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Ophelias Fall

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06.03.2014
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Ophelias Fall

„LOVE WILL TEAR US APART AGAIN“​

Das fast vollständige, aber in seine Einzelteile zerlegte menschliche Skelett war mitten auf dem Potsdamer Platz aufgeschüttet worden. Fiona Rosenbaum musste jeden Knochen fotografieren und dann in transparente Plastikbeutel packen. Die SpuSi-Mitarbeiterin Muriel Sterngold beschriftete und nummerierte die Tüten dann fortlaufend...siebenundsiebzig os lunatu, achtundsiebzig os pisiforme. Mondbein. Erbsenbein. „Poetisch, so eine Verwesung“, dachte Rosenbaum. Die kriminaltechnische Untersuchung war fast abgeschlossen und die meisten Journalisten hatten sich bereits auf die umliegenden Straßencafés verteilt. Sogar der Ü-Wagen eines ausschließlich werbefinanzierten Internetnachrichtensenders wurde abgezogen, nachdem sich niemand aus dem Einsatzteam bereit erklärt hatte, ein Interview zu geben. Trotzdem war allen in etwa klar, womit der live-stream am Abend eröffnen würde - Zombies am Potsdamer Platz oder irgendwiesowas. Es war ja sonst nichts los im Berliner Sommerloch.

Eine Gruppe japanischer Touristen währenddessen interessierte sich brennend für die Szenerie. Als eine mit Sonys, Fujis, Nikons und anderen Kleingeschützen bewaffnete Artillerie den mobilen Absperrgittern bedenklich nahe kam, war der bis dahin etwas verschlafen wirkende Wachpolizist ohne jegliche Anlaufzeit auf hundertachtzig-plus. „Bleiben'se mal wo Sie sind, sonst gibt’s ne Verwarnung! Det kostet.“ Und um ganz sicher zu sein, radebrechte er auf Englisch. „Nix klick, klick, sonst money, money!“ Die Japaner wichen einen Schritt zurück und guckten ihn ängstlich an. Fiona beobachtete das alles aus sicherer Distanz und grinste, weil sie an einen extra doofen Bullenwitz denken musste. „Warum brauchen Polizisten keine Kondome? - Weil sie einen Gummiknüppel haben!“

*
Fiona Rosenbaum hatte die zunächst auf die Sommermonate befristete Stelle als Dokumentarfotografin des Ordnungsamtes von ihren Jobcenter vermittelt bekommen - da hamse aba Glück jehabt, Künstler braucht sonst keener. Fiona war froh über die neue Stelle. Die paar Euro fünfzig pro Stunde, die sie jetzt verdiente, halfen ihr zwar auch nicht richtig weiter, aber sie hatte endlich wieder einen Grund, morgens aufzustehen. Als Künstlerin hatte sie es nie geschafft sich durchzukämpfen, obwohl sie für ihre ersten Ausstellungen gute Kritiken bekam. Vor allem eine Serie von Fetisch-Fotos, für die ausschließlich Frauen im Alter über siebzig Modell standen, wurde viel beachtet und hätte der Anfang ihrer Karriere werden können. Als die Journalistin eines englischsprachigen Stadtmagazins nicht nur nach Fionas sexuellen Präferenzen, sondern auch nach den ökonomischem Bedingungen junger Künstlerinnen am männlich dominierten Kunstmarkt fragte, hatte Fiona nur geantwortet: „They don't like my cunt and I don't suck dicks!“
Das war's dann erst mal mit der Kunst. Fiona arbeitete ein paar Jahre im Studio eines Neuköllner Photographen, der sich weigerte, auf digitale Fotografie umzusatteln und irgendwann pleite machte - old school eben. Dann kam erst mal lange nichts. Arbeitslosengeld I und II, standardisierte Absagen auf halbherzig geschriebene Bewerbungen, der Gedanke an eine Umschulung – aber als was denn? Nie im Traum wäre sie auf die Idee gekommen, dass sie einmal als Straßensheriff arbeiten würde. Immerhin musste sie keine Uniform tragen. Fiona wurde morgens ihrer Streife zugeordnet und dokumentierte lokale Verunreinigungen und umweltbezogene Ordnungsprobleme im öffentlichem Raum: wilde Müllkippen am Straßenrand, wehrlos abgefackelte Kinderwägen, jede Menge Graffiti an frischgestrichenen Hauswänden, liegengelassene Hundekacke, aus dem Fenster geworfene Kühlschränke, aufgeschlitzte Kunstledercouchgarnituren oder Matratzen mit eingetrockneten Feuchtgebieten jeglicher Art. Sie hatte sich angewöhnt, von jedem Objekt jeweils zwei Aufnahmen zu machen, eine für die Akte des Ordnungsamtes, eine zweite für sich selbst als möglichen Beginn einer neuen Fotoserie, der sie den Arbeitstitel „Schlimme Verbrechen einfacher Leute“ geben wollte.
Richtig spannend wurde es aber erst an diesem Morgen, als die Dame vom Ordnungsamt um halb sieben anrief, um Fiona mitzuteilen, dass sie in dreißig Minuten von einem Streifenwagen abgeholt werden würde, weil die Kollegen von der KTU gerade keinen Photographen erreichen könnten – Urlaubszeit, wissense.

*
„Ein paar Teile fehlen, Fingerknochen und so, aber im großen und ganzen ist alles komplett“ sagte Muriel Sterngold in ihrem sorgfältig gepflegten Berliner Dialekt, der gut zu ihrem T-Shirt mit der Aufschrift Slut Pride passte, das sie unter dem weißen, leicht transparenten Schutzanzug trug. Sterngold setzte sich neben Fiona in den Schatten des einzigen Segments der denkmalgeschützten Mauerreste, das nicht von oben bis unten mit Kaugummis beklebt worden war. Die Nachmittagssonne spiegelte sich im dunkel getönten Glas des DB-Towers. "Kippe jetzt wäre jetzt perfekt". Fiona atmete ein paar Mal tief durch, um der Versuchung zu widerstehen, Muriel Sterngold, die sich gerade eine American Spirit drehte, um Tabak zu bitten. Auf den Tag genau vor einem Jahr, an ihrem vierundvierzigsten Geburtstag, hatte sie mit dem Rauchen aufgehört. Ein Jahr ohne Zigarette, auch ein Jahr ohne … ach lasses. Heute jedenfalls würde sie nicht wieder damit beginnen.

