine Pause machen?“, fragte Hagyl, als die Schatten länger wurden. Beryl verneinte und gebot ihm mit einer ungeduldigen Geste zu schweigen. Ihr ging ein unvollendetes Lied durch den Kopf, das sie unbewusst vor sich hin summte.
„Bist du sicher? So eilig haben wir es ja auch nicht.“ Er bot ihr einen Schluck aus seiner Wasserflasche an und strich sanft irgend etwas von ihrem Reisemantel. Beryl starrte in die Schlucht neben ihr und beachtete ihn nicht. Statt dessen summte sie eine kleine, schwermütige Tonfolge und stampfte dazu den Takt mit den kalten Füßen. Dann schaute sie mit glänzenden Augen auf und erklärte: „Jetzt hab' ich's! Pass auf, so“, sie summte die Tonfolge noch mal und fügte am Ende einen Triller an. Dabei lief sie wieder los, jetzt völlig gleichgültig gegenüber der Anstrengung des Aufstiegs.
Hagyl sah sie von der Seite an und lächelte. „Gefällt mir! Merk dir das für mein Abenteuer!“ Dann zog er mit langen Schritten an ihr vorbei und stapfte wieder vor ihr her. Das klingt eher nach dem alten Hagyl, dachte Beryl, und konnte doch eine schleichende Unruhe nicht abschütteln.

Der Aufstieg nahm fast den ganzen Tag in Anspruch. Die Sonne verschwand schon am späten Nachmittag, aber kurz bevor sie hinter das gewaltige Gebirgsmassiv glitt, ließ sie die Umrisse der Burg rot aufglühen: Schwarze Schatten lauerten in den den Reisenden zugewandten Nischen, und setzten sich scharf fort, wo die Burgtürme der untergehenden Sonne trotzten.
Beryl schauderte. Ja, das, was sie suchten, würde an genau so einem Ort zu finden sein. An einem unheimlichen Ort ohne jegliche Sanftheit. Sie wandte den Blick ab und starrte fest auf einen Punkt zwischen Hagyls Schulterblättern. Beryl packte das Schwert an ihrer Seite etwas fester. Eine Skaldin mochte sie sein, aber keine Närrin. Natürlich wusste sie mit einer Waffe umzugehen. Sie konnte nur hoffen, dass sie das nicht würde beweisen müssen.

Als sie das Burgtor erreichten, standen die Sterne klar und fern über den Wehrtürmen. Das Tor war verschlossen, und würde das auch bis zum Sonnenaufgang bleiben. Die Wächter öffneten noch nicht einmal die Gesichtsluke. Hagyl machte also rechts neben dem Tor ein kleines Feuer und rollte seinen Schlafsack aus. Als er es sich gemütlich gemacht hatte, grunzte er: „Wenn du ein bisschen schneller gewesen wärst, dann wären wir noch rein gekommen. Du solltest wirklich weniger von diesem widerlichen Honigzeug essen, weißt du“, und war eingeschlafen, noch bevor er richtig lag. Beryl ballte wütend die Fäuste. Wenn sie doch nur etwas zu erwidern gewusst hätte! Sie legte ihren eigenen Schlafsack so weit wie möglich weg von Hagyls und rollte sich zusammen. Ein heller Mond ließ sie nur unruhig schlafen. Einmal wachte sie von einem Geräusch auf, dass wie ein Schluchzen klang. Schaudernd kroch sie tiefer unter ihre Decke. Es musste ein Käuzchen gewesen sein …

Der nächste Morgen legte strahlenden Sonnenschein über die Burg. Beryl hätte erwartet, dass sie dadurch weniger feindselig gewirkt hätte; statt dessen jedoch untermalte die Helligkeit des Tages noch die scharfkantige Unwirtlichkeit des Ortes. Hagyl stand am Rand der Felsen, die sich direkt vor ihm in die Tiefe stürzten. Er zitterte ein wenig, und schien im schneidenden Wind zu schwanken. Vielleicht hat er Recht, vielleicht wird er alt, dachte Beryl, und spürte plötzlich einen Kloß in ihrem Hals. Noch einmal … und was dann? Die Königin würde ihm wohl ein Altenteil zukommen lassen … Zögernd machte sie ein paar Schritte auf ihn zu. Bevor sie ihn jedoch erreichen konnte, drehte er sich um und grinste sie schief an. „Na los, du alte Zupfgeigerin, gehen wir rein und holen uns das Ding!“ Beryl grinste zurück. „Und wehe denen, die’s uns streitig machen wollen!“ komplettierte sie ihren alten Schlachtruf.

