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Novelle Paria Paradise

Monster-WG
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04.03.2018
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Paria Paradise

Yuzu schnappt nach Luft, das Gesicht aschfahl. Seit langem weiß er, der Tag wird kommen, jetzt ist es so weit, das Vieh hat ihn erwischt. Er atmet stoßweise, hält sich fest, stöhnt leise. Um seinen Unterarm schließt sich die Manschette, feine Nadeln schießen PinkSky in seine Blutbahn. Yuzu hört das Blut rauschen, schnell wird die Haut kribbelig, dann taub.

»Ist das yellow!« Er weiß, er muss gut rüberkommen, tough und 'crystal yellow', wie Honky immer sagt, dann gibt es mehr Coins. Er muss den Moment nutzen. Für ihn geht es um gekaufte Zeit, um Schmiergeld für die Ganeffs, ums Überleben.
Er zieht den Arm aus dem Latex-Schlauch der RoboNurse. Es riecht scharf. Das Blut ist abgespült, am Ende drückt ein Band die Zufuhr ab. Yuzu schaut nicht auf die Wunde, er lässt den Blick dorthin wandern, wo die Sonne das Dach der Tribüne abfrisst. Die roten Banner der Nationalen ragen hinaus über das Dach, flackern vor der Sonne in dunklem Feuer.

Die Choreo verlangt, dass er den Stumpf über den Kopf reckt, in der Luft Lasso-Schwünge imitiert. Winzige Kameradrohnen summen um seinen Kopf, kreiseln zurück, weichen seinen Bewegungen aus. Die Hand ist unterhalb des Paria-Tribals sauber abgetrennt, das Ende des Unterarms zieht rote Bahnen durch die Luft. Eine Drohne schwebt hoch oben, filmt aus der Vogelperspektive.
Die Menge johlt, applaudiert, Flip-Displays wogen wie ein Fahnenmeer über die Tribüne, schwirren wie polychrome Glühwürmchen durch das Zwielicht des späten Nachmittags. Er hofft auf eine La-Ola, dann hätte er genug Coins für das, was kommt.
Tausende wischen über Glas, ziehen größer, erste Bewertungen werden abgegeben. Auf der Monitorwand gegenüber wird der finale Hieb gezeigt, wieder und wieder. Aus den Boxentürmen dringt in Endlosschleife das schmatzende, hässliche Geräusch, mit dem seine Klinge durch den Oberschenkel des Moa-Hybriden fährt. Zugleich der Biss des festen Hornschnabels, der ihm die Hand zerfetzt. Der dumpfe Aufprall des Klon-Mutanten auf dem Boden, sickerndes, dunkles Blut in Nahaufnahme. Ganz oben sind die Likes eingeblendet, die Zahl wächst rasant.
Yuzu verbeugt sich, deutet Bisse an in die Hand, die nicht mehr da ist − Showtime. Ein letztes Mal klappern die Zähne aufeinander, dann ist es genug, er gibt Zeichen. Nur Sieger haben das Recht auf Replikation, Verlierer lässt man liegen.
Zwei RoboNurses haken ihn unter, schweben zur Plattform Nr. 17 und legen ihn auf die Bahre. Sie achten darauf, dass die Schellen ihn korrekt fixieren. Seine intakte Hand und der Stumpf werden von grünen Kreuzlinien gesucht und gefunden. Mit einem Surren schließt der Deckel der Kapsel, das Fenster wird trüb, der Beyond-Substitute-Drucker beginnt zu arbeiten.

Honky hat es satt, doch niemand interessiert das. Die eingefallenen Gesichter gleichen sich und sie werden immer jünger – oder es liegt an ihm.
Er bringt ihnen bei, was sie zu tun haben, was sie von sich geben müssen. Er soll sie vorbereiten auf das, woran es keine Gewöhnung geben kann, denn in der Arena läuft es immer anders als gedacht.
Wenn sie es gut machen, erhält auch er mehr Coins. Und Coins bedeuten, nicht terminiert zu werden. Auch für ihn, er ist keiner von den Nationalen.
Honky der Heizer nennen sie ihn. In seiner Jugend war er Honky der Champion, Sieger in Dutzenden Duellen ohne Replikation. Lange her.
Wenn er morgens in den Selfie-Monitor schaut, hasst er sich. Er hasst sich für das, was er ist, und für das, was er tun muss. Er hat es versucht, die Nationalen lassen ihn nicht gehen. Er hat den Schmerz verstanden, den sie ihm zufügten als er es versuchte.

Auf der Tribüne entsteht ein Raunen, fünftausend Likes sind erreicht. Tagesrekord. Der Junge bekommt es nicht mit, er ist sediert. Die Anzeige der Replikatoren-Kapsel zeigt 42 Shunkans Restlaufzeit. Zu lang für die Aufmerksamkeit der Menge. Der Kadaver des Mutanten wird von den Stahlseilen eines Schleppers aus der Arena gezogen. In den Katakomben wartet bereits der Circuit-Shredder. Die Vorbereitungen für den nächsten Kampf laufen an.
Die replizierten Extremitäten sind bläulich. Yuzu als Linkshänder hat Glück, es ist die rechte Hand, die ihm fehlt. Früher war blau Honkys Lieblingsfarbe, jetzt kann er die Farbe nicht mehr sehen. Er mag Maigrün, wie das warme, hohe Gras vor der Stadt einst, in das er sich nicht mehr legen kann, seit die Nationalen die Mauer bauten und das Wasser kam. Die Mangroven vereinnahmten alles, sogen mit ihren Luftwurzeln das helle Grün auf, bis es unter braunem Wurzelgewürm verschwand.

»Und?« Mango stützt geräuschlos ihre Handschuhfinger auf der Brüstung ab. Aus ihren gelb tätowierten Pupillen wirkt der Blick gewollt dämonisch. Mango war Heizerin − die einzige, die es je gab − jetzt ist sie Wärterin und stramme Nationale. An ihrem Gürtel baumeln Peitsche und Devilstick. Aus der Peitsche schlagen kleine Blitze.
»Hat er gut gemacht, … im Großen und Ganzen, der Yuzu. Bisschen zu schnell vielleicht«, sagt Honky.
Mango nickt, dann spuckt sie geräuschvoll Rotz über das Geländer.
»Wie viel kriegst du?«
Honky schaut auf die Monitorwand, zögert, überlegt. »Am Ende vielleicht fünf Hände voll.«
Mango spitzt die Lippen, pfeift kurz. »Ist ʹne Menge.«
Honky schaut ihr ruhig in die Augen, wartet, bis sie blinzelt.
»Ja, ist auch ʹne Menge Arbeit, bis sie soweit sind«, sagt er mit fester Stimme.
Mango nickt vor sich hin, schaut über die Menge in der Arena hinweg in den frühen Abendhimmel und schlägt die Faust auf die Brustmitte, der Gruß der Nationalen. Honky antwortet mit gleicher Geste. Er ist froh, als Mango sich umdreht und geht. Er vertraut ihr nicht. Hier ist kein Platz für Vertrauen. Erst recht nicht, wenn es um Coins oder Probanden geht.

Yuzu schaut auf die rechte Hand, dreht sie im Gelenk, reckt sie in die Höhe, bewegt einzelne Finger im Gegenlicht. Alles funktioniert und fühlt sich doch falsch an. Durch die Fingerspitzen schimmert Licht, er sieht die feinen Äderchen, das Replikat muss noch weiter aushärten.
Er steht auf, steigt aus der Kapsel auf die Plattform davor. Kurz schwankt er, hält das Geländer fest und schaut hinab in die Arena.
Sie haben gesagt, das Replikat sei schon im Genesis-Stadium steifer, kräftiger und weniger empfindlich als das biologische Pendant. Er lässt es auf das Geländer niedersausen, das Rohr verbiegt. Erst spürt er ein leichtes Pochen, dann setzt der künstlich generierte Schmerz ein, lässt ihn zusammenfahren.
Einige sehen hoch, höflicher Applaus raunt durch das Halbrund. Yuzu verbeugt sich, dann wendet er sich ab und tritt aus dem Rampenlicht. Das Wichtigste hat er gesehen: die Zahl auf der Monitorwand gegenüber. Den Tageschampion wird ihm niemand streitig machen, sein Vorsprung ist zu groß.
Er berührt sein AgeXcash und prüft den Coinpegel. Der Wert ist so hoch wie seit seinem Einundzwanzigsten nicht mehr. Mit so vielen Coins wird er etwas Zeit und Möglichkeiten haben, und er wird sie nutzen. Er muss die Hintertüre finden, die ihn hinausführt aus diesem Drecksloch. Bye, bye, Kaluthan. Kurz schnauft er auf, geht die Stufen hinab.
Am Fuß der rostigen Eisenstiege wartet ein Lieutenant der Nationalen auf ihn, streckt ihm ein Display entgegen. Er muss alles bestätigen und mit seinem Handabdruck verifizieren, erst dann lassen sie ihn gehen. Damit hat er alle Rechte abgetreten, das Recht auf die spärliche Tagesration durch die Arena, das Recht zu kämpfen, das Recht, sich als Paria ohne Einschränkung unter ihnen zu bewegen. Mit dem Verlust der Unversehrtheit ist Schluss. Ein für alle Mal.
»In drei Tagen meldest du dich beim Magistrat.« Yuzu nickt, das hat er erwartet. Er ballt die falsche Faust. So lange will er nicht warten.

