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Paulas Kampf gegen den Drachen

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19.03.2003
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Paulas Kampf gegen den Drachen

Paula, Rike und Katrin spielen im Hof zusammen, nachdem sie ihre Schularbeiten endlich fertig haben. Es ist ein schöner Herbstnachmittag und die Mädchen freuen sich, dass sie noch draußen spielen können. Rike und Katrin lassen das Springseil schwingen, während Paula hüpft. „ Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig......“, zählen die drei Mädchen laut. Paulas braune Zöpfe hüpfen freudig mit, bis Rikes Mama von oben ruft: „Riiiike, komm rauf! Du musst deine Aufgaben noch fertig machen.“ Rike zieht ihr Stupsnäschen kraus. „Och schade, leider muss ich hoch. Ich bin vorhin nicht mit rechnen fertig geworden. Leider hat meine Mutter das jetzt bemerkt.“ Ihre blonden Locken schütteln sich unwillig, als sie Paula das Ende des Springseils zuwirft. „Na denn bis morgen.“, ruft sie den anderen Mädchen zu und verschwindet in der grauen Häuserschlucht.
„Und was machen wir jetzt?“, fragt Katrin, „zu zweit Springseil hüpfen geht nicht.“ „Wir können zu mir nach oben gehen, mit meiner neuen Barbie spielen.“, schlägt Paula vor. Katrins Rotschopf nickt zustimmend: „Oh ja, die kenne ich noch gar nicht.“
„Zuerst muss ich aber zu Tante Lilo. Mama ist da zum Kaffeeklatsch. Ich muss da den Haustürschlüssel holen.“
Katrin und Paula rennen die Treppen hoch. Tante Lilo wohnt im dritten Stock. Atemlos klingelt Paula Sturm.
„Was ist denn hier los?“, schimpft Tante Lilo. „Wo ist Mama? Ich brauche den Haustürschlüssel, schnell!“ bricht es aus Paula heraus. Paulas Mama kommt aus dem Wohnzimmer in den Hausflur. „Paula! Musst du denn immer so mit der Tür ins Haus fallen?“, tadelt sie Ihre Tochter streng. „ Was möchtest du denn?“
Paula erzählt ihrer Mutter, dass sie und Katrin in ihrem Zimmer spielen möchten und sie daher den Haustürschlüssel benötigt. „ Ach Kind wo denkst du hin? Den Haustürschlüssel bekommst du nicht und alleine in unserer Wohnung spielst du auch nicht mit Katrin. Ihr seid erst sieben Jahre alt.“, hält Mama Paula vor.
Wie ein begossener Pudel steht Paula da. Dann stampft sie wütend mit dem Fuß auf. „ Ich bin gar nicht zu klein! Und Svenja hat doch auch schon einen Schlüssel, dabei bin ich ein Jahr älter!“
Svenja ist Paulas Schwester. Als sie ihren Namen hört, kommt sie aus Tante Lilos Wohnzimmer und meint gehässig: „ Ich bin aber nicht so schusselig wie du, ätsch.“
„Du gemeine Ziege.“ Paula ist den Tränen nahe. „Komm Katrin, lass uns runtergehen." Katrin verdreht mitfühlend ihre grünen Augen. Schweigend gehen beide Mädchen die Treppe herunter. „Ich habe schon mal einen Schlüssel verloren.“, erklärt Paula entschuldigend. „Ach so.“, antwortet Katrin. „Wir können ja auch bei mir spielen.“, versucht sie ihre Freundin zu trösten. Paulas Augen blitzen auf ein Mal übermütig. „ Ich weiß was!“, ruft sie aus. „Kennst du den Drachenspielplatz? Der ist so toll. Nicht so langweilig wie unserer.“ „ Nee, den kenne ich nicht. Wo soll der sein?“ Katrin schüttelt ihre rote Löwenmähne. „ Na in der Nähe unserer Schule ist der. Los komm!“, antwortet Paula. Katrin zögert. „Meinst du wirklich? Es ist schon ziemlich spät am Nachmittag.“ Aber Paula lässt Katrins Einwand nicht gelten. Übermütig springt sie von einem Bein auf das andere. „ Ach was Katrin, sei kein Spielverderber! Bis zum Abendbrot sind wir zurück.“ Sie fassen sich an den Händen und wirbeln durch den Park, der eine Abkürzung zu dem offiziellen Schulweg ist. Sie kommen an der Schule vorbei. „ Und jetzt?“, fragt Katrin atemlos. „ Wir müssen über die große Straßenkreuzung beim Hochhaus, dann links abbiegen.“, antwortet Paula bestimmend. Paula ist ganz aufgeregt. Sie wittert ein großes Abenteuer. Unbeirrt führt sie Katrin zum Drachenspielplatz, der versteckt zwischen grauen Mietskasernen liegt.
