Nur eine Chance
Ich öffne meine Augen. Es ist bereits hell. Mein Blick fällt auf den Kalender auf meinem Nachttisch. Freitag der Dreizehnte. Oh man, was habe ich da nur wieder Wirres geträumt? Auf die andere Seite gedreht beobachte ich Jana, wie sie seelenruhig da liegt. "Ich liebe dich", hauche ich ihr zu. Kaum merkbar zeichnet sich an den Mundwinkeln ein leichtes Lächeln ab. Könnte ich glücklicher sein?
Später am Tag laufe ich durch die Stadt. Während ich in Gedanken die Einkaufsliste durchgehe, fällt mir im Augenwinkel ein Mann auf. Ganz in schwarz - ein Schornsteinfeger. Er grinst mich im vorbeigehen an. Noch bevor ich darüber nachdenken kann, werde ich von einer schwarzen Katze abgelenkt. Sie saust direkt vor mir über die Straße. Sachen gibt's... Aber ich bin ja nicht abergläubig!
"Sag mal, Schatz, liebst du mich eigentlich immer noch genau so, wie am Anfang?" Hat mich Jana das gerade allen ernstes gefragt? Sie schaut mich mit geneigtem Kopf erwartungsvoll an. Ohne groß darüber nachzudenken entweicht mir die Antwort. "Ich denke schon." - "Ach, du denkst, ja?" Der Tonfall stellt unmissverständlich klar, dass dies die falsche Antwort war. Sofort versuche ich zu retten, was noch zu retten ist. "Entschuldige. Natürlich liebe ich dich noch wie am ersten Tag." Danach ist es still. Zu still.
Doch die Stille hält nicht lange an. Schon legt sie los. Betreten starre ich den Wandteppich an. Hätte ich bloß nachgedacht, bevor ich den Mund aufgemacht habe. Aber dass sie gleich so übertrieben reagieren muss. Unter der Anklage unfähig, auch nur die geringsten Gefühle zu zeigen, lasse ich alles über mich ergehen. Erst als die Wohnungstür lautstark zuschlägt, komme ich wieder zu mir. Nun kommen alle Gefühle auf einmal. Sie überwältigen mich. "Aber ich liebe dich doch über alles", ist das Letzte, das mir durch den Kopf geht. Dann breche ich schluchzend auf dem Sofa zusammen.
Draußen dämmert es gerade, als ich mit tiefen Augenringen durch die Wohnung stolpere. Irgendwo hatte ich doch noch eine. Eine weitere geöffnete Schranktür die nicht zum Erfolg führt. "Unterm Bett", schießt es mir in den Kopf. Sofort setze ich mich wieder in Bewegung. Lange halte ich es nicht mehr ohne aus. Doch diesmal habe ich Glück. Meine Finger ertasten eine Flasche. Achtzig Prozent steht auf dem Etikett. Noch auf dem Boden hockend, öffne ich zitternd den Verschluss.
Betrübt starre ich die leere Flasche an. Ihr Inhalt hatte nicht mehr gereicht, den Schmerz vollends zu unterdrücken. Mühsam schleppe ich mich in die Küche. In der Keksdose sollten noch ein paar Scheine zu finden sein. Eins... Zwei... Sogar drei Blaue zähle ich. Ein sanftes Lächeln ziert mein Gesicht. Nachdem das Geld in meiner Hosentasche verschwunden ist, mache ich mich auf den Weg. Die nächste Bar ist zum Glück nur zwei Häuser weiter.
"Im nächsten Moment war sie auch schon weg. Es ging alles so schnell. Was hätte ich denn tun sollen?", lalle ich dem Wirt zu. Er stellt mir ein weiteres Glas vor die Nase: "Die Runde geht auf's Haus. Und warte mal ab, bis Eddy nachher kommt. Vielleicht kann der etwas für dich tun." Ich versuche ungefähr in seine Richtung zu gucken. "Was sollte er schon tun? Mir kann keiner mehr helfen!"
"Hey", höre ich in weiter Ferne. Die Erde scheint zu beben. "Wir schließen!" Ich bemerke, dass ich immer noch in der Bar bin. Der Wirt rüttelt an meiner Schulter. Ich schaue ihn hilflos an. "Eddy ist inzwischen auch da. Er wird dir nach Hause helfen." erklärt er mir. Auf der Straße zieht Eddy etwas Draht aus der Tasche und formt damit einen Ring. Er wendet sich mir zu: "Also, ich habe gehört, du brauchst meine Hilfe." - "Du kannst mir auch nicht helfen", denke ich mir. Es auszusprechen bin ich nicht mehr in der Lage. "Das hier ist ein Zeitfenster", er deutet auf den Drahtring und ich bekomme das Gefühl, dass er verwirrter ist, als ich. Ich bemerke noch, wie er den Ring über meine Hand streift. Danach wird es dunkel.
Ich öffne meine Augen. Es ist bereits hell. Mein Blick fällt auf den Kalender auf meinem Nachttisch. Freitag der Dreizehnte. Oh man, was habe ich da nur wieder Wirres geträumt? Auf die andere Seite gedreht beobachte ich Jana, wie sie seelenruhig da liegt. "Ich liebe dich", hauche ich ihr zu. Kaum merkbar zeichnet sich an den Mundwinkeln ein leichtes Lächeln ab. Könnte ich glücklicher sein?
"Sag mal, Schatz, liebst du mich eigentlich immer noch genau so, wie am Anfang?" Hat mich Jana das gerade allen ernstes gefragt? Sie schaut mich mit geneigtem Kopf erwartungsvoll an. Ohne groß darüber nachdenken zu müssen entweicht mir die Antwort. "Nein, nun wirklich nicht... Ich liebe dich von Tag zu Tag mehr!"