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Nullpunkt

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10.03.2020
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Nullpunkt

Als ich das erste Mal aufwache spüre ich nichts. Die Erinnerung an gestern lauert schon, aber ich ducke mich vor ihr und flüchte zurück in den Schlaf. Beim zweiten Mal entkomme ich ihr nicht. Alles ist noch ganz langsam, mein T-Shirt riecht nach Rauch und bei dem Gedanken an Zigaretten wird mir übel. Ich will mich auf etwas anderes konzentrieren, da schießen die Erinnerungsfetzen hervor und erwischen mich kalt. Obwohl ich weiß, dass ich dort nichts finde, fasse ich neben mich. Da, wo meine Finger das Laken streifen, sollte ich deine weiche Haut spüren, sollte dein warmer Körper liegen – dort hat er gelegen, bis ich dich vor ein paar Stunden rausgeworfen habe. Ich bin immer noch betrunken, aber vielleicht ist das gut, denn so fühlt sich mein Körper und dein Fehlen nur dumpf an. Momentaufnahmen der letzten Nacht schließen sich zusammen und ergeben ein löchriges Bild – Hatte ich wieder zu viele Drinks? Ich versuche mich zu erinnern: Ein Bier auf dem Weg, zwei als wir zusammen in der Menge standen und dann, als du hinterher mit dem Gin Tonic auf mich zukamst – da habe ich irgendwie aufgehört zu zählen. Es hat den Schmerz so angenehm erträglich gemacht, den Gedankenstrudel ausgebremst und ich konnte einfach nicht widerstehen.

Als der Ärger die Müdigkeit verdrängt ziehe ich mir die Decke über den Kopf. Es konnte einfach nicht gut gehen, ich wusste es und habe es ignoriert. Es war einfacher auszublenden, dass ich schon am Ende meiner Kräfte war, als wir uns auf den Weg gemacht haben. Aber davon habe ich dir nichts erzählt, denn ich wollte uns den Abend nicht versauen, nicht deswegen. Ich wollte dir nicht sagen, dass es wieder so weit war – dass mich der Sog gepackt hatte und seit Tagen in den Abgrund zog. Ich wollte nicht zugeben, dass meine Gedanken wieder schwer und düster waren und ich all meine Kraft aufbringen musste, um einfach zu existieren. Wie schön es wäre es, wenn einfach alles still wäre. Du hättest es verstanden, du verstehst es immer. Wahrscheinlich hättest du mich in den Arm genommen und mich schweigen lassen. Aber ich wollte so nicht sein. Nicht an diesem Abend, der dir so viel bedeutet hat. Ich wollte fröhlich sein und gemeinsame Erinnerungen schaffen, denn ich will nicht auf Erinnerungen mit dir verzichten, nur weil mein Kopf manchmal macht was er will.

Anfangs ging alles gut und ich hatte kurz Hoffnung, die Fassade aufrecht erhalten zu können. Da war dieser Moment, als ich von der Toilette kam und mich an all den Menschen vorbeidrängen musste, um dich zu finden. Du standest etwa zehn Meter entfernt, dein Blick war wach, du hast wie alle anderen zur Bühne geschaut und warst so perfekt, dass mein Herz einen Sprung gemacht hat. Für einen Moment nur Helligkeit. Die Menge hat getobt und geschwitzt, aber ich wollte stehen bleiben, dich einfach nur ansehen und mich an deinem Anblick festhalten. Als hättest du es geahnt, hast du den Kopf gedreht, dir eine Strähne hinter das Ohr gestrichen. Ich habe dein warmes Lächeln erwidert und mich zu dir durchgeboxt, direkt in deine Arme. In diesem kurzen Moment war da nur Platz für Licht.

