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Petronella und der Witzbold

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09.09.2015
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Petronella und der Witzbold

Vor diesem Moment hatte Nelly schon den ganzen Morgen gezittert, jetzt war er da und genauso schrecklich wie in ihrer Vorstellung.
Die Lehrerin rückte ihre Brille zurecht. „Wie ihr sicher schon gesehen habt, haben wir eine neue Schülerin.“ Sie sah Nelly erwartungsvoll an. „Magst du kurz etwas über dich erzählen?“
Nelly erhob sich umständlich. Alle starrten sie an und warteten darauf, dass sie zu reden begann. Im Mittelpunkt stehen war der absolute Horror, noch viel schlimmer als ein Besuch beim Zahnarzt.
„Ich heiße Petronella Morgenstern …“ Weiter kam sie nicht.
„Ah, die kleine Schwester von Pippilotta“, rief jemand hinter ihr.
Immer die gleichen doofen Sprüche. Ein paar Schüler kicherten. Und dass sie ausgerechnet rote Haare hatte, machte die Sache auch nicht besser. „Gewöhnlich kann jeder“, sagte Oma immer, aber das tröstete Nelly in solchen Momenten nicht.
Der Junge vor ihr schaute über die Schulter und fragte: „Bist wohl mit dem Pferd gekommen?“, und prustete los. Jetzt wieherte die gesamte Klasse.
„Das ist ja ein toller Empfang“, schimpfte die Lehrerin. „Was soll Petronella für einen Eindruck bekommen?“
„Alle nennen mich Nelly“, sagte Nelly trotzig und biss sich auf die Unterlippe. „Wir sind aus Aachen hierhergezogen.“ Und ich wollte überhaupt nicht in dieses blöde Kaff. Und ich wäre viel lieber bei meinen Freunden und bei Oma geblieben, aber meine Eltern haben mich gezwungen, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Okay. Willkommen, Nelly, in der Klasse 4a. Ich bin Marlies Schreiner, eure Klassenleiterin. Ihr habt bei mir Mathe und Deutsch. Normalerweise wissen deine Mitschüler, wie man sich benimmt. Und nun zurück zum Unterricht. Wo waren wir gestern stehengeblieben, Fabian?“
Nelly setzte sich und atmete erleichtert aus. Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass ich in Mathe eine totale Niete bin, dann hören die nie mehr auf zu lachen, dachte sie.

Nelly war hundemüde. Doch sie konnte nicht einschlafen. Andauernd schlich sich das Gekicher ihrer Mitschüler in den Kopf. Sie drehte sich im Bett, bis sie straff wie eine Mumie in der Decke eingewickelt war. Jetzt reichte es. Sie kramte die Taschenlampe aus dem Versteck hinter den Socken und machte sich noch mal auf die Suche nach dem Geschenk von Oma. Mama hatte das neue Buch angeblich in ihr Zimmer gelegt, doch es war wie vom Erdboden verschluckt. Gerade als Nelly enttäuscht zurück ins Bett wollte, hörte sie ein Kratzen und Schaben. „Hallo!“, flüsterte sie. Dann fiel ihr das gekippte Fenster ein. Bestimmt hatten die Äste der alten Kastanie, die beinahe in ihr Zimmer greifen konnten, an die Scheiben geklopft. Schnell schlüpfte sie unter die Decke. Da hörte sie wieder ein Geräusch. Das Tapsen von kleinen, nackten Füßen. Plötzlich gab es einen Ruck und die Matratze hob sich ein Stück an. Nelly stieß einen Schrei aus. Ihr Herz schlug schnell und laut. Dann versteckte sie sich unter der Zudecke. Nach einer Weile traute sie sich hervorzulugen. Sie schwenkte die Lampe durchs Zimmer. Der Lichtkegel tanzte über Regal, Schreibtisch und Stuhl. Alles war wie immer. Nur die Schranktür stand offen. Mit einem Mal bewegte sich der Berg getragener Klamotten, der vor ihrem Bett lag. Strümpfe, Hemdchen und Pulli flogen im hohen Bogen durch die Luft. Nelly riss Augen und Mund auf, aber vor Überraschung brachte sie kein Wort heraus.
„Na, hier ist ja ein Tohuwabohu“, sagte jemand mit krächzender Stimme.
Inmitten der verstreuten Kleidung stand ein Wesen mit grünen Haaren, nicht größer als Nellys Lineal. Und es trug ein T-Shirt, das genau so aussah wie Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten. Es schüttelte sich, klopfte nicht vorhandene Staubflusen von der Schulter und nieste dreimal.
„Kannst du mal die Flutlichtanlage abschalten? Sonst werd ich noch blind.“
Nelly knipste die Tischlampe an. „Hast du mich jetzt erschreckt“, sagte sie. „Wer bist du denn?“
„Darf ich mich vorstellen?“, sagte der Kleine, fuchtelte mit den Armen, machte eine tiefe Verbeugung und knallte die nackten Füße aneinander. „Rukola, der Eindrucksvolle.“ Dann fiel er um. „Ups, noch ein bisschen wackelig“, murmelte er.
Nelly lachte. Sie konnte gar nicht wieder aufhören damit.
„Was gibt’s denn da zu lachen?“, fauchte Rukola und er schielte entsetzlich dabei.
„Tut mir leid“, sagte Nelly und wischte sich die Tränen weg. „Aber das sah zu ulkig aus.“
„Natürlich sah das ulkig aus. Hab ja auch lange genug geübt. Aber sag schon, wie heißt du denn?“
„Wehe du lachst!“, sagte Nelly.
Rukola hielt Zeige- und Mittelfinger in die Höhe. „Ich lache nicht. Ehrenwort.“
„Petronella.“
„Das ist aber ein schöner Name“, sagte Rukola und seine Mundwinkel zuckten.
„Bin nach meiner Oma benannt. Familientradition. Sie ist sehr berühmt.“ Sie nickte eifrig. „Papa sagt immer: Nomen est omen. Das ist Latein.“
„Weiß ich doch.“ Rukola verdrehte die Augen. „Heißt: Der Name ist von Oma.“
Nelly kicherte. „Hast du schon von ihr gehört? Petronella van Berg. Sie schreibt Kinderbücher.“
Rukola legte die Stirn in Falten, so als würde er angestrengt nachdenken. „Klar! Eine berühmte Schriftstellerin. Kennt doch jedes Kind.“
„Bist du ein Kobold?“
„Nein! Wie kommst du darauf? Ich bin ein Tor.“
„Wie beim Fußball?“ Nelly lachte wieder. „Du bist ein Witzbold.“
„Auch kein Witzbold, ich sagte doch: ein Tor.“ Er drückte den Rücken durch und stellte sich auf die Fußspitzen.
„Und wo kommst du so plötzlich her?“
„Ach“, Rukola winkte ab. „Das willst du nicht wirklich wissen.“
„Doch! Und warum bist du überhaupt gekommen?“
„Wer, wo, warum. Frag doch nicht so viel! Ich bin da und ich kann dir helfen, wobei auch immer. Basta!“
„Supi!“, rief Nelly. „Dann kannst du mir drei Wünsche erfüllen.“
„Was würdest du dir denn wünschen, so zum Beispiiiiel?“, fragte Rukola und zog das letzte Wort so lang wie Nelly manchmal ihren Kaugummi.
„Kannst du oder kannst du nicht?“
„Mit links und vierzig Fieber!“, beeilte er sich zu sagen.
Nelly sprang aus dem Bett. „Gut. Dann los! Ich wünsche mir, dass …“
„Nicht so ungeduldig! Ein bisschen Vorbereitungszeit brauche ich schon“, sagte Rukola und wackelte mit erhobenem Zeigefinger. „Ich muss dich erst besser kennen lernen, so als Mensch, meine ich. Vorher brauch ich ein bisschen Schlaf. Morgen ist auch noch ein Tag.“
„Ooch, schade. Aber vielleicht hast du recht.“ Nelly gähnte. Sie hob Rukola ins Bett. Der wühlte sich bis in die Mitte des Kopfkissens vor und rollte sich da zusammen. Nelly rutschte an die Wand, um ihn nicht zu zerdrücken. „Und du kannst wirklich Wünsche erfüllen?“, flüsterte sie. Aber Rukola schnarchte schon leise.

Die Sonne kitzelte Nelly in der Nase und sie schlug die Augen auf. Sofort fiel ihr wieder der seltsame Besuch von gestern Nacht ein. Rukola, der Witzbold. Er lag nicht neben ihr. Sie schaute unter die Decke, hüpfte aus dem Bett, durchwühlte die Schmutzwäsche auf dem Fußboden, öffnete den Kleiderschrank. Rukola blieb verschwunden. Enttäuscht fiel sie zurück ins Bett, stützte den Kopf in die Hände. Das wäre auch zu schön gewesen.
„Huhu! Suchst du mich? Hier bin ich“, drang eine Stimme an ihr Ohr. Die kam ganz klar aus dem Schulranzen.
Erleichtert ließ sie sich auf die Knie fallen. Am liebsten hätte sie Rukola geknuddelt, doch das traute sie sich nicht. „Du willst wohl mit in die Schule?“ Bei dem Wort Schule wurde Nelly schlecht. Sie sollten sich für Mathe mit den Längenmaßen beschäftigen. Das hatte sie ganz vergessen. Aber nun hatte sie ja Rukola, der würde ihr schon helfen, die richtigen Antworten zu geben.
Mama steckte den Kopf zur Tür herein. „Du bist ja schon wach, Spatz“, sagte sie. „Ich geh dann mal rüber.“ Sie zeigte in die Richtung des Gartenpavillons, in dem sie ihr Atelier eingerichtet hatte. „Alles klar bei dir?“
Nelly nickte heftig. Erst jetzt merkte sie, dass sie wie angewurzelt stand, sich auf die Zunge biss und die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.
Für einen Moment sah es so aus, als wollte Mama ins Zimmer kommen, doch dann hatte sie es eilig. „Frühstück steht in der Küche. Viel Spaß in der Schule, Spatz.“ Und weg war sie.
„Puh, das war knapp“, krächzte Rukola, der sich schnell tief in den Schulranzen geduckt hatte und nun ächzend nach oben robbte.
„Noch sechs Wochen bis zu ihrer Ausstellung. Hast du die hässliche Latzhose mit den tausend Farbklecksen gesehen?“, fragte Nelly.
„Wie denn? Kann ich durch Schulranzenwände gucken?“
„Aber vielleicht kannst du dich wenigstens unsichtbar machen.“ Nelly seufzte. „Da wäre vieles einfacher.“
„Gleich wirst du Bauklötzer staunen“, sagte Rukola und kletterte auf den Stuhl. „Tatata! Aufgepasst!“, rief er aus. „Rukola, der Wunderbare, verwandelt sich vor deinen Augen in Rukola, den Unsichtbaren.“ Seine Haare stellten sich wie Antennen auf und er begann zu zittern. Er schielte noch mehr als sonst und sein Kopf lief feuerrot an. So stand er eine Weile.
„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
„Au fein, Mathe, mein Spezialgebiet. Da kannst du aber von Glück reden, dass ich dich begleite.“

Frau Schreiner kehrte der Klasse den Rücken zu und schrieb in Druckbuchstaben über die gesamte Breite der Tafel: Längenmaße.
Nelly hatte ein Gefühl im Bauch, als wollte ihr Frühstück wieder ans Tageslicht. Sie hibbelte auf ihrem Stuhl hin und her. Als Rukola plötzlich nieste, erst leise, dann immer kräftiger, stimmte sie in das Nieskonzert ein. Auf keinen Fall durfte jemand Rukola hören. Das hätte noch gefehlt, dass sie beide gleich am ersten Tag aufflogen. Dann fiele der ganze schöne Plan von den guten Noten ins Wasser.
„Was wissen wir über Längenmaße?“, fragte Frau Schreiner. „Fabian?“
Als hätte Fabian nur darauf gewartet, schoss seine Antwort wie aus der Pistole: „Längeneinheiten sind total wichtig im täglichen Leben. Wir brauchen eine Zahl und eine Einheit, und schon können wir Entfernungen bestimmen. Wir kennen …“
„Sehr gut!“, unterbrach Frau Schreiner seinen Redeschwall.
„Streber!“, grummelte Nellys Schultasche.
Schnell trat Nelly dagegen. Mit Bumms. Tor!, dachte sie.
„Nelly, welche Längenmaße kennst du?“, fragte Frau Schreiner weiter.
Nach kurzem Nachdenken sagte Nelly: „Äh, Meter?“ Sie merkte, wie Fabian sie von der Seite musterte und ihr wurde heiß.
„Ja. Und was noch?"
So sehr sich Nelly auch anstrengte, ihr wollte nichts mehr einfallen. Ihr Kopf war völlig leer.
„Nun Nelly, hast du keine Idee?“, fragte Frau Schreiner. „Dann frage ich mal, mal sehen ... Tabea?"
So schnell wollte Nelly nicht aufgeben. Mit Rukolas Hilfe würde sie es schaffen. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Ich wünsche mir, dass ich die Fragen von Frau Schreiner beantworten kann.
Da hörte sie die bekannte Flüsterstimme: „ Kilo, Dezo, Zento!“
Endlich. Rukola. Und schnell plapperte sie nach: „Kilo, Dezo, Zento."
Erst kicherte Emilia, danach prustete Tabea los und dann lachten alle. In dem Moment klappte Frau Schreiner die Tafel auf. Da sah Nelly die bunten Schilder mit den Maßangaben, von der kleinsten bis zur größten geordnet. Und natürlich kannte Nelly sie alle.

„Musstest du so schnell laufen?“ Rukola saß auf dem Schreibtisch, ließ die Beine baumeln und massierte sich die Schläfen. „Jetzt hab ich eine Gehirnerschütterung.“
Nelly schrieb in ihr Tagebuch. Sie beachtete Rukola nicht. Auch nicht, als er sie an den Haaren zog und Faxen machte. Kurz entschlossen tippelte er über das Papier und umklammerte mit beiden Händen den Stift.
„Stör mich nicht! Ich muss Hausaufgaben machen.“ Sie schob Rukola zur Seite.
„Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen.“ Er tippte sich an die Stirn. „Du schreibst eine Geschichte.“
„Ja genau, eine Geschichte von einem kleinen Monster, das Versprechungen macht und sie dann nicht hält“, sagte Nelly.
„Ach, du meinst wohl mich? Aber ich hab doch gar nix gemacht!“, jammerte Rukola.
„Eben, gar nix gemacht, außer Blödsinn gestammelt. Aber wieso solltest ausgerechnet du etwas über Längenmaße wissen, du …, du hässlicher Zwerg.“
„Moooment! Erstens bin ich ein hässlicher Tor.“ Rukolas Haare stellten sich zu Berge und das Schielen verstärkte sich wieder. „Zweitens war der Wunsch nicht eindeutig formuliert. Und drittens hab ich alles richtig vorgesagt. Kann ich doch nix für, wenn du schwerhörig bist“, trumpfte Rukola auf.
„Bin ich nicht“, rief Nelly. „Kannst du mir bitteschön mal sagen, was das sein soll, ein Zento?“
„Weiß doch jedes Kind. Ein Zentometer ist ein Längenmaß.“

In der Turnhalle roch es nach Schweiß und Leder. Nelly streckte die Arme, sprang ein paar Mal hoch, um sich locker zu machen, sodass ihre Zöpfe wippten. Sie linste immer wieder zu ihrem Sportbeutel, den sie auf die Judomatten abgelegt hatte. Von da aus konnte Rukola durch das winzige Loch im Stoff die gesamte Halle überblicken. Eigentlich hatte sie ihn gar nicht mitnehmen wollen, aber er tat ihr so leid, als er bettelte und jammerte.
Das Los hatte Paulina und Phillip als Könige festgelegt. Die beiden wählten nun ihr Team aus. Nelly blieb bis zum Schluss stehen. Als klar war, zu welcher Mannschaft sie gehören würde, hörte sie Tabea zischen: „Die soll sich verpissen, die Karotte!“
Und in dem Augenblick wusste Nelly, dass es richtig war, Rukola doch zum Völkerballturnier mitzunehmen. Euch werd ich’s zeigen. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Ich wünsche mir, dass ich unbesiegbar bin. Eine angenehme Wärme durchströmte Nelly. Kaum hatte der Sportlehrer das Match angepfiffen, herrschte in null Komma nix ein Geschrei in der Halle. Der dicke Gregor trat Nelly auf die neuen Turnschuhe. Und Tabea stieß ihr den Ellenbogen in die Seite, als Nelly den Ball fangen wollte. Doch dann ging etwas Merkwürdiges mit Nelly vor sich. Die Turnhalle drehte sich einmal um ihre eigene Achse, Nelly wurde ganz leicht zumute und ihr Blick schärfte sich. Und das Beste war, sie sah den Ball wie in Zeitlupe auf sich zufliegen, sodass sie meinte, seine Flugbahn berechnen zu können. Ihre Augen waren überall gleichzeitig. Sie duckte sich rechtzeitig oder sprang hoch, aber meistens fing sie den Ball. Jedes Mal, wenn sie ihn zurück ins gegnerische Feld schleuderte, wurde er zum gefährlichen Geschoss, denn er traf immer einen Spieler, schlug beim Aufprall sogar Funken.
Auf der Gegenseite wurde gerade Phillip eingewechselt, er war nun der einzige Spieler. Im eigenen Spielfeld hielten sich nur noch Nelly und Fabian auf. Phillip schnappte sich den Ball, nahm Anlauf und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als er warf. Nelly sah den Ball kommen, erkannte, dass er Fabian an der Schulter treffen würde. „Achtung! Nach links!“, rief sie und gab ihm einen Schubs. Fabian sprang zur Seite. Der Ball knallte Nelly an den Kopf, prallte ab und traf Fabian voll an der Brust. Herr Fischer pfiff. Mit hängenden Köpfen verließen beide das Innenfeld. Nun trat Paulina gegen Phillip an. Die Kinder der gegnerischen Mannschaft hüpften und grölten vor Freude.
Fabian sah Nelly lange an und fragte: „Tut’s weh?“
Nelly schüttelte den Kopf. Die Wange brannte als hätte sie ein heißes Bügeleisen abbekommen. Aber das würde sie nie zugeben.
„Mega Leistung“, sagte Fabian und reckte den Daumen.
Nelly zuckte die Schultern und lächelte. „Ist doch nur ein Spiel.“ Dann fiel ihr Rukola ein. Ihr wurde heiß. Der Platz, an dem sie die Tasche abgestellt hatte, war leer.

Nelly befühlte ihre Wange, die noch immer brannte.
„Sieht übel aus. Ganz übel“, sagte Rukola, während er auf dem Waschbecken balancierte und sein Spiegelbild bewunderte. „Aber wenn es dich tröstet, mir tut auch jeder Knochen weh.“
Nelly tauchte den Waschlappen ins kalte Wasser, wrang ihn aus und legte ihn aufs Gesicht. Das brachte etwas Linderung. „Weißt du überhaupt, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Ich dachte, sie haben dich entführt“, nuschelte sie.
„Weißt du überhaupt, wie weh das getan hat, als mich der Ball von der Matte gefegt hat?“, sagte Rukola. „Ein Attentat. Pferdeküsse und innere Verletzungen ohne Ende.“ Er hob den Saum des Shirts an und krempelte die Ärmel hoch. „Guck! Alles blau.“
Nelly konnte keine blauen Flecken erkennen. „Da ist kein Ball in deine Richtung geflogen. Das wäre mir aufgefallen.“
„Doch, dein neuer Freund, dieser, wie heißt er noch, dieser gefährliche Fabian hat mich abgeschossen. Peng! Das war voll Absicht. Vor dem musst du dich in Acht nehmen.“
Nelly kicherte. „Kann es sein, dass du ein bisschen rumgehopst und von der Matte gefallen bist?“
„Pah, niemals“. Rukola holte Schwung und sprang hoch. „So meinst du?“ Er verfing sich mit dem Fuß im T-Shirt und ruderte mit den Armen, als er auf dem Hosenboden ins Waschbecken rodelte.
„Hilfe! Ich ertrinke“, brüllte er, obwohl er nur bis zu den Knien im Wasser stand.
Nelly hievte ihn aus der Pfütze und lachte. „Rukola, der Wasserscheue.“
Als sie seine Füße mit dem Handtuch trocken rubbeln wollte, drückte er sich gegen die Fliesen und krakeelte weiter: „Willst du mich umbringen?“

In der großen Pause aß Nelly den Apfel, den sie sich morgens aus der Obstschale genommen hatte, und schlenderte zu der kleinen Gruppe Mitschüler am Zaun. Als sie sich in den Halbkreis stellte, verstummte die Unterhaltung. Emilia malte mit der Fußspitze Achten in den Kies und Tom kickte Steinchen durch die Latten. Fabian lehnte an der Hauswand, die Hände in den Hosentaschen vergraben und lächelte Nelly an. „Na, du hast ja gestern mächtig Gas gegeben.“
Tabea lachte. „Blöd nur, dass wir trotzdem verloren haben.“
„Na und, ist doch nur ein Spiel“, sagte Fabian. „Heute Nachmittag woll'n wir zum Ellerbergsee. Kommst du mit, Nelly?“
„Weiß nicht. Wo ist der denn?“
„Mit dem Fahrrad keine Entfernung, Richtung Aibach. Ich kann dich abholen, wenn du willst“, sagte Fabian und betrachtete seine Fußspitzen.
„Ich kann dich abholen, wenn du willst“, äffte Tabea ihn nach.
Und Nelly sagte schnell: „Klar!“
Als die Schulglocke bimmelte, drängten sich die Schüler ins Schulgebäude. Die Luft im Klassenzimmer roch abgestanden. Nelly öffnete das Fenster. Noch zwei Stunden Unterricht, das war zu schaffen. Auch wenn das Wasser des Ellerbergsees noch frisch sein würde, sie freute sich auf den Ausflug. Sie schaute in den Ranzen, Rukola saß auf dem Boden und verdrehte die Augen. „Das ist voll langweilig hier!“
„Keiner verlässt den Raum!“, rief Tom in die Klasse. „Mein grüner Textmarker ist weg. Und die Kaugummis auch.“
„Geht's noch?“, fiel Gregor ihm ins Wort. „Mein Lineal lag vorhin noch hier und jetzt nicht mehr.“
„Wo sind die fünf Euro aus meiner Federmappe?“, fragte Tabea. „Ist doch komisch, findet ihr nicht? Seit die Karotte hier ist.“ Dabei sah sie Nelly mit einem schiefen Grinsen an.
Alle Blicke ruhten auf Nelly. Ihr Gesicht brannte. Sie wollte antworten, so viele Gedanken schlugen Purzelbäume in ihrem Kopf, doch sie konnte sie nicht sortieren und aussprechen. Sie hatte noch nie im Leben gestohlen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Jetzt bloß nicht losheulen wie eine Heulsuse.
„Ich brauch eure blöden Sachen nicht“, sagte Nelly mit zittriger Stimme. “Und wenn ihr mir nicht glaubt, dann schaut selber nach.“ Sie hob den Ranzen auf den Arbeitstisch, um seinen Inhalt auszukippen, doch im letzten Augenblick besann sie sich. Das war nicht möglich, ohne ihr Geheimnis preiszugeben.
„Denkt doch mal logisch!“, warf Fabian ein. „Wie sollte Nelly denn eure Sachen nehmen, wenn sie mit uns zusammen in der Pause war?“
Frau Schreiner stand in der Tür und hatte die Diskussion mitangehört. „Niemand wird hier beschuldigt! Ich bin sicher, alles wird sich aufklären. Wir sprechen nach dem Unterricht darüber. Und jetzt schreiben wir den angekündigten Aufsatz.“

Am Nachmittag lag Rukola im Gras, die Arme unter dem Kopf verschränkt und schaute in den Himmel. „Bombenwetter“, sagte er.
„Jetzt sind sie am Ellerbergsee.“ Nelly warf Kieselsteine in das trübe Wasser des Gartenteichs. Mit jedem Wurf wurde sie wütender. Und hilfloser. „Ach, Rukola, was mach ich denn nur?“
„Bleib mal ganz relaxt. Rukola, dem Weisen, kommt bestimmt sofort ‘ne geniale Idee. Aber wenigstens weißt du jetzt, dass die alle doof sind. Sich so aufzublasen.“ Er dehnte sich und gähnte. „Die verstehen überhaupt keinen Spaß.“
Nelly bückte sich gerade nach dem nächsten Stein, doch sie hielt in der Bewegung inne und schaute Rukola mit hochgezogenen Brauen an. „Du? Dass ich da nicht gleich draufgekommen bin. Du warst das.“
Rukola kaute auf seiner Lippe und nach einer langen Weile sagte er: „Aber das mit den fünf Euro, das war ich nicht.“
Nelly konnte sich nicht erinnern, jemals so enttäuscht gewesen zu sein. Stocksteif stand sie da. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. „Ich wünsche mir, dass du verschwindest. Für immer.“ Als sie die Augen aufschlug, stand Rukola immer noch mit hängenden Schultern vor ihr.
„Aber wo soll ich denn hin?“
„Mir doch egal“, sagte Nelly. „Alles machst du kaputt. Und Wünsche kannst du auch nicht erfüllen“, schrie sie ihn an. „Hau ab!“
Rukola ließ den Kopf hängen. „Ich dachte, ich bin dein Freund.“ Langsam, mit zögerlichen Bewegungen watete er ins Wasser, das ihm augenblicklich bis zur Hüfte reichte. Um ihn herum entstanden weißgrüne Farbschlieren, die sich in kleinen Wellenbewegungen ausbreiteten. Nelly sah, wie Rukola immer blasser wurde, so als würde er sich auflösen. Bis zum Hals war er schon eingetaucht, als Nelly einen großen Schritt in den Teich machte, Rukola beherzt ergriff und ans Ufer zog. Sie drückte ihn fest an sich, bis sie selber ganz durchnässt war. Dann legten sie sich ins Gras, um sich von der Sonne trocknen zu lassen. Nur Rukolas Farben konnte die Sonne nicht zurückbringen, er blieb blass und durchscheinend.