„Glauben Sie, das war politisch? Heute ist der der soundsovielte Jahrestag seit Hiroshima.“ Fiona kokettierte. Sie wusste genau, wie viele Jahre seit dem Abwurf der Atombombe vergangen waren. Schon als Kind zählte sie ihre Geburtstage in ihrer eigenen Zeitrechnung. An ihrem achtzehnten Geburtstag sah sie im Arsenal zum ersten Mal Hiroshima mon amour. Als das alte Filmkunsthaus später aus Schöneberg ins neugebaute Sony Center am Potsdamer Platz umzog, empfand sie das als Verrat an ihrer Liebe und beschloss nie mehr in dieses Kino zu gehen. „Aber wenn's politisch wäre, dann hätten die das Zeugs doch besser vor der japanischen Botschaft abgeladen.“ Muriel Sterngold drehte sich die nächste Zigarette, „...oder besser gleich bei den Amis am Brandenburger Tor! Und überhaupt, wen interessiert das heute noch?“

*
Kurz nach acht war Fiona zuhause. Sie nahm die SD Karte aus der Kamera und kopierte die Bilder auf ihren Computer. Dann holte sie sich ein Kirsch Porter aus dem Kühlschrank, öffnete das Doppelfenster zum Hinterhof, zog sie sich die verschwitze Bluse samt BH aus und guckte über den Friedhof der Thomas Gemeinde bis hin zum Tempelhofer Feld. Sie liebte diesen Ausblick und wäre dafür bereit, bis an ihr Lebensende Kohlen in den vierten Stock zu schleppen. Schon zweimal hat sie sich erfolgreich gegen eine Modernisierung ihrer Wohnung und die damit verbundene Mieterhöhung gewehrt no paseran!
Um besser aus ihrer engen Jeans zu kommen, legte sie sich auf den Boden. Dann konnte sie nicht länger warten, fasste sich in ihren Schlüpfer und roch nochmal an ihren Fingern. Es blieb ihr kaum Zeit, sich Muriel Sterngold's Brüste richtig vorzustellen, so schnell kam es ihr. Sie dachte an die geöffneten Fenster und biss sich auf die Unterlippe – voll der Audioporno für die Nachbarn. Dann schlief sie ein.

*
Muriel Sterngold saß um 21:00 immer noch im Labor der Rechtsmedizin und betrachtete die Teile des Skeletts unter der Neonlampe des Labortisches - menschliche Knochen, weiblich. Die Verwesung war vollständig abgeschlossen, deshalb vermutete sie, dass die Knochen schon älter waren. Das Skelett konnte zehn, aber auch schon über fünfzig Jahre alt sein. Sie hatte bisher wenig Erfahrung mit forensischer Osteologie. Dies war genaugenommen der erste Fall, den sie allein betreuen musste. Das gesamte Team samt Chef war schon im Urlaub, und der Leiter der KTU hatte auch nicht vor, Überstunden zu machen bestimmt so 'ne Gruftiesache, grober Unfug, das kann warten. Sogar der Date-Radar ihres Smartphones blieb auffällig ruhig. Muriel hatte aber noch keine Lust nachhause zu gehen, schließlich war Sommer und die Nächte angenehm warm – das passende Wetter für rollige Katzen. Daher beschloss sie, noch etwas im Labor zu arbeiten und abzuwarten, was sich ergibt.
Es war der ungewöhnliche Glanz der Knochen, der Muriel Sterngold bereits am Potsdamer Platz auffiel. Im Labor konnte sie schnell festzustellen, dass die Knochen tatsächlich poliert und mit einer dünnen Wachsschicht überzogen waren. Sie fuhr mit der Hand über den Oberarmknochen, der sich glatt und kalt anfühlte, aber nicht unangenehm, fast wie Perlmutt. Sie nahm den Schädel in beide Hände. „Wer bist Du? Eine entlaufene Prinzessin?“ Die Oberfläche des Totenkopfes war ebenfalls glatt, aber die Fraktur am Hinterkopf war nicht zu übersehen. „Auf alle Fälle bist Du bist keines natürlichen Todes gestorben.“

*

Sie erschrak, als ihr Telefon vibrierte und die App eine aktualisierte Liste des Date-Radars anzeigte. Muriel konnte sich nicht entscheiden. Jule, 24 war zu jung. Das Profil einer Monika-Sex machte sie an, aber Muriel fühlte sich gerade nicht in Form für Rollenspiele der anspruchsvollerer Art. Sie war in casual mood. Deshalb trug sie sich zum sexy sky screening im Club der bösen Mösen ein, zu dem eine amerikanische Kunstmäzenin einlud, um Neuerwerbungen aktueller erotischer Videokunst auf der Dachterrasse eines luxus-renovierten Altbaus in Mitte zu präsentierten. Im Anschluss sollten lokalen Künstlerinnen die Möglichkeit haben, eigene Arbeiten zu zeigen, unzensiert und explizit – was fürs Auge eben. Morgen musste Muriel erst die zweite Schicht arbeiten und jetzt wollte sie hinaus in die Nacht. Sie duschte sich noch schnell und ärgerte sich, dass sie kein eigenes Duschgel mitgebracht hatte. „Diese keimfreie Krankenhausseife riecht ja nicht gerade aphrodisierend.“

Als sie ging, gab sie wie immer den Schlüssel für das Labor an der Rezeption ab. Auf dem Fernseher im Eingangsbereich lief die Spätausgabe der Berliner Abendschau. Den rasenden Reporter mit dem penisgroßen Mikrophon in der Hand, der gerade im Bild war, kannte sie seit der friedlichen Kopulation am Abend des neunten Novembers neunzehnhundertneunundachtzig. Muriel saß damals allein in der Küche ihrer Einraumwohnung am Prenzlauer Berg und guckte sich die Volk gewordene Menschenmasse aus heulenden Ossis und kreischende Wessis auf dem flimmernden Westberliner Sender ihres tragbaren schwarz-weiß Fernsehers der Marke Robotron an. Vor allem blieb ihr dieser Abend wegen eben dieses Reporters im Gedächtnis, der stundenlang immer wieder die Worte Wahnsinn, Wahnsinn in die Kamera stammelte.
„Wir war'n schon dran“, sagte der Nachtportier. „Und was ham'se jesagt?“ Muriel kehrte aus ihrer kurzen Zeitreise zurück. „Allet janzschlimm, irgendwat von Störung der Totenruhe, und so'n Experten für Nekrophülie hamse interviewt – Sachen jibt’s. Und wer'n Skelett vermisst, soll sich melden.“