Auf dem Weg in die Katakomben passt ihn Honky ab, hält ihm die Hand hin, nickt ihm zu. Brennende Säure steigt die Kehle hoch. Yuzu hat nicht genug Speichel, um sie wegzuschlucken.
Es ist vorbei, sie lassen nur Unversehrte kämpfen. Gleich wird er die Arena verlassen, er wird Honky nicht mehr sehen.
»Danke …«, mehr will ihm nicht über die Lippen. Honky versteht das, sein linkes Auge zuckt.
»Denk an das, was ich dir beigebracht habe, Junge. Du bist jetzt out, es wird nicht leichter.«
Yuzu nickt und sagt nichts. Bald wird von ihm verlangt werden, als Kalfaktor zu dienen. So lange, bis er stirbt. Fronarbeit leisten für einen hochrangigen Nationalen. Klingendienste für ihre Intrigen. Die meisten Ehemaligen halten kein Jahr durch. Er muss einen Ausweg finden.
Honky schaut ihn an, sieht das Lodern hinter seinem Gesicht. Er sieht ihn, durch seine Augen in ihn hinein, und da er ihn kennt, weiß er es.
»Versuch es nicht«, sagt er. »Die Nationalen werden dich zerfleischen.«
»Dazu müssten sie es erfahren.« Honky schüttelt den Kopf, zischt durch die Zähne.
»Das wird nicht schwer, jeder Winkel hier ist drohnenverseucht. Meinst du, du wärst der Erste, der es versucht?«
Ohne Regung steht Honky im Dunkeln, die spärliche Beleuchtung des Gangs malt schattige Schluchten in sein Gesicht. Durch den kaminartigen Gang zieht Luft, die nach Keller und nach dem nassen Stein der Rims riecht.
»Weißt du, wirklich geschafft hat es noch keiner.«
Yuzu zittert, kann es nicht zurückhalten, es poltert aus ihm heraus: »Ich will nicht jämmerlich verrecken wie eine Ratte, aufgespießt in einem dunklen Kellergang.«
Honky presst die Lippen zusammen, schaut zur Seite, atmet hörbar aus.
Dann flüstert er: »Zweifel sind ungesund, Yuzu, und manchmal tödlich.« Die Drohung ist lauter als seine Stimme. Die Wärme ist gewichen.
»Falls du es vergessen hast: Zu meinem Job gehört das Einfangen von denen, die es versuchen. Und du weißt, ich mache keine Ausnahmen. Für niemanden.«
Yuzu nickt, er sagt nichts mehr, er hat schon zu viel gesagt.
»Wenn du es versuchen solltest, kann ich nichts für dich tun.«
Honky dreht sich um, verschwindet im Schatten des Ganges. Yuzu hört seine Schritte nicht. Die Schritte eines Jägers. Oben an der Treppe knirscht ein Stein.

Mango hat es eilig, sie hat alles gehört. Sie will bereit sein, wenn es soweit ist. Diesmal wird sie diejenige sein, die den Probanden zur Strecke bringt. Das Jagdfieber ist geweckt. Sie tut es nicht für Coins, die kann sie dem Gesocks der Rims an jeder Ecke abpressen. Sie tut es just for fun, und um besser zu sein als Honky. Zeit für Wachablösung bei den Jägern. Bei dem Gedanken weicht die Härte aus ihrem Gesicht, macht einem linkischen Grinsen Platz. Dabei bleckt sie die künstlich verlängerten Eckzähne.
Auf dem Weg von der Arena zur gigantischen Steilpyramide des Magistrats gönnt sie sich einen Schlenker durch die nördlichen Rims. Parias und Mutanten spritzen aus dem Weg, verstecken sich in dunklen Eingängen und Löchern, winseln und bücken sich. Unter ihren Schritten knirschen Käfer, krümmen sich Parasiten. Die Schleimpfützen, denen sie ausweicht, schillern perlmuttern wie Ölflecken.
Mango verlangsamt den Schritt, eine Hand am Devilstick, die andere hält lose die Peitsche. Sie wittert die Angst, die ihr entgegenschlägt, saugt sie tief in die Lungen. Aus dem Handgelenk lässt sie die Peitsche in die Dunkelheit knallen, ein spitzer Schrei und ein Ohr fliegen durch die Luft. Sie lacht, ihr Herz wird leicht, es treibt sie an. Mit dem Devilstick tötet und verflüssigt sie das Opfer, sieht zu, wie es im Durchlass zum Circuit verschwindet. Quote für heute erfüllt.
Beschwingt federt sie die ersten Quader der Freitreppe hoch zum Eingangsplateau. Vor dem Aufzug von Block F wird sie gescannt, dann lassen die Wachen sie passieren. Die Kabine fliegt auf Ebene 8.39, dreht sich entlang des sichelförmigen Freigangs, spuckt sie vor der Schleuse ihrer Wabe aus. Kameralinsen surren, richten sich aus.
»Mango«, die Spracherkennung entsperrt die Schleuse, die rauchige Stimme, die sie für die HomeCom gewählt hat, brummt ein »Willkommen Mango, es ist 8:27:03, du hast heute zwei Hände und anderthalb Finger Coins verdient, drei Terminationen. Das ist yellow, fühl dich wohl zu …«. Mango schießt ein »Halt die Klappe!« dazwischen. Peitsche und Devilstick landen auf der Ladestation. Sie legt den Titanhelm ab, steigt aus dem weinroten Bodysuit, lässt die schmale Pritsche ausfahren, verdunkelt die hexagonalen Fenster auf Anthrazit.
Schlaf kann den Unterschied bedeuten. Sie will so viel wie möglich schlafen, bevor es losgeht. Ihr Blick sucht, versichert sich. An der Wand hängt die Armbrust. Daneben der gut bestückte Köcher mit Bolzen. Einige der Bolzen sind mit Sprengkapseln bestückt, das Biogen-Powder fluoresziert. Eine antiquierte, rein mechanische Waffe mit hinterhältig moderner Munition. Ihr martialischer Liebling, alt und überaus effektiv.

Als Yuzu die Katakomben der Arena verlässt, dämmert es. Die Kämpfe sind vorüber. Ganze drei Tage haben sie ihm gegeben, ihm, dem Champ des Tages. Über seiner Schulter hängt der Beutel mit Hab und Gut. Wenige Kleidungsstücke und etwas zu essen ist alles, was ihm bleibt – außer seinem Leben. Waffen, FreeCom und Trophäen haben sie ihm abgenommen.
Er weiß, wenn er es hinter die Mauern schafft, muss er das AgeXcash zerstören, denn es ist ortbar.
Sie werden ihn jagen, mit allem was sie haben. Er hat zu viel kostbares Wissen, das außerhalb der Mauern für die Nationalen gefährlich werden kann. Er ist sicher, die Anwesenheit der Renegades in den Sümpfen ist kein Märchen. Paria Paradise ist mehr als eine Fantasie, er glaubt daran. Es muss Leben geben, da draußen, jenseits der Mauer.
Jetzt muss er hinabsteigen in den Dreck, den Bodensatz der Stadt. Wenn überhaupt, kann er nur dort finden, wonach er sucht.
Er hält die künstliche Hand in den letzten Sonnenstrahl, das replizierte Fleisch wird bereits trüber.
Yuzu hebt die Handflächen über den Kopf, bis sie zueinander weisen. Er sammelt Energie, lässt die gestreckten Arme in einem Kreis sinken, bis sie sich an seiner Körpermitte wiedertreffen. Mit Freude stellt er fest, das Replikat leitet das Chi weiter.
Die Augen sind geschlossen, er horcht, bis er die Umgebung in sich aufgenommen hat, sein Geist ausgerichtet ist. Yuzu öffnet die Augen und geht los. In die Niederungen des Molochs. Er vertraut auf das Replikat, es verleiht ihm Stärke. Stärke hilft dort, wo er hingeht – und Coins. Waffen werden sie ihm nicht verkaufen. Nirgendwo in der ganzen Stadt.
Hinter seinem Rücken glänzt das hochgeschlossene Oval der Arena golden. Die Kühle, die sich herabsenkt, riecht schon nach nächtlicher Frische. Aus dem Orbit funkeln Satelliten. Davor schaukeln lange Banner im Abendwind, umwickeln Fahnenmasten mit edlem Rot und Schwarz. Die weißen Symbole der Nationalen von Kaluthan darauf flattern, hüpfen hektisch, scheinen nach ihm zu greifen. Er dreht sich nicht um.

Honky weiß, wo Yuzu hinläuft. Er braucht kein Licht, um ihm zu folgen. Der Junge geht Richtung Westen, den Neo-Prospekt herunter. Dabei streift sein Blick die flimmernden Monitore der Freefight-Höhlen, die an der Straße hängen. Um die Doom-Theater und das zugedröhnte Volk vor den Psycho-Operas schlägt er einen Bogen. Zum ersten Mal in seinem Leben hätte Yuzu genug Coins für den Eintritt, aber er bleibt ein Paria − und für das, was er vorhat, braucht er einen klaren Kopf.
Monowheels und Flyboards gleiten geräuschlos in der Straßenmitte, Yuzu sieht sich vor, schlängelt sich geschickt durch die Reihen. Honky hat es nicht leicht, ihm zu folgen.
Hinter dem Glorious Catastrophy biegt er ab Richtung Souk von La Guarrada. Schnell werden die Straßen dunkler, der Arm der Nationalen kürzer. Das permanente Summen bleibt an den Straßenkreuzungen zurück.
Unter Honkys Schuhen zerplatzt Ungeziefer, sein Schritt wird weich, federt auf einer Deckschicht aus schimmelndem Unrat. Das typische Schmatzen der Sohlen, das an der Schwelle zu den Rims beginnt. Aus den Fenstern der Wohnhöhlen dringen Gewürze, beißen in der Nase, mischen sich mit aufsteigendem Bodendunst. Er atmet flach, huscht weiter von Schatten zu Schatten, bis im Souk der schale Geschmack auf der Zunge verschwindet.
Die Aromahütchen, die unter den Ständen glimmen, überlagern den Gestank. Honky verspürt sofort den Drang zu kaufen. Ein Verstoß gegen das Verbot psychoaktiver Substanzen im Souk. Er hat keine Zeit, sich darum zu kümmern.
Auf historisch getrimmte Gaslaternen tunken die Stände und Verkaufsnischen in altertümliches Licht. Buntes, Ledernes hängt von der Decke. Tiere, Gewürze und Obst wird feilgeboten. Hölzernes Kunsthandwerk ragt in die Gänge, dazwischen bedrängt allerlei Tand die Besucher von den Wänden aus, lässt nur den Durchgang frei für einen Kunden. Er muss den Abstand vergrößern, damit Yuzu ihn nicht bemerkt.
BroPets wimmeln in großen Trögen − der letzte Schrei. Mutierte und geklonte Miniaturen der Arenamonster. Ein handtellergroßer Moa-Hybrid ist auch dabei, hackt nach seinen Genossen, pickt auf dem Boden des Behälters nach Essbarem. Regale mit dazu passendem Futter und Käfige wachsen die Wände der Verkaufszellen hoch.
Der Junge geht langsam, schaut verstohlen. Das Replikat hält er unter dem Umhang verborgen. Scheinbar ziellos schlendert er durch den Souk, nähert sich spiralförmig der Mitte und sucht doch, seine verstohlenen Blicke zeigen das. Wie beiläufig greift er zur Seite, wirft mit einem Ruck der linken Hand einen der größeren Behälter um und rennt los. Hinter ihm bricht Chaos aus, BroPets wimmeln über den Boden, springen hoch, verschwinden in Ritzen und Kleidern. Hektisch versucht der Verkäufer seine wertvolle Auslage zu sichern, brüllt laute Warnungen und erreicht das Gegenteil. Im engen Gang entsteht Gedränge, Hosenbeine werden geschüttelt, Händler und Soukbesucher geraten in Streit; erst werden Worte gewechselt, dann Fäuste. Wächter stürmen den Souk, elektrostatische Blitze von Terminationen flackern über die Wände. Das gierige Saugen des Circuits folgt zeitnah.
Honky läuft zurück, schaut kreuz und quer, peilt durch die Gänge. Der ganze Souk ist in Aufruhr, Gedränge vor den Ausgängen, von Yuzu keine Spur, er hat ihn abgehängt. Er lächelt in sich hinein, die erste Runde geht an den Jungen.