Frau Schreiner schob die Brille hoch. „Bevor ich’s vergesse. Eure Utensilien sind wieder aufgetaucht. Fabian hat sie im Regal beim Arbeitsmaterial gefunden. Hatte wohl irgendein Witzbold die Finger im Spiel.“ Dann teilte sie die Aufsätze aus. „Sehr schönes Abenteuer, Nelly“, sagte Frau Schreiner und legte die Blätter vor Nelly ab. „Was hältst du davon, wenn du uns deine Geschichte von dem frechen Kobold vorliest?“
Nelly nickte und lächelte.
„Wie oft denn noch?“, flüsterte es aus der Schultasche. „Ich bin ein Tor.“

 

Moin @peregrina, das nenne ich mal ein Pfund raushauen am letzten Einstelltag. Um es kurz zu machen: Kompliment! Eine wirklich schöne Geschichte. Ich habe sie - wie alle hier - meinem persönlichen Krümeltestpublikum (6 und 11) vorgelesen und kann auch von daher große Zustimmung zurückmelden. Daumen hoch dafür. Ich bin mir sicher, dass du hiermit um den Sieg mitspielen kannst.

Sprachlich ist das total souverän. Aber ehrlich gesagt, habe ich das in dem Moment erwartet, als ich den goldenen Pokal unter deinem Profil gesehen habe. ;) Wie auch immer: Da bin ich nicht enttäuscht worden. War sehr, sehr angenehm vorzulesen - und dann macht das Vorlesen gleich nochmal so viel Spaß.

Mich hat der wirklich entzückende Tor an das Hörspiel "So frech kann nur ein Kobold sein!" (gibt es auch als Buch, aber ich hatte die Audiofassung als Kind - und habe diese Geliebt." Momme und Rukola (übrigens großartiger Name) sind absolut Brüder im Geiste. Wenn dich das Hörspiel interessiert, kann ich dir gern mal eine Audiodatei zukommen lassen, ich fürchte nämlich, dass es das nicht mehr im Handel gibt.

Von der Story her gefiel uns allen die Geschichte sehr gut, phantasievoll mit realen Kinderproblemen, die gut nachvollziehbar sind. Da meine beiden Pippi Langstumpf kennen und sehr schätzen haben sie auch den Einstieg verstanden (rote Haare, Pferd), aber ich könnte mir vorstellen, dass das nicht alle gleich verstehen. Was allerdings auch kein Muss ist, um die Geschichte verstehen zu können. Gut finde ich, dass am Ende mit dem Diebstahl noch mal ein großer neuer Spannungsbogen hinzukommt, der für Kinder noch einmal besonders bedrohlich wirkt - wer will schon unschuldig als Diebin dastehen.
Dass der Witzbold der Übeltäter ist, war meinen beiden gleich klar, aber auch das meine ich kein bisschen negativ, allein schon deshalb, weil sich gerade der Kleine total gefreut hat, als dann die Auflösung seine Vermutung bestätigt hat. Also ein absolutes detektivisches Erfolgserlebnis. Meine große wollte allerdings wissen, wo die fünf Euro geblieben sind. Ihre Vermutung: Die waren gar nicht weg, Tabea hat das nur so gesagt, die blöde Kuh. Halte ich für nicht unwahrscheinlich, oder?:)
Du nimmst dir viel Zeit bei der Geschichte fürs Erzählen, was ich gut und angemessen finde, am Ende bist du irgendwie dann mit dem Fuß auf dem Gas und fast ein bisschen zu schnell – verglichen mit dem Rest. Aber das meine ich eher als Kompliment: Du könntest sogar noch ein bisschen länger ;)

Hier noch ein paar ausgesuchte Stellen:

Mit einem Mal bewegte sich der Berg getragener Klamotten, der vor ihrem Bett lag. Strümpfe, Hemdchen und Pulli flogen im hohen Bogen durch die Luft. Nelly wischte sich über die Augen.

Ehrlich gesagt, die Reaktion fanden wir ein bisschen arg reduziert, wenn plötzlich der Klamottenberg explodiert ;). Nicht mal ein klitzekleiner Schreckensschrei!


„Na, hier ist ja ein Tohuwabohu“, sagte jemand mit krächzender Stimme.
Inmitten der verstreuten Kleidung stand ein Mensch. Nicht größer als Nellys Lineal. Und er trug Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten.
Hier hat mich das Testpublikum unterbrochen. Wenn der so klein wie ein Lineall ist, wie kann er dann das Lieblingsshirt von Nelly tragen? Ist die auch so klein? Hat er dasselbe? Hat etwas gedauert, wegen dieser Diskussion wieder in die Geschichte zu kommen. Könnte meiner Meinung nach weg.

„Rukola, der Unfehlbare.“
Sagte ich schon, aber: extrem geiler Name!

„Wehe du lachst!“, sagte Nelly.
Rukola hielt Zeige- und Mittelfinger in die Höhe. „Ich lache nicht. Ehrenwort.“
„Petronella.“
„Das ist aber ein schöner Name“, sagte Rukola und seine Mundwinkel zuckten.
Mochte ich sehr die Stelle.


„Was würdest du dir denn wünschen, so zum Beispiel?“, fragte Rukola und zog das letzte Wort so lang wie Nelly manchmal ihren Kaugummi.
Kleine Anmerkung als Vorlesender. Ich finde es immer blöd, wenn eine „Regieanweisung“ kommt (nein, nicht die Regieanweisung, die mag ich) und ich merke dadurch erst im Nachhinein, wie ich das Wort „Beispiel“ hätte lesen müssen. Nämlich als Beispiiiiiiiiel… Ich würde es dann auch im Text so schreiben, damit ich die Möglichkeit habe der Situation angemessen zu lesen… oder ist das jetzt zu… was auch immer ?? Und ja, ich weiß, es gibt Leute, die sehen beim Vorlesen schon immer die zwei nächsten Sätze. Ein Talent, das ich bewundere, mir aber abgeht.


„Nicht so ungestüm! Ein bisschen Vorbereitungszeit brauche ich schon“, sagte Rukola und wackelte mit erhobenem Zeigefinger. „Ich muss dich erst besser kennen lernen, so als Mensch, meine ich. Vorher brauch ich ein bisschen Schlaf. Morgen ist auch noch ein Tag.“
Haben meine beiden Kinder noch nicht so ganz verstanden, aber ich mochte den Witz sehr. Schön, dass ich auch als Vorleser was zu lachen habe ?

Mama steckte den Kopf zur Tür herein. „Du bist ja schon wach, Spatz“, sagte sie. „Ich geh dann mal rüber.“ Sie zeigte in die Richtung des Gartenpavillons, in dem sie ihr Atelier eingerichtet hatte.
Künstlerfamilie? ? Ich meine die Gromutter Schriftstellerin...

„Noch sechs Wochen bis zu ihrer Ausstellung. Hast du die hässliche Latzhose mit den tausend Farbklecksen gesehen?“, fragte Nelly.
„Wie denn? Kann ich durch Wände gucken?“
Künstlerfamilie :D!
Und ja: Eigentlich kann man das von einem derart talentierten Tor erwarten.

„Aber vielleicht kannst du dich wenigstens unsichtbar machen.“ Nelly seufzte. „Da wäre vieles einfacher.“
„Gleich wirst du Bauklötzer staunen“, sagte Rukola und kletterte auf den Stuhl. „Tatata! Aufgepasst!“, rief er aus. „Rukola, der Wunderbare, verwandelt sich vor deinen Augen in Rukola, den Unsichtbaren.“ Seine Haare stellten sich wie Antennen auf und er begann zu zittern. Er schielte noch mehr als sonst und sein Kopf lief feuerrot an. So stand er eine Weile.
„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
„Au fein, Mathe, mein Spezialgebiet. Da kannst du aber von Glück reden, dass ich dich begleite.“
Spätestens hier hattest du meine Kinder endgültig. Schöne Stelle. Cooler Witzbold.


Und das Beste war, sie sah den Ball wie in Zeitlupe auf sich zufliegen, sodass sie meinte, seine Flugbahn berechnen zu können. Ihre Augen waren überall gleichzeitig. Sie duckte sich rechtzeitig oder sprang hoch, aber meistens fing sie den Ball. Jedes Mal, wenn sie ihn zurück ins gegnerische Feld schleuderte, wurde er zum gefährlichen Geschoss, denn er traf immer einen Spieler, schlug beim Aufprall sogar Funken.
Nur zur Sicherheit: Völkerball, oder? Meine beiden Herzenszuhörer haben gefragt, ich habe so geantwortet. Stimmt doch, oder? Oder habe ich es einfach überlesen?


„Weißt du überhaupt, wie weh das getan hat, als mich der Ball von der Matte gefegt hat?“, sagte Rukola. „Ein Attentat. Innere Verletzungen und Hämatomen ohne Ende.“ Er hob den Saum des Shirts an und krempelte die Ärmel hoch. „Guck! Alles blau.“
Hier gab es eine kurze Unterbrechung, weil ich nach Hämatomen gefragt worden bin. Ich weiß, darüber wird häufig diskutiert, ist das gut, oder lieber kindgerechter ausdrücken, aber ich habe da eine klare Meinung. Durch Nachfragen lernen sie es. Und wenn das neue Wort in einer collen Gesichte vorkommt noch viel besser.

„Doch, dein neuer Freund, dieser, wie heißt er noch, dieser gefährliche Fabian hat mich abgeschossen. Peng! Das war voll Absicht. Vor dem musst du dich in Acht nehmen.“
Hier: Großes Gelächter!

„Na und, ist doch nur ein Spiel“, sagte Fabian. „Heute Nachmittag ist Ellerbergsee angesagt. Bisschen chillen und so. Kommst du mit, Nelly?“
Eine der ganz wenigen Stellen, wo ich, also svg, der Papa, Kritik habe. Die wörtliche Rede ist einfach so sehr Klischee, das klingt nicht echt. So reden Jugendliche bei DSDS. Keine Ahnung, der hat mich rausgebracht.

„Mit dem Fahrrad keine Entfernung, Richtung Aibach. Ich kann dich abholen, wenn du willst“, sagte Fabian und betrachtete seine Fußspitzen.
„Ich kann dich abholen, wenn du willst“, äffte Tabea ihn nach.
Und Nelly sagte schnell: „Klar!“
Das hingegen finde ich total gut. Und authentisch. Und so zwischen den Zeilen romantisch. Da bahnt sich was an. Gut!

Fazit: Gern gelesen und vorgelesen. Und er wurde aufmerksam und mit großem Spaß zugehört. Auch vom 6Jährigen. Der ja drei Jahre unter dem von dir angegeben Lesealter liegt. (Allerdings geohnt ist,vorgelesen zu bekommen!)

LG svg

 
Zuletzt bearbeitet:

Um es kurz zu machen: Kompliment! Eine wirklich schöne Geschichte. Ich habe sie - wie alle hier - meinem persönlichen Krümeltestpublikum (6 und 11) vorgelesen und kann auch von daher große Zustimmung zurückmelden. Daumen hoch dafür.

plumps, da liegt er der Stein. Hast du ihn fallen hören?
Hallo @svg,

ein dickes Dankeschön fürs Lesen, Vorlesen, Nachfragen und Beurteilen der Geschichte. Natürlich auch für die Lacher. Du glaubst ja gar nicht, wie ich dich um diese kleinen, interessierten Testzuhörer beneide und wie wichtig mir ihre Meinung ist. Richte den beiden liebe Grüße von mir aus und sage ihnen, sie sind sehr aufmerksam, sehr schlau und können prima kombinieren. Mit allen Vermutungen treffen sie ins Schwarze. Und ich bemühe mich, die offenen Fragen des Textes zu beantworten, ohne größeren Schaden anzurichten.
Aber jetzt habe ich mal eine Frage: Wollten die beiden denn gar nicht wissen, woher Rukola kommt? Konnten sie sich das denken oder spielt das keine Rolle? Ich bilde mir ein, einige Spuren gelegt zu haben. Keine Ahnung, ob ich überhaupt seine Herkunft aufklären muss.

Sprachlich ist das total souverän. Aber ehrlich gesagt, habe ich das in dem Moment erwartet, als ich den goldenen Pokal unter deinem Profil gesehen habe.
Das ist ja furchtbar! Immer diese Erwartungshaltungen.

Mich hat der wirklich entzückende Tor an das Hörspiel "So frech kann nur ein Kobold sein!" (gibt es auch als Buch, aber ich hatte die Audiofassung als Kind - und habe diese Geliebt." Momme und Rukola (übrigens großartiger Name) sind absolut Brüder im Geiste. Wenn dich das Hörspiel interessiert, kann ich dir gern mal eine Audiodatei zukommen lassen, ich fürchte nämlich, dass es das nicht mehr im Handel gibt.
Das ist lieb von dir, aber gerade hab ich mal bei Youtube reingehört und die Ähnlichkeit ist verblüffend. Aber letztendlich sind diese Wesen ja alle miteinander verwandt. Der Pumuckl ist ja auch ein Cousin von ihnen. Vorlaut und besserwisserisch, trotzdem kann man ihnen nicht böse sein. So stellt man sich eben einen Kobold vor, mehr oder weniger beeinflusst durch bestehende Exemplare. Was bin ich froh drum, dass meine Kreation ein Tor ist. :bounce:Gerne würde ich eine Figur erschaffen, die mit ihren Eigenheiten einmalig ist. Aber – jammer, jammer – irgendwie ist alles schon mal da gewesen. Selbst als ich Rukola einen schicken Sprachfehler verpassen wollte, sagte mein innerer Kritiker: Lass es einfach!

Von der Story her gefiel uns allen die Geschichte sehr gut, phantasievoll mit realen Kinderproblemen, die gut nachvollziehbar sind. Da meine beiden Pippi Langstumpf kennen und sehr schätzen haben sie auch den Einstieg verstanden (rote Haare, Pferd), aber ich könnte mir vorstellen, dass das nicht alle gleich verstehen. Was allerdings auch kein Muss ist, um die Geschichte verstehen zu können.
Das sind so Punkte, die mich natürlich im Vorfeld stark beschäftigt haben. Wie weit ist es sinnvoll, sich auf eine Kultfigur zu beziehen?

Gut finde ich, dass am Ende mit dem Diebstahl noch mal ein großer neuer Spannungsbogen hinzukommt, der für Kinder noch einmal besonders bedrohlich wirkt - wer will schon unschuldig als Diebin dastehen.
Der Diebstahl sollte noch mal eine Steigerung sein, also nicht genug damit, dass Rukola über keine der Fähigkeiten verfügt, derer er sich rühmt, nein, er treibt einen Keil zwischen sie und die anderen Schüler, nur um Nelly für sich alleine zu haben. Aber ziemlich am Anfang der Geschichte verschwindet auch schon ein Gegenstand. Omas neueste Kreation, das Kinderbuch. Ob das auch auf Rukolas Konto geht?

Dass der Witzbold der Übeltäter ist, war meinen beiden gleich klar, aber auch das meine ich kein bisschen negativ, allein schon deshalb, weil sich gerade der Kleine total gefreut hat, als dann die Auflösung seine Vermutung bestätigt hat. Also ein absolutes detektivisches Erfolgserlebnis. Meine große wollte allerdings wissen, wo die fünf Euro geblieben sind. Ihre Vermutung: Die waren gar nicht weg, Tabea hat das nur so gesagt, die blöde Kuh. Halte ich für nicht unwahrscheinlich, oder?:)
Klasse, da wird mitgefiebert, mitgeknobelt und kombiniert. Ich bin tatsächlich begeistert, wie ihr das so in der Lesegemeinschaft handhabt. Richtig erkannt: Tabea ist ein Biest und natürlich lässt sie die Gelegenheit nicht verstreichen, Nelly in die Pfanne zu hauen.

Du nimmst dir viel Zeit bei der Geschichte fürs Erzählen, was ich gut und angemessen finde, am Ende bist du irgendwie dann mit dem Fuß auf dem Gas und fast ein bisschen zu schnell – verglichen mit dem Rest. Aber das meine ich eher als Kompliment: Du könntest sogar noch ein bisschen länger ;)
Das klassische Erzählmodell halt, hab mich strickt ans Schulbuch geklammert. Die Klimax hat mir ein bisschen quer im Magen gelegen, und danach wollte ich, dass alles schnell vorbei ist.

Ehrlich gesagt, die Reaktion fanden wir ein bisschen arg reduziert, wenn plötzlich der Klamottenberg explodiert . Nicht mal ein klitzekleiner Schreckensschrei!
Recht habt ihr! Ich werd es Nelly ausrichten.

„Na, hier ist ja ein Tohuwabohu“, sagte jemand mit krächzender Stimme.
Inmitten der verstreuten Kleidung stand ein Mensch. Nicht größer als Nellys Lineal. Und er trug Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten.
Hier hat mich das Testpublikum unterbrochen. Wenn der so klein wie ein Lineall ist, wie kann er dann das Lieblingsshirt von Nelly tragen? Ist die auch so klein? Hat er dasselbe? Hat etwas gedauert, wegen dieser Diskussion wieder in die Geschichte zu kommen. Könnte meiner Meinung nach weg.
Mit solchen Fragestellungen hätte ich rechnen können. Das Lineal sollte einen Bogen zu Mathe schlagen, ist aber nicht notwendig. Dachte mir, dass so ein 30 cm Lineal die perfekte Länge angibt. Aber das war das Maß in meinem Kopf, es existieren ja auch 10 cm-Lineale. Anstelle von Nicht größer als Nellys Lineal. werde ich wohl Ein sehr kleiner Mensch. schreiben.

„Wehe du lachst!“, sagte Nelly.
Rukola hielt Zeige- und Mittelfinger in die Höhe. „Ich lache nicht. Ehrenwort.“
„Petronella.“
„Das ist aber ein schöner Name“, sagte Rukola und seine Mundwinkel zuckten.
Mochte ich sehr die Stelle.
Ich auch. Den Frechdachs muss man einfach mögen. Er war ursprünglich nur als Gegenentwurf zur stillen Nelly angedacht, die sich recht wenig zutraut, und jetzt stiehlt er ihr die Show. :lol:

Kleine Anmerkung als Vorlesender. Ich finde es immer blöd, wenn eine „Regieanweisung“ kommt (nein, nicht die Regieanweisung, die mag ich) und ich merke dadurch erst im Nachhinein, wie ich das Wort „Beispiel“ hätte lesen müssen. Nämlich als Beispiiiiiiiiel… Ich würde es dann auch im Text so schreiben, damit ich die Möglichkeit habe der Situation angemessen zu lesen… oder ist das jetzt zu… was auch immer ??
Nun gut! Bei einer Kindergeschichte würde ich mich das trauen. Bei Texten für die Großen wäre mir der Doppelmoppel peinlich.


Nicht so ungestüm! Ein bisschen Vorbereitungszeit brauche ich schon“, sagte Rukola und wackelte mit erhobenem Zeigefinger. „Ich muss dich erst besser kennen lernen, so als Mensch, meine ich. Vorher brauch ich ein bisschen Schlaf. Morgen ist auch noch ein Tag.“
Haben meine beiden Kinder noch nicht so ganz verstanden, aber ich mochte den Witz sehr. Schön, dass ich auch als Vorleser was zu lachen habe
Natürlich, muss ja für alle etwas dabei sein. Wenn ich mich nicht täusche, hast du in deiner Geschichte auch daran gedacht.

Künstlerfamilie? Ich meine die Gromutter Schriftstellerin...
Logisch! Nomen est omen!


„Noch sechs Wochen bis zu ihrer Ausstellung. Hast du die hässliche Latzhose mit den tausend Farbklecksen gesehen?“, fragte Nelly.
„Wie denn? Kann ich durch Wände gucken?“
Und ja: Eigentlich kann man das von einem derart talentierten Tor erwarten.
Ja, da ist ihm ein Lapsus unterlaufen. Normalerweise hätte er eine glaubhafte Ausrede aus dem
T-Shirt-Ärmel schütteln müssen.

Nur zur Sicherheit: Völkerball, oder? Meine beiden Herzenszuhörer haben gefragt, ich habe so geantwortet. Stimmt doch, oder? Oder habe ich es einfach überlesen?
Natürlich. Hab ich seltsamerweise vorausgesetzt. Es kostet wenig Mühe, aus dem Turnier ein Völkerballturnier zu machen. Danke für den Hinweis.

„Weißt du überhaupt, wie weh das getan hat, als mich der Ball von der Matte gefegt hat?“, sagte Rukola. „Ein Attentat. Innere Verletzungen und Hämatomen ohne Ende.“ Er hob den Saum des Shirts an und krempelte die Ärmel hoch. „Guck! Alles blau.“
Hier gab es eine kurze Unterbrechung, weil ich nach Hämatomen gefragt worden bin. Ich weiß, darüber wird häufig diskutiert, ist das gut, oder lieber kindgerechter ausdrücken, aber ich habe da eine klare Meinung. Durch Nachfragen lernen sie es. Und wenn das neue Wort in einer collen Gesichte vorkommt noch viel besser.
Ich denke auch, ab und zu ein unbekanntes Wort, wirft die Kids nicht aus der Bahn. Im besten Falle kann es erklärt werden. Wenn es an einem Vorleser mangelt, liest das Kind drüber weg, dann leidet die Verständlichkeit der Handlung trotzdem nicht.

„Na und, ist doch nur ein Spiel“, sagte Fabian. „Heute Nachmittag ist Ellerbergsee angesagt. Bisschen chillen und so. Kommst du mit, Nelly?“
Eine der ganz wenigen Stellen, wo ich, also svg, der Papa, Kritik habe. Die wörtliche Rede ist einfach so sehr Klischee, das klingt nicht echt. So reden Jugendliche bei DSDS. Keine Ahnung, der hat mich rausgebracht.
Erwischt! Zu verkrampft? Kann sein. Ich überlege mir was.

Fazit: Gern gelesen und vorgelesen. Und er wurde aufmerksam und mit großem Spaß zugehört. Auch vom 6Jährigen. Der ja drei Jahre unter dem von dir angegeben Lesealter liegt. (Allerdings geohnt ist,vorgelesen zu bekommen!)

Noch mal: Eine größere Freude konntet ihr mir nicht machen.
Da wünscht man sich direkt, ein Mäuschen zu sein, um dieses Prozedere des Vorlesens wenigstens einmal beobachten zu können.

Danke den drei Kritikern und liebe Grüße zurück von peregrina

 

Aber jetzt habe ich mal eine Frage: Wollten die beiden denn gar nicht wissen, woher Rukola kommt? Konnten sie sich das denken oder spielt das keine Rolle? Ich bilde mir ein, einige Spuren gelegt zu haben. Keine Ahnung, ob ich überhaupt seine Herkunft aufklären muss.

Nein. Hat überhaupt keine Rolle gespielt. Der Tor war da - und das war auch gut so ;)... Mag daran leigen, dass wir derzeit, wenn wir keine Krümel-Challenge-Geschichten lesen, gerade die Spiderwick-Geheimnisse lesen, wo ja nun sehr viele Irrwichte, Wichtel, Gnome, Trolle, Elfen etc. pp vorkommen. Insofern waren meine beiden wahrscheinlich voll drin in der Thematik. Aber ernsthaft - und das kannst du als Kompliment sehen - Rukola war gleich so präsent und voller Leben, dass wir darüber gar nicht weiter nachgedacht haben.
Witzigerweise habe ich mir im Nachgang wirklich ein paar Gedanken gemacht (typisch Erwachener wahrscheinlich)...