Wenige Stunden später mussten wir dann den Weg zum Taxi suchen, es gab nur einen und wir fanden ihn trotzdem fast nicht. Auch das Licht konnte ich nicht mehr finden, in meinem Kopf war wieder Nacht. Es kam mir vor, als hätte ich es mit jedem Schluck aus mir herausgespült. Du hattest längst gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ich sah dich neben mir, dein Zopf lose, deine Augen glasig. Wieder hast du meinen Blick gespürt und den Kopf zu mir gedreht, aber das Lächeln war weg, da war nur noch Ratlosigkeit und Alkoholnebel. Durch ihn konntest du nicht erkennen was mit mir war und ich habe mich schuldig gefühlt. Schweigend sind wir ins Taxi gestiegen und als wir zwanzig Minuten später bei mir ankamen war es immer noch still zwischen uns.

So schnell es ging bin ich ins Bad verschwunden und habe von dir ich nicht mehr viel mitbekommen. Ich habe alle Kraft gebraucht, um den Selbsthass im Zaum zu halten. Erinnerungslücke. Du im Bett neben mir, schreist mich an – oder war ich es, der geschrien hat? Am Ende macht das keinen Unterschied, einer von uns ist ein Arschloch und der andere soll sich ficken. Dabei sind wir immer noch betrunken und überzeugt davon, nüchtern zu sein. Warum es eskaliert habe ich nicht mehr mitbekommen. Dafür aber, wie sehr es dich verletzt hat. Um nicht den Verstand zu verlieren bin ich hart, eiskalt und zu gefangen in mir selbst, um dir die Last zu nehmen. Bis du dich wegdrehst und sagst »Ich hab's satt, scheiß auf das alles!«.

Der Satz trifft mich hart. Dein bebender Rücken und die Erschöpfung in deiner Stimme reißen mir den Boden unter den Füßen weg. Ich habe gewusst, dass du es irgendwann nicht mehr aushalten würdest, dass die Gewitterwolke über mir zu viel für dich wäre. Ich halte sie ja selbst kaum aus. Ich verstehe, dass die Stimmungen dich zermürben und du mir doch nur Frieden wünscht. Mir fehlen einfach die Worte, um dir zu erklären, wie grundlos schwer manchmal alles ist und wie schwer es sich dann anfühlt, ich zu sein. Ich kann dir nicht versprechen, dass es aufhört – Also musstest du gehen. Ich kann nicht neben dir schlafen und aufwachen, während du realisierst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der nächste Sturm mich mitreißt und dass die Stille nie von Dauer ist. Wem könnte man das schon zumuten? Du musstest gehen, aber das hat dich nur noch wütender gemacht. Woher solltest du auch wissen, dass es nichts mit dir zu tun hatte. »Wenn ich jetzt gehe, dann komme ich nicht wieder« – Worte wie ein Schlag ins Gesicht, der mich verstummen lässt. Als ich endlich meine Stimme wiederfinde warst du längst weg.

Die Kopfschmerzen setzen ein, also werden ich langsam nüchtern. Der Ärger wird zu Angst und dann ist da nur noch die gewohnte Leere, die schlimmer ist als alles andere. Ich kann nicht darüber nachdenken, was die Nacht für uns bedeutet. Ich weiß, ich will dich nicht verlieren und dass du das nicht verdient hast. Doch im Augenblick kostet es mich alle Überwindung, einfach dazuliegen und zu atmen. Ich bin am Nullpunkt angekommen. Stunden vergehen aber die Leere im Bett und in mir bleibt. Ich weiß, dass ich dich anrufen sollte, schaffe es aber nicht. Ich habe Angst davor, was dann passiert und will den Moment aufschieben – am liebsten bis es mir besser geht. Wann auch immer das sein mag.