Zunächst jedoch passierten sie ganz gesittet das Haupttor. Die Torwächter warfen einen Blick auf die beiden Zwerge, sahen keine Waffen und winkten sie freundlich durch. Hagyl und Beryl grinsten sich zufrieden an. Hagyls Axt war, wie immer, auf seinem Rücken unter dem Reisemantel verborgen, Beryls Schwert steckte, ebenfalls wie immer, im Rahmen ihrer Harfe. „Such du schon mal den Tempel, ich gebe die Botschaft des Hochkönigs beim Burgvogt ab.“ So lief es immer ab, und so würde es auch diesmal geschehen. Die Königin erteilte den Befehl – nein, äußerte den Wunsch - dass ein bestimmtes Kleinod in einem bestimmten Tempel ins Reich der Zwerge zurückgebracht werden sollte, das vor Jahrhunderten von den Menschen geraubt worden war. Hagyl machte sich auf den Weg, Beryl begleitete ihn und dichtete hinterher ein Lied über seine Heldentat und der Hochkönig teilte den Menschen in einer von Beryl überbrachten Botschaft mit, dass sich das Kleinod nun wieder in den rechtmäßigen Händen befand. Meist, besonders, wenn es sich um wertvolle Gegenstände handelte, war dem Brief oft auch Gold als Entschädigung beigefügt, so auch diesmal. Der Hochkönig glaubte, so unnötigen Zwist mit den Menschen vermeiden zu können, und gab gleichzeitig seinen Recken Beschäftigung in einer Zeit, in der die Drachen rar geworden waren.

Also ging Beryl jetzt zum Haus des Burgvogts, verbeugte sich höflich, und überreichte seinem Hausdiener den Brief im Wissen, dass der Vogt ihn erst zu sehen bekommen würde, wenn es zu spät war. Sie wartete, bis der Diener mit dem Brief im Haus verschwunden war und machte sich dann auf, Hagyl in einer der Schenken unterhalb der Burg zu finden.

Der Ort war geometrisch um die Burg angelegt, was ihnen die Suche nach dem Tempel sehr erleichterte. Niemand in dieser Ansiedlung hoch gewachsener Menschen dachte auch nur im Traum daran, zwei alternden Zwergen den Eintritt in das Heiligtum zu verwehren, und als sie ihn erst durch das Portal betreten hatten, war der Rest Routine. Hagyl kümmerte sich um die paar Tempelwächter, Beryl hielt den Fluchtweg mit ihrer Klinge frei. Hagyl verschwand in einer Kammer und kam überraschend schnell, viel zu schnell, dachte Beryl, mit einem erstaunlich flachen, in weiße Seide eingewickelten Gegenstand zurück. Jetzt mussten sie nur noch still und unauffällig zuerst den Tempel und dann die Stadt verlassen. So machten sie es immer, so war es immer gut gegangen. Hagyl warf Beryl das Paket zu. Es war ziemlich leicht und knisterte ein bisschen. Als sie es neugierig öffnen wollte, zischte er so feindselig „Finger weg!“, dass Beryl ihn erschrocken ansah. „Finger weg“, wiederholte er sanfter. „Es ist für die Königin.“
Er wandte sich ab und starrte lange mit geballten Fäusten in die Luft, als bewunderte er die Deckenfresken über ihm, die das Leben nach dem Tod zeigten. „Komm schon … wir müssen hier weg!“ stammelte Beryl. Etwas schnürte ihr die Kehle zu. Wieso benahm er sich bloß so seltsam? Was war nur los mit ihm auf dieser Reise? Sie sollten schon längst den Tempel verlassen haben! Hagyl wandte sich ihr zu und lächelte. „Bist eine famose Zupfgeigerin“, sagte er fast zärtlich und brummte dann: „Also los, verdien dir dein Honigzeug! Gib mir jetzt das Ding zurück, es gehört der Königin.“ Beryl reichte ihm verwirrt das Seidenbündel und schaute zu, wie er es sorgfältig in seinen Hosenbund klemmte. Dann rannte er plötzlich wild brüllend und seine Axt schwingend aus dem Tempel, und Beryl fragte sich entsetzt, ob er den Verstand verloren hätte, bis sie Kampfgeschrei und das Klirren von Waffen vernahm und hinter Hagyl herhastete.