Hier mal als Spoiler mein Gedanke...

Ich glaube ja, die Künstlermutter hat ihn gemalt. Oder die Künstleroma hat ihn erdacht. Auch beides als Team möglich. Als Unterstützung für Nelly in der neuen Situation. Dafür spricht in meinen Augen a) dass er Nellys Lieblingspullover trägt (also exakt denselben) und b) dass er sich auflöst, als er ins Wasser geht (Tusche halt, oder Ölfarbe) ;)) Vorstellbar ist übrigens auch, dass die Oma ihn schon für Nellys Mutter erschaffen hat (als diese in einer ähnlichen Sitzuation war) und der Tor jetzt an die Tochter (neu gemalt) weitergegeben wird. Aber nur Mutmaßungen)

Und? ;)
Liebe Grüße, svg

 

Hallo @svg,

danke für die erneute Rückmeldung.

Nein. Hat überhaupt keine Rolle gespielt. Der Tor war da - und das war auch gut so ;)...
Das ist eine interessante Information. Da könnte ich mich jetzt ganz entspannt zurücklehnen. Eigentlich.
Mag daran leigen, dass wir derzeit, wenn wir keine Krümel-Challenge-Geschichten lesen, gerade die Spiderwick-Geheimnisse lesen, wo ja nun sehr viele Irrwichte, Wichtel, Gnome, Trolle, Elfen etc. pp vorkommen.
Mein lieber Kobold, da tun sich bei mir Abgründe auf. Aber ich hab nun auch diese "Bildungslücke" geschlossen. Spiderwick scheint sehr aufregend zu sein und erinnert mich etwas an die Unendliche Geschichte.

Witzigerweise habe ich mir im Nachgang wirklich ein paar Gedanken gemacht (typisch Erwachener wahrscheinlich)...
Ja, eben! So sind wir. Machen uns das Leben schwerer als nötig.

Du bist gut, richtig gut! Aber ich werd einen Teufel tun :baddevil:, deinen Verdacht in der Öffentlichkeit zu bestätigen. Ich schreib dir lieber eine PN.

Lieben Gruß von peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @peregrina,

das gibt es doch nicht! Hab gedacht, man rennt Dir die Bude ein, schmeißt Dich in die Lüfte, weil Du hochleben sollst mit Deinem großartigen Text und Du bist voller Seim von Küsschen und Schmätzchen – aber nein! Man lässt Dich schmoren. Ich versteh‘s nicht.

Ich jedenfalls finde Deine Geschichte gelungen. Dass ich in dieses Genre reinschau ist selten, auch hier hab ich nur mal so eben reingelugt – doch jedes Mal hat mir gefallen, was ich las. Also las ich ordentlich.

Unterm Strich hab ich eine Kindergeschichte gelesen, die das richtige Quantum hat von Herz, Humor, Pfiffigkeit und Originalität. Tadellos geschrieben (wer peregrina kennt …), schöne und nahtlos eingepasste Dialoge, mit einem Wort: Wirklich ein gutes rundes Stück, an dem, wie ich bei svg lese, Kinder und vorlesende Erwachsene gleichermaßen Freude haben. Das glaube ich gerne, so ein Lackmustest ist frei von subjektiven Verschiebungen.

Lieblingsstelle:

Nelly bückte sich gerade nach dem nächsten Stein, doch sie hielt in der Bewegung inne und schaute Rukola mit hochgezogenen Brauen an. „Du? ...

Kleinkram:
„Nicht so ungestüm!
Ein schönes altes Wort. Passt es hier? Gleichermaßen hab ich gelinde Bedenken, ob :
„Ich bin ein Tor.“
in dem von Dir gewünschten Sinn ankommt; schon seit Jahrzehnten ist mir dieser Begriff für Narr nicht mehr begegnet. Tor wird heute ausnahmslos für Fußball etc. benutzt.
… Hämatomen ohne Ende.
krakelte
ungeschickt zeichnen
krakeelte
Zack - das war's schon. Mit anderen Worten: Es gibt nichts zu mäkeln.

Liebe peregrina, ich sag‘s heute mal symbolisch::thumbsup::thumbsup::thumbsup:
und grüße Dich schwer beeindruckt
José

PS:
Da Du mMn die Buchstabensuppe gewinnen wirst, schicke ich Dir zur Anreicherung noch ein schönes fettes Suppenhuhn, veel Jemös un oornlich Petersilie.

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten morgen, liebe @peregrina sorry, ein bisschen Etappen-Arbeit, da hier auch noch andere Mitbestimmen dürfen. Geht gleich weiter .. okay, zweiter Versuch, der letzte war mit einmal weg, da muss ich wohl zwischendurch mal speichern :Pfeif:

Vor diesem Moment hatte Nelly schon den ganzen Morgen gezittert, jetzt war er da und genauso schrecklich wie in ihrer Vorstellung.
Da bin ich gleich zum Start schön dicht dran an deiner Prota - sehr schön gemacht.

Ich heiße Petronella Morgenstern …“
Was für ein toller Name
Und das entdecken der Parallele zu Pippi macht bstimmt jeder Lesegruppe Spaß. Wer kennt sie nicht ...

„Gewöhnlich kann jeder“, sagte Oma immer,
genau!

Und ich wollte überhaupt nicht in dieses blöde Kaff. Und ich wäre viel lieber bei meinen Freunden und bei Oma geblieben, aber meine Eltern haben mich gezwungen
Auch wieder schön zum mitfühlen, gefällt mir

Normalerweise wissen deine Mitschüler, wie man sich benimmt. Und nun zurück zum Unterricht.
Angenehm entspannte Lehrerin

Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass ich in Mathe eine totale Niete bin,
Da hake ich jedes mal. Die "Dumpfbacken " beziehen sich ja auf ihr Verhalten davor. Im Vergleich zu Nellys Mathe-Schwäche sind die andren ja vielleicht schlauer? Eventuell einen Drtz dazwischen?

reichte es ihr.
Hier könnte das "ihr" durchaus weg, oder?

Mama hatte das neue Buch angeblich in ihr Zimmer gelegt, doch es war wie vom Erdboden verschluckt.
Hier ahne auch ich eine mögliche Herkunft des Utensilien Rukolas (bei mir hätte er wohl dem Namen geschuldet, grüne Haare). Aber als Fantasieleserin schlucke ich die Existenz solcher Typen auch ohne Erklärung.

Schnell schlüpfte sie unter die Decke. Da hörte sie wieder ein Geräusch. Das Tapsen von kleinen nackten Füßen. Plötzlich gab es einen Ruck u
Schön spannend geschrieben

Herz schlug schnell und laut. Dann versteckte sie sich unter der Zudecke.
Ich mag das Wort "dann" einfach nicht, klingt immer nach schulaufsatz .

Mit einem Mal bewegte sich der Berg
Ist es nicht eher ein Haufen, selbst aus Sicht eines zu kurz geratenen

Inmitten der verstreuten Kleidung stand ein Mensch. Nicht größer als Nellys Lineal.
Hier gefielen mir wohl tatsächlich mal ein Adjektiv (klein?) . So sehe ich erst einen "normal" großen Menschen und muss den dann schrumpfen lassen.

Darf ich mich vorstellen?“, sagte der Kleine, fuchtelte mit den Armen, machte eine tiefe Verbeugung und knallte die nackten Füße aneinander. „Rukola, der Unfehlbare.“
Süß, der Typ. Und so bescheiden (grins)
,
und er schielte entsetzlich dabei.
Das ist schon fast gemein

. Kennt doch jedes Kind?“
„Bist du ein Kobold? “
Würde er sich auch als "kind" bezeichen?

Nicht so ungestüm! Ein bisschen Vorbereitungszeit brauche ich schon“,
Herrlich

Am liebsten hätte sie ihn geknuddelt, doch das traute sie sich nicht.
Warum nicht?

Hast du die hässliche Latzhose mit den tausend Farbklecksen gesehen?“,
Warum ist die Latzhose hässlich? So eine cool bespritzte?

Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
Sehr fair!

Aber wieso solltest ausgerechnet du etwas über Längenmaße wissen, du …, du hässlicher Zwerg
Hier hätte ich bei Nelly er Enttäuschung gesehen, nicht so eine recht beleidigende Reaktion
Aber du kennst die besser

Moooment! Erstens bin ich ein hässlicher Tor.“ Rukolas Haare stellten sich zu Berge und das Schielen verstärkte sich wieder.
So eine coole Reaktion! Die Geschichte ist bestimmt toll vorlesgeeignet. Wenn Ich wieder daheim bin, teste ich beim Enkelmonster. Ich würde beim Alter 7 durchaus schon akzeptieren.

Weiß doch jedes Kind. Ein Zentometer ist ein Längenmaß.“
Genau!

Eigentlich hatte sie ihn gar nicht mitnehmen wollen, aber er hatte ihr so leidgetan, als er gebettelt und gejammert hatte.
3 x hatte! Vielleicht in wenig Möbelrücken?

denn er traf immer einen Spieler, schlug beim Aufprall sogar Funken.
Lustiges Bild, ja ich ab nur, weil Fantasie. .

Seit die Karotte hier ist.“ Dabei sah sie Nelly mit einem schiefen Grinsen an.
Ist grinsen wirklich die richtige Reaktion?

Nur Rukolas Farben konnte die Sonne nicht zurückbringen, er blieb blass und durchscheinend.
Ja, die Erklärung im Kopf passt dazu!

Was hältst du davon, wenn du uns deine Geschichte von dem frechen Kobold vorliest?“
Schöner Schluss, runde Sache
Liebe Peregrina, mich hast du sehr erfreut mit dem Gedanken an so einen Helfer in doofen Zeiten. Wer braucht den nicht.
Liebe Grüße
Witch

 

Im Pott trägt man weniger einen Kobold (und sei‘s ein „Witzbold“) denn einen „kleinen Mann im Ohr“, der bekanntlich schon dem Genitivmörder Dativ des Reimes wegen an die Gurgel geht1, der aber sich im „Senf dazugeben“ nicht von "Rukola" wesentlich unterscheidet, außer dass er unfassbar und ebenso unbegreiflich bleibt. Da ist es praktisch, gegen Unbill – und sei‘s der Witzbold, der sich über Namen lustig macht, oder der Mitschüler, der andere buchstäblich „ausnimmt“ - einen mehr oder weniger von andern wahrnehmbaren Gehülfen hat,

liebe Petronella,

¡perdonen ustedes!,
liebe peregrina,

und da ich ja gerade erst eine Einschulung hinter mir hab (die merk- und denkwürdigste, die ein kleines wie älteres Leben überhaupt haben kann - was eigentlich nach Satire oder einem Trauerspiel schreit - freu ich mich über Deine feine Geschichte, wo alles so normal wie nur irgend möglich abläuft, denn dass es Kobolde und Toren, Narren und Witzbode gibt, wissen wir ja alle. Aber sind noch ein paar Flusen aufzulesen

Hier schnappt m. E. die Fälle-Falle zu

Sie drehte sich im Bett, bis sie straff wie eine Mumie in die Decke eingewickelt war
Sie wickelt sich wohl in die Decke ein, ist aber hernach in der Decke eingewickelt
(aber vorsicht, ich kann mich auch irren!)

Das Tapsen von kleinen[,] nackten Füßen.
Komma, weil m. E. die Adjektive gleichrangig sind

„Wer, wo, [w]arum. Frag doch nicht so viel!

Für einen Moment sah es so aus, als wolle Mama ins Zimmer kommen, doch dann hatte sie es eilig. „Frühstück steht in der Küche. Viel Spaß in der Schule, Spatz.“ Und weg war sie.
Nelly hatte ein Gefühl im Bauch, als wolle ihr Frühstück wieder ans Tageslicht.
In beiden Fällen verrät schon allein das vergleichende „als“, dass als-ob-Situationen, also unwirkliches Geschehen erzählt wird, irreale Situationen, die nach dem Konjunktiv irrealis, nicht Konj. I (die Form indirekter Rede) verlangen.
Also besser „als wollte …“ (oder, wenn Du bezweifelst, das Kinder die Standardform „verständen“oder "verstünden", wähl die würde-Konstruktion „würde wollen“

Kleine Flüchtigkeiten

„Puh, das war knapp“[,] krächzte Rukola, der sich schnell …
Endlich. Rukola. Und schnell plapperte sie nach: „Kilo, Dezo, Zento.[“]

Wiedem auch wird, gern gelesen vom

Friedel

1
Kennste bestimmt:

"Mir und mich verwechsel ich nich‘,
dat kommt bei mich nich‘ vor!
Ich hab‘n kleinen Mann im Ohr,
der sacht mich allet vor.“​

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @peregrina,
was für eine Überraschung kurz vor knapp. :lol: Dich hatte ich gar nicht auf dem Zettel, umso schöner, dass die Challenge dich zurück gelockt hat. Du hast eine schöne Kindergeschichte mitgebracht, die sauber geschrieben ist, doch der letzte Hook, der es so richtig rausreißt, der besondere emotionale Moment, das Spinnerte, das ich so liebe, haben mir ein wenig gefehlt.
Zugegeben, mein Geschmack ist da auch speziell.

Ich liste mal, was mir aufgefallen ist:

„Ich heiße Petronella Morgenstern …“ Weiter kam sie nicht.
„Ah, die kleine Schwester von Pippilotta“, rief jemand hinter ihr.
Da habe ich mich gefragt, warum sie nicht sagt, sie heißt Nelly, was viel unverfänglicher wäre und auch nicht geschwindelt.

aber meine Eltern haben mich gezwungen, fügte sie in Gedanken hinzu.
den Vorwurf an die Eltern kann ich iwie verstehen, hart und ungerecht ist er dennoch, was kein gutes Licht auf deine Prota wirft. Umzüge wegen Jobwechsel gehören in vielen Familien notgedrungen zum Alltag und eigentlich versteht es sich von selbst, dass Kinder nicht bei Verwandten zurückbleiben, sondern in der Familie leben.

Willkommen Nelly in der Klasse 4a.
MEn ein Komma vor und hinter den Namen.

eure Klassenleiterin.
heißen die heute so? Bei uns waren das der Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin.

Nelly setzte sich und atmete erleichtert aus. Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass ich in Mathe eine totale Niete bin, dann hören die nie mehr auf zu lachen.
Hier wechselst du von der personalen Perspektive zum Ich-Erzähler. Personal wäre so: "Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass ich in Mathe eine totale Niete bin, dann hören die nie mehr auf zu lachen", dachte Nelly.

„Rukola, der Unfehlbare.“ Dann fiel er um.
Damit sagst du schon alles über ihn, tolle Stelle.

„Weiß ich doch.“ Rukola verdrehte die Augen. „Heißt: Der Name ist von Oma.“
hehe, das mit dem Namen von Oma kommt mir bekannt vor.

„Auch kein Witzbold, ich sagte doch: ein Tor.“
Da kam ich wegen des Titels ins Stutzen. Wenn der Unterschied so wichtig ist, müsste die Geschichte doch "Nelly und der Tor" heißen, oder? Sonst nimmst du ja die Bezeichnungen, die beide nicht mögen.

„Wer, wo, Warum. Frag doch nicht so viel! Ich bin da und ich kann dir helfen, wobei auch immer. Basta!“
Warum nur denke ich fortwährend an den Pumuckel?

„Mit links und vierzig Fieber!“, beeilte er sich zu sagen.
Schön ausgedacht.

Ich muss dich erst besser kennen lernen, so als Mensch, meine ich.
kennenlernen. Warum denke ich bei der Antwort gleich an die Frage "zu dir oder zu mir?" :lol:

„Noch sechs Wochen bis zu ihrer Ausstellung. Hast du die hässliche Latzhose mit den tausend Farbklecksen gesehen?“, fragte Nelly.
„Wie denn? Kann ich durch Wände gucken?“
„Aber vielleicht kannst du dich wenigstens unsichtbar machen.“ Nelly seufzte. „Da wäre vieles einfacher.“
„Gleich wirst du Bauklötzer staunen“, sagte Rukola und kletterte auf den Stuhl. „Tatata! Aufgepasst!“, rief er aus. „Rukola, der Wunderbare, verwandelt sich vor deinen Augen in Rukola, den Unsichtbaren.“ Seine Haare stellten sich der sich im wasser wie Antennen auf und er begann zu zittern. Er schielte noch mehr als sonst und sein Kopf lief feuerrot an. So stand er eine Weile.
„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
„Au fein, Mathe, mein Spezialgebiet. Da kannst du aber von Glück reden, dass ich dich begleite.“
Highlight.

„ Kilo, Dezo, Zento!“
Herrlicher Unsinn.

Jedes Mal, wenn sie ihn zurück ins gegnerische Feld schleuderte, wurde er zum gefährlichen Geschoss, denn er traf immer einen Spieler, schlug beim Aufprall sogar Funken.
Könnte aus den wilden Kerlen sein.

„Ein Attentat. Innere Verletzungen und Hämatomen ohne Ende.“
Hämatome. Würde aber überlegen, ob ich das flowtechnisch sinnvoll finde. Was Witziges fänd ich besser wie Skelettbrüche oder Pferdeküsse.

„Hilfe! Ich ertrinke“, brüllte er, obwohl er nur bis zu den Knien im Wasser stand.
Nelly hievte ihn aus der Pfütze und lachte. „Rukola, der Wasserscheue.“
Als sie seine Füße mit dem Handtuch trocken rubbeln wollte, drückte er sich gegen die Fliesen und krakelte weiter: „Willst du mich umbringen?“
Ein Tor mit Hypochondrie, an der Stelle hat er mich genervt.

Schöne Idee mit dem gemalten Nelly-Tor-Kobold, der sich im Wasser auflöst und über den sie einen Aufsatz schreibt. Dass nicht alles glatt läuft, finde ich gut, weil das die Realität abbildet. Manchmal ist das Leben mühsam und andere tun nicht das, was sie vermeintlich sollten. Aber ist es das, was uns ausmacht, dass wir an der Stelle, wo wir hingepflanzt wurden, funktionieren? Oder geht es darum, eigensinnig und individuell sein zu dürfen, solange die eigenen Bedürfnisse mit denen der anderen abgewogen werden? Spannende Fragen: Was bedeutet Freundschaft, was gibt sie mir? Kann ich den anderen so nehmen, wie er ist oder nerven mich seine Fehler? Doch es sind auch Fragen, die sich erst stellen, wenn eine Freundschaft besteht und da setzt meine Kritik an.

Bei frechem Kobold/Tor bin ich direkt beim Pumuckel und das Bild hab ich beim Lesen nicht mehr verloren. Doch im Gegensatz zum liebenswerten Pumuckel bin ich mit deinem Tor nicht so richtig warm geworden. Da ich nicht wusste, was mir fehlt, habe ich den Text unter der Fragestellung erneut gelesen. Ich versuche mal, es zu fassen: Er ist drollig, macht einigen Blödsinn, bringt anarchisches Chaos in Nellys Leben, aber es gibt keine tiefere gegenseitige Anteilnahme. Beispiel: Als Nelly einen Ball ins Gesicht gepfeffert bekommt, interessiert ihn das nicht die Bohne. Er betrachtet sein Spiegelbild im Wasser, sagt "Sieht übel aus" und jammert nur noch über seine vermeintlichen Verletzungen.
Anteilnahme. Bei Meister Eder war das die liebevolle Fürsorge für den Rotschopf, bei Pumuckel das schlechte Gewissen nach jedem Streich und die häufigen Versuche, etwas wiedergutzumachen oder zu reparieren. Dadurch war trotz allen Streits eine Ebene definiert, auf die sie immer zurückfielen. Die Ebene lautete: Es existiert eine Freundschaft und die ist beiden sehr wichtig.
Die vermisse ich hier, denn dadurch, dass Rukola sich für unfehlbar hält, zeigt er keine Reue. Grob gesagt ist er nicht die Unterstützung, die Nelly bräuchte, sondern eine lautstarke Ablenkung und dabei jemand, der Nelly nüchtern betrachtet mehr schadet als nutzt. So ist ihr "Hau ab" kurz vor Schluss für mich leider verständlich und sein "Ich dachte ich bin dein Freund" nicht echt. Auch ihre Rettung empfinde ich als pflichtschuldig, weil sie ein guter Mensch ist, und nicht, weil sie einen Freund verlöre.
Mir fehlen die sensiblen Momente, wo Rukola seinen Bockmist erkennt und versucht zu korrigieren, wo der Rabauke sich für Nellys Wohl interessiert und wirklich etwas dafür tut. Das wäre der Haken, der mir fehlt, um mich emotional zu angeln und der Fingerzeig über den Text hinaus.

Peace, linktofink

Edit: Ich habe nochmal überlegt, warum die Turnhallenszene für mich nicht dieses positive Momentum ist, das die Ebene schafft. Denn in der Folge läuft es für Nelly ja deutlich besser, ihr Völkerballauftritt hat ihr zu einem gewissen Standing verholfen. Was mir fehlt, ist das bewusste Eingreifen des Tors, dass ich als Leser sehe, okay jetzt steuert er das Geschehen aktiv, um Nelly zu helfen. So wie es geschrieben ist, wünscht sich Nelly seine Hilfe, dann passiert erst mal nichts, schließlich dreht die Halle sich einmal und alles ist anders. Und nachher schaut sie zu der Stelle, wo er in dem Beutel lag, und die ist leer. Hm.
Vielleicht liege ich auch völlig daneben und der Tor ist ein Teil ihrer selbst, der ihr durch Unsinn und eine gewisse Chuzpe die Freiheiten einräumt, die sie sich sonst nicht herauszunehmen traut und dabei in ihr Ohr säuselt: "Always look on the bright side of life ..." Und der Konflikt mit ihm ist eine innere Auseinandersetzung?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @peregrina,

deine Geschichte und die Idee dahinter gefallen mir. Ein Mädchen mit Grundvoraussetzungen, auf denen Kinder gerne herumhacken, steht mehreren Problemen gegenüber: Verlust des vertrauten Zuhauses, geliebte Oma und Freunde hinter sich lassen, Einschulung mitten im Schuljahr, das ist nachvollziehbar aufwühlend. Altbekannte, sich wiederholende Hänseleien. Probleme in Mathe. Als da „der kleine Mensch mit krächzender Stimme“ auftaucht, dachte ich kurzzeitig: „Oh nein, jetzt kommt ein Dschinni aus der Flasche und zaubert die böse Welt schön.“ Falsch gedacht! Du schickst deiner kleinen Heldin einen selbstbewussten, beinah größenwahnsinnigen, wortgewandten, klugen, tollpatschigen, wehleidigen, hier und da aber auch beherrschten, und v.a. überaus frechen kleinen Kobold. Und ja, in Sachen Pumuckel muss ich mich linktofink anschließen; Dein Tor bringt mich nicht nur zum Lachen, er bringt auch überwiegend Chaos in Nellys Leben. Und das, obwohl er ja tatsächlich Wünsche erfüllen kann. Aber was wäre ein Tor, wenn er nicht unbelehrbar wäre und „erheblichen Schaden bis hin zum Frevel“ (wikipedia: Tor) anrichtete.

Die Idee deiner Geschichte finde ich zauberhaft. Einige Dialoge sind herrlich, andere haken mMn ein wenig. Im Großen und Ganzen gibt es in meinen Augen nur kleine Mankos, die Du nochmal polieren könntest, wenn Du es denn willst:

Die Darstellung des Tors für eine Kindergeschichte hin und wieder (und v.a. mMn) etwas zu wehleidig und gemein. Tendenz super, Ausführung ein bisschen „too much“, wie man so schön auf Deutsch sagt. Ich zeige dir im Folgenden, woran ich das festmache. Zuvor aber noch eine unnütze Information: Ich hasse Rukola! Der Geruch, der bittere Geschmack, der störrische Stiel, wenn man ein Brötchen damit belegt, das unaufgeräumte, krause Äußere, … um Rukola mache ich einen großen Bogen. Künftig werde ich wohl an Deinen Rukola denken müssen und an den vielen Blödsinn, den er im Kopf hat, wenn ich im Supermarkt an selbigem vorbeilaufe. Dank Dir werde ich das erste Mal lächeln, wenn ich Rukola in der Nase habe.

Bist wohl mit dem Pferd gekommen?“, und prustete los. Jetzt wieherte die gesamte Klasse.
Gemein. Aber gute Metapher.