Das plötzliche Vibrieren scheint surreal, aber ich sehe dein Foto auf dem Bildschirm. Du hast mein Hemd an, lachst fröhlich und siehst so lebendig aus wie ich es gern wäre. Ich will nicht rangehen, sondern lieber für immer dieses Foto ansehen. Ich nehme ab. Meine Zunge ist zu schwer für ein Hallo, also warte ich und du scheinst auch zu warten, denn auch du sagst kein Wort. Ich höre wie du dich bewegst, spüre dich durchs Telefon. Dein Atmen klingt ruhig und ich hätte dich so gern bei mir. Neben dir wäre die Kälte erträglicher. Du atmest und die Liebe streckt zaghaft ihre Fühler in meine Finsternis. Ich weiß nicht, ob ich sie willkommen heißen kann, denn ich weiß nicht was mich erwartet. Meine Angst liegt neben mir im Bett, auf deinem Platz, und hält wie ich den Atem an. Sekunden vergehen bis du dich endlich räusperst und sprichst. Deine Stimme klingt nach wenig Schlaf, ganz warm und vertraut meinem Ohr als du sagst »Ich weiß schon. Bleib liegen, ich komme jetzt zu dir!«.

 

Hallo @hesa

wozu dient bei desem Text die persönliche Anrede des Lesers? Angesichts des Inhalts erscheint mir das völlig sinnlos. Ich, und die meisten Leser werden sich kaum mit der entsprechenden Figur identifizieren.
Nächstes Problem: Alles bleibt verschwommen. Ich kann weder realistische Charaktere , noch eine nachvollziehbare Handlung erkennen.

da schießen die Erinnerungsfetzen hervor und erwischen mich kalt.
Den Leser erwischt eher Langeweile, weil er nichts über die Erinnerungen erfährt.
Momentaufnahmen der letzten Nacht schließen sich zusammen und ergeben ein löchriges Bild
Aha. Und was sagt mir das?
Aber davon habe ich dir nichts erzählt, denn ich wollte uns den Abend nicht versauen, nicht deswegen.
Und dem Leser erzählst Du nichts, um die Geschichte nicht zu versauen?

Im Ernst: Wenn ich eine Geschichte lese, will ich wissen, was passiert und nicht die Kreativität des Autors bewundern, die Dinge so schwammig wie möglich zu umschreiben. Mit diesem bedeutungsschwangeren Gedöhns mag man die Freunde im Schreibzirkel beeindrucken, aber mich überzeugen eher Geschichten, die etwas aussagen und das auch verständlich umsetzen.
Ohne Verständnis des Zustands des Erzählers und der Gründe für die Auseinandersetzung rauscht das alles an mir vorbei. Reduziert auf den Kern: Ein Paar zankt sich im Suff und verträgt sich am nächsten Tag wieder. Naja ...

Frohes Schaffen!

Kellerkind

 

Hallo @Haro,

danke für deine konstruktive Rückmeldung! Ich konnte dadurch die Sequenz aus einer ganz anderen Perspektive sehen und mir ist ehrlich gesagt erst aufgefallen, wie wenig man über die Figuren erfährt, nachdem du die Fragen gestellt hast. Wahrscheinlich waren sie in meinem Kopf so klar, dass ich "vergessen" habe, auch Euch in meine Vorstellung einzuweihen. Das war ein sehr wichtiger Hinweis, vielen Dank dafür!
Es hat mich gefreut, wie du die beschriebene Situation verstanden hast. Deine Zusammenfassung trifft es ziemlich genau.

Der Einfachheit halber nenne ich die Person nun Karl. Es ist ein junger Mann von Anfang zwanzig, der mit seiner langjährigen Freundin Eva auf einem Konzert war.
Schön, wie du dir die Geschichte einfach angeeignest – Das hat mir gezeigt, dass deine Anmerkung richtig war und die beiden Figuren eigentlich jeder sein können. Denkst du, es würde der Geschichte denn helfen, mehr über die beiden zu erfahren oder sollte es vielleicht sogar bewusst offen bleiben und sich ganz auf die Empfindungen beschränken?

Ein Glück, dass Du der Geschichte ein Happy End gestiftet hast! ;-)
Ja, sonst wäre es mir selbst zu bedrückend geworden... :)

Danke für deine offenen Worte.

Liebe Grüße
Hesa

 

Hallo @Haro

Ich denke mit deinen Gedanken liegst du ganz richtig. Ich habe ein paar Stellen überarbeitet und kleine Informationen eingestreut. Hoffentlich wird dadurch ein klareres Bild erzeugt und die Figuren bleiben trotzdem zur Eigeninterpretation offen. Am Ende spielen sich die Geschehnisse und Erinnerungen im Kopf der Hauptfigur ab, darum macht es denke ich Sinn, auf der emotionalen Ebene zu bleiben und vor allem die Gefühlswelt zu beschreiben.

