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Noch einmal die Sonne
Auch das Feuer konnte den Nebel nicht verdrängen. Yuna starrte in die Flammen und aß den Rest des Kaninchens. Wieder war das Läuten einer Glocke zu hören, wie von einem entfernten Kirchturm.
„Wir sollten weiter“, sagte der Fremde, dessen Namen sie noch immer nicht kannte.
„Warum? Was soll es dort geben, außer einem weiteren sterbenden Teil dieser Welt?“
Yuna warf die vom Fleisch befreiten Knochen ins Feuer.
„Irgendwo wird der Nebel enden. Oder irgendwann.“
Er stand auf und nahm seinen Rucksack. Blickte noch einmal zu ihr, drehte sich um und verschwand in dem alles durchdringenden Grau.
„Warte!“, rief sie nach einigen Sekunden und sprang auf. Nahm ihre Umhängetasche und den Speer, folgte ihm.
„Sagst du mir nun deinen Namen?“, fragte Yuna, als sie weiter in Richtung des verhallenden Glockenläutens gingen.
„Früher hieß ich Nayan, der Sehende. Aber der bin ich nicht mehr.“
Yuna blickte zu ihm. „Dann brauchst du einen neuen Namen.“
„Wir müssen die Schläuche auffüllen, achte auf das Geräusch von Wasser“, antwortete er, als hätte er sie nicht gehört.
Sie gingen schweigend nebeneinander, immer darauf bedacht, Sträucher und Bäume früh genug zu erkennen. Yuna stimmte ein Schlaflied an, das ihre Mutter oft gesungen hatte. Manchmal sogar ihr Vater, ruhig und melodisch.
Der Fremde sah kurz zu ihr. Keine Geräusche störten den Gesang.
Es wurde etwas heller, irgendwo machten die Wolken der Sonne Platz. Noch hatte der Nebel nicht alles Licht dieser Welt verdrängt.
Das Läuten erklang wieder, nur einmal, aber so laut, dass sie zusammenzuckten. Eine Mauer aus rötlichen Steinen trat aus dem Grau hervor. Sie tasteten sich entlang, bis sie ein hölzernes Tor erreichten. Einer der beiden Türflügel war etwas nach außen geöffnet. Der Fremde zog daran, bis sie hindurch konnten. Sie lauschten, bevor sie weitergingen, aber die Welt war still.
Die ersten Häuser tauchten links und rechts des Weges auf, nur schemenhaft zu erkennen, wie gezeichnete Umrisse. Yuna ging näher an eins heran, ein Einfamilienhaus, wie es sie in den Vororten der Städte gab. Es war einer der seltenen Momente, die sie an die Vergangenheit erinnerten. Die Fahrten in den Urlaub mit ihren Eltern, wenn sie sich aus der Großstadt zu einem der kleinen Küstenorte aufmachten. Wie schnell sich die Umgebung verändert hatte. Wolkenkratzer wurden durch urig aussehende, kleine Häuser verdrängt. Die Hektik der Menschen wich Ausgeglichenheit.
Der Weg führte weiter geradeaus, sie passierten eine überwucherte Straße. Ein verrosteter Kleinbus lag auf der Seite, die Scheiben zersprungen. Aus dem offen stehenden Kofferraum flüchtete ein Kleintier, wahrscheinlich ein Eichhörnchen, so schnell wie davonflitzte.
Nach einigen Minuten kamen sie auf einen Platz, an dessen Rand sie den Kirchturm ausmachten. Sie gingen näher heran. Auf der Treppe zur Eingangspforte saß ein Junge, barfuß und in zerrissener Jeans. Auch der blaue Pullover hatte an einigen Stellen Löcher. Er lächelte ihnen mit müden Augen zu. „Kommt!“, rief er und rannte in den Nebel.
Yuna und der Fremde folgten ihm und gelangten auf einen weiteren, kleineren Platz. In seiner Mitte stand eine Holzkonstruktion. Sie erinnerte Yuna an einen Aussichtsturm, den sie früher mal auf einer Wanderung gesehen hatte. Bevor der Nebel die Welt in seine Gefangenschaft nahm. Die im Inneren der Konstruktion gebaute Treppe ließ sie vermuten, dass er weit hinaufreichen würde.