Mango öffnet die Augen. Mit einem Schnippen der Finger werden die Fenster klar. Draußen ist es dunkel, der Sichelmond tanzt auf den Wipfeln der Mangroven. Schwebende Flybots in Bereitschaft ziehen gemächlich ihre Kreise um den Sitz des Magistrats einige Stockwerke über ihr.

Es dauert einen Shunkan, dann spürt sie die Vorfreude, die heiße Wellen durch ihren schmalen Körper treibt. Jagdfieber, das schmerzt.
Sie steht auf und loggt sich in den Security-Server des Magistrats, lässt sich die Videoaufzeichnungen vom Westausgang der Arena zeigen. Ohne hinzuschauen nimmt sie den Teller aus dem Dispenser, zerkaut die in Chili und Ingwer eingelegten, knusperig frittierten Orthoptera. Die übliche Abendmahlzeit.
»Protein 98. Fett 63. Drei Komma zwei Broteinheiten. Bon Appétit« wünscht die HomeCom, genervt winkt die Wächterin ab.
Mango scrollt, wischt, klickt, lässt die Aufzeichnung ab Nachmittag mit achtfacher Geschwindigkeit vorlaufen, bis Yuzu ins Bild kommt. Augenblicklich geht sie auf normales Tempo, markiert ihn mit einem Fingertippen, schaut, wohin er sich wendet. Sie switcht von Drohne zu Kamera und zurück, folgt ihm mühelos durch Kaluthan.
Als sie den Schatten sieht, der ihm folgt, kann sie sich das Lächeln nicht verkneifen. Neo-Prospekt. An jeder Ecke dort hängt ein Sender. Der Dispenser piept, wartet darauf, dass sie das Lassi entnimmt – für gewöhnlich ihr Favorit, doch jetzt stört die Ablenkung.
Hinter dem Glorious Catastrophy verschwinden beide von der Bildfläche. Das kann nur eines bedeuten: der Souk, die abgehenden dunklen Gassen, die zu den West-Rims und zum Schwarzmarkt im Süden führen. Genau die Gefilde, in denen sie bevorzugt wildert. Inoffiziell. Deshalb wird sie den Bodysuit auf dem Ständer lassen.
Mango nimmt die Armbrust von der Wand, faltet sie zusammen, steckt sie in den Holster unter der Achsel. Den Köcher schnallt sie sich auf den linken Unterarm. Auf den anderen Arm dockt sie die Freecom. Beim Rausgehen greift sie den durchlöcherten Mantel und die abgestoßenen Boots, die sie vom letzten Streifzug durch die Rims mitgebracht hat. Die Boots hat sie isolieren lassen wegen des Devilsticks. Mango rümpft die Nase, atmet durch den Mund, bis sie den Geruch erträgt. Die Tarnung steht, die Jagd kann beginnen.

Yuzu läuft durch Gassen, in die tags selten Sonne fällt, schleicht durch finstere Hinterhöfe, vorbei an wärmenden Feuern, klettert über Gitter und Zäune. Stechwütige Mosquitos umschwirren ihn, die Luft hängt bewegungslos im Labyrinth der Gassen, wie an die Wände genagelt. Das dumpfe Brummen des Circuit im Untergrund lässt an manchen Stellen den Boden vibrieren.
Er kann nicht aufhören, denn er weiß, Honky ist gut in dem, was er tut. Er wird erst langsamer, als er in die Nähe der Dumps gelangt, wo das Wasser innerhalb der Mauer zu flachen Tümpeln hochsteigt, die von Parias mit dem Unrat der Stadt aufgefüllt werden. Die Dumps sind der einzige Ort innerhalb der Mauern, wo der Arm des Magistrats nicht hinreicht. Selbst der Circuit funktioniert hier nicht, eine Folge anhaltender Sabotageakte.
Noch wurde kein Alarm ausgelöst, denn noch hat er nichts Verbotenes getan. Die Kaluthan FlyBots bleiben an ihrem Platz − vorerst. Das wird sich ändern, sobald er die Sperrzone am Fuß der Mauer betritt. Und dazu wird es kommen, für ihn gibt es kein Zurück.

Yuzu weiß, dass sie kommen, er hört Rascheln und Sohlen, die auf Wasser patschen. Es muss schnell gehen, denn sie werden auch Honky zu ihm führen.
Die ersten Ganeffs bilden einen Halbkreis, nähern sich ihrer Beute von allen Seiten.
Er fixiert die Mitte, hält das AgeXcash vor sich gestreckt.
»Ich will einen Deal.«
Kurze Stille, dann höhnisches Lachen als Antwort. In seinem Rücken spürt er die Bewegung der Luft. Er wartet, bis er ihn riecht. Blitzschnell dreht er sich um die Achse, lässt das Replikat an die Schläfe des Ganeffs krachen, hört die Schädelplatte brechen. Der künstliche Schmerz in der rechten Hand lässt ihn japsen. Das Lachen verstummt, jetzt hat er die Aufmerksamkeit.
Einige Fackeln werden entzündet und verteilt. Um ihn bildet sich eine Freifläche. Dann rücken die Ganeffs zur Seite, machen Platz für jemand, der von hinten nachrückt. Die Dumps halten den Atem an.
»Was willst du, was bietest du?« Eine alte Stimme, fauchig und dünn. Das Männchen dazu gebückt, stützt sich auf einen Stab, von dem Yuzu weiß, wozu er dient. Im Mundwinkel hängt eine gebogene Pfeife. Die Augen zwei glänzende Knöpfe.
»Ich biete zwei Dutzend Hände voller Coins für einen Transit. Heute Nacht.«
»Transit wohin?« Der Stock zeigt immer noch nach unten. Niemand rührt sich.
»Paria Paradise.«
Die beiden unerhörten Worte fallen aus seinem Mund, klatschen zu Boden, wabern über das Wasser, winden sich durch Löcher im Auswurf der Stadt, bohren sich in Gehörgänge.
»Paria Paradise! Interessant. Junge, glaubst du, wenn’s das gäbe, wären wir noch hier?«
Die Ganeffs lachen, der Alte beobachtet genau, taxiert, zieht gemächlich an seiner Pfeife, bevor er krächzt:
»Ich sag dir, wie es läuft: Du gibst uns die zwei Dutzend Hände und wir lassen dich unbehelligt deiner Wege ziehen.« Ein Zug an der Pfeife. »Du musst wissen, der Magistrat zahlt gut für eingefangene Probanden.«
Yuzu kennt die Angst, er lässt sie nicht zu.
»Es gibt die zwei Dutzend Hände nur für den Transit.« Stille. Yuzu schlägt den Umhang zurück, legt die Linke auf das Mitbringsel aus dem Souk. Der kalte Griff ist sorgfältig mit festem Leder umwickelt.

Abwärts führt der Weg, dorthin, wo das Wasser von unten drückt. Honky weiß, wenn Yuzu das finden kann, was er sucht, dann in den Dumps. Zugleich ist es nirgendwo in der Stadt gefährlicher. Für die Nationalen eine No-Go-Area, die der Magistrat durch Abmachungen mit den Clans sichert, was die Oberen jedoch nicht davon abhält, regelmäßig FlyBots zum Säubern dorthin zu schicken. Und wie bei einer Ameisenstraße, auf die jemand tritt, ist − bis auf einige Zerquetschte − alles schnell wieder beim Alten.
In die schmalen Klüfte zwischen den Giebeln schimmert ein schlanker Neumond, tunkt den Abend in schwindsüchtiges Silber. Die Rattenmeuten, die um die Hausecken huschen, kann er nur hören. Aus den Durchgängen zu den Hinterhöfen scheint das Flackern brennender Ölfässer, malt rote Schlagschatten auf schwarze Wände. Geister huschen durch parallele Gassen, seine Ankunft wird gemeldet. Einige Häuser weiter schlägt ein Wächter an, undefinierbares Mutantengeheul, das von Ferne auf ähnliche Art beantwortet wird.
Aus den Dumps weht modriger Algengeruch, die Schritte beginnen, sandig zu knirschen. Früher hat er die Seeluft geliebt, als sie noch salzig roch und lebendig.
Fledermäuse spannen ihre Flughäute, rascheln, stoßen sich von Fenstersimsen ab. Honky spürt das Knistern der Luft, die Aufladung kleinster Teilchen. Hinter der Stirn drückt es, als würde sich dort alles sammeln. Die Instinkte sagen ihm, er ist nicht alleine, jemand hat Wind bekommen von der Sache. Er muss den Jungen vor den anderen finden, vor allem vor ihr. Vielleicht kann er ihn von seinem Plan abbringen.
Wie zum Beweis hört er eine Peitsche knallen, gefolgt von hellem Gelächter und wütendem Gezische − das Rumoren der Hyänenhorde, wenn der Löwe kommt.
Honky prüft den Sitz der Shuriken an seinem Unterarm, wischt den Schmutz vom Langstock. Es ist so weit.