*
Auf den ersten Blick sah die junge Frau wie ein Junge aus, mit dem rot gefärbten Irokesenschnitt, der Tarnhose und dem schwarzen, löchrigen, etwas zu großen T-Shirt. Sie kletterte geschmeidig über die Absperrgitter und schlich um ein leerstehendes, in seinem augenblicklichen Zustand unbewohnbares Haus. Die Fenster und Türen waren mit Holzplatten vernagelt, die gesamte Außenfassade von oben bis unten mit Graffities zugebombt FUCK BANKSY, KAOS AUS DOSEN, URBAN EXPLORER und ganz oben silbrig-blau G.O.D! Durch eine aufgebrochene Hintertür fand sie den Weg ins Haus und streifte dort etwas umher. Dann machte sie schließlich vor einer Wand halt, packte eine Farbdose aus und schüttelte diese zum rhythmischen Klappern der Mischkugel. Sie wollte gerade richtig loslegen, als sie eine laute, scharfe Frauenstimme hörte: „Halt Polizei!“. Sofort warf sie die Dose weg und rannte, verfolgt von der Polizistin durchs marode Treppenhaus nach oben. Als beide im obersten Stockwerk angekommen waren, gab's nur noch ein Keuchen und Stöhnen. Die Polizistin stürzte sich auf die Sprayerin, zerriss ihr dabei das T-Shirt und drückte sie auf den Boden. Dann ein close-up auf ein paar Handschellen. „I have to arrest you!“
Muriel erahnte die Dramaturgie des Films und ging vorsichtshalber zur Toilette nicht dass da gleich ein Riesenandrang ist. Als sie zurückkam, war die Sprayerin immer noch in Handschellen, aber inzwischen fast nackt und auch die Polizistin hatte ihre Uniform ziemlich weit aufgeknöpft. Aber das war es nicht, was Muriel durcheinander brachte. „Das ist doch die Fotografin vom Amt von heute morgen!“ Muriel hatte Fiona nicht gleich erkannt: die blonden Haare standen mit punk-reminiszent nach oben, abgetragene DocMartens zu einer bis hoch an die Hintertaschen abgeschnittenen Jeans, ein ärmelloses, schwarzes T-Shirt mit Rollkragen, lächelnd, von lächelnden Freundinnen umgeben. „Die scheint hier voll zur Szene zu gehören“. Jetzt erst merkte Muriel, dass sich fast niemand außer ihr selbst die Filme hier anguckte, alle waren busy talking. Das Gefühl, das sie durch diesen ganzen Sommer begleitete, kam jetzt umso stärker in ihr hoch: eine Mischung aus Einsamkeit, die schmerzte und eine dauernde Lust auf Sex, die ihr peinlich war.
Muriel drehte sich eine Zigarette und guckte sich rauchend Berlins beste Lage von oben an. „Wie haben wir das eigentlich früher gemacht? Die Nächte waren dunkler, wir waren subversiv und das machte uns an.“ In ihrer Fantasie stellte sie sich oft vor, dass sie von einem Stasiheini verfolgt wurde, der sich einen abwichste während sie mit abenteuerlustigen Westlesben auf dem Damenklo der Busche ihr Coming-Out zelebrierte. „Darf ich mir eine drehen?“ Muriel erkannte Fionas Stimme, drehte sich zu ihr um und lächelte. „Hi, ... klar.“ Fiona nahm das Päckchen Tabak, das ihr Muriel entgegen streckte. „Lust auf Prosecco?“

*
„Sex has been kidnapped by the male gaze...but we give a damn and go off with ourselves!“ Das Publikum applaudierte der amerikanischen Gastgeberin, die divenhaft die nächsten Filme des sexy sky screenings ankündigte. Nach dem ersten Film, einer mit dem iPhone selbst aufgenommenen und daher ziemlich verwackelten Selbstbefriedigung zur Rusch-Hour in der Umkleidekabine von H&M, beschloss Fiona, sich selbst ein verspätetes Geburtstagsgeschenk zu machen und umarmte Muriel von hinten. Muriel stöhnte leise. „Na endlich.“

*
Die nackte Tänzerin in den leuchtend roten Ballettschuhen drehte langsame Pirouetten auf der Bühne eines leeren Theaters. Die Projektion des Bühnenbilds hinter ihr zeigte eine Flugzeuglandebahn, auf welcher ein Mann mit erregtem Glied auf dem Rücken lag und in den Himmel guckt. Nach einer Weile holte die Kamera seinen Schwanz in Großaufnahme heran und ließ ihn in Slow-Motion ejakulieren. Die nackte Tänzerinnen drehte weiterhin ihre Pirouetten. Dann erlosch das Licht und die Tänzerin duckte sich. Als das Licht wieder anging, war die Projektion eines gelandetes Flugzeugs zu sehen. Die Tänzerin war verschwunden, stattdessen lag ein Haufen Knochen auf der Bühne...
Muriel wachte auf. Es fiel ihr etwas schwer, wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden. Doch als sie die zwei Kaffeetassen und ihren rosafarbenen We-Vibe2 neben dem Bett liegen sah, war sie beruhigt. Sie hatte den besten Sex dieses Sommers nicht nur geträumt und sich wahrscheinlich auch noch verliebt. Fiona musste früh los, weil sie ihre Kamera für die beruflichen Streifzüge durch Berlin noch holen musste – keine Zeit mehr zum pennen. Bis später! Muriel sah auf den Wecker oh shit!
*
„Frau Sterngold, guten Tag!“ rief die Studentin, die als Sommervertretung an der Rezeption arbeitete. Muriel hoffte, dass diese ihren Job einfach absitzen wollte und die Dienstpläne nicht auswendig gelernt hatte eine Stunde Verspätung ist schon krass.
„An die hübsche, dunkelhaarige Dame von der Gerichtsmedizin.“ Die Studentin streckte Muriel lächelnd einen braunen Umschlag entgegen. „Ich denke, damit sind Sie gemeint“.
„Äh, danke …. von wem soll'n das sein?“
„War so'n Typ, schon älter, sah aus wie Karl Marx.“
Muriel war jetzt vollends durcheinander. „Karl Marx? Kapier' ich nicht. Sicher, dass das Ding nicht explodiert?“.
Die Studentin schien kurz nachzudenken. „Der war nicht gefährlich, das merk' ich, ich studiere Psychologie.“

*
Muriel saß an dem kleinen Tisch unter dem Oberlicht in der Küche des Labors. Sie rauchte und trank Kaffee. Vor allem aber dachte sie nach. Der Umschlag war nicht explodiert und auch alle anderen Befürchtungen bezüglich seines Inhalts hatten sich nicht unbedingt bewahrheitet. Oder etwa doch? Wurde sie von einem Verrückten verfolgt? Stalking war gerade groß in Mode. Sie betrachtete das schwarz-weiß Foto, das sich in dem Umschlag befand. Es zeigte eine dieser Westberliner Wagenburgen aus den 80er Jahren. Zwischen bemalten Bauwagen, alten LKWs und allerlei Gerümpel war ein Hochseil gespannt, über das eine Seiltänzerin balancierte. Im Hintergrund war unscharf die Berliner Mauer zu sehen. Muriel gefiel das Bild. Sie war sich fast sicher, dass es am Potsdamer Platz aufgenommen worden war... damals, im Westen. Was sie mehr beschäftigte, war die handschriftliche Nachricht auf der Rückseite des Bildes:
OPHELIA, MEIN GEFALLENER ENGEL
Muriel schauderte. Sie begriff, dass dies alles mit dem Skelett zu tun hatte, das in ihren Labor lag und für das sie sich auf seltsame Art verantwortlich fühlte ausgerechnet Ophelia!