Als sie durch das Portal rannte, war schon alles vorbei. Hagyl lag am Boden, röchelnd, in einer Blutlache, und vier Soldaten standen um ihn herum. Beryl ließ sich kraftlos neben ihm zu Boden sinken. Sie versuchte zu sprechen, aber ihr trockener Mund erlaubte es nicht. Verzweifelt drückte sie ihre Hände erst auf die eine, dann die andere Wunde, um den Blutstrom zu stocken. Hagyl schüttelte langsam den Kopf, seine Augen waren glasig vor Schmerz. Einer der Soldaten packte Beryl am Arm und sagte mit verschlagenem Blick: „Keine Sorge, wir haben ihn erwischt. Danke für die Warnung, Skaldin, wir sind dem Hochkönig höchst dankbar. Er hat auch nichts stehlen können, da ist nur dieses ... Pergament.“ Beryl starrte ihn fassungslos an. „Was … aber …“ Sie nahm das Packet aus den Händen des Soldaten. Die weiße Seide war blutgetränkt, und darin, ebenfalls voller Blut, lag ein gefaltetes Pergament, um einen schwarzen Stein gewickelt. Beryl schluckte. So wurde das Urteil für Ehebrecher übergeben. Hagyl mußte es die ganze Zeit bei sich getragen haben.
„ ... ein Todesurteil vom Hochkönig...“, hauchte sie. Benommen starrte sie auf ihren Gefährten, der verlegen wirkte, als er nickte. Beryl musste die Lippen befeuchten, um sprechen zu können. „Ein letztes Abenteuer statt dem Strang, du alter Narr …“ flüsterte sie. Ihre Kehle war so eng, dass sie kaum noch Luft bekam. Eine Träne rollte über ihr Kinn und fiel auf Hagyls Nasenspitze. Beryl fühlte, wie seine Hand nach ihrer tastete, und drückte sie sanft. „… famose alte Zupfgeigerin …“ lächelte er sie an, und Blut lief aus seinem Mund, und dann sagte er nichts mehr.

„Ihr solltet jetzt gehen, Zwergin. So schnell Ihr könnt“, raunte der Soldat ihr zu. Beryl nickte zitternd. Sie kniete noch einmal neben ihrem Freund nieder, und nahm seine Axt an sich, das Seidenpaket und ein kleines Amulett, das er immer getragen hatte, immer, seit sie ihn kannte. Dann verließ sie die Burg auf ihrer schwarzen Felskrone.

Als der Berg außer Sichtweite war, begann sie eine Melodie zu summen, schwermütig, mit einem kleinen Triller am Ende.

Sie erreichte den Sitz des Hochkönigs und seiner Frau zum Fest der Tag- und Nachtgleiche. Die Königin sah blass aus, als Beryl den Thronsaal betrat, der Hochkönig grimmig. "Ihr habt mich zur Mittäterin gemacht", sagte Beryl, und weinte.
Als Beryl in dieser Nacht das Zwergenreich auf immer verließ, summte dort überall ein schwermütiges Lied, und Gerüchte wollten, dass die Königin sich das Leben genommen hätte.

