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Pech gehabt

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07.01.2011
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Pech gehabt

Kalle Kowalski war einer jener skrupellosen und gerissenen Gauner, wie es in
Einer Stadt wie Hamburg unzählige gibt. An diesem Abend im Dezember 2008
Saß er in "Henry's Schenke". Einer gemütlichen kleinen Bar mitten in
St. Pauli. Er rauchte genüsslich eine Zigarette und pfiff vor sich hin.
Obwohl er von sämtlichen Polizisten Hamburgs gesucht wurde, hatte er keine
Angst. Denn er war viel zu schlau für sie.
Mit seiner grauen Perücke, dem angeklebten Schnurrbart und dem gedeckt-
farbenen Anzug würde man ihn eher für einen erfolgreichen Geschäftsmann
Halten, als für einen entflohenen Strafgefangenen.
Hier in diesem Spießer-Laden bestand ohnehin keine Gefahr, erkannt zu
Werden. Es saßen die üblichen Gäste beisammen, tranken Bier und redeten
Unsinn.
"Ich will euch mal etwas sagen", fing einer von ihnen an und lehnte sich zu-
Rück. "Selbst das Rauchen wollen die uns demnächst wahrscheinlich ganz
Verbieten. Dann gibt es Zigaretten wahrscheinlich nur noch im Kiosk unter
Der Ladentheke zu kaufen."
Mit einem herablassenden Lächeln betrachtete Kowalski die Kneipengäste.
Einige von ihnen vertrieben sich ihre Zeit mit Kartenspielen. Ab und zu
Warfen sie zwar neugierige Blicke in seine Richtung, aber wenigstens
Quatschten sie ihn nicht an. Auf eine Unterhaltung mit einem von den
Trotteln hatte er nun wirklich keine Lust.

Gutgelaunt schaute Kowalski aus dem Fenster. Die trübe Dezemberabend-
Dämmerung hatte sich inzwischen in eine verschneite Dunkelheit verwandelt.
Eine ziemlich romantische Szenerie. Fast könnte man in Weihnachtsstimmung
Kommen. Aber so sentimental war Kowalski nicht.
Er war in Hamburg aufgewachsen und wusste von Kindheit an, was es heißt,
Arm zu sein. Während seine Freunde auf dem Bolzplatz Fußball spielten,
Hatte er in einer schäbigen kleinen Autowerkstatt für ein paar Pfennige die
Stunde an Autos rumgeschraubt.
Er erinnerte sich noch genau daran, wie seine Hände geblutet hatten, wenn
Erst mal die Blasen geplatzt waren.
Damals hatte er sich geschworen, alles dafür zu tun, um Reich zu werden.

Und jetzt hatte er es fast geschafft. Wenn er daran dachte, was für ein an-
Genehmes Leben in Zukunft auf ihn wartete, konnte er sich ein Lächeln
Nicht verkneifen.
Er schaute auf seine Rolex. 17:25 Uhr. In fünf Minuten war er hier mit seinem
Kumpel Harry Paschulke verabredet. Dieser wollte ihm seine gefälschten
Papiere vorbeibringen. Mit dem neuen Ausweis und seinem Anteil aus dem
Letzten Bankraub wollte er sich dann aus dem Staub machen.

Das Geräusch eines Automotors riss Kowalski aus seinen Träumen.
Als er aus dem Fenster sah, war seine gute Laune wie weggeblasen.
Draußen fuhr gerade ein Polizeifahrzeug in die Einfahrt ein. Und wie aus dem
Hut gezaubert tauchte im gleichen Moment ein zweiter Bullenwagen auf.
Kowalski fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Er zwang sich dazu,
Langsam zu atmen. Wenn er jetzt in Panik verfiel, war es um ihn geschehen.
Sein guter Kumpel Harry mußte ihn verpfiffen haben. Auch wenn es ihm
Schwer fiel, dies zu glauben.

Draußen war inzwischen ein weiterer Streifenwagen eingetroffen.
Es wurde allmählich Zeit sich zu verdrücken.
Darum bemüht, möglichst keine Aufmerksamkeit zu erregen, schlenderte er in
Richtung Toillette.
Mittlerweile hatten auch die anderen Kneipengäste die vielen Polizisten vor
Dem Lokal bemerkt.
"Hey Leute, ich glaube hier gibt es ein Problem. Hat vielleicht einer von euch
Seine Alte abgemurkst ?"