*
An jedem ihrer Todestage hatte er ihre Knochen sorgfältig mit Bienenwachs eingerieben und selbstgeschriebene Gebete rezitiert. Mit diesem Ritual und der Hilfe von Halluzinogenen unterschiedlichster Qualität konnte er seine Liebe zu ihr über 25 Jahre lang aufrecht erhalten. Doch jetzt war müde geworden und wollte die Stadt verlassen. Er wusste noch nicht, wohin er gehen würde – aber er konnte sie nicht mitnehmen, das war sicher. Hatte er sie verraten, weil er sich frei fühlen wollte?
Eines Tages stand sie vor der Wagenburg. „Kann ich bleiben?“ Sie sei von einem Zirkus davongelaufen, weil ihr Vater sie mit einem versoffenen Messerwerfer verheiraten wollte. Er hielt es für wahrscheinlicher, dass sie aus einem Fellini-Film herabgestiegen ist und er verliebte sich sofort in sie. „Du kannst bei mir im Wagen wohnen“ sagte er und sie blieb bei ihm.
Er erinnerte sich an den gemeinsamen Ausflug zu einem abgelegen Friedhof in der Nähe der Villenviertel Grunewalds. Sie wollte zum ersten Todestag das Grab ihrer Lieblingssängerin besuchen. Als sie Nico mit ein paar Joints und einer meditativen Rezitation von The End die letzte Ehre erwiesen hatten, entdeckten sie eher zufällig hinter einem kleinen Waldstück am Wasser einen abgelegenen Teil des Friedhofs. Über dem morschen hölzernen Eingangstor befand sich eine Tafel mit der nur noch schwer zu entziffernden Inschrift "Schone die Steine, die Liebe gesetzt hat den Toten". Die meisten Gräber waren zugewachsen und von Moos bedeckt. Niemand schien sich um ihre Pflege zu kümmern. „Hier schlafen die verlorenen Seelen Berlins!“ Sie war sichtlich berührt. Er dachte oft, dass ihm ihr erregter Zustand damals auf dem Friedhof der Namenlosen hätte auffallen müssen. Aber er war so bekifft gewesen. So saßen sie schweigend am Ufer und guckten aufs Wasser. Dann sagte sie plötzlich „Ab heute nenn' mich Ophelia!“. Zwei Wochen später stürzte sie in ihrem Engelskostüm bei den Proben für sein Theaterstück vom Seil. Er bestattete sie zwischen den Marihuana-Pflanzen hinter seinem Wohnwagen. Niemand wusste , woher sie kam und niemand kam, um nach ihr zu suchen.
Als die Mauer fiel und die Wagenburg ihren Platz am Potsdamer Platz räumen mussten, hatte er sie wieder ausgegraben. Seitdem trug er ihre Knochen in einem Seesack mit sich herum. Er spielte oft mit dem Gedanken, sie auf dem Friedhof der Namenlosen zu bestatten, aber er konnte sich nicht von ihr trennen. Die Idee, ihre Knochen auf dem Potsdamer Platz nahe der Stelle, an der sie vor 25 Jahren gestorben war auszuschütten war ihm plötzlich gekommen. Er dachte, sie verdiene noch einmal die Aufmerksamkeit der Manege. Dann hatte er sich unter die Journalisten gemischt und den Polizeieinsatz beobachtet. Dabei war ihm die dunkelhaarige Frau von der Spurensicherung aufgefallen. Auf dem Weg zum Bahnhof gab er den Briefumschlag für sie ab. Sie würde sich jetzt um Ophelia kümmern. Er aber würde gleich in einen Zug steigen und nie wieder nach Berlin zurückkehren.

*
„Immerhin ist sie ein gefallener Engel und wir haben sie gefunden!“ Fiona druckte die Aufnahmen, die sie von Ophelias Knochen auf dem Potsdamer Platz gemacht hatte auf ihrem schwarz-weiß Printer aus. Muriel beschriftete die Kopien, l nicht mit mit medizinischen Fachbegriffen, sondern mit Originalzitaten aus Hamlet, die sie aus einer roten Reclam Textausgabe abschrieb but I cannot choose but weep .
„Was is'n das für 'ne durchgeknallte Galerie, in der wie die Ausstellung zeigen?“ „Kenn' ich noch von früher.“
Draußen über dem Tempelhofer Feld flackerte ein Blitz auf, gefolgt einem fernen Donnern. „Lust auf Musik?“ Fiona zog eine Hülle aus einem mindestens eineinhalb Meter hohen Schallplattenstapel in der Ecke ihres Zimmers und legte die Vinylscheibe auf den ebenso alten wie zuverlässigen Technics Baujahr 1989.
„Es wird gleich regnen“ sagte Muriel. Als der Sänger mit der markanten Bass-Bariton-Stimme den Refrain anstimmte, fielen die ersten Tropfen Love, Love will tear us apart again. „Alles wird gut!“ antwortete Fiona.

*

 

Hallo Dolores,

und herzlich willkommen. Du schreibst nicht erst seit gestern, ne? Warst Du irgendwann schonmal hier? Also das ist schon ziemlich schick geschrieben. Fand ich auch echt lustig stellenweise, die Biografie dieser Fotografin, die sich ganz unverhofft dem Künstlerprekariat entrissen sieht. Und ihr Kunstprojekt "Schlimme Verbrechen einfacher Leute" fand ich auch ziemlich gut. Es ist natürlich auch ein cleverer Text, mit viel Persiflage der Berliner Szene, und auch die Namen hab ich erst beim zweiten Hinsehen verstanden.
Der Anfang gefiel mir am besten. Da dachte ich, wie cool, wenn jemand jetzt echt mal nen richtigen Krimi in diesem Ton, mit diesen Figuren schreiben würde. Aber dann ist es ja doch so in ne "künstlerischere" Ecke abgedriftet, irgendwie. Und das ist auch gut gemacht natürlich, aber nicht so mein Ding. Da sind die Figuren und der Text sehr abgebrüht und cool, finde ich, ein bisschen hip eben ;). Und ich bin halt überhaupt nicht cool. Deshalb war das nicht so meins. Insofern ist das auch ein ziemlich guter Berlin-Text. Weil ich bei Berlin auch immer das Gefühl hab, nicht cool genug für die Stadt zu sein. Es ist halt eher ein Text für den Kopf als fürs Herz, mit nem touch poser-attitude.

Als die Journalistin eines englischsprachigen Stadtmagazins nicht nur nach Fionas sexuellen Präferenzen, sondern auch nach den ökonomischem Bedingungen junger Künstlerinnen am männlich dominierten Kunstmarkt fragte, hatte Fiona nur geantwortet: „They don't like my cunt and I don't suck dicks!“ Das war's dann erst mal mit der Kunst.
Das scheint mir aber unlogisch. Ich dachte immer: Je größer die Klappe, desto mehr Erfolg auf dem Kunstmarkt.

Na ja. Ist auf jeden Fall ein ungewöhnlicher und interessanter Text, den ich gern gelesen habe, obwohl er für mich nichts zum Liebhaben ist.

lg,
fiz

 

Hallo,

es ist schon erstaunlich, dass die sehr romantische und starke Geschichte zwischen dem Mann und seiner Ophelia diesen CSI: Lesbian Berlin-Gegensatz heraufbeschwört.
Gut, Rosenkranz und Güldenstern - aber das sind doch Ideen, die von außerhalb des Textes in ihn hineinreichen, um das dann zu rechtfertigen. Was macht man, wenn man eine Haupthandlung, die zu nichts führt und wenig hergibt, und eine tolle Nebenhandlung, die aber nur aus einer Szene besteht? Man sagt das ist ironisch und erklärt die Haupthandlung zur Nebenhandlung in einem anderen Stück.