Der Junge blieb davor stehen. Neben dem Eingang war ein Schild aus Holz angebracht. „Zum Himmel“ stand darauf in weißer Schrift.
„Wer hat das gebaut?“, fragte der Fremde.
Der Junge sah ihn ruhig an und zuckte mit den Schultern.
„Wo sind die Einwohner?“ Yuna ging zu ihm und strich ihm eine Strähne des hellblonden Haares aus dem Gesicht.
Er ließ es geschehen und deutete nach oben, in Richtung des Holzturms. „Himmel“, sagte er mit trockener Stimme.
Yuna und der Fremde sahen sich an.
„Sie sind gestorben?“, fragte sie und legte eine Hand an seinen Rücken.
Wieder zuckte der Junge nur die Schultern und senkte den Kopf.
Sie standen einige Sekunden schweigend beieinander, bis sich der Junge von Yuna löste und erneut „Kommt!“ rief.
Sie gingen ihm hinterher. Yuna hielt den hölzernen Speer nach vorne gerichtet, um frühzeitig Hindernisse zu bemerken. Die Sicht betrug kaum zwei Meter. Auf einem der Wege, die von dem Platz wegführten, sahen sie den Jungen gerade noch nach links abbiegen und in ein weißes Haus verschwinden. Er ließ die Haustür offen, sie folgten ihm hinein. Der Nebel durchdrang auch das Innere des Hauses. Sie tasteten sich den Flur entlang, am Ende betrat der Junge ein kleines Zimmer.
Dort lag auf einem Bett eine Frau, die Augen geschlossen. Yuna wollte näher herangehen, aber der Fremde hielt sie am Ellenbogen.
„Sie ist krank“, sagte er, ohne Rücksicht auf den Jungen zu nehmen, der sich auf einen Holzstuhl neben das Bett gesetzt hatte.
Yuna blieb stehen und betrachtete sie genauer. Die Frau war bleich, Schweiß bedeckte ihr Gesicht und die Stirn. Sie atmete rasselnd durch den Mund.
„Ist sie deine Mutter?“, fragte Yuna den Jungen mit leiser Stimme.
„Mutter“, antwortete er. „Helfen. Himmel.“
Yuna sah zu dem Fremden.
„Der Holzturm?“, fragte er.
Der Junge nahm ein Tuch, das neben dem Bett lag und tupfte vorsichtig das Gesicht seiner Mutter ab. „Himmel“, sagte er erneut und nickte.
„Es wird bald dunkel, wir können morgen früh darüber sprechen. Dürfen wir hier übernachten?“
Er antwortete nicht, nickte aber erneut.
„Wie heißt du?“, wollte Yuna wissen.
„Ich. Shin.“
Hinter dem Haus hatte der Junge einige Eimer aufgestellt. Genauso wie selbstgebaute Fallen, mit denen er Ratten, Hasen und Eichhörnchen fing, die ihnen ein ausreichendes Abendessen beschert hatten. Die Eimer waren mit Wasser gefüllt, vom Regen vor einigen Tagen. Sie hatten einen davon mit reingenommen, ins Badezimmer, um sich zu waschen.
Yuna trocknete sich ab und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie oft das Handtuch wohl schon benutzt worden war, das sich im Bad befand. Zumindest sah es soweit sauber aus. Sie zog die dünne Stoffhose an, die sie in ihrer Umhängetasche zum Wechseln hatte und ein anderes T-Shirt. Ihre Sachen vom Tag hatte sie hinters Haus zum Lüften gelegt.
Sie verließ das Bad und tastete sich die Treppe hinauf, zu einem früheren Gästeraum auf der ersten Etage. Dort befand sich ein Doppelbett, das der Fremde auseinander gezogen und sich auf die linke Seite gelegt hatte. Er lag auf dem Rücken und atmete gleichmäßig, mit einer dünnen Wolldecke zugedeckt. Zum ersten Mal seit ihrem zufälligen Aufeinandertreffen vor einigen Tagen hatte er seine langen, schwarzen Haare nicht zusammengebunden.