Hast du die hässliche Latzhose mit den tausend Farbklecksen gesehen?“, fragte Nelly.
Drückt Nelly sich ggü ihrer Mutter wirklich so gemein aus? Das wäre eine Aussage, die ich eher zu Tabea verorten würde. Oder ist sie nur so gemein, weil sie ihr den Umzug verübelt und noch mehr; dass die Mutter jetzt nicht mal Zeit hat? Falls ja, könntest Du das vllt in einem Begleitsatz oder Nebensatz oder jedenfalls mit aneinandergereihten Worten noch einfügen, denke ich.

„Gleich wirst du Bauklötzer staunen“
Richtig wäre: Bauklötze staunen. Aber bei Rukola bin ich mir mit gar nichts sicher.

„Gleich wirst du Bauklötzer staunen“, sagte Rukola und kletterte auf den Stuhl. „Tatata! Aufgepasst!“, rief er aus. „Rukola, der Wunderbare, verwandelt sich vor deinen Augen in Rukola, den Unsichtbaren.“ Seine Haare stellten sich wie Antennen auf und er begann zu zittern. Er schielte noch mehr als sonst und sein Kopf lief feuerrot an. So stand er eine Weile.
„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
Herrlich! Der Wunderbare in der Unsichtbare. „Und was sich reimt, ist gut!“, fällt mir da sofort ein. Und dann das Bild, ich sehe ihn vor mir – schielend, hochrot angelaufen, angestrengt und angespannt von der Zehenspitze bis zum Haaransatz … und nichts passiert! Zum Heulen komisch.
Ebenso wie das:
„Wehe du lachst!“, sagte Nelly.
Rukola hielt Zeige- und Mittelfinger in die Höhe. „Ich lache nicht. Ehrenwort.“
„Petronella.“
„Das ist aber ein schöner Name“, sagte Rukola und seine Mundwinkel zuckten.
:lol: Einfach witzig! Bereits an dieser Stelle liebe ich Deinen Rukola. Da konnte ich ja auch noch nicht ahnen, was der noch Fieses im Schilde führt.

„Streber!“, flüsterte Nellys Schultasche.
Jawohl! Rukola im Kampfmodus. Unterstütze deine Freundin!

„Nun Nelly, hast du keine Idee?“, fragte Frau Schreiner. „Da will ich dich nicht länger …“
… behelligen? Aufhalten? Tangieren? Das wirkt auf mich nicht natürlich. Vielleicht könnte Frau Schreiner ihr stattdessen einen Denkanstoß geben. „Wie weit fährt man von Köln nach Berlin? In welchem Maß wird das angegeben?“ und weil Du ja die Unterbrechung brauchst, „Nichts? Na gut, dann frage ich, mal sehen, Tabe...“

Hier ein paar Beispiele, von denen ich dachte: Also Rukola, jetzt mach aber mal nen Punkt! Austeilen wie kein Zweiter, aber heulen wie eine Polizeisirene? Vielleicht willst Du das aber auch, damit man ihn eben nicht so ernst nimmt.

„Jetzt hab ich eine Gehirnerschütterung.“

Ein Attentat. Innere Verletzungen und Hämatomen ohne Ende.

„Hilfe! Ich ertrinke

„Willst du mich umbringen?“
Sagt er wirklich HämatomeN? Ist das derselbe Tick wie mit den BauklötzerN?

„Hilfe! Ich ertrinke.
Dito. Obwohl ich ihn hier nachvollziehen kann, scheint Wasser doch gefährlich für ihn zu sein. In der Kobold-Zunft wäre er an der Stelle wohl raus. Ist eben ein Tor, kein Kobold. Du behauptest ja auch nichts anderes ;-) Jedenfalls klug ausgewählt, dein Tor.
((Oder ist er nicht real, ist er aus Farbklecksen erschaffen? Vllt. von der Mutter? Oder von Nelly? Mit Farbklecksen der Mutter, weil die so wenig Zeit hat, obwohl Nelly sie dringend brauchen würde?))

Und hier ein Beispiel für eine Stelle, an der Rukola ein wenig Sympathie einbüßt:

Kann ich doch nix für, wenn du schwerhörig bist.
Na na na, Rukola! Also das ist ja schon ganz schön arg nicht nett. Würde er stattdessen sagen: „Wäre dein Schulranzen aufgeräumter, hättest Du mich auch besser hören können“, wäre er noch immer frech, aber weniger fies.

Weiß doch jedes Kind. Ein Zentometer ist ein Längenmaß.
Unbestechliche Koboldlogik! Wer das nicht weiß, dem ist nicht mehr zu helfen. Köstlich. :D

Und das Beste war, sie sah den Ball wie in Zeitlupe auf sich zufliegen, sodass sie meinte, seine Flugbahn berechnen zu können. Ihre Augen waren überall gleichzeitig. Sie duckte sich rechtzeitig oder sprang hoch, aber meistens fing sie den Ball. Jedes Mal, wenn sie ihn zurück ins gegnerische Feld schleuderte, wurde er zum gefährlichen Geschoss, denn er traf immer einen Spieler, schlug beim Aufprall sogar Funken.
Respekt! Immerhin schenkt er ihr durch seine magischen Fähigkeiten einen sportlichen Drall, mit dem sie alle beeindruckt, Anschluss und (Be-)Achtung findet und sich sogar ein kleiner Verehrer herauskristallisiert(?). Sind die Funken wirklich da oder sieht nur Nelly sie? Und wenn sie wirklich da sind, weshalb reagiert niemand erschrocken, erstaunt, beeindruckt? Oder habe ich da was überlesen?

Der Platz, an dem sie die Tasche abgestellt hatte, war leer.
Da komme ich nicht mit, frage mich: „Wieso?“ „Wer war das?“ „War es Rukola selbst? Ist der nicht zu klein?“ Du gibst darauf auch keine Antwort, in der Folgeszene sind die beiden schwuppsdiwupps am Waschbecken.

Das war voll Absicht.
Hier ist Rukola die kleine Heulsuse, dabei will er nur nicht zugeben, wie tollpatschig er schon wieder war. Ich störe mich auch ein bisschen (aber das ist wirklich Korinthen...na du weißt schon) an dem „voll“. Das „voll“ klingt so „nänänä, bin beleidigt“. Ausgetauscht durch ein „doch“, wäre es mMn empörter, ausrufender, anklagender.

„Ich kann dich abholen, wenn du willst“, äffte Tabea ihn nach.
Cool! Da empfand ich Schadenfreude. Wer wird denn da gleich eifersüchtig werden? Doch nicht etwa die gemeine Tabea? Ich finde die Stelle richtig lehrreich; Mobbing hat nichts mit dem tiefen Inneren eines Menschen zu tun, es sind Äußerlichkeiten, an denen es sich festmacht. Äußerlichkeiten des Opfers gepaart mit dem Innenleben des Täters. Das macht Mobbing für den Gemobbten nicht leichter, aber zumindest zeigt deine Szene ganz realistisch, dass sich die Umstände manchmal schneller drehen als der Wind.

„Ich denk, ich spinne“, fiel Gregor ihm ins Wort
Verzeihung, aber da höre ich eher einen alten Mann, denn einen Schuljungen. Wie wäre es z.B mit: „Geht‘s noch!?“

Sich so aufzublasen.
Hier wird Rukola richtig übel. Ich traue mich kaum, das zu kritisieren, denn Du wirst Dir Deinen Teil dazu gedacht haben. Aber Rukola kann echt ein kleiner Mistkerl sein. Verschafft ihr Freunde, wird dann womöglich selbst eifersüchtig, und treibt wieder einen Keil dazwischen. Und dann ist er noch verlogen bis unter den Hut (in meiner Phantasie, die Du durch deine klare, schöne Schreibe auf jeden Fall anregst, trägt er einen) ;)

Langsam, mit zögerlichen Bewegungen watete er ins Wasser, das ihn augenblicklich bis zur Hüfte reichte.
, das IHM bis zur
und nebenbei bin ich hier doch ein wenig traurig.

Wer, wo, Warum
Warum warum groß?

Dann teilte sie die Aufsätze aus. „Sehr schönes Abenteuer, Nelly“, sagte Frau Schreiner
Versöhnliches Ende, das mir zeigt, dass Rukola eben doch mehr Gutes als Schaden angerichtet hat. Rukola hat das Eis gebrochen zwischen Petronella und ihren wiehernden Mitschülern. Er verlieh ihr im Sportunterricht ein beflügeltes Selbstbewusstsein und obwohl er es fast wieder zerstört hätte, durch den Diebstahl, der ja eigentlich nur torhaftes Koboldstreiben war, hat, dank dem Zutun von Frau Schreiner, Nelly ihr Ansehen nicht verloren. So habe ich es zumindest verstanden. Im Gegenteil: ihr „kleiner“ Verehrer macht sich vor seiner Klasse noch stark für die „neue“ Außenseiterin. Gekrönt wird das ganze mit einem tollen Aufsatz, der ihr wohl auch noch eine gute Note einbringt. Rukola ist schwierig und Rukola ist wunderbar. Ich bin froh, dass Nelly ihn am Ende rettet.

Was es mit dem Rätsel um Nellys Lieblingsshirt auf sich hat, das mit den grünen Punkten, würde mich aber doch noch interessieren. Ist Rukola gar nicht da? Ist er nur ein Konstrukt ihrer Phantasie?
Falls es Deine Absicht war, nicht nur die Krümel zu unterhalten, sondern auch die großen Krümelmonster rätseln zu lassen: Glückwunsch. Bei mir ist Dir das geglückt.

Ich freue mich schon auf die nächste Geschichte von Dir.

Frieda Kartell

 

Liebe @peregrina,
der Ausdruck "Tor" passt prima zu dem kleinen frechen Wesen, der eine "Torheit" nach der anderen begeht und echt überhaupt keine Hilfe ist, von wegen "Nomen est omen". Er hebt ihre Stimmung, aber eine Plage ist er auch. Interessant finde ich, das sie ihn doch relativ schnell durchschaut. Dass sie ihn hinterher rettet und an sich drückt, obwohl er so ein Aas ist, berührt mich irgendwie. Ich halte ihn ja für ein Wesen, aus Frust und Zorn geboren, mit der ererbten Phantasie der Großmutter erweckt und eigentlich irgendwie ein Teil von ihr selbst. Soweit der tiefe Griff in die Psychokiste.

Im Mittelpunkt stehen war der absolute Horror, noch viel schlimmer als ein Besuch beim Zahnarzt.
Das könnte weg, weil du das deutlich zeigst.

Sie drehte sich im Bett, bis sie straff wie eine Mumie in die Decke eingewickelt war.
Tolles Bild für die Zwangslage, in der sie steckt.

Und er trug Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten.
Das muss dann aber einen Meter hinter ihm herschleifen.

„Papa sagt immer: Nomen est omen. Das ist Latein.“
„Weiß ich doch.“ Rukola verdrehte die Augen. „Heißt: Der Name ist von Oma.“
Sehr nett, das kannte ich noch nicht!

Kennt doch jedes Kind?“
Fragezeichen weg?

„Puh, das war knapp“ krächzte Rukola, der sich schnell ganz tief in den Schulranzen geduckt hatte und sich nun ächzend nach oben robbte.
Das Fettgedruckte weg?

„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
„Au fein, Mathe, mein Spezialgebiet. Da kannst du aber von Glück reden, dass ich dich begleite.“
Hier werden auch Kinder schon ahnen, dass das nichts Gutes bedeutet und sich drauf freuen.

Da hörte sie die bekannte Flüsterstimme: „ Kilo, Dezo, Zento!“
Endlich. Rukola. Und schnell plapperte sie nach: „Kilo, Dezo, Zento.
Schöne Idee

Eigentlich hatte sie ihn gar nicht mitnehmen wollen, aber er hatte ihr so leidgetan, als er gebettelt und gejammert hatte.
Das zieht sich durch, dass sie sich umstimmen lässt von dem kleinen egoistischen Biest.

Eine angenehme Wärme durchströmte Nelly.
Nelly wurde ganz leicht zumute und ihr Blick schärfte sich.
Hier tippe ich jetzt auf Placebo-Effekt.

„Sieht übel aus. Ganz übel“, sagte Rukola, während er auf dem Waschbecken balancierte und sein Spiegelbild bewunderte. „Aber wenn es dich tröstet, mit tut auch jeder Knochen weh.“
"mir"

Nelly konnte keine blauen Flecken erkennen. „Da ist kein Ball in deine Richtung geflogen. Das wäre mir aufgefallen.“
Das finde ich gut, wie nüchtern sie die Sache sieht

„Doch, dein neuer Freund, dieser, wie heißt er noch, dieser gefährliche Fabian hat mich abgeschossen. Peng! Das war voll Absicht. Vor dem musst du dich in Acht nehmen.“
Nelly kicherte. „Kann es sein, dass du ein bisschen rumgehopst und von der Matte gefallen bist?“
Eifersüchtig ist er auch noch. Und wieder lässt sie ihm das nicht durchgehen.

Nelly hievte ihn aus der Pfütze und lachte. „Rukola, der Wasserscheue.“
Sehr nett!

Als sie sich in den Halbkreis stellte, verstummte die Unterhaltung. Emilia malte mit der Fußspitze Kreise in den Kies und Tom kickte Steinchen durch die Latten.
Toll erfasst diese Situation. Ganz schrecklich. Ich finde da bist du sehr nah dran an den Kindern.

„Ich kann dich abholen, wenn du willst“, äffte Tabea ihn nach.
Pissnelke.

„Bleib mal ganz relaxt. Rukola, dem Weisen, kommt bestimmt sofort ‘ne geniale Idee. Aber wenigstens weißt du jetzt, dass die alle doof sind. Sich so aufzublasen.“ Er dehnte sich und gähnte. „Die verstehen überhaupt keinen Spaß.“
Ja, er will sie für sich. Ich glaube nicht, dass er ihr wirklich schaden wollte. Er hatte halt Langeweile und hat Schabernack getrieben. Das ist sein Job, er ist ein Tor.

Langsam, mit zögerlichen Bewegungen watete er ins Wasser, das ihn augenblicklich bis zur Hüfte reichte.
Und doch von ihrem Willen abhängig. Und : ihm

Nur Rukolas Farben konnte die Sonne nicht zurückbringen, er blieb blass und durchscheinend.
Ich mag das, dass diese Geschichte nicht so puschelig ist, dass da wirklich ein Schaden entsteht, auch etwas Trauriges drinsteckt.

„Sehr schönes Abenteuer, Nelly“, sagte Frau Schreiner und legte die Blätter vor Nelly ab. „Was hältst du davon, wenn du uns deine Geschichte von dem frechen Kobold vorliest?“
Oh ha, und den Aufsatz hat sie geschrieben, während sie wusste, dass sie von den anderen verdächtigt wurde? Du deutest ja auch vorher schon an, dass sie Tagebuch schreibt. Das ist so eine schöne Verbindung zu der Oma. Also bringt er sie ständig in Schwierigkeiten, aber er inspiriert sie auch. Eine kleine Muse, der Tor.

„Wie oft denn noch?“, flüsterte es aus der Schultasche. „Ich bin ein Tor.“
Toller Schlusssatz.

Ich finde deine Geschichte sehr charmant, liebe peregrina.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola compañero @josefelipe,

herzlichen Dank für deine Zeilen.

Hab gedacht, man rennt Dir die Bude ein, schmeißt Dich in die Lüfte, weil Du hochleben sollst mit Deinem großartigen Text und Du bist voller Seim von Küsschen und Schmätzchen – aber nein! Man lässt Dich schmoren.
Bin schon froh, dass man mir nicht die Tür vor der Nase zugeknallt hat :lol:, nach der langen Sendepause.

Ich versteh‘s nicht.
Das wird wohl eines der großen ungelösten Rätsel der Menschheit bleiben. Man darf halt nicht die Geduld verlieren, ist ja ein langer Text und viel Gewusel in der Challenge. Mittlerweile gibt es, siehste ja selbst, eine ganze Menge Feedback. Und mal ganz ehrlich, wer will schon vollgeschlabbert sein.

Ich jedenfalls finde Deine Geschichte gelungen. Dass ich in dieses Genre reinschau ist selten, auch hier hab ich nur mal so eben reingelugt – doch jedes Mal hat mir gefallen, was ich las. Also las ich ordentlich.
Du würdest mich erröten sehen, ob des charmanten Kompliments. Ja, und das muss wirklich mal gesagt werden, auch wenn ich jetzt nicht der Experte für diese Kategorie bin, die Geschichten haben ein wahnsinnig hohes Level. Da sprudelt die Ideen-Quelle.

… mit einem Wort: Wirklich ein gutes rundes Stück, an dem, wie ich bei svg lese, Kinder und vorlesende Erwachsene gleichermaßen Freude haben.
Bevor die KG von den beiden svg-Krümel abgenommen wurde, hätte ich schwören können, dass ich eine Kindergeschichte für Erwachsene fabriziert habe. Doch es scheint nicht so zu sein. Kinder sind das Zielpublikum, und da können wir Erwachsenen meinen und vermuten und einschätzen …

„Nicht so ungestüm!
Ein schönes altes Wort. Passt es hier?
Die Frage habe ich mir natürlich auch gestellt. Kann durch ungeduldig ersetzt werden, ich klammere da kein bisschen dran. Aber ein Wort zur Entstehungsgeschichte: Ursprünglich war angedacht, dass der Tor/Witzbold, der kleine Kerl halt, Manieren, Sprechweise und Aussehen einer vergangenen Epoche mitbringt. „Küss die Hand, Gnädigste!“ und dabei sein Hütchen schwenkt. „Darf ich mich vorstellen?“ ist so ein Rudiment dieses Planes.
Aber sag, welches Kind hätte ich damit hinter dem PC hervorlocken wollen?

Gleichermaßen hab ich gelinde Bedenken, ob : „Ich bin ein Tor.“
in dem von Dir gewünschten Sinn ankommt; schon seit Jahrzehnten ist mir dieser Begriff für Narr nicht mehr begegnet. Tor wird heute ausnahmslos für Fußball etc. benutzt.
Das mag sein. Dann wird es höchste Zeit, dass zumindest die Bedeutung erklärt wird. Ich glaube, dass es auch nicht tragisch ist, wenn es von den Kids nicht im gemeinten Sinne verstanden wird. Mal sehen, was da draus noch wird.

… Hämatomen ohne Ende.
Nanu? Ach, die NL-Pluralbildung! Unsinn! Vorher stand die Präposition mit davor.

krakelte
ungeschickt zeichnen
Na na, das darf aber nicht passieren!

PS:
Da Du mMn die Buchstabensuppe gewinnen wirst, schicke ich Dir zur Anreicherung noch ein schönes fettes Suppenhuhn, veel Jemös un oornlich Petersilie.
Danke für das Angebot. Sollte deine Prophezeiung zutreffen, dann nehm ich aber lieber, wenn‘s dir recht ist, die Blumen. :cool: Diesmal die weißen Rosen aus Athen? Auch als Trostpflaster.

Vielen Dank für deine Meinung und das fette Lob.
Ganz liebe Grüße von peregrina

Halli hallo, du liebe grüne Hexe,

ein dickes Dankeschön auch an dich für deinen Komm und deine Hinweise. Das ist ärgerlich, wenn die Technik Streiche spielt. Kenn ich zur Genüge. Da braucht es nicht mal einen Kobold.

Du hast ja recht viel Lob verschickt, das nehme ich jetzt ohne großes Gedöns entgegen und wir sprechen über die Ungereimtheiten und deine Vorschläge zu Änderungen.

Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass ich in Mathe eine totale Niete bin,
Da hake ich jedes mal. Die "Dumpfbacken " beziehen sich ja auf ihr Verhalten davor. Im Vergleich zu Nellys Mathe-Schwäche sind die andren ja vielleicht schlauer? Eventuell einen Drtz dazwischen?
Was meinst du? Und was ist ein Drtz?

reichte es ihr.
Hier könnte das "ihr" durchaus weg, oder?
Könnte, ja!

Mama hatte das neue Buch angeblich in ihr Zimmer gelegt, doch es war wie vom Erdboden verschluckt.
Hier ahne auch ich eine mögliche Herkunft des Utensilien Rukolas (bei mir hätte er wohl dem Namen geschuldet, grüne Haare). Aber als Fantasieleserin schlucke ich die Existenz solcher Typen auch ohne Erklärung.
Deine Ahnung täuscht dich nicht. Und die Idee mit den grünen Haaren ist ja so was von naheliegend, da war ich betriebsblind. Und er könnte eine Salatschüssel als Sturzhelm tragen, weil er doch um seine Gesundheit sooo besorgt ist. Als Accessoires ein Ohrring in Form eines Salatblattes. Zu winzig, den sieht man dann nur mit der Lupe.

Herz schlug schnell und laut. Dann versteckte sie sich unter der Zudecke.
Ich mag das Wort "dann" einfach nicht, klingt immer nach schulaufsatz .
Dann bietet eben die Möglichkeit, nicht jeden Satz mit dem Subjekt beginnen zu müssen. Vielleicht kannst du bei einer KG für Kids mal ein Auge zudrücken. Danach reißt das Ruder auch nicht rum.

Mit einem Mal bewegte sich der Berg
Ist es nicht eher ein Haufen, selbst aus Sicht eines zu kurz geratenen
Berg, Hügel? Haufen erinnert mich so an Misthaufen. Wird als Impuls gespeicher.

Inmitten der verstreuten Kleidung stand ein Mensch. Nicht größer als Nellys Lineal.
Hier gefielen mir wohl tatsächlich mal ein Adjektiv (klein?) . So sehe ich erst einen "normal" großen Menschen und muss den dann schrumpfen lassen.
Ich möchte das klein wirklich erst im nächsten Satz ergänzen. Ein kurzer Moment des Stutzens gefällt mir hier. Die Stelle wird zwar etwas verändert, die Testlese-Kinder von svg fanden die Passform des T-Shirts fragwürdig.

Darf ich mich vorstellen?“, sagte der Kleine, fuchtelte mit den Armen, machte eine tiefe Verbeugung und knallte die nackten Füße aneinander. „Rukola, der Unfehlbare.“
Süß, der Typ. Und so bescheiden (grins)
Ja, nich, kein bisschen von sich überzeugt.

und er schielte entsetzlich dabei.
Das ist schon fast gemein
Nein, der braucht definitiv so eine Eigenart, weil er bisher auch auf die Salatschüssel verzichten musste. :susp:

Kennt doch jedes Kind?“
„Bist du ein Kobold? “
Würde er sich auch als "kind" bezeichen?
Nein, ich denke, er nimmt sich nicht als Kind wahr. Könnte er nicht trotzdem allgemein von Kind sprechen, weil es um Kinderbücher geht? Ist eine Phrase, die später wiederholt wird..

Am liebsten hätte sie ihn geknuddelt, doch das traute sie sich nicht.
Warum nicht?
Weil ich Nelly als zurückhaltend konzipiert habe. Die beiden haben zwar die Nacht miteinander verbracht, aber so spontane Umärmelungen …, die gibt's später.

Hast du die hässliche Latzhose mit den tausend Farbklecksen gesehen?“,
Warum ist die Latzhose hässlich? So eine cool bespritzte?
Nelly findet die Arbeitskleidung der Mama wirklich nicht ästhetisch und dann sehe ich eine Portion Enttäuschung und Trotz, weil sich Nelly von ihr vernachlässigt fühlt.

Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
Sehr fair!
Auf jeden Fall hat sie Verständnis, wenn es beim ersten Versuch noch nicht funzt.

Aber wieso solltest ausgerechnet du etwas über Längenmaße wissen, du …, du hässlicher Zwerg
Hier hätte ich bei Nelly er Enttäuschung gesehen, nicht so eine recht beleidigende Reaktion
Aber du kennst die besser
Die Enttäuschung ist in Wut umgeschlagen? Ja, ich wollte der Figur auch diese Reaktion zugestehen.

Moooment! Erstens bin ich ein hässlicher Tor.“ Rukolas Haare stellten sich zu Berge und das Schielen verstärkte sich wieder.
So eine coole Reaktion! Die Geschichte ist bestimmt toll vorlesgeeignet. Wenn Ich wieder daheim bin, teste ich beim Enkelmonster. Ich würde beim Alter 7 durchaus schon akzeptieren.
Ach ja, probier das doch mal aus! Inzwischen bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass die Altersspanne nicht so eng gesehen werden sollte. Abhängig vom Entwicklungsstand nimmt sich jedes Kinder das, was es gebrauchen kann. Ist wie in unserem Forum.