 
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hmmm... endlich mal wieder was zu Ende geschrieben, lang ists her ... aber so richtig taugen tuts noch nicht. Also, dann schießt mal scharf. :schiel:

Lg
Alexandra

 

Hi ardandwen,
schöne Geschichte, die du da geschrieben hast. Ich mag sie sehr. Was mir noch aufgefallen ist, ist, dass du den Altersunterschied zwischen den beiden noch deutlicher ausführen könntest, wie groß er tatsächlich ist, ist mir erst recht spät klargeworden. Auch das Amulett könntest du noch häufiger erwähnen.
Die Veränderung, die der Zwerg durchgemacht hat, beschreibst du nur. Aber obwohl du dich bei Beryl hältst, reflektiert sie diese Veränderung nicht. Das finde ich etwas schade, denn dadurch beraubst du den Leser, der den vorherigen Zustand ja nicht kannte, ein bisschen der Möglichkeit, sich in die Figuren einzufühlen.
Hoffe, du guckst da noch mal drüber. Schöne Idee, hat mir gefallen!

gruß
vita
:bounce:

 

hallo ardandwen

kann mich vita nur anschließen. Traurig, aber rundum schön. Sehr flüssig geschrieben, bin in einem warmen Rutsch plötzlich am Ende angelangt und war wirklich ein bisschen enttäuscht darüber, dass die GEshcichte nun nicht mehr weiter geht.
Soll nicht heißen, dass du die hättest nch weiter aubauen sollen. Genau die richtige Länge, will ich meinen.
Aber es las sich so schön, dass ich eben gar nicht aufhören wollte. :)
Die dahinter steckende Idee fand ich auch sehr gelungen, wäre ich nie drauf gekommen...

2 Dinge:

die im Rahmen ihrer Harfe eingebettet gelegen hatte
das erwähnst du zum zweiten Mal, unnötigerweise. Du sagst ja auch nicht zweimal, wo der Held seine Waffe herzaubert. EInmal reicht.

Packet
k reicht vollkommen

sehr gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo vita,

danke für's wie immer prompte Lesen.
Mit deiner Kritik hast du wohl Recht, irgendwie bleiben die beiden ein bisschen blass ... werd auf jeden Fall nochmal drüber gehen. Ehm ... über einen besonderen Alterunterschied hatte ich gar nicht nachgedacht ;)

Hallo weltenläufer,

auch dir danke fürs Lesen! Und natürlich freu ich mich sehr, dass es dir gefallen hat!

Deine Anmerkungen hab ich übernommen.


LG ALexandra

 

Hallo ardandwen,

auf der Spitze eines einzelnen ... Berges
wie keiner der beiden Zwerge je eine gesehen hatte
Die Sonne verschwand schon am späten Nachmittag hinter dem Gebirgsmassiv, das sich hinter der Burg erhob. Kurz bevor sie hinter die Bergkette glitt, ließ sie die Burg rot aufglühen.
Nach deiner Schilderung zu Beginn müssen die beiden von Süden kommen. Dann können sie den Sonnenuntergang zwar sehen, aber kaum, dass die Burg rot erglüht.

Wieso der Altersunterschied eine Bedeutung haben könnte, habe ich nicht erkannt. Ich habe die beiden Zwerge für etwa gleich alt gehalten, es erschien mir aber nicht wichtig für die Geschichte. Die beiden erschienen ir auch nicht zu farblos, aber ich bin ja eher Minimalist.
Unklar war mir der Schluß, weil mir die Strukturen/Machtverhältnisse zwischen Zwergen un d Menschen zu undeutlich waren. Herrscht gespannter Friede oder Waffenstillstand oder echte Versöhnung? Diese Frage stellt sich, wenn die menschlichen Soldaten daws Urteil des Hochkönigs vollstrecken - so habe ich jedenfalls das Ende verstanden. Wenn also die Menschen Ureteile der Zwerge vollstrecken, wieso dann noch Diebstähle von ZWergeneigentum - oder hat die Skaldin hier etwas verschlafen (kann ich mir bei einer Skaldin eigentlich nicht vorstellen).
Abgesehen von diesem etwas verwirrenden Ende schön geschrieben.