Yuna blickte zur freien Betthälfte, legte sich dann aber neben ihn, auf die Seite, so dass sie ihren Kopf an seine Brust legen konnte. Sie hörte seinen beruhigenden Herzschlag und begann, leise zu singen. Spürte, wie er lächelte.
„Bist du sicher?“, fragte Yuna am nächsten Morgen.
Sie standen vor dem Zimmer der erkrankten Frau. Shin saß wieder auf dem Stuhl und blickte sie erwartungsvoll an.
„Ja“, antwortete der Fremde. „Es wird nicht mehr viele Möglichkeiten geben, jemandem in dieser Welt zu helfen.“ Er legte ihr kurz seine Hand an den Rücken und betrat den Raum. Hinter der Tür stand ein Rollstuhl, den er auseinanderklappte und neben das Bett schob.
Shin rüttelte seine Mutter leicht an der Schulter. Sie hustete und öffnete die Augen, blickte ihren Sohn erschöpft an. Er stand auf und deutete auf den Rollstuhl. „Komm.“ Die Andeutung eines Lächelns erschien auf ihrem bleichen Gesicht. Sie nickte, kaum erkennbar. Shin zog die dünne Decke zurück, legte eine Hand zwischen ihre Schultern und half ihr, sich aufzurichten.
Yuna hatte nicht damit gerechnet, aber sie schaffte es, sich auf die Bettkante zu setzen und mit Shins Hilfe in den Rollstuhl zu wechseln. Er legte ihr die Decke über die Beine und streichelte ihre dünnen grauen Haare glatt.
„Dann los“, sagte der Fremde und übernahm den Rollstuhl.
Ein böiger Wind wehte, als sie den Holzturm erreichten. Der Nebel blieb dennoch unverändert, als befände er sich in einer anderen Sphäre. Immer sichtbar, aber unerreichbar. Yuna strich sich die Haare aus dem Gesicht.
Der Fremde stellte den Rollstuhl vor dem Schild „Zum Himmel“ ab. Shins Mutter hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den Boden.
„Ich denke, ich nenne dich Goku“, sagte Yuna spontan. „Wie der Himmel.“
Er drehte sich zu ihr. „Macht es einen Unterschied, ob ich es gut finde?“
Yuna lächelte. „Kaum.“
„Helfen“, sagte Shin.
Sie gingen zu ihm, er nickte in Richtung der Treppe.
„Soll ich sie hochtragen?“, fragte Goku. „Wird es gehen?“, an die Frau gewandt.
„Vorsicht“, antwortete der Junge und nickte. Er ging rückwärts zur Treppe, während Goku seine Mutter vorsichtig anhob, eine Hand am Rücken, die andere unter den Kniekehlen.
Wie leicht sie wirkt, dachte Yuna, als sie die Decke geraderückte, bevor sie weiter verrutschen und runterfallen konnte. Langsam gingen sie die Treppe hoch, zuerst Shin, dann Goku mit der Frau und zuletzt Yuna.
Sie schwitzten, als sie das hölzerne Plateau erreichten. Auch Shins Mutter, welche Erkrankung auch immer sie befallen hatte.
Nachdem Yuna die Decke genommen und ausgebreitet hatte, legte Goku die Frau vorsichtig ab. Shin setzte sich neben sie und wischte ihr mit einem Taschentuch den Schweiß weg. Dann hob er vorsichtig mit beiden Händen ihren Oberkörper und hielt sie an sich gedrückt.
Yuna und Goku drehten sich weg, gaben Mutter und Sohn ihre gemeinsame Zeit. Auch hier oben waren sie vom Nebel umgeben, aber er war durchlässiger. Yuna schätzte, dass sie sich mehr als zehn Meter über dem Boden befanden.
„Sollen wir runtergehen und warten?“, flüsterte sie.