Eigentlich hatte sie ihn gar nicht mitnehmen wollen, aber er hatte ihr so leidgetan, als er gebettelt und gejammert hatte.
3 x hatte! Vielleicht in wenig Möbelrücken?
Der Satz lautete ursprünglich so: Eigentlich wollte sie den Frechdachs gar nicht mitnehmen. Aber er hatte ihr so leidgetan, als er gebettelt und gejammert hatte.
Ich kenne ja eure allgemeine PQP-Phobie, doch ich wollte mich einmal durchsetzen, denn alles spielt sich beinahe auf einer Zeitebene ab. So ist es besser: Eigentlich hatte sie ihn gar nicht mitnehmen wollen (Plan vorher). Aber er tat ihr so leid, als er bettelte und jammerte.
Könnte ich mit leben.

denn er traf immer einen Spieler, schlug beim Aufprall sogar Funken.
Lustiges Bild, ja ich ab nur, weil Fantasie.
Davon ist erst auszugehen, natürlich Nellys Wahrnehmung!

Seit die Karotte hier ist.“ Dabei sah sie Nelly mit einem schiefen Grinsen an.
Ist grinsen wirklich die richtige Reaktion?
Dachte schon. So ein vielsagendes, gemeines Verziehen der Mundwinkel.

Nur Rukolas Farben konnte die Sonne nicht zurückbringen, er blieb blass und durchscheinend.
Ja, die Erklärung im Kopf passt dazu!
Super!

Was hältst du davon, wenn du uns deine Geschichte von dem frechen Kobold vorliest?“
Schöner Schluss, runde Sache
Das macht mich froh. Kennst du ja selber, diese Unsicherheit, ob bestimmte Aussagen oder nur einzelne Worte so ankommen, wie wir es beabsichtigt haben.

Liebe Peregrina, mich hast du sehr erfreut mit dem Gedanken an so einen Helfer in doofen Zeiten. Wer braucht den nicht.

Ja, den haben wir alle nötig. Und sei es nur, um sich ein paar brauchbare Tricks abzuschauen oder an seiner Schulter auszuweinen.
Herzlichen Dank, dass du mich an deinen Gedanken zum Text teilhaben lässt und alles Gute für dich.

Liebe Grüße von peregrina

Lieber @Friedrichard,

das ist ja schön, dass du mir einen Besuch abstattest. Und dann klärst du mich gleich über die Eigenheiten der Pottbewohner auf.

Im Pott trägt man weniger einen Kobold (und sei‘s ein „Witzbold“) denn einen „kleinen Mann im Ohr“, der bekanntlich schon dem Genitivmörder Dativ des Reimes wegen an die Gurgel geht1, der aber sich im „Senf dazugeben“ nicht von "Rukola" wesentlich unterscheidet, außer dass er unfassbar und ebenso unbegreiflich bleibt.
Das hast du schön gesagt.

... und da ich ja gerade erst eine Einschulung hinter mir hab (die merk- und denkwürdigste, die ein kleines wie älteres Leben überhaupt haben kann - was eigentlich nach Satire oder einem Trauerspiel schreit - freu ich mich über Deine feine Geschichte, wo alles so normal wie nur irgend möglich abläuft, denn dass es Kobolde und Toren, Narren und Witzbode gibt, wissen wir ja alle.
Und da machst du hoffentlich, wenn schon kein Märchen, dann wenigstens einen satirischen Text draus. Wär schade, wenn nicht.

Zu den Fundstücken:

Sie drehte sich im Bett, bis sie straff wie eine Mumie in die Decke eingewickelt war
Sie wickelt sich wohl in die Decke ein, ist aber hernach in der Decke eingewickelt
(aber vorsicht, ich kann mich auch irren!)
Du wirst schon richtig liegen. So einen Fall hatten wir schon mal. Wo oder wohin, das ist hier die Frage? Ich mach mich da mal schlau.

Und meine Freund, der Konjunktiv, ist auch diesmal nicht ganz pässlich. :bonk:

Nelly hatte ein Gefühl im Bauch, als wolle ihr Frühstück wieder ans Tageslicht.
In beiden Fällen verrät schon allein das vergleichende „als“, dass als-ob-Situationen, also unwirkliches Geschehen erzählt wird, irreale Situationen, die nach dem Konjunktiv irrealis, nicht Konj. I (die Form indirekter Rede) verlangen.
Also besser „als wollte …“ (oder, wenn Du bezweifelst, das Kinder die Standardform „verständen“oder "verstünden", wähl die würde-Konstruktion „würde wollen“
Danke für den Anstoß! Ich muss mir mal eine Tabelle anlegen. Wann genau, welche Form verwendet wird. Irgendwie krieg ich diese Regeln nicht in die Birne.

Und danke dir fürs Reinschauen und das Robben übern Teppich.
Einen hab ich noch!

Kennste bestimmt:

"Mir und mich verwechsel ich nich‘,
dat kommt bei mich nich‘ vor!
Ich hab‘n kleinen Mann im Ohr,
der sacht mich allet vor.“​
Logisch! Und noch mehr, so zum Beispiel aus anderen Landstrichen: Denkste denn ik liebe dir, nur weil ich mit dir tanze? Vati, hast du Strick bei dich…? Genug!
In meiner Wahlheimat ist man da glücklicherweise nicht so kleinlich.

In diesem Sinne: Dankjewel en groetjes van peregrina


Danke an die fleißigen Helferlein @linktofink, @Chutney und @Frieda Kartell. Ihr braucht jetzt Geduld, bestimmt bis morgen, dann kommt die Antwort.

Zunächst muss ich die vielen kleinen Scharten im Text auswetzen.

Seid gegrüßt, bis bald von peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @linktofink,

du tauchst ganz tief ab in meine Geschichte, zerbrichst dir den Kopf über emotionale Momente und sprichst ethische Fragen an, die ich mir eigentlich selbst schon mal hätte stellen sollen.

Ich halt mich nicht mit Vorgeplänkel auf:

Du hast eine schöne Kindergeschichte mitgebracht, die sauber geschrieben ist, doch der letzte Hook, der es so richtig rausreißt, der besondere emotionale Moment, das Spinnerte, das ich so liebe, haben mir ein wenig gefehlt.
Zugegeben, mein Geschmack ist da auch speziell.
Das sind ja zwei Paar Schuhe: Spinnertes brauch ich nicht, kann ich auch nicht, da bin ich nicht fantasievoll genug. Jedoch gegen einen besonderen emotionalen Moment spricht nichts.

„Ich heiße Petronella Morgenstern …“ Weiter kam sie nicht.
„Ah, die kleine Schwester von Pippilotta“, rief jemand hinter ihr.
Da habe ich mich gefragt, warum sie nicht sagt, sie heißt Nelly, was viel unverfänglicher wäre und auch nicht geschwindelt.
Du siehst schon, dass mir dann mein Aufhänger fehlen würde.
Aber kann es nicht Stolz sein auf den Namen, den sie von Oma bekommen hat, Petronella ist doch ein wohlklingender, sehr seltener Name, der das Mädchen zu etwas Besonderem macht. Nelly ist "bloß" die Koseform. Kann auch sein, dass Nelly mutig genug ist, sich den zu erwartenden dämlichen Bemerkungen zu stellen.

aber meine Eltern haben mich gezwungen, fügte sie in Gedanken hinzu.
den Vorwurf an die Eltern kann ich iwie verstehen, hart und ungerecht ist er dennoch, was kein gutes Licht auf deine Prota wirft. Umzüge wegen Jobwechsel gehören in vielen Familien notgedrungen zum Alltag und eigentlich versteht es sich von selbst, dass Kinder nicht bei Verwandten zurückbleiben, sondern in der Familie leben.
Kinder werden nicht gefragt, nein. Trotzdem dürfen sie darüber enttäuscht sein. Das ist ein sehr großer Einschnitt in so ein Kinderleben, sie brauchen uU lange, sich im neuen Klassenverband ihren Platz zu erobern, stehen am Rande, weil die Karten schon gemischt sind. Vllt. ist gezwungen ein zu starkes Wort, aber es macht doch auch deutlich, wie Nelly emotional drauf ist.

eure Klassenleiterin.
heißen die heute so? Bei uns waren das der Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin.
Wie komme ich auf Leiter? Beim Nachlesen hab erfahren, dass beide Varianten möglich sind, Leiter bevorzugt im südlichen Sprachraum. Aaah! :idee:

Nelly setzte sich und atmete erleichtert aus. Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass ich in Mathe eine totale Niete bin, dann hören die nie mehr auf zu lachen.
Hier wechselst du von der personalen Perspektive zum Ich-Erzähler. Personal wäre so: "Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass ich in Mathe eine totale Niete bin, dann hören die nie mehr auf zu lachen", dachte Nelly.
Ist natürlich peinlich, wenn ein Geniestreich voll daneben geht. Ich wollte das dachte umgehen und die erlebte Rede etablieren. Hab die Stelle angepasst, hoffe das stimmt jetzt.

„Rukola, der Unfehlbare.“ Dann fiel er um.
Damit sagst du schon alles über ihn, tolle Stelle.
Ja, den Rest der KG hätte ich mir eigentlich sparen können. :lol:

„Weiß ich doch.“ Rukola verdrehte die Augen. „Heißt: Der Name ist von Oma.“
hehe, das mit dem Namen von Oma kommt mir bekannt vor.
Und mir erst, aber dazu Genaueres, wenn ich deiner Geschichte meine Aufwartung mache.

„Auch kein Witzbold, ich sagte doch: ein Tor.“
Da kam ich wegen des Titels ins Stutzen. Wenn der Unterschied so wichtig ist, müsste die Geschichte doch "Nelly und der Tor" heißen, oder? Sonst nimmst du ja die Bezeichnungen, die beide nicht mögen.
Ist mir auch aufgefallen. Aber da jeder Tor gleichzeitig auch ein Witzbold sein kann und Rukola lügt, dass die Schwarte kracht, kann ich mir diesen Fehltritt verzeihen.

„Wer, wo, Warum. Frag doch nicht so viel! Ich bin da und ich kann dir helfen, wobei auch immer. Basta!“
Warum nur denke ich fortwährend an den Pumuckel?
Weil die Blutsverwandte sind. Also, das kommt so: Die Mama von Momme und der Großvater von Pumuckl …, ist nicht jugendfrei!
Ich finde das so bedauerlich, dass ich keine eigene, noch nie dagewesene Figur kreieren konnte. Vielleicht ist es meiner Einfallslosigkeit zuzuschreiben oder es liegt tatsächlich daran, dass die Weide restlos abgegrast ist.

Ich muss dich erst besser kennen lernen, so als Mensch, meine ich.
kennenlernen. Warum denke ich bei der Antwort gleich an die Frage "zu dir oder zu mir?"
Weiß ich nicht. Da müsste ich dich erst besser kennen lernen. :cool:

Jedes Mal, wenn sie ihn zurück ins gegnerische Feld schleuderte, wurde er zum gefährlichen Geschoss, denn er traf immer einen Spieler, schlug beim Aufprall sogar Funken.
Könnte aus den wilden Kerlen sein.
Kenn ich nicht, besser, kannte ich bisher nicht. Meinen Bildungshorizont, was Kinderliteratur und Filme anbelangt, hab ich im Rahmen dieser Challenge enorm erweitert. Aber das meine ich: In meiner KG lass ich mich sogar von Dingen inspirieren, die ich gar nicht kenne. Wie telepathisch ist das denn?

„Ein Attentat. Innere Verletzungen und Hämatomen ohne Ende.“
Hämatome. Würde aber überlegen, ob ich das flowtechnisch sinnvoll finde. Was Witziges fänd ich besser wie Skelettbrüche oder Pferdeküsse.
Ja, Hämatome bremst aus, wie die Rückmeldung der svg-Kinder beweist. Pferdeküsse wäre sicher die bessere Wahl. Da wird das Pferd von Pippi ganz unauffällig wieder aufgegriffen.

„Hilfe! Ich ertrinke“, brüllte er, obwohl er nur bis zu den Knien im Wasser stand.
Nelly hievte ihn aus der Pfütze und lachte. „Rukola, der Wasserscheue.“
Als sie seine Füße mit dem Handtuch trocken rubbeln wollte, drückte er sich gegen die Fliesen und krakelte weiter: „Willst du mich umbringen?“
Ein Tor mit Hypochondrie, an der Stelle hat er mich genervt.
Ja, glaub ich dir, er ist schon stark um seine Gesundheit besorgt. Aber ausgerechnet im Waschbecken – im Gegensatz zu seinen sonstigen Ausfällen – ist seine Todesangst berechtigt. Die Stelle hat also einen dramaturgischen Zweck zu erfüllen. Erkennst du aber.

Aber ist es das, was uns ausmacht, dass wir an der Stelle, wo wir hingepflanzt wurden, funktionieren?
Du hast nach dem Lesen hoffentlich nicht den Eindruck, dass ich sagen wollte: Das Kind hat an dem neuen Platz zu funktionieren? Diese Gedanken haben mich nicht gestreift. Aber wir hatten ja schon besprochen, dass Nelly ohnehin keine Wahl bleibt, als sich mit der neuen Situation zu arrangieren.
Oder geht es darum, eigensinnig und individuell sein zu dürfen, solange die eigenen Bedürfnisse mit denen der anderen abgewogen werden?
Das war nicht die Frage, die meine KG beantworten wollte. Aber sie ist es wert beachtet zu werden.

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass Optimum wäre, man erfüllt trotz oder gerade wegen seiner Individualität seine Aufgabe im Leben. Wenn man sie denn erkannt hat, als Erwachsener. Aber darum geht es ja gar nicht.

Was bedeutet Freundschaft, was gibt sie mir? Kann ich den anderen so nehmen, wie er ist oder nerven mich seine Fehler? Doch es sind auch Fragen, die sich erst stellen, wenn eine Freundschaft besteht und da setzt meine Kritik an.
Die ich über weite Strecken sogar begreife. Möglicherweise hätte ich mich dem Aspekt Freundschaft mehr widmen müssen. Vielleicht muss ich meine Prämisse noch mal überprüfen.

Bei frechem Kobold/Tor bin ich direkt beim Pumuckel und das Bild hab ich beim Lesen nicht mehr verloren.
Ja, da bist du nicht der einzige Leser, die die Verknüpfung hergestellt hat.
Ist aber eigentlich eine vertrackte Ausgangslage, weil man auch weiterhin erwartet, dass sich Rukola wie Pumuckl benimmt. Ich könnte die krächzende Stimme von Hans Clarin entfernen und Rukola singen oder in Reimen sprechen lassen, es würde keine Veränderung bringen.

Doch im Gegensatz zum liebenswerten Pumuckel bin ich mit deinem Tor nicht so richtig warm geworden. Da ich nicht wusste, was mir fehlt, habe ich den Text unter der Fragestellung erneut gelesen. Ich versuche mal, es zu fassen: Er ist drollig, macht einigen Blödsinn, bringt anarchisches Chaos in Nellys Leben, aber es gibt keine tiefere gegenseitige Anteilnahme. Beispiel: Als Nelly einen Ball ins Gesicht gepfeffert bekommt, interessiert ihn das nicht die Bohne. Er betrachtet sein Spiegelbild im Wasser, sagt "Sieht übel aus" und jammert nur noch über seine vermeintlichen Verletzungen.
Ja, so erscheint er. Keinerlei Empathie.
Es gibt eine Version, da ist er am Schluss der Badszene sehr kleinlaut und wimmert: „Ich will nicht ausgelöscht werden.“ Da hätte der Charakter im Angesicht des Todes wenigstens eine Wandlung erfahren. Aber das passte nicht, er bleibt das vorlaute – für mich übrigens liebenswerte – Monster, das er von Anfang an war.

Was du über Meister Eder und seinen Pumuckl sagst, finde ich sehr interessant.

Dadurch war trotz allen Streits eine Ebene definiert, auf die sie immer zurückfielen. Die Ebene lautete: Es existiert eine Freundschaft und die ist beiden sehr wichtig.
Die vermisse ich hier, denn dadurch, dass Rukola sich für unfehlbar hält, zeigt er keine Reue.
Unter dem von dir angesprochenen Aspekt wahrer Freundschaft bleibt die Beziehung meiner beiden wohl ziemlich flach.
Ob ich das ändern will und kann, steht auf einem anderen Blatt. Ich registriere erst mal die Kritik.

Grob gesagt ist er nicht die Unterstützung, die Nelly bräuchte, sondern eine lautstarke Ablenkung und dabei jemand, der Nelly nüchtern betrachtet mehr schadet als nutzt. So ist ihr "Hau ab" kurz vor Schluss für mich leider verständlich und sein "Ich dachte ich bin dein Freund" nicht echt. Auch ihre Rettung empfinde ich als pflichtschuldig, weil sie ein guter Mensch ist, und nicht, weil sie einen Freund verlöre.
Das sehe ich etwas anders.
Und jetzt tue ich etwas, das sich in der Vergangenheit nicht bewährt hat, weil es immer nach Ausrede riecht, und gewähre dir einen Blick in meinen Kopf.
Ich habe Nelly (unterstützt von der Großmutter) jemanden an die Seite gestellt, den sie bitter nötig hatte, der das genaue Gegenteil verkörpert. Ansatz war, beide sollten voneinander lernen. Sie, dass eine gesunde Portion Selbstvertrauen wichtiger ist als magische Kräfte von außen (um die vorhandenen Anlagen zum Vorschein zu bringen, vorhandene Stärken zu entwickeln). Er sollte wenigstens eine Ahnung davon bekommen, dass Empathie, Toleranz, Großmut, Vergebung existieren.

Mir fehlen die sensiblen Momente, wo Rukola seinen Bockmist erkennt und versucht zu korrigieren, wo der Rabauke sich für Nellys Wohl interessiert und wirklich etwas dafür tut. Das wäre der Haken, der mir fehlt, um mich emotional zu angeln und der Fingerzeig über den Text hinaus.
Das akzeptiere ich. Noch weiß ich nicht, ob ich etwas an der KG verändern will und dann nicht sogar über das Ziel hinausschießen würde. Aber diese Korrektur würde Rukola in seinem Wesen und Verhalten dem Pumuckl noch ähnlicher machen. Der Gedanke stört mich.

Edit: Ich habe nochmal überlegt, warum die Turnhallenszene für mich nicht dieses positive Momentum ist, das die Ebene schafft. Denn in der Folge läuft es für Nelly ja deutlich besser, ihr Völkerballauftritt hat ihr zu einem gewissen Standing verholfen. Was mir fehlt, ist das bewusste Eingreifen des Tors, dass ich als Leser sehe, okay jetzt steuert er das Geschehen aktiv, um Nelly zu helfen.
Da bin ich froh, dass du sein Eingreifen nicht siehst. Das kann es nicht geben, weil Rukola das nicht beherrscht.

So wie es geschrieben ist, wünscht sich Nelly seine Hilfe, dann passiert erst mal nichts, schließlich dreht die Halle sich einmal und alles ist anders.
Hier hofft sie noch (oder glaubt an seine Unterstützung, wobei Rukola bisher den Beweis, dass er über besondere Fähigkeiten verfügt, schuldig geblieben ist). Freude an einer Sache, die man gut beherrscht, kann ungeahnte Kräfte freisetzen. Mit anderen Worten, Nelly bräuchte Rukola nicht. Sie weiß es nur nicht.
Und nachher schaut sie zu der Stelle, wo er in dem Beutel lag, und die ist leer. Hm.
Cliffhanger. Verwirrend? Das klärt sich im Anschluss auf. Rukola war so begeistert, als Nelly zu Höchstform aufgelaufen ist, dass er von der Matte gefallen ist. Sie müsste sich ja eigentlich bei ihm für die Hilfe bedanken. Keine Spur. Sie ahnt sicher, dass er nur ein Blender ist. Aber er ist bei ihr, hilft ihr schon dadurch, dass er sie zum Lachen bringt. Erst als er Schaden anrichtet, (ich glaube gar nicht, dass er die Tragweite des Diebstahls ermessen kann, er hat ein anderes Werte- und Moralsystem, das Buch hat er ja auch verschleppt, nachdem er herausgestiegen war) wird Nelly böse.

Vielleicht liege ich auch völlig daneben und der Tor ist ein Teil ihrer selbst, der ihr durch Unsinn und eine gewisse Chuzpe die Freiheiten einräumt, die sie sich sonst nicht herauszunehmen traut und dabei in ihr Ohr säuselt: "Always look on the bright side of life ..." Und der Konflikt mit ihm ist eine innere Auseinandersetzung?
Ach, das wäre ja zu schön, um wahr zu sein. Könnte man doch tatsächlich auch so interpretieren.
Der altbekannte peregrina-Spleen. An keiner Stelle des Textes wird deutlich, ob Rukola nun wirklich existiert. Hat er sich nun verselbstständigt und ist dem Kinderbuch entstiegen oder gibt es das Wesen ausschließlich in Nellys Fantasie, denn nur sie hat ihn gesehen. Das mag jeder für sich beantworten. Für die Kids ist Rukola wirklich, das ist entscheidend.

Danke linktofink für die intensive Auseinandersetzung mit dem Text.
Da sind unzählige Anregungung, die bisher für mich keine wesentliche Rolle spielten. Hauptsächlich das Freundschafts-Dings macht mir Kopfzerbrechen. Aber, mal abwarten, wie ich mich da noch aus der Affäre ziehe. Wäre ja gelacht, wenn ich von Rukola nichts gelernt hätte.

Liebe Grüße von peregrina


Hallo @Frieda Kartell,

noch jemand, der die intensive Beschäftigung mit meiner KG nicht scheut. Ich fass es nicht! Herzlichen Dank für die Mühe und die Zeit und die Gedanken. Das kann ich nie wieder gut machen.

deine Geschichte und die Idee dahinter gefallen mir.
Damit kann ich leben ;)

Als da „der kleine Mensch mit krächzender Stimme“ auftaucht, dachte ich kurzzeitig: „Oh nein, jetzt kommt ein Dschinni aus der Flasche und zaubert die böse Welt schön.“ ...
Solche Geschichten darf ich nicht schreiben. Das wäre Kitsch. Da krieg ich Hausverbot.

... Falsch gedacht! Du schickst deiner kleinen Heldin einen selbstbewussten, beinah größenwahnsinnigen, wortgewandten, klugen, tollpatschigen, wehleidigen, hier und da aber auch beherrschten, und v.a. überaus frechen kleinen Kobold. Und ja, in Sachen Pumuckel muss ich mich linktofink anschließen;
Das ist eine treffende Charakterisierung. Und der Vergleich (Vorwurf) mit Pumuckl kann gar nicht ausbleiben, wer hätte sein Gekrächze nicht noch im Hinterkopf.

Dein Tor bringt mich nicht nur zum Lachen, er bringt auch überwiegend Chaos in Nellys Leben. Und das, obwohl er ja tatsächlich Wünsche erfüllen kann. Aber was wäre ein Tor, wenn er nicht unbelehrbar wäre und „erheblichen Schaden bis hin zum Frevel“ (wikipedia: Tor) anrichtete.
Er macht Nellys Leben aufregend, bringt sie zum Lachen, macht sie wütend, aber eins kann er ganz gewiss nicht: Wünsche erfüllen.

Die Darstellung des Tors für eine Kindergeschichte hin und wieder (und v.a. mMn) etwas zu wehleidig und gemein. Tendenz super, Ausführung ein bisschen „too much“, wie man so schön auf Deutsch sagt. Ich zeige dir im Folgenden, woran ich das festmache.
Das kann schon sein, dass ich über die Ziellinie hinausgeschossen bin. Meine Erfahrungen mit dem richtigen Ton für Kindergeschichten halten sich in Grenzen. Ich bin immer für konkrete Hinweise dankbar und manchmal sehr einsichtig. Weiß aber auch, dass die Beurteilung im Auge des Betrachters liegt. Oft jedenfalls.

Künftig werde ich wohl an Deinen Rukola denken müssen und an den vielen Blödsinn, den er im Kopf hat, wenn ich im Supermarkt an selbigem vorbeilaufe. Dank Dir werde ich das erste Mal lächeln, wenn ich Rukola in der Nase habe.
Ist das nicht verrückt, wie wir ticken? :thumbsup:

Hast du die hässliche Latzhose mit den tausend Farbklecksen gesehen?“, fragte Nelly.
Drückt Nelly sich ggü ihrer Mutter wirklich so gemein aus? Das wäre eine Aussage, die ich eher zu Tabea verorten würde. Oder ist sie nur so gemein, weil sie ihr den Umzug verübelt und noch mehr; dass die Mutter jetzt nicht mal Zeit hat? Falls ja, könntest Du das vllt in einem Begleitsatz oder Nebensatz oder jedenfalls mit aneinandergereihten Worten noch einfügen, denke ich.
Es ist interessant, dass du hässliche Latzhose als gemein empfindest. Auch greenwitch fand den Ausdruck übertrieben. Ja, Nelly fühlt sich von der Mama alleine gelassen, die nach dem Umzug nur um ihre Ausstellung kreist. Sie findet das Teil aber auch unmöglich.
Ich gehe in mich, ob eine nähere Erläuterung sinnvoll ist.