Bisher blieb Mango stets in den Rims, vermied die Dumps, das Land der Ganeffs. Heute Nacht wird sie hinabsteigen, sie hat keine Wahl, denn sie folgt einem Ziel. Das Gesocks beachtet sie nicht, es läuft ihr nicht weg. Die Freecom ist off, Devilstick und Peitsche hält sie unter dem Mantel verborgen, sie bewegt sich, als wäre sie eine von ihnen. Die Mimikry gelingt, unerkannt gelangt sie an den Rand der Rims, zu den Gassen, die hinabführen.
Sie kennt den Geruch, der ihr dort entgegenschlägt, atmete ihn, bevor sie Probandin wurde. Auch die Jahre in der Spitzpyramide des Magistrats haben die Eindrücke nur überdeckt, nicht getilgt. 'Manchen Wunden folgen hässliche Narben, die an sie erinnern', dachte Mango.
Die Erinnerung lässt sie innehalten, verwirrt sie. Ungefragt schwemmen Bilder an die Oberfläche. Pillow mit ihrem ansteckenden Lachen, Blattel, der redete wie ihr Vater, Dirty, dem später die Coins ausgingen − alle terminiert und weggesaugt vom Circuit. Mango blinzelt kurz, dann schließt sich ihr Gesicht und die Härte kehrt zurück.
In der Nähe ertönt der Melder, weitere folgen, Schatten geraten in Bewegung, es geht los. Dort, wo die Häuserschlucht sich öffnet, wartet eine Handvoll Ganeffs. Sie hält darauf zu. Beim Laufen rollt sie die Peitsche ab. Kinderspiel, der Circuit wartet.

Yuzu bleibt eisern, hält den AgeXcash an seiner ausgestreckten Rechten. Die Ganeffs stehen Seite an Seite, Palisaden der Feindseligkeit mit leuchtenden Wachtürmen. Den ein oder anderen meint er zu kennen aus einem vergessenen Leben, das ebenso hoffnungslos war wie das heutige.
»Zwei Dutzend Hände für den Transit hinter die Mauer. Das ist alles.«
Der Alte hebt langsam den Stock, zeigt auf ihn. Zielt. In dem Moment, als der Schuss sich löst, trifft etwas die Hand des Alten, lenkt so die Kugel an Yuzu vorbei. Ein zweiter stählerner Stern trifft mittig die Stirn des Alten, bleibt stecken. Die Wucht des Einschlags kippt seinen Kopf nach hinten, befördert ihn rücklings in den schmatzenden Untergrund. Die gebogene Pfeife landet neben ihm.
Es wird laut. Ganeffs scheinen aus dem Boden zu wachsen. Yuzu funktioniert. Messer streifen ihn, steigern seine Wut. Stechen, Treten, Schlagen, Töten. Das Replikat verschafft ihm Vorteile, er schwingt es ausgestreckt. Yuzu drängt zum Rand, will sich den Weg freikämpfen in eine der schmalen Gassen. Davor stehen Horden wilder Ganeffs, die genau zu verhindern suchen.
Seine Arme werden schwer, er spürt seine Füße nicht mehr. Der Junge weiß, er wird nicht ewig durchhalten. Es wird nicht reichen, er wird untergehen, die Ganeffs werden ihn massakrieren.

Das Dröhnen in der Luft ist ohrenbetäubend. Knackende Druckwellen schmerzen in den Ohren, Lichtblitze zucken am Himmel, reißen den Schlamm auf, lassen Feuer und Dreck regnen. Suchscheinwerfer kreuzen sich in der Luft. FlyBots!
Die Ganeffs spritzen auseinander, versuchen vergeblich zu entkommen. Einige Todesmutige werfen Fackeln und Klingen hoch zu den FlyBots, versuchen, die geschützten Turbinen zu treffen. Unter den Turbinen wedeln Schläuche hin und her wie Schwänze, saugen Ganeffs in Circuit-Tanks.

Die Platzmitte leert sich zunehmend, violette Wolken explodieren am Flaschenhals der Gassenzugänge. Mango hat den Mantel abgeworfen und verschießt so viele Kapseln Biogen-Powder wie möglich.
Yuzu spürt eine feste Hand an seinem Arm, will sich rauswinden aus dem Griff und blickt in Honkys Gesicht. Blut tropft von seiner Stirn, windet sich durch Falten.
»Komm mit.« Der Heizer drückt ihn in die Dunkelheit, schlägt den Weg frei mit seinem gekappten Stock, kämpft, bis sie in einem Hof voller Gerümpel sind. Einen Shunkan lang schnaufen sie durch.
Yuzu dreht sich um, sieht den Lichtkegel, der folgt, hört das Knattern. Neben ihnen spritzt der Boden auf.
Honky bleibt stehen, dreht sich um, lässt seine Hand mehrmals aus dem Handgelenk zucken. Die Turbine jault auf, fängt Feuer. Der Flybot dreht sich im Kreis, zerschießt Glas, Holz und Steine, bevor er niedergeht und in Flammen aufgeht.
Honky zieht Yuzu weiter, raus aus den Gassen und hinunter in das Gewirr aus Pfahlbauten, grünlichem Schleim und gärenden Gasen. Vor einem gemauerten, alten Brunnen bleibt er stehen, stützt die Hände auf die Knie. Als er sich aufrichtet, ist sein Gesicht hohl, schmerzverzerrt.
Das dunkle Brackwasser im Brunnen spiegelt wimmernd die Mondsichel. Einen Steinwurf entfernt ragt die glatte Mauerwand turmhoch in den Himmel. Dicke, quer gespannte Stahlseile surren verräterisch.

»Da ist nichts da draußen, Yuzu.« Honky deutet hinter die Mauer, hält sich die Seite, Blut sickert durch die Finger.
»Hier drinnen ist auch nichts.«
»Paria Paradise ist nur in unseren Köpfen.« Honky tippt sich an die Stirn.
»Das muss ich herausfinden.«
Honky nickt, lächelt durch den Schmerz. Er hört nur, was er ohnehin wusste. Er deutet mit dem Gesicht auf den Brunnen.
»Wenn du unten bist, zehn Züge Richtung Osten, dann kannst du Luft holen. Dann weiter nach Süden. Jenseits der Mauer kommst du hoch. Bleib im Sumpf in Deckung. Die Nationalen werden alles schicken, was sie haben.«
Honky hält ihm die Hand hin, Yuzu greift sie mit dem Replikat, nimmt die Linke dazu, drückt nicht zu fest. Als er die Hand wegzieht, liegen darin zwei Shuriken.
»Danke.«
»Viel Glück. Wenn dort etwas ist, lass es mich wissen.« − »Werde ich.«
Ein Schlag wirft Honky nach vorne, aus seiner Brust ragt ein dünner Metallbolzen. Über Honkys Schulter sieht Yuzu, wie Mango die Armbrust erneut spannt. Er lässt den Sterbenden auf den Boden gleiten und rennt los.
Auf halber Strecke hebt Mango erneut die Armbrust. Yuzu wirft einen Stern, der an ihrer Schulter vorbeizischt. Der zweite trifft den Oberarm.
Sie schreit auf, flucht, wechselt die Hand, zielt und schießt daneben. Bevor Yuzu bei ihr ist, nimmt sie den Devilstick, dreht ihn an und sticht ihn in den Boden. Der Impulsschlag holt Yuzu von den Beinen. Zuckend geht er zu Boden, bleibt paralysiert liegen. Als sich Mango über ihn beugt, sieht er ihr vampirhaftes Lächeln.
»Got you!«
Der Devilstick nähert sich der Brust, bleibt über seinem Herz stehen. Mit der freien Hand bedient sie den FreeCom an ihrem Unterarm. Yuzu weiß wozu.
»Wirst du vernünftig sein, Kleiner?« Sie spielt mit ihm, streichelt mit der Spitze des Devilsticks über seinen nackten Hals. Yuzu spürt kleine Stiche von den Funken, die überschlagen. Der Stick steht unter Hochspannung.
»Ob ich mich ergebe, willst du wissen?«
»Wie schlau du bist, Kleiner.«
»Niemals!« Yuzu hält mit dem Replikat sein AgeXcash, jetzt drückt er die Unterseite mit dem Docking-Port gegen die Spitze des Devilsticks. Ein Knall schleudert Mangos Arm nach hinten, verschafft Yuzu die Zeit, die er braucht, auf die Füße zu kommen. In einer routinierten Bewegung zieht er das Kurzschwert, sticht es ohne Zögern in ihre Brust. Röchelnd sinkt sie zu Boden. In ihren Zügen lässt der Schmerz keinen Platz für Überraschung.
Yuzu fühlt nichts, dafür hat er gleiches zu oft schon getan. Er wankt, schaut hinüber zum Gürtel der Rims, ein Gatter aus Suchlichtern durchkämmt die Niederungen, wandert in ihre Richtung, an und zu schwankt ein Schlauchende in einen der Lichtkreise.

Yuzu läuft zurück zum Brunnen, kniet vor Honky nieder und nimmt seine Hand.
Der Alte öffnet die Augen, als er die Berührung spürt. Er winkt Yuzu herunter zu seinen Lippen und flüstert: »Sei besser, als ich es war.«
Sie kommen, das Brummen der Maschinen wird lauter, die Suchlichter schneiden durch die Schwärze der Nacht. Die Sauger winden sich wie Würmer, einer neigt sich Richtung Mango. Yuzu steht auf der Brunnenmauer, atmet tief aus und wieder ein, bevor er springt.