Ich danke Dir sehr für Deinen Rat und die Zeit, die Du Dir für meinen Text genommen hast!

Viele Grüße
Hesa

 

Hallo @Kellerkind

Danke, dass du dir Zeit für meinen Text genommen hast und dir die Mühe für Anmerkungen gemacht hast! Ich finde es natürlich interessant, den Text aus einem ganz anderen Blickwinkel reflektiert zu bekommen und werde versuchen, deine Fragen zu beantworten:

wozu dient bei desem Text die persönliche Anrede des Lesers?
Es handelt sich um den inneren Monolog der Hauptfigur während eines depressiven Schubs und erklärt die emotionale Welt anhand der Geschehnissen der vergangenen Nacht. Die persönliche Anrede ist denke ich notwendig, da alles im Kopf des Prota stattfindet und direkt mit dessen Wahrnehmung verknüpft ist.

Nächstes Problem: Alles bleibt verschwommen. Ich kann weder realistische Charaktere, noch eine nachvollziehbare Handlung erkennen.
Bei der zweiten Aussage stimme ich dir zu. Das habe ich dann auch gemerkt und versucht, kleine Informationen zu den Personen einzustreuen, damit diese greifbarer werden. Ich kann gut nachvollziehen, dass es etwas abstrakt wirkt und sicher nicht jedermans Geschmack trifft, da sich der Text hauptsächlich mit der Gefühlsebene auseinandersetzt. Wie du sagst passiert an sich nicht viel.

Momentaufnahmen der letzten Nacht schließen sich zusammen und ergeben ein löchriges Bild
Aha. Und was sagt mir das?
Dass der Protagonist du viel getrunken und daher Erinnerungslücken hat.

Aber davon habe ich dir nichts erzählt, denn ich wollte uns den Abend nicht versauen, nicht deswegen.
Und dem Leser erzählst Du nichts, um die Geschichte nicht zu versauen?
Damit ist gemeint, dass die Hauptfigur der anderen Figur nicht verrät, wie schlecht es ihr geht, um ihr den Abend nicht zu versauen.

Mit diesem bedeutungsschwangeren Gedöhns mag man die Freunde im Schreibzirkel beeindrucken, aber mich überzeugen eher Geschichten, die etwas aussagen und das auch verständlich umsetzen.
Ich danke dir für deine ehrlichen Worte und wünsche dir einen schönen Tag.

Liebe Grüße
hesa

 

Hallo,

ich frage mich, was ist das für eine Erzählposition? Warum wird mir das erzählt, und warum erzählt das die Erzählerin? Vor allem - wem? Solche Fragen sind wichtig, weil sie dem Text eine immanente Stärke verleihen. Texte, die einen guten Erzählrahmen haben, sind glaubwürdig, sind stark, lassen keine Fragen dererlei zu. Niemand denkt so wie in deinem Text. Niemand formuliert diese Gedanken so, gerade nach einer durchzechten Nacht. Und niemand formuliert solche Gedanken an einen Adressaten - das ist also alles eine Konstruktion, die erstens durchsichtig und zweitens auch nicht besonders glaubwürdig ist. Dann die Sprache; die ist eben sehr verquast, sehr bemüht, sehr gestelzt. Mir wird auch nicht klar, was da jetzt ein depressiver Schub sein soll? Nicht jeder kleine Kater ist direkt eine Depression. Nicht jeder Anflug von Melancholie muss behandelt werden. Und dann weiß ich auch nicht, was das für ein Verständnis von Depression ist - Depression drückt dich nieder, da gehst du nirgends hin, da ist alles sowieso sinnlos, da verlierst du jeden Lebensmut. Hier hat die Prot aber noch Angst, und sie versinnbildlicht diese, die liegt dann atmend im Bett neben ihr ... ich weiß nicht. Das ist schon alles sehr schwülstig, sehr undurchdacht. Mir fehlt hier ein Grund, etwas Echtes, ich lese nur die Autorin, aber keine Figur, keinen Charakter, nichts. Mal die Sprache überdenken, die Erzählkonstruktion, die Dramaturgie, den erzählerischen Moment. Was will ich eigentlich erzählen?