„Gleich wirst du Bauklötzer staunen“
Richtig wäre: Bauklötze staunen. Aber bei Rukola bin ich mir mit gar nichts sicher.
Ich frag mich, wie komme ich auf Klötzer. Dann hab ich nachgeschlagen und wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, … Beide Formen der Pluralbildung sind möglich.

„Gleich wirst du Bauklötzer staunen“, sagte Rukola und kletterte auf den Stuhl. „Tatata! Aufgepasst!“, rief er aus. „Rukola, der Wunderbare, verwandelt sich vor deinen Augen in Rukola, den Unsichtbaren.“ Seine Haare stellten sich wie Antennen auf und er begann zu zittern. Er schielte noch mehr als sonst und sein Kopf lief feuerrot an. So stand er eine Weile.
„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
Herrlich!
Die Szene mag ich auch sehr. Kristallisiert sich als beste Stelle des Textes heraus. Ist witzig und sagt über das kleine Monster alles aus. Selbstüberschätzung ist eine wunderbare Eigenschaft!

Der Wunderbare in der Unsichtbare. „Und was sich reimt, ist gut!“, fällt mir da sofort ein. Und dann das Bild, ich sehe ihn vor mir – schielend, hochrot angelaufen, angestrengt und angespannt von der Zehenspitze bis zum Haaransatz … und nichts passiert! Zum Heulen komisch.
Ich freue mich, wenn du (oder deine Kinder) lachen konnten. Es gibt so ein paar Abschnitte, da hatte ich beim Schreiben wirklich ein Dauergrinsen im Gesicht.
Dass Gereimtes gut ankommen soll, habe ich bei meiner Recherche auch gelesen, doch hier war es mir gar nicht bewusst.

„Nun Nelly, hast du keine Idee?“, fragte Frau Schreiner. „Da will ich dich nicht länger …“
… behelligen? Aufhalten? Tangieren? Das wirkt auf mich nicht natürlich. Vielleicht könnte Frau Schreiner ihr stattdessen einen Denkanstoß geben. „Wie weit fährt man von Köln nach Berlin? In welchem Maß wird das angegeben?“ und weil Du ja die Unterbrechung brauchst, „Nichts? Na gut, dann frage ich, mal sehen, Tabe...“
Diesen Vorschlag würde ich sehr gerne mit deinem Einverständnis übernehmen. Der ist sowas von gut. Da bin ich nur noch nicht zum Einarbeiten gekommen.

Hier ein paar Beispiele, von denen ich dachte: Also Rukola, jetzt mach aber mal nen Punkt! Austeilen wie kein Zweiter, aber heulen wie eine Polizeisirene? Vielleicht willst Du das aber auch, damit man ihn eben nicht so ernst nimmt.
Eine glaubhafte Figur zu entwickeln ist ganz schwer, so in ihrer Ambivalenz und Vielschichtigkeit. Der Rukola ist ja ganz einfach gestrickt: Laut, unbescheiden, total von sich und seinem Tun überzeugt und eben immer in Sorge, um sein Wohl und letztendlich auch um seine Existenz. Das soll ihn glasklar charakterisieren. Da wird kein Kind Identifikationspotential finden. Sollte es auch nicht. Rukola bringt zum Lachen, aber man wünscht sich nicht, so zu sein.

Sagt er wirklich HämatomeN? Ist das derselbe Tick wie mit den BauklötzerN?
Nein, das sagt er nicht. Das ist ein Überbleibsel, da stand mal mit Hämatomen.

„Hilfe! Ich ertrinke.
Dito. Obwohl ich ihn hier nachvollziehen kann, scheint Wasser doch gefährlich für ihn zu sein. In der Kobold-Zunft wäre er an der Stelle wohl raus. Ist eben ein Tor, kein Kobold.
Du behauptest ja auch nichts anderes ;-) Jedenfalls klug ausgewählt, dein Tor.
Ich behaupte gar nichts. :sleep:Rukola will um keinen Preis ein Kobold sein. Und wie weit man ihm Glauben schenken kann, beweist der Text.

((Oder ist er nicht real, ist er aus Farbklecksen erschaffen? Vllt. von der Mutter? Oder von Nelly? Mit Farbklecksen der Mutter, weil die so wenig Zeit hat, obwohl Nelly sie dringend brauchen würde?))[
Die Oma hat ihr Kinderbuch fertiggestellt und es der Enkelin geschickt. Rukola ist Omas Kopf entsprungen, später ist er dem Buch entsprungen. Die Oma wusste natürlich um die Nöte Nellys (wie das Omas so an sich haben), deshalb hat er zu viel von dem, was Nelly fehlt: Selbstvertrauen. Ich sag einfach mal, seine psychische Störung, die Angst vor körperlichen Schäden und um sein Leben, liegen im Fragilen einer Kinderbuchillustration begründet. Und ich hab ihn während der ganzen Zeit nur als vorlaut, frech, besserwisserisch, nervig, egoistisch erlebt, aber niemals als böse. Mit einem rauen aber herzlichen Umgangston.

Wenn natürlich jetzt jemand käme und würde fragen, ob die Figur nur in Nellys Einbildung existiert, dann würde ich prinzipiell auch nicht widersprechen. Die Gedanken sind frei …

Kann ich doch nix für, wenn du schwerhörig bist.
Na na na, Rukola! Also das ist ja schon ganz schön arg nicht nett. Würde er stattdessen sagen: „Wäre dein Schulranzen aufgeräumter, hättest Du mich auch besser hören können“, wäre er noch immer frech, aber weniger fies.
Ich weiß nicht. Ich fand die Ansage, passt zu dem kleinen Mann in meinem Kopf wie die Faust aufs Auge.

Respekt! Immerhin schenkt er ihr durch seine magischen Fähigkeiten einen sportlichen Drall, mit dem sie alle beeindruckt, Anschluss und (Be-)Achtung findet und sich sogar ein kleiner Verehrer herauskristallisiert(?). Sind die Funken wirklich da oder sieht nur Nelly sie? Und wenn sie wirklich da sind, weshalb reagiert niemand erschrocken, erstaunt, beeindruckt? Oder habe ich da was überlesen?
Du hast nichts überlesen. Es geht um die Interpretation. Da bahnt sich eine zarte Freundschaft an zwischen Nelly und Fabian. Es gibt keine Funken und es riecht auch nicht nach Schwefel. :xxlmad:
Nelly hofft, dass Rukola sie mit Magie unterstützt, außerdem findet sie Sport und Ballspiele toll (viel cooler als Mathe), sie hat Freude und da geht die Post ab. Sie kann die anderen Kinder beeindrucken, die hatten nicht mit so viel Power gerechnet. (wie auch, die kennen sich erst ein paar Tage.)

Der Platz, an dem sie die Tasche abgestellt hatte, war leer.
Da komme ich nicht mit, frage mich: „Wieso?“ „Wer war das?“ „War es Rukola selbst? Ist der nicht zu klein?“ Du gibst darauf auch keine Antwort, in der Folgeszene sind die beiden schwuppsdiwupps am Waschbecken.
Die Stelle ist mein Geniestreich, natürlich so geschickt, dass es kein Leser bemerkt. Ein Cliffhanger. Ich will da nur Spannung erzeugen. Das Problemchen ist eigentlich, dass ich das Verschwinden Rukolas doch zu schnell aufkläre. Er hat sich über Nellys Erfolg gefreut und ist mit der Tasche abgestürzt. Sie hat ihn gefunden, als die Szene schon zu Ende war, und mit nach Hause genommen.

Das war voll Absicht.
Hier ist Rukola die kleine Heulsuse, dabei will er nur nicht zugeben, wie tollpatschig er schon wieder war. Ich störe mich auch ein bisschen (aber das ist wirklich Korinthen...na du weißt schon) an dem „voll“. Das „voll“ klingt so „nänänä, bin beleidigt“. Ausgetauscht durch ein „doch“, wäre es mMn empörter, ausrufender, anklagender.
Wenn das so ist, dann kauf ich dir das doch ab. Er will Fabian in Nellys Augen verleumden. Er will ihr einziger Freund sein, oder das, was er unter Freund versteht.

„Ich kann dich abholen, wenn du willst“, äffte Tabea ihn nach.
Cool! Da empfand ich Schadenfreude. Wer wird denn da gleich eifersüchtig werden? Doch nicht etwa die gemeine Tabea? Ich finde die Stelle richtig lehrreich; Mobbing hat nichts mit dem tiefen Inneren eines Menschen zu tun, es sind Äußerlichkeiten, an denen es sich festmacht. Äußerlichkeiten des Opfers gepaart mit dem Innenleben des Täters. Das macht Mobbing für den Gemobbten nicht leichter, aber zumindest zeigt deine Szene ganz realistisch, dass sich die Umstände manchmal schneller drehen als der Wind.
Ich denke, Tabeas Verhalten könnte man als Vorstufe zum Mobbing bezeichnen. Man braucht wohl immer jemanden, durch den/mit dem zusammen man sich stark fühlt. Doch Tabea steht alleine mit ihren Versuchen. In deiner Geschichte ist das Mobbing sehr deutlich und nachvollziehbar. Sicher hast du dich mit Entstehung, Voraussetzungen auseinandergesetzt. In nächster Zeit will ich mich da auch mal schlau machen.

„Ich denk, ich spinne“, fiel Gregor ihm ins Wort
Verzeihung, aber da höre ich eher einen alten Mann, denn einen Schuljungen. Wie wäre es z.B mit: „Geht‘s noch!?“
Hab ich schon verarbeitet. Dankesehr für den Vorschlag!

Sich so aufzublasen.
Hier wird Rukola richtig übel. Ich traue mich kaum, das zu kritisieren, denn Du wirst Dir Deinen Teil dazu gedacht haben. Aber Rukola kann echt ein kleiner Mistkerl sein.
Er ist die Entrüstung in persona. Ja, ich mag das Großmaul.

Verschafft ihr Freunde, wird dann womöglich selbst eifersüchtig, und treibt wieder einen Keil dazwischen. Und dann ist er noch verlogen bis unter den Hut (in meiner Phantasie, die Du durch deine klare, schöne Schreibe auf jeden Fall anregst, trägt er einen)
Er hat ihr keine Freunde verschafft. Die Annäherung ist nicht in seinem Sinn, deshalb musste er tätig werden. Er tut immer nur das, was er kann. Er stiehlt, er lügt und er macht sich wichtig.

Langsam, mit zögerlichen Bewegungen watete er ins Wasser, das ihn augenblicklich bis zur Hüfte reichte.
, das IHM bis zur
und nebenbei bin ich hier doch ein wenig traurig.
Verständlich! Bei der Grammatik tränen die Augen.

Dann teilte sie die Aufsätze aus. „Sehr schönes Abenteuer, Nelly“, sagte Frau Schreiner
Versöhnliches Ende, das mir zeigt, dass Rukola eben doch mehr Gutes als Schaden angerichtet hat. Rukola hat das Eis gebrochen zwischen Petronella und ihren wiehernden Mitschülern.
Vielleicht reicht es manchmal doch schon, dass man moralische Unterstützung hat?

Er verlieh ihr im Sportunterricht ein beflügeltes Selbstbewusstsein und obwohl er es fast wieder zerstört hätte, durch den Diebstahl, der ja eigentlich nur torhaftes Koboldstreiben war,
Stop! Ich denke, der Diebstahl war schon ein bewusster Eingriff, er will Nelly weder mit Fabian noch mit irgendwelchen anderen Kindern teilen. Aber ihm ist auch nicht bewusst, wie groß der Schaden sein kann, den er anrichtet. In seinem Werte- und Moralsystem ist Diebstahl ein probates, wenn nicht sogar legitimes Mittel. Und es ist seine Art, du sagst es, torhaftes Koboldtreiben.

Gekrönt wird das ganze mit einem tollen Aufsatz, der ihr wohl auch noch eine gute Note einbringt.
Ja, durch sein Erscheinen bringt er Chaos, aber auch guten Stoff für eine Abenteuergeschichte. Das Schreiben macht Nelly Freude, sie hat das Talent von der Oma.

Was es mit dem Rätsel um Nellys Lieblingsshirt auf sich hat, das mit den grünen Punkten, würde mich aber doch noch interessieren. Ist Rukola gar nicht da? Ist er nur ein Konstrukt ihrer Phantasie?
Wie gesagt, das überlasse ich gerne den Lesern. Für die Kids wird Rukola echt sein, für die Lebenserfahrenen bleibt diese Frage natürlich aktuell.
Gedanken zum Punkte-Shirt. Erst hielt ich es für naheliegend, Rukola hat es im Schrank „gefunden“. Aber die Oma weiß ja, was Nelly mag und was nicht. Also hat sie die Möglichkeit genutzt, beim Illustrieren ihres Buches das Shirt zu berücksichtigen. Die Stelle war (oder ist immer noch) nicht ganz klar.

Falls es Deine Absicht war, nicht nur die Krümel zu unterhalten, sondern auch die großen Krümelmonster rätseln zu lassen: Glückwunsch. Bei mir ist Dir das geglückt.
Diesmal war es nicht mein Ziel, wenn es aus Versehen trotzdem funktioniert, freue ich mich.

Vielen lieben Danke, Frieda Kartell, und ich hoffe, wir bekommen hier öfter etwas von dir zu lesen.

Liebe Grüße von peregrina

 

Liebe Perenella, ähm @peregrina ,

na, da hast du dich ja wirklich noch kurz vor Toresschluss in die Challenge gekrümelt. Im Gegensatz zu mir und das obwohl ich schon öfters deswegen im Discord rumgenörgelt hab … Hätte ich besser mal an der Geschichte gearbeitet. Naja, dann hab ich schon was fürs nächste Jahr. ;)

Freut mich auf jeden Fall von dir zu lesen. Und da haust du einfach so ne Fantasygeschichte raus und traust dich dann nicht, diese entsprechend zu taggen?

Ich finde übrigens auch, dass der Titel „Petronella und der Tor“ passender wäre. Ist auch irgendwie geheimnisvoller, denn da fragen sich bestimmt einige Kinder, was denn ein Tor sein soll.

Den Einstieg mit der Klasse finde ich süß. Nicht besonders originell, aber so freundlich geschrieben, dass man darüber hinwegliest. Und zum Glück wird es ja dann bald besonders. :)

Nelly setzte sich und atmete erleichtert aus. Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass sie in Mathe eine totale Niete ist, dann hören die nie mehr auf zu lachen.
Wieso steht denn der zweite Satz im Präsens? Wenn das wieder ihre Gedanken sein sollen, dann müsste dort „dass ich in Mathe eine totale Niete bin“ stehen.

Andauernd schlich sich das Gekicher ihrer Mitschüler in ihren Kopf.
Auf das zweite „ihre“ könntest du vllt verzichten.

Sie drehte sich im Bett, bis sie straff wie eine Mumie in der Decke eingewickelt war.
Hihi, jetzt wird sie auch noch von der Bettdecke geärgert!

Sie kramte die Taschenlampe aus dem Versteck hinter den Socken
Wieso ist die denn versteckt?

und machte sich noch mal auf die Suche nach dem Geschenk von Oma. Mama hatte das neue Buch angeblich in ihr Zimmer gelegt, doch es war wie vom Erdboden verschluckt.
Das mit der Suche und dem Verschwinden, finde ich verwirrend. Und hättest du in einem Kommentar nicht darauf hingewiesen, dass das Rukola gewesen sein soll, dann hätte ich keinen Zusammenhang vermutet. Warum sucht Nelly überhaupt? Sie könnte ihr Buch auch einfach aus dem Regal nehmen wollen und dann verwirrt sein, dass es verschwunden ist.

„Hallo!“, flüsterte sie.
Wer soll denn da antworten?

Dann versteckte sie sich unter der Zudecke.
Sie ist doch schon unter der Decke? Oder was soll eine Zudecke sein?

„Na, hier ist ja ein Tohuwabohu“,
Ich liebe dieses Wort!

Er trug ein T-Shirt, das haargenau so aussah wie Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten.
Es sieht nur so aus? Das hast du geändert, oder? Vllt kannst du noch hinzufügen: … nur dass es viel kleiner war.

Nelly knipste die Tischlampe an. „Hast du mich jetzt erschreckt“, sagte sie. „Wer bist du denn?“
Hat sie denn gar keine Angst mehr? Da würde ich mir noch ein wenig Einblick in ihr Innenleben wünschen.

und knallte die nackten Füße aneinander.
Aua!

„Papa sagt immer: Nomen est omen. Das ist Latein.“
„Weiß ich doch.“ Rukola verdrehte die Augen. „Heißt: Der Name ist von Oma.“
Das ist süß, aber Kinder werden diesen Witz wohl nicht verstehen.

Der wühlte sich bis in die Mitte des Kopfkissens vor und rollte sich da zusammen. Nelly rutschte an die Wand, um ihn nicht zu zerdrücken.
Die süße Nelly ist einfach zu gut für diese Welt.

Die kam ganz klar aus dem Schulranzen.
Erleichtert ließ sie sich auf die Knie fallen, um Rukola ganz nah zu sein.
Einmal ganz kann ganz bestimmt weg.

Kann ich durch Wände gucken?
Oder: Kann ich durch Schulranzenwände gucken?

Seine Haare stellten sich wie Antennen auf und er begann zu zittern. Er schielte noch mehr als sonst und sein Kopf lief feuerrot an. So stand er eine Weile.
„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich.
:D

Als hätte Fabian nur darauf gewartet, kam seine Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Längeneinheiten sind total wichtig im täglichen Leben. Wir brauchen eine Zahl und eine Einheit, und schon können wir Entfernungen bestimmen. Wir kennen …“
„Sehr gut!“, unterbrach Frau Schreiner seinen Redeschwall.
Also für die Antwort hätte er bei mir aber keine Punkte bekommen. :D

Ich wünsche mir, dass ich die Fragen von Frau Schreiner beantworten kann.
Was hältst du eigentlich davon Nellys Gedanken kursiv zu setzen? Würde das vllt etwas deutlicher machen.

Da sah Nelly die bunten Schilder mit den Maßangaben, von der kleinsten bis zur größten geordnet. Und natürlich kannte Nelly sie alle.
Weiß nicht, ob man hier noch ein paar nennen könnte, damit die Kinder die sie nicht wissen und sich nicht trauen zu fragen, noch was lernen?
Bei der Stelle grübel ich ja auch etwas über die Altersangabe. Wenn Nelly in der vierten Klasse ist (Maße lernt man üblicherweise auch schon in der dritten Klasse), und die Leser eher in der 4. bis 7. Klasse, dann finden die das Thema vllt eher öde? Und eigentlich soll der Protagonist einer Kindergeschichte ja auch etwas älter als die Leser sein, weil die ja eher aufschauen und Jüngere doof finden.
Inhalt und Sprache sollten auch für ein etwas jüngeres Publikum passen, oder was meinst du?

Ich muss sagen, in der Turnhalle verlor ich etwas die Lust. Irgendwie fehlte mir zu dem Zeitpunkt etwas das Ziel, das mich vorantreibt. Anscheinend ändert sich ja nichts für Nelly, da Rukola ja eh nichts kann.

Sie drückte ihn fest an sich, bis sie selber ganz durchnässt war.
Warum Nelly Rukola so lieb hat, erschließt sich mir auch nicht so ganz. Der meckert nur und bringt sie in Schwierigkeiten, nicht so sympathisch der Kerl. Wenn die liebe Nelly so weiter macht, dann wird sie im Leben aber von vielen Menschen ausgenutzt.

Am Ende hätte ich mir gewünscht, dass Rukola doch etwas für Nelly tut, muss ja nicht unbedingt etwas mit besonderen Kräften sein, sondern einfach etwas, das Freunde füreinander tun. So aber frage ich mich schon was der überhaupt macht und ja, es fällt mir auch schwer ihn ins Herz zu schließen.

Und für Nelly hat sich am Ende nicht wirklich etwas verändert, außer das sie einen guten Deutschaufsatz geschrieben hat, oder?

Liebe Grüße und hoffentlich bis bald,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Chutney,

danke, dass du dich mit der KG auseinandergesetzt hast und du mir deine interessanten Gedanken da gelassen hast. Entschuldige bitte, dass ich bisher noch nicht angemessen auf deinen tollen Kommentar reagiert habe, aber ...

der Ausdruck "Tor" passt prima zu dem kleinen frechen Wesen, der eine "Torheit" nach der anderen begeht und echt überhaupt keine Hilfe ist, von wegen "Nomen est omen".

Das ist gut, dass du die Bezeichnungen Tor und Torheit zusammenbringst. Ich hatte überlegt, ob der Begriff Tor nicht doch etwas zu weit hergeholt ist. Und dass der heutzutage im Sprachgebrauch nicht vorkommt, war mir klar. Aber doch: Nomen est omen. Wenn ein Tor, jemand ist, der schwierig Neues lernt, dann kommt das hin. Denn ständig ist mir im Kopf herum gespukt: Da steh ich nun, ich armer Tor …

Er hebt ihre Stimmung, aber eine Plage ist er auch. Interessant finde ich, das sie ihn doch relativ schnell durchschaut.
Schon an der Stelle: der Name ist von Oma, merkt sie, dass er bildungstechnisch nicht ganz ausgereift ist, aber sie kann auch über sein Gelaber kichern.

Dass sie ihn hinterher rettet und an sich drückt, obwohl er so ein Aas ist, berührt mich irgendwie.
Da stehst du ziemlich alleine da, mit dieser Emotion.
Sollte u.a. ihren Großmut und die Fähigkeit vergeben zu können zeigen.

Ich halte ihn ja für ein Wesen, aus Frust und Zorn geboren, mit der ererbten Phantasie der Großmutter erweckt und eigentlich irgendwie ein Teil von ihr selbst. Soweit der tiefe Griff in die Psychokiste.
Das ist ja mal eine coole Sichtweise. Dass die mir gefällt, ist dir klar. Aus Frust und Zorn geboren, ja, das soll es geben. Noch eine Prise Sehnsucht nach einem Gefährten, und schon hört man Stimmen und sieht ein Wesen, das genau die Eigenschaften (in totaler Übersteigerung natürlich) mitbringt, die man selbst bitter nötig hat, um zu wachsen.
Wenn man nach dem Lesen zu dieser Schlussfolgerung kommen kann, bin ich total happy. Ich hab gedacht, wenn Rukola von niemandem außer Nelly gesehen wird, dann bleibt es ungeklärt, ob sie ihn nur erdacht hat.

Im Mittelpunkt stehen war der absolute Horror, noch viel schlimmer als ein Besuch beim Zahnarzt.
Das könnte weg, weil du das deutlich zeigst.
Aber die Information mit dem Zahnarzt würde verloren gehen. Ich weiß, die hat keine spätere Bedeutung. Ich behalte den Hinweis mal auf dem Schirm.

Sie drehte sich im Bett, bis sie straff wie eine Mumie in die Decke eingewickelt war.
Tolles Bild für die Zwangslage, in der sie steckt.
Gerne geb ich das nicht zu: Aber das war wirklich keine Absicht.

Und er trug Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten.
Das muss dann aber einen Meter hinter ihm herschleifen.
Die Relationen hab ich abgecheckt und dachte, wenn das Shirt eines Mädchens (1,30 Körperhöhe) bis zur Taille reicht und kurze Ärmel hat, kann es funktionieren, dann geht es Rukola bis zu den Knöcheln. Und das Einführen seiner Lieblingsbeschäftigung, Stehlen, war mir an der Stelle wichtig. Aber mir ist ein Denkfehler unterlaufen. Da er dem Buch entsprungen sein soll/kann, müsste er ja als gezeichnete Figur nackt gewesen sein. Na gut, er könnte sich im Schrank noch umgezogen haben. Eindeutig besser ist, wenn die Oma Nellys Lieblingsshirt kennt und es Rukola angedichtet hat und der Illustrator gezeichnet hat.

„Papa sagt immer: Nomen est omen. Das ist Latein.“
„Weiß ich doch.“ Rukola verdrehte die Augen. „Heißt: Der Name ist von Oma.“
Sehr nett, das kannte ich noch nicht!
Peregrina hat's erfunden!