 
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Hey linktofink

Respekt!

Vor allem für die selbstverständliche Weise, mit der du Gadgets einbaust, die Welt, in der die Geschichte spielt, charakterisierst und vor den Augen des Lesers entstehen lässt. Am Anfang musste ich etwas konzentriert lesen, aber dann ging das gut. Du hast das insgesamt dosiert eingesetzt, vielleicht könntest du dennoch zu Beginn noch etwas zurückhaltender sein. PinkSky finde ich grandios, das zündet. Aber dann gleich das Schmiergeld für die Ganeffs. Das spielt ja erst spät eine Rolle, das könnte vielleicht nach hinten. Ich würde da mal noch schauen, ob sich was umlagern lässt.

Infodump ist eine grosse Gefahr bei solchen Texten und die hast du weitgehend gemeistert, wie ich finde. Einzig hier:

Wenn sie es gut machen, erhält auch er mehr Coins. Und Coins bedeuten Aufschub. Alltag heißt arbeiten, um nicht terminiert zu werden. Auch für ihn, er ist keiner von den Nationalen.
Vier Infos am Stück. Vielleicht kriegst du das noch etwas organischer in den Text.

Respekt auch für die Bezeichnungen der Gadgets, für deine Phantasie auf der Ebene des Worldbuildings, des Kolorits, auch einzelner Szenen. Ich gehe mal davon aus, dass du da sehr viel Zeit reingesteckt hat. Es hat sich gelohnt, das wirkt sehr souverän. Das war auch der Hauptgrund, weshalb ich am Text drangeblieben bin. Denn die Handlung ist zwar gut erzählt, aber insgesamt war es mir doch etwas zu altbacken, in gewisser Hinsicht. Also, ich weiss, dass man das Rad nicht neu erfinden kann, vor allem in solchen Genres. Aber an einigen Stellen, ploppten halt so Bilder aus bekannten Filmen hoch, jedes Mal ein anderer, immerhin, aber doch.

Was mir gefehlt hat, um den Text zu einem absoluten Highlight zu machen, war ein Science-Fiction Element, das wirklich zur Handlung beiträgt. Du könntest ja den gesamten Science-Fiction-Anteil auf Null reduzieren und die Story würde dennoch funktionieren. Für mich hat es sich ein wenig gelesen wie eine Römer-Geschichte in neuem Kleid. Ich finde aber, dass richtig gute Science-Fiction auch auf der Plot-Ebene Science-Fiction sein sollte, ein Planet, der über Bewusstsein verfügt und die Protagonisten manipuliert, eine technische Entwicklung, mit der sich die Zukunft vorhersagen lässt etc. Dann wird auch klar, dass das Setting ein hochtechnisiertes sein muss.
Eine andere Möglichkeit wäre, auf der psychologischen Ebene noch in die Tiefe zu gehen, moralische Dilemmata einzubauen, Verantwortung und Schuld. Wen lässt er auf seiner Flucht zurück? Gäbe es eventuell einen dreckigeren Preis, den er für die Flucht bezahlt? So war mir der Text insgesamt zu actionbasiert. Aber das ist natürlich Geschmacksache, zumal hier der Geschmack eines Kommentators zum Ausdruck kommt, der sich zwar Science-Fiction anschaut, aber sehr wenig davon liest, bei Action weder noch.

Also, um noch mal darauf zurückzukommen, was ich eigentlich sagen möchte: Das ist gut geschrieben und gut erzählt. Droht ja zur Floskel zu werden und daher setze ich das sparsam ein: Aber hier denke ich mir wirklich, dass du, wenn du einen guten Plot findest, das Zeug hast, einen richtig tollen Science-Fiction-Roman zu schreiben.

Kleinkram:

das Fenster wir trüb
wird
dann setzt der künstlich generierte Schmerz ein
Bin ich drüber gestolpert. Schmerz entsteht ja im Gehirn. Künstlich generiert können nur die Impulse werden, die den Schmerz verursachen.
das Recht, sich als Paria ohne Einschränkung unter ihnen zu bewegen. Mit dem Replikat ist Schluss.
Das habe ich hier nicht so ganz kapiert. Mit Replikat darf man nicht mehr kämpfen. Weshalb genau? Ich kann mir schon einen Grund vorstellen, aber ein Halbsatz zur Erklärung hätte geholfen.
Diesmal wird sie diejenige sein, die ihn zur Strecke bringt.
Das klingt, als wäre Spargel schon einmal zur Strecke gebracht worden. Besser: "einen Flüchtling" o.ä.
verschießt so viele Kapseln Biogen-Powder,wie möglich.
kein Komma, dafür ein Leerschlag.

Gern gelesen!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo linktofink, über diesen Text lässt sich einiges sagen und philosophieren. Ich will mich auf einen Punkt beschränken, nämlich auf die Frage, wie »erwachsen« solche Geschichten sind bzw. sein können, und welche Schlussfolgerungen sich daraus (für mich) ergeben.

Zunächst einmal: So, wie es jetzt da steht, wird der Text für Liebhaber des SF-Genres sicher lesenswert sein. Ich finde das gut geschrieben, auch wenn ich gegen die Stilistik Vorbehalte habe. Dazu gleich. Aber das ist schon souverän, es liest sich so, als wollte der Autor es genau so. Ich muss Dir nichts über Adjektive, schiefe Bilder und Vermeidung von Wortähnlichkeiten sagen. Wir debattieren dabei also weniger über Handwerkliches, sondern eher über die Frage, wie Sound und Inhalt der Geschichte zu bewerten sind.

Unabhängig davon, dass diese Geschichte in SF-Kreisen sicher akzeptiert wird, stört mich das Kindliche daran ein wenig. Science Fiction steht ja allgemein in dem Ruf Kindisches für Erwachsene zu bieten. Woher kommt das? Da ist zum einen diese Freude an Spielzeugen (in Deiner Geschichte Devilstick, Shuriken, AgeXcash usw.), aber auch die Freude an einem Phantasieren, bei dem es mehr um bunte Geschichten und Knalleffekte als um psychologische Glaubwürdigkeit oder um gesellschaftliche Utopien geht. Da macht das Ganze recht kindlich.

Persönlich geht es mir so, dass ich das für eine Kurzgeschichte okay finde, aber bei längeren Texten wünsche ich mir mehr Substanz. Ich lese hin und wieder Science Fiction und finde die immer dann gut, wenn sie neben hoher sprachlicher Qualität etwas grundsätzliches über die Conditio humana zu sagen hat. Bladerunner habe ich drei mal gelesen, obwohl ich anfangs nicht begeistert war. Irgendwann hat sich mir dann der philosophische Kern der Geschichte erschlossen, so auch bei A Scanner Darkly/ Der dunkle Schirm.

Einem SF-Fan wie mir könntest Du Freude machen, wenn Du in künftigen Geschichten düsterer schreiben würdest, härter, reduzierter. Klar gehört Zukunftstechnologie in solche Geschichten rein, aber ich finde, Du übertreibst es hier etwas. Das Ganze sollte sich nicht lesen wie ein Quelle-Katalog aus dem Jahr 2300.

Auch die Sprache, die Du gewählt trägt dazu bei, dass man das Ganze nicht so richtig ernst nehmen kann. Wenn die Hauptfigur einen lächerlichen Namen wie »Spargel« verpasst bekommt, wirkt das schnell wie Comedy. Ich sage nicht einmal, dass jetzt da ein philosophischer Twist rein sollte oder müsste. Aber die Sprache ist zu bunt, wenn es ein erwachsener Text sein soll, darf er sich nicht so spreizen. Ich glaube nicht, dass Du damit an Effekt verlieren würdest. Mach es (zukünftig) weniger blumig, wäre meine Empfehlung, auf den Punkt gebracht.

So oder so, gern gelesen.

Gruß Achillus

 

@Peeperkorn, @Achillus, freut mich extrem, dass ihr beide meinen Text kommentiert habt. Ich komme leider heute zu keiner ausführlichen Antwort mehr. Hoffentlich morgen.
Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink!

Deinen Text habe ich sehr gerne gelesen. Er gewann für mich im Mittelteil an Tiefe und Komplexität, nachdem ich Probleme hatte, in die beschriebene Welt samt Handlung "reinzukommen". Es tauchen so viele neue Details auf (dass Mango kurz an ihren Vater denkt, hatte ich anfangs völlig überlesen) beim zweiten, dritten, vierten Lesen, das ist so ein Text, den ich immer und immer wieder sehr gerne lesen werde.

Mich erinnert dein Setting in Kolorit und Detailgrad an ein verbalisiertes "Alpha" aus der Comic-Reihe "Valerian", 2017 verfilmt (nur das Setting, nicht die Handlung, bitte nicht die Handlung!). Ich hoffe, ich konnte alles korrekt verstehen und habe nichts übersehen - falls dem so sei, ist das kein Mangel des Textes sondern eher meinem mangelnden Textverständnis geschuldet.

Stellen:

Die Choreo verlangt, dass er den Stumpf über den Kopf reckt, in der Luft Lasso-Schwünge imitiert. Winzige Kameradrohnen summen um seinen Kopf, kreiseln zurück, weichen seinen Bewegungen aus. Die Hand ist unterhalb des Paria-Tribals sauber abgetrennt, das Ende des Unterarms zieht rote Bahnen durch die Luft.

Gruß der Nationalen.

- Eine Gladiatoren-Arena, erzwungene Entmenschlichung in einer unterhaltungs- und geldgierigen Gesellschaft, zerfallen in Kasten, keine soziale Durchmischung.
- Die Nationalen, die politische Führungskaste, nutzen "analoge" Flaggen in rot und schwarz (die Farben des Totalitarismus) in einer sonst durchelektrisierten Welt, der Faustgruß könnte auch im alten Rom Verwendung finden.
- Die Protagonisten scheinen völlig losgelöst und individuell zu handeln, ich kann sie mir nur ohne Eltern, ohne Kinder, ohne Freunde, ohne eine "normale" soziale Beziehung vorstellen, alle Kommunikation motivieren Coins und Power.