„Ja, ist vielleicht besser.“ Goku nahm ihre Hand. Sie drehten sich um und wollten zur Treppe, als sie Shin und seine Mutter direkt vor dem Abgrund sitzen sahen. Der Junge hatte sich mit dem Rücken zum Rand der Plattform gewandt und hielt seine Mutter umklammert. „Danke“, war das letzte Wort, das sie von ihm hörten. Er ließ sich nach hinten fallen und zog seine Mutter mit sich.
Yuna stand wie erstarrt, hielt sich dann die Hände vor den Mund. Machte die Augen zu und begann zu zittern, als sie den Aufprall hörte. Das Geräusch würde sie nie vergessen, als wenn ein vertrockneter Ast zerbricht.
Sie drehte sich zu Goku, drückte sich an ihn und begann zu weinen. Wieder zwei Leben weniger auf dieser Welt, sie hatten noch nicht mal begonnen, sich kennenzulernen. Nach einigen Sekunden bemerkte sie Gokus Ruhe und sah durch die Tränen zu ihm auf. Er blickte starr geradeaus, sie konnte seine Emotionen nicht deuten.
„Hast du es gewusst?“, fragte sie schließlich.
„Nein, aber vermutet. Dieser Turm war ihr persönlicher Weg in den Himmel. Wahrscheinlich hat das ganze Dorf so sein Leben beendet, vielleicht in der Hoffnung, vorher noch einmal die Sonne zu sehen.“
Für einige Minuten standen sie schweigend, bevor sie sich an den Abstieg machten.
Sie begruben Shin und seine Mutter hinter ihrem Haus, nachdem sie endlich in einem der anderen Gebäude eine Schaufel gefunden hatten. Yuna fügte aus Ästen zwei Kreuze zusammen und steckte sie in den Boden. Setzte sich im Schneidersitz vor die Gräber und sang ein Trauerlied.
Goku kam zu ihr, legte einen Arm um sie und sang leise mit.
„Wenn wir nach Norden gehen, sollten wir Niigata erreichen“, sagte Yuna nach dem Lied. „Oder zumindest die Küste, dann können wir am Meer entlang dorthin.“
„Warum?“, fragte Goku. „Jeder Ort ist nun derselbe, wir können auch hier bleiben.“
„Diese Stadt ist meine Heimat, ich hätte nie fortgehen sollen. Warst du schon mal dort?“
„Nein. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, mich hat es nie von dort weggezogen.“
„Dann ist dir auch das Bandaijima-Hochhaus entgangen.“
„Und?“
„Dort werden wir hingehen. Ich möchte noch einmal die Sonne sehen.“
Sie näherten sich Niigata am Strand. Der Nebel war hier noch dichter, das Meer kaum zu sehen. Die Wellen wie Stimmen, die sie zu sich riefen, diese Welt zu verlassen.
Ein Krebs krabbelte neben ihren Füßen. „Hat sich auch deine Welt verändert?“, fragte Yuna, bevor sie ihn mit ihrem Speer tötete. Und dachte an das Massengrab, das sie kurz hinter dem kleinen Ort von Shin und seiner Mutter entdeckt hatten.
Sie fühlte Gokus Stirn. Das Fieber hatte vor einigen Stunden begonnen, schien aber bisher nicht schlimmer zu werden. „Wir sollten eine Pause machen“, schlug sie vor, als sie den Stadtrand erreichten.
„Nein. Wenn ich mich jetzt ausruhe, weiß ich nicht, wann ich weitergehen kann.“
„Dann prüfen wir zumindest die Apotheken nach noch brauchbaren Medi…“
„Nein“, unterbrach Goku. „Keine Medikamente.“
„Aber sie könnten dir schnell …“
„Nein“, wiederholte er.
Yuna blickte ihn an, schweigend gingen sie weiter.
Auf dem Weg zum Bandaijima-Hochhaus sah Yuna mehrfach Bewegungen im Nebel. Einsame Seelen, die orientierungslos umherwanderten, ihr Leben noch nicht beendet hatten.
Es dämmerte, als sie das Gebäude erreichten. Die große Eingangstür aus Glas, die sich früher automatisch geöffnet hatte, war fast vollständig zerstört. Vorsichtig stiegen sie über spitze Glaskanten und betraten den Eingangsbereich. Links befand sich ein Empfangstresen, rechts eine Couchecke und ein zerstörter Glastisch, alles nur schemenhaft zu erkennen.