Ich hab am Anfang auch so einen deutlichen CSI-Vibe bekommen. Knochen werden aufgesammelt, ein "Szenario" wird aufgebaut, eine Frage gestellt: Wie kommt dieser Knochenhaufen dort hin? Was ist da passiert?
Dann ist der Text aber zu cool für die Frage und geht völlig auf die beiden Hauptfiguren und ihr Liebes- und Gefühlleben los. Und da hat der Text, finde ich, kein emotionales/erzählerisches Zentrum, sondern das nutzt er als Aufhänger für eine ganze Reihe "Was ich grad sagen wollte", "Was mir durch den Kopf geht" - Coming Out, Mauerfall, Prekäres Leben, wie es als Lesbe in der Szene so ist, usw. Da werden keine Figuren mehr gezeigt, sondern eine Biographie, ein Werdegang.
Und die Figuren sind auch so abgeklärt und zwar beide, dass die zu einer einzigen supercoolen, selbstironischen Super-Lesbe verschmilzen. Wenn die morgens aufwacht, nickt sie sich selsbt zu und sagt: Bester Sex des Jahres. Es fehlt noch, dass sie sich selbst ein High-Five gibt.
Das ist alles so selbst-ironisch und so rasch und wirkt so einstudiert und glatt poliert, dass die Figuren keine Charakterzüge bekommen oder Wesenseigenschaften, sondern wie Handpuppen wirken. Die sind sich dann auch zu ähnlich, finde ich. Beziehungsweise werden durch diese nonchalante Haltung des Erzählers ihnen gegenüber so hingestellt.

Gut, das ist auch eine Perseptkivfrage. Es werden 3 Figuren in dem Text "gleichwertig" als Erzählfiguren behandelt. Damit befreit sich der Text völlig aus der Notwendigkeit das Rätsel zu klären. Denn das erklärt einfach ein Perspektivsprung. Das ist alles so ironisch und artifiziell.
Ich erzähl jetzt CSI, was wär da ein toller Fall, Skelett gefunden - mit Ophelia und Zirkus und Friedhof! Wow, toll. Wen brauch ich da? 2 Forensiker, die eine mach ich nur zur Fotografin ist spannender und die andere ist so kalt. Hm, und was mach ich dann? Lesben und dann die eine Künstlerin. Und was ist mit dem Fall? Die ermitteln ja gar nicht. Das erzähl ich am Ende.
Und dann ist so ein Text, der 15 Teile hat, deren Verbindung untereinander nur behauptet wird - die 15 Teile sind völlig okay, zum Teil wirklich hochklassig, aber die 15 Teile dann hinzuwerfe und zu sagen: Ironie. Das ist eine künstlerische Form. Das ist eine Collage. Ich hab hier Hamlet mit CSI mit Künstler-Satire mit Rizzoli&Isles mit Rosenkranz und Güldenstern sind tot und mit einer Hipster-Persiflage kombiniert - wow, oder?
Ja. Es ist schon "WoW", aber es ist auch echt, echt leer. Ist erstaunlich. Also der Text gibt vielleicht wirklich ein Lebensgefühl wieder. Mit Bestandteilen, die am Rand im Text auftauchen. Das ist ein Handy-Text, ein Text, der sich in einer technisierten Zeit nach früher sehnt. Nach Romantik, nach Geborgenheit, aber nichts geht hier. Eine Handy-App mit einer Art Buffet, wonach der Sinn steht. Und auf der anderen Seite ist der tragische Mann aus einer anderen Zeit, der seit 25 Jahren die Knochen seiner Geliebten mit sich rumschleppt - und der Text und alle darin sind sich offenbar einig, dass das eine wahnsinnig romantische Geste ist.

Also Ja. Der Text ist von den Themen und "Form unterstützt Inhalt" her unangreifbar. Er ist auch "gut", stilistisch ist das ein hervorragender Text, der Kapriolen schlägt, bei denen sich andere den Hals brechen würden, der kommt lächelnd zum Stehen.
Aber es ist auch ein geruchsloser Text, der in der Selbstironie steril wirkt. Der in der Distanz zu den Figuren, dadurch dass sich der Text nicht einbringen möchte, nicht angreifbar machen möchte, nicht Schmerz zeigt oder Leidenschaft, sondern nur Durchdrucke davon, dadurch geht dem Text einiges verloren. Er hat nicht den Mut, nicht die Leidenschaft, zu sagen: Hier ist das Thema. Hier sind die Figuren. Die waren zuerst da, ich erzähle euch was. Da war ein Mann zu dem kam eine Frau - und 25 Jahre später fällt ihm die Frau - und dann finden den zwei Frauen und -.
Sondern das ist ein Text, der geschrieben, zerschlagen, rekonstruiert wurde und irgendwo in dem Prozess ging, finde ich, was Wichtiges verloren.
Aber das ist natürlich auch wieder in der Form dann drin, weil der Text cleever ist, dann kann man sagen: Ja, vor 25 Jahren war Leidenschaft und es waren echte Gefühle und Leid - und jetzt ist das alles weg und wir haben What's App und sind selbst-reflektiert und genießen das Prekariat und finden es absurd, dass blöde Frauen vom Amt uns sagen, dass sich Kunst nicht lohnt, und wir haben so wunderbar skurrile Jobs und kommen in der Welt gut klar, aber vielleicht ist die Gefühlsintensität weg.

Es ist ein wirklich interessanter Text, auch ein guter Text, mit dem man viel Zeit verbringen kann, denke ich
Ich freu mich auf weitere Texte von dir
Quinn

@Fiz: Ich glaub mit dem Satz ist gemeint, dass der männlich dominierte Kunstmarkt kein Interesse an einer Frau hat, weil alle schwul sind.

 

Hallo,
also das ist echt gut geschrieben, da hast du viele coole Sachen aus der Vergessenheit rausgekramen. Ich meine

no paseran!
oder
Marke Robotron
FUCK BANKSY, KAOS AUS DOSEN
und noch so paar Perlen. Wie geil, dachte ich mir. Mein Vater sagt immer "no pasaran" mit seinem russischen Akzent, das ist doch irgendwie Spanischer Bürgerkrieg, oder so. Nur wenn mich mein Spanisch nicht täuscht, müsste es "pasaran" heißen.
Da sind auch viele tolle Wendungen drin, mit klugen Implikationen, die dieses Berlin Lebensgefühl rüberbringen, und dann diese jüdischen Namen, da sind schon viele Feinheiten drin, das ist gelungen.
Die Geschichte aber selbst, hmm..., ich weiß nicht so recht. Also, sie lebt ja tatsächlich von diesem Berlin-Ding, dieser Orientierungslosigkeit, die Jahre verschlingt, der Abgeklärtheit darüber. Alles ist irgendwie möglich, und dann doch irgendwie nicht, und man lässt sich treiben, und Kunst und Sex und Melancholie, und Geld muss man auch irgendwie verdienen, aber nicht so wichtig, und alle sind am Ende dann doch alleine, und es gibt keine Begeisterung, weil alles schon gesehen, und diese Selbstironie, ja .... Ist cool, feirefiz sagt das schon richtig. Und das transportiert dein Text alles, und weil er von diesem Gefühl lebt, ist er auch so zerfranst. Ich hab mich da echt mehrmals selbst drin verloren und dachte mir, was passiert jetzt eigentlich genau. Klar, da gibt es schon irgendwo einen roten Faden, aber mich hat das Drumherum ganz häufig von ihm abgebracht. Vllt denke ich da grad zu linear, keine Ahnung, der Text macht das, was er machen will schon gut, keine Frage. Aber da rauschen einfach so viele Dinge an einem (und damit meine ich mich) vorbei, da gehen Ideen verloren.
Ich denke, dem Text würde es gut tun, wenn du ein paar Szenen streichen würdest. Das mit der Psychologiestudentin, z.B., das würde der Stimmung nicht schaden. Ja, ein paar Aufräumarbeiten würden dem Text gut tun, denke ich.
Ansonsten ist das ein super Einstand, gerne mehr.
lg, randundband

 

Hallo,

mir ist der Text suspekt. Klar, der klingt gut, weil er voll mit stilistischen Kapriolen ist, mit namedropping und Authentizität (kann man das hier so nennen?) vorgaukelt. Mir ging es aber dann genau wie randundband: Hä? Wo bin ich, worum geht es? Das tut aber ja nichts zur Sache und ist eine persönliche Meinung. Ist mir zu viel style over substance, um mal so in der Sprache zu bleiben. Ich bin aber wahrscheinlich auch kein Leser für so etwas. Mir kommt der sehr Pop vor, und ich denke, für das, was der Text will - also dieses Berlin-Lost-Feeling und noch ein wenig artsy in love, ist der bestimmt top.