Irgendwie war ich von der Idee anfangs etwas enttäuscht, da hier sehr typische Motive aus reichweitenstarken SF-Filmen aufgegriffen werden. Das ist nicht tragisch, aber ja, vielleicht erwarte ich subjektiv auch etwas anderes, zB wie in Neuromancer von William Gibson, der einen eigenen irren Cyberpunk-Slang der Unterschicht kreiert oder wie im ungewöhnlich ruhigen SF-Film Arrival. Erst zum Ende zeigst du einen kurzen, menschlichen Eindruck der Mango, das eröffnet eine neue Perspektive auf diesen Charakter. Wie gesagt, das bleibt ein subjektiver Eindruck. Ab dem vierten Abschnitt

Und?« Mango..

hattest du mich aber wieder, denn die Beschreibung der Mango fand ich so stimmig, so passend in dieser fremden SF-Welt, vor allem das geräuschvolle Rotzen über Geländer. Ohne die Reduktion auf Mango, Spargel und dem irrlichternden Honky wäre deine Geschichte heillos zerfallen. Das ist sehr gut gemacht.

polychrome Glühwürmchen durch das Zwielicht des späten Nachmittags

Schöne Stelle nach zweimaligen Lesen.

Mango war Heizerin − die einzige, die es je gab − jetzt ist sie Wärterin und stramme Nationale.
Spargel hat nicht genug Speichel, um sie wegzuschlucken.

Spargel vs. Mango. Mango ist ein sehr, sehr intensives Obst (oh man, was für ein blöder Satz) und Spargel ein langweiliges Gemüse, das seltsam wässrig schmeckt und gut geschält werden sollte, sonst schluckst du Wasser und kaust Zellulose. Mir gefällt dieser Gegensatz. Vielleicht wirkte deshalb Mango in Vergleich zu Spargel sehr viel plastischer, spannender, interessanter, intensiver. Spargel, ja gut, lass den Spargel ruhig zu seinem Paria Paradise gehen oder suchen und dort lecker Milch/Honig schlürfen, aber die böse Mango, das ist die irre Sadistin just for fun.

»Das wird nicht schwer, jeder Winkel hier ist drohnenverseucht.

Moment - kann Spargel in einer drohnenverseuchten Welt überhaupt frei reden, frei agieren? Kann er überhaupt sagen, dass er ins Paria Paradise will?

Die Drohung ist lauter als seine Stimme. Die Wärme ist gewichen.

Gute Stelle! Und hier vor allem,

Unter ihren Schritten knirschen Käfer, krümmen sich Parasiten.

Mango eben. Ganz schönes Biest, die olle Nationale mit ihrer elektrischen Peitsche. Tolle Stelle!

Die Kabine fliegt auf Ebene 8.39,

zwei Dutzend Hände

Hände verkaufen, eintreiben? Erinnert mich sehr an die "Kongogräuel" um die Jahrhundertwende, als in Belgisch-Kongo das Nicht-Einhalten der Kautschukmenge mit Handabhacken bestraft wurde. Grausame Geschichte.

Der Heizer drückt ihn in die Dunkelheit,

Ich verstehe nicht, warum jetzt ein Heizer auftaucht, wenn Mango die einzige Heizerin in der Geschichte war?

Auf historisch getrimmte Gaslaternen tunken die Stände und Verkaufsnischen in altertümliches Licht. Buntes, Ledernes hängt von der Decke. Tiere, Gewürze und Obst wird feilgeboten. Hölzernes Kunsthandwerk ragt in die Gänge, dazwischen bedrängt allerlei Tand die Besucher von den Wänden aus, lässt nur den Durchgang frei für einen Kunden. Er muss den Abstand vergrößern, damit Spargel ihn nicht bemerkt.

Eine neues, altertümliches Setting, das mit der SF-Welt kontrastiert. Passend zu deiner übervollen, reichen Geschichte.

******

Ich hoffe, @linktofink, du konntest mit diesen etwas chaotischen Anmerkungen etwas anfangen. Also, sehr gerne gelesen und sehr gerne wieder gelesen.

So, das war's!

Lg aus Leipzig,
kiroly

 

„Wir brauchen keine anderen Welten, wir brauchen Spiegel.“
Stanislaw Lem​

Als sich Mango über ihn beugt, sieht er ihr vampirhaftes Lächeln.
»Got you!«

Na, ob Englisch dereinst die Lingua franca bleiben wird, bezweifel ich an sich. Was ich bewunder, ist die Mühe, neue Welten (und damit auch dazu passende Wortschöpfungen als Beleg der schönen neuen Welt) zu kreieren– aber Deine Geschichte,

lieber linktofink,

spiegelt eher das alte Rom (das älteste, erste + 476, [das zwote Konstantinopel/Byzans + 1453 und das dritte – je nach Weltsicht der Vatikanstaat oder Moskau] Trampledonia halt ich mal raus). Ja gut, einen Helden „Asparagus“ zu nennen wäre kühner, als ihn Spargel zu nennen, und Coins klingt nicht so kompliziert wie der Denar zu zehn Assen usw. Gladiatoren, versklavte Spitzensportler, wurden in „Ställen“ gehalten wie heute Reiche und Superreiche sich „ihren“ Verein halten, auch Wetten wurden schon abgeschlossen (kann es sein, dass es in Deiner Welt kein Wettsystem mehr gibt?), in den Stadien heizten „Kalfaktoren“ dem Publikum ein und die Armbrust wurde nicht durch Wilhelm Tell erfunden (eine Sage, die wahrscheinlich einer älteren dänischen nachgebildet ist), der Gladius, das Kurzschwert war seit republikanischer Zeit in Gebrauch - ganz zu schweigen vom Paradies, umhegten Gärten. Und welchen Vorwurf kann man dem alten Rom aus der fehlenden Elektrifizierung machen ...

Mir war‘s zu anstrengend … wiewohl ich vor Anstrengungen nicht zurückschreck

Einige Flusen

Seit langem weiß er, der Tag wird kommen, jetzt ist es soweit, das Vieh hat ihn erwischt
„so weit“, nur die Konjunktion „soweit“ zusammen (musstu insgesamt noch mal durchsehn)
Er hasst sich für das, was er ist[,] und für das, was er tun muss.
»Wie[...]viel kriegst du?« Honky schaut …

Der Wert ist so hoch wie seit seinem Einundzwanzigsten nicht mehr.
Besser: seit seinem „einundzwanzigsten“ [Geburtstag] ...
Durch den kaminartigen Gang zieht Luft, die nach Keller und nach dem nasse[n] Stein der Rims riecht.
Er winkt Spargel herunter zu seinen Lippen und flüstert: »Sei besser[,] als ich es war.

Nunja, das F in SF ist mir immer nahe bei Fantasy.

Tschüss

Friedel

 

Hallo Peeperkorn,

vielen Dank für deinen Eisbrecher-Komm. Ich kann das immer schlecht aushalten, wenn lange gar nichts passiert. Was mich vor allem freut, dass du dich mit SciFi beschäftigst, wo das nicht dein Genre ist, und dass du es gerne gelesen hast.

Vor allem für die selbstverständliche Weise, mit der du Gadgets einbaust, die Welt, in der die Geschichte spielt, charakterisierst und vor den Augen des Lesers entstehen lässt. Am Anfang musste ich etwas konzentriert lesen, aber dann ging das gut.
Danke Peeperkorn, das ist denke ich genau der Punkt, die Balance zu halten, das Worldbuilding ohne Infodump zu präsentieren und dennoch verständlich zu bleiben.

Wenn sie es gut machen, erhält auch er mehr Coins. Und Coins bedeuten Aufschub. Alltag heißt arbeiten, um nicht terminiert zu werden. Auch für ihn, er ist keiner von den Nationalen.
Vier Infos am Stück. Vielleicht kriegst du das noch etwas organischer in den Text.
Ja, da ist es dann doch passiert, :D Bedarf der Abhilfe, aber du kennst das ja, wenn die nötige Distanz nicht mehr vorhanden ist, weil du gerade tief im Text wuselst, überliest du so was. Zumindest geht das mir oft so, deshalb Danke für den Hinweis.

Was mir gefehlt hat, um den Text zu einem absoluten Highlight zu machen, war ein Science-Fiction Element, das wirklich zur Handlung beiträgt. Du könntest ja den gesamten Science-Fiction-Anteil auf Null reduzieren und die Story würde dennoch funktionieren.
Das stimmt, ohne Gadgets und Future-Setting könnte das Ding auch im alten Rom laufen. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass das dystopische Setting den Text zwangsläufig im SciFi verortet und habe dabei nicht gesehen, dass der Plot losgekoppelt davon wenig eigene, typische SciFi-Merkmale aufweist. Das hatte ich tatsächlich so noch nicht geblickt und ich freue mich über den Hinweis der Fiction-Plot-Koppelung, ebenso über das moralisch Dilemma, das du als Möglichkeit anführst.
Möglicherweise hilft das, den altbackenen Plot, der (wie du zu recht anmerkst) bekannte Filmsequenzen aufploppen lässt, zu einem besonderen zu machen.
Das sind gute, wertvolle Tipps, die den Text bereichern können, wenn es mir gelingt, sie umzusetzen. Muss mal meinen Grips auswringen, vielleicht tropft was raus.

Droht ja zur Floskel zu werden und daher setze ich das sparsam ein: Aber hier denke ich mir wirklich, dass du, wenn du einen guten Plot findest, das Zeug hast, einen richtig tollen Science-Fiction-Roman zu schreiben.
Das ist bei allen meinen Geschichten so, Peeperkorn, das Worldbuilding oder Setting fällt mir leicht, das fließt mir so aus der Feder, aber einen frischen, schlüssigen und vor allem relevanten Plot zu erstellen, finde ich unvergleichlich schwieriger und das gelingt mir selten.