Katrin ist enttäuscht. „ Was, das soll dieser so tolle Spielplatz sein?“ Vor den Mädchen liegt ein einsamer trostloser Spielplatz, an dessen Spielgeräten die Farbe abblättert „Ein paar Geräte sind anders als bei uns, das stimmt schon, Paula. Aber hitverdächtig finde ich das nicht hier.“, mosert Katrin. „ Guck doch mal richtig hin, Katrin.“, übergeht Paula den Anflug von Katrins schlechter Laune und weist mit dem Finger auf ein Klettergerüst im Sand, das die Form eines Drachens hat. „ Und?“, fragt Katrin „ Klettern kann ich auch bei uns.“ „Wer will denn klettern? Das ist ein Drachen! Siehst du das nicht? Der wohnt in einem Vulkan und hält am liebsten Mädchen gefangen. Und wir werden sie befreien. Pass auf! Er speit Feuer!“
Paulas graue Augen blitzen vor Kampeslust, als sie einen Stock aus dem Gebüsch zerrt. „ Ich erdolche dich mit meinem Schwert Drache, wenn du Prinzessin Agathe nicht freigibst.“
„ Das ist ein Jungenspiel.“, mault Katrin. Doch Paula hört sie nicht mehr. Sie ist in ihrem Element. „ Ich bin der Ritter Paulus aus Hohenburg und werde Agathe retten.“ Paula schwingt sich auf das Klettergerüst. Ihre braunen langen Zöpfe wehen wie Siegesfahnen hinter ihr her. „Auch wenn du jetzt fliegst Drache, du entkommst mir nicht mehr. Du kannst mich nicht abschütteln. Prinzessin Agathe ich komme dir zu Hilfe.“ Dabei fällt ihr Blick auf die in der kühlen Abendluft zitternde Katrin. „ Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich beschütze Euch. Ha! Hier der Todesstoß.“ Triumphierend steckt Paula den Ast zwischen die Kletterstangen und springt hinunter zu Katrin. „ Hurra! Ich habe dich befreit.“ Katrin geht auf Paulas Siegestaumel nicht ein.
„Lass uns nach Hause gehen. Es wird schon dunkel.“, mahnt sie beschwörend. Paula sieht sich um. Auf einmal sieht sie auch die Trostlosigkeit auf diesem Spielplatz. Ein paar Jugendliche mit Bier und Zigaretten tauchen auf. „ Was wollt ihr hier? Das ist unser Platz. Haut ab, sonst gibt’s was!“, zischt ihnen einer zu. Verängstigt rücken Paula und Katrin zusammen. „ Wir gg-ge-hen ja schon.“ ,stottert Paula. Die Mädchen nehmen ihre Beine in die Hand und rennen los. Ohne sich umzusehen, laufen sie zur Straße, bis zur großen Kreuzung. Erst als sie bei der Schule sind, verlangsamen sie ihr Tempo. „ Puh!“, stöhnt Paula „ ich hatte richtig Angst vor denen.“ Dann grinst sie schelmisch. „Aber vor dem Drachen hatte ich keine Angst. Komm Prinzessin Agathe, ich bring dich nach Hause.“ Katrin pustet: „ Mann, das war aber knapp. Ob die uns verhauen hätten? Na ja, ist ja gut gegangen. Guck mal, wie dunkel das ist. Da können wir nicht mehr durch den Park gehen.“ „Stimmt.“, antwortet Paula. „ Da müssen wir wohl außen rum gehen.“ Sie laufen gerade am Sportplatz vorbei, als sie Rufe hören. „Pau-la! Ka-trin! Wo seid Ihr?“ „ Au weia.“, sagt Katrin. „Das sind unsere Väter, die suchen uns schon.“ Betreten sehen sich die Mädchen an. „ Hallo! Hier sind wir!“ ruft Katrin zurück. Aus der Dunkelheit tritt zuerst Paulas Vater, der Tränen der Erleichterung in den Augen hat. Er schließt seine Tochter in die Arme. „Gott sei Dank haben wir euch gefunden.“ Auch Katrins Vater erscheint. Er streicht seine Tochter übers rote Haar. „Kind“, sagt er erstickt, „ mache das bitte nie wieder. Du musst doch immer Bescheid sagen, wohin du gehst. So jetzt aber ab nach Hause, eure Mütter warten schon lange genug.“ Mit hängenden Köpfen gehen die Mädchen nach Hause. An der Haustür verabschieden sie sich. „ Gute Nacht Katrin, wenn du wegen mir Hausarrest bekommst, tut es mir leid.“ sagt Paula leise. „ Ist schon gut, Paula. Wir sind doch Freundinnen.“, beschwichtigt Katrin. „Wir haben dafür heute auch ne Menge erlebt, oder nicht?“ Die Mädchen umarmen sich noch mal, wohlwissend, das jetzt noch ein Donnerwetter droht.
Oben in der Wohnung ist Mama ganz traurig. Sie sieht Paula ernst in die Augen. „Paula, warum bist du weggelaufen? Weil du den Schlüssel nicht bekommen hast?“ Paula schmiegt sich in Mamas Arme. „ Ich bin nicht weggelaufen Mama. Ich war auf Drachenjagd.“ Und sie erzählt Mama ihr Abenteuer, was sie heute so alles erlebt hat. Mama hört sich geduldig alles an. „Du bist ja richtig mutig Paula.“, befindet sie, als Paula geendet hat. „Und weil du so mutig bist, bekommst du auch einen neuen Haustürschlüssel. Und den hängen wir mit einem Band um den Hals. Aber du musst mir auch versprechen, immer Bescheid zu sagen, wohin du gehst, mein Schatz.“ Paula antwortet sofort: „ Mama, ganz bestimmt.“ Beide lächeln sich glücklich an.

