Nordmazedonien
Gute Geschichten beginnen wohl selten mit einem Gähner, doch ich kann einfach nicht anders. Die Semantik von gut und schlecht ist mir in letzter Zeit ein wenig abstrakt geworden. Zum Glück will ich keinen Roman verkaufen.
Ich mach das Fenster auf. Die Sicht ist zwar bescheiden, aber wenn ich mich anstrenge, kann ich die Autobahn hören. Sie erinnert mich an ferne Orte, an einstige Sehnsüchte, und an das Reisen. Vor langer Zeit lauschte ich ihr schon, als ich mich fragte, wo meine Reise wohl hinführte.
Kurz ruh' ich die Augen aus. Dann weckt mich eine Schneeflocke, die wie ein zarter Kuss meine Stirn berührt. Eine weitere umtanzt meine Nase, landet auf ihrem Rücken, doch schmilzt bald. Ihr funkelndes Weiß muss sich gelblicher Röte fügen, die im dämmrigen Licht meiner letzten Kerze schimmert.
Meine Finger zittern, wenn ich schreibe. Ich spüre sie kaum noch, ein einst stechender Schmerz wich wohliger Gleichmut. Nicht mal die Hitze unter meinen Achseln stört mich noch, eine Welle der Erleichterung zieht durch all meine Gliedmaßen. Ich kann mich gar zurücklehnen - ach, könnte mich jetzt nur mein Orthopäde sehen.
Ich sollte mich hinlegen. Stift und Papier kommen mit, trotz Mühen, sie nicht fallenzulassen. Ich lehne mich gegen die Wand, greife meinen liebsten Russenroman und lege ihn auf meine Beine, darauf das etwas mitgenommene Blatt. Ich will mich zügeln, noch nicht dem verführerischen Sog nachgeben, der immer aufdringlicher meine schlaffen Schultern umschmeichelt. Die Ellenbogen bohren sich immer tiefer in die fleckige, altgediente Matratze, meine Schrift wird unleserlicher, ständig muss ich Blatt und Buch zurechtrücken. Vielleicht sollte ich doch aufgeben, für ein paar letzte Wimpernschläge in der Horizontalen verweilen.
Ich leg das Buch beiseite, rutsch ein wenig, zieh die Beine ein. Dann dreh ich mich auf die Seite und hieve meine Utensilien auf den steinernen Boden. Ein tiefer Atemzug, meine Augen ruhen auf dem Hals einer unscheinbaren Flasche. Aus Nordmazedonien soll sie kommen, für mich klingt das nach einem Fantasieland. Ich frag mich, ob's dort wärmer ist als hier. Nicht so dunkel ist wie hier. Es wird nebliger, allmählich verschwindet die Flasche. Ich bin jetzt alleine mit der Autobahn. Mir ist ein wenig, als würde sie flüstern:
"Wo liegt Nordmazedonien? Ist es eine Reise wert?"
Ich mach das Fenster auf. Die Sicht ist zwar bescheiden, aber wenn ich mich anstrenge, kann ich die Autobahn hören. Sie erinnert mich an ferne Orte, an einstige Sehnsüchte, und an das Reisen. Vor langer Zeit lauschte ich ihr schon, als ich mich fragte, wo meine Reise wohl hinführte.
Kurz ruh' ich die Augen aus. Dann weckt mich eine Schneeflocke, die wie ein zarter Kuss meine Stirn berührt. Eine weitere umtanzt meine Nase, landet auf ihrem Rücken, doch schmilzt bald. Ihr funkelndes Weiß muss sich gelblicher Röte fügen, die im dämmrigen Licht meiner letzten Kerze schimmert.
Meine Finger zittern, wenn ich schreibe. Ich spüre sie kaum noch, ein einst stechender Schmerz wich wohliger Gleichmut. Nicht mal die Hitze unter meinen Achseln stört mich noch, eine Welle der Erleichterung zieht durch all meine Gliedmaßen. Ich kann mich gar zurücklehnen - ach, könnte mich jetzt nur mein Orthopäde sehen.
Ich sollte mich hinlegen. Stift und Papier kommen mit, trotz Mühen, sie nicht fallenzulassen. Ich lehne mich gegen die Wand, greife meinen liebsten Russenroman und lege ihn auf meine Beine, darauf das etwas mitgenommene Blatt. Ich will mich zügeln, noch nicht dem verführerischen Sog nachgeben, der immer aufdringlicher meine schlaffen Schultern umschmeichelt. Die Ellenbogen bohren sich immer tiefer in die fleckige, altgediente Matratze, meine Schrift wird unleserlicher, ständig muss ich Blatt und Buch zurechtrücken. Vielleicht sollte ich doch aufgeben, für ein paar letzte Wimpernschläge in der Horizontalen verweilen.
Ich leg das Buch beiseite, rutsch ein wenig, zieh die Beine ein. Dann dreh ich mich auf die Seite und hieve meine Utensilien auf den steinernen Boden. Ein tiefer Atemzug, meine Augen ruhen auf dem Hals einer unscheinbaren Flasche. Aus Nordmazedonien soll sie kommen, für mich klingt das nach einem Fantasieland. Ich frag mich, ob's dort wärmer ist als hier. Nicht so dunkel ist wie hier. Es wird nebliger, allmählich verschwindet die Flasche. Ich bin jetzt alleine mit der Autobahn. Mir ist ein wenig, als würde sie flüstern:
"Wo liegt Nordmazedonien? Ist es eine Reise wert?"