Peace, linktofink

ps. Danke auch für den Kleinkram, wird sofort abgestellt. Übrigens ... wie kommst du voran mit deinem Roman? Hast du den Vertrag eingetütet?

 

Hey linktofink

Freut mich, dass du mit meinem Kommentar was anfangen konntest!

Übrigens ... wie kommst du voran mit deinem Roman? Hast du den Vertrag eingetütet?
Stecke knietief im Text und bearbeite gerade einige hundert Anmerkungen des Lektors. Danach kommt noch das Sprachliche. Insgesamt mindestens vier Durchgänge. Der Illustrator hat ein Cover entworfen, das mich begeistert, einen Titel haben wir auch endlich gefunden. Ich bin guter Dinge.

So jetzt aber wieder Bühne frei für hoffentlich zahlreiche Kommentare zu deinem Text. Er hätte es verdient!

 
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Salve @Achillus,

Ich sehe den Text trotz der vielen Stunden, die ich bereits da reingesteckt habe, als noch nicht vollends fertiggestellt an, deswegen steht er im Forum. Und so bin ich sehr froh, dass du mir deine Lesart spiegelst und konkrete Ansatzpunkte lieferst.

Stilistisch nennst du den Text einerseits souverän, andererseits empfindest du den Sound als kindlich, weil die Beschäftigung mit der Conditio Humana, also den Bedingungen des Menschseins fehlen (mit den philosophischen und psychologischen Aspekten, die damit zusammenhängen). Auf den Punkt gebracht: In der aufgebauschten Kulisse fehlt die Substanz.

Ich kann den Punkt verstehen, obwohl ich ihn nur bedingt teile. Zunächst mal eine Bemerkung zur Kulisse, zum Quellekatalog 2300. Ich weiß nicht, ob du Perdido Street Station von China Miéville kennst? Ein überbordender, vor Ideen schier strotzender, greller Roman, der eine neue Art SciFi schreibt. Mieville selbst nennt das weird fiction. Beeindruckendes Buch.
Mein Text, meine Sprache (die du gespreizt und blumig nennst), die Spielzeuge (ich nenne sie mal Requisiten), die dir zu bunt und kindisch sind, wirken im Vergleich mit diesem Werk sparsam, nüchtern und düster. Das ist - wie so oft - eine Frage der Relation, und wie ich deine Kommentare und Texte lese und kenne, schätze ich dich als Autor, Charakter und Mensch nüchterner, ernsthafter und auch erwachsener ein, als ich es bin. Das ist absolut nicht wertend gemeint, im Gegenteil, ich werde von solchen Menschen angezogen (meine Frau ist so eine), weil sie mich erden.
Mir liegt das Fantasieren, das Schwelgen in Farben, das Springen von einem Faszinosum zum nächsten. Wenn du dir meine Texte anschaust, wirst du das sehen. Spricht also nichts dagegen, beizeiten eine richtig harte, düstere und reduzierte Story zu versuchen. Why not? Jedoch nur so zu schreiben, wäre mir persönlich zu eindimensional. Mir würde so das Bunte, das Spinnerte fehlen - was nicht heißt, dass ich in diesem Text nicht noch die eine oder andere Spitze kappen werde. Wie gesagt, für mich ist er im Bearbeitungsmodus.

Was ich allerdings sehe, ist, dass dem Plot etwas spezifisch SciFi-mäßiges, ein Überbau auf Metabene abgeht, wie Peeperkorn sinngemäß meinte. Ich brüte mal drüber, was das sein könnte. Ein Überlegung war/ ist auch, den Prota in einem zweiten Teil später mal jenseits der Mauer auftauchen zu lassen. Da ließe sich auch noch was einstricken.

Den Comedy-Spargel habe ich gestern schon geändert, das war ein Lückenfüller, an den ich mich gewöhnt hatte und den ich ergo nicht mehr hinterfragt habe, aber eigentlich hätte ich es wissen müssen!
Vielen Dank, Achillus, für deinen direkten, offenen Kommentar.

Peace, linktofink


Stecke knietief im Text und bearbeite gerade einige hundert Anmerkungen des Lektors. Danach kommt noch das Sprachliche. Insgesamt mindestens vier Durchgänge.
Mega, @Peeperkorn, dann wird es auch richtig gut.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @kiroly,

cool, dass du meine Geschichte kommentierst.

das ist so ein Text, den ich immer und immer wieder sehr gerne lesen werde.
Das freut mich sehr, denn welcher Autor will nicht gerne gelesen werden (vor allem wieder und wieder)? :D

Mich erinnert dein Setting in Kolorit und Detailgrad an ein verbalisiertes "Alpha" aus der Comic-Reihe "Valerian"
Hab ich nicht gesehen, aber der Trailer ist visuell berauschend, wie nicht anders zu erwarten bei Luc Besson. Der Vergleich ehrt ...

- Eine Gladiatoren-Arena, erzwungene Entmenschlichung in einer unterhaltungs- und geldgierigen Gesellschaft, zerfallen in Kasten, keine soziale Durchmischung.
- Die Nationalen, die politische Führungskaste, nutzen "analoge" Flaggen in rot und schwarz (die Farben des Totalitarismus) in einer sonst durchelektrisierten Welt, der Faustgruß könnte auch im alten Rom Verwendung finden.
- Die Protagonisten scheinen völlig losgelöst und individuell zu handeln, ich kann sie mir nur ohne Eltern, ohne Kinder, ohne Freunde, ohne eine "normale" soziale Beziehung vorstellen, alle Kommunikation motivieren Coins und Power.
Sehr gut gesehen, so habe ich es mir auch vorgestellt, Kinder werden früh entwöhnt und zum einundzwanzigsten Geburtstag terminiert, es sei denn, sie können sich durch Coins Aufschub erkaufen. Das habe ich so nicht explizit geschrieben, ich hoffe, das schimmert dennoch durch.
Ursprünglich sollte Honky Spargels biologischer Vater sein, was sich erst final herausstellt und was ich nehmen wollte als Motivation für seine Rettungstat. Bin aber davon abgekommen, weil ich es ohne soziale Beziehungen, wie du es schreibst, stärker finde.

zB wie in Neuromancer von William Gibson, der einen eigenen irren Cyberpunk-Slang der Unterschicht kreiert oder wie im ungewöhnlich ruhigen SF-Film Arrival.
Die nächsten Lücken, kenne ich leider beides auch nicht. Ich sehe den Punkt, dir fehlt das Außergewöhnliche der Grundidee, die Duftmarke jenseits des Altbekannten. Mea Culpa, ich sehe das auch als Mangel und versuche, da nachzulegen.

Ohne die Reduktion auf Mango, Spargel und dem irrlichternden Honky wäre deine Geschichte heillos zerfallen. Das ist sehr gut gemacht.
Ja, zuerst wollte ich den Magistrat stärker ins Spiel bringen durch einen übergeordneten Lenker der Geschicke und hab es dann gelassen, weil ich bei den Versuchen die Gefahr der Verdröselung gesehen habe.

polychrome Glühwürmchen durch das Zwielicht des späten Nachmittags
Schöne Stelle nach zweimaligen Lesen.
sperrig aber schön, fand ich auch. ;)

hattest du mich aber wieder, denn die Beschreibung der Mango fand ich so stimmig, so passend in dieser fremden SF-Welt, vor allem das geräuschvolle Rotzen über Geländer.
Ganz ehrlich finde ich Mango als Figur auch stärker als Yuzu (Spargel). Wie du schon sagst:
aber die böse Mango, das ist die irre Sadistin just for fun.
Ich finde es viel einfacher, Antagonisten/ -innen zu charakterisieren , als die "Guten". Die gutmütigen Protas haben es oft schwer, sie müssen leiden, Heldenmut zeigen und Steine auf dem Weg überwinden, bevor sie belohnt werden. Schwierig, das zu brechen und da Ambivalenz reinzubringen. Ohne Bruch liest sich das dann so weg und wird egal wie du so schön schreibst:
lass den Spargel ruhig zu seinem Paria Paradise gehen oder suchen und dort lecker Milch/Honig schlürfen

»Das wird nicht schwer, jeder Winkel hier ist drohnenverseucht.
Moment - kann Spargel in einer drohnenverseuchten Welt überhaupt frei reden, frei agieren? Kann er überhaupt sagen, dass er ins Paria Paradise will?
Deshalb passt Honky ihn in diesem finsteren Gang ab. Er weiß schon, wo sie reden können. Vielleicht sollte ich das betonen, ihn eine verirrte Drohne mit einem Shuriken aus der Luft holen lassen.

Der Heizer drückt ihn in die Dunkelheit,
Ich verstehe nicht, warum jetzt ein Heizer auftaucht, wenn Mango die einzige Heizerin in der Geschichte war?
Honky der Heizer, steht schon früher im Text. Mango ist die einzige weibliche Heizerin, die es je gab.

Vielen Dank für deinen Kommentar, kiroly und Grüße aus Köln nach Leipzig. :anstoss:

Peace, linktofink

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Hallo @Friedrichard,

„Wir brauchen keine anderen Welten, wir brauchen Spiegel.“
Stanislaw Lem
... oder die Spiegelung durch andere, doch ähnliche Welten, die uns das zeigen, was wir nicht mehr sehen, weil wir zu dicht davorstehen.

Die Bezüge zum alten Rom sind - trotz SciFi - sicherlich da, unbestritten. Unsere geldregierte, gierige Wirklichkeit ist davon jedoch auch nicht so weit weg, wie wir es gerne hätten.
Der Hinweis auf das Wettsystem ist gut und treffend, das muss mit rein!

Mir war‘s zu anstrengend … wiewohl ich vor Anstrengungen nicht zurückschreck
Es ehrt dich, dass du dich dennoch mit meinem Text beschäftigt hast, vielen Dank dafür.

Danke für die Flusensuche, wie immer habe ich das Meiste schon beseitigt.