„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
„Au fein, Mathe, mein Spezialgebiet. Da kannst du aber von Glück reden, dass ich dich begleite.“
Hier werden auch Kinder schon ahnen, dass das nichts Gutes bedeutet und sich drauf freuen.
Ach, das wäre super! So stelle ich mir jemanden vor, der an Selbstüberschätzung leidet. Kurz schütteln und zum nächsten Projekt schreiten.

Da hörte sie die bekannte Flüsterstimme: „ Kilo, Dezo, Zento!“
Endlich. Rukola. Und schnell plapperte sie nach: „Kilo, Dezo, Zento.
Schöne Idee
Freu ich mich, wenn der Klamauk ankommt. Als die Figur Rukola noch in den Kinderschuhen steckte, also da hatte ich geplant, dass er antiquiert aussehen und sprechen sollte. Da hatte ich ihm als Antwort in den Mund gelegt:“ Fuß, Elle, Handbreit.“

Eigentlich hatte sie ihn gar nicht mitnehmen wollen, aber er hatte ihr so leidgetan, als er gebettelt und gejammert hatte.
Das zieht sich durch, dass sie sich umstimmen lässt von dem kleinen egoistischen Biest.
Doch noch mal an den Figuren feilen?

Eine angenehme Wärme durchströmte Nelly.

Nelly wurde ganz leicht zumute und ihr Blick schärfte sich.

Hier tippe ich jetzt auf Placebo-Effekt.
Das hast du richtig und sehr schnell erkannt. Absolut!

Nelly konnte keine blauen Flecken erkennen. „Da ist kein Ball in deine Richtung geflogen. Das wäre mir aufgefallen.“
Das finde ich gut, wie nüchtern sie die Sache sieht
Du sagst ja, sie durchschaut ihn. Aber nur bis zu einem bestimmten Grad, denn sonst würde sie ihn nicht später mittels eines Wunsches aus ihrem Leben verbannen wollen. :lol:

„Doch, dein neuer Freund, dieser, wie heißt er noch, dieser gefährliche Fabian hat mich abgeschossen. Peng! Das war voll Absicht. Vor dem musst du dich in Acht nehmen.“
Nelly kicherte. „Kann es sein, dass du ein bisschen rumgehopst und von der Matte gefallen bist?“
Eifersüchtig ist er auch noch. Und wieder lässt sie ihm das nicht durchgehen.
Vielleicht muss hier der Punkt sein, an dem sie ihn warnt, seinen Unfug nicht ausarten zu lassen, schon gar nicht zu ihrem Nachteil. Vielleicht ist Nelly ein Quäntchen zu nachsichtig mit ihm. Kann ich grad nicht einschätzen.

Als sie sich in den Halbkreis stellte, verstummte die Unterhaltung. Emilia malte mit der Fußspitze Kreise in den Kies und Tom kickte Steinchen durch die Latten.
Toll erfasst diese Situation. Ganz schrecklich. Ich finde da bist du sehr nah dran an den Kindern.
Über die Einschätzung freue ich mich sehr.

„Bleib mal ganz relaxt. Rukola, dem Weisen, kommt bestimmt sofort ‘ne geniale Idee. Aber wenigstens weißt du jetzt, dass die alle doof sind. Sich so aufzublasen.“ Er dehnte sich und gähnte. „Die verstehen überhaupt keinen Spaß.“
Ja, er will sie für sich. Ich glaube nicht, dass er ihr wirklich schaden wollte. Er hatte halt Langeweile und hat Schabernack getrieben. Das ist sein Job, er ist ein Tor.
Ja, das ist seine Aufgabe im Leben. :bounce: Man kann das aus verschiedenen Blickwinkeln sehen. Ich begreife Rukola auch so, dass seine Diebereien im Klassenzimmer eine bewusste Entscheidung von ihm sind. Man kann‘s ja mal versuchen, ob es klappt, einen Keil zwischen Nelly und die übrigen Mitschüler zu treiben. Aber den wirklichen Schaden überschaut er nicht. Er ist erschienen, um Nelly in einer schwierigen Phase zu begleiten. Er wird gebraucht und er will, dass das so bleibt. Vielleicht hat er Angst, dass er nicht mehr gesehen wird.

Langsam, mit zögerlichen Bewegungen watete er ins Wasser, das ihn augenblicklich bis zur Hüfte reichte.
Und doch von ihrem Willen abhängig. Und : ihm
Hach, die Suizid-Szene. Schwierig. Seine freie Entscheidung, keiner hat ihn gezwungen, ins Wasser zu waten. Aber irgendwie ist es das Eingeständnis, dass er versagt hat, sein Blödsinn zu nichts geführt hat.

„Sehr schönes Abenteuer, Nelly“, sagte Frau Schreiner und legte die Blätter vor Nelly ab. „Was hältst du davon, wenn du uns deine Geschichte von dem frechen Kobold vorliest?“
Oh ha, und den Aufsatz hat sie geschrieben, während sie wusste, dass sie von den anderen verdächtigt wurde? Du deutest ja auch vorher schon an, dass sie Tagebuch schreibt. Das ist so eine schöne Verbindung zu der Oma. Also bringt er sie ständig in Schwierigkeiten, aber er inspiriert sie auch. Eine kleine Muse, der Tor.
Ja, bietet sich doch an, den üppigen Stoff in einem Aufsatz zu verwurschten. Hätten wir doch auch gemacht. Oder?

„Wie oft denn noch?“, flüsterte es aus der Schultasche. „Ich bin ein Tor.“
Toller Schlusssatz.
Ich sag‘s mal so: Ich habe versucht, allen „Tschechowschen Pistolen“, auch wenn es nur Wasserpistolen waren, am Ende eine Bedeutung zu geben. Nur Rukolas Herkunft und ob er „real“ ist, kläre ich nicht restlos auf, da gibt’s nur Fährten. Hoffentlich nicht in falsche Richtungen.

Danke für deine einfühlsamen Gedanken und die lobenden Worte. Einige Anregungen habe ich schon umgesetzt. Aber die runde Endfassung, das ahne ich, ist noch lange nicht in Sicht.

Wünsche dir einen entspannten Sonntag.

Ganz liebe Grüße von peregrina

Liebes @Nichtgeburtstagskind,

schön, dass du mir in einigen Dingen die Augen öffnest. Danke für deine Mühe.

na, da hast du dich ja wirklich noch kurz vor Toresschluss in die Challenge gekrümelt.
Klar, wenn schon Toresschluss, dann nur mit einer Torgeschichte.

Im Gegensatz zu mir und das obwohl ich schon öfters deswegen im Discord rumgenörgelt hab … Hätte ich besser mal an der Geschichte gearbeitet. Naja, dann hab ich schon was fürs nächste Jahr.
Bist du nicht fertig geworden? Denn so eine KKG sollte doch keine Hürde für dich darstellen.

Freut mich auf jeden Fall von dir zu lesen. Und da haust du einfach so ne Fantasygeschichte raus und traust dich dann nicht, diese entsprechend zu taggen?
Ich trau mich einiges! Aber ich wusste das nicht. Du bist ja die ungekrönte Königin im Bereich Fantasie, und wenn du das sagst, glaube ich es glatt.

Ich finde übrigens auch, dass der Titel „Petronella und der Tor“ passender wäre. Ist auch irgendwie geheimnisvoller, denn da fragen sich bestimmt einige Kinder, was denn ein Tor sein soll.
Interessant! Ich werde da mal in mich gehen. Oder ich lass abstimmen. Die Frage nach dem Tor kommt auf jeden Fall – oder sollte – auf jeden Fall kommen.

Den Einstieg mit der Klasse finde ich süß. Nicht besonders originell, aber so freundlich geschrieben, dass man darüber hinwegliest. Und zum Glück wird es ja dann bald besonders.
So ein hartgesottener Fantasie-Leser findet den Anfang bestimmt sehr seicht. Aber da Schulkosmos mein Setting ist, Lernen und Beziehungen im Zentrum dessen stehen, fiel die Entscheidung, wie einsteigen, auf eine Szene im Klassenzimmer. Ich muss die Ausgangssituation verdeutlichen.

Nelly setzte sich und atmete erleichtert aus. Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass sie in Mathe eine totale Niete ist, dann hören die nie mehr auf zu lachen.
Wieso steht denn der zweite Satz im Präsens? Wenn das wieder ihre Gedanken sein sollen, dann müsste dort „dass ich in Mathe eine totale Niete bin“ stehen.
Bestimmt muss aus dem ist ein war werden. Das sollen freilich ihre Gedanken sein, aber ich wollte eben nicht schreiben: dachte sie, sondern die erlebte Rede verwenden. Linktofink hat mich darauf hingewiesen. Wird hoffentlich nicht zur unendlichen Geschichte.

Andauernd schlich sich das Gekicher ihrer Mitschüler in ihren Kopf.
Auf das zweite „ihre“ könntest du vllt verzichten.
Aber hallo, du hast so was von recht!

Sie kramte die Taschenlampe aus dem Versteck hinter den Socken
Wieso ist die denn versteckt?
Weil Mama eine halbe Stunde lesen erlaubt hat. Nelly setzt sich gerne über diese Regelung hinweg. Wenn sie dann Mamas Schritte hört, kann sie fix so tun, als schliefe sie tief und fest.
Die Textpassage hab ich wohl wieder raus gestrichen. Aber braucht es die denn wirklich?

... und machte sich noch mal auf die Suche nach dem Geschenk von Oma. Mama hatte das neue Buch angeblich in ihr Zimmer gelegt, doch es war wie vom Erdboden verschluckt.
Das mit der Suche und dem Verschwinden, finde ich verwirrend. Und hättest du in einem Kommentar nicht darauf hingewiesen, dass das Rukola gewesen sein soll, dann hätte ich keinen Zusammenhang vermutet. Warum sucht Nelly überhaupt? Sie könnte ihr Buch auch einfach aus dem Regal nehmen wollen und dann verwirrt sein, dass es verschwunden ist.
Der Satz erfüllt zwei Funktionen, besser, soll zwei erfüllen:
Die Mutter wird durch das angeblich als zerstreut dargestellt. (Umzug, Ausstellung kommt später)

Und ich habe mir überlegt. Wenn Nelly das Buch ins Regal geräumt hätte, dann kennt sie ja die Illustration auf dem Cover. Da würde sie beim Erstkontakt mit Rukola ja sofort wissen, dass er aus der Geschichte geklettert ist und es bestimmt auch erwähnen. „Du bist doch Rukola aus Omas Buch!“ Das Frage- und Antwortspiel würde es nicht geben. Ich würde das sehr vermissen.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich die Frage, woher Rukola kommt, offen lassen darf. Inzwischen, nach der Rückmeldung der svg- Kinder, denke ich, die Herkunft darf ungeklärt bleiben, oder jedes Kind mag die Frage selber beantworten.

„Hallo!“, flüsterte sie.
Wer soll denn da antworten?
Na, zumindest der, der die Geräusche verursacht hat.
Aber macht man denn nicht oft solche unlogischen Sachen?

Dann versteckte sie sich unter der Zudecke.
Sie ist doch schon unter der Decke? Oder was soll eine Zudecke sein?
Vielleicht noch etwas deutlicher formulieren? Hier steckt sie auch noch den Kopf drunter. Mach ich noch deutlicher.

Er trug ein T-Shirt, das haargenau so aussah wie Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten.
Es sieht nur so aus? Das hast du geändert, oder? Vllt kannst du noch hinzufügen: … nur dass es viel kleiner war.
Hatte ich geändert, ja, aus Gründen, die ich Chutney weiter oben ausufernd erklärt habe. Ergänzung kommt auf die To-do-Liste.

Nelly knipste die Tischlampe an. „Hast du mich jetzt erschreckt“, sagte sie. „Wer bist du denn?“
Hat sie denn gar keine Angst mehr? Da würde ich mir noch ein wenig Einblick in ihr Innenleben wünschen.
Du meinst, das geht zu schnell? Du bist der Fantasie-Kenner. Mal sehen, ob ich die Zweifel noch beseitigen kann.

„Papa sagt immer: Nomen est omen. Das ist Latein.“
„Weiß ich doch.“ Rukola verdrehte die Augen. „Heißt: Der Name ist von Oma.“
Das ist süß, aber Kinder werden diesen Witz wohl nicht verstehen.
Davon gehe ich auch aus. Ist nicht schlimm.

Der wühlte sich bis in die Mitte des Kopfkissens vor und rollte sich da zusammen. Nelly rutschte an die Wand, um ihn nicht zu zerdrücken.
Die süße Nelly ist einfach zu gut für diese Welt.
Hoffentlich hast du nicht recht.

Kann ich durch Wände gucken?
Oder: Kann ich durch Schulranzenwände gucken?
Super Einfall!

Als hätte Fabian nur darauf gewartet, kam seine Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Längeneinheiten sind total wichtig im täglichen Leben. Wir brauchen eine Zahl und eine Einheit, und schon können wir Entfernungen bestimmen. Wir kennen …“
„Sehr gut!“, unterbrach Frau Schreiner seinen Redeschwall.
Also für die Antwort hätte er bei mir aber keine Punkte bekommen.
Zu allgemein? Aber immerhin eine gute Einstimmung auf das Thema.

Was hältst du eigentlich davon Nellys Gedanken kursiv zu setzen? Würde das vllt etwas deutlicher machen.
Gute Idee! Alle Gedanken nicht, aber diese Wünsche unbedingt.

Da sah Nelly die bunten Schilder mit den Maßangaben, von der kleinsten bis zur größten geordnet. Und natürlich kannte Nelly sie alle.
Weiß nicht, ob man hier noch ein paar nennen könnte, damit die Kinder die sie nicht wissen und sich nicht trauen zu fragen, noch was lernen?
Ich schau mir das mal genauer an. Wenn der Gag Kilo, Dezo, Zento nicht leidet, würde ich die Maßangaben gerne aufführen.

Bei der Stelle grübel ich ja auch etwas über die Altersangabe. Wenn Nelly in der vierten Klasse ist (Maße lernt man üblicherweise auch schon in der dritten Klasse), und die Leser eher in der 4. bis 7. Klasse, dann finden die das Thema vllt eher öde? Und eigentlich soll der Protagonist einer Kindergeschichte ja auch etwas älter als die Leser sein, weil die ja eher aufschauen und Jüngere doof finden.
Inhalt und Sprache sollten auch für ein etwas jüngeres Publikum passen, oder was meinst du?
Maßangaben werden das erste Mal in der dritten Klasse behandelt, jedes Jahr aufgegriffen und vertieft. Irgendwann kommen der Dezi und das Milli sowie das Rechnen mit Kommastellen dazu. Ich habe die Lehrpläne studiert.
Kann ich deine Bedenken zerstreuen, wenn ich die Altersangabe nach unten setze?

Ich muss sagen, in der Turnhalle verlor ich etwas die Lust. Irgendwie fehlte mir zu dem Zeitpunkt etwas das Ziel, das mich vorantreibt. Anscheinend ändert sich ja nichts für Nelly, da Rukola ja eh nichts kann.
Vllt. Passage kürzen? Aber der Abschnitt zeigt ja gar nicht eindeutig, ob Rukola kann oder nicht? Du weißt das nur, weil ich es im Komm verraten habe.

Sie drückte ihn fest an sich, bis sie selber ganz durchnässt war.
Warum Nelly Rukola so lieb hat, erschließt sich mir auch nicht so ganz. Der meckert nur und bringt sie in Schwierigkeiten, nicht so sympathisch der Kerl. Wenn die liebe Nelly so weiter macht, dann wird sie im Leben aber von vielen Menschen ausgenutzt.
Interessanter Einwand.

Am Ende hätte ich mir gewünscht, dass Rukola doch etwas für Nelly tut, muss ja nicht unbedingt etwas mit besonderen Kräften sein, sondern einfach etwas, das Freunde füreinander tun.
Da legst du den Finger in die Wunde, die @linktofink geschlagen hat.
Wenn ich da noch mal eingreifen sollte, bestimmt nicht in den nächsten Tagen. Da fällt mir auf Anhieb keine Möglichkeit ein. Aber schlecht wäre es wirklich nicht, wenn Rukola über sich hinauswachsen würde und zu einer selbstlosen Tat fähig wäre. Da wäre er bestimmt selber am meisten überrascht.

So aber frage ich mich schon was der überhaupt macht und ja, es fällt mir auch schwer ihn ins Herz zu schließen.
Die Frage ist ja, ob ein Kind den Tor mögen kann und ob er überhaupt gemocht werden soll. Genügt es nicht, sich in Nelly wiederzufinden. Rukola bietet doch kein Identifikationspotential.

Und Rukola ist aufgetaucht, als Nelly ihn am meisten brauchte. Ich denke, manchmal reicht es eben, nur da zu sein und jemanden aus seinen trüben Gedanken zu reißen, ihn zum Lachen zu bringen. Zu wenig?

Und für Nelly hat sich am Ende nicht wirklich etwas verändert, außer das sie einen guten Deutschaufsatz geschrieben hat, oder?
Rukola ist der Teil, der Nelly in ihrer Persönlichkeit fehlt, um ihre Anlagen und Stärken zu erkennen und zu entwickeln. Sie schreibt nicht nur einen brillanten Aufsatz, sondern geht am Ende mehr aus sich heraus. Lässt Gefühle wie Wut, Zorn und Enttäuschung zu und kann sie artikulieren, als sie ihn zum Teufel schickt. Kann sein, dass ich irgendwo eine Lücke in meiner Denke habe. Die kann ich momentan nicht schließen, da fehlt mir die Ruhe und der Abstand. Später.

Aber schöne Gedankenanstöße, um noch mal Absicht und Wirkung vergleichen zu können.

Liebe Grüße und hoffentlich bis bald,
An mir soll es nicht liegen.

Vielen Dank für deine Hinweise. die lass ich alle setzten, dann rühre ich noch mal durch und dann ...

Und liebe Grüße zurück,

peregrina

 

So @peregrina , da bin ich nun unter deiner Geschichte und will dir mal ein paar meiner Eindrücke zeigen. Im Ton war ich ziemlich schnell an die Geschichten von Pittiplatsch, den Lieben erinnert. Der nervte eben auch auf eine liebenswerte, naive Weise, strotzte vor Selbstvertrauen und lag meist bei allem guten Willen in seinen Taten daneben. Als Korrektiv hatte er das Schnattchen und den Hund.
Dein Rukola - wie bist du nur auf diesen Namen gekommen; ich habe ausschließlich das Gemüse vor Augen - ist ichbezogen, liebenswert und hält die clevere Petronella auf Trab.

„Ich heiße Petronella Morgenstern …“ Weiter kam sie nicht.

Was für ein wundervoller Name. Mit dem kann man alles werden - auch eine berühmte Geschichtenschreiberin.

„Alle nennen mich Nelly“, sagte Nelly trotzig und biss sich auf die Unterlippe. „Wir sind aus Aachen hierhergezogen.“ Und ich wollte überhaupt nicht in dieses blöde Kaff. Und ich wäre viel lieber bei meinen Freunden und bei Oma geblieben, aber meine Eltern haben mich gezwungen, fügte sie in Gedanken hinzu.

Es zeigt viel von Nellys Charakter, dass sie das Trotzige für sich behält.

Nelly setzte sich und atmete erleichtert aus. Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass sie in Mathe eine totale Niete ist, dann hören die nie mehr auf zu lachen.

Hier war ich irritiert, weil sie erleichtert und gleichzeitig beunruhigt ist.

Sie drehte sich im Bett, bis sie straff wie eine Mumie in der Decke eingewickelt war.

Lustiges Bild.

Inmitten der verstreuten Kleidung stand ein Mensch. Ein sehr kleiner Mensch.

Mir wäre zu allererst ein Männlein statt eines Menschen eingefallen, weil so kleine, seltsame Menschen mir eher unheimlich sind waren. :D

Er trug ein T-Shirt, das haargenau so aussah wie Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten.

Für mich war das ein Anhaltspunkt, dass Rukola ein Produkt aus Nellys Fantasie ist. Ist das ein Hinweis oder habe ich das falsch aufgefasst?

„Rukola, der Unfehlbare.“ Dann fiel er um. „Ups, noch ein bisschen wackelig“, murmelte er.

Und hier denke ich an die Unfehlbarkeit im Katholizismus, an den Papst und will das aber gar nicht mit dem kleinen Witzbold in Verbindung bringen. :(
Sonst ist diese Einführung für den kleinen Antihelden sehr süß.

Sie nickte eifrig. „Papa sagt immer: Nomen est omen. Das ist Latein.“
„Weiß ich doch.“ Rukola verdrehte die Augen. „Heißt: Der Name ist von Oma.“

Drollig.

„Wer, wo, warum. Frag doch nicht so viel! Ich bin da und ich kann dir helfen, wobei auch immer. Basta!“
„Supi!“, rief Nelly. „Dann kannst du mir drei Wünsche erfüllen.“
„Was würdest du dir denn wünschen, so zum Beispiiiiel?“, fragte Rukola und zog das letzte Wort so lang wie Nelly manchmal ihren Kaugummi.
„Kannst du oder kannst du nicht?“
„Mit links und vierzig Fieber!“, beeilte er sich zu sagen.

Sehr putzig und ich ahne von den kommenden Schwierigkeiten, die Nelly mit dem kleinen Kerl haben wird.

Sie schaute unter die Zudecke,

Mir gefällt Bettdecke besser.

Erleichtert ließ sie sich auf die Knie fallen, um Rukola ganz nah zu sein. Am liebsten hätte sie ihn geknuddelt, doch das traute sie sich nicht.

Ein hübsches Bild.

Sie zeigte in die Richtung des Gartenpavillons, in dem sie ihr Atelier eingerichtet hatte.

Nellys Frauen in der Familie sind kreativ und präsent! Gefällt mir gut.

Erst jetzt merkte sie, dass sie wie angewurzelt stand, sich auf die Zunge biss und die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.

Das kenn ich gut. Einfach weiteratmen.

„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
„Au fein, Mathe, mein Spezialgebiet. Da kannst du aber von Glück reden, dass ich dich begleite.“

Die Divergenz der beiden Charaktere zueinander ist offenbar im Verlauf. Während Nelly immer mehr Verständnis hat, überschätzt sich der Witzbold gerne mal und erkennt Nelly nicht in ihrer liebenswerten und nachsichtigen Persönlichkeit.

„Streber!“, flüsterte Nellys Schultasche.

;)

Da hörte sie die bekannte Flüsterstimme: „ Kilo, Dezo, Zento!“

Ein Tor, der Böses dabei denkt.

„Musstest du so schnell laufen?“ Rukola saß auf dem Schreibtisch, ließ die Beine baumeln und massierte sich die Schläfen. „Jetzt hab ich eine Gehirnerschütterung.“

Du betonst den Charakter deines Antihelden sehr schön und auch hier erinnert er mich an Pittiplatsch, denn wenn’s gut läuft, erkennen die Kinder in ihm ihre eigenen Schwächen, in diesem Fall Selbstbezogenheit.

Aber wieso solltest ausgerechnet du etwas über Längenmaße wissen, du …, du hässlicher Zwerg.“
„Moooment! Erstens bin ich ein hässlicher Tor.“ Rukolas Haare stellten sich zu Berge und das Schielen verstärkte sich wieder. „Zweitens war der Wunsch nicht eindeutig formuliert. Und drittens hab ich alles richtig vorgesagt. Kann ich doch nix für, wenn du schwerhörig bist“, trumpfte Rukola auf.
„Bin ich nicht“, rief Nelly. „Kannst du mir bitteschön mal sagen, was das sein soll, ein Zento?“
„Weiß doch jedes Kind. Ein Zentometer ist ein Längenmaß.“

Nun reicht es eben auch mal der gutmütigsten Nelly und keine Einsicht beim Schelm. Das machst du gut und konsequent.

Nelly streckte die Arme, sprang ein paar Mal hoch, um sich locker zu machen, sodass ihre Rattenschwänze wippten.

Rattenschwänze sind in meinen Ohren negativ konnotiert. Ich sehe diese kleinen Zöpfe rechts und links vom Kopf abstehen; Ratten haben lange, dünne Schwänze.

Sie schielte immer wieder zu ihrem Sportbeutel, den sie auf die Judomatten abgelegt hatte.

Schielen bleibt Rukola vorbehalten - Nelly könnte linsen

Kaum hatte der Sportlehrer, Herr Fischer, das Match angepfiffen, herrschte in null Komma nix ein Geschrei in der Halle.

Mein Problem sind in vielen Geschichten die Namen. Ich kann sie selten bis zum Schluss zuordnen und für mein Dafürhalten benötigt der Sportlehrer auch keinen eigenen Namen, der spielt ja keine weitere Rolle.