LG

Jo

 

Hallo ardandwen,
was für eine schöne Geschichte. Ehrlich. Ich glaube, ich habe noch keine Geschichte hier gelesen, die Zwerge zu den Protagonisten macht und das auf diese einfühlsame Weise. Sehr passende Namen für kleine Gesteinsschürfer (zumindest Beryl, ob Hagyl in die gleiche Ecke gehört, kann ich gerade nur vermuten). Mir gefällt gut, wie du schon während der Geschichte eine gewisse Nostalgie aufbaust, Hagyls Beziehung zur Königin sanft andeutest und dann dieses traurige, aber stimmige Ende aufsetzt. Ich finde nix zu meckern und habe beim Lesen auch nicht auf Kleinkram geachtet. :)
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hi ardandwen,

ich kann mich Malinche nur anschließen. Mir persönlich hat die Geschichte sehr gut gefallen, und das, obwohl ich Zwerge normalerweise nicht ausstehen kann. Dir ist es aber gelungen, eine einigermaßen plausible Zwergengesellschaft zu entwerfen, ohne darum allzu viele Worte zu machen.
Mir persönlich hat die Charakterisierung der Protagonisten ausgereicht, ich glaube, viel mehr hätte mich eher abgeschreckt, da es zu erklärend wirken würde (denke ich). Das mit der Beziehung Hagyls zur Königin ist sehr schön angedeutet.

Eine kleine Meckerei:

Tatsächlich führte der steile, verschlungene Pfad, den sie sich hinauf quälten, zu einem karstigen Felsmassiv, das wie eine Krone auf der Spitze eines einzelnen, dem Gebirge vorgelagerten Berg thronte. Darauf saß eine Wehrburg,

Also ich kenne Karst als Kalksteinlandschaft, durchzogen mit Höhlen, die durch Auswaschung gebildet werden. Dann muss ich deiner Protagonistin doch zustimmen: blöde Idee, da drauf eine Burg zu bauen. Die stürzt doch ein. :D

Habe ich wirklich gerne gelesen.

Liebe Grüße,

Ronja

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo miteinander!

Ja, da hab ich in Erdkunde nicht aufgepasst ... Jobär, ich werde das mit den Himmelsrichtungen natürlich überarbeiten, und Felsenkatze, karstig wollen wir auch ganz schnell wieder vergessen ;-)

Der Hauptmann vollstreckt nicht das Urteil des Hochkönigs. Er glaubt, einen zwergischen Dieb erwischt zu haben, auf die Warnung des Hochkönigs hin. Das Verhältnis zwischen Menschen und Zwergen ist eher locker, schätz ich, die Diebstähle fallen wahrscheinlich gar nicht weiter auf.

Sonst Danke für Lesen und Meinung äußern, natürlich auch an Malinche!

LG Alexandra

 

Hallo, Arandwen,

ganz nette Geschichte, schön, den Zwergen auch mal so gefühlvolle, fast schon romantische Seiten abzugewinnen. War nett zu lesen, in dieser Hinsicht hab ich den Vorrednern nichts hinzuzufügen.
Allerdings habe ich doch auch Kritikpunkte anzubringen:
Das Tempo finde ich teilweise nicht ganz gelungen, manche Teile laufen mir viel zu rasch ab, besonders wenn man es im Vergleich zum (passenderweise) sehr ausführlichen, langsamen Marsch zur Burg am Anfang betrachtet. Konkret meine ich das Ende (nicht den Showdown mit Hagyls Tod, sondern den Epilog) und den eigentlichen Raub. Natürlich sollte der nicht in ein Actionspektakel ausarten, das würde nicht in die Geschichte passen, aber mir scheint er ein bisschen gar unspektakulär geraten.