Gruss, Jimmy

 

Willkommen bei den Wortkriegern, Dolores!

Deine Geschichte hat mir gefallen und hat mir nicht gefallen.

Gefallen hat mir dein beeindruckend geschliffener Stil. Davon würde ich gern eine Scheibe abbekommen.
Das hat irre Spaß gemacht, zu erlesen, wie treffend und einprägsam du Alltag beschreibst. Das wirkt so ungezwungen und zeitgeistig. Hut ab!
Ich freue mich schon auf weitere Texte von dir.

Was mich allerdings nicht so begeistert hat, ist dein Plot. Es wirkt auf mich als seien verschiedene Plotideen einfach zusammen gewürfelt worden. Damit meine ich, der Plot, dass sich zwei Lesben finden und ein wenig Zeit miteinander verbringen, wobei mir eindeutig der emotionale Tiefgang fehlt.
Und ich meine damit den Krimi, der von dir nicht als Krimi geschrieben ist, weil da null Spannung entsteht und der Leser irgendwie gar nicht dazu aufgefordert wird, bohrende Fragen zum Fall zu entwickeln. Beide Plots wirken auf mich so als hättest du zwei gestrickte Stücke unterschiedlichen Musters mit einer dicken Nadel lose zusammen genäht. Ja, es ist ein Ganzes geworden, aber ein unharmonisches. Man sieht die Naht.
Das lässt sich auch daran erkennen, dass deiner Geschichte der Spannungsbogen gleich am Anfang schon abhanden kommt.

Um wieder auf mein Lob am Anfang meiner Kritik zurückzukommen: ich freue mich sehr darüber, dass sich jemand mit so hohem Schreibniveau zu uns dazu gesellt. :)

Lieben Gruß

lakita

 

Hej Dolores,

ich konnte nicht richtig warm werden, mit Deiner Geschichte. Ich habe beim Lesen den Eindruck, dass mir eine Fülle von Eindrücken in einer Geschwindigkeit serviert werden, die es mir schwer macht, da für mich etwas passendes rauszusuchen. Die Liebesgeschichte wirkt auf mich flach und die Kriminalgeschichte eigentlich nie wie eine. Zwischendurch Witze und Zitate, die nur scheinbar eine Stimmung transportieren. Meiner Meinung nach machst Du es Dir damit zu einfach und letztendlich bleibt dann etwas Wesentliches auf der Strecke.

Dazu kommt diese Betonung (so empfinde ich es zumindest) des Berlinerischen, sei es sprachlich oder in den nostalgisch angehauchten Rückblenden, die mir innerhalb kürzester Zeit gewaltig auf den Zünder geht.

„Nix klick, klick, sonst money, money!“
Das ist so ein Heinz-Erhard-Humor. In Kombination mit dem, was die Geschichte sonst will, find ich das merkwürdig.

Grundsätzlich wirkt die Geschichte ziemlich willensstark.

Ich wünsche Dir jedenfalls noch viel Spaß hier.

LG
Ane

 

Hallo,

zunächst an euch alle meinen riesengroßen Dank für eure Kommentare. Ihr habt euch so viel Zeit genommen, um die Geschichte zu lesen, zu verstehen und eure Gedanken dazu so gut aufzuschreiben. Das ist in dieser Intensität selten, und ich habe das so nicht erwartet. Ich habe alle eure Beiträge gerne gelesen.

Es ist meine erste Veröffentlichung bei „Wortkrieger“. Es ist mein erster Text seit langem überhaupt. Ich habe „früher“ geschrieben, v.a. Spoken word, experimentelle/ artifizielle Texte, die ich heute an mir nicht mehr mag. Dies war mein erster Versuch, eine „richtige“ Geschichte zu schreiben.

@Feirefiz: Schön, dass Du's auch als Berlin-Text gelesen hast, am Anfang wollte ich wirklich nur einen Text über den Potsdamer Platz schreiben, mit vielen Rückblenden - eine Art „juxta-position“ zwischen dem zugebauten Platz von heute und der verlassenen Brache der 80er Jahre, um daran eine Verschiebung des Lebensgefühls festzumachen.

@Quinn: Dein Kommentar ist ja fast schon ein eigener Text, der mich beeindruckt hat und den ich als Fußnote so stehenlassen möchte.
Ich weiß, ich habe am Anfang einen Plot versprochen, und dann passiert in diese Richtung wenig, oder sogar nichts. Ich wollte aber auch mal versuchen, ob es funktionieren kann, mit Teilstücken Atmosphären zu schaffen, die zusammen dann doch einen Gesamteindruck hinterlassen. Daher auch der Versuch, oft mit Referenzen zu arbeiten, die Du ja auch erkannt hast (bis hin, bestimmte Produktnamen zu erwähnen, die eine bestimmte „Kultigkeit“ vermitteln).

@randundband: Danke! Auch für die Spanischkorrektur. No pasaran! :)

@jimmy: „style over substance“, ich glaube, ich weiß, was Du meinst – auch wenn ich wirklich einen „zeitgeistigen“ Text schreiben wollte, dem der Zeitgeist gleichzeitig suspekt ist.

@lakita: Ja, es war beim Schreiben schwierig, einen Spannungsbogen zu erzeugen... werd' bei der nächsten Geschichte daran zu arbeiten.

@ Ane: Danke...

 
Zuletzt bearbeitet:

Eine Gruppe japanischer Touristen währenddessen interessierte sich brennend für die Szenerie.
Das "währenddessen" ist das erste Wort im Text, das ich einer kritischen Evaluierung unterziehen würde. Komischer Stolperschritt.

Und hier ein paar Vertipper etc:

von ihrem Jobcenter

Sterngold setzte sich neben Fiona in den Schatten des einzigen Segments der denkmalgeschützten Mauerreste, das nicht von oben bis unten mit Kaugummis beklebt worden war.

"Sie setzten sich in den Schatten" damit der erste Satzteil nicht so aufgebläht ist?


"Kippe jetzt wäre jetzt perfekt".

aus heulenden Ossis und kreischenden Wessis


in der wie die Ausstellung zeigen

Zum Text selbst:

Quinn hat heute einen Text von mir mit Film in Verbindung gebracht. Würde ich das hier versuchen, käme zweifellos ein Episodenfilm raus. Das ganze hat etwas Montageartiges mit den vielen Leerschritte und Sternchen zwischen den Absätzen. (a propos wie kriegt man die mittig? habe das bei anderen Beiträgen gesehen.)