Gruss, Jimmy

 

Hallo @jimmysalaryman

danke für deine Rückmeldung! Dein Feedback gibt mir viele Anregungen, da du wichtige Punkte ansprichst. Ich gehe kurz darauf ein:

ich frage mich, was ist das für eine Erzählposition? Warum wird mir das erzählt, und warum erzählt das die Erzählerin? Vor allem - wem?
...
Niemand denkt so wie in deinem Text. Niemand formuliert diese Gedanken so, gerade nach einer durchzechten Nacht. Und niemand formuliert solche Gedanken an einen Adressaten - das ist also alles eine Konstruktion, die erstens durchsichtig und zweitens auch nicht besonders glaubwürdig ist.
Das ist ein guter Hinweis. Ich überlege, ob es sinnvoller ist, den Text soweit zu verändern, dass er nicht die innere Gedankenwelt widerspiegelt, sondern vielleicht eher ein Brief des Prota an die andere Person darstellt. Ich könnte mir vorstellen, dass so die Formulierungen und die direkte Anrede besser passen.

Mir wird auch nicht klar, was da jetzt ein depressiver Schub sein soll? Nicht jeder kleine Kater ist direkt eine Depression. Nicht jeder Anflug von Melancholie muss behandelt werden. Und dann weiß ich auch nicht, was das für ein Verständnis von Depression ist - Depression drückt dich nieder, da gehst du nirgends hin, da ist alles sowieso sinnlos, da verlierst du jeden Lebensmut. Hier hat die Prot aber noch Angst, und sie versinnbildlicht diese, die liegt dann atmend im Bett neben ihr ... ich weiß nicht.
Ich denke Depression kann nicht so schwarz/weiß eingeordnet werden, wie man es manchmal gern hätte. Nach dem Motto: solange du noch funktionierst ist es keine Depression. Ich wollte in der Erzählung vor allem den Kampf mit sich selbst in eben diesen Situationen aufzeigen. Diese Grauzone, in der man merkt, wie alles "den Bach runter" geht und versucht, dagegen anzukämpfen. Ist das nachvollziehbar? Vielleicht ist das nicht ganz deutlich geworden. Mich würde auf jeden Fall interessieren, was es für dich gebraucht hätte, damit du es nicht "nur" als Kater oder Melancholie einordnest.

Mir fehlt hier ein Grund, etwas Echtes, ich lese nur die Autorin, aber keine Figur, keinen Charakter, nichts.
Das ist schade, was würde die Figuren für dich greifbarer machen?

Danke für deine Mühe und die offenen Worte. Ich habe auf jeden Fall dadurch Lust, den Text noch einmal zu überdenken und zu überarbeiten.

Liebe Grüße
hesa

 

Hallo @hesa

ich habe das Gefühl, dass wir aneinander vorbeireden, was sicher an meiner knappen Formulierungen liegt.

Es handelt sich um den inneren Monolog der Hauptfigur während eines depressiven Schubs
Ich kritisiere nicht den inneren Monolog, sondern
Die persönliche Anrede ist denke ich notwendig, da alles im Kopf des Prota stattfindet
die persönliche Anrede, die Du aus falschem Grund verwendest.
Mit dem "Du" werde ich als Leser zum Teil der Geschichte und das empfinde ich hier unpassend. Ich bin nicht der Partner des Erzählers und hab mich im Suff mit ihm gezankt. Ich wüsste ohnehin kaum einen Anlass, bei dem diese Anrede passt, außer bei politischen Statements. "Du hast Jesus ans Kreuz genagelt", "Du bist mit schuldig an der Ausbeutung in Asien, wenn Du bei X kaufst."