Jedes Mal, wenn sie ihn zurück ins gegnerische Feld schleuderte, wurde er zum gefährlichen Geschoss, denn er traf immer einen Spieler, schlug beim Aufprall sogar Funken.

Isses denn die Möglichkeit :sconf: Funken!

Der Platz, an dem sie die Tasche abgestellt hatte, war leer.

Da habe ich ein neues Problem erwartet, aber keines stellte sich ein.

„Sieht übel aus. Ganz übel“, sagte Rukola, während er auf dem Waschbecken balancierte und sein Spiegelbild bewunderte. „Aber wenn es dich tröstet, mir tut auch jeder Knochen weh.“

Sehr konsequent, dieser kleine Egozentriker.

„Na und, ist doch nur ein Spiel“, sagte Fabian. „Heute Nachmittag woll'n wir zum Ellerbergsee. Kommst du mit, Nelly?“

Sie könnten gute Freunde werden. Gibt es eine Fortsetzung?

„Aber wo soll ich denn hin?“
„Mir doch egal“, sagte Nelly. „Alles machst du kaputt. Und Wünsche kannst du auch nicht erfüllen“, schrie sie ihn an. „Hau ab!“
Rukola ließ den Kopf hängen. „Ich dachte, ich bin dein Freund.“

Was zu viel ist, ist zu viel! Aber dann kommt das Selbstmitleid. :Pfeif:

Langsam, mit zögerlichen Bewegungen watete er ins Wasser, das ihm augenblicklich bis zur Hüfte reichte. Um ihn herum entstanden weißgrüne Farbschlieren, die sich in kleinen Wellenbewegungen ausbreiteten. Nelly sah, wie Rukola immer blasser wurde, so als würde er sich auflösen.

Ein schönes Bild und zudem fantasievoll.

Nur Rukolas Farben konnte die Sonne nicht zurückbringen, er blieb blass und durchscheinend.

Das auch!

Hatte wohl irgendein Witzbold die Finger im Spiel.“

Sehr schön.

„Wie oft denn noch?“, flüsterte es aus der Schultasche. „Ich bin ein Tor.“

Und ich denke mir nichts Böses dabei, denn du hast einen liebenswerten, nervigen Antihelden entwickelt.

Vielen Dank und viel Glück bei der Challenge. Gruß und eine virtuelle Umarmung. Kanji

 

Und meine Freund, der Konjunktiv, ist auch diesmal nicht ganz pässlich.

Danke für den Anstoß! Ich muss mir mal eine Tabelle anlegen. Wann genau, welche Form verwendet wird. Irgendwie krieg ich diese Regeln nicht in die Birne.

Ich werd mich – wenn der ganze Steuerkram sich hier gelegt hat (die Formulare für 2019 sind vereinfacht wordenlich! - eigentlich löblich - und das Finanzamt gibt offen zu, wo es schon die Zahlen hat – vermeintlich. Denn der erste Hammer der Nichtübereinstimmung liegt vor … und da wirds Dante Friedchen noch einiges vor der Brust haben, wer denn da falsch informiert ist) mal nach nem einfachen Schema umsehen bzw. selbst erstellen. Bis dahin ein paar Verse, die ich vor Jahr und Tag Kanji schon zukommen ließ


Seid so nett!

Es lädt zu einer sehr späten Stunde / Präsens in seine bescheid’ne Hütte ein.
Alle Zeitformen wollen geladen sein / Zu dieser weisen und gelehrten Runde.

Geladen ist, - die Reihenfolge muss sein, - / Vor all den anderen das Plusquamperfekt.
Das streit’ herrlich sich und laut mit dem Perfekt. / Wer mag denn da von beiden vollendeter sein?

’s meldet sich, - recht ruppig, - das Präteritum / Als längstens bestätigte gräuliche Zeit
Und bringt selbst den Gastgeber, das Präsens um / In seinem bunten futuristischen Kleid. –
Keine Zukunft seh’n wir für ein Futurum, / Exaktums Vollendung tut niemand mehr leid!

Exkurs: Hier spricht das Konjunktief
Niemandes Zukunft wäre heute mehr sicher / Nicht einmal die des Futurs, ob I, ob II!
Real würd Konjunktiv zwo im Hintergrund kichern, / Wär er, - wenn überhaupt, - noch dabei.

Tschüss und bleib gesund

Friedel

 

Hallöchen, ich noch mal,

Bist du nicht fertig geworden? Denn so eine KKG sollte doch keine Hürde für dich darstellen.
Ach, irgendwie konnte mich meine eigenen Geschichte nicht so ganz packen und dann haben ich die anderen Beiträge irgendwie eingeschüchtert und dann habe ich sie eben nicht fertig geschrieben. Aber im Müll ist sie noch nicht!

Und ich habe mir überlegt. Wenn Nelly das Buch ins Regal geräumt hätte, dann kennt sie ja die Illustration auf dem Cover. Da würde sie beim Erstkontakt mit Rukola ja sofort wissen, dass er aus der Geschichte geklettert ist und es bestimmt auch erwähnen. „Du bist doch Rukola aus Omas Buch!“ Das Frage- und Antwortspiel würde es nicht geben. Ich würde das sehr vermissen.
Ach, das hatte ich überhaupt nicht verstanden. Dass Rukola aus einem Buch der Oma ist. Ich weiß nicht, ob das mit den spärlichen Hinweisen jemand aus der Geschichte erkennt. Also ich würde das Buch entweder rausnehmen oder es am Ende deutlicher zeigen.

Allerdings würde ich diese Frage

Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich die Frage, woher Rukola kommt, offen lassen darf.
auch damit beantworten, dass eine Auflösung von Rukolas Herkunft überhaupt nicht notwendig ist. Das ist ja das schöne, dass man bei einer gut geschriebenen Geschichte dem Autor einfach glaubt und nicht hinterfragt, was dort passiert.

Weil Mama eine halbe Stunde lesen erlaubt hat. Nelly setzt sich gerne über diese Regelung hinweg. Wenn sie dann Mamas Schritte hört, kann sie fix so tun, als schliefe sie tief und fest.
Die Textpassage hab ich wohl wieder raus gestrichen. Aber braucht es die denn wirklich?
Nö, die braucht es nicht, aber dann braucht es vllt auch das "versteckt" nicht?

Kann ich deine Bedenken zerstreuen, wenn ich die Altersangabe nach unten setze?
Auf jeden Fall!

Aber der Abschnitt zeigt ja gar nicht eindeutig, ob Rukola kann oder nicht? Du weißt das nur, weil ich es im Komm verraten habe.
Naja, bis dahin hat er einfach noch nichts dolles gezeigt, da habe ich schon gar keine Erwartungen mehr.

Rukola ist der Teil, der Nelly in ihrer Persönlichkeit fehlt, um ihre Anlagen und Stärken zu erkennen und zu entwickeln. Sie schreibt nicht nur einen brillanten Aufsatz, sondern geht am Ende mehr aus sich heraus. Lässt Gefühle wie Wut, Zorn und Enttäuschung zu und kann sie artikulieren, als sie ihn zum Teufel schickt. Kann sein, dass ich irgendwo eine Lücke in meiner Denke habe.
Ich glaube, die Lücke liegt hier: Man kennt Nelly zu wenig ohne Rukola. Und in der ersten Szene kommt sie mir gar nicht so verschüchtert vor. Für die meisten ist so eine Situation wohl eher unangenehm.
Vllt würde ihre Entwicklung stärker, wenn du Nelly nicht nur Rukola die Meinung sagen lässt, sondern auch ihren zickelnden Klassenkameraden? Vllt könntest du tatsächlich eine sehr ähnliche Situation wie in der Eingangsszene konstruieren, um Nellys Entwicklung zu verdeutlichen? Das würde es auch den kleinen Lesern einfacher machen, diese zu erkennen.

Liebe Grüße,
NGK

 

Liebe @Kanji,

schnell und effizient und liebenswürdig dein Kommentar. Vielen Dank für deine Eindrücke. Sie sind sehr interessant.

Im Ton war ich ziemlich schnell an die Geschichten von Pittiplatsch, den Lieben erinnert. Der nervte eben auch auf eine liebenswerte, naive Weise, strotzte vor Selbstvertrauen und lag meist bei allem guten Willen in seinen Taten daneben. Als Korrektiv hatte er das Schnattchen und den Hund.
Da war ich schon mal sprachlos. Genau, der kleine dunkle Gnom mit der großen Klappe und den ausgeflippten Ideen. Den hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Aber ich bin stolz auf mich, dass ich endlich mal eine Kinderfigur kenne, und sei sie aus der Steinzeit. Doch die alte Schnatterente mit ihren pädagogisch wertvollen Empfehlungen ging mit damals schon mächtig auf den Geist.

Dein Rukola - wie bist du nur auf diesen Namen gekommen; ich habe ausschließlich das Gemüse vor Augen - ist ichbezogen, liebenswert und hält die clevere Petronella auf Trab.
Die Namensgebung ist ausschließlich dem Klang des Wortes zu verdanken. Lass es dir doch mal auf der Zunge zergehen: Ru-ko-la.
Auffällig ist, dass Rukola, der Selbstherrliche in seiner emotionalen Wirkung das Publikum in zwei Lager spaltet. Ganz klar: Entweder man mag das oder eben nicht.
Du konntest offensichtlich mit seiner Art, seine Zuneigung zu zeigen, etwas anfangen.:lol:

„Ich heiße Petronella Morgenstern …“ Weiter kam sie nicht.
Was für ein wundervoller Name. Mit dem kann man alles werden - auch eine berühmte Geschichtenschreiberin.
Sehr selten, aber melodisch und irgendwie auch kraftvoll. (In unserer Familie heißt jemand tatsächlich so und sie findet den Namen nur schrecklich.)
Meinst du, mit peregrina kann das auch funktionieren?

Es zeigt viel von Nellys Charakter, dass sie das Trotzige für sich behält.
Schön, wenn du das so wahrnimmst.

Nelly setzte sich und atmete erleichtert aus. Wenn die Dumpfbacken erst mitkriegen, dass sie in Mathe eine totale Niete ist, dann hören die nie mehr auf zu lachen.
Hier war ich irritiert, weil sie erleichtert und gleichzeitig beunruhigt ist.
Interessant. Erleichtertes Ausatmen, weil die Folter für den Moment vorbei ist. Beunruhigt, weil sie befürchtet, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Inmitten der verstreuten Kleidung stand ein Mensch. Ein sehr kleiner Mensch.
Mir wäre zu allererst ein Männlein statt eines Menschen eingefallen, weil so kleine, seltsame Menschen mir eher unheimlich sind waren.
Das ist ein guter Vorschlag. Da kann ein sehr kleine Mensch wieder weg. Inmitten der verstreuten Kleidung stand ein Männlein, nicht größer als Nellys Lineal.
Und dann setzt es eine Tracht Prügel, weil man der Autorin Männerfeindlichkeit unterstellt.
Ich denke drüber nach.

Er trug ein T-Shirt, das haargenau so aussah wie Nellys Lieblingshirt, das mit den grünen Punkten.
Für mich war das ein Anhaltspunkt, dass Rukola ein Produkt aus Nellys Fantasie ist. Ist das ein Hinweis oder habe ich das falsch aufgefasst?
Ach, das ist ganz kompliziert.
Nelly hat auch eins. Ihr Lieblingsshirt. Die Oma weiß das und hat der Tor-Figur im neuen Buch ein Shirt mit grünen Punkten angezogen.

„Rukola, der Unfehlbare.“ Dann fiel er um. „Ups, noch ein bisschen wackelig“, murmelte er.
Und hier denke ich an die Unfehlbarkeit im Katholizismus, an den Papst und will das aber gar nicht mit dem kleinen Witzbold in Verbindung bringen.
Sonst ist diese Einführung für den kleinen Antihelden sehr süß.
Du machst mir Angst. Um die Verknüpfung zu umgehen, müsste er behaupten: Rukola, der Unfallbare.

Sie schaute unter die Zudecke,
Mir gefällt Bettdecke besser.
Unbedingt! Übernehme ich.

Sie zeigte in die Richtung des Gartenpavillons, in dem sie ihr Atelier eingerichtet hatte.
Nellys Frauen in der Familie sind kreativ und präsent! Gefällt mir gut.
Ja, mir auch. Leider kommt der Papa etwas zu kurz. Aber manchmal muss man Prioritäten setzen.

„Na ja, macht nix“, sagte Nelly schließlich. „Ich kann die Matheaufgaben auch nicht lösen.“
„Au fein, Mathe, mein Spezialgebiet. Da kannst du aber von Glück reden, dass ich dich begleite.“
Die Divergenz der beiden Charaktere zueinander ist offenbar im Verlauf. Während Nelly immer mehr Verständnis hat, überschätzt sich der Witzbold gerne mal und erkennt Nelly nicht in ihrer liebenswerten und nachsichtigen Persönlichkeit.
Der Kontrast ist zu deutlich? Kann sogar sein, dass ich da mit der berüchtigten Holzhammermethode arbeite? Und ich bin ratlos, ob die Charakter mehr Ambivalenz bräuchten.

Da hörte sie die bekannte Flüsterstimme: „ Kilo, Dezo, Zento!“
Ein Tor, der Böses dabei denkt.
Ich behaupte ja, dass Rukola hier sein Bestes gibt und Nelly wirklich unterstützen will. Wenn er schon keine Magie einsetzen kann, dann wenigstens sein profundes Halbwissen. Und dass sein Eifer nur zu Nellys Nachteil werden wird, weiß doch jedes Kind, auch ohne dass es seine Übersetzung der Redensart aus dem Lateinischen begriffen hat.

„Musstest du so schnell laufen?“ Rukola saß auf dem Schreibtisch, ließ die Beine baumeln und massierte sich die Schläfen. „Jetzt hab ich eine Gehirnerschütterung.“
Du betonst den Charakter deines Antihelden sehr schön und auch hier erinnert er mich an Pittiplatsch, denn wenn’s gut läuft, erkennen die Kinder in ihm ihre eigenen Schwächen, in diesem Fall Selbstbezogenheit.
Wirklich? Das wäre ja genial. Ich dachte, weil der Egoismus überzeichnet ist, könnte das bei Kindern funktionieren. Aber ich kann es eben nicht einschätzen.

Aber wieso solltest ausgerechnet du etwas über Längenmaße wissen, du …, du hässlicher Zwerg.“
„Moooment! Erstens bin ich ein hässlicher Tor.“ Rukolas Haare stellten sich zu Berge und das Schielen verstärkte sich wieder. „Zweitens war der Wunsch nicht eindeutig formuliert. Und drittens hab ich alles richtig vorgesagt. Kann ich doch nix für, wenn du schwerhörig bist“, trumpfte Rukola auf.
„Bin ich nicht“, rief Nelly. „Kannst du mir bitteschön mal sagen, was das sein soll, ein Zento?“
„Weiß doch jedes Kind. Ein Zentometer ist ein Längenmaß.“
Nun reicht es eben auch mal der gutmütigsten Nelly und keine Einsicht beim Schelm. Das machst du gut und konsequent.
Sie ist enttäuscht und sie beginnt endlich, die Emotion zu zeigen. Du emfindest das deutlich?

Nelly streckte die Arme, sprang ein paar Mal hoch, um sich locker zu machen, sodass ihre Rattenschwänze wippten.
Rattenschwänze sind in meinen Ohren negativ konnotiert. Ich sehe diese kleinen Zöpfe rechts und links vom Kopf abstehen; Ratten haben lange, dünne Schwänze.
Zöpfe oder was ist mit Pferdeschwanz? Da hätten wir die magische Drei beisammen, wenn ich linktofinks Vorschlag übernehme: Hämatome weg, Pferdeküsse her!

Sie schielte immer wieder zu ihrem Sportbeutel, den sie auf die Judomatten abgelegt hatte.
Schielen bleibt Rukola vorbehalten - Nelly könnte linsen
Gekauft!

Mein Problem sind in vielen Geschichten die Namen. Ich kann sie selten bis zum Schluss zuordnen und für mein Dafürhalten benötigt der Sportlehrer auch keinen eigenen Namen, der spielt ja keine weitere Rolle.
Das auch. Rein in den Warenkorb!

Der Platz, an dem sie die Tasche abgestellt hatte, war leer.
Da habe ich ein neues Problem erwartet, aber keines stellte sich ein.
Nee, ist bloß ein unbedeutender Clou, ein Cliffhanger ohne erhoffte Wirkung. Aber vllt. ist das hier wirklich der magische Punkt, an dem ich plottechnisch einsetzen sollte.

„Sieht übel aus. Ganz übel“, sagte Rukola, während er auf dem Waschbecken balancierte und sein Spiegelbild bewunderte. „Aber wenn es dich tröstet, mir tut auch jeder Knochen weh.“
Sehr konsequent, dieser kleine Egozentriker.

„Na und, ist doch nur ein Spiel“, sagte Fabian. „Heute Nachmittag woll'n wir zum Ellerbergsee. Kommst du mit, Nelly?“
Sie könnten gute Freunde werden. Gibt es eine Fortsetzung?
Ja, die ist angedacht. :cool: Aber zunächst muss der erste Teil überzeugen.


„Aber wo soll ich denn hin?“
„Mir doch egal“, sagte Nelly. „Alles machst du kaputt. Und Wünsche kannst du auch nicht erfüllen“, schrie sie ihn an. „Hau ab!“
Rukola ließ den Kopf hängen. „Ich dachte, ich bin dein Freund.“
Was zu viel ist, ist zu viel! Aber dann kommt das Selbstmitleid.
Die Absicht sich selber auszulöschen kommt aus heiterem Himmel. Nichts hatte bisher auf einen Sinneswandel hingedeutet. Kein bisschen konsequent von mir, wenn ich Kobolde als unverbesserliche Charaktere sehe. Er dreht sich hier um hundertachtzig Grad und keiner weiß, wie es dazu kam. Eigentlich müsste Rukola die Schuld abstreiten und toben, dann vllt. aus Versehen in den Teich fallen. Erst in letzter Sekunde rettet ihn Nelly.

Langsam, mit zögerlichen Bewegungen watete er ins Wasser, das ihm augenblicklich bis zur Hüfte reichte. Um ihn herum entstanden weißgrüne Farbschlieren, die sich in kleinen Wellenbewegungen ausbreiteten. Nelly sah, wie Rukola immer blasser wurde, so als würde er sich auflösen.
Ein schönes Bild und zudem fantasievoll.
Das muss auf jeden Fall bleiben.

„Wie oft denn noch?“, flüsterte es aus der Schultasche. „Ich bin ein Tor.“
Und ich denke mir nichts Böses dabei, denn du hast einen liebenswerten, nervigen Antihelden entwickelt.
Antiheld ist klasse. Aber schon ist mein Gewissenskonflikt vorprogrammiert.
Nicht auszudenken, wenn so ein cleveres Lesekind nun schlussfolgert, dass man auch mit großer Klappe, ohne Bildung und ohne einsichtig zu sein, prima durchs Leben kommt. Oder soll ich doch noch irgendeinen pädagogischen Zeigefinger erheben? Dann fühl ich mich wie Schnatterinchen.

Vielen Dank und viel Glück bei der Challenge.
Ich bin es, die zu danken hat, für die Anregungen bei weniger gelungen und die Rückmeldung der gelungen Stellen.
Und es ist schon ein Glücksfall, dass ich so viele Einschätzungen und Vorschläge und Impulse zur KG bekommen habe. Was bin ich für ein Glückspilz.

Vielen herzlichen Dank für deinen Besuch.
Liebe Grüße von peregrina


Hallo Lieber @Friedrichard,

Und es bleibt spannend, mit und ohne Konjunktiv.

Ich werd mich – wenn der ganze Steuerkram sich hier gelegt hat ... mal nach nem einfachen Schema umsehen bzw. selbst erstellen. Bis dahin ein paar Verse, die ich vor Jahr und Tag Kanji schon zukommen ließ
Ich wundere mich, dass du das nicht schon längst erstellt hast. Wenn ich mir ansehe, was du ständig für Scherereien mit uns hast – und zu meiner Entspannung bin ich in guter Gesellschaft – hallo, Kanji!

Aber trotzdem könnte ich ja parallel zu dir auch eine Tabelle erstellen und dann gucken wir mal, wer der Tabellenführer ist. :lol:Kleiner Scherz von der Strafbank.

Bis dahin ein paar Verse, die ich vor Jahr und Tag Kanji schon zukommen ließ

Tolle Zusammenfassung. Ist aber nicht von dir? Oder?

Egal! Wie auch immer: Wir kriegen das hin.
Alles Gute für dich.

Liebe Grüße von peregrina


Danke für die erneute Rückmeldung liebes @Nichtgeburtstagskind,

deine vielen fachspezifischen Hinweise muss ich erst mal überdenken. Schreib ich doch glatt eine Fantasy- Geschichte und erfahre als Letzte davon. Kein Wunder, dass ich mich nicht mehr zurechtfinde. Morgen melde ich mich wieder.

Gute Nacht und LG

 

Und meine Freund, der Konjunktiv, ist auch diesmal nicht ganz pässlich.

Klar ist „seid so nett“ von mir – von wem könnt‘s denn sonst sein?, vonnem Jöthe oder nem Schüttel'sbier?

Aber das hier ist von einem Größeren (selbst wenn er kleiner gewachsen sein sollte) als ich:

»Wenn ich ein Vöglein wär'
und auch zwei Flüglein hätt,
flög' ich zu dir.
Weil's aber nicht kann sein
bleib' ich allhier.«
J. G. Herder​

Schaun wir mal, ob wir den Konjunktiv II neben seinem Bruder Konjunktiv I (kurz „indirekte Rede“ die Du offensichtlich beherrscht) hinkriegen,

liebe peregrina,

wozu sich die erste Strophe des Volksliedes vorzüglich eignet, weil sie

a) im Konjunktiv II beginnt und
b) im Indikativ, sozusagen in der Wirklichkeit und Gegenwart endet.

Womit wir schon mehrere Gegensätze haben: Realität und Irrealität – als könnte ich jemals ein Vöglein sein!, bekanntermaßen trüge zumindest ich dann Federn und nicht Schuppen auf meinen Schultern.

Eines sollte/kann schon erkannt werden: Der Konjunktiv hat nix mit der Zeitenfolge zu tun, selbst wenn der Konj. II aus den (oft umgelauteten) Vergangenheitsformen der Verben (in unserm Fall „sein, haben, fliegen – war, hatte, flog – wäre, hätte, flöge), und er wird immer gleich gebildet, ob die Erzählstimme nun in der Gegenwart oder Vergangenheit erklingt.

Ich vergleich den Konj. II gerne mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung (oder wie der Theologe Paul Tillich es mal gesagt hat als Gegensatz von Potentialität und Aktualität) zwischen den Werten „0“ (falsch, unmöglich, unwahrscheinlich, gelogen) und „1“ (richtig, aktuell, wahr) und dem Mittelwert „0,5“, einem „sowohl als auch“.

Ich erlaub mir mal ein Eigenzitat, wo Futur - im Gegensatz zum Konjunktiv von binärer Wertigkeit "wirdso oder eben nicht und ganz anders" in seiner Unbestimmtheit - und Konjunktiv aufeinanderprallen

Nun, fünf Jahre später wird Brian Jones tot sein und ich werde in der kfm. Lehre weniger sperrige, aber jüngere Mädchen kennenlernen und in Werk- und Berufsschule Dutschke imitieren. Schon da wird mir das Original des »Robert Koch auf der Suche nach dem Tuberkel« nicht mehr vorliegen, aber ich könnte es jederzeit wiederholen und somit wieder holen. Dann schaute der Betrachter auf ein steil sich erhebendes, dezent behostes fettes Hinterteil eines korpulenten, knienden Körpers in einem weißen, mutmaßlichen Arzt-Kittel, dessen Oberkörper nebst Haupt und Arm unter einem entsprechend aufgewölbten Teppich be- und verdeckt wäre.
Natürlich kann man auch „würde“-Konstruktionen verwenden, also mit dem Konj. II von „werden“ arbeiten, was dem inhaltlich reicheren engl. „would“ nahekäme, um etwa die scheinbare Beschwernis der Umlautung zu vermeiden. Aber wie klänge dann das Volkslied (und Herder drehte sich im Grabe um):

Würd' ich ein Vöglein sein
und auch zwei Flüglein haben,
würde ich zu dir fliegen.
...​

Vllt. hilft das ja 'n bissken ...
sozusagen "in kleinen Dosen" ...

Ahoi und bis bald

Friedel

 

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