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich Altmans Shortcuts gesehen habe, mein erster Film dieser Art, und mich nachher gefragt habe, ob ich jetzt um eine Geschichte betrogen wurde oder einfach etwas anderes bekommen habe.
Ich sehe dahinter seither immer eine Art Taktik, die einen befreit von der Last eines durchgehenden Plots. Einziger Unterschied, das Personal wird bei dir nicht nach jedem Perspektivwechsel erneuert, sondern ich sehe den beiden ersten Protagonistinnen anders über die Schulter (Aufsplittung in berufliche und private Existenz). Dass die Erzählperspektive von der "Amtsperson" zur Privatperson wandert, nimmt dem Knochenrätsel die Dringlichkeit, da es ja doch ganz zur Berufsebene gehört. Das geht ja auch irgendwie auf, man ist nicht sehr sauer, wenn es in den Hintergrund wandert und dann durch eine neue Figur von außen doch noch gelöst wird. Wenn du also nicht wie bei einem Whodunit permanent auf die Lösung hinarbeitest.
Diese Montage-Technik kann man ja auch fassen als Ausdruck einer fortwährenden Entwertung der Dinge, denen man kurzfristig mal Aufmerksamkeit zuweist. Deswegen passt das ja auch gut in unsere Gegenwart (nichts verfängt so richtig, wenn es langweilig wird, zappt man einfach weiter) und insbesondere in das Leben in einer Großstadt wie Berlin. Also Form und Inhalt finde ich daher recht kongruent. Auch stilistisch finde ich den Text recht gut.
ABER ich habe doch ein paar Anmerkungen:

Juden UND Lesben? Verstehe mich nicht falsch, aber für eine so kurze Geschichte finde ich, ist das ein Overload. In einem Roman könnte man auch das Jüdische ausführen, und sicher kämen dann interessante komplexe Persönlichkeiten raus. Aber beiden einfach einen schönen Namen zu geben und das wars, das ist für mich nicht der richtige Weg.


Absatz:

Auf den ersten Blick sah die junge Frau wie ein Junge aus, mit dem rot gefärbten Irokesenschnitt, der Tarnhose und dem schwarzen, löchrigen, etwas zu großen T-Shirt. Sie kletterte geschmeidig über die Absperrgitter und schlich um ein leerstehendes, in seinem augenblicklichen Zustand unbewohnbares Haus. Die Fenster und Türen waren mit Holzplatten vernagelt, die gesamte Außenfassade von oben bis unten mit Graffities zugebombt FUCK BANKSY, KAOS AUS DOSEN, URBAN EXPLORER und ganz oben silbrig-blau G.O.D! Durch eine aufgebrochene Hintertür fand sie den Weg ins Haus und streifte dort etwas umher. Dann machte sie schließlich vor einer Wand halt, packte eine Farbdose aus und schüttelte diese zum rhythmischen Klappern der Mischkugel. Sie wollte gerade richtig loslegen, als sie eine laute, scharfe Frauenstimme hörte: „Halt Polizei!“. Sofort warf sie die Dose weg und rannte, verfolgt von der Polizistin durchs marode Treppenhaus nach oben. Als beide im obersten Stockwerk angekommen waren, gab's nur noch ein Keuchen und Stöhnen. Die Polizistin stürzte sich auf die Sprayerin, zerriss ihr dabei das T-Shirt und drückte sie auf den Boden. Dann ein close-up auf ein paar Handschellen. „I have to arrest you!“
Muriel erahnte die Dramaturgie des Films und ging vorsichtshalber zur Toilette nicht dass da gleich ein Riesenandrang ist.

Ich kann mir vorstellen, dass einige Leute hier deinem Kursiv-Einsatz mit Skepsis begegnen.
Ist die Überraschung, dass es sich um eine Filmszene handelt, nicht wirkungsvoller, wenn man es erst bei "Muriel erahnte" erahnt? Unten gibt es noch mal so einen ähnlichen Fall mit einem Traum. Klarerweise darf man in einer Geschicht diesen Trick aber nicht zweimal machen.

Kursiv zwei:
Was das "nicht dass da gleich ein Riesenandrang ist" betrifft (auch hier hast du analog ein paar ähnliche Fälle), würde ich gerne von berufeneren Leuten wissen, ob man das so machen kann/soll.

„Die scheint hier voll zur Szene zu gehören“.
Schlechter, sinnloser Satz.


Das ganze lebt ein kleines bisschen von der Häufung reisserischer Themen, die von dir aber angenehm unreisserisch abgehandelt werden, die farbigeren Szenen sind geschmackvoll gesetzt, ohne billigen Exhibitionismus. Ein Einblick in eine fremde Welt, wenn man so will. Habe mir zur Rattigkeit von Lesben bisher nicht den Kopf zerbrochen. Ehrllich. : )

 

Hey, Dolores,

ich finde diese Geschichte als Krimi klasse. In die Erotikschiene wurde ich ihn weniger einordnen denn dazu passiert zu wenig auf diesem Gebiet. Zumindest am Anfang wird man deshalb sehr enttäuscht wenn man von einer Erotik Geschichte ausgeht. Auch zieht sich der Text am Anfang etwas in die Länge so das die Geschichte insgesamt an Länge gewinnt aber an Spannung verliert.
Ist aber nur mein persönliches Empfinden.

Gruß Ting Kola

 

„… Voici plus de mille ans que la triste Ophélie
Passe, fantôme blanc, sur le long fleuve noir;
Voici plus de mille ans que sa douce folie
Murmure sa romance à la brise du soir.…”*​

Kann man an diesen Namen vorbeigehn oder auch sie nur und bloß überfliegen – Ophelia (= Hilfe/Beistand) und Dolores - nach dem Tag „der Schmerzen Mariens“, [Maria de los] Dolores,

liebe Dolores –
und damit ein herzlich willkommen hierorts auch von mir!

Vorweg: Die Geschichte hat mir gefallen, nicht nur wegen geschichtlicher Anspielungen (Hiroshima 6. August 45 oder Mauerfall 9. 11. 1989, wobei 9. 11. 1918 und 1938 gestreift werden) – vor allem auch, weil über die Namen sich Hochkultur mit Pop vermischt (bei Ophelia ists wohl offensichtlich, die andere Seite findet sich bei den Kinks - also eigentlich Ray Davies als dem Songwriter der Lola) und erzählen, genauer: schreibn kannze (wie man hier auf Ruhrlatein so sacht). Gleichwohl ist mir der Rummel um Metropolen fremd, nicht weil ich aus der „Heimat“-Geschichte weiß, dass Metropolen mit Zuwanderern entstehen und mit Abwanderern vergehen. Metropolis findet seine Grenzen vor allem aber in den Köpfen seiner Bewohner. Seldwyla ist überall! Zudem kann ich über Serien (außer – natürlich – einem Herz und einer Seele z. B.) nix mitreden und bin geradezu verblüfft, dass es wieder so weit ist, dass über Namen ein jüdischer Hintergrund vermutet wird. Mein Lieblingsköter hieß Bingo und niemand wird angesichts seines beigen Fells einen schwarzen Hund darunter vermutet haben. Aber vllt. bin ich ja blind.