Die äußeren Befestigungswälle schienen direkt aus dem kahlen, schwarzen Felsmassiv nach oben zu wachsen.
Ich denke, der Satz gewinnt rhythmisch, wenn du "nach oben" einfach weglässt. Das sie nicht nach unten wachsen, ist sowieso klar.
Diesmal passierte es manchmal, wenn sie abends eines ihrer sentimentaleren Lieder sang, dass er feuchte Augen bekam.
Hm, dieser Satz gefällt mir nicht, ist mir zu holprig. Vielleicht besser: Diesmal bekam er manchmal feuchte Augen...
und konnte doch ein unangnehmes, schleichendes Gefühl nicht unterdrücken.
Liegt vielleicht an mir, aber die Beschreibung dieses Gefühls ist mir etwas zu schwammig.
Das Tor war, wie zu erwarten gewesen war, verschlossen, und würde das auch bis zum Sonnenaufgang bleiben.
Ich denke das "gewesen war" könntest du weglassen (auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob es dann noch grammatikalisch richtig ist), aber so klingt es wie eine "war"-Wortwiederholung. Der Rhythmus des Satzes würde dadurch auf jeden Fall besser.
Hagyl machte also rechts neben dem Tor ein kleines Feuer, rollte seinen Schlafsack aus, grunzte: „Wenn du ein bisschen schneller gewesen wärst, dann wären wir noch rein gekommen. Du solltest wirklich weniger von diesem widerlichen Honigzeug essen, weißt du“, und war eingeschlafen, noch bevor er richtig lag.
Hm, solche langen Stakkatosätze, in die eine ganze Reihe Handlungen hineingepackt sind, mag ich zwar, aber ich finde, solche Sätze erhöhen enorm das Erzähltempo und passen eher (oder nur) zu Ereignissen, die sehr rasch ablaufen, kurz hintereinander und nicht lang dauern. Und das ist hier ganz und gar nicht der Fall.
bis sie Kampfgeschrei vernahm und das Klirren von Waffen und sie entsetzt hinter Hagyl herhastete.
Das zweite "sie" gehört weg, außerdem würde ich das "vernahm" hinter die "Waffen" setzen, dann klingt der Satz für mich viel besser.

Gruß, Woodwose (der sich heute nörgelnder vorkommt als beabsichtigt)

 

Guten Tag ardandwen,

eine sehr gute Fantasygeschichte ist dir da gelungen, eine der besten, die ich seit langem auf kg.de gelesen habe. Besonders gut gefällt mir, neben deinem schönen Sprachstil, der sich z.B. in den gelungenen Beschreibungen der Burg manifestiert, deine Art,Dinge anzudeuten, statt sie zu erklären. Insofern würde ich auch den Vorrednern widersprechen, die eine genauere Erklärung des Verhältnisses zwischen Zwergen und Menschen, eine detailliertere Beschreibung des Raubzuges oder eine noch umfassendere Charakterisierung der Protagonisten wünschen.
Fantasy leidet häufig daran, dass dem Leser nicht genug Raum für eigene Gedanken bleibt, da alle versuchen, eine Tolkien-mäßige hyperdetaillierte Welt zu entwerfen. Du schreibst eher eine Kurzgeschichte im eigentlichen Sinne und das tut dem Text ausgesprochen gut.
Die Erklärung mit der Königin finde ich ausgesprochen gut und der letzte Satz ist ein fantastischer Abschluss für eine hervorragende Geschichte.

Mit Grüßen und so,

Spec

 

Also ich widerhols noch mal, eine schöne Geschichte, die Bilder hervorruft und deshalb kaum mehr Details benötigt.
Beim nochmaligen Lesen sind mir noch ein paar kleine Fehlerchen ins Auge gehüpft:

famose alte Zupfgeigerin …“ lächelte er sie an, und Blut lief aus seinem Mund, und dann sagte er nichts mehr.
Die unds wirken eher störend und mein Gefühl findet die Kommas fehl am Platz.
Als der Berg außer Sichtweite war, begann sie eine Melodie zu summen, schwermütig, mit einem kleinen Triller am Ende.
Mit einem Triller verbinde ich ein fröhliches Tanzlied. Ist das gemeint?

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo Woodwose,
danke fürs lesen und kommentieren. Besonders fürs rausklauben von Rhythmus-problemen, werds morgen auf jeden Fall noch mal überarbeiten.

Hallo Spectator,
dir auch vielen Dank, und bei so wenig Kritik bleibt mir ja eigentlich nichts zu erwidern, außer dass es mich freut dass die Geschichte so gut angekommen ist!