 

Hallo Goldene Dame!

Noch eine nette Kindergeschichte von Dir. :)
Diese hier hat mir fast noch besser gefallen, es sind auch einige Punke zum Nachdenken mit drinnen. Du erzählst recht lebendig, man kann sich die Mädels richtig vorstellen... allerdings war ich am Anfang ein bisserl durcheinander, so viele verschiedene Namen. Das könnte für Kinder, grad für kleinere evtl zum Problem werden, denke ich.
Ein paar Anmerkungen noch:

„spielen im Hof zusammen nachdem“ zusammen, nachdem

„alleine in unserer Wohnung spielst du auch nicht mit Katrin“. Diese Formulierung finde ich recht umständlich, noch dazu, wenn sie zu einem Kind gesagt wird.

„Komm Katrin, lass uns runtergehen. Katrin verdreht mitfühlend ihre grünen Augen – Anführungszeichen vergessen

„Wir ge-hen ja schon“ Absicht?

„Das sind unsere Väter“ keine Kindersprache!

Schöne Grüße, Anne

 

Hallo Anne,
Vielen Dank für deine Anregungen.Diese Geschichte ist mein Erstlingswerk, so dass vielleicht ein paar Formulierungen ungelenk erscheinen. Da muss ich erst noch mal drüber nachdenken. Wie du siehst, habe ich versucht die Rechtschreibfehler auszumerzen.:)
Du sagst, in meiner Geschichte sind Punkte zum Nachdenken enthalten. Fallen dir auch paar Schlagworte dazu ein?
In freudiger Erwartung einer Antwort
Petra

 

Hallo Petra!

Was mir hauptsächlich dazu einfällt sind Fragen. Wieviel Verantwortung kann ich/soll ich Kindern geben? Wieviel Selbständigkeit? Wie kann ich mit Kinder über Sachen wie "Weglaufen"/ "verlieren" usw. reden, sodass es ein gutes Gespräch wird? Wie erst nehmen Erwachsene die Wünsche ihrer Kinder(Spiel mit Freundin im Haus), warum handeln sie oft egositisch und stellen ihr Kind hinten an?
Ich hab kein eigenes Kind, aber ich beschäftige mich viel mit Kindern, durch Studium und Nebenjobs, und es sind Fragern dabei, auf die ich immer wieder stoße.

alles Liebe,
Anne

 