Kowalski betrat die Toillette. Zum Glück war er hier allein. Doch viel Zeit
Blieb ihm nicht mehr. Er glaubte schon die Stimmen seiner Verfolger zu hören.
Da bemerkte er in etwa zwei Meter Höhe ein offenes Fenster.
Gott sei Dank verfügte er über einen sportlichen, durchtrainierten Körper.
Mit beiden Händen zog er sich am Fenstersims hoch und zwängte sich durch
Die schmale Öffnung. Vor ihm lag ein steil in die Tiefe führendes Dach.
Einen Moment lang schloss er seine Augen. Dann kroch er weiter.
Einige Ziegel lösten sich und flogen in die Tiefe. Er wagte es nicht , nach unten
Zu sehen. Der Schweiß rannte ihm trotz der Kälte übers Gesicht.
Zwei Meter über dem Boden hielt er kurz inne. Dann sprang er.
Als seine Füße endlich wieder auf festem Boden standen, taumelte er wie ein
Betrunkener, der sich an einen Laternenpfahl lehnte.
Auf den Schutz der Dunkelheit hoffend, rannte er über den Hinterhof.
Da entdeckte er ein paar Meter weiter, auf einem mit Kies bestreuten Park-
Platz einen sportlichen, aufgemotzten "Golf". Das ideale Fluchtfahrzeug.
Klein, wendig und schnell.
Kurzerhand schlug er die Seitenscheibe ein. Nachdem er mit ein paar
Routinierten Handgriffen die Zündung kurzgeschlossen hatte, sprang der
Wagen sofort an.
Krachend schaltete er den ersten Gang und ließ die Kupplung kommen.
Der Wagen schoss wie eine Rakete los. Ohne den Fuß vom Gaspedal zu
Nehmen, bog er um die nächste Kurve.
Dann ging alles so schnell, daß Kowalski nur noch die schnelle Abfolge von
Geräuschen wahr nahm: quietschende Reifen, der hohle Klang von Metall,
Das auf Metall prallte, und schließlich das Klirren von Glas, als er mit dem
Kopf gegen die Windschutzscheibe knallte.
Dann wurde es Nacht.

22.12.2008
Auszug aus einem Brief von Harry Paschulke an Karl-Heinz "Kalle" Kowalski,
Insasse der Vollzugsanstalt "Santa Fu":
"Hallo Kalle, altes Haus,
In der Zeitung habe ich gelesen, was passiert ist. Wahrlich eine dumme
Geschichte.
Als ich an jenem Abend bei "Henry's Schenke" ankam und die vielen Cops
Sah, bekam ich kalte Füsse. Ich bin natürlich sofort getürmt.
Dass die nur da waren um ihre dämliche Weihnachtsfeier abzuhalten, konnte
Ja keiner ahnen.
Warum musstest Du dann aber auch ausgerechnet mit einem Bullenwagen
Zusammenstoßen.
Die wussten natürlich gleich Bescheid, als sie dich aus dem Fahrzeug zerrten
Und die Perücke und den falschen Bart entdeckten.
Naja, wenigstens sind noch alle Knochen heil geblieben.
Besser arm dran als Arm ab.
Alles Gute
Dein Kumpel Harry.

 

Hallo Hapeku

Dein Erstling liest sich amüsant, stilistisch noch nicht ausgefeilt, aber er hat mich durchaus unterhalten. Die Pointe, das die Polizisten eigentlich zu einer Weihnachtsfeier kamen, war überraschend und lustig.

Pech gehabt, würde ich aber in Bezug auf die Gross- und Kleinschreibung sagen, die an einigen Stellen nicht stimmt, insbesondere bei Zeilenumbrüchen.

Als seine Füße endlich wieder auf festem Boden standen, taumelte er wie ein Betrunkener, der sich an einen Laternenpfahl lehnte.
Die Satzaussage scheint mir hier nicht stimmig. Er taumelte, ok, aber ein Bezug zu einem Laternenpfahl ist nicht gegeben. Oder du müsstest einschieben: er lehnte sich taumelnd an die Hauswand, wie ein Betrunkener an einem Laternenpfahl.

Gern gelesen.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Anakreon

Was die Gross- und Kleinschreibung angeht, muß ich Dir leider zustimmen.
Das Problem ist, daß ich mit der Tastatur von meinem Sch....I-Pad noch
nicht so gut zurecht komme.

Liebe Grüsse

Hapeku

 

Hallo Hapeku,

lustiges Geschichtchen. Erinnert mich an die Vorabendkrimis der 60er Jahre im Fernsehen.
Vor allen Dingen die Namen deiner Protagonisten sind mir zu klischeehaft.
Groß- und Kleinschreibung hatten wir schon. Die Sache mit dem Laternenpfahl auch.
Du schreibst: „Vor ihm lag ein steil in die Tiefe führendes Dach.“ Befand sich die Kneipe in einem oberen Stockwerk? Ist doch eher unwahrscheinlich oder? Und, dass die Bullen nicht wegen Kalle gekommen waren, ist leider auch von Anfang an klar.

Alle Briefe im Knast werden gelesen, bevor sie den Gefangenen ausgehändigt werden. Harry, als Berufskrimineller, weiß das natürlich und wird sich hüten, seinem Freund Kalle in einem Brief mitzuteilen, dass er vor den Bullen getürmt sei, denn das könnte natürlich zu dem Rückschluss führen, er wäre eventuell an Kalles letztem Bankraub beteiligt gewesen. Und sicherlich wüsste er dann auch etwas über den Verbleib des Geldes.
Wenn Harry kein Volltrottel ist und überhaupt einen Brief an seinen Kumpel im Knast schreibt, dann sicherlich nicht mit solchem Inhalt.
Ne, sorry, lustig, aber das war’s dann auch.

Ach ja! Noch zwei Sachverhalte, die mich stören:
Ein Kind, das in einer Werkstatt gegen Bezahlung an Autos herumschraubt?
Ein routinierter Autokurzschließer, bei dem es kracht, wenn er den Gang einlegt?


Liebe Grüße
HerbHenry

 

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