„Sollen wir hier übernachten?“, fragte Yuna und ging nach rechts. „Die Couch sieht noch einigermaßen brauchbar aus.“
„Befinden sich auf den unteren Etagen Wohnungen?“, fragte Goku heiser.
„Bin nicht sicher, kann aber gut sein. Die Unternehmen, die sich hier einquartiert hatten, waren, glaube ich, weiter oben.“
„Dann lass uns nach einer Wohnung suchen, hier unten ist es mir zu unsicher. Zu viele verwirrte Seelen in der Nähe.“
„Okay, aber dann ruhst du dich aus.“
Sie tasteten sich an der Wand entlang, bis sie das Treppenhaus fanden.
Auf der vierten Etage entdeckten sie endlich eine offen stehende Tür. Dahinter befand sich eine geräumige Wohnung. Sie fanden das Schlafzimmer, Goku legte sich erschöpft auf das Doppelbett, während Yuna sich weiter umsah. Abgesehen vom Staub war alles noch gut erhalten. Sogar das Wasser funktionierte, wenn es auch eiskalt war. Sie öffnete einige Fenster, ließ die kühle Abendluft herein.
Der Beutel mit den getöteten Krebsen stand noch vor der Tür. Yuna holte ihn und legte ihn in den Raum, der früher wahrscheinlich als Wohnzimmer genutzt wurde. Bevor sie sich an die mühsame Arbeit machte, die Krebse zu zerlegen, sah sie nochmal nach Goku. Er hatte sich die Decke bis ans Kinn gezogen und schnarchte leise.
Yuna war schon gut zwei Stunden auf, als Goku aufwachte. Immer noch bleich und leicht schwitzend, aber seine Stimme war wieder kräftiger. Sie hatte die Wasserschläuche am Waschbecken in der Küche gefüllt und reichte ihm einen davon.
„Danke“, sagte er nach einigen Schlucken. „Schmeckt seltsam.“
„Vielleicht hat jemand etwas Gesundmachendes hineingetan“, meinte Yuna lächelnd.
Guko sah sie mit leicht zusammengekniffenen Augen an.
„Hier haben die Apotheken auch nachts geöffnet. Vertrau mir, es wird dir helfen. Genauso wie ein weiterer Tag Bettruhe.“
„Vergiss es“, antwortete er und wollte sich aufrichten.
„Vergiss es“, imitierte sie und drückte ihn zurück ins Kissen. Sie nahm den Teller mit Krebsfleisch vom Beistelltisch und stellte ihn auf seine Brust. „Alles für dich. Schön aufessen, sonst gibt es einen weiteren Tag Zwangspause.“
Ihre Vorräte waren fast aufgebraucht, als sie nach drei Tagen das oberste Stockwerk erreichten. Der Nebel war hier nur noch ein dünner Schleier. Fast die Hälfte der Etage war ein Restaurant mit Panoramafenstern. Vor einer der Scheiben lag ein Skelett, den Schädel nach draußen gewandt, als wäre sie oder er beim Betrachten des Ausblicks gestorben.
Sie hatten beim Aufstieg selten länger nach draußen geblickt, schon das zunehmende Tageslicht erfreute sie. Aber nun stellten sie sich direkt vor die Fenster. Einige Schleierwolken waren am Himmel, die aufgehende Sonne deutlich zu sehen. Yuna lächelte und nahm Gokus Hand. Diesmal stimmte er ein Lied an, das sie nicht kannte, über einen hereinbrechenden Morgen.
„Wir können wieder hinunter, oder … aufs Dach“, sagte er im Anschluss.
Yuna blickte ihn an. „Lass uns noch etwas hierbleiben, wenn er nichts dagegen hat.“ Sie nickte in Richtung des Skeletts. „Und dann … sollten wir wieder runter. Bestimmt gibt es irgendwo noch eine bessere Aussicht.“
Sie schloss die Augen und genoss die beginnende Wärme der Sonne.