Liebe Anne,
ich kann da nur aus vollem Herzen zustimmen, dass in unserer Gesellschaft die Belange der Kinder zu wenig, be- und geachtet werden. Es soll kein Vorwurf sein. Denn die heutigen Erwachsenen verhalten sich generell ja nicht anders, wie sie es als Kind erlebt und erfahren haben. Ausnahmen gibt es natürlich auch. Denn heute versuchen es junge Eltern schon mit Erziehungsratgebern mehr auf ihre Kinder einzugehen. Was daraus wird, werden wir sehen, wenn diese Kinder Eltern werden.
Alles Liebe
Petra

 

Hallo goldene dame!
Eine süße Geschichte ist dir hier gelungen.
Mir sind auch solche Fragen, wie Maus sie erwähnte, durch den Kopf geschossen.
Ich denke, dies ist auch eine Geschichte für Erwachsene. Denn die Kinder hören vielleicht nur die Geschichte über den Drachenkampf, die Eltern aber stellen sich vielleicht dann auch diese Fragen und denken darüber nach.

Dein Erstlingswerk? Ich finde nicht, dass die Formulierungen zu ungelenk sind. Jedenfalls hab ich mich nirgends gestört.
Was mir noch aufgefallen ist, du machst am Anfang der wörtl. Rede zwischen Anführungszeichen und dem ersten Wort einen Leerschritt. Der gehört da nicht hin.
Ansonsten ist mir nichts aufgefallen.

Irgendwie bekomm ich heute nur Geschichten zu fassen, die mir gefallen...

ich werde auch noch deine andere Kindergeschichte lesen!

bye und tschö

 

Hallo Goldene Dame,

die Idee mit dem Drachenspielplatz finde ich gut.

Allerdings glaube ich auch, daß einiges unnötig verwirrend ist. Da Rike nicht weiter auftaucht, könntest Du sie vielleicht ganz weglassen? Das würde es den Lesern/Zuhörern leichter machen, sich mit den eigentlichen Hauptfiguren zu identifizieren.

Ein wenig schwer nachvollziehen konnte ich, daß die Mutter die Kinder lieber alleine draußen herumziehen läßt, als sie zu Hause spielen zu lassen, was mir allemal weniger gefährlich erscheinen würde.

Bei der Gelegenheit: Schau doch mal in den Thread "Zweite Lesung in Ahrensburg?". Wäre das nicht auch etwas für Dich?

Schöne Grüße
Roy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sarah,

hallo Roy,

vielen Dank für die Blumen zu meiner Geschichte:)

Roy, da meine Geschichte darauf aufbaut, dass nur noch zwei Kinder, statt der benötigten drei zum Seilspringen,da sind ,weiß ich nicht wie ich Rike weglassen soll.

Na ja, draußen umherziehen dürfen die Kinder auch nicht. Das sollte am Ende der Geschichte deutlich sein.
Aber alleine vor der Haustür spielen ist für sieben jährige Mädchen schon in Ordnung. Dass die Mutter Paula nicht alleine in der Wohnung spielen lässt, ist eben nicht in Ordnung, daher kommt u.a. auch Paulas Frust.

Übrigens, vielen Dank für deinen Hinweis zur 2. Lesung in Ahrensburg. Ich habe mich bei Barbara schon angemeldet. Ich hoffe wir sehen uns und ich höre noch eine weitere Geschichte von dir.

Sarah,du hast recht, dass auch diese Geschichte auch für Erwachsene sein soll. Kindergeschichten offenbaren uns Erwachsenen die Pantasien und Gefühle unserer Kinder. Ich finde es schön, wenn wir Erwachsenen unsere Kinder ernstnehmen können, und es auch fertigbringen ihnen auf ihrer Ebene zu begegnen. Für Kinder ist es schon schwer genug, sich in der Erwachsenenwelt zurecht zu finden. Also möchte ich auch Erwachsene dazu ermuntern, in die Kinderwelt einzutauchen. ;)
Übrigens bei deinen Frei-Getränken habe ich mich auch an deiner Phantasie erfreut.

Roy hat es in seiner Geschichte "eine Schachfigur für Papa" es auch möglich gemacht, dass wir als Erwachsene in die Kinderwelt eintauchen. Das fand ich auch besonders schön.

Liebe Grüße
Petra

 

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