Dass der Protagonist du viel getrunken und daher Erinnerungslücken hat.
Meine Frage bezog sich darauf, was mir als Leser erzählt wird, wenn der Erzähler sich selbst nicht an die Geschichte erinnert. Stell Dir so ein Gespräch unter Kumpel mal vor:
"He, weißt Du was mir gestern passiert ist?"
"Ne, erzähl ma!"
"Ich weiß auch nichts mehr – war total blau."
Das funktioniert höchstens als kleiner Sketch, aber nicht als Kurzgeschichte. Als Leser wird mir eine Geschichte versprochen und nicht Erinnerungslücken.

Damit ist gemeint, dass die Hauptfigur der anderen Figur nicht verrät, wie schlecht es ihr geht, um ihr den Abend nicht zu versauen.
Meine Güte! Mir ist doch klar, was das bedeutet. Aber Du, als Autor und Erzähler, verrätst auch dem Leser nicht, was los ist. Und das ist nicht gut durchdacht. Für wen schreibt man denn Geschichten? Für die Leser. Deshalb kommt man nicht daran vorbei, zu überlegen: Was will ich den Lesern sagen und wie setze ich das am besten um?

Hier werden Themen angeschnitten, die einiges Potenzial in sich tragen. Eine psychische Erkrankung, wahrscheinlich Borderline, des Erzählers, Kontrollverlust im Umgang mit Alkohol, Beziehungsabhängigkeit ... vielleicht sogar ein tief sitzendes Problem mit der Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden.
Diese Erinnerungs-löchrige Episode wird diesen Problemen nicht gerecht.
Wohlgemerkt: Das schriftstellerische Geschick ist deutlich, aber es fehlt noch die Empathie für die Leser.
Meine Sichtweise ist nur eine von vielen. Wenn Du damit nichts anfangen kannst, dann ignoriere sie einfach.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Hallo @Kellerkind

ich finde deine Offenheit gut und durch jede Kritik lernt man ja dazu. Dafür sind wir hier. Ich fange gerade erst an, mich an Texten zu versuchen und da sind solche Anregungen sehr wertvoll, um aus dem eigenen Kopf zu kommen.

Mit dem "Du" werde ich als Leser zum Teil der Geschichte und das empfinde ich hier unpassend. Ich bin nicht der Partner des Erzählers und hab mich im Suff mit ihm gezankt. Ich wüsste ohnehin kaum einen Anlass, bei dem diese Anrede passt, außer bei politischen Statements. "Du hast Jesus ans Kreuz genagelt", "Du bist mit schuldig an der Ausbeutung in Asien, wenn Du bei X kaufst."
Das ist ein sehr guter Hinweis, der ja auch von einem anderen Leser angesprochen wurde. Deine Beispiele fand ich übrigens sehr interessant :)

Alles Gute
hesa

 

Hallo @hesa

mir persönlich fehlt in dem Text etwas die Handlung. Ich erfahre fast nicht über den Protagonisten und werde direkt angesprochen, was mich wiederum verwirrt. Ich hätte mir mehr Dialoge gefallen.
Und den Schluss verstehe ich auch nicht ganz. Ist das normal bei ihm, sodass sie gleich sagt, dass sie es weiß und vorbeikommt? Sprachlich finde ich den Text eigentlich ganz gut; bin zumindest nirgendwo drüber gestolpert.
Ich lese mir jetzt mal die anderen Kommentare durch, vielleicht schafft das Klarheit.
Danke für den Text.
Man liest sich!

Gruß aufdemWeg

 

Hallo @aufdemWeg

ich freue mich, dass du dir Zeit für eine Rückmeldung genommen hast! Das sind gute Hinweise und ich kann nachvollziehen, dass dich die direkte Ansprache verwirrt. Da ging es scheinbar leider nicht nur dir so :) So verschmilzt die zweite Figur mit dem Leser, was nicht passieren soll. Da muss ich noch mal ran...

Liebe Grüße, bleib gesund!
Hesa

 

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