Aber zur Sache!

Rimbauds Ophelia löste eine poetische Literatur der Wasserleichen vom armen BB bis Paul Zech aus. Und selbst wenn in Deiner Geschichte Ophelia eine Traumtänzerin war, gibt es in der Folge der schwarz-weiß-Zeichnung - als da wären „der weiße, leicht transparente Schutzanzug“ der SpuSi, aber auch der „tragbare schwarz-weiß Fernseher“, das „schwarz-weiß Foto“ und letztlich „ihr“ schwarz-weiß Drucker – Parallelen. Schon bei R. ist die O ein schöner Leichnam (= ahd. lihnamo, lihi Leib/Körper; namo Hemd/Hülle) der in Deiner Geschichte quasi „enthüllt“ bis auf die Knochen (welcher Farbe?) aufgeführt wird. Weiß, Symbol der Reinheit oder – im christl. Sinn: Freiheit von der (Erb-)Sünde. Da die Leiche zudem jung und weiblich ist, symbolisiert sie Jungfer und auch Braut – und hat doch den Makel des (bei Dir buchstäblich) gefallenen Mädchens. Aber weiß steht auch für den Knochenmann, Gevatter Hein, und wird damit wie schwarz die Farbe des Todes und – der schwarz-weiß Malerei usw.

Da gibt’s viel nachzudenken!

„Et le Poéte dit qu'aux rayons des étoiles
Tu viens chercher, la nuit, les fleurs que tu cueillis,
Et qu'il a vu sur l'eau, couchée en ses longs voiles,
La blanche Ophélia flotter, comme un grand lys.“**​

Warum Du aber auf der Flucht bist, kann ich nur erahnen – denn die Flüchtigkeit ist auffällig, vom Stellungsfehler bis zur Schlamperei:

Eine Gruppe japanischer Touristen währenddessen interessierte sich brennend für die Szenerie.
Besser, das Konjunktionaladverb stünde an erster Stelle (es bezieht sich auf den vorhergehenden Absatz und begründet die Gleichzeitigkeit beider Absätze), ersatzweise nach dem Prädikat, etwa so
Eine Gruppe japanischer Touristen […] interessierte sich währenddessen ...
am besten aber
[Währenddessen[…]] interessierte sich [eine Gruppe japanischer Touristen] brennend für die Szenerie.

Nun ja, man hört in der gesprochenen Rede halt keine Satzzeichen
„Bleiben'se mal[,] wo Sie sind, sonst gibt’s ne Verwarnung! Det kostet.“

Hier schlägt die Fälle-Falle mal zu (sonst wäre Rosenbaum Gefangene von wenigstens zwo Jobcentern)
Fiona Rosenbaum hatte die zunächst auf die Sommermonate befristete Stelle als Dokumentarfotografin des Ordnungsamtes von ihre[m] Jobcenter vermittelt bekommen - …

… Photographen, der sich weigerte, auf digitale Fotografie umzusatteln[,] und irgendwann pleite machte - …
(Nebensätze haben wie alles Anfang und Ende, hier nur’n Anfang; kommt öfters vor)

Keine Umlautung – besser

…, wehrlos abgefackelte Kinderw[a]gen, …

Hier ist „werden“ an sich selbstgenügsam als „werde“ (Konj. I) oder „würde“, wobei mir – das wirstu später mal verstehn – ausgerechnet die würde-Variante besser gefiele als die der indirekten Rede, die keinesfalls falsch ist, also entweder
…, dass sie in dreißig Minuten von einem Streifenwagen abgeholt […] würde, …
oder
…, dass sie in dreißig Minuten von einem Streifenwagen abgeholt werde[…], …

"Kippe jetzt wäre jetzt perfekt".
Wo will der Punkt hin? Kommt noch sehr, sehr häufig vor … Und warum das doppelte Jetztchen?

Hier zeig ich mal ne gefährliche Variante, wenn ein Komma nicht gesetzt werden muss, aber an der falschen Stelle im Kopf des Lesers endet:

… und beschloss nie[,] mehr in dieses Kino zu gehen.

nochmal
Noch mal immer auseinander („noch einmal“ verkürzt), nochmals immer zusammen …
…, sich Muriel Sterngold's Brüste …
Engl. mit, deutsch OHNE Apostroph
…, noch etwas im Labor zu arbeiten und abzuwarten, was sich ergibt.
Besser indirekte Rede, Konj. I „was sich ergebe.“

Jule, 24[,] war zu jung.
… der anspruchsvollere[n] Art.

… mit dem penisgroßen Mikrophon …
Ist das nicht eine durchaus flexible Größe, schau nur, wie der P. auf Temperaturunterschiede reagiert!

Komma rein, Punkt weg!

…: „Halt[,]t Polizei!“[…].
„Die scheint hier voll zur Szene zu gehören“.
Jetzt erst merkte Muriel, dass sich fast niemand außer ihr selbst die Filme hier anguckte, …
besser: „sie“ selbst
… eine Mischung aus Einsamkeit, die schmerzte[,] und eine dauernde Lust …
…, der sich einen abwichste[,] während sie mit …

Coming-Out
Besser: Coming-out oder Comingout, engl. Überhaupt wewder zusammen noch mit Bindestrich coming out
Rusch-Hour
Besser: Rushhour

auf dem Rücken lag und in den Himmel guckt[e].
Die nackte Tänzerin[…] drehte weiterhin ihre Pirouetten.
…, stattdessen lag ein Haufen Knochen auf der Bühne[…]...
„Frau Sterngold, guten Tag!“[,] rief die Studentin, …

„Ich denke, damit sind Sie gemeint“.
„Karl Marx? Kapier' ich nicht. Sicher, dass das Ding nicht explodiert?“.

…, das in ihre[m] Labor lag …

Hier fehlts Personalpronomen
Doch jetzt war müde geworden …

Er hielt es für wahrscheinlicher, dass sie aus einem Fellini-Film herabgestiegen ist und er verliebte sich sofort in sie.
Besser „herabgestiegen sei“ oder gar „wäre“

„Du kannst bei mir im Wagen wohnen“[,] sagte er

„Ab heute nenn' mich Ophelia!“.

Niemand wusste , woher sie kam[,] und niemand kam, um nach ihr zu suchen.

… und die Wagenburg ihren Platz am Potsdamer Platz räumen mussten …
Einzahl „musste“ oder „Wagenburgen“ altern. Wagenbürger (was mir am besten gefiele …)

Die Idee, ihre Knochen auf dem Potsdamer Platz nahe der Stelle, an der sie vor 25 Jahren gestorben war[,] auszuschütten[,] war ihm plötzlich gekommen.
Fiona druckte die Aufnahmen, die sie von Ophelias Knochen auf dem Potsdamer Platz gemacht hatte[,] auf ihrem schwarz-weiß Printer aus.

Muriel beschriftete die Kopien, l nicht mit mit medizinischen Fachbegriffen …
???
flackerte ein Blitz auf, gefolgt einem fernen Donnern.

„Es wird gleich regnen“[,] sagte Muriel.
„Alles wird gut!“[,] antwortete Fiona.
Bin ich von überzeugt, meint der

Friedel

* Rimbaud, Ophélie I,2
** ebd., III

 

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