Grüße aus dem Rheinland in den Ruhrpott.

Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink,
ich lese wenig Science Fiction, aber ich lasse dir auch als Nicht-Kennerin mal meinen Eindruck da. Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Die Massen zu Beginn, die nach Blut gieren, das grausame Punkte-System, je nachdem wie unterhaltsam man seine Verletzung präsentiert, das erinnerte mich in seinem Zynismus auch an die Tribute von Panem. Im weiteren Verlauf ahnte ich doch schnell, dass Honky sich als der erweisen würde, der Yuzu im entscheidenden Moment beistehen wird. Mich hat das allerdings nicht gestört.

Die Choreo verlangt, dass er den Stumpf über den Kopf reckt, in der Luft Lasso-Schwünge imitiert.
Ja, richtig abartig. Das ist so ein krasses Detail.

Er hasst sich für das, was er ist, und für das, was er tun muss. Er hat es versucht, die Nationalen lassen ihn nicht gehen. Er hat den Schmerz verstanden, den sie ihm zufügten.
Den letzten Satz verstehe ich nicht so ganz. Haben sie ihn gefoltert, als er gehen wollte?

»Wie viel kriegst du?« Honky schaut auf die Monitorwand, zögert, überlegt.
»Am Ende vielleicht fünf Hände voll.« Mango spitzt die Lippen, pfeift kurz.
»Ist ʹne Menge.« Honky schaut ruhig in ihre Augen, wartet, bis die Jüngere blinzelt.
»Ja, ist auch ʹne Menge Arbeit, bis sie soweit sind«, sagt er mit fester Stimme.
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob mein Vorschlag korrekt ist, aber in dem Abschnitt, finde ich es etwas mühsam zuzuordnen, wer was spricht. Und den vorletzten Satz habe ich auch etwas umgestellt. Dieses "die Jüngere" kommt mir ein bisschen angepappt vor, um da noch diese Information unterzubringen.

»Wie viel kriegst du?«
Honky schaut auf die Monitorwand, zögert, überlegt. »Am Ende vielleicht fünf Hände voll.«
Mango spitzt die Lippen, pfeift kurz. »Ist ʹne Menge.«
Honky schaut ihr ruhig in die Augen, wartet, bis sie blinzelt.
»Ja, ist auch ʹne Menge Arbeit, bis sie soweit sind«, sagt er mit fester Stimme.

Erst spürt er ein leichtes Pochen, dann setzt der künstlich generierte Schmerz ein, lässt ihn zusammenfahren.
Tolle Idee mit dem künstlich generierten Schmerz. Diese ganze Sache mit der Replikation finde ich toll.

Auf dem Weg in die Katakomben passt ihn Honky ab, hält ihm die Hand hin, nickt ihm zu. Saure Galle steigt die Kehle hoch. Yuzu hat nicht genug Speichel, um sie wegzuschlucken.
Saure Galle als Zeichen von Traurigkeit? Ich verbinde das eher mit Wut.

Mango verlangsamt den Schritt, eine Hand am Devilstick, die andere hält lose die Peitsche. Sie saugt die Angst auf, die ihr entgegenschlägt. Aus dem Handgelenk lässt sie die Peitsche knallen, ein spitzer Schrei und ein Ohr fliegen durch die Luft. Sie lacht, ihr Herz wird leicht, es treibt sie an.
Schön böse!

Eine antiquierte, rein mechanische Waffe mit hinterhältig moderner Munition. Ihr martialischer Liebling, alt und überaus effektiv.
Das passt auch auf deine Geschichte, finde ich.

Die Augen sind geschlossen, er horcht, bis er die Umgebung in sich aufgenommen hat, sein Geist ausgerichtet ist. Der Junge öffnet die Augen und geht los.
Warum nicht nochmal "er"? "Der Junge" wirkt auf mich so wie neu angesetzt, als wäre das eine andere Person. Vielleicht einfach Geschmackssache, wie bei "die Jüngere", aber ich würde mit "Dann öffnete er ..." oder so weiter machen.

Dass der Weg nach draussen durch einen Brunnen führt, gefällt mir gut und ich wünsche deinem Helden, dass er es schafft. Vielleicht erfährt man es noch in einem zweiten Teil?

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Chutney,

schön, dass du dich meines Textes angenommen hast. Ich bin für jeden Hinweis dankbar, ob von eingefleischten Genrefans oder "normalen" Lesern, egal.

Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Die Massen zu Beginn, die nach Blut gieren, das grausame Punkte-System, je nachdem wie unterhaltsam man seine Verletzung präsentiert, das erinnerte mich in seinem Zynismus auch an die Tribute von Panem.
An die Tribute hatte ich bisher nicht gedacht, aber du hast recht, in Punkto Zynismus mag es Parallelen geben.

Im weiteren Verlauf ahnte ich doch schnell, dass Honky sich als der erweisen würde, der Yuzu im entscheidenden Moment beistehen wird. Mich hat das allerdings nicht gestört.
Das ist echt interessant, da ich bis kurz vor Fertigstellung der Geschichte den Honky entkommen lassen wollte. Erst beim Schreiben der finalen Szene mit den Ganeffs habe ich mir das anders überlegt. Ich hatte eher Bedenken, ob Honkys Sinneswandel vom Jäger zum Retter nicht zu unmotiviert rüberkommt, zu sehr aus der Luft gegriffen. Beruhigend, dass das funktioniert.

Er hasst sich für das, was er ist, und für das, was er tun muss. Er hat es versucht, die Nationalen lassen ihn nicht gehen. Er hat den Schmerz verstanden, den sie ihm zufügten.
Den letzten Satz verstehe ich nicht so ganz. Haben sie ihn gefoltert, als er gehen wollte?
In meiner Vorstellung hat Honky es bis hinter die Mauer geschafft, wo die Schergen des Magistrats ihn wieder einfingen. Deshalb weiß er auch, das der Weg nach draußen durch den Brunnen führt und sagt zu Yuzu: "Sei besser als ich es war." Wenn das so nicht rausgelesen werden
kann, muss ich mehr Hinweise einstreuen.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob mein Vorschlag korrekt ist, aber in dem Abschnitt, finde ich es etwas mühsam zuzuordnen, wer was spricht. Und den vorletzten Satz habe ich auch etwas umgestellt. Dieses "die Jüngere" kommt mir ein bisschen angepappt vor, um da noch diese Information unterzubringen.
Haha, das ist genau der Absatz, bei dem ich hin- und hergebastelt habe, um die wörtliche Rede klarer zu machen. Voll geloost, ich übernehme deinen Vorschlag, danke.
Die Altershinweise "die Jüngere" und "der Junge" werde ich vermutlich streichen, das ist vielleicht zu überdeutlich.

Tolle Idee mit dem künstlich generierten Schmerz. Diese ganze Sache mit der Replikation finde ich toll.
Ja, ich auch :D . Scherz beiseite, die Idee stand am Anfang der Entdeckungsreise, das war tatsächlich der Ausgangspunkt.

Auf dem Weg in die Katakomben passt ihn Honky ab, hält ihm die Hand hin, nickt ihm zu. Saure Galle steigt die Kehle hoch. Yuzu hat nicht genug Speichel, um sie wegzuschlucken.
Saure Galle als Zeichen von Traurigkeit? Ich verbinde das eher mit Wut.
Ich dachte weniger an Traurigkeit als an Aufregung, weil Yuzu in dem Moment realisiert, das unumkehrbar die Dinge ihren Weg gehen und sein bisheriges Leben ab jetzt Geschichte ist.

Eine antiquierte, rein mechanische Waffe mit hinterhältig moderner Munition. Ihr martialischer Liebling, alt und überaus effektiv.
Das passt auch auf deine Geschichte, finde ich.
No comment :D

Dass der Weg nach draussen durch einen Brunnen führt, gefällt mir gut und ich wünsche deinem Helden, dass er es schafft. Vielleicht erfährt man es noch in einem zweiten Teil?
Ja, Teil 2 ist geplant, der schreit ja sozusagen aus der Tiefe des Brunnens nach seiner Geburt. Das wird aber ne Weile dauern, weil ich erst mal noch am ersten Teil arbeiten und der Story mehr Boden unter die Füße schaufeln will, auch, damit im zweiten Teil alles gut ineinander greift.

Vielen Dank für deine Hinweise, Chutney, man liest sich bei der Challenge?

Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink,

Deine Novelle habe ich ganz gerne gelesen, schließe mich aber @Achillus an, weswegen ich hier nur ein kurzes Feedback gebe, um auch Wiederholungen zu vermeiden. Für mich ist SF immer dann richtig interessant, wenn man die Auswirkungen auf Aspekte einer zukünftigen Gesellschaft zeigt. Das steckt bei Dir natürlich schon ein wenig in der Geschichte, aber eher auf der Ebene "zukünftiger Gladiatorenkampf mit Gadgets".

Außerdem glaube ich, dass SF immer dann besser ist, wenn man auch die emotionale Ebene miteinbezieht. Ich denke da gerade an Matrix, um nur ein Beispiel zu nennen.

Und der Cliffhanger am Ende schreit natürlich nach einer Fortsetzung. Wird die sicher kommen (es gibt da oben ja schon eine Andeutung)? Die würde ich trotz der obigen Punkte sofort verschlingen!

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hey @Geschichtenwerker, hast dich jetzt zu mir verirrt … Finde ich gut. :D

Momentan ist es wirklich so, dass ich neben den Kommentaren für die Challenge meine ganze Restenergie in den Challenge-Beitrag stecke und erst, wenn ich den eingestellt habe, mache ich mich an eine Überarbeitung von Paria Paradise. Und ja, es wird wahrscheinlich auch einen zweiten Teil geben, allein schon, weil es mich selbst tierisch interessiert, wie es weitergeht. ;)
Mir ist der Mangel, den du auch ansprichst, bewusst. Wenn ich so weit bin, würde ich mir die Freiheit herausnehmen, euch nochmal anzuschreiben.
Danke für deinen Komm. Bis dahin,

Peace, linktofink

 

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