Hallo nomoi Jo,
und Danke für nochmal Fehler raussammeln, werds wie gesagt nochmal überarbeiten. Und vielleicht noch ein Sätzchen zum Verhältnis Mensch Zwerg einfügen, ist tatsächlich bisschen schwammig.
Nein, kein Tanzlied ... hatte mehr so ein, hmm, gälisches Trauerlied im Kopf, die Trillern aber auch gern. Nicht so "tirilli" *g*, eher dieser kleine Bruch in der Stimme am Ende des Themas.

Danke für die Anregungen!
LG
Alexandra

 

:Pfeif: Hallo gbwölfin,

Ja, das hab ich jetzt auch einpaarmal gehört, dass die Auflösung etwas zu unerklärt daher kommt. Ich habe jetzt noch ein paar Sätze dazu geschrieben, hoffentlich ist das jetzt vom Tempo her stimmiger.
Danke fürs kommentieren!

Hallo Ty,

danke für die Geschichte
Bitte bitte :D
- vielleicht ahnt sie etwas. Ist er todessüchtig, weil er es so eilig hat, oder will er nicht lieber das Ende der Reise hinauszögern?
Hmm, nein, sie ahnt nichts, sonst müsste sie ja etwas unternehmen, und er ist weder todessüchtig noch will er sein Schicksal hinauszögern: Er ist ein Held, er nimmt sein Schicksal an. :)

Banquett: Gelage, da singt sie, ist ihr Job ;-)

Gar nichts war in diesem "letzten" Abenteuer natürlich
Äh, ja. Klar. Aber das weiß Beryl ja noch nicht, wa?

endlos und unterhaltsam - Widerspruch
Öhm, naja. :Pfeif: geändert. Sehr bleibt aber, war eben SEHR unterhaltsam ;)

Wenn sich zwei gegenüber sitzen ...
Hab das am Kartoffelfeuer ausprobiert. Wenn der nicht direkt am Feuer sitzt, sieht sie gar nichts.

Füllwort also
Ist aber doch ein kausaler Zusammenhang? Hätt er ja nicht, wenn nicht schon zu gewesen wäre.

 

Hall ardandwen,

ähm, ich nochmal. Am Ende

Als der Berg außer Sichtweite war
noch ein kleiner Fehler.
Inhaltlich finde ich die Geschichte sehr gut. Was mich ein wenig stört, ist der manchmal sehr konstruiert klingende Stil. Vielleicht versucht du jetzt zu sehr, die Anmerkungen der Kritiker einzubauen:
Die Sonne verschwand schon am späten Nachmittag hinter dem Gebirgsmassiv, das sich hinter der Burg erhob. Kurz bevor sie hinter die Bergkette glitt, ließ sie die Umrisse der Burg rot aufglühen. Schwarze Schatten lauerten in den den Reisenden zugewandten Nischen, und setzten sich scharf fort, wo die Burgtürme der untergehenden Sonne trotzten.
Zuviel hinter und bei den zugewandten Nischen wird deutlich, dass du das Bild zu sehr konstruierst. Ich denke doch, dass die Lesenden sich das Bild selber malen sollten.
Sie konnte nur hoffen, dass sie das nicht würde beweisen müssen.
Sehr umständlich. Ich denke, manche deiner Sätze könnten kürzer werden und wenn du nur die Doppelung vermeidest: Sie konnte nur hoffen, es nicht beweisen zu müssen.

Liebe Grüsse

Jo

 

Hallo Jo, du unermüdlicher ;-)

Habs nochmal versucht und ein bisschen gebastelt, (ist das Bild mit der Burg jetzt eingängiger?) aber ehrlich gesagt bin ich inzwischen ein wenig verunsichert, die Meinungen gehen so weit auseinander ... Ich schätze ich muss das Teil sich ein wenig setzen lassen, bevor ich jetzt alles verschlimmbessere. Den Fehler hab ich aber ausgemerzt, und ich danke dir fürs nochmalige lesen und kommentieren!

Lg Alexandra

 

Hi ardandwen,

ich hab die Geschichte noch einmal in Ruhe gelesen. Ich habe jetzt nur noch einen Punkt, den ich nicht recht verstehe:

Einer der Soldaten packte Beryl am Arm und sagte mit verschlagenem Blick:
Ansonsten gefällt mir die Geschichte so wie sie ist.

LG

Jo

 

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